GW0708 Cover final copy - German World
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Mit Sonne im Herzen<br />
Berge versetzen<br />
A Sunny Heart Moves Mountains<br />
www.german-world.com July/August 2008<br />
VON<br />
BY<br />
NINA WACHENFELD<br />
Der deutsche Operntenor Johannes Schwaiger überwindet<br />
Glaubensbarrieren und setzt sich für Frieden ein<br />
Er sieht sich als echten New Yorker, doch sein Deutsch ist noch<br />
herrlich niederbayerisch gefärbt. Johannes Schwaiger, der<br />
ehemalige Kinderstar mit dem wonnigen Lachen und den<br />
strahlenden Augen, entstammt einer kleinen Gemeinde bei<br />
Dingolfing. Mitte der Sechziger Jahre sang er sich in die Herzen<br />
deutscher Mütter und produzierte zahlreiche Funkaufnahmen unter<br />
bekannten Mentoren.<br />
Ein Operngesangsstudium in München verhalf ihm zum Wechsel<br />
ins ernstere Fach. Dem Abschluss folgte der Beginn einer vielversprechenden<br />
Karriere, und noch wichtiger, die Begegnung mit seiner<br />
späteren Ehefrau und Gesangskollegin Tessa Lang, einer<br />
Deutsch-Amerikanerin mit italienischen Wurzeln.<br />
Einer Reise zu den Schwiegereltern nach Philadelphia folgte ein<br />
Engagement ans dortige Theater. Die ersten US Wurzeln sind<br />
geschlagen. Im Land der Unbegrenzten Möglichkeiten fühlt er sich<br />
spontan sehr wohl, genieβt die Vielfalt des Landes und die<br />
Weltoffenheit seiner Bewohner. Nebenjobs im Weinverkauf und im<br />
Hotelbereich kommen vor allem Schwaigers natürlichem<br />
Kommunikationstalent entgegen. Das Herz<br />
schlägt jedoch für die Kunst und überglücklich<br />
nimmt er ein mehrjähriges<br />
Engagement für das Musical CATS am<br />
Hamburger Operettenhaus an. Der Traum,<br />
in New York City zu leben, realisiert sich im<br />
Jahre 1997. Obwohl beide Sänger als<br />
Solisten im Opern- und Konzertbetrieb<br />
gefragt sind, gilt ihre Leidenschaft vor<br />
allem der Betreuung des Nachwuchses.<br />
Heute unterrichtet das Ehepaar in einer<br />
Begabtenabteilung der renommierten New<br />
York University.<br />
Er habe, bekennt Schwaiger, viel Glück<br />
gehabt. Die richtigen Menschen seien ihm<br />
im richtigen Augenblick begegnet. So auch<br />
als er vor ein paar Jahren beinahe seine<br />
Stimme an den Auswirkungen einer<br />
heiklen Viruserkrankung verloren hätte.<br />
Dies habe ihm ein Vorsingen für die<br />
Siegmund-Partie in Wagner’s Walküre<br />
gekostet. Eine Rolle für die der blauäugige, blondgelockte<br />
Deutsche eine Bilderbuchbesetzung wäre. Doch brachte seine<br />
Erkrankung ihn auf andere Pfade, die er heute auf keinen Fall mit<br />
einem Wagner-Erfolg eintauschen möchte. Seine Stimmerkrankung<br />
führte ihn zu einer Spezialtherapie bei einer israelischen<br />
Ärztin und brachte den Kontakt zur jüdischen Gemeinde in New<br />
York.<br />
Auf Einladung sangen die Schwaigers Schubert’s „Ave Maria“,<br />
sowie Hannah Seneh’s Gebet „Eli, Eli“, in einem Konzert zum<br />
Holocaust-Gedenktag. Die anwesenden Rabbiner erkannten<br />
Schwaiger’s Stimmqualität und Anfragen nach Gesangsunterricht<br />
häuften sich. Derzeit fährt Schwaiger allwöchentlich in die orthodoxe<br />
Ostjudengemeinde Crown Heights im Stadtteil Brooklyn. Beim<br />
Unterricht im Gemeindezentrum oder in Privatwohnungen, stehen<br />
seine Schüler Schlange. Bis zu acht Einheiten unterrichtet er bei<br />
seinen Ausflügen. Diskussionen zum Thema Deutsche Vergangenheit<br />
gibt es nicht. Auch gibt es für den Niederbayern aus<br />
katholischem Elternhaus keine Glaubensbarrieren. Längst ist ihm<br />
die philosophische Lebensbetrachtung wichtiger als die<br />
Kategorisierung in Glaubensrichtungen. Es ist faszinierend zu<br />
beobachten wie die universelle Kraft der Musik alle Vorurteile in<br />
den Schatten stellt. Es wird viel gelacht beim Unterricht.<br />
Schwaiger besteht auf lupenreine Gesangsübungen zur<br />
Stimmpflege. Darin ist er inzwischen Experte, zumal seine eigene<br />
Stimmkrise ihn zu monatelanger akribischer Therapie gezwungen<br />
hat. Seine Schüler verehren ihn offensichtlich. Bilder sagen mehr<br />
als tausend Worte. Das Lachen klingt nach.<br />
Die Verständigung ist bahnbrechend<br />
ermutigend. Nun ist der friedensliebende<br />
Deutsche mittlerweile auch auf anderen<br />
Wegen zur internationalen Verständigung<br />
mittels der Musik tätig. Gemeinsam mit<br />
Gattin Tessa rief er vor kurzem die Idee<br />
„Dreamgates <strong>World</strong> Lullabies“ ins Leben.<br />
Die Idee findet ein begeistertes Echo.<br />
Wiegenlieder vereinen die Welt. Das erste<br />
Galakonzert in New Yorks Carnegie Hall<br />
stellte ein gefühlvolles und ausgewogenes<br />
Programm von 17 Wiegenliedern in acht<br />
verschiedenen Sprachen vor. Das begleitende<br />
Orchester war multikulturell besetzt<br />
und der Kinderchor der Deutschen Schule<br />
in New York wirkte besonders herzerfrischend.<br />
Die Idee, an den musikalischen Nachwuchs<br />
der Welt zu appellieren, findet<br />
rasche Förderung. So war der Abend in der<br />
Carnegie Hall vom deutschen, israelischen und türkischen<br />
Konsulat unterstützt. Konzerte in aller Welt befinden sich bereits in<br />
der Planungsphase. Ein Interesse Israels an dieser heilenden und<br />
friedvollen Initiative kann als besonderer Erfolg bezeichnet werden.<br />
Das Titellied “Dreamgates <strong>World</strong> Lullaby“ schrieb Schwaiger<br />
übrigens selber. Es ist bezeichnend für ihn “gefühlvoll, verspielt, mit<br />
leichtem und sonnigem Herzen“.<br />
July/August 2008 www.german-world.com<br />
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