Katalog als pdf - Kunsthalle Recklinghausen
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Museumszentrum am „Kunstbunker“ in <strong>Recklinghausen</strong><br />
Diplom- und Entwurfsarbeiten der Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur<br />
<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong> 2008
Museumszentrum am „Kunstbunker“<br />
in <strong>Recklinghausen</strong><br />
Diplom- und Entwurfsarbeiten der Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur<br />
<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong> 2008
Andreas Fritzen<br />
Die Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Dietmar Schwetlick<br />
Der Planungsgegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Ferdinand Ullrich<br />
Das Museumszentrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Die Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Die bauhistorische Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Die gegenwärtige Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Die Entwürfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
Barbara Berger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Veronika Berger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Dominique Grygosch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
Tobias Hollender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Agnes Huttny . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
Johannes Lomer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
Dirk Miekeley . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
Filiz Tunc . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
Hasan Yildiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />
Michael Zimmermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119<br />
Inhalt
6<br />
In den letzten Jahrzehnten beherrscht ein Thema die Naturwissenschaften und<br />
auch die Kulturwissenschaften: Komplexität.<br />
Eine einfache Beschreibung von Komplexität lautet: In einem komplexen System<br />
ist das Ganze mehr <strong>als</strong> die Addition seiner Einzelelemente. Beispiele komplexer<br />
Systeme sind das Wetter, eine Gesellschaft, eine Stadt, aber auch ein Fischschwarm<br />
und bezogen auf die vorliegende Veröffentlichung, auch eine städtische<br />
Kultureinrichtung.<br />
Nachdem in den Naturwissenschaften und Kulturwissenschaften Jahrhunderte<br />
lang komplexe Systeme in einzelne Disziplinen und Gattungen unterteilt wurden,<br />
erkennen wir heute, wie sinnvoll es ist, disziplinen- und gattungsübergreifend zu<br />
denken. Interdisziplinarität ist in der Folge geradezu zum Modewort geworden.<br />
Auch die Diskussion um zukunftsfähige Museumskonzepte ist von diesem Paradigmenwechsel<br />
geprägt. Das Centre Pompidou in Paris aus dem Jahr 1977 ist ein<br />
besonders eindrucksvolles, interdisziplinäres Museum. Renzo Piano und Richard<br />
Rogers ist es gelungen, für dieses neue Museumskonzept auch einen entsprechend<br />
neuen Museumsraum zu entwickeln. Er ist geprägt von einer neuartigen<br />
Öffentlichkeit und Öffnung, Flexibilität und Funktionsneutralität und einem sehr<br />
bewussten Ablegen jeder Art von institutionellem Gehabe.<br />
In <strong>Recklinghausen</strong> gibt es zur Zeit drei Museen: <strong>Kunsthalle</strong>, Ikonen-Museum und<br />
Vestisches Museum in jeweils eigenen Gebäuden an drei auseinander liegenden<br />
Standorten. Alle Recklinghäuser Museen sind in Gebäuden untergebracht, die<br />
umgenutzt wurden, <strong>als</strong>o ursprünglich nicht <strong>als</strong> Museum geplant waren: die<br />
<strong>Kunsthalle</strong> im ehemaligen Bunker, das Ikonen-Museum in einer Schule, das Vestische<br />
Museum in einem Bürogebäude.<br />
Die drei Museen haben aus heutiger Sicht sowohl funktionale Mängel, beispielsweise<br />
fehlende Aufzüge für gehbehinderte und ältere Besucher, unzureichende<br />
Haustechnik und Sicherheitsvorrichtungen, eingeschränkte räumliche Flexibilität<br />
und unklare Wegeführung und auch eine teils unvorteilhafte Präsenz der Gebäude<br />
im öffentlichen Stadtraum.<br />
Zwar arbeiten die drei Museen soweit wie möglich zusammen, die räumliche Verteilung<br />
lässt diese Kooperation jedoch nur eingeschränkt zu. Die gemeinsame<br />
Die Architektur
Nutzung von Vortragsräumen, Museumspädagogik, Werkstätten oder Wechselausstellungsflächen<br />
ist zur Zeit nur in Ausnahmefällen möglich.<br />
Alle drei städtischen Museen sollten daher in Zukunft an einem Standort zusammengefasst<br />
werden. Dabei wird keine neue Institution entstehen, sondern vielmehr<br />
werden die vorhandenen, bekannten Institutionen auf ein zeitgemäßes,<br />
bauliches Niveau gebracht, um die Synergien eines komplexeren „Museumszentrum<br />
<strong>Recklinghausen</strong>“ an einem Ort zu nutzen.<br />
Die hier gezeigten Arbeiten prüfen, ob und in welcher Form ein solches Kulturzentrum<br />
am Standort der <strong>Kunsthalle</strong> gegenüber dem Bahnhof möglich ist. Wir<br />
hoffen, mit der Breite der gezeigten Entwurfsansätze zur Diskussion und letztendlich<br />
zur Realisierung einer zeitgemäßen, interdisziplinären Kultureinrichtung<br />
beitragen zu können.<br />
Die Architektur<br />
Prof. Dipl.-Ing. Andreas Fritzen<br />
Hochschule Bochum<br />
Fachbereich Architektur<br />
7
8 Der Planungsgegenstand
Es ist gut, dass die seit einigen Jahren bestehende Kooperation zwischen der Stadt<br />
<strong>Recklinghausen</strong> und der Fachhochschule Bochum mit dem Thema „Drei Museen in<br />
einem Haus“ fortgesetzt werden konnte. Nach wie vor gilt, dass die Kooperation<br />
für beide Seiten von Vorteil ist:<br />
Für die Studierenden, in dem sie ein Thema zur Bearbeitung erhalten, das hohe<br />
Praxisrelevanz besitzt und öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zieht und für die<br />
Stadt, in dem beispielhafte Planungsarbeiten junger angehender Architektinnen<br />
und Architekten die Diskussion über den Städtebau in <strong>Recklinghausen</strong> bereichern.<br />
Die <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong> ist ein zugegeben spröder und sperriger Teil der<br />
Kulturgeschichte der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber sie hat es verdient,<br />
<strong>als</strong> solcher auch erkannt und anerkannt zu werden. Leider ist das, was ab 1945<br />
stark und kraftvoll mit dem Kunstbunker <strong>als</strong> Zeugnis schlimmer Jahre einerseits<br />
und eines „Hungers auf Kunst“ andererseits begann, im Laufe der Zeit baulich unzulänglich<br />
geworden.<br />
Die Studierenden erhielten die Aufgabe, mit ihrem Entwurf Neues zu schaffen,<br />
aber auch das bauliche Erbe der Nachkriegszeit zu respektieren. Die Ergebnisse<br />
beeindrucken: einzelne Arbeiten mehr mit der Radikalität des Entwurfsgedankens,<br />
andere mehr mit ihrer Sensibilität und ihrem Respekt vor der Geschichte.<br />
Wir freuen uns, dass es auch in finanziell schwierigen Zeiten wieder einmal gelungen<br />
ist, die Entwürfe in einer Broschüre zu dokumentieren und sie damit der<br />
Öffentlichkeit zur Verfügung zu halten.<br />
Der Planungsgegenstand<br />
Dietmar Schwetlick<br />
Technischer Beigeordneter<br />
der Stadt <strong>Recklinghausen</strong><br />
9
10<br />
Keines der drei städtischen Museen in <strong>Recklinghausen</strong>, <strong>Kunsthalle</strong>, Ikonen-Museum<br />
oder Vestisches Museum ist <strong>als</strong> Museumsgebäude geplant und gebaut worden.<br />
Und die Umbau-Erneuerungsmaßnahmen liegen entweder sehr weit zurück<br />
oder konnten nicht in dem Umfang durchgeführt werden, dass eine zeitgemäße<br />
Museumssituation vorhanden ist, die den museologischen Standards entspricht.<br />
Auch die allgemeinen Erfordernisse für öffentliche Bauten sind nicht vorhanden.<br />
Zu allererst ist die Behindertengerechtigkeit zu nennen. So gibt es auf der baulichen<br />
Seite dringenden Handlungsbedarf.<br />
Aber auch konzeptuell sind Maßnahmen erforderlich, die die Museen der Stadt<br />
<strong>Recklinghausen</strong> nachhaltig zukunftsfähig machen. Die Situation der Museen hat<br />
sich in den letzten Jahrzehnten elementar verändert. So sehr auch die klassischen<br />
Aufgaben Sammeln, Erforschen, Bewahren und Präsentieren nach wie vor unabdingbar<br />
sind und den Kern der Museumsarbeit überhaupt darstellen, so sehr<br />
haben sich die Erwartungen des Publikums geändert. Nicht mehr nur ist das Museum<br />
ein Ort der Besinnung und Kontemplation, sondern auch der Aufklärung<br />
und der niveauvollen Unterhaltung.<br />
So kommt der äußeren Hülle eine immer wichtigere Bedeutung zu. Ebenso erwartet<br />
insbesondere auch das interessierte, aber nicht unbedingt intensiv informierte<br />
Publikum Dienstleistungen, die über die bloße Präsentation hinausgehen<br />
und ein Erscheinungsbild, das im Äußeren ein attraktives Bild des Inneren bieten<br />
kann und im Stadtbild einen wichtigen architektonischen Anziehungs- und Orientierungspunkt<br />
bildet. Das Museumsgebäude ist zunehmend ein Repräsentations-<br />
und Identifikationsmoment der modernen Stadt. Diesen Funktionen ist<br />
funktional wie auch ästhetisch Rechnung zu tragen. Beispiele dafür finden sich in<br />
aller Welt, von Bilbao in Spanien über die Metropolen der Welt bis hin zum Ruhrgebiet.<br />
Aber auch in der sogenannten „Provinz“ entsteht zunehmend ein<br />
Bewusstsein für die Erfordernisse der Gegenwart und insbesondere auch der Zukunft.<br />
Auch außerhalb der großen Zentren will die umfassend vernetzte Gesellschaft<br />
an den aktuellen Tendenzen der Kunst teilhaben.<br />
Dass dabei auch sinnfällig die Traditionen zu wahren sind, versteht sich von<br />
selbst. Wenn <strong>als</strong>o über die Einrichtung eines Museumszentrums am Standort der<br />
Das Museumszentrum
<strong>Kunsthalle</strong> am Bahnhof in <strong>Recklinghausen</strong> zu diskutieren ist, so bedeutet dies<br />
auch, dass der wichtigste historische Bestandteil, nämlich der Hochbunker, der<br />
seit 1950 die <strong>Kunsthalle</strong> beherbergt, sichtbar erhalten bleiben soll. An ihm und in<br />
ihm symbolisiert sich die Museumsgeschichte <strong>Recklinghausen</strong>s wie an keinem anderen<br />
Gebäude.<br />
Für die Zusammenfassung der drei städtische Museen gibt es handfeste funktionale<br />
Gründe, die sich am Arbeitsablauf und auch an den vorhandenen – knappen<br />
– Ressourcen orientieren, die so effektiver eingesetzt werden können. Für die Zusammenfassung<br />
spricht aber auch ein sehr gewichtiger inhaltlicher Grund, den<br />
man mit dem Begriff der „Synergie“ treffend fassen kann. Wenn man die Künste<br />
<strong>als</strong> Ganzes betrachtet, ihre gemeinsame Botschaft nicht auseinanderdividieren<br />
will, so ist es geradezu notwendig, ihre Gemeinsamkeiten über die Stile und Epochen<br />
hinweg unmittelbar vor Augen zu führen. Dies soll keineswegs durch undifferenzierte<br />
Vermischung oder unakzentuierte Vereinheitlichung geschehen,<br />
sondern vielmehr durch die architektonisch angelegte Möglichkeit, Seh- und<br />
Welterfahrung über die Grenzen der Gattungen hinweg zu machen, indem die<br />
Grenzen sichtbar und zugleich überwindbar werden. Jedes der Museen muss seinen<br />
eigenen Charakter und seine eigene Identität behalten. Aber die Vermittlungsarbeit,<br />
um nur ein Beispiel zu nennen, erhält in einem Museumszentrum<br />
neue und breitere Entfaltungsmöglichkeiten und wäre damit auch für die Zukunft<br />
gerüstet.<br />
Das Museumszentrum<br />
Prof. Dr. Ferdinand Ullrich<br />
Direktor der Museen der<br />
Stadt <strong>Recklinghausen</strong><br />
11
12<br />
Die gegenwärtige Situation der drei Museen<br />
Die <strong>Kunsthalle</strong>:<br />
Die <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong> wurde im Jahre 1950 im umgebauten und umgewidmeten<br />
Bahnhofsbunker eingerichtet. Anlass waren die 1946 gegründeten<br />
Ruhrfestspiele, die um eine Kunstausstellung ergänzt werden sollten. Schon in<br />
den 1950er Jahren wird die <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong> durch die nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg sehr früh aufgenommene Sammel- und Ausstellungstätigkeit überregional<br />
bekannt. Sowohl die Themenausstellungen <strong>als</strong> auch die Sammlung, die<br />
auf einem Grundstock westfälischer Kunst des Vestischen Museums aufbaut, trugen<br />
zum Bekanntheitsgrad des Museums bei. Der seit 1947 von einer städtischen<br />
Stiftung vergebene Kunstpreis „junger westen“ ist bis heute ein wichtiger und begehrter<br />
Förderpreis für die junge Künstlergeneration. Seit den frühen 1990er Jahren<br />
sind es besonders die monographischen Einzelausstellungen wichtiger<br />
internationaler Künstler (Moore, Gonzalez, Marini), die das Renommee der <strong>Kunsthalle</strong><br />
<strong>Recklinghausen</strong> ausbauen.<br />
Das Ikonen-Museum:<br />
Das Ikonen-Museum <strong>Recklinghausen</strong> wurde im Jahre 1965 eingerichtet und besetzte<br />
ein bis heute seltenes Thema in der westlichen Museumslandschaft. Neben<br />
dem Ikonen-Museum in Frankfurt a. M. ist das Recklinghäuser Museum das einzige<br />
öffentliche in Deutschland, und es besitzt die qualitätvollste und umfangreichste<br />
Sammlung außerhalb der orthodoxen Länder. Das Ikonen-Museum<br />
besitzt zur Zeit über 1100 Exponate, vornehmlich Ikonen russischer und griechischer<br />
Herkunft wie auch Exponate koptischer Kunst und Kirchengerät. Das Ikonen-Museum<br />
<strong>Recklinghausen</strong> hat sich heute in Westeuropa <strong>als</strong> ein wichtiges<br />
Zentrum der Ikonenkunst und -forschung etabliert.<br />
Die Aufgabe
Das Vestische Museum mit der Sammlung Naiver Kunst:<br />
Das Vestische Museum ist das älteste Museum <strong>Recklinghausen</strong>s. Seine Sonderstellung<br />
bekommt es durch die umfangreiche Sammlung Naiver Kunst, die sich um<br />
den Recklinghäuser Bildhauer Erich Bödeker gruppiert. Die Sammlung umfasst<br />
derzeit etwa 700 Exponate (Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen). Wichtigster Posten<br />
darin sind die etwa 40 Werke von Erich Bödeker mit seinen Betonskulpturen.<br />
Die Bedeutung dieses speziellen Sammlungsbereiches ist dadurch unterstrichen<br />
worden, dass die Witwe des ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes NRW und<br />
ausgewiesene Naiven-Kennerin Marianne Kühn im Jahre 2003 ein Konvolut von<br />
370 Werken Naiver Kunst dem Vestischen Museum zum Geschenk gemacht hat.<br />
Wie das Ikonen-Museum ist auch das Vestische Museum Anlaufstelle für speziell<br />
interessierte Kunstfreunde im ganzen deutschsprachigen Raum.<br />
Die Probleme:<br />
Nach zum Teil jahrzehntelanger intensiver und erfolgreicher Museumsarbeit in<br />
<strong>Recklinghausen</strong> sind – gemessen am gegenwärtigen Museumsstandard – vielfältige<br />
Probleme entstanden, die für alle Museumssegmente in unterschiedlichem<br />
Maße gelten. <strong>Kunsthalle</strong>, Ikonen-Museum und Vestisches Museum sind zur Zeit in<br />
jeweils eigenen Gebäuden an drei verschiedenen Standorten untergebracht, die<br />
alle nicht <strong>als</strong> Museum geplant und gebaut wurden. Die <strong>Kunsthalle</strong> ist im ehemaligen<br />
Bahnhofsbunker untergebracht, das Ikonen-Museum in einem Schulgebäude,<br />
das Vestische Museum im Verwaltungsgebäude der ehemaligen AOK.<br />
Jedes einzelne Gebäude ist unzureichend und entspricht nicht dem Museumsstandard,<br />
wie ihn die Besucher heute selbstverständlich erwarten. So entspricht<br />
weder die Funktionalität noch die Ausstrahlung der vorhandenen Gebäude den<br />
gegenwärtigen Publikumserwartungen. Die vorhandenen Ressourcen (Personal,<br />
Finanzen) können durch die Aufteilung auf die drei Standorte und einem Außendepot<br />
nicht effektiv eingesetzt werden.<br />
Die Aufgabe<br />
13
14<br />
Das Ziel:<br />
Alle drei städtischen Museen sollen daher an einem Standort zusammengefasst<br />
werden. Wichtig ist dabei, dass keine neue Institution geschaffen wird, die neue<br />
Ressourcen erforderlich machen würde. Vielmehr geht es darum, die vorhandenen<br />
anerkannten Institutionen auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben und damit eine<br />
neue Qualität zu erzeugen, die ein kulturelles Zentrum im nördlichen Ruhrgebiet<br />
schafft.<br />
Die Besonderheit ergibt sich dabei einerseits aus den Sammlungs- und Aktivitätsschwerpunkten,<br />
andererseits aber vor allem auch durch die Integration durchaus<br />
heterogener Museumssegmente, aus denen sich eine neue Qualität im Sinne eines<br />
zeitgemäßen und zukunftsorientierten Universalmuseums ergibt. Den qualitativ<br />
inhaltlichen Standard zu halten ist eine dringliche Aufgabe, die nur erfüllt werden<br />
kann, wenn die Struktur nachhaltig verbessert wird. Die konsequente und<br />
sinnvollste Lösung ist die Schaffung eines Museumszentrums, in dem alle drei<br />
Museen mitsamt der Nebeneinrichtungen untergebracht sind. Museumsintern<br />
sind allein durch die verkürzten Wege enorme Synergieeffekte garantiert. Für die<br />
Bürger ist eine solche Einrichtung an einem guten Standort hoch interessant und<br />
attraktiv.<br />
Das zukünftige Museumszentrum <strong>Recklinghausen</strong><br />
Das Planungsgebiet:<br />
Das zu beplanende Grundstück liegt im nördlichen Teil der Innenstadt <strong>Recklinghausen</strong>,<br />
in unmittelbarer Nähe zum Busbahnhof und gegenüber vom Hauptbahnhof.<br />
Der Standort ist bereits überregional bekannt und hervorragend für alle<br />
Verkehrsteilnehmer angebunden. Die Umgebung ist geprägt von Blockrandbebauung<br />
überwiegend aus den 1950er–1970er Jahren. An der Wickingstraße befinden<br />
sich drei gründerzeitliche Villen. Der Baublock, in dem das Museumszentrum entstehen<br />
soll, wird begrenzt durch die Wickingstr. im Norden, die Große-Perde-<br />
Die Aufgabe
kamp-Str. im Osten, die Springstr. im Süden und die Martinistr. im Westen. Südlich<br />
der Springstraße ist eine neue Platzsituation durch den Neubau des Bildungszentrums<br />
des Handels mit dem Wickingplatz entstanden.<br />
Die Museumssegmente im Rahmen des Museumszentrums:<br />
Für die <strong>Kunsthalle</strong> bedeutet das Museumszentrum zum erstem Mal die Chance,<br />
die umfangreiche Sammlung auf Dauer zu präsentieren und daneben das ambitionierte<br />
Wechselausstellungsprogramm in den Zusammenhang mit der Sammlung<br />
zu stellen. Da gerade die zeitgenössische Kunst auch der intensiven<br />
Vermittlung bedarf, lassen sich nun die vorhandenen Ressourcen (Personal, Finanzen,<br />
Raum) effektiver einsetzen. Das Profil der Sammlung hat sich im wesentlichen<br />
aus den Wechselausstellungen entwickelt, die seit 1950 kontinuierlich in der<br />
<strong>Kunsthalle</strong> am Hauptbahnhof stattfinden. Diese Beziehung von Wechselausstellung<br />
und Sammlung hat sich sehr bewährt und muss auch für künftige Sammlungsstrategien<br />
gültig bleiben.<br />
Für das Ikonen-Museum bedeutet das Museumszentrum die Möglichkeit einer<br />
angemessenen konservatorischen Präsentation und Lagerung der empfindlichen<br />
Ikonen. Für das spezielle Publikum ist die uneingeschränkte Zugänglichkeit auch<br />
für ältere Besucher vorteilhaft. Daneben bietet die räumliche Nähe zu den anderen<br />
Museumsabteilungen die Möglichkeit, Besucher „herüberzuziehen“ – angesichts<br />
der Altersstruktur eine wichtige Maßnahme. Im Museumszentrum lassen<br />
sich größere und kleinere Wechselausstellungen viel stärker in den Sammlungszusammenhang<br />
bringen. Seine Reputation hat das Ikonen-Museum durch die international<br />
besetzten Symposien und Tagungen in den letzten Jahren untermauern<br />
können. In dem Museumszentrum können zukünftig auch diese Veranstaltungen<br />
angemessen durchgeführt werden.<br />
Für das Vestische Museum bedeutet die Integration in ein Museumszentrum eine<br />
wesentliche Aufwertung durch die Beziehung zur „Hochkunst“. Deutlich wird, dass<br />
Naive Kunst, Moderne Kunst und Ikonen nach den gleichen museologischen Re-<br />
15
16<br />
geln behandelt werden, bezüglich der Präsentation, Konservierung und Kunstwissenschaft.<br />
Zudem ist die Naive Kunst für viele Besucher der erste Einstieg in die<br />
Bildende Kunst.<br />
Erweiterung der bisherigen Aktivitäten:<br />
Es ist unumgänglich geworden, das Museumsangebot durch vielfältige Zusatzaktionen<br />
zu erweitern. Ein besonderes Augenmerk wird die Ergänzung der typischen<br />
Museumsaktivitäten haben müssen. Dabei spielen Sonderveranstaltungen und<br />
Veranstaltungsreihen eine besondere Rolle. Auch hierfür bedarf es entsprechender<br />
Vorrichtungen und Räumlichkeiten. Ein multifunktional nutzbarer Raum wird benötigt.<br />
Im Zusammenhang der überregionalen Aktivitäten im Ruhrgebiet (IBA,<br />
Triennale, Ruhrfestspiele, Ruhr 2010, etc.) ist auch das kulturtouristische Moment<br />
von nicht zu unterschätzender Bedeutung.<br />
Das Raumprogramm:<br />
Ausstellung (<strong>Kunsthalle</strong>, Ikonen-Museum, Vestische Museum)......................2.700 qm<br />
Wechsel- und Sonderausstellung.................................................................................900 qm<br />
Studiogalerie.......................................................................................................................200 qm<br />
Kunstlabor (Museumspädagogik) ...............................................................................120 qm<br />
Vortrag, Symposium, Seminar.......................................................................................250 qm<br />
Zentrale Bibliothek ...........................................................................................................250 qm<br />
Cafeteria...............................................................................................................................200 qm<br />
Kasse / Museumsshop ......................................................................................................360 qm<br />
Verwaltung (Fotoarchiv)..................................................................................................250 qm<br />
Werkstätten.........................................................................................................................800 qm<br />
Depot.....................................................................................................................................800 qm<br />
gesamt netto...................................................................................................................6.830 qm<br />
Die Aufgabe
Die Leistungen:<br />
Lageplan mit Außenräumen, Wegeverbindungen, etc., M 1/500<br />
städtebauliches Modell <strong>als</strong> Einsatzmodell, M 1/500<br />
Grundrisse, Ansichten, Schnitte, M 1/200<br />
hochbauliches Modell <strong>als</strong> Ausschnitt, M 1/200<br />
Perspektiven Außenraum und Innenraum<br />
Stadt und <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong>, Hochschule Bochum, 2008<br />
17
18 Die bauhistorische Situation
Die <strong>Kunsthalle</strong> wurde 1950 im Hochbunker am Hauptbahnhof in <strong>Recklinghausen</strong><br />
eingerichtet. Dazu wurden das Gebäude entkernt und zusätzliche Fensteröffnungen<br />
in die Außenwände gebrochen. So entstand die bis heute prägnante<br />
Front mit ihrem typischen „Gesicht“. Die untere Etage wurde mit einem zentralen<br />
Eingang und jeweils zwei Schaufenstern links und rechts davon ausgestattet. Als<br />
einfacher, würfelförmiger Block mit robusten Innenräumen hat sich der „Kunstbunker“<br />
<strong>als</strong> sehr flexibel für unterschiedlichste Ausstellungsformen erwiesen. Sowohl<br />
traditionelle Bilderausstellungen wie auch zeitgenössische Installationskunst<br />
sind hier gleichermaßen möglich. Die sehr einfache und übersichtliche Struktur<br />
gewährleistet eine klare und schnelle Orientierung. Durch Umbauten im Rahmen<br />
von Brandschutzmaßnahmen konnten die Ausstellungsetagen noch einmal bereinigt<br />
werden. Vorhandene Einbauten, die über Jahrzehnte entstanden und die Situation<br />
sehr beengten, konnten entfernt werden.<br />
Im eigentlichen Sinne ist der Bunker ein idealer Ausstellungsort <strong>als</strong> „white cube“,<br />
der sich selbst absolut zurückhält und größte Neutralität zugunsten der ausgestellten<br />
Kunstwerke bietet.<br />
Herausgestellt hat sich allerdings, dass die in der Vorderfront und in der Rückfront<br />
eingebrachten Fensteröffnungen eher zuviel Licht in die Räume bringt und<br />
außerdem die knappe Hängefläche reduziert. So sind die hinteren Lichtöffnungen<br />
komplett von innen geschlossen worden, um hier genügend Hängeflächen zu<br />
schaffen. Außerdem bieten die vorgeblendeten Stellwände einen gewissen konservatorischen<br />
Schutz gegen die kalten Betonwände, an die sich ohnehin nur mit<br />
der Schlagbohrmaschine Bilder hängen ließen.<br />
Die Gestalt des „Kunstbunker“ hat sich im Bewusstsein der Bevölkerung verankert<br />
und sollte von daher auch bei Um- und Erweiterungsplanungen eine Rolle spielen.<br />
Aber auch die „einfache“ Funktionalität ist durchaus ein Vorbild für die zukünftige<br />
Nutzung, die allerdings auf den zeitgemäßen Stand gebracht werden<br />
muss.<br />
Die bauhistorische Situation<br />
19
20 Die bauhistorische Situation
22 Die bauhistorische Situation
26 Die bauhistorische Situation
28 Die gegenwärtige Situation
Die gegenwärtige Situation der <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong> ist dadurch gekennzeichnet,<br />
dass sie in den über 50 Jahren ihrer Existenz <strong>als</strong> Ausstellungsgebäude<br />
nicht nur zu einem Mythos geworden ist, sondern auch zu einem Relikt. Nicht nur<br />
der gegenüberliegende Bahnhof ist erneuert worden, sondern sehr umfänglich<br />
auch der Busbahnhof in den 1990er Jahren. Auf der anderen Seite wurde das<br />
neue Arbeitsamt ebenfalls in den 1990er Jahren <strong>als</strong> massiver Backsteinbaukörper<br />
entlang der Bahntrasse errichtet. Und schließlich 2006 das Bildungszentrum des<br />
Handels zwischen der Blockbebauung, in der sich die <strong>Kunsthalle</strong> befindet und<br />
dem Arbeitsamt, so dass der Wickingplatz eine ganz neue innerstädtische Funktion<br />
und ansatzweise auch Attraktivität bekommen hat. Hier gilt es anzuschließen<br />
und mit der <strong>Kunsthalle</strong> selbst auch die gesamte Blockbebauung auf den vorgegebenen<br />
Standard zu bringen und somit einen wichtigen Teil der Eingangsituation<br />
am Bahnhof aufzuwerten. Dies ist sowohl unter funktionalen wie auch bauästhetischen<br />
Gesichtspunkten wichtig, wenn der Bereich nicht die typische Bahnhofsituation<br />
der Vergangenheit bleiben will – eine reine Durchgangsstation ohne jeden<br />
Anreiz zum Verweilen.<br />
Die <strong>Kunsthalle</strong> kann dabei eine wichtige Rolle spielen, ist doch die Kunst in besonderer<br />
Weise prädestiniert, Werte nicht nur zu zeigen, sondern sie auch in<br />
ihrem Gehäuse, der Architektur, zu repräsentieren. Der Repräsentationscharakter<br />
gerade der Kulturbauten und in besonderer Weise der Museumsarchitektur ist gerade<br />
in den letzten beiden Jahrzehnten national und international offenbar geworden.<br />
Auch dieser Standard hat sich nun auch bis in die kleineren Städte, der<br />
sogenannten „Provinz“ herumgesprochen. Die Stadt Herford, um nur ein deutsches<br />
Beispiel zu nennen, hat sich mit dem MaRTA von Frank Ghery auf eine solche<br />
Repräsentationsarchitektur eingelassen und ist damit mit einem Schlag ein<br />
Ort auf der Landkarte der Kulturinteressierten und weit darüber hinaus geworden.<br />
Daneben gilt es aber insbesondere für die Recklinghäuser Situation zugleich<br />
die Tradition der <strong>Kunsthalle</strong> zu bewahren und in der neuen Form des Museumszentrums<br />
die Funktionaliät für alle Bereiche zu gewährleisten.<br />
Die gegenwärtige Situation<br />
29
30 Die gegenwärtige Situation
32 Die gegenwärtige Situation
34 Die gegenwärtige Situation
Barbara Berger<br />
Veronika Berger<br />
Dominique Grygosch<br />
Tobias Hollender<br />
Agnes Huttny<br />
Johannes Lomer<br />
Filiz Tunc<br />
Dirk Miekeley<br />
Hasan Yildiz<br />
Michael Zimmermann<br />
Die Entwürfe<br />
37
38<br />
Unweit der Recklinghäuser Innenstadt, nördlich gelegen, gegenüber dem Hauptbahnhof,<br />
befindet sich der seit 1950 <strong>als</strong> Ausstellungshalle dienende Bunker. Mit<br />
seiner blau getünchten, von großen Fenstern durchbrochenen Fassade, hebt sich<br />
<strong>Recklinghausen</strong>s Kunstbunker aus der Häuserzeile. Die Umgebung ist geprägt von<br />
Blockrandbebauung, überwiegend aus den 1950er–1970er Jahren. Das zu beplanende<br />
Grundstück wird durch die Wickingstraße, die Große-Perdekamp-Straße,<br />
die Springstraße und die Martinistraße begrenzt. Die Aufgabe besteht nun darin,<br />
die drei bestehenden Museen: die <strong>Kunsthalle</strong>, das Ikonen-Museum und das Vestische<br />
Museum mit der Sammlung Naiver Kunst, an dieser zentralen Stelle in einem<br />
Museumszentrum zu vereinen. Zurzeit sind die drei Museen in jeweils eigenen Gebäuden<br />
an verschiedenen, auseinander liegenden Standorten untergebracht. Die<br />
<strong>Kunsthalle</strong> befindet sich im ehemaligen Bahnhofsbunker, das Ikonen-Museum in<br />
einem Schulgebäude und das Vestische Museum im Verwaltungsgebäude der ehemaligen<br />
AOK. Auch die Lager für Materialien liegen außerhalb der Gebäude. Jedes<br />
einzelne Gebäude ist unzureichend und entspricht nicht dem Museumsstandard.<br />
Gebäudeform<br />
Die Gebäudeform entwickelt sich aus dem Stadtraum heraus. Das Museum nimmt<br />
Kanten der Bestandsgebäude auf, es zieht sich in einigen Bereichen zurück, um<br />
die Privatgebäude nicht zu verschatten. Auch auf deutliche Gesten wurde nicht<br />
verzichtet. Das Museum bekommt nun eine „Adresse“ und fügt sich optimal in die<br />
bestehende Umgebung ein. Bei diesem Entwurf mussten drei Bestandsgebäude<br />
neben dem Bunker abgerissen werden. An deren Stelle entstand nun der Neubau,<br />
der den Bunker in sich aufnimmt, ohne jegliche Spuren der Vergangenheit zu verwischen.<br />
Dabei schließt der Neubau unmittelbar und ohne Fuge an den bestehenden<br />
Bunker an. Das Museum zeigt den gesamten, kontinuierlichen Prozess des<br />
Weiterbauens. Es gibt keine Abgrenzung von „alt“ und „neu“. Auf fließende Übergänge<br />
wurde hier sehr großen Wert gelegt. Um dieses „Weiterbauen“ und „Verschmelzen“<br />
gut zu transportieren, wurde eine Fassade gewählt, die nicht nur die<br />
Horizontalen der Schalung im Beton aufnehmen kann, sondern auch die Übergänge<br />
der beiden Körper fließend schafft.<br />
Barbara Berger
Der Bunker<br />
Der Kunstbunker ist ein besonderes Merkmal von <strong>Recklinghausen</strong>, ein Dokument<br />
der Geschichte und ein spektakulärer Ort. Er ist ein reines Betonbauwerk. Decken,<br />
Außenwände und Fundamente bildeten eine massive Außenschale (Hülle). Die<br />
zurzeit bestehenden Deckenplatten werden herausgenommen. So ergibt sich ein<br />
eindrucksvoller Raum mit einer Raumhöhe von ca. 11,80 m. Die von großen<br />
Fenstern durchbrochene Fassade, die das einfallende Tageslicht hereinlässt, ermöglicht<br />
einen außergewöhnlichen Raumeindruck, der durch die typischen betongrauen,<br />
rauen Wände verstärkt wird. Von Innen sowie von Außen wurde der<br />
Bunkercharakter beibehalten. Der Besucher soll die „Wucht“ und die „Schwere“<br />
dieses Bauwerks spüren. Der nun entstandene neue Raum soll jeden einzelnen in<br />
die Vergangenheit zurückversetzen. Nicht nur das Licht und die Farbe der Wände<br />
sollen das Empfinden des Besuchers beeinflussen, auch das im Raum entstehende<br />
Echo soll jede einzelne Person fassungslos staunen lassen.<br />
Der Neubau<br />
Der Neubau dagegen zeigt sich hell, die Ausstellungsbereiche fließen ineinander<br />
und sind großzügig. Die Räume können jederzeit neu bespielt werden. Das Museum<br />
bekommt dadurch nicht nur eine größere Funktionalität, es wird auch flexibler.<br />
Die Bereiche können den unterschiedlichen Sammlungen und Kunstwerken<br />
angepasst werden. Hierbei werden die drei Museen gleichberechtigt behandelt.<br />
Sie sind auf den einzelnen Museumsebenen verteilt und fließen ineinander über.<br />
Sie werden nicht voneinander getrennt. Es entstehen spannende Beziehungen<br />
zwischen den unterschiedlichen Ausstellungsstücken. Das Zusammenspiel von<br />
Materialität und Licht in den einzelnen Ausstellungsbereichen unterstützen die<br />
Wirkung der Kunstgegenstände. Weiße glatte Oberflächen sollen ihnen die optimale,<br />
neutrale Fläche bieten. Beide Ausstellungsbereiche: Altbau und Neubau unterscheiden<br />
sich von ihrer Raumwirkung. Sie ermöglichen dem Besucher, den<br />
Museumsraum auf unterschiedliche Weise zu erleben.<br />
Barbara Berger<br />
Bachelor<br />
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40 Barbara Berger
42 Barbara Berger
44 Barbara Berger
46<br />
Der Standort<br />
<strong>Recklinghausen</strong> entwickelte sich langsam zu einer Kulturstadt im Ruhrgebiet und<br />
bietet zahlreiche Freizeitangebote. Drei wichtige kulturelle Einrichtungen sind die<br />
städtische <strong>Kunsthalle</strong>, das Ikonen-Museum und das Vestische Museum mit der<br />
Sammlung Naiver Kunst. Das zu beplanende Grundstück befindet sich im nördlichen<br />
Teil der Innenstadt von <strong>Recklinghausen</strong> in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes.<br />
Nördlich von diesem liegt das Baugrundstück. Es wird begrenzt durch die Wickingstraße<br />
im Norden, die Große-Perdekamp-Straße im Osten, die Springstraße im Süden<br />
und die Martinistraße im Westen. Südlich der Springstraße entstand durch den Neubau<br />
des Bildungszentrums des Handels eine neue Platzsituation am Wickingplatz.<br />
Dessen Nordseite durch das Gebäude der Agentur für Arbeit begrenzt wird. Die Umgebung<br />
ist geprägt von Blockrandbebauung überwiegend aus den 1950er–1970er<br />
Jahren. An der Wickingstraße befinden sich noch drei Villen aus der Gründerzeit.<br />
Die Problematik und Aufgabe<br />
Die drei Museen befinden sich an drei verschiedenen, auseinander liegenden Standorten<br />
in jeweils eigenen Gebäuden. Das Ikonen-Museum befindet sich in einem ehemaligen<br />
Schulgebäude, die <strong>Kunsthalle</strong> hat ihren Standort in einem Bahnhofsbunker<br />
und das Vestische Museum ist im früheren Verwaltungsgebäude der AOK untergebracht.<br />
Hinzu kommt noch ein außerhalb der Gebäude liegendes Lager. Jedes einzelne<br />
Gebäude entspricht nicht dem Museumsstandard, so dass die Ressourcen<br />
(Personal, Finanzen u.s.w.) nicht effektiv eingesetzt werden können. Alle drei Museen<br />
sollen daher an einem Ort zusammengefasst und zu einem Museumszentrum werden,<br />
wo alle Nebeneinrichtungen untergebracht sind.<br />
Entwurf<br />
Das Museumszentrum erhält ein Gebäude, in dem es die drei Museen unterbringen<br />
kann. Durch Synergieeffekte wird das Museum zu einer zukunftsfähigen Museumslandschaft.<br />
Dabei ist die Erweiterung des Rahmenangebotes für Ausstellungsbereiche<br />
und Nebenräume, die Schaffung und Erhöhung der Funktionalität vor allem in der<br />
Vielfältigkeit der Räume und die Einbeziehung aller Nebenfunktionen am gleichen<br />
Veronika Berger
Standort besonders wichtig. Darüber hinaus wird ein attraktiver Standort der Freizeit-<br />
und Kulturgewohnheiten an einem zentralen Punkt geschaffen. Die äußere Attraktivität<br />
und innere Vielfältigkeit werden zu einem effektiven Ganzen.<br />
Die Gebäudeform<br />
Um die optimale Gebäudeform zu ermöglichen, müssen einige Gebäude abgerissen<br />
werden. Das Gebäude entsteht somit aus einem Rechteck, dass das ganze Grundstück<br />
einnimmt. Durch die enge Blockrandbebauung ist das Einrücken des Gebäudes<br />
städtebaulich unabdinglich. So entsteht der erforderliche Abstand zur Nachbarbebauung.<br />
Auch die Höhenentwicklung passt sich der Umgebung an und sorgt für eine<br />
angemessene Einbettung in den Stadtraum. Das Herausschieben der Gebäudeteile<br />
unterstützt die Kleinteiligkeit des Gebietes. Außerdem leitet es den Besucher aus<br />
dem Hauptbahnhof zu dem Gebäude. An der Schnittstelle der vorhandenen<br />
Bebauung zum Bahnhof hin ist das Gebäude bündig mit dem Bestand, so dass der<br />
Besucher zum neuen Café weitergeleitet wird. Dieses wird unabhängig von den Öffnungszeiten<br />
des Museums für die Besucher zugänglich sein. Der Bahnhofsbunker<br />
wird durch sein Hervortreten sofort sichtbar und erlebbar. Einen letzen Vorsprung erfährt<br />
das Museum durch den Eingang. Die Staffelung der einzelnen Gebäudeteile<br />
weist den Besucher auf mehrere Funktionen und Erlebnisse hin.<br />
Die Räume<br />
Die verschiedenen Kunstrichtungen des Museums werden sich in vielen multifunktional<br />
nutzbaren Räumen präsentieren können. Sie erhalten Räume, die nach den<br />
unterschiedlichen Anforderungen bespielt werden können. Es können kleine und<br />
große Räume entstehen, es kann eine gerichtete oder eine offene Raumanordnung<br />
geben. Das neue Gebäude bekommt vor allem Räume, die lichtdurchflutet sind und<br />
offen. Der Bunker hingegen hat dunkle Räume. Ein besonderer Raum entsteht bereits<br />
beim Eintreten ins Gebäude. Der Besucher taucht durch die Rampenanordnung<br />
ins Innere. Dabei überwindet er 1,20 m und taucht somit in eine andere Welt. Das<br />
Hinabtauchen in das Gebäude sorgt dafür, dass der Straßen- und Bahnhofslärm außerhalb<br />
bleibt. Außerdem unterstreicht es den introvertierten Charakter des Muse-<br />
Veronika Berger<br />
Bachelor<br />
47
ums. Die wichtigste Ausstellung im Museum ist die Wechsel- und Sonderausstellung.<br />
Sie bekommt ihren Platz im Bunker, der <strong>als</strong> wichtigstes zentrales Element in das Museumsgebäude<br />
eingebettet ist. Eine Lichtfuge sorgt nicht nur für zusätzliche Museumsbelichtung,<br />
sondern auch für eine deutliche Hervorhebung des Bunkers. Der<br />
Bunker selbst erhält im Erdgeschoss einen besonderen Raum. In diesem wird die<br />
Kunst zum Erlebnis. Man betritt den Raum und steigt mit Hilfe einer skulpturalen<br />
Rampe ins Innere. Die großzügige Raumhöhe erlaubt großen Ausstellungsstücken,<br />
sich angemessen zu präsentieren. Die Belichtung durch speziell gerichtete Beleuchtung<br />
unterstreicht die Kunst. Der Besucher erlebt die Kunstwerke mit Hilfe der<br />
Rampe aus verschiedenen Blickwinkeln. Das neue Museum beherbergt die drei Museen.<br />
Sie werden auf den verschiedenen Geschossen untergebracht und verteilt. So<br />
bekommen die unterschiedlichen Museen ihre angemessenen Räume. Der Anspruch,<br />
dass sie gleichberechtigt in einem komplexen und anspruchsvollen Raumgefüge untergebracht<br />
werden, wird voll erfüllt. Ein weiterer spannender Raum entsteht auf<br />
dem Dach des Bunkers. Dort gibt es eine zurückgezogene Terrasse, die dem Besucher<br />
die Möglichkeit gibt, über die Dächer von <strong>Recklinghausen</strong> zu schauen. Auf dieser<br />
Aussichtsplattform kann er die Menschen beobachten, die aus dem Hauptbahnhof<br />
strömen oder sich auf den bequemen Sitzmöbeln etwas Ruhe gönnen und vielleicht<br />
etwas lesen. Von außen betrachtet soll das Museum einen kräftigen Akzent in die<br />
Stadt <strong>Recklinghausen</strong> setzen.<br />
Materialität<br />
Im Innern des Museums sollen Kontraste und Gegensätze deutlich werden, um die<br />
Kunst hervorzuheben und zu unterstreichen. Das neue Gebäude bekommt im Inneren<br />
weiße Flächen. Boden, Decken und Wände sind weiß und glatt. Sie symbolisieren<br />
das Neue, Weite und Helle. Der Bahnhofsbunker soll den Gegensatz dazu bilden. Die<br />
ursprüngliche Materialität und Farbigkeit des Bunkers wird wieder hergestellt, so<br />
dass er nicht nur im inneren einen hellen Sichtbeton bekommt, sondern auch außen.<br />
Die Außenfassade des neuen Gebäudes bekommt polierte Betonplatten. So entsteht<br />
zwischen dem polierten Stein und der rauen Bunkeroberfläche ein Kontrast.<br />
48 Veronika Berger
50 Veronika Berger
52 Veronika Berger
54<br />
Situation<br />
Es gibt drei Museen in <strong>Recklinghausen</strong>. Das Ikonen-Museum, das Vestische Museum<br />
und die <strong>Kunsthalle</strong>. Alle drei Museen sind an verschiedenen Standorten untergebracht,<br />
ein Materiallager liegt dezentral und wird von allen drei Museen<br />
genutzt. Alle Gebäude sind unzureichend und entsprechen weder dem Museumsstandard<br />
noch den Publikumserwartungen. Die Gebäude, in denen sie untergebracht<br />
sind, wurden weder <strong>als</strong> Museen geplant noch gebaut, sondern später<br />
umgewandelt und zweckentfremdet.<br />
Ziel<br />
Es soll ein neues Museumszentrum geschaffen werden, welches die drei Recklinghäuser<br />
Museen sowie einen neuen Raum für Wechsel- und Sonderausstellungen,<br />
die bisher in der <strong>Kunsthalle</strong> präsentiert wurden, an einem Standort zusammenfasst.<br />
Das Ikonen-Museum mit seiner einzigartigen Sammlung ostkirchlicher<br />
Kunst, das Vestische Museum mit seiner umfangreichen Sammlung an Naiver<br />
Kunst und die <strong>Kunsthalle</strong> mit ihren Themen- und Einzelausstellungen sollen hier<br />
ihren neuen, speziell auf sie zugeschnittenen Ausstellungsraum erhalten. Das Museumszentrum<br />
soll das kulturelle Zentrum des nördlichen Ruhrgebietes werden.<br />
Ort<br />
Das zu beplanende Grundstück liegt im nördlichen Teil der Innenstadt gegenüber<br />
des Recklinghäuser Bus- und Hauptbahnhofes. Auf dem Grundstück steht ein<br />
Bunker, der im Jahre 1950 zur <strong>Kunsthalle</strong> umgebaut wurde. Dieser Bunker wurde<br />
in die Planung mit einbezogen. Die übrige Umgebung ist geprägt von Blockrandbebauung<br />
aus den 1950er bis 1970er Jahren.<br />
Konzept<br />
Der Bunker, <strong>als</strong> besonderes Merkmal des Grundstücks und in <strong>Recklinghausen</strong> <strong>als</strong><br />
<strong>Kunsthalle</strong> bekannt, ist zentraler Punkt des Museumszentrums. Durch das Einrükken<br />
des Neubaus wird der Bunker zum Mittelpunkt und so zum Blickfang für die<br />
Öffentlichkeit. Der Neubau nimmt die Traufhöhe der übrigen Bebauung auf und<br />
Dominique Grygosch
führt die vorherrschende Blockrandbebauung fort, die nur durch den Bunker<br />
durchbrochen wird. Der Neubau umklammert den Bunker – berührt diesen nur an<br />
den notwendigen Punkten, um diesen in den einzelnen Geschossen zu erschließen<br />
– und lässt einen großzügigen Freiraum dazwischen.<br />
Erschließung<br />
Das Museum wird ebenerdig und barrierefrei im Bunker erschlossen. Der Eingangsbereich<br />
im Bunker gestaltet sich nach oben offen und wird durch die geöffnete<br />
Decke im Dach belichtet. Aus jedem Ausstellungsgeschoss wird ein freier<br />
Blick in das Foyer gewährt.<br />
Innenraum<br />
Die Räume organisieren sich um den Bunker herum, der den zentralen Raum im<br />
Museum bildet. In den Ausstellungsebenen wird der Bunker für besondere Ausstellungen<br />
genutzt. Die zwei Ausstellungsebenen können je nach Ausstellungsart<br />
gestaltet werden.<br />
Außenraum<br />
Die obere Fensterfront wird geschlossen und die Stahlbetonfassade des Bunkers<br />
aufgearbeitet. Der Betonkörper öffnet sich im Sockelbereich über die komplette<br />
Breite. Der große Einschnitt lässt Licht hinein und ermöglicht dem Passanten<br />
einen Einblick in den Eingangsbereich.<br />
Fassade<br />
Die Fassade wird mit Streckmetall verkleidet und lässt nur aus der unmittelbaren<br />
Nähe Einblicke zu. In den oberen Geschossen ist die dahinterliegende Fassade<br />
geschlossen, nur im Erdgeschoss gibt es Öffnungen zur Wechsel- und Sonderausstellung,<br />
sowie im Café. Im Bereich des Cafés werden, mit Streckmetall verkleidete,<br />
Faltläden eingesetzt, um das Café auch direkt von Außen zugänglich zu<br />
machen.<br />
Dominique Grygosch<br />
Bachelor<br />
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56 Dominique Grygosch
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60 Dominique Grygosch
62<br />
„Mahnmal Bunker“<br />
Rückbau der Randbebauung.<br />
Denkmal geschützte Villa bleibt erhalten.<br />
Bunker erfährt, der Geschichte entsprechend, wieder eine Präsenz im Stadtraum.<br />
Die „Freistellung“ macht ihn zum Mahnmal. Das Museumszentrum wird diesem<br />
Anspruch entsprechend in die Erde eingegraben.<br />
„Skulpturenpark“<br />
Der Museumsbaukörper schließt den Straßenblock bis in einer Höhe von 3,46 m.<br />
Einzelne Kuben, die aus der Dachfläche ragen, nehmen Körnung der Umgebung<br />
auf. Hier entsteht ein öffentlicher Dachgarten, der durchs Museum bespielt wird.<br />
Er ist vom Wickingplatz und durch den bestehenden Weg im Süden erreichbar.<br />
„Synergien erzeugen“<br />
Der Aufgabe entsprechend, die vier Ausstellungsflächen eigenständig und<br />
schließbar zu planen und sie dennoch miteinander in Bezug zu setzen, eine neue<br />
Form eines Museumszentrums zu entwerfen, entgegne ich mit den ineinander<br />
greifenden Museumsflächen.<br />
Innerhalb jeder Ausstellung gibt es eine gerichtete Wegeführung, jedoch wird<br />
diese von Einblicken und Durchgängen in die anderen Ausstellungsbereiche begleitet.<br />
An diesen „Schnittflächen“ besteht die Möglichkeit, von oben oder seitlich<br />
in andere Ausstellungen reinzuschauen. Dies soll die Neugierde beim Besucher<br />
wecken, sich diese Ausstellung ebenfalls noch anzuschauen. Die gerichtete Wegeführung<br />
der Ausstellungen führt den Besucher in die zentral gelegene Caféteria.<br />
„Museumscluster und Caféteria“<br />
Sowohl die Ausstellungsflächen <strong>als</strong> auch die museumsübergreifenden Einrichtungen<br />
gruppieren sich um die zentral gelegene Caféteria. Die clusterartige<br />
Struktur, die sich daraus ergibt, spiegelt sich in den Kuben oberhalb der Dachfläche<br />
wieder und strukturiert so den Skulpturenpark. Die Kuben besitzen Öffnungen,<br />
die einen Einblick aus dem Skulpturenpark in die Ausstellung ermöglicht. Mit<br />
Tobias Hollender
der zentralen Caféteria entsteht ein Ort des Austauschs und ein Ruhepol mitten<br />
in den Ausstellungen. Von hier aus können Besucher sofort wieder in ihre oder<br />
auch weitere Ausstellungen gehen, auf die sie neugierig gemacht wurden. Die<br />
Absenkung der Terrasse bietet dem Besucher einen Wind geschützten Außenbereich,<br />
der von Besuchern, die sich im Skulpturenpark befinden, eingesehen werden<br />
kann. Dies erzeugt ein weiteres Spannungsfeld „Mensch, Natur/Park, Kunst“<br />
und sorgt neben den Lichthöfen sowohl für Ein- und Ausblicke <strong>als</strong> auch für natürliche<br />
Belichtung der Ausstellungen.<br />
„Chipkarten-System“<br />
Dem Besucher soll ermöglicht werden, so bequem wie möglich einen Tag im Museum<br />
zu verbringen, indem er frei entscheiden kann, was er sich anschauen<br />
möchte. Dies kann ein Chipkartensystem gewährleisten, welches mit einem üblichen<br />
„Museums-Guide“ kombiniert wird. Die Chipkarte speichert die besuchten<br />
Ausstellungen automatisch ab, so dass der Besucher am Ausgang erst bezahlen<br />
muss. Glasschiebetüren „fremder Ausstellungsflächen“ müssen entgegen der<br />
„Wunschausstellung“ manuell (<strong>als</strong>o bewusst) geöffnet werden, um Missverständnisse<br />
zu vermeiden.<br />
„Fassadetyp“<br />
Dem introvertierten Museumszentrum entsprechend ist die Fassade zum Stadtraum<br />
eher schlicht und „geschlossen“ gehalten. Hier gibt es im Mauerwerk, welches<br />
von Basaltplatten verkleidet wird, lediglich kleine bündige Fensterschlitze,<br />
die an „Schießscharten“ erinnern sollen und so wiederum einen Bezug zur Geschichte<br />
des Bunkers aufnehmen.<br />
Tobias Hollender<br />
Bachelor<br />
63
64 Tobias Hollender
66 Tobias Hollender
68 Tobias Hollender
Situation<br />
<strong>Recklinghausen</strong> ist eine anspruchsvolle Kulturstadt im Ruhrgebiet. Alljährlich finden<br />
im Festspielhaus die Ruhrfestspiele <strong>Recklinghausen</strong> statt. In der Neuen Philharmonie<br />
Westfalen finden in einem eigenen Konzertsaal 130 Musiker Platz. <strong>Recklinghausen</strong><br />
hat darüber hinaus drei weitere kulturelle Bausteine: die städtische <strong>Kunsthalle</strong>, das<br />
Ikonen-Museum und das Vestische Museum mit der Sammlung Naiver Kunst. Alle<br />
drei Museen sind zurzeit in jeweils eigenen Gebäuden an drei verschiedenen, auseinander<br />
liegenden Standorten untergebracht. Hinzu kommt noch ein außerhalb der<br />
Gebäude liegendes Lager für Materialien. Jedes einzelne Gebäude wurde nicht <strong>als</strong><br />
Museum geplant und gebaut. So entspricht weder die Funktionalität noch die Ausstattung<br />
dem heutigen Museumsstandard.<br />
Aufgabe<br />
Alle drei städtischen Museen sollen an einem Standort in einem Museumszentrum<br />
zusammengefasst werden. Das zu beplanende Grundstück liegt im nördlichen Teil<br />
der Innenstadt <strong>Recklinghausen</strong>s, in unmittelbarer Nähe zum Busbahnhof und gegenüber<br />
dem Hauptbahnhof. Die umliegende Bebauung ist geprägt von Blockrandbebauung,<br />
überwiegend aus den 1950er-1970er Jahren. Begrenzt wird das Grundstück<br />
von der Wickingstraße im Norden, an der sich noch drei gründerzeitliche Villen befinden,<br />
der Große-Perdekamp-Straße im Osten, der Springstraße im Süden und der<br />
Martinistraße im Westen. Auf dem Grundstück steht der umgebaute Bahnhofsbunker,<br />
welcher derzeit die <strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong> beherbergt.<br />
Konzept<br />
Setzt man das Raumprogramm in Relation zur beplanenden Grundstücksfläche, so<br />
wird die beengte Situation des Standortes deutlich. Ein kompaktes Bauvolumen<br />
würde den Planungsbereich sprengen. Dadurch entstand die Idee, die drei Museen<br />
horizontal weiter in den Innenhof, ja sogar über diesen hinaus auszubilden. In Form<br />
von eingeschossigen Riegeln durchstoßen die Bestandteile die Randbebauung. Aber<br />
nicht willkürlich, sondern in drei repräsentative Richtungen: Innenstadt <strong>Recklinghausen</strong>,<br />
Busbahnhof und Hauptbahnhof.<br />
70 Agnes Huttny
Um den schwebenden Charakter der einzelnen Riegel zu ermöglichen, sind untergeordnete<br />
Nutzungen, wie Depot, Werkstatt, Toilettenanlagen und Garderobe unterhalb<br />
des Geländes angeordnet. Zwecks Belichtung präsentieren sich Verwaltung,<br />
Kunstlabor und Multifunktionssaal jedoch zum Teil an der Oberfläche. Der Bunker<br />
wird umgenutzt. Er fungiert <strong>als</strong> Haupteingang mit Foyer und Kasse. Über Lufträume<br />
ergeben sich Blickbezüge zum Café in der ersten Ebene und zur Studiogalerie in der<br />
zweiten Ebene.<br />
Gebäudeform<br />
Die einzelnen Riegel passen sich in der Breite den zu durchstoßenen Gebäudeparzellen<br />
an. Ein Riegel stülpt sich über den Bunker und kragt über diesen in Richtung<br />
Bahnhof hinaus. Ein weiterer durchbricht die südliche Randbebauung und orientiert<br />
sich zum Busbahnhof. Der westliche Riegel nimmt Bezug zur Innenstadt. Alle drei<br />
Riegel vereinen sich in einem Knotenpunkt in Form eines spannenden Rampensystems<br />
über vier Ebenen.<br />
Wegeführung<br />
Den Auftakt des Weges durch das Museumszentrum bildet der Haupteingang im<br />
Bunker. Hinab durch eine breite Treppe gelangt der Besucher in den Knotenpunkt des<br />
Gebäudes. Über großzügige Rampen schreitet er hier durch die Wechselausstellung<br />
und gelangt somit in das Vestische Museum auf der ersten Ebene, in das Ikonen-Museum<br />
auf der zweiten Ebene und schließlich in die <strong>Kunsthalle</strong> auf der dritten Ebene.<br />
Der Besucher hat auch die Möglichkeit, die Ausstellungen von der obersten Ebene<br />
hinab zu begehen. Er kann mit dem Fahrstuhl im Foyer des Bunkers bis in die <strong>Kunsthalle</strong><br />
hinauffahren und von dort über die Rampen hinabschlendern. Auf kurzen<br />
Wegen kann der Besucher bestimmte Ausstellungen gezielt besuchen. Schmale Treppen<br />
zwischen dem Rampensystem, die immer wieder Ausstiege zur Rampe erlauben,<br />
verbinden die einzelnen Ebenen schnell und individuell. Ein einfacher Mäander mit<br />
Nische und Einbuchtung gliedert den offenen Raum des Vestischen Museums und<br />
führt den Besucher in einem Rundgang durch die Sammlung Naiver Kunst. Eine<br />
große Glasfront im Bereich der durchstoßenen Randbebauung in Richtung Busbahn-<br />
Agnes Huttny<br />
Entwurf<br />
71
hof dient dem Besucher <strong>als</strong> Bezug zum Außenraum. Im Ikonen-Museum gliedert ein<br />
kleinteiliger Mäander den offenen Ausstellungsraum und inszeniert zugleich die<br />
Skulpturen. Erneut durchschreitet der Besucher in einem Rundgang die Ausstellung.<br />
Auch hier dient die großzügige Glasfront <strong>als</strong> Orientierungspunkt, diesmal zur Innenstadt<br />
<strong>Recklinghausen</strong>s. Schließlich findet der Besucher auf der dritten Ebene einen<br />
riesigen offenen Raum vor. Hier befindet sich – wie zuvor in ebenfalls östlicher Richtung<br />
– über dem Bunker die <strong>Kunsthalle</strong>. Eine eindrucksvolle Glasrasterdecke erhellt<br />
den gesamten Raum. Die Glasfront eröffnet den Blick auf den Bahnhof von <strong>Recklinghausen</strong>.<br />
Gebäudehülle<br />
Während sich der gesamte Innenraum in einem schlichten, neutralen Weiß zurückhält,<br />
um die Exponate in Szene zu setzen, sind die Außenseiten der drei Riegel und<br />
des Knotenpunktes von außen vollständig mit geschosshohen, schmalen auffälligen<br />
Kupferblechen verkleidet. Das Kupferblech hat einen edlen sowie ruppigen Charakter<br />
und ist <strong>als</strong> Hommage an das Ruhrgebiet zu verstehen. Der neue Gebäudekomplex<br />
kontrastiert bewusst in der Materialität mit dem historischen Bunker. Dieser, der nun<br />
die Funktion des Empfanges übernimmt, soll durch die weiße Farbe freundlich und<br />
einladend wirken. Das Vestische Museum und das Ikonen-Museum sind bis auf die<br />
Glasfront komplett geschlossene Baukörper, um die ausgestellten Exponate vor Sonnenlicht<br />
zu schützen. Der Innenraum der <strong>Kunsthalle</strong> wird von einer gigantischen<br />
Glasdecke erhellt. Die untere Schicht des Glasdaches filtert durch verstellbare Lamellen<br />
das Licht, während die obere Schicht, eine Sheddachkonstruktion aus schräggestellten,<br />
nur bedingt lichtdurchlässigen Glasplatten, dem Sonnenschutz dient. Die<br />
Außenfassade des Knotenpunktes wird an der Nordseite durch schmale vertikale<br />
Fensterbänder durchbrochen, die diffuses Licht und weichen Schatten im Raum inszenieren.<br />
72 Agnes Huttny
74 Agnes Huttny
76 Agnes Huttny
78<br />
Das neue Museumszentrum liegt zentral am Hauptbahnhof <strong>Recklinghausen</strong>. Mit<br />
seiner U-Form bildet es einen Vorplatz vor dem Haupteingang. Dieser bietet Platz<br />
zum Verweilen und einen Sammelpunkt für Kunstinteressierte, Familien, Schulklassen<br />
und Kulturbegeisterte, der durch das angrenzende Café ergänzt wird. Das<br />
Café liegt an der Ecke Wickingstraße und Große-Perdekamp-Straße. Es ist somit<br />
vom Wickingplatz und vom Hauptbahnhof gut ersichtlich. Das Museum wird<br />
somit <strong>als</strong> lebendiges Gebäude wahrgenommen und lockt neue Besucher an. Der<br />
Baukörper schließt sich von dem Innenhof des Wohnblocks ab und stellt eine eigene<br />
Einheit dar. Die Bewohner des Wohnblocks werden somit nicht von dem Betrieb<br />
des Museums gestört. Und der öffentliche Bereich des Museums nimmt<br />
Bezug auf den neu gestalteten Wickingplatz und den Hauptbahnhof. Der Kunstbunker<br />
wird bei diesem Entwurf um einen Anbau von vier Baukörpern ergänzt,<br />
welche die kubische Form des Bunkers und der Umgebungsbebauung aufnehmen.<br />
Der Bunker nimmt hierbei eine starke Stellung des Entwurfs ein und bietet Platz<br />
für die wechselnden Ausstellungen des Museumszentrums. Er ist auch im Inneren<br />
des Museums <strong>als</strong> eigener Baukörper ersichtlich. Der Haupteingang ist im Zentrum<br />
des Museums. Er führt in die Eingangshalle, über der sich ein Luftraum durch alle<br />
Etagen erstreckt. Die Etagen sind im Splitlevel angeordnet, wodurch eine Verzahnung<br />
der Museumsteile bewirkt wird. Beispielsweise können so Besucher der<br />
<strong>Kunsthalle</strong> Einblick in Bereiche des Vestischen Museums und des Ikonen-Museums<br />
erhalten und durch ihre geweckte Neugier auch in die anderen Bereiche geführt<br />
werden. Die Studiogalerie befindet sich <strong>als</strong> besonderes Erlebnis in einem 5.50<br />
Meter hohen Raum direkt unter dem Vorplatz des Museums. Besucher dieser Ausstellung<br />
betrachten so den Bunker aus einer spannenden neuen Perspektive durch<br />
das Oberlicht am Rand des Vorplatzes, durch welches auch die Passanten im Vorbeigehen<br />
einen interessanten Einblick erlangen und auch im Café der Bezug zu<br />
den Ausstellungen des Museums hergestellt wird. Die Fassade des Anbaus wird<br />
sich in seiner Materialität von der des Bunkers unterscheiden. Der Bunker erhält<br />
einen weißen Anstrich, der einen deutlichen Kontrast zu der Fassade aus behauenen<br />
Klinkersteinen des Anbaus bildet. Die Klinkersteine bilden eine gute Ergänzung<br />
zu dem massiv wirkenden Sichtbeton des Bunkers. Der Bunker behält nur<br />
Johannes Lomer
sein großes rechteckiges Fenster bei, welches in das neue 1,50-Meter-Raster unterteilt<br />
wird. Und somit seine gitterartige Erscheinung auflockert. Die restlichen<br />
äußeren Öffnungen des Bunkers werden geschlossen, sie bleiben allerdings sichtbar,<br />
um den Besuchern die Spuren seiner Vergangenheit darzustellen. Die Treppen<br />
des Anbaugebäudes liegen hinter den vier Fensterbändern, die ebenfalls in das<br />
1,50-Meter-Raster des Gebäudes gegliedert sind und sich fast bis zur Oberkante<br />
des Daches erstrecken. Sie bieten dem Betrachter ein interessantes Erscheinungsbild<br />
und lockern die Kubatur der Gebäude auf. Sie lassen das Museum außerdem<br />
lebendig erscheinen und bieten für den Besucher einen schönen Ausblick und<br />
einen lichten Erschließungsraum.<br />
Das neue Museum rundet das Gesamtbild des Stadtzentrums <strong>Recklinghausen</strong>s ab.<br />
Es stellt sich durch seine Form und Materialität <strong>als</strong> ein besonderes Gebäude dar<br />
und fügt sich dennoch in seine Umgebung ein. Somit ist der Kunst für ihre freie<br />
Entfaltung ein geeigneter Raum geboten.<br />
Johannes Lomer<br />
Entwurf<br />
79
80 Johannes Lomer
82 Johannes Lomer
84 Johannes Lomer
86 Dirk Miekeley
Zusammenfügung von <strong>Kunsthalle</strong>, Ikonen-Museum und Vestischem Museum an<br />
und im Luftschutz-Bunker am Bahnhof. Ein Anschluss an den Fußgängerstrom<br />
Fußgängerzone/Bahnhof wird angestrebt.<br />
Passage <strong>als</strong> Anschluss an Fußgängerstrom<br />
Hervorheben des rohen Bunkers, um ihn <strong>als</strong> Relikt zu betonen<br />
Funktionslosigkeit, Ort des Nachdenkens<br />
Bunker <strong>als</strong> Zentrum, optisch losgelöst<br />
Das grobe Alte gerahmt vom glatten Neuen<br />
Großzügige Kommunikationsflächen<br />
Barrierefreie Ausstellungsfolge<br />
Tageslichtnutzung mit Lichtlenksystem (Seitenlicht)<br />
Dirk Miekeley<br />
Diplom<br />
87
88 Dirk Miekeley
90 Dirk Miekeley
92 Dirk Miekeley
94 Filiz Tunc
Die Stadt<br />
<strong>Recklinghausen</strong> ist eine kreisangehörige Großstadt des bevölkerungsreichsten<br />
deutschen Landkreises und hat über 120.000 Einwohner. Die Stadt hat drei verschiedene<br />
Museen an drei verschiedenen Orten: die <strong>Kunsthalle</strong>, das Ikonen-Museum<br />
und das Vestische Museum mit der Sammlung Naiver Kunst. Aus allen drei<br />
Museen soll nun an einer zentralen Stelle in der Stadt ein Museumszentrum entstehen<br />
mit dem Anspruch, die drei Museen gleichberechtigt in einem komplexen,<br />
anspruchsvollen Raumgefüge unterzubringen.<br />
Das Baugrundstück<br />
Das zu beplanende Grundstück liegt im nördlichen Teil der Innenstadt in unmittelbarer<br />
Nähe zum Busbahnhof und gegenüber dem Hauptbahnhof. Die Umgebung<br />
ist geprägt von Blockrandbebauung überwiegend aus den 1950er und<br />
1970er Jahren. An der Wickingstraße befinden sich noch drei gründerzeitliche Villen.<br />
Auf dem Grundstück befindet sich die <strong>Kunsthalle</strong>, die im Jahre 1950 im<br />
Bahnhofsbunker eingerichtet wurde.<br />
Das Ziel<br />
Die drei städtischen Museen sollen an einem Standort zusammengefasst werden.<br />
Die konsequente und sinnvollste Lösung ist die Schaffung eines Museumszentrums,<br />
in dem alle drei Museen mitsamt der Nebeneinrichtungen untergebracht<br />
sind. Zeitgemäße und zukunftsorientierte Museumsstandards sollen so geschaffen<br />
werden, z.B.: Klima, Lagerung, Transport.<br />
Konzept<br />
Idee ist es, das Museumszentrum in die Blockrandbebauung einzufügen. Mit<br />
einem langen Riegel durch den Innenhof werden die Eingänge von zwei Straßenseiten<br />
erschlossen, so dass es auch von der Innenstadtseite aus wahrgenommen<br />
wird. Der Haupteingang befindet sich neben dem Bunker, gegenüber dem Hauptbahnhof.<br />
Filiz Tunc<br />
Entwurf<br />
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Das Museumszentrum nimmt mit seiner Typologie die bestehende Blockrandbebauung<br />
auf und passt sich somit dem Ort an. Das Zusammenspiel der einzelnen<br />
Baukörper, mit ihren klaren Strukturen, erzeugen eine interessante Atmosphäre.<br />
Die einzelnen Baukörper bilden zusammen einen Innenhof. Die Erschließung des<br />
Grundstücks erfolgt von der Große-Perdekamp-Straße. Über die große Treppenanlage<br />
neben dem alten Bunker werden die Besucher dann in den Innenhof geführt.<br />
Sie verbindet das Stadtniveau mit dem höher gelegenen Innenhof des<br />
Museumszentrums. Der Innenhof dient <strong>als</strong> Erschließung, Empfangs- sowie <strong>als</strong><br />
Aufenthaltsbereich. Er schafft hiermit einen Ort für sich, der für Ruhe, Versammlung<br />
und für die Verarbeitung der Museumsinformationen dient. Des Weiteren ermöglicht<br />
der Innenhof ein neues Blickfeld auf den Bunker und hebt diesen zum<br />
Präsenzobjekt hervor.<br />
Die Ausstellung erfolgt in zwei Kategorien, <strong>als</strong> Dauer- und Wechselausstellung.<br />
Hierbei sind die Flächen gtrennt angeordnet. Die Wechselausstellung befindet<br />
sich in der Eingangsebene, wobei die Dauerausstellungen (<strong>Kunsthalle</strong>, Ikonen-<br />
Museun, Vestisches Museum) sich im Geschoss darunter befinden. Somit hat der<br />
Besucher beim Ausstellungsbesuch die freie Wahl. Die offene Räumlichkeit der<br />
Ausstellungsräume bietet den Besuchern den freien Umlauf. Vor allem ist diese<br />
Räumlichkeit ideal für große, visuelle, autonome Ausstellungsstücke. Aufgrund<br />
konservatorischer Erfordernisse befinden sich die Dauerausstellungsflächen erkennbar<br />
im Untergeschoss. Die Beleuchtung hierbei erfolgt sowohl künstlich <strong>als</strong><br />
auch natürlich. Die Funktions- und Nebenräume sind so angeordnet, dass einige<br />
auch durch Dachterassen verknüpft werden. Die Dachterassen können sowohl<br />
einen freien Blick zum Umfeld <strong>als</strong> auch einen Ort für die Ruhe schaffen.<br />
Hasan Yildiz<br />
Diplom<br />
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Bauhistorische Situation<br />
Bei dem Luftschutzbunker der Stadt <strong>Recklinghausen</strong> handelt es sich um einen Bunker<br />
der „1. Welle”. Der in Bahnhofsnähe gelegene Bunker weist Wandstärken von<br />
1,20 m und eine Mindesttragfähigkeit der Decken von mindestens 250 kg/m² auf. Er<br />
wurde <strong>als</strong> geschlossener Kubus geplant und gebaut. Anlass für eine Umgestaltung<br />
ergab sich aufgrund der im Jahre 1946 gegründeten Ruhrfestspiele. Die <strong>Kunsthalle</strong><br />
<strong>Recklinghausen</strong> wurde im Jahre 1950 im umgestalteten Bunker errichtet.<br />
Gegenwärtige Situation<br />
Die in den 1950er Jahren hinzugefügten Öffnungen in der Fassade sind heute<br />
noch existent. Durch die mittlerweile angrenzende Wohnbebauung in Form einer<br />
Blockrandbebauung hat sich der Charakter des Bunkers so verändert, dass er<br />
kaum <strong>als</strong> Bunker wahrgenommen wird. Seit 1950 wird der Bunker <strong>als</strong> Ausstellungsfläche<br />
zeitgenössischer Künstler genutzt.<br />
Konzept<br />
Um den Bunker <strong>als</strong> Mahnmal für Krieg, Unterdrückung und Isolation erscheinen<br />
zu lassen, wird dessen ursprüngliche Erscheinung wiederhergestellt. Es entsteht<br />
ein monolithisch geschlossener Betonkubus, an dem Geschichte erfahren werden<br />
kann. Der dunkel gestaltete Bunker stellt somit ein Symbol für die dunkel behaftete<br />
Zeit des Krieges dar. Ein Zeichen der Veränderung und der Hoffnung stellen<br />
der Lichteinfall der Bunkerfuge und das transparent-transluzente Gebäude dar,<br />
das den Bunker umschließt. Es entsteht ein spannungsvoller Kontrast zwischen<br />
dem dunklen, statischen Bunker und der hellen, leichten Umklammerung. Dunkelheit<br />
trifft auf Licht. Die gestaltete Gebäudespange löst sich zu einer Lichtskulptur<br />
auf, die gleichzeitig die Flucht der Blockrandbebauung bricht. Aus der Kontur der<br />
bestehenden Blockrandbebauung resümiert eine Höhenentwicklung mit der Betonung<br />
der Blockecke. Öffnungen in der Fassade richten sich auf öffentliche Plätze<br />
(Bahnhof, Wickingplatz), so dass diese Einblicke ermöglichen und auch gewähren.<br />
Sie transformieren den Innenraum zum Außenraum. Die transluzente Fassade hingegen<br />
lässt nur verschwommen Ein- und Ausblicke zu. Durch den unterhalb des<br />
Michael Zimmermann
Straßenniveaus gelegenen Eingang werden die Besucher direkt in das Gebäude<br />
geleitet. Er verlässt die Alltagsebene und wird durch die Lichtfuge um den Bunker<br />
geführt.<br />
Michael Zimmermann<br />
Diplom<br />
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Museumszentrum am „Kunstbunker“ in <strong>Recklinghausen</strong><br />
Diplom- und Entwurfsarbeiten der Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur<br />
Sommersemester 2008<br />
<strong>Kunsthalle</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
18. Dezember 2008 bis 8. Februar 2009<br />
Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur:<br />
Prof. Andreas Fritzen<br />
Dipl. Ing. Elisabeth Becker<br />
Redaktion, Layout: Ferdinand Ullrich<br />
Korrektur: Ingrid Rieskamp<br />
ISBN 978-3-939753-25-4<br />
Impressum<br />
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