Hightech-Schiffe aus Deutschland - Schiff & Hafen
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I<br />
2007<br />
Spezialisten für die Weltmeere:<br />
<strong>Hightech</strong>-<strong><strong>Schiff</strong>e</strong> <strong>aus</strong> <strong>Deutschland</strong>
2<br />
60 Jahre <strong>Schiff</strong>bau an Wismar-Bucht und Warnow<br />
Bilder einer Werftgeschichte<br />
Werftanlage Aker Warnemünde heute ... ... und früher<br />
Im letzten Jahr konnten die beiden Werften<br />
von Aker Yards, Germany in Wismar<br />
und Warnemünde gemeinsam ihr 60jähriges<br />
Jubiläum feiern. Beide Werften<br />
waren im Laufe des Jahres 1946 zunächst<br />
zur Erbringung von Reparationsleistungen<br />
an die damalige Sowjetunion gegründet<br />
worden. Während die eine ab August 1948<br />
den Namen Warnowwerft Warnemünde<br />
führte, erhielt die andere im Oktober<br />
1951 die Bezeichnung<br />
Mathias-<br />
Thesen-Werft,<br />
auf die das Kürzel<br />
MTW im heutigen<br />
juristischen Namen<br />
zurückgeht.<br />
An beiden Standorten<br />
war das <strong>Schiff</strong>baugeschehen<br />
durch<br />
viele verschiedene<br />
<strong>Schiff</strong>s typen charakte<br />
risiert. Nach den ers-<br />
ten stählernen Neu-<br />
bauten wie 1951 dem Segelschulschiff<br />
“WILHELM PIECK“ in Warnemünde und<br />
verschiedenen Binnenfahrgastschiffen<br />
ab 1954 in Wismar gehörten beide Mitte<br />
der 70er Jahre zu den ersten europäischen<br />
Werften, die Vollcontainerschiffe<br />
anboten. Ihre<br />
dies bezügliche Kompetenz<br />
haben sie seitdem stetig weiter entwickelt<br />
und <strong>aus</strong>gebaut. Bis heute sind an<br />
beiden Standorten mehr als 900 Neubauten<br />
in 74 verschiedenen Typen abgeliefert<br />
worden.<br />
Die größte Zäsur in der Geschichte beider<br />
Werften folgte zweifelsohne auf die<br />
deutscheWiedervereinigung: Im<br />
Herbst 1992 wurde Wismar durch Verkauf<br />
an die Bremer Vulkan Verbund AG<br />
privatisiert und Warnemünde durch Verkauf<br />
an den norwegischen Kvaerner Konzern.<br />
Während die letztere Werft sich<br />
sogleich zu einem Vorzeigebeispiel für<br />
erfolgreiche Privatisierungen entwickelte,<br />
geriet Wismar<br />
zunächst in unsicheresFahrwasser<br />
– bis hier im<br />
März 1998 Aker<br />
als neuer Eigen-<br />
tümer einstieg.<br />
Mit der Integration<br />
des Kvaerner-<br />
Konzerns in die<br />
Unterneh mensgruppe<br />
Aker im<br />
Jahr 2001 ko -<br />
operieren die bei-<br />
den Werften sehr erfolgreich, zunächst<br />
ab 2003 unter dem Markenzeichen Aker<br />
Ostsee, seit 2006 unter Aker Yards, Germany<br />
mit heute insgesamt 2.269 Mitarbeitern,<br />
95 Auszubildenden und einer<br />
Produktpalette von Containerschiffen<br />
über Spezialtanker und eisbrechende<br />
Tonnage bis zu RoPax-Fähren und Stahlsektionsbau.<br />
Werftanlage Aker Wismar früher ... ... und heute<br />
Titelbild: Das eisrandfähige Forschungsschiff “MARIA S. MERIAN“ auf Eisfahrt im Februar 2006, Foto: Lürssen, Krögerwerft<br />
Impressum<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE<br />
Informationen <strong>aus</strong> der<br />
deutschen <strong>Schiff</strong>bau- und<br />
Meerestechnik-Industrie<br />
Herstellung:<br />
Hilmar Bee, Graphischer Betrieb<br />
Hamburg<br />
Her<strong>aus</strong>geber:<br />
Verband für <strong>Schiff</strong>bau und<br />
Meerestechnik e.V.<br />
Steinhöft 11 (Slomanh<strong>aus</strong>)<br />
20459 Hamburg<br />
Telefon: 040/28 01 52-0<br />
Telefax: 040/28 01 52-30<br />
E-Mail: info@vsm.de<br />
Internet: http://www.vsm.de<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. Werner Lundt<br />
(verantw.)<br />
Kathrin Ehlert-Larsen<br />
(Redaktionsadresse<br />
siehe Her<strong>aus</strong>geber)<br />
Redaktionskonsultant:<br />
Dr. Silke Sadowski<br />
Grafische Gestaltung:<br />
Karl-Heinz Westerholt<br />
Verlag:<br />
Deutscher Verkehrs-Verlag<br />
GmbH | Seehafen Verlag<br />
Nordkanalstr. 36, D-20097 Hamburg<br />
Telefon: 040 / 2 37 14-02<br />
Geschäftsführender<br />
Gesellschafter DVV-Gruppe:<br />
Dr. Dieter Flechsenberger<br />
Verlagsleiter: Detlev K. Suchanek<br />
Vertrieb: Inga-Doris Langer<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007
<strong>Schiff</strong>bau Industrie<br />
Vor dem Hintergrund<br />
einer anhaltend<br />
starken Nachfrage<br />
im weltweiten<br />
<strong>Schiff</strong>bau hat sich<br />
die Auftragslage der<br />
deutschen Werften<br />
auch 2006 weiter<br />
verbessert. Zwar<br />
reichen die Auftragseingänge<br />
nicht an<br />
das Rekordergebnis<br />
von 2005 heran,<br />
aber dank ihres sehr<br />
hohen technologischen<br />
Standards und eines erweiterten<br />
Produktspektrums stehen die Zeichen<br />
für die deutschen <strong>Schiff</strong>bauer weiterhin<br />
auf Zuversicht und Wachstum. Sie konnten<br />
auch im vergangenen Jahr ihr hohes<br />
Produktionsniveau halten und ihre internationale<br />
Wettbewerbsposition als die<br />
Nummer Vier in der Welt festigen. Mit<br />
70 abgelieferten <strong><strong>Schiff</strong>e</strong>n im Wert von ca.<br />
2,9 Mrd. Euro setzte sich auch 2006 der<br />
im vorangegangenen Jahr verzeichnete<br />
Aufwärtstrend fort. Der Exportanteil verbesserte<br />
sich dabei von 47,6 % in 2005<br />
auf nunmehr 55,3 %. Insgesamt konnte<br />
der Umsatz von 6.146,9 Mio. Euro in<br />
2005 auf 6.174,5 Mio. Euro im Jahr 2006<br />
leicht gesteigert und die Beschäftigtenzahl<br />
aufgrund der guten Auftragslage um<br />
rund 500 erhöht werden.<br />
Auch die deutsche <strong>Schiff</strong>bauzulieferindustrie<br />
konnte 2006 erneut ihre Umsätze<br />
erhöhen und erwirtschaftete mit etwa<br />
70.000 Mitarbeitern einen Umsatz von<br />
über 9 Mrd. Euro, ihre Exportquote lag<br />
bei 65 %. Vor allem bei <strong>Hightech</strong>systemen<br />
für den <strong>Schiff</strong>bau konnte die Branche<br />
damit auch im Ausland ihre führende<br />
Rolle halten und liegt weiterhin weltweit<br />
hinter Japan an zweiter – was den<br />
Export betrifft sogar an erster Stelle.<br />
Die Entwicklung des Weltschiffb<strong>aus</strong><br />
im Jahr 2006 ist auf S. 6 im Detail dargestellt.<br />
Das Jahr 2006 hat sich für unsere Branche<br />
mit einem Großereignis verabschiedet:<br />
Der 5. Nationalen Maritimen Konferenz<br />
in Hamburg. Vor weit mehr als 1000 Teilnehmern<br />
bekannte sich ihre Schirmher-<br />
rin, Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel,<br />
zur Bedeutung der maritimen Wirtschaft<br />
für Innovation, Wachstum und Beschäftigung<br />
in <strong>Deutschland</strong> und bekräftigte<br />
das Ziel, <strong>Deutschland</strong> zu einem maritimen<br />
<strong>Hightech</strong>-Standort <strong>aus</strong>bauen. Bei<br />
den sehr erfolgreichen Beratungen mit<br />
Vertretern der Hochschulen und der Politik<br />
bestand Einigkeit darüber, dass die<br />
Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des<br />
deutschen <strong>Schiff</strong>b<strong>aus</strong> unter anderem verstärkte<br />
Initiativen in den Bereichen Innovation,<br />
Forschung und Entwicklung erfordert<br />
und dass die begonnene Zukunftsstrategie<br />
„LeaderSHIP <strong>Deutschland</strong>“ fortgeführt<br />
werden soll. Unter dem Titel<br />
LeaderSHIP <strong>Deutschland</strong> beraten Werften<br />
und Zulieferer unter Einbeziehung der<br />
Politik und der Gewerkschaften konkrete<br />
Vorschläge zum Erhalt der deutschen<br />
Wettbewerbsfähigkeit und initiieren notwendige<br />
flankierende politische Maßnahmen<br />
zur Unterstützung dieser Entwicklung.<br />
Welche ersten Schritte zur Schaffung<br />
wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen<br />
von politischer Seite in <strong>Deutschland</strong><br />
erforderlich sind, ist auf S. 4 zusammengefasst.<br />
Beim weiteren Durchblättern der<br />
„<strong>Schiff</strong>bau Industrie“ können Sie einen<br />
kleinen Eindruck davon gewinnen, mit<br />
welcher Vielfalt an hervorragenden Leistungen<br />
unsere Branche in den Bereichen<br />
<strong>Schiff</strong>bau, Meerestechnik und Zuliefererindustrie<br />
bereits heute zum Erhalt<br />
der Konkurrenzfähigkeit des <strong>Hightech</strong>-<br />
Standortes und „Export-Weltmeisters“<br />
<strong>Deutschland</strong> beiträgt.<br />
Ein Blick auf die Homepage des VSM<br />
(www.vsm.de) wird manche weitere<br />
Frage beantworten können. Darüber hin<strong>aus</strong><br />
stehen wir Ihnen aber jederzeit unter<br />
der Telefonnummer 040 - 28 01 52 0<br />
für persönliche Auskünfte zur Verfügung.<br />
Werner Lundt<br />
Hauptgeschäftsführer, Verband für<br />
<strong>Schiff</strong>bau und Meerestechnik e.V.<br />
8 Lindenau-Werft –<br />
Strategische Ausrichtung am<br />
internationalen Markt<br />
10 G+H Innen<strong>aus</strong>bau –<br />
Vom Isolierer zum Traumschiff<strong>aus</strong>statter<br />
14 Friendship Systems – Von<br />
der Kunst, t<strong>aus</strong>end <strong><strong>Schiff</strong>e</strong><br />
in wenigen Tagen zu untersuchen<br />
16 Abeking & Rasmussen –<br />
Ruhige Fahrt auf rauher See<br />
18 SVA Potsdam – Nachstrom<br />
– Nach wie vor ein aktuelles<br />
Thema<br />
20 Muehlhan – Große Ziele im<br />
Markt für maritimen Oberflächenschutz<br />
22 Bilder einer Werft:<br />
Abeking & Rasmussen<br />
24 Bodan-Werft –<br />
Designerschiffe vom<br />
Bodensee<br />
26 MWB Motorenwerke –<br />
Spezialist für maritime<br />
Dienstleistungen und mehr<br />
30 HTS-High Pressure –<br />
Arbeiten unter Hochdruck<br />
32 Heise <strong>Schiff</strong>sreparatur –<br />
Gewappnet gegen große<br />
Verschmutzungen<br />
34 Impac –<br />
Vom Treibeis bis zur Tiefsee<br />
36 Meyer Werft – Schon heute<br />
an morgen denken<br />
38 Peene-Werft – Neubauten<br />
ersetzen Fischereischutzboote<br />
40 Kongsberg Maritime –<br />
Hochseeforschung mit<br />
dynamischer Positionierung<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007 3
Trotz aller Bedenken blieb auch 2006<br />
der erwartete Abschwung <strong>aus</strong>. Die<br />
anhaltende starke Nachfrage nach<br />
<strong>Schiff</strong>sneubauten sorgte im vierten Quartal<br />
2006 für eine weitere Verbesserung der<br />
Auftragslage bei den deutschen <strong>Schiff</strong>bauunternehmen<br />
und den Zulieferbetrieben.<br />
Zwar konnten die Auftragseingänge im<br />
Gesamtjahr 2006 nicht an das Rekordergebnis<br />
von 2005 heranreichen, lagen aber wieder<br />
deutlich höher als die Produktion, so dass<br />
sich die Auftragsbestände erneut erhöhten.<br />
Insgesamt wurden im Jahr 2006 70 <strong><strong>Schiff</strong>e</strong><br />
mit ca. 1,2 Mio. CGT im Wert von ca. 2,9<br />
Mrd. Euro von deutschen Werften abgeliefert.<br />
Im selben Zeitraum stiegen die Auftragsbestände<br />
auf 246 <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> mit ca. 4,2<br />
Mio. CGT im Wert von 13,4 Mrd. Euro an.<br />
Die Reichweite der Auftragsbestände betrug<br />
zum Jahresende etwa 3 ½ Jahre. Damit sind<br />
unsere Werften bis in das Jahr 2010 beschäftigt,<br />
wobei zum Teil aber auch noch Baukapazitäten<br />
im Jahr 2009 verfügbar sind.<br />
Auffällig ist der Trend zu hochkomplexen<br />
<strong><strong>Schiff</strong>e</strong>n. So stieg der CGT-Anteil der<br />
Fähr- und Passagierschiffe sowie Yachten<br />
bei den Auftragseingängen 2006 auf 44%<br />
an. Auch der Anteil von Tankern, Ro-Ro-<br />
<strong><strong>Schiff</strong>e</strong>n und nicht Fracht tragenden Fahr-<br />
4<br />
Entwicklung des deutschen Seeschiffb<strong>aus</strong> 2006<br />
Produktion<br />
zeugen stieg bei den neuen Bestellungen<br />
auf zusammen 22%. Weiterhin bleiben<br />
die Containerschiffe mit einem CGT-Anteil<br />
von 34% bei den neuen Aufträgen ein<br />
wichtiger Bestandteil des Angebots deutscher<br />
<strong>Schiff</strong>bauunternehmen. Diese Entwicklung<br />
unterstreicht aber auch in beeindruckender<br />
Weise die Produktvielfalt und<br />
Leistungsfähigkeit der deutschen Werften<br />
und Zulieferbetriebe und hatte mittlerweile<br />
auch positive Effekte auf die Beschäftigtenzahlen.<br />
So stieg die Anzahl der im deutschen<br />
<strong>Schiff</strong>bau direkt Beschäftigten im Jahr 2006<br />
um 2% an. Der Anstieg der Mitarbeiter bei<br />
den im direkten Umfeld der Werften tätigen<br />
Subunternehmern ist vermutlich noch<br />
höher. Hinzu kommen noch t<strong>aus</strong>ende Mitarbeiter<br />
in der Zulieferindustrie, so dass<br />
auch weiterhin vom <strong>Schiff</strong>bau ein positives<br />
Signal für die Beschäftigung <strong>aus</strong>geht.<br />
Zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen <strong>Schiff</strong>bauindustrie<br />
ist es deshalb umso wichtiger, dass<br />
die Anstrengungen in den Bereichen Forschung,<br />
Entwicklung und Innovation zur<br />
Festigung der Stellung deutscher Unternehmen<br />
als technologischer Spitzenreiter<br />
im Weltschiffbau weiter <strong>aus</strong>gebaut werden.<br />
Verband für <strong>Schiff</strong>bau und Meerestechnik e.V.<br />
Volle Auftragsbücher –<br />
Steigende Beschäftigung<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Anzahl 53 68 62 61 69 70<br />
GT (1.000) 1.107 1.283 998 977 1.297 1.334<br />
CGT (1.000) 1.065 1.229 946 907 1.163 1.174<br />
Mio. EUR 3.011 3.416 2.780 2.306 2.581 2.919<br />
Auftragseingänge<br />
Anzahl 17 50 102 86 157 88<br />
GT (1.000) 135 813 1.882 1.666 2.655 1.351<br />
CGT (1.000) 138 742 1.602 1.540 2.406 1.414<br />
Mio. EUR 496 1.681 3.572 4.054 6.552 5.246<br />
Auftragsbestände (Ende der Periode)<br />
Anzahl 147 119 144 147 231 246<br />
GT (1.000) 2.703 1.935 2.570 3.022 4.350 4.357<br />
CGT (1.000) 2.649 1.912 2.323 2.774 3.964 4.229<br />
Mio. EUR 7.832 5.511 5.867 7.034 11.084 13.442<br />
Quelle: VSM<br />
Denn nur über High-Tech-Produkte wird<br />
es gelingen, das Niveau der Produktion des<br />
<strong>Schiff</strong>b<strong>aus</strong> in <strong>Deutschland</strong> zu halten und das<br />
sich andeutende Wachstum zu verstetigen.<br />
Wettbewerbsfähige<br />
Rahmenbedingungen<br />
Welche Maßnahmen für nachhaltige<br />
Sicherung dieser positiven Entwicklungen<br />
notwendig sind, hat der VSM auf seinem<br />
letzten Parlamentarischen Abend vor<br />
Vertretern <strong>aus</strong> Politik, Verwaltung und<br />
der Industrie deutlich gemacht. Demnach<br />
gehören zu einer wettbewerbswirksamen<br />
Wachstumsstrategie für den deutschen<br />
<strong>Schiff</strong>bau folgende zentrale Elemente:<br />
• Mit horizontaler und vertikaler Kooperation<br />
die Branchenstruktur zukunftsgerecht<br />
gestalten.<br />
• Mit verbesserten Förderinstrumenten<br />
Forschung, Entwicklung und Innovationen<br />
stärken.<br />
• Durch intensivierte Ausbildung im<br />
gewerblichen Bereich und Schließung<br />
der Ingenieurslücke Kompetenz erhalten<br />
• Arbeitskosten senken.<br />
• Investitionsfähigkeit durch attraktive<br />
steuerliche und finanzielle Rahmenbedingungen<br />
verbessern.<br />
Diese zentralen Elemente zugunsten einer<br />
Zukunftsstrategie für den <strong>Schiff</strong>bau wurden<br />
auch auf der 5. Nationalen Maritimen<br />
Konferenz weiter vertieft. In ihrer<br />
Eröffnungsrede vor ca. 1.000 Teilnehmern<br />
betonte die Schirmherrin, Frau Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel, nicht nur<br />
die Bedeutung der maritimen Wirtschaft<br />
für Innovation, Wachstum und Beschäftigung<br />
in <strong>Deutschland</strong>, sondern sicherte<br />
auch die Unterstützung der Bundesregierung<br />
zu. Unter anderem sagte sie in ihrer<br />
Rede zu, dass negative Auswirkungen auf<br />
die <strong>Schiff</strong>bauindustrie durch die geplante<br />
Unternehmensteuerreform vermieden<br />
werden sollen.<br />
Vor dem Hintergrund des internationalen<br />
Wettbewerbs mit Korea, China und Japan<br />
ermutigte sie die <strong>Schiff</strong>bauindustrie, ihre<br />
Kompetenz im Bereich der hoch spezialisierten<br />
<strong><strong>Schiff</strong>e</strong> weiter <strong>aus</strong>zubauen und für<br />
den Bereich der Meerestechnik beschrieb<br />
sie erhebliche Wachstumspotenziale, ins-<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007
Eines der innovativsten <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> des Jahres 2006: ConRo-Fähre Pauline von der Flensburger <strong>Schiff</strong>bau-Gesellschaft<br />
besondere im Bereich der Tiefwasserbohrungen<br />
nach Öl und Gas.<br />
In anschließenden fünf Workshops diskutierten<br />
Vertreter <strong>aus</strong> den Bereichen<br />
<strong>Schiff</strong>bau (Werften und Zulieferer), Meerestechnik,<br />
Offshore-Windenergie, Seeschifffahrt<br />
und <strong>Hafen</strong>wirtschaft mit Repräsentanten<br />
<strong>aus</strong> der Politik, Verwaltung, Wissenschaft<br />
und der Gewerkschaft. Im Rahmen<br />
dieser Diskussion wurden konkrete<br />
Handlungsempfehlungen erarbeitet.<br />
Der Workshop 1 stand ganz im Zeichen<br />
des <strong>Schiff</strong>b<strong>aus</strong>. In diesem berieten Vertreter<br />
der Werften, der Zulieferer, der Hochschulen<br />
und der Politik gemeinsame Strategien<br />
zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
dieses Industriezweiges.<br />
Im Rahmen eines Berichts über den Sachstand<br />
der Zukunftsstrategie „LeaderSHIP<br />
<strong>Deutschland</strong>“ wiederholten die Vertreter<br />
der Werftindustrie ihr Angebot, bei einer<br />
nachhaltigen Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
durch die Politik in den nächsten<br />
Jahren 1 Mrd. Euro zu investieren und<br />
zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen.<br />
Vor<strong>aus</strong>setzung hierfür wäre neben dem<br />
Wegfall der bedingten Rückzahlbarkeit<br />
bei der Innovationsförderung unter anderem<br />
der Verzicht auf die Zinsbesteuerung<br />
im Rahmen der geplanten Unternehmenssteuerreform<br />
und die zeitnahe Einrichtung<br />
eines wettbewerbsfähigen CIRR-Systems<br />
sowie eine internationale Harmonisierung<br />
der Versicherungsteuer und die Einführung<br />
von p<strong>aus</strong>chalierten Garantierückstellungen.<br />
Am Ende der Beratungen im Workshop 1<br />
standen folgende Ergebnisse:<br />
1. Die begonnene Zukunftsstrategie „LeaderSHIP<br />
<strong>Deutschland</strong>“ soll gemeinsam<br />
mit der Politik und dem Sozialpartner IG<br />
Metall fortgeführt werden.<br />
2. Um die Innovationstätigkeit der Unternehmen<br />
zu stärken, wird das Erfordernis<br />
der „bedingten Rückzahlbarkeit“ im<br />
Rahmen der Innovationsförderung überprüft.<br />
3. Vor dem Hintergrund sinkender Ingenieurzahlen<br />
soll eine länderübergreifende<br />
Arbeitsgruppe zur schiffbaulichen Ausbildung<br />
und Forschung bis zur nächsten<br />
Maritimen Konferenz konkrete Maßnahmen<br />
erarbeiten, um diesem Trend entgegenzuwirken.<br />
Im Workshop 2 wurden die Potenziale der<br />
maritimen Ressourcen und die industrielle<br />
Bedeutung der maritimen Technologien<br />
diskutiert. Im Mittelpunkt standen dabei<br />
neben dem Meeresbergbau und neuen<br />
Konzepten zur Gewinnung von Gashydraten<br />
auch die Gewinnung und der Transport<br />
von Rohstoffen <strong>aus</strong> eisbedeckten Gebieten.<br />
Die vorgestellten Projekte verdeutlichen<br />
die Zukunftspotenziale der deutschen<br />
Meerestechnik. Durch gezielte Förderung<br />
sollen die vorhandenen Stärken<br />
der deutschen Unternehmen insbesondere<br />
bei der Entwicklung von Technologien zur<br />
Nutzung der Energieressourcen im Meer<br />
(Öl, Gas, etc.) unterstützt werden.<br />
In ihrer Abschlussrede kündigte die Maritime<br />
Koordinatorin Dagmar Wöhrl, die<br />
zeitnahe Fortsetzung des im Rahmen der<br />
Zukunftsstrategie „LeaderSHIP <strong>Deutschland</strong>“<br />
begonnenen Dialogs mit der <strong>Schiff</strong>bauindustrie<br />
an. Um die positiven Signale,<br />
die von der maritimen Industrie <strong>aus</strong>gehen,<br />
zu unterstützen, stellte sie die Aufstockung<br />
der Fördermittel in Aussicht, die im Rahmen<br />
der „High-Tech-Strategie <strong>Deutschland</strong>“<br />
bereitgestellt werden sollen.<br />
Maritime Technologien –<br />
High-Tech <strong>aus</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Schon vor der 5. Nationalen Maritimen<br />
Konferenz konnten die „Maritimen Technologien“<br />
(= <strong>Schiff</strong>bau und Meerestechnik<br />
inkl. Zulieferindustrie) als eines von 17<br />
Innovationsfeldern in der „<strong>Hightech</strong>-Strategie<br />
für <strong>Deutschland</strong>“ (HTS) erfolgreich<br />
verankert werden. Als maritimer „Promotor“<br />
wurde der Vorsitze des VSM, Herr Jürgen<br />
Kennemann (Aker Yards Germany), in<br />
die Forschungsunion Wirtschaft – Wissenschaft<br />
berufen. In enger Abstimmung mit<br />
den anderen Verbänden (GMT, VDMA und<br />
CMT) werden die Interessen der gesamten<br />
maritimen Industrie in dieses wichtige HTS-<br />
Gremium eingebracht werden.<br />
Hauptaufgabe der Forschungsunion ist<br />
die Fortschreibung der High-Tech-Strategie.<br />
Hierbei soll sie strategische Partnerschaften<br />
identifizieren, Forschungsaufgaben formulieren<br />
und eventuellen Regulierungsbedarf<br />
benennen. Hierfür berichtet sie in regelmäßigen<br />
Abständen direkt an Frau Bundesministerin<br />
Dr. Schavan (BMBF) und hat somit<br />
die Möglichkeit auf innovationshemmende<br />
Rahmenbedingungen hinzuweisen.<br />
Dieser enge Dialog zwischen Politik, Verwaltung<br />
und Industrie eröffnet die Gelegenheit<br />
auf der Grundlage praktischer Erfahrungen<br />
die Forschungspolitik des Bundes, z.B.<br />
durch die Verbesserung der Forschungsbudgets<br />
und Förderbedingungen bzw.<br />
durch Definition und Implementierung von<br />
Leuchtturmprojekten, an die Bedürfnisse<br />
der Industrie anzupassen. Für die <strong>Schiff</strong>bauindustrie<br />
bietet sich daher mit der Vertretung<br />
der maritimen Technologie in der Forschungsunion<br />
die Möglichkeit, die begonnene<br />
Arbeit im Rahmen der Zukunftsstrategie<br />
LeaderSHIP <strong>Deutschland</strong> zu vertiefen<br />
und weiter zu befördern. www.vsm.de<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007 5
Der 2003 begonnene Boom im<br />
Weltschiffbau blieb auch 2006 auf<br />
Kurs. Die Bestelltätigkeit erreichte<br />
neue Rekorde, die sogar um rund ein Viertel<br />
höher lagen als die bisherigen Höchstwerte<br />
des Jahres 2004. Die Weltschiffbauproduktion<br />
steigerte sich 2006 bereits das<br />
fünfte Jahr in Folge und verzeichnete ebenfalls<br />
einen neuen Spitzenwert. In den vergangenen<br />
10 Jahren haben sich die Ablieferungen<br />
der weltweiten Werften damit<br />
fast verdoppelt.<br />
Nachdem die Nachfrage im weltweiten<br />
Handelsschiffsneubau im Jahr 2005<br />
im Vergleich zum Rekordjahr 2004 etwas<br />
nachgelassen hatte, war zu Jahresbeginn<br />
2006 kaum mit einer erneuten Steigerung<br />
der Auftragseingänge gerechnet<br />
worden. Dies galt zumindest für die letzten<br />
drei Quartale 2006, da in den ersten<br />
drei Monaten durch das Inkrafttreten<br />
der Common Structural Rules für Tanker<br />
und Bulker mehrerer Klassifikationsgesellschaften<br />
zum 1.4.2006 erwartet wurde,<br />
dass zahlreiche Bestellungen vorgezogen<br />
werden. Die anschließende Fortsetzung<br />
der starken Nachfrage in den folgenden<br />
Quartalen aufgrund der insgesamt positiven<br />
<strong>Schiff</strong>fahrtsentwicklung war hingegen<br />
kaum vorhersehbar und führte im Gesamtjahr<br />
nach vorläufigen Angaben von Lloyd’s<br />
Register-Fairplay zu einem neuen Rekordergebnis<br />
von 3.329 Neubaubestellungen<br />
mit 94 Mio. GT und 57 Mio. CGT.<br />
Von der bemerkenswerten Nachfragesteigerung<br />
konnten im Jahr 2006 vor allem<br />
die asiatischen <strong>Schiff</strong>bauländer profitieren.<br />
Die Koreaner bauten ihren Vorsprung <strong>aus</strong><br />
auf einen CGT-Marktanteil von 38,2 %.<br />
Das Auftragsvolumen übertraf damit sogar<br />
ihr bisheriges Rekordergebnis von 2003.<br />
Die Bestellungen bei den chinesischen<br />
Werften haben sich im Vergleich zu 2005<br />
mehr als verdoppelt. Entsprechend deutlich<br />
erhöhte sich ihr Marktanteil auf 23,3 %. Es<br />
wurden dabei auch zahlreiche Aufträge bei<br />
sich noch im Aufbau befindenden Werften<br />
platziert. Damit ließ China erstmals<br />
6<br />
Weltschiffbau<br />
2006 mit neuen Rekorden<br />
die Japaner hinter sich, die zwar ihr schwaches<br />
Ergebnis des Jahres 2005 wesentlich<br />
verbessern konnten, aber dennoch einen<br />
niedrigeren Marktanteil von 19,5 % hinnehmen<br />
mussten.<br />
Hervorzuheben ist auch das gestiegene<br />
Auftragsvolumen bei den Werften in Vietnam<br />
und auf den Philippinen, die mit jeweils<br />
1,5 % die Plätze 5. und 6. unter den <strong>Schiff</strong>bauländern<br />
einnahmen. In Vietnam wirkten<br />
sich die massiven Ausbauprogramme des<br />
staatlichen Werftkonzerns Vinashin <strong>aus</strong>.<br />
Auf den Philippinen sind es vor allem Werftinvestitionen<br />
koreanischer und japanischer<br />
Unternehmen, die den Ausbau der <strong>Schiff</strong>bauindustrie<br />
vorantreiben.<br />
Die europäischen <strong>Schiff</strong>bauer konnten<br />
ihr sehr gutes Ergebnis von 2005 nicht<br />
wieder erreichen. Die Anteile der EU-25-<br />
Länder haben sich praktisch halbiert auf<br />
7,3 %. Dennoch gelang es den deutschen<br />
<strong>Schiff</strong>bauunternehmen die vierte Position<br />
unter den weltweiten <strong>Schiff</strong>bauländern zu<br />
behaupten mit einem Anteil von 2,3 %.<br />
Alle <strong>Schiff</strong>stypen gefragt<br />
Obwohl die Jahresergebnisse erst vorläufig<br />
sind, zeigten sich doch erste Tendenzänderungen<br />
in der Typenstruktur der Neubaunachfrage.<br />
So wiesen die Bestellungen von<br />
Gastankern und Containerschiffen deutlich<br />
geringere Anteile <strong>aus</strong>, während auf der<br />
anderen Seite die Aufträge für Massengutschiffe<br />
wieder anzogen.<br />
Die Containerschiffe verloren mit einem<br />
Anteil von 19 % ihre in den Vorjahren<br />
gehaltene Dominanz. Das am stärksten<br />
nachgefragte Marktsegment bildeten nunmehr<br />
die Produkten- und Chemikalientanker<br />
die einen CGT-Anteil von 20 % erzielten<br />
und zusammen mit den extrem gestiegenen<br />
Bestellungen für Rohöltanker, auf<br />
die knapp 18 % entfielen, das Jahr 2006<br />
zu einem Tankerjahr machten.<br />
Ein deutlich gestiegener Bedarf wurde auch<br />
bei Massengutschiffen verzeichnet, deren<br />
Anteil auf insgesamt rd. 14 % zunahm.<br />
Die nach den Rohöltankern zweithöchste<br />
Steigerungsrate gegenüber dem<br />
Vorjahr wiesen die nicht Fracht tragenden<br />
<strong><strong>Schiff</strong>e</strong> <strong>aus</strong>, deren Anteil sich auf über 8 %<br />
erhöhte. Dazu trug vor allem der gestiegene<br />
Bedarf der Offshore-Industrie bei.<br />
Ablieferungen<br />
Die 2006 auf 2.412 <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> mit 52 Mio.<br />
GT und 34 Mio. CGT angestiegene Weltschiffbauproduktion<br />
bedeutete gegenüber<br />
dem Vorjahr eine Steigerung um 16 %.<br />
Die Koreaner konnten ihren Vorsprung auf<br />
einen Marktanteil von 34,8 % <strong>aus</strong>bauen.<br />
Die Japaner übertrafen erstmals ihren bisherigen<br />
Produktionsrekord von 1975 und<br />
konnten die zweite Position trotz eines<br />
etwas geringeren Anteils von 28,0 %<br />
halten vor den expandierenden chinesischen<br />
Werften, deren Anteil sich leicht auf<br />
15,1 % verbesserte.<br />
Der deutsche <strong>Schiff</strong>bau sicherte sich<br />
erneut die vierte Position mit einem Anteil<br />
von 3,2 %. Im Gegensatz zu den Auftragseingängen<br />
folgten hier auf den weiteren<br />
Positionen fünf weitere europäische <strong>Schiff</strong>bauländer,<br />
deren Ergebnisse sich gegenüber<br />
dem Vorjahr deutlich verbessert haben.<br />
Dadurch konnten die EU-25-Länder ihre<br />
Marktanteile leicht steigern auf 11,1 %.<br />
In der Typenstruktur der Weltschiffbauproduktion<br />
hat sich die dominierende Position<br />
der Containerschiffe nochmals drastisch<br />
erhöht. Mit einer Steigerung gegenüber<br />
2005 um 44 % wurden erstmals mehr<br />
als 10 Mio. CGT abgeliefert, so dass der<br />
Anteil dieser <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> auf 30 % kletterte.<br />
Anders als bei den Auftragseingängen<br />
fiel die Produktion von Tankern gegenüber<br />
dem Vorjahr zurück. Öl-, Produkten-<br />
und Chemikalientanker erreichten<br />
zusammen 8,6 Mio. CGT. Ihr Marktanteil<br />
ging damit von 31 % in 2005 auf nunmehr<br />
25 % zurück. Demgegenüber setzte sich<br />
der Aufwärtstrend bei den Gastankern<br />
fort. Mit 2,5 Mio. CGT verbesserte sich ihr<br />
Anteil auf über 7 %.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007
60 000<br />
50 000<br />
40 000<br />
30 000<br />
20 000<br />
10 000<br />
Weltschiffbauentwicklung 1976 - 2006<br />
in 1000 CGT<br />
Auftragseingänge<br />
Ablieferungen<br />
1976 1980 1985 1990 1995 2000 2005<br />
Marktanteile an Auftragseingängen (CGT)<br />
China<br />
Containerschiffe<br />
Gastanker<br />
Sonstige<br />
<strong>Deutschland</strong><br />
2% Andere EU-25<br />
23%<br />
12% 5%<br />
20% Japan<br />
38%<br />
Korea<br />
Auftragseingänge nach <strong>Schiff</strong>stypen (CGT)<br />
Sonstige<br />
Fähr-, Passagierschiffe<br />
Andere Frachter 3% 9%<br />
8%<br />
19%<br />
14%<br />
9%<br />
Öl-, Produkten-,<br />
Chemikalien-<br />
38% tanker<br />
Massengutschiffe<br />
Entwicklung der Ablieferungen 1996 - 2006<br />
12 000 in 1000 CGT<br />
10 000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
Japan<br />
Sonstige<br />
Korea<br />
EU-15 EU-25<br />
China<br />
1996 1998 2000 2002 2004 2006<br />
Produktion 2006 nach <strong>Schiff</strong>stypen (CGT)<br />
Fähr-,<br />
Passagierschiffe<br />
Andere<br />
Frachter<br />
Containerschiffe<br />
Sonstige<br />
4% 7%<br />
11%<br />
30%<br />
25%<br />
16%<br />
Öl-, Produkten-,<br />
Chemikalientanker<br />
7%<br />
Massengutschiffe<br />
Gastanker<br />
Entwicklung der weltweiten Auftragsbestände<br />
125 000<br />
100 000<br />
75 000<br />
50 000<br />
25 000<br />
2002 2003 2004 2005 2006<br />
Sonstige NCCV<br />
Fähr-/Pass-<strong><strong>Schiff</strong>e</strong><br />
Andere Frachter<br />
Ro-Ro Frachter<br />
Containerschiffe<br />
Massengutschiffe<br />
Gastanker<br />
Prod./Chem.-Tanker<br />
Öltanker<br />
Nur knapp über dem Vorjahresergebnis<br />
lagen die Ablieferungen von Massengutschiffen.<br />
Mit 5,5 Mio. CGT verringerte sich<br />
der Anteil daher auf 16 %. Die Fertigstellungen<br />
von Ro-Ro-Frachtern und anderen<br />
Frachtschiffen erhöhten sich 2006 auf<br />
1,7 bzw. 1,8 Mio. CGT und ergaben damit<br />
gestiegene Marktanteile von jeweils rd.<br />
5 %. Auch die Ablieferungen von Fähr-<br />
und Passagierschiffen steigerten sich auf<br />
1,4 Mio. CGT und hoben den Marktanteil<br />
dieser <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> auf 4 % an. Damit wurde der<br />
Produktionstiefpunkt des Vorjahres wieder<br />
überwunden.<br />
Auftragsbestand<br />
Als Folge der außergewöhnlich starken<br />
Nachfrage erhöhte sich der Weltauftragsbestand<br />
per Ende 2006 um mehr als 20 %<br />
auf 6.908 <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> mit 209 Mio. GT und 130<br />
Mio. CGT. <strong>Deutschland</strong>s Werften blieben<br />
auch hier mit 2,9 % hinter Korea, Japan<br />
und China auf Rang 4, gefolgt von den vier<br />
europäischen Ländern Italien, Polen, Türkei<br />
und Rumänien. Auf Platz 10 hinter Taiwan<br />
rangierte erstmals Vietnam.<br />
Koreas Werften hielten die höchsten<br />
Auftragsbestände in allen Tankermärkten<br />
sowie bei den Containerschiffen. Japan<br />
blieb führend bei Massengutschiffen und<br />
Ro-Ro-Frachtern (einschl. Autotransporter),<br />
während China bei Stückgutfrachtern<br />
und nicht Fracht tragenden <strong><strong>Schiff</strong>e</strong>n<br />
die erste Position belegte und in anderen<br />
Marktsegmenten weiter zu den führenden<br />
Koreanern und Japanern aufschloss. Bei<br />
den Fähr- und Passagierschiffen konnte<br />
sich der italienische <strong>Schiff</strong>bau, gefolgt<br />
von den deutschen Werften, an der Spitze<br />
behaupten.<br />
Im Nationen-Ranking der Auftraggeber<br />
blieb Japan mit 15 % führend vor <strong>Deutschland</strong><br />
mit 11 % und Griechenland mit 10 %.<br />
Es folgten China (einschl. Hongkong) mit<br />
9 %, USA mit 6 % sowie Norwegen und<br />
Dänemark mit je 5 %. Der Anteil aller EU-<br />
25-Länder betrug rd. 35 %.<br />
Aufgrund der rasanten Nachfrageentwicklung<br />
konnten die Werften im Jahr<br />
2006 deutliche Preisanhebungen von bis<br />
zu 20 % auf US$-Basis durchsetzen. Dieses<br />
erfreuliche Ergebnis wird jedoch schnell<br />
relativiert, wenn man die Entwicklungen<br />
der Währungsrelationen und der Kosten<br />
berücksichtigt. Da der $ im Jahresverlauf<br />
sehr schwach blieb, wurden die Währungen<br />
der führenden <strong>Schiff</strong>bauländer gegenüber<br />
dem $ aufgewertet. Da davon insbesondere<br />
der Euro (Aufwertung 11,5 %)<br />
aber auch der koreanische Won (10,5 %)<br />
am stärksten betroffen waren, wurden<br />
die Preissteigerungen bei Umrechnung in<br />
diese Währungen größtenteils kompensiert.<br />
Davon waren die Werften in China<br />
und Japan deutlich weniger betroffen, da<br />
ihre Währungen nur um 3,2 % bzw. 1,4 %<br />
aufgewertet wurden. Ein weiterer kompensierender<br />
Effekt resultierte <strong>aus</strong> Kostensteigerungen.<br />
So stiegen die Stahlpreise<br />
nach zeitweiligen Rückgängen erneut sehr<br />
stark an und erreichten wieder die Höchststände<br />
vom Jahresbeginn 2005. Auch die<br />
Preise für andere Materialien wie z. B. Kupfer<br />
und für Energie erreichten Mitte des<br />
Jahres Höchstwerte, die erst zum Jahresende<br />
hin wieder nachgaben.<br />
Die Ende 2006 vorliegenden Auftragsbestände<br />
haben – bezogen auf die letztjährige<br />
Produktion – rein rechnerisch<br />
eine Reichweite von fast vier Jahren. Der<br />
Wachstumstrend der Produktion wird sich<br />
zumindest in den folgenden zwei Jahren<br />
weiter fortsetzen, da die Werften bereits<br />
bis Ende 2008 weitgehend <strong>aus</strong>gebucht<br />
sind. Obwohl damit alle Prognosen übertroffen<br />
wurden, bleibt dennoch die Sorge,<br />
dass sich die weltweiten Neubaukapazitäten<br />
noch schneller erhöhen werden. Der<br />
massive Auf- und Ausbau von Werftkapazitäten<br />
vor allem in China, Korea, Vietnam,<br />
Indien und auf den Philippinen hält<br />
unvermindert an und kann sehr schnell zu<br />
Überkapazitäten führen, sobald die Neubaunachfrage<br />
wieder nachlässt. Bei aller<br />
Euphorie über den gegenwärtigen Boom<br />
darf nicht vergessen werden, dass <strong>Schiff</strong>fahrt<br />
und <strong>Schiff</strong>bau Wirtschaftszweige<br />
mit zyklischen Entwicklungen sind und<br />
bleiben werden – mit allen Chancen und<br />
Risiken. www.vsm.de<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007<br />
7
Die 1919 gegründete LINDENAU<br />
Werft hat sich in den letzten 30 Jahren<br />
als Spezialist für die Entwicklung<br />
und den Bau von Doppelhüllentankern bis<br />
50.000 Tonnen Tragfähigkeit (tdw) einen<br />
internationalen erstklassigen Ruf erworben.<br />
Vor dem Hintergrund der massiven Veränderungen<br />
in den Weltschiffbaukapazitäten<br />
hat die LINDENAU Werft aufgrund sorgfältiger<br />
Marktanalysen ihre strategische Ausrichtung<br />
auf eine noch größere Flexibilität<br />
im Produktspektrum festgelegt. Dieses<br />
bedeutet, dass die Werft sowohl <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> im<br />
klassischen Handelsschiffbau bis 50.000<br />
tdw als auch kleinere Spezialfahrzeuge<br />
sowie Offshore-Geräte an drei verschiedenen<br />
Bauplätzen zeitgleich produzieren und<br />
am weltweiten Markt anbieten kann.<br />
Die folgenden fünf Unternehmensbereiche<br />
sind die besten Optionen, das Unternehmen<br />
in einem hart umkämpften Weltmarkt<br />
auch zukünftig sicher <strong>aus</strong>zulasten:<br />
1. Handels- und Spezialschiffbau bis<br />
50.000 tdw<br />
2. <strong>Schiff</strong>sreparatur und -umbau mit einer<br />
idealen Lage der Werft am Ausgang des<br />
Nord-Ostsee-Kanals in Kiel<br />
3. Offshore-Produktion sowie Spezialkonstruktionen<br />
bis 200 m Länge und 4000 t<br />
Gewicht<br />
4. Diversifikation<br />
5. Engineering und Consulting.<br />
Das definierte Ziel, extrem wirtschaftliche,<br />
sichere und umweltfreundliche <strong><strong>Schiff</strong>e</strong><br />
gemeinsam mit dem Kunden zu entwickeln,<br />
Erstes <strong>Schiff</strong> der erfolgreichen<br />
Serie LINDENAU Safety<br />
Tanker Class 2010<br />
8<br />
Neue Märkte durch Innovation und Marktforschung<br />
Strategische Ausrichtung am<br />
internationalen Markt<br />
zu konstruieren und zu bauen hat Tradition<br />
im H<strong>aus</strong>e LINDENAU. Ein Team <strong>aus</strong> hoch<br />
qualifizierten Ingenieuren und Facharbeitern<br />
setzt Kundenvorgaben in kürzester Zeit<br />
mit höchstem technischem Anspruch um.<br />
Die Werft ist ein Systemh<strong>aus</strong> und erreicht<br />
dank ihrer anerkannten hervorragenden<br />
Arbeit neben wirtschaftlichem Erfolg auch<br />
die Absicherung von etwa 500 Arbeitsplätzen<br />
auf der Werft selbst und weiteren ca.<br />
2000 Arbeitsplätzen in der Zulieferindustrie.<br />
Gut ist nicht gut genug<br />
Beste <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> zu einem wirtschaftlichen<br />
Preis anzubieten ist nicht genug. Für eine<br />
erfolgreiche Auftragsakquisition muss die<br />
Werft in der Lage sein, dem Kunden bereits<br />
zu einem frühen Zeitpunkt die Vorteile des<br />
Neub<strong>aus</strong> für den gesamten „Life Cycle“<br />
transparent zu präsentieren und zu belegen.<br />
Nur durch ständige strategische Marktbeobachtung<br />
und umfangreiche Analysen lassen<br />
sich somit die Vorteile gegenüber Konkurrenzprodukten<br />
ermitteln und damit<br />
erfolgreich Aufträge im weltweiten Markt<br />
akquirieren. Diese Philosophie setzt die<br />
LINDENAU Werft konsequent um.<br />
Das Beste messbar belegen - die<br />
LINDENAU Safety Tanker Class 2010<br />
Die LINDENAU Werft baut bei der permanenten<br />
Weiterentwicklung auf ihre umfangreichen<br />
Erfahrungen im Bau von Doppelhüllentankern.<br />
Die „LINDENAU Safety Tanker<br />
Class 2010“ wurde in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden, der Zulieferindustrie<br />
und Forschungseinrichtungen mit dem Ziel<br />
entwickelt, bei den wirtschaftlichen und<br />
sicherheitstechnischen Eigenschaften des<br />
<strong><strong>Schiff</strong>e</strong>s neue Maßstäbe zu setzen.<br />
Vor dem Hintergrund der in den letzten<br />
Jahren um ca. 275 % gestiegenen Brennstoffkosten<br />
wurde mit modernen CFD-<br />
Methoden ein optimales Linienkonzept entwickelt.<br />
Die Neuentwicklung benötigt z. B.<br />
bei der aktuellen Tankerserie für die Vertragsgeschwindigkeit<br />
von 15,5 kn unter Probefahrtsbedingungen<br />
daher nahezu die gleiche<br />
Antriebsleistung wie die deutlich kleineren<br />
<strong><strong>Schiff</strong>e</strong> der internationalen Mitbewerber.<br />
Die jährliche Transportleistung dieser<br />
LINDENAU-Neuentwicklungen wird bei<br />
40.600 tdw, je nach Fahrprofil, um 10 %<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007
is 15 % höher liegen, als bei vergleichbaren<br />
modernen Neubauten <strong>aus</strong> Fernost.<br />
Für einen Einsatz im Transatlantikverkehr<br />
wurde besonderes Augenmerk auf exzellentes<br />
Seeverhalten der <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> gerichtet;<br />
und zwar sowohl im Hinblick auf die Belastungen<br />
durch Seegang auf den Bug, als<br />
auch im Hinblick auf die Geschwindigkeitsverluste<br />
im Seegang.<br />
Bei den Neuentwicklungen konnte die<br />
Anzahl der „Deck-Wetness-Events“ in den<br />
untersuchten Seegängen deutlich reduziert<br />
werden. Weiterhin reduziert die optimierte<br />
Vorschiffsform die auf das Vorschiff wirkenden<br />
Kräfte im Seegang um rund 40 %.<br />
Die überragenden Vorteile dieser Neuentwicklung<br />
konnten bei der Akquisition<br />
einer ganzen Serie von Neubauten<br />
konsequent umgesetzt und nachgewiesen<br />
werden. Die ersten <strong><strong>Schiff</strong>e</strong> <strong>aus</strong> dieser<br />
Serie wurden 2006 abgeliefert. Dass die<br />
LINDENAU-Neuentwicklung abermals<br />
Maßstäbe setzt, belegt u. a. die Reaktion<br />
zweier anerkannter internationaler Fachzeitschriften,<br />
welche das erste <strong>Schiff</strong> der<br />
Serie, TMS “SEATROUT“, zum <strong>Schiff</strong> des<br />
Jahres ernannten („Maritime Reporter“/<br />
USA und „Significant Ships of 2006“/UK;<br />
Royal Institute of Naval Architects)<br />
Neue Märkte durch konsequente<br />
Marktforschung<br />
Der Bau von hoch spezialisierten Doppelhüllentankern<br />
ist und bleibt ein wichtiges<br />
Standbein der Werft. Die systematische<br />
Beobachtung des Marktes zeigte<br />
aufgrund der größer werdenden <strong><strong>Schiff</strong>e</strong><br />
aber auch einen starken Neubaubedarf für<br />
Schlepper mit völlig neuem Anforderungsprofil<br />
(hoher Pfahlzug bei gleichzeitig<br />
hoher Freifahrtgeschwindigkeit und kompakten<br />
Hauptabmessungen). Mit der Baunummer<br />
S 255 ist die Werft somit in ein<br />
neues Geschäftsfeld vorgestoßen und hat<br />
den Schlepper “CLAUS“ mit einem Pfahlzug<br />
von 64 to am 16.12.2006 abgeliefert.<br />
Ein modifizierter Nachbau dieses Schleppers<br />
befindet sich momentan im Bau.<br />
“CLAUS“ ist derzeit Schleswig-Holsteins<br />
stärkster Schlepper und zeichnet sich<br />
unter anderem durch die sehr hohe Qualität<br />
und Zuverlässigkeit aller Zulieferteile<br />
<strong>aus</strong>.<br />
Ein weiteres Geschäftsfeld betrat die<br />
Werft mit der Akqusition eines Schwimmdocks<br />
mit einer Länge über alles von 164 m<br />
und einer Breite über alles von 33,4 m. Zur<br />
Realisierung dieses Auftrags investierte<br />
die Werft in den Bau einer neuen Querhelling.<br />
Dieser Bauplatz eignet sich ebenfalls<br />
für die Fertigung von Offshore-Geräten<br />
und Spezialpontons.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007<br />
Schlepper “CLAUS“<br />
in 3D-Konstruktion<br />
(links) und in seiner<br />
Umsetzung (rechts)<br />
Erfolg durch engste<br />
Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />
– weitere Spezialschiffe<br />
Im Auftrag des Windenergieanlagenherstellers<br />
ENERCON wird derzeit ein Mehrzweckschiff<br />
realisiert, das dem Kunden<br />
neben Transport von Projektladung auch<br />
zum Transport von Containern sowie rollender<br />
Ladung (Trailer) zur Verfügung stehen<br />
wird. Das <strong>Schiff</strong> erhält einen von der<br />
Firma ENERCON entwickelten und gelieferten<br />
windgetriebenen Antrieb durch<br />
sogenannte Flettnerrotoren; ein Prinzip,<br />
das schon in den 1920er Jahren vereinzelt<br />
im <strong>Schiff</strong>bau zur Anwendung kam. ENER-<br />
CON liefert darüber hin<strong>aus</strong> für den zusätzlichen<br />
diesel-elektrischen Antrieb die zugehörigen<br />
Fahrmotoren. Durch die Einbindung<br />
der Flettnerrotoren in das Power-<br />
Management-System sollen Energieeinsparungen<br />
in bisher unerreichter Höhe<br />
ermöglicht werden. Der Neubau setzt<br />
damit wirtschaftlich und umwelttechnisch<br />
neue Maßstäbe.<br />
Moderne Simulation in Forschung<br />
und Entwicklung<br />
Auch für kleinere und mittlere Werften<br />
ist eine konsequente Arbeit in Forschung<br />
und Entwicklung zwingend erforderlich.<br />
Die LINDENAU Werft setzt dabei traditionell<br />
Schwerpunkte in der ständigen Verbes-<br />
Vergessene Antriebskonzepte fit<br />
machen für die Zukunft – Beispiel<br />
“BARBARA“ (1926)<br />
serung von Sicherheit, Umweltfreundlichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit ihrer Produkte.<br />
Die Forschungstätigkeit wurde bereits in<br />
zahlreichen Projekten durch die jeweiligen<br />
bundesdeutschen Ministerien gefördert.<br />
2006 wurden beispielsweise die Arbeiten<br />
am Forschungsvorhaben SiTZ (Sicherheits-<br />
Tanker der Zukunft) abgeschlossen. Neben<br />
diversen Untersuchungen verschiedenster<br />
sicherheitstechnischer Aspekte wie z.B.<br />
dem Brandschutz kamen hier erstmalig im<br />
deutschen <strong>Schiff</strong>bau moderne Simulationswerkzeuge<br />
zur systematischen Optimierung<br />
der Kollisionssicherheit auf einer<br />
Werft zum Einsatz.<br />
Ihre Innovationsstärke stellt die Werft<br />
auch durch die konsequente Umsetzung<br />
innovativer Ideen um. So hat der<br />
Geschäftsführer und Gesellschafter Günter<br />
Steen aufgrund langjähriger Erfahrungen<br />
die Doppelhülle weiterentwickelt. Die<br />
Verbesserung sieht eine Anordnung von<br />
Perforationen in den stützenden Elementen<br />
der Hüllen vor. Bei einer Kollision sollen<br />
sich die Außenhülle und ihre Strukturelemente<br />
so stark verformen, dass es zu<br />
einer Trennung zwischen Außenhaut und<br />
Innenhülle kommt. Die Innenhülle kann<br />
sich somit freier deformieren und damit<br />
wesentlich mehr Verformungsenergie aufnehmen.<br />
Dadurch wird die Gefahr des<br />
Austretens der Ladung verringert und die<br />
Umwelt geschützt. Diese Idee wurde 2006<br />
9
Flüssiggastanks mit einer Kapazität von jeweils bis zu 50.000 m³<br />
10<br />
Wohnkomfort der Extraklasse<br />
Vom Isolierer zum<br />
Als der Chemiker Dr. Carl Grünzweig<br />
und der Kaufmann Paul Hartmann<br />
im Jahre 1878 die Fabrik chemisch<br />
technischer Produkte „Grünzweig + Hartmann“<br />
gründeten, hatten sie mit Sicherheit<br />
keine Vorstellung davon, was sich<br />
<strong>aus</strong> ihrem Unternehmen einmal entwickeln<br />
würde. Inzwischen hat sich G+H<br />
<strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau GmbH, die 100%ige Tochter<br />
der G+H BAUTEC GMBH zu einem<br />
erfolgreichen Global Player entwickelt. An<br />
strategisch wichtigen Orten, wie Bremen,<br />
Hamburg, Papenburg und Rostock mit<br />
Außenstellen in Rendsburg, Kiel, Bremerhaven,<br />
Saint Nazaire und Shanghai, bietet<br />
das Unternehmen Planung, Entwicklung,<br />
Fertigung, Montage und Service. Ob<br />
es um die Isolierung der immer wichtiger<br />
werdenden Flüssiggastanker, um Brand-,<br />
Wärme- oder Schallschutz auf <strong><strong>Schiff</strong>e</strong>n<br />
oder um die Schaffung eines traumhaften<br />
Ambientes auf einem Kreuzfahrtschiff<br />
geht, G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau GmbH liefert die<br />
gesamte Bandbreite.<br />
Isolierung bedeutet<br />
Sicherheit und Komfort<br />
Zu den wichtigsten sicherheitstechnischen<br />
Maßnahmen im <strong>Schiff</strong>bau gehört der vorbeugende<br />
Brandschutz. Die Fachleute von<br />
G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau GmbH sind spezialisiert<br />
auf den Einbau von Brandschutzkonstruktionen<br />
und -isolierungen, die die Ausbreitung<br />
von Bränden verhindern, rechtzeitige<br />
Löscharbeiten ermöglichen und<br />
Folgeschäden so gering wie möglich halten.<br />
Dazu werden neben den allgemeinen<br />
Brandschutzmaßnahmen auch spezielle<br />
Verkleidungen von Kabeltrassen<br />
und Lüftungs- und Klimakanälen sowie<br />
Brandschutzkonstruktionen an Schott-<br />
und Decksdurchführungen eingebaut. Die<br />
international gültigen Sicherheitsvorschriften,<br />
die von den Klassifikationsgesellschaften<br />
überwacht werden, sind Maßstab für<br />
den hohen Qualitätsstandard.<br />
Ein weiterer Kompetenzbereich bei G+H<br />
<strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau GmbH ist die Wärmeisolierung<br />
an Bord von Handels- und Passagierschiffen.<br />
Sowohl arktische Temperaturen<br />
von -50° C und tropisches Klima von<br />
+70° C als auch die vom <strong>Schiff</strong> erzeugte<br />
Wärme müssen von Passagieren, Mannschaft<br />
und Ladung fern gehalten werden.<br />
Der Schallschutz ist ebenso ein Einsatzgebiet<br />
für Isolierarbeiten von G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau<br />
GmbH. Die zulässigen Grenzwerte<br />
der vorgegebenen Schalldruckpegel dürfen<br />
nicht überschritten werden, denn Passagiere<br />
und Eigner erwarten Ruhe und<br />
Komfort an Bord von Kreuzfahrt-, Handelsschiffen<br />
und Yachten. Hierfür wurden<br />
elastisch gelagerte Fußböden und Wandvorsatzschalen,<br />
Schall absorbierende Verkleidungen,<br />
elastisch gelagerte Deckshäuser<br />
und spezielle Schallschutzsysteme für<br />
Maschinenkontrollräume, Aggregate und<br />
Anlagenteile entwickelt, die zum Komfort<br />
der Passagiere und der Humanisierung<br />
der Arbeitsplätze erheblich beitragen.<br />
Aufgrund der Kompetenz für schlüsselfertige<br />
Lösungen von der Planung über<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2007
Traumschiff<strong>aus</strong>statter<br />
die Montage bis zum Service werden die<br />
Leistungen der G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau GmbH<br />
von Anlagenbauern für Offshore-Anlagen<br />
ebenso geschätzt wie von <strong>Schiff</strong>swerften<br />
im In- und Ausland.<br />
Flüssiggas – große<br />
Her<strong>aus</strong>forderung an die Isolation<br />
Zum Transport von Gas <strong>aus</strong> den weit entfernten<br />
Förderländern per <strong>Schiff</strong> wird dieses<br />
durch Herunterkühlen verflüssigt.<br />
Das Volumen wird dadurch enorm verringert.<br />
Bei Temperaturen von -48° C oder<br />
-104° C wird das verflüssigte Gas (LPG<br />
= Liquid Petrol Gas oder Ethylen) transportiert<br />
und gelagert. Zur Kälteisolierung<br />
von Tanks und Rohrleitungen auf <strong><strong>Schiff</strong>e</strong>n<br />
und an Land werden von G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau<br />
GmbH hochwertige Isolierpaneele<br />
eingesetzt. Die Flüssiggas-Tanks werden<br />
komplett an Land isoliert und anschließend<br />
in das <strong>Schiff</strong> eingebaut. Insgesamt<br />
wurde bisher ein Tankvolumen von über<br />
750.000 m³ Transport- und Lagerkapazität<br />
isoliert, welches sich auf acht Terminals<br />
und 50 Gastanker verteilt. Ein bemer-<br />
Atrium und Luxuskabinen auf der<br />
“NORWEGIAN DAWN”<br />
kenswertes Projekt der Gastank-Isolation<br />
an Land war das Shanghai Golden Conti’s<br />
LPG-Terminal 70 km südöstlich von<br />
Shanghai, das Teil des modernsten petrochemischen<br />
Gesamtkomplexes in China<br />
ist. Das Terminal besteht <strong>aus</strong> zwei riesigen<br />
Flüssiggastanks mit einer Lagerkapazität<br />
von jeweils 50.000 m³. Die Lagertemperatur<br />
des Flüssiggases ist -42° C. Die G+H<br />
<strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau GmbH lieferte das Engineering<br />
und die Isolation an den Tankwänden<br />
und -böden, den Befüll- und Entladeleitungen<br />
und den Hängedecken.<br />
Luxuriöses Ambiente<br />
Mit Isolierung hatte die Tätigkeit im<br />
<strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau einst begonnen, doch durch<br />
den schnell wachsenden Kreuzfahrtmarkt<br />
entwickelte sich die Nachfrage nach<br />
Gesamtlösungen, die zusätzlich hochwertige<br />
Verkleidungen und den exquisiten<br />
Innen<strong>aus</strong>bau beinhalteten. G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau<br />
GmbH nutzte diese Marktchance und<br />
entwickelte in kürzester Zeit den <strong>Schiff</strong>sinnen<strong>aus</strong>bau<br />
als Turn-key-Konzept. Für<br />
die hochwertige Inneneinrichtung zeichnen<br />
namhafte, international renommierte<br />
De signer verantwortlich und erfahrene Projektleiter<br />
koordinieren mit ihren Teams das<br />
komplette Engineering, die Organisation<br />
und Durchführung des Ausb<strong>aus</strong> und liefern<br />
den beauftragten Bereich schlüsselfertig<br />
ab. Es handelt sich hierbei um Restaurants,<br />
Thea ter, Sport- und Wellness-Bereiche<br />
ebenso wie um Treppenhäuser und<br />
Passagier- und Crewkabinen auf Kreuzfahrt-<br />
oder Handelsschiffen.<br />
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Im Arkadenstil gestalteter Theatereingang<br />
Die strengen Qualitätsanforderungen der<br />
Reedereien und Werften werden dabei<br />
ebenso eingehalten wie die einschlägigen<br />
Vorschriften nationaler und internationaler<br />
Klassifikationsgesellschaften. Anspruchsvolle<br />
Reeder und Passagiere erwarten<br />
handwerkliche Perfektion und eine Umsetzung<br />
des Konzepts, welches den klimatischen<br />
Einflüssen und besonderen mechanischen<br />
Beanspruchungen an Bord standhält<br />
und gleichzeitig zum Wohlbefinden<br />
beiträgt. Eine eigene Möbelwerkstatt führt<br />
die exzellente flexible Möbelfertigung <strong>aus</strong><br />
und die Experten von G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau<br />
GmbH für Wärme-, Kälte- und Schallisolierungen<br />
sorgen für die Einhaltung vorgeschriebener<br />
Schall- und Wärmewerte.<br />
Neben hoher Qualität sind Teamarbeit und<br />
Termintreue das A und O des Erfolgs. So<br />
konnte beispielsweise in nur 12 von den 15<br />
zur Verfügung stehenden Tagen im April<br />
2004 das Kreuzfahrtschiff “A’ROSA BLU“<br />
auf der Werft Blohm+Voss in Hamburg in<br />
das Clubschiff “AIDABLU“ verwandelt werden.<br />
Das Theater wurde komplett umge-<br />
baut und weitere Reparatur- und Renovierungsarbeiten<br />
geleistet. Beim Lesen<br />
der Referenzliste gerät man ins Träumen:<br />
MSC “MUSICA“, “PRIDE OF HAWAII“,<br />
“NORWEGIAN JEWEL“, “QUEEN MARY<br />
2“, “AIDAAURA“, “AIDAVITA“, “MAXIM<br />
GORKIY“ und viele mehr.<br />
Kabinen in Serie<br />
Die neue Entwicklung auf dem Kreuzfahrtschiffmarkt<br />
erforderte auch in der Kabinenfertigung<br />
neue Wege. Bei fünfhundert<br />
oder mehr Kabinen pro Passagierschiff ist<br />
eine Serienfertigung schneller und damit<br />
wirtschaftlicher, was <strong>aus</strong> Sicht der Werft<br />
große Vorteile bringt. Deshalb wurde im<br />
Januar 2003 die G+H PreCab GmbH als<br />
Tochter der G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau GmbH<br />
in Papenburg gegründet, wo Fertigkabinen<br />
für Kreuzfahrtschiffe als Komplettlösung<br />
konzipiert, produziert und schlüsselfertig<br />
an Bord geliefert werden. Entsprechend<br />
den Wünschen des Eigners werden<br />
Musterkabinen, so genannte Mock-Ups,<br />
gebaut und <strong>aus</strong>gestattet. Wenn Größe und<br />
Design entschieden sind, werden die Kabinen<br />
in Serienfertigung hergestellt, komplett<br />
mit Möbeln, Nasszellen und allen notwendigen<br />
Einrichtungen versehen und Just-in-<br />
Time zum <strong>Schiff</strong> transportiert und dort eingebaut.<br />
Von der Mannschafts- zur Luxuska-<br />
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ine, alle Varianten sind möglich. Um noch<br />
flexibler auf den weltweit steigenden Bedarf<br />
an Nasszellen reagieren zu können und von<br />
Zulieferern unabhängiger zu werden, wurde<br />
im Dezember 2006 die G+H PreCab Fabianki<br />
Wet Units in Polen gegründet.<br />
Zukunft gestalten<br />
Wie entwickelt sich der <strong>Schiff</strong>baumarkt,<br />
welche sind die Energieträger der Zukunft?<br />
Auch G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau GmbH wagt den<br />
Blick ins Unbekannte, denn Zukunft heißt<br />
Veränderung, und Veränderungen bergen<br />
auch unerwartete Lösungen. In der Symbiose<br />
zwischen Werft, Reederei und Zulieferer<br />
liegt ein Potential an aktivem Ideenreichtum.<br />
Die besondere Leistung liegt<br />
darin, das vielfache Potenzial der Mitarbeiter<br />
seitens der Werft und der Zulieferer<br />
voll in die Ideensuche einzubinden. Das<br />
gewährleistet zum einen das Ausschöpfen<br />
aller vorhandenen Ressourcen und motiviert<br />
zugleich die Mitarbeiter, sich einbringen<br />
zu können.<br />
Erdgas als Energieträger nimmt immer<br />
mehr an Bedeutung zu. Es ersetzt zuneh-<br />
mend die primären Energieträger Erdöl<br />
und Kohle, da es eine umweltfreundliche<br />
Alternative darstellt und noch <strong>aus</strong>reichend<br />
Ressourcen vorhanden sind. Da die<br />
Siedetemperatur des LNG (Liquid Natural<br />
Gas) bei -162° C liegt, muss das tiefgekühlte<br />
Flüssiggas während des Transports<br />
in sehr gut isolierten Behältern aufbewahrt<br />
werden. Sowohl in eigenen Projekten<br />
als auch in Forschungskooperationen<br />
entwickelt die G+H <strong>Schiff</strong>s<strong>aus</strong>bau<br />
GmbH <strong>aus</strong> neuen Ideen Innovationen, um<br />
diese erfolgreich im Markt zu positionieren<br />
getreu dem Motto: We turn ideas into<br />
reality... www.guh-schiffs<strong>aus</strong>bau.de<br />
Das „Stardust Theatre“ auf der<br />
“PRIDE OF HAWAII” bietet Platz<br />
für mehr als 1000 Besucher<br />
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