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60 JAHRE KUNST+STEINWie war das früher, Herr Hauswirth?Fritz Hauswirth war der erste Profi-Redaktor beider Fachzeitschrift «<strong>Kunst</strong>+<strong>Stein</strong>», er leitete dasHeft inhaltlich während 27 Jahren, von 1964 bis1991. Der heutige Redaktor Robert Stadler hat ihnund seine Frau besucht.Fritz Hauswirth. (Fotos: R. Stadler)«Wir konntenfast so hoheHonorare zahlenwie die NZZ.»Fritz HauswirthEr erwartet mich an derBusstation Weid, oberhalbvon Meilen. Wir habenuns seit mehr als einem Vierteljahrhundertnicht mehr gesehen,und auch früher, als ernoch «<strong>Kunst</strong>+<strong>Stein</strong>»-Redaktorund ich einer seiner regelmässigenfreien Mitarbeiter war,hatten wir nur losen Kontakt.Überhaupt war es damals, inden achtziger Jahren, durchausüblich, mit Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionenjahrelangausschliesslich per Telefon undBriefpost zu verkehren, ohnesich persönlich je näher kennenzu lernen. Obwohl wir unsbeide über die Jahre äusserlichdoch etwas verändert haben,brauchen wir uns an diesemheissen Sommertag nicht langefragend umzusehen. Wir sindnämlich die einzigen, die ander Haltestelle übrigbleiben,sobald sich der Bus wieder inBewegung setzt.Nach einem etwa fünfminütigenFussmarsch durchein ruhiges Wohnquartierempfängt uns seine Frau HelgaHauswirth zum Kaffee. Wirsetzen uns zu dritt an jenenTisch, an dem die beiden, wiesie mir später erzählen, oftgemeinsam <strong>Kunst</strong>+<strong>Stein</strong>-Heftegeplant, organisiert, redigiert,korrigiert und währendeinigen Jahren zusammen miteinem Grafiker schliesslichauch umbrochen haben. (FürJüngere: «Umbruch» nannteman das, was man heuteunter «Layout» versteht, nurdass dies damals nicht amBildschirm, sondern in derRegel anhand von gummiertenSpaltenabzügen erfolgte).Wie kam Fritz Hauswirth zu«<strong>Kunst</strong>+<strong>Stein</strong>»? «Auf Vermittlungeines Redaktors beim ZürcherTages-Anzeiger», erinnerter sich noch gut. «Dieser hatteerfahren, dass Hans Stocker– zu jener Zeit und noch fürviele weitere Jahre VSBS-Zentralsekretär– einen Redaktorsuchte. Also setzte ich mich mitihm in Verbindung und erhieltden Auftrag.»Seinen Vorgänger RobertBaumgartner hat Hauswirthnie kennen gelernt, ja er wusstebis heute nicht einmal, dasser überhaupt einen Vorgängerhatte. Baumgartner war Bildhauerund hatte «<strong>Kunst</strong>+<strong>Stein</strong>»ab der ersten Ausgabe währendsieben Jahren nebenberuflichbetreut. Hauswirthwurde 1964 also der erste«professionelle» Redaktor, wasHans Stocker damals in einemEditorial auch mit einem gewissenStolz vermerkte.Allerdings blieb Stocker,wie schon zuvor, der starkeMann im Hintergrund, der denHeftinhalt weitgehend bestimmteund der bis zu seinemRücktritt als Verbandssekretärim Jahr 1981 auch für dieHeftgestaltung verantwortlichzeichnete. «Meine Tätigkeitwar am Anfang also mehr ausführenderund weniger selbergestaltender Art», erinnertsich Fritz Hauswirth. «Ich wardamals erst 27 Jahre alt undwusste als Aussenstehender«GewisseThemen wareninhaltlich tabu.»Fritz Hauswirthzu Beginn nur wenig über dieBranche. Die speziellen Gegebenheitenund Strukturen desVerbandes kannte ich schongar nicht. So beschränkte sichmeine Tätigkeit vorerst aufKontakte mit Korrespondenten,auf das Redigieren vonFremdtexten, das Korrigierender Druckfahnen und schliesslichauf das nochmalige letzteKorrekturlesen vor dem Druck.Es bestand bereits auch einekleine Redaktionskommission,deren Mitglieder die Druckabzügeebenfalls erhielten, umdie Beiträge auf ihre fachlicheRichtigkeit zu überprüfen.Hauswirth denkt gernean seine Tätigkeit bei«<strong>Kunst</strong>+<strong>Stein</strong>» zurück, obwohlseine Arbeit von manchenkritisch verfolgt wurde. «Ichmerkte bald, dass man in dieserZeitschrift nicht alles veröffentlichendurfte», schildert erseine Erfahrungen. «GewisseThemen waren inhaltlichtabu. So wollte ich einmalüber ein Felsen-Grabmal aufeinem Wiener Prominentenfriedhofschreiben», nennt erein Beispiel. «Das kam beimVerbandspräsidenten nicht gutan: Ein Felsen als Grabmal? Soetwas war für gestaltende Bildhaueroffenbar des Teufels...»Auch Frau Hauswirthhat die Bildhauerinnen undBildhauer als interessanteund originelle, oft aber auchziemlich kritische Menschen inErinnerung. «Vor allem an denSommerversammlungen habeman stets ein bisschen aufpassenmüssen, zu wem man sichhinsetzte», schmunzelt sie. «Dakonnte es schon einmal passieren,dass mein Mann harrscheKritik einstecken musste.»64/20<strong>15</strong>

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