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Kulte und Riten Pfeifen, Friedenspfeifen - ein rituelles Objekt?

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<strong>Kulte</strong> <strong>und</strong> <strong>Riten</strong><br />

<strong>Pfeifen</strong>, <strong>Friedenspfeifen</strong> - <strong>ein</strong> <strong>rituelles</strong> <strong>Objekt</strong>?<br />

Ich glaube, dass bekannteste Ritual der Indianer ist das Rauchen der Friedenspfeife, so<br />

zumindestens haben wir es immer wieder im Fernsehen in Indianerfilmen oder Western gesehen.<br />

Auf jeden Fall ist es <strong>ein</strong>es der häufigsten Rituale der Indianer.<br />

Sobald in der Pfeife die Kinnikinnick genannte Mischung aus Tabak <strong>und</strong> aromatischen Kräutern<br />

entzündet wurde, verband der Raucher oftmals tiefere Absichten. Gebetsrauch wurde der Rauch<br />

genannt, den der Indianer ausatmete. Die Pfeife galt als Verständigungsmittel zur Geisterwelt.<br />

Wichtige Gespräche zwischen Männern bekamen mit der Pfeife <strong>ein</strong>en heiligen Charakter. Oft diente<br />

das Pfeiferauchen auch als Einleitungsmittel vor wichtigen Angelegenheiten.<br />

Sogenannte Zeremonialpfeifen waren Eigentum <strong>ein</strong>es Häuptlings, Schamanen oder Kriegers. Ein<br />

festgelegtes Ritual mußte beim Rauchen genau <strong>ein</strong>gehalten werden, um <strong>ein</strong>en Eid zu leisten oder<br />

<strong>ein</strong>en Vertrag abzuschließen. Aus dieser Zeremonie leiteten die Weißen den Begriff<br />

«Friedenspfeife» ab.<br />

Eine weitere Verwendung der Pfeife war sie als Reisepaß zu benutzen oder sie bei privaten<br />

Aus<strong>ein</strong>andersetzungen als Beschwichtigungsmittel <strong>ein</strong>zusetzen. Wenn <strong>ein</strong> Krieger mit der Frau<br />

<strong>ein</strong>es anderen durchbrannte, so schickte er dem Betrogenen <strong>ein</strong>en alten Mann mit <strong>ein</strong>er Pfeife. Dies<br />

verlangte die Etikette. Wenn der Mann die Pfeife rauchte, so verzichtete der Ehemann auf Rache.<br />

Jedoch hatte die Pfeife nicht immer <strong>ein</strong>en religiösen Gr<strong>und</strong> oder<br />

diente als Mittel der Beschwichtigung, sondern viele Männer verwendeten sie als Alltagspfeife, da<br />

bei den Indianern das Rauchen <strong>ein</strong>e Angewohnheit war.<br />

Viel Sorgfalt <strong>und</strong> Geduld war notwendig, um <strong>ein</strong>e solche Zeremonialpfeife herzustellen. Sie konnte<br />

in ihrem Wert den <strong>ein</strong>es Pferdes erreichen. Der <strong>Pfeifen</strong>kopf wurde aus weichem Material gefertigt.<br />

Besonders bekannt ist dabei <strong>ein</strong> rotes Mineral geworden, welches den Namen des Malers Georg<br />

Catlin - Catlinit - erhielt. Zu finden war dieses Gest<strong>ein</strong> in <strong>ein</strong>em heiligen St<strong>ein</strong>bruch in Minnesota.<br />

Spezialisten bearbeiteten diesen St<strong>ein</strong> <strong>und</strong> schnitzten die f<strong>ein</strong>sten Details in den <strong>Pfeifen</strong>kopf. Aus<br />

Esche, Weide oder Pappel war der <strong>Pfeifen</strong>stiel gefertigt, dessen Mark nach der Querteilung<br />

herausgekratzt oder gebrannt wurde.<br />

Poliert wurde die Pfeife zum Abschluß <strong>und</strong> verziert. Dazu benutzte man Pferdehaarbüschel,<br />

Adlerfedern oder es wurden Heldentaten in den <strong>Pfeifen</strong>kopf geschnitzt.<br />

Der Tabak wuchs wild, trotz alledem bauten <strong>ein</strong>ige Stämme ihn an, um <strong>ein</strong>en bestimmten Vorrat zu<br />

haben oder tauschten ihn gegen andere Gebrauchsgegenstände. Die sogenannte Tabaksgesellschaft<br />

der Blackfoot baute Tabak für ihre Zeremonien an. Bei der Ernte wurden bestimmte rituelle Gebete<br />

<strong>und</strong> Tänze aufgeführt.


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Das Inipi (Schwitzhütte)<br />

Das Inipi (Schwitzhütte) ist <strong>ein</strong>e Hütte <strong>und</strong> besteht aus zwölf Weidenruten, die man entrindet im<br />

Kreis in die Erde steckt. Man bindet sie in Form <strong>ein</strong>es Bienenkorbes zusammen. Obenauf bilden die<br />

Weidenruten <strong>ein</strong> Quadrat, das das Universum <strong>und</strong> die vier Himmelsrichtungen symbolisiert. Das<br />

Gerüst wird mit Fellen oder Quilts abgedeckt. Die fertige «Schwitzhütte» reicht <strong>ein</strong>em Mann<br />

ungefähr bis an die Rippen.<br />

Die Schwitzhütte ist niedrig <strong>und</strong> kann nur im sitzen benutzt werden. Zudem ist die Temperatur<br />

höher als in <strong>ein</strong>er klassischen finnischen Sauna. Die Teilnehmer sollten deshalb über <strong>ein</strong>en<br />

ges<strong>und</strong>en Kreislauf verfügen. Der Genuss von Alkohol ist am Tag der Zeremonie nicht erlaubt.<br />

In der Mitte, im Innenraum der Indianer-Sauna, wird <strong>ein</strong>e r<strong>und</strong>e Grube ausgehoben, in die später die<br />

St<strong>ein</strong>e gefüllt werden. Die ausgehobene Erde wird sorgsam aufgehoben <strong>und</strong> zu <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en<br />

Damm geformt, dem Pfad der Geister, zehn Schritte lang, der aus der Indianer-Sauna herausführt<br />

<strong>und</strong> in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Hügel endet. Der Kreis in der Mitte der Hütte ist das Symbol für das Leben,<br />

für das, was dem Glauben der Indianer Nordamerikas nach ohne Ende ist.<br />

Ein wenig entfernt, dem Pfad der Geister folgend, wird das Feuer entzündet, in dem die St<strong>ein</strong>e<br />

erhitzt werden. Der Eingang der Hütte zeigt nach Westen, zum Sonnenuntergang.<br />

Vor der Hütte sind zwei Astgabeln aufgestellt <strong>und</strong> <strong>ein</strong> Stecken liegt waagerecht darüber, an dem die<br />

heilige Pfeife gelehnt steht. Dieser stellt den Altar der Blackfoot-Indianer dar. Niemandem ist es<br />

gestattet, den Pfad der Geister zu kreuzen.<br />

Es muss <strong>ein</strong> Eimer frisches Wasser zur Hand s<strong>ein</strong>; Wasser, das frisch aus fließendem Gewässer<br />

geschöpft s<strong>ein</strong> sollte, denn es bedeutet für die nordamerikanischen Indianer das Wasser des Lebens.<br />

Vor Eintritt in die Schwitzhütte sollte sich jeder Teilnehmer <strong>ein</strong>e St<strong>und</strong>e lang geistig auf das<br />

Schwitzbad vorbereiten. Jeglicher Schmuck oder andere Metallteile müssen vorher abgelegt<br />

werden. Die Metallteile könnten sich zu stark aufheizen.<br />

Der Leiter der Zeremonie (auch Wassergießer genannt) geht als erster in die Hütte. Er bedeckt den<br />

Boden mit Salbei, <strong>ein</strong>er heiligen Pflanze. Das bedeutet, die grünen lebenden Dinge, die Geister der<br />

Bäume <strong>und</strong> der Pflanzen sind mit in der Schwitzhütte. Dann verbrennt der Leiter aromatische<br />

Pflanzen, die zu <strong>ein</strong>em Zopf geflochten sind. Der duftende Rauch wird durch Herumwirbeln in der<br />

ganzen Schwitzhütte verteilt. So wird dem Glauben der Blackfoot-Indianer nach alles geheiligt, <strong>und</strong><br />

alle bösen Gedanken <strong>und</strong> negativen Emotionen werden vertrieben.<br />

Der Feuermann, der Mann, der von draußen hilft, bringt die heißen St<strong>ein</strong>e, <strong>ein</strong>en nach dem anderen.<br />

Wenn der erste St<strong>ein</strong> durch den Eingang her<strong>ein</strong>gereicht wird, sagt man «pila maya» - das bedeutet<br />

«danke». Der erste St<strong>ein</strong> wird genau in die Mitte der Grube von Mutters Erde gelegt. Dann werden<br />

vier weitere St<strong>ein</strong>e um ihn herum angeordnet - für jede Himmelsrichtung <strong>ein</strong>er, schließlich wird<br />

noch <strong>ein</strong> St<strong>ein</strong> auf den ersten in die Mitte gelegt - für den Himmel <strong>und</strong> Großvaters Geist. Die<br />

restlichen St<strong>ein</strong>e werden beliebig darauf geschichtet.<br />

Der Helfer draußen schließt nun die Eingangsklappe <strong>und</strong> sorgt dafür, dass k<strong>ein</strong> Licht in die Hütte<br />

dringt. Der Leiter gießt Wasser über die glühenden St<strong>ein</strong>e. Das Wasser ist eiskalt, die St<strong>ein</strong>e<br />

rotglühend; dies symbolisiert für die Blackfoot-Indianer die Ver<strong>ein</strong>igung der Erde mit dem Himmel<br />

<strong>und</strong> des Lebenswassers mit heiligem Atem des Geistes.<br />

Die Hitze welche sich in der Schwitzhütte entwickelt, ist nun sehr groß, wem dies <strong>ein</strong>


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unangenehmes Gefühl bereitet, sagt: «Mitakuye Oyassin» (was soviel heißt wie «Danke allen<br />

m<strong>ein</strong>en Verwandten» oder «Für alle m<strong>ein</strong>e Verwandten»). Dann wird die Klappe geöffnet, um kühle<br />

Luft <strong>ein</strong>zulassen. Ein Verlassen der Schwitzhütte vor dem regulären Ende bedeutet für die<br />

Teilnehmer, dass sie nicht wieder in die Schwitzhütte <strong>ein</strong>treten dürfen.<br />

Alle Teilnehmer sitzen schweigend im Dunkeln, <strong>und</strong> überlegen, was «inipi» bedeutet. Man<br />

verschließt die Augen <strong>und</strong> lauscht dem Zischen des eisigen Wassers auf den heißen St<strong>ein</strong>en, lauscht,<br />

was sie "erzählen" - es entsteht vielleicht <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Funke, der die Gedanken "entzündet".<br />

Die Klappe wir viermal geöffnet, um Licht <strong>und</strong> kühle Luft her<strong>ein</strong>zulassen. Wenn die Klappe<br />

geöffnet ist, kann jeder sprechen - über <strong>ein</strong>e Krankheit, die er geheilt haben möchte oder <strong>ein</strong>fach nur<br />

wie gut es ist, mit allen in der Schwitzhütte zu sitzen.<br />

Nachdem die vierte R<strong>und</strong>e beendet ist, sagen alle: «Mitakuye Oyassin».<br />

Und damit endet die Zeremonie. Man entsteigt der Schwitzhütte mit dem Gefühl des Wohls<strong>ein</strong>s, mit<br />

klarem Kopf - glücklich in dem Wissen, etwas Gutes für sich getan zu haben, etwas Gutes für sich<br />

getan zu haben, etwas, das auch allen lebenden Wesen zugute kommt.<br />

Das Skalpieren, <strong>ein</strong> religiöser Brauch ?<br />

Wie oft hat sich dieser grausige Brauch in Nordamerika<br />

abgespielt? Das Skalpieren war <strong>ein</strong>st nicht über ganz Nordamerika verbreitet. Nicht nur die Indianer<br />

praktizierten das Abtrennen der Kopfhaut, sondern schon der griechische Geschichtsschreiber<br />

Herodot - um 485 - 425 v. Chr. - beschrieb diesen Brauch von den Skythen, die im<br />

Schwarzmeergebiet siedelten, in jeder <strong>ein</strong>zelnen Phase.<br />

Es war zum Beispiel bei den Muskogee sprechenden Stämmen des Südosten Sitte, die eigentlich<br />

Maisbauern waren wie die Muskogee, Natchez, Timukua, Cherokee <strong>und</strong> Caddo. Dieser barbarische<br />

Brauch ist wahrsch<strong>ein</strong>lich aus <strong>ein</strong>er religiösen Zeremonie heraus entstanden. Bei den Azteken in<br />

Mexiko gab es das sogenannte Xipe-Ritual, bei dem Menschen für Xipe Totec - dem Frühlingsgott<br />

<strong>und</strong> Schutzherr der Juweliere <strong>und</strong> Goldschmiede - geopfert wurden. Das Fest fand im Frühling statt<br />

<strong>und</strong> der Höhepunkt war das Tötungsritual. Dem Geopferten wurde die Haut abgezogen, die dann<br />

der Priester 20 Tage lang überzog als Symbol der Lebensverjüngung.<br />

Die Stämme des Südosten hatten allerdings das Häutungsritual in <strong>ein</strong>e andere Form abgewandelt<br />

<strong>und</strong> nahmen statt die Haut nur das Kopfhaar - den Skalp. Die Hauttrophäe war von Mexiko bis Peru<br />

verbreitet.


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Beim Skalpieren wurde rings um den Kopf über den Ohren mit dem sogenannten Skalpmesser <strong>ein</strong><br />

kreisförmiger Schnitt durchgeführt, der Rand der Kopfhaut freigelegt <strong>und</strong> das Haarbüschel mit den<br />

Zähnen losgerissen. Bei <strong>ein</strong>em getöteten Opfer wurde mit der linken Hand der Kopfscheitel fest<br />

zusammengefaßt <strong>und</strong> mit dem Messer <strong>ein</strong> handtellgroßes Stück Kopfhaut herausgeschnitten.<br />

1535 wurde erstmals von Huronen das Skalpieren vorgenommen <strong>und</strong> dann griffen diesen Brauch<br />

die Irokesen auf. Sie waren es, die das Skalpnehmen zu den Sioux-Stämmen brachten. Dann<br />

breitete sich diese Sitte nach <strong>und</strong> nach über den ganzen nordamerikanischen Kontinent aus,<br />

allerdings verlor sich der religiöse Ursprung dieser Zeremonie.<br />

Hätten die europäischen Mächte - England <strong>und</strong> Frankreich - nicht noch Prämien ausgesetzt, so hätte<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich der Brauch sich nicht so durchsetzt wie es passierte. Eine Erleichterung des<br />

Skalpierens brachten auch die eisernen Messer der weißen Eindringlinge gegenüber den Muschel-<br />

<strong>und</strong> St<strong>ein</strong>messern.<br />

Auch Weiße verdienten an dieser barbarischen Sitte ihre Kopfprämie. Nicht nur mit Indianerskalpen<br />

war geldzuverdienen, sondern manche Kopfgeldjäger nahmen die Trophäe von Menschen, die ihnen<br />

unter die Finger kamen. Der Skalp mußte jedoch den Kopfscheitel enthalten, sonst wurde die Prärie<br />

nicht ausgezahlt.<br />

Der Skalpierte überlebte nur selten den Verlust der Schädeldecke wegen des hohen Blutverlustes.<br />

Der Skalp wurde auch von getöteten F<strong>ein</strong>den abgezogen.<br />

Die Indianer maßen diesem Scheitelhaar große Bedeutung zu, da nach ihrer Vorstellung hier der<br />

Sitz der Lebenskraft lag. Wenn der F<strong>ein</strong>d skalpiert war, hatte er s<strong>ein</strong>e übernatürlichen Kräfte<br />

verloren <strong>und</strong> konnte nicht in die Ewigen Jagdgründe <strong>ein</strong>gehen.<br />

Der Skalp wurde vom Fleisch befreit, getrocknet <strong>und</strong> dann sorgfältig präpariert. Im Anschluß wurde<br />

die Kopfhaut als Verzierung an Waffen, Hemden oder Zelten angebracht. Oder der Skalp wurde in<br />

<strong>ein</strong>em Reifen gespannt, dann an <strong>ein</strong>em meterlangen Stab befestigt <strong>und</strong> feierlich umtanzt. Es war<br />

aber nicht die Sitte der Männer den Skalp zu umtanzen, diesen Brauch vollführten die Frauen im<br />

sogenannten Skalptanz. Niemals jedoch wurde der Skalp respektlos behandelt, dies hätte die Rache<br />

der Totengeister herausgefordert.<br />

S<strong>ein</strong>e religiöse Rolle hatte der Skalp verloren <strong>und</strong> galt auch nicht mehr als Symbol <strong>ein</strong>er<br />

Opferzeremonie, sondern eher als Zeichen des Sieges.

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