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niedrigenergiesanierung albert-schweitzer-viertel berlin

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kWh/a im Jahr 2003<br />

450000<br />

400000<br />

350000<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

Primärenergieverbräuche<br />

NIEDRIGENERGIESANIERUNG<br />

ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL<br />

BERLIN - FRIEDRICHSHAGEN<br />

Ein BMWA-gefördertes Modellbauvorhaben<br />

der KÖWOGE Köpenicker Wohnungsgesellschaft mbH<br />

ASV 21-25 ASV 31-35 ASV 36-40 ASV fiktiv<br />

SCHLUSSBERICHT<br />

MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN


INNOVATIVE<br />

NIEDRIGENERGIESANIERUNG<br />

ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL<br />

Sanierung Typ P2 auf NEH-Niveau;<br />

Integration verschiedener Lüftungsstrategien<br />

Ein BMWi- / BMWA- gefördertes Modellbauvorhaben<br />

Schlußbericht Teil 3: Messungen und Auswertungen<br />

Band 1: Bericht<br />

Förderung:<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie,<br />

jetzt: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Dr. Lawitzka<br />

Förderkennzeichen 0329750J<br />

Laufzeit: 01.01.2001 bis 31.12.2003<br />

Projektabwicklung:<br />

Projektträger PTJ im Forschungszentrum Jülich<br />

Dipl.-Ing. Kratz, Dipl.-Ing. Dummin<br />

Berichtsstand März 2004<br />

www.koewoge- innovativ.de


Bauherr, Projektleitung, Architektur, Bewohnerberatung:<br />

KÖWOGE Köpenicker Wohnungsgesellschaft mbH, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Architekt Brüggemann, Dipl.-Ing. Herz<br />

Haustechnische Planung:<br />

KÖWOGE Köpenicker Wohnungsgesellschaft mbH, Berlin<br />

Ing. Jödicke VDI<br />

Ingenieurbüro Gneise 66, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Wegewitz, Dipl.-Ing. Urbanowicz<br />

Gutachten Lüftung:<br />

Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken, IEMB, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Heinz, Dipl.-Ing. Markfort<br />

Gutachten Kollektoranlage:<br />

Ingenieurbüro Solarpraxis Supernova, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Schnauss<br />

Energiekonzept, Gesamtauswertung, Dokumentation:<br />

ASSMANN Berlin, RK Stuttgart<br />

Dr. Kerschberger, Dipl.-Ing. Kloos<br />

Messungen Baukörper, Lüftungssysteme, Blower door, Thermografie:<br />

BBP Bauconsulting, Berlin<br />

HS-Ing. Schellhardt, Dr. Kreie<br />

Messungen bedarfsgesteuerte Lüftung<br />

Dr. Riedel Automatisierungstechnik, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Bentscheff, Dr. Riedel<br />

Zusammenstellung und Redaktion des Teilschlußberichtes:<br />

Dr. Kerschberger, Dipl.-Ing. Kloos<br />

ASSMANN Beraten + Planen GmbH<br />

Mit Beiträgen von<br />

Dipl.-Ing. S. Bentscheff, Dr. Riedel Automatisierungstechnik, Berlin<br />

Dipl.-Ing. R. Brüggemann, KÖWOGE Köpenicker Wohnungsgesellschaft mbH, Berlin<br />

Geneviève Gilabert, Berlin<br />

Ing. Jödicke, VDI, KÖWOGE Köpenicker Wohnungsgesellschaft mbH, Berlin<br />

HS-Ing. Schellhardt, BBP Bauconsulting, Berlin<br />

Dipl.-Ing. J. Wegewitz, EKW-Plan, Berlin


Gliederung Schlussbericht Teil 3 : Messungen und Auswertungen<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Projektbeschreibung 1<br />

1.1 Einleitung 1<br />

1.2 Zeitplan 3<br />

1.3 Gesamtkonzeption 4<br />

1.4 Beschreibung der energetischen Verbesserungsmaßnahmen an der<br />

Gebäudehülle 6<br />

1.5 Beschreibung der energetischen Verbesserungsmaßnahmen Haustechnik 10<br />

2.0 Überblick über die Messungen 21<br />

2.1 Strategie und Einteilung des Gesamt-Messkonzeptes 21<br />

2.2 Funktionsabläufe und Kommunikation der Beteiligten 28<br />

3. Messungen, Auswertungen zu Wärme und Stromverbräuchen 29<br />

3.1 Messwerte und Messzeitraum 29<br />

3.2 Mess- und Auswertemethoden 29<br />

3.3 Ergebnisse Heizung 31<br />

3.4 Ergebnisse Lüftung 38<br />

3.4.1 Stromverbrauch bei Einsatz unterschiedlicher Lüftungssysteme 38<br />

3.4.2 Heizenergieverbrauch bei Einsatz unterschiedlicher Lüftungssysteme 39<br />

3.5 Detailergebnisse Riecon in ASV 31 - 35 44<br />

3.5.1 Lüftungssteuerung 44<br />

3.5.2 Heizungssteuerung 49<br />

3.5.3 Raumtemperaturen 53<br />

3.6 Detailergebnisse Conit in ASV 36 – 40 57<br />

3.6.1 Wärmerückgewinnung-Rückwärmezahlen 57<br />

3.6.2 Abschätzung der Wärmeverluste über die ungedämmten Luftkanäle 59<br />

3.7 Ergebnisse Trinkwarmwasserbereitung 61<br />

3.7.1 Gesamtverbräuche 61<br />

3.7.2 Zapfverluste und Zirkulationsverluste 62<br />

3.8 Ergebnisse Flachkollektoranlage 67<br />

3.9 Ergebnisse Wärmepumpe 73<br />

3.10 Ergebnisse Haustechnikstrom 79<br />

4. Energiebilanzen 82<br />

5. Messungen, Auswertungen Lüftungssysteme und Luftqualität 87<br />

5.1 Grundlagen 87<br />

5.2 Ergebnisse der Messungen, Auswertungen Lüftungssysteme und<br />

Luftqualität 89<br />

5.2.1 Volumenströme und Luftwechsel 90


5.2.2 Fensteröffnungszeiten in den Messwohnungen 96<br />

5.3 Raumluftqualität 101<br />

5.4 Einfluss der Außenluftdurchlass-Elemente auf die bauakustische Qualität 111<br />

5.5 Zusammenfassung Raumklima 113<br />

6. Untersuchungen der Qualität der Gebäudehülle 114<br />

6.1 Thermografieaufnahmen 114<br />

6.1.1 Zustand vor Sanierung 114<br />

6.1.2 Zustand nach Sanierung 114<br />

6.1.3 Bewertung der Messergebnisse 116<br />

6.2 Blower-Door-Messungen 116<br />

6.2.1 Leckagen im Zustand vor Sanierung 117<br />

6.2.2 Verbesserung der Dichtheit 118<br />

6.2.3 Leckagen im Zustand nach Sanierung 118<br />

6.2.4 Außenluftdurchlass-Elemente (ALD) 119<br />

6.2.5 Luftwechsel 120<br />

6.2.6 Bewertung der Messergebnisse 121<br />

6.3 Messungen Bauteilfeuchte 121<br />

7. Betriebserfahrungen 123<br />

7.1 Betriebserfahrungen aus Sicht des Vermieters und Gebäudebetreibers 123<br />

7.2 Betriebserfahrungen aus Sicht der Nutzer 127<br />

7.3 Betriebserfahrungen aus Sicht der Projektsteuerung 129<br />

7.4 Betriebserfahrungen aus Sicht der Messungen BBP Bauconsulting<br />

Verschmutzung der Abluftfilter 130<br />

7.4 Betriebserfahrungen aus Sicht der Messungen Dr. Riedel<br />

Automatisierungstechnik 134<br />

8. Wirtschaftlichkeitsauswertungen 135<br />

8.1 Methodik 135<br />

8.2 Allgemeine Randbedingungen 135<br />

8.3 Wirtschaftlichkeitsauswertung Wärmeschutzkonzept 137<br />

8.4 Wirtschaftlichkeitsauswertung Riecon 138<br />

8.5 Wirtschaftlichkeitsauswertung Riecon Standard 139<br />

8.6 Wirtschaftlichkeitsauswertung Conit 140<br />

8.7 Wirtschaftlichkeitsauswertung Conit mit höherer Energieeinsparung 141<br />

8.8 Wirtschaftlichkeitsauswertung Kollektoranlage 142<br />

8.9 Wirtschaftlichkeitsauswertung Kollektoranlage mit einfacher<br />

Unterkonstruktion 143<br />

8.10 Wirtschaftlichkeitsauswertung Wärmepumpenanlage 144<br />

8.11 Wirtschaftlichkeitsauswertung Wärmepumpenanlage mit Arbeitszahl 4,5 145<br />

8.12 Fazit der Wirschaftlichkeitsrechnungen 146


9. Nutzerakzeptanz und Nutzermotivation 148<br />

9.1 Nutzerbefragung, Ergebnisse und Interpretation 148<br />

9.1.1 Durchführungsstrategie der Sanierung 148<br />

9.1.2 P2 – der innovative Bautypus 148<br />

9.1.3 Wohnpolitischer Hintergrund 150<br />

9.1.4 Mieterschaft 151<br />

9.1.5 Mieterbetreuung 152<br />

9.1.6 Mieterbefragung 153<br />

9.1.7 Erkenntnisse 158<br />

9.2 Information und Motivation der Nutzer 159<br />

9.3 Spezifische Probleme einzelner Nutzer 163<br />

9.4 Fensteröffnungsverhalten in den Messwohnungen 164<br />

10. Finanzielle Auswirkungen der Modernisierung 166<br />

10.1 Auswirkungen auf die Mieter 166<br />

10.2 Kosten-Nutzen-Betrachtung auf Vermieterseite 167<br />

11. Kernergebnisse, Schlussfolgerungen 169<br />

11.1 Ergebnisse zur Gebäudehülle 169<br />

11.2 Ergebnisse zum Heizenergieverbrauch 169<br />

11.3 Ergebnisse zu den Lüftungsanlagen 170<br />

11.4 Ergebnisse Haustechnikstrom 172<br />

11.5 Ergebnisse zur Kollektoranlage und Wärmepumpenanlage 173<br />

11.6 Ergebnisse zur Wirtschaftlichkeit 173<br />

11.7 Schlussfolgerungen 174<br />

12. Künstlerische Gestaltung im Modellvorhaben Albert-Schweitzer-<br />

Viertel 175<br />

12.1 Giebelgestaltung 175<br />

12.2 Informationstafel 176<br />

13. Präsentation in der Öffentlichkeit 177<br />

13.1 Fachartikel zum Projekt 177<br />

13.2 Vorträge, Tagungsbeiträge zum Projekt 177<br />

13.3 Pressebeiträge zum Projekt 179<br />

13.4 Buchbeiträge 180<br />

13.5 Auszeichnungen 180<br />

13.6 Präsentationen 181<br />

14. Literatur 183<br />

14.1 Literaturquellen zum Bericht 183<br />

14.2 Weiterführende Literatur 184<br />

15. Projektbeteiligte 188


Vorbemerkung<br />

Der vorliegende Bericht zum Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Viertel baut auf den Schluss-<br />

berichten Teil 1 und 2 vom August 2001 und Juni 2002 auf, die sich mit der Bestandsaufnah-<br />

me und der Planung und Durchführung des Vorhabens beschäftigen [1], [2].<br />

Außerdem finden sich in Teil 1 und 2 weitere, detaillierte Thermografien, Blower-door-<br />

Messungen sowie Energie- und Emissionsbilanzen für die unsanierten Gebäude.<br />

Im Aufbau des Berichtes kommen wir immer mehr von der Maxime ab, durch starke redaktio-<br />

nelle Eingriffe in die Berichtsbeiträge anderer Projektbeteiligter den Gesamttext wie aus einem<br />

Guss wirken zu lassen. Gerade die unterschiedlichen Facetten, der Blick auf das Projekt durch<br />

ganz verschiedene "Brillen" scheint uns reizvoll für den Leser zu sein; deshalb lassen sich<br />

auch Überschneidungen bzw. Wiederholungen von Aussagen (aus unterschiedlichen Blickwin-<br />

keln) nicht ganz vermeiden. Für die Beiträge, die nicht im Büro Assmann / RK-Stuttgart ent-<br />

standen sind, haben wir die Autoren jeweils in der entsprechenden Überschrift benannt.<br />

Dieser Bericht umfasst den vorliegenden Textband sowie einen Anlagenband<br />

Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Technologie (jetzt Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit) unter dem Förderkennzeichen<br />

0329750 J gefördert.<br />

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.<br />

Die Abbildungen wurden von den Projektbeteiligten zur Verfügung gestellt. Dafür danken die<br />

Autoren.


Abkürzungen:<br />

ALD: Außenwand-Luft-Durchlässe<br />

ASV: Albert-Schweitzer-Viertel bzw. Albert-Schweitzer-Straße<br />

BMWi: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (jetzt: BMWA: Bundesminis-<br />

terium für Wirtschaft und Arbeit)<br />

EnEV: Energie-Einsparverordnung<br />

HAST: Hausanschlussstation (Fernwärme, Wasser, Elektro)<br />

HGT: Heizgradtage<br />

HK: Heizkörper<br />

IBP: Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Stuttgart<br />

IEMB: Institut zur Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken, Berlin<br />

MP: Messpunkt<br />

NKM: Nettokaltmiete<br />

PEI: Primärenergieinhalt<br />

RWA: Rohrwärmeabgabe / Rauchwärmeabzug<br />

SRZ: Sanitärraumzelle<br />

TWW: (Trink-)Warmwasser<br />

ÜLD: Überström-Luftdurchlässe<br />

WDVS: Wärmedämmverbundsystem<br />

WE: Wohneinheit<br />

WLG: Wärmeleitgruppe<br />

WP: Wärmepumpe<br />

WRE: Einzelraumregel- und Heizkostenverteilsystem<br />

WRG: Wärmerückgewinnung<br />

WRGA: Wärmerückgewinnungsanlage<br />

WS: Wärmeschutz<br />

WSchV: Wärmeschutzverordnung<br />

WÜT: Wärmeübertrager


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 1<br />

1. Projektbeschreibung<br />

1.1 Einleitung<br />

Das Albert-Schweitzer-Viertel im Berliner Stadtteil Köpenick-Ortsteil Friedrichshagen wurde En-<br />

de der 60er Jahre in fünfgeschossigen Blöcken der Wohnungsbauserie P2 errichtet. Es umfasst<br />

rund 900 Wohnungen, von denen sich ca. 700 im Besitz der Köpenicker Wohnungsgesellschaft<br />

befinden. Die Wohnlage in der Nähe zum Müggelsee ist begehrt, das gepflegte Wohnumfeld trägt<br />

zum positiven Charakter der Siedlung bei. Die Häuser besitzen den typischen P2-Grundriss mit<br />

innenliegendem Treppenhaus und innenliegenden Bädern und Küchen. Die Bauserie P2 ist damit<br />

wohl der am weitgehenste Vertreter einer rationalistischen Moderne des DDR-Plattenbaus.<br />

Ein Block mit 100 Wohnungen war Gegenstand des Modellvorhabens, zeitgleich wurden zwei<br />

benachbarte, parallel ausgerichtete Blöcke mit ebenfalls je 100 Wohnungen nach dem üblichen<br />

KÖWOGE-Standard saniert. Die Blöcke mit je 100 WE bestehen aus je zwei symmetrischen,<br />

aneinandergeschobenen Häusern mit je 50 WE. Jede Blockhälfte besitzt eine eigene Ver- und<br />

Entsorgung, d.h. eigene HAST und eigene Elektroversorgung. Wichtige Meßgrößen zum Energieverbrauch<br />

wurden in allen drei Blöcken erhoben. Hinsichtlich Luftqualität fokussierten sich die<br />

Messungen auf die beiden innovativen Lüftungssysteme in den Gebäudehälften des "Forschungsblocks",<br />

sowie auf eine Gebäudehälfte mit konventioneller Sanierung d.h. auch mit konventioneller<br />

Lüftungsanlage. Verglichen werden die Messwerte aller drei Lüftungssysteme wei-<br />

terhin mit den Meßgrößen vor Sanierung.<br />

Zu Projektbeginn waren die Gebäude - bis auf den Einbau einer modernen Zentralheizung - weitestgehend<br />

unsaniert. Demzufolge wiesen sie typische, nach längerer Standzeit aufzufindende<br />

Mängel im Bereich der Gebäudehülle und Haustechnik auf, die im Teilschlussbericht "Bestandsaufnahme"<br />

detailliert dargestellt sind. Eine durchgreifende Sanierung war notwendig und<br />

die KÖWOGE entwickelte in Zusammenarbeit mit der Ingenieurgesellschaft ASSMANN Beraten<br />

+ Planen ein innovatives Sanierungskonzept, um die Mängel der Bausubstanz zu beheben, den<br />

Energieverbrauch der Gebäude zu verringern und den Wohnwert für die Bewohner zu erhöhen.<br />

Die Heizenergieverbräuche der drei Blöcke lagen vor der Sanierung bei 180 kWh/m²a (klimabereinigt,<br />

bezogen auf temperierte Wohnfläche). Für die Trinkwarmwasserbereitung wurden 34<br />

kWh/m²a verbraucht. Unsere Prognosen lauteten auf eine Heizenergieeinsparung durch die<br />

komplexen Maßnahmenpakete von 57 – 68 % und einen solaren bzw. regenerativen Wärmebeitrag<br />

zur Trinkwarmwasserbereitung von 30 bis 40 %.<br />

Die theoretischen Rechen- und Simulationswerte des Energieverbrauchs nach Sanierung wurden<br />

in der Realität zum Teil deutlich übertroffen, zum Teil nicht ganz erreicht. Die abschließen-<br />

01 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 2<br />

den Untersuchungen und Auswertungen sollen die Frage nach dem „Warum“ klären, die drei<br />

abgestuften energetischen Maßnahmenpakete hinsichtlich ihres Energieeinsparpotentials und<br />

ihrer Wirtschaftlichkeit vergleichen und die Effekte der Einzelmaßnahmen soweit wie möglich<br />

ermitteln.<br />

Bild 1.1: Gebäudeansicht vor Sanierung<br />

Bild 1.2: Gebäudeansicht nach Sanierung<br />

01 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 3<br />

1.2 Zeitplan<br />

Zu Beginn des Vorhabens im Frühjahr 2001 wurde eine detaillierte Bestandsaufnahme und Energieverbrauchsanalyse<br />

durchgeführt. Besonders im Blickpunkt stand neben der Heiz-<br />

energie, auch der thermische Energiebedarf zur Warmwasserbereitung und der Stromverbrauch<br />

der Haustechnik. Ein externes Gutachten zur Detailkonzeption der innovativen Lüftungssysteme<br />

wurde am IEMB Berlin durch Herrn Dipl.-Ing. E. Heinz erstellt. Haustechnische und architektonisch-baukonstruktive<br />

Planung liefen parallel im Frühjahr und Frühsommer 2001, sodaß die Bau-<br />

durchführung im 2.Halbjahr 2001 vonstatten gehen konnte. Die Mieter konnten während der ganzen<br />

Baumaßnahme in ihren Wohnungen verbleiben. Detaillierte Terminangaben finden sich im<br />

ausführlichen Projekt-Terminplan in Anlage 6 zum Teilschlußbericht Planung und Durchführung<br />

[2].<br />

Projektstart �<br />

Konzeption, Planung<br />

Durchführung Haustechnik<br />

Fassade, Fenster, Balkone, Dach<br />

Messungen, Auswertungen<br />

Schlußbericht<br />

Jahr 2001 Jahr 2002 Jahr 2003 Jahr 2004<br />

1.<br />

Q<br />

2.<br />

Q<br />

3.<br />

Q<br />

Projektende �<br />

Tab. 1.1: Ecktermine Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Viertel<br />

Nach einem Meßzeitraum von ziemlich genau zwei Jahren wurde das Projekt zum 31.12.2003<br />

abgeschlossen. Die Meßwerte für den Zustand nach Sanierung sind erst ab März 2002 in ihrer<br />

01 KE, 22.04.04<br />

4.<br />

Q<br />

Gesamtheit verwertbar, da vorher einige wichtige Elektroenergiewerte nicht erfasst wurden. Der<br />

"offizielle" Messzeitraum erstreckt sich folglich auf März 2002 bis Dezember 2003, dies sind 22<br />

Monate. Für die Evaluierung der endgültigen Projektergebnisse werden die Messwerte von Januar<br />

bis Dezember 2003 verwendet.<br />

1.3 Gesamtkonzeption<br />

1.<br />

Q<br />

2.<br />

Q<br />

3.<br />

Q<br />

4.<br />

Q<br />

1.<br />

Q<br />

2.<br />

Q<br />

3.<br />

Q<br />

4.<br />

Q<br />

1.<br />

Q<br />

2.<br />

Q<br />

3.<br />

Q<br />

4.<br />

Q


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 4<br />

In Zusammenarbeit mit der Ingenieurgesellschaft ASSMANN Beraten + Planen entwickelte die<br />

KÖWOGE für das Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Viertel ein innovatives Sanierungskonzept,<br />

das dank Förderung durch das BMWi/BMWA energetisch in Richtung Niedrigenergie geht und<br />

diverse, heute noch nicht marktübliche Bausteine der energetischen Verbesserung umfasst.<br />

Dabei flossen auch die beim Vorgängerprojekt "Emrichstraße" gemachten Erfahrungen in die<br />

Konzeption mit ein. Dort hatte sich gezeigt, daß selbst ein hocheffizientes Wärmeschutz- und<br />

Solarkonzept "nur" rund 60 % Heizenergieeinsparungen bringt, wenn die Lüftungswärmeverluste<br />

nicht entscheidend begrenzt werden.<br />

Bild 1.3: Luftaufnahme Emrichstraße und Albert-Schweitzer-Viertel<br />

Zentrale Bestandteile des Energiekonzeptes für die Albert-Schweitzer-Straße sind neben einem<br />

hochwertigen Wärmeschutz deshalb zwei Varianten innovativer, energiesparender Lüftungssysteme,<br />

die in je einer Gebäudehälfte, also je 50 Wohnungen eingebaut wurden. Ergänzt wurde das<br />

Konzept durch geeignete Solarmaßnahmen. Durch Vergleich mit den beiden gleichartigen, nach<br />

WSchV 95 sanierten Nachbargebäuden, konnten die Vorteile bzw. Auswirkungen von weitergehenden<br />

Konzepten untersucht und dokumentiert werden.<br />

Im Vergleich zur Emrichstraße mit ihren Küchen und Bädern mit Fenstern waren die P2-Grundrisse<br />

mit innenliegenden Bädern und Küchen auch eher als Anwendungsbeispiel von mechani-<br />

schen Lüftungsanlagen geeignet.<br />

Der Förderantrag sah die Realisierung von zwei innovativen Lüftungslösungen in einem Gebäude<br />

vor und den messtechnischen Vergleich mit den konventionell sanierten Nachbargebäuden. Da-<br />

01 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 5<br />

bei sollte wie in der Emrichstraße eine Stufung der Ansätze nach Aufwand stattfinden. Diese<br />

Herangehensweise nutzte den Umstand aus, dass jedes der drei Gebäude aus zwei exakt gleichen<br />

Gebäudehälften mit je 50 WE sowie je einer HAST und einer Elektroverteilung ausgestattet<br />

waren. Insofern bot es sich an, auf zwei Innovationslösungen im "Forschungsblock" hinzuarbeiten<br />

und eine Gebäudehälfte in einem der Nachbargebäude als Referenzvariante genauer zu<br />

vermessen. Jede Systemvariante war dadurch vom Baukörper und den Wohnungen her exakt<br />

gleich, jede Variante wurde von einer HAST versorgt, wo die Messtechnik gut zu integrieren war.<br />

Besonders Luftqualitätskenngrößen (Temperatur, CO2, Feuchte) sollten in den verbleibenden<br />

Monaten bis zum Beginn der Bauarbeiten gemessen werden.<br />

Auf (ursprünglich angedachte) solare Zuluftfassaden wurde verzichtet, da die Südfassade auf-<br />

grund vorgebauter Balkone und nahestehender Nachbargebäude ein geringeres Solarpotential<br />

als beispielsweise die Emrichstraße bietet.<br />

Bild 1.4: Isometrie der Gebäude des Modellvorhabens mit Auflistung der Maßnahmen<br />

Damit setzte sich das energetische Gesamtkonzept aus folgenden Maßnahmen zusammen:<br />

Hocheffektiver Wärmeschutz der Gebäudehülle, innovative Lüftungssysteme, Maßnahmen zur<br />

Lüftungswärmerückgewinnung, Ausnutzung passiver Solargewinne durch Fenster, Ausnutzung<br />

aktiver Solargewinne durch Flachkollektoren zur Warmwasserbereitung, Realisierung automatisierter<br />

Steuerstrategien.<br />

1.4 Beschreibung der energetischen Verbesserungsmaßnahmen an der<br />

Gebäudehülle<br />

01 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 6<br />

- Wärmedämmung der Außenwände<br />

Die Außenwände erhielten an den fensterlosen Giebelseiten ein 20 cm dickes Wärmedämmver-<br />

bundsystem (WDVS) aus Polystyrol. Schienensysteme für die Befestigung der Dämmplatten<br />

waren aufgrund des tragfähigen Untergrundes nicht notwendig. An den Längsfassaden wurde die<br />

Dämmstoffdicke auf 14 cm reduziert, um die Fensterleibungen nicht zu tief werden zu lassen.<br />

Über jedem Fenster wurde aus Brandschutzgründen ein 30 cm hoher Mineralfaserstreifen angeordnet,<br />

ebenso kam Mineralfaser in zwei breiteren Streifen vertikal zum Einsatz, um die Fassade<br />

in drei Brandabschnitte zu unterteilen. Das WDVS wurde bis auf Bodenniveau heruntergezogen.<br />

Die im Bestand vorhandene Reliefierung zwischen den Fenstern der Nordfassade wurde mit<br />

gleichartigen "Capapor"-Elementen auf der Wärmedämmung nachgebaut, um die ursprüngliche<br />

Gestaltungsidee zu erhalten.<br />

Als Kunst am Bau ragen blau gefärbte, durchscheinende Plexiglasplatten waagrecht aus der<br />

Ostgiebelwand heraus und werfen je nach Sonnenstand und Bewölkungsgrad ein Muster farbiger<br />

Schatten auf die geschlossene Putzfassade. Der Block des Modellvorhabens unterscheidet sich<br />

von den beiden anderen Gebäuden dezent: Hier deutet eine zusätzliche orange gefärbte Platte<br />

die Besonderheit des Gebäudes an.<br />

Die Leibungsdämmung wurde mit 3 cm Dämmstoffdicke und lambda 0,03 W/mK ausgeführt.<br />

Die Balkonplatten und vor dem Gebäude stehenden Balkonseitenwände wurden nicht gedämmt.<br />

- Fenster, Loggiaelemente, Glasbausteine, Oberlichter<br />

Die vorhandenen Holzfenster wurden gegen hochisolierende Kunststofffenster ausgetauscht.<br />

Dabei kamen sowohl nach Norden (Eingangsseite) als auch nach Süden (Balkonseite) Dreifach-<br />

verglasungen mit Argonfüllungen zum Einsatz, die sich durch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis<br />

auszeichneten. Bei den Fensterrahmen wurde fassadenweise differenziert: Zur Nordseite<br />

kamen hochgedämmte Kunststoffrahmen zum Einsatz, so daß die Nordfenster als soge-<br />

nannte Passivhausfenster U-Werte von unter 0,8 W/m²K erreichen. Die Südfassade mit den<br />

großen dreiflügeligen Balkontür-Elementen wäre mit Passivhausfenstern zu teuer geworden. Hier<br />

beschränkte sich die KÖWOGE auf ein gutes konventionelles Profil mit 4 Kammern. Weiterhin<br />

kamen im Zuge der Eingangsumgestaltung neue selbstschließende Eingangstüren zur Verbes-<br />

serung von Wärmeschutz und Dichtheit zum Einsatz.<br />

01 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 7<br />

Bild 1.5: Vertikalschnitte der eingebauten Fenstervarianten: 4-Kammer-Rahmenprofile in den<br />

südorientierten Räumen und hochgedämmte Rahmen in der Nordfassade, beide mit<br />

Argon-Dreifachverglasung<br />

Die Glasbausteinfelder im Bereich der Erdgeschoss-Abstellräume sollten aus Gestaltungsgründen<br />

erhalten bleiben. Defekte Glasbausteine wurden ausgetauscht und zusätzlich innen jeweils<br />

ein Kunststoff-Innenfenster mit einem U-Wert der Verglasung von 1,8 W/m 2 K eingebaut.<br />

Die Treppenhausoberlichter waren bereits 1996 im Zuge einer Dachsanierung ausgetauscht<br />

worden, und besitzen laut Herstellerangaben einen U-Wert von 1,8 W/m 2 K. Ein Austausch dieser<br />

wärmetechnisch zufriedenstellenden und neuwertigen Bauteile fand nicht statt.<br />

Die Außenfenster in der Gebäudehälfte 31-35 erhielten sogenannte ALD, welche im Rahmen der<br />

Beschreibung der Lüftungsanlage ausführlicher dargestellt werden.<br />

Fenster Nordfassade Fenster Südfassade Fenster hinter Glasbau-<br />

steinen im EG<br />

Hersteller Eurotec Eurotec Eurotec<br />

Rahmenmaterial Hart-PVC / PU Hart-PVC Hart-PVC<br />

Profiltyp Eurotec eCO2 Kömmerling MPF Kömmerling MPF<br />

Verglasung Thermo Bit<br />

3-fach-Argon<br />

Thermo Bit<br />

3-fach-Argon<br />

2-fach-Argon<br />

Uv 0,7 W/ m 2 K 0,7 W/ m 2 K 1,8 W/ m 2 K<br />

gv (DIN 67507) 0,50 0,50 0,6<br />

Uw 0,77 W/ m 2 K 1,1 W/ m 2 K 1,8 W/ m 2 K<br />

Tab. 1.2: Kenndaten der eingesetzten Fenster<br />

- Kellerdecke und Decke über Erdgeschoss<br />

01 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 8<br />

Die Kellerdecke des Kriechkellers erhielt eine 12 cm dicke, unterseitige Mineralfaserdämmung.<br />

Im Erdgeschoss liegen zur Eingangsseite hin die Mieterkeller, während nach Süden Einraumwohnungen<br />

angeordnet sind. Auch an der Decke nach oben zu den Dreiraumwohnungen des 1.<br />

OG und der Wand zur Einraumwohnung im EG wurde eine 12 cm dicke Mineralfaserdämmung<br />

vorgesehen, um kalte Raumoberflächen in den Wohnungen zu vermeiden. Insofern sind die EG-<br />

Kellerräume sowohl nach außen als auch zu den Wohnungen hin wärmegedämmt, wobei die<br />

äußere Wärmedämmung (Außenwand und Boden zum Kriechkeller) dem Energiekonzept entsprang,<br />

das auch eine Hüllflächenminimierung zum Ziel hatte, während die innere Dämmung<br />

(Decke und Wand zu den Wohnungen) von Seiten der KÖWOGE gewünscht wurde, um Zuger-<br />

scheinungen in den Wohnungen zu verhindern. Durch die "doppelte" Dämmung der Keller-<br />

Pufferräume nach außen und innen verbesserte sich insgesamt die thermische Qualität des Gebäudes<br />

und so war gegen diese Lösung aus energetischer Sicht nichts einzuwenden.<br />

- Dach<br />

Auf der obersten Geschossdecke wurden Mineralfasermatten 20 cm dick ausgelegt. Die Dämmung<br />

wurde an den Seitenwänden des den Drempelraum durchstoßenden Treppenhauses<br />

hochgezogen. Auch die Dachdecke des Treppenhauses erhielt neben den Lichtkuppeln eine<br />

wärmegedämmte, abgehängte Decke. An den über Dach ragenden Treppenhausköpfen wurde<br />

ein Wärmedämm-Verbundsystem, wie an der Fassade angebracht.<br />

Bauteil U-Wert alt<br />

(W/m²K)<br />

U-Wert neu<br />

(W/m²K)<br />

Maßnahme<br />

Längswand 1,57-1,77 0,24-0,25 14 cm WDVS<br />

Giebelwand 1,67-1,97 0,18 20 cm WDVS<br />

Fenster Nord 2,50 ca. 0,8 Kunststofffenster kw = 0,8; gv = 0,5<br />

Fenster,<br />

Balkontüren Süd<br />

2,50<br />

ca. 1,1<br />

Oberlicht Treppenhaus 1,80 1,80 keine<br />

Kunststofffenster kw = 1,1; gv = 0,5<br />

Glasbausteine EG 3,50 ca. 1,1 Kunststofffenster kw = 1,8<br />

Kaltdach 1,64 0,18 20 cm Mineralfaserdämmung<br />

Kellerdecke UG-EG 1,52 0,28 10 cm Mineralfaserdämmung<br />

Decke EG-1.OG 1,30 0,31 10 cm Mineralfaserdämmung<br />

Kellerwand - Wohnung<br />

EG<br />

2,94<br />

0,35<br />

Tab. 1.3: Wärmeschutzverbesserung der Gebäudehülle<br />

- Innere und äußere Gebäudedichtheit<br />

10 cm Mineralfaserdämmung<br />

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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 9<br />

Wegen des Einsatzes mechanischer Lüftungsanlagen war eine möglichst gute Gebäudedichtheit<br />

wünschenswert, sowohl zwischen den einzelnen Wohnungen, als auch zwischen Wohnungen<br />

und außen bzw. zwischen Wohnungen und Treppenhaus. Zusätzlich zur üblichen Ausschäu-<br />

mung der Montagefuge sollte innenseitig eine Abdichtung mit Verleistung und Folienabdichtung<br />

eine höhere Dichtheit sicherstellen. Weiterhin wurde die Fuge von außen mit einer diffusionsoffenen,<br />

windsperrenden Folie abgeklebt. Für die Fenster selbst wurde ein Fugendurchlässigkeits-<br />

wert von a< 0,5 m³/h*m daPa^2/3 nach DIN 18055 gefordert. Damit werden die Anforderungen<br />

der Wärmeschutzverordnung um 50 % unterschritten. Die Blower-door Messungen nach Sanierung<br />

ergaben dann zwar deutliche Verbesserungen der Gebäudedichtheit, die Fenstereinbaufu-<br />

gen zeichneten sich jedoch als Schwachstellen ab. Eine Nachprüfung ergab, dass zwar die<br />

windsperrende Folie nach außen und die Verleistung nach innen ausgeführt worden waren, die<br />

innere Folienabdichtung fehlte jedoch.<br />

Durch den Austausch der alten "Papptüren" gegen moderne, dichter schließende Wohnungseingangstüren<br />

wurde die gebäudeinterne Dichtheit verbessert.<br />

Die Decken- und Wanddurchführungen von Heizungsrohren, sowie die vertikal durchgehenden<br />

Installationsschächte wurden soweit möglich, sorgfältig abgedichtet. Im Ergebnis sind Dichtheitsverbesserungen<br />

entsprechend Tabelle 1.4 nachgewiesen worden (Details siehe Beitrag A.<br />

Schellhardt, BBP Bauconsulting, Kapitel 6.2). Nur eine von sechs gemessenen Wohnungen erfüllte<br />

die Anforderungen der DIN 4108-7 nicht.<br />

Haus WE<br />

31<br />

36<br />

n50 in 1/h<br />

vor Sanierung nach Sanierung<br />

0202 1,9 ? 0,22 1,1 ? 0,13<br />

0402 4,0 ? 0,46 1,1 ? 0,08<br />

0502 3,3 ? 0,38 1,3 ? 0,15<br />

0202 3,2 ? 0,24 1,2 ? 0,08<br />

0402 3,5 ? 0,26 1,6 ? 0,12<br />

0502 2,1 ? 0,24 1,1 ? 0,08<br />

Durchschnitt 3,0 1,2<br />

Tab. 1.4: Gegenüberstellung der Messergebnisse vor und nach Sanierung im Block des Modell-<br />

vorhabens (jeweils in den drei Luftqualitäts-Messwohnungen) Quelle: BBP<br />

- Maßnahmen an den Nachbargebäuden<br />

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Die Nachbargebäude des Modellvorhabens ASV 21 – 30 und 41 – 50 wurden zeitgleich zum<br />

Demonstrationsobjekt ASV 31 – 40 im üblichen Standard der KÖWOGE modernisiert. Sie erhielten<br />

ein Wärmedämmverbundsystem mit 8 cm Dämmstoffdicke an Längsfassade und Giebel-<br />

wänden, eine jeweils 10 cm dicke Dämmung der obersten und untersten Geschoßdecke und<br />

Fenster mit k-Werten nach Wärmeschutzverordnung 1995 (Verglasungs-k-Wert = 1,3 W/m²K).<br />

Der Einbau der Fenster erfolgte hier ohne zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen.<br />

Auch in einem Nachbargebäude gab es drei Luftqualitäts-Messwohnungen, in denen die Dichtheit<br />

vor und nach Sanierung gemessen wurde. Hier erfüllte nur eine von drei Messwohnungen die<br />

Anforderungen der DIN 4108-7.<br />

Haus WE<br />

23<br />

n50 in 1/h<br />

vor Sanierung nach Sanierung<br />

0202 2,4 ? 0,18 1,4 ? 0,16<br />

0402 3,9 ? 0,29 1,6 ? 0,18<br />

0502 2,7 ? 0,20 1,9 ? 0,22<br />

Durchschnitt 3,0 1,6<br />

Tab. 1.5: Gegenüberstellung der Messergebnisse vor und nach Sanierung (Nachbargebäude)<br />

Vergleicht man die Durchschnittsergebnisse des Forschungsblocks mit denen der Nachbarge-<br />

bäude, so konnten durch sorgfältigere Abdichtungsmaßnahmen im Forschungsblock eine Dichtheitsverbesserung<br />

von n50 = 1,6/h auf n50 = 1,2/h erreicht werden, immer mit der Einschränkung,<br />

dass eine gewisse statistische Unsicherheit aufgrund der geringen Anzahl der gemessenen<br />

Wohnungen besteht.<br />

1.5 Beschreibung der energetischen Verbesserungsmaßnahmen Haustechnik<br />

- Heizung und Heizungsregelung<br />

Die bereits 1995 eingebaute Zweirohrheizung mit witterungsgeführter Vorlauftemperatur-<br />

Regelung wurde aufgrund des deutlich verminderten Wärmebedarfs auf eine niedrigere Fahrweise<br />

mit geringeren Verteilungsverlusten umgestellt. Trotz der zentralen Warmwasserbereitung<br />

über Fernwärme (vorher dezentrale Gasdurchlauferhitzer), konnte eine Absenkung des An-<br />

schlusswertes von 200 auf 120 kW erreicht werden (bezogen auf eine HAST mit 50 WE). In den<br />

Nachbargebäuden war dagegen nur ein Reduzierung auf 160 kW möglich.<br />

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Die Reduzierung des Anschlusswertes korrelierte mit einer Absenkung der Vorlauftemperatur<br />

von 85/55 Grad C auf 70/50 Grad C. Rohre und Armaturen in den Hausanschlussstationen erhielten<br />

eine wesentlich verbesserte Dämmung.<br />

Weiterhin kamen modernste Heizungs-Umwälzpumpen mit permanent erregten Motormagneten<br />

zum Einsatz (Grundfos Magna UPE 32-120). Diese Pumpen mit elektronisch kommutierten Syn-<br />

chronmotoren benötigen aufgrund der Permanentmagnetisierung des Rotors rund 30 % weniger<br />

Antriebsstrom als konventionelle, drehzahlgeregelte Aggregate.<br />

In der Albert-Schweitzer-Str. 31-35 wurde ein raumweises Temperaturregel- und Heizkostenerfassungssystem<br />

(Riecon-System) vorgesehen, das mit dem Lüftungssystem gekoppelt ist<br />

(siehe Kapitel Lüftung). Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung und Erweiterung des<br />

bereits im Vorgängerprojekt "Emrichstraße" eingesetzten WRE-Systems der Dr. Riedel-<br />

Automatisierungstechnik, Berlin.<br />

Auf einem Display im Flur lassen sich zentral für alle Räume die Heiztemperaturen und Heizzeiten<br />

eingeben. Weiterhin werden die Verbrauchswerte für Heizung und Wasser angezeigt. Mit<br />

dem Bedientableau verbunden sind die jeweiligen Raumtemperaturfühler und die elektrothermischen<br />

Stellantriebe für die Heizkörperventile.<br />

Durch das Riecon-System erfolgt die gesamte Heiz-, Warm- und Kaltwasserkostenabrechnung.<br />

Der Zutritt zur Wohnung ist für die Ablesung nicht mehr notwendig, da die Werte am Zentralrech-<br />

ner (Riecon 1000) mittels Laptop oder Modem ausgelesen werden können. Gegenüber der herkömmlichen<br />

Erfassung (Heizkostenverteiler, Warm- und Kaltwasserzähler, Ablesung in der<br />

Wohnung) ergeben sich Kosteneinsparungen von rund 35 % für die Ablesung und Abrechnung.<br />

Eine weitere Funktion ist das Schließen des elektrothermischen Ventilantriebs beim Erkennen<br />

des geöffneten Fensters. Das Ventil wird geschlossen, wenn ein Temperaturabfall (Eingabe-<br />

grenzen 0,1 bis 5 K) innerhalb eines definierten Zeitraumes festgestellt wird. Dieser Temperaturgradient<br />

ist ein Initialisierungswert und beträgt im Forschungsblock 0,5 K innerhalb von 2 Minuten.<br />

Wird das Fenster wieder geschlossen und der Gradient zum Öffnen des elektrothermischen<br />

Ventilantriebs wird nicht erfüllt (zeitlich unabhängiger Temperaturanstieg), dann wirkt eine Blockierzeit<br />

von 60 Minuten. Wird in der Blockierzeit, in der das Fenster geöffnet ist, die Mindesttemperatur<br />

unterschritten, dann öffnet das Ventil sofort.<br />

Mit der Fensterkontrollfunktion werden unerwünschte Wärmeverluste vermieden bei gleichzeitiger<br />

Verhinderung von Mindesttemperatur- Unterschreitungen. Die Anpassung der Heizkurve an<br />

den jeweiligen tatsächlichen Bedarf erfolgt durch die Adaption der Heizkuve im Heizungsregler.<br />

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In der Albert-Schweitzer-Str. 36-40 kamen programmierbare Thermostatventile zum Einsatz<br />

(Honeywell HR 40). Auch diese schließen bei starkem Temperaturabfall durch Fensteröffnung für<br />

30 Minuten das Heizungsventil. Die Geräte sind in der Anschaffung relativ günstig. Nachteilig ist<br />

der Batteriewechsel alle 2 Jahre. Die Heizkostenverteilung in diesem Gebäudeabschnitt erfolgt<br />

konventionell über Verdunster.<br />

Beim herkömmlichen Thermostatventil wird die eingestellte Raumtemperatur über 24 Stunden<br />

konstant geregelt, unabhängig von der Zeit bzw. der Nutzung. Bei den beiden neuinstallierten<br />

Systemen kann die gewünschte Raumtemperatur zeitabhängig eingestellt werden. Damit ist z.B.<br />

die Küche Montags bis Freitags nur noch zwischen 07:00-08:00 Uhr und 19:00-20:00 Uhr auf<br />

21°C temperiert. Andere Zeiten am Wochenende können programmiert werden. Außerhalb dieser<br />

Zeiten wird die Raumtemperatur automatisch abgesenkt.<br />

Bild 1.6: links: Riecon – Display zur Heizungssteuerung, Albert-Schweitzer-Str. 31-35<br />

rechts: Programmierbares Thermostatventil Honeywell HR 40, Albert-Schweitzer-Str.<br />

36-40<br />

Errichtung<br />

1965<br />

Modernisierung<br />

1995<br />

Modernisierung<br />

2001, 31-35<br />

Modernisierung<br />

2001, 36-40<br />

Heizungssystem Ein-Rohr Zwei-Rohr Zwei-Rohr Zwei-Rohr<br />

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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 13<br />

Auslegung 110°C/70°C 85°C/55°C 70°C/50°C 70°C/50°C<br />

Fernwärme-<br />

Hausanschluss-<br />

station<br />

Heizkörper Konvektions-<br />

Raumtemperaturregelung <br />

Spannungsversorgung<br />

der Regelung<br />

am Thermostatventil<br />

keine vorhanden Vorhanden,<br />

ergänzt mit mo-<br />

truhen <br />

Plattenheiz-<br />

körper<br />

Keine Thermostatventil <br />

dernsterPumpentechnologie Vorhanden,<br />

ergänzt mit mo-<br />

dernsterPumpentechnologie Plattenheizkörper Plattenheizkörper<br />

programmierbare<br />

Raumtemperaturre-<br />

gelung<br />

keine keine zentral über Bus-<br />

system<br />

Verbrauchserfassung Keine Heizkostenverteiler,<br />

Verdunster<br />

Ablesung zur Verbrauchserfassung<br />

Keine Einmal im<br />

Jahr Zutritt<br />

zur Woh-<br />

nung<br />

wohnungsweise<br />

Verbrauchserfassung,<br />

elektronisch<br />

Fernauslesung über<br />

Modem, kein Zutritt<br />

notwendig<br />

programmierbare<br />

Thermostatventile<br />

Batterien,<br />

Batterietausch evtl.<br />

alle 2 Jahre<br />

Heizkostenverteiler<br />

(Verdunster)<br />

Einmal im Jahr Zutritt<br />

zur Wohnung<br />

für Ablesung<br />

Tab. 1.6: Heizungssysteme in der Albert-Schweitzer-Str. 31 – 40 seit Errichtung des Gebäudes<br />

- Lüftungssysteme<br />

Hinweis: Details zur Konzeption der Lüftungssysteme sind in den Ausarbeitungen des IEMB zu<br />

finden (Teilschlußbericht Planung und Durchführung [1], Anlagenband, Anlage 1 und 2)<br />

Im Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Straße wurden zwei Lüftungskonzepte unterschiedlicher<br />

Komplexität in je einer Gebäudehälfte realisiert: Eine Zu- und Abluftanlage mit integrierter Wärmerückgewinnung<br />

und eine Abluftanlage mit energiesparenden, elektrischen Antrieben und intelli-<br />

genter Regelung. Prinzipiell liegt die Zu- und Abluft-Anlage gegenüber der Abluftanlage im Vorteil,<br />

da sie einen Großteil der Lüftungswärme ins Gebäude zurückführt. Sie benötigt aufgrund des<br />

mehr als doppelt so langen Kanalsystems und der zusätzlichen Wärmeübertrager jedoch mehr<br />

Strom für die Ventilatoren. Außerdem entstehen, sobald Zuluftvolumenstrom und Abluftvolumenstrom<br />

nicht genau übereinstimmen, ungewollte Infiltrationen bzw. Exfiltrationen, die den Wirkungsgrad<br />

der Anlage verschlechtern.<br />

Ein eher praktisches Problem ist der Platzbedarf für die doppelte Kanalführung, den jeweiligen<br />

wohnungsweisen Wärmeübertrager und die Lüftungskanäle in der Wohnung. Beide innovativen<br />

01 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 14<br />

Lösungen wurden weiterhin mit der üblicherweise installierten, konventionellen Abluftanlage verglichen.<br />

Dazu wurden der Gebäudeabschnitt ASV 21-25 (konventionelle Lüftungsanlage ohne<br />

ALD) in den energetischen Vergleich mit einbezogen.<br />

Errichtung 1965 Modernisierung<br />

Nachbargebäude<br />

Modernisierung<br />

ASV 31-35<br />

Modernisierung<br />

ASV 36-40<br />

Bauart Schachtlüftung Abluftanlage Abluftanlage Zu- und Abluftanlage<br />

Außen-<br />

bzw.<br />

Zuluft<br />

Vor allem über<br />

undichte Fenster<br />

und WE-Tür<br />

Abluft Abluftdurchlass<br />

im Bad, Abluft-<br />

Rege-<br />

lung <br />

Abwärmenutzung <br />

durchlass in der<br />

Küche<br />

Definierte Undichtigkeiten<br />

in<br />

den Fensterrahmen<br />

Abluftdurchlass<br />

im Bad, Abluft-<br />

durchlass in der<br />

Küche<br />

keine Nächtlicher Teil-<br />

lastbetrieb sowie<br />

Teillastbetrieb<br />

unter 5 °C Au-<br />

ßentemperatur<br />

über Außenwand-<br />

Luftdurchlässe im<br />

Fenster (ALD)<br />

Elektrisch regulierbare<br />

Abluftdurchlässe<br />

mit Streckmetallfilter<br />

in Bad und Küche<br />

Komplexe Steuerung<br />

zur Sicherstellung<br />

des im Mittel notwendigen<br />

Luftwechsels,<br />

gekoppelt mit der<br />

Heizungssteuerung.<br />

keine keine Abluftwärmepumpe<br />

(TWW-Vorwärmung)<br />

Tab. 1.7: Übersicht - Vergleich der Lüftungsvarianten<br />

- - Lüftungslösung 1: Abluftanlage mit bedarfsgeführter Steuerung<br />

Gefilterte Luft vom Dach,<br />

Zuluftdurchlässe in den<br />

Wohnräumen<br />

Elektrisch betätigte Abluftdurchlässe<br />

mit<br />

Streckmetallfilter in Bad<br />

und Küche<br />

Steuerung zur Regelung<br />

des Anteils von Küche<br />

und Bad durch den Nutzer.<br />

Nächtlicher Teillast-<br />

betrieb sowie Teillastbetrieb<br />

unter - 5° C Außentemperatur<br />

Wohnungsweiser Luft-<br />

/Luftw-Wärmeübertrager<br />

In der Albert-Schweitzer-Straße 31- 35 wurde mit Hilfe einer bedarfsgeführten Regelungstechnik<br />

sowie mit stromsparenden Gleichstrom-Ventilatoren eine Energiespar-Abluftanlage realisiert.<br />

Dabei interagiert die Lüftungssteuerung auch mit der dazugehörigen, elektronischen Einzelraumregelung<br />

der Heizung (System Riecon). Ebenfalls in das System integriert ist die elektronische<br />

Verbrauchserfassung für Heizung und Wasser.<br />

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Bild 1.7: Riecon-System; Komponenten der bedarfsgeführten Heizungs- und Lüftungs-<br />

steuerung<br />

Das Abluftsystem arbeitet in einem kontinuierlichen Grundlüftungsmodus mit einem Luftwechsel<br />

von etwa 0,35 1/h, geht jedoch über die Funktionalität einer üblichen Abluftanlage hinaus. Mit Hilfe<br />

der Riecon-Systemkomponenten ermittelt es die vom Nutzer ausgelösten Intensivlüftungsperio-<br />

den (0,8 1/h). Den dann noch fehlenden Luftwechsel bis zum Erreichen des gewünschten mittleren<br />

Luftwechsels lüftet es entsprechend zu und bevorzugt dabei Zeiten niedriger Raumtemperatur,<br />

d.h. abgesenkter Heizleistung. So wird der Lüftungswärmebedarf weiter verringert. Gekoppelt<br />

ist die Steuerung der Wohnungskomponenten mit der Hausanschlußstation und den zentralen<br />

Dachventilatoren. Damit ist eine durchgängige Regelung gewährleistet.<br />

Die Luft kommt über sogenannte Außenwand-Luft-Durchlässe (ALD) in die Wohnräume. Dies<br />

sind Kunststoff-Elemente mit einer innenliegenden elastischen Folie, die bei stärkerem Winddruck<br />

den Öffnungsquerschnitt verkleinert, um unerwünschte Lüftungswärmeverluste zu begrenzen.<br />

Der raumseitige Luftauslaß läßt die eindringende Kaltluft zunächst schräg nach oben in<br />

Richtung Decke strömen, sodass sie sich im Raum verteilt und Zugerscheinungen (zumindest<br />

theoretisch) minimiert werden. Die Außenwand-Luft-Durchlässe wurden im Fensterrahmen eingebaut.<br />

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Durch in den Zimmertüren angeordnete Überström-Luftdurchlässe strömt die Luft in den Flur und<br />

von dort in Küche und Badezimmer, wo sich die Abluftdurchlässe befinden. Die Abluftdurchlässe<br />

in Küche und Bad besitzen je einen austauschbaren Luftfilter. Der Öffnungsquerschnitt der Ab-<br />

luftdurchlässe ist motorisch regelbar und besitzt eine Grundlüftungs- und eine Intensivlüftungsstellung.<br />

Zur Verhinderung der Brandübertragung in andere Geschosse kommen wartungsfreie<br />

Brandabsperrvorrichtungen nach DIN 18017 zum Einsatz. Über die vorhandenen, sanierten Ab-<br />

luftschächte gelangt die Luft nach oben, wo sie als Wärmequelle für eine im Drempelraum befindliche<br />

Luft-Wasser-Wärmepumpe genutzt wird. Nach Abdichtung entsprechen diese Schächte<br />

der Dichtheitsklasse 2 nach DIN V 24194-2.<br />

Hinsichtlich des Öffnungsquerschnitts der ALD standen zwei Größen zur Auswahl, EA30 und<br />

EA22 (nähere Beschreibung siehe Teilschlußbericht Planung und Durchführung [2], Anlagen-<br />

band, Anlage 3). Obwohl von der Vorbemessung her der größere Querschnitt geeigneter gewesen<br />

wäre, wurden die kleineren EA22 zum Einbau vorgesehen, nachdem aus einem anderen<br />

Vorhaben über Zuglufterscheinungen berichtet worden war. Zur Entscheidung für die EA22 trug<br />

weiterhin bei, dass diese auch in eingebautem Zustand durch Entfernung eines eingelegten Zwischenstücks<br />

problemlos in EA30 umgewandelt werden können. Während der Bauausführung<br />

wurde durch die Fensterbaufirma der Ausschnitt im Fensterrahmen falsch hergestellt, sodass<br />

der ALD-Typ EAI-22 statt EA-22 eingebaut werden mußte. Der Zuluftstrom verläuft hier weniger<br />

seitlich streuend in den Raum, sondern mehr gerichtet schräg nach oben an die Decke. Ansonsten<br />

gleichen sich die beiden ALD-Typen.<br />

Bild 1.8: Schnitt durch ein Fenster mit integ-<br />

riertem Außenwandluftdurchlass<br />

(ALD) EAI 22<br />

Erstmalig kamen im Albert-Schweitzer-Viertel energiesparende Dachventilatoren mit elektro-<br />

nisch kommutierten 24V-Außenläufermotoren (EC-Motoren) und Steuerung über integrierte<br />

Strömungssensoren zum Einsatz (Fabrikat Mietzsch). Weitere Informationen zum System Riecon<br />

siehe Teilschlußbericht Planung und Durchführung [2], Anlagenband, Anlage 4.<br />

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Einraumwohnung Dreiraumwohung<br />

Volumenstrom Grundlüftung 38 m³/h 52 m³/h<br />

Erhöhter Volumenstrom Bedarfslüftung<br />

70 m³/h 100 m³/h<br />

Steuerung Über Nutzeranforderung und automatisch ergänzend über<br />

Riecon, bis mittlerer Luftwechsel erreicht wird, gesamte Bedarfslüftungszeit<br />

ca. 1,5 h/Tag<br />

Mittlerer Luftwechsel 0,49 1/h 0,42 1/h<br />

Tab. 1.8: Lüftungstechnische Kenndaten Abluftanlage Riecon<br />

- - Lüftungslösung 2: Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung<br />

In der zweite Gebäudehälfte Albert-Schweitzer-Str. 36 – 40 wurde ein Zu- und Abluftsystem mit<br />

wohnungsweiser Wärmerückgewinnung eingebaut. Die Außenluft wird im Drempelbereich an der<br />

Nordfassade angesaugt, gefiltert und durch den Zuluftventilator im Drempelbereich in den vertikalen<br />

Zuluftkanal transportiert. Im wohnungsweisen Wärmeübertrager („Wärmetauscher“), der sich<br />

im Installationsschacht zwischen Küche und Bad befindet, nimmt sie die Wärme der Abluft auf<br />

und strömt dann über deckenmontierte Kunststoff-Flachkanäle in die Wohn- und Schlafräume.<br />

Durch Überström-Luftdurchlässe in den Zimmertüren gelangt die teilbelastete Luft in Küche und<br />

Bad und von dort über die Abluftdurchlässe in den Wärmeübertrager. Um eine Verschmutzung<br />

des Wärmeübertragers zu verhindern, sind die Abluftdurchlässe mit Filtern versehen. Im Wär-<br />

meübertrager kühlt sich die Abluft ab und wird über den vertikalen Abluftkanal vom Abluftventilator<br />

im Drempel abgesaugt. Über Fortluftdurchlässe gelangt die abgekühlte Fortluft dann ins Freie.<br />

Die gesamte wohnungsinterne Technik konnte aufgrund des vorhandenen, nicht allzu üppigen<br />

Platzangebotes im Installationsschacht nur mit Mühe integriert werden. Der Wärmeübertrager ist<br />

zur Reinigung herausnehmbar. Er arbeitet nach dem Gegenstromprinzip und kreuzt zusätzlich<br />

die Volumenströme, sodass ein hoher Wärmerückgewinnungsgrad von ca. 90 % realisierbar ist.<br />

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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 18<br />

Bild 1.9: Links: Systemskizze Zu- und Abluftanlage, Albert-Schweitzer-Str. 36-40<br />

Rechts: Zu Kontroll- und Reinigungszwecken herausnehmbarer Wärmeübertrager<br />

In Küche und Bad sind vor den Abluftdurchlässen vom Typ SAV-DUO-100 Streckmetallfilter angeordnet,<br />

durch die die Wohnungsabluft gefiltert wird. Die Filter schützen den Wärmeübertrager<br />

vor Verschmutzung. Oberhalb der Tür befinden sich in den Zimmern speziell für gute Luftverteilung<br />

ausgeformte Zuluftdurchlässe, durch welche die erwärmte Zuluft in die Räume einströmt.<br />

Aus Gründen der Kosten, Wartung und Geräuschbelastung kommen keine wohnungsweisen<br />

Ventilatoren zum Einsatz, sondern gleichstrombetriebene Zentralventilatoren im Drempelbereich.<br />

Hier sind auch die Kulissenschalldämpfer angeordnet. Jeweils zwei Wohnungsstränge, also 10<br />

Wohnungen, werden mit je einem Zu- und einem Abluftventilator betrieben. Die Fortluft wird über<br />

Dach abgeleitet. Die Außenluft wird über ein Wetterschutzgitter im Drempelbereich an der Nord-<br />

seite angesaugt und dabei gefiltert.<br />

Für die Vertikalstränge dient ein abgewandeltes Rohr-in-Rohr-System: Im rechteckigen Außen-<br />

luft-Lüftungskanal läuft ein Wickelfalzrohr für die Abluft, welches wiederum durch die Restwärme<br />

der Abluft die Außenluft etwas vorwärmt und damit die Wärmerückgewinnung weiter verbessert.<br />

Eine äußere Wärmedämmung des Zuluftkanales innerhalb der beheizten Hülle wäre sinnvoll ge-<br />

wesen, aber die Platzverhältnisse im Installationsschacht ließen dies leider nicht zu. Durch<br />

Wärmeverluste des beheizten Gebäudevolumens zum kalten Zuluftkanal verschlechtert sich die<br />

gesamte Wärmeübertragung auf 70 bis 80 % (siehe auch Beitrag BBP, S. 59f)<br />

01 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 19<br />

Bild 1.10: Neues Zuluftrohr im Abluftkanal<br />

Die Bedarfslüftung erfolgt bei diesem System so, dass der Volumenstrom pro Wohnung konstant<br />

ist, jedoch die Abluftmengen aus Bad und Küche variabel sind. Statt 50 % des Volumenstroms<br />

aus Küche und 50 % aus Bad können beispielsweise 30 % aus Küche, 70 % aus Bad<br />

oder umgekehrt abgesaugt werden. Überlagert ist eine Zeitsteuerung für das Gesamtsystem, die<br />

in den Nachtstunden und außerhalb der Intensiv-Nutzungszeiten (insgesamt 16 h / Tag) den Gesamtvolumenstrom<br />

auf 60 % reduziert, sowie bei Außentemperaturen unter -5 Grad C in Teil-<br />

lastbetrieb geht.<br />

Einraumwohnung Dreiraumwohung<br />

Volumenstrom Standard 38 m³/h 50 m³/h<br />

Volumenstrom erhöht 60 m³/h 80 m³/h<br />

Steuerung über Zeit: Standard über 16 h/Tag<br />

Erhöht: 8 h/Tag<br />

Mittlerer Luftwechsel 0,52 1/h 0,42 1/h<br />

Tab. 1.9: Lüftungstechnische Kenndaten Zu - und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung<br />

01 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 20<br />

- - Lüftungslösung 3: Konventionelles Lüftungssystem<br />

In den beiden zeitgleich zum Modellvorhaben sanierten Nachbarblöcken ASV 21 – 30 und ASV 41<br />

– 50 wurde die Standard-Lüftungssanierung der KÖWOGE durchgeführt. Als messtechnischer<br />

Referenzblock des Modellvorhabens wurde die Gebäudehälfte ASV 21 – 25 ausgewählt. In der<br />

Gebäudehälfte ASV 26 – 30 erhielt die konventionelle Abluftanlage zu Vergleichszwecken Außenwand-Luft-Durchlässe,<br />

wie vom IEMB eigentlich für alle Gebäude gefordert. Hintergrund die-<br />

ser Entscheidung war es, empirisch zu untersuchen, inwiefern sich die Montage von ALDs auf<br />

den Energieverbrauch und das Fensteröffnungsverhalten auswirkt.<br />

Über definierte Undichtigkeiten im Fensterrahmen wird bei der Standard-Abluftanlage Außenluft<br />

angesaugt. In den Wohnräumen nimmt die Luft Feuchtigkeit und Schadstoffe auf und in den<br />

Räumen mit den höchsten Lasten, in Küche und Bad, wird die Luft abgesaugt. In den Bädern<br />

sind Abluftdurchlässe installiert. Die Abluftdurchlässe bestehen aus einem konzentrischen Kegel<br />

mit Gewinde. So können durch das Drehen des Kegels die gewünschten Volumenströme annähernd<br />

eingestellt werden. Die vorhandenen Lüftungsschächte mußten vorab gereinigt und ausgekleidet<br />

werden, da es besonders in den Etagenstößen schon bei der Errichtung zu Undichtigkeiten<br />

gekommen war. Am Abluft-Eintritt für den Küchen- bzw. Badstrang wurde jeweils eine<br />

Brandabsperrvorrichtung montiert. Auf dem Dach werden die aneinanderliegenden Schächte<br />

zusammengefasst. Darüber sitzt ein Abluft-Ventilator, angetrieben von einem 230V-Wechselstrommotor.<br />

Diese Abluft-Ventilatoren werden zweistufig geschaltet, ohne druck- oder volumenstromabhängige<br />

Regelung. Am Tage von 06:00 bis 22:00 Uhr ist Volllastbetrieb, sonst Teillastbetrieb<br />

mit 50% der Leistung. Ein Außentemperaturfühler am Hauseingang steuert die Anlage. Sinkt<br />

die Außentemperatur unter 5°C wird die Lüftung auf Teillastbetrieb mit 50% geschaltet. Drei bis<br />

viermal im Jahr werden die Streckmetallfilter durch eine Wartungsfirma gewechselt. Einmal im<br />

Jahr wird der Abluft-Ventilator auf dem Dach kontrolliert. In regelmäßigen Abständen werden die<br />

Abluftschächte auf Ablagerungen hin überprüft.<br />

Einraumwohnung Dreiraumwohung<br />

Volumenstrom Standard 80 m³/h 80 m³/h<br />

Volumenstrom abgesenkt 40 m³/h 40 m³/h<br />

Steuerung über Zeit:<br />

Steuerung über Außentemp.:<br />

Absenkung zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr<br />

Absenkung unter 5 Grad C<br />

Mittlerer Luftwechsel 0,77 1/h 0,47 1/h<br />

Tab. 1.10: Lüftungstechnische Kenndaten Standardlösung<br />

- Warmwasserbereitung<br />

Die Warmwasserbereitung wurde im Rahmen der Gesamtsanierung zentralisiert. Im Modellvorhaben<br />

werden eine Wärmepumpe (ASV 31-35) sowie eine Kollektoranlage (ASV 36-40) zur Vorwärmung<br />

eingesetzt. Eine genauere Systembeschreibung erfolgt in Kap. 3.7 bis 3.9 im Zusammenhang<br />

mit der Diskussion der entsprechenden Messergebnisse.<br />

01 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 21<br />

2. Überblick über die Messungen<br />

2.1 Strategie und Einteilung des Gesamt-Messkonzeptes<br />

Grundsätzlich kann das Messkonzept des Projektes in drei Bereiche eingeteilt werden:<br />

- Messungen zum Energieverbrauch (Wärme und Elektroenergie)<br />

- Messungen zu Lüftungseffizienz und Luftqualität<br />

- Messungen zur wärmetechnischen Qualität und Dichtheit des Baukörpers<br />

Bei einer ambitionierten Energiesparsanierung wie im Albert-Schweitzer-Viertel interessieren in<br />

erster Linie die Energieeinsparpotentiale für Heizung und Warmwasserbereitung. Weiterhin war<br />

wichtig, welcher Anteil aus welcher Verbesserung kommt, inwieweit also Wärmeschutz, Lüftung<br />

und Lüftungswärmerückgewinnung, Wärmepumpe, Kollektoren und Heizungsverbesserung jeweils<br />

zur Energieeinsparung beitragen. Zudem sollte der Stromanstieg durch den Einsatz kom-<br />

plexer Haustechnik untersucht und dokumentiert werden. Für diese Analysen war der Einbau<br />

weiterer Wärme- und Stromzähler notwendig. Die Zähler wurden monatlich abgelesen, um unplausiblen<br />

Werten zeitnah auf den Grund gehen zu können. Eine projekteigene, kleine Wettersta-<br />

tion zeichnete die lokalen Klimabedingungen auf. Als Nebenergebnisse konnten Systemkennwerte<br />

wie Zirkulationsanteil der TWW-Bereitung, Arbeitszahl der Wärmepumpe, Wirkungsgrad der<br />

Kollektoranlage etc. bestimmt werden.<br />

Ein zweiter wichtiger Aspekt war die Frage der Luftqualität, wie sie durch die unterschiedlichen<br />

Lüftungssysteme erzeugt wird. Dazu wurden drei Messwohnungen pro Lüftungssystem mit umfangreicher<br />

Sensorik ausgestattet. Ergänzt wurden die kontinuierlichen Messungen zu Energie<br />

und Luftqualität durch Untersuchungen am Baukörper. Blower-door-Messungen, Thermografie<br />

und Schachtdichtheitsmessungen sollten die Qualität der durchgeführten Maßnahmen belegen<br />

bzw. Schwachstellen aufdecken.<br />

Insgesamt liegen dem Messkonzept folgende Fragestellungen zugrunde:<br />

- Welche Energiekennzahlen sind bei der Sanierung von größeren Mehrfamilienhäusern realistisch<br />

erreichbar ?<br />

- Welche Beiträge können innovative Komponenten wie Solaranlagen, Wärmepumpen etc. liefern<br />

und wie steht es mit deren Wirtschaftlichkeit ?<br />

- Sind sparsame Abluftanlagen oder komplexe Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung<br />

die bessere Lösung ?<br />

kap 02 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 22<br />

- Messungen Klima und Außenbedingungen<br />

Die Wetterstation auf dem Dach des Modellblockes erfaßte folgende Daten:<br />

- Außentemperatur<br />

- Außenluftfeuchte<br />

- Globalstrahlung<br />

- Windgeschwindigkeit<br />

- Windrichtung<br />

- CO2-Gehalt Außenluft<br />

Zusätzlich wurden von der Wetterstation der Freien Universität in Berlin-Dahlem die monatlichen<br />

Heizgradtage und Globalstrahlungswerte übermittelt.<br />

- Energetische Messungen mit monatlicher Auswertung<br />

- - Nachbarblöcke des Modellvorhabens; ASV 21 – 25, ASV 26 – 30, ASV 41 – 45<br />

und ASV 46 - 50:<br />

Erfasste Messwerte:<br />

- Fernwärme gesamt<br />

- Fernwärme TWW Zapfung<br />

- Fernwärme TWW Zirkulation (Nur in ASV 21 - 25 und ASV 26 - 30, für die beiden anderen Gebäudehälften<br />

wurden Durchschnittswerte eingesetzt)<br />

- Wasserverbrauch TWW<br />

- Stromverbrauch HAST<br />

- Stromverbrauch konventionelles Lüftungssystem<br />

Rechnerisch wurde aus diesen Werten ermittelt:<br />

- Fernwärme Heizung<br />

- Anteil Zirkulation an TWW-Bereitung<br />

- Stromverbrauch Haustechnik gesamt<br />

- - Modellblockhälfte mit Riecon-Abluftanlage und Wärmepumpe; ASV 31 – 35<br />

Erfasste Messwerte:<br />

- Fernwärme gesamt<br />

- Fernwärme Heizung<br />

- Wärme TWW-Zapfung<br />

- Wärme TWW-Zirkulation<br />

- Wasserverbrauch TWW<br />

- Wärmepumpe; der Abluft entzogene Wärme<br />

kap 02 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 23<br />

- Wärmepumpe; erzeugte Wärme<br />

- Wärmepumpe; übergebene Wärme<br />

- HAST-Stromverbrauch<br />

- Riecon-Lüftung; Stromverbrauch Steuerung, Abluftventile<br />

- Riecon-Heizungsregelung; Stromverbrauch WRE-System<br />

- Riecon-Lüftung: Stromverbrauch Dachventilatoren<br />

- Wärmepumpe; Stromverbrauch Kompressor<br />

- Wärmepumpe; Stromverbrauch Umwälzpumpe und Steuerung<br />

Rechnerisch wurde aus diesen Werten ermittelt:<br />

- Wärme TWW-Bereitung gesamt (= Zapfung + Zirkulation)<br />

- Fernwärmeanteil TWW-Bereitung gesamt (= Zapfung + Zirkulation)<br />

- Anteil Zirkulationsverluste TWW<br />

- Stromverbrauch Haustechnik gesamt<br />

- Wärmepumpe Wirkungsgrad<br />

- Wärmepumpe Arbeitszahl<br />

- Wärmepumpe Deckungsgrad TWW-Bereitung<br />

Die Aufsplittung in einzelne Erzeuger bzw. Verbraucher ermöglichte ein besseres Verständnis<br />

des Gesamtsystems und verbesserte die Überwachungsmöglichkeiten der einzelnen Komponenten.<br />

Bild 2.1: Das Großdisplay am Eingang zeigt u.a. die aktuelle Leistung und den Ertrag der So-<br />

laranlage an . Analog gibt es ein zweites Display mit den Werten der Wärmepumpe<br />

kap 02 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 24<br />

- - Modellblockhälfte mit Conit- Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung<br />

Erfasste Messwerte:<br />

- Fernwärme gesamt<br />

- Fernwärme Heizung<br />

und Solaranlage; ASV 36 – 40<br />

- Wärme TWW-Zapfung<br />

- Wärme TWW-Zirkulation<br />

- Wasserverbrauch TWW<br />

- solar erzeugte Wärme TWW<br />

- solar übergebene Wärme TWW<br />

- HAST-Stromverbrauch<br />

- Conit-Lüftung; Stromverbrauch Steuerung, Abluftentile, Ventilatoren<br />

- Stromverbrauch Solaranlage Umwälzpumpe<br />

Rechnerisch wurde aus diesen Werten ermittelt:<br />

- Wärme TWW-Bereitung gesamt (= Zapfung + Zirkulation)<br />

- Fernwärmeanteil TWW-Bereitung gesamt (= Zapfung + Zirkulation)<br />

- Anteil Zirkulationsverluste TWW<br />

- Stromverbrauch Haustechnik gesamt<br />

- Solaranlage Wirkungsgrad<br />

- Solaranlage Arbeitszahl<br />

- solarer Deckungsgrad TWW-Bereitung<br />

Alle genannten Werte wurden monatlich, soweit möglich, mit Soll-Werten aus der Planung ver-<br />

glichen, z.B. Soll-Ertrag Wärmepumpe auf der Basis des monatlichen Warmwasserverbrauchs,<br />

Soll-Ertrag Solaranlage, gradtagspezifischer Heizungswärmeverbrauch etc. Weiterhin wurden<br />

monatliche Gebäudequerauswertungen vorgenommen, um unplausible Werte, z.B. durch defekte<br />

Zähler, schnell zu identifizieren.<br />

- Messungen Lüftungssysteme und Luftqualität<br />

- - Konventionelles Lüftungssystem ohne ALD; ASV 23<br />

Erfasste Messwerte:<br />

- Raumlufttemperatur in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- Raumluftfeuchte in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- CO2-Gehalt der Raumluft in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- Kontrolle der Fensteröffnung in 3 Messwohnungen, 12 x pro Wohnung für Drehen und Kippen<br />

(2 Räume mit je zweiflügligem Fenster, Wohnzimmer mit einflügligem Fenster und einer<br />

kap 02 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 25<br />

Loggiatür; jeder Fensterflügel und Loggiatür mit Dreh- und Kippvorrichtung)<br />

- Ablufttemperatur in 3 Messwohnungen, in jeweils 2 Räumen (Bad und Küche)<br />

- Abluftfeuchte in 3 Messwohnungen, in jeweils 2 Räumen (Bad und Küche)<br />

- Luftvolumenstrom 1 x im Lüftungskanal, an dem die Messwohnungen hängen (Anordnung der<br />

Messstelle im Drempel)<br />

- Rechnerisch wurde aus diesen Werten ermittelt: Prozentuale Fensteröffnungszeiten, unterschieden<br />

nach Dreh- und Kippstellung<br />

- Ventilatorlaufzeiten mittels Drehzahlerfasser (Impulszähler), d.h. die Lüfterdrehzahl wurde gemessen:<br />

1 x für den Lüftungskanal, an dem die Messwohnungen hängen (Anordnung der<br />

Messstelle im Drempel)<br />

Hinweise:<br />

1. Zusätzlich zur kontinuierlichen Aufzeichnung der Fensteröffnungszeiten in den Messwohnun-<br />

gen haben wir stichprobenartige Vor-Ort-Protokolle durchgeführt, in denen die Anzahl der insgesamt<br />

geöffneten Fenster pro Lüftungssystem vermerkt wird. Damit sind auch breite, statistisch<br />

aussagefähige Ergebnisse zum Fensteröffnungsverhalten möglich.<br />

2. Die Messwohnungen für das "konventionelle Lüftungssystem" wurden bewußt in die Gebäude-<br />

hälfte ohne ALD gelegt, denn das Ziel lautete ja, die üblicherweise eingesetzte Lüftungstechnik<br />

(und dazu gehören die ALD nicht !) mit den beiden innovativen Lösungen zu vergleichen.<br />

- - Riecon - Abluftanlage mit bedarfsgeführter Steuerung und Wärmerückgewin-<br />

nung durch Wärmepumpe für TWW-Bereitung; ASV 31<br />

Erfasste Messwerte:<br />

- Raumlufttemperatur in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- Raumluftfeuchte in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- CO2-Gehalt der Raumluft in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- Kontrolle der Fensteröffnung in 3 Messwohnungen, 14 x pro Wohnung für Drehen und Kippen<br />

(2 Räume mit je zweiflügligem Fenster, Wohnzimmer mit einflügligem Fenster und 2 Loggia-<br />

türen; jeder Fensterflügel und jede Loggiatür mit Dreh- und Kippvorrichtung)<br />

- Ablufttemperatur in 3 Messwohnungen, in jeweils 2 Räumen (Bad und Küche)<br />

- Abluftfeuchte in 3 Messwohnungen, in jeweils 2 Räumen (Bad und Küche)<br />

- Ablufttemperatur im Lüftungskanal im Drempelbereich (vor der Zusammenführung in den<br />

Sammelkanal)<br />

- Abluftfeuchte im Lüftungskanal im Drempelbereich (vor der Zusammenführung in den Sammelkanal)<br />

- Ablufttemperatur 40 Mittelwohnungen vor und nach Verdampfer der Wärmepumpe<br />

- Abluftfeuchte 40 Mittelwohnungen vor und nach Verdampfer der Wärmepumpe<br />

kap 02 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 26<br />

- Druckabfall am Verdampfer der Wärmepumpe<br />

- Volumenströme: 1 x im Lüftungskanal der Messwohnungen (ASV 31)<br />

1 x im Lüftungssammelkanal nach Verdampfer<br />

- Ventilatorlaufzeiten mittels Drehzahlerfasser (Impulszähler), d.h. die Lüfterdrehzahl wird gemessen:1<br />

x für den Lüftungskanal, an dem die Messwohnungen hängen (Anordnung der<br />

Meßstelle im Drempel)<br />

Rechnerisch wurde aus den Messwerten ermittelt:<br />

- Prozentuale Fensteröffnungszeiten, unterschieden nach Dreh- und Kippstellung<br />

- Der Abluft entzogene Wärme<br />

- - Conit - Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung; ASV 36<br />

Eine Anmerkung vorab: Im Folgenden müßte die „Frischluft“ DIN-gerecht eigentlich „Außenluft“<br />

heißen. Sie wird hier als „Frischluft“ bezeichnet, da sie auf dem Weg durch den Kanal Wärme<br />

aufnimmt und sich aus diesem Grund hinsichtlich Temperatur und Feuchte von der eigentlichen<br />

Außenluft unterscheidet. So müßte unterschieden werden in Außenluft (Temperatur und Feuchte<br />

gemessen an der Wetterstation), in Außenluft im Kanalsystem im Drempel und Außenluft vor<br />

dem wohnungsweise angeordneten Wärmeübertrager (Wärmetauscher).<br />

Erfasste Messwerte:<br />

- Raumlufttemperatur in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- Raumluftfeuchte in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- CO2-Gehalt der Raumluft in 3 Messwohnungen, in jeweils 3 Wohnräumen<br />

- Kontrolle der Fensteröffnung in 3 Messwohnungen, 14 x pro Wohnung für Drehen und Kippen<br />

(2 Räume mit je zweiflügligem Fenster, Wohnzimmer mit einflügligem Fenster und 2 Loggiatü-<br />

ren; jeder Fensterflügel und jede Loggiatür mit Dreh- und Kippvorrichtung)<br />

- Lufttemperatur Frischluft, Zuluft, Abluft, Fortluft am Wärmeübertrager. Jeweils 4 Fühler in 3<br />

Messwohungen<br />

- Luftfeuchte Frischluft, Zuluft, Abluft, Fortluft am Wärmeübertrager. Jeweils 4 Fühler in 3 Messwohnungen<br />

- Lufttemperatur Frischluft, Fortluft im Drempelbereich 2 Fühler<br />

- Luftfeuchte Frischluft, Fortluft im Drempelbereich 2 Fühler<br />

- Luftvolumenstrom Frischluft, Fortluft im Drempelbereich 2 Fühler<br />

- Ventilatorlaufzeiten mittels Drehzahlerfasser (Impulszähler), d.h. die Lüfterdrehzahl wird ge-<br />

messen: Frischluft, Fortluft im Drempelbereich 2 x<br />

Rechnerisch wurden aus diesen Werten ermittelt:<br />

- Prozentuale Fensteröffnungszeiten, unterschieden nach Dreh- und Kippstellung<br />

- Der Abluft entzogene Wärme, Rückwärmezahl WRG-Gerät<br />

kap 02 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 27<br />

- Messungen Baukörper<br />

- - Thermografie<br />

Auch die im unsanierten Zustand durchgeführten Thermografieaufnahmen wurden nach der Sa-<br />

nierung noch einmal wiederholt, um die wärmeschutztechnische Qualität darzustellen und um<br />

Schwachstellen zu identifizieren. Die Ergebnisse werden in Kapitel 6.1 vorgestellt.<br />

- - Messungen zur Gebäudedichtheit<br />

Wie vor der Sanierung, wurden in den Messwohnungen Blower-door-Tests durchgeführt, um die<br />

erreichten Verbesserungen zu dokumentieren. Methodik und Randbedingungen der Tests wurden<br />

bereits im Bericht "Bestandsaufnahme" ausführlich dargestellt. Die Messungen nach Sanie-<br />

rung sollen die Dichtheitsverbesserung durch die Baumaßnahme darstellen. Auch hier finden<br />

sich die Ergebnisse in Kap. 6.2.<br />

- - Messungen Betonfeuchte<br />

Bild 2.2: Blower-door<br />

An insgesamt 6 Messstellen (3 x Südfassade, 3 x Nordfassade) wurde das Austrocknungsverhalten<br />

der Konstruktion aufgezeichnet. Die Messreihe lief von Projektbeginn (unsaniertes Gebäude)<br />

bis zum Ende der Messkampagne kontinuierlich durch. In Kapitel 6.3 werden die Messwerte<br />

der Betonfeuchte dargestellt.<br />

kap 02 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 28<br />

2.2 Funktionsabläufe und Kommunikation der Beteiligten<br />

Über die Dauer des Projektes traf sich das Team der Beteiligten etwa einmal im Monat in den<br />

Räumen der KÖWOGE. In der "heißen Phase", als es von der Planung in die Umsetzung ging,<br />

waren die Zeiträume zwischen den Beratungen kürzer, gegen Ende der Laufzeit, als nur noch<br />

Messergebnisse besprochen wurden und einzelne Korrekturen vorgenommen wurden, ging der<br />

Besprechungszyklus in einen zweimonatigen Rhytmus über.<br />

Die Beteiligten wechselten teilweise während der Projektlaufzeit. War z.B. der Lüftungsgutachter<br />

Dipl.-Ing. E. Heinz in der Konzeptionsphase der Lüftungssysteme ein zentraler Teilnehmer, so<br />

kamen in späteren Phasen eher auch Firmenvertreter hinzu, um Probleme (bzw. deren Lösungsmöglichkeiten)<br />

mit ihren Produkten zu besprechen. Fest über die gesamte Projektlaufzeit<br />

waren anwesend: Von der KÖWOGE Herr Brüggemann als Projektleiter sowie Herr Jödicke als<br />

Haustechniker, Mieter-Ansprechpartner und Gesprächsleiter, von BBP Bauconsulting Herr<br />

Schellhardt als Verantwortlicher für die Messungen der Lüftungssysteme sowie die Messungen<br />

am Baukörper, vom Ingenieurbüro Gneise 66 Herr Wegewitz und Herr Urbanowicz als Planungsverantwortliche<br />

der Haustechnik, von Dr. Riedel Automatisierungstechnik Frau Bentscheff als<br />

Fachfrau für das Riecon-System sowie von Assmann Beraten + Planen Herr<br />

Dr. Kerschberger als Koordinator und "Mädchen für alles".<br />

Jeweils zum Monatsanfang liefen im Assmann-Büro Stuttgart die Ablesewerte aller Zähler ein,<br />

protokolliert von den Hausmeistern der KÖWOGE. Über die KÖWOGE-Haustechnik kamen<br />

Strahlungswerte und Heizgradtag-Werte der FU Berlin-Dahlem hinzu. BBP lieferte Monatswerte<br />

des lokalen Klimas sowie einen Messwert der Abluftabkühlung durch den Verdampfer der Wär-<br />

mepumpe, während die fernausgelesenen Werte des Riecon-Systems von Dr. Riedel zur Plausibilitätsprüfung<br />

bereitgestellt wurden. Die Daten wurden in Stuttgart zusammengestellt, ausgewertet<br />

und geprüft, die Monatsauswertung als komplexes Excel-sheet dann mit Kommentaren,<br />

Fragen und Handlungsanforderungen an alle Beteiligten verschickt. Bei Gneise 66 wurde darauf-<br />

hin noch auf Basis des gemessenen Warmwasserverbrauches eine theoretische Wärmelieferung<br />

der Wärmepumpe errechnet, die mit dem tatsächlichen Ertrag verglichen wurde und somit<br />

eine genauere Einschätzung der Wärmepumpe erlaubte.<br />

In einem Abstand von 3 – 4 Monaten wurden die Messergebnisse weiterhin schriftlich und grafisch<br />

aufbereitet und den Beteiligten zur Verfügung gestellt.<br />

Alle energetischen Messergebnisse wurden in den jeweiligen Beratungsrunden ausführlich diskutiert<br />

und führten zu vielfachen Änderungen und Optimierungen der Systeme.<br />

kap 02 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 29<br />

3. Messungen und Auswertungen zu Wärme- und Stromverbräuchen<br />

3.1 Messwerte und Messzeitraum<br />

Die erfassten Messwerte wurden bereits in Kap. 2 in der Gesamtauflistung aller Messgrößen<br />

vorgestellt. Mit den Messungen nach Sanierung konnte im Dezember 2001 begonnen werden.<br />

Allerdings hatte das Messsystem in den ersten Monaten mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen,<br />

einzelne Zähler fehlten noch oder waren falsch eingebaut. Ab März 2002 konnten dann belastbare<br />

Daten für das gesamte Messsystem gesammelt werden. Die Messkampagne lief bis Ende<br />

Dezember 2003, also sind für insgesamt 22 Monate Messdaten vorhanden.<br />

Eine Auswertung der Messdaten in Jahresabschnitten ist sinnvoll, da sich z.B. die Kollektorerträge<br />

jahreszeitlich stark ändern und eine Auswertung von z.B. 18 Monaten falsche Jahresdurchschnittswerte<br />

ergeben würde. Weiterhin ist aus systematischen Gründen die Kompatibilität zu<br />

den KÖWOGE-Abrechnungsperioden Januar bis Dezember wünschenswert. Der auszuwertende<br />

Messzeitraum wurde deshalb auf Januar bis Dezember 2003 festgelegt.<br />

3.2 Mess- und Auswertemethoden<br />

Die jeweils am Monatsersten erfassten Messwerte wurden in Excel-Tabellen eingetragen, die<br />

Verbräuche errechnet und mit Kontrollwerten verglichen, um eine zeitnahe Prüfung oder ggfs.<br />

den notwendigen Austausch eines Zählers oder eine Optimierung der Anlage zu veranlassen.<br />

Einige wenige Werte, die auf defekte Zähler zurückzuführen waren, mußten über Hilfsgrößen<br />

errechnet, interpoliert, oder über Erfahrungswerte korrigiert werden. Danach wurden alle Heizenergieverbräuche<br />

klimabereinigt. Verwendet wurden, wie schon beim vorangegangenen Vorhaben<br />

"Emrichstraße" die Gradtag-Zahlen des Institutes für Meteorologie der Freien Universität Berlin,<br />

gemessen in Dahlem, da diese Werte bei der KÖWOGE für alle Berechnungen maßgebend<br />

sind. Diese Werte werden nicht nach VDI 2067 errechnet (Außentemperatur unter 15 Grad C),<br />

sondern nach der Maßgabe, daß die Außentemperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen um<br />

21.00 Uhr unter 12 Grad C liegt. Es wird außerdem eine Windkorrektur berücksichtigt. Beide Verfahren<br />

rechnen jedoch mit 20 Grad C Raumtemperatur. Von BBP wurden außerdem lokale Heizgradtagwerte<br />

nach dem VDI 2067 errechnet. Eine Gegenüberstellung der Werte zeigt Tabelle<br />

3.1. Es erweist sich, dass die Abweichungen, bezogen auf die Summe des Messzeitraumes<br />

Januar bis Dezember 2003, in vertretbar kleinem Rahmen von etwa 2 % liegen, schwanken die<br />

Gradtagssummen doch auch innerhalb des Stadtgebietes um bis zu 10 Prozent (Berlin-Mitte<br />

2002: 3250 HGT, Berlin Dahlem 2002: 3523 HGT (Daten von Dr. Riedel AT)). Außerdem sind die<br />

lokal gemessenen Gradtagssummen nur 0,6 % abweichend von den von uns verwendeten Werten<br />

der Freien Universität Berlin. Als 20-jähriger Mittelwert für Dahlem gelten 3.964 HGT, welche<br />

zur Klimabereinigung im Folgenden herangezogen werden.<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 30<br />

FU Dahlem<br />

DWD Dahlem Lokale Werte FU Dahlem<br />

DWD Dahlem Lokale Werte<br />

nach VDI 2067<br />

nach VDI 2067<br />

Jan 99 548,5 522,0 Jan 02 575,4 554,0<br />

Feb 99 553,2 515,0 Feb 02 439,0 407,0 409,0<br />

Mrz 99 462,7 447,0 Mrz 02 465,0 447,0 449,0<br />

Apr 99 305,9 291,0 Apr 02 343,4 335,0 326,0<br />

Mai 99 110,0 161,0 Mai 02 137,9 80,0 55,0<br />

Jun 99 0,0 65,0 Jun 02 87,2 29,0 22,0<br />

Jul 99 0,0 0,0 Jul 02 66,4 11,0 5,0<br />

Aug 99 0,0 20,0 Aug 02 0,0 0,0 0,0<br />

Sep 99 0,0 13,0 Sep 02 66,7 138,0 149,0<br />

Okt 99 327,3 310,0 Okt 02 387,1 369,0 395,0<br />

Nov 99 483,8 481,0 Nov 02 482,6 473,0 472,0<br />

Dez 99 575,4 538,0 Dez 02 712,5 680,0 681,0<br />

Jan 00 605,7 577,0 Jan 03 637,7 623,0 628,0<br />

Feb 00 481,5 460,0 Feb 03 609,9 603,0 608,0<br />

Mrz 00 482,5 453,0 Mrz 03 481,2 469,0 475,0<br />

Apr 00 260,7 237,0 Apr 03 336,30 319,0 291,0<br />

Mai 00 0,0 95,0 Mai 03 28,10 115,0 56,0<br />

Jun 00 0,0 75,0 Jun 03 0,00 6,0 6,0<br />

Jul 00 0,0 51,0 Jul 03 0,00 0,0 0,0<br />

Aug 00 0,0 17,0 Aug 03 0,00 7,0 7,0<br />

Sep 00 79,0 152,0 Sep 03 39,80 121,0 121,0<br />

Okt 00 267,9 259,0 Okt 03 434,60 426,0 429,0<br />

Nov 00 416,3 409,0 Nov 03 420,00 407,0 412,0<br />

Dez 00 551,2 534,0 Dez 03 560,10 531,0 538,0<br />

Jan 01 612,1 596,0<br />

Feb 01 537,0 519,0<br />

Mrz 01 548,1 527,0<br />

Apr 01 370,6 359,0<br />

Mai 01 21,7 110,0<br />

Jun 01 0,0 136,0<br />

Jul 01 0,0 13,0<br />

Aug 01 0,0 11,0<br />

Sep 01 143,8 224,0<br />

Okt 01 243,3 237,0<br />

Nov 01 498,6 481,0<br />

Dez 01 659,5 627,0<br />

FU Dahlem<br />

DWD Dahlem<br />

nach VDI 2067<br />

Summe 1.99 - 12.03 17457,2 17672,0<br />

Abweichung % 100,0 98,8<br />

Lokale Werte<br />

Summe 1.03 – 12.03 3548 3627 3571<br />

Abweichung % 100,0 102,2 % 100,6 %<br />

Tab. 3.1: Vergleich Gradtagzahlen nach FU Berlin, DWD und lokalen Messungen<br />

Die klimabereinigten Heizenergieverbräuche und auch die anderen erfassten absoluten<br />

Verbrauchswerte wurden durch die temperierte Fläche dividiert, um aussagefähigere und ver-<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 31<br />

gleichbarere Werte zu erhalten. In folgender Tabelle 3.2 findet sich ein Überblick über die relevanten<br />

Flächen: Die Wohnfläche ermittelt sich nach der 2. Berechnungsverordnung und ist<br />

maßgebend für einen Mietvertrag (z.B. einschl. Balkon anteilig); die beheizte Fläche setzt sich<br />

aus den Flächen der Räume mit Heizkörper zusammen (z.B. Flur und Küche nicht berücksichtigt).<br />

Um sinnvolle Verbrauchswerte zu ermitteln, ist die temperierte Fläche ausschlaggebend,<br />

sie beinhaltet die Fläche der Räume mit Heizkörper, sowie die indirekt beheizten Räume (z. B<br />

Innenflur, Küche).<br />

Raum Anzahl WE Wohnfläche [m²] temp.Fläche [m²] beheizte Fläche [m²]<br />

1-Zi.Whg. 20 712,00 668,80 456,00<br />

3-Zi.Whg. 80 4580,80 4409,60 3534,40<br />

gesamt 5292,80 5078,40 3990,40<br />

Tab. 3.2: Ermittlung der beheizten Fläche eines Gebäudes (Wohnblock)<br />

3.3 Ergebnisse Heizung<br />

- Gesamtübersicht<br />

Vor der Sanierung lagen die Heizenergieverbräuche der drei Wohngebäude in der Albert-<br />

Schweitzer-Strasse bei 180 kWh/m²a (klimabereinigt, bezogen auf temperierte Wohnfläche). Die<br />

im Rahmen der Vorplanung durchgeführten Berechnungen prognostizierten eine Heizenergieeinsparung<br />

durch die komplexen Maßnahmenpakete von 57 % bzw. 68 % in den beiden Gebäudehälften<br />

des Modellvorhabens. Die realen Heizenergieverbräuche von Januar – Dezember 2003,<br />

ergeben klimabereinigt und auf ein Normjahr hochgerechnet Einsparpotentiale von 63 % bzw. 67<br />

%. Beide Sanierungskonzepte bringen also rund 2/3 Einsparung an Heizenergie. Die Unterschiede<br />

in der Einsparung drücken die Effizienz der Lüftungssysteme aus, da beide Gebäudehälften<br />

exakt denselben Wärmeschutz besitzen.<br />

Im Referenzblock ASV 21 - 25 ergeben sich nur 46 % an Heizenergieeinsparung; hier spielt jedoch<br />

auch der schlechtere Wärmeschutz und die etwas schlechtere Regelbarkeit des Heizsystems<br />

eine Rolle.<br />

kWh/m 2 a Unsaniert Standard WS/Riecon/WP WS/WRG/Solar<br />

Prognose 97,5 76,1 57,4<br />

Tatsächl. erreicht 180 97 66 60<br />

Nachberechnung 144 66 44 32<br />

Tab. 3.3: Prognosewerte und klimabereinigte Messwerte der Heizenergieverbräuche (WS=<br />

Hocheffektiver Wärmeschutz, WP = Wärmepumpe, WRG = Wärmerückgewinnung)<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 32<br />

kWh/m2a<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Heizenergieverbräuche<br />

Prognose<br />

Tatsächl. erreicht<br />

Nachberechnung<br />

Unsaniert Standard WS/Riecon/WP WS/WRG/Solar<br />

Bild 3.1: Rechenwerte und klimabereinigte Messwerte der Heizenergieve rbräuche<br />

Hinweis: Die Prognosewerte basieren auf dem Excel-Abschätzverfahren zum "Leitfaden Energiegerechte<br />

Gebäudeplanung 1995" des IWU Darmstadt. Sie stimmen nicht in jedem Detail mit<br />

der tatsächlichen Sanierungsausführung überein, da sie bereits in der Vorplanungsphase erstellt<br />

wurden, sie geben den energetischen Standard jedoch zutreffend wieder. Die Prognosewerte<br />

beruhen auf der Annahme, dass 80 % des rechnerischen Energieeinsparpotentials in der Praxis<br />

erreichbar sind.<br />

Eine Nachberechnung nach aktueller DIN 4108-6 und DIN 4701-10 durch den Haustechniker mit<br />

den Kennwerten der Sanierungsausführung ergab die orangen Balken der Grafik 3.1. Es wird<br />

deutlich, dass die aktuellen Berechnungsvorschriften nach EnEV in allen Fällen deutlich zu optimistische<br />

Ergebnisse liefern.<br />

Im Einzelnen ergeben sich für die Blöcke im Albert-Schweitzer-Viertel monatliche Heizenergieverbrauchs-Messwerte<br />

nach Tabelle 3.4.<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 33<br />

(MWh) HGT 31-35 36-40 21-25 26-30 41-45 46-50<br />

Mrz 02 465,0 19,77 21,43 27,81 27,32 28,02 27,83<br />

Apr 02 343,4 11,46 10,71 17,31 16,95 18,35 18,07<br />

Mai 02 137,9 2,43 2,90 3,28 4,61 5,10 4,16<br />

Jun 02 87,2 0,56 0,52 1,77 1,71 2,58 1,11<br />

Jul 02 66,4 0,60 0,99 1,12 0,29 2,10 1,07<br />

Aug 02 0,0 0,25 0,49 0,69 1,51 1,47 0,82<br />

Sep 02 66,7 3,84 4,02 7,06 6,14 6,89 5,81<br />

Okt 02 387,1 15,57 13,46 20,62 21,22 22,28 21,94<br />

Nov 02 482,6 22,03 19,25 27,83 27,82 29,32 29,72<br />

Dez 02 712,5 40,55 33,34 46,95 47,25 48,47 48,87<br />

Jan 03 637,7 29,35 25,79 36,99 37,40 38,99 38,82<br />

Feb 03 609,9 27,26 25,38 36,46 36,03 37,05 36,26<br />

Mrz 03 481,2 18,87 17,38 28,38 27,41 29,12 27,98<br />

Apr 03 336,3 9,30 9,14 15,90 15,40 14,28 16,36<br />

Mai 03 28,1 1,85 1,69 4,16 4,09 6,44 3,73<br />

Jun 03 0 0,23 0,41 0,95 0,59 2,28 1,35<br />

Jul 03 0 0,00 0,38 0,90 0,74 2,16 1,21<br />

Aug 03 0 0,18 0,51 1,06 0,80 2,39 1,37<br />

Sep 03 39,8 1,22 2,33 5,76 4,99 5,58 4,52<br />

Okt 03 434,6 17,75 14,75 24,16 25,13 24,77 25,02<br />

Nov 03 420 15,60 13,65 21,61 21,70 22,39 22,62<br />

Dez 03 560,1 27,89 25,01 44,81 37,22 39,31 39,30<br />

Messzeitraum Jan 03 - Dez 03<br />

Summe 3547,7 149,5 136,4 221,1 211,5 224,8 218,5<br />

Hochgerechneter Normjahresverbrauch (MWh/a)<br />

3964,00 167,04 152,43 247,09 236,32 251,13 244,18<br />

Flächenspez. klimabereinigter Endenergieverbrauch (kWh/m 2 a)<br />

65,79 60,03 97,31 93,07 98,90 96,17<br />

Tab. 3.4: Monatswerte der Heizenergieverbräuche aller 6 Gebäudehälften, fett: definierter Mess-<br />

zeitraum und detailliert gemessene Gebäude, als Grundlage der Auswertungen<br />

Ohne Klimabereinigung liegen die realen Messwerte 2003 wesentlich niedriger, wobei sich die<br />

Frage stellt, ob eine Klimabereinigung auf 3964 HGT angesichts der spürbaren Klimaveränderung<br />

überhaupt realistisch ist. In den letzten Jahren ergaben sich z.B. folgende Gradtagsummen<br />

(nach VDI 2067): 1999: 3363 Kd; 2000: 3319 Kd; 2001: 3840 Kd 2002:3523 Kd; 2003: 3627 Kd.<br />

Der Mittelwert von 1999 - 2003 ist damit 3534 Kd und liegt unter der Gradtagsumme von 2003!<br />

Verzichten wir auf die Klimabereinigung, dann ergeben sich folgende flächenspezifischen Heizenergieverbräuche:<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 34<br />

ASV 31-35 ASV 36-40 ASV 21-25 ASV 26-30 ASV 41-45 ASV 46-50<br />

Summe 2003 MWh/a 149,5 136,4 221,1 211,5 224,8 218,5<br />

flächenspez. kWh/m 2 a 58,9 53,7 87,1 83,3 88,5 86,1<br />

Tab. 3.5: Flächenspezifische Heizenergieverbräuche, nicht klimabereinigt<br />

- Verbräuche der einzelnen Wohnungen<br />

Für die Auswertung von Verbräuchen der einzelnen Wohnungen wurde die Abrechnungsperiode<br />

2002 zugrunde gelegt, da die wohnungsweisen Verbräuche des Jahres 2003 zum Zeitpunkt der<br />

Erstellung dieses Berichts noch nicht verfügbar waren. Wir beschränken uns dabei auf die beiden<br />

Gebäudehälften des Modellvorhabens Nr. 31 - 35 und 36 - 40, sowie auf den Referenzabschnitt<br />

Nr. 21 - 25 und die entsprechende ergänzende Gebäudehälfte Nr. 26 - 30. Tabelle 3.6 auf<br />

der Folgeseite zeigt den flächenspezifischen, klimabereinigten Heizenergieverbrauch jeder Wohnung<br />

sowie den jeweiligen Gesamtdurchschnitt je HAST (= Blockhälfte) und Gesamtblock.<br />

Es wird deutlich, dass die Verbräuche der einzelnen Wohnungen im Extrem stark voneinander<br />

abweichen. Während der Minimalwert bei 7 (vor Sanierung 36) kWh/m²a liegt, ist gleichzeitig ein<br />

Maximalwert von 412 (vor Sanierung 486) kWh/m²a zu verzeichnen. Nur noch eine Wohnung<br />

weist einen Verbrauch von über 400 kWh/m²a auf, vor der Sanierung waren es noch 5 Wohnungen<br />

(entspricht schlecht gedämmten, freistehenden Einfamilienhäusern), 17 Wohnungen verbrauchten<br />

vor der Sanierung unter 100 kWh/m²a (entspricht der aktuellen Wärmeschutz-<br />

Verordnung für Neubauten), während es nach der Sanierung 154 von 200 Wohnungen sind .<br />

Allerdings sind diese Einzelwerte nur unter Vorbehalt aussagefähig: Minimalwerte können durch<br />

zeitweisen Leerstand, oder (wie auch Maximalwerte ) durch "Wärmeklau" zwischen den Wohnungen<br />

entstehen. Vor allem durch den hohen Wärmeschutzstandard der Gebäudehülle und die<br />

nicht vorhandene Wärmedämmung zwischen den Wohnungen kommt es schon bei mäßigen<br />

Temperaturunterschieden zu beachtlichen, internen Wärmeflüssen. Ein Indiz dafür zeigt sich<br />

auch in Tabelle 3.6: Häufig liegen neben einer sehr hoch verbrauchenden Wohnung eine oder<br />

mehrere geringverbrauchende Einheiten oder umgekehrt.<br />

Ein weiteres interessantes Ergebnis zeigt der Vergleich der Durchschnittswerte. Der Einbau von<br />

ALD hat sich im Block ASV 21 - 30 energetisch nicht bemerkbar gemacht. Die Blockhälfte 21 -<br />

25 ohne ALD liegt bei 88,4 kWh/m 2 a, die Blockhälfte mit ALD, ASV 26 - 30 liegt bei 88,0<br />

kWh/m 2 a. (Messwerte des Heizenergieverbrauchs aus der jeweiligen HAST, klimabereinigt)<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 35<br />

Albert-Schweitzer-Str. 21 - 30, Nr. 21 - 25 ohne ALD, Nr. 26 - 30 mit ALD<br />

Nr. 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

88<br />

144<br />

106<br />

121<br />

75<br />

81<br />

144<br />

51<br />

46<br />

29<br />

88<br />

68<br />

63<br />

81<br />

13<br />

179<br />

111<br />

20<br />

43<br />

88<br />

94<br />

81<br />

76<br />

46<br />

175<br />

86<br />

106<br />

61<br />

58<br />

21<br />

91<br />

129<br />

83<br />

99<br />

271<br />

83<br />

61<br />

78<br />

88<br />

154<br />

Durchschnitt HAST 88 kWh/m²a Durchschnitt HAST<br />

Albert-Schweitzer-Str. 31 - 40,<br />

119<br />

71<br />

83<br />

61<br />

100<br />

169<br />

56<br />

63<br />

76<br />

96<br />

03 KE, 22.04.04<br />

82<br />

71<br />

73<br />

71<br />

156<br />

26<br />

121<br />

56<br />

95<br />

64<br />

146<br />

73<br />

30<br />

71<br />

90<br />

47<br />

110<br />

41<br />

235<br />

149<br />

Durchschnitt Block<br />

Nr. 31 - 35 Abluftanlage Riecon, Nr. 36 - 40 Zu- und Abluftanlage mit WRG Conit<br />

65<br />

34<br />

41<br />

47<br />

110<br />

69<br />

127<br />

52<br />

108<br />

135<br />

86<br />

39<br />

52<br />

43<br />

412<br />

88<br />

88<br />

69<br />

77<br />

37<br />

77<br />

135<br />

75<br />

138<br />

58<br />

101<br />

99<br />

37<br />

121<br />

157<br />

75<br />

167<br />

kWh/m²a<br />

kWh/m²a<br />

Nr. 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40<br />

40<br />

80<br />

37<br />

98<br />

104<br />

99<br />

114<br />

43<br />

73<br />

35<br />

54<br />

7<br />

67<br />

37<br />

94<br />

97<br />

35<br />

151<br />

84<br />

104<br />

42<br />

21<br />

56<br />

42<br />

11<br />

59<br />

34<br />

18<br />

35<br />

255<br />

83<br />

60<br />

72<br />

32<br />

70<br />

119<br />

34<br />

56<br />

52<br />

155<br />

Durchschnitt HAST 67 kWh/m²a Durchschnitt HAST<br />

38<br />

40<br />

68<br />

64<br />

126<br />

94<br />

59<br />

29<br />

53<br />

251<br />

164<br />

60<br />

41<br />

43<br />

127<br />

58<br />

43<br />

58<br />

68<br />

88<br />

58<br />

46<br />

72<br />

80<br />

48<br />

82<br />

70<br />

46<br />

34<br />

187<br />

Durchschnitt Block<br />

53<br />

43<br />

29<br />

68<br />

48<br />

58<br />

39<br />

39<br />

24<br />

48<br />

56<br />

80<br />

36<br />

106<br />

131<br />

63<br />

65<br />

56<br />

104<br />

56<br />

36<br />

36<br />

77<br />

72<br />

82<br />

46<br />

44<br />

kWh/m²a<br />

kWh/m²a<br />

Tab. 3.6: Flächenspezifischer Heizwärmeverbrauch im Jahr 2002, klimabereinigt [kWh/m²a]<br />

- Verbräuche unterschiedlicher Wohnungslagen<br />

Interessant für die energetische Sanierung ist es, in welchem Maß das Gebäude selbst für unterschiedliche<br />

Heizenergieverbräuche verantwortlich ist, d.h. welche Verbrauchsunterschiede durch<br />

die Wohnungslage im Gebäude entstehen. Dazu kann man gleichliegende Wohnungen jeweils in<br />

einer Lageklasse zusammenfassen. Die Erfahrung aus anderen Untersuchungen hat gezeigt,<br />

dass sich unterschiedliche Nutzerverhalten (Sparer, Verschwender) in etwa ausgleichen, wenn<br />

man mehr als 10 Wohnungen in einer Lageklasse zusammenfaßt. Eine Einteilung der Gebäude<br />

in Lageklassen wurde schon für den Zustand vor Sanierung vorgenommen. Bild 3.2 zeigt eine<br />

schematische Gebäudeansicht.<br />

92<br />

31<br />

36<br />

46<br />

56


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 36<br />

Randeckl. Dachrand Dachrand Dachrand Dachrand Dachrand Dachrand Dachrand Dachrand Randeckl.<br />

Giebel Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Giebel<br />

Giebel Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Giebel<br />

Giebel Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Innenlage Giebel<br />

Randeckl. Kellerrand Kellerrand Kellerrand Kellerrand Kellerrand Kellerrand Kellerrand Kellerrand Randeckl.<br />

Bild 3.2: Schematische Gebäudeansicht<br />

kWh/m²a<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Innenlage<br />

Giebellage<br />

Bild 3.3: Vergleich der flächenspezifischen Lage-Durchschnittsverbräuche, vor und nach<br />

Sanierung (klimabereinigt)<br />

Lageauswertung 2002<br />

ASV vor San. ASV 21 - 30 ASV 31 - 40<br />

Dachrandlage<br />

Randecklage<br />

Lage im Gebäude<br />

Kellerrandlage<br />

Abbildung 3.3 zeigt, dass Innenlage und Giebellage bei konventioneller Sanierung (ASV 21 – 30)<br />

deutliche Verbrauchsunterschiede aufweisen, im Modellvorhaben dagegen sind sie fast gleich,<br />

dies zeigt die hohe Wirksamkeit der 20 cm dicken Giebeldämmung. Auch die Kellerdeckendämmung<br />

erweist sich als wirkungsvoll: Vor Sanierung war die Randecklage besser als<br />

die Kellerrandlage, nach Sanierung ist sie schlechter.<br />

Eine zweite Lageauswertung (Bild 3.4) bezieht sich nur auf die Geschosslage der Wohnungen,<br />

da dieser Faktor bei der Lageauswertung vor der Sanierung entscheidend war (siehe auch Teilschlussbericht<br />

Bestandsaufnahme [1]).<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 37<br />

kWh/m2a<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Bild 3.4: Flächenspezifische Durchschnittsverbräuche nach Geschosslage der Wohnungen<br />

(klimabereinigt)<br />

Bild 3.4 zeigt uns folgende Ergebnisse:<br />

Lageauswertung 2002<br />

Mittellage Dachlage Kellerlage<br />

Lage im Gebäude<br />

- Die schlechteste Lage nach Sanierung ist immer noch deutlich besser als die beste Lage vor<br />

Sanierung.<br />

- Die prozentualen Lageunterschiede lagen vor Sanierung bei 100 zu 178 %, nach Sanierung<br />

liegen sie im Modellblock bei 100 zu 184 %. Die lageabhängigen Verbrauchsunterschiede sind<br />

also größer geworden. Dies liegt an der Verminderung des für alle Lagen gleichen Lüftungswärmebedarfs<br />

und zeigt die Wirksamkeit der Lüftungssysteme im Modellblock. Zum Vergleich:<br />

bei der konv. Sanierung verringert sich der Lageunterschied auf 100 zu 159 %.<br />

- Absolut gesehen verringert sich der Lageverbrauchsunterschied:<br />

Vor Sanierung: Mehrverbrauch Kellerlage gegen Innenlage: 118 kWh/m 2 a<br />

konv. Sanierung ASV 21 - 30: Mehrverbrauch Kellerlage gegen Innenlage: 47 kWh/m 2 a<br />

Modell-Sanierung ASV 31 - 40: Mehrverbrauch Kellerlage gegen Innenlage: 46 kWh/m 2 a<br />

vor San.<br />

21 - 30<br />

31 - 40<br />

- Die Kellerrandlage bleibt nach wie vor die am meisten benachteiligte Lage. Gründe: Wärmebrücken<br />

durch einbindende Kellerwände, geringe passive Solargewinne wegen winterlicher Verschattung<br />

durch Nachbargebäude, geringere interne Wärmequellen pro m 2 , da meist nur von<br />

einer Person bewohnt.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 38<br />

3.4 Ergebnisse Lüftung<br />

3.4.1 Stromverbrauch bei Einsatz unterschiedlicher Lüftungssysteme<br />

Die Lüftungssysteme wurden hinsichtlich ihres Stromverbrauchs detailliert vermessen. Tabelle<br />

3.7 zeigt eine Zusammenstellung von Monatsmeßwerten. Verglichen werden nur die drei detailliert<br />

gemessenen Gebäudehälften:<br />

ASV 21 - 25: Konventionelle Abluftanlage ohne ALD<br />

ASV 31 - 35: Bedarfsgeführte Abluftanlage mit integrierter Heizungsregelung Riecon<br />

ASV 36 - 40: Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung Conit<br />

Die Stromverbräuche für die Lüftung belaufen sich bei der konventionellen Abluftanlage auf 1,57<br />

kWh/m 2 a, das Riecon-System begnügt sich dank der energiesparenden EC-Ventilatormotoren<br />

mit 1,15 kWh/m 2 a, während die Zu- und Abluftanlage aufgrund der doppelten und langen Kanäle,<br />

sowie aufgrund des Druckverlustes im Wärmetauscher 5,67 kWh/m 2 a benötigt.<br />

Nun ist das Riecon-Abluftsystem aber nur mit der integrierten Heizungsregelung WRE voll funktionsfähig,<br />

beispielsweise wird ein Teil der Heizenergieeinsparung dadurch erzielt, daß die automatische<br />

additive Ergänzungslüftung zu Zeiten von (durch die Heizungsregelung gemeldeten)<br />

abgesenkten Raumtemperaturen stattfindet. Gerechterweise sollte deshalb die Systemgrenze<br />

um Lüftung und Heizungsregelung gelegt werden, d.h. der Stromverbrauch für Lüftung und Heizungsregelung<br />

wird aufaddiert, und es werden die Verbrauchssummen verglichen. Da bei der<br />

konventionellen Abluftanlage (ASV 21 - 25) die Heizung über manuell bedienbare Thermostatven-<br />

tile geregelt wird, fällt kein Stromverbrauch für die Heizungsregelung an. Der Batteriestromverbrauch<br />

der elektronischen Thermostatventile wird energetisch ebenso vernachlässigt (aber<br />

bei den Wirtschaftlichkeitsabschätzungen in Kapitel 8 berücksichtigt).<br />

Das Kernergebnis lautet somit:<br />

Flächenspezifischer Stromverbrauch für Lüftung und Heizungsregelung:<br />

Konventionelle Abluftanlage und Thermostatventile: 1,57 kWh/m 2 a<br />

Bedarfsgeführte Abluftanlage mit integrierter Heizungsregelung 2,18 kWh/m 2 a<br />

Zu- und Abluftanlage mit WRG und programmierbaren Thermostatventilen 5,67 kWh/m 2 a<br />

Weiterhin ist in Tabelle 3.7 auch der Stromverbrauch der Hausanschlußstation (HAST)<br />

nachrichtlich aufgeführt, welcher durch die Umwälzpumpen für Heizung und<br />

Warmwasserzirkulation, sowie die HAST-interne Regelung verursacht wird.<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 39<br />

ASV 21 - 25 ASV 31 - 35 ASV 36 - 40<br />

Konvent. Abluftanl. Riecon Riecon Riecon HAST Conit HAST<br />

Lüftung HAST StromStromStrom- ASV31-35 Lüftung ASV36-40<br />

verbr.verbr.verbr. Strom - Strom- Steuerung, Dachven- WRE- Strom- Strom- Stromverbrauch<br />

verbrauch Ventile tilatoren System verbrauch verbrauch verbrauch<br />

kWh kWh kWh kWh kWh kWh kWh kWh<br />

Mrz 02 364 440 23 187 226 171 1257 185,5<br />

Apr 02 358 287 22 187 213 144 1117 156<br />

Mai 02 386 163 24 209 231 130 1275 143<br />

Jun 02 337 107 28 179 203 95 1114 150<br />

Jul 02 372 126 35 207 224 107 1235 151<br />

Aug 02 346 110 34 198 208 91 1148 105<br />

Sep 02 392 154 33 231 233 119 1290 132<br />

Okt 02 369 178 23 230 219 123 1231 155<br />

Nov 02 299 164 21 231 199 115 1125 149<br />

Dez 02 276 197 25 286 241 146 1235 181<br />

Jan 03 254 167 21 211 201 135 1075 152<br />

Feb 03 213 154 20 203 195 123 1031 141<br />

Mrz 03 339 193 23 111 229 130 1290 155<br />

Apr 03 350 168 22 175 219 69 1234 131<br />

Mai 03 341 131 24 287 223 163 1248 124<br />

Jun 03 386 124 34 282 211 94 1152 110<br />

Jul 03 370 118 36 204 224 94 1224 114<br />

Aug 03 375 122 37 169 225 98 1244 117<br />

Sep 03 367 153 22 180 216 113 1204 129<br />

Okt 03 378 192 24 352 232 143 1232 151<br />

Nov 03 278 144 18 209 176 101 1235 112<br />

Dez 03 338 203 26 234 248 149 1237 157<br />

Mittel Jan-Dez 03 332 156 26 218 217 118 1201 133<br />

kWh/m 2 a<br />

LÜ 1,57 1,15 5,67<br />

LÜ + HE 1,57 2,18 5,67<br />

LÜ + HE + HA 2,31 2,73 6,30<br />

LÜ = Nur Lüftung, LÜ+HE = Lüftung + Heizungsregelung, LÜ+HE+HA = Lüftung + Heizungsreg. + HAST<br />

November 03 Lüftungstrom Conit korrigiert, da Ventilatorausfall<br />

Tab. 3.7: Zusammenstellung von Monatswerten und flächenspezifischen Jahreswerten für<br />

Stromverbrauch von Lüftung, Heizungsregelung und HAST<br />

3.4.2 Heizenergieverbrauch bei Einsatz unterschiedlicher Lüftungssysteme<br />

Der Einfluß auf den Heizenergieverbrauch bzw. die energiesparende Wirkung der beiden innovativen<br />

Lüftungssysteme läßt sich an den Durchschnittswerten der jeweiligen Blockhälfte ablesen.<br />

Der Vergleich der beiden innovativen Systeme mit der konventionellen Abluftanlage in ASV 21 -<br />

25 gilt dagegen zunächst nur eingeschränkt; im Rahmen der "Standardsanierung" hat die<br />

KÖWOGE dort auch nur "Standarddämmstoffdicken" eingesetzt. Eine Annäherung sei jedoch<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 40<br />

rechnerisch versucht, indem der Wärmeverbrauch aufgrund des erhöhten Transmissionswärmebedarfs<br />

der schlechteren Wärmedämmung abgeschätzt und vom Meßwert des Heizwärmeverbrauchs<br />

subtrahiert wird.<br />

Hinsichtlich der Systemgrenze gilt auch hier, dass wir jeweils das "Gesamtsystem" aus Lüftung<br />

und Heizungsregelung betrachten müssen, nur dann können später Stromverbrauch und Heiz-<br />

energieverbrauch bzw. Heizenergieeinsparung verglichen werden. Insofern gilt die bessere Regelbarkeit<br />

der Heizung in den Gebäudehälften des Modellvorhabens gegenüber den normalen<br />

Thermostatventilen im Referenzblock als Systemeigenschaft des "Systems Lüftung + Heizungs-<br />

regelung" und muß nicht separat untersucht werden. Tabelle 3.4 zeigt – analog zu den Stromverbräuchen<br />

– die Monatswerte und den flächenspezifischen Jahreswert (siehe Abschnitt Ergebnisse<br />

Heizung 3.3).<br />

Es ergaben sich:<br />

60 kWh/m 2 a für ASV 36 - 40: Hochwärmegedämmt mit Zu- und Abluftanlage mit WRG<br />

66 kWh/m 2 a für ASV 31 - 35: Hochwärmegedämmt mit bedarfsgeführter Abluftanlage<br />

97 kWh/m 2 a für ASV 21 - 25: Normal wärmegedämmt mit einfacher Abluftanlage<br />

Eine Berechnung des Referenzblocks mit den Wärmeschutzwerten des Modellvorhaben-Blocks<br />

ergibt eine Heizenergieeinsparung von 76,9 auf 62,1 kWh/m 2 a also 19,2 % (siehe Anlage 1 in<br />

Band 2: Anhang). In der Annahme, dass allfällige Ungenauigkeiten des Rechenverfahrens sich in<br />

beiden Rechenvarianten befinden, müßte der prozentuale Unterschied beider Varianten in etwa<br />

die Realität treffen. Deshalb wird angenommen, dass der Einfluß der besseren Wärmedämmung<br />

den gemessenen Heizenergieverbrauch von 97 auf 78 kWh/m 2 a vermindern würde.<br />

Gehen wir aber davon aus, dass auch das Einsparpotential der verbesserten Wärmedämmung<br />

nicht voll ausgeschöpft werden kann, z.B. aufgrund stärker ins Gewicht fallender Wärmebrückeneffekte,<br />

und setzen wir hier als Untergrenze wieder unsere 80 % Realisierungsfähigkeit ei-<br />

nes rechnerischen Einsparpotentials an, so bringt die bessere Wärmedämmung nur eine Verringerung<br />

auf 82 kWh/m 2 a.<br />

Es ergibt sich daher eine Bandbreite des Heizenergieverbrauchs von 78 - 82 kWh/m 2 a für den<br />

Referenzabschnitt ASV 21 - 25, jedoch hochwärmegedämmt mit einfacher Abluftanlage.<br />

Gegenüber einer konventionellen Abluftanlage sowie Heizungsregelung mit üblichen Thermostat-<br />

ventilen mit weitgehend unbeeinflusstem Fensteröffnungsverhalten der Nutzer bringen die innovativen<br />

Ansätze dann folgende Heizenergieeinsparungen:<br />

Bedarfsgeführte Abluftanlage mit integrierter Heizungregelung Riecon: 12 -16 kWh/m 2 a<br />

Dies entspricht 15 bis 20 %.<br />

Zu- und Abluftanlage mit WRG und programmierbaren Thermostatventilen: 18 - 22 kWh/m 2 a<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 41<br />

Dies entspricht 23 bis 27 %.<br />

Dies alles ausgehend von einem hocheffektiven Wärmeschutz.<br />

Die rechnerisch ermittelte Verbesserung vom Standardwärmeschutz zum hocheffektiven Wär-<br />

meschutz des Modellvorhabens erbrachte nach diesen Überlegungen 15 - 19 kWh/m 2 a<br />

Stellt sich die Frage, ob und inwieweit die innovativen Lüftungslösungen mit dazugehöriger Hei-<br />

zungsregelung bei Ausführung des Standardwärmeschutzes eine größere Einsparung bewirkt<br />

hätten. Dazu folgende qualitative Überlegung: Liegt der Hauptteil der Einsparung beim Lüftungssystem,<br />

dann wäre die Einsparung absolut gesehen tendenziell gleich geblieben und hätte sich<br />

prozentual verringert. Liegt der Hauptteil der Einsparungen bei der verbesserten Heizungsregelung,<br />

dann wäre die Einsparung prozentual tendenziell gleich geblieben und hätte sich absolut<br />

gesehen erhöht. Unsere oben genannten Zahlen können deshalb nur für die beschriebene Situa-<br />

tion gelten. Diese ist jedoch nicht als Einzelfall anzusehen: Nach WSchV 1995 darf heute nicht<br />

mehr gebaut werden und die Dämmqualität wird sich in den nächsten Jahren eher noch weiter<br />

verbessern als verschlechtern.<br />

Kommen wir zu einem (nicht ?) überraschenden Kernergebnis des Systemvergleichs: Das Conit-System<br />

mit Wärmerückgewinnung müßte eigentlich deutlich besser als eine Abluftanlage<br />

abschneiden, auch wenn diese bedarfsgeführt ist. Mehrfache Überprüfungen ergaben eine tech-<br />

nisch einwandfreie Funktion beider Anlagen. Zwar wird die Effizienz der Wärmerückgewinnung<br />

des Conit-Systems verringert durch eine fehlenden Wärmedämmung des Zuluftkanals (siehe<br />

auch 3.6.2), aber selbst bei den gemessenen Wärmerückgewinnungsgraden von etwa 0,8 war<br />

im Vergleich zum Riecon-System ein wesentlich niedrigerer Heizenergieverbrauch zu erwarten<br />

gewesen.<br />

Nach langen Diskussionen in den Projektrunden und intensiver Ursachenforschung meinen wir,<br />

die Gründe gefunden zu haben: In der Gebäudehälfte mit der Zu- und Abluftanlage wurden in der<br />

Heizperiode deutlich öfter die Fenster geöffnet als in der anderen Blockhälfte. Entweder ist die<br />

vorerwärmte Zuluft nicht im gleichen Maße als Frischluft empfunden worden, wie die kalte Zuluft<br />

der ALD’s bei der Abluftanlage, oder die Bewohner der Wohnungen mit Abluftanlage verzichteten<br />

aufgrund bereits vorhandener Zugerscheinungen auf zusätzliches Fensteröffnen. Dieser energe-<br />

tische Vorteil schlägt sich allerdings deutlich als Akzeptanznachteil in der Mieterumfrage nieder<br />

(siehe Kap. 9). Womit wir wieder beim Forscher-Stoßseufzer wären: "Das Gebäude selbst tut`s<br />

ja, wenn nur die Nutzer nicht so stören würden...."<br />

Weiterhin reagiert ein "Gleichdrucksystem" mit Zu- und Abluft gegenüber häufigem Fensteröffnen<br />

möglicherweise sensibler als eine "Unterdruck"-Abluftanlage, wo das Fensteröffnen tendenziell<br />

nur eine Vergrößerung des ALD-Querschnittes bedeutet. Dies würde den Effekt noch verstärken.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 42<br />

Einen weiteren Beitrag zur Verringerung des Abstandes könnte die adaptive Heizkurve, d.h. die<br />

verbesserte Heizungsregelung in ASV 31 – 35 geleistet haben. Allerdings wurde in der Gebäudehälfte<br />

36 – 40 am 3. März 2003 ebenfalls eine adaptive Regelung eingerichtet, ohne dass darauf-<br />

hin nennenswerte Veränderungen im Verbrauchsverhalten beobachtet wurden.<br />

Außentemperatur<br />

Durchschnittlich geöffnete Fenster (Stand Dez. 2003)<br />

Unter 0 Grad<br />

0 - 5 Grad<br />

5 - 10 Grad<br />

10 -15 Grad<br />

15 - 20 Grad<br />

Über 20 Grad<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Anzahl geöffnete Fenster<br />

Bild 3.5: Durchschnittlich geöffnete Anzahl von Fenstern in bestimmten Außentemperaturberei-<br />

chen, Basis: 78 Begehungen und Vor-Ort-Protokolle<br />

ASV 31- 35 Abluftanlage Riecon<br />

ASV 36 - 40 Zu- und Abluftanlage<br />

ASV 21 - 25<br />

ASV 26 - 30 (mit ALDs)<br />

Insgesamt zeichnet sich somit die Tendenz ab, dass das technische Potential einer Zu- und Ab-<br />

luftanlage mit Wärmerückgewinnung aufgrund des Nutzerverhaltens nicht ausgenutzt wird.<br />

Bild 3.6 zeigt eindrücklich, dass primärenergetisch unter Einbezug des Stromverbrauchs der<br />

Lüftungsanlagen die bedarfsgeführte Abluftanlage insgesamt besser abschneidet als die Zu- und<br />

Abluftanlage. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Tatsache, dass beide Lüftungsanlagen<br />

aufgrund innenliegender Küchen und Bäder auch den Sommer hindurch laufen müssen.<br />

Die Ergebnisse von ASV 21 - 25 (Referenzblock) sind nicht direkt mit den beiden innovativen<br />

Lösungen vergleichbar, da für die Summierung der Monatsmesswerte hier die tatsächliche Bauausführung<br />

mit dem etwas schlechteren Standard-Wärmeschutz zugrunde liegt. Basis für das<br />

Sommerhalbjahr sind die Messwerte vom 1. Mai bis 31. Oktober 2002, für das Winterhalbjahr<br />

vom 1. November 2002 bis 30. April 2003.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 43<br />

kWh<br />

350,00<br />

300,00<br />

250,00<br />

200,00<br />

150,00<br />

100,00<br />

50,00<br />

0,00<br />

21 - 25<br />

Sommer<br />

Strom *3<br />

Heizung *1,3<br />

31-35<br />

Sommer<br />

Bild 3.6: Primärenergetischer Vergleich der Lüftungsanlagen (einschl. Heizungsregelung);<br />

ASV 21-25 Referenzblock mit Abluftanlage und schlechterem Wärmeschutz,<br />

ASV 31-35 mit bedarfsgeführter Abluftanlage, ASV 36-40 mit Zu- und Abluftanlage mit<br />

WRG. Die Balken beinhalten jeweils Fernwärme für Heizung, Strom für Lüftung, Strom<br />

für Heizungsregelung<br />

Vergleich der Lüftungsanlagen<br />

36-40-<br />

Sommer<br />

21 - 25<br />

Winter<br />

31-35<br />

Winter<br />

36-40<br />

Winter<br />

21-25<br />

12Monate<br />

31-35<br />

12Monate<br />

36-40<br />

12Monate<br />

Vergleicht man die beiden innovativen Lösungen, dann erkennt man, dass die Zu- und Abbluftanlage<br />

(ASV 36- 40) im Winter primärenergetisch der bedarfsgeführten Abluftanlage (ASV 31 - 35)<br />

geringfügig überlegen ist. Durch die wesentlich schlechtere Sommerbilanz benötigt die Conit-<br />

Anlage über das Jahr gesehen jedoch 1,4 % mehr Primärenergie. Würde statt der Fernwärme<br />

aus Heizwerken die heutzutage übliche Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt, dann<br />

verändert sich der Primärenergiefaktor Heizung von 1,3 auf 0,7. Die Conit-Anlage hätte dann einen<br />

Primärenergie-Mehrverbrauch von 10,4 %. Bezogen auf den Messzeitraum Januar bis Dezember<br />

2003 liegen die Ergebnisse erwartungsgemäß ähnlich: Beim Primärenergiefaktor Hei-<br />

zung von 1,3 wird in der Conit-Gebäudehälfte 4,6 % mehr Primärenergie verbraucht, beim Primärenergiefaktor<br />

Heizung von 0,7 wären es 14,4 % Mehrverbrauch gegenüber der Gebäudehälfte<br />

mit Riecon-Abluftanlage.<br />

Alle diese Ergebnisse sind aus den Messwerten des Modellvorhabens Albert-Schweitzer-Viertel<br />

abgeleitet. In anders strukturierten Projekten mit energiebewußteren Nutzern können die Verhältnisse<br />

ganz anders liegen. Allerdings gilt eine Übertragbarkeit unserer Projektergebnisse wohl in<br />

die Breite der etwa 2 Millionen Plattenbauwohnungen Ostdeutschlands und mit gewissen Einschränkungen<br />

in den gesamten Gebäudebestand von Mehrfamilienwohnhäusern, vor allem von<br />

Mietshäusern.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 44<br />

3.5 Detailergebnisse Riecon in ASV 31-35<br />

(Sabine Bentscheff)<br />

3.5.1 Lüftungssteuerung<br />

Die bedarfsgeführte Lüftungssteuerung gliedert sich in die Regelung der Luftwechselrate jeder<br />

Wohnung und in die Regelung des Luftvolumenstroms jedes Gebäudeaufganges. Bei der Regelung<br />

des Wohnungsluftwechsels ermittelt der Wohnungsmanager R50 aus der Stellung der Abluftventile<br />

in Küche und Bad den tatsächlichen Luftvolumenstrom und vergleicht diesen mit den<br />

Planungsdaten. Bei ausreichender Anforderung von erhöhten Luftvolumina durch den Mieter<br />

während der Küchen- und Badbenutzung greift die Automatik nicht ein. Eine automatische Umschaltung<br />

der Abluftventile von Grund- auf Bedarfsluftstellung erfolgt, wenn der R50 ein zu hohes<br />

Lüftungsdefizit feststellt. Zur Verringerung der thermischen Verluste sucht der Regler für die er-<br />

höhte Luftzufuhr vorrangig Zeiträume aus, in denen die Heizkörper abgeschaltet sind. Diese Informationen<br />

sind dem System bekannt, da es die abgegebene Heizleistung jedes Heizkörpers<br />

ermittelt. In den folgenden Diagrammen sind beispielhaft die Lüftungsvorgänge dargestellt. Die<br />

Visualisierung der Daten erfolgt direkt aus der Konfigurationsdatenbank. Die Abkürzungen entsprechen<br />

den Datenpunktlisten des Steuerungsprogrammes. Dabei bedeuten:<br />

Nutzung: eingestellte Nutzungszeit durch den Mieter [h]<br />

IntDLwr: integrierte Abweichung der Luftwechselrate vom Sollwert [-]<br />

IstLwr: Istwert Luftwechselrate [h -1 ]<br />

Die Ordinate kennzeichnet das integrale Lüftungsdefizit. Während der Nutzungszeiten verringern<br />

die Mieter das Defizit durch sporadische Umschaltung der Abluftventile auf Bedarfsluftstellung,<br />

ausserhalb der Nutzungszeit greift die Automatik ein.<br />

(keine Nutzungszeit; automatische Umschaltung von Grund- auf Bedarfslüftung) (Nutzungszeit; individuell eingestellte Bedarfslüf-<br />

tung)<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

Nutzung , H: 1, Wohnung: 48 < Startwert: 0 am 31.05.2002 13:01:41 > === 38 Werte<br />

IntDLwr , H: 1, Wohnung: 48 < Startwert: -0,4349192 am 31.05.2002 13:01:41 > === 1233 Werte<br />

IstLwr [1/h], H: 1, Wohnung: 48 < Startwert: 0,36363641/h am 31.05.2002 13:01:41 > === 20 Werte<br />

Sa 01 So 02 Mo 03<br />

Bild 3.7: Steuerstrategie WE 48<br />

Juni 2002<br />

03 KE, 22.04.04<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

-0.5<br />

-1.0


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 45<br />

Das Beispiel der WE 48 zeigt den Eingriff der Steuerstrategie bei einem „Weniglüfter“. Ohne die<br />

automatische Steuerstrategie würde die vorgegebene Luftwechselrate ? = 0,42 h -1 nicht erreicht.<br />

Das Beispiel WE 33 zeigt einen „Viellüfter“. Die Steuerstrategie greift im dargestellten Zeitraum<br />

außerhalb der Nutzungszeit einmal kurz ein. Sonst lüftet der Mieter innerhalb seiner Nutzungszeit<br />

individuell durch Umschalten von Grund- auf Bedarfslüftung.<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

Bild 3.8: Steuerstrategie WE 33<br />

Nutzung , H: 1, Wohnung: 33 < Startwert: 2 am 31.05.2002 13:01:36 > === 16 Werte<br />

IntDLwr , H: 1, Wohnung: 33 < Startwert: -0,0153427 am 31.05.2002 13:01:36 > === 1233 Werte<br />

IstLwr [1/h], H: 1, Wohnung: 33 < Startwert: 0,36363641/h am 31.05.2002 13:01:36 > === 64 Werte<br />

Sa 01 So 02 Mo 03<br />

Juni 2002<br />

Bei der Luftvolumenstromregelung der Dachventilatoren wird der Sollvolumenstrom durch<br />

Auswertung aller Stellungen der Abluftventile eines Luftschachtes ermittelt. Beispielhaft ist im<br />

nachfolgenen Diagramm aus der Datenbank die Volumenstromregelung dargestellt.<br />

Bild 3.9: Beispiel der Volumenstromregelung im Abluftkanal 1 (ASV 35 rechts)<br />

03 KE, 22.04.04<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

-0.2


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 46<br />

Gegenüber der traditionellen Konstantdruckregelung werden bei der Volumenstromregelung die<br />

thermischen Auftriebskräfte aufgrund des Temperaturunterschiedes zwischen innen und außen<br />

genutzt. Auf diese Weise erfolgt der Lufttransport mit geringerer elektrischer Antriebsleistung.<br />

In der ASV 31-35 (Riecon) wurde bei den monatlichen Analysen der Verbräuche festgestellt,<br />

dass in den Wintermonaten der Heizwärme- und Stromverbrauch der Anlage gegenüber der ASV<br />

36-40 erhöhte Werte aufweist. Im Vergleich der Lüftungsregime zwischen dem Riecon- und Conit-System<br />

gab es entscheidende Unterschiede. In der ASV 36-40 (Conit) wird über eine Zeitsteuerung<br />

in den Nachtstunden und außerhalb der Intensiv-Nutzungszeiten (16 h/d) und bei TA <<br />

-5°C eine Reduzierung des Volumenstromes realisiert. Im November 2003 wurde in die Steuerstrategie<br />

der ASV 31-35 ebenfalls eine außentemperaturabhängige Volumenstromregelung implementiert.<br />

Im Außenlufttemperaturbereich +5°C< TA < -5°C wird der Volumenstrom linear redu-<br />

ziert.<br />

Das Diagramm Bild 3.10 zeigt in Abhängigkeit der Anforderungen die Reduzierung des Luftvolumenstroms<br />

am 10.11.03 im Vergleich zum Zeitraum vor der realisierten außentemperaturabhän-<br />

gigen Regelung am 20.10.03.<br />

TAM 20.10.2003 = 4,4°C<br />

TAM 10.11.2003 = 3,5°C<br />

Eine Reduzierung des Luftvolumenstroms bei tieferen Außentemperaturen ist gerechtfertigt, da<br />

kalte Luft wesentlich trockener ist und dadurch bei gleichem Volumen mehr Feuchtigkeit in den<br />

Wohnungen aufnehmen kann.<br />

[m³/h]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

00:03:25<br />

00:33:35<br />

01:05:04<br />

01:35:12<br />

Vergleich Soll- und IstLuftVolumenstrom Kanal 101<br />

vor (bis 6.11.03) und nach (ab 7.11.03) der TA-abhängigen LuftVolStrom-Regelung<br />

02:12:09<br />

02:43:11<br />

03:17:13<br />

03:46:24<br />

TAM 20.10.03 = 4,4°C<br />

04:24:43<br />

04:54:12<br />

05:29:22<br />

06:02:08<br />

06:33:28<br />

07:13:18<br />

07:46:43<br />

08:22:13<br />

08:57:27<br />

09:27:30<br />

10:08:03<br />

10:39:24<br />

Bild 3.10: Vergleich mit und ohne TA-abhängige Volumenstromregelung im Kanal 1<br />

11:20:53<br />

11:56:44<br />

12:29:26<br />

13:06:46<br />

03 KE, 22.04.04<br />

13:42:40<br />

14:21:12<br />

14:55:58<br />

15:33:43<br />

16:13:41<br />

16:49:47<br />

17:29:07<br />

18:06:14<br />

Sollwert 20.10.03 Istwert 20.10.03 Sollwert 10.11.2003 Istwert 10.11.03<br />

TAM 10.11.03 = 3,5°C<br />

18:41:09<br />

19:22:10<br />

19:54:25<br />

20:36:16<br />

21:23:23<br />

22:09:57<br />

22:55:14<br />

23:39:34


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 47<br />

Analysen der Energieverbräuche vor und nach der Erweiterung des Steuerungsalgorithmus zeigen<br />

die Vergleiche der Messwerte zwischen Dezember 2002 und 2003.<br />

MWh<br />

Bild 3.11: Vergleich QHeizung Dezember 2002 mit 2003<br />

Der minimierte Heizenergieverbrauch aufgrund der außentemperaturabhängigen Volumenstromanpassung<br />

ist im Dezember 2003 12,6% geringer als im Dezember 2002.<br />

kWh<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Wärmeverbrauch Heizung AS 31-35 (Messwerte)<br />

LuftVolStrom-Regelung in Abhängigkeit TA<br />

Q Heizung 2002 Dezember = 40,6 MWh<br />

Q Heizung 2003 Dezember = 27,9 MWh<br />

Stromverbrauch Ventilatoren AS 31-35<br />

LuftVolStrom-Regelung in Abhängigkeit der TA<br />

Dachventilatoren 2002 Dezember = 285,5 kWh<br />

Dachventilatoren 2003 Dezember = 234,4 kWh<br />

1. Dezember<br />

2. Dezember<br />

3. Dezember<br />

4. Dezember<br />

5. Dezember<br />

6. Dezember<br />

7. Dezember<br />

8. Dezember<br />

9. Dezember<br />

10. Dezember<br />

11. Dezember<br />

12. Dezember<br />

13. Dezember<br />

14. Dezember<br />

15. Dezember<br />

16. Dezember<br />

17. Dezember<br />

18. Dezember<br />

19. Dezember<br />

20. Dezember<br />

21. Dezember<br />

22. Dezember<br />

23. Dezember<br />

24. Dezember<br />

25. Dezember<br />

26. Dezember<br />

27. Dezember<br />

28. Dezember<br />

29. Dezember<br />

30. Dezember<br />

31. Dezember<br />

1. Dezember<br />

2. Dezember<br />

3. Dezember<br />

4. Dezember<br />

5. Dezember<br />

6. Dezember<br />

7. Dezember<br />

8. Dezember<br />

9. Dezember<br />

10. Dezember<br />

11. Dezember<br />

12. Dezember<br />

13. Dezember<br />

14. Dezember<br />

15. Dezember<br />

16. Dezember<br />

17. Dezember<br />

18. Dezember<br />

19. Dezember<br />

20. Dezember<br />

21. Dezember<br />

22. Dezember<br />

23. Dezember<br />

24. Dezember<br />

25. Dezember<br />

26. Dezember<br />

27. Dezember<br />

28. Dezember<br />

29. Dezember<br />

30. Dezember<br />

31. Dezember<br />

Bild 3.12: Vergleich des Stromverbrauchs der Dachventilatoren Dezember 2002 mit 2003<br />

Der Luftwechsel wird für jede Wohnung in Abhängigkeit des Wohnungstyps berechnet.<br />

03 KE, 22.04.04<br />

2002<br />

2003<br />

2002<br />

2003


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 48<br />

Wohnungsgruppe 1: 1-Raum-WE: ? = 0,46 h -1<br />

Wohnungsgruppe 2: 3-Raum-WE: ? = 0,42 h -1<br />

Bild 3.13: Luftwechsel WE 50 am 1.9.2003<br />

In diesem Beispiel wird der Tagesgang der Luftwechselrate mit dem Wechsel zwischen Grund-<br />

und Bedarfslüftung sichtbar.<br />

[1/h]<br />

[1/h]<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

00:02:01<br />

00:58:56<br />

Luftwechsel<br />

WE 50 am 1.9.2003<br />

01:56:28<br />

02:53:37<br />

03:51:04<br />

04:48:33<br />

05:45:43<br />

06:43:13<br />

07:40:21<br />

08:32:52<br />

09:29:55<br />

10:27:27<br />

11:24:37<br />

12:21:33<br />

13:09:16<br />

Uhrzeit<br />

Luftwechsel Kanal 5 RIEcon<br />

1.6.2003<br />

Mittelwert der Luftwechselrate<br />

? = 0,4 h -1<br />

Bild 3.14: Luftwechsel Abluftkanal 5 am 1.6.2003 (10 Wohnungen)<br />

14:06:36<br />

15:03:55<br />

16:01:03<br />

16:57:55<br />

17:55:19<br />

18:52:29<br />

19:49:00<br />

20:45:58<br />

21:42:49<br />

22:39:18<br />

23:31:46<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23<br />

Uhrzeit [h]<br />

Die Zusammenfassung der täglichen Luftwechselraten aller Wohnungen an einem Abluftkanal<br />

zeigt das Diagramm 3.14. Am Abluftkanal sind 10 Wohnungen angeschlossen (Haus 31 rechte<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 49<br />

und Haus 32 linke Seite). In diesem Beispieldiagramm sind die stündlichen Mittelwerte aus allen<br />

10 Wohnungen zusammengefaßt. Der Mittelwert des täglich durchschnittlichen Luftwechsels (2<br />

x 1-Raum-Wohnungen im Erdgeschoss und 8 x 3-Raum-Wohnungen) an diesem Strang beträgt<br />

? = 0,4 h -1 , so wie es in der DIN 4701-10 gefordert ist. Mit Hilfe der bedarfsgeführten Steuerung<br />

der Abluftventile in den Wohnungen und der zentralen Dachventilatoren wurde das Ziel erreicht,<br />

den hygienischen erforderlichen Luftwechsel mit minimalem thermischen und elektrischen Ener-<br />

gieaufwand zu realisieren. Voraussetzung für den Erfolg ist eine optimierte Abstimmung der lüftungstechnischen<br />

Komponenten und der Steuerungsparameter.<br />

3.5.2 Heizungssteuerung<br />

Die bedarfsgeführte Heizungssteuerung gliedert sich in die zeitprogrammierbare Einzelraum-<br />

temperaturregelung in jeder Wohnung und in die Optimierung der Wärmeleistung im Gebäudeanschluß.<br />

Bei der Regelung der Einzelräume wurde ein selbstlernender Algorithmus implementiert,<br />

der den optimalen Aufheiz- und Abschaltzeitpunkt in Abhängigkeit der angebotenen<br />

Heizleistung und der bauphysikalischen Verhältnisse ermittelt. Bei geöffnetem Fenster wird automatisch<br />

die Wärmezufuhr zum Heizkörper unterbrochen. Das Riecon-System ist gleichzeitig<br />

ein zugelassenes Heizkostenverteilsystem. Die gemessenen Wärmeabgaben der Heizkörper für<br />

die 1-Raum- und die 3-Raum Wohnungen sind in den folgenden Diagrammen dargestellt.<br />

Verbrauchseinheiten<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

WE22<br />

WE2<br />

WE32<br />

WE42<br />

WE21<br />

Wärmeabgabe der Heizkörper<br />

1-R-WE 2003<br />

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />

1 2 (Giebel) 11 12 21 22 31 32 41 (Giebel) 42<br />

Bild 3.15: Wärmeabgabe der 1-Raum-Wohnungen.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 50<br />

Die Wärmeabgabe der Heizkörper liegt in den 1-Raum-Wohnungen (F = 334 m²) durch die erhöhte<br />

Nutzung bei QHK = 76,7 kWh/(m²a)<br />

Bild 3.16: Wärmeabgabe der 3-Raum-Wohnungen<br />

Der Durchschnittswert bei den 3-Raumwohnungen (F = 2.204 m²) beträgt QHK = 42,3<br />

kWh/(m²a).<br />

Die Rohrwärmeabgabe hat sich im Messzeitraum 2003 gegenüber 2002 von 28% auf 20% ver-<br />

ringert. Die Rohrwärmeabgabe RWA ermittelt sich aus der Differenz zwischen dem im Hausanschluß<br />

gemessenen Heizwärmeverbrauch und der gemessenen Wärmeabgabe der Heizkörper<br />

mit dem Riecon-System.<br />

MWh<br />

Verbrauchseinheiten<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

WE20<br />

WE36<br />

WE48<br />

Bild 3.17: Rohrwärmeabgabe im Vergleich<br />

Wärmeabgabe der Heizkörper<br />

3-R-WE 2003<br />

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />

3 4 (Giebel) 5 6 (Giebel) 7 8 (Giebel) 9 (5.OG)<br />

10 (5.OG/Giebel) 13 14 15 16 17 18<br />

19 (5.OG) 20 (5.OG) 23 24 25 26 27<br />

28 29 (5.OG) 30 (5.OG) 33 34 35 36<br />

37 38 39 (5.OG) 40 (5.OG) 43 (Giebel) 44 45 (Giebel)<br />

46 47 (Giebel) 48 49 (5.OG/Giebel) 50 (5.OG)<br />

RWA<br />

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />

Q RWA 31-35_2002 Q RWA 31-35_2003 GTZ_2002 GTZ_2003<br />

03 KE, 22.04.04<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

K*d


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 51<br />

Diese Verringerung ist das Ergebnis des adaptiven Lernvorganges an die sich ändernden Bedarfsanforderungen<br />

der Mieter. Auf die Heizkostenverteilung hat die Reduzierung der Rohrwärmeabgabe<br />

einen positiven Einfluß. Der Anteil Grundverbrauch, der auf alle Wohnungen gleich-<br />

mäßig verteilt wird, reduziert sich bei gleichzeitiger Erhöhung des individuellen Verbrauchsanteils.<br />

Der Spielraum der Einflussnahme des Mieters auf seine warmen Betriebskosten vergrößert<br />

sich.<br />

Die Optimierung der Heizleistung im Gebäudeanschluss erfolgt durch ständige Auswertung des<br />

Regelungsverhaltens aller Heizkörper in den Räumen, die sich in der Nutzung befinden. Bei zu<br />

hohen Vorlauftemperaturen führen die Rohrwärmeabgaben zu hohen Raumtemperaturen selbst<br />

bei abgeschalteten Heizkörpern, zu niedrige Vorlauftemperaturen verhindern längere Heizunterbrechungen<br />

bei Abwesenheit und während der Nacht.<br />

Der Lern- und Optimierungsalgorithmus bewirkt eine automatische Anpassung der Heizkennlinie<br />

des Reglers in der Heizzentrale. Manuelle Eingriffe sind nicht erforderlich, sondern eher schäd-<br />

lich. Im folgenden Diagramm sind die dynamisch angepassten Heizkennlinien während des Jahres<br />

2003 dargestellt.<br />

TVL [°C]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Bild 3.18: Adaption der Heizkurve<br />

Durch die Adaption wird der Volumenstrom der Heizungsanlage minimiert und somit auch der<br />

Stromverbrauch der Heizungsumwälzpumpe.<br />

Korrektur der Heizkurve durch Adaption<br />

20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25<br />

Standard ADA 23.01.03 ADA 30.1.03 ADA 28.2.03 ADA 1.4.03 ADA 5.5.03 ADA 2.6.03<br />

ADA 1.7.03 ADA 1.9.03 ADA 1.10.03<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 52<br />

[m³/h]<br />

Bild 3.19: Gemessener Volumenstrom im Heizkreis<br />

[kWh]<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

02.09.02<br />

09.09.02<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

02.09.02<br />

09.09.02<br />

Bild 3.20: Gemessener Stromverbrauch der Heizungsumwälzpumpen<br />

Die dargestellten Volumenströme und Stromverbräuche wurden am Pumpendisplay abgelesen<br />

und im Messzeitraum vom 2.9.2002 bis 11.4.2003 protokolliert [Protokoll 2002/2003 A.Jödicke,<br />

Degewo]. Berechnet man die spezifischen Stromverbräuche (Primärenergiefaktor Strommix fP =<br />

3,0), dann ergeben sich folgende Werte:<br />

ASV 31-35: 0,23 kWh/(m² Messzeitraum);<br />

ASV 36-40: 0,28 kWh/(m² Messzeitraum)<br />

gemessener Volumenstrom im Heizkreis (Anzeige Pumpendisplay)<br />

Typ Magna UPE 32-120 F<br />

16.09.02<br />

23.09.02<br />

30.09.02<br />

07.10.02<br />

14.10.02<br />

21.10.02<br />

28.10.02<br />

04.11.02<br />

11.11.02<br />

18.11.02<br />

25.11.02<br />

02.12.02<br />

09.12.02<br />

16.12.02<br />

AS 31-36<br />

AS 36-40<br />

Elt-Verbrauch der Heizungsumwälzpumpe<br />

Typ Magna UPE 32-120 F<br />

AS 31-36<br />

AS 36-40<br />

16.09.02<br />

23.09.02<br />

30.09.02<br />

07.10.02<br />

14.10.02<br />

21.10.02<br />

28.10.02<br />

04.11.02<br />

11.11.02<br />

18.11.02<br />

25.11.02<br />

02.12.02<br />

09.12.02<br />

16.12.02<br />

23.12.02<br />

30.12.02<br />

06.01.03<br />

13.01.03<br />

20.01.03<br />

27.01.03<br />

03.02.03<br />

10.02.03<br />

23.12.02<br />

30.12.02<br />

06.01.03<br />

13.01.03<br />

20.01.03<br />

27.01.03<br />

03.02.03<br />

10.02.03<br />

17.02.03<br />

24.02.03<br />

03.03.03<br />

10.03.03<br />

17.03.03<br />

24.03.03<br />

31.03.03<br />

07.04.03<br />

17.02.03<br />

24.02.03<br />

03.03.03<br />

10.03.03<br />

17.03.03<br />

24.03.03<br />

31.03.03<br />

07.04.03<br />

Die Heizungsumwälzpumpe in der ASV 36-40 hat gegenüber ASV 31-35 einen um 18% höheren<br />

Stromverbrauch. Vergleicht man die Einsparung mit den protokollierten Volumenströmen, dann<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 53<br />

wird die Reduzierung des Volumenstromes in der Übergangszeit Herbst und Frühjahr deutlich.<br />

Genau hier liegt das Einsparpotential durch die Adaption.<br />

3.5.3 Raumtemperaturen<br />

Die Auswertung der am Riecon50 eingestellten Raum-Solltemperaturen zeigen gebäudebezogen<br />

typische Nutzergewohnheiten. Der prozentuale Anteil der eingestellten Sollwerte ändert sich nur<br />

minimal im Vergleich zwischen dem 1.12.2002 und dem 1.12.2003.<br />

[%]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

24 20<br />

28<br />

34<br />

65 68<br />

34 34<br />

22 20<br />

24 20<br />

Bild 3.21: Vergleich der eingestellten Raum-Solltemperaturen<br />

%<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

50<br />

58<br />

Vergleich der eingestellten RaumSollTemperaturen<br />

1.12.2002 und 1.12.2003<br />

Bild 3.22: Änderung der Raum-Solltemperaturen durch den Mieter<br />

03 KE, 22.04.04<br />

42 46<br />

50 46<br />

10-20°C 21-22°C 23-25°C<br />

WZ_2002 WZ_2003 Bad_2002 Bad_2003 Schl/Ki_2002 Schl/Ki_2003<br />

%-Anteil der vom Mieter gewählten RaumSollTemperaturen in Abhängigkeit der Raumnutzung<br />

24<br />

Wohnzimmer Bad<br />

84<br />

Schlaf/Kinderzimmer<br />

81<br />

34<br />

25 25<br />

22<br />

20<br />

42<br />

56<br />

66<br />

28<br />

14 14<br />

22<br />

30<br />

20<br />

50<br />

65<br />

14 14<br />

10-20°C 21-22°C 23-25°C 10-20°C 21-22°C 23-25°C 10-20°C 21-22°C 23-25°C<br />

01.06.02 01.09.02 01.12.02<br />

24<br />

11<br />

13<br />

5<br />

2<br />

11


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 54<br />

Vergleicht man die eingestellten Raum-Solltemperaturen am Ende der Heizperiode (1.Juni) bzw.<br />

Beginn einer Heizperiode (1.September) und in einem typischen Wintermonat (1. Dezember),<br />

dann gibt es sichtbare Änderungen und zeigt eine Nutzung des Systems durch den Mieter.<br />

Der Einfluss der eingestellten Temperaturen ist direkt mit dem Wärmeverbrauch einer Wohnung<br />

verknüpft.<br />

[h/Woche]<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Bild 3.23: Analyse der Nutzungszeiten und wohnungsweisen Wärmeverbräuche<br />

Die Analyse der Nutzungszeiten erfolgte wochenweise. Die max. Nutzungsstunden pro Woche<br />

betragen für:<br />

1-Raum-WE: 336 h/Woche<br />

3-Raum-WE: 672 h/Woche<br />

WE 1<br />

WE 3<br />

WE 5<br />

WE 7<br />

WE 9<br />

WE 11<br />

WE 13<br />

WE 15<br />

WE 17<br />

WE 19<br />

WE 21<br />

Nutzungszeiten und Verbrauch<br />

Dezember 2002<br />

WE 23<br />

[h/Woche] Dezember_2002<br />

WE 25<br />

WE 27<br />

WE 29<br />

WE 31<br />

WE 33<br />

WE 35<br />

WE 37<br />

WE 39<br />

WE 41<br />

WE 43<br />

WE 45<br />

WE 47<br />

WE 49<br />

Die eingestellten Raum-Solltemperaturen wurden für die Wohnzimmer lageabhängig ermittelt.<br />

Auswahldatum ist der 1. Dezember 2003.<br />

03 KE, 22.04.04<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

[Verbrauchseinheiten]


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 55<br />

TR_Soll [°C]<br />

Bild 3.24: Wohnzimmer in Randlagen<br />

TR_Soll [°C]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

WE 41 (1-R-WE)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

AS 31_offGiebel<br />

WE 43 (3-R-WE)<br />

AS 31_Mitte_rechts<br />

WE 45 (3-R-WE)<br />

Giebel Haus 31<br />

AS 32_Mitte_links<br />

WE 47 (3-R-WE)<br />

AS 32_Mitte_rechts<br />

TR-Soll Wohnzimmer 1.12.2003<br />

WE 49 (3-R-WE)<br />

WE 2 (1-R-WE)<br />

Trennwand zum<br />

Nachbargebäude<br />

Haus 36<br />

Bild 3.25: Wohnzimmer im Erdgeschoss und oberstes Geschoss<br />

03 KE, 22.04.04<br />

WE 4 (3-R-WE)<br />

TR-Soll Wohnzimmer 1.12.03<br />

EG 5.OG<br />

AS 33_Mitte_links<br />

AS 33_Mitte_rechts<br />

AS 34_Mitte_links<br />

WE 6 (3-R-WE)<br />

AS 34_Mitte_rechts<br />

WE 8 (3-R-WE)<br />

AS 35_Mitte_links<br />

WE 10 (3-R-WE)<br />

AS 35_Mitte_geschlGiebel


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 56<br />

TR_Soll [°C]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Bild 3.26: Wohnzimmer in Mittellage<br />

Errechnet man die Mittelwerte der lageabhängig dargestellten Temperaturen dann ergeben sich<br />

folgende Werte:<br />

Giebel Haus 31: 21,6°C<br />

Trennwand zu Haus 36 : 20,2°C<br />

Erdgeschoss: 21,6°C<br />

5. Geschoss: 22,1°C<br />

Mittellage: 21,4°C<br />

Ohne die insgesamt 3 mal eingestellten Spartemperaturen von 10°Cund 3 mal eingestellten<br />

Temperaturen von 13,5 bzw. 15°C ergeben sich diese Mittelwerte:<br />

Giebel Haus 31: 21,6°C<br />

Trennwand zu Haus 36: 22,8°C<br />

Erdgeschoss: 22,3°C<br />

5. Geschoss: 22,1°C<br />

Mittellage: 22,8°C<br />

TR-Soll Wohnzimmer in Mittellage 1.12.2003<br />

WE 3<br />

WE 4<br />

WE 5<br />

WE 6<br />

WE 7<br />

WE 8<br />

WE 13<br />

WE 14<br />

WE 15<br />

WE 16<br />

WE 17<br />

WE 18<br />

WE 23<br />

WE 24<br />

WE 25<br />

WE 26<br />

WE 27<br />

WE 28<br />

WE 33<br />

WE 34<br />

WE 35<br />

WE 36<br />

WE 37<br />

WE 38<br />

WE 43<br />

WE 44<br />

WE 45<br />

WE 46<br />

WE 47<br />

WE 48<br />

Die Mittelwerte der Soll-Temperaturen zeigen ein fast einheitliches Temperaturprofil. Der niedrigere<br />

Mittelwert am offenen Giebel ist die Auswirkung der 20 cm Wärmedämmung.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 57<br />

3.6 Detailergebnisse Conit in ASV 36-40<br />

(Alexander Schellhardt)<br />

3.6.1 Wärmerückgewinnung – Rückwärmezahlen<br />

An den Wärmeübertragern der “Messwohnungen” wurden im Rahmen der Langzeitmessungen<br />

die Temperaturen von Außenluft, Zuluft, Abluft und Fortluft erfasst. Weiterhin wurden an der Systemgrenze<br />

im Dachraum die Außenluft- und die Fortlufttemperaturen gemessen.<br />

Aus den erfassten Daten wurden die Rückwärmezahlen nach VDI 2071 nach folgenden Bezie-<br />

hungen ermittelt:<br />

abluftbezogen:<br />

zuluftbezogen:<br />

? 1 ?<br />

Die Rückwärmezahlen drücken das Verhältnis von Temperaturdifferenzen aus. Bei der Rückwärmezahl<br />

?1 wird die Temperaturdifferenz zwischen Abluft und Fortluft, bei der Rückwärmezahl<br />

? 2 die Temperaturdifferenz zwischen Zuluft und Außenluft zur Temperaturdifferenz zwi-<br />

schen Abluft und Außenluft ins Verhältnis gesetzt. Damit soll eine qualitative Beschreibung des<br />

Wärmerückgewinnungsvermögens des Wärmeübertragers erreicht werden.<br />

03 KE, 22.04.04<br />

? 2<br />

Die der Rückwärmezahl ? 1 zugrunde liegende Temperaturdifferenz zwischen Abluft und Fortluft<br />

kann als Maß für die Wärmemenge verstanden werden, die der Abluft entzogen wird und der<br />

Aufheizung der Außenluft dient, also im Gebäude verbleibt. Die Differenz zwischen Abluft- und<br />

Außenlufttemperatur dagegen ist ein Maß für die Wärmemenge, die insgesamt – Heizung und<br />

Wärmerückgewinnung einschließend - eingesetzt wurde, um die Außenluft auf die erforderliche<br />

Raumtemperatur zu bringen, anders ausgedrückt: um die Lüftungswärmeverluste auszuglei-<br />

chen.<br />

Die Temperaturdifferenz zwischen Zuluft und Außenluft, die der Rückwärmezahl ? 2 zugrunde<br />

liegt, ist Ausdruck der Wärmemenge, die der Außenluft bis zum Austritt aus dem Wärmeübertrager<br />

zugeführt wurde. Somit drücken beide Differenzverhältnisse (? 1 und ? 2) aus, welcher<br />

Wärmemengenanteil durch die Wärmerückgewinnung dem Energiehaushalt des Gebäudes zugute<br />

kommt und nicht durch das Heizungssystem für den Ausgleich der Lüftungswärmeverluste<br />

aufgewendet werden muss.<br />

?<br />

t<br />

t<br />

t<br />

t<br />

ab<br />

ab<br />

zu<br />

ab<br />

? t<br />

? t<br />

? t<br />

? t<br />

fo<br />

au<br />

au<br />

au<br />

(1)<br />

(2)


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 58<br />

Die Rückwärmezahl wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, die eine direkte Wertung erschweren.<br />

Im Sommer und auch in der Übergangsperiode treten Temperaturverhältnisse auf, bei<br />

denen die Außenlufttemperaturen über die Ablufttemperaturen steigen. In dem Bereich, wo beide<br />

Temperaturen annähernd gleich sind, geht die Rückwärmezahl gegen unendlich. Liegt die Außenlufttemperatur<br />

über der Ablufttemperatur wird die Rückwärmezahl negativ.Des Weiteren sind<br />

die Rückwärmezahlen abhängig von den Luftvolumenströmen. Divergieren diese, so sind auch<br />

größere Differenzen zwischen den Rückwärmezahlen zu erwarten.<br />

Nicht zuletzt werden die rechnerisch ermittelten Rückwärmezahlen aus Temperaturwerten ge-<br />

bildet, die mit entsprechenden Messunsicherheiten versehen sind. Diese Messunsicherheiten<br />

resultieren zum einen aus den Messfehlern der eingesetzten Sensoren, zum anderen aus Einflüssen<br />

im System wie Undichtheiten, Wärmeabgabe und -aufnahme über die Außenflächen der<br />

Wärmeübertrager und Luftleitungen und anderem mehr.<br />

Monat WÜT 0202 WÜT 0402 WÜT 0502 Gesamtsystem<br />

? 1 ? 2 ? 1 ? 2 ? 1 ? 2 ? 1 ? 2<br />

Oktober 02 0,82 0,97 0,72 1,00 0,42 1,02 0,70 1,00<br />

November 02 0,79 0,98 0,74 0,99 0,42 1,02 0,69 1,00<br />

Dezember 02 0,71 0,98 0,66 0,98 0,44 1,01 0,65 1,00<br />

Januar 03 0,72 0,98 0,79 0,88 0,40 1,01 0,67 0,97<br />

Februar 03 0,76 0,98 0,64 0,99 0,46 1,01 0,70 1,00<br />

Mittelwert 0,79 0,98 0,71 0,97 0,43 1,01 0,68 0,99<br />

Tab. 3.8: Monatsmittel der Rückwärmezahlen<br />

Tabelle 3.8 enthält eine Übersicht der aus den gemessenen Temperaturen berechneten Monatsmittelwerte<br />

der Rückwärmezahlen für die Monate Oktober 2002 bis Februar 2003. Die<br />

Rückwärmezahlen wurden sowohl für jeden einzelnen Wärmeübertrager in den “Messwohnun-<br />

gen” als auch für das Gesamtsystem mit der Systemgrenze im Dachraum berechnet. Bei der<br />

Berechnung für das Gesamtsystem wurden die Mittelwerte der an den Wärmeübertragern in den<br />

Wohnungen gemessenen Zuluft- und Ablufttemperaturen sowie die im Dach gemessenen Werte<br />

der Außen- und Fortlufttemperaturen zugrunde gelegt.<br />

Bei niedrigen Außentemperaturen wird der Außenluft-Volumenstrom reduziert, um Eisbildung am<br />

obersten Wärmeübertrager zu verhindern. Dabei wird der Volumenstrom nicht vollständig unterbunden,<br />

sondern mittels Reduzierung der Lüfterdrehzahl gesenkt. Gleichzeitig wird damit allerdings<br />

ein Ungleichgewicht zwischen Außen- und Fortluftvolumenstrom erzeugt, dass dazu führt,<br />

dass ein entsprechender Teil der Wärmeenergie über die Fortluft entweicht. Die abluftbezogene<br />

Rückwärmezahl ? 1 sinkt. Es zeigt sich außerdem, dass die zuluftbezogenen Rückwärmezahlen<br />

? 2 in der Regel um 1,0 liegen, die abluftbezogenen Rückwärmezahlen ? 1 dagegen zum<br />

einen von Wärmeübertrager zu Wärmeübertrager unterschiedlich und außerdem starken<br />

Schwankungen unterworfen sind. Außerdem ist festzustellen, dass die Temperaturunterschiede<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 59<br />

zwischen Zuluft und Abluft marginal sind. Die hohen zuluftbezogenen Rückwärmezahlen ? 2<br />

zeigen, dass die Zuluft beim Austritt aus dem Wärmeübertrager nahezu auf Raumlufttemperatur<br />

gebracht ist.<br />

Die niedrigeren abluftbezogenen Rückwärmezahlen ? 1 deuten darauf hin, dass ein Teil der<br />

Wärme nicht aus der mittels Wärmeübertragung zurück gewonnenen Wärmeenergie resultiert<br />

sondern aus anderen Quellen stammen muss. An erster Stelle sind hier als eine Quelle Transmissionswärmegewinne<br />

aus den beheizten Volumina zu nennen, die über die Außenflächen des<br />

Kanalsystems und der Wärmeübertrager aufgenommen werden. Weiterhin könnten auch Un-<br />

dichtigkeiten in den Wärmeübertragern zu direkten Strömungsübertragungen von der Abluft auf<br />

die Zuluft führen.<br />

3.6.2 Abschätzung der Wärmeverluste über die ungedämmten Luftkanäle<br />

Im Folgenden wird der Wärmeverlust, der infolge der ungedämmten Außenluftkanäle entsteht,<br />

abgeschätzt. Wegen der räumlichen Begrenztheit der Installationsschächte musste auf die<br />

Dämmung der Außenluftkanäle verzichtet werden. Damit sind hier Wärmeübertragungen über<br />

die Kanalwände zu erwarten, die zur Senkung der Effektivität des Gesamtsystems führen.<br />

Der Abschätzung liegen folgende Annahmen zugrunde:<br />

Außenluftkanal<br />

Abmessungen 350 mm x 280 mm<br />

Wanddicke 20 mm<br />

Querschnitt 0,067 m²<br />

Material Calzium-Silikat<br />

ohne Dämmung ? R 0,18 W/(mK)<br />

mit 4 cm Dämmung WLG 040 ? R 0,04 W/(mK)<br />

Geschoss Außenluft Fortluft<br />

je Geschoss Summe Luftgeschw. je Geschoss Summe Luftgeschw.<br />

OG4 80 m³/h 380 m³/h 1,59 m/s 80 m³/h 380 m³/h 3,36 m/s<br />

OG3 80 m³/h 300 m³/h 1,25 m/s 80 m³/h 300 m³/h 2,65 m/s<br />

OG2 80 m³/h 220 m³/h 0,92 m/s 80 m³/h 220 m³/h 1,95 m/s<br />

OG1 80 m³/h 140 m³/h 0,58 m/s 80 m³/h 140 m³/h 1,24 m/s<br />

EG 60 m³/h 60 m³/h 0,25 m/s 60 m³/h 60 m³/h 0,53 m/s<br />

Tab. 3.9: Volumenströme<br />

Schachttemperatur 20,0 °C<br />

Außentemperatur 8,9 °C (Jahresmittel)<br />

Heizgradtage 3.500 Kd<br />

Wärmeübergänge:<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 60<br />

Kanalaußenseite Umgebungstemperatur<br />

OG4..............................................0,11 m²K/W ............... 20,0 °C<br />

OG3..............................................0,11 m²K/W ............... 20,0 °C<br />

OG2..............................................0,11 m²K/W ............... 20,0 °C<br />

OG1..............................................0,11 m²K/W ............... 20,0 °C<br />

EG................................................0,11 m²K/W ............... 20,0 °C<br />

Kanalinnenseite Lufttemperatur<br />

OG4..............................................0,07 m²K/W ............... 11,6 °C<br />

OG3..............................................0,07 m²K/W ............... 12,8 °C<br />

OG2..............................................0,08 m²K/W ............... 14,2 °C<br />

OG1..............................................0,09 m²K/W ............... 15,8 °C<br />

EG................................................0,11 m²K/W ............... 17,4 °C<br />

Wärmeverluste ohne Dämmung:<br />

Geschoss Wärmedurchgangswider-<br />

stand<br />

Wärmestrom Fläche Verlust<br />

OG4 0,48 m²K/W 17,5 W/m² 3,53 m² 215,9 kWh/a<br />

OG3 0,48 m²K/W 15,0 W/m² 3,53 m² 185,1 kWh/a<br />

OG2 0,49 m²K/W 11,8 W/m² 3,53 m² 145,3 kWh/a<br />

OG1 0,50 m²K/W 8,4 W/m² 3,53 m² 103,6 kWh/a<br />

EG 0,52 m²K/W 5,0 W/m² 3,53 m² 61,9 kWh/a<br />

Verlust des Einzelschachtes 711,9 kWh/a<br />

Verlust von 10 Schächten 7.118,7 kWh/a<br />

bezogen auf Nutzfläche: 2.539 m² 2,8 kWh/(m²a)<br />

Wärmeverluste mit 4 cm Dämmung (WLG 040):<br />

Geschoss Wärmedurchgangswiderstand<br />

Wärmestrom Fläche Verlust<br />

OG4 1,48 m²K/W 5,7 W/m² 3,53 m² 70,1 kWh/a<br />

OG3 1,48 m²K/W 4,9 W/m² 3,53 m² 60,1 kWh/a<br />

OG2 1,49 m²K/W 3,9 W/m² 3,53 m² 47,8 kWh/a<br />

OG1 1,50 m²K/W 2,8 W/m² 3,53 m² 34,6 kWh/a<br />

EG 1,52 m²K/W 1,7 W/m² 3,53 m² 21,2 kWh/a<br />

Verlust des Einzelschachtes 233,7 kWh/a<br />

Verlust von 10 Schächten 2.336,9 kWh/a<br />

bezogen auf Nutzfläche: 2.539 m² 0,9 kWh/(m²a)<br />

Mit den oben aufgeführten Randbedingungen ergibt die Abschätzung einen Transmis-<br />

sionswärmeverlust über die ungedämmten Außenluftkanäle von 2,8 kWh/(m²a). Mit einer 4 cm<br />

dicken Dämmung (WLG 040) wäre dieser auf 0,9 kWh/(m²a) reduzierbar.<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 61<br />

3.7 Ergebnisse Warmwasserbereitung<br />

3.7.1 Gesamtverbräuche<br />

Hinweis: Der Einfluss von Wärmepumpe und Solaranlage ist hier nicht berücksichtigt, es wird<br />

nur die Verbrauchsseite betrachtet. Solaranlage und Wärmepumpe werden in den Kapiteln 3.8<br />

und 3.9 behandelt.<br />

Der Warmwasserverbrauch in m 3 vor Sanierung läßt sich nicht beziffern, da im unsanierten Zustand<br />

mit wohnungsweisen Gasthermen nur eine Wasseruhr für den Gesamtverbrauch Warm-<br />

und Kaltwasser im Haus vorhanden war. Der Gasverbrauch für die Warmwasserbereitung wurde<br />

auf 34,30 kWh/m 2 a berechnet. Für den sanierten Zustand wurden die Messwerte nach Tabel-<br />

le 3.10 ermittelt (Basis Januar bis Dezember 2003).<br />

ASV 21 - 25 ASV 31 - 35 ASV 36 - 40<br />

Wärme TWW Wärme TWW Wärme TWW<br />

gesamt Verbrauch gesamt Verbrauch gesamt Verbrauch<br />

TWW TWW TWW<br />

MWh m³ MWh m³ MWh m³<br />

Mrz 02 7,43 86,00 6,11 61,02 7,27 74,59<br />

Apr 02 6,65 76,00 5,08 50,91 6,19 68,39<br />

Mai 02 6,07 74,00 5,16 54,07 4,96 62,47<br />

Jun 02 4,84 61,00 4,45 47,19 4,85 55,68<br />

Jul 02 5,15 66,00 4,83 53,65 4,77 54,86<br />

Aug 02 4,53 57,00 4,26 44,12 4,19 44,09<br />

Sep 02 5,77 74,00 5,21 53,71 5,29 60,30<br />

Okt 02 5,67 71,00 5,40 59,14 5,62 71,07<br />

Nov 02 5,64 73,00 5,21 57,67 5,49 70,22<br />

Dez 02 7,25 93,00 6,17 74,84 6,14 75,73<br />

Jan 03 5,79 72,00 5,84 58,04 5,71 66,00<br />

Feb 03 5,73 73,00 5,49 50,78 5,56 61,74<br />

Mrz 03 6,61 84,00 6,03 60,15 7,14 83,56<br />

Apr 03 6,09 80,00 5,79 53,00 6,34 73,23<br />

Mai 03 4,94 62,00 5,37 48,00 5,79 67,35<br />

Jun 03 5,46 70,00 4,62 46,03 4,97 57,08<br />

Jul 03 5,42 72,00 4,69 45,23 5,27 59,68<br />

Aug 03 5,38 72,00 5,04 41,00 5,46 63,47<br />

Sep 03 5,54 72,00 5,29 46,00 5,64 66,94<br />

Okt 03 6,47 85,00 6,08 64,66 7,00 84,31<br />

Nov 03 4,53 65,00 4,66 48,75 5,31 62,81<br />

Dez 03 5,95 96,00 6,65 70,40 7,71 92,59<br />

Durchschnitt/Monat 5,66 75,25 5,46 52,67 5,99 69,89<br />

kWh/m 2 a 26,74 25,81 28,32<br />

Tab. 3.10: Messwerte zum Warmwasserverbrauch und Wärmeverbrauch für die Warmwasserbe-<br />

reitung, fett: Den Auswertungen zugrundeliegende Messperiode<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 62<br />

Tabelle 3.10 zeigt, dass trotz der Zentralisierung der Warmwasserbereitung mit den damit einhergehenden<br />

Zirkulationsverlusten eine Reduzierung des Wärmeverbrauchs zur Warmwasserbereitung<br />

von 34 kWh/m 2 a auf 26 bis 28 KWh/m 2 a stattgefunden hat. Dies entspricht einem Ein-<br />

sparpotential von 18 bis 24 %. Ursächlich hierfür sind zum einen die schlechten Wirkungsgrade<br />

der veralteten Gasthermen vor Sanierung, zum anderen die moderne Technik und sorgfältige<br />

Ausführung der neuen Versorgungsanlage.<br />

Wie schon beim Vorhaben Emrichstraße sind auch hier die großen Unterschiede im Verbrauchsverhalten<br />

erstaunlich. Obwohl jeder Messabschnitt aus 50 Wohnungen besteht, und man eigent-<br />

lich so etwas wie statistische Mittelwerte erwarten müsste, bewegen sich die Durchschnittswerte<br />

der Monatsverbräuche zwischen 53 (ASV 31 – 35) und 75 m 3 (ASV 21 – 25).<br />

3.7.2 Zapfverluste und Zirkulationsverluste<br />

(Jürgen Wegewitz)<br />

Die messtechnische Erfassung der sanitären Anlage erfolgte über folgende Verbrauchsdaten:<br />

- Wasserverbrauch in m³<br />

- Wärmeverbrauch der Warmwasserbereitung<br />

- Wärmeverbrauch der Zirkulation<br />

Diese Auswertung wurde an vier baugleichen Wohnblöcken vorgenommen. Die sanitärtechni-<br />

sche Ausstattung dieser Wohnblöcke ist identisch.<br />

Folgende Wohnblöcke wurden ausgewertet:<br />

- Albert-Schweitzer-Straße 21-25<br />

- Albert-Schweitzer-Straße 26-30<br />

- Albert-Schweitzer-Straße 31-35<br />

- Albert-Schweitzer-Straße 36-40<br />

Die Zirkulationspumpen wurden über Zeitschaltuhren gesteuert und in der Nacht über den Zeitraum<br />

von 23°° bis 3°° Uhr abgeschaltet. Eine Verstellung der Uhrzeit erfolgte im ganzen Messzeitraum<br />

nicht. Vorgabe laut DVGW- Blatt ist mit einer Warmwassertemperatur von 60 ° C aus<br />

dem Speicher heraus und mit ca. 55 °C über die Zirkulation zurück zu kommen. Kurzzeitig wurde<br />

die Anlage auch mit Temperaturen von 58 °C aus dem Speicher und 55 °C Zirkulationstemperatur<br />

gefahren.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 63<br />

- Spezifische Werte<br />

In der folgenden Tabelle sind die spezifischen Messwerte für die Wohnblöcke Albert-Schweitzer-<br />

Straße 31-40 dargestellt.<br />

Albert-Schweitzer-Straße 31-35 Albert-Schweitzer-Straße 36-40<br />

Zirkverlust TWW-Menge TWW-Energie Zirkverlust TWW-Menge TWW-Energie<br />

[ MWh ] m³ [ MWh ] [ MWh ] m³ [ MWh ]<br />

Mrz. 02 2,87 61,02 3,24 3,15 74,59 4,12<br />

Apr. 02 2,42 50,91 2,66 2,45 68,39 3,74<br />

Mai. 02 2,44 54,07 2,72 1,82 62,47 3,14<br />

Jun. 02 2,11 47,19 2,34 2,23 55,68 2,62<br />

Jul. 02 2,24 53,65 2,59 2,21 54,86 2,56<br />

Aug. 02 2,11 44,12 2,15 2,10 44,09 2,09<br />

Sep. 02 2,48 53,71 2,74 2,40 60,30 2,89<br />

Okt. 02 2,38 59,14 3,02 2,21 71,07 3,42<br />

Nov. 02 2,22 57,67 2,98 2,01 70,22 3,47<br />

Dez. 02 2,55 74,84 3,61 2,20 75,73 3,94<br />

Jan. 03 2,63 58,04 3,21 2,20 66,00 3,51<br />

Feb. 03 2,60 50,78 2,89 2,20 61,74 3,36<br />

Mrz. 03 2,71 60,15 3,33 2,62 83,56 4,53<br />

Apr. 03 2,51 53,00 3,28 2,47 73,23 3,87<br />

Mai. 03 2,46 48,00 2,91 2,38 67,35 3,42<br />

Jun. 03 2,23 46,03 2,39 2,14 57,08 2,84<br />

Jul. 03 2,35 45,23 2,35 2,35 59,68 2,92<br />

Aug. 03 2,38 41,00 2,67 2,34 63,47 3,11<br />

Sep. 03 2,41 46,00 2,88 2,32 66,94 3,32<br />

Okt. 03 2,64 64,66 3,45 2,67 84,31 4,33<br />

Nov. 03 2,00 48,75 2,66 2,00 62,81 3,31<br />

Dez. 03 2,82 70,40 3,84 2,77 92,59 4,95<br />

Durchschnitt 2,43 54,02 2,90 2,33 67,10 3,43<br />

Tab. 3.11: Monatsmesswerte zum Warmwasserverbrauch<br />

Damit können auch verschiedene wichtige Kennwerte für die einzelnen Blöcke ermittelt werden.<br />

In der folgenden Tabelle sind Durchschnittswerte über den gesamten Messzeitraum dargestellt.<br />

ASV 21-25 ASV 26-30 ASV 31-35 ASV 36-40<br />

TWW-Verbrauch pro WE 48 l/WE*d 46 l/WE*d 35 l/WE*d 44 l/WE*d<br />

Anteil Zirkulationsverluste 35% 37% 46% 41%<br />

Zirkulationsverluste pro WE/d 57,4 W/WE 57,3 W/WE 63,0 W/WE 66,0 W/WE<br />

Tab. 3.12: Kennwerte zum Warmwasserverbrauch<br />

Der Trinkwarmwasserverbrauch beträgt durchschnittlich 35 l bis 48 l pro WE am Tag. In jedem<br />

Wohnblock sind 40 Wohnungen als 3-Raum- Wohnung und 10 Wohnungen als 1-Raum-<br />

Wohnung vorhanden. Der allgemeine Durchschnittsverbrauch nach VDI 2067 Blatt 12 wird mit<br />

ca. 26 l Trinkwarmwasser je Person veranschlagt. Im Albert-Schweitzer-Viertel liegt der<br />

Verbrauch zwischen 17,5 l und 24 l je Person und damit unter dem allgemeinen Durchschnitts-<br />

verbrauch (Anmerkung: Die Auswertung einer Mieterbefragung der KÖWOGE ergab eine Belegung<br />

von 1,7 Per. / WE).<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 64<br />

Der Energieverbrauch der Zirkulation gegenüber dem Gesamtenergieverbrauch für TWW-Bereitung<br />

schwankte zwischen 35 % und 46 % je nach TWW-Verbrauch. Dieser hat damit einen ho-<br />

hen Anteil am Gesamtenergiebedarf für die Trinkwarmwasserbereitung.<br />

Ein Kennwert für die Zirkulation sind die Wärmeverluste pro Wohneinheit. Sie entsprechen etwa<br />

den errechneten Werten nach DVGW - W553. Die errechneten Werte nach DVGW W553 sind<br />

ein Volumenstrom von 560 l/h mit einem Wärmeverlust von ca. 3.256 W. Dies entspricht 65,1 W<br />

pro WE rechnerisch ermittelte Zirkulationsverluste für dieses Projekt. Die Wärmeverluste über<br />

die Zirkulation betragen nach den Messungen zwischen 57 W pro WE bis 66 W pro WE. In weit<br />

verzweigten Zirkulationsnetzen wurden schon Zirkulationsverluste über 100 W pro WE (Messprogramm<br />

FH Lausitz Cottbus) gemessen. Damit kann die Ausführung der Dämmung des<br />

Trinkwarmwasser- und des Zirkulationsnetzes in diesem Projekt als gut bezeichnet werden.<br />

Bild 3.27: Monatlicher Warmwasserverbrauch im Albert-Schweitzer-Viertel<br />

Dem oben stehenden Diagramm kann der Jahresverlauf des Trinkwarmwasserverbrauches entnommen<br />

werden. Zu erkennen ist der charakteristisch stärkere Verbrauch während der Wintermonate<br />

gegenüber den Sommermonaten sowie eine ähnliche Verbrauchsstruktur der einzelnen<br />

Blöcke.<br />

Waserverbrauch [m³]<br />

100,00<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

TWW-Verbrauch<br />

Mrz 02 Apr 02 Mai 02 Jun 02 Jul 02 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02 Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03 Mai 03 Jun 03 Jul 03 Aug 03<br />

Zeit [ Monat ]<br />

31-35 TWW-Menge m³ 36-40 TWW-Menge m³ 21-25 TWW-Menge m³ 26-30 TWW-Menge m³<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 65<br />

- Abhängigkeit Zirkulation und Warmwasserverbrauch<br />

Die Verluste eines Zirkulationsnetzes sind abhängig von der Netzausdehnung, Netzumgebungstemperatur,<br />

Leitungsisolierung und Betriebsdauer. Ein Zusammenhang mit dem Warmwasser-<br />

verbrauch auf die Zirkulationsverluste sollte eigentlich nicht vorhanden sein. Wie oben erläutert<br />

sind die vier Wohnblöcke gleicher Bauart und mit gleicher Wohnungsanzahl. Die Rohrlängen<br />

sowie deren Isolierung sind vom gleichen Standard. Die Temperatur innerhalb der Wohnungen<br />

beträgt im Mittel 21-22°C. Somit müssten die Wärmeverluste über die Zirkulation in allen Wohnblöcken<br />

etwa die gleiche Größe aufweisen. Die Wärmeverluste über die Zirkulation der vier<br />

Wohnblöcke stellt sich wie folgt dar:<br />

Zirkulationsverluste [MWh/Monat]<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

Bild 3.28: Zirkulationsverluste im Albert-Schweitzer-Viertel<br />

Der Verlauf der einzelnen Zirkulationsverluste ist ähnlich, unterscheidet sich aber doch durch ihre<br />

Höhe der Verluste. Die Zirkulations-Wärmeverluste wurden anschließend in Bild 3.29 gegen den<br />

Warmwasserverbrauch für die Wohnblöcke 21-30 und 31-40 aufgetragen.<br />

Anhand der beiden Gegenüberstellungen ist zu erkennen, dass die Kurve des Trinkwarmwasser-<br />

verbrauches und der Zirkulationsverluste jeweils gegenläufig ist. Das Gebäude mit dem höheren<br />

Trinkwarmwasserverbrauch weist jeweils einen niedrigeren Wärmeverlust der Zirkulation auf.<br />

Daraus kann geschlossen werden, dass es bei gleichen Trinkwarmwassernetzen eine Abhän-<br />

gigkeit der gemessenen Zirkulationsverluste vom Trinkwarmwasserverbrauch gibt. Die Auslegung<br />

nach DVGW 553 beinhaltet eine Auslegung der Zirkulationsleitungen mit einer Abkühlung<br />

von maximal delta t 5 K. Das bedeutet 2,5 K Wärmeverluste im Vorlauf und 2,5 K Wärmeverluste<br />

über die Zirkulationsleitungen.<br />

Mrz 02 Apr 02 Mai 02 Jun 02 Jul 02 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02 Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03 Mai 03 Jun 03 Jul 03 Aug 03<br />

Zeit [ Monat ]<br />

31-35 Zirkulationsverlust (MWh) 36-40 Zirkulationsverlust (MWh) 21-25 Zirkulationsverlust (MWh) 26-30 Zirkulationsverlust (MWh)<br />

Die Wärmeverluste ergeben sich aus Q= m*cp*delta t =k*A*delta t.<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 66<br />

Die Wärmeverluste im System bleiben gleich. Durch die Erhöhung des Massenstromes im<br />

Rohrsystem wird mehr Energie bis zum Endverbraucher gebracht (60° Warmwassertemperatur).<br />

Das Temperaturverhältnis der Zirkulation wird kleiner, somit werden auch die gemessenen<br />

Energieverluste zum Verbraucher reduziert. Die Zirkulation wird somit über die Zirkulationsleitungen<br />

mit einem kleinerem ?t als 5 K zurück zum TWW-Speicher geführt. Hierdurch erklären sich<br />

die unterschiedlichen Werte der einzelnen Wohnblöcke.<br />

Wa<br />

sse<br />

rve<br />

rbr<br />

au<br />

ch<br />

[m³<br />

]<br />

100,00<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

Wasserverbrauch [m³]<br />

0,00<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Bild 3.29: oben: Vergleich Warmwasserverbrauch und Zirkulationsverluste ASV 21 – 25 und<br />

ASV 26 – 30<br />

unten: Vergleich Warmwasserverbrauch und Zirkulationsverluste ASV 31 – 35 und<br />

ASV 36 - 40<br />

Betrachtung des Trinkwarmwasserverbrauches und der Zirkulationsverluste ASV 21 - 30<br />

Mrz 02 Apr 02 Mai 02 Jun 02 Jul 02 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02 Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03 Mai 03 Jun 03 Jul 03 Aug 03<br />

Zeit [Monat]<br />

Albert-Schweitzer-Straße 21 -25 TWW-Menge m³ Albert-Schweitzer-Straße 26-30 TWW-Menge m³<br />

Albert-Schweitzer-Straße 21 -25 Zirkulationsverlust [ MWh ] Albert-Schweitzer-Straße 26-30 Zirkulationsverlust [ MWh ]<br />

Betrachtung des Trinkwarmwasserverbrauches und der Zirkulationsverluste ASV 31-40<br />

Mrz 02 Apr 02 Mai 02 Jun 02 Jul 02 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02 Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03 Mai 03 Jun 03 Jul 03 Aug 03<br />

Zeit [ Monat]<br />

Albert-Schweitzer-Straße 31-35 TWW-Menge m³ Albert-Schweitzer-Straße 36-40 TWW-Menge m³<br />

Albert-Schweitzer-Straße 31-35 Zirkulationsverlust [ MWh ] Albert-Schweitzer-Straße 36-40 Zirkulationsverlustverlust [ MWh ]<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

Wä<br />

rm<br />

eve<br />

rbr<br />

au<br />

ch<br />

Zir<br />

kul<br />

ati<br />

on<br />

[<br />

M<br />

Wh<br />

]<br />

03 KE, 22.04.04<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

3,30<br />

3,10<br />

2,90<br />

2,70<br />

2,50<br />

2,30<br />

2,10<br />

1,90<br />

1,70<br />

Wärmeverbrauch Zirkulation [ MWh]


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 67<br />

3.8 Ergebnisse Flachkollektoranlage<br />

Nach den guten Erfahrungen mit den Kollektoranlagen im Vorgängerprojekt Emrichstraße wurde<br />

auch für die Warmwasservorwärmung in der Gebäudehälfte ASV 36 – 40 eine Flachkollektoranlage<br />

eingesetzt. Sie besteht aus den Hauptkomponenten:<br />

- Kollektorfelder auf dem Dach<br />

- Solar-Pufferspeicher in einem der HAST benachbarten Raum<br />

- Wärmetauscher und Pumpen in der HAST<br />

- Bivalenter TWW-Bereitschaftsspeicher.<br />

Das Kollektorfeld wird aus acht Kollektoren der Firma Solvis mit insgesamt 66 m² Kollektorfläche<br />

gebildet. Die Kollektoren sind exakt südlich ausgerichtet und in einem Winkel von 45 Grad auf<br />

Stahlrahmen montiert. Bei der Anordnung der Verrohrung wurde darauf geachtet, möglichst geringe<br />

Rohrwärmeverluste zu erzeugen. Deshalb sind die Vorlauf-Leitungen kurz gehalten und<br />

nahe am mittigen Dach-Durchstoßpunkt angeordnet, während die kühleren Rücklaufleitungen<br />

vom Schacht aus über Dach zu den Enden der Kollektorfelder laufen. Weiterhin sind die Rohre<br />

mit 45 mm Dämmstoffdicke deutlich stärker gedämmt als üblich (30 mm). Nach unten zur HAST<br />

verlaufen die Leitungen in einem stillgelegten Lüftungsschacht. Wegen der räumlich beengten<br />

Situation in der HAST wurde der solare Pufferspeicher in einen benachbarten Raum verlegt. Die<br />

Rohrleitungen vom Dach ins Erdgeschoß verlaufen in einem stillgelegten Lüftungsschacht.<br />

Wärmetauscher, Pumpen und Steuerung sind in die Hausanschlussstation integriert.<br />

Einstrahlung auf Kollektorfläche 66,3 MWh/a / 1001 kWh/m²a<br />

Erzeugte Energie Kollektoren 26,3 MWh/a / 397 kWh/m²a<br />

Abgegebene Energie Kollektorkreis 24,3 MWh/a / 367 kWh/m²a<br />

Energielieferung Solarsystem an TWW-Bereitung 24,0 MWh/a<br />

Energielieferung Fernwärme an TWW-Bereitung 37,8 MWh/a<br />

Solarer Deckungsanteil TWW 38,8 %<br />

Systemnutzungsgrad Solaranlage 36,1 %<br />

Tab. 3.13: Simulationsergebnisse Solaranlage<br />

Kollektoren Solvis Tera F 80<br />

Kollektorfläche brutto 65,2 m²<br />

Kollektorfläche netto 60,96 m²<br />

Auslegungszapfverbrauch 3000 l / d<br />

Durchströmung geplant 15 l / m²*h<br />

Wärmetauscher ALFA Laval CB 51 – G 30 H<br />

Pufferspeicher Ratiotherm Oskar 2000/5,0 pv<br />

Volumen Pufferspeicher 2000 Liter<br />

Fabrikat / Typ Bereitschaftsspeicher Rudert RET 1000 Spezial<br />

Volumen bivalenter Bereitschaftsspeicher 1000 Liter<br />

Tab. 3.14: Auslegungsdaten Solaranlage<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 68<br />

Bild 3.30: Flachkollektoren mit weitspannender Unterkonstruktion und gut gedämmten Leitungen<br />

(Entlüfter zu diesem Zeitpunkt noch nicht isoliert)<br />

Auch die Kollektorerträge wurden detailliert gemessen und dokumentiert. Der wichtigste Wert ist<br />

sicherlich die übergebene Solarwärme, welche die nutzbare Solarwärme charakterisiert.<br />

Daneben wurde im Kollektorkreislauf auch die erzeugte Wärme gemessen, sodass ein thermischer<br />

Systemwirkungsgrad bestimmbar ist. Zusätzlich wurde der Stromverbrauch der Umwälzpumpe<br />

des Kollektorkreises aufgezeichnet, um – analog zur Wärmepumpe – auch eine Systemarbeitszahl<br />

bestimmen zu können. Weiterhin dienten diese Werte der monatlichen Plausibilitätsprüfung<br />

und der Überwachung der Anlage, in Ergänzung zur anlagenintegrierten Störungsmeldung.<br />

Bild 3.31 zeigt ein Schaltschema der Solaranlagen-Integration, in der darauffolgenden Tabelle<br />

3.15 sind die relevanten Messwerte seit Beginn der Messkampagne zusammengestellt. Den<br />

Auswertungen liegt, wie bei der Heizung, das Kalenderjahr 2003 zugrunde.<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 69<br />

Bild 3.31: Schaltschema Solaranlage<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 70<br />

Solar Solar Wärme Solar Solar Solar Global- HGT<br />

Warm- Warm- gesamt Beitrag Pumpe "Arbeits- strahlung<br />

wasser wasser<br />

Erzeugte Übergebene TWW TWW Strom- zahl" FU Dahlem<br />

FU Dahlem<br />

Wärme Wärme verbrauch ü.W/Strom<br />

MWh MWh MWh % kWh kWh/m² K*d<br />

Mrz 02 2,05 1,64 7,27 22,55 49 33,81 65 465,0<br />

Apr 02 2,38 2,13 6,19 34,42 52 40,96 101 343,4<br />

Mai 02 3,41 2,89 4,96 58,29 64 45,16 144 137,9<br />

Jun 02 2,57 2,41 4,85 49,72 60 40,17 160 87,2<br />

Jul 02 2,91 2,56 4,77 53,70 64 40,00 138 66,4<br />

Aug 02 3,27 2,93 4,19 69,88 62 47,26 137 0,0<br />

Sep 02 3,42 3,06 5,29 57,87 68 45,00 102 66,7<br />

Okt 02 1,55 1,50 5,62 26,67 47 31,91 42 387,1<br />

Nov 02 0,82 0,81 5,49 14,76 35 23,14 24 482,6<br />

Dez 02 0,59 0,29 6,14 4,73 36 8,06 18 712,5<br />

Jan 03 0,49 0,75 5,71 13,15 30 25,00 18 637,7<br />

Feb 03 1,59 1,41 5,56 25,34 43 32,79 45 609,9<br />

Mrz 03 2,79 2,51 7,14 35,15 64 39,22 85 481,2<br />

Apr 03 2,88 2,58 6,34 40,70 65 39,69 127 336,3<br />

Mai 03 0,96 0,76 5,79 13,12 83 9,16 164 28,1<br />

Jun 03 3,17 2,83 4,97 56,90 74 38,24 187 0,0<br />

Jul 03 3,14 2,80 5,27 53,14 69 40,58 159 0,0<br />

Aug 03 3,73 3,34 5,46 61,22 73 45,75 160 0,0<br />

Sep 03 1,97 2,14 5,64 37,92 66 32,42 106 39,8<br />

Okt 03 2,39 1,74 7,00 24,85 57 30,53 59 434,6<br />

Nov 03 0,78 0,74 5,31 13,93 33 22,42 23 420,0<br />

Dez 03 0,87 0,86 7,71 11,15 43 20,00 19 560,1<br />

Summe<br />

2003<br />

24,76 22,46 71,91 31,23 700,00 32,09 1154 3547,7<br />

Tab. 3.15: Monatliche Messwerte der Kollektorerträge, Deckungsbeiträge zur TWW-Bereitung,<br />

Arbeitszahl und Klimadaten; fett: den Auswertungen zugrundeliegender Messzeitraum<br />

Tabelle 3.15 liefert uns einige interessante Ergebnisse:<br />

Der Vergleich zwischen erzeugter und übergebener Wärme ergibt einen thermischen Systemwirkungsgrad<br />

von 91 %, also gehen etwa 9 % der Solarwärme im Leitungsnetz und in den Speichern<br />

verloren.<br />

Über das Jahr 2003 gesehen wurde ein durchschnittlicher Deckungsgrad von 31 % zur Warmwasserbereitung<br />

erreicht, planerisch vorgesehen waren knapp 39 %. Dies hängt einerseits mit<br />

den aufgetretenen technischen Problemen zusammen, andererseits war der Gesamtwärmeverbrauch<br />

für die Warmwasserbereitung in 2003 mit 71,9 MWh/a wesentlich höher als der Planwert<br />

von 61,8 MWh/a. Der reale Jahresertrag der Solaranlage von 22,46 MWh steht einem Plan-<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 71<br />

wert von 24,0 MWh/a gegenüber. Damit hat die Anlage die in sie gesetzten Erwartungen beinahe<br />

erfüllt.<br />

Primärenergetisch kann die Solaranlage – wie erwartet – glänzen. Für 100 kWh Nutzenergie<br />

Wärme werden nur 9,3 kWh Primärenergie benötigt, bei Fernwärme aus Heizwerken wären es<br />

130 kWh.<br />

Bild 3.32 zeigt noch einmal deutlich die starke jahreszeitliche Abhängigkeit der Effizienz der Solaranlage.<br />

Weiterhin ist ein gravierender Anlagendefekt im Mai 2003 erkennbar.<br />

Deckungsbeitrag %<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Jan<br />

03<br />

Feb<br />

03<br />

Mrz<br />

03<br />

Apr<br />

03<br />

Bild 3.32: Monatliche Deckungsbeiträge und Globalstrahlung, ein größerer Anlagendefekt im Mai<br />

2003 ist deutlich erkennbar<br />

Mai<br />

03<br />

Jun<br />

03<br />

Neben dem fast vollständigen Ausfall der Solaranlage im Mai 2003 kam es während der bisherigen<br />

Betriebszeit zu folgenden Problemen:<br />

Mai 2002: Zirkulationseinbindung Solaranlage fehlerhaft, Zirkulation wird abgesperrt, wenn Solaranlage<br />

eingebunden ist<br />

Sep. 2002: Laufende Störungsmeldungen ohne realen Hintergrund<br />

Sep. 2002: Korrosion an den Kollektorhalterungen festgestellt<br />

Dez. 2002: Solar-Wärmemengenzähler des Großdisplays defekt<br />

Sep. 2003: Ausdehnungsgefäß der Solaranlage defekt<br />

Abbildung 3.33 zeigt die Solaranlage der Albert-Schweitzer-Str. 36 – 40 im Vergleich mit der<br />

Flachkollektoranlage des Vorgängerprojektes Emrichstraße und üblichen Ertragswerten von Kol-<br />

03 KE, 22.04.04<br />

Jul<br />

03<br />

Aug<br />

03<br />

Sep<br />

03<br />

Okt<br />

03<br />

Nov<br />

03<br />

Dez<br />

03<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Globalstrahlung kWh/m2a


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 72<br />

lektoranlagen im Berlin. Trotz des Anlagenausfalls im Mai 2003 kann die ASV-Solaranlage 19 %<br />

mehr Ertrag vorweisen als die nicht so optimal geplante Anlage in der Emrichstraße. Sie liegt<br />

rund 50 % über den Mindestwerten und nur 14 % unter dem Maximalwert der Berliner Anlagen.<br />

Wäre die Anlage im Mai 2003 nicht defekt gewesen, hätte sie etwa 2 MWh mehr an Nutzenergie<br />

erbracht und käme auf einen Jahresdurchdurchschnitt des Nettoertrages von 401 kWh/m 2 a (statt<br />

real mit Störung 368 kWh/m 2 a). Damit läge sie nur noch 7 % unter dem Maximalwert der Berliner<br />

Anlagen.<br />

kWh/m²a Solarertrag<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Kollektoren Albert-Schweitzer-Viertel im Vergleich<br />

Flachkollektoren<br />

üblich<br />

Flachkollektoren<br />

Emrichstr.<br />

Bild 3.33: Vergleich der Kollektoranlage in ASV 31 – 36 mit anderen Anlagen<br />

Flachkollektoren<br />

ASV<br />

Graue Balken: Minimal- und Maximalwerte von 30 Kollektoranlagen<br />

über 20 m² aus einer Studie des Berliner Senats 1997 - 99<br />

Auch im hier nicht weiter ausgewerteten Zeitraum Januar bis Dezember 2002 erbrachte die Solaranlage<br />

95 % der Nutzenergie von 2003, obwohl sie in den ersten Monaten noch nicht optimal<br />

funktionierte. Der ungewöhnlich heiße Sommer 2003 scheint deshalb nicht in erster Linie ausschlaggebend<br />

für die guten Ergebnisse zu sein, sondern vielmehr die gute Konzeption und sorgfältige<br />

Ausführung der Anlage.<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 73<br />

3.9 Ergebnisse Wärmepumpe<br />

Versucht man, eine Niedrigenergiesanierung zu realisieren, so geht es stets auch darum, den<br />

Lüftungswärmebedarf zu reduzieren, bzw. die in der Abluft enthaltene Wärme im Gebäude zurückzuhalten.<br />

Bei einer Abluftanlage wie in ASV 31 – 35 bleibt einem eigentlich nur die Möglichkeit,<br />

eine Wärmepumpe in den Abluftstrom zu bringen; ein Konzept, das vor allem im Neubau<br />

weit verbreitet ist. Die Wärmepumpe sollte tendenziell das ganze Jahr nutzbar sein und wird<br />

deshalb zur TWW-Vorwärmung eingesetzt. Gegenüber einer Zu- und Abluftanlage hat dieses<br />

Konzept mehrere Vorteile:<br />

- Es ist konstruktiv einfacher (Verzicht auf doppelte Kanäle und Wärmetauscher)<br />

- Druckverluste und Ventilatorstromverbräuche sind wesentlich geringer<br />

- Die Zuluft kommt direkt von außen und kann keine unangenehmen Geruchsstoffe in einem Kanalnetz<br />

aufnehmen<br />

- Die Regelung ist einfacher<br />

Dagegen steht die Nachteile der mechanischen Komplexität und des relativ hohen Stromverbrauchs<br />

der Wärmepumpe.<br />

Die Anlage besteht aus folgenden Hauptkomponenten:<br />

- Verdampfer und Expansionsventil mit Integration in die Abluftanlage im Drempelraum<br />

- Verdichter, Verflüssiger und Sammler im Kriechkeller<br />

- Pufferspeicher im Erdgeschoss<br />

Die Abluft aus den vertikalen Sammelschächten der Abluftanlage wird im Drempelraum zusam-<br />

mengeführt. Zur Verringerung von Rohrleitungsverlusten wurden im Drempel nur Verdampfer und<br />

Expansionsventil der Wärmepumpe eingebaut. Um die Abluft-Kanallängen im Drempel zu beschränken,<br />

wurden nur die 40 mittleren Wohnungen an das System angeschlossen, die je 5<br />

Randwohnungen entlassen ihre Abluft ohne Abkühlung über das Dach ins Freie. Dadurch verkürzen<br />

sich die Kanallängen im Drempel um fast die Hälfte. Die Kältemittelleitung zwischen<br />

Drempel und Erdgeschoss ist in einen Installationsschacht integriert worden.<br />

Verdichter, Verflüssiger und Sammler befinden sich im Kriechkeller nahe der Hausanschlussstation,<br />

da in der HAST selbst der Platz zu knapp war. Ein 2000 Liter - Pufferspeicher wurde in einem<br />

Abstellraum eingebaut, um die vom Energieversorger vorgegebenen Abschaltzeiten über-<br />

brücken zu können. Über einen Wärmeübertrager wird die Wärme dann an den bivalenten 1000<br />

Liter-TWW-Speicher abgegeben.<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 74<br />

Aus der Anlagensimulation ergaben sich folgende Werte:<br />

Energielieferung zur Trinkwarmwassererwärmung 49.678 kWh<br />

Jahresarbeitszahl 4,2<br />

Jahresenergiebedarf 11.828 kWh<br />

Elektrische Leistung der WPA 3,8 kW<br />

Jahreshilfsenergiebedarf (Pumpen, Steuerung) 1.022 kWh<br />

Tab. 3.16: Simulationsergebnisse geplante Wärmepumpe<br />

Ausgelegt wurde die Wärmepumpenanlage schließlich mit folgenden Parametern:<br />

Anlagenerrichter A. Neumann, Berlin<br />

Betriebsweise bivalent<br />

Fabrikat LW-WP 10<br />

Typ AN-LW 9,8<br />

Jahresarbeitszahl 4,0<br />

Temperaturniveau (Jahresmittelwert) 45° C<br />

Leistungsaufnahme elektrisch 2,0 kW<br />

Thermische Leistung 10 kW<br />

Volumen Pufferspeicher 1930 Liter<br />

Fabrikat / Typ Pufferspeicher Ratiotherm OSKAR 2000/5,0 pv<br />

Volumen bivalenter Bereitschaftsspeicher 1000 Liter<br />

Fabrikat / Typ Bereitschaftsspeicher Rudert RET 1000 Spezial<br />

Mittlerer Druck im Verdampfer 3,6 bar<br />

Mittlere Temperatur Kältemittel im Verdampfer 6,5° C<br />

Mittlerer Druck im Verflüssiger 14,5 bar<br />

Mittlere Temperatur Kältemittel im Verflüssiger 43° C<br />

Erwarteter Ertrag 38400 kWh/a<br />

Erwartete Deckungsrate TWW-Wärme 41,2 %<br />

Tab. 3.17: Auslegungsdaten Wärmepumpe<br />

Die Wärmepumpe wurde im November 2001 in Betrieb genommen und lieferte, nach anfänglichen<br />

Betriebsschwierigkeiten, ab Februar 2002, ihre volle Leistung.<br />

Zur Reduzierung von Spitzenlasten wird die Wärmepumpe vom Energieversorger zwischen<br />

10.00 Uhr und 11.00 Uhr sowie zwischen 17.30 Uhr und 18.30 Uhr abgeschaltet. Dafür gibt es<br />

einen besonders günstigen Wärmepumpen-Stromtarif.<br />

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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 75<br />

Bild 3.34: Systemschema Einbau Wärmepumpe (Schaltbild)<br />

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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 76<br />

Auch das Betriebsverhalten der Wärmepumpe wurde mit Hilfe zahlreicher Messgrößen untersucht<br />

und dokumentiert. Neben der erzeugten und an die Warmwasserbereitung übergebenen<br />

Wärme wurden auch die dem Abluftstrom entnommene Wärme, sowie der Stromverbrauch der<br />

Wärmepumpe und der Umwälzpumpe des Wärmeträgermediums erfasst. Abgeleitet wurden<br />

daraus die Arbeitszahl der Wärmepumpe selbst, eine etwas niedrigere Systemarbeitszahl (unter<br />

Einbezug des Umwälzpumpen-Stromverbrauchs) sowie, als zentraler Kennwert, der Deckungsbeitrag<br />

zur Warmwasserbereitung. Tabelle 3.18 zeigt die Zusammenstellung von Monatswerten.<br />

Strom Strom Der Abluft Erzeugte Übergeb Arbeits- Arbeits- Gesamt- Deckungs -<br />

WP WP ent- Wärme Wärme zahl zahl wärme anteil TWW<br />

Kom- gesamt nommene WP WP WP WP TWW<br />

pressor Wärme System (Zirk + Zapf)<br />

kWh kWh kWh kWh kWh<br />

Mrz 02 879 919 2324 2610 2090 2,97 2,27 6108 0,34<br />

Apr 02 743 784 1959 2130 1720 2,87 2,19 5081 0,34<br />

Mai 02 470 504 1239 1400 1138 2,98 2,26 5161 0,22<br />

Jun 02 407 437 1283 1656 1298 4,07 2,97 4450 0,29<br />

Jul 02 173 192 423 535 485 3,09 2,52 4828 0,10<br />

Aug 02 431 462 1195 1609 1274 3,73 2,76 4259 0,30<br />

Sep 02 519 558 1412 1994 1646 3,84 2,95 5210 0,32<br />

Okt 02 573 616 1813 2278 1905 3,98 3,09 5396 0,35<br />

Nov 02 538 579 1902 2182 1835 4,06 3,17 5206 0,35<br />

Dez 02 554 596 1796 2185 1915 3,94 3,21 6168 0,31<br />

Jan 03 534 616 1863 2146 1734 4,02 2,81 5837 0,30<br />

Feb 03 495 569 1626 1904 1546 3,85 2,72 5487 0,28<br />

Mrz 03 592 673 1761 2316 1919 3,91 2,85 6033 0,32<br />

Apr 03 576 710 1704 2184 1840 3,79 2,59 5791 0,32<br />

Mai 03 539 576 1628 1916 1597 3,56 2,77 5368 0,30<br />

Jun 03 451 535 1403 1595 1321 3,54 2,47 4615 0,29<br />

Jul 03 467 556 1268 1644 1370 3,52 2,46 4691 0,29<br />

Aug 03 474 526 1243 1674 1423 3,53 2,70 5044 0,28<br />

Sep 03 494 540 ?? 1784 1525 3,61 2,83 5286 0,29<br />

Okt 03 634 689 2002 2418 2107 3,82 3,06 6084 0,35<br />

Nov 03 485 527 1879 1755 1549 3,62 2,94 4656 0,33<br />

Dez 03 693 751 1856 2519 2244 3,63 2,99 6653 0,34<br />

Summe<br />

2003 6432 7268 18233 23855 20175 65546<br />

Durchschnitt<br />

2003 536 606 1519 1988 1681 3,70 2,77 5462 0,31<br />

Tab. 3.18: Monatliche Messwerte zur Wärmepumpe; fett: den Auswertungen zugrundeliegender<br />

Messzeitraum<br />

Tabelle 3.18 zeigt eine im Vergleich zur Solaranlage wesentlich gleichmäßigere Wärmelieferung,<br />

der Deckungsanteil zur Warmwasserbereitung liegt zwischen 30 und 35 %, außer in Zeiten mit<br />

Anlagendefekten oder "schleichenden" Fehlfunktionen. Gegenüber den Planwerten (Auslegungsdaten<br />

Tab. 3.17) sind die gemessenen Werte allerdings eher enttäuschend: Im Messzeitraum<br />

03 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 77<br />

Januar – Dezember 2003 wurden 20 MWh Wärme an die Warmwasserbereitung übergeben, der<br />

erwartete Ertrag lag bei 38 MWh. Einem realen Deckungsbeitrag zur Warmwasserbereitung von<br />

31 % steht ein Planwert von 41 % gegenüber. Die erwartete Anlagen-Jahresarbeitszahl von 4,0<br />

betrug im Jahr 2003 real gemessene 3,70 für die Wärmepumpe allein und 2,77 für das Gesamtsystem<br />

Wärmepumpenanlage einschließlich Pumpen etc.<br />

Bild 3.35 zeigt den Deckungsanteil zur Warmwasserbereitung für den Messzeitraum, verglichen<br />

mit der Kollektoranlage. Hierbei ist festzuhalten, daß die Kollektoranlage in den Sommermonaten<br />

auch Beiträge zur Zirkulation liefern kann, die mit 60 Grad C arbeitet (Legionellenvermeidung).<br />

Bei der Wärmepumpe mit 45 Grad C Arbeitstemperatur ist dies nicht möglich. Bei etwa 50 %<br />

Zirkulationsverlusten in derart großen Wohngebäuden bedeuten 31 % Gesamtdeckungsbeitrag<br />

einen Deckungsbeitrag an den Zapfverlusten von über 60 %. Die Wärmepumpe arbeitet also<br />

effektiv im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Fragwürdig bleibt im Rückblick, ob der Einsatz einer<br />

Wärmepumpe bei derart hohen Temperaturen im Warmwasserkreislauf sinnvoll ist.<br />

Deckungsbeitrag %<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Jan<br />

03<br />

Feb<br />

03<br />

Mrz<br />

03<br />

Apr<br />

03<br />

Mai<br />

03<br />

Bild 3.35: Vergleich der monatlichen TWW-Deckungsbeiträge von Wärmepumpe und Solaranla-<br />

ge, die gleichmäßigere Wärmelieferung der Wärmepumpe ist deutlich zu erkennen.<br />

Über das Messjahr 2003 gesehen liefern beide Konzepte einen Deckungsbeitrag zur<br />

Warmwasserbereitung von 31 %.<br />

Jun<br />

03<br />

Jul 03 Aug<br />

03<br />

03 KE, 22.04.04<br />

Sep<br />

03<br />

Deckungsbeitrag<br />

Solaranlage<br />

Deckungsbeitrag<br />

Wärmepumpe<br />

Okt<br />

03<br />

Nov<br />

03<br />

Dez<br />

03


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 78<br />

Bei einer Jahresarbeitszahl von 2,77 macht die Wärmepumpe primärenergetisch noch knapp<br />

einen Sinn, wenn man den Primärenergiefaktor von 1,3 der Fernwärme aus Heizwerken und<br />

denjenigen von Strom mit 3,0 heranzieht. Bei der gesamten Warmwasserbereitung mit Fernwärme<br />

wäre demnach 20 % mehr Primärenergie verbraucht worden. Hätten wir dagegen Fernwärme<br />

aus KWK-Kopplung mit einem Primärenergiefaktor von 0,7, dann wäre es primärenergetisch<br />

sinnvoller, die Warmwasserbereitung vollständig über Fernwärme durchzuführen (dies<br />

ganz ohne Investitionskosten, Wartungskosten etc. mit zu betrachten).<br />

Während der Betriebszeit wurde die Wärmepumpenanlage immer wieder von kleineren und größeren<br />

Defekten geplagt. Hier eine chronologische Kurzdarstellung:<br />

Januar 2002: Defekt im Frequenzumformer<br />

Mai 2002: 24.5. – 3.6. Verdichter defekt<br />

Juli 2002: 10.7. – 1.8. Defekter Drucksensor<br />

Dezember 2002: 29.12. – 2.1.03 Defekte Umwälzpumpe, Totalausfall der WP-Anlage<br />

Januar 2003: Pumpe ungeregelt 2.1. – 9.1.<br />

Juni – August 2003: Schleichender Defekt am Einspritzventil, Reparatur am 27.8.<br />

Als ernsthaftes Problem stellte sich hierbei die mangelhafte Service-Motivation der ausführenden<br />

Firma dar. Zwischenzeitlich hat eine andere Firma die Wartung der Wärmepumpe übernommen.<br />

Es muss an dieser Stelle aber auch betont werden, dass von Seiten der KÖWOGE mit hohem<br />

Engagement um die Optimierung der Anlagen gekämpft wurde, was sich in zahlreichen Vor-Ort-<br />

Terminen, Firmenabmahnungen, Reaktionen auf Defekte oder Probleme, Änderungen von Einstellwerten<br />

und nicht zuletzt in den Diskussionen des Anlagenverhaltens und der Probleme in<br />

den regelmäßigen Projektrunden niederschlug. Ohne diese intensive Betreuung und "Nachsteue-<br />

rung" der technischen Systeme wären die Ergebnisse des Projektes sicher weniger gut.<br />

Ergänzung des Haustechnikers Herrn Wegewitz:<br />

Infolge des Ergebnisses des Projektes wäre auch zu überlegen, ob die Vorerwärmung der<br />

Warmwasserbereitung effektiver durch eine direkte Erwärmung durch die Wärmepumpe ohne<br />

Pufferspeicher erfolgen sollte. Durch den Pufferspeicher konnten die Stillstandszeiten durch die<br />

Vorgabe des EVU’s gut überbrückt werden, sowie eine kontinuierliche, dem Warmwasser-<br />

verbrauch entsprechende, schnelle Entladung erfolgen. Aber durch die zwei Wärmetauscher im<br />

System wurde die zu übertragene Temperaturdifferenz zur Warmwasserbereitung jeweils um<br />

2 - 3 Kelvin gemindert, und so die eingebrachte Leistung reduziert. Durch eine Optimierung über<br />

Vorwärmspeichergröße und Leistung der Wärmepumpe ist dann eine Verbesserung des Ertrags<br />

möglich und dies trotz der Abschaltzeiten des EVU’s. Weiterhin können die Wärmeverluste (Pufferspeicher)<br />

minimiert und zwei Pumpen weniger eingesetzt werden.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 79<br />

3.10 Ergebnisse Haustechnikstromverbrauch<br />

Vor Sanierung beschränkte sich der Stromverbrauch ausschließlich auf den der Heizungsanlage<br />

(Umwälzpumpe und Regelung). Warmwasser wurde dezentral über Gasdurchlauferhitzer erzeugt.<br />

Im Referenzabschnitt ASV 21 - 25 kam zur Heizungsumstellung die zentrale Warmwasserbereitung<br />

hinzu, welche für Regelung und Zirkulationspumpe einen zusätzlichen Stromverbrauch verursachte.<br />

Weiterhin kam die konventionelle Abluftanlage hinzu. Der Stromverbrauch für die Umwälzpumpe<br />

Heizung hat sich durch den geringeren Wärmebedarf wohl abgesenkt. Die Differenz<br />

zum Stromverbrauch vor Sanierung charakterisiert somit annäherungsweise die summarische<br />

Auswirkung aller Änderungen. Für die Heizungsregelung in den Wohnungen werden manuelle<br />

Thermostatventile eingesetzt.<br />

Das Modellvorhaben Abschnitt ASV 31 - 35 unterscheidet sich vom Referenzabschnitt durch<br />

einen noch höheren Wärmeschutz, die bedarfsgeführte Abluftanlage mit stromsparenden EC-<br />

Motoren, die elektronische Heizungsregelung WRE mit thermoelektrischen Ventilantrieben, sowie<br />

den Einbau einer Wärmepumpe. Weiterhin wurden hier Heizungsumwälzpumpen (Grundfos<br />

Magna) neuester Technologie eingesetzt.<br />

Die Gebäudehälfte ASV 36 – 40 hat den gleichen, hohen Wärmeschutz wie ASV 31 – 35, statt<br />

einer Abluftanlage findet sich hier die Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung, ebenfalls<br />

mit stromsparenden EC-Motoren ausgestattet, sowie eine Solaranlage. Die Heizungsregelung in<br />

den Räumen übernehmen programmierbare Thermostatventile, deren Batteriestromverbrauch<br />

hier vernachlässigt wird. Auch hier kamen die Grundfos-Magna Heizungsumwälzpumpen zum<br />

Einsatz.<br />

Tabelle 3.19 zeigt eine Zusammenstellung der monatlichen Messwerte, aus denen sich folgende<br />

Ergebnisse ableiten lassen:<br />

- Die Umstellung der alten Gebäudetechnik mit freier Schachtlüftung und dezentralen Gaswarmwasserbereitern<br />

auf die "Referenzlösung" als Stand der Technik mit Abluftanlage und<br />

zentraler Warmwasserbereitung verursacht eine Steigerung des Haustechnik-Stromverbrauchs<br />

von 0,38 auf 2,31 kWh/m 2 a.<br />

- Wird statt einer konventionellen Abluftanlage und Heizungsregelung das Riecon-System eingesetzt,<br />

dann erhöht sich der Stromverbrauch um weitere 0,61 kWh/m 2 a; nicht weil die Riecon-<br />

Lüftung mehr Strom benötigen würde, sondern weil die WRE-Heizungsregelung den Riecon-<br />

Stromverbrauch von 1,15 auf 2,18 kWh/m 2 a erhöht.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 80<br />

ASV 21 - 25 ASV 31 - 35 ASV 36-40<br />

HAST Lüftung Stromverbr. HAST Riecon Wärme- Stromverbr. HAST Lüftung Solar- Stromverbr<br />

Haustechn. Strom- pumpe Haustechn. Conit Pumpe Haustechn.<br />

Strom- Strom- gesamt Strom- Strom- Strom- gesamt Strom- Strom- Strom- gesamt<br />

verbr. verbr. verbr. verbr. verbr. verbr. verbr. verbr.<br />

kWh kWh kWh kWh kWh kWh kWh kWh kWh kWh kWh<br />

Mrz 02 440 364 804 171 436 919 1526 186 1257 49 1491<br />

Apr 02 287 358 645 144 421 784 1349 156 1117 52 1325<br />

Mai 02 163 386 549 130 464 504 1098 143 1275 64 1482<br />

Jun 02 107 337 444 95 410 437 942 150 1114 60 1324<br />

Jul 02 126 372 498 107 466 192 765 151 1235 64 1450<br />

Aug 02 110 346 456 91 440 462 993 105 1148 62 1315<br />

Sep 02 154 392 546 119 496 558 1172 132 1290 68 1490<br />

Okt 02 178 369 547 123 471 616 1210 155 1231 47 1433<br />

Nov 02 164 299 463 115 450 579 1144 149 1125 35 1309<br />

Dez 02 197 276 473 146 551 596 1293 181 1235 36 1452<br />

Jan 03 167 254 421 135 433 616 1184 152 1075 30 1257<br />

Feb 03 154 213 367 123 418 569 1110 141 1031 43 1215<br />

Mrz 03 193 339 532 130 364 673 1167 155 1290 64 1509<br />

Apr 03 168 350 518 69 416 710 1195 131 1234 65 1430<br />

Mai 03 131 341 472 163 534 576 1272 124 1248 83 1455<br />

Jun 03 124 386 510 94 527 535 1156 110 1152 74 1336<br />

Jul 03 118 370 488 94 463 556 1113 114 1224 69 1407<br />

Aug 03 122 375 497 98 431 526 1055 117 1244 73 1434<br />

Sep 03 153 367 520 113 418 540 1071 129 1204 66 1399<br />

Okt 03 192 378 570 143 609 689 1441 151 1232 57 1440<br />

Nov 03 144 278 422 101 403 527 1030 112 1235 33 1380<br />

Dez 03 203 338 541 149 508 751 1408 157 1237 43 1437<br />

Summe<br />

03<br />

1869 3989 5858 1411 5523 7268 14202 1593 14406 700 16699<br />

kWh/m2a 0,74 1,57 2,31 0,56 2,18 2,86 5,59 0,63 5,67 0,28 6,58<br />

November 2003 Conit Stromverbr. korrigiert, da Ventilatorausfall<br />

HAST-Stromverbrauch vor Sanierung: 0,38 kWh/m 2 a<br />

Riecon-System: Nur Lüftung: 1,15 kWh/m 2 a; nur Heizungsregelung 1,02 kWh/m 2 a<br />

Tab. 3.19: Messwerte zu den Haustechnik-Stromverbrä uchen; fett markiert: den Auswertungen<br />

zugrundeliegender Messzeitraum<br />

- Die Wärmepumpe verdoppelt mit 2,86 kWh/m 2 a etwa den Haustechnikstromverbrauch der<br />

Gebäudehälfte ASV 31 -35 (von 2,74 auf 5,59 kWh/m 2 a)<br />

- Der Stromverbrauch der Solaranlage beträgt bei gleicher Wärmelieferung nur ein Zehntel der<br />

Wärmepumpe<br />

- Die Zu- und Abluftanlage Conit verbraucht mit 5,67 kWh/m 2 a etwa doppelt soviel Strom wie die<br />

bedarfsgeführte Abluftanlage Riecon mit integrierter Heizungsregelung (2,18 kWh/m 2 a). Betrachtet<br />

man den reinen Lüftungsstromverbrauch (ohne Heizungsregelung), dann ergibt sich<br />

zwischen Conit und Riecon sogar ein Stromverbrauchsverhältnis von 5 : 1.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 81<br />

- Beide Konzepte des Modellvorhabens liegen mit 5,59 bzw. 6,58 kWh/m 2 a etwa auf dem selben<br />

Verbrauchsniveau. Die Zu- und Abluftanlage verbraucht 3,49 kWh/m 2 a mehr an Strom, dafür<br />

entfällt der Wärmepumpen-Stromverbrauch von 2,86 kWh/m 2 a<br />

- Heizenergieeinsparungen von 114 bzw. 120 kWh/m 2 a sind im Modellvorhaben mit Strom-<br />

Mehrverbräuchen von 2,36 kWh/m 2 a (ASV 31-35) bzw. 5,78 kWh/m 2 a (ASV 36-40) erreicht<br />

worden (Wärmepumpe und Solaranlage für Warmwasserbereitung hier nicht betrachtet). Im<br />

Referenzblock ASV 21 - 25 reichte es immerhin zu 83 kWh/m 2 a an Heizenergieeinsparung bei<br />

einem Strom-Mehrverbrauch von 1,93 kWh/m 2 a. Auch primärenergetisch unter Anrechnung<br />

des hohen Primärenergiefaktors von Strom kann dem Vorhaben daher voller Erfolg bescheinigt<br />

werden (Details siehe Kapitel 4 Primärenergiebilanzen)<br />

- Vergleichswerte aus dem Vorgängerprojekt Emrichstraße wären übrigens:<br />

Umstellung auf zentrale Warmwasserbereitung: + 0,5 kWh/m 2 a<br />

Kollektoranlage 40 m 2 : + 0,2 kWh/m 2 a<br />

WRE-Heizungsregelung: + 0,4 kWh/m 2 a<br />

Ein besonderes "Schmankerl" des Modellvorhabens sind die Grundfos-Magna-Heizungsumwälzpumpen<br />

mit Permanentmagnetmotoren, die laut Hersteller einen 30 % höheren Wirkungsgrad<br />

als konventionelle Pumpen aufweisen. Eine zusätzliche Energieeinsparung wurde in<br />

ASV 31-35 dadurch erreicht, dass der mit dem Riecon-System gekoppelte Regler selbsttätig<br />

eine Volumenstromoptimierung vornimmt (Details siehe Kap. 3.5.2). Die Stromverbräuche der<br />

Umwälzpumpen wurden lediglich über eine Heizperiode protokolliert, der gemessene Stromverbrauch<br />

der HAST beinhaltet darüber hinaus auch die Warmwasser-Zirkulationspumpe und<br />

den Stromverbrauch der HAST-Regelung. Da die beiden letzteren jedoch in allen drei Gebäudehälften<br />

gleich sind, charakterisiert der Unterschied im HAST-Stromverbrauch den Einfluß der<br />

energiesparenden Heizungsumwälzpumpen. Tabelle 3.20 zeigt für den Meßzeitraum Januar –<br />

Dezember 2003 folgende Ergebnisse:<br />

ASV 21 – 25 Referenzblock konventionelle Umwälzpumpe 1869 kWh/a<br />

ASV 31 – 35 Riecon Grundfos Magna Umwälzpumpe und adaptive<br />

Heizungsregelung<br />

1411 kWh/a<br />

ASV 36-40 Conit Grundfos Magna Umwälzpumpe 1563 kWh/a<br />

Tab. 3.20: HAST-Stromverbräuche in 2003<br />

Umgerechnet auf die temperierte Wohnfläche wurden durch die energiesparenden neuen Umwälzpumpen<br />

also 0,11 kWh/m 2 a Strom eingespart bzw. 0,33 kWh/m 2 a an Primärenergie. Die<br />

adaptive Regelung in ASV 31 - 35 erhöhte diese Einsparung auf 0,18 kWh/m 2 a Strom bzw. 0,54<br />

kWh/m 2 a Primärenergie.<br />

03 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 82<br />

4. Primärenergiebilanzen<br />

Eine kurz gehaltene, tabellarische Darstellung der End- und Primärenergievebräuche soll dazu<br />

beitragen, die Verbrauchsunterschiede zwischen den Häusern zu erklären und den Einfluss der<br />

unterschiedlichen Verbesserungen zu quantifizieren. Die Energiebilanzen werden in Absolutwer-<br />

ten ausgedrückt, da eine Umrechnung von Teilenergiebeiträgen bzw. –verbräuchen unanschaulich<br />

wäre. Weiterhin beziehen sie sich auf das Jahr 2003 ohne Klimabereinigung, da eine Klimabereinigung<br />

der Solaranlage bzw. der Wärmepumpe kaum möglich ist.<br />

Nicht klimabereinigte Messwerte,<br />

Berechnung ist auf 2003 bezogen<br />

Endenergie Primärenerge<br />

(kWh/a) (kWh/a)<br />

ASV 21-25 Referenzblock<br />

Heizung Fernwärme Heizung 221100 287430<br />

Warmwasser<br />

Fernwärme TWW 67900 88270<br />

Gesamtwärme<br />

Gesamtsumme Wärme 289000 375700<br />

Strom HAST 1869 5607<br />

Lüftung 3989 11967<br />

Summe Haustechnik-Strom 5858 17574<br />

Summe Primärenergieverbrauch 393274 154,88 kWh/m 2 a<br />

ASV 31 - 35 Abluft Riecon + Wärmepumpe<br />

Heizung Fernwärme 149500 194350<br />

Warmwasser<br />

Fernwärme TWW 45370 58981<br />

Gesamtwärme<br />

Gesamtsumme Wärme 194870 253331<br />

Strom HAST 1411 4233<br />

Lüftung+ Heizungsregelung<br />

5523 16569<br />

Wärmepumpe 7268 21804<br />

Summe Haustechnik-Strom 14202 42606<br />

Summe Primärenergieverbrauch 295937 116,55 kWh/m 2 nachrichtlich: Wärmepumpe<br />

a<br />

Wärmegewinn<br />

20175 26228<br />

kap 04 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 83<br />

ASV 36 - 40 Zu- und Abluft, WRG,<br />

Solar<br />

Heizung Fernwärme 136420 177346<br />

Warmwas- Fernwärme TWW 49450 64285<br />

ser <br />

Gesamtwärme<br />

Gesamtsumme Wärme 185870 241631<br />

Strom HAST 1593 4779<br />

Lüftung+ Heizungsregelung<br />

14406 43218<br />

Solaranlage 700 2100<br />

Summe Haustechnik-Strom 16699 50097<br />

Summe Primärenergieverbrauch 291728 114,89 kWh/m 2 nachrichtlich<br />

a<br />

Solaranlage Wärmegewinn 22460 29198<br />

ASV Fiktiv Abluft Riecon + Solar<br />

Heizung Fernwärme 149500 194350<br />

Warmwasser<br />

Fernwärme TWW 45370 58981<br />

Gesamtwärme<br />

Gesamtsumme Wärme 194870 253331<br />

Strom HAST 1411 4233<br />

Lüftung+ Heizungsregelung<br />

5523 16569<br />

Solaranlage 700 2100<br />

Summe Haustechnik-Strom 7634 22902<br />

Summe Primärenergieverbrauch 276233 108,79 kWh/m 2 nachrichtlich<br />

a<br />

Solaranlage Wärmegewinn 22460 29198<br />

Tab. 4.1: End- und Primärenergieverbräuche im Jahr 2003<br />

Folgende Ergebnisse lassen sich aus Tabelle 4.1 ableiten:<br />

- Beim Primärenergieverbrauch für Heizung und Lüftung liegt die Blockhälfte ASV 31 – 35 etwas<br />

günstiger als ASV 36 - 40, aufgrund des geringeren Lüftungsstromverbrauchs, trotz etwas hö-<br />

herem Heizbedarf. Bei der Warmwasserbereitung ist der geringe Stromverbrauch der Solaranlage,<br />

im Vergleich zur Wärmepumpe, ausschlaggebend.<br />

- Insgesamt verbraucht ASV 36-40 geringfügig weniger an Primärenergie als ASV 31-35, dies<br />

liegt jedoch nicht am Lüftungssystem, sondern am Strommehrverbrauch der Wärmepumpe<br />

gegenüber der Solaranlage (siehe auch Bild 4.1).<br />

kap 04 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 84<br />

- Primärenergetisch beste Lösung wäre es, die Abluft von Riecon "warm" abzulüften und die<br />

Warmwasserbereitung über Solaranlage zu unterstützen (siehe Variante ASV fiktiv).<br />

- Der Warmwasserverbrauch der drei untersuchten Gebäudehälften weist starke Unterschiede<br />

auf, deshalb ergeben sich trotz gleicher Deckungsrate von Wärmepumpe und Solaranlage in<br />

der ASV 36 – 40 (Conit-Hälfte) 4000 kWh Fernwärme-Mehrverbrauch für Warmwasserberei-<br />

tung im Vergleich zu ASV 31 - 35.<br />

Warmwasserverbrauch Jan – Dez. 2003<br />

ASV 21 – 25: 903 m 3 /a; ASV 31 – 35: 632 m 3 /a; ASV 36 – 40: 839 m 3 /a<br />

- Der unsanierte Zustand konnte im Jahr 2003 nicht gemessen werden. Nimmt man die Meßwer-<br />

te von Mitte 1998 bis Mitte 1999 mit etwa gleich vielen Heizgradtagen wie das Jahr 2003, so ergibt<br />

sich für den unsanierten Zustand ein Primärenergieverbrauch von<br />

393.500 * 1,3 = 511.550 kWh/a für Heizung und<br />

34,3 kWh/m 2 a * 2539,2 m 2 * 1,1 = 95800 kWh/a für Warmwasserbereitung,<br />

0,4 kWh/m 2 a * 2539,2 m 2 * 3 = 3050 kWh/a für Haustechnikstrom.<br />

Der Gesamt-Primärenergiebedarf vor Sanierung betrug also 610.000 kWh/a und wurde durch<br />

beide innovativen Ansätze auf unter 300.000 kWh/a gebracht.<br />

Tabelle 4.2 zeigt den Vergleich zwischen den aus den Messwerten ermittelten Primärenergieverbräuchen<br />

und den nach DIN 4108-6 und DIN 4701-10 entsprechend den Rechenvorschriften<br />

der ENEV bestimmten Primärenergie-Bedarfswerten.<br />

Primärenergie-<br />

verbrauch bzw.<br />

-bedarf<br />

Unsaniert ASV 21 – 25<br />

Referenzblock<br />

ASV 31 – 35<br />

Riecon Abluft +<br />

Wärmepumpe<br />

ASV 36 – 40<br />

Zu- und Abluft,<br />

WRG, Solarkoll.<br />

kWh/m 2 a kWh/m 2 a kWh/m 2 a kWh/m 2 a<br />

Aus Messwerten 240,25 154,88 116,55 114,89<br />

Nach EnEV 215,52 114,09 81,61 67,05<br />

Flächenbezug 2539,2 m 2<br />

Tab. 4.2: Primärenergieverbräuche aus Messwerten und Primärenergie-Bedarfswerte nach E-<br />

nEV (Berechnung EKW-Plan)<br />

Es wird deutlich, dass die Berechnung nach EnEV durchweg zu optimistische Ergebnisse liefert.<br />

Je geringer der Verbrauch des Gebäudes wird, um so größer werden die Abweichungen zwischen<br />

Rechnung und Realität. Bei ASV 36 – 40 betragen sie rund 70 %. Würde man bei der EnEV-Berechnung<br />

den (dort eigentlich vorgeschriebenen) Flächenbezug von 0,32 * Volumen =<br />

2970 m 2 wählen, dann würden sich die Unterschiede noch weiter vergrößern.<br />

kap 04 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 85<br />

kWh/a im Jahr 2003<br />

450000<br />

400000<br />

350000<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

ASV 21 – 25 ist der Referenzblock mit normalem Wärmeschutz und konventioneller Abluftanlage<br />

ASV 31 – 35 ist die Gebäudehälfte des Modellvorhabens mit hocheffektivem Wärmeschutz, bedarfsgeführter Ab-<br />

luftanlage und elektronischer Einzelraumregelung Riecon, sowie Abluftwärmepumpe zur Unterstützung der<br />

Warmwasserbereitung<br />

ASV 36 – 40 steht für die Gebäudehälfte des Modellvorhabens mit hocheffektivem Wärmeschutz, Zu- und Ab-<br />

luftanlage mit Wärmerückgewinnung sowie Solaranlage zur Unterstützung der Warmwasserbereitung<br />

ASV fiktiv bedeutet eine fiktive Kombination aus den Ansätzen des Modellvorhabens. Der Wärmeschutz des Mo-<br />

dellvorhabens und das Riecon-System wird (statt mit einer Wärmepumpe) mit der Solaranlage aus der ASV 36<br />

– 40 kombiniert.<br />

Primärenergieverbräuche<br />

Bild 4.1: Primärenergieverbräuche der unterschiedlichen Varianten, basierend auf den Mess-<br />

werten des Jahres 2003. Detaillierte Trennung in die einzelnen Komponenten. Der o-<br />

berste weiße Balkenabschnitt kennzeichnet keinen Verbrauch, sondern den durch<br />

Wärmepumpe bzw. Solaranlage eingesparten Primärenergieverbrauch.<br />

Bild 4.1 als zentrale Ergebnisgrafik macht die Ergebnisse der Messungen und Berechnungen<br />

noch einmal greifbar und nachvollziehbar:<br />

- Die Balkenabschnitte sind aus den Tabellen zu Anfang dieses Kapitels abgeleitet.<br />

PE-Gewinn durch WP/Solar<br />

Strom WP/Solar<br />

Wärme TWW<br />

Strom Heiz/Lüft<br />

Wärme Heiz<br />

ASV 21-25 ASV 31-35 ASV 36-40 ASV fiktiv<br />

- Die dunkel- und hellblauen Balkenabschnitte zeigen den Primärenergieverbrauch für Heizung<br />

und Lüftung, sind also Primärenergiebilanzen ohne Warmwasserbereitung. Die Überlegenheit<br />

der bedarfsgeführten Abluftanlage (ASV 31 - 35) gegenüber der Zu- und Abluftanlage mit Wär-<br />

kap 04 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 86<br />

merückgewinnung (ASV 36 - 40) wird sichtbar. Trotz des etwas höheren Heizwärmeverbrauchs<br />

bringt der deutlich geringere Stromverbrauch die primärenergetische Überlegenheit.<br />

- ASV 21-25 liegt im Primärenergieverbrauch Heizwärme deutlich höher aufgrund der schlechteren<br />

Wärmeschutzqualität. In "ASV fiktiv" wiederholen sich die Werte von ASV 31 – 35.<br />

- Die orangen und gelben Balkenabschnitte geben den Primärenergieverbrauch Wärme und<br />

Strom für die Warmwasserbereitung an.<br />

- Der etwa 10fach höhere Stromverbrauch der Wärmepumpe gegenüber der Solaranlage (gelbe<br />

Balkenabschnitte) bei annähernd gleicher Wärmelieferung erhöht das Primärenergieverbrauchsniveau<br />

der ASV 31 – 35 wieder etwa auf den Level der ASV 36 – 40. Der Strom-<br />

verbrauch der Solaranlage ist so gering, dass er in der Balkengrafik fast nicht sichtbar ist.<br />

- In ASV 21 – 25 wird die Warmwasserbereitung komplett durch die Fernwärme übernommen. In<br />

"ASV fiktiv" wiederholen sich die Werte von ASV 36 – 40.<br />

- Die weißen Balkenabschnitte charakterisieren die Primärenergieeinsparung durch Wärmepumpe<br />

bzw. Solaranlage. Sie wurden errechnet aus der Wärmelieferung abzüglich Stromverbrauch<br />

der Anlagen, jeweils primärenergetisch bewertet. Dabei wurde die Wärmelieferung mit Faktor<br />

1,3 multipliziert, da ja entsprechend zu bewertende Fernwärme ersetzt wird. Genaugenommen<br />

gehören sie gar nicht in die obige Verbrauchsgrafik, da es sich hier um Primärenergieeinspa-<br />

rungen handelt.<br />

- Der Primärenergieverbrauch ist also ohne die weißen Balkenabschnitte festzustellen.<br />

- Auch in der Grafik zeigt sich dann noch einmal, dass eine Kombination aus hocheffektivem<br />

Wärmeschutz, bedarfsgeführter Abluftanlage Riecon, sowie Solaranlage zur Warmwasserbe-<br />

reitung die geringsten Primärenergieverbräuche bringen würde (Variante ASV fiktiv)<br />

kap 04 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 87<br />

5. Messungen, Auswertungen der Lüftungssysteme und Luftqualität<br />

(Alexander Schellhardt)<br />

5.1 Grundlagen<br />

Die Gebäude Albert-Schweitzer-Straße 21-30 und 41-50 – im folgenden als Referenzblöcke bezeichnet<br />

– sind vom Gebäude Albert-Schweitzer-Strasse 31-40 – nachfolgend als Forschungsblock<br />

bezeichnet – durch Art, Umfang und Eingrifftiefe der Maßnahmen zu unterscheiden. Eine<br />

Kurzfassung der Unterscheidungsmerkmale zwischen Referenzblöcken und Forschungsblock<br />

nach Umsetzung der Maßnahmepakete ist Tabelle 5.1 zu entnehmen.<br />

Forschungsblock Referenzblöcke<br />

Maßnahmen zur Verbesserung des Wärmeschutzes / Wärmedämmung:<br />

Längsaußenwand (WDVS) 14 cm<br />

Giebelaußenwand (WDVS) 20 cm<br />

Längsaußenwand (WDVS) 8 cm<br />

Giebelaußenwand (WDVS) 8 cm<br />

oberste Geschossdecke 20 cm oberste Geschossdecke 10 cm<br />

unterste Geschossdecke 10 cm unterste Geschossdecke 10 cm<br />

Innenwanddämmung im EG zwischen Wohnungen und<br />

Kellerräumen<br />

Fenster mit kF < 1,0 W/(m²K) Fenster mit kF-Werten WSchV<br />

Haustechnische Systeme<br />

Haus 31-35 Haus 36-40 Häuser 21-30 / 41-50<br />

Einzelraumregelung der<br />

Heizung<br />

Abluftanlage mit bedarfsgeführter<br />

Lüftungssteuerung<br />

(System Riecon)<br />

Warmwasserbereitung unterstützt<br />

durch eine Abluftwärmepumpe<br />

Heizungsregelung mit elektronisch<br />

gesteuerten Thermostatventilen(Einzelregelung).<br />

Zu- und Abluftanlage mit<br />

wohnungsweisem Wärmeübertrager<br />

Solaranlage zur Unterstützung<br />

der Warmwasserbereitung<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

-<br />

Standard Heizungsregelung<br />

Thermostatventile<br />

Einfache, mechanische Abluftanlage<br />

Tab. 5.1: Kurzübersicht über die Unterscheidungsmerkmale zwischen Forschungsblock und<br />

Referenzblöcken nach der Sanierung<br />

-


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 88<br />

Im Rahmen des Forschungsvorhabens war der energetische Vergleich zwischen dem Zustand<br />

der Gebäude vor und nach den Baumaßnahmen zu führen. Dabei sind insbesondere die Wirksamkeit<br />

und energetische Effizienz der unterschiedlichen Lüftungssysteme zu vergleichen.<br />

Zu diesem Zweck wurde ein Messprogramm mit einer Laufzeit von ca. 2,5 Jahren konzipiert, das<br />

sowohl singuläre Untersuchungen zur Qualität der Gebäude und Anlagen als auch eine kontinuierliche<br />

Datenerfassung von außen- und raumklimatischen Größen sowie von Anlagenparame-<br />

tern umfasst.<br />

Das Langzeitmessprogramm umfasste die Erfassung außenklimatischer Parameter, raumklima-<br />

tischer Bedingungen und von Zu- und Abluftvolumenströmen der verschiedenen Lüftungssysteme<br />

sowie des Mieterverhaltens. Ziel war ein Vergleich des Zustandes vor der Sanierung mit dem<br />

Zustand nach der Sanierung sowie der einzelnen Lösungen nach der Sanierung untereinander<br />

hinsichtlich der Effekte der verschiedenen Lüftungssysteme bezüglich der Raumluftqualität und<br />

der Auswirkungen auf die Lüftungswärmeverluste. Mit der kontinuierlichen Datenerfassung wurde<br />

vor der Sanierung im Februar 2001 begonnen. In der Zeit der Bauarbeiten wurde die Datenerfas-<br />

sung mehrfach unterbrochen. Wegen Reparaturen an der Messanlage, die wegen Beschädigungen<br />

durch die Bauarbeiten erforderlich wurden, konnte erst ab Februar 2002 wieder kontinuierlich<br />

in vollem Umfang aufgezeichnet werden. Folgende Parameter wurden im Zuge des Langzeitmessprogramms<br />

erfasst:<br />

- Raumlufttemperatur und -feuchte,<br />

- Temperaturen und relative Luftfeuchte der Abluft (bei Wärmerückgewinnung auch der Zuluft),<br />

- CO2 - Gehalt der Raumluft,<br />

- Erfassung des Fensteröffnungsregimes über Kontrolle der Fensterstellungen,<br />

- Außenklima (Temperatur, relative Luftfeuchte, CO2-Gehalt, Windrichtung und -<br />

geschwindigkeit, Globalstrahlung),<br />

- Luftvolumenströme/Lüfterdrehzahlen.<br />

Die singulären Untersuchungen dienten der Überprüfung der Ausführungsqualität der o.g. Maßnahmen,<br />

zur Ableitung vergleichender Aussagen über die energetische Qualität der Gebäude im<br />

Ist- und in den Sollzuständen sowie zur Einordnung und Interpretation der Ergebnisse des Langzeitmessprogramms<br />

und umfassten folgende Teilprüfungen:<br />

- Infrarotthermografie,<br />

- Blower Door-Tests,<br />

- Dichtheitsprüfung der Luftleitsysteme,<br />

- Untersuchungen zur Verschmutzung der Abluftfilter,<br />

- Bauakustische Messungen.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 89<br />

- Messwohnungen<br />

Haus WE Bemerkungen<br />

23 0202 über den gesamten Messzeitraum bewohnt<br />

0402 von Messbeginn bis April 2003 bewohnt, dann leer und seit Ende Juli 2003 wieder<br />

bewohnt<br />

0502 von Messbeginn bis Mai 2001 bewohnt, dann leer, von Ende Dezember 2001 bis<br />

Mai 2003 bewohnt, Juni 2003 leer und seit Ende Juli 2003 wieder bewohnt<br />

31 0202 über den gesamten Messzeitraum bewohnt<br />

0402 bis Mai 2001 bewohnt, dann leer und seit Ende Dezember 2001 wieder bewohnt<br />

0502 bei Messbeginn leer, seit Februar 2002 wieder bewohnt<br />

36 0202 über den gesamten Messzeitraum bewohnt<br />

0402 über den gesamten Messzeitraum bewohnt<br />

0502 bei Messbeginn leer, seit Februar 2002 wieder bewohnt<br />

Tab. 5.2: Aufstellung der “Messwohnungen” und deren Nutzungsgrade<br />

5.2 Ergebnisse der Messungen, Auswertungen Lüftungssysteme und Luftqualität<br />

Die Qualität der Raumluft in Wohnräumen wird durch Emissionen beeinträchtigt, deren Quellen<br />

der Mensch, seine Aktivitäten, die vorhandenen Baustoffe und die Raumausstattung sowie die<br />

äußeren Umgebungsbedingungen sind (siehe Tabelle 5.3).<br />

Quelle Stoff-Emissionen<br />

Mensch Kohlendioxid (CO2), Wasserdampf (H2O), Gerüche<br />

Mikroorganismen und Allergene<br />

Energieversorgung Kohlenmonoxid CO, CO2, Stickstoffoxide (NO2), H2O, Aldehyde, Kohlenwasserstoffe,<br />

Staubpartikel, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />

(PAK)<br />

Tabakrauch CO, NO2, Acrolein und andere Aldehyde, Nitrosamine, Rauchpartikel,<br />

PAK<br />

Haushalts- und Hobbyprodukte,<br />

Pflanzen<br />

allgemeine Aktivitäten Staub<br />

Gebäude / Bau- und<br />

Renovierungsmaterial<br />

Raumausstattung / Möbel,<br />

Raumtextilien<br />

Lösemittel, Pestizide, Insektizide, Aromastoffe und andere organische<br />

Verbindungen, teilweise als Aerosol<br />

Radon, Asbest, Formaldehyd und andere organische Verbindungen,<br />

z.B. Löse- und Holzschutzmittel, Klebstoffe<br />

Lösemittel, Formaldehyd und andere organische Verbindungen<br />

Tab. 5.3: Raumluftverunreinigende Emissionen und deren Quellen nach W. Richter und<br />

D. Reichel [3]<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 90<br />

Außer der durch die o.g. genannten Emissionen beeinträchtigten Qualität der Raumluft sind auch<br />

die thermische und die akustische Behaglichkeit Parameter zur Beschreibung der Raumluftqualität.<br />

Nach DIN 1946 Teil 2 ist die “thermische Behaglichkeit ... gegeben, wenn der Mensch Lufttemperatur,<br />

Luftfeuchte, Luftbewegung und Wärmestrahlung in seiner Umgebung als optimal empfindet<br />

und weder wärmere noch kältere, weder trockenere noch feuchtere Raumluft wünscht...”.<br />

In DIN 1946 Teil 2 wird ein Feuchtegehalt von 11,5 g Wasser je kg trockener Luft und 65 % relati-<br />

ve Luftfeuchte als obere Behaglichkeitsgrenze bezüglich der Luftfeuchte angegeben. Für die untere<br />

Grenze wird hier von etwa 30 % relativer Luftfeuchte ausgegangen. Bezogen auf den CO2-<br />

Gehalt der Raumluft soll eine Volumenkonzentration von 0,15 %, (entspricht 1.500 ppm) nicht<br />

überschritten werden. Empfohlen wird eine Konzentration von 0,1 % (=1.000 ppm).<br />

Anforderungen an den Schallschutz werden in DIN 4109 formuliert. Dabei ist zu bemerken, dass<br />

die hier festgelegten Anforderungen Mindestanforderungen an den Schallschutz darstellen, um<br />

den Menschen vor unzumutbaren Belästigungen durch Schallübertragung zu schützen und bei<br />

Einhaltung der Anforderungen nicht erwartet werden kann, dass Geräusche von außen oder aus<br />

benachbarten Räumen überhaupt nicht mehr wahrgenommen werden können. In jedem Fall<br />

muss der Schallschutz unter Berücksichtigung der Lüftungsanforderungen beachtet werden.<br />

5.2.1 Volumenströme und Luftwechsel<br />

Sowohl vor der Sanierung als auch nach Fertigstellung der Maßnahmen wurden die Anlagen-<br />

Volumenströme der Systeme ermittelt. Hierfür wurden unterschiedliche Verfahren verwendet.<br />

- Luftwechsel vor Sanierung (Schachtlüftung)<br />

Für den unsanierten Zustand erfolgte die Messung mit Hilfe von zwei Flügelradanemometern, mit<br />

denen die Strömungsgeschwindigkeit der Abluft in den Abluftschächten von Bad und Küche des<br />

rechten Wohnungsstranges im Haus 31 erfasst wurde.<br />

Aus den Messwerten ergeben sich folgende Luftwechsel nSchacht über den Abluftschacht für den<br />

Wohnungsstrang im Zeitraum vom 22.02.01 bis zum 08.06.01:<br />

Februar (Teilmonat) nSchacht.mittel = 0,39<br />

März nSchacht.mittel = 0,31<br />

April nSchacht.mittel = 0,25<br />

Mai nSchacht.mittel = 0,06<br />

Juni (Teilmonat) nSchacht.mittel = 0,07<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 91<br />

- Luftwechsel nach Sanierung<br />

Im Zuge der Baumaßnahmen wurden in die Lüftungsanlagen der Gebäude Messeinrichtungen<br />

zur Erfassung der Volumenströme eingebaut.<br />

Bei der Standardlösung (zentrale Abluftanlage mit zeit- und temperaturabhängiger Drehzahlrege-<br />

lung der Lüftermotoren, Fenster mit a ? 0,7 m 3 /hm(daPa)2/3) wurden die Abluftschächte von<br />

Bad- und Küchenstrang im Drempelgeschoss strangweise zusammengefasst und mit einem<br />

über Dach angeordneten Lüfter ausgestattet. Im Haus 23 wurde in den Lüftungsschacht des<br />

rechten Wohnungsstrangs eine Irisblende mit DN = 200 mm eingebaut und der Volumenstrom<br />

mittels Druckdifferenzmessung über der Irisblende bestimmt.<br />

Bei der zentralen Abluftanlage mit bedarfsgeführter Lüftungssteuerung (System Riecon) sind die<br />

Abluftschächte von Bad- und Küchenstrang zunächst strangweise zusammengefasst worden<br />

und die Abluftleitungen mit Wickelfalzrohr, DN = 200 mm, zu den im Drempelgeschoss eingebauten<br />

Lüftern geführt. Die Abluftstränge vom rechten Strang des Hauses 31 bis zum linken<br />

Strang des Hauses 35 sind außerdem in der Gebäudemitte zu einem Kanal mit DN = 630 mm<br />

zusammengefasst, um den Abluftvolumenstrom über einen im Drempelgeschoss eingebauten<br />

Verdampfer einer Wärmepumpe zu leiten. Hier wurden zum einen in den 200er Kanal hinter dem<br />

rechten Strang des Hauses 31 und zum anderen in den 630er Kanal hinter der Wärmepumpe<br />

Staugitter eingebaut. Die Ermittlung der Volumenströme erfolgt hier über die Messung der<br />

Druckdifferenzen über den Staugittern.<br />

Bei der Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung wurde jeweils in den Außen- und in den<br />

Abluftkanal des rechten Stranges im Haus 36 ein Staugitter mit 180 mm x 220 mm eingebaut.<br />

Die Ermittlung der Volumenströme erfolgt hier ebenfalls über die Messung der Druckdifferenzen<br />

über den Staugittern.<br />

-- Luftwechsel nach Sanierung- Standardlösung<br />

Aus den Messwerten ergibt sich ein mittlerer Anlagenluftwechsel von n Anl.mittel = 0,53 h -1 .<br />

Der Anlagenluftwechsel liegt in den Nachtstunden bei 0,3 h -1 < n Anl.mittel.nacht < 0,4 h -1 und<br />

tagsüber bei 0,6 h -1 < n Anl.mittel.tag < 0,65 h -1 . Die Maxima liegen bei n Anl.max ˜ 0,8 h -1 .<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 92<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

01.04.03 - 00<br />

02.04.03 - 00<br />

03.04.03 - 00<br />

04.04.03 - 00<br />

05.04.03 - 00<br />

06.04.03 - 00<br />

07.04.03 - 00<br />

08.04.03 - 00<br />

09.04.03 - 00<br />

10.04.03 - 00<br />

11.04.03 - 00<br />

12.04.03 - 00<br />

13.04.03 - 00<br />

14.04.03 - 00<br />

15.04.03 - 00<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

16.04.03 - 00<br />

17.04.03 - 00<br />

18.04.03 - 00<br />

Zeitachse [Datum/Stunde]<br />

19.04.03 - 00<br />

20.04.03 - 00<br />

21.04.03 - 00<br />

22.04.03 - 00<br />

23.04.03 - 00<br />

24.04.03 - 00<br />

25.04.03 - 00<br />

26.04.03 - 00<br />

27.04.03 - 00<br />

28.04.03 - 00<br />

T-Differenz<br />

Luftwechsel<br />

Bild 5.1: Anlagenluftwechsel nach der Sanierung (Haus 23, Strang rechts); Zentrale<br />

Abluftanlage mit zeit- und temperaturabhängiger Regelung der Lüftermoto-<br />

ren (Monatsgang April 2003)<br />

In Diagramm Bild 5.1 ist der Verlauf des Anlagenluftwechsels für den Monat April 2003 dargestellt,<br />

um die Zeit- und Temperatursteuerung deutlich zu machen. Die nächtliche Absenkung der<br />

Lüfterdrehzahl wird als Reduzierung des Anlagenluftwechsels in den Nachtstunden sichtbar. Des<br />

Weiteren ist zu erkennen, dass bei großen Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen,<br />

sprich: geringen Außentemperaturen, der Anlagenluftwechsel auf eine Größenordnung, die der<br />

nächtliche Grundlüftung entspricht, begrenzt wird.<br />

Es wird deutlich, dass der Anlagenluftwechsel im Wesentlichen von der Steuerung der Lüftermotoren<br />

abhängig ist, die hier in Abhängigkeit von der Zeit und der Außentemperatur erfolgt.<br />

-- Luftwechsel nach Sanierung – System Riecon<br />

Analog zur Darstellung des Anlagenluftwechsels bei der Standardlösung zeigt Bild 5.2 den Monatsgang<br />

für April 2003 bei der zentralen Abluftanlage mit bedarfsgeführter Lüftungssteuerung<br />

(System Riecon). Dabei sind hier die Anlagenluftwechsel zum einen für den rechten Strang im<br />

Haus 31 ermittelt worden und zum anderen für die Summe der Stränge, die über die Abluftwärmepumpe<br />

geführt sind (Haus 31 Strang rechts bis Haus 35 Strang links, insgesamt acht Strän-<br />

ge).<br />

29.04.03 - 00<br />

30.04.03 - 00<br />

1,00<br />

0,90<br />

0,80<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

Luftwechsel [1/h]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 93<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

01.05.03 - 00<br />

02.05.03 - 00<br />

03.05.03 - 00<br />

04.05.03 - 00<br />

05.05.03 - 00<br />

06.05.03 - 00<br />

07.05.03 - 00<br />

08.05.03 - 00<br />

09.05.03 - 00<br />

10.05.03 - 00<br />

11.05.03 - 00<br />

12.05.03 - 00<br />

13.05.03 - 00<br />

14.05.03 - 00<br />

15.05.03 - 00<br />

16.05.03 - 00<br />

17.05.03 - 00<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

18.05.03 - 00<br />

19.05.03 - 00<br />

Zeitachse [Datum/Stunde]<br />

20.05.03 - 00<br />

21.05.03 - 00<br />

22.05.03 - 00<br />

23.05.03 - 00<br />

24.05.03 - 00<br />

25.05.03 - 00<br />

26.05.03 - 00<br />

T-Differenz<br />

Luftwechsel Haus 31, rechts<br />

Luftwechsel über WP<br />

Bild 5.2: Anlagenluftwechsel nach der Sanierung (Haus 31, Strang rechts und Summe über<br />

Wärmepumpe von Haus 31 Strang rechts bis Haus 35 Strang links); Zentrale Abluft-<br />

anlage mit bedarfsgeführter Lüftungssteuerung (System Riecon; Mai 2003)<br />

Zwischen dem Luftwechsel, der sich für den Einzelstrang ergibt, und dem Luftwechsel, der sich<br />

aus dem über die Wärmepumpe geführten Volumenstrom ergibt, sind deutliche Differenzen zu<br />

verzeichnen. Die Ursache kann u.a. in der Messunsicherheit begründet sein. Unterschiede in der<br />

Lage der Messeinrichtungen zu den Ventilatoren, den vorhandenen Kanallängen vor und nach<br />

den Messeinrichtungen, divergierende Dichtheit der Kanalsysteme können zu den abweichenden<br />

Messergebnissen führen.<br />

Beide Kurven zeigen Kohärenz hinsichtlich der Verläufe und insbesondere an den Unstetigkeitsstellen.<br />

Des Weiteren ist festzustellen, dass die Differenz zwischen den ermittelten Luftwechseln<br />

mit sinkender Außenlufttemperatur, resp. steigender Temperaturdifferenz zunimmt und im um-<br />

gekehrten Fall abnimmt. Aus den Messwerten, die u.a. den dargestellten Kurven zugrunde liegen,<br />

ergeben sich mittlere Anlagenluftwechsel für den Einzelstrang von<br />

n Anl.Haus31 = 0,53 h -1 und für die acht zusammengefassten Stränge von n Anl.WP = 0,47 h -1 .<br />

Es ist anzumerken, dass die aus den Messwerten ermittelten Volumenströme nicht mit den im<br />

Riecon-System rechnerisch abgeleiteten Werten (Mittelwert n = 0,43 h -1 , siehe dort) übereinstimmen.<br />

Bezogen auf den Einzelstrang überschreiten die aus den Messungen abgeleiteten<br />

Werte die Rechenwert um ca. 25 %. An dem Messpunkt hinter der Wärmepumpe, bei dem acht<br />

Stränge zusammengefasst sind, beträgt die Überschreitung ca. 10 %.<br />

27.05.03 - 00<br />

28.05.03 - 00<br />

29.05.03 - 00<br />

30.05.03 - 00<br />

31.05.03 - 00<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

Luftwechsel [1/h]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 94<br />

Diese Differenzen können zumindest zu einem Teil ihre Ursache in den Messunsicherheiten aufgrund<br />

der örtlichen Bedingungen haben. Andererseits ist die vorhandene energetische Qualität<br />

des mit dem Riecon-System ausgestatteten Gebäudeteils mit den Volumenströmen, die sich<br />

aus den Messwerten ergeben, nicht plausibel erklärbar. Aus diesem Grund muss hier von einem<br />

systematischen Messfehler ausgegangen werden, der im Rahmen der Überprüfung der<br />

Messkette allerdings nicht nachvollzogen werden konnte.<br />

-- Luftwechsel nach Sanierung – Zu- und Abluftanlage mit WRG<br />

Für die Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung wurden die Anlagenluftwechsel aus dem<br />

zugeführten Außenluft-Volumenstrom und dem Fortluft-Volumenstrom ermittelt. Ein entsprechender<br />

Monatsgang für Februar 2003 ist in Diagramm 5.3 dargestellt.<br />

Die grafische Darstellung zeigt, dass der Volumenstrom resp. der sich ergebende Anlagenluftwechsel<br />

im Wesentlichen von der Anlagensteuerung bestimmt wird. Der Außenluft-Volumenstrom<br />

ist in der Regel größer als der Fortluft-Volumenstrom. Das heißt, die Anlage wird mit einem<br />

geringen Überdruck betrieben.<br />

Der Fortluft-Volumenstrom weist keine nennenswerten Unstetigkeiten auf. Nachts liegt der sich<br />

über die Fortluft ergebende Anlagenluftwechsel bei ca. nAnl.Fo.mittel.nacht = 0,45 h -1 . Tagsüber er-<br />

gibt sich ein Anlagenluftwechsel über die Fortluft von ca. nAnl.Fo.mittel.tag = 0,54 h -1 . Insgesamt ergibt<br />

sich der Anlagenluftwechsel über die Fortluft zu nAnl.Fo.mittel = 0,50 h -1 .<br />

Temperaturdifferenz [K]<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

01.02.03 - 00<br />

02.02.03 - 00<br />

03.02.03 - 00<br />

04.02.03 - 00<br />

05.02.03 - 00<br />

06.02.03 - 00<br />

07.02.03 - 00<br />

08.02.03 - 00<br />

09.02.03 - 00<br />

10.02.03 - 00<br />

11.02.03 - 00<br />

12.02.03 - 00<br />

13.02.03 - 00<br />

14.02.03 - 00<br />

15.02.03 - 00<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

16.02.03 - 00<br />

17.02.03 - 00<br />

Zeitachse [Datum/Stunde]<br />

18.02.03 - 00<br />

19.02.03 - 00<br />

20.02.03 - 00<br />

21.02.03 - 00<br />

22.02.03 - 00<br />

23.02.03 - 00<br />

24.02.03 - 00<br />

Temp-Diff<br />

Luftwechsel (Außenluft)<br />

Luftwechsel (Fortluft)<br />

Bild 5.3: Anlagenluftwechsel nach Sanierung (Haus 36, Strang rechts); Semi-Dezentrale Zu -<br />

und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung (WRGA; Monatsgang 02. 2003)<br />

25.02.03 - 00<br />

26.02.03 - 00<br />

27.02.03 - 00<br />

28.02.03 - 00<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

Luftwechsel [1/h]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 95<br />

Der Anlagenluftwechsel, der sich über die zugeführte Außenluft ergibt, ist in der Regel größer als<br />

der Anlagenluftwechsel über die Fortluft. Der in Bild 5.3 dargestellte Verlauf des Anlagenluftwechsels<br />

über die Außenluft lässt erkennen, dass der Volumenstrom analog zum Fortluft-<br />

Volumenstrom nachts geringer ist als tagsüber.<br />

Über die gesamte Messzeit betrachtet nimmt der Volumenstrom insgesamt zeitabhängig ab und<br />

steigt dann wieder sprunghaft an. Als Ursache für die Abnahme des Volumenstroms ist die Erhöhung<br />

des Strömungswiderstandes durch die zunehmende Verschmutzung der eingesetzten<br />

Filter anzusehen. Die sprunghaften Anstiege sind auf Wartungen der Filter zurückzuführen.<br />

Außerdem ist festzustellen, dass bei großen Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen,<br />

resp. geringen Außentemperaturen, der Außenluft-Volumenstrom geringer als der Fortluft-<br />

Volumenstrom ist. Dies wird auf die “Frostschutzschaltung” zurückgeführt, durch die der Außen-<br />

luftventilator bei geringen Außentemperaturen abgeschaltet wird, um ein mögliches Vereisen der<br />

obersten Wärmetauscher zu verhindern.<br />

Der Anlagenluftwechsel für die Außenluft ergibt sich insgesamt zu n Anl.Au.mittel = 0,52 h -1 .<br />

Tagsüber ergibt sich ein Anlagenluftwechsel für die Außenluft von ca. n Anl.Au.mittel.tag = 0,57 h -1 .<br />

Der sich für die Außenluft ergebende Anlagenluftwechsel liegt nachts bei ca.<br />

n nl.Au.mittel.nacht = 0,46 h -1 . Dieser Wert steht im Widerspruch zu den vorgenommenen Systemeinstellungen.<br />

Danach soll der nächtliche Luftwechsel bei ca. 50 % des Luftwechsels am Tage<br />

liegen. Auch die Unterstellung eines systematischen Messfehlers erklärt diese Abweichung zwi-<br />

schen Plan- und Messwert nicht, sondern es ist davon auszugehen, dass die Nachtabsenkung<br />

nicht wie geplant erfolgt.Der minimale Anlagenluftwechsel bei wirksamer “Frostschutzschaltung”<br />

liegt um n Anl.Au.min = 0,37 h -1 .<br />

-- Zusammenfassung Luftwechsel<br />

Vor der Sanierung war der Anlagenluftwechsel der ehemals vorhandenen Schachtlüftung durch<br />

die natürlichen Antriebskräfte, thermische Auftrieb und Wind, bestimmt. Abhängig von den Verhältnissen<br />

ergab sich ein diskontinuierlicher Volumenstrom über die Schachtanlage.<br />

Der mittlere Anlagenluftwechsel (Schachtluftwechsel) lag in der Heizperiode zwischen<br />

n Anl.mittel = 0,25 h -1 und n Anl.mittel = 0,40 h -1 und außerhalb der Heizperiode in einer Größenordnung<br />

von n Anl.mittel < 0,10 h -1 .<br />

Mit dem Einbau der Lüftungsanlagen wurde eine kontinuierliche Belüftung der Wohnungen sichergestellt.<br />

Die anhand der Messwerte ermittelten Anlagenluftwechsel sind dabei im Mittel für<br />

alle drei untersuchten Systeme nach der Sanierung in gleicher Größenordnung vorhanden:<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 96<br />

System Anlagenluftwechsel [h -1 ]<br />

nachts tags Mittelwert<br />

vor der Sanierung<br />

Schachtlüftung<br />

nach der Sanierung<br />

- - < 0,10 -0,40<br />

zentrale Abluftanlage mit zeit- und temperaturabhängiger<br />

Lüftersteuerung (Standardlösung)<br />

0,30 - 0,40 0,60 - 0,65 0,53<br />

zentrale Abluftanlage mit bedarfsgeführter Lüftungssteuerung<br />

(System Riecon)<br />

- - 0,47 - 0,55<br />

Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung,<br />

semi-dezentral (WRGA)<br />

0,46 0,57 0,52<br />

Tab. 5.4: Anlagenluftwechsel<br />

Beim Riecon-System stehen die aus den Messwerten ermittelten Luftwechsel im Widerspruch<br />

zu den sich aus dem Riecon-System ergebenden Rechenwerten und auch zu den sich an dem<br />

Gebäude einstellenden energetischen Effekten. Die Ursache hierfür kann zu einem Teil in der<br />

Messunsicherheit begründet sein und zu einem anderen in den Verfahrensunterschieden zwischen<br />

Messung und Berechnung. Außerdem kann ein systematischer Messfehler vorliegen, der<br />

allerdings im Rahmen der Überprüfung der Messkette nicht eruiert werden konnte. Zudem wurde<br />

die beim Conit-System vorgesehene Absenkung des nächtlichen Volumenstroms auf 50 % nicht<br />

festgestellt.<br />

5.2.2 Fensteröffnungszeiten in den Messwohnungen<br />

Für die Untersuchungen zum Nutzerverhalten bezüglich der Fensterlüftung standen für jedes<br />

Lüftungssystem jeweils drei “Messwohnungen” zur Verfügung. Damit wurden bei einer Gesamtheit<br />

von 50 Wohnungen je Lösung maximal 6 % der vorhandenen Wohnungen bzw. Fenster einbezogen.<br />

Zur Erfassung der Fensteröffnungszeiten wurden alle Fenster- bzw. Fenstertürflügel der “Messwohnungen”,<br />

sowohl vor als auch nach der Sanierung mit Reed-Kontakten ausgestattet, die so<br />

angeordnet wurden, dass es möglich war, festzustellen, ob ein Fenster bzw. eine Loggiatür ge-<br />

schlossen war oder sich geöffnet in Dreh- oder Kippstellung befand.<br />

Die jeweilige Fensterstellung wurde als Zeitanteil von Kipp-, Dreh- oder geschlossener Stellung<br />

ermittelt. Unter “Zeitanteil” ist der prozentuale Anteil an einem betrachteten Zeitintervall zu verstehen,<br />

in der ein Fenster oder eine Gruppe von Fenstern sich in der jeweils festgestellten Stellung<br />

befindet. Die Zeitintervalle können Jahre, Monate, Wochen, Tage oder auch Stunden umfassen.<br />

Für die nachfolgenden Betrachtungen wird die Auswertung im Wesentlichen für Zeitintervalle von<br />

Kalendermonaten und Kalenderwochen vollzogen.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 97<br />

- Fensteröffnungszeiten vor Sanierung - Schachtlüftung<br />

Aus der Darstellung in Diagramm 5.4 lässt sich als Tendenz erkennen, dass der Zeitanteil, d.h.<br />

die Dauer der Fensteröffnungszeit von der Außentemperatur abhängig ist. Des Weiteren zeigt<br />

sich, dass in den untersuchten Wohnungen vor der Sanierung die Kippstellung – zumindest bei<br />

relativ niedrigen Außentemperaturen - von den Mietern bevorzugt wurde.<br />

Während der Heizperiode wurde der Zeitanteil der Fensteröffnung vor allem durch das Öffnen<br />

der Schlafzimmerfenster erzeugt. Der Anteil der Wohnzimmerfenster und -fenstertüren sowie<br />

der “Kinderzimmer”fenster ist im Vergleich zum Zeitanteil der Schlafzimmerfenster sehr gering.<br />

Erst mit steigenden Außentemperaturen waren erhöhte Zeitanteile auch an den zuerst genannten<br />

Fenstern zu verzeichnen.<br />

Zeitanteil<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

KW 6<br />

KW 7<br />

KW 8<br />

geöffnet, gesamt davon Kippstellung davon Drehstellung Außentemperatur<br />

KW 9<br />

KW 10<br />

KW 11<br />

KW 12<br />

KW 13<br />

KW 14<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

KW 15<br />

Kalenderwoche<br />

Bild 5.4: Fensteröffnungszeiten (Zeitanteile) vor der Sanierung im Zeitraum<br />

6.-23. Kalenderwoche 2001 (Anmerkung: Der Darstellung liegen Daten aus zwei Wohnungen<br />

zugrunde, von denen eine ab Mai 2001 (ca. 18. KW) nicht mehr bewohnt war. So ist der “Nullpunkt”<br />

in der 20. KW mit Abwesenheit der Mieter der letzten bewohnten Wohnung zu interpretieren.)<br />

- Fensteröffnungszeiten nach Sanierung<br />

Bei der Auswertung der nach der Sanierung für die drei Lüftungssysteme erfassten Daten werden<br />

die Ergebnisse gebäudeweise, d.h. für die jeweilige Gesamtheit der “Messwohnungen” eines<br />

Lüftungssystems betrachtet. Wegen der Fülle der auszuwertenden Daten wird die Auswertung<br />

auf monatliche Zeitintervalle beschränkt.<br />

KW 16<br />

KW 17<br />

KW 18<br />

KW 19<br />

KW 20<br />

KW 21<br />

KW 22<br />

KW 23<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

Außentemperatur [°C]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 98<br />

-- Fensteröffnungszeiten nach Sanierung - Standardlösung<br />

Die Untersuchungsergebnisse am Haus 23 (Standardlösung) zeigen die Außentemperaturabhängigkeit<br />

der Lüftungsvorgänge. Des Weiteren ist festzustellen, dass hier deutlich der Anteil<br />

der geöffneten Fenster in Kippstellung überwiegt.<br />

Zeitanteil<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Februar 2002<br />

März 2002<br />

April 2002<br />

Mai 2002<br />

Juni 2002<br />

Juli 2002<br />

geöffnet gekippt gedreht Außentemperatur<br />

August 2002<br />

Bild 5.5: Fensteröffnungszeiten (Zeitanteile) nach der Sanierung im Zeitraum<br />

Februar 2002 bis August 2003 (Standardlösung)<br />

-- Fensteröffnungszeiten nach Sanierung – System Riecon<br />

Zeitanteil<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Februar 2002<br />

März 2002<br />

April 2002<br />

Mai 2002<br />

Juni 2002<br />

Juli 2002<br />

September 2002<br />

Oktober 2002<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

November 2002<br />

geöffnet gekippt gedreht Außentemperatur<br />

August 2002<br />

Bild 5.6: Fensteröffnungszeiten (Zeitanteile) nach der Sanierung im Zeitraum<br />

Februar 2002 bis August 2003 (System Riecon)<br />

September 2002<br />

Oktober 2002<br />

November 2002<br />

Dezember 2002<br />

Dezember 2002<br />

Januar 2003<br />

Januar 2003<br />

Februar 2003<br />

Februar 2003<br />

März 2003<br />

März 2003<br />

April 2003<br />

April 2003<br />

Mai 2003<br />

Mai 2003<br />

Juni 2003<br />

Juni 2003<br />

Juli 2003<br />

Juli 2003<br />

August 2003<br />

August 2003<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

Außentemperatur [°C]<br />

Außentemperatur [°C]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 99<br />

Bild 5.6 zeigt für die Abluftanlage mit bedarfsgeführter Lüftungssteuerung (System Riecon) wiederum<br />

die Temperaturabhängigkeit der über die Fensteröffnung erfolgenden Lüftungsvorgänge.<br />

Hier ist zu konstatieren, dass sich das in den gleichen Wohnungen vor der Sanierung festgestell-<br />

te Nutzerverhalten, bei der Fensteröffnung vorzugsweise die Fenster in Kippstellung zu halten,<br />

nach der Sanierung nicht wieder einstellt.<br />

-- Fensteröffnungszeiten nach Sanierung – Zu- und Abluftanlage mit WRG<br />

Für das Haus 36 (Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung) ergibt sich hinsichtlich der<br />

Temperaturabhängigkeit der Zeitanteile der geöffneten Fenster eine dem Haus 31 (Riecon-<br />

System) analoge Tendenz (siehe Bild 5.7). Außerdem ist hier in der Heizperiode Anfang des Jahres<br />

2002 die Bevorzugung der Kippstellung zu erkennen, die in der folgenden Heizperiode so<br />

nicht wieder auftritt.<br />

Zeitanteil<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Februar 2002<br />

März 2002<br />

April 2002<br />

Mai 2002<br />

Juni 2002<br />

Juli 2002<br />

geöffnet gekippt gedreht Außentemperatur<br />

August 2002<br />

September 2002<br />

Bild 5.7: Fensteröffnungszeiten (Zeitanteile) nach der Sanierung im Zeitraum<br />

Februar 2002 bis August 2003 (WRGA)<br />

-- Zusammenfassung - Fensteröffnungszeiten<br />

Oktober 2002<br />

In Bild 5.8 sind die Anteile der Fensteröffnungszeiten für die drei untersuchten Systeme gegen-<br />

übergestellt. In jedem Fall ist die Temperaturabhängigkeit der Fensterlüftung erkennbar.<br />

Auffällig ist der Unterschied beim Vergleich der Systeme in der Heizperiode Anfang des Jahres<br />

2002 und Ende 2002/Anfang 2003. Während in der ersten Periode die Fenster bei der Standardlösung<br />

den bei weitem größten Öffnungszeitanteil aufwiesen, hat in der zweiten Periode eindeu-<br />

tig die Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung die größten Zeitanteile bei der Fensteröffnung<br />

zu verzeichnen. Der vorhandene Unterschied im Nutzerverhalten fällt zusammen mit weit-<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

November 2002<br />

Dezember 2002<br />

Januar 2003<br />

Februar 2003<br />

März 2003<br />

April 2003<br />

Mai 2003<br />

Juni 2003<br />

Juli 2003<br />

August 2003<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

Außentemperatur [°C]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 100<br />

aus tieferen Außentemperaturen in der zweiten Periode. Ob hier tatsächlich ein Zusammenhang<br />

vorhanden oder die Gleichzeitigkeit lediglich zufällig ist, kann wegen des begrenzten Untersuchungsumfangs<br />

nicht geklärt werden. Allerdings sind Aussagen der Mieter in den WRGA-<br />

Wohnungen, nach denen, wegen der insbesondere bei tiefen Außentemperaturen als zu trocken<br />

empfundenen Raumluft, verstärkt gelüftet wird, ein Indiz dafür, dass hier ein Zusammenhang<br />

besteht.<br />

Zeitanteil<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Februar 2002<br />

März 2002<br />

April 2002<br />

Mai 2002<br />

Juni 2002<br />

Juli 2002<br />

WRGA Riecon Standard Außentemperatur<br />

August 2002<br />

September 2002<br />

Oktober 2002<br />

Bild 5.8: Vergleich der Fensteröffnungszeiten (Zeitanteile) nach der Sanierung im Zeitraum<br />

Februar 2002 bis August 2003<br />

Im Ergebnis der Untersuchungen ist folgendes zu konstatieren:<br />

- Die Fensteröffnungszeiten sind eindeutig von den Außentemperaturen abhängig.<br />

Je höher die Außentemperaturen, desto größer die Zeitanteile geöffneter Fenster.<br />

- Signifikante Unterschiede im Nutzerverhalten vor und nach Sanierung können aus den<br />

Untersuchungsergebnissen nicht sicher abgeleitet werden.<br />

- Den größten Anteil an der Fensterlüftung haben die Schlafzimmerfenster.<br />

- Die bevorzugte Fensterstellung ist die Kippstellung.<br />

- Bei Außentemperaturen unter 0°C in der Heizperiode wird in den Wohnungen mit WRGA<br />

verstärkt über die Fenster gelüftet.<br />

- Bei Außentemperaturen ab ca. 5°C und höher wird in den Wohnungen mit der einfachen<br />

Abluftanlage häufiger über die Fenster gelüftet als in den Wohnungen der Forschungsblöcke.<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

November 2002<br />

Dezember 2002<br />

Januar 2003<br />

Februar 2003<br />

März 2003<br />

April 2003<br />

Mai 2003<br />

Juni 2003<br />

Juli 2003<br />

August 2003<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

Außentemperatur [°C]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 101<br />

5.3 Raumluftqualität<br />

Die im Folgenden dargestellten Untersuchungsergebnisse sind im Wesentlichen auf die Auswertung<br />

erfasster Messwerte von Temperatur, relativer Feuchte und CO2-Gehalt der Raumluft beschränkt.<br />

Für die Datenerfassung vor der Sanierung wurden im Februar 2001 vor der Modernisierung in<br />

den Wohnungen 0202, 0402 und 0502 des Hauses Albert-Schweitzer-Straße 31 in jedem Auf-<br />

enthaltsraum (Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer) Messfühler installiert. Des Weiteren wurde die<br />

Temperatur und relative Feuchte der Abluft in den Ablufterfassern in Bad und Küche der Wohnungen<br />

und an der Systemgrenze im Dachraum erfasst.<br />

Die Erfassung im sanierten Zustand erfolgte ab November 2001 in den selben Wohnungen, in<br />

denen auch der Zustand vor der Sanierung erfasst wurde, und zusätzlich wurden in den Häusern<br />

Albert-Schweitzer-Straße 36 und Albert-Schweitzer-Straße 23 in den nummerngleichen Wohnungen<br />

entsprechende Messfühler installiert.<br />

Hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Daten ist die Tatsache zu bedenken, dass die Erfassung vor<br />

der Sanierung lediglich in drei Wohnungen eines Hauses erfolgte, von denen während der Datenerfassung<br />

eine komplett leer stand und eine weitere im Mai 2001 frei wurde. Außerdem soll<br />

der Vergleich mit dem sanierten Zustand für das vor der Sanierung erfasste Haus und zwei wei-<br />

tere Häuser mit Daten aus jeweils drei Wohnungen geführt werden, von denen ebenfalls einige<br />

zeitweise unbewohnt waren. Die “Messwohnungen” und deren Nutzungsgrad sind in Tabelle 5.2<br />

dargestellt.<br />

Im Folgenden werden die Messergebnisse anhand von Diagrammen dargestellt. Dabei sind den<br />

einzelnen Kurven die jeweiligen Fühlerbezeichnungen zugeordnet. Die Fühlerbezeichnung setzt<br />

sich aus der jeweiligen Hausnummer, dem Geschoss und dem Raum sowie der jeweiligen<br />

Messgröße nach folgendem Muster zusammen:<br />

31-4SZ-F = Haus 31-Geschoss 4 Schlafzimmer-relative Luftfeuchte.<br />

Der Vergleich wird mit Hilfe von Messwerten geführt, die im Monat März 2001 (vor Sanierung)<br />

und im Monat März 2003 (nach Sanierung) erfasst wurden. Dafür wurden die im 10-Minuten-<br />

Abstand erfassten Messwerte zu Stundenmittelwerten zusammengefasst und letztere der Auswertung<br />

zugrunde gelegt.<br />

Für die Abbildung der Messergebnisse werden wegen der Fülle der Daten die Werte für den<br />

CO2-Gehalt einmal mit den Temperaturwerten und einmal mit den Luftfeuchtewerten dargestellt.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 102<br />

Des Weiteren erfolgt die Darstellung systemweise anhand ausgewählter, typischer Verläufe in<br />

den Messwohnungen.<br />

Zunächst wird der unsanierte Zustand dargestellt und dann kurz zusammengefasst. Anschließend<br />

werden die Lüftungssysteme nach der Sanierung gebäudeweise analog dem unsanierten<br />

Zustand dargestellt. Für jedes Lüftungssystem ist den Diagrammen analog zum Zustand vor der<br />

Sanierung eine kurze Zusammenfassung nachgestellt.<br />

- Raumluftqualität vor Sanierung<br />

Die ermittelte Monatsmitteltemperatur im Monat März 2001 lag bei 3,6 °C (Minimum -4,7 °C, Maximum<br />

14,1 °C). Die relative Feuchte der Außenluft betrug im Mittel 82,8 % (Minimum 45,4 %,<br />

Maximum 100 %). Der CO2-Gehalt der Außenluft lag im Mittel bei 0,047 % (= 470 ppm; Minimum<br />

320 ppm, Maximum 870 ppm).<br />

Gemittelt über alle Wohnungen ergeben sich für den März 2001 eine Temperatur von 20,3 °C<br />

und eine relative Luftfeuchte von 32,9 %. Der Kohlendioxidgehalt der Raumluft lag im Mittel über<br />

alle Wohnungen bei 710 ppm.<br />

Werden nur die bewohnten Wohnungen betrachtet, ergeben sich folgende Mittelwerte:<br />

Temperatur: 20,9 °C<br />

relative Luftfeuchte: 33,2 %<br />

Kohlendioxidgehalt: 840 ppm<br />

Die Mittelwerte der Temperaturen und der relativen Luftfeuchten für die einzelnen Räume sind in<br />

der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.<br />

WE/Raum 31-2Kü 31-2Bd 31-2WZ 31-2SZ 31-2KZ<br />

Temperatur 20,5 18,9 22,2 18,9 21,2<br />

rel. Luftfeuchte 35,1 41,0 29,1 36,9 31,6<br />

WE/Raum 31-4Kü 31-4Bd 31-4WZ 31-4SZ 31-4KZ<br />

Temperatur 21,4 22,0 21,5 19,4 23,0<br />

rel. Luftfeuchte 32,5 33,6 29,3 33,6 28,9<br />

Tab. 5.5: Monatsmittel der Temperaturen und relativen Luftfeuchten in den Räumen der<br />

bewohnten “Messwohnungen” (März 2001)<br />

Damit liegen die Mittelwerte innerhalb der Behaglichkeitsgrenzen nach DIN 1946 Teil 2.<br />

In der Wohnung 0202 lag der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 17 %, im<br />

Schlafzimmer zu 51 % und im Kinderzimmer zu 54 % der Messdauer (ein Monat) über<br />

1.000 ppm. Hier wurden in beiden Räumen Maxima von 2.000 ppm aufgezeichnet.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 103<br />

In der Wohnung 0402 lag der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 6 %, im<br />

Schlafzimmer zu 26 % und im Kinderzimmer zu 9 % der Messdauer über 1.000 ppm. Für das<br />

Wohnzimmer wurde ein Maximum von 2.000 ppm und für das Kinderzimmer ein Extremwert von<br />

3.000 ppm aufgezeichnet.<br />

Kohlendioxidgehalt in %<br />

0,800<br />

0,700<br />

0,600<br />

0,500<br />

0,400<br />

0,300<br />

0,200<br />

0,100<br />

0,000<br />

22.03.01 12:13<br />

22.03.01 14:13<br />

22.03.01 16:13<br />

31-2WZ-C 31-2SZ-C 31-2KZ-C 31-AuK-C 31-2Kü-F 31-2Bd-F<br />

31-2WZ-F 31-2SZ-F 31-2KZ-F 31-AbKü-F 31-AbBd-F 31-AuK-F<br />

12:00 Uhr - 24:00 Uhr 00:00 Uhr - 24:00 Uhr<br />

00:00 Uhr - 24:00 Uhr<br />

00:00 Uhr - 12:00 Uhr<br />

22.03.01 18:13<br />

22.03.01 20:13<br />

22.03.01 22:13<br />

23.03.01 00:13<br />

23.03.01 02:13<br />

23.03.01 04:13<br />

23.03.01 06:13<br />

23.03.01 08:13<br />

23.03.01 10:13<br />

23.03.01 12:25<br />

23.03.01 14:45<br />

23.03.01 16:45<br />

23.03.01 18:45<br />

23.03.01 20:45<br />

23.03.01 22:45<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

24.03.01 00:45<br />

24.03.01 02:45<br />

Datum / Uhrzeit<br />

Bild 5.9: CO2-Gehalte und relative Luftfeuchten in der Wohnung 31-0202 vom 22.03.01<br />

12:00 Uhr bis 25.03.01 12:00 Uhr<br />

Aus den Verläufen der Messwertkurven wird deutlich, dass eine relative Luftfeuchte von 60 % nur<br />

selten überschritten und schnell wieder abgebaut wird. Für einige Aufenthaltsräume ist im Mittel<br />

eine relative Raumluftfeuchte von weniger als 30 % festzustellen. Gemessen wurden Minima<br />

unter 20 %.<br />

Aus dem Verlauf der Kurven ist zunächst zu erkennen, dass der CO2-Gehalt der Raumluft seine<br />

oberen und unteren Extremwerte annähernd mit denen der relativen Luftfeuchte erreicht. Dies<br />

zeigt, dass durch die Nutzung der Räume parallel zum Feuchteeintrag ein CO2-Eintrag stattfindet.<br />

Es ergeben sich keine eindeutigen Tagesgänge mit signifikanten oberen und unteren Extrema.<br />

Dies ist Ausdruck der diskontinuierlichen Belüftung mittels Schachtlüftung und der Wirkung der<br />

inkonstanten natürlichen Antriebskräfte.<br />

24.03.01 04:45<br />

24.03.01 06:45<br />

24.03.01 08:45<br />

24.03.01 10:45<br />

24.03.01 12:45<br />

24.03.01 14:45<br />

24.03.01 16:45<br />

24.03.01 18:45<br />

24.03.01 20:45<br />

24.03.01 22:45<br />

25.03.01 00:45<br />

25.03.01 02:05<br />

25.03.01 04:45<br />

25.03.01 06:45<br />

25.03.01 08:45<br />

25.03.01 10:45<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

relative Luftfeuchte in %


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 104<br />

Als Trend zeichnet sich ab, dass die Belastung der Raumluft in der ersten Tageshälfte am geringsten<br />

ist und zur Nacht hin zunimmt. Im Einzelfall sind auch nächtliche Absenkungen zu verzeichnen.<br />

Diese können Ausdruck von Lüftungsvorgängen (Schlafen bei offenen Fenstern) sein<br />

oder ihren Grund einfach in der temporären Nichtnutzung der Räume und damit Nichtbelastung<br />

der Raumluft haben.<br />

Die Raumluftfeuchte liegt innerhalb der Behaglichkeitsgrenzen nach DIN 1946 Teil 2. Der empfohlene<br />

Grenzwert von 1.000 ppm CO2-Gehalt wird allerdings – insbesondere in den Nachtstunden<br />

– zum Teil deutlich überschritten.<br />

- Raumluftqualität nach Sanierung<br />

Die Angaben zu Temperaturen, relativen Luftfeuchten CO2-Gehalt der Außenluft für den Ver-<br />

gleichsmonat März 2003 sind in der nachfolgenden Tabelle enthalten.<br />

Monat/Jahr Temperaturen relative Luftfeuchten CO2-Gehalt<br />

Min Mittel Max Min Mittel Max<br />

März 2003 -4,7 °C 4,5 °C 17,0 °C 18,1 % 78,0 % 100 % 400 ppm<br />

Tab. 5.6: Temperaturen, relativen Luftfeuchten CO2-Gehalt der Außenluft für März 2003<br />

Analog der Vorgehensweise beim unsanierten Zustand werden zunächst alle Werte der Temperaturen,<br />

relativen Luftfeuchten und Kohlendioxidgehalte für die jeweils drei “Messwohnungen” der<br />

verschiedenen Lüftungssysteme über den jeweiligen Monat gemittelt (Tabelle 5.7).<br />

Monat/Jahr Haus 23 Haus 31 Haus 36<br />

Temp. rel. LF CO2 Temp. rel. LF CO2 Temp. rel. LF CO2<br />

März 2003 20,7 °C 34,4 % 670 21,6 °C 33,6 % 760 21,5 °C 29,7 % 770<br />

ppm<br />

ppm<br />

ppm<br />

Tab. 5.7: Mittelwerte der Temperaturen, relativen Luftfeuchten und Kohlendioxidgehalte<br />

der Raumluft (Mittelwerte über jeweils drei “Messwohnungen”, März 2003)<br />

Desweiteren werden die sich aus den erfassten Werten ergebenden Messkurven für die je-<br />

weiligen Systeme analog zur Darstellung des Zustandes vor der Sanierung als Diagramme abgebildet.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 105<br />

-- Raumluftqualität nach Sanierung – Standardlösung<br />

Kohlendioxidgehalt in %<br />

0,800<br />

0,700<br />

0,600<br />

0,500<br />

0,400<br />

0,300<br />

0,200<br />

0,100<br />

0,000<br />

18.03.03 00:36<br />

18.03.03 05:36<br />

18.03.03 10:36<br />

23-2WZ-C 23-2SZ-C 23-2KZ-C 31-AuK-C 23-2Ku-F 23-2Bd-F 23-2WZ-F<br />

23-2SZ-F 23-2KZ-F 23-AbDr-F 31-AuK-F<br />

Sonntag Montag<br />

Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag<br />

18.03.03 15:36<br />

18.03.03 20:36<br />

19.03.03 01:36<br />

19.03.03 06:36<br />

19.03.03 11:36<br />

19.03.03 16:36<br />

19.03.03 21:36<br />

20.03.03 02:36<br />

20.03.03 07:36<br />

20.03.03 12:36<br />

20.03.03 17:36<br />

20.03.03 22:36<br />

21.03.03 03:36<br />

21.03.03 08:36<br />

21.03.03 13:36<br />

21.03.03 18:36<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

21.03.03 23:36<br />

22.03.03 04:36<br />

22.03.03 09:36<br />

Datum / Uhrzeit<br />

Bild 5.10: CO2-Gehalte und relative Luftfeuchten in der Wohnung 23-0202 während der<br />

12. Kalenderwoche 2003<br />

In der Wohnung 0202 lag der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 3 %, im<br />

Schlafzimmer zu 34 % und im Kinderzimmer zu 11 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier wurden<br />

als Maxima in Wohn- und Kinderzimmer von 1.100 ppm bzw. 1.300 ppm und im Schlafzim-<br />

mer 3.100 ppm aufgezeichnet.<br />

In der Wohnung 0402 lag der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 0,3 %, im<br />

Schlafzimmer zu 8 % und im Kinderzimmer zu 1 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier wur-<br />

den als Maxima in Wohn- und Kinderzimmer von 1.100 ppm bzw. 1.900 ppm und im Schlafzimmer<br />

4.000 ppm aufgezeichnet.<br />

In der Wohnung 0502 lag der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 15 %, im<br />

Schlafzimmer zu 17 % und im Kinderzimmer zu 16 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier<br />

wurden als Maxima im Wohnzimmer 1.700 ppm, im Schlafzimmer 1.400 ppm und im Kinder-<br />

22.03.03 14:36<br />

22.03.03 19:36<br />

zimmer 7.500 ppm (MAK-Wert 5.000 ppm) aufgezeichnet.<br />

Die Mittelwerte der Temperaturen und der relativen Luftfeuchten für die einzelnen Räume sind in<br />

Tabelle 5.8 aufgeführt.<br />

23.03.03 00:36<br />

23.03.03 05:36<br />

23.03.03 10:36<br />

23.03.03 15:36<br />

23.03.03 20:36<br />

24.03.03 01:36<br />

24.03.03 06:36<br />

24.03.03 11:36<br />

24.03.03 16:36<br />

24.03.03 21:36<br />

25.03.03 02:36<br />

25.03.03 07:36<br />

25.03.03 12:36<br />

25.03.03 17:36<br />

25.03.03 22:36<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

relative Luftfeuchte in %


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 106<br />

WE/Raum 23-2Kü 23-2Bd 23-2WZ 23-2SZ 23-2KZ<br />

Temperatur 22,6 21,7 21,0 19,0 23,0<br />

rel. Luftfeuchte 29,4 37,0 30,8 35,2 27,7<br />

WE/Raum 23-4Kü 23-4Bd 23-4WZ 23-4SZ 23-4KZ<br />

Temperatur 21,8 21,8 21,1 19,9 20,9<br />

rel. Luftfeuchte 33,0 34,4 32,7 34,2 33,9<br />

WE/Raum 23-5Kü 23-5Bd 23-5WZ 23-5SZ 23-5KZ<br />

Temperatur 21,1 21,1 20,1 16,9 17,9<br />

rel. Luftfeuchte 34,0 35,4 35,8 38,6 44,5<br />

Tab. 5.8: Monatsmittel der Temperaturen und relativen Luftfeuchten in den Räumen der be-<br />

wohnten “Messwohnungen” für März 2003 (Standardlösung)<br />

Aus den Verläufen der Messwertkurven wird deutlich, dass wie bereits vor der Sanierung eine<br />

relative Luftfeuchte von 60 % nur selten überschritten und schnell wieder abgebaut wird. Des<br />

Weiteren ist für einige Aufenthaltsräume im Mittel eine relative Raumluftfeuchte von weniger als<br />

30 % festzustellen. Gemessen wurden Minima unter 20 %.<br />

Hinsichtlich der Tagesgänge ist zunächst festzustellen, dass der Zusammenhang zwischen relativer<br />

Feuchte und CO2-Gehalt der Raumluft auch hier sichtbar wird. Dies war insofern zu erwar-<br />

ten, als dass diese Parameter abhängig von der Raumnutzung infolge von nutzerabhängigen<br />

Emissionen sowie der Wirkung der Abluftanlage ansteigen bzw. fallen.<br />

Des Weiteren ist zu konstatieren, dass die Tagesgänge deutlichere Extrema, insbesondere deut-<br />

lichere Maxima in den Nachtstunden aufweisen. Dies kann zum einen auf die gegenüber dem<br />

Zustand vor der Sanierung höhere Dichtheit zurückgeführt werden. Zum anderen kann die nächtliche<br />

Absenkung des Abluft-Volumenstromes eine Ursache sein.<br />

Hohe Extrema des CO2-Gehaltes bis 7.500 ppm in den Schlafzimmern bzw. in einem als<br />

Schlafzimmer genutzten Kinderzimmer zeigen, dass bei geschlossenen Fenstern und ge-<br />

schlossenen Innentüren eine Belüftung der Räume praktisch nicht stattfindet. Hier sind die Lüftungsautorität<br />

von Außenluftdurchlässen sowie entsprechende Überströmdurchlässe in den Türen<br />

erforderlich, um eine kontinuierliche Lüftung zu gewährleisten.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 107<br />

-- Raumluftqualität nach Sanierung – System Riecon<br />

Kohlendioxidgehalt in %<br />

0,800<br />

0,700<br />

0,600<br />

0,500<br />

0,400<br />

0,300<br />

0,200<br />

0,100<br />

0,000<br />

18.03.03 00:39<br />

18.03.03 05:39<br />

18.03.03 10:39<br />

31-4WZ-C 31-4SZ-C 31-4KZ-C 31-AuK-C 31-Ab-F 31-AuK-F 31-4Ku-F<br />

31-4Bd-F 31-4WZ-F 31-4SZ-F 31-4KZ-F<br />

Sonntag Montag<br />

Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag<br />

18.03.03 15:39<br />

18.03.03 20:39<br />

19.03.03 01:39<br />

19.03.03 06:39<br />

19.03.03 11:39<br />

19.03.03 16:39<br />

19.03.03 21:39<br />

20.03.03 02:39<br />

20.03.03 07:39<br />

20.03.03 12:39<br />

20.03.03 17:39<br />

20.03.03 22:39<br />

21.03.03 03:39<br />

21.03.03 08:39<br />

21.03.03 13:39<br />

21.03.03 18:39<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

21.03.03 23:39<br />

22.03.03 04:39<br />

22.03.03 09:39<br />

Datum / Uhrzeit<br />

Bild 5.11: CO 2-Gehalte und relative Luftfeuchten in der Wohnung 31-0402 während der<br />

12. Kalenderwoche 2003<br />

Die Mittelwerte der Temperaturen und der relativen Luftfeuchten für die einzelnen Räume sind in<br />

Tabelle 5.9 aufgeführt.<br />

WE/Raum 31-2Kü 31-2Bd 31-2WZ 31-2SZ 31-2KZ<br />

Temperatur 22,0 21,2 22,7 20,1 21,7<br />

rel. Luftfeuchte 45,3 36,5 28,7 34,0 32,0<br />

WE/Raum 31-4Kü 31-4Bd 31-4WZ 31-4SZ 31-4KZ<br />

Temperatur 25,0 23,8 23,5 21,6 21,9<br />

rel. Luftfeuchte 24,7 30,0 26,4 30,0 29,3<br />

WE/Raum 31-5Kü 31-5Bd 31-5WZ 31-5SZ 31-5KZ<br />

Temperatur 21,5 20,7 20,9 17,4 19,5<br />

rel. Luftfeuchte 33,4 40,7 33,7 44,7 34,6<br />

Tab. 5.9: Monatsmittel der Temperaturen und relativen Luftfeuchten in den Räumen der be-<br />

22.03.03 14:39<br />

22.03.03 19:39<br />

23.03.03 00:39<br />

23.03.03 05:39<br />

23.03.03 10:39<br />

23.03.03 15:39<br />

wohnten Messwohnungen; März 2003 (System Riecon)<br />

23.03.03 20:39<br />

24.03.03 01:39<br />

24.03.03 06:39<br />

24.03.03 11:39<br />

24.03.03 16:39<br />

24.03.03 21:39<br />

25.03.03 02:39<br />

25.03.03 07:39<br />

25.03.03 12:39<br />

25.03.03 17:39<br />

25.03.03 22:39<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

relative Luftfeuchte in %


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 108<br />

In der Wohnung 0202 liegt der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 9 %, im<br />

Schlafzimmer zu 33 % und im Kinderzimmer zu 26 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier wurden<br />

als Maxima im Wohnzimmer 2.400 ppm, im Schlafzimmer 1.300 ppm und im Kinderzimmer<br />

1.900 ppm aufgezeichnet.<br />

In der Wohnung 0402 liegt der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 9 %, im<br />

Schlafzimmer zu 5 % und im Kinderzimmer zu 14 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier wurden<br />

als Maxima im Wohnzimmer 1.700 ppm, im Schlafzimmer 1.600 ppm und im Kinderzimmer<br />

1.400 ppm aufgezeichnet.<br />

In der Wohnung 0502 liegt der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 11 %, im<br />

Schlafzimmer zu 43 % und im Kinderzimmer zu 6 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier wurden<br />

als Maxima im Wohnzimmer 1.500 ppm, im Schlafzimmer 4.600 ppm und im Kinderzimmer<br />

3.000 ppm aufgezeichnet.<br />

Aus den Verläufen der Messwertkurven wird deutlich, dass eine relative Luftfeuchte von 60 % nur<br />

selten überschritten und schnell wieder abgebaut wird. Außerdem ist wie bei der einfachen me-<br />

chanischen Abluftanlage für einige Aufenthaltsräume im Mittel eine relative Raumluftfeuchte von<br />

weniger als 30 % festzustellen. Gemessen wurden auch hier Minima unter 20 %.<br />

Hinsichtlich der Tagesgänge ist hier ebenfalls der Zusammenhang zwischen relativer Feuchte<br />

und CO2-Gehalt der Raumluft sichtbar.<br />

Die Tagesgänge zeigen ähnlich wie bei der mechanischen Abluftanlage stellenweise deutliche<br />

Extrema, insbesondere deutliche Maxima. Dies wird analog auf die gegenüber dem Zustand vor<br />

der Sanierung höhere Dichtheit zurückgeführt.<br />

Hohe Extrema des CO2-Gehaltes bis 4.600 ppm im Schlafzimmer der Wohnung 0502 sind in der<br />

Nutzung der Wohnung begründet. Nach Aussage der Bewohner kleben diese die Überströmöffnung<br />

in den Türen zeitweise ab, weil sie sich durch Zuglufterscheinungen beeinträchtigt fühlen.<br />

Dadurch wird die nächtliche Belüftung des Raumes unterbunden.<br />

Ansonsten zeigen die Messwerte maximale CO2-Gehalte um 1.500 ppm und liegen damit im<br />

entsprechend DIN 1946 Teil 2 tolerierbaren Bereich.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 109<br />

-- Raumluftqualität nach Sanierung– Zu- und Abluftanlage mit WRG<br />

Kohlendioxidgehalt in %<br />

0,800<br />

0,700<br />

0,600<br />

0,500<br />

0,400<br />

0,300<br />

0,200<br />

0,100<br />

0,000<br />

18.03.03 00:30<br />

18.03.03 05:30<br />

18.03.03 10:30<br />

36-5WZ-C 36-5SZ-C 36-5KZ-C 31-AuK-C 36-Fo-F 31-AuK-F 36-5Ab-F<br />

36-5WZ-F 36-5SZ-F 36-5KZ-F<br />

Sonntag Montag<br />

Dienstag Mittwoch Donnerstag<br />

Freitag Samstag Sonntag<br />

18.03.03 15:30<br />

18.03.03 20:30<br />

19.03.03 01:30<br />

19.03.03 06:30<br />

19.03.03 11:30<br />

19.03.03 16:30<br />

19.03.03 21:30<br />

20.03.03 02:30<br />

20.03.03 07:30<br />

20.03.03 12:30<br />

20.03.03 17:30<br />

20.03.03 22:30<br />

21.03.03 03:30<br />

21.03.03 08:30<br />

21.03.03 13:30<br />

21.03.03 18:30<br />

21.03.03 23:30<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

22.03.03 04:30<br />

22.03.03 09:30<br />

Datum / Uhrzeit<br />

Bild 5.12: CO 2-Gehalte und relative Luftfeuchten in der Wohnung 36-0502 während der<br />

12. Kalenderwoche 2003<br />

Die Mittelwerte der Temperaturen und der relativen Luftfeuchten für die einzelnen Räume sind in<br />

Tabelle 5.10 aufgeführt.<br />

WE/Raum 36-2Abluft 36-2WZ 36-2SZ 36-2KZ<br />

Temperatur 22,9 22,9 17,9 21,9<br />

rel. Luftfeuchte 32,4 26,3 38,4 31,7<br />

WE/Raum 36-4 Abluft 36-4WZ 36-4SZ 36-4KZ<br />

Temperatur 22,1 20,8 20,2 20,7<br />

rel. Luftfeuchte 30,1 25,3 31,8 29,1<br />

WE/Raum 36-5 Abluft 36-5WZ 36-5SZ 36-5KZ<br />

Temperatur 21,9 22,9 21,7 21,6<br />

rel. Luftfeuchte 27,6 25,6 31,5 27,0<br />

Tab. 5.10: Monatsmittel der Temperaturen und relativen Luftfeuchten in den Räumen der<br />

bewohnten “Messwohnungen” (WRGA)<br />

22.03.03 14:30<br />

22.03.03 19:30<br />

23.03.03 00:30<br />

23.03.03 05:30<br />

23.03.03 10:30<br />

23.03.03 15:30<br />

23.03.03 20:30<br />

24.03.03 01:30<br />

24.03.03 06:30<br />

24.03.03 11:30<br />

24.03.03 16:30<br />

24.03.03 21:30<br />

25.03.03 02:30<br />

25.03.03 07:30<br />

25.03.03 12:30<br />

25.03.03 17:30<br />

25.03.03 22:30<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

relative Luftfeuchte in %


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 110<br />

In der Wohnung 0202 lag der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 46 %, im<br />

Schlafzimmer zu 1 % und im Kinderzimmer zu 52 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier wurden<br />

als Maxima im Wohnzimmer 1.500 ppm, im Schlafzimmer 1.100 ppm und im Kinderzimmer<br />

2.600 ppm aufgezeichnet.<br />

In der Wohnung 0402 lag der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 28 %, im<br />

Schlafzimmer zu 12 % und im Kinderzimmer zu 0 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier wurden<br />

als Maxima im Wohnzimmer 1.700 ppm, im Schlafzimmer 1.200 ppm und im Kinderzimmer<br />

1.000 ppm aufgezeichnet.<br />

In der Wohnung 0502 lag der Kohlendioxidgehalt der Raumluft im Wohnzimmer zu 0,3 %, im<br />

Schlafzimmer zu 42 % und im Kinderzimmer zu 1 % der Messdauer über 1.000 ppm. Hier wur-<br />

den als Maxima im Wohnzimmer 1.200 ppm, im Schlafzimmer 2.600 ppm und im Kinderzimmer<br />

1.400 ppm aufgezeichnet.<br />

Eine relative Luftfeuchte von 60 % wird nur selten überschritten und schnell wieder abgebaut.<br />

Des Weiteren ist für einen großen Teil der Aufenthaltsräume im Mittel eine relative Raumluftfeuchte<br />

von weniger als 30 % festzustellen. Gemessen wurden Minima unter 15 %.<br />

Hinsichtlich der Tagesgänge ist auch hier der Zusammenhang zwischen relativer Feuchte und<br />

CO2-Gehalt der Raumluft sichtbar.<br />

Die Tagesgänge zeigen ähnlich wie bei den vorgenannten Anlagen deutliche Extrema, insbesondere<br />

deutliche Maxima. Dies wird analog auf die gegenüber dem Zustand vor der Sanierung höhere<br />

Dichtheit und insbesondere auf den nachts per Absenkung des Volumenstromes geringeren<br />

Anlagenluftwechsel zurückgeführt.<br />

Die Extrema des CO2-Gehaltes liegen bei 2.700 ppm im Schlafzimmer der Wohnung 0502. An-<br />

sonsten zeigen die Messwerte maximale CO2-Gehalte unter 1.500 ppm und liegen damit im tolerierbaren<br />

Bereich. Ein Unterschied in der Nutzung besteht darin, dass in der Wohnung mit den<br />

hohen Maxima die Fenster weniger geöffnet werden als in den beiden anderen Wohnungen, bei<br />

denen die Extrema geringer ausfallen. Des Weiteren ist zu konstatieren, dass die Extremwerte in<br />

den Nachtstunden auftreten. Dies führt zu dem Schluss, dass die nächtliche Absenkung des<br />

Volumenstroms zu den ermittelten, hohen Werten beiträgt, wenn der Raum genutzt wird.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 111<br />

5.4 Einfluss der ALD auf die bauakustische Qualität<br />

Zusätzlich zur Erfassung und Auswertung von Messwerten zu Temperaturen, CO2-Gehalten und<br />

relativen Feuchten der Raumluft wurden bauakustische Messungen zur Bestimmung der Schalldämm-Maße<br />

von Fenstern mit und ohne ALD (Typ ALDES EAI 22) durchgeführt.<br />

Für die Messungen wurden zwei hinsichtlich Geometrie, technischen Daten und Einbaubedingungen<br />

identische Fenster ausgewählt. Dabei handelte sich um zweiflügelige Kunststofffenster<br />

mit Dreifach-Isolierverglasung. Laut Herstellerangabe beträgt die Norm-Schallpegel-<br />

differenz eines EAI 22 mit Durchführung und Standardaußengitter Dn,w = 40 dB. Mit einem zusätzlichen<br />

akustischen Zwischenstück innen, und akustischem Außengitter kann die Norm-<br />

Schallpegeldifferenz eines EAI 22 auf Dn,w = 45 dB erhöht werden.<br />

R'45° [dB]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

100<br />

Einfluss von Außenluftdurchlässen (ALD) auf die<br />

Schalldämmung von Fenstern<br />

125<br />

160<br />

200<br />

zwei ALD; vollständig geöffnet<br />

zwei ALD, Visiere geschlossen<br />

ohne ALD<br />

250<br />

315<br />

400<br />

500<br />

630<br />

60<br />

Frequenz [Hz]<br />

800<br />

1000<br />

1250<br />

1600<br />

2000<br />

2500<br />

kap 05 KE, 22.04.04<br />

3150<br />

R' 45°,w = 38 dB<br />

R' 45°,w = 33 dB<br />

R' 45°,w = 31 dB<br />

Bild 5.13: Schalldämm-Maße von<br />

Fenstern mit und ohne<br />

ALD (Messergebnisse)


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 112<br />

Als Resultat der bauakustischen Messung am Bau ergaben sich folgende Schalldämm-Maße<br />

R‘45°,w:<br />

Bauteil Messung Schalldämm-Maß<br />

R‘45°,w<br />

Fenster mit ALD Luftschalldämmung mit vollständig<br />

geöffneten ALD<br />

Fenster mit ALD Luftschalldämmung mit geschlossenen<br />

ALD-Visieren<br />

Bemerkung<br />

30 dB Schallschutzklasse II<br />

nach DIN 4109<br />

32 dB Schallschutzklasse II<br />

nach DIN 4109<br />

Fenster ohne ALD Luftschalldämmung 37 dB Schallschutzklasse III<br />

nach DIN 4109<br />

Tab. 5.11: Ergebnisse der bauakustischen Messungen am Bau<br />

Unter Zugrundelegung der Messergebnisses für die Fenster mit und ohne ALD, den Annahmen<br />

zum Außenwandaufbau sowie den Herstellerangaben zu den akustischen Eigenschaften der<br />

ALD ergeben sich rechnerisch die folgenden resultierende Schalldämm-Maße für die Fenster<br />

R’ w,res(Fenster,ALD) und die gesamte Außenwand R’ w,res(AW,Fenster,ALD) :<br />

Anzahl / Zustand ALD Dn,w [dB] R’w,res(Fenster,ALD)<br />

[dB]<br />

R’w,res(AW,Fenster,ALD)<br />

[dB]<br />

0 / - - 37,0 44,4<br />

1 / offen 40 31,9 37,9<br />

2 / offen 40 29,6 35,4<br />

1 / Visier geschlossen 43 33,6 40,0<br />

2 / Visier geschlossen 43 31,8 37,9<br />

Tab. 5.12: Aus den Messwerten und Herstellerangaben rechnerisch ermittelte Werte zur Norm-<br />

Schallpegeldifferenz bei geschlossenem Visier, zum resultierenden Schalldämm-Maß<br />

der Fenster einschließlich ALD sowie zum resultierenden Schalldämm-Maß der Au-<br />

ßenwand einschließlich Fenster und ALD<br />

Es wird deutlich, dass mit den verwendeten ALD die Schalldämmung der Fenster und damit der<br />

gesamten Außenwandkonstruktion deutlich reduziert wird.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 113<br />

5.5 Zusammenfassung Raumklima<br />

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen folgendes:<br />

?? Eine relative Luftfeuchte von 60 % wird sowohl vor der Sanierung als auch bei allen drei Anlagentypen<br />

nach der Sanierung nur selten überschritten und schnell wieder abgebaut.<br />

?? Für einige Aufenthaltsräume sind Mittelwerte der relativen Raumluftfeuchte von weniger als<br />

30 % festzustellen. Gemessen wurden Minima unter 20 %, bei der Zu- und Abluftanlage mit<br />

Wärmerückgewinnung unter 15 %.<br />

?? Die Tagesgänge der CO2-Gehalte zeigen bei allen drei Anlagentypen nach der Sanierung<br />

deutlichere Extrema als vor der Sanierung. Dieser Umstand ist auf die höhere Dichtheit und<br />

den insbesondere nachts geringeren Anlagenluftwechsel zurückzuführen.<br />

?? Bei der mechanischen Abluftanlage wurde in einem Schlafzimmer ein maximaler CO2-Gehalt<br />

von 7.500 ppm festgestellt. Hier wird deutlich, dass die kontinuierliche Belüftung der Räume<br />

nur dann erfolgt, wenn in den Türen Luftdurchlässe vorhanden sind, durch die belastete, verbrauchte<br />

Luft aus den Aufenthaltsräumen abgesaugt werden kann.<br />

?? Bei der mechanischen Abluftanlage mit bedarfsgeführter Lüftungssteuerung wurde in einem<br />

Schlafzimmer ein maximaler CO2-Gehalt von 4.600 ppm ermittelt. Hier wurde der Luftdurchlass<br />

in der Tür durch den Mieter wegen Zuglufterscheinungen abgeklebt und damit die kontinuierliche<br />

Belüftung des Raumes unterbunden.<br />

?? Hinsichtlich der Wirkung bezüglich Raumluftqualität sind – gemessen am Vergleich von rela-<br />

tiver Luftfeuchte und CO2-Gehalt – alle drei Anlagensysteme nach der Sanierung als gleichwertig<br />

einzustufen. Verglichen mit der Schachtlüftung vor der Sanierung ergeben sich bezüglich<br />

des CO2-Gehaltes etwas geringere Werte. Die geringsten Werte sind im Mittel bei der<br />

einfachen mechanischen Abluftanlage zu verzeichnen.<br />

?? Unter Einbeziehung der akustischen Qualität ist zu beachten, dass durch Außenluft-<br />

Durchlässe die Schalldämm-Maße der Fensterkonstruktionen und damit der Außenwand insgesamt<br />

reduziert werden.<br />

kap 05 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 114<br />

6. Untersuchungen der Qualität der Gebäudehülle<br />

(Alexander Schellhardt)<br />

6.1 Thermografieaufnahmen<br />

Zur Dokumentation des Zustandes vor der Sanierung, zur Ermittlung von Sanierungsschwerpunkten<br />

und zur Bewertung des Erfolges der durchgeführten Maßnahmen wurden sowohl vor als<br />

auch nach der Sanierung an ausgewählten Gebäudeabschnitten bzw. in ausgewählten Wohnun-<br />

gen Aufnahmen von Außenbauteilen mittels Infrarot-Thermografie gemacht. Die Untersuchungen<br />

mit ihren Randbedingungen und deren Ergebnisse sind in den vorigen Berichten ASV Bestandsaufnahme<br />

und ASV Planung und Durchführung ausführlich dargelegt.<br />

6.1.1 Zustand vor Sanierung<br />

Mit den Infrarot-Thermografie-Untersuchungen wurden folgende wärmeschutztechnischen<br />

Schwachstellen der Gebäude vor der Sanierung erkannt:<br />

- vertikale Montagefugen der Längsaußenwände,<br />

- horizontale Montagefugen der Längsaußenwände im Bereich der Fugenkreuze und im Be-<br />

reich der Trennwände zwischen Schlaf- und Kinderzimmer,<br />

- Fensterbankbereiche,<br />

- Wärmebrücken in Pfeilerbereichen,<br />

- vertikale und horizontale Montagefugen der Giebelaußenwände,<br />

- Wärmebrücken infolge inhomogenen Gefüges in den Wandfeldern der Giebelaußenwände,<br />

- Einbau- und Funktionsfugen der Fenster,<br />

Die wärmetechnischen Schwachstellen an den Montagefugen und an den Fenstern sind zum<br />

einen auf Wärmebrücken in diesen Bereichen und zum anderen auch auf Undichtigkeiten in den<br />

Fugen zurückzuführen. Bereiche erhöhter Wärmeabgabe waren weiterhin an den Lüftungsöffnungen<br />

in der Außenwand des “Hochkellers” im Erdgeschoss zu verzeichnen.<br />

6.1.2 Zustand nach Sanierung<br />

Die vor der Sanierung vorhandenen Wärmebrücken im Bereich der vertikalen und horizontalen<br />

Montagefugen der Längs- und Giebelaußenwände sind durch die eingebauten Wärmedämmverbundsysteme<br />

vollständig beseitigt worden.<br />

06 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 115<br />

Die Oberflächen der Wärmedämmverbundsysteme weisen, abgesehen von den Dübeln, relativ<br />

homogene Temperaturverteilungen auf. Dabei heben sich die Strukturfelder in den Fensterbän-<br />

dern mit bis zu 1 K höheren Oberflächentemperaturen von den glatten Feldern ab. Diese Differenzen<br />

sind nicht notwendig auf tatsächlich unterschiedliche Oberflächentemperaturen zurückzuführen,<br />

sondern können in der Oberflächenstruktur und damit veränderten Strahlungswinkeln<br />

sowie unterschiedlichen Emissionsgraden begründet sein.<br />

Die Systemdübel zeichnen sich über bis zu 0,5 K höhere Oberflächentemperaturen im Wärme-<br />

dämmverbundsystem ab. Bei den Befestigungspunkten der Strukturplatten im Bereich der Fensterbänder<br />

liegen die Oberflächentemperaturen bis zu 1,5 K über denen der Strukturplatten. Bei<br />

den Aufnahmen von innen wurde festgestellt, dass sich diese Wärmebrücken nicht auf den In-<br />

nenoberflächen abzeichnen. Der Grund hierfür ist die auf der Innenseite vorhandene Dämmschicht<br />

aus Holzwolleleichtbauplatten.<br />

Inhomogenitäten in den Dämmsystemen infolge ungenügend gedämmter Dämmstoffstöße wurden<br />

nur in sehr geringer Anzahl festgestellt.<br />

Die seitlichen Fensterlaibungen und die Stürze heben sich mit höheren Oberflächentempera-<br />

turen deutlich von den Wandfeldern ab. Dies ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass hier<br />

die Dämmschichtdicken geringer sind als in den Wandbereichen. Zum anderen tragen die geschütztere<br />

Lage in den Fensternischen, die höhere Wärmeabgabe durch die Fensterkonstruktion<br />

sowie zeitweilige Aufheizung durch ausströmende Raumluft bei geöffneten Fenstern dazu bei,<br />

dass sich insbesondere in den Sturzbereichen “Wärmefallen” bilden. Die Belüftungsöffnungen<br />

der mit Glasbausteinen ausgemauerten Fensteröffnungen im Bereich des Hochkellers wurden<br />

außer Funktion gesetzt, indem auf der Innenseite Fenster eingebaut wurden. Damit sind die konvektiven<br />

Wärmebrücken ausgeschaltet, jedoch sind in diesen Bereichen nach wie vor geometrische<br />

Wärmebrücken vorhanden.<br />

Die Loggia-Konstruktionen bilden ebenfalls lineare Wärmebrücken. Bei den Aufnahmen von innen<br />

war – analog zu den Befestigungspunkten der Strukturfelder der Wärmedämmverbundsyste-<br />

me – festzustellen, dass sich die Wärmebrücken auf der inneren Wandoberfläche nicht abzeichnen,<br />

was wiederum mit der Innendämmung zu erklären ist. So sind über die Loggiabauteilflächen<br />

zwar zusätzliche Wärmeverluste vorhanden, diese führen jedoch nicht zu Tauwasserbildung<br />

auf den inneren Wandoberflächen.<br />

Weitere Wärmebrücken werden durch die Sockelschienen sowie durch die an den Giebeln angebrachte<br />

“Kunst am Bau” gebildet. Für diese Bereiche wurden keine Aufnahmen von innen vor-<br />

genommen. Die Problematik ist jedoch analog der Loggiakonstruktion zu sehen und Tauwasserprobleme<br />

werden nicht auftreten.<br />

06 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 116<br />

Die Aufnahmen von innen zeigen wärmetechnische Schwachstellen in Form von Undichtigkeiten<br />

einzelner Einbau- und Funktionsfugen von Fenstern und noch vorhandener Undichtigkeiten der<br />

Montagefugen der Außenwand.<br />

Zum Teil sind auch in den Deckenbereichen der obersten Geschosse parallel zum Installations-<br />

schacht in Bad und Küche geringere Oberflächentemperaturen vorhanden, die auf Wärmebrücken<br />

im Bereich des I-Schacht-Verschlusses zum Dach schließen lassen.<br />

6.1.3 Bewertung der Messergebnisse<br />

Die Untersuchungen zeigen, dass mit dem Anbringen der Dämmsysteme auf den Außenwänden<br />

der Gebäude der Wärmeschutz hinsichtlich der Reduzierung der Transmissionswärmeverluste<br />

nachhaltig verbessert wurde.<br />

Dabei sind die Unterschiede in den Dämmstoffdicken zwischen Referenz- und Forschungsblock<br />

im Rahmen der Infrarot-Thermografie-Untersuchungen kaum erkennbar. Wärmebrücken sind<br />

noch im Bereich der Loggia-Konstruktion, an den Sockelschienen, der “Kunst am Bau”, an den<br />

Belichtungsflächen der “Hochkeller” sowie im Bereich der Deckenverschlüsse der Installationsschächte<br />

in den obersten Geschossen vorhanden. Des Weiteren existieren wärmetechnische<br />

Schwachstellen in Form von Undichtigkeiten an einzelnen Fenstern und im Bereich von Montage-<br />

fugen. Probleme hinsichtlich Tauwasserbildung wurden an den vorgefundenen Wärmebrücken<br />

nicht festgestellt.<br />

6.2 Blower-Door-Messungen<br />

Die Blower Door-Untersuchungen wurden zur Bestimmung der Dichtheit der Wohnungen sowohl<br />

vor als auch nach der Sanierung in jeweils drei “Messwohnungen”, WE-Nr.: 0202, 0402 und 0502<br />

der Häuser ASV 23 (Referenzblock) sowie ASV 31 und 36 (Forschungsblock) durchgeführt. Zusätzlich<br />

wurden nach der Sanierung im Haus ASV 28 Blower Door-Messungen vorgenommen,<br />

mit denen das Ziel verfolgt wurde, das Steuerungsverhalten der Außenluftdurchlässe (ALD) zu<br />

nachzuweisen.<br />

Die Untersuchungen mit ihren Randbedingungen sowie die Untersuchungsergebnisse wurden<br />

ausführlich in zwei vorigen Berichten ASV „Bestandsaufnahme“ [1] und „Planung und Durchfüh-<br />

rung“ [2] dargestellt.<br />

06 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 117<br />

Haus WE n50<br />

vor Sanierung nach Sanierung<br />

zulässiger Grenzwert: 1,5<br />

23 0202 2,4 ? 0,18 1,4 ? 0,16<br />

0402 3,9 ? 0,29 1,6 ? 0,18<br />

0502 2,7 ? 0,20 1,9 ? 0,22<br />

31 0202 1,9 ? 0,22 1,1 ? 0,13<br />

0402 4,0 ? 0,46 1,1 ? 0,08<br />

0502 3,3 ? 0,38 1,3 ? 0,15<br />

36 0202 3,2 ? 0,24 1,2 ? 0,08<br />

0402 3,5 ? 0,26 1,6 ? 0,12<br />

0502 2,1 ? 0,24 1,1 ? 0,08<br />

Tab. 6.1: Gegenüberstellung der Messergebnisse vor und nach der Sanierung (n 50-Werte)<br />

Der Vergleich der n50-Werte vor und nach der Sanierung zeigt eine wesentliche Verbesserung<br />

der Dichtheit der Wohnungen durch die durchgeführten Maßnahmen. Die Anforderungen der<br />

DIN 4108-7 werden bei sechs von neun geprüften Wohnungen erfüllt.<br />

6.2.1 Leckagen im Zustand vor Sanierung<br />

Die Leckageortung vor der Sanierung ergab Leckagen in folgenden Bereichen:<br />

Bauteile Zuluft von<br />

Funktionsfugen der Fenster: außen<br />

Bereich des I-Schachtes: innen, in den oberen Geschossen auch Außenluft<br />

vom Dachraum<br />

Wohnungseingangstür: über das Treppenhaus vorgewärmte Außenluft<br />

Steckdosen an der Außenwand außen- und innen<br />

vertikale Montagefugen außen- und innen<br />

Deckenfugen außen (über Horizontalfugen) und innen<br />

Heizungsrohrdurchführungen innen<br />

Fugen unterhalb der Fensterbänke außen<br />

Risse in den Außenwänden im Bereich<br />

der Montagefugen<br />

außen<br />

horizontale Montagefugen, innen innen bzw. Treppenhaus<br />

Steckdosen (Elektroanlage und Tele- innen<br />

kom bzw. Breitbandkommunikation)<br />

Deckenauslässe der Lampen innen bzw. außen (im obersten Geschoss)<br />

Bohrungen in den Außenwänden außen- und innen<br />

06 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 118<br />

6.2.2 Verbesserung der Dichtheit<br />

Im Zuge der Modernisierung und Instandsetzung der untersuchten Gebäude wurde der Verbesserung<br />

der Dichtheit große Aufmerksamkeit geschenkt. Ein großer Teil der Leckagen in der Gebäudehülle<br />

wurde durch den Einbau der neuen Fenster und Wohnungseingangstüren sowie<br />

durch die neue, wärmedämmende Fassade beseitigt oder zumindest stark reduziert. Um die<br />

inneren Leckagen zu minimieren wurden insbesondere die Durchbrüche der Heizungsleitungen<br />

gedichtet und besonderes Augenmerk auf die Dichtheit der geschossweisen Verschlüsse der<br />

Installationsschächte gelegt. Im Zuge der Bauausführung wurde mittels Rauchprobe die Dichtheit<br />

eines I-Schachtverschlusses exemplarisch überprüft und noch vorhandene Leckagen ermittelt.<br />

Die festgestellten Schwachstellen wurden beseitigt und entsprechende Maßnahmen für die weiteren<br />

Bauarbeiten abgeleitet.<br />

6.2.3 Leckagen im Zustand nach Sanierung<br />

Nach der Sanierung wurden Leckagen in den gleichen Bereichen wie vor der Sanierung vorge-<br />

funden, jedoch ist die Anzahl und Größe der Leckagen im Zuge der Sanierung wesentlich reduziert<br />

worden, wie die Ergebnisse der Blower Door Messungen belegen.<br />

Eine eindeutige Abgrenzung der Leckageluftvolumenstromanteile bei den I-Schächten hinsicht-<br />

lich Luft aus angrenzenden Wohnungen bzw. aus dem Abluftschacht sowie an den Decken-<br />

bzw. Wandfugen hinsichtlich Außenluft und Luft aus angrenzenden Wohnungen bzw. dem Treppenhaus<br />

war nicht möglich, da die bei der Leckageortung festgestellten Temperaturen in der Re-<br />

gel Mischtemperaturen waren, die durch die Vermischung von Innenluft aus anderen Wohnungen<br />

und Außenluft entstehen. Legt man die Ergebnisse der Untersuchungen von Reichel und Richter<br />

[3] zugrunde, ist davon auszugehen, dass ca. 54 % der infiltrierten Luft über die Außenwand<br />

nachströmt und die anderen 46 % über innere Undichtigkeiten, sprich aus anderen Wohnungen<br />

stammen. Dieses Verhältnis kann für den Zustand vor der Sanierung angenommen werden.<br />

Nach der Sanierung scheint der Schwerpunkt der Leckagen bei den äußeren Undichtigkeiten zu<br />

liegen. Die Ergebnisse der Leckageortung zeigen diesen Sachverhalt. Nach wie vor ist jedoch<br />

mit den durchgeführten Untersuchungen keine quantitative Aussage über den tatsächlichen Au-<br />

ßenluftanteil ableitbar. Für nachfolgende Abschätzungen wird davon ausgegangen, dass der Außenluftanteil<br />

bei ca. 75 % liegt.<br />

06 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 119<br />

6.2.4 Außenluftdurchlass-Elemente (ALD)<br />

Mit Hilfe der Blower Door-Untersuchungen sollten unter anderem auch die Fragen geklärt werden,<br />

ob die laut Hersteller vorhandene Regelcharakteristik der ALD im eingebauten Zustand<br />

nachweisbar ist und ob davon ausgegangen werden kann, dass die ALD die Lüftungsautorität<br />

besitzen. Zu diesem Zweck wurden Blower Door-Untersuchungen in den jeweils drei “Messwohnungen”<br />

mit der einfachen Abluftanlage und mit dem Riecon-System sowie in zwei zusätzlichen<br />

Wohnungen mit einfacher Abluftanlage, bei denen jedoch die Zuluft nicht über Nachströmöffnun-<br />

gen (gefräste Schlitze) in den Rahmenprofilen der Fenster, sondern wie beim Riecon-System<br />

über ALD nachgeführt wird, durchgeführt.<br />

Mit den Blower Door-Untersuchungen wurde zum einen die Dichtheit der hier untersuchten<br />

Wohnungen bestimmt, indem alle Zu- und Abluftöffnungen geschlossen wurden, zum anderen<br />

wurde der Einfluss der in den Fensterrahmen vorhandenen Nachströmöffnungen erfasst, indem<br />

der n50-Wert bei offenen Nachströmöffnungen ermittelt wurde, um ihn mit dem Wert bei abgedichteten<br />

ALD zu vergleichen.<br />

Haus WE n50 Unterdruck Zuluft über<br />

ohne Abdichtung mit Abdichtung<br />

23 0202 1,9 1,3 Nachström-<br />

0402 1,8 1,6 öffnungen<br />

0502 2,2 1,9<br />

28 0401 2,5 1,5 ALD<br />

31 0202 2,5 1,0<br />

0402 2,4 1,0<br />

0502 2,2 1,1<br />

Tab. 6.2: Ergebnisse der Blower Door-Messungen (n 50-Werte) mit und ohne Abdichtung<br />

Bei den Messungen wurden die in Tabelle 6.2 aufgeführten n50-Werte (Luftwechsel bei 50 Pa<br />

Druckdifferenz) ermittelt. Aus der Gegenüberstellung wird deutlich, dass die Nachstromöffnun-<br />

gen in den Fenstern wesentlich geringere Zuluftvolumenströme zulassen als die eingebauten<br />

ALD. Der Luftwechsel über die Nachströmöffnungen ist so gering, dass davon auszugehen ist,<br />

dass deren Lüftungsautorität nicht vorhanden ist.<br />

Des Weiteren zeigt die Gegenüberstellung der Messwerte mit und ohne Abdichtung der ALD,<br />

dass der Volumenstrom über die ALD im Mittel größer ist als der über sonstige Undichtigkeiten.<br />

Damit kann von davon ausgegangen werden, dass die Lüftungsautorität der ALD gegeben ist.<br />

Das erwartete Regelverhalten der ALD konnte allerdings nicht nachgewiesen werden.<br />

06 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 120<br />

6.2.5 Luftwechsel<br />

Aus den ermittelten n50-Werten kann rechnerisch auf die Luftwechsel bei anderen Differenzdrücken<br />

geschlossen werden. In der nachfolgend dargestellten Tabelle 6.3 sind den aus Über- und<br />

Unterdruckmessung ermittelten Luftwechseln bei 50 Pa Druckdifferenz die entsprechenden Wer-<br />

te bei 8 Pa und 4 Pa gegenübergestellt. Außerdem ist der Infiltrationsluftwechsel ohne Berücksichtigung<br />

der anlagebedingten Druckunterschiede, der in Anlehnung an DIN EN 832 aus der<br />

Beziehung ninf = n50 * e abgeleitet wurde, aufgeführt. Hierfür wurde ein Windschutzfaktor von<br />

e = 0,07 zugrunde gelegt.<br />

System WE n50 n8 n4 ninf2) ninf.A1)<br />

ohne Ab- mit Ab- ohne Ab- mit Ab- ohne Ab- mit Abdichtungdichtungdichtungdichtungdichtungdichtung<br />

Abluft 0202 2,0 1,4 0,58 0,41 0,37 0,26 0,09 0,07<br />

0402 1,9 1,6 0,55 0,47 0,35 0,30 0,11 0,08<br />

0502 2,3 1,9 0,66 0,57 0,42 0,36 0,13 0,10<br />

Riecon 0202 2,6 1,1 0,78 0,31 0,49 0,20 0,07 0,05<br />

0402 2,4 1,1 0,70 0,32 0,44 0,20 0,07 0,05<br />

0502 2,6 1,3 0,76 0,37 0,48 0,23 0,08 0,06<br />

WRGA 0202 1,2 0,34 0,21 0,08 0,06<br />

0402 1,6 0,48 0,30 0,11 0,08<br />

0502 1,1 0,32 0,20 0,08 0,06<br />

1) abgeschätzter Infiltrationsanteil über die Außenflächen<br />

2) wohnungsweiser Infiltrationsluftwechsel ohne anlagebedingten Druckunterschied<br />

Tab. 6.3: Luftwechsel (aus Unterdruckmessungen abgeleitet)<br />

Der Zuluftvolumenstrom über die Nachströmöffnungen der Fenster bzw. die ALD kann aus der<br />

Differenz der Werte mit und ohne Abdichtung abgeschätzt werden. Tabelle 6.4 enthält die entsprechenden<br />

Differenz-Werte.<br />

System WE delta n8 delta n4 System WE delta n8 delta n4<br />

Abluft 0202 0,17 0,11 Riecon 0202 0,47 0,29<br />

(Referenz- 0402 0,08 0,05 (Forschungs 0402 0,38 0,24<br />

block) 0502 0,09 0,06 block) 0502 0,39 0,25<br />

Tab. 6.4: Möglicher Luftwechsel aus Zuluftvolumenstrom über Nachströmöffnungen bzw. ALD<br />

bei 8 Pa bzw. 4 Pa Druckdifferenz<br />

Die Abschätzung der Volumenströme über die Nachströmöffnungen und die ALD führt zu dem<br />

Schluss, dass die Nachströmöffnungen keine Lüftungsautorität besitzen, diese bei den ALD je-<br />

doch sehr wohl vorhanden ist.<br />

06 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 121<br />

6.2.6 Bewertung der Messergebnisse<br />

Die Bewertung der Messergebnisse wird nach der DIN 4108-7 vorgenommen. Nach dieser Vorschrift<br />

sollten folgende Grenzwerte für den Luftwechsel n50 nicht überschritten werden:<br />

bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen (auch einfachen Abluftanlagen) n50 = 1,5 h -1<br />

bei Gebäuden mit freier Lüftung n50 = 3,0 h -1<br />

Die vor der Sanierung gemessenen n50-Werte lagen in jedem Fall über den nach der DIN 4108-<br />

7 geforderten Grenzwerten. Die Dichtheit der Wohnungen war als ungenügend einzustufen.<br />

Im Zuge der Modernisierung wurde die Dichtheit der Wohnungen wesentlich verbessert. Dabei<br />

wurde die Erfüllung der Anforderungen der DIN 4108-7 bei zwei Wohnungen im Referenzblock<br />

und einer Wohnung im Forschungsblock nicht erreicht. Im Ergebnis der Untersuchungen ist davon<br />

auszugehen, dass die mit den Lüftungsanlagen über die Zuluftelemente erreichbaren Luft-<br />

wechsel beim Referenzblock und bei dem Teil des Forschungsblocks, der mit der mechanischen<br />

Abluftanlage mit bedarfsgeführter Lüftungssteuerung (System Riecon) ausgerüstet ist,<br />

zwischen den ermittelten delta n8-Werten und delta n4-Werten liegen. Dies bedeutet am Refe-<br />

renzblock einen Luftwechsel über die Nachströmöffnungen der Fenster zwischen 0,05 h -1 und<br />

0,17 h -1 und am Forschungsblock mit Riecon-Anlage über die ALD zwischen 0,24 h -1 und 0,47 h -<br />

1 . Bei dem Teil des Forschungsblocks, der mit der Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewin-<br />

nung ausgestattet ist, ist als energetisch relevanter Luftwechsel der Infiltrationsluftwechsel zu<br />

beachten, der hier in einer Größenordnung von 0,06 h -1 bis 0,08 h -1 zu erwarten ist.<br />

6.3 Messungen Bauteilfeuchte<br />

Im Rahmen des installierten Messprogramms sollte – sozusagen als Nebenprodukt – das Verhalten<br />

der Außenwand hinsichtlich ihres Feuchtegehaltes mit erfasst werden. Zu diesem Zweck<br />

wurden im Februar 2001 in die Außenwände der “Messwohnungen” jeweils auf der Nord- und auf<br />

der Südseite kombinierte Temperatur- und Feuchtefühler eingebaut. Zu diesem Zweck wurden in<br />

die Außenwände der “Messwohnungen” jeweills auf der Nord- und auf der Südseite ca. 15 cm<br />

tiefe Sackbohrungen mit Ø 20 mm von außen eingebracht und in diese die Fühler gedichtet ein-<br />

gebaut. Beginnend am 08.02.2001 (vor der Sanierung) wurden die Verläufe von Temperatur und<br />

relativer Luftfeuchte in der Außenwand bis zum 30.11.2003 aufgezeichnet. Für die Auswertung<br />

wurden aus den Messwerten zum einen der Feuchtegehalt der Luft in g/m³ am jeweiligen Mess-<br />

punkt im Bauteil ermittelt. Zum anderen wurden die im 10-Minuten-Rhythmus aufgezeichneten<br />

Messwerte zu Stundenmittelwerten zusammengefasst. Für die Ergebnisdarstellung wurden die<br />

Werte für beide Gebäudeseiten aus den jeweils drei Messpunkten gemittelt. Die Kürzel in den<br />

folgenden Diagrammen haben folgende Bedeutungen:<br />

AW:Außenwand; f:absolute Luftfeuchte; rH:relative Luftfeuchte<br />

06 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 122<br />

Der Vergleich zwischen Zustand vor und nach der Sanierung zeigt, dass die relative Luftfeuchte<br />

im Zustand nach der Sanierung in der Heizperiode ein geringeres Niveau erreicht als vor der Sanierung.<br />

Dies ist auf die durch die Wärmedämmung höhere Bauteiltemperatur zurückzuführen.<br />

Mit anderen Worten: Vor der Sanierung ist der Verlauf der relative Luftfeuchte im Bauteil an den<br />

Verlauf von Temperatur und relativer Feuchte der Außenluft gekoppelt, nach der Sanierung an die<br />

klimatischen Verhältnisse der Raumluft, da mit der Wärmedämmung der Einfluss des Außenkli-<br />

mas stark reduziert wurde. Die aus den Messwerten zu Temperatur und relativer Feuchte im<br />

Bauteil abgeleiteten Verläufe des Feuchtegehaltes der Luft im Bauteil zeigen, dass die durch das<br />

Ankleben der Wärmedämmung in das Bauteil eingetragene Feuchte in der ersten Heizperiode<br />

nach der Sanierung austrocknet. In der zweiten Heizperiode erreicht der Feuchtegehalt der Luft<br />

in der Außenwand wieder das Niveau vor der Sanierung.<br />

relative Luftfeuchte [%]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

08.02.01<br />

14.02.01<br />

20.02.01<br />

26.02.01<br />

04.03.01<br />

10.03.01<br />

16.03.01<br />

22.03.01<br />

28.03.01<br />

AW-rH-Nord AW-rH-Süd<br />

06 KE, 22.04.04<br />

03.04.01<br />

Bild 6.1: Verlauf der relative n Luftfeuchte in der Außenwand im Zustand vor der Sanierung (ge-<br />

relative Luftfeuchte [%]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

mittelt nach Himmelsrichtungen Nord und Süd)<br />

21.12.01<br />

21.01.02<br />

20.02.02<br />

22.03.02<br />

21.04.02<br />

21.05.02<br />

19.06.02<br />

19.07.02<br />

18.08.02<br />

17.09.02<br />

09.04.01<br />

15.04.01<br />

AW-rH-Nord AW-rH-Süd<br />

Bild 6.2: Verlauf der relativen Luftfeuchte in der Außenwand nach der Sanierung<br />

(gemittelt nach Himmelsrichtungen Nord und Süd)<br />

18.10.02<br />

17.11.02<br />

17.12.02<br />

16.01.03<br />

14.02.03<br />

21.04.01<br />

16.03.03<br />

27.04.01<br />

15.04.03<br />

03.05.01<br />

15.05.03<br />

14.06.03<br />

09.05.01<br />

14.07.03<br />

19.05.01<br />

13.08.03<br />

25.05.01<br />

12.09.03<br />

31.05.01<br />

12.10.03<br />

11.11.03<br />

06.06.01


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 123<br />

7. Betriebserfahrungen<br />

7.1 Betriebserfahrungen aus Sicht des Vermieters und Gebäudebetreibers<br />

(André Jödicke)<br />

Der Umfang der installierten Technik in der Albert-Schweitzer-Straße 31-40 weicht wesentlich<br />

von einem Standardgebäude ab. Daraus resultieren eine Vielzahl von Anforderungen an den<br />

Vermieter. Zunächst wurden die Bedienungsanleitungen der Hersteller auf ihre Verwendbarkeit,<br />

besser „Lesbarkeit“, geprüft. Ein dicker Wälzer in 8 verschiedenen Sprachen ist da wenig hilf-<br />

reich, wie Erfahrungen aus anderen Projekten zeigten. Es sollten sich auch nur die Features in<br />

der Bedienungsanleitung wiederfinden, die auch tatsächlich installiert sind. Gute Erfahrungen<br />

wurden bei der KÖWOGE mit maximal 2 DIN-A4-Seiten gemacht. Da dies bei den Herstellern so<br />

nicht verfügbar war, ist der Vermieter gefordert gewesen, eigene Vorstellungen zu entwickeln und<br />

umzusetzen. Sinnvoll war es, daheim einfach mal die eigene Gattin mit der Bedienungsanleitung<br />

zu konfrontieren.<br />

Wichtig ist auch der Standort und die Besetzung im Kundendienst des Herstellers. Ein Kundendienstmitarbeiter<br />

für die gesamte Region Berlin-Brandenburg ist sicherlich eine kostenoptimierte<br />

Lösung für den Hersteller, kundenfreundlich ist dies nicht.<br />

Für den Mieter wurden alle spezifischen Bedienungsanleitungen und Hinweise in einem schma-<br />

len Ordner konzentriert und übergeben. Dies ist die beste Unterstützung, da nun alle Informationen<br />

an einem bestimmten Platz in der Wohnung vorzufinden sind. Damit wurde der Grundstein<br />

für erfolgreiche Betriebserfahrungen gelegt.<br />

Der nächste Schritt ist die Installation der Gerätetechnik durch eingewiesenes Personal. Viele<br />

Mieter waren neugierig und die Fragerei begann in den bewohnten Wohnungen schon bei der<br />

Montage. Wenn sich dann Monteure dahingehend äußerten, dass sie diese Technik nicht kennen<br />

und die Programmierung ja so kompliziert ist, dann war dies natürlich nicht zielführend. Bei dem<br />

o.g. stellt sich die Frage nach den Vertriebskanälen:<br />

Herstellung + Vertrieb + Montage + Einweisung durch ein mittelständisches Unternehmen aus<br />

der Region oder Herstellung durch einen namhaften Produzenten + Vertrieb durch einen Großhändler<br />

+ Montage durch eine Installationsfirma mit Leiharbeitern + Einweisung durch deren Vorarbeiter.<br />

Eine Kette ist immer nur so stark wie das schwächste Glied. Bei völlig verschiedenen Kettengliedern<br />

kann da schon mal etwas reißen. So zum Beispiel, wenn die Montage durch Leiharbeiter<br />

realisiert wurde, die weder mit dem Produkt, noch mit dem Produkterfolg in irgend einem Zu-<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 124<br />

sammenhang standen. Da kann leicht ein gutes Produkt, durch fehlerhafte Montage beim Hersteller,<br />

durch überlagerte Batterien beim Großhändler und fehlerhafte Installation durch<br />

Leiharbeiter Schaden nehmen. Eine wichtige Erfahrung aus dem Projekt ist, dass mittelständi-<br />

sche Unternehmen aus der Region vielleicht nicht immer das günstigste Angebot, jedoch mittel-<br />

und langfristig betrachtet das bessere Produkt haben.<br />

Umfangreiche Erfahrungen wurden mit bus- und batteriegestützten Systemen für die Heizkörperregelung<br />

gemacht. Aussagen auf Messeständen weisen auf Batteriestandzeiten von zwei bis<br />

fünf Jahre hin. Dies war in der Albert-Schweitzer-Straße so nicht feststellbar. Geplant war nach<br />

zwei Jahren einen kompletten Batterietausch durch den Hauswart des Vermieters. Erste Batterien<br />

waren schon nach wenigen Wochen leer. Erstaunlich war die hohe Bereitschaft der Nutzer,<br />

selber im Supermarkt die Batterien zu kaufen; dies sollte eigentlich aus dem Budget der Instand-<br />

haltung getragen werden. Batteriegestützte Systeme besitzen wesentliche Vorteile bei der Installation,<br />

da keinerlei Kabel in der Wohnung verlegt werden müssen. Dies ist im bewohnten Zustand<br />

ein gewichtiges Argument. Bei busgestützten Systemen ergeben sich differenzierte Vor- und<br />

Nachteile. Die Verlegung von Kabeln ist aufwendig, insbesondere im bewohnten Zustand. Durch<br />

die individuelle Einrichtung ergibt sich oftmals auch eine individuelle Kabelverlegung. Dieser Aufwand<br />

ist jedoch nur bei der Erstinstallation ein Thema. Danach sind alle Komponenten dauerhaft<br />

miteinander verbunden und es gibt keinen (!) Batterietausch.<br />

Die Betriebserfahrungen mit den Lüftungsanlagen sind aus Vermietersicht sehr differenziert. Es<br />

ist der hohe Erläuterungsaufwand bei den Mietern zu berücksichtigen. Die Leitungsführung der<br />

Lüftungssysteme und die Funktion der Bestandteile muss allen Mietern erklärt werden. Dies<br />

muss natürlich auch bei jeder Neuvermietung erfolgen.<br />

Zu- und Abluftanlage: Im Umkreis der Zuluftöffnungen Typ ABB Zuluftventil CTVK kam es zu<br />

Verschmutzungen an Tapeten, die vom Zuluftstrom beaufschlagt wurden. Dies lag nicht an verschmutzter<br />

Zuluft, wie Tests vom Büro BBP ergaben. Die gefilterte Luft vom Dach war nicht die<br />

Ursache. Durch die Verwirbelung an der Zuluftöffnung wird ständig belastete Raumluft angesaugt<br />

und an die Tapete geführt, was dann auf Dauer zu Verschmutzungen führt. Bessere Ergebnisse<br />

wurden mit Zuluftöffnungen erzielt, die frei in den Raum die Zuluft abgeben. Während bei den<br />

Zuluftöffnungen vom Typ ABB Zuluftventil CTVK eine Einstellung des Volumenstromes kein Problem<br />

ist, muss jetzt eine Blende für den richtigen Volumenstrom sorgen.<br />

Das Konzept sah einen konstanten Volumenstrom von ca. 80m³/h für die Wohnung vor. Der Mie-<br />

ter kann mit zwei Tastenkombinationen Prioritäten beim Abluftvolumenstrom setzen. So können<br />

z.B. 30m³/h im Bad und 50m³/h in der Küche über verstellbare Ventilkegel abgesaugt werden.<br />

Beim Wäschetrocknen kann der Mieter dann einen höheren Volumenstrom im Bad wählen. Die<br />

Taster waren dafür mit nichtssagenden Symbolen ausgestattet. Im Projektverlauf sind die Taster<br />

daher mit den Aufklebern „Auf“ und „Zu“ versehen worden. Der Antrieb für die Ventilkegel ist völlig<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 125<br />

geräuschlos. Dies wird zunächst als angenehm empfunden. Es lässt aber keinerlei Rückmeldung<br />

zu, ob sich etwas bewegt. Erst nach Entfernung des Streckmetallfilters in ca. 2,50 m Höhe<br />

ist eine Funktionskontrolle möglich.<br />

Die Zu- und Ablüfter werden angetrieben von elektronisch kommutierten Gleichstrommotoren.<br />

Diese besonders sparsamen Antriebe haben im Reparaturfall Lieferfristen von sechs Wochen.<br />

Diese Lieferfristen sind inakzeptabel und zeigen dem Vermieter, mit was für „Exoten“ man es zu<br />

tun haben kann.<br />

Bedarfsgeführte Abluftanlage: Auf einem zentralen Display im Flur können alle Informationen<br />

abgelesen werden, bis hin zur Telefonnummer der Wartungsfirma und der Uhrzeit. Die<br />

angezeigte Uhrzeit sollte dann aber auch genau sein. Erst nach der nachträglichen Installation<br />

eines zentralen Funkmoduls war eine exakte Uhrzeit und die problemlose Umstellung von<br />

Sommer- auf Mitteleuropäische Zeit möglich. Man staunt immer wieder, mit was für Problemen<br />

man als Gebäudebetreiber konfrontiert wird.<br />

Eine Vielzahl von Beschwerden ergaben sich aus dem Zuluftstrom über die Außenluftdurchlasselemente<br />

(ALD). Die Außenluft wird mit Hilfe der ALD im Fensterrahmen in die Wohnräume geführt.<br />

Da die Heizkörper kaum noch in Betrieb sind, fällt dieser Luftstrom am Fenster nach unten<br />

und verursacht Fußkälte bzw. Zuglufterscheinungen. Durch einen konstanten Volumenstrom<br />

auch bei tiefen Außentemperaturen wurde dieser Effekt noch verstärkt. Erst mit Beginn der Heizperiode<br />

2003/2004 wurde eine außentemperaturabhängige Volumenstromregelung in die Rege-<br />

lung integriert. Es stellt sich die Frage, warum erst so spät? Zur Abschwächung der Zuglufterscheinungen<br />

wurden Visiere an die Mieter ausgegeben, mit denen der freie Querschnitt der ALD<br />

reduziert und die Luftführung zur Decke umgelegt wurde. Damit wurde natürlich nicht die Ursa-<br />

che beseitigt, nämlich der zu hohe Luftwechsel bei niedrigen Außentemperaturen. Die Mieter<br />

fanden dann selbstständig Lösungen, z.B. indem die ALD mit Watte zugestopft wurden. „Ungünstig“<br />

war oftmals auch die Stellung von Möbeln, so dass der kalte Luftstrom zwangsläufig die<br />

Nacken- und Fußregion bestreicht. Es wurden aber auch übertriebene Anforderungen an den<br />

Komfort durch die Mieter gemacht. An Außenfenstern streicht nun mal kalte Außenluft nach unten,<br />

dass ist physikalisch bedingt an jedem Fenster festzustellen. Da jetzt durch die umfangrei-<br />

che Wärmedämmung die Heizkörper kaum noch in Betrieb sind, wird dieser Effekt für den Mieter<br />

spürbarer. Durch den Vermieter musste aber auch festgestellt werden, dass durchaus psychologische<br />

Effekte feststellbar waren. Eine Mieterin klagte über niedrigste Raumtemperaturen. Zunächst<br />

wurden defekte Thermometer der Mieterin identifiziert, die eine Raumtemperatur von<br />

18°C anzeigten. Danach wurde von der KÖWOGE ein digitales Messgerät über einen Zeitraum<br />

von einer Woche an einer ungünstigen Stelle platziert: zwischen Fensterfläche und dem Lieblingsplatz<br />

auf dem Sofa. Die Temperatur wurde im Abstand von 10 Minuten gemessen und auf-<br />

gezeichnet. Bei der Abholung wurden dann Temperaturen von knapp 20°C gemessen. Nach der<br />

Auslesung des Messgerätes zeigte sich aber ein anderes Bild. Es waren ständig Temperaturen<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 126<br />

von 22 bis 23°C aufgezeichnet worden. Auch das Fensterlüften wurde am Temperaturverlauf<br />

deutlich. Lediglich eine halbe Stunde vor der angekündigten Abholung des Temperaturmessgerätes<br />

sank die Temperatur plötzlich auf bis zu 8°C (!).<br />

Die Großdisplays in den beiden Eingangsbereichen sind eine Bereicherung für das Projekt und<br />

beziehen Passanten und Mieter in das Projekt ein. Mit diesen Großdisplays wurden aber auch<br />

negative Erfahrungen gemacht. So wurde die letzte Leistung dauerhaft angezeigt. Das führte<br />

dazu, dass auch bei völliger Dunkelheit für die Solaranlage eine Leistung suggeriert wurde. Der<br />

Hersteller sah darin keinen Mangel (!). Hier musste eine Unterdrückung von Minderleistungen<br />

nachträglich programmiert werden. Die Kosten dafür trug die ausführende Firma. Unterschiedliche<br />

Außentemperaturanzeigen von zwei bis drei Kelvin im Abstand von fünf Aufgängen wurden<br />

schließlich resignierend durch die Projektleitung hingenommen. Die unterschiedliche Anzeige<br />

wurde bei Führungen scherzhaft mit der beginnenden Klimaverschiebung begründet...<br />

Fernüberwachung der Wärmepumpen- und Solaranlage:<br />

Die Wärmepumpe und die Solaranlage erbringen einen wichtigen Beitrag für die Trinkwarmwasserbereitung.<br />

Im Hintergrund muss aber die Fernwärmestation immer die volle Wärmeleistung<br />

vorhalten. Diese Leistung ist an sonnenarmen Tagen und in der Nacht natürlich auch so geplant.<br />

Dies birgt aber auch die Gefahr, dass diese Anlagen ausfallen und der Anteil automatisch durch<br />

die Fernwärme erbracht wird. Eine Untersuchung in Berlin hatte ergeben, dass einige Solaranlagen<br />

gar nicht mehr in Betrieb sind und die Eigentümer dies auch nicht bemerkt hatten. Die Wärmeerzeugung<br />

über Fernwärme oder die Kesselanlage hatte immer die fehlende Wärme bereit-<br />

gestellt. Dadurch war der Ausfall auch nie aufgefallen.Um dies zu verhindern, wurde in der Albert-<br />

Schweitzer-Straße eine Fernüberwachung installiert, denn nach Abschluss des Modellvorhabens<br />

zieht der Alltag ein. Dann muss sichergestellt werden, dass die Erträge auch weiterhin in die<br />

Trinkwarmwasserbereitung fließen und damit die Betriebskosten senken.<br />

Der Rechner für die Steuerung der Solaranlage hat u.a. auch Kontrollfunktionen. Wenn bestimmte<br />

Temperaturdifferenzen überschritten sind, geht der Rechner von einer Störung aus und gibt<br />

ein Signal auf einen potentialfreien Kontakt. Ähnlich verhält es sich mit der Wärmepumpe. Auch<br />

hier ist die Motorsteuerung so ausgelegt, dass bei einer Fehlfunktion ein Signal nach außen gegeben<br />

wird. Beide Signale laufen in der Zentrale des Riecon-Systems auf. Dort sind automati-<br />

sche Faxmeldungen hinterlegt. Diese werden versandt an ein Faxgerät, dass im Empfang der<br />

KÖWOGE steht. Von dort wird dann telefonisch ein Notdienst informiert. Die Meldung war auch<br />

auf ein Handy möglich. Da aber im Notdienst wechselnde Handys im Einsatz sind, konnte diese<br />

Möglichkeit des Riecon-Systems nicht genutzt werden.<br />

Ähnliche Systeme der Fernüberwachung sind auch für die Conit-Anlage eingerichtet. Die Riecon-<br />

Anlage wird natürlich auch fernüberwacht, jedoch würde eine Störmeldung gleich direkt bei der<br />

Firma Dr. Riedel Automatisierungstechnik auflaufen.<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 127<br />

Wie sind nun die Erfahrungen? Ein Rechner kann nur den Fehler detektieren, für den der Rechner<br />

auch programmiert wurde. So kam es bei der Solaranlage zu einem Ausfall, der nicht gemeldet<br />

wurde. Die Umwälzpumpe vom Solarspeicher zum Trinkwarmwasserspeicher war innerhalb<br />

der Wartung von Stufe „2“ auf Stufe „1“ geschaltet worden. Damit „schaffte“ es die Pumpe nicht<br />

mehr, das erwärmte Wasser umzuwälzen. Der Solarspeicher wurde maximal geladen und die<br />

Solaranlage ging in den Leerlauf, als wenn es keine Abnahme mehr gab. Dieser Fehler wurde<br />

erst bei einer Anlagenkontrolle vor Ort festgestellt. Es sind daher neue Entwicklungen bei den<br />

Herstellern zu begrüßen, wobei die Steuerung der Solaranlage die gemessene Globalstrahlung<br />

mit dem solaren Ertrag ständig verglichen wird. Damit werden Ausfälle tagaktuell detektiert und<br />

dem Betreiber signalisiert.<br />

Ein ähnliches Problem gab es mit der Wärmepumpe. Eine Umwälzpumpe war defekt. Diese<br />

Pumpe war nicht an die Fernüberwachung angeschlossen und die Wärmepumpe schaltete ab,<br />

ohne einen Defekt anzuzeigen. Der Ausfall wurde erst bei den monatlichen Prüfungen der Erträge<br />

festgestellt. Natürlich kann man nicht für alle Eventualitäten eine Fernüberwachung installie-<br />

ren, dies würde jedes Budget sprengen. Deswegen werden von der zuständigen Sachbearbeiterin<br />

im Kundenzentrum der KÖWOGE auch weiterhin die monatlichen Erträge ausgewertet.<br />

Durch die Großdisplays in den Eingangsbereichen ist dies auch problemlos möglich.<br />

7.2 Betriebserfahrungen aus Sicht der Nutzer (André Jödicke)<br />

Die Nutzer haben zum großen Teil schon vor der Modernisierung im Gebäude gewohnt. Sie haben<br />

sich also nicht gezielt für ein Niedrigenergiehaus entschieden. Das ist der große Unterschied<br />

zu all den Eigentümern von Niedrig- und Passivhäusern, die sich ganz bewusst für energiespa-<br />

rende Heizungs- und Lüftungstechnik entschieden haben.<br />

Man kann die Nutzer im Forschungsblock in zwei große Gruppen einteilen:<br />

- Interessierte Nutzer<br />

- Nutzer, denen die Technik egal ist, die eigentlich nur eine preiswerte Wohnung haben wollen<br />

In den vielfältigen Kontakten mit den Nutzern konnte man immer wieder diese beiden Gruppen<br />

beobachten.<br />

Durch einen straffen Terminplan bei der Installation wurde bereits ein guter Grundstein gelegt für<br />

positive Betriebserfahrungen aus Sicht der Nutzer. Erste Bedienungsprobleme zeigten sich bei<br />

den programmierbaren Thermostatventilen. Durch einen nicht entdeckten Produktionsfehler wurden<br />

bereits defekte Geräte angeliefert. Fiel dies nicht bei der Montage auf, so stellten sich bald<br />

Batterieprobleme ein. Auch nach Austausch gegen neue Batterien zeigte das Display immer<br />

noch den Fehler „BATT“ an. Bei verkanteter Montage zeigten die Geräte Mängel bei der Ven-<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 128<br />

tilsteuerung bzw. bei der Adaption des Ventilhubs. Erst durch intensiven Einsatz von Vertretern<br />

des Herstellers konnte das Problem eingegrenzt und behoben werden. Viele Geräte wurden<br />

komplett ausgetauscht. Die in der Gewährleistung stehende Installationsfirma war zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits insolvent. Damit haben diese Geräte einen negativen Touch bei den Nutzern<br />

bekommen, den sie so nicht verdient hatten. Das führte schließlich auch dazu, dass viele Geräte<br />

nur im manuellen Modus die eingestellte Temperatur konstant halten. Das Zeitprogramm wird<br />

von den Nutzern nicht im möglichen Umfang genutzt. Verwirrung stiftete auch die Einstellung der<br />

Uhrzeit. Es gab Klagen über Ventile, die in der Nacht ungewollte Aktivitäten zeigten. Zur Einstellung<br />

der Uhrzeit muss man sich dann doch intensiver mit der Programmierung beschäftigen. Für<br />

Besitzer von z.B. Handys ist dies sicherlich kein Problem. Der Hersteller sollte sich aber fragen,<br />

ob die Abfrage der Uhrzeit nicht einfacher möglich wäre.<br />

Nach der ersten kalten Nacht nach Abschluss der Baumaßnahmen gab es Beschwerden über<br />

die Fenster. Es wurden auf der Nordfassade Fensterscheiben mit besonders niedrigen U-Werten<br />

eingebaut. Das führte dazu, dass sich auf der kalten äußeren Oberfläche Tauwasser in den<br />

Nachtstunden niederschlug. Die Mieter kannten beschlagene Fenster ja schon von ihren alten<br />

Fenstern. An einem frühen Morgen mussten durch Herrn Jödicke aufgeregte Mieter in der Albert-<br />

Schweitzer-Straße zunächst beruhigt werden. Anschließend wurde der Unterschied erläutert,<br />

zwischen dem Tauwasserbeschlag innen auf den alten Fenstern und dem Beschlag außen auf<br />

den neuen Fenstern. Diese Erläuterung war nicht einfach... . Während früher die Raumluftfeuchte<br />

sich an der kalten Fensterscheibe niederschlug, kommt es jetzt an der kalten Fensterscheibe<br />

im Außenbereich zum Niederschlag der Luftfeuchtigkeit. Der Beschlag im Außenbereich ist jetzt<br />

eher ein Qualitätsmerkmal der neuen Fenster.<br />

Problematisch für die Nutzer sind die zum Teil niedrigen Heizungsvorlauftemperaturen, insbe-<br />

sondere in den Übergangszeiten. Vorlauftemperaturen von 25 bis 30°C sind theoretisch ausreichend,<br />

jedoch werden Heizkörper mit diesen Temperaturen von den Nutzern subjektiv als kalt<br />

empfunden. Aus alten Gewohnheiten heraus wird ein warmer Heizkörper mit einer funktionieren-<br />

den Heizung gleichgesetzt. Nach Beschwerden wurde bei einer Mieterin ein digitales Messgerät<br />

installiert, das permanent die Badtemperatur und die Vorlauftemperatur für den Handtuchtrockner<br />

darstellt und speichert. Das Gerät war eine Woche bei der Mieterin installiert. Die Mieterin war<br />

danach zufrieden mit ihren Raumtemperaturen, ohne dass die Heizungsregelung verändert wurde.<br />

Durch die permanente Anzeige hatte die Mieterin wesentlich mehr Kenntnis über die Zusammenhänge<br />

und tatsächlichen Vorgänge gesammelt. Danach hatte sich die Mieterin bei der<br />

Projektleitung bedankt.<br />

Eine Wärmedämmung innen in der Heizungszentrale ist sicher paradox, will man doch die unweigerlich<br />

anfallender Wärmeabgabe der Rohrleitungen für das Gebäude nutzen. Das sah dann<br />

die Familie über der Hausanschlussstation in der Albert-Schweitzer-Straße 40 anders. Durch die<br />

Wärmegewinne stiegen die Temperaturen im Schlafzimmer darüber. Insbesondere im Sommer<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 129<br />

waren die Temperaturen unerträglich hoch. Daher musste die Bauleitung schweren Herzens<br />

auch die Decke in der Hausanschlussstation mit einer Wärmedämmung versehen. Ein zusätzlicher<br />

Auftrag wurde an eine Firma für Rohrleitungsisolationen erteilt: ein hochmotivierter Mitarbei-<br />

ter versah alle wärmeabgebenden Flächen mit einer handgefertigten Isolierung. Dies zeigt, dass<br />

in diesem Projekt um jede (!) Kilowattstunde gekämpft wurde.<br />

Sinkende Heizkosten für die Nutzer sind sicherlich der beste Beweis für eine erfolgreiche Modernisierung.<br />

So haben sich die Kosten für die Fernwärme um über die Hälfte reduziert. Diese Kostenreduzierung<br />

war der Projektleitung besonders wichtig. Eine Wohnung in einem Niedrigener-<br />

giehaus zu bewohnen, muss sich für die Nutzer auch in den Betriebskosten wiederspiegeln.<br />

In den Hauseingängen wurden immer die aktuellen Mieterinformationen ausgehangen. Darin<br />

wurde immer auch die Telefonnummer von Herrn Jödicke aufgeführt. Dieses „Kontaktangebot“<br />

wurde nur selten durch die Mieter gewählt, z.B. für Hinweise, Anfragen und/oder Mängelmeldungen.<br />

Wesentlich öfters wurde der direkte Kontakt vor Ort genutzt, d.h. Herr Jödicke wurde auf der<br />

Straße oder vom Balkon herunter angesprochen. Normalerweise erfolgt die Meldung von Mängeln<br />

jedoch über die Kollegen im Kundenzentrum Assmannstraße.<br />

7.3 Betriebserfahrungen aus Sicht der Projektsteuerung (Alfred Kerschberger)<br />

Im Projekt Albert-Schweitzer-Viertel hat sich ein hochmotiviertes und kompetentes Planungs-<br />

team zusammengefunden, das die Ziele des Projektes konsequent verfolgte und dies stets –<br />

was besonders erfreulich war - in angenehmer Atmosphäre. Das Team hat auch während der<br />

zweijährigen Meßperiode weiter intensiv zusammengearbeitet bei der Analyse und Optimierung<br />

des Vorhabens. Als Problem zeigten sich Kommunikationsdefizite bei der Umsetzung der Planung<br />

in die praktische Ausführung. Man hätte die Bauleiter mit den Inhalten und Zielen des Projektes<br />

besser vertraut machen sollen. Dann wäre wohl auch die Qualitätssicherung der Ausfüh-<br />

rung intensiver betrieben worden (Problem der falschen ALD-Schlitze, z.T. zugeputzte ALD-<br />

Öffnungen, Unebenheiten in der Wärmedämmung, falsche Fenster-Eindichtung)<br />

Es hat überraschend lange gedauert, bis alle Anlagen zufriedenstellend funktionierten. Beson-<br />

ders mit der elektrischen und hydraulischen Einbindung der Wärmepumpe gab es in den ersten<br />

Monaten Schwierigkeiten. Auch die Solaranlage war zunächst nicht korrekt angeschlossen, was<br />

sich in temporären Ausfällen der Warmwasserzirkulation äußerte. Beim Lüftungssystem Conit<br />

funktionierte die Frostschutzschaltung nicht korrekt; durch eine Verwechslung der Anschlüsse<br />

wurde der Zuluftbetrieb über der Grenztemperatur, statt unter der Grenztemperatur abgesenkt !<br />

Die Großdisplays in den Eingangsbereichen waren, obwohl prinzipiell eine gute Idee, ein immer<br />

wiederkehrendes Ärgernis. Für ASV 31-35 wurde eine Wohnungsablufttemperatur angezeigt, die<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 130<br />

oft über 25 Grad C lag, auch im Winter. Dies war natürlich zu hoch. Mehrere Ansätze, dieses<br />

Problem zu lösen, scheiterten. Auch die in der Regel um 2K differierende Außentemperaturanzeige<br />

der beiden Displays hat die Glaubwürdigkeit der Anzeigen in der Mieterschaft nicht erhöht.<br />

Insgesamt hat sich die alte Erfahrung bewahrheitet, dass vieles, was von den Herstellern als<br />

ausgereift und zuverlässig angeboten wird, sich in der Praxis als fehleranfällig und unausgereift<br />

erweist. Dies betrifft auch die Wärmepumpe und die elektronischen Thermostatventile Honeywell<br />

HR40.<br />

Viele der aufgetretenen Fehler waren nur durch Messsysteme zu entdecken, d.h. in Projekten<br />

ohne begleitende Messungen sind viele Fehler nicht sichtbar. Das Energiesparpotential wird<br />

dementsprechend geringer ausfallen.<br />

Eine Änderung des konservativen Mieterverhaltens hinsichtlich Fensteröffnungszeiten und<br />

Raumtemperaturen war trotz massiver Anstrengungen nur in Ansätzen durchsetzbar (siehe<br />

auch Kap. 9). Vielleicht liegt dies an der Mieterstruktur mit vorwiegend älteren, langjährigen Mie-<br />

tern, die nach der Ernüchterung der Wende ihrem Vermieter mit Vorsicht und Skepsis gegenübertreten<br />

("...was wollen sie denn jetzt schon wieder von uns...").<br />

7.4 Betriebserfahrungen aus Sicht der Messungen BBP Bauconsulting<br />

Verschmutzung der Abluftfilter (Alexander Schellhardt)<br />

Die Abluft wird in den Sollzuständen in den innen liegenden Bädern und Küchen erfasst und über<br />

die jeweils vorhandenen Kanalsysteme nach außen abgeführt. Vor den Ablufterfassern sind bei<br />

der Standardlösung nur in den Küchen, und bei den im Forschungsblock eingebauten Systemen<br />

sowohl in den Küchen als auch in den Bädern Filter angeordnet, die entsprechend DIN 1946-6<br />

das Verschmutzen der Abluftkanäle weitgehend verhindern sollen. Als Filter wurden Streckmetall-<br />

bzw. Vliesfilter eingesetzt.Abhängig von der Belegung und Nutzung der Wohnungen werden<br />

Verunreinigungen der Raumluft von den Filtern aufgenommen und so das Abluftsystem vor Ver-<br />

unreinigungen geschützt.<br />

Die Filtereinsätze werden turnusmäßig gewechselt. Aus Angaben der KÖWOGE ergeben sich<br />

für die Standardlösung und das System Riecon Filterstandzeiten von jeweils ca. vier Monaten<br />

und für das WRGA-System von ca. sechs Monaten.<br />

Im Rahmen des Messprogramms sollte festgestellt werden, ob die vorhandenen Wartungsintervalle<br />

ausreichen, um die Funktionssicherheit der Anlagen zu gewährleisten. Zu diesem Zweck<br />

wurden in Abständen von vier bis acht Wochen der Zustand der Filter in den “Messwohnungen”<br />

visuell eingeschätzt und die jeweilige Druckdifferenz über den Filtern gemessen. Für die visuelle<br />

Einschätzung wurde der Zustand der Filter in folgende Zustandsstufen eingeteilt:<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 131<br />

Zustandsstufe 1: Filter sauber, geringfügige Ablagerungen,<br />

Zustandsstufe 2: deutlich sichtbare Ablagerungen,<br />

Zustandsstufe 3: Filter stark verschmutzt,<br />

Zustandsstufe 4: Filter zugesetzt.<br />

Vorauszusetzen ist, dass die Druckdifferenzen über den Abluftfiltern abhängig vom durch die<br />

Anlage geförderten Volumenstrom sind. Damit kann davon ausgegangen werden, dass im Laufe<br />

der Standzeit steigende Druckdifferenzen über den Filtern bei gleichem oder geringerem Anla-<br />

genvolumenstrom die zunehmende Verschmutzung der Filter anzeigen.<br />

Zur Abbildung der Untersuchungsergebnisse werden die Druckdifferenzen gemeinsam mit den<br />

Anlagenvolumenströmen – soweit diese für die jeweiligen Untersuchungszeitpunkte vorliegen – in<br />

Diagrammform dargestellt und verbale Bewertungen vorgenommen.<br />

Im Diagramm bedeuten:<br />

Dpmin minimale Druckdifferenz über dem Filter<br />

Dpmittel Mittelwert der Druckdifferenz über dem Filter<br />

Dpmax maximale Druckdifferenz über dem Filter<br />

Volumenstrom Anlagenvolumenstrom (Messergebnis der Langzeitmessung)<br />

Außerdem sind die Zustandsstufen der visuellen Einschätzung über der x-Achse aufgetragen.<br />

Im Rahmen der Untersuchungen war festzustellen, dass sich mit zunehmender Standzeit um<br />

die Grundplatten bzw. Rahmen der Filter Ablagerungen bildeten. Dies weist darauf hin, dass an<br />

den Ablufterfassern Undichtheiten vorhanden sind. Durch diese Undichtheiten werden Nebenluft-<br />

ströme ohne Filterung gefördert. Bei einem Teil der untersuchten Wohnungen wurden die Filteraufsätze<br />

nachträglich gedichtet, nachdem dies festgestellt wurde.<br />

- Filter - Standardlösung<br />

Bei der Standardlösung ergibt sich der Eindruck, dass die Druckdifferenz über den Filtern mehr<br />

oder weniger allein von dem Druck, der durch die Anlage erzeugt wird, abhängig ist und der Verschmutzungsgrad<br />

hierbei eine untergeordnete Rolle spielt. Dies erscheint auch plausibel, weil<br />

die Ablufterfasser in den Bädern nicht mit Filtern ausgerüstet sind und der – durch den Anlagenvolumenstrom<br />

repräsentierte – Anlagendruck hier einen geringeren Widerstand findet.<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 132<br />

Druckdifferenz über Filter [Pa]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

20.01.03<br />

2 3 3 3 2 2<br />

17.02.03<br />

Dpmin Dpmittel Dpmax Volumenstrom<br />

02.04.03<br />

07.05.03<br />

19.05.03<br />

kap 07 KE, 22.04.04<br />

23.07.03<br />

Untersuchungszeitpunkte<br />

Bild 7.1: Standardlösung; Wohnung 0502, Ergebnisse der Filteruntersuchungen<br />

- Filter – System Riecon<br />

In den nachfolgenden Diagrammen ist zumindest für die Anfangsphase der Untersuchungen zu<br />

erkennen, dass die Filterverschmutzung über die Standzeit zu einem zunehmenden Druckver-<br />

lust führt. Die ermittelten Druckdifferenzen sind jedoch im Vergleich zur Standardlösung gering.<br />

Die visuelle Zustandseinschätzung ergab für alle Filter unabhängig von der Standzeit die Zustandsstufe<br />

2.<br />

Druckdifferenz über Filter [Pa]<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

30.01.03<br />

2 2 2 2 2 2<br />

20.02.03<br />

Dpmin Dpmittel Dpmax Volumenstrom<br />

03.04.03<br />

07.05.03<br />

26.05.03<br />

10.07.03<br />

Untersuchungszeitpunkt<br />

16.09.03<br />

24.09.03<br />

03.11.03<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Anlagenvolumenstrom [m³/h]<br />

Druckdifferenz über Filter [Pa]<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

30.01.03<br />

17.09.03<br />

01.10.03<br />

31.10.03<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Anlagenvolumenstrom [m³/h]<br />

2 2 2 2 2 2<br />

20.02.03<br />

Dpmin Dpmittel Dpmax Volumenstrom<br />

03.04.03<br />

07.05.03<br />

26.05.03<br />

10.07.03<br />

Untersuchungszeitpunkt<br />

Bild 7.2: System Riecon; Wohnung 0402, Ergebnisse der Filteruntersuchungen<br />

links: Küche, rechts: Bad<br />

16.09.03<br />

24.09.03<br />

03.11.03<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Anlagenvolumenstrom [m³/h]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 133<br />

- Filter – Zu- und Abluftanlage Conit<br />

Bei den Druckdifferenzen über den Filtern wurden Spitzen bis 40 Pa gemessen. Zwischen den<br />

drei untersuchten Wohnungen bestehen deutliche Unterschiede.<br />

Druckdifferenz über Filter [Pa]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

23.01.03<br />

Dpmin Dpmittel Dpmax Volumenstrom<br />

1 3 3 3 2<br />

26.02.03<br />

02.04.03<br />

07.05.03<br />

09.07.03<br />

Untersuchungszeitpunkt<br />

30.07.03<br />

02.09.03<br />

360<br />

300<br />

240<br />

180<br />

120<br />

60<br />

0<br />

Anlagenvolumenstrom [m³/h]<br />

2 2 2 2 2<br />

kap 07 KE, 22.04.04<br />

Druckdifferenz über Filter [Pa]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

23.01.03<br />

Dpmin Dpmittel Dpmax Volumenstrom<br />

26.02.03<br />

02.04.03<br />

07.05.03<br />

09.07.03<br />

Untersuchungszeitpunkt<br />

Bild 7.3: System Conit; Wohnung 0402, Ergebnisse der Filteruntersuchungen<br />

links: Küche, rechts: Bad<br />

- Bewertung - Schlussfolgerungen<br />

Die Untersuchungen zeigten, dass durch Undichtheiten beim Anschluss der Filteraufsätze an die<br />

Abluftdurchlässe ungefilterte Nebenluftströme zur Ablagerung von Schmutzpartikeln an den Rändern<br />

der Filteraufsätze führen. Hier ist außerdem damit zu rechnen, dass ein Teil der in der Abluft<br />

vorhandenen Verunreinigungen über die Nebenluftströme in das Abluftkanalsystem gefördert und<br />

dort abgelagert wird. Es ist zu empfehlen, bei der Bauausführung verstärkt auf den gedichteten<br />

Einbau der Filteraufsätze zu achten, bzw. die Filteraufsätze im Rahmen von Wartungen nachträglich<br />

einzudichten.<br />

Bei der Standardlösung sind die Abluftauslässe in den Bädern nicht mit Filtern ausgerüstet. Hier<br />

ist davon auszugehen, dass das Abluftkanalsystem schneller verschmutzt als in den Gebäuden,<br />

bei denen die Abluft in Bad und Küche gefiltert wird. Aus diesem Grund wird empfohlen, auch die<br />

in den Bädern erfasste Abluft zu filtern. Weiterhin zeigte sich, dass die Beaufschlagung und der<br />

Zustand der Filter in hohem Maße nutzerabhängig sind. Einflussgrößen sind Belegung und Nutzungsgrad<br />

der Wohnungen, die Häufigkeit von Kochprozessen und die damit einhergehende<br />

Raumluftbelastung sowie die Mitwirkung der Mieter bei der Wartung (Reinigung) der Filter.<br />

Aus den vorgenommenen Untersuchungen können keine Unterschiede zwischen den verschie-<br />

denen Lüftungssystemen abgeleitet werden. Es wird jedoch deutlich, dass die vorhandenen<br />

Wartungsintervalle nicht ausreichen, um die Anlagenfunktion auf Dauer sicher zu gewährleisten.<br />

Sollen die Wartungsintervalle wie bisher beibehalten werden, um eine Steigerung der Betriebs-<br />

30.07.03<br />

02.09.03<br />

360<br />

300<br />

240<br />

180<br />

120<br />

60<br />

0<br />

Anlagenvolumenstrom [m³/h]


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 134<br />

kosten zu vermeiden, ist die Mitwirkung der Mieter unbedingt erforderlich. Dies kann jedoch in der<br />

Regel nicht vorausgesetzt werden. Aus diesem Grund wird in Anlehnung an Heinz [3] empfohlen,<br />

bei allen Anlagen die Filter mindestens vier Mal im Jahr zu wechseln.<br />

7.5 Betriebserfahrungen aus Sicht der Messungen Dr. Riedel Automatisierungs-<br />

technik (Sabine Bentscheff)<br />

Das Riecon-System hat störungsfrei im gesamten Messzeitraum des Forschungsvorhabens<br />

gearbeitet. Es wurde in einer Mietermappe eine umfangreiche Systeminformation zusammen<br />

gestellt und die Mieter wurden vom Servicepersonal fachkundig eingewiesen. Mieterfragen wurden<br />

zeitnah beantwortet.<br />

Die Mieterumfrage nach der ersten Heizperiode zeigte eine positive Annahme des Riecon-<br />

Systems (63% Nutzung Riecon gegenüber 36% Conit). Bei der Frage nach dem Empfinden zum<br />

Lüftungssystem ergab sich ein ungünstigeres Ergebnis (unangenehm 23% Riecon und 9% Co-<br />

nit). Für die festgestellten Zugerscheinungen in der Nähe der Fenster mit den Außenwand-Luft-<br />

Durchlässen (ALD) sind mehrere Gründe verantwortlich. Der Aufenthaltsbereich sollte<br />

grundsätzlich einen Mindestabstand von 0,8 m von der Außenwand haben. Der größere Einfluß<br />

resultiert aber vermutlich aus dem nicht plangemäßen Einsatz der ALD. Die im Projekt<br />

ausgewiesenen selbstregulierenden Zuluftelemente (ALD) des Typs EA 22 (3 Stück in 1-Raum-<br />

WE und 5 Stück in 3-Raum-WE) konnten aus konstruktiven Gründen nicht in die gelieferten Fen-<br />

sterrahmen eingebaut werden. Ursache war die Schlitzung der Fensterrahmen an der falschen<br />

Stelle. Eine Neuanfertigung schied aus. Es wurden deshalb selbstregulierende Zuluftelemente<br />

(ALD) vom Typ EAI 22 eingebaut. Nach den Meßergebnissen IEMB (2. Ergänzung zum Bericht 2-<br />

09-2001) gibt es keine Unterschiede bei den Differenzdruck-Luftvolumenstrom-Kennlinien beider<br />

Typen, jedoch bei den Behaglichkeitsempfindungen. Der geplante Typ EA verteilt die Außenluft<br />

seitlich durch Strömungshilfen, dagegen verteilt der Typ EAI die Luft nach vorn (offener<br />

Querschnitt). In den relativ kleinen Räumen und der dadurch dichten Möblierung am Fenster wird<br />

bei kalten Außenlufttemperaturen eine Unbehaglichkeit empfunden.<br />

Weiterhin führen zu große Außenluftströme bei tiefen Außentemperaturen zu vermehrten Zuger-<br />

scheinungen. Deshalb wurde in den Lüftungssteuerungsalgorithmus eine Reduzierung des Luftvolumenstromes<br />

bei Außenlufttemperaturen kleiner als +5°C implementiert. Diese Reduzierung<br />

ist seit Anfang November 2003 wirksam.<br />

Erfahrungen für Nachfolgeprojekte:<br />

- frühzeitige Abstimmung mit dem Fensterbauer (Schlitzung im Blendrahmen)<br />

- Überströmöffnungen in den Türen oben anordnen (schallgedämmt), um Zuglufterscheinungen<br />

im Fußbereich zu vermeiden<br />

kap 07 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 135<br />

8. Wirtschaftlichkeitsauswertungen<br />

8.1 Methodik<br />

Die Methodik der Wirtschaftlichkeit folgt dem in [5] entwickelten Verfahren. Sie wurde auch im<br />

Schlussbericht "Emrichstrasse: Messungen und Auswertungen" ausführlich dargestellt. Er-<br />

gänzend zu den Barwertdiagrammen, wie im Schlussbericht "Emrichstrasse" geben wir hier<br />

auch jeweils einen äquivalenten Energiepreis der untersuchten Maßnahmen an. Dieser ent-<br />

steht aus dem Barwert aller Zahlungsströme über die Lebensdauer der Maßnahme, dividiert<br />

durch ihre Energieeinsparung bzw. Energiegewinnung. Er bezieht sich der Übersichtlichkeit<br />

halber nur auf das mittlere Entwicklungsszenario.<br />

8.2 Allgemeine Randbedingungen<br />

- Wärmepreis<br />

Die aktuellen Wärmepreise Anfang 2004 liegen in Friedrichshagen bei einem Leistungspreis<br />

von brutto 40,51 EUR/kW Anschlussleistung und einen Arbeitspreis von brutto 3,231 Ct/kWh<br />

(Quelle: KÖWOGE). Rechnet man die Anschlussleistungs-Kosten der beiden HAST des Mo-<br />

dellvorhabens um in Arbeitspreise, so ergibt sich ein Brutto-Wärmepreis von ca. 6,5 Ct/kWh.<br />

- Strompreis<br />

Aktuell wird von der KÖWOGE ein Brutto-Strompreis von 15,44 Ct/kWh angegeben. Es han-<br />

delt sich hier um einen reinen Arbeitspreis ohne Anschlusswertkomponente. Für die Wärme-<br />

pumpe gibt es aufgrund der Abschaltbarkeit durch die BEWAG einen Sondertarif von brutto<br />

7,98 Ct/kWh.<br />

- Preisteigerungsraten für Energie, Kapitalverzinsung, Wartung, Ersatz<br />

Diese Steigerungsraten werden jeweils inflationsbereinigt angegeben. Liegt z.B. eine Inflati-<br />

onsrate von 4 % vor, so bedeutet eine reale, steuerbereinigte Kapitalverzinsung von 2 % eine<br />

steuerbereinigte Nominalverzinsung von (1,04 * 1,02 =1,0608) = 6,1 %. Es wird jeweils ein<br />

optimistischer, mittlerer und pessimistischer Pfad angegeben. Dementsprechend erbringt<br />

jeder Berechnungslauf drei Amortisationszeitangaben, eine pessimistische, eine mittlere (rea-<br />

listische) und eine optimistische Angabe.<br />

Pessimistischer Mittlerer Pfad Optimistischer Pfad<br />

Reale Energiepreissteigerung 1,0 % 2,0 % 3,0 %<br />

Reale Kapitalverzinsung 3,0 % 2,0 % 1,0 %<br />

Reale Baupreissteigerung 2,0 % 1,0 % 0,5 %<br />

Reale Ersatzkostensteigerung 1,0 % 0,5 % 0,3 %<br />

Tab. 8.1: Randbedingungen der den Wirtschaftlichkeitsabschätzungen zugrundeliegenden<br />

Entwicklungspfade<br />

Für das Jahr 1 bis 50 wird jeweils der Barwert jedes Systems berechnet. In denjenigem Jahr,<br />

wo der Barwert vom Negativen ins Positive wechselt, hat die Amortisation des Systems statt-<br />

gefunden. Liegen den Wirtschaftlichkeitsauswertungen gemessene Energieverbräuche bzw.<br />

Kap 08 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 136<br />

-erträge zugrunde, so beziehen sie sich auf den für die Endauswertungen festgelegten Meß-<br />

zeitraum Januar 2003 – Dezember 2003. Dies ist der Jahreszeitraum, für den auch die Heiz-<br />

energiebilanzen aufgestellt wurden. Die genannten Investitionskosten sind jeweils Bruttokos-<br />

ten einschließlich Mehrwertsteuer, jedoch ohne Planungsleistungen, da zum Großteil von der<br />

KÖWOGE selbst erbracht. Eine detaillierte Kostenaufstellung findet sich im Schlußbericht<br />

Teil 2, Planung und Durchführung [2].<br />

Für die untersuchten Maßnahmen wurde in der Wirtschaftlichkeitsrechnung jeweils die Brei-<br />

tenförderung der KfW berücksichtigt. Erreicht oder unterschreitet man mit einer Sanierung die<br />

EnEV-Grenzwerte für den Neubau, dann werden 20 % Teilschulderlaß gewährt (maximal 50<br />

EUR/m 2 ). Beide Maßnahmenpakete des Modellvorhabens liegen kostenmäßig noch innerhalb<br />

der KfW-Obergrenzen für die Darlehensförderung (250 EUR/m 2 ), sodass volle 20 % Förde-<br />

rung angesetzt werden können. Untersucht wurde die Wirtschaftlichkeit folgender separater<br />

Maßnahmen:<br />

- Wärmeschutzkonzept des Modellvorhabens gegenüber dem Wärmeschutz der Referenz-<br />

variante<br />

- Riecon-Lüftung und –Heizungsregelung gegenüber der konventionellen Abluftanlage der<br />

Referenzvariante<br />

- Conit-Lüftung und –Heizungsregelung gegenüber der konventionellen Abluftanlage der Refe-<br />

renzvariante<br />

- Solaranlage gegenüber "keine Maßnahme", d.h. volle Warmwasserbereitung über Fern-<br />

wärme<br />

- Wärmepumpe gegenüber "keine Maßnahme", d.h. volle Warmwasserbereitung über Fern-<br />

wärme<br />

Man kann hier schon vorab festhalten, dass der Wirtschaftlichkeitsvergleich gegenüber der<br />

Referenzvariante natürlich schlechtere Ergebnisse liefert als ein Vergleich gegenüber dem<br />

Gebäudezustand vor Sanierung. Nur stellt sich die Frage: Würde jener Vergleich interessie-<br />

ren ? Ein Bauherr muss ja sowieso das tun, was die aktuellen Vorschriften erfordern, also<br />

einen Wärmeschutz gemäß Wärmeschutzverordnung bzw. EnEV aufbringen und bei innen-<br />

liegenden Bädern und Küchen kommt er um eine mechanische Lüftung im Sanierungsfalle<br />

nicht herum. Die Frage muss deshalb lauten: Lohnt sich der Mehraufwand für einen weiter-<br />

gehenden Wärmeschutz, lohnt sich der Mehraufwand für eine energiesparende Lüftungsan-<br />

lage, lohnt sich der Mehraufwand für Solaranlage oder Wärmepumpe ?<br />

Noch ein Wort zur angenommenen Lebensdauer der Maßnahmen (Wärmeschutz, Lüftungs-<br />

systeme 40 Jahre, Solaranlage 30 Jahre, Wärmepumpe 20 Jahre). Dies sind längere Zeit-<br />

räume als üblicherweise angenommen. Doch in der Praxis halten Anlagen oft länger als ihre<br />

rechnerische Lebensdauer, vor allem bei regelmäßiger Wartung wie in diesem Projekt.)<br />

Kap 08 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 137<br />

8.3 Wirtschaftlichkeitsauswertung Wärmeschutzkonzept<br />

Energiesparvariante: 14 cm Wärmedämmverbundsystem, wie realisiert, Fensteraustausch<br />

wie realisiert, Dämmung oberste und unterste Geschossdecke, Wände zu den Erdgeschoss-<br />

Kellerräumen, Wärmeschutzverbesserung Eingänge, Kosten 304.367,- EUR. Hierbei sind<br />

Einsparungen bei einer reinen Schadensreparatur bereits berücksichtigt. Die Investitionskosten<br />

werden nur zu 80 % angesetzt, da die KfW einen 20-prozentigen Teilschuldenerlaß erteilt,<br />

wenn ein bestehendes Gebäude unter Neubauniveau EnEV kommt.<br />

Energieeinsparung: 38.088 – 48.245 kWh/m 2 a. Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde<br />

der Mittelwert eingesetzt. Anschlusswertreduzierung von 164 auf 120 kW, davon 50% durch<br />

Wärmeschutzkonzept verursacht.<br />

Instandhaltungskosten, Ersatzkosten: Kein Unterschied zur Referenzvariante<br />

Referenzvariante: Wärmeschutzkonzept, wie in ASV 21-25 realisiert; 168.545,- EUR<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Die Mehrkosten für das weitergehende Wärmeschutzkonzept im<br />

Modellvorhaben werden mit den Mehreinsparungen gegenüber der Referenzvariante verglichen<br />

150000,00<br />

100000,00<br />

50000,00<br />

0,00<br />

-50000,00<br />

-100000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Bild 8.1: Wirtschaftlichkeitsauswertung weitergehender Wärmeschutz über 50 Jahre<br />

Im Ergebnis zeigen sich für hochwertige Wärmeschutzkonzepte im Vergleich zu üblichen<br />

Standards typische Amortisationszeiten von 26 bis über 50 Jahren. Würde man für vermiedene<br />

Umweltschäden noch einmal 1,5 Ct/kWh ansetzen, den Wärmepreis also von 3,2 auf<br />

4,7 Ct/kWh erhöhen, dann lägen die Erwirtschaftungszeiträume zwischen 21 und 35 Jahren.<br />

Die Lebensdauer des Wärmeschutzkonzeptes wird mit 40 Jahren angesetzt. Unter<br />

Zugrundelegen des mittleren Entwicklungspfades ergibt sich ein äquivalenter Energiepreis<br />

von 4,45 Ct/kWh.<br />

Kap 08 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 138<br />

8.4 Wirtschaftlichkeitsauswertung Riecon<br />

Energiesparvariante: Riecon-Abluftanlage mit elektronischer Heizungsregelung wie realisiert.<br />

Investitionskosten: 188.600,- EUR abzüglich 20 % Förderung<br />

Referenzvariante: Konventionelle Abluftanlage, Investitionskosten 35.207,- EUR<br />

Energieeinsparung gegenüber Referenzvariante: 12 – 16 kWh/m 2 a, anteilige Anschlusswertreduzierung<br />

50 %. Wärmekosteneinsparung: 1.875,- bis 2.203,- EUR/a<br />

Instandhaltungsmehrkosten: 734,88 EUR/a (KÖWOGE-Wartungsverträge)<br />

Einsparung Ablesekosten: 1.000 EUR/a (Abschätzung für 50 WE)<br />

Betriebsenergie-Mehrkosten: 236,85 EUR/a (Messwert)<br />

Mehrkosten für Teilersatz der Anlage nach 20 Jahren: 30.679,- EUR<br />

Mehrkosten für Komplettersatz der Anlage nach 40 Jahren: 115.673,- EUR<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Das Riecon-System mit Heizungsregelung wird verglichen mit<br />

der konventionellen Abluftanlage, wie sie in den Nachbargebäuden realisiert worden ist. Alle<br />

Mehr- und Minderkosten werden bilanziert und auf ihren Barwert umgerechnet.<br />

0,00<br />

-20000,00<br />

-40000,00<br />

-60000,00<br />

-80000,00<br />

-100000,00<br />

-120000,00<br />

-140000,00<br />

-160000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Bild 8.2: Wirtschaftlichkeitsauswertung Riecon über 50 Jahre<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

Trotz guter Effizienz kann das Riecon-System innerhalb seiner Lebensdauer keine Amortisation<br />

erreichen. Hauptursache sind die hohen Investitionskosten im Projekt Albert-Schweitzer-<br />

Viertel, wo einige Sonderlösungen realisiert worden sind. Bei einer Lebensdauer des Systems<br />

von 40 Jahren liegt der äquivalente Energiepreis bei 9,57 Ct/kWh.


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 139<br />

8.5 Wirtschaftlichkeitsauswertung Riecon Standard<br />

Energiesparvariante: Riecon-Abluftanlage mit elektronischer Heizungsregelung, Standardausführung<br />

ohne die spezifischen Sonderkosten des Modellvorhabens (aufwendige Schachtsanierung<br />

etc.) Investitionskosten: 130.133,- EUR (lt. Dr. Riedel Automatisierungstechnik)<br />

abzüglich 20 % Förderung<br />

Referenzvariante: Konventionelle Abluftanlage, Investitionskosten 35.207,- EUR<br />

Energieeinsparung gegenüber Referenzvariante: 12 – 16 kWh/m 2 a, anteilige Anschlusswertreduzierung<br />

50 %. Wärmekosteneinsparung: 1.875,- bis 2.203,- EUR/a<br />

Instandhaltungsmehrkosten: 734,88 EUR/a (KÖWOGE-Wartungsverträge)<br />

Einsparung Ablesekosten: 1.000 EUR/a (Abschätzung für 50 WE)<br />

Betriebsenergie-Mehrkosten: 236,85 EUR/a (Messwert)<br />

Mehrkosten für Teilersatz der Anlage nach 20 Jahren: 18.985,- EUR<br />

Mehrkosten für Komplettersatz der Anlage nach 40 Jahren: 68.899,- EUR<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Das Riecon-System mit Heizungsregelung wird verglichen mit<br />

der konventionellen Abluftanlage, wie sie in den Nachbargebäuden realisiert worden ist. Alle<br />

Mehr- und Minderkosten werden bilanziert und auf ihren Barwert umgerechnet.<br />

80000,00<br />

60000,00<br />

40000,00<br />

20000,00<br />

0,00<br />

-20000,00<br />

-40000,00<br />

-60000,00<br />

-80000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

Bild 8.3: Wirtschaftlichkeitsauswertung Riecon über 50 Jahre kostengünstige Version mit<br />

Standardkomponenten<br />

Im optimistischen Entwicklungspfad schafft das Riecon-System unter Annahmen günstigerer<br />

Investitionskosten eine Amortisation nach 28 Jahren, im mittleren nach 38 Jahren. Nur im<br />

pessimistischen Szenario bleibt es unwirtschaftlich. Bei einer Lebensdauer des Systems von<br />

40 Jahren liegt der äquivalente Energiepreis bei 5,57 Ct/kWh.


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 140<br />

8.6 Wirtschaftlichkeitsauswertung Conit<br />

Energiesparvariante: Conit Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnug und elektronische<br />

Thermostatventile Honeywell HR40 wie realisiert. Investitionskosten: 147.167,- EUR abzüglich<br />

20 % Förderung<br />

Referenzvariante: Konventionelle Abluftanlage, Investitionskosten 35.207,- EUR<br />

Energieeinsparung gegenüber Referenzvariante: 18 – 22 kWh/m 2 a, anteilige Anschlusswertreduzierung<br />

50 %. Wärmekosteneinsparung: 2.368,- bis 2.696,- EUR/a<br />

Instandhaltungsmehrkosten: 1.094,06 EUR/a (KÖWOGE-Wartungsverträge)<br />

Betriebsenergie-Mehrkosten: 1.608,38 EUR/a (Messwert)<br />

Mehrkosten für Teilersatz der Anlage nach 20 Jahren: 20.519,- EUR<br />

Mehrkosten für Komplettersatz der Anlage nach 40 Jahren: 82.526,- EUR<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Das Conit-Lüftunsgsystem, kombiniert mit Heizungsregelung<br />

durch programmierbare Thermostatventile, wird verglichen mit der konventionellen Abluftanlage,<br />

wie sie in den Nachbargebäuden realisiert worden ist. Alle Mehr- und Minderkosten werden<br />

bilanziert und auf ihren Barwert umgerechnet.<br />

0,00<br />

-20000,00<br />

-40000,00<br />

-60000,00<br />

-80000,00<br />

-100000,00<br />

-120000,00<br />

-140000,00<br />

-160000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Bild 8.4: Wirtschaftlichkeitsauswertung Conit über 50 Jahre<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

Um die Wirtschaftlichkeit des Conit – Systems ist es nicht gut bestellt. Obwohl die Investitionskosten<br />

etwas niedriger als bei der konstruktiv einfacheren Riecon-Anlage sind, verbleibt<br />

das System in extrem unwirtschaftlichen Bereichen. Hauptgrund: Die Mehrkosten für erhöhten<br />

Stromverbrauch und die Wartungsmehrkosten sind höher als die Energiekosteneinsparungen<br />

(jeweils gegenüber der konventionellen Abluftanlage). Über die Lebensdauer von 40<br />

Jahren liegt der äquivalente Energiepreis bei 9,90 Ct/kWh.


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 141<br />

8.7 Wirtschaftlichkeitsauswertung Conit mit höherer Energieeinsparung<br />

Energiesparvariante: Conit Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnug und elektronische<br />

Thermostatventile Honeywell HR40 wie realisiert. Investitionskosten: 147.167,- EUR abzüglich<br />

20 % Förderung<br />

Referenzvariante: Konventionelle Abluftanlage, Investitionskosten 35.207,- EUR<br />

Eine um 50 % erhöhte Energieeinsparung soll (im Projekt nicht erreichtes) angepasstes Nutzerverhalten<br />

mit wenig Fensteröffnungszeiten und energiebewussten Raumtemperaturen<br />

charakterisieren. Diese Erhöhung des Einsparpotentials würde das Gebäude in den Bereich<br />

von 50 kWh/m 2 a Heizenergieverbrauch bringen, was durchaus realistisch erreichbar wäre.<br />

Energieeinsparung gegenüber Referenzvariante: 27 – 33 kWh/m 2 a, anteilige Anschlusswertreduzierung<br />

32 kW (statt 22 kW in 8.6) . Wärmekosteneinsparung: 3.511,- bis 4.003,- EUR/a<br />

Instandhaltungsmehrkosten: 1.094,06 EUR/a (KÖWOGE-Wartungsverträge)<br />

Betriebsenergie-Mehrkosten: 1.608,38 EUR/a (Messwert)<br />

Mehrkosten für Teilersatz der Anlage nach 20 Jahren: 20.519,- EUR<br />

Mehrkosten für Komplettersatz der Anlage nach 40 Jahren: 82.526,- EUR<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Das Conit-Lüftungssystem, kombiniert mit Heizungsregelung<br />

durch programmierbare Thermostatventile, wird verglichen mit der konventionellen Abluftanlage,<br />

wie sie in den Nachbargebäuden realisiert worden ist. Alle Mehr- und Minderkosten werden<br />

bilanziert und auf ihren Barwert umgerechnet.<br />

0,00<br />

-20000,00<br />

-40000,00<br />

-60000,00<br />

-80000,00<br />

-100000,00<br />

-120000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

Bild 8.5: Wirtschaftlichkeitsauswertung Conit mit um 50 % erhöhter Energieeinsparung über<br />

50 Jahre<br />

Auch mit um 50 % erhöhter Energieeinsparung schafft es das Conit-System nicht, in wirtschaftliche<br />

Bereiche vorzudringen. Der äquivalente Energiepreis bei einer Lebensdauer von<br />

40 Jahren beträgt 6,60 Ct/kWh,


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 142<br />

8.8 Wirtschaftlichkeitsauswertung Kollektoranlage<br />

Energiesparvariante: Kolllektoranlage, 66 m 2 Flachkollektoren zur Warmwasserbereitung, wie<br />

realisiert<br />

Referenzvariante: Keine Investition, Warmwasserbereitung komplett über Fernwärme<br />

Investitionskosten: 65.850,- EUR abzüglich 20 % KfW-Förderung. Die BAFA-Förderung wird<br />

nicht angerechnet, da sie geringer wäre bei gleichzeitigem Kumulationsverbot.<br />

Energieeinsparung 22.460 kWh/a Wärmekosteneinsparung: 725,46 EUR/a. Eine Anschlusswertreduzierung<br />

kann nicht angerechnet werden.<br />

Wartungskosten: 226,20 EUR/a (KÖWOGE-Wartungsverträge)<br />

Betriebsenergiekosten: 108,08 EUR/a (Messwert)<br />

Kosten für den Austausch der Umwälzpumpe nach 15 Jahren: 500,- EUR<br />

Kosten für Komplettersatz der Anlage nach 30 Jahren: 44.251,- EUR (Annahme Unterkonstruktion<br />

bleibt bestehen, Förderung weiter gegeben)<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Alle Zahlungsströme werden bilanziert und auf ihren Barwert<br />

umgerechnet.<br />

0,00<br />

-10000,00<br />

-20000,00<br />

-30000,00<br />

-40000,00<br />

-50000,00<br />

-60000,00<br />

-70000,00<br />

-80000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Bild 8.6: Wirtschaftlichkeitsauswertung Kollektoranlage über 50 Jahre<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

Enttäuschend ist das Abschneiden der Flachkollektoranlage. Eine Amortisation innerhalb der<br />

Lebensdauer wird bei Weitem nicht erreicht. Instandhaltungs- und Betriebsenergiekosten<br />

machen fast die Hälfte der Wärmekosteneinsparungen wieder zunichte. Auch ein Umweltbonus<br />

der regenerativen Energiegewinnung von 2 Ct/kWh kann an dieser Grundaussage nichts<br />

ändern. Der äquivalente – in diesem Fall solare – Wärmepreis über die Lebensdauer von 30<br />

Jahren beträgt 9,51 Ct/kWh.


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 143<br />

8.9 Wirtschaftlichkeitsauswertung Kollektoranlage mit einfacher Unterkonstruktion<br />

Energiesparvariante: Kollektoranlage, 66 m 2 Flachkollektoren zur Warmwasserbereitung, wie<br />

realisiert, jedoch mit einfacher statt der projektspezifisch aufwendigen Unterkonstruktion<br />

Referenzvariante: Keine Investition, Warmwasserbereitung komplett über Fernwärme<br />

Investitionskosten: 57.948,- EUR abzüglich 20 % KfW-Förderung. Die BAFA-Förderung wird<br />

nicht angerechnet, da sie geringer wäre bei gleichzeitigem Kumulationsverbot.<br />

Energieeinsparung 22.460 kWh/a Wärmekosteneinsparung: 725,46 EUR/a. Eine Anschlusswertreduzierung<br />

kann nicht angerechnet werden.<br />

Wartungskosten: 226,20 EUR/a (KÖWOGE-Wartungsverträge)<br />

Betriebsenergiekosten: 108,08 EUR/a (Messwert)<br />

Kosten für den Austausch der Umwälzpumpe nach 15 Jahren: 500,- EUR<br />

Kosten für Komplettersatz der Anlage nach 30 Jahren: 43.724,- EUR (Annahme<br />

Unterkonstruktion bleibt bestehen, Förderung weiter gegeben)<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Alle Zahlungsströme werden bilanziert und auf ihren Barwert<br />

umgerechnet.<br />

0,00<br />

-10000,00<br />

-20000,00<br />

-30000,00<br />

-40000,00<br />

-50000,00<br />

-60000,00<br />

-70000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

Bild 8.7: Wirtschaftlichkeitsauswertung Kollektoranlage mit einfacherer Unterkonstruktion<br />

über 50 Jahre<br />

Auch eine Kollektoranlage mit einfacherer Unterkonstruktion bewegt sich noch weit im unwirtschaftlichen<br />

Bereich. Der äquivalente, solare Wärmepreis über die Lebensdauer von 30 Jahren<br />

beträgt 8,54 Ct/kWh.


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 144<br />

8.10 Wirtschaftlichkeitsauswertung Wärmepumpenanlage<br />

Energiesparvariante: Abluft-Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung, wie realisiert<br />

Referenzvariante: Keine Investition, Warmwasserbereitung komplett über Fernwärme<br />

Investitionskosten: 51.750,- EUR abzüglich 20 % KfW-Förderung.<br />

Energieeinsparung 20.175 kWh/a Wärmekosteneinsparung: 651,65 EUR/a. Eine Anschlusswertreduzierung<br />

kann nicht angerechnet werden.<br />

Wartungskosten: 227,52 EUR/a (KÖWOGE-Wartungsverträge)<br />

Betriebsenergiekosten: 579,99 EUR/a (Messwert)<br />

Kosten für den Austausch der Umwälzpumpe nach 15 Jahren: 500,- EUR<br />

Kosten für Komplettersatz der Anlage nach 20 Jahren: 41.400,- EUR (Annahme Förderung<br />

weiter gegeben)<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Alle Zahlungsströme werden bilanziert und auf ihren Barwert<br />

umgerechnet.<br />

0,00<br />

-10000,00<br />

-20000,00<br />

-30000,00<br />

-40000,00<br />

-50000,00<br />

-60000,00<br />

-70000,00<br />

-80000,00<br />

-90000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Bild 8.8: Wirtschaftlichkeitsauswertung Wärmepumpenanlage über 50 Jahre<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

Die jährlichen Instandhaltungs- und Betriebsenergiekosten der Wärmepumpenanlage sind<br />

höher als ihre Wärmekosteneinsparungen (trotz eines Stromsondertarifs für die Anlage). Die<br />

Unwirtschaftlichkeit der Anlage wird deshalb von Jahr zu Jahr größer. Auch ein Umweltbonus<br />

der regenerativen Energiegewinnung von 2 Ct/kWh kann an dieser Grundaussage nichts ändern.<br />

Der äquivalente Wärmepreis über die Lebensdauer von 20 Jahren beträgt 14,81<br />

Ct/kWh.


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 145<br />

8.11 Wirtschaftlichkeitsauswertung Wärmepumpenanlage mit Arbeitszahl 4,5<br />

Energiesparvariante: Abluft-Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung, wie realisiert<br />

Referenzvariante: Keine Investition, Warmwasserbereitung komplett über Fernwärme<br />

Investitionskosten: 51.750,- EUR abzüglich 20 % KfW-Förderung.<br />

Energieeinsparung: Es wird eine extrem hohe Systemarbeitszahl von 4,5 angenommen, um<br />

zu prüfen, ob die Anlage bei maximaler Effizienz wirtschaftlich wird<br />

32.775 kWh/a Wärmekosteneinsparung: 1.058,64 EUR/a. Eine Anschlusswertreduzierung<br />

kann nicht angerechnet werden.<br />

Wartungskosten: 227,52 EUR/a (KÖWOGE-Wartungsverträge)<br />

Betriebsenergiekosten: 579,99 EUR/a (Messwert)<br />

Kosten für den Austausch der Umwälzpumpe nach 15 Jahren: 500,- EUR<br />

Kosten für Komplettersatz der Anlage nach 20 Jahren: 41.400,- EUR (Annahme Förderung<br />

weiter gegeben)<br />

Wirtschaftlichkeitsvergleich: Alle Zahlungsströme werden bilanziert und auf ihren Barwert<br />

umgerechnet.<br />

0,00<br />

-10000,00<br />

-20000,00<br />

-30000,00<br />

-40000,00<br />

-50000,00<br />

-60000,00<br />

-70000,00<br />

-80000,00<br />

Barwertentwicklung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

Mittel<br />

Pessimistisch<br />

Optimistisch<br />

Bild 8.9: Wirtschaftlichkeitsauswertung Wärmepumpenanlage über 50 Jahre, bei Systemar-<br />

beitszahl 4,5<br />

Auch eine extrem gute Efffizienz der Wärmepumpenanlage bringt das System nicht in wirtschaftliche<br />

Bereiche. Der äquivalente Wärmepreis über die Lebensdauer von 20 Jahren beträgt<br />

9,12 Ct/kWh.


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 146<br />

8.12 Fazit der Wirtschaftlichkeitsrechnungen<br />

Grundsätzlich ist noch einmal festzuhalten, dass viele Unwägbarkeiten in die oben gezeigten<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnungen eingingen. Dennoch; ändert man eine der Variablen, zeigt<br />

sich das Ergebnis häufig kaum verändert. Insofern dürften die Ergebnisse reale Zusammen-<br />

hänge wiedergeben.<br />

Die offensichtliche Unwirtschaftlichkeit vieler Komponenten kann auch als Problem der noch<br />

immer zu niedrigen Energiepreise interpretiert werden.<br />

Ein weiteres Themenfeld, die unterschiedliche Zuordnung von Investitionskosten (zum Eigen-<br />

tümer) und Energiekosteneinsparungen (zum Mieter) wurde hier ebenfalls nicht vertieft. Ge-<br />

koppelt sind beide Zahlungsgrößen über die Modernisierungsumlage von 11 % bzw. über di-<br />

verse Kappungsgrenzen. Insofern dürfen die o.g. Amortisationszeiten also nicht als real gültig<br />

für Mieter oder Vermieter interpretiert werden. Hinzu kommt ohnehin der monetär nur sehr<br />

schwierig bewertbare Imagenutzen für Vermieter, aber auch Mieter, die bessere Vermietbar-<br />

keit und Wertsteigerung der Immobilie, sowie ein tendentieller Sicherheitsnutzen in Richtung<br />

geringere Abhängigkeit von fossilen oder atomaren Energieträgern.<br />

Was dieser Wirtschaftlichkeitsvergleich aber leisten kann, ist ein ranking der diversen Ver-<br />

besserungsmaßnahmen nach ihrer Kosten-Nutzen-Effizienz. Dabei zeichnet sich folgende<br />

Rangfolge ab:<br />

Äquivalenter<br />

Energiepreis (Ct/kWh)<br />

1. Wärmeschutzkonzept 4,45<br />

2. Kollektoranlage zur Warmwasserbereitung 9,51<br />

3. Abluftanlage Riecon mit Heizungsregelung 9,57<br />

4. Zu- und Abluftanlage Conit mit Wärmerückgewinnung 9,90<br />

5. Abluft-Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung 14,81<br />

Tab. 8.2: Rangfolge der Verbesserungsmaßnahmen<br />

Wieder einmal wird deutlich, dass die klassischen Wärmeschutzmaßnahmen auch gleichzei-<br />

tig die beste Wirtschaftlichkeit aufweisen. Kollektoranlage und die beiden Lüftunsgsysteme<br />

liegen in ihren äquivalenten Energiepreisen etwa auf demselben Niveau. Weit abgeschlagen<br />

dagegen die Wärmepumpe.<br />

Es ist hierbei noch einmal festzuhalten, dass sich die errechneten Energiepreise auf den mitt-<br />

leren Entwicklungspfad beziehen (siehe S. 135)<br />

Kap 08 KE, 22.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 147<br />

Da viele Randbedingungen im Modellvorhaben nicht optimal waren, wurden zusätzlich für<br />

folgende Konzeptverbesserungen die äquivalenten Energiepreise errechnet:<br />

- Kollektoranlage ohne die speziell bei P2-Gebäuden mit ihren filigranen Betondächern not-<br />

wendige, weitspannende Unterkonstruktion<br />

- Abluftanlage ohne die im Modellvorhaben durchgeführte aufwendige Schachtsanierung. Sa-<br />

nierung qualitativ gleichwertig zu Standardsanierung im Referenzblock.<br />

- Zu- und Abluftanlage Conit mit um 50 % erhöhter Energieeinsparung, die ein angepasstes<br />

Nutzerverhalten bezüglich Fensteröffnungsverhalten und Raumtemperaturen charakterisie-<br />

ren soll. Das Gebäude kommt dadurch auf einen Heizenergieverbrauch von 50 kWh/m 2 a.<br />

- Abluft-Wärmepumpe mit extrem guter Systemarbeitszahl (einschl. Peripherieaggregate) von<br />

4,5.<br />

Die äquivalenten Energiepreise sind in Tabelle 8.3 zusammengestellt:<br />

Äquivalenter<br />

Energiepreis (Ct/kWh)<br />

Abluftanlage Riecon ohne aufwendige Schachtsanierung 5,57<br />

Zu- und Abluftanlage Conit mit 50 % höherer Energieeinsparung 6,60<br />

Kollektoranlage mit einfacher Unterkonstruktion zur Warmwas-<br />

serbereitung<br />

Abluft-Wärmepumpe mit Systemarbeitszahl 4,5 9,12<br />

Tab. 8.3: Rangfolge der modifizierten Verbesserungsmaßnahmen<br />

Die beiden Lüftungssysteme können sich gegenüber den realen Projektwerten deutlich, die<br />

Kollektoranlage geringfügig verbessern. Besonders überzeugend ist die Wirtschaftlichkeits-<br />

verbesserung der Riecon-Abluftanlage mit Heizungsregelung, wenn sie kostenbewusst mög-<br />

lichst weitgehend mit Standardkomponenten durchgeführt wird.<br />

Es zeigt sich, dass auch eine optimal arbeitende Wärmepumpe, bei den Investitionskosten<br />

und Energiepreisen des Projekts, keine Chance auf Wirtschaftlichkeit hat.<br />

Kap 08 KE, 22.04.04<br />

8,54


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 148<br />

9. Nutzerakzeptanz und Nutzermotivation<br />

9.1 Nutzerbefragung, Ergebnisse und Interpretation (Reinhard Brüggemann)<br />

9.1.1 Durchführungsstrategien der Sanierung<br />

Für die Durchführung einer Sanierung des Wohngebäudebestandes bieten sich zwei Wege an:<br />

Die Fluktuation der Mieter aufgrund der Modernisierungs-Ankündigung ist so groß, dass die kom-<br />

plette Entmietung der Gebäude möglich wird und ratsam erscheint, oder die Bewohner stimmen<br />

der Modernisierung zu und verbleiben auch während der Bauarbeiten in den Wohnungen. Der<br />

erste Fall macht eine zügige, ganz auf die technischen Abläufe abgestimmte Modernisie-<br />

rung/Instandsetzung der leergezogenen Wohnungen möglich, das Risiko verlagert sich auf die<br />

Neuvermietung zu erhöhten Preisen nach der Modernisierung. Im zweiten Fall bedarf es eines<br />

ausgeklügelten Modernisierungsmanagements, das die geplanten Arbeiten in den weiter bewohn-<br />

ten Wohnungen möglich macht. Sensibel ist die aufgangsweise, strangweise Sanierung auf die<br />

Belange der Mieter abzustimmen.<br />

Die KÖWOGE hat die Sanierung ihrer Gebäudebestände bis auf wenige Ausnahmen bei bewohnten<br />

Wohnungen durchgeführt. Sie verfügt dadurch über reichliche Erfahrungen mit dieser<br />

schwierigsten Variante von Baudurchführung , die aber stets erfolgreich abgeschlossen werden<br />

konnten.<br />

Die Sanierung des in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre errichteten Albert-Schweitzer-Viertels<br />

mit insgesamt 720 WE (Wohneinheiten) begann mit dem 1. Bauabschnitt (BA) mit 190 WE im<br />

südlichen Block zwischen Assmannstraße und Myliusgarten ab 1999. Im nördlichen Abschnitt im<br />

Bereich der Peter-Hille-Straße wurde im 2. BA in 2000 die Arbeit fortgesetzt (230 WE). Der dritte<br />

und letzte BA in 3 Blöcken mit 300 WE wurde in der Albert-Schweitzer-Straße in 2001 durchge-<br />

führt. In diesem Abschnitt befindet sich auch der Forschungsblock Albert-Schweitzer-Str. 31-40<br />

mit insgesamt 100 WE, in denen die Sanierung zum „krönenden“ Abschluss kam.<br />

9.1.2 P2 – der innovative Bautypus<br />

Der Bautypus P2, dessen Plattenbaublöcke das ASV bilden, war im Zuge der Industrialisierung<br />

Mitte der 1960er Jahre neu entwickelt worden. Er hat nicht nur konstruktive Neuerungen – erstmals<br />

wurden geschosshohe Wandelemente der Laststufe 5,0 Mp montiert – auch bei der<br />

Grundrissbildung und Ausstattung der WE betrat man Neuland. Das Ziel, alle Wohnräume an die<br />

privilegierte Außenfassade zu legen, führte nicht nur zu innenliegenden Bädern, sondern auch zu<br />

innenliegenden Küchen und zu einem innenliegenden Erschließungstreppenhaus (s.Bild 9.1).<br />

kap 09 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 149<br />

Der rationalistische Ansatz fand nicht nur in der klaren, stringenten architektonischen Formgebung<br />

seinen Ausdruck, sondern auch in dem kostensparenden Entschluss, trotz der 5 Vollgeschosse<br />

auf Aufzüge zu verzichten. Dafür stattete man die Küchen mit einem vorgefertigten Vit-<br />

rinen-Durchreicheschrank zum Wohnzimmer hin aus und platzierte zum Nutzen der Mieter im<br />

Flur und Schlafzimmer neuartige Einbauschränke und platzsparende Schiebetüren (s. Bild 9.2).<br />

Bild 9.1: Grundriss der P2-Dreiraum-Wohnungen<br />

Dieses neuentwickelte Wohnungsangebot einer auf kleinster Fläche (ca. 60 m²) untergebrachten<br />

Dreizimmer-Familienwohnung, die aber funktionsgetrennt, durchrationalisiert und im Gebrauch<br />

praktikabel ist, wurde zu einem der in der DDR meistgebauten Plattenbautypen und erfreut sich<br />

auch heute noch größter Beliebtheit. Die KÖWOGE hat in einem Fall als Musterwohnung für die<br />

anstehende Sanierung im Forschungsblock den ursprünglichen Grundriss aufgelöst, indem die<br />

innenliegende Küchenfläche dem Wohnzimmer hinzugegeben wurde und die Küche neu und mit<br />

Außenfenster ausgestattet in das ehemalige Schlafzimmer verlegt wurde. Die dadurch entstandene<br />

großzügige Zweizimmerwohnung wurde jedoch von den Mietern völlig abgelehnt, man be-<br />

vorzugt eindeutig den alten Grundriss.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 150<br />

Bild 9.2: Originalausstattung P2-Serie: Links: Küche mit Vitrinen-Durchreicheschrank<br />

Rechts: Flur mit Einbauschrank<br />

9.1.3 Wohnungspolitischer Hintergrund<br />

Zu den erklärten Zielen der DDR gehörte es, die Wohnungsfrage sozial gerecht zu lösen, die<br />

Wohnungsnot zu beseitigen und den Wohnungsbedarf nachhaltig zu befriedigen. Dazu diente<br />

eine Wohnungsbauförderung, die zu generell sehr niedrigen Mieten führte, bei gleichzeitiger ra-<br />

santer Entwicklung und Ausdehnung der Industrialisierung und damit Ökonomisierung des Wohnungsbauwesens.<br />

Traditionelle bürgerliche Wohnformen mit ihrem spezifischen Flächenanspruch<br />

sollten abgelöst werden durch minimierte, rationalisierte, technisch gut ausgestattete<br />

Standardwohnungen für den Vollzug der familiären Intimsphäre. Die Befriedigung der Bedürfnisse<br />

der privaten Öffentlichkeit wie Kommunikation, Bildung, Freizeit, Sport, Kultur, Geselligkeit und<br />

Gesundheitsversorgung sollten in der neuen Öffentlichkeit eines sozialistisch-demokratischen<br />

Gemeinwesens möglich gemacht werden. Dafür wurden Kitas, Ganztagsschulen, betriebliche<br />

Angebote wie Kantinen, Ambulatorien, Sport- und Kulturzirkel und vieles mehr dem „neuen Men-<br />

kap 09 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 151<br />

schen“ zu geringen Kosten zur Verfügung gestellt. Vor diesem Hintergrund ist der Haustyp P2<br />

entwickelt und der DDR-Bevölkerung angeboten worden.<br />

Die P2-Blöcke des ASV sind also Teil einer gesellschaftlichen Utopie, sie sind „Bausteine“ eines<br />

neuen Städtebaus, der – nicht unumstritten – im historisch besitzbürgerlich geprägte Vorort<br />

Friedrichshagen für eine architektonische Konfrontation sorgte, die - auch äußerlich ablesbar -<br />

den zukünftigen Anspruch der neuen Gesellschaft darstellte. In dieser wird zu Hause im „Arbeiterschließfach“<br />

nur noch gewohnt. Die gesellschaftliche Kommunikation und Aktivität findet außerhalb<br />

des engen häuslichen Rahmens in den gesellschaftlichen Einrichtungen statt, die allen in<br />

großer Zahl offen stehen.<br />

Das Wohnungsbauwesen der DDR anzukurbeln, war allerdings kein Luxus und keine innenpoliti-<br />

sche Marotte sondern blanke Notwendigkeit; zu groß war der Wohnungsbedarf. In Zeiten des<br />

Mangels – und dieser blieb bis zum Ende der DDR bestehen – war die Wohnungsvergabe, zumal<br />

wie hier die staatlich gelenkte, zugleich ein Teil des Belohnungssystems. Eine Wohnung, vor<br />

allem eine Neubauwohnung mit entsprechender technischer Ausstattung zu ergattern, bedurfte<br />

nicht nur langer Wartezeiten. Sie setzte beim Interessenten auch das Wohlwollen und Wohlverhalten<br />

der neuen Politik gegenüber voraus. Vor allem sozialistisch gesinnte Werktätige und Vertreter<br />

der Intelligenz sollten sich in dieser von neuartigen Bestrebungen geprägten „Kulisse“ wohl-<br />

fühlen und von hier aus gestärkt am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft die Sache des Sozialismus<br />

voranbringen.<br />

9.1.4 Mieterschaft<br />

Für die DDR typisch und auch im ASV wiederzufinden war, dass die Mieter vor Beginn der Sanierung<br />

1999 mehrheitlich der Erstbezugsgeneration aus den späten 1960er Jahren entstammte,<br />

die mit ihrem Viertel, mit ihren Blöcken, mit ihrer DDR alt geworden waren. Die politische Wende,<br />

die Öffnung des Wohnungswesens in Richtung Wohnungsmarkt, die Entwicklung der Wohnung<br />

zur preisgerechten Ware hat auch bei den Bewohnern des ASV und des Forschungsblockes<br />

Ängste ausgelöst. Die zur besseren Artikulation der Bewohnerinteressen gewählten Mieterbeiräte<br />

waren gerade im ASV von angriffslustiger Wachsamkeit und „volkseigenem“ Anspruchsdenken<br />

geprägt, vor der die KÖWOGE als Nachfolgerin der alten Kommunalen Wohnungsverwaltung<br />

(KWV) großen Respekt hatte.<br />

Die Durchführung der Sanierung im Forschungsblock an das Ende der Rekonstruktionsmaßnahmen<br />

im ASV zu stellen, war günstig. Die anspruchsvolle Klientel dieses Wohnblocks<br />

hatte die erfolgreiche und für die Bewohnerschaft der Siedlung durchaus vorteilhafte Modernisierung<br />

der Blöcke miterlebt und erfahren, dass sowohl der Architektur als auch den Mietern eine<br />

schonende, verständnisvolle, respektierende Grundhaltung des Bauherrn KÖWOGE entgegen-<br />

kap 09 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 152<br />

trat. Die Ergebnisse der Bautätigkeit konnten sich sehen lassen, die Zufriedenheit der Sanierungsbetroffenen<br />

war groß. Die Bewohner des Forschungsblockes im letzten Bauabschnitt, diese<br />

Erfolge vor Augen, begannen zu wünschen, auch endlich an die „Sanierungsreihe“ zu kom-<br />

men.<br />

Ein weiterer Vorteil für das Forschungsvorhaben war, dass die Ziele der Wohnforschung den<br />

Bewohnern gut zu vermitteln waren. Bei aller Akzeptanz der Grundrisse der Wohnungen hatten<br />

die Mieter doch zunehmend die Erfahrung machen müssen, dass trotz schon frühen Einbaus<br />

einer modernen Zweirohrheizung (1995), die Energieverbräuche und damit die Betriebskosten<br />

eine zunehmende Bedeutung bei den Wohnkosten erlangten. Es bestand also ein durchaus reges<br />

Interesse an einer energetisch-optimierten Sanierung ihres Wohnblockes. Aufgrund des überdurchschnittlichen<br />

Bildungsgrades der Bewohner stießen die neuen Lüftungs- und Heizungs-<br />

regelungstechniken durchaus auf offene Ohren.<br />

9.1.5 Mieterbetreuung<br />

Im Vertrag zur Durchführung des Demonstrations- und Forschungsvorhabens Albert-<br />

Schweitzer-Str. 31-40 wurden folgende Schwerpunkte zur Bewohnerberatung und –betreuung<br />

benannt:<br />

- Sozialverträgliche Gestaltung des Sanierungsprozesses und Betreuung der Mieter während der<br />

Sanierung<br />

- Information der Mieter über das Demonstrationsvorhaben, über die anzuwendenden Technolo-<br />

gien, ihre Funktions-, Wirkungsweise und Handhabung sowie Förderung der Akzeptanz für das<br />

Vorhaben und die Vermittlung von Forschungsergebnissen über den gesamten Projektzeitraum<br />

- Resonanzuntersuchungen (Mieterbefragungen) zum Demonstrations- und Sanierungsvorhaben<br />

mit dem besonderen Schwerpunkt Nutzerverhalten und mögliche Veränderungen<br />

Die Arbeit mit den Bewohnern gliederte sich in drei Phasen (Auszüge aus dem Vertrag):<br />

Vorbereitungsphase: Dezember 2000 bis Juni 2001<br />

Die frühzeitige und umfassende Information über alle geplanten Maßnahmen und Termine ist für<br />

die Zusammenarbeit zwischen den Mietern und der KÖWOGE wichtig. In Vorbereitung auf die<br />

Sanierung werden der Hilfebedarf für die einzelnen Haushalte, der Modernisierungsgrad in den<br />

Wohnungen aber auch die Erwartungen an eine Sanierung erfasst. Das Ergebnis wird in einer<br />

ersten Übersicht zusammengestellt und ist erfahrungsgemäß für alle Beteiligten eine wichtige<br />

Arbeitsgrundlage. Im weiteren Verlauf der Vorbereitung legen wir ein Hauptaugenmerk auf die<br />

Haushalte, die Hilfe jedweder Art benötigen bzw. wo besondere Akzeptanzprobleme bestehen.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 153<br />

Zur Vorbereitung gehören auch die Erarbeitung von Informationen zum Forschungsvorhaben, die<br />

Mitwirkung an der Mod.-Ankündigung sowie die Durchführung von zwei Mieterversammlungen.<br />

Hier werden den Mietern alle Termine, Maßnahmen, Abläufe aber auch die wichtigsten An-<br />

sprechpartner vorgestellt.<br />

Durchführungsphase: Juli 2001 bis Mai 2002<br />

Schwerpunkt dieser Phase ist die Betreuung der Mieter vor Ort. Dazu bieten wir über die Haupt-<br />

bauzeit von Juli 2001 bis Oktober 2001 konstante Mietersprechstunden auf der Baustelle an. In<br />

dieser Sprechstunde werden alle im Zusammenhang mit der Sanierung auftretenden Fragen und<br />

Probleme erfasst und wenn möglich sofort geklärt. Zudem stehen den Mietern während der ge-<br />

samten Sanierung Mitarbeiter telefonisch zur Verfügung. Wichtigste Aufgabe der Mieterbetreu-<br />

ung in dieser Phase ist es, die Zugänglichkeit zu allen WE zu sichern und die notwendige Bau-<br />

freiheit zu organisieren. Weiterhin erhalten die Mieter kontinuierliche Informationen, z. B. über<br />

Maßnahmen, Termine, Baufreiheiten.<br />

Auswertungsphase: November 2001 bis ca. Mai 2003<br />

Während der gesamten Auswertungsphase werden Ergebnisse der Forschung in kontinuierli-<br />

chen Abständen den Mietern dargestellt. Weiterhin sind Informationen zur Funktionsweise neuer<br />

Anlagen, deren Handhabung sowie Hinweise zur Energieeinsparung durch den Mieter in der<br />

Phase von entscheidender Bedeutung. Im Anschluss an die Baufertigstellung bzw. nach der ers-<br />

ten Heizperiode wird eine Mieterbefragung zur Sanierung, zu den neuen Bedingungen und zu den<br />

Gewohnheiten vorgenommen. Es erfolgt eine abschließende Auswertung und Berichterstattung.<br />

Mitarbeiter der KÖWOGE begingen vor der Sanierung alle Wohnungen, um die Bestandssituation<br />

im Einzelnen festzustellen. Neben der permanenten Ansprechbarkeit der örtlichen Bauleitung,<br />

der Einweisung durch das Fachpersonal der Firmen, der Präsenz der Hauswarte und deren<br />

Verwaltung, lieferte das Forschungsteam der KÖWOGE monatliche Ergebnisberichte über die<br />

Forschung, auch nach Ende der Modernisierungs- und Instandsetzungsarbeiten, die in den Auf-<br />

gängen und in einem Schaukasten veröffentlicht wurden. In einem dieser Mieterinfos wurde auch<br />

auf die große Mieterbefragung Ende 2002 hingewiesen.<br />

9.1.6 Mieterbefragung<br />

Vom KÖWOGE-Forschungsteam wurde im November 2002 die umfassende Mieterbefragung im<br />

Forschungsblock vorbereitet. Dazu wurden Fragebögen entwickelt, die je nach Forschungstechnologie<br />

auf die beiden Blockhälften Albert-Schweitzer-Str. 31-35 und 36-40 bezogen waren.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 154<br />

In Abstimmung mit der KÖWOGE-Bestandsverwaltung und der erweiterten Forscherrunde entstanden<br />

zwei Fragebögen, die in insgesamt 40 Fragestellungen die von den Mietern jeweils gemachten<br />

Erfahrungen mit der energetischen Sanierung ihres Wohnblockes und ihrer Wohnun-<br />

gen erfassen sollten.<br />

Die Befragung von Mietern und die Auswertung der Ergebnisse unterliegt einer großen Schwie-<br />

rigkeit: Die persönliche Befindlichkeit und die individuelle Einschätzung des Mieters sind kaum<br />

objektivierbar. Sie öffnen der „Kaffeesatzleserei“ Tür und Tor. Die Repräsentativität der Antworten<br />

ist schwer einzuschätzen, die Schlussfolgerungen daraus sind nur bedingt verbindlich zu ziehen,<br />

wir versuchen es.<br />

Die wesentlichen Ergebnisse werden nachfolgend für die beiden Forschungsansätze in den bei-<br />

den Blockhälften getrennt zum Vergleich gebracht. Die Möglichkeit der Mehrfachnennung führt<br />

hierbei teilweise in der Addition der Prozentanteile auf Gesamtsummen über 100%.<br />

Mieterbefragung A.-Schweitzer-Str. 31-35 Mieterbefragung A.-Schweitzer-Str. 36-40<br />

WE insg. 50 100% 50 100%<br />

Fragebogen Rücksendung 30 60% 33 66%<br />

dav. EG (1-Zi.-WE) 5 5<br />

dav. OG (3-Zi.-WE) 25 28<br />

Immerhin die Hälfte aller Kleinwohnungen im EG haben sich beteiligt. Von den Familienwohnun-<br />

gen gaben ca. Zweidrittel ihre Meinung kund.<br />

ASV 31-35 ASV 36-40<br />

Haushaltsgröße 1,47 Pers./Haush. 1,7 Pers./Haush.<br />

(3% mit Kind) (9% mit Kind)<br />

Altersstruktur 18-44 J. 7% 18%<br />

45-65 J. 37% 21%<br />

> 65 J. 57% 61%<br />

tagsüber zu Hause 67% 61%<br />

wohnhaft vor d. Sanierung 93% 82%<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 155<br />

Der hohe Altersdurchschnitt ist typisch für diese Plattenbauwohnungen: Man wohnt schon lange<br />

dort, die Kinder sind aus dem Haus, man ist meist zu zweit und viel zu Hause. Von den insgesamt<br />

befragten 53 3-Zimmer-Familienwohnungen sind nur 4 WE mit je einem Kind und einem<br />

alleinerziehendem Elternteil belegt.<br />

In der A.-Schweitzer-Str. 36-40 sind von 28 WE mit 3 Zimmern nur 1 WE mit 3 Personen belegt,<br />

in 20 WE leben 2 Personen und 7 WE beherbergen nur 1 Person. In der A.-Schweitzer-Str. 31-<br />

35 ist von 25 WE mit 3 Zimmern keine mit 3 Personen belegt, in 11 WE wohnt nur eine Person<br />

und in 14 WE leben zwei Personen. Während in dieser Blockhälfte keiner der beantwortenden<br />

Mietparteien in der WE raucht, gibt es Raucher in den Nr. 36-40 in einem 5tel der erfassten WE.<br />

Eine durchschnittliche Nutzung der Wohnungen im Forschungsblock kann nicht konstatiert werden.<br />

Die Nutzerstruktur ähnelt eher der einer Senioren-Residenz. Die generell festzustellende<br />

Wohnzufriedenheit der Bewohner wird verständlich, ist doch die Belegung der 3-Zimmer-WE<br />

momentan niedrig und damit großzügiges Wohnen möglich.<br />

Für das Forschungsvorhaben ergaben sich dadurch aber auch besondere Randbedingungen;<br />

die Beurteilung der neuen Heizungs- und Lüftungsregelungen fand unter „verschärften Bedingungen“<br />

statt. Aufgrund der hohen Präsenz der Bewohner in ihren Wohnungen – in der A.-<br />

Schweitzer-Str. 31-35 sind 67% der erfassten Wohnungsmieter tagsüber generell zu Hause, in<br />

der A.-Schweitzer-Str. 36-40 sind es 61% - ist der temporäre Regelbedarf der Raumtemperaturen<br />

geringer als bei berufstätigen Mietern, andererseits wird dem Wohnklima eine verstärkte<br />

Aufmerksamkeit zuteil.<br />

Da die Wohnungen innenliegende Küchen und Bäder haben, spielt die Be- und Entlüftung seit je<br />

eine große Rolle. Die ursprüngliche Schwerkraftlüftung, die über die undichten oder geöffneten<br />

Fenster ihren Nachströmbedarf deckte, wurde in den Blockhälften unterschiedlich bewertet. In<br />

der A.-Schweitzer-Str. 31-35 wurde sie zu 53% als optimal und 27% als gering empfunden, wogegen<br />

in der A.-Schweitzer-Str. 36-40 sie nur zu 9% als optimal und zu 61% als zu gering<br />

bewertet wurde. Bei der Kritik an den damaligen Schall- und Geruchsbelästigungen war man<br />

sich wieder zu 53-45% und 63-61% relativ einig.<br />

Da die Wohnungen in beiden Blockhälften mit mechanischen Lüftungssystemen ausgestattet<br />

wurden, die in Kombination mit der Heizungsregelung ein Öffnen der Fenster zur Nachströmung<br />

oder zum Luftwechsel nicht mehr erforderlich machen, galt das Hauptinteresse der Forscher<br />

dem Lüftungsempfinden und –verhalten der Bewohner:<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 156<br />

Das neue Lüftungssystem -<br />

ASV 31-35 ASV 36-40<br />

ist zu intensiv 27% 9%<br />

angenehm, zweckmäßig 83% 87%<br />

mangelhaft, belastend 26% 17%<br />

Die Geräuschentwicklung der neuen Lüftung -<br />

ist gering 93% 88%<br />

ist störend 7% 12%<br />

Aus diesen Angaben kann geschlossen werden, dass die neuen Lüftungssysteme akzeptiert<br />

werden. Ebenso scheint die Geräuschentwicklung eher unauffällig zu sein. Auffällig ist allerdings<br />

die als zu intensiv empfundene Lüftung in der Blockhälfte Nr. 31-35. Interpretationen dazu sind in<br />

9.4 Fensteröffnungsverhalten in den Messwohnungen zu finden.<br />

Dem Gebrauch der Fenster zu Lüftungszwecken kommt bei diesem Forschungsansatz eine<br />

überragende Bedeutung zu. Das überlieferte Wohnverhalten setzt das selbständige Lüften des<br />

Bewohners über die Fenster als selbstverständlich voraus.<br />

ASV 31-35 ASV 36-40<br />

tägliche Lüftung/Heizperiode 1 x 38 % / mehrm. 43 % 1 x 53 % / mehrm. 21%<br />

darum kümmert sich die Lüftungs-<br />

anlage 18 % 23 %<br />

Obwohl die kühle Zuluft der ALD eher als frische Aussenluft empfunden wird, reisst man in der<br />

Blockhälfte ASV 31-35 deutlich öfter die Fenster auf. Man verlässt sich in der zweiten Blockhälfte<br />

ASV 36-40 immerhin schon zu einem Viertel der Befragten auf die Lüftungsanlage. Wie trügerisch<br />

derartige Selbstbeobachtungen sein können, zeigt sich an diesem Beispiel: Sowohl die<br />

kontinuierlichen Lang-Zeit-Messungen in den Messwohnungen als auch die rund 80 Vor-Ort-<br />

Termine mit Abzählen der momentan offenen Fenster zeigen unzweifelhaft, dass bei niedrigen<br />

kap 09 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 157<br />

Außentemperaturen in der Blockhälfte ASV 31-35 mit Abluftanlage sehr viel weniger die Fenster<br />

göffnet werden, als in der Gebäudehälfte 36 – 40 (siehe auch Bild 3.5 und Kapitel 9.4)<br />

Beim nächtlichen Fensterlüftungsverhalten hat es laut Bewohnerauskunft Veränderungen im<br />

Vergleich zum Vorsanierungszustand gegeben. Bei der ASV 31-35 sind es 23 %, die bei geöffnetem<br />

Fenster – trotz der Abluftanlage – schlafen wollen. Immerhin sind 37 %, die vor der Sanierung<br />

ebenfalls bei geöffnetem Fenster schliefen, zur fenstergeschlossenen Nachtruhe überge-<br />

gangen, die nun 77 % der Mieter praktizieren. In der ASV 36-40 bevorzugen 30 % der Befragten –<br />

gegen alle neue Lüftungstechnik – das geöffnete Fenster während des Schlafens. Dafür sind 44<br />

% der früheren Frischluftschlafer zum geschlossenen Nachtfenster übergegangen, das hier zu<br />

70 % praktiziert wird. Auch diese Veränderung des Lüftungsverhaltens war in den Messungen<br />

nicht nachvollziehbar. Vielmehr wird als Ergebnis der Messungen (von je drei Wohnungen pro<br />

Lüftungssystem) festgestellt, dass sich das Lüftungsverhalten nicht geändert hat.<br />

Eine energetisch bedeutende Rolle spielt auch die Dauer der Fensterlüftung. In beiden Blockhälften<br />

behaupten 55 % der Befragten, nur wenige Minuten lang am Tag die Fenster zu öffnen. Die,<br />

die länger Lüften, proportionieren sich wie folgt:<br />

ASV 31-35 ASV 36-40<br />

Fensterlüftung Viertelstunde 2 % 23 %<br />

Halbestunde 38 % 11 %<br />

Stoßlüftung bei ganz geöffnetem 83 % 65 %<br />

Fenster<br />

angekipptes Fenster 10 % 26 %<br />

Eine auch für den Bauherren sehr erfreuliche Folgeerscheinung der energetischen Sanierung ist<br />

zu konstatieren: Ein vor der Sanierung von den Bewohnern zu 3-6 % erlebter Schimmelpilzbefall,<br />

konnte nach der Sanierung gar nicht mehr festgestellt werden!<br />

Die Herausforderung an die sanierungsbetroffenen Mieter in diesem Forschungsblock bezog<br />

sich nicht nur auf die Änderung des Fenster-Lüftungsverhaltens. Es war erforderlich, sich auch<br />

auf zwei neue Heizungsregelungssysteme einzulassen. Hierbei treten deutliche Unterschiede<br />

zwischen den Systemen zu Tage.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 158<br />

ASV 31-35 ASV 36-40<br />

Riecon-System Honeywell HR 40<br />

Nutzer des Standardprogramms<br />

(ohne indiv. Einstellung) 43 % 58 %<br />

Nicht-Nutzer der indiv. Einstellung 7 % 27 %<br />

Nutzer der indiv. Einstellung 73 % 45 %<br />

Bedienanleitung ausreichend 90 % 70 %<br />

Fremdhilfe bei Einstellung 10 % 33 %<br />

Das elektronische Heizungsregelungssystem Riecon hat sich im Zuge des Forschungsvorhabens<br />

bewährt. Der Anteil der befragten Mieter, die auch die individuellen Regelungsmöglichkeiten<br />

wahrnehmen, ist deutlich höher als bei der individuellen Einstellung der HR 40 Heizkörper-<br />

Thermostaten. Eine große Rolle dabei hat auch gespielt, dass die Bedienungsanleitung für das<br />

Riecon-System sowohl in der schriftlichen Form als auch in der engagierten persönlichen Beratung<br />

vor Ort dem Konkurrenten Honeywell deutlich überlegen war. Dass 79 % der Befragten im<br />

Blockteil ASV 36-40 noch dazu von defekten und damit auszutauschenden HR-40 Thermostaten<br />

betroffen waren, erschwerte die Akzeptanz noch zusätzlich und führte zu folgenden Unterschieden:<br />

Die Möglichkeiten der individuellen Einstellung des Wohnklimas werden im Blockteil ASV- 31-35<br />

(Riecon-System) auch nach längerer Gewöhnungsphase 0 %, also keiner der Befragten zukünftig<br />

außer Acht lassen. Der Anteil der Totalverweigerer, mit den Regelungsmöglichkeiten des HR-<br />

40 Systems im Blockteil ASV 36-40 umzugehen, schlägt dort mit 23 % zu Buche.<br />

9.1.7 Erkenntnisse<br />

Das Forschungsvorhaben ist bei den Mietern generell auf großes Interesse gestoßen. Die Ver-<br />

waltung der Wohnungen ist noch problemloser als vorher. Einer Neuvermietung von leergewordenen<br />

Wohnungen steht wegen der regen Nachfrage nichts entgegen. Hauptargumente, sich für<br />

diese Wohnungen zu erwärmen, sind aber vor allem der als günstig eingeschätzte Standort und<br />

die „Übersichtlichkeit“ der Wohnung. Dass diese über eine neuzeitliche, zukunftsweisende Ausstattung<br />

verfügt, die den technischen Gebrauch der Wohnung steigert, wird vorerst als vorteilhaft<br />

für die Steuerung der Betriebskosten wahrgenommen.Die vor der Sanierung vorhandenen Res-<br />

sentiments der Mieter der Hausverwaltung gegenüber sind verschwunden. Der vormals so<br />

kämpferische Mieterbeirat hat sich nach der Sanierung aufgelöst.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


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BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 159<br />

Trotz der guten Resonanz bei den mehrheitlich älteren Mietern wird die „Sternstunde“ der durch<br />

die Forschung bedingten und hier realisierten Ansätze für energiesparendes Wohnen erst später<br />

schlagen. Der Plattenbautyp P2, der vor nunmehr 30 Jahren für eine neue Gesellschaft für neue<br />

Wohnnutzungen errichtet wurde, wird nach der energetischen Sanierung seine bautechnischen,<br />

anlagetechnischen Vorteile erst ganz entfalten können, wenn der Generationswechsel der Mieterschaft<br />

vollzogen sein wird. Bei weiter steigenden Energiekosten und weiter sich reduzierenden<br />

Energieressourcen wird eine neue, künftige Mieterschaft auch verhaltenstechnisch die hier angebotene<br />

Regelungs- und Einsparmöglichkeiten dankbar wahrnehmen und optimieren können.<br />

Dass es im besonders heißen Sommer 2003 in den Wohnungen des Forschungsblocks besonders<br />

kühl blieb, wurde von vielen Mietern auch jetzt schon als großer Vorteil und als angenehme<br />

Begleiterscheinung der energetischen Sanierung empfunden. Das Umweltproblem weist auch in<br />

Richtung Klimaerwärmung – die Nutzer erleben so den zweifachen, ambivalenten Vorteil energiesparender<br />

Techniken und lassen sich auch so weiter zu umweltgerechtem Verhalten ermuntern.<br />

9.2 Information und Motivation der Nutzer (André Jödicke)<br />

Die Einbeziehung der Nutzer ist Voraussetzung für ein erfolgreiches Projekt. Durch den positiven<br />

Nutzereinfluss lassen sich höhere Einsparquoten erzielen. Erfahrungen im Umgang mit der neuen<br />

Technik lassen Rückschlüsse auf die Technikakzeptanz zu.<br />

Die Information der Nutzer erfolgte im Projektverlauf durch einen Schaukasten vor der Albert-<br />

Schweitzer-Str. 31, durch Aushänge in den 10 Treppenaufgängen und durch Postwurfsendungen<br />

in jeden Briefkasten. In der Regel wurden monatsweise Informationen an die Mieter herausgegeben.<br />

Meist war dies ein DIN-A4-Blatt mit einer Grafik oder einem Foto im oberen Drittel, um einen<br />

Blickfang zu haben. In der Grafik wurde über aktuelle Erträge (Solar- und Wärmepumpenanlage)<br />

und/oder Verbräuche (Heizenergie) informiert. Alternativ stellt ein Foto Ansichten dar, die so für<br />

den Mieter nicht erlebbar sind, z.B. Kollektoren auf dem Dach oder die Wärmepumpenanlage im<br />

Kriechkeller. Im unteren Bereich gab es immer den Hinweis auf weitere Informationen bei der<br />

zuständigen Projektgruppe der KÖWOGE, inklusive Namen des Mitarbeiters und der Telefonnummer.<br />

Dieses Angebot wurde selten genutzt. Von einigen Mietern wurden diese Informationen<br />

gesammelt und abgeheftet.<br />

Zusätzlich gab es weitere Darstellungen. So vergessen Menschen relativ schnell und man gewöhnt<br />

sich gern an das Neue. Da erschien es sinnvoll, Fotoaufnahmen von dem Zustand vor der<br />

Modernisierung im Schaukasten vor dem Gebäude aufzuhängen. Aufnahmen von Betonabplatzungen<br />

mit Rostfahnen der Bewehrungskorrosion stellen einen guten Kontrast zum Zustand<br />

nach der Modernisierung dar. Auf den folgenden Seiten werden beispielhaft drei Mieterinformationen<br />

dargestellt.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 160<br />

Mieterinformation im Monat März 2002, ASV 31 - 35<br />

Sehr geehrte Mieterin, sehr geehrter Mieter,<br />

in regelmäßigen Abständen möchten wir Sie über den weiteren Verlauf des BMWi-Modellbauvorhabens<br />

Albert-Schweitzer-Straße informieren. Die Anlagensysteme sind jetzt alle in Funktion,<br />

vereinzelt sind noch einige Optimierungsaufgaben zu lösen. Deswegen sehen Sie unsere Bauleitung<br />

noch öfters im Gebäude. Es freut uns aber, dass viele Mieter unsere Angebote zum sparsamen<br />

Umgang mit Heizenergie angenommen haben und die installierte Technik nutzen. Bei der<br />

Heizung gab es zum Beginn des Monats einige Probleme. Wir konnten einen falsch platzierten<br />

Temperaturfühler in der Hausanschlussstation als Verursacher ermitteln. Seit dem 05.03.2002<br />

ist die Wärmeversorgung wieder stabil.<br />

Heizenergieverbrauch in kWh/m²<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Vergleich der Heizenergieverbräuche<br />

178<br />

65 57<br />

Jan+Feb 2002<br />

Monat<br />

gemessener Heizenergieverbrauch vor Mod<br />

gemessener Heizenergieverbrauch nach Mod<br />

berechneter Heizenergieverbrauch nach Mod<br />

Die Werte wurden auf ein Normjahr berechnet, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die<br />

Auswertung der Heizenergieverbräuche in den Monaten Januar und Februar zeigt uns, dass wir<br />

noch einige Anstrengungen machen müssen, um die gesteckten Ziele zu reichen. Auf Grund der<br />

Installation modernster, selbstregelnder Lufterneuerungsanlagen kann auf das sonst notwendige<br />

drei- bis fünfmalige Stoßlüften pro Tag verzichtet werden. Denken Sie daran: Häufiges und langanhaltendes<br />

Fensteröffnen in der Heizperiode führt zu unnötigem Energie-Mehrverbrauch und<br />

damit zu unnötig höheren Heizkosten.<br />

Nähere Informationen erhalten Sie von der Projektgruppe Neubau der KÖWOGE. Sie erreichen<br />

Frau Herz und Herrn Jödicke unter der Rufnummer 53 820 870.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 161<br />

Mieterinformation im Monat Mai 2003<br />

Deckungsraten für die Warmwasserbereitung<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Mrz 02 Apr 02 Mai 02 Jun 02 Jul 02 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02 Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03<br />

Auswertung der Deckungsanteile der Solaranlage für die Warmwasserbereitung<br />

Sehr geehrte Mieterin, sehr geehrter Mieter,<br />

bereits im April 2003 konnte die Solaranlage 41 % der Wärme für die Warmwasserbereitung bereitstellen.<br />

Betrachtet man insgesamt die letzten 12 Monate, so erbringt die Solaranlage die vorausberechneten<br />

Erträge und deckt durchschnittlich 38 % der Wärme für die Warmwasserbereitung<br />

ab. Am 27. Mai 2003 möchten wir für Sie eine Führung organisieren. Unser Architekt<br />

Herr Brüggemann wird allgemeine Erläuterungen zur Architektur und Haustechnik in unseren<br />

Modellvorhaben machen. Wir werden im Vorgängerprojekt Emrichstraße beginnen und danach in<br />

der Albert-Schweitzer-Straße die Führung fortsetzen. Wenn Sie daran Interesse haben, dann<br />

melden Sie sich bitte bei Herrn Jödicke an: Rufnummer 53 820 739. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 162<br />

Mieterbrief im Oktober 2003 (ASV 36 – 40)<br />

Sehr geehrte Mieterin, sehr geehrter Mieter,<br />

im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit möchten wir den Beginn der Heizperiode<br />

2003/04 zum Anlass nehmen, Ihnen herzlich für Ihre Kooperation und Ihr Verständnis zu<br />

danken, mit dem Sie den weitreichenden Energiesparansatz in Ihrem Haus begleiten.<br />

Wir können alle miteinander den schönen Erfolg verzeichnen, dass Ihr Heizenergieverbrauch von<br />

180 auf 60 kWh/m² Wohnfläche und Jahr zurückgegangen ist, d.h. es werden zwei Drittel der<br />

vorher benötigten Heizenergie eingespart. In der Warmwasserbereitung ermöglicht die moderne<br />

Solaranlage auf Ihrem Dach ebenfalls eine Fernwärmeeinsparung von über 35 %.<br />

Insgesamt schlagen sich die Einsparungen in der Heizkostenabrechnung 2002 in der Form nieder,<br />

dass die Kosten für Fernwärme um 54 Prozent gegenüber dem unsanierten Gebäudezustand<br />

absinken.<br />

Trotzdem müssen wir jedoch auch konstatieren, dass die Absenkung des Heizenergieverbrauchs<br />

hinter den möglichen Einsparungen zurückbleibt. Tatsache ist, dass der Heizenergieverbrauch<br />

gegenüber dem heutigen Wert noch einmal halbiert werden könnte.<br />

Woran liegt das ? Nach langen Untersuchungen und wiederholten Überprüfungen von Heizungs-<br />

und Lüftungsanlagen sind wir dem Rätsel auf die Spur gekommen. Die Fenster in Ihrer Gebäudehälfte<br />

Nr. 36 – 40 werden, insbesondere bei kalter Witterung, wesentlich häufiger geöffnet als<br />

beispielweise im Nachbarblock. Dadurch kann die Lüftungsanlage mit ihrer hocheffizienten<br />

Wärmerückgewinnung ihr Potential nicht entfalten, weil die warme Zuluft über die offenen Fenster<br />

wieder entweicht.<br />

Wir möchten Ihnen deshalb vorschlagen, in diesem Winter einmal auszuprobieren, die Fenster<br />

weniger häufig bzw. weniger lang zu öffnen, Sie werden sehen, die Luft in Ihrer Wohnung ist<br />

trotzdem frisch. Natürlich gilt nach wie vor: Fensteröffnen ist keinesfalls verboten und in manchen<br />

Situationen sogar das einzig Richtige. Aber je weniger Sie insgesamt über offene Fenster<br />

lüften, desto niedriger sind Ihre Heizkosten. Wir sind mit Ihnen gespannt, ob wir diesen Winter<br />

noch einmal einen Schritt in diese Richtung tun können.<br />

Außerdem bieten wir allen interessierten Mieterinnen und Mietern gerne noch einmal ein Informationsgespräch,<br />

bzw. eine Einführung in die programmierbaren Thermostatventile an. Bitte rufen<br />

Sie Herrn Jödicke an, Tel 53 820 739.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

KÖWOGE<br />

i.V. Brüggemann i.A. Jödicke<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 163<br />

9.3 Spezifische Probleme einzelner Nutzer (André Jödicke)<br />

In beiden Lüftungssystemen gab es Beschwerden bezüglich der Raumtemperaturen. Dabei<br />

wurde aber auch deutlich, dass die Nutzer auf das Lüften mit dem offenen Fenster nicht verzichten<br />

möchten. Hinweise, dass man ja eigentlich gar nicht mehr das Fenster öffnen brauche, wurden<br />

mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis genommen.<br />

- Albert-Schweitzer-Straße 31-35<br />

Eine ältere Mieterin berichtete über besonders kalte Luft im Schlafzimmer. Beim Besuch stellte<br />

sich heraus, dass alle ALD verschlossen waren. Nur das Außenluftdurchlasselement über dem<br />

Kopfende vom Bett war offen. Damit versuchte die Lüftungsanlage den gesamten Volumenstrom<br />

über diese letzte Öffnung zu beziehen. Hier konnte man nur den Vorschlag machen, alle ALD zu<br />

öffnen und einen Luftwechsel in allen Wohnräumen sicherzustellen.<br />

- Albert-Schweitzer-Straße 36-40<br />

Bei der Vielzahl von Nutzern ergeben sich natürlich eine Fülle von spezifischen Problemen. Ein<br />

wesentliches Problem, was zum Auszug eines Mieters führte, war die niedrige relative Luftfeuchte<br />

in der Zu- und Abluftanlage. Dadurch verschlimmerten sich Beschwerden der Schleimhäute<br />

im Nasenbereich. Raumluftbefeuchter konnten keine Linderung verschaffen.<br />

Eine ältere Mieterin klagte über niedrige Raumtemperaturen und kalte Zuluft. Vor Ort zeigte sich,<br />

dass die Thermostatventile so durch Vorhänge verhüllt waren, dass es am Temperaturfühler zu<br />

einem Wärmestau kommen musste. Somit wurde die Raumtemperatur nur unvollständig abgebildet<br />

für die Regelung der Heizkörper. Daraufhin wurden Vorhänge und Möbel so positioniert,<br />

dass die Thermostatventile wieder von der Raumluft umspült werden konnten. Die „kalte“ Zuluft<br />

hatte eine gemessene Temperatur von 21°C. Die Mieterin hatte zuvor eine Kerze in den Zuluftvolumenstrom<br />

gehalten. Als die Kerze dabei verlöschte, wurde dies als kalte Zuluft interpretiert. Im<br />

Anschluss wurden der Mieterin die Zusammenhänge der Lüftungsanlage erläutert und auf den<br />

notwendigen Luftwechsel hingewiesen. Übrigens wurden auf dem „kalten“ Sofa 22°C gemessen.<br />

In einem Fall musste die Projektleitung vor Ort feststellen, dass eine neue Mieterin ohne jegliche<br />

Einweisung in die Wohnung gezogen war. Nach den Hinweisen zur Anlagentechnik und der Erläuterung<br />

des Modellvorhabens war die Lehrerin erstaunt, „in was für einer tollen Wohnung“ sie<br />

wohnt.<br />

Endlich wurde im Herbst 2003 die außentemperaturabhängige Volumenstromregelung in der<br />

Albert-Schweitzer-Straße 31-35 installiert. Damit wird bei tiefen Außentemperaturen der Volumenstrom<br />

reduziert, um insbesondere Zugerscheinungen zu vermeiden. Prompt meldete sich<br />

ein Mieter, dass seine Gattin das vertraute Lüftungsgeräusch vermisst. Natürlich wurde die Lüftung<br />

nicht abgeschaltet, sondern nur reduziert.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 164<br />

Nach dem Versand der Betriebskostenabrechnung an die Mieter meldete sich spontan ein Ehepaar.<br />

Die Einsparungen der Betriebskosten waren nicht hoch genug, zumal die Nachbarn über<br />

hohe Rückzahlungen berichteten. Das Ehepaar konnte durch die Projektleitung beruhigt werden.<br />

Die Abrechnung war korrekt und die Rückzahlungen von Betriebskosten sind immer abhängig<br />

vom individuellen Verbrauch und den jeweiligen Vorauszahlungen. Bei der gemeinsamen Kontrolle<br />

der Wohnungswasserzähler wurde festgestellt, dass der Warmwasserzähler seit kurzer Zeit<br />

defekt war. So hatte der Vor-Ort-Termin noch einen unerwarteten Mangel zu Tage gefördert.<br />

Relativ oft meldeten sich Mieter mit Fensterproblemen. Die gute Verglasung hat natürlich ihr Gewicht,<br />

so dass die Fensterrahmen öfters nachgestellt werden müssen. Durch „hängende“ Fensterrahmen<br />

ergeben sich Undichtigkeiten in der Gebäudehülle. Daraus kann sich eine Fußkälte<br />

ergeben, die ursächlich nichts mit der Lüftung zu tun hat.<br />

9.4 Fensteröffnungsverhalten in den Messwohnungen (Alexander Schellhardt)<br />

Das Fensteröffnungsverhalten wurde bereits in Kapitel 5.2.2 betrachtet. Resümierend ist festzuhalten,<br />

dass sich das Öffnungsverhalten gegenüber dem Zustand vor der Sanierung nicht signifikant<br />

geändert hat. Diese Aussage beruht auf dem begrenzten Untersuchungsumfang, innerhalb<br />

dessen maximal 6% der Wohnungen eines Lüftungssystems erfasst wurden.<br />

Aus den im Laufe der Messungen mit den Mietern geführten Gesprächen kristallisierten sich jedoch<br />

zwei Schwerpunkte heraus, die für die zukünftige Planung von Lüftungsanlagen Beachtung<br />

finden sollten.<br />

Die Mieter in den “Messwohnungen” mit dem System Riecon klagten häufig über Zuglufterscheinungen.<br />

Daraufhin stichpunktartig vorgenommene Messungen der Zugluftrate zeigten,<br />

dass insbesondere bei tiefen Außentemperaturen Luftbewegungen stattfinden, die als Zugluft<br />

wahrgenommen werden können. Als eine Ursache hierfür wird bei den Wohnzimmern das Zusammenwirken<br />

der sowohl in den Fenstern oberhalb des Heizkörpers als auch in den Loggiafenstertüren<br />

vorhandenen ALD mit der asymmetrischen Anordnung der Heizkörper auf einer<br />

Raumseite angesehen. Durch die ALD wird dem Wohnraum kalte Außenluft zugeführt, die insbesondere<br />

vor der großen Glasfläche der Loggiafenstertüren zum Boden absinkt, weil hier keine<br />

ausreichende Erwärmung durch einen Heizkörper möglich ist. Die Folge sind die von den Mietern<br />

beklagten Unbehaglichkeitserscheinungen. Auch in anderen Aufenthaltsräumen wird die einströmende<br />

Kaltluft offensichtlich unter Umständen durch die Heizkörper nicht genügend erwärmt,<br />

sodass es zu Unbehaglichkeitserscheinungen kommen kann.<br />

Die durch die Mieter wahrgenommenen Zuglufterscheinungen müssten logisch zu geringeren<br />

Fensteröffnungszeiten führen, da ja subjektiv das Gefühl von “zuviel Außenluft” vorhanden ist. Die<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHW EITZER-VIERTEL Seite 165<br />

Erfassung der Fensteröffnungszeiten in den 3 Messwohnungen spiegelt dies jedoch nicht so<br />

wider. Insbesondere die Fenster der Schlafräume werden eher gewohnheitsmäßig als entsprechend<br />

der Notwendigkeit geöffnet.<br />

Bei der Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung zeigte sich ein anders gelagertes Problem.<br />

Hier klagten die Mieter über zu trockene Luft. Die Untersuchungsergebnisse zeigen hinsichtlich<br />

der Raumluftfeuchte tendenziell geringere Werte im Vergleich zu den anderen Systemen.<br />

Gespräche mit einigen Mietern ergaben weiterhin, dass die zugeführte, mittels Wärmeübertrager<br />

vorgewärmte Zuluft nicht als “frisch” wahrgenommen wird und aus diesem Grunde zusätzlich<br />

über die Fenster gelüftet wird. Diese zusätzliche Fensterlüftung führt einerseits zu erhöhten Lüftungswärmeverlusten,<br />

was den Vorteil der Wärmerückgewinnung außer Kraft setzt. Andererseits<br />

ist aber auch eine weitere Reduzierung der Raumluftfeuchte die Folge, weil die Raumluft unmittelbar<br />

durch Außenluft mit geringem Feuchtegehalt ausgetauscht wird. Das Problem der subjektiv<br />

als zu trocken empfundener Luft wird also nicht gelöst, sondern verschärft.<br />

kap 09 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 166<br />

10. Finanzielle Auswirkungen der Modernisierung (André Jödicke, Alfred Kersch-<br />

berger)<br />

10.1 Auswirkungen auf die Mieter<br />

Aus Sicht der Wohnungsgesellschaft war es auch ein Projektziel, die Mieter bei den warmen<br />

Betriebskosten deutlich spüren zu lassen, dass sie in einem Niedrigenergiehaus wohnen. Die<br />

Berechnung der Miete setzt sich aus verschiedenen Einzelpositionen zusammen, wie Netto-<br />

Kaltmiete, Modernisierungszuschlag, warme und kalte Betriebskosten. Weiterhin spielen Faktoren<br />

eine Rolle, wie z.B. die ortsübliche Vergleichsmiete und ob es sich um einen bestehenden<br />

Mietvertrag oder um einen Neuabschluss handelt. Bei den warmen Betriebskosten kann der Mieter<br />

im Forschungsblock seine Kosten wesentlich besser beeinflussen, als in einem Standardge-<br />

bäude. Das setzt aber ein „angepasstes“ Verhalten voraus. Nachts bei offenen Fenster zu schlafen<br />

ist zwar möglich, führt aber zu höheren Betriebskosten.<br />

Betrachten wir zunächst die Albert-Schweitzer-Str. 31-35. Die warmen Betriebskosten für Heizung<br />

und Warmwasser lagen 1999 noch bei durchschnittlich 0,63 €/m². Nach der Sanierung<br />

sind sie auf 0,46 €/m² zurückgegangen (Wert 2002), obwohl die Warmwasserbereitung vor der<br />

Sanierung von jedem Mieter einzeln über seine Gasrechnung bezahlt worden ist, während sie<br />

nach der Sanierung Bestandteil der Fernwärmekosten, also der oben genannten warmen Betriebskosten,<br />

ist.<br />

In der Albert-Schweitzer-Str. 36-40 lagen die warmen Betriebskosten vor Sanierung bei durchschnittlich<br />

0,64 €/m² (auch hier ohne Warmwasserbereitung). Nach der Sanierung sanken sie –<br />

einschließlich Warmwasserbereitung – auf 0,47 €/m² (Wert 2002).<br />

Zu großen Diskussionen bei den Mietern führte die erste Betriebskostenabrechnung, wo der gesamte<br />

Abrechnungszeitraum nach der Modernisierung lag. Somit spiegelten sich die Auswirkun-<br />

gen der Modernisierung komplett in der Betriebskostenabrechnung dar. Bereits nach dem Abschluss<br />

der Modernisierung wurden durch die KÖWOGE die monatlichen Beträge für die warmen<br />

Betriebskosten reduziert. Mit der vorliegenden Abrechnung zeigten Guthaben bzw. Nach-<br />

zahlungen deutlich, wo jeder Mieter tatsächlich mit seinem individuellen Verbrauch lag.<br />

In der Albert-Schweitzer-Str. 31-35 lag das Guthaben aus den warmen Betriebskosten bei insge-<br />

samt 2.891,24 € (36 Mieter) und die Nachforderungen betrugen insgesamt 531,73 € (16 Mieter).<br />

In der Albert-Schweitzer-Strasse 36-40 lag das Guthaben aller Mieter bei insgesamt 3.057,08 €<br />

(42 Mieter). Nachforderungen lagen bei 459,51 € (9 Mieter). Eine Mietpartei konnte sich über eine<br />

Rückzahlung in Höhe von 251,58 € freuen, Geld genug für einen Kurzurlaub.<br />

kap 10 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 167<br />

Danach wurden durch die Betriebskostenabteilung der KÖWOGE automatisch die Vorauszahlungen<br />

an die tatsächlichen Kosten angepasst.<br />

10.2 Kosten-Nutzen-Betrachtung auf Vermieterseite<br />

Insgesamt ergaben sich durch das Modellvorhaben folgende Kosten (jeweils brutto, einschließlich<br />

Mehrwertsteuer.<br />

€ brutto einschl. MWST 100 WE 5078,4 m 2<br />

Absolut je WE je m 2<br />

Energierelevante Baukosten 1.788.039 € 17.880 € 352 €<br />

Nicht energierelevante Baukosten 1.785.431 € 17.854 € 352 €<br />

Kosten Begleitforschung 804.569 € 8.046 € 158 €<br />

Gesamtsumme Modellvorhaben 4.378.039 € 43.780 € 862 €<br />

Energetische Bau-Mehrkosten 902.635 € 9.026 € 178 €<br />

gegenüber Referenzblock<br />

Energetische Mehrkosten einschl. Begleitforschung<br />

gegenüber Referenzblock<br />

1.707.204 € 17.072 336 €<br />

Förderung BMWI/BMWA 1.648.456 € 16.485 € 325 €<br />

Baukosten jeweils einschließlich Baunebenkosten<br />

Fläche 5078,4 m 2 = temperierte Fläche; Fläche nach 2. Berechnungsverordnung wäre 5255 m 2<br />

Tab. 10.1: Kosten des Modellvorhabens<br />

Beim Vermieter, der KÖWOGE, wurden detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnungen in allen<br />

Phasen des Modellvorhabens vorgenommen. Die wesentlichen Detailergebnisse sind für die<br />

Albert-Schweitzer-Str. 31-35 beispielhaft dargestellt. Aus den Altschulden-Darlehen, den Eigen-<br />

mitteln und Fremdmitteln des Eigentümers resultiert die Zinslast, die hier als Kapitalkosten geführt<br />

wird.<br />

Kapitalkosten 62.203,63 €<br />

AfA 47.183,89 €<br />

Bewirtschaftungskosten 27.701,70 €<br />

Aufwendungen gesamt 137.089,22 €<br />

Erträge 176.523,97 € 5,60 €/m² Monat<br />

rentabilitätsmäßiger Überschuss 39.434,75 € 1,25 €/m² Monat<br />

Tab. 10.2: Wirtschaftlichkeitsrechnung der KÖWOGE<br />

kap 10 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 168<br />

In den Bewirtschaftungskosten sind die Verwaltungs- und Instandhaltungskosten enthalten, ergänzt<br />

durch das Mietausfallwagnis. Die planmäßige AfA beträgt 2%. In den Erträgen sind die Net-<br />

tokaltmiete und die Modernisierungsumlage, reduziert um einen teilweisen Mietverzicht enthalten.<br />

Die Darstellung der Erträge kann nur eine Momentaufnahme sein, da es durch Neuvermietung<br />

und Anpassungen im Mietspiegelwert zu ständigen Veränderungen kommt. In einer so attraktiven<br />

Lage bestehen für die voll vermietete Immobilie keinerlei Probleme, die o.g. Ertragshöhe zu erreichen<br />

und weiterzuentwickeln.<br />

Fazit: Die Berechnung zeigt, dass das Modellvorhaben derzeit ein finanzieller Erfolg für die<br />

KÖWOGE ist. Es wird sich jedoch erst in der Zukunft zeigen, ob nicht durch den erhöhten technischen<br />

Ausstattungsgrad der Wohnungen und daraus resultierende überproportionale Instand-<br />

haltungskosten der rentabilitätsmäßige Überschuss negativ beeinflusst wird.<br />

kap 10 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 169<br />

11. Kernergebnisse, Schlussfolgerungen<br />

11.1 Ergebnisse zur Gebäudehülle<br />

- Mit dem Anbringen der Dämmsysteme auf den Außenwänden der Gebäude ist der bauliche<br />

Wärmeschutz hinsichtlich der Reduzierung der Transmissionswärmeverluste nachhaltig verbessert<br />

worden. Die Unterschiede in den Dämmstoffdicken zwischen Referenz- und Forschungsblock<br />

waren nur im Bereich geringfügiger Fehlstellen erkennbar. Wärmebrücken sind<br />

nach der Sanierung im Bereich der Loggia-Konstruktion, an den Sockelschienen der Dämmsysteme,<br />

der “Kunst am Bau”, an den Belichtungsflächen der “Hochkeller” sowie im Bereich<br />

der Deckenverschlüsse der Installationsschächte der obersten Geschosse vorhanden.<br />

- Im Zuge der Modernisierung und Instandsetzung der untersuchten Gebäude wurde der Verbesserung<br />

der Dichtheit große Aufmerksamkeit geschenkt. Ein großer Teil der Leckagen in der<br />

Gebäudehülle wurde durch den Einbau der neuen Fenster und Wohnungseingangstüren sowie<br />

durch die neue, wärmedämmende Fassade beseitigt oder zumindest stark reduziert. Um die<br />

inneren Leckagen zu minimieren wurden insbesondere die Durchbrüche der Heizungsleitungen<br />

abgedichtet und besonderes Augenmerk auf die Dichtheit der geschossweisen Verschlüsse<br />

der Installationsschächte gelegt. Die Untersuchungen belegen, dass die Dichtheit der Gebäude<br />

im Rahmen der Maßnahmen wesentlich verbessert wurde.<br />

11.2 Ergebnisse zum Heizenergieverbrauch<br />

- Durch integrale Verbesserungskonzepte sind die Heizenergieverbräuche von 180 auf 60 bzw.<br />

66 kWh/m 2 a gesenkt worden. Eine Referenzvariante mit üblicher Wärmedämmung und konventioneller<br />

Abluftanlage brachte es auf 97 kWh/m 2 a. Auch der Energieverbrauch zur Warmwasserbereitung<br />

sank trotz eines zentralversorgten Systems mit entsprechenden Zirkulations-<br />

verlusten um 18 bis 24 %. Solargewinne über Kollektoranlagen und Rückwärmegewinne über<br />

eine Abluft-Wärmepumpe ließen sich sinnvoll in die Warmwasserbereitung einkoppeln.<br />

- Die anteiligen Einsparungen der innovativen Ansätze gegenüber der Referenzvariante wurden<br />

rechnerisch abgeschätzt. Danach erbrachte die Verbesserung vom Standardwärmeschutz<br />

zum hocheffektiven Wärmeschutz des Modellvorhabens eine Heizenergieeinsparung von 15 -<br />

19 kWh/m 2 a. Die bedarfsgeführte Abluftanlage mit integrierter Heizungregelung Riecon konnte<br />

gegenüber der konventionellen Abluftanlage 12 -16 kWh/m 2 a an Einsparungen verbuchen. Die<br />

Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung und programmierbaren Thermostatventilen<br />

kam auf eine Einsparung von 18 - 22 kWh/m 2 a.<br />

kap 11 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 170<br />

- Bezogen auf die temperierte Wohnfläche ergibt sich bei der Zu- und Abluftanlage Conit durch<br />

die ungedämmten Außenluftkanäle ein Transmissionswärmeverlust von 2,8 kWh/m 2 a. Mit einer<br />

4 cm dicken Dämmung wäre dieser auf 0,9 kWh/m 2 a reduzierbar. Etwa im selben Maße würde<br />

der Heizenergieverbrauch zurückgehen, d.h. von 60 kWh/m 2 a auf 58 kWh/m 2 a.<br />

- Die Heizenergieeinsparungen sind vor allem in der Gebäudehälfte 36 - 40, wo die Zu- und Ab-<br />

luftanlage mit Wärmerückgewinnung installiert ist, geringer als vorausberechnet, wofür das<br />

auch bei kalten Außentemperaturen häufige Fensteröffnen der Nutzer verantwortlich ist. Die<br />

vorgewärmte Frischluft aus dem Kanalsystem wird offensichtlich nicht in ausreichendem Maße<br />

als Frischluft empfunden, weiterhin fühlen sich die Nutzer durch geringe relative Luftfeuchten<br />

(fälschlicherweise) zum Fensteröffnen veranlasst.<br />

- Es hat sich gezeigt, dass die Berechnung des Gebäudes nach EnEV durchweg zu optimistische<br />

Ergebnisse liefert. Je geringer der Verbrauch des Gebäudes wird, um so größer werden<br />

die Abweichungen zwischen Rechnung und Realität. Bei ASV 36 – 40 betragen sie rund 70 %.<br />

Würde man bei der EnEV-Berechnung den (dort eigentlich vorgeschriebenen) Flächenbezug<br />

von 0,32 * Volumen = 2970 m 2 wählen, dann würden sich die Unterschiede zu den Messwerten<br />

noch weiter vergrößern.<br />

11.3 Ergebnisse zu den Lüftungsanlagen<br />

- Die Untersuchungen zum Raumklima wurden im Wesentlichen auf die Erfassung von Raumlufttemperatur,<br />

relativer Luftfeuchte und CO2-Gehalt der Raumluft beschränkt. Gemessen an<br />

diesen drei Parametern ist allen drei Anlagensystemen die gleiche Wirkung zu bescheinigen.<br />

- Alle drei Anlagen erfüllen die Anforderungen nach DIN 4108-2 hinsichtlich des hygienisch erforderlichen<br />

Mindestluftwechsels. Bei der Standardlösung haben die vorhandenen Zulufteinrich-<br />

tungen an den Fenstern keine Lüftungsautorität. Hier muss davon ausgegangen werden, dass<br />

der über die Abluftanlage geförderte Volumenstrom die erforderliche Zuluft über sonstige Undichtheiten<br />

in den Außenflächen bzw. über innere Undichtigkeiten zwischen den Wohnungen<br />

oder zwischen Wohnung und Treppenhaus bezieht.<br />

- Die Auswertung der über die eingebaute Sensorik ermittelten Fensteröffnungszeiten in den<br />

neun Messwohnungen führt zu dem Ergebnis, dass sich das Nutzungsverhalten gegenüber<br />

dem Zustand vor der Sanierung nicht geändert hat. Es sind Unterschiede in den Fensteröffnungszeiten<br />

festgestellt worden, die für das Riecon-System die geringsten und für die Standardlösung<br />

sowie die Conit-Zu- und Abluftanlage die höheren Werte ergeben. Allerdings können<br />

wegen des geringen Untersuchungsumfangs die Ergebnisse nicht ohne Weiteres verallgemei-<br />

kap 11 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 171<br />

nert werden (3 Messwohnungen pro Lüftungssystem). Offensichtlich sind die Fenster jedoch<br />

nach wie vor die von den Nutzern am meisten genutzte Bedarfslüftungs-Einrichtung.<br />

- Auch eine statistische Auswertung von Ortsbegehungen mit Auszählung der offenen Fenster<br />

aller Wohnungen zeigt, dass bei niedrigen Außentemperaturen in den Wohnungen mit der<br />

Standardlösung und in den Wohnungen mit dem Conit-System nahezu mit gleicher Häufigkeit<br />

die Fenster geöffnet werden. Bei der Riecon-Anlage sind unter gleichen Bedingungen 40 % bis<br />

50 % weniger Fenster geöffnet. Mit zunehmender Außentemperatur gleichen sich die Häufigkeiten<br />

bei allen Systemen an.<br />

- Bei den mit dem Riecon-System ausgestatteten Wohnungen werden seitens einiger Mieter<br />

Zuglufterscheinungen bemängelt. Zum einen ist dieser Umstand als eine Ursache für die gerin-<br />

gere Fensterlüftung anzusehen, zum anderen ein Hinweis darauf, dass die Auslegung und Anordnung<br />

von Außenluftdurchlässen den konkreten Bedingungen hinsichtlich Raumgeometrie,<br />

Heizkörperanordnung und Fensterflächen angepasst sein muss. Mit einer anderen ALD-<br />

Ausführung hätten die Zugerscheinungen vermutlich deutlich verringert werden können (seitliches<br />

statt direktes Ausblasen in den Raum)<br />

- Bei der Zu- und Abluftanlage ist zu konstatieren, dass von einigen Mietern bei geringen Außen-<br />

temperaturen die Raumluft als zu trocken empfunden wird. Die subjektiv erforderliche “Frischluft”<br />

wird mittels Fensteröffnung in die Wohnung geholt und damit das Problem verschärft. Außerdem<br />

werden hierdurch die energetischen Effekte der Lüftungswärme-Rückgewinnung redu-<br />

ziert.<br />

- Aus den Filteruntersuchungen wird deutlich, dass die vorhandenen Wartungsintervalle nicht<br />

ausreichen, um die Anlagenfunktion auf Dauer sicher zu gewährleisten. Sollen die Wartungsintervalle<br />

wie bisher beibehalten werden, um eine Steigerung der Betriebskosten zu vermeiden,<br />

ist die Mitwirkung der Mieter erforderlich. Es wird empfohlen, bei allen Anlagen die Filter mindes-<br />

tens vier Mal im Jahr zu wechseln. ( Kommentar Herr Joedicke, KÖWOGE: Im Ergebnis der<br />

Untersuchungen hat die KÖWOGE bereits auf einen 4maligen Filterwechsel pro Jahr umgestellt)<br />

kap 11 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 172<br />

11.4 Ergebnisse Haustechnikstrom<br />

- Die Umstellung der alten Gebäudetechnik mit freier Schachtlüftung und dezentralen Gaswarmwasserbereitern<br />

auf die "Referenzlösung" als Stand der Technik mit Abluftanlage und<br />

zentraler Warmwasserbereitung verursacht eine Steigerung des Haustechnik-Stromverbrauchs<br />

von 0,38 auf 2,31 kWh/m 2 a.<br />

- Wird statt einer konventionellen Abluftanlage und Heizungsregelung das Riecon-System einge-<br />

setzt, dann erhöht sich der Stromverbrauch um weitere 0,61 kWh/m 2 a; nicht weil die Riecon-<br />

Lüftung mehr Strom benötigen würde, sondern weil die WRE-Heizungsregelung den Riecon-<br />

Stromverbrauch von 1,15 auf 2,18 kWh/m 2 a erhöht.<br />

- Die Zu- und Abluftanlage Conit verbraucht mit 5,67 kWh/m 2 a etwa doppelt soviel Strom wie die<br />

bedarfsgeführte Abluftanlage Riecon mit integrierter Heizungsregelung (2,18 kWh/m 2 a). Betrachtet<br />

man den reinen Lüftungsstromverbrauch (ohne Heizungsregelung), dann ergibt sich<br />

zwischen Conit und Riecon sogar ein Stromverbrauchsverhältnis von 5 : 1.<br />

- Die Wärmepumpe verdoppelt mit 2,86 kWh/m 2 a etwa den Haustechnikstromverbrauch der<br />

Gebäudehälfte ASV 31 -35 (von 2,74 auf 5,59 kWh/m 2 a)<br />

- Der Stromverbrauch der Solaranlage beträgt bei gleicher Wärmelieferung nur ein Zehntel der<br />

Wärmepumpe<br />

- Beide Konzepte des Modellvorhabens liegen mit insgesamt 5,59 bzw. 6,58 kWh/m 2 a Haus-<br />

technik-Stromverbrauch etwa auf dem selben Verbrauchsniveau. Die Zu- und Abluftanlage verbraucht<br />

3,49 kWh/m 2 a mehr an Strom, dafür entfällt der Wärmepumpen-Stromverbrauch von<br />

2,86 kWh/m 2 a<br />

- Heizenergieeinsparungen von 114 bzw. 120 kWh/m 2 a sind im Modellvorhaben mit Strom-<br />

Mehrverbräuchen von 2,36 kWh/m 2 a (ASV 31-35) bzw. 5,78 kWh/m 2 a (ASV 36-40) erreicht<br />

worden (Wärmepumpe und Solaranlage für Warmwasserbereitung hier nicht betrachtet). Im<br />

Referenzblock ASV 21 - 25 reichte es immerhin zu 83 kWh/m 2 a an Heizenergieeinsparung bei<br />

einem Strom-Mehrverbrauch von 1,93 kWh/m 2 a.<br />

- Umgerechnet auf die temperierte Wohnfläche wurden durch die energiesparenden, neuen Heizungs-Umwälzpumpen<br />

0,11 kWh/m 2 a Strom eingespart bzw. 0,33 kWh/m 2 a an Primärenergie.<br />

Die adaptive Regelung in ASV 31 - 35 erhöhte diese Einsparung auf 0,18 kWh/m 2 a Strom bzw.<br />

0,54 kWh/m 2 a Primärenergie.<br />

kap 11 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 173<br />

11.5 Ergebnisse zur Kollektoranlage und Wärmepumpenanlage<br />

- Kollektoranlagen können die Warmwasserbereitung auch in bestehenden Mehrfamilienhäusern<br />

sinnvoll unterstützen. Die Flachkollektoranlage erbrachte einen solaren Deckungsgrad von 31<br />

% , dies entspricht einem Nettoertrag von 368 kWh/m 2 Absorberfläche und Jahr. Im Vergleich<br />

zur Vorgänger-Anlage im Projekt Emrichstraße hat sich die Kollektoranlage im Albert-<br />

Schweitzer-Viertel um 19 % gesteigert.<br />

- Die Abluft-Wärmepumpe hat etwa denselben Jahreswärmeertrag wie die Kollektoranlage erbracht,<br />

rund 20 MWh/a. Allerdings benötigte sie dafür das Zehnfache an Strom (7000 statt 700<br />

kWh/a). Mehrfache Anlagendefekte und mangelhafte Serviceleistungen des Anlagenerrichters<br />

waren eine Quelle immer wiederkehrenden Ärgers. Abschließend bleibt der Eindruck, dass wir<br />

es hier mit einem unausgereiften und störanfälligen System zu tun hatten.<br />

11.6 Ergebnisse zur Wirtschaftlichkeit<br />

- In abschließenden Wirtschaftlichkeitsauswertungen zeigt sich (wieder einmal), dass Wärme-<br />

schutzmaßnahmen in aller Regel wirtschaftlicher sind als haustechnische Maßnahmen. Gute<br />

Chancen auf Wirtschaftlichkeit hat jedoch die bedarfsgeführte Abluftanlage Riecon, wenn sie<br />

mit kostengünstigen Standardkomponenten aufgebaut wird.<br />

- Während die Kollektoranlage mit solaren Energiepreisen von 9,5 Ct/kWh noch zumindest in<br />

wirtschaftlich diskutablen Bereichen liegt, kommt die Wärmepumpe auf 14,8 Ct/kWh. Beson-<br />

ders erschreckend dabei ist, dass die Summe aus jährlichen Wartungs- und Stromkosten höher<br />

ist als die erreichte Heizkosteneinsparung !<br />

kap 11 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 174<br />

11.7 Schlussfolgerungen<br />

- Insgesamt bestätigt das Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Viertel die Heizenergieeinsparpotentiale<br />

ambitionierter Verbesserungskonzepte von ca. 65 - 70 % bzw. reale Heizenergiekennzahlen<br />

im Bereich von 60 kWh/m 2 a. Auch die Primärenergieverbräuche für Heizung, Warmwas-<br />

serbereitung und Haustechnik-Strom konnten auf deutlich unter 50 % reduziert werden.<br />

- Im Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Viertel ist die einfachere, aber intelligent gesteuerte Ab-<br />

luftanlage der Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung sowohl primärenergetisch als<br />

auch wirtschaftlich überlegen.<br />

- Je weiter der technische Energiesparansatz geht, umso mehr ist ein angepasstes, energiebewusstes<br />

Nutzerverhalten erforderlich, um das Einsparpotential in der Praxis auch auszuschöpfen.<br />

Trotz intensiver Information und Nutzerbetreuung ist es – wahrscheinlich aufgrund der Nutzerstruktur<br />

– im Vorhaben Albert-Schweitzer-Viertel nicht gelungen, das Nutzerverhalten nach-<br />

haltig zu verändern. Auch dies dürfte für größere Mietwohnhäuser ein übertragbares Ergebnis<br />

sein.<br />

- Unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus dem Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Viertel<br />

scheint für weitere Projekte ein Ansatz mit hocheffizientem Wärmeschutz, Kollektoranlage zur<br />

Warmwasserbereitung sowie mit weiter optimierter Abluftanlage sinnvoll, z.B. mit elektronisch<br />

verstellbaren ALD und/oder Volumenstromregelung über CO2- bzw. Schadstofffühler in der<br />

Wohnung. Der Grundansatz dabei sollte sein, die Nichterreichbarkeit des idealen Nutzerverhaltens<br />

zu akzeptieren und deshalb umgekehrt die Steuerung der haustechnischen Systeme dem<br />

realen individuellen Nutzerverhalten anzupassen. Das System sollte also unbemerkt und möglichst<br />

ohne Bewohnereingriff eine Optimierung von Regelstrategien, abhängig vom jeweiligen<br />

Nutzerverhalten, vornehmen können.<br />

kap 11 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 175<br />

12. Künstlerische Gestaltung im Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Strasse<br />

(Geneviève Gilabert)<br />

12.1 Giebelgestaltung (Geneviève Gilabert, Mitarbeit Roswitha Paetel)<br />

Seit der italienischen Renaissance wird der Schattenwurf als ein Gestaltungselement der<br />

Fassaden bewusst verwendet, sodass er Linien hervorhebt und Volumen deutet. In den<br />

Wandgestaltungen der letzten Jahrhunderte wurde der Schattenwurf auf verschiedenste<br />

Weise eingesetzt und, wie alle anderen Gestaltungsformen, eher zurückhaltend bis hin zu<br />

dramatisch entworfen, dem Zeitgeist folgend. Die schattenwerfenden Elemente können ent-<br />

weder Ornamente oder hervorgehobene Funktionsteile der Gebäude sein. Ihre Schattenfor-<br />

men sind höchst unterschiedlich. Eine Gemeinsamkeit hatten jedoch alle Schattenwürfe: Ihre<br />

Farbe.<br />

Bild 12.1: Detail der farbigen Giebelschatten, Gesamtansicht siehe Berichtstitel<br />

Das folgende Projekt folgt der Tradition der Wandgestaltung und bringt eine einfache Idee<br />

dazu: Keine dunklen Schattenwürfe, sondern farbige. Ein zeitgenössisches Material bringt<br />

die Transparenz: das Acrylglas. Das Sonnenlicht strahlt durch die Platten, die waagerecht an<br />

der Wand angebracht sind, und wirft die Farbe des Acrylglases an die Wand. Die Bewegung<br />

der Sonne, die unterschiedlichen Jahreszeiten und die Wetterlage ändern die Form und Wir-<br />

kung der Schatten. In die rationale Architektur des Wohnblocks fügt sich die Form der Acryl-<br />

platten reibungslos ein. Das Fenster-Raster gleicht einer Partitur, die auf den Giebelseiten<br />

die Positionierung der Platten bestimmt hat. Die unorganische Form der Platten bleibt jedoch<br />

nicht starr, da die Schatten beweglich und farbig sind. Diese Wandskulptur integriert die Zeit-<br />

Dimension und lädt den Betrachter zu einer Wahrnehmung der zeitlichen Veränderung des<br />

Lichtes ein, mit dem Ziel, die verdrängte, aber doch so entscheidende Teilnahme an dem<br />

natürlichen Prozess der Vergänglichkeit zu deuten.<br />

Kap 12 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 176<br />

12.2 Informationstafel (Genèvieve Gilabert)<br />

Die Informationstafel des Modellvorhabens Albert-Schweitzer-Straße sollte klare Informatio-<br />

nen und Grafiken anbieten, doch in einer besonderen Gestaltungsform. Ein Edelstahlkasten<br />

auf einem Sichtbetonsockel umrahmt drei Acrylglasplatten, die mit einem Abstand von 6 cm<br />

parallel zueinander stehen. Auf diese Platten sind Texte, Grafiken und Bilder mit Siebdruck<br />

bedruckt worden. Die erste Platte trägt die Informationen in Schwarz, die zweite zeigt ein<br />

blaues Archivbild von Trümmerfrauen, die dritte einen schwarzen und grünen Lageplan.<br />

Damit sind nicht nur Informationen vorhanden, sondern ineinandergehende Schichten von<br />

Raum und Zeit, von Geschichte und Ort, die den radikalen unterschiedlichen Rekonstrukti-<br />

ons-Willen des geteilten Deutschland andeuten.<br />

Bild 12.2: Informationstafel an der Schnittstelle der beiden Gebäudehälften des Modellvorha-<br />

bens<br />

Kap 12 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 177<br />

13. Präsentation in der Öffentlichkeit<br />

13.1 Fachartikel zum Projekt<br />

A. Kerschberger:<br />

" Niedrigenergiesanierung – Ein neues Modellvorhaben in Berlin – Friedrichshagen "<br />

Bausubstanz Nr. 3 / 01, S. 49 - 51, März 2001<br />

Sonderdruck<br />

Ein Lüfter, der mitdenkt<br />

Sanitär+Heizungstechnik Kramer Verlag Düsseldorf AG, 66. Jahrgang, Heft 9/2001<br />

A. Kerschberger, A. Kloos<br />

"P2-Niedrigenergiesanierung in Berlin-Friedrichshagen: Praxisbericht aus der Durchführungsphase"<br />

Bausubstanz Nr. 8 / 01, S, 45 – 49, November 2001<br />

A. Jödicke<br />

„BMWi-Modellbauvorhaben Albert-Schweitzer-Straße Innovative Lüftungssysteme im Vergleich“<br />

VDI-Springer Verlag, HLH Heizung-Lüftung-Haustechnik, Heft 9 September 2002<br />

A. Jödicke<br />

Lüftungssysteme im Vergleich BMWi-Modellvorhaben kommt zu interessanten Ergebnissen<br />

IKZ Haustechnik, Verlag A.Strobel, Heft 21/2003:<br />

13.2 Vorträge, Tagungsbeiträge zum Projekt<br />

A. Kerschberger, A. Kloos<br />

Innovative Niedrigenergiesanierung Albert-Schweitzer-Viertel<br />

Posterbeitrag zum 2. EnSan-Symposium Energetische Verbesserung der Bausubstanz<br />

Stuttgart, FhG-Institut für Bauphysik, 3.- 4. Juli 2002,<br />

A. Kerschberger<br />

Energieeinsparung / regenerative Energien in der Plattenbausanierung<br />

Vortrag beim 424. Kurs des Instituts für Städtebau<br />

Berlin, 22. – 24. Oktober 2001<br />

kap 13 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 178<br />

A. Kerschberger:<br />

" Niedrigenergiesanierung von Mehrfamilienhäusern – Ansätze und Erfahrungen ausgewählter<br />

Berliner Projekte " Vortrag bei der Veranstaltung " Energieeffiziente Sanierung von Wohngebäu-<br />

den – Erfahrungen und Perspektiven " im Rahmen der 2. Berliner Energietage, Berlin, 14 - 16.<br />

Mai 2001<br />

A. Kerschberger:<br />

" Energieeffiziente Sanierung – ein Beispiel aus Berlin "<br />

Vortrag beim IBK-Symposium " Vom ' Plattenbau ' zum ' neuen Bauen ' ", Berlin, 25 – 26. April<br />

2001<br />

R. Brüggemann, A. Kerschberger:<br />

Projektpräsentation bei der Informationsveranstaltung " En San " in der Käthe – Kollwitz - Schule<br />

in Dresden, 13. Februar 2001<br />

A. Jödicke<br />

Fachsymposium „Gebäude- und Energiemanagement mit innovativer Gebäude- und Solartechnik<br />

durch energieoptimiertes Modernisieren“ in Berlin am 05.12.2001. „Betriebserfahrungen mit dem<br />

Modellvorhaben Emrichstraße -Niedrigenergie-Sanierung Albert-Schweitzer-Viertel“<br />

A.Jödicke<br />

Vortrag auf der Tagung „Passivhaus Berlin 2002“ . „Vom Plattenbau zum Energiesparhaus“ im<br />

ICC, Berlin, 18.01.2002<br />

A. Kerschberger<br />

Innovative Niedrigenergiesanierung Albert-Schweitzer-Viertel<br />

Beitrag zum Klimaschutzkongress Stuttgart 2002, Stuttgart, 24. Juli 2002<br />

A. Jödicke<br />

„Betriebserfahrungen mit den Solaranlagen in den BMWi-Modellbauvorhaben Emrichstraße und<br />

Albert-Schweitzer-Straße“; 13. Internationales Sonnenforum, Freie Universität Berlin, 12. bis<br />

14.September 2002<br />

A. Jödicke<br />

Referat über die BMWi-Modellvorhaben, deren Technik und die Senkung der Nebenkosten<br />

3. Facility Management Nutzerkongress, Düsseldorf, 25.-27.11.2002:<br />

A. Jödicke<br />

Praxisbeispiel Wohnungsbau-energetischer Vergleich zwischen Wärmepumpe und Solaranlage<br />

Infothema Wärmepumpe; Max-Planck-Institut in Golm, 09.12.2002<br />

kap 13 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 179<br />

A. Kerschberger mit A. Jödicke<br />

Sanierung – Verschiedene Lüftungskonzepte; Vortrag beim sechsten Fachforum Innovative<br />

Wohnungslüftung des OTTI Energie Kolleg, Regensburg, 28. – 29. Januar 2003<br />

A. Jödicke<br />

BMWi-Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Straße: Vergleichende Untersuchungen zur<br />

Wohnungslüftung an Plattenbauten. Seminar der Brandenburgischen Energie Technologie<br />

Initiative mit dem Titel: „Integrierte Lüftungstechnologie im Wohnungsbau“, Cottbus, 12.05.2003<br />

Dr. C. Thurmann und A. Jödicke:<br />

Energieoptimierte Modellsanierungen zwischen innovativer Technik und Nutzerverhalten.<br />

Energietage Berlin: 16.06.2003<br />

R. Brüggemann, A. Jödicke:<br />

Fachforum Niedrigenergiehaus im Bestand: „Motivation und Erwartungen zur Teilnahme am Pi-<br />

lotprojekt der dena aus Sicht einer Wohnungsbaugesellschaft“, Berlin, 17.06.2003<br />

A. Jödicke<br />

„Energetische Sanierung von Plattenbauten der KÖWOGE - Was hat sich bewährt?“ Energietag<br />

Brandenburg 2003, Cottbus, 11.09.2003<br />

Dr. W.-D. Kreie, A. Schellhardt<br />

Untersuchungen zum Einfluss unterschiedlicher Lüftungsvarianten auf das Raumklima und den<br />

Energieverbrauch bei energetisch sanierten Gebäuden<br />

3. Weimarer Bauphysiktage, Weimar, 8. bis 9. Oktober 2003<br />

Dr. M. Riedel<br />

Intelligentes Energiemanagement in Wohngebäuden, InHaus-Forum, Duisburg, 11.11.2003<br />

Dr. M. Riedel<br />

Entwicklung und Felderprobung einer bedarfsgeführten Heizungs-und<br />

Lüftungssteuerung im rekonstruierten Wohnungsbau<br />

OTTI-Fachforum, Regensburg, 27./28.1.2004<br />

13.3 Pressebeiträge zum Projekt<br />

" KÖWOGE versucht Außergewöhnliches zur Energieeinsparung "<br />

Berliner Morgenpost, Lokalanzeiger, Berlin, 9. Mai 2001<br />

" Die Klassiker bleiben wichtig "<br />

kap 13 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 180<br />

Der Tagesspiegel Nr. 17406, Sonderveröffentlichung " Berliner Energie – Tage ", Berlin,<br />

13. Mai 2001<br />

" Lüften mit Wärmerückgewinnung in KÖWOGE – Plattenbauten "<br />

Bezirksjournal, Berlin Köpenick, Juni 2001<br />

“Berliner Wohnungsgesellschaft beschreitet neue Wege“<br />

Moderniesierungs-Magazin Nr. 5, Mai 2002<br />

“KÖWOGE als Klimaschutzpartner 2002 ausgezeichnet“<br />

Berliner Wirtschaft Nr. 6, Juni 2002<br />

“Von Geisterhand gesteuert“<br />

IMMOBILIENSPIEGEL; 31.8.2002<br />

“Heizen und Lüften mit System“<br />

ZfK Zeitung für Kommunale Wirtschaft; Gebäudemanagement Januar 2004<br />

September/Oktober 2003: Zeitungsartikel in „Wohnen in Berlin-Brandenburg“, Seite 15: „Wärmedämmung<br />

und Belüftung -Zwei Modellvorhaben der KÖWOGE sparen Energie und Kosten“; Seite<br />

10: „Berliner Energietage sehr gefragt-DEGEWO-Unternehmensgruppe präsentiert ihre solare<br />

Sanierung“<br />

13.4 Buchbeiträge<br />

A. Kerschberger: Das BMWi-Modellvorhaben Albert-Schweitzer-Viertel<br />

Beitrag zum Jahrbuch "Berliner Energieinnovationen 2001. Jürgen Pöschk (Hrsg.)<br />

Berlin, 2001 vme Verlag und Medienservice Energie, ISBN 3-936062-00-5<br />

13.5 Auszeichnungen<br />

Auszeichnung mit dem Preis "Klimaschutzpartner des Jahres 2002" der IHK und Baukammer<br />

Berlin anläßlich der Berliner Energietage 2002, 13. Mai 2002<br />

kap 13 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 181<br />

13.6 Präsentationen<br />

28.08.2001: C&Q Bildungszentrum Haberhauffe GmbH, Kurs: Bauleiter für Bauwerkssanierung-<br />

Ausgelagerter Unterricht<br />

28.09.2001: Mitglieder der Enquete-Kommission „ Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen<br />

der Globalisierung und der Liberalisierung“ im Deutschen Bundestag und Mitglieder<br />

einer DUMA-Delegation aus Moskau, Russische Föderation.<br />

19.10.2001: Institut für Bauforschung e.V., Prof. Dr. -Ing. Joachim Arlt und Mitglieder der Ausschüsse<br />

für Planung und Technik der wohnungswirtschaftlichen Verbände Niedersachsen, Bremen<br />

und Rheinland-Westfalen<br />

21.11.2001: Verein Deutscher Ingenieure, BV Berlin-Brandenburg, Arbeitskreis Besichtigungen<br />

21.02.2002: Mitarbeiter der Firma Lunos-Lüftung Gmbh & Co. Ventilatoren KG<br />

16.05.2002: TFH Berlin, Dipl.-Ing Yoon und eine Gruppe von Fachleuten aus Südkorea<br />

23.05.2002: Deutsche Energie-Consult Ingenieurgesellschaft GmbH und Mitarbeiter der Liaoning<br />

International Engineering Consulting Centre, Shenyang, VR China<br />

09.07.2002: Führung einer Gruppe von Studenten der TU-Berlin, Hermann-Rietschel-Institut für<br />

Heizungs- und Klimatechnik<br />

03.-04.07.2002: Posterpräsentation auf der EnSan Tagung in Stuttgart<br />

10.07.2002: Besichtigung von Geschäftsführern der Gemeinnützigen Wohn- und Baugesellschaft<br />

Potsdam mbH<br />

23.07.2002: Besichtigung von Mitarbeitern von Wohnungsgesellschaften aus Ost- und Südosteu-<br />

ropa<br />

08.07.2002: Führung von leitenden Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Budapest, Ungarn im Rah-<br />

men eines Energie-Seminars der Senatsverwaltung für Inneres, Berlin<br />

08.08.2002: Besichtigung von Herrn Wu Yi, The Administrative Committee of Wuxi National Hi-<br />

Tech Industrial Development Zone, China<br />

kap 13 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 182<br />

19.09.2002: Führung einer Delegation der gebietsadministration Kemerov, Russische Föderation<br />

in Zusammenhang mit der dena-Deutsche Energie Agentur<br />

27.09.2002: Wirtschaftstage Köpenick/Treptow: PowerPoint-Präsentationen<br />

02.10.2002: Europäische Akademie, Berlin: PowerPoint-Präsentationen von Herrn Brüggemann<br />

und Herrn Jödicke vor Mitarbeitern von Moskauer Wohnungsgesellschaften und anschließende<br />

Besichtigung<br />

30.10.2002: Führung der Delegation der WUXI Economic Developement Board, VR China<br />

28.11.2002: Führung von leitenden Verwaltungsmitarbeitern der Stadt Prag, Tschechien im<br />

Rahmen eines Energieseminars der Senatsverwaltung für Inneres, Berlin<br />

19.12.2002: Besichtigung von der Fachhochschule für Technik und Wirtschaftstudiengang<br />

Umwelttechnik / Regenerative Energien<br />

17.01.2003: Besichtigung von Mitarbeitern der Areon AG<br />

06.02.2003: Besichtigung von Mitarbeitern der Bewag Aktiengesellschaft<br />

10.02.2003: Planerstammtisch der Fa. Friatec: Referat von Herrn Jödicke vor Fachplanern zur<br />

Lüftungstechnik in der Albert-Schweitzer-Straße<br />

05.06.2003: Ortsbesichtigung mit Vertretern des BMWA und BMVBW<br />

11.06.2003: Besichtigung durch einen Arbeitskreis im Verein Deutscher Ingenieure VDI<br />

31.07.2003: Besichtigung von Herrn Germán López Lara, Sociedad para el Desarrollo de Andalucia<br />

S.A.<br />

08.08.2003: Präsentation der BMWi-Modellvorhaben in der GETEC AG Niederlassung Berlin<br />

05.09.2003: Besichtigung von Geschäftsführern vom Verband Thüringer Wohnungswirtschaft<br />

e.V.<br />

24./25.09.2003: EnSan- Symposium an der TU Bremen, Posterausstellung<br />

01.10.2003: Besichtigung von Herrn Kim, The Korea Economic Daily<br />

kap 13 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 183<br />

14. Literatur<br />

14.1 Literaturquellen zum Bericht<br />

[1] A. Kerschberger, A. Kloos, A. Schellhardt, A. Jödicke:<br />

Albert-Schweitzer-Viertel: Bericht Bestandsaufnahme<br />

Innovative Niedrigenergiesanierung Albert-Schweitzer-Viertel: Ein BMWA-gefördertes<br />

Modellvorhaben der KÖWOGE Köpenicker Wohnungsgesellschaft mbH<br />

Schlußbericht Teil 1: Bestandsaufnahme, Band 1: Bericht, Band 2: Anhang<br />

Assmann Beraten + Planen, KÖWOGE, Berlin, Stuttgart, August 2001<br />

[2] A. Kerschberger, A. Kloos, E.Heinz, A. Schellhardt, I. Herz, A. Jödicke:<br />

Albert-Schweitzer-Viertel: Bericht Planung und Durchführung<br />

I Innovative Niedrigenergiesanierung Albert-Schweitzer-Viertel: Ein BMWA-gefördertes<br />

Modellvorhaben der KÖWOGE Köpenicker Wohnungsgesellschaft mbH<br />

Schlußbericht Teil 2: Planung und Durchführung, Band 1: Bericht, Band 2: Anhang<br />

Assmann Beraten + Planen, KÖWOGE, Berlin, Stuttgart, Juni 2002<br />

[3] Richter, W., Reichel, D.:<br />

Luftdichtigkeit von industriell errichteten Wohngebäuden in den neuen<br />

Bundesländern,<br />

in: Bauforschung für die Praxis Bd. 44, Stuttgart 1998<br />

[4] Heinz, E.:<br />

Kontrollierte Wohnungslüftung,<br />

Berlin, Huss Medien GmbH, Verlag Bauwesen, 2000<br />

[5] Kerschberger A.:<br />

Solares Bauen mit transparenter Wärmedämmung<br />

-Systeme, Wirtschaftlichkeit, Perspektiven-, Wiesbaden und Berlin, Bauverlag, 1996<br />

kap 14 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 184<br />

14.2 Weiterführende Literatur<br />

KÖWOGE-Vorgängerprojekt Emrichstraße<br />

A. Kerschberger, A. Jödicke, C. Russ, W. Kreie: Solare Sanierung<br />

Energiegerechte Bauschadensanierung mit TWD-Einsatz; Wohnungsbauserie QX<br />

Schlußbericht Teil 1: Bestandsaufnahme, Berlin, Stuttgart, März 1999<br />

A. Kerschberger, G. Rüdiger, A. Jödicke, I. Herz, R. Brüggemann, C. Russ, H. Hoenow:<br />

Solare Sanierung<br />

Energiegerechte Bauschadensanierung mit TWD-Einsatz; Wohnungsbauserie QX<br />

Schlußbericht Teil 2: Planung und Durchführung, Berlin, Stuttgart, Mai 2000<br />

A. Kerschberger, A. Kloos, I. Herz, Ch. Russ, H. Hoenow: Solare Sanierung<br />

Energiegerechte Bauschadensanierung mit TWD-Einsatz; Wohnungsbauserie QX<br />

Schlußbericht Teil 3: Messungen und Auswertungen, Berlin, Stuttgart, Februar 2002<br />

P2-Projekte und -Untersuchungen<br />

Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.): Typenserie P2 5,0t:<br />

Leitfaden für die Instandsetzung und Modernisierung von Wohngebäuden in Plattenbauweise<br />

Bonn, Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, 1992<br />

(Bearbeitung: Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken (IEMB), Berlin)<br />

U. Meisel u.a.: Projektstudie Platten-Wohnblock P2 RS / Bauj. 1984. Modellprojekt des Landes<br />

Brandenburg in Strausberg: Technische Bestandsaufnahme, Mieterbefragung, Planungsziele,<br />

Maßnahmenvorschläge, Kosten-/Nutzenüberlegungen<br />

Aachen, Landesinstitut für Bauwesen und angewandte Bauschadensforschung (LBB), 1992<br />

W. Fürst, IEMB, Berlin: Versuchs- und Demonstrationsvorhaben P2-Cottbus – Beitrag zur energiegerechten<br />

Sanierung von Plattenbauten mit dem Schwerpunkt Wohnungslüftung. Tagungsbeitrag<br />

zum Seminar "Sanierung von Plattenbauten im Wohnungsbau" Hochschule Zittau<br />

17. – 18. September 1998<br />

kap 14 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 185<br />

Weiterführendes zu einzelnen Projektkomponenten<br />

Benecke, J.: Feldversuche mit elektronischer Einzelraum-Temperaturregelung,<br />

HLH Bd. 53, Nr. 7, S. 63 ff, Juli 2002<br />

BINE Informationsdienst: Heizungs- und Lüftungssteuerung im Mehrfamilienhaus<br />

Modernisierungsmarkt, S. 15 ff, November/Dezember 2001<br />

Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.):<br />

Gewährleistung einer guten Raumluftqualität bei weiterer Senkung der Lüftungswärmeverluste<br />

Bearbeitung: TU Dresden, Dresden, 1999<br />

R. Buschmann: Transparent gedämmtes Mehrfamilienhaus in Gundelfingen. Beitrag zum BMBF-<br />

Statusseminar "Solar optimiertes Bauen" Freiburg, 27. – 28. August 1998<br />

H.-J. Gaudig, E. Kaiser: Energiespareffekte durch Wärmerückgewinnung aus der Lüftungsabluft.<br />

Vortrag beim IBK-Symposium "Bauen im Solarzeitalter" Berlin, 9. – 10. November 1999<br />

Heizungs- und Lüftungssteuerung im Mehrfamilienhaus,<br />

BINE Informationsdienst, Projektinfo 9/00<br />

Loga. T., Grosklos M., Knissel J.: Der Einfluss des Gebäudestandards und des Nutzerverhaltens<br />

auf die Heizkosten - Konsequenz für die verbrauchsabhängige Abrechnung,<br />

Institut Wohnen und Umwelt im Auftrag von Vitterra Energy Services, Darmstadt, 2003<br />

Meyer, Chr., Kaiser, J., Oppermann, J., Wimmer, A.; Zentrale Wohnungslüftung – eine unfertige<br />

Technologie?, in: Technik am Bau 9/2003<br />

Reiß, J.,Erhorn, H., Ohl, J.: Klassifizierung des Nutzerverhaltens bei der Fensterlüftung,<br />

HLH Bd. 52, Nr. 8, S. 22 ff, Aug. 2001<br />

K.-H. Remmers: Große Solaranlagen: Einstieg in Planung und Praxis<br />

Berlin, Solarpraxis und Wien, Uranus-Verlagsgesellschaft, 1999<br />

Dr. Riedel Automatisierungstechnik GmbH: Hierarchisches Automatisierungssystem für die Ein-<br />

zelraumtemperaturregelung und Heizkostenverteilung in Fernwärmeversorgten Gebäuden,<br />

Ein BMWA-gefördertes Vorhaben , Abschlussbericht, Berlin, 1995<br />

Olesen, B. W.: Wie viel und wie wird in der Zukunft gelüftet?<br />

HLH Bd. 54, Nr. 12, S. 37 ff, Dezember 2003<br />

kap 14 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 186<br />

Grundlagen<br />

Kerschberger, Prange, Weidlich, Kohl, Kollosche: Grundlagenstudie zur energiegerechten Bauschadensanierung<br />

industriell errichteter Wohngebäude<br />

Im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (heute BMWA), 1991<br />

A. Kerschberger, H. Gerth: Modellhafte Sanierung von Typenbauten, BINE-Informationspaket<br />

Köln, TÜV-Verlag, 1998<br />

H. Ladener (Hrsg.): Vom Altbau zum Niedrigenergiehaus<br />

Staufen, Ökobuch-Verlag, 1997<br />

A. Schrode: Altbausanierung in Niedrigenergiebauweise<br />

Renningen-Malmsheim, expert-Verlag, 1997<br />

R. Fraefel, O. Humm: Heizen und Lüften im Niedrigenergiehaus<br />

Staufen, Ökobuch-Verlag, 2000<br />

H. Mürmann: Wohnungslüftung: Kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung:<br />

Systeme – Planung – Ausführung., Heidelberg, C.F. Müller, 1994<br />

Normen, Verordnungen<br />

EnEV<br />

Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden,<br />

Stand 13.7.2001 (Bundesratsbeschluß)<br />

DIN 1946 Teil 2<br />

Raumlufttechnik, Gesundheitstechnische Anforderungen, Januar 1994<br />

DIN 1946 Teil 6<br />

Raumlufttechnik, Lüftung von Wohnungen, Anforderungen, Ausführung, Abnahme<br />

(VDI-Lüftungsregeln), Oktober 1998<br />

DIN 4108-2 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden<br />

Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz, Juli 2003<br />

kap 14 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 187<br />

DIN 4108-6 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden<br />

Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme- und Jahresheizenergiebedarfs, November 2000<br />

DIN 4108-7 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden<br />

Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden,Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen<br />

sowie –beispiele, August 2001<br />

DIN EN 832 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden<br />

Berechnung der Heizenergiebedarfs, Wohngebäuden, Dezember 1998<br />

DIN 4109<br />

Schallschutz im Hochbau, Anforderungen und Nachweise, November 1989<br />

Beiblatt 1 zu DIN 4109<br />

Schallschutz im Hochbau, Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren, November 1989<br />

DIN 4701-10 Energetische Bewertung heiz-und raumlufttechnischer Anlagen<br />

Teil 10: Heizung, Trinkwassererwärmung, Lüftung, Februar 2001<br />

DIN EN ISO 140- 5<br />

Akustik - Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen<br />

Teil 5: Messung der Luftschalldämmung von Fassadenelementen und Fassaden an Gebäuden<br />

Ausgabe Dezember 1998<br />

DIN EN ISO 717-1<br />

Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen, Teil 1: Luftschalldämmung<br />

Ausgabe Januar 1997<br />

DIN EN 60651<br />

Schallpegelmesser, Ausgabe 1994<br />

VDI 2071 Blatt 1<br />

Wärmerückgewinnung in Raumlufttechnischen Anlagen, Begriffe und technische Beschreibungen,<br />

Dezember 1981<br />

Projekt-Website im Internet<br />

www.koewoge- innovativ.de<br />

kap 14 KE, 21.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 188<br />

15. Projektbeteiligte<br />

Förderung<br />

BMWA Dr. H. Lawitzka T 01888 615- www.bmwa.bund.de<br />

Bundesministerium für 3163<br />

Wirtschaft und Arbeit F 01888 615-<br />

53107 Bonn 3181<br />

PTJ www.fz-juelich.de/ptj<br />

Forschungszentrum Jülich Dipl.-Ing. M. Kratz T 02461-61<br />

8644<br />

www.beo@fz-juelich.de<br />

Postfach 1913 Dipl.-Ing. H. Dummin F 02461-61<br />

3131<br />

52428 Jülich Dipl.-ing. A. LeMarié<br />

Koordination des Förderkonzeptes ENSAN<br />

IBP Dipl.-Ing. J. Reiß T 0711-9703337 www.ensan.de<br />

FhG-Institut für Bauphysik Dipl.-Ing. H. Erhorn F 0711-9703399 www.ibp.fhg.de<br />

Postfach 800 469<br />

70504 Stuttgart<br />

TU München Prof. Dr. L. Rouvel T 089-28928315 www.tu-muenchen.de<br />

Lehrstuhl für Enegiewirtschaft<br />

u. Kraftwerkstechnik<br />

Arcisstraße 21<br />

80333 München<br />

F 089-28928313 ensan@ewk.ei.tum.de<br />

Bauherr, Planung, Mieterberatung<br />

KÖWOGE Dipl.-Ing. Architekt www.koewoge.de<br />

Köpenicker R. Brüggemann T 030-53820<br />

870<br />

www.koewoge-innovativ.de<br />

Wohnungsgesellschaft mbH Dipl.-Ing. I. Herz T 030-53820<br />

840<br />

info@koewoge-innovativ.de<br />

An der Wuhlheide 232 b Ing. A. Joedicke VDI T 030-26485<br />

299<br />

12459 Berlin F 030-53820<br />

906<br />

Energiekonzept, Gesamtauswertung, Dokumentation<br />

ASSMANN Beraten + Planen Dr. A. Kerschberger T<br />

13<br />

0711-28516 www.rk-stuttgart.de<br />

Büro Stuttgart Dipl.-Ing. A. Kloos F 0711-2859990 rk-stuttgart@t-online.de<br />

Pflasteräckerstraße 88 Cand. arch. Rubi vom<br />

70186 Stuttgart<br />

Lierbachtal<br />

ASSMANN Beraten + Planen Prof. B. Weidlich T 030-885 25 55<br />

Büro Berlin Dipl.-Ing. M. Hartmann F 030-885 26 59<br />

Pariser Straße 3<br />

10719 Berlin<br />

kap 15 KE, 22.04.04


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 189<br />

Messungen<br />

Ingenieurgesellschaft BBP Dr. W.-D. Kreie T 030-936923<br />

11<br />

Bauconsulting mbH HS-Ing. A. Schellhardt T 030-936923<br />

Wolfener Straße 36 F 030-936923<br />

44<br />

12681 Berlin<br />

www.Bauforum.net/bbp<br />

kap 15 KE, 22.04.04<br />

38<br />

BBP@BauCon.de<br />

Heizungsregelung / Lüftung<br />

Dr. Riedel Dr. M. Riedel T 030-4284310 www.riedel-at.de<br />

Automatisierungstechnik Dipl.-Ing. S. Bentscheff T 030-42843143 Info@riedel.de<br />

GmbH F 030-42843199<br />

Greifswalder Straße 4<br />

10405 Berlin<br />

Gutachten Lüftung<br />

IEMB e. V. an der TU Berlin Dipl.-Ing. E. Heinz T 030-399<br />

21730<br />

Salzufer 14<br />

10587 Berlin<br />

Dipl.-Ing. D. Markfort F 030-399<br />

21851<br />

www.iemb.de<br />

heinz@iemb.de<br />

Haustechnische Planung<br />

Gneise 66 Dipl.-Ing. R. Urbanowicz T 030-536010 www.gneise66.de<br />

Planungsgesellschaft mbH Dipl.-Ing. J. Wegewitz T 030-53601308 info@gneise66.de<br />

Kiefholzstraße 176 F 030-53601333<br />

12437 Berlin<br />

Beratung Kollektoren<br />

Solarpraxis Supernova AG Dipl.-Ing. M. Schnauss T 030-726296-<br />

Torstraße 177<br />

405<br />

10115 Berlin F 030-726296-<br />

309<br />

www.solarpraxis.de<br />

ms@solarpraxis.de<br />

Kunst am Bau – Giebelgestaltung, Informationsstele<br />

Geneviève Gilabert T 030-81059505 g.gilabert@web.de<br />

Hampsteadstraße 33 F 030-81059489<br />

14167 Berlin


INNOVATIVE NIEDRIGENERGIESANIERUNG MESSUNGEN UND AUSWERTUNGEN<br />

BMWA-FÖRDERPROJEKT ALBERT-SCHWEITZER-VIERTEL Seite 190<br />

Anlagen<br />

Statt eines gedruckten Anlagenbandes liegen die Anlagen in Dateiform vor. Somit kön-<br />

nen die zahlreichen Daten für weitere Berechnungen und Auswertungen genutzt wer-<br />

den.<br />

Inhaltsverzeichnis Digitaler Anlagenband<br />

1. Monats-Ablesewerte für Energieauswertungen<br />

Basisdaten für alle Auswertungen zu Wärme- und Stromverbräuchen.<br />

Format: Excel 97<br />

2. Prognosen Heizenergie nach LEG<br />

Prognosen für die unterschiedlichen Verbesserungsvarianten nach dem "Leitfaden<br />

Energiegerechte Gebäudeplanung", IWU Darmstadt und EBÖK Tübingen, 1997.<br />

Format Excel 97<br />

3. Gneise66 EnEV-Berechnungen<br />

Berechnungen nach DIN 4108-6 und 4701-10 für den Primärenergiebedarf der unterschiedlichen<br />

Verbesserungsvarianten<br />

PDF-Dateien<br />

4. BBP-Schlussbericht Langfassung<br />

Langfassung zu den von BBP bearbeiteten Teilen des Schlussberichtes<br />

Format: Word 97<br />

5. Wirtschaftlichkeitsrechnungen<br />

Eingangsdaten und Berechnungsblätter zu den Wirtschaftlichkeitsrechnungen in Kapitel<br />

8<br />

Format: Excel 97<br />

xInhalt Anlagenband KE, 21.04.04

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