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Schlins 1850 -1950 - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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treibende tätig. 102 In Krisenzeiten wurden von der Genossenschaft Aufsichtsorgane<br />

bestellt, die in den Gemeinden die Sticker zu kontrollieren<br />

hatten, ob die festgesetzten Arbeitszeiten eingehalten würden.<br />

1890 gab es auch eine "S tickerei -Verbands-Sektion <strong>Schlins</strong>" ,die weit<br />

über die Dorfgrenzen hinaus Bedeutung erlangte. Sie veranstaltete am<br />

23. und 24. <strong>August</strong> 1890 je einen Vortrag im Gasthaus "Zur Krone" über<br />

die "Erzielung effektvoller und schönerer Stickereien ". Diese Vorträge,<br />

die aus aus der Sicht der Veranstalter mehr als ein voller Erfolg waren,<br />

hielt Stickerlehrer Erni vom St. Galler Gewerbemuseum. 103 Rund hundert<br />

Personen, die zum Teil mehrere Stunden Fußmarsch auf sich genommen<br />

hatten, waren anwesend. Den anderen Sektionen im Lande<br />

empfahl man wärmstens, dem <strong>Schlins</strong>er Beispiel zu folgen. Der Schweizer<br />

Gastreferent wurde vom Gemeindevorsteher, von der Gemeindevertretung<br />

und weiteren Personen zum Bahnhof begleitet und mit der<br />

Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen bei den "praktischen Kursen an<br />

der Maschine" verabschiedet.<br />

Die Situation der Einzelsticker war jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht<br />

sehr rosig. 1 0 4 In die Stickerei -Hausindustrie mußte sehr viel Kapital investiert<br />

werden, da um die Jahrhundertwende eine Handstickmaschine an<br />

die 3.000 Franken kostete. Außerdem mußten für den Ausbau des Lokales<br />

beträchtliche Summen aufgewendet werden. Jede Stickmaschine<br />

benötigte zunächst auch eine Fädlerin. Zu Beginn der neunziger Jahre<br />

kamen jedoch die Fädlermaschinen auf, die diese Arbeit bedeutend erleichterten.<br />

Um die Jahrhundertwende betrieb Gottfried Schnetzer im Ort die<br />

erste Schifflistickerei. Dafür suchte er 1903 im Gemeindeblatt "zwei<br />

Schifflifädlerinnen und eine Nachnäherin ". In diesem Jahr werden neben<br />

Schnetzer noch Christian Mähr, Josef Dörn, Ferdinand Jubele und<br />

Gebhard Mähr als hauptberufliche "Sticker" genannt. 105 In den Jahren<br />

1905/07 standen in <strong>Schlins</strong> rund 30 Handstickmaschinen und zwei<br />

Pantographen. 106<br />

Durch die Einführung dieser Maschinen entstand für die Handsticker<br />

eine gewaltige Konkurrenz, der sie auf Dauer nicht gewachsen waren.<br />

Doch auch die Pantographen waren bald technisch überholt: Von den<br />

neuen automatischen Schifflemaschinen kam jedoch keine mehr nach<br />

<strong>Schlins</strong>, denn der Erste Weltkrieg führte zum Zusammenbruch der heimischen<br />

Stickerei. Nach dem Weltkrieg war im Dorf nur mehr Anton<br />

Mähr als Sticker tätig. 107<br />

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