Angeljournal Angeljournal - Landesverband Sächsischer Angler eV
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<strong>Landesverband</strong> <strong>Sächsischer</strong> <strong>Angler</strong> e. V.<br />
Argumenten oft gegengehalten, dass die<br />
positiven Beispiele gar nicht gewürdigt<br />
würden. Ja – es gibt positive Beispiele,<br />
doch diese stellen den zu erwartenden<br />
Normalfall dar. Vielmehr muss es doch<br />
im Interesse dieser Anlagenbetreiber, die<br />
sich an Mindestwasserabgaben halten<br />
und ihre Anlage bei geringer Wasserführung<br />
abstellen, sein, sich gegenüber<br />
der leider gängigen Praxis „die Anlage<br />
muss laufen, egal wie“, entsprechend zu<br />
positionieren.<br />
Doch so lange diese Problematik<br />
nicht ernsthaft in die Bewertung des<br />
Wasserkraftpotenzials einbezogen wird<br />
und zu entsprechendem Handeln führt,<br />
so lange werden wir Sommer für Sommer<br />
mit dem Problem ausgetrockneter<br />
Fischwanderhilfen, Ausleitungsstrecken<br />
und Wehrteiche zu tun haben.<br />
Aber auch die Interessenvertreter der<br />
Wasserkraft und die Betreiber der Was-<br />
Wehr ID 761, 16.08.2012, Zschopau: Bereits die Wasserausleitung einer kleinen Fischzuchtanlage<br />
führt zum Trockenfallen der Ausleitungsstrecke. Für das Wehr liegt ein Antrag<br />
zur Errichtung eines Ausleitungskraftwerks vor. Bei Errichtung würde sich diese<br />
Problematik massiv verschärfen. Foto: L. Kannegießer<br />
Wehr ID 492, 21.08.2012, Schwarzwasser: Der Wehrteich ist komplett über den Mühlgraben<br />
entleert, fällt damit trocken, bis er wieder angestaut wird, um erneut die Turbine<br />
mit Wasser zu versorgen. Mit dieser Art des Schwallbetriebs wird zu Lasten der<br />
aquatischen Organismen bei geringer Wasserführung der Flüsse versucht, noch Strom<br />
zu erzeugen. Foto: M. Moye<br />
serkraftanlagen selbst sollten dieses Problem<br />
aufgreifen. Schon heute beschweren<br />
sich viele Wasserkraftanlagenbetreiber<br />
über derzeitige Mindestwasserabgaben,<br />
die einen wirtschaftlichen Betrieb<br />
der Anlagen bei der Wasserknappheit<br />
nicht möglich machen. Dabei sind die<br />
derzeitigen Mindestwasserabgaben ökologisch<br />
betrachtet unzureichend und<br />
müssen deutlich erhöht werden (festgehalten<br />
in der EU-Wasserrahmenrichtlinie;<br />
bei Nichtumsetzung drohen Strafzahlungen).<br />
Angesichts der Klimaprognosen<br />
wird sich diese Problematik weiter<br />
verschärfen. Wenn die Flüsse mit<br />
weiteren Wasserkraftanlagen belastet<br />
werden, wird nicht nur das Ökosystem<br />
der Flüsse geschädigt, sondern auch die<br />
wirtschaftliche Existenz jedes einzelnen<br />
Wasserkraftanlagenbetreibers gefährdet.<br />
Schon heute wäre die Wirtschaftlichkeit<br />
vieler Anlagen an sächsischen Flüssen<br />
ohne EEG-Förderung nicht gegeben. Die<br />
Zukunft angesichts der Klima- und Niederschlagsprognosen<br />
ist dann schnell<br />
gezeichnet: Erst werden die Flüsse und<br />
deren Organismen geschädigt und zerstört<br />
und dann wird sich Investruine an<br />
Investruine reihen. Ist dies das Interesse<br />
der Vertreter der Wasserkraft? Oder ist<br />
nicht letztlich die Umsetzung einer ökologischen<br />
Wasserkraftnutzung unter<br />
Berücksichtigung der Wassersituation<br />
auch die Garantie für Wirtschaftlichkeit?<br />
Haben nicht die Wasserkraftverbände<br />
auch eine große Verantwortung<br />
für die Betreiber? Wird man dieser Verantwortung<br />
gerecht, indem man noch<br />
mehr Wasserkraftanlagen fordert, wohl<br />
wissend, dass das Wasserpotenzial<br />
schon aktuell mehr als überreizt ist? Hier<br />
liegen also genau genommen die ökologische<br />
und wirtschaftliche Verantwortung<br />
sehr nah beieinander.<br />
Wehr ID 748, 21.08.2012, Zschopau: An der WKA DKK II ist die Ausleitungsstrecke trocken<br />
gefallen. Das Wasser wird vollständig über den Mühlgraben der Turbine geleitet. Letzte<br />
kurzzeitige Überlebenschance für die aquatischen Organismen bieten die verbliebenen,<br />
stehenden Restwasserbereiche, die dann aber sukzessive austrocken. Foto: L. Kannegießer<br />
Wehr ID 492, 04.09.2012, Schwarzwasser: Das komplette Entleeren des angestauten<br />
Wehrteiches über den Mühlgraben zur Stromerzeugung im Schwallverfahren stellt eine<br />
gängige Praxis bei geringer Wasserführung dar, wie eine erneute Kontrolle an dieser Anlage<br />
am 04.09.2012 belegt. Foto: M. Moye<br />
Fischer & <strong>Angler</strong> in Sachsen, Winter 2012 185