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Angeljournal Angeljournal - Landesverband Sächsischer Angler eV

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<strong>Landesverband</strong> <strong>Sächsischer</strong> <strong>Angler</strong> e. V.<br />

von Mike Uhlemann / Referent Natur- und Umweltschutz<br />

im <strong>Landesverband</strong> <strong>Sächsischer</strong> <strong>Angler</strong> e. V.<br />

Zur Wasserkraftproblematik wurde und<br />

wird viel diskutiert. War es am Anfang<br />

fast ausschließlich in Bezug zur Durchgängigkeit,<br />

so ist heute allen bewusst,<br />

dass es um viel mehr geht. Schädigungen<br />

und Veränderungen an den Ökosystemen<br />

durch die Kleinwasserkraftnutzung<br />

sind nicht mehr von der Hand zu weisen.<br />

So geht es heute doch prinzipiell oft<br />

nur noch darum, das Kleinwasserkraftpotenzial<br />

als so hoch einzustufen, dass<br />

damit diese Schädigungen und Veränderungen<br />

zu Gunsten der Energiewende<br />

gerechtfertigt werden können. Die fachliche<br />

Debatte dazu wird verständlicherweise<br />

auch oft emotional geführt.<br />

Doch bei all den Diskussionen wird<br />

ein sich Jahr für Jahr verschärfendes Problem<br />

fast ausgeblendet. Angesichts der<br />

Niederschlagsentwicklung im Zuge des<br />

Klimawandels muss festgehalten werden,<br />

dass das ursprüngliche Problemfeld<br />

der Herstellung bzw. Sicherung der<br />

Durchgängigkeit der sächsischen Fließgewässer<br />

und der Erhalt der typischen<br />

Fließgewässerstrukturen mit ihren Lebensgemeinschaften<br />

vom Problem der<br />

„trockenen Flüsse“ überholt wird. So<br />

werden beispielsweise die Bemühungen<br />

der Naturschutzverbände wie auch der<br />

Interessenvertreter der Wasserkraft zur<br />

Durchgängigkeit der Flüsse quasi ad ab-<br />

184 Fischer & <strong>Angler</strong> in Sachsen, Winter 2012<br />

Wasserkraftausbau und Klimawandel<br />

Wehr ID 147, 01.10.2012, Freiberger Mulde: Trotz geringer Wasserführung der Freiberger<br />

Mulde wird alles Wasser über den Mühlgraben zur Turbine geleitet (Bild links).<br />

Für die Fischwanderhilfe bleibt kein Wasser übrig und sie fällt trocken (Bild rechts). Hier<br />

wandert kein Fisch mehr.<br />

surdum geführt, wenn Fischwanderhilfen,<br />

Wehrteiche und Ausleitungsstrecken<br />

aus- und zukünftig vertrocknen<br />

werden.<br />

Natürlich steht z. B. bei einer trocken<br />

fallenden Fischwanderhilfe bei zeitgleichem<br />

steten Wasserfluss durch den<br />

Mühlgraben zum ununterbrochenen<br />

Betrieb der Turbine der Betreiber in der<br />

Verantwortung und eine Anzeige sol-<br />

Wehr ID 147, 01.10.2012, Freiberger Mulde:<br />

Die Ausleitungsstrecke fällt trocken,<br />

ohne Rücksicht auf die Fische und andere<br />

aquatische Organismen.<br />

cher Vergehen durch Fischereiausübungsberechtigte,Naturschutzverbände<br />

oder die Staatliche Fischereiaufsicht<br />

ist logische Konsequenz. Doch die<br />

Kernproblematik ist doch jene, dass angesichts<br />

der Niederschlagsentwicklung<br />

aktuell und der vorliegenden Prognosen<br />

einer weiteren Verschärfung der Wassersituation<br />

in Sachsens Flüssen die Wasserkraftnutzung<br />

neu zu hinterfragen ist.<br />

Leider muss festgehalten werden,<br />

dass dazu immer noch keine klaren Untersuchungen,<br />

Bewertungen und Regelungen<br />

vorgenommen worden sind, die<br />

den Klimawandel, die Niederschlagsentwicklung<br />

und die Entwicklung der Wasserführung<br />

der Flüsse in Bezug zur Wasserkraftnutzung<br />

setzen. Im Gegensatz<br />

zur Betrachtung der gewässerökologischen<br />

und naturschutzfachlichen Belange<br />

fließt diese Problematik daher auch<br />

nicht in die Antragsverfahren zur Reaktivierung<br />

von Wasserkraftanlagen oder<br />

zu Neuanträgen der Wasserkraftnutzung<br />

ein. Diesbezüglich bestätigte Um-<br />

weltminister Frank Kupfer schon 2010 in<br />

einer Antwort auf eine kleinen Landtagsanfrage<br />

diese Problematik, verwies<br />

aber parallel auf das wirtschaftliche Risiko<br />

derjenigen, die eine Wasserkraftanlage<br />

betreiben: „In Sommermonaten wird<br />

infolge von länger anhaltenden Trockenperioden<br />

prognostisch mit einer Reduzierung<br />

der Energieerzeugung zu rechnen<br />

sein. Die Erhöhung der mittleren<br />

Wehr ID 147, 01.10.2012, Freiberger Mulde:<br />

Der Einlaufschütz zum Mühlgraben<br />

ist weit geöffnet, damit das Wasser vollständig<br />

in den Mühlgraben fließt (Bildhintergrund).<br />

Dadurch fehlt der Anstau<br />

am Einlaufschütz, um die Fischwanderhilfe<br />

(Vordergrund) mit Wasser zu versorgen<br />

und sie fällt trocken.<br />

Fotos: L. Kannegießer<br />

Jahrestemperaturen führt insbesondere<br />

im Sommerhalbjahr zu einer größeren<br />

Verdunstung, sodass die natürlichen Abflüsse<br />

abnehmen und die Stillstandszeiten<br />

der Kleinwasserkraftanlagen sich erhöhen<br />

werden. Einen Antrag zur Reaktivierung<br />

eines Altstandortes zu stellen,<br />

ist eine unternehmerische Entscheidung<br />

des jeweiligen Eigentümers der Anlage.“<br />

Daraus lässt sich ableiten, dass man davon<br />

ausgeht, dass entsprechend der<br />

Mindestwasservorgaben jeder Betreiber<br />

bei niedrigen Wasserständen seine<br />

Anlage stilllegt und das Wasser in<br />

Fischwanderhilfen und Ausleitungsstrecken<br />

abführt. Die wirtschaftlichen<br />

Einbußen und Verluste sind das wirtschaftliche<br />

Risiko des Betreibers bzw.<br />

Besitzers. Doch die Realität sieht vielfach<br />

anders aus, wie die Bilder zu diesem<br />

Artikel zeigen. Dem Fluss wird der letzte<br />

Tropfen Wasser zur Energiegewinnung<br />

abgerungen, ohne Rücksicht auf<br />

das Ökosystem zu nehmen. Wenn man<br />

diese Problematik darlegt, wird diesen

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