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Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu der Frage, ob eine ... - IGMG

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individuell beson<strong>der</strong>en - religiösen Bekenntnis (BVerfGE 79, 69 [75] = NJW 1989,<br />

827). Der Kl. darf <strong>des</strong>wegen die begehrte Einstellung nicht aus Gründen verwehrt<br />

werden, die auch unter Berücksichtigung <strong>der</strong> sich aus dem Lehramt ergebenden<br />

zwingenden Erfor<strong>der</strong>nisse mit <strong>der</strong> durch Art. 4 I GG geschützten Glaubensfreiheit<br />

unvereinbar sind (vgl. BVerfGE 79, 69 [75] = NJW 1989, 827; BVerwGE 81, 22 [24f.]<br />

= NJW 1989, 921). Da die Kl. das für sie als verpflichtend angesehene<br />

Bekleidungsgebot aus ihrem Glauben herleitet, genießt sie den Grundrechtsschutz<br />

<strong>des</strong> Art. 4 I GG (vgl. BVerwGE 94, 82 [87f.] = NVwZ 1994,<br />

BVerwG: † Verbot <strong>des</strong> Unterrichtens mit "islamischem Kopftuch" NJW 2002 Heft 45<br />

3345 S3344S3344<br />

S3346S3346<br />

578) und <strong>des</strong> Art. 33 III 1 GG. Das Tragen <strong>eine</strong>s Kopftuchs aus religiöser<br />

Überzeugung fällt in den Schutzbereich <strong>der</strong> Glaubensfreiheit (Art. 4 I GG), die durch<br />

die Gewährleistung <strong>der</strong> ungestörten Religionsausübung (Art. 4 II GG) noch verstärkt<br />

hervorgeh<strong>ob</strong>en wird (BVerfGE 24, 236 [245f.] = NJW 1969, 31). Das Grundrecht<br />

umfasst die Freiheit, nach den eigenen Glaubensüberzeugungen <strong>zu</strong> leben und <strong>zu</strong><br />

handeln (BVerfGE 32, 98 [106] = NJW 1972, 327; BVerfGE 93, 1 [15] = NJW 1995,<br />

2477).<br />

Die Glaubensfreiheit wird zwar ohne Gesetzesvorbehalt, aber nicht schrankenlos<br />

gewährleistet. Einschränkungen ergeben sich aus <strong>der</strong> Verfassung selbst (BVerfGE<br />

52, 223 [246 f. m.w. Nachw.] = NJW 1980, 575; BVerfGE 93, 1 [21] = NJW 1995,<br />

2477). Namentlich findet die positive Bekenntnisfreiheit dort ihre Grenzen, wo ihre<br />

Ausübung durch den Grundrechtsträger auf kollidierende Grundrechte<br />

An<strong>der</strong>sdenken<strong>der</strong> trifft (BVerfGE 52, 223 [247 m.w. Nachw.] = NJW 1980, 575). Art.<br />

4 I GG verleiht dem Einzelnen auch k<strong>eine</strong>n uneingeschränkten Anspruch darauf,<br />

s<strong>eine</strong> Glaubensüberzeugung im Rahmen staatlicher Einrichtungen <strong>zu</strong> betätigen o<strong>der</strong><br />

mit staatlicher Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>m Ausdruck <strong>zu</strong> bringen (BVerfGE 93, 1 [16, 24] =<br />

NJW 1995, 2477). Aus <strong>der</strong> umfassend gewährleisteten Glaubensfreiheit folgt<br />

vielmehr das Gebot staatlicher Neutralität gegenüber den unterschiedlichen<br />

Religionen und Bekenntnissen (BVerfGE 93, 1 [16] = NJW 1995, 2477). Um in <strong>eine</strong>r<br />

pluralistischen Gesellschaft ein friedliches Zusammenleben <strong>der</strong> Anhänger<br />

unterschiedlicher o<strong>der</strong> sogar gegensätzlicher religiöser und weltanschaulicher<br />

Überzeugungen <strong>zu</strong> gewährleisten, muss <strong>der</strong> Staat in Glaubensfragen Neutralität<br />

bewahren und alles vermeiden, was den religiösen Frieden und <strong>eine</strong> gedeihliche<br />

Koexistenz in <strong>der</strong> Gesellschaft gefährden kann (BVerfGE 93, 1 [16f.] = NJW 1995,<br />

2477). Das gilt insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>des</strong> staatlichen Schulwesens. In öffentlichen<br />

Schulen, die k<strong>eine</strong> Bekenntnisschulen sind, treffen wegen <strong>der</strong> allgem<strong>eine</strong>n<br />

Schulpflicht die unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen<br />

<strong>der</strong> Schüler und ihrer Eltern sowie <strong>der</strong> Lehrer unvermeidlich und beson<strong>der</strong>s intensiv<br />

aufeinan<strong>der</strong> (BVerfGE 93, 1 [21] = NJW 1995, 2477 ). Der gemeinsame Unterricht<br />

von Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> verschiedensten Weltanschauungs- und Glaubensrichtungen führt<br />

<strong>zu</strong> Spannungsverhältnissen zwischen negativer und positiver Bekenntnisfreiheit<br />

(BVerfGE 52, 223 [247] = NJW 1980, 575; BVerfGE 93, 1 [22] = NJW 1995, 2477).<br />

Da in <strong>eine</strong>r staatlichen Pflichtschule nicht alle ihre grundsätzlich gleichrangige<br />

negative und positive Religionsfreiheit konfliktlos voll verwirklichen können, kann sich<br />

<strong>der</strong> Einzelne dort nicht uneingeschränkt auf Art. 4 I und II GG berufen (BVerfGE 93, 1<br />

[22] = NJW 1995, 2477). Das trifft vor allem für Lehrer an öffentlichen Pflichtschulen<br />

<strong>zu</strong>.<br />

Art. 4 I GG kommt in dem vom Staat organisierten und gestalteten Lebensbereich<br />

<strong>der</strong> bekenntnisfreien Pflichtschule (Art. 7 I GG) freiheitssichernde Bedeutung und<br />

Wirkung vornehmlich <strong>zu</strong> Gunsten <strong>der</strong> schulpflichtigen Kin<strong>der</strong> und ihrer Eltern <strong>zu</strong>

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