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Masterarbeit Integration im Frühenglischunterricht - BSCW

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Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich<br />

Departement: 1<br />

Schwerpunkt: Masterstudiengang Sonderpädagogik mit Vertiefungsrichtung<br />

Schulische Heilpädagogik (SHP)<br />

Wissenschaftliche Arbeit: <strong>Masterarbeit</strong><br />

<strong>Integration</strong> <strong>im</strong> <strong>Frühenglischunterricht</strong> –<br />

Eingereicht von:<br />

Marianne Lüscher<br />

Obere Gasse 21<br />

5400 Baden<br />

Tel: 056 222 03 67<br />

Mail: marianluescher@bluewin.ch<br />

Begleitung: Anke Sodogé<br />

Baden, den 10.1.2011<br />

Yes we can!


Abstract<br />

Englischlehrkräfte, die an integrativen Schulen unterrichten, stossen <strong>im</strong>mer wieder an Grenzen <strong>im</strong><br />

Umgang mit Kindern mit Lernschwierigkeiten. Die Autorin geht darum der Frage nach, wie der Eng-<br />

lischunterricht auf der Pr<strong>im</strong>arstufe mit dem obligatorischen Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ gestal-<br />

tet werden muss, damit Kinder mit Lernschwierigkeiten partizipieren können. Auf der Suche nach Ant-<br />

worten wurden, mit einer Dokumentenanalyse und einer Befragung von Englischlehrkräften, Daten<br />

erhoben. Die Auswertungen haben ergeben, dass sich das Lehrwerk „Here Comes Super Bus“ nur<br />

bedingt für einen Unterricht mit Kindern mit Lernschwierigkeiten eignet.<br />

1


Inhalt<br />

VORWORT ................................................................................................................. 5<br />

1 EINGRENZUNG DES THEMAS UND FORMULIERUNG DES PROBLEMS ........ 6<br />

2 AUSGANGSLAGE FÜR DEN ENGLISCHUNTERRICHT ..................................... 6<br />

2.1 Integrative Schulungsform <strong>im</strong> Kanton Aargau ............................................................................ 7<br />

2.2 Lehrmittel ........................................................................................................................................ 7<br />

2.3 Lehrplan und Umsetzungshilfe ..................................................................................................... 8<br />

2.4 Zwei Studien ................................................................................................................................... 8<br />

2.5 Fazit .................................................................................................................................................. 9<br />

3 FRAGESTELLUNG UND ZIELSETZUNGEN ........................................................ 9<br />

3.1 Fragestellung und Hypothesenbildung ........................................................................................ 9<br />

3.2 Forschungsziele ........................................................................................................................... 10<br />

4 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND DEFINITION ZENTRALER BEGRIFFE 11<br />

4.1 Spracherwerb ................................................................................................................................ 11<br />

4.1.1 Erstsprache ............................................................................................................................. 11<br />

4.1.2 Zweitsprache/Fremdsprache ................................................................................................... 12<br />

4.2 Lernschwierigkeiten und Lernstörungen ................................................................................... 12<br />

4.2.1 Sprachstörungen ..................................................................................................................... 13<br />

4.2.2 Verhaltensstörungen ............................................................................................................... 14<br />

4.3 Wie wird gelernt? .......................................................................................................................... 14<br />

4.3.1 Wie wird eine Fremdsprache erlernt? ..................................................................................... 14<br />

4.3.2 Basisfunktionen und die Ganzheitlichkeit des Lernens ........................................................... 15<br />

4.3.3 Bedingungen für Lernerfolge <strong>im</strong> Sprachunterricht, eine Schlussfolgerung ............................. 16<br />

4.3.4 Verschiedene Sprachmodelle ................................................................................................. 17<br />

4.3.5 Prozedurale Erfolgsbedingungen für den Englischunterricht .................................................. 17<br />

4.3.6 Unterrichtsprinzipien, eine Auswahl ........................................................................................ 19<br />

4.4 Anforderungen an Lehrwerke ..................................................................................................... 19<br />

4.4.1 Bildungsrelevante Inhalte ........................................................................................................ 21<br />

4.4.2 Handlungs- und Aufgabenorientierung.................................................................................... 21<br />

4.4.3 Neue Schwerpunkte der Sprachvermittlung ............................................................................ 21<br />

4.4.4 Binnendifferenzierung .............................................................................................................. 22<br />

4.4.5 Lerntraining .............................................................................................................................. 22<br />

4.4.6 Unterstützung der Lehrperson ................................................................................................. 22<br />

5 FORSCHUNGSVORGEHEN ................................................................................ 23<br />

2


5.1 Forschungsstrategie .................................................................................................................... 23<br />

5.2 Forschungsmethoden .................................................................................................................. 25<br />

5.2.1 Dokumentenanalyse ................................................................................................................ 25<br />

5.2.2 Leitfadeninterview .................................................................................................................... 25<br />

6 ANALYSE DES LEHRWERKS ............................................................................ 27<br />

6.1 Kriterienraster mit Arbeitsfragen ................................................................................................ 27<br />

6.2 Didaktisch-methodisches Konzept des Lehrwerks .................................................................. 32<br />

6.3 Inhaltskonzeption ......................................................................................................................... 33<br />

6.4 Tabellarische Zusammenfassung der Analyse und Interpretation ......................................... 34<br />

6.5 Begründung für die Eignung bzw. Nichteignung des Lehrwerkes für Kinder mit<br />

Lernschwierigkeiten ............................................................................................................................ 36<br />

7 INTERVIEWS ....................................................................................................... 37<br />

7.1 Interviewfragen ............................................................................................................................. 37<br />

7.2 Interviewdurchführung ................................................................................................................ 38<br />

7.3 Transkription ................................................................................................................................. 39<br />

7.4 Erstellung des Kategoriensystems ............................................................................................ 40<br />

7.4.1 Deduktive Kategoriendefinition ................................................................................................ 40<br />

7.4.2 Induktive Kategoriendefinition ................................................................................................. 43<br />

7.5 Kodierung der Interviews ............................................................................................................ 44<br />

8 KATEGORIENBASIERTE AUSWERTUNG ......................................................... 45<br />

8.1 Aufgabenstellungen ..................................................................................................................... 45<br />

8.2 Individualisierung ......................................................................................................................... 46<br />

8.3 Kooperationsformen .................................................................................................................... 47<br />

8.4 Motivation ...................................................................................................................................... 48<br />

8.5 Lernschwierigkeiten ..................................................................................................................... 49<br />

8.6 Lehrwerk ........................................................................................................................................ 50<br />

8.7 Rahmenbedingung ....................................................................................................................... 52<br />

9 GEGENÜBERSTELLUNG VON THEORIE UND DEN ERKENNTNISSEN DER- 53<br />

9.1 Neue Schwerpunkte für die Vermittlung des Sprachsystems ................................................. 53<br />

3


9.2 Binnendifferenzierung ................................................................................................................. 54<br />

9.3 Kooperationsformen .................................................................................................................... 55<br />

9.4 Handlungsorientierung ................................................................................................................ 56<br />

9.5 Bildungsrelevante Themen und Inhalte ..................................................................................... 56<br />

9.6 Lerntraining ................................................................................................................................... 57<br />

9.7 Unterstützung der Lehrperson .................................................................................................... 58<br />

9.8 Rahmenbedingungen ................................................................................................................... 58<br />

10 SCHLUSSAUSWERTUNG ................................................................................ 59<br />

10.2 Überprüfung der Hypothesen ................................................................................................... 61<br />

10.3 Überprüfung der Forschungsziele ............................................................................................ 62<br />

10.4 Reflexion des Forschungsvorgehens ...................................................................................... 62<br />

10.5 Weiterführende Fragestellungen .............................................................................................. 63<br />

11 VORSCHLÄGE FÜR DIE PÄDAGOGISCHE PRAXIS ...................................... 65<br />

DANK ....................................................................................................................... 68<br />

LITERATURVERZEICHNIS ..................................................................................... 69<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS .................................................................................. 73<br />

ANHANG ................................................ FEHLER! TEXTMARKE NICHT DEFINIERT.<br />

4


Vorwort<br />

Die vorliegende Arbeit entstand <strong>im</strong> Rahmen des berufsbegleitenden Masterstudiengangs, Sonderpä-<br />

dagogik mit Vertiefungsrichtungsrichtung Schulische Heilpädagogik (SHP), an der Hochschule für<br />

Heilpädagogik (HfH) in Zürich. Die Autorin unterrichtete, unter anderem, Englisch auf der Pr<strong>im</strong>arstufe<br />

an einer Tagesschule <strong>im</strong> Kanton Aargau. Mit der Einführung der integrativen Schulungsform wurden<br />

vermehrt Kinder mit Lernschwierigkeiten in die Regelklassen integriert, was die Gestaltung ihres Eng-<br />

lischunterrichts zunehmend erschwerte. Im Umgang mit dem obligatorischen Lehrmittels, „Here Co-<br />

mes Super Bus“, stiess sie <strong>im</strong>mer wieder an methodisch-didaktische Grenzen. Es fiel ihr schwer, bin-<br />

nendifferenzierende Massnahmen in ihrem Unterricht umzusetzen, um allen Lernenden gerecht zu<br />

werden. Ihre eigenen Erfahrungen wurden durch andere Fachlehrkräfte bestätigt. Aus diesen persön-<br />

lichen Erfahrungen heraus, entstand die Idee für diese <strong>Masterarbeit</strong>.<br />

5


1 Eingrenzung des Themas und Formulierung des Problems<br />

Im Kanton Aargau wurde <strong>im</strong> Schuljahr 2008/2009 die Fremdsprache Englisch ab der dritten Klasse<br />

flächendeckend als Schulfach eingeführt. Als verbindliches Lehrmittel wurde „Here Comes Super Bus“<br />

verordnet. Schon bald zeigte sich, dass Kinder mit Lernschwierigkeiten und Kinder mit erheblichen<br />

Beeinträchtigungen, laut Erfahrungsberichten von Lehrpersonen, dem Unterricht nur teilweise oder gar<br />

nicht mehr folgen konnten. Unklar blieb jedoch, welche Leistungsminderungen für die Lehrpersonen<br />

überhaupt problematisch sind. Befürchtungen wurden laut, dass es nicht möglich sei, alle Kinder adä-<br />

quat zu fördern. Einige Lehrpersonen begründeten dieses Unvermögen mit dem Verweis auf die<br />

Grösse der Englischklassen. Die Anzahl Kinder in einer Klasse variieren von 8 bis zu 26 Schüler und<br />

Schülerinnen. Andere Lehrpersonen warfen die Frage nach der Eignung des Lehrmittels auf. Während<br />

den Praxisgruppentreffen der Englischfachlehrpersonen kamen zudem wiederholt Fragen nach geeig-<br />

neten Methoden und ergänzenden Unterrichtsmaterialien für das Unterrichten heterogener Klassen in<br />

integrativen Schulen zur Sprache.<br />

Bader Lehmann (2007, S. 14) umschreibt die grundsätzlichen Ziele für den <strong>Frühenglischunterricht</strong><br />

folgendermassen: „Wir wollen Freude und grundsätzliche Motivation zum Sprachenlernen entwickeln<br />

sowie Lernstrategien, die den Erwerb von weiteren Sprachen fördern“. Diese Ziele können von Kin-<br />

dern, die eine Leistungsminderung aufweisen, jedoch nicht <strong>im</strong>mer erreicht werden. Die Freude und die<br />

Motivation am Sprachenlernen setzten aber voraus, dass die Lernenden regelmässige und wiederkeh-<br />

rende Erfolge erfahren können. Damit auch Kinder mit Lernschwierigkeiten oder erheblichen Beein-<br />

trächtigungen weiterhin Spass am Englischunterricht haben, braucht es didaktisch-methodische Hilfen<br />

und geeignete Organisationsformen. Für den Heilpädagogen und die Heilpädagogen ist es eine Her-<br />

ausforderung den Englischunterricht so zu gestalten, dass durch Binnendifferenzierung eine aktive<br />

Teilnahme am Unterricht für alle Schüler und Schülerinnen möglich wird.<br />

2 Ausgangslage für den Englischunterricht<br />

In diesem Kapitel werden die kantonalen Rahmenbedingungen für den Englischunterricht <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf die Einführung der Integrativen Schulungsform <strong>im</strong> Kanton Aargau kurz erläutert. Im Anschluss wird<br />

begründet, warum sich diese Forschungsarbeit ausschliesslich mit der <strong>Integration</strong> von Kindern mit<br />

Lernschwierigkeiten befasst. Auch wird <strong>im</strong> gleichen Sinne auf das obligatorische Englischlehrmittel<br />

und den Lehrplan eingegangen. Am Schluss werden die Ergebnisse zweier wissenschaftlicher Stu-<br />

dien, in Bezug auf Kinder mit Lernschwierigkeiten, zusammenfassend erläutert.<br />

6


2.1 Integrative Schulungsform <strong>im</strong> Kanton Aargau<br />

Im Kanton Aargau können Gemeinden frei wählen, ob sie die Integrative Schulungsform einführen<br />

oder weiterhin Kleinklassen beibehalten wollen. Diese Wahlfreiheit der Gemeinden ist seit 1998 <strong>im</strong><br />

Schulgesetz verankert. Knapp die Hälfte aller Gemeinden, <strong>im</strong> Ganzen 194, werden ab Schuljahr<br />

2010/11 die „Integrative Schulungsform“ einführen. Weitere 205 Schulen planen eine Umstrukturie-<br />

rung in diesem Sinne. Nur 15 Schulen bleiben be<strong>im</strong> Status Quo (vgl. Bildung, Kultur und Sport). Die<br />

gesetzliche Grundlage dafür ist § 15 (siehe Anhang). Im Kanton Aargau ist die „Integrative Schulungs-<br />

form“ in drei Teile gegliedert (ebd):<br />

� Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten (IHP=Integrierte Heilpäda-<br />

gogik)<br />

� Förderung von Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung oder einer erheblichen Be-<br />

einträchtigung (UME=Unterstützende Massnahmen <strong>im</strong> Einzelfall)<br />

� Förderung von Kindern und Jugendliche mit besonderen Begabungen (=BF)<br />

Kinder mit Lernschwierigkeiten<br />

Die Autorin dieser <strong>Masterarbeit</strong> hat sich aus nachfolgenden Gründen entschieden, den Englischunter-<br />

richt nur <strong>im</strong> Hinblick auf die <strong>Integration</strong> der Kinder mit Lernschwierigkeiten hin zu untersuchen:<br />

� Die Integrative Schulungsform <strong>im</strong> Kanton Aargau steckt noch in den Kinderschuhen.<br />

� Der Schwerpunkt in diesem Einführungsjahr liegt bei vielen Schulen hauptsächlich auf der In-<br />

tegrierten Heilpädagogik (IHP). Eine erweiterte <strong>Integration</strong> von Kindern mit einer Behinderung<br />

oder einer erheblichen Beeinträchtigung ist nur in Ausnahmefällen möglich.<br />

� Die befragten Englischlehrpersonen haben zum Teil kaum Erfahrung mit <strong>Integration</strong>.<br />

� Unklar ist auch, wie und von wem Kinder mit Lernschwierigkeiten <strong>im</strong> Englischunterricht geför-<br />

dert werden können, weil nicht alle Schulischen Heilpädagogen über Englischkenntnisse ver-<br />

fügen.<br />

2.2 Lehrmittel<br />

Während der Englischpilotphase wurde das Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ von Maria Josè Lobo<br />

und Pepita Subirà erprobt. Die beteiligten Lehrpersonen, die erziehungsrätliche Begleitkommission<br />

und die Lehrmittelkommission gaben diesem Lehrmittel den Vorzug, als es um die Auswahl ging, weil<br />

es die Erkenntnisse moderner Fremdsprachendidaktik berücksichtigt (vgl. Ruhstaller, 2007, S. 14).<br />

Be<strong>im</strong> Erwerb von Sprachkompetenzen stehen Hören, Reden, Lesen und Schreiben, in dieser Reihen-<br />

folge, <strong>im</strong> Vordergrund. Die Lektionen haben <strong>im</strong>mer den gleichen Aufbau und <strong>im</strong> Zentrum steht jeweils<br />

eine Bildergeschichte, aus welcher sich sämtliche Aufgaben und Aktivitäten entwickeln. Aus heilpäda-<br />

gogischer Sicht sind vor allem folgende drei Aussagen relevant (ebd.):<br />

7


� Das Lehrmittel ist nach dem Spiralprinzip aufgebaut.<br />

� Die Aufgabenstellungen ermöglichen individuelles Arbeiten und das Lernen in Gruppen glei-<br />

chermassen.<br />

� Unterschiedliche Bedürfnisse der Lerntypen werden berücksichtigt.<br />

2.3 Lehrplan und Umsetzungshilfe<br />

Der Lehrplan für den Englischunterricht auf der Pr<strong>im</strong>arstufe wurde so formuliert, dass sich der Inhalt<br />

auf den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GERR) bezieht (Lehrplan für die<br />

Pr<strong>im</strong>arschule des Kantons Aargaus – Englisch an der Pr<strong>im</strong>arschule, 2008, S. 1). Durch diese Refe-<br />

renz wird auch <strong>im</strong> Lehrplan ein Paradigmenwechsel <strong>im</strong> Fremdsprachenunterricht aufgegriffen und<br />

festgelegt. „Die kommunikativen Ziele des GERR bedingen einen sozial-konstruktivistischen Ansatz<br />

und einen inhalts- und handlungsorientierten Unterricht“ (ebd.). Die Gedanken dieses Konzeptes stel-<br />

len eine gute Ausgangslage dar, um Kinder mit Lernschwierigkeiten <strong>im</strong> Englischunterricht zu unter-<br />

stützen, zu fördern und zu integrieren.<br />

Vor allem die Umsetzungshilfe für den Lehrplan „Englisch an der Pr<strong>im</strong>arschule“ enthält Vorschläge in<br />

dieser Richtung. Es wird darauf hingewiesen, wie der Heterogenität Rechnung zu tragen ist, indem<br />

Ziele, Aufgaben, Unterrichtsgestaltung und Leistungsanforderungen angepasst werden (vgl. Umset-<br />

zungshilfe zum Lehrplan – Englisch an der Pr<strong>im</strong>arschule, 2008, S. 1). Weitere praktische Ratschläge<br />

beziehen sich auf die Anpassung des Lehrmittel (2008, S. 15) und die Differenzierung von Lernange-<br />

boten (2008, S. 16). Im Lehrplan (2008, S. 8) findet sich eine einzige Aussage in Bezug auf Schüler<br />

und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten: „Für lernschwächere Schüler und Schülerinnen werden<br />

individuelle Lernziele vereinbart“.<br />

2.4 Zwei Studien<br />

Wie viele Kinder sind <strong>im</strong> Durchschnitt in einer Englischklasse, die Schwierigkeiten haben dem Unter-<br />

richt zu folgen? Die Ergebnisse zweier offizieller Berichte, einer Lernstandserhebung, die <strong>im</strong> Kanton<br />

Aargau in Bezug auf Englisch an der Pr<strong>im</strong>arschule durchgeführt wurde und einer kantonsübergreifen-<br />

den Längsschnittstudie zur Wirksamkeit des Fremdsprachenunterricht auf der Pr<strong>im</strong>arstufe zeigen,<br />

dass die Mehrheit der Kinder gut bis sehr gut Englisch lernten.<br />

Im Kanton Aargau wurde 2008, nach zwei Jahren der Erprobung des Englischunterrichts, eine umfas-<br />

sende Lernstanderhebung mit 748 Kindern der Pilotklassen durchgeführt (vgl. Husfeldt & Bader Leh-<br />

mann, 2009, S. 4). In der Studie wird nicht auf Kinder mit Lernschwierigkeiten oder einer erheblichen<br />

Beeinträchtigung eingegangen. Aus den Ergebnissen der Studie kann jedoch geschlossen werden,<br />

dass rund ein Viertel der Schüler und Schülerinnen weniger motiviert ist und auch bei einigen Kindern<br />

die Leistungen <strong>im</strong> Vergleich zu den anderen Kindern abfallen (vgl. Husfeldt & Bader Lehmann, 2009,<br />

S. 17).<br />

8


Stichproben des Nationalen Forschungsprogrammes „Frühenglisch – Überforderung oder Chance“<br />

(Haenni, Müller, Heinzmann, Wicki & Werlen, 2009, S. 24) zeigen auf, dass sich 28 Prozent der Schü-<br />

ler und Schülerinnen überfordert fühlen und 15 Prozent keinen Spass am Unterricht haben. Es konnte<br />

jedoch nicht festgestellt werden, inwieweit Schüler und Schülerinnen mit reduzierten Lernzielen über-<br />

fordert sind, weil diese Gruppe nicht in die Analyse einbezogen wurde.<br />

2.5 Fazit<br />

Auf der Gesetzesebene wird eine Förderung von Kindern mit Lernschwierigkeiten verlangt. Hinweise,<br />

auf welche Weise diese Förderung umgesetzt werden soll, gibt vor allem die Umsetzungshilfe für den<br />

Lehrplan „Englisch an der Pr<strong>im</strong>arschule“. Auf den ersten Blick scheint auch das Lehrmittel geeignet,<br />

um Kindern mit Lernschwierigkeiten gerecht zu werden. Auf einen Handlungsbedarf weisen die Resul-<br />

tate der oben aufgeführten Studien hin. Es kann angenommen werden, dass ungefähr 25 Prozent<br />

aller Kinder in irgendeiner Weise Mühe haben, dem Englischunterricht zu folgen. Obwohl die meisten<br />

der Schüler und Schülerinnen erfolgreich Englisch lernen, gibt es andere, die nicht motiviert sind<br />

und/oder sich überfordert fühlen.<br />

3 Fragestellung und Zielsetzungen<br />

Die Fragestellung und Zielsetzungen beziehen sich auf die oben erwähnten Ausführungen. Die ge-<br />

nannten Beweggründe und aufgeführten Probleme gaben Anlass dazu, die Gelingensbedingungen für<br />

das Lernen <strong>im</strong> Englischunterricht in Bezug auf Schüler und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten zu<br />

untersuchen und aufzuzeigen, um am Schluss aus den gewonnen Erkenntnissen didaktisch-<br />

methodische Vorschläge für einen Englischunterricht für alle abzuleiten.<br />

3.1 Fragestellung und Hypothesenbildung<br />

Auf die Fragestellung bezogen, stehen vor allem didaktisch-methodische Überlegungen <strong>im</strong> Vorder-<br />

grund. Da das Lehrmittels „Here Comes Super Bus“ <strong>im</strong> Kanton Aargau obligatorisch ist, erhält es ei-<br />

nen gewissen Stellenwert und muss in die Betrachtungen mit einbezogen werden. Daraus hat sich<br />

folgende Fragestellung ergeben:<br />

Wie muss der Englischunterricht mit dem Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ gestaltet<br />

sein, damit Kinder mit Lernschwierigkeiten partizipieren können?<br />

9


Aufgrund der Fragestellung haben sich zwei Hypothesen ergeben:<br />

These 1<br />

Unter Berücksichtigung der neuesten erfolgsversprechenden methodischen und didaktischen<br />

Konzeptionen des Sprachenlernens, sollte ein modernes Lehrmittel wie „Here Comes Super<br />

Bus“ gleichermassen für stärkere und schwächere Schüler und Schülerinnen, einsetzbar sein.<br />

These 2<br />

- Ein gutes Lehrwerk, schon bedingt durch die verschiedenen Lehrwerkteile, sollte nicht nur ein<br />

Steuerungsinstrument sein, sondern es sollte auch Freiräume für mehr lernerorientierte Pro-<br />

zesse anbieten.<br />

Beide Thesen beziehen sich auf das Lehrwerk, weil es <strong>im</strong> Englischunterricht eine zentrale Stellung<br />

einn<strong>im</strong>mt. Es ist gleichzeitig Instrument für die Planung und das Unterrichtsverfahren sowie für die<br />

Umsetzung der Vorgaben des Lehrplans. Zudem kann es einen grossen Einfluss auf das Handlungs-<br />

vorgehen der Lehrperson habe, weil die Inhalte die methodisch-didaktischen Ansätze, auf denen das<br />

Lehrwerk aufgebaut ist, wiederspiegeln.<br />

3.2 Forschungsziele<br />

Forschungsziel 1 ist: Das Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ wird aufgrund theoretischer Erkenntnis-<br />

se und den Aussagen der Interviews in Bezug auf Kinder mit unterschiedlichen Lernschwierigkeiten<br />

und auf das Unterrichten in heterogenen Klassen, auf seine Tauglichkeit hin zu analysiert.<br />

Vorgängig dazu müssen Lernschwierigkeiten auf das allgemeine Lernen, das Verhalten und die Spra-<br />

che hin theoretisch ermittelt, definiert und eingegrenzt werden. Das Lehrmittel wird geprüft, ob sich der<br />

Aufbau, die Aufgaben und Aufgabenstellungen für die Arbeit mit Kindern mit Lernschwierigkeiten eig-<br />

nen.<br />

Forschungsziel 2 ist: Auf der Unterrichtsebene werden die Bedingungen für einen erfolgreichen Unter-<br />

richt mit dem Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ ermittelt.<br />

Dieses Forschungsziel kann mit der Befragung der Lehrpersonen erreicht werden. Sämtliche Aussa-<br />

gen zu den Bedingungen für einen erfolgreichen Unterricht werden aufgenommen und analysiert. In<br />

Verbindung mit der Literaturrecherche können diese geprüft und ergänzt werden.<br />

Sämtliche Erkenntnisse werden laufend und wieder am Schluss miteinander in Verbindung gebracht<br />

und evaluiert. Mit Hilfe dieser Interpretationen werden methodisch-didaktische Vorschläge erarbeitet,<br />

10


wie Lehrpersonen ihren Englischunterricht mit dem verbindlichen Lehrmittel „Here Comes Super Bus“<br />

besser individualisieren und differenzieren können.<br />

4 Theoretische Grundlagen und Definition zentraler Begriffe<br />

Im theoretischen Teil dieser Arbeit werden einige Begriffe, die sich auf den Spracheerwerb, Lern-<br />

schwierigkeiten und Unterrichtskonzepte beziehen, definiert. Den Hauptteil bilden jedoch theoriegelei-<br />

tete Untersuchungen, die sich mit dem Lernen, den Gelingensbedingungen <strong>im</strong> Unterricht für erfolgrei-<br />

ches Lernen in heterogenen Gruppen und den Anforderungen an ein Lehrwerk befassen. Auch hier<br />

werden <strong>im</strong>mer wieder Begriffe erklärt, wenn dies angebracht ist. Es darf angenommen werden, dass<br />

sich die moderneren Konzepte und Erkenntnisse der neueren Sprachforschung und die Anforderun-<br />

gen an ein Lehrwerk weitgehend übereinst<strong>im</strong>men.<br />

4.1 Spracherwerb<br />

Nachfolgend wird erklärt, wenn von einer Erst-, einer Zweit- oder einer Fremdsprache gesprochen<br />

wird. Auf den Spracherwerb wird nur allgemein <strong>im</strong> Kapitel 4.3 eingegangen.<br />

4.1.1 Erstsprache<br />

Mit dem Erstspracherwerb (L1) ist die Sprachentwicklung der Muttersprache gemeint. Das Erlernen<br />

der Sprache ist ein fortlaufender Prozess, der schon vor der Geburt, <strong>im</strong> Bauch der Mutter, seinen An-<br />

fang n<strong>im</strong>mt und zu keinem Ende kommt. „Die Stunde null der Sprachentwicklung ist [jedoch] ein theo-<br />

retisches Konstrukt ….“ (Deutsch & El Mogharbel, 2007, S. 13). Der Spracherwerb kann einhergehen,<br />

muss aber nicht, mit sozialen und kognitiven Entwicklungsschritten. Laut Weskamp (vgl. 2004, S. 7)<br />

sind Kinder <strong>im</strong> Alter von ca. fünf Jahren weitgehend fähig, Sprache korrekt einzusetzen. Um diese<br />

Fähigkeit zu beschreiben, verwendet Weskamp den Begriff „kommunikative Kompetenz“, der ur-<br />

sprünglich von Piepho in den 70er Jahren eingebracht wurde. Diese Formulierung umfasst mehrere<br />

Teilkompetenzen, welche auf der linguistischen, auf der soziolinguistischen und auf der pragmati-<br />

schen Ebene angesiedelt sind (ebd.). Das Prinzip der „kommunikativen Kompetenz“ wird in Kapitel<br />

4.3.3 noch genauer erklärt.<br />

11


4.1.2 Zweitsprache/Fremdsprache<br />

Be<strong>im</strong> Zweitspracherwerb (L2) muss unterschieden werden, ob der Erwerb ungesteuert oder gesteuert<br />

verläuft. Wird eine Sprache ungesteuert erlernt, ist es eine Zweitsprache, die neben der Erstsprache in<br />

der normalen Lebenswelt gebraucht und angewendet wird. Sie wird entweder zu Hause oder ausser-<br />

halb und in der Schule gesprochen. Nach Haberzettl (vgl. 2007, S. 69) spricht man von einem doppel-<br />

ten oder bilingualen Erstspracherwerb, wenn beide Sprachen gleichzeitig vor dem dritten Lebensjahr<br />

erworben wurden. Danach spricht man von einem Zweitspracherwerb. Heute geht man davon aus,<br />

dass die Sprachsysteme von Anfang an getrennt wahrgenommen werden (ebd., S. 70). Von einem<br />

gesteuerten Erwerb spricht man, wenn eine Fremdsprache, wie hier Englisch, in der Schule in einem<br />

Unterrichtskontext vermittelt und erworben wird. Im Kanton Aargau ist es ein gesteuerter Spracher-<br />

werb, dessen Umfang zeitlich genau festgelegt ist (drei Lektionen für die 3./ 4. Klassen bzw. zwei Lek-<br />

tionen für die 5. Klasse pro Woche).<br />

Werden nach der Geburt gleichzeitig zwei Sprachen gelernt oder wird erst nach dem sechsten Schul-<br />

jahr eine Zweitsprache erworben, nachdem der Erwerb der Muttersprache abgeschlossen ist, ge-<br />

schieht dies in den meisten Fällen problemlos (vgl. Günther, 2008, S. 40). Es gibt jedoch <strong>im</strong>mer wie-<br />

der Ausnahmen, längerfristige und kurzfristige Störungen aller Art können den Spracherwerb beein-<br />

flussen. Für diese Arbeit sind vor allem Lernschwierigkeiten bedeutsam.<br />

4.2 Lernschwierigkeiten und Lernstörungen<br />

„Im schulischen Kontext liegen Lernschwierigkeiten vor, wenn Lernende entweder hinter ihren eignen<br />

Möglichkeiten oder den Zielen der Institution zurückbleiben“ (Kretschmann, 2007, S. 4). Ein Synonym<br />

für Lernschwierigkeit ist Lernstörung. Diese beiden Begriffe sind ursachenneutral (vgl. Kretschmann,<br />

2007, S. 5). Erst Bezeichnungen wie „Lernbehinderung“, „Lernschwäche“ und „Teilleistungsschwäche“<br />

lassen auf ein ursachbezogenes Lernproblem schliessen. Diese sind dauerhaft. Von Lernschwierigkei-<br />

ten spricht man, wenn in best<strong>im</strong>mten Lernbereichen Störungen auftreten, und wenn diese in einem<br />

gewissen Zeitraum behoben werden können. Sonderpädagogische Massnahmen können auf Störun-<br />

gen einwirken und diese positiv beeinflussen. Anzumerken ist hier: Obwohl eine Leistungsminderung<br />

in einem Lernbereich vorhanden ist, ist es möglich, dass in anderen Gebieten eine gute Lernfähigkeit<br />

vorliegt.<br />

Eine allgemein anerkannte Klassifikation von Lernschwierigkeiten gibt es nicht, weil kein hinreichender<br />

Konsens besteht (vgl. Zielinski, 1998, S. 14). Wie erwähnt, kommt es auf die Bezugsnormen an, wel-<br />

che zuerst definiert werden müssen. Erst mit einer Abweichung von diesen gesetzten Normen können<br />

Lernprobleme genauer umschrieben werden. Die Ursachen von Lernschwierigkeiten sind nicht nur auf<br />

die Persönlichkeit des Schülers oder der Schülerin zurückzuführen, sondern beruhen auf mehreren<br />

zusammenwirkenden Faktoren. Es gibt also externe und interne Bedingungen, die miteinander in<br />

ständiger Wechselwirkung stehen und auf Lernerfolg bzw. Lernversagen Einfluss nehmen können<br />

(vgl. Kretschmann, 2007, S. 13):<br />

12


Interne Bedingungen:<br />

� Überdauernde Merkmale und Eigenschaften: organische, kognitive, emotionale oder soziale<br />

Voraussetzungen<br />

� Orientierung, Lern- und Anstrengungsbereitschaft, Motivation<br />

� Prozedurale Bedingungen, exekutive Funktionen<br />

� Lern- und Lebensgeschichte, Vorwissen<br />

Externe Bedingungen<br />

� Ausserschulische Bedingungen – z. B. Familie<br />

� Institutionelle Bedingungen - z. B. Schule<br />

Diese internen und externen Bedingungen gelten auch für Sprach- und Verhaltensstörungen und wer-<br />

den darum in diesem Zusammenhang nicht noch einmal aufgeführt. Die internen Bedingungen, vor<br />

allem die überdauernden Merkmale und Eigenschaften, die Motivation und die prozeduralen Prozes-<br />

se, aber auch die institutionelle Bedingung auf der Unterrichtsebene werden jedoch zu einem späte-<br />

ren Zeitpunkt <strong>im</strong> Zusammenhang mit den Anforderungen an ein Lehrwerk wieder aufgegriffen.<br />

4.2.1 Sprachstörungen<br />

Das Erlernen von Sprache steht meistens in enger Beziehung zu kognitiven, sozio-kulturellen und<br />

emotionalen Fähigkeiten sowie zu Verhaltensregulationen (vgl. Gr<strong>im</strong>m, 2003, S. 16). Treten Sprach-<br />

störungen auf, können also auch gleichzeitig Lern- oder Verhaltensstörungen auftreten. Als Ursachen<br />

von Sprachstörungen werden demnach nicht nur pathologische und organisch bedingte Leiden und<br />

Entwicklungsverzögerungen, sondern auch sozio-kulturelle Einflüsse aufgeführt. Sprachliche Schwie-<br />

rigkeiten können sich auf rezeptiver sowie auf produktiver oder reflexiver Ebene bemerkbar machen<br />

(Günther, 2010, S. 123). Personenbedingte Sprachstörungen sind: Sprachentwicklungsstörungen,<br />

Aussprachstörungen, Näseln, Satzbildungsstörungen, Stottern, Polter, St<strong>im</strong>mstörungen, Orofaciale<br />

Störungen, Wahrnehmungsstörungen, kognitive, emotionale und motorische Störungen (Günther,<br />

2010, S. 105). Am bekanntesten ist jedoch der Begriff Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS). Eine<br />

einheitliche Erklärung für diese Bezeichnung gibt es bis heute nicht. Allgemein wird dieser Begriff je-<br />

doch bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verwendet, die Probleme und Schwierigkeiten<br />

„…be<strong>im</strong> Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechtschreibens haben - unabhängig von Lebensalter,<br />

intellektueller Begabung, nationaler Herkunft, sozialer Schichtzugehörigkeit und institutioneller Einrich-<br />

tung“ (Günther, 2007, S. 65). Lese-Rechtschreibschwierigkeiten dürfen darum nie isoliert betrachtet<br />

werden. Leemann Ambroz (vgl. 2006, 164). hält fest, dass emotionale, soziale und kognitive Bereiche<br />

sowie vorhandene Ressourcen bei der Förderung der Kinder mit einer LRS mit einbezogen werden<br />

müssen.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wird nicht näher auf die obengenannten Sprachstörungen eingegangen. Als<br />

Annahme gilt jedoch, dass Sprachstörungen <strong>im</strong> Zusammenhang oder als Folge einer anderen Schwie-<br />

13


igkeit, wie anfangs erwähnt, gesehen werden müssen. Auch darf das Umfeld nicht ausser Acht ge-<br />

lassen werden. Aus interaktionistischer und systemischer Sichtweise beeinflussen sich verschiedene<br />

Faktoren wechselseitig und können sich positiv bzw. negativ auf Schwierigkeiten auswirken. Auch in<br />

der Fremdsprachendidaktik wird von Lernschwierigkeiten gesprochen. Düwell (2007, S. 350) schreibt:<br />

„Die Forschung zum Bereich Lernschwierigkeiten ermittelt zunächst die Defizite sowohl <strong>im</strong> allgemei-<br />

nen Lernverhalten als auch in den einzelnen Lernbereichen und Lernaktivitäten des Fremdsprachen-<br />

unterrichts …“<br />

4.2.2 Verhaltensstörungen<br />

Verhaltensstörungen sind „… ein mehr oder weniger ausgeprägtes „Fehlverhalten“ von Kindern ohne<br />

erkennbare körperliche oder situative Ursache ….“ (Vernooij, 2000, S. 32). Das unangemessene Ver-<br />

halten eines Kindes wirkt sich störend auf sein Umfeld aus, indem es die bestehende Ordnung ge-<br />

fährdet. Was eine Verhaltensstörung ist, wird von der Gesellschaft in Bezug auf geltende Normen<br />

definiert. Ein Verhalten, welches stark von diesen Normen abweicht, kann als Verhaltensstörung auf-<br />

gefasst werden (vgl. Vernooij, 2000, S. 33).<br />

4.3 Wie wird gelernt?<br />

Die Spracherwerbsforschung hat längst widerlegt, dass Spracherwerbsprozesse steuer- und kontrol-<br />

lierbar sind (vgl. Decke-Cornill, 2008, S.1041). Neuere Erkenntnisse zeigen: „Die Hirnentwicklung ist<br />

durch Erfahrung geprägt, und unterliegt damit soziokulturellen Einflüssen, die sich oft nur schwer kon-<br />

trollieren lassen (Nitsch, 2007, S. 47)“. Aus neurowissenschaftlicher Sicht ist das Sprachenlernen also<br />

ein individueller Prozess. Weiter ist bekannt, dass Wissen in unterschiedlichen Hirnregionen gespei-<br />

chert wird (vgl. Nitsch, 2007, 50). Neu hinzukommende Informationen werden <strong>im</strong> Gehirn mit bereits<br />

bestehendem Wissen, welches in verschiedenen Arealen gespeichert ist, verknüpft und moduliert.<br />

Dieser Vorgang wird „Neuronale Plastizität“ genannt. Auch be<strong>im</strong> Sprachenlernen werden nach neuster<br />

Forschung, neben den zentralen Hirnarealen für die Sprache, dem Wernicke- und dem Broca-<br />

Zentrum, noch weitere Hirngebiete hinzugezogen (vgl. Nitsch, 2007, S. 53). Auf diese beiden Zentren<br />

wird in dieser Arbeit nicht weiter eingegangen, weil sie für diese Arbeit nicht relevant sind. Von Bedeu-<br />

tung sind hingegen die Auswirkungen dieser Erkenntnisse auf das Unterrichtsgeschehen selber.<br />

4.3.1 Wie wird eine Fremdsprache erlernt?<br />

Die oben erwähnten neurolinguistischen Erkenntnisse in der Forschung haben auch die methodisch-<br />

didaktischen Vorstellungen des Fremdsprachenunterrichts beeinflusst. Heute kommt man <strong>im</strong>mer mehr<br />

von der Annahme weg, dass das Lernen alleine durch Lehren initiiert und reguliert werden kann, ge-<br />

nauso wie von der Auffassung, dass der Sprachinput <strong>im</strong> gleichen Verhältnis zum Output steht (vgl.<br />

Decke-Cornill, 2008, S. 1040). Leider sind noch viele Lehrpersonen der Auffassung, <strong>im</strong> Fremdspra-<br />

chenunterricht lernten die Schüler und Schülerinnen am besten, wenn alle Lernenden zur gleichen<br />

14


Zeit am gleichen Inhalt arbeiten und auf die gleiche Weise unterrichtet werden. Es wird eine schuli-<br />

sche Homogenisierung mit gleichen Lernwegen, Lehr- und Lernzielen für alle angestrebt. In der Regel<br />

unterstützen die Englischlehrmittel diese Vorstellung des gleich schrittigen und linearen Lernens. Bei<br />

dieser Vorgehensweise wird der Wissens- und Entwicklungstand der Schüler und Schülerinnen nicht<br />

genügend beachtet.<br />

Die neuesten Entwicklungen <strong>im</strong> Fremdsprachenunterricht ziehen in Betracht, dass Schüler und Schü-<br />

lerinnen unterschiedliche sprachliche Voraussetzungen mit sich bringen, und dass Sprache konstruk-<br />

tiv und kommunikationsbezogen erworben wird. Dabei sind, wie Günther (vgl. 2006, S. 28) anfügt,<br />

insbesondere <strong>im</strong> Sprachenlernen, soziale Handlungen ausschlaggebend für konstruktive Wahrneh-<br />

mungsprozesse. „Das Lernende Kind konstruiert sein Wissen auf der Basis des Aushandelns von<br />

Bedeutungen in effektiven Lernumgebungen“ (ebd.). Dazu braucht es eine vielfältige und anregende<br />

Interaktion mit der Umwelt.<br />

Nitsch (2007, S. 50) bestätigt diese Aussage aus neurobiologischer Sicht: „Die Tatsache, dass Wissen<br />

in mult<strong>im</strong>odalen Feldern gespeichert ist, legt nahe, dass Wissen leichter erworben werden kann, wenn<br />

es über mehrere sensorische Systeme vermittelt wird, also durch Bilder, Töne, Tast- und Geruchsein-<br />

drücke“. Daraus geht hervor, dass die Unterrichtsmethodik einerseits und das selbstgesteuerte Lernen<br />

anderseits den Lerngewinn beeinflussen. Dabei sind die individuellen Lernvoraussetzungen zu beach-<br />

ten. Auch gelten für das Fremdsprachenlernen die gleichen Prinzipien wie be<strong>im</strong> Erlernen einer Erst-<br />

sprache. Zuerst müssen die rezeptiven Fähigkeiten <strong>im</strong> Hörverstehen ausgebildet werden, bevor Spra-<br />

che überhaupt produziert werden kann. Das Verstehen geht dem Sprechen <strong>im</strong>mer voraus.<br />

Aus den Ausführungen geht hervor, dass den individuellen Lernvoraussetzungen und dem ganzheitli-<br />

che Lernen bei der Vorbereitung, bei der Durchführung und der Nachbereitung des Englischunter-<br />

richts spezielle Beachtung geschenkt werden muss. Zudem ist für den Spracherwerb die Beziehung<br />

zu anderen Menschen äusserst wichtig. Wir lernen eine Sprache nur, weil wir uns ausdrücken und uns<br />

mitteilen wollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es die Erst-, Zweit- oder eine Fremdsprache ist.<br />

4.3.2 Basisfunktionen und die Ganzheitlichkeit des Lernens<br />

Mit Basisfunktionen sind die Lernvoraussetzungen des Kindes gemeint. Im Sinne der Ganzheitlichkeit<br />

muss die soziale kognitive, motorische und emotionale Entwicklung gleichermassen <strong>im</strong> Unterricht<br />

gefördert werden. Diese Bereiche der Lernentwicklung werden unterstützt durch Gedächtnisleistung,<br />

Merkfähigkeit, Konzentration, Aufmerksamkeit und Motivation (vgl. Niedermann, 2006, S. 71). „Die<br />

Basisfunktionen bedingen und ergänzen sich gegenseitig und sind zusammen mit den Stützfunktionen<br />

die tragenden Elemente des Lernprozesses“ (Niedermann, 2006, S. 72). Lernschwierigkeiten haben<br />

ihren Ursprung oft in einer Störung dieser Basisfunktionen (vgl. Niedermann, 2006, S. 71).<br />

Eine Schulung der basalen Funktionen ist <strong>im</strong>mer ressourcenorientiert und verfolgt das Ziel, Lernvor-<br />

aussetzungen zu schaffen, die das Kind befähigen selbständig zu handeln. Dies wird erreicht, wenn<br />

der Unterricht vielschichtig ist und alle Sinne angesprochen werden. Das Hauptziel bei der Basisfunk-<br />

15


tionsschulung ist demzufolge die Entwicklung der obengenannten Fähigkeitsbereiche und nicht die<br />

Stoffvermittlung. Um diese grundlegenden Lernfähigkeiten bzw. Lernprozesse angemessen unterstüt-<br />

zen und fördern zu können, braucht es einen Unterricht, der ganzheitlich geplant und durchgeführt<br />

wird.<br />

Für den Unterricht heisst das, Situationen zu schaffen, in denen das Kind sinnvoll handeln kann, wie<br />

dies zum Beispiel bei offenen Unterrichtsformen möglich ist. Bei der Planung des Unterrichts sind<br />

Prinzipien wie Schülerorientierung, Lebensmittelbarkeit, Individualbezug, Handlungsorientierung und<br />

Allsinnigkeit zu beachten (vgl. Niedermann, 2006 S. 66). Lernangebote und Lernanreize müssen dar-<br />

um mehrd<strong>im</strong>ensional sein, damit unter Beachtung der verschiedenen Lerntypen, mehrere Kanäle<br />

gleichzeitig angesprochen werden und das Lernen auf diese Weise opt<strong>im</strong>iert werden kann. Gasser<br />

(siehe Niedermann, 2006, S. 77) führt dazu folgende Förderbereiche einer ganzheitlichen Bildung auf:<br />

� sozialer (diskutierend, kooperierend),<br />

� intuitiver, kognitiver (lesend, argumentierend, denkend),<br />

� sensorischer, psychomotorischer (schreibend, zeichnend, sich bewegend),<br />

� emotionaler (sich einfühlend, eifrig, engagiert),<br />

� ästhetischer (gestaltend, variierend) und<br />

� voluntativer Bereich (zielstrebig, durchhaltend)<br />

Die aufgeführten Förderbereiche sind deckungsgleich mit den Elementarbereichen der Basisfunktio-<br />

nen und werden darum nicht noch einmal speziell erwähnt. Aus den obengenannten theoretischen<br />

Erkenntnissen in Bezug auf das Lernen lassen sich Erfolgsbedingungen für den Englischunterricht<br />

ableiten.<br />

4.3.3 Bedingungen für Lernerfolge <strong>im</strong> Sprachunterricht, eine Schlussfolgerung<br />

Um Schüler und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten Lernerfolge <strong>im</strong> Fremdsprachenunterricht zu<br />

ermöglichen, braucht es eine ganzheitliche Unterrichtsgestaltung, die sich an den Basisfunktionen<br />

orientiert (vgl. Niedermann, 2006, S. 76). Günther (2010, S. 91) spricht von Sprachganzheit und meint<br />

damit nicht nur <strong>im</strong>pressive, sondern auch expressive Bereiche der Sprachentwicklung: „Die formale<br />

Betrachtung der Sprache mit den Kategorien Aussprache, Satzbau und Wortschatz werden zwar als<br />

wichtig erachtet, stehen jedoch auf gleicher Stufe mit den motivationalen, kognitiven, interessengelei-<br />

teten und vor allem interaktionalen Aspekten und D<strong>im</strong>ensionen des funktionellen Systems der Spra-<br />

che“.<br />

Die Entwicklungsbereiche einer ganzheitlichen Förderung beeinflussen sich wechselseitig. Sie dürfen<br />

darum nicht getrennt voneinander betrachtet werden und müssen bei der methodisch-didaktischen<br />

Umsetzung <strong>im</strong> Englischunterricht beachtet werden. Daraus kann gefolgert werden, dass in einem<br />

guten Fremdsprachenunterricht didaktische Methoden eingesetzt werden müssen, die die Lernvor-<br />

16


aussetzungen mit einbeziehen, die eine Vielfalt von Zugängen ermöglichen und sich unterstützend auf<br />

konstruktive Lernprozesse auswirken. Unter diesen Bedingungen wird die Eigenaktivität der Kinder<br />

gefördert. Selbstgesteuertes und selbstkontrolliertes Lernen setzt jedoch die Kenntnis und die richtige<br />

Anwendung von Lernstrategien voraus. Laut Günther (vgl. 2010, S. 165) n<strong>im</strong>mt die Lernfähigkeit eines<br />

Kindes eine zentrale Rolle be<strong>im</strong> Erlernen einer Sprache ein. Das Vermitteln von Lernstrategien ist also<br />

ein wichtiger Teil der Unterrichtsgestaltung. Es muss zudem beachtet werden, dass nach neueren<br />

Erkenntnissen der Unterrichtsforschung leistungsschwächere Kinder zum Teil besser lernen, wenn die<br />

Inhalte instruiert und durch die Lehrperson gezielt gesteuert werden. „Wenn bei einem komplizierten<br />

Lernprozess die Fähigkeiten des Lerners zur Selbststeuerung (noch) nicht ausreicht, erfolgverspre-<br />

chende Lerntechniken und –strategien fehlen, so muss ein äusserer Lehrer helfen" (Vielau, 2007,<br />

S.241). Daraus kann geschlossen werden, dass verschiedene Lehr- und Lernmethoden eingesetzt<br />

werden müssen, um allen Kindern gleichermassen gerecht zu werden. Nachfolgend werden verschie-<br />

dene Sprachvermittlungsmethoden, wie sie heute vorwiegend praktiziert werden, vorgestellt.<br />

4.3.4 Verschiedene Sprachmodelle<br />

Die wichtigsten neueren Lehrmethoden des neusprachlichen Unterrichts sind die audiolinguale, die<br />

audiovisuelle und die kommunikative Methode. Letztere ist kein geschlossenes oder allgemeingültiges<br />

Konzept, sondern eine Weiterentwicklung, welche die Prinzipien der vorangegangenen Sprachmetho-<br />

den mit einbezieht und verschiedene Methoden miteinander kombiniert. Grundlegend ist jedoch, dass<br />

nicht wie bei den anderen zwei Methoden die Lehrerperspektive und die Lehrstoffvermittlung <strong>im</strong> Zent-<br />

rum stehen, sondern eine Lern- und eine Lernprozessorientierung (Neuner, 2007, S. 231). Sie bildet<br />

den Rahmen für den Erwerb kommunikativer Kompetenzen. Im Zentrum dieser Methode steht die<br />

Begegnung mit der Sprache in für die Lernenden bedeutsamen interaktionistischen Situationen. Bei<br />

der audiovisuellen Methode ist einerseits die Akzentuierung authentischer Sprechsituationen und an-<br />

derseits die Betonung der visuellen Elemente hervorzuheben. Weiter sind das Umfeld und die Bezie-<br />

hung zu anderen Menschen wichtig. Wir lernen eine Sprache, weil wir uns ausdrücken und uns mittei-<br />

len wollen. In einem guten Anfangsunterricht liegt darum die Betonung auch auf den mündlichen Akti-<br />

vitäten, auf der Interaktion. Die audiolinguale Methode folgt dem Grundgedanken: Am Anfang steht<br />

das Hörverstehen, auf welches das Sprechen folgt (Neuner, 2007, S. 229). Darauf aufbauend folgen<br />

das Lesen und das Schreiben. Dabei spielt es keine Rolle, ob es die Erst-, Zweit- oder eine Fremd-<br />

sprache ist.<br />

4.3.5 Prozedurale Erfolgsbedingungen für den Englischunterricht<br />

Die kommunikative Methode lehnt sich gedanklich stark an den systemischen Ansatz an. Systemi-<br />

sches Denken erfordert in der sonderpädagogischen Prävention jedoch ein Umdenken. Ergänzend zu<br />

gezielten Einzelmassnahmen bei Kindern mit Lernschwierigkeiten, müssen vor allem die Bedingungen<br />

und Anforderungen eines Systems an die Lernvoraussetzungen der Kinder angepasst werden (vgl.<br />

Kretschmann, 2007, S. 246). Das Überprüfen und das Anpassen von schulischen Angeboten an die<br />

17


pädagogischen Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen, ist ein regelmässig wiederkehrender Pro-<br />

zess. Zu beachten sind dabei folgende prozeduralen Erfolgsbedingungen auf der Unterrichtsebene<br />

(Kretschmann, 2007, S. 20):<br />

� Ein binnendifferenzierender Unterricht unter Berücksichtigung individuell unterschiedlicher<br />

Lernvoraussetzungen<br />

� Ein anregungsreicher Unterricht mit relevanten und lebensnahen Themen und Inhalten<br />

� Prozessbegleitende Diagnosen der Lernentwicklung und eine Passung der schulischen An-<br />

forderungen an die individuellen Lernvoraussetzungen<br />

� Individuelle Entwicklungspläne für Lernende mit besonderen Bedarf<br />

� Eine gründliche Automatisierung und Verfestigung des Lernstoffs<br />

� Ein emotional und fachlich unterstützendes Lehrerverhalten<br />

� Einen kooperativer Umgang der Lernenden miteinander<br />

� Eine Regelung der Arbeitsbeziehung mit Schülern und Schülerinnen durch Zielvereinbarung<br />

� Eine Transparente und faire Leistungsbewertung<br />

Vergleicht man die prozeduralen Erfolgsbedingungen und die zusätzlich vorgeschlagenen Prinzipien<br />

für die Sprachförderung leistungsschwacher Kinder mit dem Gedankengut der Ganzheitlichkeit des<br />

Lernens und den Basisfunktionen, kann man erkennen, dass die Unterrichtsprinzipien wie Schülerori-<br />

entierung, Lebensmittelbarkeit, Individualbezug, Handlungsorientierung und Allsinnigkeit auch in oben<br />

genannten Punkten erkennbar oder sogar deckungsgleich sind. Mit den vorgeschlagenen prozedura-<br />

len Erfolgsbedingungen auf der Unterrichtsebene werden ideale Voraussetzungen und Möglichkeiten<br />

geschaffen, um den individuellen Lernvoraussetzungen der Lernenden gerecht zu werden.<br />

Um den Englischsprachunterricht mit heterogenen Gruppen <strong>im</strong> obengenannten Sinne zu planen und<br />

durchzuführen, braucht es darum neue Lernkulturen. Die bis anhin aufgeführten theoretischen Er-<br />

kenntnisse lassen darauf schliessen, dass ein mehrd<strong>im</strong>ensionaler und ganzheitlich orientierter<br />

Sprachunterricht ein „Muss“ ist. Nur so wird Binnendifferenzierung überhaupt möglich.<br />

Binnendifferenzierung auf diese Arbeit bezogen wird folgendermassen definiert: Binnendifferenzierung<br />

heisst, den individuellen Bedürfnissen innerhalb einer best<strong>im</strong>mten Lerngruppe gerecht zu werden. Es<br />

gibt verschiedene Möglichkeiten einer inneren Differenzierung. Sorrentino, Linser und Paradies (vgl.<br />

2009, S. 19) unterscheiden eine schulorganisatorische und eine didaktische Differenzierung. Erstere<br />

beinhaltet Organisation und Zufall, Lernvoraussetzungen, Sozialformen, Unterrichtsmethoden und<br />

Unterrichtsmedien, Unterrichtsinhalte und Unterrichtsziele (ebd.). Im Sinne der didaktischen Differen-<br />

zierung sind Lernstile, Lerntempo, Lernbereitschaft, Lerninteresse gemeint (ebd.). Offene Unterrichts-<br />

formen eignen sich besonders für eine binnendifferenzierte Unterrichtsgestaltung, weil unterschied-<br />

lichste Lehr- und Lernformen kombiniert werden können. Die wohl bekanntesten Formen sind Planar-<br />

beit, Werkstattunterricht und Projektarbeit. Der Unterricht ist hier lernerorientiert.<br />

Im Gegensatz dazu steht der lehrgangsmässige Unterricht. Joller (2006, S. 66) betont, dass hier eine<br />

der gängigsten Methoden, der Frontalunterricht ist. Die Möglichkeiten zur Individualisierung, schon<br />

alleine durch die Materialien bedingt, sind relativ begrenzt. Natürlich kann eine Lehrperson, je nach-<br />

18


dem wie sie das Lehrmittel einsetzt, trotzdem individualisierende Massnahmen ergreifen. Es muss<br />

auch in Erinnerung gerufen werden, dass sich ein enger geführter Unterricht, mit einem hohen Anteil<br />

an Instruktion, manchmal besser eignet für Kinder mit Lernschwierigkeiten als ein Unterricht mit offe-<br />

nen Lernformen.<br />

4.3.6 Unterrichtsprinzipien, eine Auswahl<br />

Im Rahmen dieser <strong>Masterarbeit</strong> ist es nicht möglich auf alle Faktoren eines guten Englischunterrichtes<br />

einzugehen. Es wurde darum bewusst eine Auswahl, mit Fokus auf eine heilpädagogische Unter-<br />

richtsgestaltung, getroffen, deren Prinzipien durch die Befragung der Lehrpersonen ermittelt werden<br />

können. An erster Stelle steht die Binnendifferenzierung unter Berücksichtigung individueller Lernvor-<br />

aussetzungen. In diesem Zusammenhang steht die Ermittlung der Lehr- und Lernmethoden, die sich<br />

positiv auf dieses Unterrichtskonzept auswirken. Eine weitere wichtige Erfolgsbedingung ist die Be-<br />

deutsamkeit der Inhalte für Schüler und Schülerinnen. Lebensnahe Themen erhöhen die Motivation<br />

Englisch zu lernen und fördern das Interesse am Gegenstand. Dazu gehören auch interkulturelle In-<br />

halte. Heilpädagogisch relevant ist auch das Lerntraining <strong>im</strong> Sinne der Ganzheitlichkeit unter Berück-<br />

sichtigung der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen. Weitere wichtige Aspekte sind Kooperation<br />

und unterstützendes Lehrerverhalten. Zwischenmenschliche Beziehungen sind eine wichtige Voraus-<br />

setzung, um erfolgreiches Lernen zu initiieren.<br />

Nebst einer heilpädagogischen Unterrichtsgestaltung ist das Lehrwerk ausschlaggebend. Auf der ei-<br />

nen Seite stellt es Gerüste für den Spracherwerb bereit, auf der anderen Seite muss es aber auch zur<br />

Unterrichtsform der Lehrperson passen. Im nachfolgenden Kapitel werden deshalb, aufgebaut auf den<br />

bisher gewonnen theoretischen Erkenntnissen, die Anforderungen an ein Lehrmittel aufgezeigt wie sie<br />

den heute allgemeingültigen modernen sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen.<br />

4.4 Anforderungen an Lehrwerke<br />

Im Kanton Aargau ist das Lehrmittel ‚Here Comes Super Bus‘ vorgeschrieben und es muss damit<br />

gearbeitet werden. Es ist kein Lehrbuch, sondern ein Lehrwerk, weil es aus mehreren Teilen (Schüler-<br />

buch, Arbeitsheft, auditive und visuelle Medien sowie Zusatzmaterialien) besteht, die jeweils eine un-<br />

terschiedliche didaktische Funktion haben. Im Gegensatz zum Lehrbuch mit einer mehr oder weniger<br />

vorbest<strong>im</strong>mten didaktischen und methodischen Konzeption, welches in sich selber abgeschlossen ist,<br />

bietet ein Lehrwerk mehr Möglichkeiten, weil die verschiedenen Komponenten unterschiedliche Funk-<br />

tionen haben. Neuner (2007, S. 399) umschreibt das Konzept eines Lehrwerkes wie folgt: „Sein <strong>im</strong><br />

Allgemeinen offeneres didaktisches und methodisches Konzept eröffnet eine differenziertere variable-<br />

re Unterrichtsgestaltung, ein verstärktes Eingehen auf die Interessen und Bedürfnisse der jeweiligen<br />

Lernergruppe und ein realistischere Darstellung von Kommunikationssituationen und landeskundli-<br />

chen Inhalten“.<br />

19


Trotzdem darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass das Lehrwerk ein zentrales Instrument für die<br />

Unterrichtsplanung und –steuerung ist und somit das Verhalten von Lehrenden und Lernenden stark<br />

beeinflussen kann. Es best<strong>im</strong>mt die Inhalte und die Methodik weitgehend, hilft bei der Umsetzung der<br />

Vorgaben des Lehrplans und legt die Unterrichtsziele und deren Überprüfung für einen best<strong>im</strong>mten<br />

Jahrgang fest. Gleichzeitig beeinflussen sich, wie oben bereits erwähnt, das Lehrwerk, die Lehrkraft<br />

und die Lernenden wechselseitig. Koenig (vgl. 2010, 177) benennt das dynamische Zusammenwirken<br />

dieser drei Komponenten als Lehrwerkarbeit. Es bedeutet auch: „Das Lehrwerk kann das Lehrangebot<br />

strukturieren, aber nicht das Lehrverhalten des Unterrichtenden bzw. das Lernverhalten der Schüler<br />

programmieren‘“ (Neuner, 1994, S. 237). Weil ein Lehrwerk <strong>im</strong> Unterricht eine zentrale Stellung ein-<br />

n<strong>im</strong>mt, ist es wichtig, die Erwartungen und Forderungen an dieses genauer zu benennen. Nachfol-<br />

gend werden die Kriterien für ein gutes Lehrwerk aufgeführt und auch in Zusammenhang mit den Inte-<br />

ressen, Arbeitsschwerpunkten wie auch der lerntheoretischen Konzeption für den Englischunterricht<br />

gebracht.<br />

Vorauszuschicken ist, dass Unterrichtskonzepte und demzufolge auch die Handhabung eines Lehr-<br />

werkes <strong>im</strong>mer subjektiv geprägt sind, auch wenn sie einer vorgegebenen Richtung oder einer be-<br />

st<strong>im</strong>mten Didaktik folgen.<br />

Im Sinne der Vorgaben und Empfehlungen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens sollten<br />

die Inhalte der neueren Sprachlehrwerke meistens kommunikativ, sozialkonstruktiv und handlungsori-<br />

entiert ausgerichtet sein (Englischlehrplan Aargau). Das heisst, der Fokus soll auf den Lernenden und<br />

dem Lernprozess selber liegen. Damit kommunikative Kompetenzen, Sprachgebrauch in spezifischen<br />

sozialen Kontexten, aufgebaut bzw. konstruiert werden können, muss der Unterricht möglichst lern-,<br />

handlungs- und prozessorientiert gestaltet sein. Die instruierende Lehrperson rückt dabei mehr und<br />

mehr in den Hintergrund. Dieser Paradigmenwechsel <strong>im</strong> Fremdsprachenunterricht wird auch gestützt<br />

durch die neurobiologischen und pädagogischen Erkenntnisse der modernen Zeit. Koenig (vgl.<br />

2010,178) weist zudem ausdrücklich darauf hin, dass Lehrwerke so konzipiert sein sollten, damit in-<br />

terkulturelles und autonomes bzw. selbstgesteuertes Lernen angeregt wird. Mit selbst gesteuertem<br />

Lernen wird in Bezug auf das Lehrwerk vor allem die Eignung des Materials für selbstgesteuerte Pro-<br />

zesse hervorgehoben. Mit dem autonomen Lernen hingegen wird auf die Fähigkeit des Lerners, seine<br />

Lernprozesse selber zu steuern Bezug genommen (vgl. Wolff, 2007, S. 321). Schaer (2007, S. 259)<br />

fasst diese Anforderungen an neue Lehrwerke unter folgenden Kriterien zusammen:<br />

� Bildungsrelevante Inhalte<br />

� Handlungs- und Aufgabenorientierung<br />

� Neue Schwerpunkte für die Vermittlung des Sprachsystems<br />

� Binnendifferenzierung<br />

� Lerntraining<br />

� Unterstützung der Lehrperson<br />

Schaer gelingt es mit den sechs Kriterien, welche auch die neueren Erkenntnisse der Sprachfor-<br />

schung berücksichtigen, die Anforderungen für modernere Lehrwerke mit wenigen Worten klar zu<br />

20


formulieren. Es bietet sich darum an, das Lehrwerk anhand dieser Kriterien zu analysieren. Um jedoch<br />

eine klare Vorstellung der Begriffe zu erhalten, müssen sie noch genauer definiert werden.<br />

4.4.1 Bildungsrelevante Inhalte<br />

Damit die Neugier geweckt und die Interessen der Lernenden angesprochen werden, müssen die<br />

Themen für die Schüler und Schülerinnen relevant sein. Gleichzeitig müssen die Angebote, wie Koe-<br />

nig (2010, S. 180) in diesem Zusammenhang erwähnt, echt‘ oder ‚authentisch‘ sein. Solche Aufgaben<br />

erfüllen zwei wichtige Funktionen: Einerseits werden möglichst reale und bedeutungsvolle Sprechsitu-<br />

ationen geschaffen und anderseits interkulturelles Verstehen gefördert. Authentische Kulturträger<br />

können zum Beispiel Lieder, Bücher, Geschichten und Spiele sein. Ein Lehrwerk sollte deshalb auf<br />

jeden Fall ‚authentische‘ oder ‚echte‘ Angebote enthalten, mit der Absicht das Interesse für die Spra-<br />

che zu wecken, und um die Handlungsfähigkeit der Lernenden besser fördern zu können.<br />

4.4.2 Handlungs- und Aufgabenorientierung<br />

Ein handlungs- und aufgabenorientierter Unterricht ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches<br />

Sprachenlernen ist. Ein Unterricht in diesem Sinne fordert eine Vielzahl von Möglichkeiten der reali-<br />

tätsbezogenen Sprachverwendung, die sich aber laut Schaer (2007, S. 260) auf alle vier Fertigkeiten,<br />

Hörverstehe, Sprechen, Lesen und Schreiben, beziehen sollte. Im handlungsorientierten Unterricht<br />

steht die Vernetzung von Handeln, Denken und Lernen <strong>im</strong> Vordergrund. Die praktische Auseinander-<br />

setzung mit dem Lerngegenstand ist das Mittel, um kognitive, soziale und emotionale Lernprozesse in<br />

Gang zu setzen (vgl. Joller, 2006, S. 85). Diese Unterrichtsmethode eignet sich besonders gut für<br />

Kinder mit Lernschwierigkeiten, weil für sie handelnd der Sinn und die Bedeutung verständlicher wird<br />

(vgl. Joller, 2006, S.86).<br />

4.4.3 Neue Schwerpunkte der Sprachvermittlung<br />

Es ist wichtig zu klären, welchen didaktischen (was gelernt werden soll) und methodischen (wie ge-<br />

lernt werden soll) Konzepten das Lehrwerk folgt, um die Eignung für den Einsatz <strong>im</strong> Unterricht zu er-<br />

mitteln. Geht man von einem kommunikativen und interkulturellen Ansatz aus, sollte das Lehrwerk<br />

verschiedene Medien beinhalten, die es den Lernenden gleichermassen ermöglichen, durch gesteuer-<br />

te sowie frei oder freier angelegte Übungsformen zu lernen (vgl. Kast & Neuner, 1994, S. 114). Dieses<br />

mehr lernerorientierte Konzept sollte nicht nur die individuellen und gruppenspezifischen Lernvoraus-<br />

setzungen berücksichtigen, sondern auch andere Aspekte wie Motivation, Differenzierung und Integ-<br />

ration berücksichtigen. Zudem ist es wichtig, handlungsorientierte und kreative Elemente in die Gestal-<br />

tung von Aufgaben bzw. Übungen einfliessen zu lassen und die Lernerautonomie zu fördern (vgl.<br />

Neuner, 2007, S. 400). Dabei steht nicht die Grammatik <strong>im</strong> Zentrum des Fremdsprachenlernens, son-<br />

dern der Erwerb von Vokabular (vgl. Schaer, 2007, S. 261).<br />

21


4.4.4 Binnendifferenzierung<br />

Schüler und Schülerinnen weisen unterschiedliche Lernniveaus und Leistungsstände auf. Sie lernen<br />

nicht gleichzeitig neue Inhalte. Von einem guten Lehrmittel wird daher erwartet, dass es diesen unter-<br />

schiedlichen Lernvoraussetzungen und –entwicklungen Rechnung trägt. Gefordert wird eine innere<br />

Differenzierung. Damit sind unterschiedliche Lernzeiten, Übungs- und Arbeitsformen gemeint. Hoff-<br />

mann (2010, S. 163) meint damit, dass „vor allem ein differenzierter Umgang mit dem Lerngegenstand<br />

ermöglicht werden soll“. Nebst dem Grundlagenlernen müssen erweiterte Aufgaben bereit gestellt<br />

werden, um einer heterogenen Gemeinschaft Rechnung tragen zu können. Ein Grundgedanke der<br />

Binnendifferenzierung in Bezug auf die methodisch-didaktische Umsetzung ist die aktive Teilhabe aller<br />

Kinder am Unterrichtsgeschehen und keine separierenden Spezialprogramme. Das gemeinschaftliche<br />

Handeln erachtet die Autorin als eines der wichtigsten Prinzipien des integrativen Unterrichts. Bei der<br />

Analyse des Lehrwerks sollte auch dieses Kriterium mit einbezogen werden.<br />

4.4.5 Lerntraining<br />

Da sich die Lernstile der Schüler und Schülerinnen unterscheiden, sollte ein Lehrwerk deshalb eine Viel-<br />

falt an Übungsmöglichkeiten bieten. Hass (2010, S. 155) weist darauf hin, dass ein entscheidendes Qua-<br />

litätskriterium für guten Fremdsprachenunterricht „ein Opt<strong>im</strong>um an Methodenvariation“ ist. Neuner (1994,<br />

S. 237) fügt dem an: „Das Lehrwerk muss sinnvolle Lehr- und Lernangebote machen, dabei aber Lehren-<br />

den und Lernenden den nötigen „Spielraum“ zur Ausgestaltung des Lehrens bzw. des Lernens in der<br />

Gruppe oder <strong>im</strong> individuellen Bereich lassen“. Mit dem Einsatz verschiedener Methoden werden auch der<br />

Heterogenität der Lernvoraussetzungen und der Interesse der Schüler und Schülerinnen Rechnung ge-<br />

tragen (vgl. Meyer, 2004, S. 74). Die Aufgaben müssen darum mechanisches und elaboriertes Üben glei-<br />

chermassen ermöglichen. Das mechanische Üben wird dort angewendet, wo man nicht durch Überlegen,<br />

Nachdenken oder Verstehen weiterkommt (vgl. Gudjons, 2006, S. 131). Das elaborierende Üben basiert<br />

mehr auf dem konstruktivistischen Gedanken, dass Lernen ein aktiver Prozess ist. „Durch Anwendungs-<br />

beispiele unterschiedlicher Art wird es [Wissen, Anm. d. Verf.] neu vernetzt und mit Vorwissen verknüpft“<br />

(Gudjons, 2006, S.133).<br />

Laut Meyer (vgl. 2004, S. 74) können die einzelnen Methoden folgenden Unterrichtsformen zugeord-<br />

net werden: der gemeinsamen, der lehrgangsförmigen, der kooperativen und der individualisierten.<br />

Diese Unterteilung hilft bei der Analyse des Lehrwerks.<br />

4.4.6 Unterstützung der Lehrperson<br />

Ein gutes Lehrwerk der heutigen Zeit sollte die Lehrperson <strong>im</strong> Sinne des Paradigmenwechsels <strong>im</strong><br />

Fremdsprachenunterricht unterstützen (Schaer, 2007, S. 262). Aus der Sicht der Autorin der Master-<br />

arbeit müsste ein Lehrwerk aber auch didaktisch-methodische Anregungen beinhalten, wie Kinder mit<br />

Lernschwierigkeiten besser unterstützt und gefördert werden können. Zudem sollte das Lehrwerk<br />

22


zusätzliche Arbeitsmaterialien bereit stellen, um den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen gerecht<br />

zu werden.<br />

5 Forschungsvorgehen<br />

Das Forschungsvorgehen ist gestützt auf einer Dokumentenanalyse und auf einer Erforschung <strong>im</strong><br />

Feld, um gleichzeitig durch eine Interviewstudie auch eine Innenperspektive der Beteiligter zu erhalten<br />

(vgl. Mayring, 2002, S. 55). Betroffene Lehrpersonen wurden zu best<strong>im</strong>mten Prozessabläufen, die es<br />

ermöglichen, Kinder mit Lernschwierigkeiten positiv <strong>im</strong> Englischunterricht zu integrieren, befragt.<br />

5.1 Forschungsstrategie<br />

Um die Forscherfrage zu beantworten, brauchte es ein mehrstufiges Forschungsdesign. Zuerst wurde<br />

der Ist-Zustand erhoben. Mit einer Literaturrecherche wurde vorgängig ermittelt, welche Kinder Lern-<br />

schwierigkeiten <strong>im</strong> Englischunterricht haben und mit welchen Problemen diese konfrontiert werden.<br />

Nachfolgend wurden Lerntheorien für das Sprachenlernen erforscht und methodisch-didaktische Inter-<br />

ventionen aufgezeigt. In einem weiteren Schritt wurde das Lehrmittel „Here Comes Super Bus 2 1 “<br />

analysiert. Es wurden Fragen an das Lehrwerk gestellt, die sich auf Aspekte der vorgängig ermittelten<br />

theoretischen Erkenntnisse beziehen. Der Fragenkatalog wurde deduktiv, also theoriegeleitet, ermit-<br />

telt. Nach der Befragung wurden die Antworten ausgewertet und wiederum mit den Ergebnissen der<br />

vorangegangenen Theorie in Verbindung gebracht. Aus diesen Zwischenergebnissen wurden Fragen<br />

für das Leitfadeninterview formuliert. Nach der Durchführung, Analyse und Auswertung der Interviews<br />

mit fünf Lehrpersonen wurden die Ergebnisse mit den vorangegangenen Zwischenergebnissen vergli-<br />

chen. Aus dieser Analyse und einer weiteren Literaturrecherche heraus, wurden Schlussfolgerungen<br />

für den <strong>Frühenglischunterricht</strong> - methodisch-didaktisch und lehrmittelbezogen - abgeleitet. Diese Emp-<br />

fehlungen basieren jedoch auf der Subjektivität der Forscherin und sind deshalb vom analytischen Teil<br />

der Praxisuntersuchung getrennt aufgeführt worden (vgl. Moser, 2008, S. 31). Anhand der nachfol-<br />

genden Graphik wird der Aufbau des Forschungsvorgehens aufgezeigt.<br />

1<br />

Die Autorin hat sich bewusst entschieden diesen Band zu analysieren, weil einerseits die Schüler schon etwas<br />

Englisch können und anderseits alle Lehrpersonen mit diesem Band unterrichtet haben.<br />

23


Graphik: Forschungsdesign (Abb.1)<br />

Literaturrecherche: Kinder mit Lernschwierigkeiten<br />

– Zuordnung der<br />

Schwierigkeiten<br />

Ausgangslage<br />

Zwischenergebnisse<br />

Leitfadeninterviews: Fokusgruppe<br />

(Lehrpersonen)<br />

Deduktives Vorgehen<br />

Passung<br />

Endergebnisse<br />

Ableitungen<br />

Dokumentenanalyse: Lehrmittel<br />

„Here comes Super Bus“<br />

24


5.2 Forschungsmethoden<br />

Als Forschungsmethode eignete sich die „Qualitative Inhaltsanalyse“. Mayring (2002, S. 114) um-<br />

schreibt den Grundgedanken dieser Methode wie folgt: „Qualitative Inhaltsanalyse will Texte systema-<br />

tisch analysieren, indem sie das Material schrittweise mit theoriegeleitet am Material entwickelten<br />

Kategoriensystemen bearbeitet“. Für die Auswertung des Gegenstands wurden in einem ersten Schritt<br />

Selektionskriterien für die Kategorienbildung deduktiv unter Einbezug theoretischer Überlegungen<br />

festgelegt. In einem zweiten Schritt wurden weitere Kategorien induktiv gebildet. Die Interpretation des<br />

Kategoriensystems n<strong>im</strong>mt schlussendlich wieder Bezug auf die Fragestellung und die dahinter liegen-<br />

de Theorie (vgl. Mayring, 2002, S. 116).<br />

Das methodische Vorgehen besteht aus zwei Teilen: die Dokumentenanalyse und das Leitfadeninter-<br />

view. Die aus diesen Methoden gewonnen Erkenntnisse wurden <strong>im</strong> Verlauf der Forschungsarbeit <strong>im</strong>-<br />

mer wieder miteinander in Verbindung gebracht. Das Ziel der Forschung war es, eine Synthese zu<br />

bilden, um daraus heilpädagogische Vorschläge für den Englischunterricht zu entwickeln.<br />

5.2.1 Dokumentenanalyse<br />

„Mit einer Dokumentenanalyse werden Schriftstücke (Fakten, Ereignisse, …) oder Bildmaterial mit<br />

einem Kategorienschema untersucht“ (Audeoud, 2010, S. 2). Das Lehrmittel „Here Comes Super Bus<br />

2 2 “ wurde nach einem deduktiven Kriterienraster, kategorienbasiert, qualitativ-interpretativ analysiert.<br />

Ein Fragenkatalog half bei der Unterteilung. In dieser <strong>Masterarbeit</strong> wurde eine Dokumentenanalyse<br />

des Lehrmittels durchgeführt, um einerseits den Ist-Zustand zu erheben und anderseits anhand der<br />

Ergebnisse die Fragen für das Leitfadeninterview vorzubereiten. Die Daten der Dokumentenanalyse<br />

wurden erneut nach dem Interview hinzugezogen, um sie mit den Ergebnissen des Interviews zu ver-<br />

gleichen.<br />

5.2.2 Leitfadeninterview<br />

Der Grundgedanke be<strong>im</strong> Leitfadeninterview umfasst Problemzentrierung, Gegenstandsorientierung<br />

oder Prozessorientierung. Es besteht aus drei Phasen (Audeoud, 2010, S. 9):<br />

� Sondierungsfragen<br />

� Leitfadenfragen<br />

� Ad-hoc Fragen<br />

Das Interview ist faktengesteuert und teilstrukturiert. Die Vorteile sind, dass durch die Teilstrukturie-<br />

rung die Frage relativ offen gestellt werden können, dadurch die Antworten nicht vorhersehbar sind<br />

2<br />

„Here Comes Super Bus“ ist ein Lehrwerk, das aus 4 Bänden besteht. Analysiert wird nur Band 2. Ab hier wird,<br />

wenn alle Bände gemeint sind, von „Here Comes Super Bus“ ohne Bandangabe gesprochen. Beziehen sich Aussagen<br />

aber auf einen best<strong>im</strong>mten Band oder Bände, werden die entsprechenden Nummern hinzugefügt.<br />

25


und die Interviewerin jederzeit nachhaken, eingreifen und Aussagen klären kann. Der Nachteil ist der<br />

Zeitaufwand und die kleine Anzahl der Befragten (vgl. Audeoud, 2010, S. 10).<br />

Um das Leitfadeninterview vorbereiten zu können, brauchte es vorgängig theoretisches Hintergrund-<br />

wissen. Der Leitfaden orientiert sich an den Erkenntnissen, die aus der Literaturrecherche und der<br />

Dokumentenanalyse gezogen wurden. Anhand der für die Untersuchung als wichtig erachteten The-<br />

men, wurde daraufhin ein Fragenkatalog zusammen gestellt. Dabei handelt es sich um eine grobe<br />

Kategorisierung mit dem Ziel, einen Rahmen für das Interview abzustecken. Zu den wörtlich vorformu-<br />

lierten Hauptfragen wurden zusätzliche Fragen vorbereitet, die aber nur nach Bedarf gestellt wurden.<br />

Die Fragen wurden nicht <strong>im</strong>mer der Reihe nach abgefragt, manche konnten ausgelassen werden, weil<br />

die Interviewpartnerinnen von sich aus dazu schon Antworten gegeben haben. Ad-hoc Fragen wurden<br />

vor allem bei Unklarheiten gestellt. Die Interviews wurden einmal durchgeführt und mit dem Programm<br />

Audacity, direkt mit dem Laptop, aufgezeichnet. Als Rückversicherung wurde ein Diktiergerät einge-<br />

setzt. Die Aufnahmen wurden anhand vorgängig festgelegter Kriterien transkribiert. Das Kategorien-<br />

system, welches sich an der Fragestellung der Untersuchung orientiert und theoriegeleitet ist, wurde<br />

vorerst deduktiv gebildet, jedoch induktiv um zusätzliche Kategorien erweitert. Danach wurden die<br />

Daten analysiert und ausgewertet.<br />

Das Leitfadeninterview wurde mit fünf weiblichen Lehrkräften unterschiedlichen Alters mit unterschied-<br />

lichen Erfahrungen als Englischlehrkräfte, welche an verschiedenen Schulen <strong>im</strong> Kanton Aargau unter-<br />

richten, durchgeführt. Eine Lehrperson nahm schon vor der Einführung des Frühenglisch an der Pilot-<br />

studie teil. Die anderen Lehrerinnen unterrichten erst seit der Einführung Englisch. Die Schulen wur-<br />

den ausgewählt, weil sie in sozio-kultureller sowie demographischer Hinsicht unterschiedliche Merk-<br />

male aufweisen. Ein Schulhaus liegt in der Innenstadt, zwei in der gleichen Stadt in Aussenquartieren,<br />

eines in einer grösseren Gemeinde, eines in einer kleinen und sehr ländlichen Gemeinde. Zwei Schul-<br />

häuser haben einen grossen Ausländeranteil. Ein Quartierschulhaus wird vorwiegend durch Kinder<br />

von Mittelklasseeltern besucht. Diese äusseren unterschiedlichen Bedingungen, wie Lage, sozio-<br />

kulturelles und ökonomisches Umfeld, lassen darauf schliessen, dass für diese Studie eine weitge-<br />

hend repräsentative Datenbasis zur Verfügung stand. Die Studie ist aufgebaut auf der Darstellung<br />

dieser exemplarischen Fälle. Ob die Erkenntnisse der Interpretation dieser Daten auch auf andere<br />

Schulhäuser, Lehrpersonen und Schüler und Schülerinnen in anderen Gemeinden zutreffen, sei da-<br />

hingestellt.<br />

Die Befragten arbeiten an Schulen, die IHP bereits eingeführt haben. Sie unterrichten in ihren Klassen<br />

ein oder mehrere Kinder, die Lernschwierigkeiten haben und zeitweise durch eine schulische Heilpä-<br />

dagogin unterstützt werden. Diese Förderung erfolgt aber nicht zwingend <strong>im</strong> Englischunterricht.<br />

26


6 Analyse des Lehrwerks<br />

Aufgrund der bis anhin gewonnen Erkenntnisse in Bezug auf Lernstörungen, auf das Lernen selber<br />

und auf die Anforderungen an das Lehrmittel machte es Sinn, das Lehrwerk, nebst der Beschreibung<br />

des Aufbaus, vor allem auf die Inhaltskonzeption und die Methodik bzw. auf die Übungsformen, hin zu<br />

analysieren. In einem weiteren Schritt wird bei der Auswertung auf die Eignung in Bezug auf Kinder<br />

mit einer Lernstörung genauer eingegangen. Dabei steht <strong>im</strong> Zentrum die Frage, ob die Inhalte und die<br />

Lehr- und Lernformen der Ganzheitlichkeit des Lernens Rechnung tragen. Lehrwerke lassen sich laut<br />

Weskamp (2003, S. 118) „… unter Zuhilfenahme eines Fragenkatalogs analysieren“. Für den Krite-<br />

rienraster wurden Arbeitsfragen zur Lehrwerkanalyse von Hermann Funk (vgl. Kast & Neuner, 1994,<br />

S. 105) als Orientierung hinzugezogen und durch die Autorin angepasst oder ergänzt.<br />

6.1 Kriterienraster mit Arbeitsfragen<br />

Nachfolgend wird „Here Comes Super Bus 2“ analysiert. Um auch die weiteren Bände des Lehrwerks<br />

in die Analyse mit einzubeziehen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Anhand der Fragen,<br />

wird der Ist-Zustand ermittelt.<br />

A Aufbau des Lehrwerks<br />

A1 Welches ist die Konzeption des Lehrwerks?<br />

Laut dem Lehrerhandbuch ist der Lehrgang „story-based“. Jede Lektion ist um eine Geschichte herum<br />

aufgebaut, welche mit einem speziellen Thema verbunden ist. Die Themen sind für die Kinder von<br />

Interesse und daher auch von Bedeutung, weil sie sich auf ihr alltägliches Leben beziehen.<br />

Der Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung von Fertigkeiten. Am meisten gewichtet wird der mündliche<br />

Input, gefolgt vom mündlichen Output. Lesen und Schreiben werden erst verlangt, wenn Hören und<br />

Sprechen genügend geübt werden konnten. Verschiedene Bildmaterialien helfen, Wörter und Texte<br />

besser zu verstehen.<br />

A2 Welche Materialteile gehören zum Lehrwerk?<br />

Zum Lehrwerk gehören sieben verschiedene Teile: Pupil’s Book, Activity Book, Teacher’s Guide, Au-<br />

dio CD, CD-Rom, Teacher’s Ressource Pack mit Bildkarten, ein Reading and Writing Activities Book<br />

und eine DVD mit Video Ressource Book. Das Lehrerhandbuch und das Video Ressource Book bein-<br />

halten Arbeitsblätter für schnellere Schüler und Schülerinnen, Selbst- und Fremdbeurteilungsbögen,<br />

sowie Lernkontrollen und Tests.<br />

27


A3 Welche Materialteile sind verbindlich? Welche sind Zusatzmaterial?<br />

Pupil’s Book, Activity Book, Teacher’s Guide und die Audio CDs sind verbindlich, weil sie teilweise<br />

miteinander in Gebrauch genommen werden müssen. Die anderen Teile sind Zusatzmaterialien und<br />

können ergänzend eingesetzt werden.<br />

A4 Wie gestaltet sich die Handhabung <strong>im</strong> Unterricht mit den verschiedenen Materialien?<br />

Die Handhabung <strong>im</strong> Unterricht ist kompliziert, weil die Übungen sehr kurz sind und ständig zwischen<br />

dem Pupil’s Book, dem Activity Book und der CD hin und her gewechselt werden muss. Die meisten<br />

Übungen müssen angeleitet und geführt werden. Die Kürze der Aufgaben fordern von der Lehrperson<br />

eine hohe Konzentration und ein gutes und klares Klassenmanagement.<br />

B Inhaltskonzeption<br />

Auf die Themen bezogen:<br />

B1 Welche Themen werden in den Lehrwerkkapiteln berücksichtigt?<br />

Die Themen sind sehr vielfältig. In „Here Comes Super Bus 2“ werden folgende Themen aufgegriffen:<br />

„The Circus“, „Food“, „My Town“, „It’s Cold“, „What T<strong>im</strong>e Is It?“, „Wild An<strong>im</strong>als“ und „End of School<br />

Year“. Als zusätzliche Themen werden „Halloween“, „Christmas“ und „Carnival“ behandelt, welche den<br />

Lernenden einen kulturellen Einblick in ein Herkunftsland (England) der englischen Sprache ermögli-<br />

chen. Zudem ist das Lehrwerk darauf bedacht, Verbindungen zu anderen Schulfächern herzustellen<br />

und Umgangsformen ein zu üben.<br />

B2 Haben die gewählten Themen einen Bezug zur Alltagserfahrung der Lernenden?<br />

Es werden vor allem Themen aufgegriffen, die einen Bezug zum alltäglichen Leben der Lernenden<br />

haben und darum von Bedeutung für die Kinder sind. Problematisch ist, dass die Verarbeitung der<br />

Themen teilweise zu einfach für diese Altersstufe ist. Die Lieder und Gedichte sind zu kindlich.<br />

B3 Ist eine thematische Progression feststellbar?<br />

Eine thematische Progression ist nur teilweise feststellbar. Einige Personen kommen zum Beispiel zu<br />

einem späteren Zeitpunkt wieder in einer anderen Geschichte oder einer Fortsetzungsgeschichte vor.<br />

Die Lektionen sind in sich abgeschlossen. Innerhalb der Lektionen kann ein klarer Aufbau und eine<br />

Progression von leicht zu schwierig, vom Wort zum Satz, von gesteuert zu weniger gesteuert festge-<br />

stellt werden. Eine Ausnahme bilden einzelne Unterthemen, wie zum Beispiel Zahlen, welche in fast<br />

jeder Lektion wieder aufgenommen werden. Dabei wird der Schwierigkeitsgrad kontinuierlich gestei-<br />

gert. Das heisst, die Schüler und Schülerinnen repetieren die Zahlen auf Englisch bis 20. Kurz darauf<br />

lernen sie die Zahlen bis 100 und schliesslich lernen sie die Zahlen bis 1000 kennen. Gleichzeitig<br />

lernen sie, wie man die vier Rechenoperationen und die Ordinalzahlen ausspricht. Sie werden auch<br />

28


mit dem Lesen der Zeit vertraut gemacht und lernen das englische Geld sowie die Tage und Monate<br />

kennen und erfahren, wie man einen Stundenplan liest.<br />

Auf Situationen bezogen:<br />

B4 Sind die gewählten Situationen, Sprachhandlungen und Kommunikationsräume alltagssprach-<br />

lich angemessen?<br />

Die Situationen sind mehrheitliche angemessen. Zwei Ausnahmen in „Here Comes Super Bus 2“ sind<br />

Lektion 3 und 5, „The Mysterious Man“ und „Superduck“. „The Mysterious Man“ ist eine Fortsetzungs-<br />

geschichte von „The Circus“. Mit der Geschichte wird versucht das Lektionsthema „My Town“ auf-<br />

zugreifen, was aber nicht gut gelingt. Zudem nehmen die weiteren Sprachhandlungen keinen Bezug<br />

mehr auf die Geschichte selber. Obwohl die Form der Geschichte von „Superduck“, verpackt in einen<br />

Comic, die Interessen der Kinder anspricht, sind die nachfolgenden Sprachhandlungen nicht kompati-<br />

bel mit ihren Erfahrungen. Sie müssen über ihre eigenen Lieblingssendungen sprechen, kennen aber<br />

nur Sendungen auf Deutsch. Die Geschichte selber ist ein wenig weit hergeholt und zu stark ange-<br />

passt an die aktuellen Sprachkenntnisse der Schüler und Schülerinnen.<br />

Sprachhandlungen und Kommunikationsräume beziehen sich zu einem grossen Teil auf die Lebens-<br />

welt der Kinder. Die Dialoge wurden jedoch durchgehend vereinfacht. Sie zeigen viele, sich wiederho-<br />

lende Satzmuster. Auffällig sind die Lieder und Chants, welche, angelehnt an das Thema, extra ge-<br />

schrieben wurden, um den Wortschatz zu üben. Zum Teil wirken sie etwas schwerfällig, sind zu ein-<br />

fach und nicht unbedingt altersentsprechend. Phonetische Merkmale des Englischen werden aber<br />

berücksichtigt.<br />

B5 Sind einzelne Situationen verbunden/verzweigt/offen angelegt/ohne Aufwand variierbar oder<br />

meistens in sich geschlossen?<br />

Die einzelnen Situationen und Sprachhandlungen sind meistens in sich geschlossen. Es gibt nur we-<br />

nige Sprachübungen, die offen angelegt sind. Aber auch die offeneren Übungen enthalten <strong>im</strong>mer<br />

strukturelle Hilfen oder klare Vorgaben. Der Lehrperson ist es möglich, ähnliche oder weiterführende<br />

Situationen und Sprachanlässe zu gestalten, was jedoch mit einigem Aufwand und gute Sprachkennt-<br />

nisse erfordert.<br />

Auf Rollenkonzeptionen bezogen:<br />

B6 Ermöglichen Themen und Situationen den Lernenden „als sich selbst“ sprachlich zu agieren<br />

und Stellung zu beziehen?<br />

Es gibt in jeder Lektion sprachliche Übungen, bei denen sich die Schüler und Schülerinnen selbst<br />

einbringen können. Vorwiegend erfolgt dies mit gezielten Sprachhandlungen, gestützt durch eine Um-<br />

frage, ein Interview oder eine andere Vorlage. Die Kinder können einander zum Beispiel zu ihren Ge-<br />

burtstagen, ihren Lieblingsessen, Hobbys oder ihren Lieblingssportarten befragen.<br />

29


B7 Enthält oder problematisiert das Lehrwerk Rollenklischees?<br />

Das Lehrwerk enthält Rollenklischees. Die Hauptdarsteller, vor allem wenn eine aktive Handlung an-<br />

gesagt ist, sind ohne Ausnahme männlich. In häuslichen Szenen wird die Mutter <strong>im</strong>mer in der traditio-<br />

nellen Rolle dargestellt. Der Vater ist nur am Rande anwesend. Auffallend ist auch, dass mehr männli-<br />

che Wesen abgebildet sind.<br />

Auf Textsorten bezogen:<br />

B8 Enthält das Lehrwerk authentische Texte? Welchen Charakter haben diese Texte?<br />

Zum Teil werden authentische Geschichten verwendet. Sie wurden jedoch durchgehend dem Sprach-<br />

niveau der Lernenden angepasst, also vereinfacht. In diesem Band sind die Geschichten zudem meis-<br />

tens für das Lehrwerk selber geschrieben worden. Das Gleiche gilt für die Lieder, Gedichte und<br />

Chants. Die Hörtexte sind unterlegt mit Umgebungsgeräuschen, um einer authentische Situation mög-<br />

lichst nahe zu kommen.<br />

B9 Welche Textsorten werden verwendet?<br />

Es werden vor allem Geschichten (Comics und Dialoge), Lieder, Chants, Poems und kurze Informa-<br />

tionstexte verwendet.<br />

B10 Regen die Texte zur kreativen Weiterarbeit an?<br />

Die Texte selber regen kaum zur kreativen Weiterarbeit an, weil sie zu strukturiert sind. Es ist jedoch<br />

möglich, dass die Lehrperson einen zusätzlichen Auftrag in diesem Sinne erteilt. Eine Möglichkeit<br />

kreativ zu arbeiten ist zum Beispiel, weitere Strophen oder Zeilen zu Liedern, Gedichten und Chants<br />

zu erfinden. Leider fehlen auf den CDs Playbacktracks. Darum können die eigenen Texte nicht mit<br />

Musik vorgetragen werden.<br />

Auf die Gestaltung bezogen:<br />

B13 Ist die Gestaltung von Lehrbuchseiten optisch ansprechend, übersichtlich und abwechslungs-<br />

reich?<br />

Die Gestaltung ist optisch ansprechend. Es hat sehr viele farbige Bilder und Fotos, die einhergehen<br />

mit dem Text. Sie sind zudem durchgehend farbig. Zwischen den einzelnen Übungen ist der Zwi-<br />

schenraum manchmal zu klein. Jede neue Übung ist jedoch mit einem gelben Balken gekennzeichnet<br />

und einige Übungen wurden zusätzlich von der nächsten mit einem Rahmen abgegrenzt. Pro Seite<br />

hat es verhältnismässig wenig Information, was sich grosszügig auf die Darstellung auswirkt. Dank<br />

den vielen verschiedenen Übungen, ist jede Seite anders gestaltet und wirkt darum auf den Betrachter<br />

sehr abwechslungsreich und einnehmend.<br />

30


B14 Bieten Zeichnungen und Fotos Verstehenshilfen in Bezug auf Sprechanlässe und Texte?<br />

Die Zeichnungen, Flashcards und Fotos können durchgehend als Verstehenshilfen für Wörter,<br />

Sprechanlässe und Texte verstanden werden.<br />

C Methodik/Übungsformen<br />

C1 Sind differenzierte Übungsformen <strong>im</strong> Schülermaterial (oder <strong>im</strong> Lehrhandbuch) ange-<br />

legt/kenntlich gemacht?<br />

Im Schülermaterial sind keine differenzierten Übungsformen explizit kenntlich gemacht worden. Alle<br />

müssen alles machen. Gleichschrittiges Lernen wird zudem durch den Aufbau und die eingeschränkte<br />

Handhabung aus folgenden Gründen indiziert: Hörübungen wechseln sich mit schriftlichen Arbeiten<br />

ab, die Übungseinheiten sind sehr kurz und der Einsatz der CD ist eine Voraussetzung für einzelne<br />

Aufgaben. Im Lehrerhandbuch finden sich jedoch Hinweise sowie Arbeitsmaterialien für schnellere<br />

Schüler und Schülerinnen. Auch <strong>im</strong> Video Ressource Book und be<strong>im</strong> Material, welches mit der DVD<br />

einher kommt, findet man weiteres Zusatzmaterial. Ohne Ausnahme sind dies Arbeitsblätter, die<br />

schriftlich gelöst werden müssen. Der Schwierigkeitsgrad der Zusatzblätter ist unterschiedlich. Einzel-<br />

ne Übungen sind zu einfach und können in wenigen Minuten gelöst werden. Andere Arbeitsblätter<br />

sind als schwierig einzuordnen. Sie sind aber nicht <strong>im</strong>mer selbsterklärend und können daher nicht<br />

selbständig gelöst werden.<br />

C2 Sind die Übungen in sich geschlossen oder offen angelegt?<br />

Der Grossteil der Übungen ist in sich geschlossen. Am Ende der Lektionen ist eine Übung jeweils<br />

offener angelegt, welche eine Weiterarbeit nach vorgegebenen Mustern (siehe B 10) ermöglicht und<br />

nur teilweise gesteuert ist. Eine Überleitung zum freien Umgang mit der Sprache ist weder angezeigt<br />

noch <strong>im</strong> Lehrerhandbuch ausdrücklich erwähnt. Im Gegensatz dazu lassen die vorgeschlagenen Spie-<br />

le offenere Formen und Variationen zu. Auch die Rollenspiele können mit mehr Eigeninitiative einge-<br />

übt werden.<br />

C3 Wie ist das Verhältnis von kommunikativen und instrumentellen Übungen?<br />

Grammatikübungen werden nur am Rande behandelt und nicht explizit als solche deklariert. Sie wer-<br />

den zyklisch wiederholt. Im Lehrerhandbuch wird unter ‚main language‘ darauf hingewiesen, welche<br />

grammatikalischen Themen durchgenommen werden. Die kommunikativen Übungen überwiegen<br />

eindeutig.<br />

C4 Werden Anregungen zu über das Lehrwerk hinausgehenden Projekten und Eigeninitiative<br />

gegeben?<br />

Es werden <strong>im</strong> Lehrerhandbuch keine Anregungen zu weiteren Projekten und Eigeninitiative gegeben.<br />

31


C5 Gibt es Übungen, die einen spielerisch-kreativen Umgang mit Sprache ermöglichen?<br />

Wie schon in B10 erwähnt, bieten sich Spiele, Songs, Chants, Poems sowie die Rollenspiele für einen<br />

spielerisch-kreativen Umgang mit der Sprache an. Es können zum Beispiel nach den vorgegebenen<br />

Mustern eigene Songs, Chants, und Poems gedichtet werden. Spiele und Rollenspiele können von<br />

den Lernenden selber kreativ abgeändert und auch erweitert werden.<br />

C6 Wie sind die Übungen verbunden? Gibt es Übungsketten mit ansteigender Schwierigkeit zu<br />

einem übergeordneten Lernziel?<br />

Die Lektionen folgen einem klaren Aufbau mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad. Zuerst werden die<br />

neuen Wörter der Unit eingeführt, die für die nachfolgende Geschichte relevant sind. Illustrationen <strong>im</strong><br />

Schülerbuch helfen den Schülern und Schülerinnen, den allgemeinen Sinn der Geschichte zu verste-<br />

hen. Die nachfolgenden Übungen sind dazu da, das Gelernte zu üben, zu festigen und zu vertiefen.<br />

Am Schluss werden die Hauptwörter der Lektion noch einmal repetiert. Der Lernwortschatz befindet<br />

sich <strong>im</strong>mer auf der ersten Seite einer Lektion und kann als Glossar von den Schülern und Schülerin-<br />

nen herbeigezogen werden. Leider fehlt ein separates Wörterbuch. Um den neuen Wortschatz zu<br />

üben ist die dazugehörende CD-Rom hilfreich.<br />

C7 Fördern die Übungen selbständiges Arbeiten und Lernen?<br />

Die Übungen fördern das selbständige Arbeiten und Lernen nicht, weil dieser Lehrwerkgang einer<br />

genauen Lernabfolge folgt, welche wenig Variation zulässt. Der geforderte und ständige Wechsel von<br />

‚Pupil’s Book‘ zu ‚Activity Book‘ erschwert das Initiieren eines selbständigen Lernprozesses zusätzlich.<br />

Die Kinder können jedoch mit der dazugehörenden CD-Rom selbständig den Grundwortschatz üben.<br />

C8 Werden Lernstrategien vermittelt?<br />

Durch die Vielfalt an Übungen werden verschiedene Lernstrategien gefordert. Jeder Übungsteil ver-<br />

langt den Einsatz einer anderen Vorgehensweise und spricht verschiedene Lerntypen an. Auch die<br />

CD-Rom ist strategisch sinnvoll aufgebaut. Sind jedoch die exekutiven Funktionen bei den Schülern<br />

und Schülerinnen zu wenig entwickelt, braucht es die Unterstützung der Lehrperson, weil die Aufträge<br />

nicht <strong>im</strong>mer offensichtlich und für alle verständlich dargelegt sind.<br />

6.2 Didaktisch-methodisches Konzept des Lehrwerks<br />

Mit Hilfe der Antworten auf die Fragen des Kriterienkatalogs wird nachfolgend aufgezeigt, welchem<br />

didaktisch-methodischen Konzept das Lehrwerk folgt.<br />

Der Aufbau des Lehrwerks bzw. Lektionsschema weist auf die audiovisuelle Methode hin, weil ein<br />

Dialog mit begleitendem Bildmaterial <strong>im</strong> Zentrum jeder Lektion steht (vgl. Kast & Neuner, 1994, S.<br />

113). Der Schwerpunkt liegt denn auch auf dem Erwerb pr<strong>im</strong>ärer Fertigkeiten wie Hören und Spre-<br />

chen, weil am Anfang einer Lektion nur auf diese Fähigkeiten gesetzt wird. Es sind jedoch weitere<br />

methodische Ansätze erkennbar. Die audiolinguale Methode kommt zum Tragen be<strong>im</strong> Erlernen<br />

32


grammatikalischer Elemente und bei einigen Übungsformen. Oft werden grammatikalische Beispiels-<br />

sätze formuliert, die sich in den darauffolgenden Übungen regelmässig in gleichen Satzmustern (pat-<br />

tern drills) wiederholen. Dazu gehören Übungen aus dem ‚Activity Book‘ wie Satzschalttafeln, Substi-<br />

tutions- und Ergänzungsübungen, Lückentexte, das Bilden von Sätzen aus Einzelelementen und das<br />

Auswendiglernen und Nachspielen von kurzen Dialogen. Die bildgesteuerten Übungen, wie Brettspiel,<br />

Ausmal- und Verbindungsübungen weisen jedoch wieder charakteristische Merkmale der audiovisuel-<br />

len Methode auf. Ansatzweise findet man <strong>im</strong> Lehrwerk auch Übungen, die sich auf die kommunikative<br />

Methode beziehen. Die Progression der Übungsteile, von gesteuerten bis zu weniger gesteuerten, ist<br />

aber leider nur am Rande ersichtlich (letzter Übungsteil einer Lektion <strong>im</strong> Activity Book). Auf die letzten<br />

beiden Methoden weisen auch die unterschiedlichen Lehrwerkteile hin. Laut Kast und Neuner (1994,<br />

S. 114) ist der neusprachliche Unterricht „u. a. auch durch die Entfaltung der Lehrwerkteile und Me-<br />

dien gekennzeichnet“. Normalerweise werden bei audiovisuellen und kommunikativ gestalteten Lehr-<br />

werken zusätzlich visuelle und auditive Medien eingesetzt. Zudem sind Arbeitsbücher in Gebrauch<br />

und die dazugehörenden Lehrerhandbücher sind sehr umfangreich und informativ geschrieben. Be<strong>im</strong><br />

Lehrwerk „Here Comes Super Bus 2“ sind all diese Kriterien erfüllt. Auch wenn nicht alle Lehrwerkteile<br />

verbindlich sind, gibt es Hörmaterial auf CDs, Videos und PC-Programme, Bildtafeln und Poster, die<br />

<strong>im</strong> Unterricht eingesetzt werden können.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Lehrwerk ‚Here Comes Super Bus 2‘ sich auf ver-<br />

schiedene methodisch-didaktische Ansätze beruft, dabei jedoch audiovisuelle vor audiolinguale und<br />

kommunikative Prinzipien stellt. Nebst systematischen werden auch kreative Aspekte berücksichtigt,<br />

das heisst Übungsvariationen und Differenzierungsansätze sind vorhanden. Letztere sind jedoch ein-<br />

seitig ausgerichtet und beschränken sich hauptsächlich auf schriftliche Arbeiten.<br />

6.3 Inhaltskonzeption<br />

Thematisiert werden alltägliche, für die Lernenden relevante Bereiche, wie zum Beispiel Essen, Frei-<br />

zeit und Schule. Auch lernen sie kulturelle Begebenheiten des Ziellandes der Sprache (England) ken-<br />

nen. Die Lehrwerktexte geben die Sprachwirklichkeit möglichst ‚authentisch‘ wieder. Bis auf einige<br />

wenige Ausnahmen (Songs, Poems und Chants) fehlen ‚echte‘ Textsorten jedoch weitgehend, mit<br />

anderen Worten heisst das, dass die Texte als Modelle reale Sprachsituationen vorwiegend s<strong>im</strong>ulieren<br />

(vgl. Kast & Neuner, 1994, S. 163). Als Folge davon wird der Sprachinput dem Sprachoutput gleich<br />

gesetzt. Im Gegensatz dazu steht das authentische Kommunikationsgeschehen. Laut Kast und Neu-<br />

ner (ebd.) sind Texte mit dieser Konzeption lediglich ein Anlass, um <strong>im</strong> Unterricht möglichst authen-<br />

tisch zu kommunizieren. Die Erwartung wird dabei auf der Rezeption und nicht auf der Produktion<br />

festgelegt. Da es schwierig ist, Alltagsgespräche aufzunehmen, sind Musterdialoge aus Sicht der Au-<br />

torin, vor allem <strong>im</strong> Rahmen des Anfangsunterrichts sinnvoll. Die für die Zielgruppe vereinfachten Dia-<br />

loge müssen sich jedoch den Merkmalen der gesprochenen Sprache soweit als möglich annähern.<br />

Die Inhalte der Texte des Lehrwerks beziehen sich zu einem grossen Teil auf Sprechsituationen, die<br />

auf alltägliche Sprachhandlungen übertragen werden können. Dabei müssen Sprachhandlungen und<br />

Situationen auseinander gehalten werden (vgl. Kast & Neuner, 1994, S. 171). Aus jeder Situation<br />

33


können unterschiedliche Sprachhandlungen entstehen. Die Musterdialoge in diesem Lehrwerk bezie-<br />

hen sich vor allem auf Sprachhandlungen und nicht auf Situationen. Sie sind darum in sich abge-<br />

schlossen und lassen wenig Kreativität bzw. Eigeninitiative zu.<br />

Einige Texte, vor allem die Songs und Chants, aber auch zwei der sieben Geschichten, die für das<br />

Lehrmittel geschrieben wurden, wirken zum Teil hölzern und schwerfällig. Die Vertonung der Texte ist<br />

<strong>im</strong> Gegensatz dazu eher gelungen. Nebst den Alltagsgesprächen, Märchen und den Interviews, alle in<br />

Dialogform aufgenommen, wurden auch die Songs, Poems und Chants vertont. Dabei werden die<br />

kontextuellen Faktoren, wie zum Beispiel Autolärm und Kindergeschrei mit einbezogen. Auch werden<br />

phonetische Merkmale der Zielsprache, soweit es bei einem künstlichen Dialog möglich ist, berück-<br />

sichtigt. Durch Mittel wie Sprechgeschwindigkeit, Intonation und das Einschieben von Pausen ver-<br />

sucht man, sich der spontan gesprochenen Sprache anzunähern. Leider gibt es zu den Songs und<br />

Chants kein Playback und es fehlen die Musiknoten dazu, was es für die Lehrperson schwierig macht,<br />

kreativ mit diesen Textsorten umzugehen.<br />

Das Lehrwerk wird den verschiedenen Lerntypen gerecht. Die Aufgaben <strong>im</strong> „Aktivity Book“ sowie die<br />

Übungen, angeleitet durch die Lehrperson sprechen auditive, visuelle, und haptische Wahrnehmungs-<br />

kanäle gleichermassen an. Auch die Motorik und die intellektuellen Fähigkeiten werden berücksichtigt.<br />

6.4 Tabellarische Zusammenfassung der Analyse und Interpretation<br />

In Kapitel 4.4 wurden die Anforderungen an ein Lehrwerk unter sechs Kriterien aufgeführt. Nachfol-<br />

gend werden in einer Tabelle fördernde und hindernde Faktoren, mit Bezugnahme auf Theorie und<br />

Analyse hin, interpretativ kurz und übersichtlich zusammengefasst.<br />

Anforderungen an<br />

ein Lehrwerk<br />

Bildungsrelevante<br />

Inhalte<br />

Handlungs- und Auf-<br />

gabenorientierung<br />

Lehrwerk: fördernde Faktoren Lehrwerk: hindernde Faktoren<br />

Themen, die für die Schüler und<br />

Schülerinnen relevant sind, werden<br />

aufgenommen.<br />

Bedeutungsvolle, annähernd reale<br />

Sprechhandlungen sind möglich.<br />

Bildszenen erleichtern eine Identifizierung<br />

mit den Sprechsituationen.<br />

Lernanreize werden durch verschiedene<br />

Textsorten und mündlich Unterrichtssituationen<br />

geschaffen.<br />

Handlungs- und Aufgabenorientierung<br />

werden berücksichtigt. Der<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf kommunikativen<br />

Übungsformen (Hören und<br />

Sprechen). Lesen und Schreiben<br />

werden zu einem späteren Zeitpunkt<br />

mit einbezogen.<br />

Nur wenige Aufgaben sind wirklich<br />

authentisch.<br />

Texte beziehen sich auf spezifische<br />

Situationen, was kreatives Sprachhandeln<br />

verhindert.<br />

Die Möglichkeiten für kreatives Handeln<br />

sind eingeschränkt.<br />

34


Neue Schwerpunkte<br />

für die Vermittlung<br />

des Sprachsystems<br />

Die Rollenspiele, Interviews, Gedichte,<br />

Lieder, Chants und Spiele eignen<br />

sich besonders gut, weil die Aufgaben<br />

verschiedene Lerntypen ansprechen.<br />

Durch die Handlungen wird der<br />

Sinn des Gelernten verständlicher.<br />

Der systematische Aufbau ist sehr<br />

gut.<br />

Binnendifferenzierung Viele Übungen sind geeignet für<br />

Kinder mit Lernschwierigkeiten. Illustrationen<br />

unterstützen die Lernprozesse.<br />

Mit der CD-Rom kann<br />

individualisiert werden. Zusätzliche<br />

Arbeitsblätter, vor allem für schnellere<br />

Schüler und Schülerinnen, sind<br />

vorhanden.<br />

Lerntraining Eine Vielfalt von Übungsmöglichkeiten<br />

berücksichtigen die verschiedenen<br />

Lerntypen.<br />

Lernstrategien werden vermittelt.<br />

Mit spielerischen Übungsmöglichkeiten<br />

werden die Interessen und Bedürfnisse<br />

der Lernenden angesprochen.<br />

Mechanisches Üben und das Üben<br />

mit Lerngerüsten wird ermöglicht.<br />

Mit dem Glossar am Anfang jeder<br />

Lektion oder mit der CD-Rom kann<br />

der Wortschatz gezielt geübt werden.<br />

Lernstrategien werden vermittelt.<br />

Unterstützung der Die Inhalte des Lehrerhandbuches<br />

Lehrperson<br />

sind sehr umfangreich. Die Angaben<br />

helfen den Unterricht zu strukturieren<br />

und bieten unterstützende Hilfen an.<br />

Der Aufbau der Lektionen und die<br />

Tipps <strong>im</strong> Lehrerhandbuch helfen bei<br />

der Umsetzung der audiolingualen<br />

Konzeption.<br />

Abb. 2<br />

Der kreative Ansatz kommt nicht<br />

gleichermassen zum Zug wie der<br />

systematische.<br />

Die Schüler und Schülerinnen können<br />

kaum selbständig, ihren Lernvoraussetzungen<br />

entsprechend,<br />

individuell lernen.<br />

Differenzierungsansätze fehlen weitgehend.<br />

Zusatzmaterialien sind entweder<br />

zu leicht oder zu schwer und<br />

sind einseitig, nur in Form von Arbeitsblättern<br />

vorhanden.<br />

Die Lernprogression ist weitgehend<br />

durch das Material best<strong>im</strong>mt.<br />

Die Übungen sind stark gelenkt.<br />

Eigeninitiative wird nicht gefördert.<br />

Elaboriertes Üben wird zu wenig<br />

beachtet.<br />

Die Übungen sind nicht <strong>im</strong>mer altersentsprechend.<br />

Oft sind sie zu<br />

einfach. Als Folge davon muss das<br />

Üben von den Schülern und Schülerinnen<br />

nicht <strong>im</strong>mer reflektiert werden.<br />

Es hat keine zusätzlichen Übungen,<br />

um das Hören oder Sprechen eigenständig<br />

erarbeiten zu können.<br />

Kein alphabetisches Wörterverzeichnis<br />

für das Arbeitsbuch ist vorhanden.<br />

In Bezug auf die Arbeit mit Kindern<br />

mit Lernschwierigkeiten finden sich<br />

keine gezielten Hilfen oder Anregungen<br />

<strong>im</strong> Lehrerhandbuch.<br />

Das Zusatzmaterial ist zu einseitig.<br />

35


6.5 Begründung für die Eignung bzw. Nichteignung des Lehrwerkes für Kinder<br />

mit Lernschwierigkeiten<br />

Vergleicht man die fördernden und hindernden Faktoren miteinander <strong>im</strong> Hinblick auf Kinder mit Lern-<br />

schwierigkeiten, sind die Übungen <strong>im</strong> Arbeitsbuch in ihrer Einfachheit und Vielfalt durchaus geeignet<br />

für die Arbeit mit solchen Schülern und Schülerinnen. Mit den bereitgestellten, mehrd<strong>im</strong>ensionalen<br />

Übungen wird das ganzheitliche Lernen unter Berücksichtigung der Basisfunktionen angesprochen<br />

und alle vier Fertigkeiten: Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben, werden in dieser Reihenfolge be-<br />

rücksichtig. Auch werden Lerntechniken und Lernstrategien vermittelt. Dem kreativen Lernen wird<br />

jedoch zu wenig Beachtung geschenkt. Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen<br />

Lehr- und Lernmethoden zu Gunsten mechanischer Übungsformen. „Das Lehrwerk muss sinnvolle<br />

Lehr- und Lernangebote machen, dabei aber Lehrenden und Lernenden den nötigen „Spielraum“ zur<br />

Ausgestaltung des Lehrens bzw. des Lernens in der Gruppe oder <strong>im</strong> individuellen Bereich lassen. Das<br />

didaktisch-methodische Konzept muss deshalb offen und flexibel angelegt sein, wenn der Unterricht<br />

nicht zur Lehrschablone erstarren soll“ (Kast & Neuner, 1994, S. 237). Diese Kriterien erfüllt das<br />

Lehrwerk nicht. Auch fehlen zusätzliche Angebote für eine weitere Differenzierung <strong>im</strong> Sinne des ganz-<br />

heitlichen Lernens, um allen Kindern (und vor allem Kindern mit Lernschwierigkeiten) gleichermassen<br />

gerecht zu werden. Ein mehr oder weniger gleichschrittiges Lernen wird vorausgesetzt, Übungen mit<br />

unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad zu gleichen Inhalten werden kaum angeboten und den individu-<br />

ellen Lernvoraussetzungen wird keine Beachtung geschenkt.<br />

Das Lehrwerk „Here Comes Super Bus 2“ ist, was die Übungen selber betrifft, mehr lernerorientiert,<br />

aufgebaut, die Vermittlung jedoch mehr lehrerorientiert. Die Übungen können nur begrenzt selbstän-<br />

dig gelöst werden. Auf diese Weise wird der Eigeninitiative der Schüler und Schülerinnen zu wenig<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. Das Material eignet sich nicht für selbstgesteuerte Lernprozesse. Obwohl<br />

das Lehrwerk das Ziel verfolgt, sprachliche Handlungsfähigkeiten zu entwickeln, indem die Lektionen<br />

um eine Sprechabsicht herum aufgebaut wurden, lassen diese wenig Flexibilität zu. Auf der anderen<br />

Seite wird jedoch die Kommunikationsbereitschaft gefördert, weil die Erfahrungswelt der Kinder direkt<br />

angesprochen wird. Zusätzlich werden kulturelle Begebenheiten des Landes (England) der Zielspra-<br />

che aufgenommen und ermöglichen einen gedanklichen, interkulturellen Austausch mit der eigenen<br />

und der fremden Kultur.<br />

Ein weiterer Nachteil ist, dass die Lerninhalte nicht unbedingt altersentsprechend sind, weil das Lehr-<br />

werk für jüngere Kinder konzipiert wurde. Auch wenn einzelne Texte so ausgewählt wurden, dass eine<br />

Identifizierung mit den Inhalten gegeben ist, fehlt bei anderen Texten die Lebensmittelbarkeit, der<br />

emotionale Bezug, weil sie einfach zu s<strong>im</strong>pel sind für diese Altersgruppe.<br />

Obwohl das Lehrwerk insgesamt gute Ansätze zeigt, um Kinder mit Lernschwierigkeiten zu fördern, ist<br />

eine Binnendifferenzierung unter Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen mit dem Lehr-<br />

werk kaum möglich. Es kommt ganz darauf an, wie die Lehrperson mit den verschiedenen Lehrwerk-<br />

teilen umgeht und sie in ihrem Unterricht einsetzt oder erweitert.<br />

36


Die Anforderungen an einen Fremdsprachenlehrer sind deshalb hoch. Gilt es doch die Lehr- und<br />

Lernangebote an die Heterogenität einer Klasse so anzupassen und darauf abzust<strong>im</strong>men, damit die<br />

Voraussetzungen für eine positive Lernumgebung für alle bestehen. Für Kast und Neuner (1994, S.<br />

24) ist ein guter Lehrer, wenn er<br />

� viel Gelegenheit zu freien Arbeiten gibt,<br />

� viele visuelle Hilfen hinzuzieht,<br />

� die Übungsformen häufig wechselt und<br />

� sich nicht starr an das Programm des Buches hält.<br />

Aufgrund der Analyse sind visuelle Hilfen vorhanden und die Übungsformen wechseln sich häufig ab.<br />

Ob sich die Lehrperson an das Programm hält oder Gelegenheit zu freien Arbeiten gibt, hängt von ihr<br />

persönlich ab. Die Autorin ist der Meinung, dass es möglich ist, den durch das Lehrwerk vorgegebe-<br />

nen Spielraum zu vergrössern und eigene Ideen einzubringen. Es ist möglich, mit dem vorhandenen<br />

Material flexibler umzugehen. Der Aufwand ist jedoch gross.<br />

7 Interviews<br />

In einem weiteren Schritt wurden alle fünf Interviews in einem Zeitrahmen von zwei Wochen durchge-<br />

führt. Nachfolgend wurden sie transkribiert, analysiert und ausgewertet. Die Interviewfragen wurden<br />

anhand der theoretischen Erkenntnisse und der Dokumentenanalyse, <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Hinblick auf die For-<br />

scherfrage, zusammengestellt.<br />

7.1 Interviewfragen<br />

Die Interviewfragen wurden aus den theoretischen Erkenntnissen und der Dokumentenanalyse herge-<br />

leitet. Dabei war es wichtig, sich überschneidende Merkmale zu berücksichtigen. Gleichzeitig wurden<br />

aber auch einzelne Punkte weggelassen, weil sie für diese Studie als nicht relevant erschienen. Ande-<br />

re Fragen wurden hinzugefügt. Die Fragen wurden so formuliert, dass verschiedene Antworten zu<br />

unterschiedlichen Themen möglich waren. Wichtig war der Interviewerin, keine wegweisenden Fragen<br />

zu stellen. Aus diesem Grund wurden die Fragen relativ offen gestellt. Nachfolgend wird die Auswahl<br />

des Fragenkatalogs kurz begründet.<br />

Diese Studie ist eine Momentaufnahme des Unterrichtsgeschehens mit Bezugnahme auf Kinder mit<br />

Lernschwierigkeiten. Die Autorin hat sich bewusst vor allem auf die prozeduralen Erfolgsbedingungen<br />

auf der Unterrichtsebene <strong>im</strong> Zusammenhang mit den Anforderungen an ein Lehrwerk beschränkt, weil<br />

Erfolgsbedingungen auf der Ebene Unterricht wie individuelle Entwicklungspläne erarbeiten, Zielver-<br />

einbarungen und Leistungsbewertungen mehr auf einen Verlauf hinweisen und nach einer längerfristi-<br />

37


gen Studie verlangen und darum nicht geeignet sind, in einem einmalig durchgeführtes Interview er-<br />

forscht zu werden.<br />

Werden die Erfolgskriterien auf der Unterrichtsebene mit den Anforderungen an ein gutes Lehrwerk<br />

miteinander verglichen, kann man feststellen, dass sie in drei Punkten übereinst<strong>im</strong>men (siehe unten-<br />

stehende Tabelle). Ausgehend von dieser Erkenntnis, wurden die Fragen in diesem Sinne, <strong>im</strong>mer <strong>im</strong><br />

Hinblick auf Kinder mit Lernschwierigkeiten formuliert.<br />

Erfolgsbedingungen auf der Unterrichtsebene Anforderungen an ein gutes Lehrwerk<br />

Binnendifferenzierender Unterricht Binnendifferenzierung<br />

Relevante und lebensnahe Themen und Inhalte Bildungsrelevante Themen<br />

Automatisierung und Verfestigung des Lernstoffs Lerntraining<br />

Prozessbegleitende Diagnosen und Passung der<br />

schulischen Anforderungen<br />

Individuelle Entwicklungspläne<br />

Emotional und fachlich unterstützendes Lehrer-<br />

verhalten<br />

Kooperativer Umgang<br />

Regelung der Arbeitsbeziehung<br />

Faire Leistungsbewertung<br />

Abb. 3<br />

Unterstützung der Lehrperson<br />

Neue Schwerpunkte der Sprachvermittlung<br />

Handlungs- und Aufgabenorientierung<br />

Be<strong>im</strong> Erstellen der Fragen war das Wissen über das Erlernen einer Fremdsprache wichtig. In Verbin-<br />

dung mit dem Unterrichtsgeschehen zeigt sich, dass die internen Bedingungen wie die überdauernden<br />

Merkmale, die Motivation, die prozeduralen Bedingungen und das Vorwissen in engem Zusammen-<br />

hang mit den Basisfunktionen und deren Stützfunktionen stehen. Die Förderung der Kinder mit Lern-<br />

schwierigkeiten setzt voraus, dass ihre individuellen Lernvoraussetzungen beachtet werden. Kinder<br />

mit Lernschwierigkeiten brauchen eine differenzierende Lernumgebung und dafür geeignete Materia-<br />

lien, Gelegenheiten zum Üben und eine Lehrperson, die sie fachlich und emotional unterstützt. Der<br />

Unterricht muss anregungsreich gestaltet sein und relevante und lebensnahe Themen beinhalten. Auf<br />

diesem Hintergrundwissen wurden die Fragen für das Interview (siehe Anhang) zusammengestellt.<br />

Um die Erfolgskriterien für einen integrativen Englischunterricht und die Eignung des Lehrmittels zu<br />

ermitteln, wurden die Fragen hauptsächlich positiv formuliert.<br />

7.2 Interviewdurchführung<br />

Der Interviewleitfaden setzt sich aus sechs Teilen zusammen (siehe Anhang). Am Schluss wurde eine<br />

völlig offene Frage gestellt. Nach einem Probeinterview wurden die Fragen umgestellt, weil die Ver-<br />

38


suchsperson auf eine nachgestellte Frage besser reagierte als auf die vorangegangene. Es zeigte<br />

sich <strong>im</strong> Verlauf der Interviews, dass die verschiedenen Befragten auf die Fragen unterschiedlich ein-<br />

gingen. Nach dieser Erfahrung beschloss die Autorin, das Probeinterview in die Forschung mit einzu-<br />

beziehen.<br />

Die Interviewpartnerinnen sind der Autorin bekannt, weil sie selber Englisch <strong>im</strong> Kanton Aargau unter-<br />

richtet und die regionalen Englischtreffen besucht. Nachdem eine schriftliche Einverständniserklärung<br />

der Lehrpersonen eingeholt, der Ablauf und das Ziel des Interviews erklärt wurde, zeichnete die For-<br />

scherin alle Interviews mit dem Computerprogramm Audacity auf. Als Backup diente ein Diktafon.<br />

Leitfragen führten durch das halbstrukturierte Interview. Die Leitfragen dienten jedoch vor allem als<br />

Orientierung und wurden schlussendlich nicht der Reihe nach gestellt. Freie Äusserungen, auch Ab-<br />

schweifungen waren erwünscht. Die Lehrpersonen hielten sich jedoch relativ genau an die gestellten<br />

Fragen. Weil die Befragten jedoch vorgängig über den Befragungsgegenstand in Kenntnis gesetzt<br />

worden waren, konnte die Forscherin nachfragen, mit Zusatzfragen eingreifen oder Antworten paraph-<br />

rasieren, um die Aussagen zu klären. Die befragten Lehrpersonen zeigten sich interessiert und offen<br />

für den Forschungsgegenstand.<br />

7.3 Transkription<br />

Die über das Programm „Audacity“ mit dem Laptop aufgenommenen Interviews wurden nachfolgend<br />

nach festgelegten Transkriptionsregeln verschriftlicht. Dazu benützte die Autorin das Transkripti-<br />

onsprogramm „f4“ für den PC.<br />

„Transkriptionen <strong>im</strong> Rahmen von Evaluation sollen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und be-<br />

nötigen daher ein festes Regelsystem“ (Kuckartz, Dresing, Rädiker & Stefer, 2008, S. 27).<br />

Folgende Transkriptionsregeln galten für diese Arbeit:<br />

� Alle Angaben zu den Befragten oder anderen, <strong>im</strong> Interview erwähnten Personen, werden<br />

anonymisiert.<br />

� Es wird wörtlich transkribiert. Dabei werden jedoch die auf Mundart geführten Interviews ins<br />

Hochdeutsche übersetzt. Das Gleiche gilt für englische Ausdrücke.<br />

� Sätze werden zum Teil grammatikalisch angepasst, um die Lesbarkeit zu erhöhen.<br />

� Weggelassen werden Wiederholungen, nonverbale Kommunikationssignale und Lautäusse-<br />

rungen der befragten Person und der Interviewerin.<br />

� Nachfragedialoge bei Unklarheiten werden nicht aufgeschrieben.<br />

� Unverständliche Äusserungen werden mit (…) gekennzeichnet.<br />

� Wort- oder Satzabbrüche werden durch (-) gekennzeichnet.<br />

� Gekennzeichnet wird die Interviewerin durch „Interviewer“ und die befragten Personen mit<br />

„Person 1, Person 2, Person 3, Person 4 und Person 5“.<br />

� Eine Leerzeile weist auf einen Sprecherwechsel hin.<br />

� Es werden Zeilennummern verwendet.<br />

39


Der Backup mit dem Diktafon stellte sich als wertvoll heraus, weil diese Aufnahme um einiges ver-<br />

ständlicher war als die mit dem Audacity-Programm. Unverständliche Äusserungen der befragten<br />

Personen konnten so zu einem grossen Teil in einem zweiten Durchlauf geklärt werden. Schwierig<br />

waren auch Satzstellungen und unklare Ausdrücke der Lehrpersonen mit der Muttersprache Englisch.<br />

Sie wurden nach bestem Wissen der Autorin übersetzt. Die wörtliche Transkription wurde gewählt, um<br />

eine möglichst unverfälschte Wiedergabe zu erhalten.<br />

7.4 Erstellung des Kategoriensystems<br />

In einem ersten Schritt wurden die Kategorien deduktiv ermittelt und in einem weiteren Schritt Katego-<br />

rien induktiv abgeleitet. Während der zyklischen Arbeit am Kategoriensystem stellte die Autorin fest,<br />

dass sich die Textstellen nicht <strong>im</strong>mer trennscharf nur einer Kategorie zuordnen liessen. Sie fasste sie<br />

deshalb in mehreren Durchgängen weiter zusammen und formulierte zum Teil auch die Variablen und<br />

die Kategorien um, fügte neue Kategorien hinzu oder strich einige Kategorien heraus. Auf diese Weise<br />

wurden letztlich 19 Kategorien und 7 Variablen definiert. Doppelungen konnten mehrheitlich vermie-<br />

den werden. Sie wurden nur mehr als einmal aufgeführt, wenn der Gegenstand klar abgegrenzt wer-<br />

den konnte.<br />

7.4.1 Deduktive Kategoriendefinition<br />

„Eine deduktive Kategoriendefinition best<strong>im</strong>mt das Auswertungsinstrument durch theoretische Überle-<br />

gungen“ (Mayring, 2008, S. 74). Als Ausgangslage für das Erstellen des deduktiven Kategoriensys-<br />

tems bezog sich die Autorin auf das Evaluationsziel, die Ergebnisse der Dokumentenanalyse, den<br />

Interviewleitfaden und die vorangegangenen theoretischen Erwägungen. Nach mehrmaliger Überar-<br />

beitung konnten 6 Variablen mit insgesamt 14 Ausprägungen aufgeführt werden. Folgende Punkte<br />

waren der Autorin bei der Entwicklung des Kategoriensystems wichtig.<br />

� Die Anzahl der Variablen und die dazugehörenden Kategorien <strong>im</strong> Hinblick auf die Auswertung<br />

klein zu halten<br />

� Jeweils ein treffendes Ankerbeispiel pro Kategorie aufzuführen<br />

� Trennschärfe der Kodierregeln<br />

� Bezugnahme zur Theorie, Dokumentenanalyse, Interviewleitfaden und zur Forscherfrage<br />

� Es wird ein Satz oder mehrere kodiert, damit die Segmente verständlich sind<br />

� Pronomen werden falls nötig mit einem Nomen in Klammer ergänzt<br />

� Test an einem Interview<br />

Schwierigkeiten bereitete der Autorin bei der Kategorienbildung die Bezugnahme auf die Interviewfra-<br />

gen, weil diese eher offen gestellt wurden, das Definieren der Kategorien <strong>im</strong> Gegensatz dazu, aber<br />

nach einem umgekehrten Vorgang verlangte. In einem ersten Durchgang wurde ein Kategoriensystem<br />

aufgestellt, welches sich zu sehr auf die Interviewfragen einliess und am Schluss fast komplett wieder<br />

40


Aufgabenstellungen<br />

verworfen werden musste. Aufgrund dessen wurden in einem weiteren Durchgang Hauptkategorien<br />

aufgestellt, die sich vorerst auf die unterrichtlichen prozeduralen Erfolgsbedingungen bezogen. Dar-<br />

aus entstanden die Variablen: ‚Relevante Themen und Inhalte‘, ‚Individualisierung‘ und ‚Kooperations-<br />

formen‘. Diese wurden danach, <strong>im</strong> Vergleich mit den Anforderungskriterien an ein gutes Lehrwerk, um<br />

die Variable ‚Motivation‘ erweitert. Die Frage nach der Eignung des Lehrmittels best<strong>im</strong>mte die Variable<br />

‚Lehrwerk‘. Bei der Bildung der Unterkategorien (Ausprägungen) konnte nach einem Test an einem<br />

Interview festgestellt werden, dass einige Variablen ungenügend abgegrenzt werden konnten. Als<br />

Folge davon, wurde aus ‚Relevante Themen und Inhalte‘ die Variable ‚Aufgabenstellungen‘. ‚Relevan-<br />

te Themen und Inhalte‘ wurde jedoch als Unterkategorie der Variable ‚Motivation‘ zugeordnet. Die<br />

Variable ‚Lernschwierigkeiten‘ n<strong>im</strong>mt Bezug auf die Frage nach den Lernschwierigkeiten <strong>im</strong> Englisch-<br />

unterricht. Die Autorin beschränkte sich auf zwei bis drei Kategorien pro Variable. Untenstehend ist ein<br />

Auszug aus dem Kategoriensystem. Eine vollständige Beschreibung befindet sich <strong>im</strong> Anhang.<br />

Variable Ausprägung Definition Ankerbeispiel Kodierregel<br />

Abb. 4<br />

K1 Geeignete Aufgaben<br />

K2 Ungeeignete<br />

Aufgaben<br />

Aufgabenstellungen<br />

Damit sind Aufgabenstellungen<br />

bzw.<br />

Repräsentationsformen<br />

gemeint, die<br />

sich gut für Kinder<br />

mit Lernschwierigkeiten<br />

eignen, lernwirksam<br />

sind und<br />

der Zielerreichung<br />

entgegen kommen.<br />

Die Aufgabenstellungen<br />

bzw. Repräsentationsformen<br />

eignen sich nicht für<br />

Kinder mit Lernschwierigkeiten,<br />

sind<br />

nicht lernwirksam<br />

und kommen der<br />

Zielerreichung nicht<br />

entgegen.<br />

„So einfache produktive<br />

Methoden, solche<br />

Sachen, dass<br />

sie etwas sagend<br />

wiederholen, den<br />

Rhythmus klatschen<br />

müssen. Wörter,<br />

Lieder oder ein<br />

Chant, das geht<br />

einfach <strong>im</strong>mer ein<br />

wenig besser als<br />

re<strong>im</strong>en, lesen oder<br />

Arbeitsbuch, Activity<br />

Book ausfüllen“ (2.<br />

I.; Z 60).<br />

„Aber wenn sie ein<br />

Blättchen ausfüllen<br />

müssen oder bei<br />

den Tests oder Assessments,<br />

da ist es<br />

dann weniger gut“<br />

(2. I.; Z 52).<br />

Alle Aufgabenstellungen,<br />

die sich bis<br />

anhin für die Arbeit<br />

mit Kindern mit<br />

Lernschwierigkeiten<br />

als geeignet herausgestellt<br />

haben<br />

Alle Aufgabenstellungen,<br />

die sich bis<br />

anhin nicht für die<br />

Arbeit mit Kindern<br />

mit Lernschwierigkeiten<br />

geeignet haben<br />

Damit sind Aufgabenstellungen bzw. Repräsentationsformen gemeint, die sich gut für Kinder mit Lern-<br />

schwierigkeiten eignen, lernwirksam sind und der Zielerreichung entgegen kommen.<br />

41


Individualisierung<br />

„Die Unterschiede zwischen den Schülern und Schülerinnen bez. Lernvoraussetzungen, Lerninteres-<br />

sen, Lernstile, Lerntempo werden <strong>im</strong> Unterricht soweit als möglich berücksichtigt“ (Kramis, 1990, S.<br />

286). Mit einer Vielfalt an Lehr- und Lernformen werden den unterschiedlichen Begabungen und Lern-<br />

voraussetzungen Rechnung getragen und die Lerninhalte werden differenziert aufgearbeitet, indem<br />

Aufgaben mit unterschiedlichen Niveaus bereit gestellt werden. Neben inhaltlichen und methodisch-<br />

didaktischen Massnahmen müssen aber auch organisatorische Massnahmen vorgenommen werden,<br />

um einem individualisierten Unterricht gerecht zu werden.<br />

Kooperationsformen<br />

Kooperative Lehr- und Lernformen können sich positiv auf das Lernen auswirken. Ein gemeinsamer<br />

Unterricht beinhaltet verschiedene Kommunikation- und Interaktionsformen, die soziales und fachli-<br />

ches Lernen gleichermassen unterstützen und fördern. Nebst einem Frontalunterricht werden Kreis-<br />

gespräche, Lerndialoge, Interviews, Gruppen- und Partnerarbeiten etc. gepflegt (vgl. Gasser, 2008, S.<br />

85). Kooperatives Lernen und soziale Kompetenzen stehen in einer Wechselbeziehung und beeinflus-<br />

sen sich gegenseitig (vgl. Green & Green, 2009, S. 21).<br />

Motivation<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde nur auf die intrinsische Motivation eingegangen. Wichtige Komponen-<br />

te der intrinsischen Motivation sind Erfolgserlebnisse, Partizipation und das Interesse am Gegenstand<br />

selber. Themen und Inhalte haben eine persönliche Bedeutung und sind deshalb von Interesse für die<br />

Lernenden. Auf diese Weise gewinnen sie an Relevanz. Zudem sind Sachverhalte in Kontexte des<br />

Alltagslebens eingebettet. Entsprechen die Lernangebote den Bedürfnissen der Schüler und Schüle-<br />

rinnen und schaffen Anreize, die in der Tätigkeit selber liegen, sind sie von motivierendem Charakter<br />

und können das Interesse am Lerngegenstand wecken (vgl. Borchert, 2000, S 710).<br />

Lehrwerk<br />

„Lehrwerkarbeit <strong>im</strong> Fremdsprachenunterricht ist das dynamische Zusammenwirken von Lehrmaterial<br />

(meist in Form eines Lehrbuchs als Teil eines Lehrwerks), Lehrkräften und Lernenden mit dem Ziel<br />

Spracherwerbsprozesse zu fördern“ (Koenig, 2010, S. 177). Diese Aussage zeigt auf, wie Lehrwerk,<br />

Lehrkraft und Lerner sich wechselseitig bedingen. Ein Lehrwerk kann also das Unterrichtsgeschehen<br />

massgebend beeinflussen. Aus diesem Grund ist es wichtig die Eignung bzw. Nichteignung eines<br />

Lehrmittels zu ermitteln. Laut Schaer (vgl. 2007, S. 259) beinhalten die Anforderungen an ein gutes<br />

Lehrwerk verschiedene Kriterien wie bildungsrelevante Inhalte, Handlungsorientierung, Binnendiffe-<br />

renzierung, neue Schwerpunkte für die Vermittlung des Sprachsystems, Binnendifferenzierung, Lern-<br />

training, Unterstützung der Lehrperson.<br />

42


Lernschwierigkeiten<br />

„Im schulischen Kontext liegen Lernschwierigkeiten vor, wenn Lernende entweder hinter ihren eignen<br />

Möglichkeiten oder den Zielen der Institution zurückbleiben“ (Kretschmann, 2007, S. 4). Von Lern-<br />

schwierigkeiten spricht man, wenn in best<strong>im</strong>mten Lernbereichen Störungen auftreten und wenn diese<br />

in einem gewissen Zeitraum behoben werden können. Aufgrund dieser Definition gehören Sprach-<br />

und Verhaltensschwierigkeiten dazu und werden nicht separat aufgeführt. Zu unproblematischen<br />

Lernschwierigkeiten gehören solche, die von den Lehrpersonen nicht als auffällig oder störend emp-<br />

funden werden und für ihren Unterricht keine massgebenden Konsequenzen haben. Zu den proble-<br />

matischen Lernschwierigkeiten gehören solche, die von den Lehrpersonen als auffällig oder störend<br />

empfunden werden, das Lernen der Kinder beeinflussen und für ihren Unterricht Konsequenzen ha-<br />

ben.<br />

7.4.2 Induktive Kategoriendefinition<br />

„Eine induktive Kategoriendefinition hingegen leitet die Kategorien direkt aus dem Material in einem<br />

Verallgemeinerungsprozess ab, ohne sich auf vorab formulierte Themenkonzepte zu beziehen“ (May-<br />

ring, 2008, S. 75). Während der Arbeit am Kategoriensystem, welches deduktiv ermittelt wurde, fiel<br />

der Autorin auf, dass sich die befragten Lehrpersonen <strong>im</strong>mer wieder zur Klassengrösse als wichtiger<br />

Bedingung für einen erfolgreichen Englischunterricht mit Kindern mit Lernschwierigkeiten äusserten.<br />

Im Hinblick auf das Evaluationsziel, die Ergebnisse der Dokumentenanalyse, den Interviewleitfaden<br />

und die vorangegangenen theoretischen Erwägungen stellte die Autorin die Variable ‚Rahmenbedin-<br />

gung‘ auf und sichtete das Material erneut. Bei der ersten Durchforstung des Materials kamen insge-<br />

samt 7 Unterkategorien zusammen, welche aber in einem zweiten Durchgang auf 5 reduziert wurden.<br />

Die Ausprägungen ‚Zusätzliche Förderung‘ und Coaching der Lehrperson‘ wurden zu einer Kategorie<br />

‚Unterstützung“ zusammengezogen, weil sie sich nicht klar voneinander abtrennen liessen. Die Kate-<br />

gorie ‚Bereitschaft der Lehrperson‘ wurde auch gestrichen. Eine Unterscheidung zur Variable ‚Indivi-<br />

dualisierung‘ war nicht eindeutig erkennbar. Am Schluss blieben die Unterkategorien Klassengrösse,<br />

Organisation, Räumlichkeiten, Unterstützung und Zusammenarbeit.<br />

Die Arbeit am Kategoriensystem hat einmal mehr bestätigt, dass Phänomene nicht isoliert betrachtet<br />

werden können. Aus einer systemisch-konstruktivistischen Perspektive nach Reich macht es keinen<br />

Sinn, nur die personalen oder prozeduralen Erfolgsbedingungen auf der Unterrichtsebene unter die<br />

Lupe zu nehmen, weil andere Systeme, wie Schule und Familie eine genauso grosse Rolle spielen.<br />

Die verschiedenen Komponenten sind eng miteinander verbunden, stehen miteinander in ständiger<br />

Wechselwirkung und beeinflussen sich gegenseitig. „Der Ausgang der Theoriebildung ist in den<br />

Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umwelt, genauer: zwischen Anlage, Selbst und Umwelt,<br />

zu sehen“ (Kron, 2008, S. 153).<br />

43


Rahmenbedingung<br />

‚Rahmenbedingung‘ als Variable wird hier als Sammelbegriff verwendet, um alle in den Interviews<br />

erwähnten äusseren Merkmale, die sich positiv bzw. negativ auf das Unterrichtsgeschehen auswirken,<br />

aufzunehmen. Räumlichkeiten, Klassengrösse und Organisation (auf die Stundenplanung bezogen)<br />

sind Faktoren, auf die die Lehrpersonen nur wenig Einfluss nehmen kann. Die personalen Faktoren,<br />

Unterstützung und Zusammenarbeit hingegen, lassen sich eher beeinflussen. Alle aufgeführten Kom-<br />

ponenten können jedoch eine Ressource bzw. Belastung sein für die integrative Schulungsform, weil<br />

sie Teile des Ganzen sind.<br />

7.5 Kodierung der Interviews<br />

Die Kodierung der fünf Interviews wurde von der Autorin selber vorgenommen. Sie arbeitete ohne ein<br />

computergestütztes Auswertungsprogramms. Die transkribierten Interviews wurden in einem ersten<br />

Durchgang auf Papierformat gesichtet, um einen allgemeinen Eindruck zu erhalten. Um den Überblick<br />

zu behalten, isolierte sie die Aussagen der Befragten und ordnete sie den einzelnen Kategorien zu,<br />

indem sie diese mit verschiedenen Farben kennzeichnete. In einem weiteren Durchgang wurde direkt<br />

am Computer gearbeitet. Schritt für Schritt wurden die Daten ein zweites Mal durchgegangen und mit<br />

den Resultaten des ersten Durchgangs verglichen. Textstellen zu den verschiedenen Kategorien wur-<br />

den markiert, kopiert und in die Auswertungstabelle (Beispiel siehe Abb.5) eingefügt. Die Vorgehens-<br />

weise war bei allen fünf Interviews gleich.<br />

Dokument Code ZA 3 ZE 4 Satzsegmente<br />

Interview 1 K 1 103 105 Einerseits ganz geführte Sachen, also einfach zum Beispiel<br />

kopieren, abschreiben, solche Sachen, Listen ausfüllen, wo<br />

ganz klar ist, also so ein bisschen sture Sachen und andererseits<br />

aber auch Spiele, also freie, freie Spielsachen.<br />

Interview 1 K 1 162 164 Und was auch gut geht sind so Sachen zuordnen. Also zum<br />

Teil Wörter, Bilder oder so Sachen oder Sätze zusammenfügen,<br />

so Anfang Schluss oder irgend so etwas, so Zuordnungen.<br />

Abb. 5<br />

3 Mit ZA ist Zeilenanfang gemeint<br />

4 Mit ZA ist Zeilenende gemeint<br />

44


8 Kategorienbasierte Auswertung<br />

Es machte Sinn, für die kategorienbasierte Auswertung für die Titel die Hauptkategorien (Variablen)<br />

aufzuführen, weil die Unterkategorien (Ausprägungen) sehr eng aufeinander bezogen sind. Auch wur-<br />

de mehr auf die Gelingensbedingungen eingegangen, weil die Fragen <strong>im</strong> Interview positiv gestellt<br />

wurden. In einem ersten Schritt wurden die Erkenntnisse auf die Hauptkategorien bezogen festgehal-<br />

ten.<br />

8.1 Aufgabenstellungen<br />

Eine Vielfalt von Aufgabenstellungen <strong>im</strong> Bereich der Fertigkeiten Hören und Sprechen, welche vor<br />

allem enaktives und symbolisches Lernen ansprechen, eignen sich laut der befragten Lehrpersonen<br />

besonders gut für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Hingegen wurden Übungen, die sich vor allem auf<br />

das Schreiben bezogen, als eher problematisch eingestuft wurden. Zwei Lehrpersonen führen jedoch<br />

auf, dass sich kurze, gut geführte sowie klar strukturierte schriftliche Arbeiten wie zum Beispiel Zuord-<br />

nungen, Lücken einfüllen, Abschreiben und Listen ausfüllen gut eignen. Auffallend ist die positive bzw.<br />

negative Gewichtung von Schreibaktivitäten. Nur eine Lehrperson äusserte sich nachteilig zum Lesen.<br />

Daraus lassen sich zwei weitere Vermutungen ableiten: Entweder sind das Schreiben und das Lesen<br />

für die Lehrpersonen eine untrennbare Einheit und wurden deshalb nicht einzeln erwähnt oder<br />

Schreibaktivitäten haben <strong>im</strong> Lehrwerk einen grösseren Stellenwert als Lesen.<br />

Alle Befragten st<strong>im</strong>men überein, dass sich wiederholende Aufgabenstellungen mit einem ähnlichen<br />

Aufbau, die <strong>im</strong>mer wieder geübt werden können, sich besonders gut für Kinder mit Lernschwierigkei-<br />

ten eignen. „Gerade die lernschwachen Kinder, habe ich das Gefühl, müssen sich wirklich hinsetzen<br />

und die Sachen üben, die einzelnen Wörtchen, damit sie ihnen bleiben. Auch Repetitionen finde ich<br />

recht wichtig. Meistens während einer Stunde mache ich am Anfang etwa 10 bis 15 Minuten Repetiti-<br />

on vom letzten Mal“ (1. I; Z 269/272). Dem Bereitstellen von Lerngerüsten, auch Scaffolds genannt,<br />

wird dabei eine hohe Bedeutung beigemessen. Drei Lehrpersonen weisen zudem darauf hin, dass die<br />

Aufgaben klar und einfach gestellt werden müssen. Die Übungen dürfen auch nicht zu lang sein. Spie-<br />

lerische Übungsformen wie Bingo, Memory, Zusammensetzspiele werden dabei bevorzugt. Ohne<br />

Ausnahme findet aber auch das Auswendiglernen und Aufsagen von Chants und Gedichten sowie<br />

das Singen von Liedern bei den Lehrpersonen Anklang. Ein Favorit ist jedoch das Rollenspiel. „Zum<br />

Beispiel irgendeine Vorstellung, Theater ist <strong>im</strong>mer gut“ (2. I.; Z 154/156).<br />

„In einem Fremdsprachenunterricht, dessen Ziel die Beherrschung der fremden Sprache ist, spielen<br />

alle jene Verfahren und Unterrichtsformen eine wesentliche Rolle, die der Festigung, Übung und An-<br />

wendung der zu lernenden Sprache dienen“ (Klippel, 2010, S. 186). Die aufgeführten Lehr- und Lern-<br />

formen weisen vor allem auf mechanisches Üben hin. Auf elaboriertes Üben deuten nur die Aussagen<br />

zweier Lehrpersonen hin, die den Unterricht teilweise etwas freier gestalten. „Dass sie ihren Lieblings-<br />

45


sport vorgestellt haben oder ein Poster gemacht haben mit ihren Lieblingssportlern und es dann halt<br />

einfach nach ihren Fähigkeiten gestaltet haben“ (4. I.; Z 77/79). „So Postenlauf, das ist eine gute<br />

Lernmethode. Sie lernen viel und verschiedene Sachen“ (2. I.; Z 336/337). Laut Gudjons (2006, S.<br />

132) wird be<strong>im</strong> elaborierten Üben Wissen, gemäss der Grundthese des Konstruktivismus, neu kon-<br />

struiert: „Durch Anwendungsbeispiele unterschiedlicher Art wird es neu vernetzt und mit Vorwissen<br />

verknüpft.“ Folgende Aussage einer anderen Lehrperson hingegen widerspricht diesem Gedanken<br />

und den vorangegangenen Aussagen der Lehrpersonen: „Wo es dann Schwierigkeiten gibt, ist <strong>im</strong><br />

kreativen Umgang mit der Sprache allgemein. Halt auch, wo man aus der Schublade ziehen müsste<br />

oder so auf Sachen zurückgreifen, die sie zum Teil nicht haben“ (1. I; Z174/177). Die oben aufgeführ-<br />

ten Erkenntnisse lassen darauf schliessen, dass sich für den Anfangsunterricht mechanisches Üben<br />

eventuell besser eignet und Behaltensleistungen mit wiederholtem Üben eingefordert werden können.<br />

8.2 Individualisierung<br />

Die Aussagen zur Individualisierung sind in sich widersprüchlich. Auf der einen Seite äussern sich die<br />

Lehrpersonen <strong>im</strong> Sinne einer Individualisierung mehrheitlich negativ. „Also, um die Kinder zu unter-<br />

stützen? Nein, dazu hatte ich bis jetzt noch gar keine Zeit“ (5. I.; Z94/95). „Es gibt Situationen bei<br />

denen ich wirklich null Gewinn sehe, wo ich es wirklich einfach als Behinderung sehe und wo ich finde,<br />

was muss ich mit dem jetzt noch die Zeit üben“ (1. I.; Z 302/304). Auf der anderen Seite sind alle<br />

Lehrpersonen darum bemüht, Zusatzmaterialien zusammen zu tragen, um das Lernangebot zu erwei-<br />

tern, damit sie in ihrem Unterricht besser differenzieren können und allen Schülern und Schülerinnen<br />

gleichermassen gerecht werden. Auch machen sie sich Gedanken zur Unterrichtsvorbereitung, Unter-<br />

richtsgestaltung und Unterrichtsorganisation. Die Lehrperson, die null Gewinn sieht, fügt an: „Ja, es<br />

zwingt mich natürlich alles dre<strong>im</strong>al, zu einem Rückwärtssalto mit doppelter Schraube zu machen. Also<br />

das heisst, ich muss einfach noch einmal einen Weg finden, noch einmal einen Weg und noch einmal<br />

einen anderen Zugang zu so etwas. Es zeigt mir auch, was es alles für verschiedene Zugänge gibt<br />

oder ich versuche verschiedene Wege und verschiedene Zugänge zu finden oder herauszufinden“ (1.<br />

I.; Z 281/286). Die Lernvoraussetzungen werden weiter berücksichtigt, indem auf den Stärken der<br />

Lernenden aufgebaut wird, damit sie sich nicht überfordert fühlen und so an Sicherheit gewinnen kön-<br />

nen. Der Aufgabenauswahl wird in dieser Hinsicht besondere Beachtung geschenkt. Diese Annahme<br />

kann durch die Ausführungen in Kapitel 8.1 bestätigt werden, wo eine Vielfalt an Aufgaben genannt<br />

wurden, die den unterschiedlichen Lernstilen entsprechen und sich für Kinder mit Lernschwierigkeiten<br />

besonders gut eignen. Es kann aber angenommen werden, dass bei den Lehrpersonen eine Tendenz<br />

besteht, den Unterricht den Schwächeren anzupassen. Offene Lehr- und Lernformen, die sich für<br />

individuelles Lernen eignen, werden nur am Rande erwähnt. Ohne eine geeignete Unterrichtsgestal-<br />

tung können differenzierende Massnahmen aber nur auf der Klassenebene erfolgen. Als Folge davon<br />

sind einige Kinder unterfordert bzw. überfordert „In einer grossen Gruppe ist es so, wir passen uns an<br />

die Schwächeren an. Die Normalbegabten oder Spezialbegabten kommen etwas zu kurz, weil so viel<br />

Zeit investiert wird für die Schwächeren“ (2. I.; Z 230/233). Die Lehrpersonen versuchen die Auswir-<br />

46


kung dieser Anpassung aufzufangen, indem sie den schnelleren Schülern und Schülerinnen Zusatz-<br />

materialien, vor allem in Form von schriftlichen Aufgaben, geben.<br />

8.3 Kooperationsformen<br />

Im Englischunterricht der befragten Lehrpersonen finden sämtliche Kooperationsformen wie Frontal-<br />

unterricht, Gruppen- und Paararbeiten sowie Einzelförderung statt. Aus den Interviews geht hervor,<br />

dass die Lehrpersonen Kinder mit Lernschwierigkeiten <strong>im</strong>mer wieder einzeln unterstützen oder för-<br />

dern. Während die anderen Kinder beschäftigt sind, helfen die Lehrpersonen einzelnen Kindern die<br />

Aufgabe zu lösen. Manchmal nehmen sie auch eine Gruppe mit lernschwächeren Kindern zusammen,<br />

um ihnen einen Sachverhalt noch einmal auf eine andere Weise zu erklären. Eine Lehrperson merkt<br />

dazu an, dass diese Form aber nur funktioniert, wenn die ganze Klasse genügend sozialisiert ist. Indi-<br />

viduelles Unterstützen erfolgt vorwiegend während des Unterrichts, aber auch zeitweise nach dem<br />

Unterricht. In diesem Zusammenhang erwähnt eine Lehrperson, dass sie einen separierenden Unter-<br />

richt nicht befürwortet. Sie findet, auch wenn eine SHP ein Kind mit Lernschwierigkeiten betreut, sollte<br />

dies integrativ <strong>im</strong> Klassenverband geschehen. „Ich denke, weisst du, wenn du sie rausn<strong>im</strong>mst, dann<br />

haben sie das ganze Bild nicht“ (3. I.; Z 341/342).<br />

Auch Paararbeiten funktionieren sehr gut. Alle Lehrpersonen erwähnen diese Sozialform und die<br />

Kommentare dazu sind durchwegs positiv formuliert. Hervorgehoben werden vor allem Verbindungen<br />

zwischen Stärkeren und schwächeren Schülern und Schülerinnen <strong>im</strong> Sinne einer tutoriellen Übungs-<br />

form mit einem inhaltlichen Fokus. „Ich verbinde <strong>im</strong>mer einen schwächeren mit einem weniger schwä-<br />

cheren Schüler, damit sie wirklich etwas zusammen machen können. Das läuft pr<strong>im</strong>a“ (2. I.; Z<br />

330/332). Es werden aber auch die Ressourcen der Kinder mit Muttersprache Englisch genutzt. „In<br />

der Klasse hat es aber zwei Kinder mit englischer Muttersprache und ich sage manchmal, wenn ihr es<br />

nicht versteht könnt ihr zu X oder Y gehen“ (3. I; Z 167/168). Die gleiche Lehrperson hebt nebst dem<br />

fachlichen Lernen, das Erarbeiten und Anwenden neuer Inhalte, auch andere positive Aspekte des<br />

kooperativen Lernens hervor. Sie findet, dass Paararbeit einen positiven Einfluss auf die Entwicklung<br />

sozialer und personaler Fähigkeiten sowie auf die Motivation hat. „X kann Y, der schwächer ist, moti-<br />

vieren. Er kann sagen: Komm wir üben für die Prüfung. Ich finde, das ist sicher gut für die zwei.“ (3. I.;<br />

Z 292/294) „Es gibt solche, die wahnsinnig stolz sind, wenn sie neben ein anderes sitzen können und<br />

etwas erklären. Das ist sicher für beide gut, weisst du, für den der Lernschwierigkeiten hat, dass nicht<br />

<strong>im</strong>mer die Lehrerin daneben sitzen muss und helfen muss und so, sondern ein anderes Kind.“ (3. I.; Z<br />

242/246). Diese Ausführungen lassen verschiedene Interpretationen zu. Die Schüler und Schülerin-<br />

nen mit Lernschwierigkeiten können in Paararbeit aktiver am Unterrichtsgeschehen teilnehmen, weil<br />

die Lernprozesse schülerorientierter gestaltet und sie nicht unbedingt auf die Unterstützung der Lehr-<br />

person angewiesen sind. Sie müssen mehr auf sich selber zurückgreifen und selber Verantwortung für<br />

ihr Lernen übernehmen. Es gibt ihnen nicht nur eine grössere Unabhängigkeit, sondern es kann auch<br />

eine positive Haltung zum Lerngegenstand bewirken, weil sich die eigenständig erzielten Erfolge posi-<br />

47


tiv auf ihr Selbstwertgefühl auswirken können. Gleichzeitig ist es aber der Lehrperson möglich in der<br />

Klasse herumzugehen, zu beobachten und wo nötig, zu unterstützen.<br />

Zum lehrerorientierten Frontalunterricht werden unterschiedliche Aussagen gemacht. Die Mehrzahl<br />

der befragten Lehrpersonen meinen, dass Aktivitäten, wie gemeinsam ein Lied singen, Spiele spielen<br />

oder Geschichten erzählen, gut gehen. Es kann angenommen werden, dass diese erwähnten Formen<br />

gut funktionieren, weil alle zur gleichen Zeit das Gleiche machen können. Sie können aktiv teilneh-<br />

men. Zwei Lehrpersonen melden jedoch ihre Zweifel an dieser Sozialform an. Eine Lehrperson meint,<br />

die Kinder mit Lernschwierigkeiten gehen eher unter, weil sie nichts mitbekommen und die andere<br />

Lehrperson fragt sich, was die Kinder überhaupt verstehen. „Dass ich einfach das Gefühl habe, ich<br />

spreche hier so frontal und ich eigentlich nicht so genau weiss, wie viel sie können, weil ich sie viel zu<br />

wenig alleine habe, um sie erzählen zu lassen“ (4. I.; Z 164/166). Es werden noch weitere Nachteile<br />

aufgeführt, wie das Unvermögen, den unterschiedlichen Lernzeiten gerecht zu werden und störendes<br />

und auffälliges Verhalte als Reaktion auf diese Unterrichtsform. „Auf der einen Seite haben die<br />

Schwächeren weniger Geduld, um einer Erklärung zu zuhören und auf der anderen Seite haben die<br />

weniger, nicht Schwächeren, keine Geduld zum Warten bis die Schwächeren mitkommen“ (2. I.; Z<br />

226/229).<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Lehrpersonen durch den Einsatz unterschiedliche<br />

Kooperationsformen versuchen das individuelle Lernen der Kinder zu unterstützen und besser zu<br />

organisieren.<br />

8.4 Motivation<br />

Vergleicht man die Ergebnisse der Hauptkategorie mit den Ergebnissen aus Kapitel 8.1, ist vieles<br />

bereits aufgeführt worden. Die dort erwähnten Themen und Inhalte überschneiden sich mit denen, die<br />

sich auch motivierend auf die Lernbereitschaft der Schüler und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten<br />

auswirken. Hinzu kommen Themen, die sich auf die Lebenswelt der Kinder beziehen, wie Tiere, Zah-<br />

len und Sportarten; Geschichten, vor allem wenn sie lustig oder realistischer Natur sind; allgemeine<br />

Themen, die auf ein persönliches Interesse schliessen lassen; interkulturelle Themen, wie zum Bei-<br />

spiel Halloween und das Verstehen von authentischen Liedern, die Kinder am Radio hören. „Hey, ich<br />

habe einen Rap gehört und habe etwas verstanden“ (1. I.; Z 46). Die englische Sprache hat, laut den<br />

Lehrpersonen, allgemein einen hohen Stellenwert bei den Kindern mit Lernschwierigkeiten, genauso<br />

wie das Singen, das rhythmisierte Sprechen und das Aufsagen der Chants. „Und die Chants, ich mei-<br />

ne, sie können sie auswendig“ (3. I.; Z 39/40) „Musik ganz sicher, sie können mithören, mitsingen oder<br />

klatschen“ (2. I.; Z 33/34).<br />

Die Lehrpersonen sind sich auch einig, dass sich ein spielerischer Unterricht mit viel Bewegung moti-<br />

vierend auf Kinder mit Lernschwierigkeiten auswirkt. Es ist auch wichtig, dass Hilfsmittel bereitgestellt<br />

werden. Wird zum Beispiel eine Geschichte vorgelesen, können die Kinder die Geschichte besser<br />

48


verstehen, wenn mit Bildern unterstützt wird. Sie können mitmachen und gehören dazu, auch wenn<br />

sie noch nicht alles verstehen können. Partizipatorische Elemente werden in den Interviews <strong>im</strong>mer<br />

wieder <strong>im</strong> Zusammenhang mit Geschichten erzählen und mit Theaterspielen erwähnt. „Rollenspiele<br />

finden sie auch gut und machen sie auch gerne. Und das sind dann sehr oft Kinder, die gerne Faxen<br />

machen und Clowns machen und so. Und ja, da sind sie dabei“ (1. I.; Z 136/138). In diesem Zusam-<br />

menhang erzählte eine andere Lehrperson von einer Theatervorstellung für die Eltern, indem ein Jun-<br />

ge wegen seiner Sprachschwierigkeiten, nicht eine Rolle <strong>im</strong> Stück selber, sondern hinter den Kulissen<br />

erhielt und sehr glücklich mit dieser Lösung war. „Er musste mitdenken, mitmachen und er war ein<br />

wichtiger Teil der ganzen Produktion, obwohl wir alle gewusst haben, dass Reden nicht seine Stärke<br />

ist“ (2. I.; Z 162/164). Für alle Beteiligten war es wichtig, dass er aktiv dabei sein konnte. Die Lehrper-<br />

son hat für dieses Kind eine Nische geschaffen, damit das Kind teil haben konnte. Von einer ähnlichen<br />

Vorgehensweise erzählt eine andere Lehrperson. „Ich habe zwei, drei, die wahnsinnig gerne aus-<br />

schneiden und malen und das machen sie super. Zum Beispiel an Weihnachten habe ich so Schnee-<br />

flocken gemacht. (...) Und zwei von diesen Knaben, du die haben, weisst du, <strong>im</strong>mer wieder gesagt:<br />

Darf ich noch einmal eine machen? Darf ich noch eine machen? Dann haben wir über diese Schnee-<br />

flocken gesprochen auf Englisch. Das haben sie irgendwie wahnsinnig gerne gemacht“ (3. I.; Z<br />

354/358). Beide Lehrpersonen haben eine kreative Lösung gefunden, damit alle Kinder mitmachen<br />

konnten. Dabei wurden ihre Lernvoraussetzungen und ihre Interessen berücksichtigt. So konnten<br />

auch Erfolgserlebnisse ermöglicht werden.<br />

Die Kategorien Erfolgserlebnis und Partizipation konnten nicht klar voneinander abgegrenzt oder ge-<br />

trennt evaluiert werden. Sobald ein Kind mit Lernschwierigkeiten aktiv und unter Berücksichtigung<br />

seiner Lernvoraussetzungen am Unterrichtsgeschehen teilnehmen kann, werden Erfolgserlebnisse<br />

ermöglicht. „Sie sind so stolz, dass sie so viel auf Englisch singen können (3. I; Z 45 ).<br />

8.5 Lernschwierigkeiten<br />

Anhand der Resultate kann keine Lernschwierigkeit eindeutig eingrenzt werden, weil sich die Aussa-<br />

gen, trotz einer leichten Tendenz Richtung Sprachschwierigkeiten, zum Teil stark widersprechen. Die<br />

meisten Aussagen zu Lernschwierigkeiten, ob positiv oder negativ, werden auf die Sprache bezogen<br />

gemacht. Sie reichen von allgemeinen sprachlichen Defiziten bis hin zu grösseren Sprachstörungen.<br />

Aufgeführt werden vor allem Kinder, die auch schon mit Deutsch Schwierigkeiten haben, die eine Le-<br />

serechtschreibschwäche haben und fremdsprachige Kinder, die noch eine weitere Fremdsprache<br />

dazu lernen müssen. „Das sind einerseits (-) Kinder, die auch schon mit Deutsch Schwierigkeiten ha-<br />

ben. Einerseits, weil sie noch andere Schwierigkeiten haben, oder weil sie noch am Lernen des Deut-<br />

schen überhaupt sind, weil es Fremdsprachige sind und eine zweite Fremdsprache nochmals drauf-<br />

kommt“ (1. I.; Z 7/10). Obwohl die Mehrzahl der Kinder in ihrer Klasse fremdsprachig ist, äussert sich<br />

eine andere Lehrperson, <strong>im</strong> Gegensatz dazu durchaus positiv. „Da muss ich auch sagen, dass ich<br />

finde, die mit einem ausländischen Hintergrund oder bei denen Deutsch wirklich schon eine zweite<br />

Sprache ist, die sind viel gewandter und geschickter und sind eigentlich <strong>im</strong> Schnitt, <strong>im</strong> Verhältnis zu<br />

49


ihren sonstigen schulischen Leistungen <strong>im</strong> Englisch eher besser“ (4. I.; Z 261/264). Eine andere Lehr-<br />

person bestätigt diese Aussage teilweise, indem sie aufführt, dass fremdsprachige Kinder gut über<br />

das Ohr aufnehmen, schneller verstehen und einen guten Akzent kriegen, obwohl sie mit dem Schrei-<br />

ben und Lesen Mühe haben. Für die gleiche Lehrperson sind auch Kinder mit einer Legasthenie kein<br />

Problem, weil sie in Therapie sind. „Die meisten Kinder, die in Therapie sind, die sind dran. Sie wis-<br />

sen, was sie machen müssen. Das merkt man“ (2. I.; Z 294/295). Für drei der Befragten, stellen<br />

Sprachschwierigkeiten, vor allem be<strong>im</strong> Lesen und Schreiben, ein Problem <strong>im</strong> Englischunterricht dar.<br />

„Ja, <strong>im</strong> Lesen und Schreiben. Ja, weil sie ja alles wie <strong>im</strong> Deutsch machen“ (3. I.; Z 320). Hingegen<br />

verweist nur eine Lehrperson auf Schwierigkeiten bezüglich der Fertigkeiten „Hören und Sprechen“.<br />

Schwierigkeiten bezüglich allgemeinen Lernens werden lediglich zwe<strong>im</strong>al, und nur am Rande, ange-<br />

sprochen, Verhaltensstörungen hingegen dre<strong>im</strong>al. Die Aussagen über das Verhalten können auch<br />

stärker gewichtet werden, weil sich die Lehrpersonen vertiefter und stärker darauf einlassen. Sie be-<br />

schreiben zudem die Auswirkungen des störenden Verhaltens auf das unterrichtliche Geschehen ge-<br />

nauer. „In erster Reihe sind es Verhaltensauffällige aus irgendeinem Grund. (…) Das stört das ganze<br />

Lernkl<strong>im</strong>a“ (2. I.; Z 284/285). Eine andere Lehrperson verweist auf die Sozialkompetenz einer Klasse<br />

hin, die allgemein nicht gut war. „Natürlich ist das Verhalten, das ist ganz klar, das ist ein wahnsinniger<br />

Faktor, ein sehr grosser Faktor von Klassen oder wie gut es eine Klasse hat“ (1. I.; Z 331/333). Diese<br />

aussagekräftigen Antworten lassen vermuten, dass Verhaltensschwierigkeiten die Lehrpersonen stär-<br />

ker beschäftigten, weil störendes Verhalten den ganzen Unterricht durcheinander bringen kann. Lern-<br />

und Sprachschwierigkeiten beeinflussen zwar das Unterrichtsgeschehen, sind jedoch besser aufzu-<br />

fangen, weil sie mehr auf die Personen selber bezogen sind.<br />

8.6 Lehrwerk<br />

Die Frage nach der Eignung des Lehrwerks für Kinder mit Lernschwierigkeiten kann, laut Aussagen<br />

der befragten Lehrpersonen, nur teilweise als positiv beantwortet werden. Super Bus 1 und 2 eignen<br />

sich, mit einigen Vorbehalten, gut, wohingegen Super Bus 3 und 4 eher als ungeeignet eingestuft<br />

werden. Die Vielfalt an Themen und Inhalten, vor allem auf Band 1 und 2 bezogen, kommen den Kin-<br />

dern mit Lernschwierigkeiten entgegen und decken ihre Interessen ab. Diese Aussage st<strong>im</strong>mt auch<br />

mit den Erkenntnissen aus Kapitel 8.1 und 8.2 überein. Die Übungen in diesen beiden Bänden kom-<br />

men vor allem den schwächeren Lernern entgegen. Die Aktivitäten sind einfach gehalten und folgen<br />

einem klaren Aufbau, ein Vorgehen in kleinen Schritten ist möglich. Zudem werden die Grundanforde-<br />

rungen abgedeckt, ganzheitliches Lernen berücksichtigt und geeignete Hilfsmittel wie Bildtafeln und<br />

die CD-Roms zur Verfügung gestellt. Aus diesen Ausführungen geht aber hervor, dass die Bedürfnis-<br />

se der schnelleren Lerner nicht unbedingt abgedeckt werden. „Für die Starken hat es einfach nicht<br />

genügend Stoff. Ich muss <strong>im</strong>mer noch viel anderes haben, als was <strong>im</strong> Super Bus ist für meine Klasse“<br />

(3. I.; Z 191/192). Die Mehrzahl der Lehrpersonen erwähnt denn auch, dass sie zusätzlich zum Lehr-<br />

werk selber Materialien herstellen müssen, damit sie allen Lernenden gerecht werden können. Hilf-<br />

reich dabei war jedoch für eine Lehrperson, das Material, welches für eine gewisse Zeit auf Educanet<br />

bereit gestellt wurde. Diese Internetplatform war aber nur den Lehrpersonen zugänglich, die für die<br />

50


kantonalen Regionaltreffen angemeldet waren. Alle Lehrpersonen finden die schriftlichen Arbeitsblät-<br />

ter für schnellere Lerner <strong>im</strong> Lehrerhandbuch, <strong>im</strong> ‚Reading and Writing Activities Book‘ und <strong>im</strong> ‚Video<br />

Ressource Book‘ nützlich.<br />

Alle Lehrpersonen bemängeln aber in einer oder mehrerer Hinsicht, das Lehrmittel bezüglich der Ar-<br />

beit mit Kindern mit Lernschwierigkeiten genauso wie sie es loben: Die Auswahl an Differenzierungs-<br />

möglichkeiten ist begrenzt, weil keine Aufgaben auf unterschiedlichen Niveaus angeboten werden;<br />

individuelles Schaffen ist nicht möglich, weil die Übungen zu kurz und nicht selbsterklärend sind; zu-<br />

sätzliches Üben und Festigen kann ungenügend erfolgen, weil es zu wenig zusätzliches Material für<br />

schwächere Lerner hat und kreativeres Arbeiten ist schwierig, wegen des sprachlehrgangsmässigen<br />

Aufbaus des Lehrmittels, welcher wenig Platz für anderes lässt. „Aber ich denke, durch dass das<br />

Lehrmittel so Sprachkurs mässig aufgebaut ist, wenn man sich denn wirklich daran hält, hat man rela-<br />

tiv wenig spatzig [Platz], um daneben noch Aktivitäten und Übungen zu machen, die irgendwelchen<br />

Kindern mit besonderen Bedürfnissen entgegenkommen“ (5. I.; Z 110/113). Dieselbe Lehrperson fügt<br />

<strong>im</strong> gleichen Atemzug hinzu: „Und ich denke, der Aufbau, von diesen Phasen ist eigentlich schon für<br />

diese Kinder gedacht. Man merkt manchmal, es geht in ganz kleinen Schritten vorwärts“ (5. I.; Z<br />

117/119). Diese widersprüchlichen Aussagen in Bezug auf die Eignung bzw. Nichteignung des Lehr-<br />

mittels können in Zusammenhang mit den Erkenntnissen aus Kapitel 8.3 gebracht werden. Es kann<br />

erklärt werden, warum Individualisierung <strong>im</strong> Englischunterricht mit diesem Lehrmittel schwierig ist. Die<br />

Aufgaben in den Arbeitsbüchern eignen sich zwar gut für Schüler und Schülerinnen mit Lernschwie-<br />

rigkeiten, aber nicht für starke Lerner. Die strukturellen Merkmale und der Aufbau des Lehrwerks las-<br />

sen wenig Raum für individuelles Arbeiten, weil die Übungen zu einfach, zu kurz und zu wenig diffe-<br />

renziert sind. Halten sich die Lehrpersonen zudem an die Unterrichtsvorschläge, an den inneren Auf-<br />

bau des Lehrmittels, müssen sie den Unterricht stark führen und die Aufgaben genau anleiten. Freie-<br />

res Arbeiten wird auf diese Weise verhindert, weil es fast unmöglich ist, offene Lehr- und Lernformen<br />

zu berücksichtigen. „Also für einmal eine Stunde lang an etwas zu arbeiten oder auch nur eine halbe<br />

Stunde, <strong>im</strong> Sinn von einer Werkstatt oder von frei gestaltbaren Arbeitseinteilungen oder das ist natür-<br />

lich, das kann man vergessen. Da muss man viel selber gestalten …“ (1. I.; 210/212)<br />

Ein weiterer kritischer Punkt, der spezieller Erwähnung bedarf, ist der Schwierigkeitsgrad der Übungen<br />

in Bezug auf die Entwicklungsstufe der Lernenden. Ausser einer Lehrperson, die nur Fünftklässler<br />

unterrichtet, finden alle Befragten einst<strong>im</strong>mig, dass sich die Aufgaben für Kinder mit Lernschwierigkei-<br />

ten durchaus eignen, aber für Dritt- oder Viertklässler inhaltlich zu kindlich sind. „Es ist zu babyisch<br />

[kindisch] und es ist fast schon eine Beleidigung für ein reiferes Kind, das Lernschwierigkeiten hat,<br />

aber man behandelt es wie ein Baby, mit Baby-Nurseryrhymes und so“ (2. I. 137/40). Die Erklärung<br />

dafür wird von zwei weiteren Lehrpersonen angeführt: „Für die Dritt- und Viertklässler es ist schon ein<br />

bisschen am unteren Rand. Es ist ja auch für jüngere gemacht. Das merkt man gut“ (1. I; Z 235/237).<br />

Und: „Ich glaube, das Lehrmittel ist gemacht worden für spanische Kinder, die irgendwie viel babyi-<br />

scher (kindlicher) sind als unsere“ (3. I.; Z 215/216).<br />

51


Das Lehrerhandbuch wird grundsätzlich von allen Lehrpersonen als hilfreich eingestuft. In erster Linie<br />

dient es ihnen als Richtlinie für die Vorbereitung ihres Unterrichts. Es gibt ihnen Sicherheit, weil sie<br />

noch nicht so viel Erfahrung haben mit Englisch unterrichten. „Ja also, ich glaube, ich möchte schon<br />

noch ergänzen, dass ich natürlich jetzt mit dem Super Bus das erste Mal arbeite und ich halte mich<br />

relativ strikt an das Lehrmittel, weil ich einfach das Gefühl habe, ja ich bin noch zu unsicher, weiss<br />

noch nicht genau, was man verlangen kann“ (5. I.; Z54/57). Im Sinne nützlicher Vorschläge <strong>im</strong> Lehrer-<br />

handbuch für die Arbeit mit Kindern mit Lernschwierigkeiten äusserte sich nur eine Lehrperson in Be-<br />

zug auf die Basisanforderungen. „Aber <strong>im</strong> Lehrerhandbuch haben sie die Grundanforderungen für die<br />

mit Lernschwierigkeiten, das ist das, was sie von mir aus können müssen“ (3. I., Z 232/234).<br />

8.7 Rahmenbedingung<br />

Die Variable Rahmenbedingung wurde in fünf Kategorien unterteilt. Die Auswertung zeigte aber, dass<br />

die Mehrheit der befragten Lehrpersonen vor allem Aussagen, bezüglich der Kategorien Klassengrös-<br />

se, Unterstützung und Zusammenarbeit machten. In Bezug auf die Klassengrösse war sich die Mehr-<br />

zahl der Lehrpersonen einig, dass grosse Klassen problematisch sind, einerseits für das Erlernen<br />

einer Sprache und anderseits für das Individualisieren. „Also grundsätzlich ist für mich einfach das<br />

grösste Problem, dass ich so grosse Klassen habe“ (4. I.; Z 163/164). In diesem Zusammenhang ist<br />

es auch wichtig, die Unterstützung der Lehrperson durch eine SHP oder eine Fachperson zu erwäh-<br />

nen. „Alles ist möglich in einer kleinen Gruppe. Aber in einer grossen Gruppe ohne zusätzliche Unter-<br />

stützung ist es fast nicht möglich für einen normalen Menschen, eine normale Lehrperson, auf alle<br />

Bedürfnisse einzugehen“ (2. I.; Z 316/319).<br />

Die Aussagen zu den unterstützenden personalen Faktoren oder zur Zusammenarbeit mit Fachkräften<br />

sind sehr unterschiedlich. Eine Lehrperson zum Beispiel weiss, dass hierzu Abklärungen <strong>im</strong> Gange<br />

sind, ist jedoch ungenügend über den Verlauf informiert und es ist ihr nicht klar, wie es weiter gehen<br />

wird, ob sie Unterstützung erhält oder nicht. In einem anderen Schulhaus kann eine SHP kein Eng-<br />

lisch und darf darum nicht eingefordert werden. Eine weitere Lehrperson erhält Unterstützung von<br />

einer SHP für ein Kind, ist aber nicht unbedingt zufrieden, weil sie es lieber <strong>im</strong> Klassenverband integ-<br />

rieren möchte anstatt zu separieren. Bei einem anderen Kind sind sich die Heilpädagoginnen nicht<br />

einig, ob es überhaupt Sinn macht, das Kind in den Englischunterricht aufzunehmen. Diese unter-<br />

schiedlichen Aussagen lassen vermuten, dass nicht nur die Lehrpersonen, sondern auch die SHPs<br />

zum Teil noch unsicher sind, bezüglich der <strong>Integration</strong> von Kindern mit Lernschwierigkeiten in den<br />

Englischunterricht. Vielleicht liegt es aber auch nur an der kurzen Zeitspanne, in der Frühenglisch und<br />

gleichzeitig oder kurz darauf die ‚Integrative Schulungsform‘ eingeführt wurden, oder die Vorgehens-<br />

weisen sind noch nicht geregelt und/oder die Zusammenarbeit funktioniert noch nicht opt<strong>im</strong>al. „Und da<br />

ist natürlich auch die Frage, wenn einer schon <strong>im</strong> Deutsch einen Förderplan hat und dann kommt er<br />

aber zu mir ins Englisch. Oder er ist dort sogar Lernziel befreit und dann kommt er zu mir ins Englisch,<br />

dann finde ich, es wäre eine Konsequenz daraus, dass er auch <strong>im</strong> Englisch Lernziel befreit ist“ (5. I.; Z<br />

277/281). Zu diesem Zeitpunkt können hinsichtlich der Unterstützung und Zusammenarbeit nur Ver-<br />

52


mutungen aufgestellt werden. Die Zusammenarbeit <strong>im</strong> Unterrichtsteam und mit einer Klassenlehrper-<br />

son wird jedoch eindeutig als positiv bewertet. „Was ich auch gut finde ist, dass ich mit dem Klassen-<br />

lehrer, also wahnsinnig engen Kontakt haben muss. Und dass man einander auch so helfen und<br />

schauen muss, was ist da los und warum geht das nicht und was ist mit jenem los“ (1. I.; Z 313/314).<br />

Diese Aussage zeigt, wie wertvoll und fördernd eine gute Zusammenarbeit sein kann.<br />

Weitere Faktoren, die sich positiv bzw. negativ auf das integrative Klassengeschehen <strong>im</strong> Englischun-<br />

terricht auswirken können, sind die Platzverhältnisse und die Stundenverteilung. Die zwei Lehrperso-<br />

nen, die sich dazu äusserten, ziehen verteilte Einzellektionen den Doppelstunden vor. „Und mit einer<br />

Klasse habe ich eine Doppelstunde, mit der anderen zwei Einzellektionen, was viel angenehmer ist als<br />

die Doppellektionen. Und ich unter dem Strich auch das Gefühl habe, die Kinder lernen mehr, wenn<br />

es über die Woche schön verteilt ist.“ (5. I.; Z 240/243). Einerseits ist eine Verteilung über die Woche<br />

lerntheoretisch sinnvoller, anderseits können sich die Kinder auch besser konzentrieren und ermüden<br />

weniger schnell. Bei Einzellektionen ist der Stundenausfall etwas geringer, weil nicht zwei Lektionen<br />

auf einmal durch Feiertage, ausserschulische Aktivitäten oder Projektwochen ausfallen. Nur eine<br />

Lehrperson, die aber eine Klasse mit 24 Schülern und Schülerinnen hat, beklagte sich über Raum-<br />

probleme.<br />

9 Gegenüberstellung von Theorie und den Erkenntnissen der-<br />

beiden Analysen<br />

In einem weiteren Schritt wurden die Ergebnisse der Auswertung der Interviews mit der Theorie ver-<br />

glichen und zum Teil ergänzt. Zusätzlich wurden diese auch mit den Erkenntnissen aus der Dokumen-<br />

tenanalyse abgeglichen. Die Autorin nahm Stellung in Bezug auf die Anforderungen, die an ein gutes<br />

Lehrwerk gestellt werden, wie sie in Kapitel 4.4 erwähnt wurden und ergänzte die dort verwendeten<br />

Untertitel mit ‚Kooperationsformen‘ und ‚Rahmenbedingungen‘, Hauptkategorien, die sich erst bei der<br />

Kategorienbildung als wichtig herausgestellt haben. Die Diskussion wirft zum Teil auch Fragen auf, die<br />

zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden können.<br />

9.1 Neue Schwerpunkte für die Vermittlung des Sprachsystems<br />

Prinzipien der sozial-konstruktivistisch orientierten Lerntheorie, wie sie in Kapitel 4.3.1 beschrieben<br />

wurden, können <strong>im</strong> Englischunterricht, laut Aussagen der Lehrpersonen, nur begrenzt berücksichtigt<br />

werden. Es werden fast keine Lernumgebungen bereit gestellt, die selbstaktives und individuelles<br />

Lernen ermöglichen und an die Interessen und das Vorwissen der Schüler und Schülerinnen anknüp-<br />

fen. Ausnahmen sind die Postenarbeit und die Arbeit an den Postern. Es befinden sich auch nur ein-<br />

zelne kreative Übungsformen <strong>im</strong> Arbeitsbuch der Schüler und Schülerinnen. Vermutlich steht den<br />

Lehrpersonen der lehrgangsmässige Aufbau des Lehrwerks, welcher die methodisch-didaktische Vor-<br />

53


gehensweise massgebend best<strong>im</strong>mt, <strong>im</strong> Weg. Durch die inhaltliche Aufteilung der klar strukturierten<br />

Inhalte und infolge der mehr oder weniger aufgezwungenen Handhabung der einzelnen Teile des<br />

Lehrwerkes, ist in Bezug auf die Unterrichtsgestaltung wenig Flexibilität seitens der Lehrpersonen<br />

möglich. Dies widerspricht der <strong>im</strong> Theorieteil aufgeführten Aussage von Kast und Neuner (siehe Kapi-<br />

tel 4.4.). Sie gehen von der Annahme aus, dass Lehrwerke <strong>im</strong> Allgemeinen eine differenziertere vari-<br />

ablere Unterrichtsgestaltung, bedingt durch die verschiedenen Lehrwerkteile, ermöglichen. Wie aus<br />

der Dokumentenanalyse hervorgeht, wurden die verschiedenen Übungen als lernerorientiert einge-<br />

stuft und die Vermittlung als mehr lehrerorientiert. Diese Aussage ist in sich widersprüchlich. Damit ist<br />

aber gemeint, dass sich viele der Aufgaben durchaus für Schüler und Schülerinnen mit Lernschwierig-<br />

keiten eignen. Mit ein wenig Unterstützung können die Übungen selbständig gelöst werden. Ein Nach-<br />

teil ist, dass sie zu kurz sind, was längere Arbeitsphasen an einem Gegenstand verunmöglichen. Des-<br />

halb ist auch die Lehrerzentrierung entsprechend hoch. Die Lehrpersonen müssen sich in regelmässi-<br />

gen Abständen <strong>im</strong>mer wieder einbringen, um die Klasse zu führen, Aufgaben zu erklären, Schüler und<br />

Schülerinnen anzuleiten und zu unterstützen. Nur mit einer Ablösung vom Programm des Lehrwerks<br />

ist es möglich, den lehrbuchzentrierten Unterricht aufzubrechen, um ihn, unter Berücksichtigung kon-<br />

struktiver Lernprozesse, kreativer gestalten zu können (vgl. Kast und Neuner, 1994, S. 24).<br />

Auf der einen Seite werden zwar konstruktive Lernprozesse weitgehend verhindert, auf der anderen<br />

Seite werden aber die neueren sprachwissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtig. Wie in Kapitel<br />

4.3.3 erwähnt, können dem Lehrmittel verschieden Konzepte zugeschrieben werden. Gemeinsame<br />

Merkmale der audiolingualen und der audiovisuell Methode, beides Vorgänger des kommunikativen<br />

Ansatzes der 60er Jahre, bestätigen die vorangegangenen Erläuterungen, beide befürworten einen<br />

strukturierenden und mehr lehrerorientierten Unterricht (vgl. Hass, 2010, S. 153). Die methodisch-<br />

didaktischen Anregungen <strong>im</strong> Lehrerhandbuch und der Aufbau der Lektionen <strong>im</strong> Sinne einer audiolin-<br />

gualen Konzeption sowie die Äusserungen der Lehrpersonen lassen zudem darauf schliessen, dass<br />

am Anfang das Hörverstehen steht, gefolgt von Sprechübungen. Bezieht man sich auf die Auswer-<br />

tungsergebnisse der Interviews, stehen Hör- und Sprechübungen überhaupt an erster Stelle in Bezug<br />

auf die Arbeit mit Kindern mit Lernschwierigkeiten. Lesen und Schreiben bereiten den Kindern Mühe,<br />

auch wenn die Übungen einfach sind. Die Ergebnisse der Interviews lassen annehmen, dass die Ge-<br />

wichtung auf den Fertigkeiten Lesen und Schreiben <strong>im</strong> Lehrmittel für Kinder mit Lernschwierigkeiten<br />

ein Problem darstellen. Der Schwerpunkt sollte deshalb <strong>im</strong> Anfangsunterricht mit Kindern mit Lern-<br />

schwierigkeiten unbedingt auf den mündlichen Aktivitäten liegen und auf schriftliche Arbeiten, wenn<br />

angezeigt, verzichtet werden. Berücksichtigt man diese Vorgehensweise, sind sprachliche Lern-<br />

schwierigkeiten kein Problem <strong>im</strong> <strong>Frühenglischunterricht</strong>.<br />

9.2 Binnendifferenzierung<br />

Eine Binnendifferenzierung kann mit dem Lehrmittel nur teilweise umgesetzt werden. Im Sinne einer<br />

didaktischen Differenzierung nach Sorrentino, Linser und Paradies (siehe Kapitel 4.3.4) ist es möglich,<br />

das Lerntempo teilweise den Arbeitsweisen der Schüler und Schülerinnen anzupassen und die ver-<br />

54


schiedenen Lernstile zu berücksichtigen. Die Vielfalt an Aufgaben und Methoden kommen den ver-<br />

schiedenen Lerntypen entgegen und berücksichtigen das ganzheitliche Lernen.<br />

Geht man von den Erläuterungen in Kapitel 9.1 aus, ist es jedoch kaum möglich auf schulorganisatori-<br />

scher Ebene zu individualisieren bzw. zu differenzieren. Dies wird einerseits verhindert durch die stark<br />

strukturierte Unterrichtsgestaltung, aber auch durch das Fehlen von Zusatzstoff. Aus beiden Analysen<br />

geht hervor, dass die Basisanforderungen mit dem Lehrmittel in Super Bus 1 und 2 weitgehend abge-<br />

deckt werden können. Mit Ausnahme der schriftlichen Arbeitsblätter, fehlen jedoch Zusatzmaterialien<br />

für leistungsstärkere Schüler und Schülerinnen. Zudem bietet das Lehrwerk selber keine binnendiffe-<br />

renzierenden Aufgaben an. Die Lehrpersonen müssen selber tätig werden, um den Schülern und<br />

Schülerinnen passende Aufgaben und Unterrichtsformen zu ermöglichen. Diese Massnahmen lassen<br />

sich auf das Sprachenlernen hin, theoretisch begründen: „Nicht jeder Input ist das für alle in gleicher<br />

Weise und zur gleichen Zeit; er muss also vielfältig in Gehalt und Gestalt sein“ (Decke-Cornill, S.<br />

1043). Das heisst auch, die Lehrpersonen müssen den Unterricht öffnen und sich nicht stur an die<br />

Vorgaben des Lehrwerks halten, damit individuelles Fördern möglich wird (vgl. Hass, 2008, S.7). Für<br />

den Einsatz differenzierender Materialien eignen sich Unterrichtsformen wie Stationenlernen, Posten-<br />

und Projektarbeit, Planarbeit und freies Arbeiten. Zur didaktischen Differenzierung gehören aber nicht<br />

nur Unterrichtsinhalte und Unterrichtsmethoden, sondern auch die Anwendung verschiedener Sozial-<br />

formen.<br />

9.3 Kooperationsformen<br />

Obwohl situative Kontexte <strong>im</strong> konstruktivistischen Sinne kaum bereit gestellt werden, spielen Koopera-<br />

tionsformen, wie die Auswertung gezeigt hat, bei allen Lehrpersonen durchgehend eine wichtige Rolle<br />

in ihrem Unterricht. Dabei wird die Partnerarbeit hervorgehoben. In einer Partnerarbeit können die<br />

Schüler und Schülerinnen selbständig agieren und mit Hilfe des anderen, Wissen konstruieren bzw.<br />

rekonstruieren. Mit anderen Worten: „Schüler und Schülerinnen, die zusammenarbeiten, engagieren<br />

sich in ihrem Lernprozess, anstatt passiv den Lehrerinformationen zu folgen“ (Green und Green, 2009,<br />

S. 33). Die gleichen Autoren fügen an, dass Partnerarbeit eine der effektivsten Form von Interaktion<br />

darstellt. Die Schülerbeteiligung ist dabei sehr hoch und fördert inhaltliches und soziales Lernen glei-<br />

chermassen. Kooperatives Lernen kann aber auch positive Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl<br />

haben, eine grössere Akzeptanz von Unterschieden bewirken und Lernende nicht isolieren. Es ist kein<br />

Vergleich mit den Ergebnissen der Lehrwerkanalyse möglich, weil die Autorin den Sozialformen am<br />

Anfang zu wenig Bedeutung beigemessen. Erst be<strong>im</strong> Erstellen des Interviewleitfadens, <strong>im</strong> Zusam-<br />

menhang mit einer erneuten Passung an theoretisches Vorwissen, wurden Kooperationsformen in den<br />

Forschungsprozess bewusst aufgenommen. Bei einer nachträglichen Sichtung des Lehrwerks, konnte<br />

sie jedoch feststellen, dass verschiedene Kooperationsformen, vor allem auf das mündliche Sprach-<br />

handeln, in Bezug auf das Hörverstehen und die Kommunikation vorgeschlagen werden.<br />

55


9.4 Handlungsorientierung<br />

„Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwi-<br />

schen dem Lehrer und den Schülern und Schülerinnen vereinbarten Handlungsprodukte die Gestal-<br />

tung des Unterrichtsprozesses leiten, sodass Kopf- und Handarbeit der Schüler und Schülerinnen in<br />

ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden können“ (Jank & Meyer, 2005, S. 315). Die<br />

verschiedenen Lehr- und Lernangebote kommen Schülern und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten<br />

<strong>im</strong> Sinne eines ganzheitlichen Lernens sicher entgegen. Die Vielfalt an Aufgaben und Methoden, die<br />

von den Lehrpersonen aufgeführt wurden und die auch <strong>im</strong> Lehrmittel angeboten werden, können<br />

handlungsorientiertes Lernen initiieren. Auf der Basis sprachlichen Handelns, in Form von Interaktion<br />

mit Mitschülern und -schülerinnen, ist dies vor allem bei Lern- und Rollenspielen, aber auch be<strong>im</strong><br />

Üben der Lieder und der Chants, möglich. Zudem wurde von den Lehrpersonen das Schaffen von<br />

Nischen erwähnt, um die Interessen der Kinder mit Lernschwierigkeiten zu berücksichtigen und um<br />

eine Teilhabe am Unterricht zusätzlich zu fördern. Das Üben der Gedichte, Lieder und Chants <strong>im</strong><br />

Klassenverband schützt die Lernenden und gibt ihnen Sicherheit. Sie sind weniger exponiert und kön-<br />

nen ihren Lernvoraussetzungen entsprechend, ohne Angst vor Fehlern, partizipieren, entweder durch<br />

leises Mitsingen oder durch Bewegung. Der Mitbest<strong>im</strong>mung bei der Auswahl der Themen und der<br />

Unterrichtsgestaltung und daher auch der Selbststeuerung, beides weitere wichtige Kriterien hand-<br />

lungsorientierten Unterrichts, wurde jedoch wenig Beachtung geschenkt. „Für selbstgesteuertes und<br />

entdeckendes Lernen <strong>im</strong> Sinne von Projekt- und handlungsorientiertem Unterricht spricht, dass höhe-<br />

re kognitive Fertigkeiten des selbstbest<strong>im</strong>mten Problemlösens, des Sprachhandelns, der Handlungs-<br />

planung und –analyse nur bedingt durch Instruktion lernbar sind“ (Hartke, 2000, S. 374). Zudem kön-<br />

nen nur Vermutungen angestellt werden, ob bei den Kindern ein Wissenstransfer durch kognitive Leis-<br />

tungen stattfindet. „Hörverstehen bedeutet <strong>im</strong>mer Dekodieren, Konstruieren von Bedeutung und Inter-<br />

pretieren von Gemeintem“ (Hermes, 1998, S. 221). Solange die Kinder Sprache nicht produzieren, ist<br />

es nur teilweise möglich, durch Reaktionen auf Anweisungen, herauszufinden, ob sie auch verstehen,<br />

was gesagt wurde. Aus den Untersuchungen geht denn auch nicht hervor, inwieweit die Handlungen<br />

mit Lernprozessen verknüpft werden. Eindeutig positiv kann jedoch bewertet werden, dass die aufge-<br />

führten Aktivitäten realen Sprachhandlungen nahe kommen, die Inhalte vorwiegend lebensweltbezo-<br />

gen sind und deshalb von motivierendem Charakter sind.<br />

9.5 Bildungsrelevante Themen und Inhalte<br />

Themen sind insofern von Bedeutung, weil sie je nach Gehalt bei den Schülern und Schülerinnen auf<br />

Interesse stossen, was sie wiederum motiviert zu lernen. Die Auswertungen lassen darauf schliessen,<br />

dass das Lehrmittel Themen und Inhalte aufgreift, die den Kindern mit Lernschwierigkeiten entgegen<br />

kommen, weil sie sich auf authentische bzw. reale Situationen berufen. Auf diese Weise können sie<br />

Englisch in einem bedeutungsvollen Zusammenhang erfahren. Die Problematik, die sich dabei bei<br />

beiden Untersuchungen abgezeichnet hat, ist, die zum Teil kindliche Thematik, welche nicht mit dem<br />

56


Entwicklungsstand der Schüler und Schülerinnen korrespondiert. Der erste Band von „Here Comes<br />

Super Bus“ wurde ursprünglich für die zweite Pr<strong>im</strong>arschule entwickelt, <strong>im</strong> Kanton Aargau aber erst <strong>im</strong><br />

dritten Schuljahr eingesetzt. Es zeigte sich jedoch, dass der zweite und auch die weiteren Bände, laut<br />

Aussagen der Lehrpersonen, inhaltlich allgemein zu kindlich gehalten sind. Eine Lehrperson verwies<br />

darauf, dass die Ausrichtung nicht st<strong>im</strong>mt, weil das Lehrwerk für spanische Kinder entwickelt wurde.<br />

Sie vermutet, dass Schweizer Kinder andere Bedürfnisse hätten, weil sie in ihrer Entwicklung an ei-<br />

nem anderen Ort stehen. N<strong>im</strong>mt man an, dass sich Sprache parallel zum Allgemeinwissen entwickelt,<br />

muss diesem Punkt bei der Bewertung des Lehrmittels Beachtung geschenkt werden.<br />

9.6 Lerntraining<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Arbeit mit Kindern mit Lernschwierigkeiten ist das Üben, Festigen<br />

und Automatisieren der gelernten Inhalte. „Das Üben gehört zu den zentralen Phasen <strong>im</strong> fremdsprach-<br />

lichen Lernprozess“ (Kieweg, 2010, S. 182). Wie die Auswertungen zeigen, eignen sich die Übungs-<br />

felder <strong>im</strong> Bereich Hörverstehen und Sprechen durchaus für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Es besteht<br />

ein reichhaltiges Angebot an kommunikativen und handlungsorientierten Übungsmöglichkeiten. Die<br />

Übungen in „Here Comes Super Bus“ sind in jeder Lektion rund um Geschichten und um Aktivitäten<br />

herum angesiedelt. Leider ist der Aufbau der Lektionen sehr klar strukturiert und es wird <strong>im</strong>pliziert,<br />

dass die Übungen nach einem linearen Verlauf ein- bzw. durchgeführt werden müssen: Der Schwie-<br />

rigkeitsgrad der Übungen ist zunehmend; das Üben der Fertigkeiten, Hören, Sprechen, Lesen und<br />

Schreiben wird in dieser Reihenfolge angegangen, elaborierendes Üben folgt normalerweise dem<br />

mechanischen Üben. Wie vorher schon erwähnt, werden die kreativen Aspekte eines Lerntrainings mit<br />

den bereit gestellten Übungsanteilen <strong>im</strong> Lehrmittel wenig bis gar nicht berücksichtigt. Durch die Auf-<br />

gaben- und Methodenvielfalt ist es jedoch möglich, Inhalte zu üben, zu festigen und zu automatisie-<br />

ren. Transferleistungen können in kleinen Schritten angegangen werden. Dazu bieten sich Übungen<br />

mit ähnlichen Inhalten, aber unterschiedlichen Aufgabenstellungen, an. Sprachspiele, Rollenspiele,<br />

Chants und Lieder haben dabei bei allen befragten Lehrpersonen einen hohen Stellenwert. Die Er-<br />

gebnisse der Dokumentenanalyse st<strong>im</strong>men mit diesen Aussagen überein. Diese Methodenauswahl<br />

kommt den spielerischen Neigungen der Kinder entgegen. Fröhlich-Ward (2007, S.199) beschreibt<br />

diesen Lernansatz wie folgt: „Ein Fremdsprachenkurs für Kinder soll möglichst handlungsorientiert<br />

sein und auf spielerischen und kommunikativen Aktivitäten aufbauen“. Sie fügt an, dass Inhalte, die<br />

kindgerecht präsentiert werden, eine höhere Akzeptanz bei den Schülern und Schülerinnen haben<br />

und sie, als Folge davon, motivierter lernen. Wahrscheinlich wurden die obengenannten Lernformen<br />

ausgewählt, weil sie sich gut für ein differenziertes, handlungsorientiertes und kooperatives Lernen,<br />

unter Berücksichtigung relevanter Themen und Inhalte eignen. Diese Lehr- und Lernformen kann man<br />

gut in einem offeneren Unterrichtssetting, z. B. be<strong>im</strong> Stationenlernen oder bei Planarbeit, einsetzen.<br />

Die Wahl der Aufgaben weist auch auf eine Bereitschaft der Lehrpersonen zu individualisieren und zu<br />

integrieren hin. Zum Lerntraining gehört aber auch die Handhabung von Lerntechniken, um die Schü-<br />

ler und Schülerinnen schrittweise hin zu Autonomie und Selbstbest<strong>im</strong>mung zu führen (vgl. Rampillon,<br />

2007, S. 343). Nach Piepho (2003, S. 34) eignet sich dafür: „… eine systematische Wiederholung<br />

durch Anwendung in <strong>im</strong>mer neuen Sinnzusammenhängen …“. Die Resultate der Dokumentenanalyse<br />

57


lassen darauf schliessen, dass die angebotene Methodenvielfalt und die verschiedenen Aufgabenan-<br />

gebote <strong>im</strong> Lehrmittel in diesem Sinne eingesetzt werden können.<br />

9.7 Unterstützung der Lehrperson<br />

„Ich finde es super, weil ich so viel Material habe, dass ich das Gefühl habe, ich kann so richtig aus<br />

dem Vollen schöpfen“ (4. I.; 182/183). Diese Aussage einer befragten Lehrperson weist darauf hin,<br />

dass das Material des Lehrwerks sehr umfangreich und ergiebig ist. Die Ergebnisse der Analysen<br />

zeigen jedoch: Dieser Eindruck täuscht. Kann mit dem Lehrmittel differenziert werden? Hat es <strong>im</strong><br />

Lehrmittel konkrete Vorschläge für die Arbeit mit Kindern mit Lernschwierigkeiten? Nein, teilweise -<br />

oder doch nicht? Der Lehrerkommentar beinhaltet sicher viele wertvolle Hinweise, um den Unterricht<br />

in jeder Hinsicht interessant und abwechslungsreich zu gestalten, auch werden die Basisanforderun-<br />

gen aufgeführt und Zusatzblätter für Schnelllerner sind auch vorhanden. Differenzierungsmöglichkei-<br />

ten oder neuere Unterrichtsformen oder Anleitungen zum Umgang mit heterogenen Klassen fehlen<br />

aber durchgehend. Trotzdem hat der Lehrerkommentar einen unterstützenden Wert für die Lehrper-<br />

sonen: Er bietet ihnen Halt und strukturelle Hilfen an; er rhythmisiert den Unterricht und legt die Sozial-<br />

formen fest; er berät bei der Umsetzung des Lehrplans und legt die Unterrichtsziele fest, und er gibt<br />

Hinweise zur Überprüfung der Lernleistungen. Weil alle Lehrpersonen, weder auf den Englischunter-<br />

richt selber noch auf die integrative Schulungsform bezogen, viel Erfahrung nachweisen können, ist es<br />

verständlich, dass sie sich eng an die Richtlinien des Lehrerkommentars halten und sich einer Öffnung<br />

ihres Unterrichts <strong>im</strong> Sinner neuer Lernkulturen nur zögernd annähern. Neuner (2007, S. 400) weist<br />

darauf hin, dass es „… einen vernünftigen Ausgleich zwischen der Systematisierung des Lehrange-<br />

bots und der Berücksichtigung der spezifischen Aspekte eines lernerorientierten Konzepts …“ braucht.<br />

9.8 Rahmenbedingungen<br />

„Bezogen auf die Rahmenbedingungen spielen natürlich die zeitlichen und räumlichen Möglichkeiten,<br />

die bildungspolitischen Vorgaben und die zur Verfügung stehenden Ressourcen eine Rolle“ (Joller-<br />

Graf, 2006, S. 55). Alle Lehrpersonen, die grosse Klassen haben äussern, sich negativ auf grosse<br />

Klassen bezogen. Partizipation <strong>im</strong> Sprachenunterricht ist eines der wichtigsten Prinzipien des Spra-<br />

chenlernens. Die Grösse einer Klasse ist somit bedeutungsvoll für diese Prozesse <strong>im</strong> Fremdspra-<br />

chenunterricht. Schwächere Kinder können in kleineren Gruppen besser gefördert werden als in gros-<br />

sen, weil die Lehrperson mehr Zeit für die einzelnen Schüler und Schülerinnen hat. Eine Reduktion<br />

der Klassengrösse oder ein Halbklassenunterricht könnte sich deshalb, auch <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

dem Lehrmittel, positiv auf den Spracherwerb von Kindern mit Lernschwierigkeiten auswirken. Das<br />

Gleiche gilt für die Verteilung der Wochenstunden auf Einzellektionen.<br />

Auf die Unterstützung der Kinder mit Lernschwierigkeiten durch eine Fachperson und auf die Zusam-<br />

menarbeit der Klassenlehrperson mit der SHP bezogen, zeichnet sich ein Handlungsbedarf ab. Es<br />

kann angenommen werden, dass nicht nur <strong>im</strong> Umgang miteinander auf der Klassenebene Unklarhei-<br />

58


ten bestehen, sondern auch auf der Schulhaus- sowie auf der politischen Ebene. Es scheinen auch<br />

Zeitgefässe für Besprechungen und klare Strukturen für organisatorische Abläufe zu fehlen. Darf eine<br />

SHP, die nicht Englisch kann, Kinder mit Lernschwierigkeiten überhaupt fördern oder unterstützen?<br />

Soll separiert oder integriert werden? Was heisst Lernzielbefreiung <strong>im</strong> Deutschunterricht für den Eng-<br />

lischunterricht? Es herrschen auch Unklarheiten in Bezug auf den Übertritt an die Oberstufe. Was<br />

müssen die Kinder überhaupt können? Sind die Inhalte <strong>im</strong> Lehrwerk „Here Comes Super Bus“ abge-<br />

st<strong>im</strong>mt auf die Inhalte des Lehrmittels der Oberstufe?<br />

10 Schlussauswertung<br />

In dieser Phase wurde die Fragestellung beantwortet, die Hypothesen und Ziele überprüft, das Forschungsvorgehen<br />

reflektiert und weiterführende Fragestellungen aufgestellt.<br />

10.1 Beantwortung der Fragestellung<br />

Die erhobenen Daten der Dokumentenanalyse und der Befragung der Lehrpersonen zeigen auf, die<br />

Aufgaben, Aufgabenstellungen und die Sozialformen, in Bezug auf Band 1 und 2 des Lehrmittels „He-<br />

re Comes Super Bus“, eignen sich weitgehend für die Arbeit mit Kindern mit Lernschwierigkeiten. Die<br />

Themen und Inhalte (auch wenn sie zum Teil zu kindlich und nicht altersentsprechend sind), die Lehr-<br />

und Lernformen sowie die Übungsformen entsprechen den Interessen dieser Schüler und Schülerin-<br />

nen weitgehend und wirken sich motivierend auf ihr Lernverhalten aus. Zudem kommt die spielerische<br />

und interaktive Art und Weise, wie Sprache vermittelt wird, ihren Bedürfnissen und Neigungen entge-<br />

gen. Das Gleiche gilt für die Gewichtung der Unterrichtsinhalte auf den Fertigkeiten ‚Hörverstehen‘<br />

und ‚Sprechen‘. Mit dieser Vorgehensweise wird auf die unterschiedlichen Lernschwierigkeiten adä-<br />

quat eingegangen. Die Auswertung hat weiter ergeben, dass sich das Lehrwerk vor allem für Kinder<br />

mit schwächeren Lernleistungen eignet. Alle diese Ausführungen können <strong>im</strong> Sinne der ursprünglichen<br />

Fragestellung (siehe Kapitel 3.1) als positiv gewertet werden.<br />

Wie muss der Englischunterricht mit dem Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ gestaltet<br />

sein, damit Kinder mit Lernschwierigkeiten partizipieren können?<br />

Die Untersuchung hat jedoch gezeigt, dass die Frage komplexer als ursprünglich angenommen ist.<br />

Laut den erhobenen Daten, entsprechen nicht nur die Inhalte den Kindern mit Lernschwierigkeiten<br />

mehr als denen der normalbegabten, sondern auch das Unterrichtsgeschehen wird an die Lernvor-<br />

aussetzung der Kinder mit Lernschwierigkeiten angepasst, indem zum Beispiel das Lerntempo herab-<br />

gesetzt wird. Die stärkeren und schnelleren Schüler und Schülerinnen kommen dabei zu kurz. Eigent-<br />

lich könnte man den Lehrpersonen den Ratschlag geben: Nur weiter so! Die Unterrichtsgestaltung mit<br />

dem Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ kann weiterhin auf die gleiche Weise wie bis anhin erfolgen,<br />

59


weil Kinder mit Lernschwierigkeiten partizipieren können. Unter dem Gesichtspunkt der <strong>Integration</strong> ist<br />

dies jedoch nicht sinnvoll. Alle Kinder müssen gleichermassen am Unterricht teilhaben können. Dem-<br />

entsprechend muss auch der Englischunterricht mit dem Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ umges-<br />

taltet werden.<br />

Auf die Frage nach dem wie sollte in allen Unterrichtsphasen mehr differenziert werden. Den individu-<br />

ellen Lernvoraussetzungen entsprechend müssen die angebotenen Lernanregungen in einem ange-<br />

messenen Rahmen, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Schüler und Schülerinnen, von den<br />

Lehrpersonen angepasst werden. Dies bedeutet dementsprechend auch eine Vielfalt an Aufgaben<br />

mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad aufzuarbeiten und bereit zu stellen. Zudem ist es wichtig,<br />

die Sozialformen häufig zu wechseln, damit die Schüler und Schülerinnen voneinander und miteinan-<br />

der lernen können. Der Unterricht sollte allgemein ganzheitlicher und mehr lernerorientiert gestaltet<br />

werden. Damit ist aber nicht gemeint, dass konstruktiven Lernprozessen den Vorrang vor instruktiven<br />

Lehrmethoden gegeben werden soll. Beide Ansätze haben je nach Situation ihre Berechtigung. Lang-<br />

fristig gesehen, heisst das für die Lehrpersonen: Es muss viel Arbeit in die Planung und Vorbereitung<br />

des Unterrichts gesteckt werden, um die unterbreitenden Vorschläge umzusetzen. Kurzfristig gese-<br />

hen, müssen sie sich aber vorerst mit dem Lehrmittel auseinander setzen.<br />

Das Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ folgt einem eher traditionellen Ansatz. Die Handhabung der<br />

verschiedenen Lehrwerkteile stellt die Lehrperson ins Zentrum des unterrichtlichen Geschehens. Die-<br />

ser Lehrerzentrierung kann nur entgegengewirkt werden, wenn die Lehrpersonen den Mut aufbringen,<br />

sich der Lehrwerksteuerung teilweise zu entziehen oder gar zu widersetzen. Es sollte überprüft wer-<br />

den, welche Rolle das Lehrwerk bei Lernprozessen einn<strong>im</strong>mt. Eine Herausforderung besteht darin, die<br />

<strong>im</strong> Material angelegten Möglichkeiten und methodischen Angebote zu nutzen, umzugestalten und mit<br />

offeneren Unterrichtsinhalten und Unterrichtformen zu erweiterten. Nur so können differenzierende<br />

und individualisierende Massnahmen <strong>im</strong> Sinne einer integrativen Schulungsform eingeleitet werden,<br />

um eine Teilhabe aller Schüler und Schülerinnen am Englischunterrich mit dem Lehrmittel „Here Co-<br />

mes Super Bus“ zu gewährleisten.<br />

Mit Partizipation ist aber nicht nur Teilhabe, sondern auch Mitbest<strong>im</strong>mung gemeint. Bei einer Öffnung<br />

des Unterrichts Richtung neuer Lernkulturen verändert sich auch die Lehrerrolle. Der Unterricht ist<br />

grundsätzlich demokratischer organisiert. Als Folge davon erhalten die Schüler und Schülerinnen<br />

mehr Selbst-, aber auch mehr Mitverantwortung für ihr Lernen sowie für das Unterrichtsgeschehen.<br />

Der Aufbau dieser Fähigkeit sollte von den Lehrpersonen unterstützt und gefördert werden, indem sie<br />

geeignete Methoden einführen. Eine wirksame Methode dafür ist, wie die Ergebnisse zeigen, koopera-<br />

tives Lernen.<br />

Die Untersuchungsergebnisse zeigen weiter auf, dass die Rahmenbedingungen, um das Sprachen-<br />

lernen erfolgreich gestalten zu können, in einzelnen Bereichen nicht ideal sind. Zu grosse Klassen<br />

erschweren das Klassenmanagement, vor allem wenn zusätzlich die Sozialkompetenzen der Lernen-<br />

den ungenügend ausgebildet sind. Schüler und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten können als Fol-<br />

ge davon zu wenig gefördert und unterstützt werden. Zusätzlich wird die die Gestaltung von geeigne-<br />

ten Sprachsituationen erschwert, was wiederum das Üben der verschiedenen Fertigkeiten, vor allem<br />

60


<strong>im</strong> Bereich Hörverstehen und Sprechen, beeinträchtigt. Von Bedeutung sind auch personelle Fakto-<br />

ren. Eine gute bzw. schlechte Zusammenarbeit der Fachlehrkräfte mit den Klassenlehrpersonen, den<br />

schulischen Heilpädagogen, den Eltern und der Schulleitung kann sich positiv bzw. negative auf die<br />

Förderung einzelner Kinder auswirken.<br />

10.2 Überprüfung der Hypothesen<br />

Beide Hypothesen (siehe Kapitel 3.1) st<strong>im</strong>men mit den Auswertungsresultaten der Dokumentenanaly-<br />

se und der Analyse der Interviews nicht überein und können widerlegt werden. Die Begründungen<br />

dafür werden genauer erläutert.<br />

These 1<br />

- Unter Berücksichtigung der neuesten erfolgsversprechenden methodischen und didaktischen<br />

Konzeptionen des Sprachenlernens, sollte ein modernes Lehrmittel wie „Here Comes Super<br />

Bus“ gleichermassen für stärkere und schwächere Schüler und Schülerinnen, einsetzbar sein.<br />

Wie schon in Kapitel 10.1 erwähnt, ist das Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ nicht geeignet für das<br />

Unterrichten einer heterogenen Klasse, weil nicht individualisiert und differenziert werden kann. Es<br />

fehlen Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad sowie handlungsorientierte und lernpro-<br />

zessorientierte Lernumgebungen, beides Grundlagen für einen binnendifferenzierenden Unterricht.<br />

Das Vermitteln der Inhalte erfolgt mehrheitlich <strong>im</strong> Gleichschritt und muss oft <strong>im</strong> Klassenverband in-<br />

struktiv erfolgen. Zudem eignet sich das Lehrmittel mehr für Kinder mit Lernschwierigkeiten und<br />

schwächere Lerner als für lernstarke Schüler und Schülerinnen.<br />

These 2<br />

- Ein gutes Lehrwerk, schon bedingt durch die verschiedenen Lehrwerkteile, sollte nicht nur ein<br />

Steuerungsinstrument sein, sondern auch Freiräume für mehr lernerorientierte Prozesse an-<br />

bieten.<br />

Das Lehrmittel, in seiner ganzen Aufmachung, mit verschiedenen Lehrwerkteilen und einem reichhal-<br />

tigen Angebot an Medien, lässt den Benutzer am Anfang <strong>im</strong> Glauben, alles sei möglich. Die Untersu-<br />

chungsergebnisse zeigen jedoch, dass das Lehrwerk weitgehend auf einem traditionellen Ansatz auf-<br />

baut. Die kommunikative Konzeption, die mehr einer konstruktivistischen Sichtweise entspricht, kommt<br />

nur zu einem kleinen Teil zum Tragen. Die lineare Systematik, mit welcher durch die Lektionen geführt<br />

wird, verunmöglicht ein mehr zirkuläres Vorgehen weitgehend, solange sich die Lehrperson an die<br />

Vorgaben des Lehrerkommentars hält. Unter diesen Voraussetzungen ist es kaum möglich, Freiräume<br />

für mehr lernerorientierte Prozesse zu nutzen.<br />

61


10.3 Überprüfung der Forschungsziele<br />

Zu Beginn wurden zwei Forschungsziele aufgeführt, welche nachfolgend kurz besprochen werden.<br />

Forschungsziel 1 war: Das Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ wird aufgrund theoretischer Erkennt-<br />

nisse und den Aussagen der Interviews in Bezug auf Kinder mit unterschiedlichen Lernschwierigkeiten<br />

und auf das Unterrichten in heterogenen Klassen, auf seine Tauglichkeit hin analysieren.<br />

Die theoretischen Erkenntnisse haben aufgezeigt, dass Lernschwierigkeiten <strong>im</strong> Englischunterricht<br />

nicht unbedingt nur auf Sprachstörungen zurück zu führen sind. Die Bezugsnorm ist entscheidend, ob<br />

eine Lernschwierigkeit überhaupt besteht. Zudem ist der Einfluss verschiedener Faktoren, die in stän-<br />

diger Wechselwirkung zueinander stehen ausschlaggebend für einen Lernerfolg bzw. Lernmisserfolg.<br />

Die Ergebnisse der Analyse der Interviews hingegen weisen auf Lernschwierigkeiten <strong>im</strong> Sinne von<br />

Sprach- und Verhaltensstörungen hin. In einem Vergleich mit diesen Vorkenntnissen und den Resulta-<br />

ten der Dokumentenanalyse konnte das Ziel überprüft werden. Das Lehrmittel, auf die verschiedenen<br />

Fertigkeiten bezogen, eignet sich nur teilweise. Die Hör- und Sprechübungen kommen den Bedürfnis-<br />

sen der Kinder mit Sprachschwierigkeiten entgegen, aber nur, wenn man die Inhalte isoliert, von der<br />

durch das Lehrmittel geforderten Unterrichtsstrukturierung und den Aufgabenstellungen, betrachtet.<br />

‚Lese-‚ und Schreibübungen‘ überfordern die Kinder jedoch häufig. In Bezug auf Kinder mit Verhal-<br />

tensschwierigkeiten und weiteren Lernstörungen in Verbindung mit dem Lehrmittel kann keine Aussa-<br />

ge gemacht werden. Das Lehrwerk, wie schon vorgängig erwähnt, eignet sich aber grundsätzlich nicht<br />

für die Arbeit mit einer heterogenen Klasse.<br />

Forschungsziel 2 war: Auf der unterrichtlichen Ebene werden die Bedingungen für einen erfolgreichen<br />

Unterricht mit dem Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ ermittelt.<br />

Es konnten Gelingensbedingungen ermittelt werden. Die befragten Lehrpersonen führten verschiede-<br />

ne Aufgaben, Aufgabenstellungen und Kooperationsformen auf, die sich in ihrem Englischunterricht<br />

mit dem Lehrmittel „Here Comes Super Bus“ bewährt haben und gut durchführbar sind. Weitere Hin-<br />

weise aus der Literatur konnten das Bild vervollständigen.<br />

10.4 Reflexion des Forschungsvorgehens<br />

Das methodische Vorgehen hat sich bewährt. Die Abfolge der einzelnen Untersuchungseinheiten<br />

wurde am Anfang sinnvoll gegliedert. Das Forschungsdesign half, die Theorie und die Ergebnisse der<br />

Dokumenten- und der Interviewanalyse <strong>im</strong>mer wieder miteinander in Verbindung zu bringen und auf-<br />

einander abzupassen, Zwischenergebnisse aufzuführen und am Schluss die Resultate <strong>im</strong> Zusam-<br />

menhang mit den Erkenntnissen festzuhalten und für den Leser transparent zu machen. Durch diese<br />

systematische Vorgehensweise konnte die Autorin die Übersicht besser behalten und die verschiede-<br />

nen Untersuchungsschritte kontrollierter durchführen. Für die Autorin war es aber insofern schwierig,<br />

weil sie alleine arbeitete. Die Ergebnisse konnten nicht diskutiert oder überprüft werden und Unklarhei-<br />

62


ten musste sie selber klären. Die Ergebnisse der Analysen sind aus diesem Grund auch subjektiv<br />

behaftet. Die Studie beansprucht keine Vollständigkeit.<br />

Die grosse Datenmenge, welche qualitativ ausgewertet wurde, war bei beiden Analysen, weil die Ko-<br />

dierung von Hand und am Computer, aber ohne entsprechender Analysesoftware, vorgenommen<br />

wurde. Als wertvoll stellte sich die induktive Kategorienbildung heraus. Dabei konnte eine zusätzliche<br />

Variable (Rahmenbedingungen) mit verschiedenen Kategorien aufgestellt werden. Die Annahme,<br />

dass externe Erfolgsbedingungen für diese Untersuchung nicht relevant sind, wurde dabei widerlegt.<br />

Bei der Dokumentenanalyse beschränkte sich die Autorin auf Band 2 des Lehrwerks „Here Comes<br />

Super Bus“. Sie wählte diesen Band, weil die Kinder zu diesem Zeitpunkt schon ein bisschen Englisch<br />

können und alle Lehrpersonen damit gearbeitet haben. Es zeigte sich <strong>im</strong> Verlauf der Forschungsar-<br />

beit, dass die insgesamt vier Bände nicht isoliert betrachtet werden können, weil ein Band die anderen<br />

Bände ungenügend repräsentiert. (Die inhaltliche Qualität in Bezug auf deren Eignung für die Arbeit<br />

mit Kindern mit Lernschwierigkeiten, verschlechtert sich laut den Lehrpersonen mit zunehmendem<br />

Schwierigkeitsgrad der Bände.) Mehrheitlich bewährt hat sich hingegen der Kriterienraster mit den<br />

Arbeitsfragen. Auf diese Weise konnte mit gezielten Fragen, in Bezugnahme auf die Fragestellung<br />

und die Theorie, das Lehrwerk auf seine Inhaltskonzeption, die Methodik bzw. auf die Übungsformen<br />

hin untersucht werden.<br />

Von Vorteil war, der Abgleich mit der Theorie und den Ergebnissen der Dokumentenanalyse bevor die<br />

Interviewfragen zusammengestellt wurden. Während dieser Arbeit wurden die Kooperationsformen in<br />

den Forschungsprozess aufgenommen. Die Wichtigkeit von Vergleichen und Überprüfungen in einer<br />

Forschungsarbeit wurde der Autorin während den Interviews erst richtig bewusst. Die Interviewfrage<br />

nach der Motivation (Was denkst du, motiviert Schüler und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten Eng-<br />

lisch zu lernen?) zeigte ein Problem auf. Eine Lehrperson wies darauf hin, dass es besser wäre, die<br />

Schüler und Schülerinnen selber zu fragen. An diesem Punkt könnte diese Arbeit weitergeführt wer-<br />

den, in Form einer Befragung der Kinder oder einer Feldbeobachtung. Es muss zudem festgehalten<br />

werden, dass aufgrund der kleinen Anzahl der befragten Lehrpersonen, die Resultate nur isoliert be-<br />

trachtet werden können. Die Ergebnisse der Studie sind somit nicht für alle Lehrpersonen des Kantons<br />

Aargau repräsentativ. Sie geben nur Hinweise auf mögliche Tendenzen, Übereinst<strong>im</strong>mungen und<br />

Zusammenhänge bezüglich der Eignung des Lehrmittels „Here Comes Super Bus“ für die Arbeit mit<br />

Kindern mit Lernschwierigkeiten. Sie geben aber neue Inputs für weiterführende Untersuchungen.<br />

10.5 Weiterführende Fragestellungen<br />

Aus den Ergebnissen der Arbeit sind Ideen für eine Weiterarbeit in mehrere Richtungen entstanden.<br />

Zu jedem nachfolgenden Unterkapitel werden einige Fragen aufgeschrieben.<br />

63


Ebene Schüler und Schülerinnen<br />

In der Studie wurde die Sichtweise der Schüler und Schülerinnen nicht mit einbezogen. Es wäre aber<br />

interessant zum gleichen Thema eine Stellungnahme von ihnen zu erhalten. Vor allem bieten sich<br />

folgende Themenbereiche wie Lernen allgemein, Lernstrategien, Kooperation, Unterrichtsbeteiligung<br />

und Motivation, Untersuchungsbereiche, die sich anbieten an.<br />

Welche Texte, Aufgabenstellungen und Aufgaben eignen sich für Kinder mit Lernschwierigkeiten, um<br />

die Fertigkeiten ‚Lesen‘ und ‚Schreiben‘ zu üben?<br />

Wie können Schüler und Schülerinnen mit einer LRS <strong>im</strong> Englischunterricht gefördert werden?<br />

Welche Faktoren sind ausschlaggebend, damit Partner- bzw. Gruppenarbeiten erfolgreich sind und<br />

sich positiv auf das Lernen der Kinder mit Lernschwierigkeiten auswirken?<br />

Welche Lernstrategien bzw. Techniken sind besonders gut geeignet für Kinder mit Lernschwierigkei-<br />

ten und fördern selbständiges Arbeiten?<br />

Was motiviert Kinder mit Lernschwierigkeiten, Englisch zu lernen?<br />

Wie hoch ist die Unterrichtsbeteiligung der Kinder mit Lernschwierigkeiten in Bezug auf unterschiedli-<br />

che Lernstörungen?<br />

Wie muss der Unterricht gestaltet sein, damit Kinder mit Lernschwierigkeiten aktiver am Unterrichts-<br />

geschehen teilnehmen können?<br />

Ebene Lehrpersonen/Fachpersonen<br />

Auf der Ebene Lehrpersonen/Fachpersonen ist vor allem aufgefallen, dass keine Klarheit in Bezug auf<br />

die Zusammenarbeit zwischen Fachkraft und Eltern – Fachkraft und Schulischer Heilpädagogin und<br />

zwischen Fachkraft und Schulleitung besteht. Die Zusammenarbeit ist jedoch ein zentraler Faktor in<br />

der Förderung von Kindern mit Lernschwierigkeiten.<br />

Wie muss die Zusammenarbeit zwischen Fachlehrperson, Klassenlehrperson, Eltern, Schulischer und<br />

Schulleitung organisiert sein, damit Kinder mit Lernschwierigkeiten <strong>im</strong> Englischunterricht opt<strong>im</strong>al ge-<br />

fördert werden können?<br />

Ebene Unterricht<br />

Die Unterrichtsgestaltung <strong>im</strong> Sinne einer konstruktivistischen Didaktik ist schon vielfach erforscht und<br />

dokumentiert worden. Im Rahmen dieser Arbeit scheinen zwei Punkte zentral zu sein.<br />

64


Welche Rahmenbedingungen oder Organisationsstrukturen braucht es für die Gestaltung und Durch-<br />

führung von Lernumgebungen?<br />

Wie kann man Lernfortschritte bzw. Lernleistungen messen und festhalten, wenn mit Lernumgebun-<br />

gen gearbeitet wird?<br />

Weitere Untersuchungsbereiche, auf den Englischunterricht mit Kindern mit Lernschwierigkeiten be-<br />

zogen, die sich aus dieser Studie ergeben haben, könnten Rahmenbedingungen wie Klassengrösse<br />

und Stundenverteilung, die Förderung von fremdsprachigen Kindern und von Kindern mit Sprach- und<br />

Verhaltensschwierigkeiten, sein. Ein wichtiges Thema ist auch der Übertritt an die Oberstufe. Welche<br />

Lerninhalte und Lernziele müssen in der Pr<strong>im</strong>arschule behandelt bzw. erreicht werden, damit sie an<br />

der Oberstufe <strong>im</strong> Englischunterricht keine Schwierigkeiten haben?<br />

11 Vorschläge für die pädagogische Praxis<br />

Wie schon erwähnt ist das Lehrwerk „Here Comes Super Bus“ eher traditionell ausgerichtet. Geht man<br />

aber von einer konstruktivistischen Fremdsprachendidaktik aus, müssen Lerninhalte, Lernziele und<br />

das methodische Vorgehen neu überdacht werden. Im konstruktivistischen Sinn muss eine Lernum-<br />

gebung möglichst authentisch gestaltet sein, die Lerninhalte dementsprechend handlungs- und prob-<br />

lemlösungsorientiert aufgebaut sein, damit entdeckendes und selbständiges Lernen erfolgen kann.<br />

Gleichzeitig müssen die Lerninteressen und Lernvoraussetzungen der Kinder berücksichtigt werden.<br />

(vgl. Wolff, S. 13). Um dies zu erreichen, müssen die Lehrpersonen den Mut aufbringen, sich weniger<br />

an die Vorgaben des Lehrmittels zu halten.<br />

„Wenn die Lernprozesse ausschliesslich auf das Lehrbuch beschränkt bleiben und sich in der Durch-<br />

nahme der Lektionen erschöpfen, ist das eine Engführung, die weder das reiche Vorwissen nutzt noch<br />

der Tatsache gerecht wird, dass die Impulse und Themen eines Lehrbuchs nur selten das anspre-<br />

chen, worüber Schüler und Schülerinnen miteinander reden oder was sie ermuntert, über Informatio-<br />

nen, Texte, Gedichte, Sprachen nachzudenken und Probleme zu erkennen und zu erörtern“ (Piepho,<br />

2003). S. 51).<br />

In Bezug auf die oben aufgeführten Erläuterungen, werden nachstehend einige Ideen für die pädago-<br />

gische Praxis unterbreitet. Die Vorschläge beziehen sich auf das Forschungsthema und die Untersu-<br />

chungsdaten, sind aber nicht wissenschaftlich fundiert, weil die Vorschläge für die pädagogische Un-<br />

terrichtsentwicklung alleine auf subjektiven Überlegungen und Annahmen der Autorin beruhen. Bei<br />

der Umsetzung muss auch berücksichtig werden, dass sich zu offene Unterrichtssituation als unge-<br />

eignet für Kinder mit Lernschwierigkeiten herausstellen könnten, weil sich formellere Lernangebote<br />

zum Teil besser für diese Kinder eignen.<br />

65


� In einem ersten Schritt wird vorgeschlagen, handlungsorientierte Aufgaben, die das<br />

ganzheitliche Lernen berücksichtigen, zu erarbeiten und zusammen zu tragen. Zu<br />

gleichen Übungseinheiten sollten verschiedene Aufgaben mit unterschiedlichem<br />

Schwierigkeitsgrad bereit gestellt werden.<br />

Anregungen: Postkarten und Briefe schreiben. Schwächere Lerner schreiben nur<br />

Grussworte, andere beschreiben das Wetter oder was sie gerade tun.<br />

� Gleichermassen wird empfohlen, umfassende Lernumgebungen zu einem best<strong>im</strong>m-<br />

ten Thema aufzuarbeiten. Es macht Sinn, die Probedurchläufe, anhand eigener Beo-<br />

bachtungen und Rückmeldungen der Schüler und Schülerinnen, auf gelingende Inhal-<br />

te, Methoden und Lernprozesse hin zu dokumentieren. Erst nach der Auswertung der<br />

Ergebnisse, sollten die Materialien fertig gestellt werden, vor allem wenn geplant ist,<br />

Lernumgebungen wiederholt einzusetzen.<br />

� Anregungen: Es können Szenarien rund um ein Thema, zum Beispiel, Haustiere,<br />

Schülerzeitung oder Hobbies, entwickelt werden, indem eine Vielfalt an Aufgaben und<br />

Aktivitäten mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad dazu bereit gestellt werden, wel-<br />

che verschiedene Lerntypen ansprechen und gleichermassen Gelegenheit bieten,<br />

formale sprachliche Inhalte zu reflektieren. Am Schluss können die Schüler und Schü-<br />

lerinnen ein eigenes Produkt vorstellen.<br />

� Es ist wichtig, die Schüler und Schülerinnen bei der Unterrichtsgestaltung mitbest<strong>im</strong>-<br />

men zu lassen, damit ihre Interessen berücksichtigt werden und sie mehr Verantwor-<br />

tung für ihr Lernen übernehmen können.<br />

Anregungen: Im Klassenverband können ganze Unterrichtseinheiten gemeinsam ge-<br />

plant, organisiert und entwickelt werden. Einzelne Gruppen stellen Aufgaben für ande-<br />

re Lernende her. In Postenarbeit können diese Aufgaben und Aufgabenstellungen<br />

nachfolgend bearbeitet werden.<br />

� Es ist von Vorteil, Strategien und Techniken zu vermitteln, damit die Schüler und<br />

Schülerinnen eigenständiger werden und bewusster Lernen können.<br />

Anregungen: Indem strategische Vorgehensweisen mit best<strong>im</strong>mten Aufgaben, wie<br />

zum Beispiel in Bezug auf Wörter lernen, aufgezeigt werden, lernen die Schüler und<br />

Schülerinnen, diese mit der Zeit selber zu nutzen.<br />

� Die Schüler und Schülerinnen müssen angewiesen werden, über ihr Lernen nachzu-<br />

denken. Metakognitive Fähigkeiten können sich positiv auf Lernprozesse auswirken.<br />

Anregungen: Die Lehrperson kann metakognitives Verhalten mit den Schülern und<br />

Schülerinnen üben anhand konkreter Aufgaben und Aufgabenstellungen, einer Check-<br />

liste und/oder durch nachfragen.<br />

66


� Kooperatives Lernen fördert inhaltliches und soziales Lernen gleichermassen. Es ist<br />

sinnvoll, Lernpartnerschaften anzustreben.<br />

Anregungen: Es gibt verschiedene Methoden, mit denen kooperatives Lernen einge-<br />

führt werden kann (siehe Green & Green: Kooperatives Lernen). Anfangen könnte<br />

man mit der Bildung von Lernpartnerschaften <strong>im</strong> Zweirteam. Dabei ist es <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf <strong>Integration</strong>sklassen wichtig, den Gruppenbildungsprozessen besondere Aufmerk-<br />

samkeit zu schenken, und diese wohlüberlegt und sorgfältig anzugehen.<br />

Es ist zu bedenken, dass eine Umstrukturierung des Unterrichts ein grosser Mehraufwand für die<br />

Lehrperson bedeutet und viel Zeit investiert werden muss, gleichermassen ist auch deren Einstellung<br />

zu neuen Lehr- und Lernformen wichtig. Es wird darum geraten, eine Neuorganisierung des Unter-<br />

richts schrittweise anzugehen. Um den Lehrpersonen die Arbeit zu erleichtern, werden kooperative<br />

Vorgehensweisen vorgeschlagen.<br />

Für die Leser und Leserinnen erscheinen die oben aufgeführten Vorschläge vielleicht als aufwendig<br />

und unzumutbar, aus diesem Grund möge ein ‚Grammarchant‘ von Carolyn Graham als metaphori-<br />

sche Ermutigung dienen:<br />

This Can’t Be Right<br />

This can’t be right<br />

It has to be wrong.<br />

This trip can’t possibly<br />

take this long.<br />

Can’t we ask someone where we are?<br />

Can’t we take a rest? Can’t we stop the car?<br />

We don’t have to stop.<br />

I know the way.<br />

I take this road everyday.<br />

67


Dank<br />

Zum Schluss möchte ich allen Personen danken, die mich in irgendeiner Weise, während dem Verfas-<br />

sen dieser Arbeit, unterstützt, mich aufgemuntert und wieder auf den richtigen Weg gebracht haben.<br />

Es sind nicht wenige!<br />

Herzlichen Dank an all meine Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen, die viel Verständnis für meine<br />

Situation aufgebracht haben, während der letzten Monate wenig von mir einforderten und geduldig<br />

das Ende abwarteten.<br />

Herzlichen Dank meinen Freunden und Freundinnen, die mich kaum zu Gesicht bekommen haben<br />

und trotzdem noch etwas von mir wissen wollen.<br />

Herzlichen Dank an alle Mitglieder meiner kleinen und grossen Familie, die mir ohne zu murren, frei-<br />

willig und ohne grosses Federlesen vieles abgenommen haben, was mir die am Computer sitzenden<br />

Alltage in vielerlei Hinsicht erleichterten.<br />

Im Speziellen danke ich<br />

… den interviewten Englischlehrkräften, weil sie mir bereitwillig und offen Auskunft über sich selber<br />

und ihren Englischunterricht gegeben haben.<br />

… meiner Schwester Christine Lüscher, weil sie meine Familie <strong>im</strong>mer wieder bekocht hat und mir<br />

auch sonst Arbeiten abgenommen hat.<br />

… meinem Sohn Marcel Lüscher, weil er mir be<strong>im</strong> Formatieren des Inhaltsverzeichnis geholfen hat<br />

und alle Computerkrankheiten geheilt hat.<br />

… meiner Mutter Lini Lüscher, weil sie meine Mutter ist und mir <strong>im</strong>mer beigestanden ist.<br />

… Katrin Merker, weil sie mich als gute Freundin die ganze Zeit unterstützt hat und mich als Opt<strong>im</strong>istin<br />

<strong>im</strong>mer wieder zur Weiterarbeit ermutigte.<br />

… Hansjörg Müllhaupt, weil er sich Zeit genommen hat, die Arbeit zu lesen, zu kommentieren und zu<br />

korrigieren.<br />

… meiner Begleiterin Anke Sodogé, weil sie mich nicht nur ausgezeichnet betreute, sondern auch ein<br />

offenes Ohr für meine Sorgen hatte.<br />

Marianne Lüscher<br />

68


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Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1 24<br />

Abbildung 2 35<br />

Abbildung 3 38<br />

Abbildung 4 41<br />

Abbildung 5 44<br />

73

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