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Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir ...

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2<br />

Wie <strong>die</strong> Träumenden<br />

saßen auch <strong>wir</strong> im Westen vor unseren Bildschirmen.<br />

Ich nehme an, Ihnen ging es ähnlich:<br />

Ich war hin- und hergerissen zwischen<br />

Lachen, Weinen und Mir-in-den-Arm-kneifen.<br />

Träumte ich? Das gibt's doch nicht?<br />

Das kann nicht wahr sein!<br />

Aber ich saß eben vor meinem Bildschirm,<br />

wie schon <strong>die</strong> ganze Zeit.<br />

Ich war Zuschauer, wie schon <strong>die</strong> ganzen Jahre.<br />

Ich konnte reisen wohin ich wollte.<br />

Ich wusste:<br />

Meine Kin<strong>der</strong> haben mal keinen Nachteil daraus,<br />

dass ihr Vater Pfarrer ist.<br />

Ich konnte meine Überzeugung vertreten,<br />

und riskierte nichts<br />

als evtl. Kopfschütteln von An<strong>der</strong>sdenkenden<br />

Und dass es den Menschen in <strong>der</strong> DDR an<strong>der</strong>s ging,<br />

das wusste ich, wie <strong>wir</strong> alle.<br />

Ich regte mich manchmal auch darüber auf,<br />

schimpfte über das verkrustete System,<br />

über <strong>die</strong> verknöcherten Politiker dort.<br />

Aber ich habe das alles hingenommen<br />

als fest, als unabän<strong>der</strong>lich - Schicksal!<br />

Ich hatte keinen Traum mehr<br />

für <strong>die</strong> DDR und ihre Menschen.<br />

Ach ja,<br />

mancher Politiker laberte von Wie<strong>der</strong>vereinigung,<br />

aber ich sah darin keinen Traum,<br />

<strong>so</strong>n<strong>der</strong>n Propaganda.<br />

(Und auch jetzt möchte ich vorsichtig sein<br />

mit <strong>die</strong>sem Wort und den damit verbundenen Gedanken)<br />

Was sich in den letzten Tagen in <strong>der</strong> DDR ereignete,<br />

kam nicht in meinem Träumen vor.<br />

Ich hatte mein Träumen <strong>der</strong> Realität angepasst,<br />

es war angepasstes Träumen:<br />

Reiseerleichterungen - aber nicht Freiheit.<br />

Schrittweise Verbesserungen - aber nicht Umbruch.<br />

Scheibchenweise Än<strong>der</strong>ungen - aber nicht Neuanfang.<br />

Denn ich will immer Realist sein,<br />

möchte mich nicht täuschen,<br />

damit es möglichst zu keiner Enttäuschung kommt.<br />

Auf <strong>die</strong>sem Humus gedeiht angepasstes Träumen.<br />

Aber was <strong>so</strong>ll ein Träumen,<br />

dass das Vorfindliche, das eh' schon Bestehende<br />

zum Maßstab macht?<br />

Das ver<strong>die</strong>nt doch den Namen nicht.<br />

Das schreibt doch fest, was ist.<br />

Das ist doch Mief und nicht frischer Wind.<br />

Das ist doch Zement und nicht Dynamit.

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