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Schlins 1850 -1950 - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Auf dem Höhepunkt der "Stickereizeit" nahmen die Gesuche zu, und<br />

die Genehmigungen, der Sommerschule l16 fernzubleiben, wurden großzügig<br />

ausgestellt. Und nicht mehr nur die sozial Schwächsten ließen ihre<br />

Kinder zuhause. l17 Eine Verschärfung brachte der Erlaß der k.k. Bezirksschulbehörde,<br />

daß nur jene befreit werden durften, die während "fünf<br />

voller Winter die Schule besucht, rechtzeitig eingeschult worden sind<br />

und in Sitten und Fleiß wenigstens die Note ,2' erhalten haben. "118 Diese<br />

Anweisung engte den Spielraum des Ortsschulrates ein, denn es hatte<br />

Jahre gegeben, in denen alle Kinder zuhause bleiben konnten, so während<br />

der Sommerschulzeit 1899:<br />

"Am 4. Mai begann die Sommerschule. Von derselben waren die Kinder<br />

im 7. und 8. Schuljahre befreit, wenige auch im 6. Schuljahre. «<br />

Besonders Mädchen, die über zwölf Jahre alt waren, wurden auch nach<br />

der Jahrhundertwende noch sehr leicht von der Schulpflicht entbunden.<br />

Eine Besonderheit stellte die Schullaufbahn von J osef Amann (1862-<br />

1941) dar. Nach dem Besuch der <strong>Schlins</strong>er Volksschule wechselte er mit<br />

zwölf Jahren für zwei Jahre in die Privatschule des Jacques Sohm nach<br />

Bludesch, ehe er·das Gymnasium in Feldkirch besuchte. Anschließend<br />

arbeitete er zunächst als Sticker in <strong>Schlins</strong>, bevor er als Handlungsgehilfe<br />

beim Konsumverein in Schaan eintrat und einer der fünf Gründer der<br />

Liechtensteinischen Krankenkasse wurde. Ihm werden wir als Mitbegründer<br />

der <strong>Schlins</strong>er Raiffeisenkasse (1896) und als Mitinitiator der<br />

"Südmarkortsgruppe" (1912) wieder begegnen.n 9<br />

Der Stickereiboom war zwar ökonomisch für eine arme Gemeinde<br />

wie <strong>Schlins</strong> förderlich, für die Gesundheit und das schulische Lernen<br />

allerdings abträglich. Denn zusätzliche Kinderarbeit verschlechterte den<br />

ohnehin angegriffenen Gesundheitszustand. Wegen grassierender Kinderkrankheiten<br />

wie Masern oder Keuchhusten mußte ohnehin mehrmals<br />

der gesamte Unterricht entfallen. So im Jahre 1904: Die Sommerschule<br />

wurde vom Bezirksarzt wegen des herrschenden Keuchhustens<br />

bereits Mitte Juli be endet, im November wurde von ihm die I. Klasse<br />

wegen Masern für drei Wochen geschlossen.1 2o Und auch das Lehrpersonal<br />

war vor Krankheiten nicht gefeit: Schwester Milada Reindl wurde wegen<br />

ihrer Lungenkrankheit zunächst für drei Monate in das Sanatorium in<br />

Arco geschickt, ehe sie in diesem Jahr das Unterrichten gänzlich aufgeben<br />

mußte. Schwester Milada Reindl war seit Oktober 1894 als proviso-<br />

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