Unzensuriert Magazin Sondernummer Wehrpflicht
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6 GRUNDWEHRDIENST<br />
Bundesheer<br />
Wehrdienst muss wieder<br />
ein Erlebnis werden<br />
Vor allem für Grundwehrdiener ist die jetzige Situation im<br />
Bundsheer oft unbefriedigend. So genannte „Systemerhalter“,<br />
die zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes<br />
eingesetzt werden, klagen nach Ende des Grundwehrdienstes<br />
über sinnlose Aufgaben und sehen daher die<br />
sechs Monate als verlorene Zeit. StWm MARIO KUNASEK<br />
Auch die Abrüsterbefragung am Ende<br />
des Grundwehrdienstes zeigt diese<br />
Meinung: Während Systemerhalter dem<br />
Bundesheer überwiegend negativ gegenüber<br />
stehen, sehen Abrüster, die in<br />
einer Einsatzorganisation eine Funktion<br />
inne hatten und auch entsprechende<br />
Ausbildungsinhalte vermittelt bekommen<br />
haben, das Bundesheer durchaus<br />
positiv. Hält man sich vor Augen, dass<br />
bis zu 50 Prozent der Grundwehrdiener<br />
in der Funktion eines Systemerhalters<br />
dienen, versteht man auch die oft<br />
vorherrschende negative Meinung zum<br />
Bundesheer.<br />
Eine Attraktivierung des Grundwehrdienstes<br />
kann es also nur geben, wenn<br />
die Anzahl der Systemerhalter auf ein<br />
Mindestmaß reduziert wird. Das bedeutet<br />
aber natürlich, dass man diese Aufgaben<br />
zur Aufrechterhaltung des militärischen<br />
Dienstbetriebes auslagern müsste und<br />
damit auch Mehrkosten entstehen würden.<br />
Aber auch der Ausbildungsbetrieb<br />
ist in vielen Bereichen zu reformieren.<br />
Der Grundwehrdiener muss „Militär erleben“<br />
dürfen, um auch entsprechend positive<br />
Erfahrungen sammeln zu können.<br />
Die Ausbildung muss daher fordernd und<br />
abwechslungsreich sein, es muss aber<br />
auch der Sinn dahinter vermittelt und<br />
verstanden werden.<br />
In den letzten Jahren, nicht zuletzt auf<br />
Grund des budgetären Notstandes des<br />
Bundesheers, kann man in vielen Bereichen<br />
eine solche „Erlebnisausbildung“<br />
nicht mehr bieten. Zu wenig Gerät, zu<br />
wenig Personal und vor allem zu wenig<br />
Geld für Überstunden machen es den<br />
Offizieren und Unteroffizieren oft unmöglich,<br />
eine attraktive Ausbildung sicherzustellen.<br />
<strong>Unzensuriert</strong> <strong>Magazin</strong> • Sonderausgabe „<strong>Wehrpflicht</strong>“ • März 2011<br />
Es darf nicht sein, dass die Ausbildung<br />
von Rekruten von der militärischen Führung<br />
in den letzten Jahren in der Prioritätenliste<br />
immer weiter nach unten<br />
gereiht wird. Das führt nicht nur bei den<br />
Grundwehrdienern, sondern auch beim<br />
Kaderpersonal zu einer immer größeren<br />
Demotivation.<br />
Die wichtigsten Punkte für eine Aufwertung<br />
des Grundwehrdienstes sind:<br />
• „Systemerhalter“ auf ein Mindestmaß<br />
reduzieren<br />
• Befreiungen und Einstufungen neu<br />
überarbeiten<br />
• Überarbeitung der Ausbildungspläne<br />
• Ausbildungsdienst wieder Priorität<br />
einräumen<br />
• Genügend Personal, Gerät und Geld<br />
für Grundwehrdiener-Ausbildung zur<br />
Verfügung stellen<br />
• Mehr zivil anrechenbare Ausbildungen<br />
sicherstellen, um Mehrwert für<br />
Grundwehrdiener sichtbar zu machen<br />
• Den Soldatenberuf gesellschaftlich<br />
stärken<br />
Mario Kunasek ist Zugskommandant<br />
im Versorgungsregiment 1 in der<br />
Kirchner-Kaserne in Graz. Als Nationalratsabgeordneter<br />
der FPÖ ist Kunasek<br />
Mitglied im Landesverteidigungsausschuss.<br />
FPÖ