Weißbuch Alterssicherung - Arbeit und Leben DGB/VHS
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S. nun natürlich nicht zu, ebenso wenig<br />
Zahlungen an die gesetzliche Kranken- <strong>und</strong><br />
Rentenversicherung. „Deshalb habe ich ja die<br />
private Rentenversicherung abgeschlossen, um<br />
die geforderte Vorsorge zu treffen.“<br />
Als sie schließlich das Erbe für ihren alltäglichen<br />
Unterhalt verbraucht hatte <strong>und</strong> zum<br />
31. Januar 2006 einen Antrag auf Alg II stellte,<br />
musste sie sich belehren lassen, dass die private<br />
<strong>Alterssicherung</strong> Höchstgrenzen unterliege<br />
<strong>und</strong> sie dementsprechend erst weiteres selbst<br />
erspartes Kapital zu verbrauchen habe, bevor<br />
ihr Leistungen nach Hartz IV zustünden. „Im<br />
Lauf meiner Erwerbslosigkeit habe ich es mir<br />
abgewöhnt, sehr viel weiter als bis zu den<br />
nächsten Tagen oder maximal Wochen zu<br />
planen“, sagt Claudia S.<br />
Auch Olaf Z. hat in seinem <strong>Leben</strong> schon viele<br />
Jobs gemacht. Mehrere Jahre hat er zudem im<br />
Ausland gelebt <strong>und</strong> gearbeitet. Doch seit 1996<br />
ist der gelernte Verwaltungskaufmann mit we-<br />
<strong>Arbeit</strong>slosigkeit ist ein direkt <strong>und</strong> indirekt<br />
krank machender Faktor. Das hat das Institut<br />
für <strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (IAB)<br />
festgestellt. Jeder bzw. jede dritte <strong>Arbeit</strong>slose<br />
weise ein Krankheitsbild auf, heißt es im IAB-<br />
Kurzbericht Nr. 4/2003. Der Anteil von <strong>Arbeit</strong>slosen<br />
mit ges<strong>und</strong>heitlichen Einschränkungen<br />
steige mit dem <strong>Leben</strong>salter <strong>und</strong> der Dauer der<br />
<strong>Arbeit</strong>slosigkeit. Am häufi gsten sind Erkrankungen<br />
des Muskel-Skelett-Systems sowie<br />
Rückenprobleme <strong>und</strong> psychische Störungen.<br />
<strong>Arbeit</strong>slosigkeit macht krank<br />
nigen kurzen Unterbrechungen erwerbslos. „In<br />
meinem letzten Bescheid der Deutschen Rentenversicherung<br />
stand, dass ich nach aktueller<br />
Berechnung auf 600 Euro Rente käme“, sagt<br />
der 51-jährige Berliner, der sich kaum noch<br />
Chancen ausrechnet, jemals wieder berufl ich<br />
Fuß zu fassen. „So zynisch es klingt: Für mich<br />
wäre es am besten, jetzt erwerbsunfähig zu<br />
werden. Dann hätte ich wenigstens Anspruch<br />
auf eine entsprechende Rente.“<br />
Eine private Altersvorsorge hat er in der<br />
Vergangenheit nicht aufgebaut; heute, mit<br />
Alg II als <strong>Leben</strong>sunterhalt, bleibt kein Cent<br />
für eine Rentenversicherung übrig. „Und die<br />
Beiträge, die für <strong>Arbeit</strong>slose an die gesetzliche<br />
Rentenversicherung abgeführt werden, sind<br />
minimal“, weiß Olaf Z.<br />
So gilt für ihn, genau wie für Claudia S. <strong>und</strong><br />
viele andere: Langzeiterwerbslosigkeit zieht in<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik fast zwangsläufi g Bedürftigkeit<br />
im Alter nach sich.<br />
Das IAB weist außerdem darauf hin, dass<br />
Beschäftigte eher arbeitslos werden, wenn sie<br />
krank sind. Ein Teufelskreis: Denn gleichzeitig<br />
ist das Krankheitsrisiko arbeitsloser Menschen<br />
höher als das von Beschäftigten. Das IAB<br />
fordert deshalb eine präventive betriebliche<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik: „Dies gilt zur Vermeidung<br />
von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit, doch ebenso sollte der<br />
Präventionsgedanke ein wichtiger Bestandteil<br />
bei der Beratung <strong>und</strong> Vermittlung von <strong>Arbeit</strong>slosen<br />
sein.“<br />
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