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Sommer Wandern und Ausruhen - St. Christoph Thondorf

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ST. PAUL<br />

Haus der Senioren feiert<br />

10-Jahr Jubiläum<br />

Pastoralassistent Klaus Augustin berichtet von seinem Besuch bei Sophie Großschädl (90 J.)<br />

Sophie Großschädl (rechts) beim Ostergottesdienst<br />

Foto: Sosteric<br />

„Zufriedenheit ist<br />

in meinem Alter<br />

wichtig.“<br />

„<br />

“<br />

Seit zehn Jahren gibt es nun das Haus<br />

der Senioren in der Messendorfer<br />

<strong>St</strong>raße. Sophie Großschädl ist seit etwa<br />

drei Jahren eine der BewohnerInnen <strong>und</strong><br />

feierte Anfang Mai ihren 90. Geburtstag.<br />

Als Frau Großschädl ein neues Zuhause<br />

in einem SeniorInnenheim suchte, war es<br />

ihr wichtig, die ihr vertraute Umgebung<br />

nicht verlassen zu müssen. Immerhin<br />

lebte sie jahrzehntelang mitten in Liebenau<br />

– schräg gegenüber vom Schuhhaus<br />

Winkler, am Beginn der <strong>St</strong>anglmühlstraße.<br />

Dort baute das Ehepaar ein Haus. Es<br />

steht noch heute, <strong>und</strong> anfangs ist Sophie<br />

Großschädl noch hingegangen, es anschauen,<br />

auch wenn jetzt andere Personen<br />

dort wohnen. Ein Bild des Hauses<br />

in ihrem Zimmer erinnert sie an das frühere<br />

Zuhause; gleich daneben hängt ein<br />

altes Foto von einem attraktiven jungen<br />

Paar: Sophie <strong>und</strong> ihr „Heinerl“, Heinrich<br />

Großschädl, ein Mechaniker, den sie in<br />

den 1950er Jahren geheiratet hat. Kennen<br />

gelernt hat sie ihren Heinrich „in Messendorf<br />

am Tanzboden“. Dort haben sie<br />

sich immer getroffen – er aus Liebenau,<br />

sie vom Lamberg, wo Sophie mit ihren<br />

Eltern wohnte; der Vater war Bergarbeiter<br />

in Köflach, die Mutter eine Schuhmachermeisterstochter.<br />

„Ich liebe die Tiere“ hat<br />

die Mutter immer gesagt, das hat Sophie<br />

heute noch in den Ohren <strong>und</strong> das sieht<br />

man auch in ihrem Zimmer, zumindest<br />

an den zahlreichen <strong>St</strong>offtieren, die an ihrem<br />

Bett sitzen. Ihre Schwester Mitzi hat<br />

während der Besatzungszeit einen Engländer<br />

kennen gelernt <strong>und</strong> nach England<br />

geheiratet. Dort ist sie auch verstorben.<br />

Sophie war während des Krieges als Köchin<br />

in einem <strong>St</strong>uttgarter Krankenhaus<br />

eingesetzt. „Jetzt kommt unsere Sonne“,<br />

haben ihr die Soldaten dort entgegengerufen,<br />

wenn sie ihr begegnet sind.<br />

Sophie ist nach der Heirat zu ihrem Mann<br />

in die <strong>St</strong>anglmühlstraße gezogen <strong>und</strong> hat<br />

oft recht lange am Abend warten müssen,<br />

wenn ihr „Heinerl“ wieder einmal ein<br />

Auto für jemanden fertigmachen sollte.<br />

„Aber ich bin nie ohne ihn schlafen gegangen.“<br />

Am „Sopherltag“, dem 15.5. vor<br />

sechs Jahren ist ihr Heinrich gestorben,<br />

„bei mir zu Hause“. Abgehen tut er ihr<br />

heute noch, wenn sie daran denkt.<br />

Sonst fehlt es ihr aber an nichts in ih-<br />

7<br />

rem neuen Zuhause, überlegt Sophie ein<br />

wenig. Für Sophie Großschädl war der<br />

Kontakt zur Pfarre in Liebenau wichtig.<br />

Selbstverständlich hat sie die <strong>St</strong>ernsingerInnen<br />

bewirtet <strong>und</strong> auch den Pfarrer<br />

immer wieder zum Essen eingeladen.<br />

„Ich hab mich nie vor den Priestern gefürchtet“,<br />

erinnert sie sich mit einem verträumten<br />

Lächeln, „ich bin auch gerne in<br />

die Kirche gegangen.“ Seit sie nun den<br />

Weg in die Kirche nicht mehr gehen kann,<br />

freut sie sich immer, wenn die Kirche zu<br />

ihr kommt. Die monatlichen Messfeiern<br />

im Haus der Senioren sind ein wichtiger<br />

Bestandteil ihres Lebens im Haus. Was<br />

ihr heute sonst noch wichtig ist, hab ich<br />

sie gefragt. Frau Großschädl überlegt <strong>und</strong><br />

meint dann: „Zufriedenheit – das ist in<br />

meinem Alter wichtig. Versorgt bin ich<br />

hier gut, mehr brauch ich nicht. Es geht<br />

mir nichts ab <strong>und</strong> ich kann ruhig schlafen.<br />

Daheim hätte ich Angst, so allein.“<br />

Sie fühlt sich gut aufgehoben in der Messendorfer<br />

<strong>St</strong>raße, warmherzig umsorgt<br />

von einem liebevollen Team – auch Animateure<br />

gibt es hier. Nur die Ärzte fangen<br />

wenig mit ihr an, erzählt sie. „Wenn es<br />

lauter PatientInnen wie Sie gäbe, müsste<br />

ich verhungern“, hat eine Ärztin der rüstigen<br />

Neunzigerin einmal gesagt.<br />

Und langweilig wird ihr im Haus der<br />

Senioren nicht. Wer die Sophie besucht,<br />

begegnet einer lebensfrohen Frau,<br />

die gleich jemanden zum „Keppeln“ findet.<br />

Treffpunkte gibt es im Haus dazu genug<br />

– im Aufenthaltsbereich, gleich vor ihrer<br />

Zimmertür, im Speisesaal beim Essen oder<br />

vor der Tür „an der Luft“. Sonst liest sie<br />

sehr gern – der <strong>St</strong>apel Zeitschriften neben<br />

ihrem Bett beweist das – <strong>und</strong> das Essen ist<br />

auch gut, „du musst dich halt freuen aufs<br />

Essen.“ Mit diesem <strong>St</strong>ichwort schauen wir<br />

auf die Uhr <strong>und</strong> es wird Zeit, in den Speisesaal<br />

zu gehen, denn um halb zwölf gibt’s<br />

Mittagessen. Ich begleite die verschmitzt<br />

lächelnde Frau <strong>und</strong> freu mich auf eine<br />

nächste Begegnung – spätestens bei der<br />

Fronleichnamsfeier, die wir heuer vor dem<br />

Haus der Senioren feiern werden.

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