Lebendige Städte
Lebendige Städte - Jimdo
Lebendige Städte - Jimdo
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www.germany.travel<br />
<strong>Lebendige</strong> <strong>Städte</strong><br />
Lifestyle, Kultur und Freizeit<br />
Reiseland Deutschland<br />
<strong>Städte</strong> und Metropolen
Vorwort
dieser Region. In Baden-Württemberg feiert man<br />
2011 das Jubiläum der Erfindung des Automobils in<br />
Deutschland – in der Hauptstadt Stuttgart, aber auch<br />
in zahlreichen größeren und kleineren <strong>Städte</strong>n wie z. B.<br />
Karlsruhe und Mannheim. Und auch andere Leuchttürme<br />
der Automobillandschaft in Deutschland haben<br />
sich gerüstet, Autofans und <strong>Städte</strong>reisende aus aller<br />
Welt mit Events und Ausstellungen zu begeistern.<br />
Petra Hedorfer,<br />
Vorsitzende des<br />
Vorstandes der DZT<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das Reiseland Deutschland ist attraktiver denn je.<br />
Im abgelaufenen Jahr 2010 konnte erstmals die<br />
Rekordmarke von 60 Millionen Übernachtungen<br />
ausländischer Gäste durchbrochen werden. Deutschland<br />
zählt damit zu den beliebtesten internationalen<br />
Reisedestinationen der Welt.<br />
Getragen wird die Attraktivität des Reiselandes<br />
Deutschland ganz maßgeblich von den Landeshauptstädten<br />
und Metropolen, die unterschiedlicher und<br />
spannungsreicher nicht sein könnten. Es sind insbesondere<br />
die <strong>Städte</strong>, die Besucher aus aller Welt in<br />
ihren Bann ziehen. Dabei sind wir nicht nur ein führender<br />
Messe- und Kongressstandort, sondern auch<br />
Museen, modernes Design, Musik und Shopping<br />
oder Events stehen im Mittelpunkt von Deutschlandreisen.<br />
Zusammen mit einer perfekten Infrastruktur,<br />
Topqualität in allen Beherbergungskategorien vom<br />
städtischen Wohnmobilplatz bis zum Fünf-Sterne-<br />
Hotel und einer internationalen Spitzengastronomie<br />
machen sie jede <strong>Städte</strong>reise zu einem wirklichen<br />
Erlebnis.<br />
Deutschland ist weltweit Kulturreiseziel Nummer<br />
zwei der Europäer. Doch spätestens nach dem Fußballfest<br />
2006 steht das Reiseland mit seinen Metropolen<br />
auch für Sportbegeisterung. Die aufsehenerregenden<br />
Stadien mit ihrer modernen Architektur<br />
und ihren technischen Errungenschaften sind Anziehungspunkte<br />
für Besucher aus aller Welt. Bei der<br />
FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011 TM<br />
werden diesmal neben Berlin mit dem Eröffnungsspiel<br />
auch kleinere Stadien in den Fokus des internationalen<br />
Publikums gerückt. Insgesamt neun <strong>Städte</strong> freuen sich<br />
als Austragungsorte auf das Sommermärchen 2011.<br />
Die neue Broschüre „<strong>Lebendige</strong> <strong>Städte</strong> in Deutschland“<br />
gibt <strong>Städte</strong>reisenden aus dem Ausland einen<br />
schnellen und umfassenden Überblick über die<br />
Landeshauptstädte und weitere rund 40 der beliebtesten<br />
deutschen Großstädte, sie stellt sie<br />
aus führlich als Kulturdestination mit ihren Besonderheiten<br />
und Highlights vor. Die großzügige und<br />
moderne Gestaltung weckt Lust auf eine Rundreise<br />
durch Deutschlands einzigartige Metropolen.<br />
Herzlich willkommen im Reiseland Deutschland.<br />
Deutschland und seine <strong>Städte</strong> besinnen sich auch<br />
auf die Geschichte ihrer industriellen Entwicklung<br />
und ihren Erfindungsreichtum: Mit RUHR.2010 schufen<br />
Essen und das Ruhrgebiet mit seinen 53 <strong>Städte</strong>n<br />
aus den stillgelegten Zechen – eindrucksvolle Hinterlassenschaften<br />
der europäischen Industrialisierung –<br />
eine bleibende Heimat für die moderne Kulturszene in<br />
3
Möglich<br />
keiten<br />
Für Ihre besten Reisepläne: www. germany. travel<br />
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So wird schon die Reiseplanung zum<br />
puren Vergnügen: Mit dem neuen<br />
Deutschland-Reiseportal im Internet<br />
und unseren informativen Broschüren können<br />
Sie ganz sicher sein, dass Ihnen nichts<br />
entgeht. Zum Beispiel <strong>Städte</strong>reisen: Vom<br />
verträumten Fachwerkstädtchen bis zur<br />
mondänen Metropole haben Sie das volle<br />
Programm zur Verfügung. Aber Deutschland<br />
ist auch Wandern und Radfahren,<br />
Gesundheit und Wellness, Schlösser, Parks<br />
und Gärten, UNESCO-Weltkulturerbe,<br />
Ferienstraßen, Events, Messen und Business.<br />
Und das für Aktive und Erholungssuchende,<br />
Singles und Familien, Jugendliche<br />
und Senioren, Schwule und Lesben,<br />
Honeymooner und Handicapped.<br />
Die interaktive Deutschlandkarte:<br />
alles, was Sie interessieren könnte<br />
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travel ist es fast schon so, als ob Sie selbst da<br />
wären. Ob Sie eine Region interessiert oder<br />
Damit Sie garantiert nichts versäumen,<br />
bietet unser Reiseportal außerdem einen<br />
topaktuellen Veranstaltungskalender. Da<br />
sind nicht nur die ganz großen Feste wie das<br />
Oktoberfest in München oder der Cannstatter<br />
Wasen zu finden, sondern – alles. Genau<br />
zu Ihrer Reisezeit, in Ihrer Wunschregion.<br />
Von der Kieler Woche bis zu Rhein in Flammen,<br />
vom kleinen, feinen Jazzfestival bis<br />
zum Riesen-Open-Air, von Klassik oder<br />
Weltmusik über Theater, Oper und Kabarett,<br />
Galerien und Museen, Straßenfeste, Stadtfeste,<br />
Weinfeste bis zu den wunderbaren<br />
Mittelalter- oder Weihnachtsmärkten: Sie<br />
sind herzlich eingeladen. Und wissen schon<br />
vorher, worauf Sie sich freuen können.<br />
Ihr persönliches Reiseportal:<br />
so individuell wie Ihre Vorfreude<br />
Sie können alles auch auf Facebook übertragen,<br />
mit Freunden teilen, aktualisieren,<br />
erweitern ... Und wenn Sie es ausdrucken,<br />
haben Sie Ihren ganz persönlichen Reiseführer<br />
in der Tasche. Vielleicht ergänzt um<br />
die eine oder andere Broschüre, die Sie<br />
gleich mit downloaden können.<br />
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In Frankfurt das Hotel. In Hamburg der<br />
Musical-Besuch. In Berlin die Sightseeing-<br />
Tour. Und im Bayerischen Wald ein kleines<br />
Wellnessprogramm: Auf dem Deutschland-<br />
Reiseportal finden Sie eine riesige Auswahl<br />
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finden Sie hier alle Informationen zur<br />
An- und Weiterreise. Ob mit dem Auto, per<br />
Bahn, Schiff oder mit dem Flugzeug. Luxushotel,<br />
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Hier haben Sie die Wahl. Wie sind die<br />
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alles andere, was Sie interessieren könnte:<br />
JUN<br />
15<br />
JUN<br />
16<br />
JUN<br />
17<br />
11:00 Sightseeing am Potsdamer Platz. 13:00 Joggen und Radfahren im Grünen. 16:00 Ein Besuch im Pergamonmuseum.<br />
eine Stadt, ob Sie wissen möchten, wo was<br />
wann los ist oder wo was zu sehen ist: Die<br />
Deutschlandkarte zeigt es Ihnen. Wo gibt es<br />
die besten Wellnessangebote? Was tut sich<br />
kulturell? Was hat diese Stadt, was andere<br />
nicht haben? – Übersehen Sie nichts von<br />
dem, was Ihre Wunschregion bietet. Und<br />
schauen Sie einfach mal, was es dort gibt ...<br />
oder da ...<br />
Haben Sie etwas gefunden? – Kein Grund,<br />
Papier und Bleistift zu zücken: Merken Sie<br />
sich alles in Ihrem persönlichen Reiseplaner<br />
auf einen Klick. Hier eine interessante Ausstellung?<br />
Klick. Da einen schönen Wanderweg<br />
entdeckt? Klick. Wie in einem Einkaufswagen<br />
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Bahn. Mit dem voraussichtlichen Reisewetter.<br />
Als registrierter Benutzer können Sie Ihre<br />
Route(n) unter „Mein Reiseland Deutschland“<br />
jederzeit von jedem Rechner oder<br />
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Wetterinformationen, örtliche Touristenbüros,<br />
Deutschland in Zahlen und Fakten ...<br />
und vieles mehr.<br />
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5
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PORTAL DER INDUSTRIEKULTUR<br />
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DENKMALPFAD ZOLLVEREIN ®<br />
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AUSSTELLUNGEN<br />
KONZERTE<br />
SHOPS UND ATELIERS<br />
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Welterbe Zollverein<br />
Gelsenkirchener Straße 181<br />
DE-45309 Essen
INHALT<br />
Von A nach B so nah!<br />
Landeshauptstädte<br />
Berlin – Weltoffen 8<br />
Bremen – Stadtgespräch 14<br />
Bremen/Bremerhaven – Fernwehhafen 18<br />
Dresden – Wahrzeichen20<br />
Düsseldorf – Rheinschönheit26<br />
Düsseldorf/Neuss – Römerhafen30<br />
Düsseldorf/Ratingen –<br />
Kleine Schwester 31<br />
Erfurt – Ostwärts32<br />
Hamburg – Welthafen35<br />
Hannover – Herrenhaus40<br />
Kiel – Hafenträume44<br />
Magdeburg – Doppelgestirn46<br />
Mainz – Buntes Treiben 49<br />
München – Charmeoffensive52<br />
Potsdam – Preußenresidenz58<br />
Saarbrücken – Sympathiebonus61<br />
Schwerin – Wolkenspiegelung64<br />
Stuttgart – Kunstweltstadt 67<br />
Stuttgart/Sindelfingen –<br />
Schwabenpower71<br />
Wiesbaden – Anspruchsdenken 72<br />
Aachen – Europastadt 75<br />
Augsburg – Reich & schön 78<br />
Bielefeld – Kaufmannstalent 82<br />
Bonn – Zeitgeschichte 84<br />
Braunschweig – Löwenstark 88<br />
Chemnitz – Kontrastprogramm 90<br />
Darmstadt – Jugendstil 92<br />
Frankfurt – Höhenluft 94<br />
Frankfurt/Offenbach –<br />
Kreativzentrum 99<br />
Freiburg – Sonnenstadt 100<br />
Göttingen – Nobelpreiswürdig 103<br />
Heidelberg – Liebesaffäre 105<br />
Ingolstadt – Bürgerstolz 107<br />
Jena – Spitzenniveau 109<br />
Karlsruhe – Fächerstadt 111<br />
Kassel – Märchenstunden 113<br />
Koblenz – Rheinromantik 116<br />
Köln – Frohnatur118<br />
Krefeld – Modecenter123<br />
Leipzig – Heldenstadt 124<br />
Leverkusen – Selbstfindung 127<br />
Lübeck – Kaufmannsehre 128<br />
Ludwigshafen – Erfolgsformel 131<br />
Mannheim – Erfindergeist 132<br />
Mönchengladbach –<br />
Niederrheinmetropole135<br />
Münster – Fahrradtour 136<br />
Nürnberg – Christkindheimat 139<br />
Nürnberg/Erlangen –<br />
Barockideale142<br />
Nürnberg/Fürth –<br />
Geschichtssinn143<br />
Regensburg – Altstadtkönigin 144<br />
Rostock – Nordlicht 148<br />
Ruhrgebiet – Rollenwechsel 151<br />
Essen, Dortmund, Bochum,<br />
Duisburg, Oberhausen<br />
Trier – Antikenspiel 161<br />
Ulm – Himmelsstürmer 164<br />
Weimar – Geistesgeschichten 167<br />
Wolfsburg– Architekturmuseum 170<br />
Wuppertal – Bewegungstalent 172<br />
Würzburg – Barockpracht 174<br />
7
Berlin<br />
Welt offen<br />
Berlin – oder: Wie sich eine Metropole neu erfindet<br />
8 www.germany.travel<br />
Regierungsviertel
Potsdamer Platz<br />
Als Weltstadt in der Mitte des<br />
Kontinents, kreativ und pulsierend<br />
wie nie zuvor und Magnet für<br />
Millionen Besucher, als Metropole eines<br />
offenen, internationalen und gastfreundlichen<br />
Landes repräsentiert Berlin heute<br />
ein neues Deutschland, wie es die Welt<br />
so nicht kannte. Fröhlich, ausgelassen,<br />
manchmal ein bisschen frech, tolerant und<br />
von ent spannter Leichtigkeit. „Ganz Berlin<br />
ist eine Wolke“: Der alte Spruch stimmt<br />
wieder, und das ganz sicher mehr denn je.<br />
Kreativmetropole Europas:<br />
von klassisch bis ausgeflippt<br />
Regenten kamen und gingen, aber Berlin<br />
ist geblieben und erlebt heute, mehr als 20<br />
Jahre nach dem Mauerfall, eine neue, große<br />
Zeit. Kreativhauptstadt, Eldorado für Künst -<br />
ler aus aller Welt, Szenestadt, Modestadt,<br />
Designstadt, Musikstadt – und vieles mehr.<br />
Wenn auch an der Architektur, beispielsweise<br />
am Potsdamer Platz, einem kühnen,<br />
raumgreifenden Monument der Postmoderne,<br />
die Veränderung der Stadt am deutlichsten<br />
sichtbar wird, so sind es doch ihr<br />
kreati ves Klima, ihr schöpferischer Impetus,<br />
ihr rast- und ruheloser Gestaltungswille,<br />
die das neue Berlin vielleicht am besten<br />
charakterisieren. Kreativ war Berlin immer,<br />
ob zu Zeiten der Preußenkönige oder in<br />
den „goldenen 20er Jahren“; Theater, Tanz,<br />
Literatur, Kabarett, Musik, Malerei – jede<br />
Kunstform und Kunst in jeder Form prägten<br />
die Stadt über Jahrzehnte und Jahrhunderte.<br />
Eine kaum zu benennende Zahl eindrucksvoller<br />
Museen, viele davon im Ostteil der<br />
Stadt, unweit des Prachtboulevards Unter<br />
den Linden, zeugt von den glanzvollen<br />
Kunst- und Kulturepochen der Stadt. Doch<br />
heute ist es noch einmal anders; Kunst ist<br />
allgegenwärtig, geschaffen von über 20.000<br />
bildenden Künstlern, spürbar im öffentlichen<br />
Raum wie in den zahllosen Hinterhöfen<br />
trendiger Stadtteile wie Kreuzberg oder<br />
Prenzlauer Berg, sichtbar in durchgestylten<br />
Galerien ebenso wie an Hauswänden und in<br />
alternativen Kunstzentren. Doch ist Berlin<br />
auch abseits autonomer Kunstformen eines<br />
der spannendsten und vitalsten Kunstzentren<br />
der Welt: Meetings und Messen von Weltrang<br />
haben in Berlin ihren Platz und ihr Publikum.<br />
Was immer Sie vorhaben: In Berlin kommen<br />
Sie auf Ihre Kosten. Dies übrigens auch in dem<br />
Sinne, dass Berlin eine wirklich preiswerte<br />
Stadt geblieben ist, sozusagen eine ehrliche<br />
Stadt mit ehrlichen Preisen. Spätestens dann,<br />
wenn Sie an einem der unzähligen Imbissstände<br />
das Berliner Nationalgericht verdrücken,<br />
die berühmte Currywurst, werden Sie<br />
es selbst feststellen: Berlin und die Berliner<br />
sind echt, direkt, unkompliziert. Einfach zum<br />
Gernhaben – und Wiederkommen.<br />
Die andere Seite Berlins:<br />
Flüsse, Seen, Strände, Wälder<br />
Auch das ist Berlin: Ruhe, Erholung und<br />
Entspannung pur. Und das nicht nur in den<br />
Parks der inneren Bezirke wie dem Tiergarten<br />
„Was heißt Karriere zu machen anderes,<br />
als in Berlin zu leben?<br />
Und was heißt in Berlin zu leben anderes,<br />
als Karriere zu machen?“<br />
oder dem Charlottenburger Schlosspark.<br />
So lädt der größte Stadtwald Deutschlands<br />
auf 29.000 Hektar zu erholsamen Wanderungen<br />
ein. 360 Kilometer Uferpromenaden<br />
entlang der 13 Seen und fünf Flüsse auf<br />
dem Stadtgebiet lassen den Gast eintauchen<br />
in eine Welt abseits vom Trubel und dem<br />
lärmenden Geschehen der Metropole.<br />
Gerade die Seen und die sie umgebenden<br />
Auenlandschaften sind wunderschöne<br />
Naturparadiese – von der Krummen Lanke<br />
und dem Wannsee, einer riesigen Verbreiterung<br />
der Havel, bis zum größten der Berliner<br />
Seen, dem Müggelsee im Südosten der Stadt.<br />
9
Berlin<br />
Durchgang zur Geschichte:<br />
das Brandenburger Tor<br />
Kein Berliner Bauwerk ist in der ganzen Welt so bekannt wie das<br />
Brandenburger Tor, erbaut 1789-1791 nach einem Entwurf von<br />
C. G. Langhans am Pariser Platz mitten im Zentrum. Mit dem Bau<br />
der Berliner Mauer 1961 war das Brandenburger Tor für 28 Jahre<br />
unpassierbar geworden. Als Wahrzeichen und Symbol der Wiedervereinigung<br />
repräsentiert es heute beispielhaft Gegenwart und<br />
Geschichte der Stadt. Sechs dorische Säulen tragen das Bauwerk,<br />
dessen Durchgänge nur noch für Fußgänger offen sind. Die berühmte<br />
Quadriga, die die Siegesgöttin Victoria auf einer Kutsche mit<br />
vier vorgespannten Pferden darstellt, wurde 1794 aufgestellt.<br />
Die Eleganz der Macht:<br />
das Regierungsviertel<br />
Der Weg durch die Wilhelmstraße quer durch das alte und neue<br />
Regierungs- und Botschaftsviertel führt Richtung Brandenburger<br />
Tor und Reichstag. Eine gelungene Verbindung von Bestehendem<br />
und Neuem und repräsentative, aber nicht abweisende Eleganz<br />
kennzeichnen die Ministeriumsbauten und besonders das Bundeskanzleramt.<br />
Von hier fällt der Blick auf den Reichstag, eine der ganz<br />
großen Sehenswürdigkeiten Berlins. Vor allem die gläserne Kuppel,<br />
ein Werk des britischen Stararchitekten Norman Foster, entwickelte<br />
sich zu einem Magneten für Touristen aus aller Welt.<br />
Stelldichein der Stars:<br />
Berlinale-Filmfestspiele<br />
Das größte Kulturereignis der Stadt und eines der wichtigsten<br />
Events der internationalen Filmindustrie: Was für die USA die Oscar-<br />
Verleihung ist, ist für Deutschland die Berlinale. Stars und Sternchen,<br />
Kunst und Kommerz, Glanz und Glamour auf einem Fest der Superlative<br />
mit 270.000 Besuchern, 4.000 Journalisten und bis zu 400<br />
Filmen, meist Welt- oder Europapremieren. Ein Mammutereignis,<br />
aber auch ein Fest der Begegnung und Diskussionen. Internationales<br />
Kino, Independent, Arthouse, junges Kino, Neuentdeckungen des<br />
deutschen Kinos, „entfernte“ Filmländer, experimentelles Kino:<br />
die Berlinale ist alles – und mehr.<br />
Schatzkammer der Menschheit:<br />
die Museumsinsel<br />
Das UNESCO-Welterbe Museumsinsel im Herzen Berlins ist einer<br />
der größten Anziehungspunkte – für Touristen aus aller Welt und<br />
für die Berliner selbst. Kulturschätze von kaum zu übertreffendem<br />
Wert finden sich hier in einem der wichtigsten Museumskomplexe<br />
der Welt: Altes Museum, Neues Museum, Alte Nationalgalerie,<br />
Bode-Museum und Pergamonmuseum nehmen den Besucher mit<br />
auf eine faszinierende Kunst- und Kulturreise vom Zweistromland<br />
über Ägypten, Griechenland, Rom, Byzanz, die islamische Welt bis<br />
ins Mittelalter, die Neuzeit und die Romantik des 19. Jahrhunderts.<br />
10 www.germany.travel
Das Mauermuseum im Haus am<br />
Checkpoint Charlie<br />
Das schon 1962, kurz nach dem Bau der Mauer, eröffnete Museum<br />
am legendären Grenzübergang Checkpoint Charlie dokumentiert<br />
die Geschichte der deutschen Teilung und gehört zu den meistbesuchten<br />
Museen der Stadt. Als Symbol für die Auseinandersetzung<br />
zwischen den Weltmächten war der Checkpoint Charlie zum bekanntesten<br />
der innerstädtischen Kontrollpunkte geworden. Das<br />
Museum Haus am Checkpoint Charlie zeigt eine ständige Ausstellung<br />
zur Geschichte der Berliner Mauer und zu vielen verwandten<br />
Themen – von DDR-Staatssicherheit über Opposition und Widerstand<br />
bis zum Fall der Mauer am 9. November 1989.<br />
Das Denkmal für die<br />
ermordeten Juden Europas<br />
Dass namenlose Verbrechen in Berlin ihren Ursprung hatten,<br />
davon zeugt das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ am<br />
nördlichen Ende der Wilhelmstraße und in unmittelbarer Nähe des<br />
Brandenburger Tors. Auf knapp 19.000 m wurden nach dem Entwurf<br />
des New Yorker Architekten Peter Eisenman 2.711 Stelen installiert.<br />
Der unter dem wellenförmigen Stelenfeld gelegene „Ort der<br />
Information“ dokumentiert in einer Ausstellung Verfolgung und<br />
Ermordung der europäischen Juden. Ein Ort der Trauer, ein Ort<br />
der Versöhnung und vielleicht des Verzeihens, nicht aber<br />
des Vergessens.<br />
Berlin wie damals: die Hackeschen Höfe<br />
Die Hackeschen Höfe vermitteln in einem einzigartigen Umfeld<br />
Geschichte und Geschichten über die Lebensart von Berlin-Mitte.<br />
Sie bilden das größte geschlossene Hofareal Deutschlands und<br />
stehen seit 1977 unter Denkmalschutz. Mit diesem äußerst belieb<br />
ten Ensemble wurde ein echtes Stück Alt-Berlin wieder zum<br />
Leben erweckt. Auf dem Areal mit seiner einzigartigen, typisch<br />
berlinerischen Hinterhofatmosphäre residieren in bunter Mischung<br />
Kunstgalerien, Kinos, Theater und Varietés, Kneipen, Restaurants<br />
und Bars, nette kleine Geschäfte und Flagship Stores großer<br />
Konzerne.<br />
Hoch hinaus: der Berliner Fernsehturm<br />
Mit seinen 368 Metern ist der Berliner Fernsehturm das höchste<br />
Bauwerk Deutschlands. Er steht im historischen Zentrum Berlins<br />
direkt neben der mittelalterlichen Marienkirche nicht weit entfernt<br />
vom Roten Rathaus und unmittelbar westlich des Alexanderplatzes.<br />
Die Aussichtsplattformen auf über 200 Metern Höhe bieten einen<br />
grandiosen Rundblick über die Stadt. Der Turm wurde 1969 zu<br />
DDR-Zeiten eröffnet – wie man heute erzählt, waren die Architekten<br />
zu diesem Ereignis nicht eingeladen. Der Grund: Die damaligen<br />
Machthaber ärgerten sich über die kreuzförmige Reflexion in der<br />
Verkleidung – genannt „die Rache des Papstes“.<br />
11
Berlin<br />
The show must go on:<br />
Friedrichstadtpalast<br />
Keine andere Bühne in Deutschland hat sich dem Revuetheater<br />
in der Tradition der 1920er Jahre so verschrieben wie die des<br />
Friedrichstadtpalasts. Glanz und Glamour, aufwendige Revuen,<br />
ein betörendes Schauspiel aus Lichtern und Farben, Tanz und<br />
Akrobatik erwarten den Besucher – ebenso wie Showstars aus<br />
aller Welt, die sich an dieser kulturhistorischen Stätte die Klinke<br />
der Garderobentür in die Hand geben. Knapp 1.900 Besuchern<br />
bietet der Palast an der Friedrichstraße Platz, der auch bei unterschiedlich<br />
großen Medienereignissen gerne als Veranstaltungs -<br />
ort genutzt wird.<br />
Stille Einkehr am Lustgarten:<br />
der Berliner Dom<br />
Der Berliner Dom, erbaut auf dem nördlichen Teil der Spreeinsel, ist<br />
die größte Kirche Berlins und versteht sich als ein zentraler Ort der<br />
evangelischen Kirche in Deutschland. Weit über die Grenzen der Kirchengemeinde<br />
und der Stadt hinaus zieht er Jahr für Jahr viele Tausend<br />
Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland an. Der<br />
1894 bis 1905 nach Plänen von Julius Raschdorff in Anlehnung an die<br />
italienische Hochrenaissance und den Barock erbaute Dom gehört zu<br />
den bedeutendsten Kirchenbauten in Deutschland. Das Hauptportal<br />
ist über die kleine Parkanlage des Lustgartens zu erreichen.<br />
Mahnmal für den Frieden:<br />
die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche<br />
Am 1. September 1895 wurde die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche<br />
eingeweiht, ein neoromanischer Bau mit gotischen Elementen.<br />
Namhafte Künstler schufen seine großartigen Mosaiken, Reliefs und<br />
Skulpturen. Ein Bombenangriff zerstörte die Kirche im November 1943;<br />
ihre Turmruine wurde bald zum Mahnmal und schließlich zum Wahrzeichen<br />
des Westteils der Stadt. Im Dezember 1961 wurde die von<br />
Egon Eiermann entworfene neue Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche<br />
eingeweiht, weltbekannt ist sie wegen der blauen Glaswände und<br />
der unglaublichen Akustik im Inneren: Man steht im Zentrum der<br />
Millionenmetropole – und kann eine Stecknadel fallen hören.<br />
Gut und sehr teuer: das Quartier 206<br />
Hier treffen Sie auf Schritt und Tritt auf Mode, Kosmetik und<br />
Interieur-Design der Luxusklasse! Das Quartier beherbergt Shops<br />
von DKNY, Etro, Strenesse, Gabriele Strehle, Gucci, den Optiker B54<br />
und das Einrichtungshaus Out of Asia. Sehenswert ist die Architektur<br />
mit Glasprismen, mediterranem Atrium und venezianischen Mosaiken.<br />
Ein Konsumtempel der absoluten Extraklasse. Im Department<br />
Store 206 gibt es eine feine Auswahl der schönsten (und teuersten)<br />
Dinge der Welt, Kollektionen und Konfektionen, die zum Teil erstmalig<br />
auf dem deutschen Markt zu haben sind.<br />
12 www.germany.travel
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Zwei Jahrtausende<br />
deutsch-jüdische Geschichte<br />
Das Jüdische Museum Berlin ist ein Muss für jeden Berlin-Besucher.<br />
Die Dauerausstellung in der eindrucksvollen Architektur von Daniel<br />
Libeskind lädt zu einer Entdeckungsreise durch die deutsch-jüdische<br />
Geschichte ein. In 13 Epochenbildern vom Mittelalter bis zur Gegenwart<br />
erzählen Alltags- und Kunstobjekte, Fotos und Briefe, interaktive Elemente<br />
und Medienstationen von jüdischer Kultur in Deutschland und<br />
zeigen, wie eng jüdisches Leben mit der deutschen Geschichte verwoben<br />
ist. Wechselnde Sonderausstellungen ergänzen das Programm.<br />
www.jmberlin.de<br />
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Deutsches Historisches Museum<br />
Das Deutsche Historische Museum präsentiert sich heute in zwei<br />
Gebäuden: Im einzigartigen barocken Zeughaus Unter den Linden<br />
zeigt es seine Ständige Ausstellung „Deutsche Geschichte in Bildern<br />
und Zeugnissen“ mit mehr als 8.000 Objekten zur deutschen<br />
Geschichte im europäischen Kontext.<br />
In der modernen Ausstellungs halle des berühmten chinesischamerikanischen<br />
Architekten I. M. Pei sind auf vier Ausstellungsebenen<br />
die zahl rei chen wechselnden Sonderausstellungen zu bedeutenden<br />
Geschichtsereignissen zu sehen.<br />
www.dhm.de<br />
Im Lauf der Zeiten:<br />
der Jüdische Friedhof Weißensee<br />
Der Jüdische Friedhof Weißensee ist eine der beeindruckendsten jüdischen<br />
Begräbnisstätten in ganz Europa. Die Namen, die hier zu finden<br />
sind, erzählen in eindrucksvoller Weise die Blüte der jüdischen Gemeinde<br />
im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gleichzeitig aber auch<br />
von der Tragik ihres Untergangs. 1880 angelegt, ist er der flächenmäßig<br />
größte erhaltene jüdische Friedhof Europas mit 115.000 Grabstellen.<br />
Seit den 1970er Jahren steht er unter Denkmalschutz. Entlang der<br />
Hauptwege und an besonders angelegten Ehrenreihen finden sich<br />
mo- numentale Grabmäler verdienstvoller jüdischer Bürger; ein Gedenkstein<br />
erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung.<br />
Wassersportparadies im Grünen:<br />
der Wannsee<br />
Wenn die Sonne scheint, zieht es die Berliner an den Wannsee.<br />
Nicht nur, dass es hier herrliche Spazierwege abseits der Großstadt<br />
gibt, der Wannsee ist auch ein echtes Paradies für Wassersportler.<br />
Ein paar Minuten entfernt vom S-Bahnhof Wannsee, kann man hier<br />
baden, tauchen, paddeln, rudern, segeln – und sich einfach einen<br />
schönen Tag machen. Bei einem Törn über den See bieten die<br />
ausladenden Gartenanlagen der umliegenden Anwesen großartige<br />
Ansichten, und in den vielen kleinen Buchten gibt es Gelegenheit<br />
zum Pausemachen und Picknicken. Und in schattigen Gartenwirtschaften<br />
schmeckt die Berliner Weiße gleich noch mal so gut.<br />
13
Bremen<br />
Bremer Stadtmusikanten am Alten Rathaus<br />
Stadtmusikanten und vernagelte Altstadt: Bremen<br />
Stadt<br />
gespräch<br />
14 www.germany.travel
Eine moderne Stadt mitten im Leben<br />
mit großer maritimer Vergangenheit:<br />
Ihre Wurzeln haben die Stadt<br />
zu einem internationalen und weltoffenen<br />
Platz gemacht. Liberalität und Toleranz,<br />
über Jahrhunderte gewachsen, prägen das<br />
Miteinander der Menschen. Man spürt es<br />
auf Schritt und Tritt: Hier ist gut sein. Altes<br />
bewahren, Neues erproben – seit je ist<br />
dies das Bremer Erfolgsprinzip.<br />
Spürbare Geschichte und ein<br />
Esel, der Wünsche erfüllt<br />
Mehr als 1.200 Jahre zählt die Stadtgeschichte,<br />
und sie wird intensiv spürbar am groß -<br />
artigen Barock- und Renaissance-Ensemble<br />
des Marktplatzes mit dem Rathaus und der<br />
Roland-Statue, mit noblen Patrizierhäusern<br />
und dem „Schütting“, Bremens traditionsreicher<br />
Handelskammer.<br />
Für einen Rundgang zu den wichtigsten<br />
Sehenswürdigkeiten ist nicht mal ein<br />
Stadtplan nötig: 2.000 Nägel aus Messing<br />
und Stahl führen vom Lieb frauen-Kirchhof<br />
über den Marktplatz zur Böttcherstraße,<br />
einst Handwerkergasse, heute Kunst- und<br />
Kulturzentrum und ein Glanzlicht europäischer<br />
Kulturgeschichte. Und auch den<br />
Bremer Stadtmusikanten begegnet der<br />
Gast auf der „Nagelroute“.<br />
Das Märchen ist in aller Welt bekannt<br />
und seit den Brüdern Grimm so eng mit<br />
Bremen verbunden wie Rathaus und<br />
Roland. Übrigens bringt es Glück, den<br />
Esel an den Beinen zu berühren. Wenn<br />
man es richtig macht, hat man sogar einen<br />
Wunsch frei. Wichtig ist dabei, dass man<br />
mit beiden Händen die Beine des Esels<br />
leicht reibt. Nimmt man nur eine Hand,<br />
sagen die Bremer, dass sich zwei Esel<br />
„Guten Tag“ sagen!<br />
Große Genüsse am und<br />
auf dem Wasser<br />
Die Bremer verstehen zu genießen: Kaffee<br />
von Weltruf, feinste Schokolade, seltene<br />
Gewürze, verführerische Fischspezialitäten<br />
und nicht zuletzt internationale Spitzenbiere<br />
findet man in den mehr als 1.000 Kneipen<br />
und Cafés, Restaurants, Bistros und Bars.<br />
Und in wunderschönen Läden, die wie aus<br />
einer anderen Zeit zu sein scheinen.<br />
Mitten in Bremen und nur wenige Schritte<br />
vom Marktplatz und den Bremer Stadtmusikanten<br />
entfernt liegt die Schlachte, Bremens<br />
neu gestaltete Weserpromenade. Insbesondere<br />
bei schönem Wetter pulsiert hier das<br />
Leben, von den Terrassen und Gärten aus<br />
lässt sich der Blick aufs Wasser genießen.<br />
Zur Sommersaison stehen den Gästen an<br />
der Schlachte etwa 2.000 Sitzplätze in den<br />
Bier- und Sommergärten zur Verfügung –<br />
und das bis Mitternacht. Auf große oder<br />
kleine Fahrt geht es am Martinian leger an<br />
der Schlachte, beispielsweise zur Weserund<br />
Hafenrundfahrt. Und auch auf dem<br />
Wasser geht es in Bremen kulinarisch zu:<br />
An Bord der Schiffe vor der Schlachte<br />
erwartet die Besucher eine abwechslungsreiche<br />
Gastronomie zwischen Piraten -<br />
dinner und „Kohl und Pinkel“-Tour mit dem<br />
norddeutschen Nationalgericht, bestehend<br />
aus Grünkohl, Mettwürsten, Bauchspeck,<br />
Kassler und den Bremer Pinkel-Würsten.<br />
Auch weiter flussabwärts, im Stadtteil<br />
Vegesack, werden maritime Traditionen<br />
hingebungsvoll gepflegt. Mit hübschen<br />
Kapitänshäusern und dem Hafenquartier,<br />
mit maritimen Festen und dem Angebot<br />
an Charterfahrten auf Weser und Lesum<br />
bietet er eine abwechslungsreiche Erlebniswelt.<br />
Das Schulschiff „Deutschland“, das<br />
einzig erhalten gebliebene Vollschiff der<br />
deutschen Schifffahrtsgeschichte, liegt<br />
seit 1996 in Vegesack. Man kann es nicht<br />
nur besichtigen, sondern auch darauf<br />
übernachten: mehr Seefahreratmosphäre<br />
geht wohl kaum.<br />
Universum Science Center Bremen<br />
15
Bremen<br />
Weltkulturerbe mit Weinkeller:<br />
das Rathaus<br />
Das in den Jahren 1405 bis 1408 errichtete Bremer Rathaus mitten<br />
in der Altstadt ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik und<br />
der Weserrenaissance in Europa, ein bau- und kunstgeschichtliches<br />
Kleinod und repräsentativer Veranstaltungsort. Der prächtige Bau<br />
mit den schönen Festsälen wurde als einzigartiges Zeugnis für<br />
bürgerliche Autonomie und Souveränität im Heiligen Römischen<br />
Reich im Jahr 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Kein<br />
Weltkulturerbe, aber trotzdem sehenswert: der Bremer Ratskeller<br />
mit der größten Sammlung deutscher Weine.<br />
Moderne Kunst in alten Mauern:<br />
die Weserburg<br />
Inmitten der Weser liegt die Weserburg, Bremens Museum für<br />
moderne Kunst und UNESCO-Welterbestätte. In vier alten Speicherhäusern,<br />
in denen bis 1982 eine Kaffeerösterei residierte, ist das<br />
erste Sammlermuseum Europas untergebracht. Mit 6.000 m<br />
Ausstellungsfläche zählt es zu den größten Museen moderner<br />
Kunst in Deutschland und genießt seit der Gründung im Jahr 1991<br />
hohes internationales Ansehen. Hier im neuen Museum Weserburg<br />
kann man nicht nur die Werke der einflussreichsten Künstler<br />
der Gegenwart im Original sehen, sondern zugleich ein ungewöhn<br />
liches Museumskonzept erleben.<br />
Neues Leben im alten Quartier:<br />
die Überseestadt<br />
Seit zehn Jahren entwickelt sich die Überseestadt Bremen – eines<br />
der größten städtebaulichen Projekte Europas – rasant zu einem<br />
neuen, lebendigen Stadtteil. Die verlängerte Uferpromenade<br />
Schlachte führt auf einem entspannten Spaziergang entlang der<br />
Weser über das Stephaniviertel bis ins Hansequartier der Überseestadt.<br />
Traditionelle Hafenwirtschaft und Industrie bleiben weiterhin<br />
bestehen und sorgen für das unverwechselbare Flair des<br />
Viertels. Am Europahafen finden immer wieder Festivals unter<br />
freiem Himmel und rund um den sanierten Speicher XI am Holzund<br />
Fabrikhafen regelmäßige Märkte statt.<br />
Häuser wie am Schnürchen:<br />
das Schnoorviertel<br />
Kleine, schmale Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert<br />
mit schmalen, winkligen Gassen zwischen den Gebäudereihen:<br />
Der Name des Viertels geht darauf zurück, dass sich die Häuser<br />
aneinanderreihen wie die Perlen an einer Schnur, plattdeutsch<br />
„Schnoor“. Eine andere Interpretation besagt, dass in diesem Teil des<br />
alten Fischerquartiers die Taumacher wohnten. Im Schnoor schlendern<br />
Besucher in unmittelbarer Nähe der Weser zwischen Goldschmiede-<br />
und Kunsthandwerk, ruhen sich in einem der zahlreichen<br />
Cafés oder Restaurants aus oder stöbern in den vielen kleinen<br />
Geschäften.<br />
16 www.germany.travel
Bremen historisch<br />
Erleben Sie das UNESCO-Welterbe in der Hansestadt<br />
Das Bremer Rathaus zählt zusammen mit dem Roland auf dem Marktplatz zum UNESCO-Welterbe.<br />
Entdecken Sie das prächtige Bauwerk und die symbolträchtige „Freiheitsstatue“ ebenso wie die<br />
weiteren Glanzpunkte der Hansestadt an der Weser, das Altstadtviertel Schnoor, die lebendige Weserpromenade<br />
Schlachte und die märchenhaften Stadtmusikanten.<br />
www.bremen-tourismus.de<br />
Pauschalreise<br />
„Welterbe Bremen”<br />
2 Übernachtungen mit Frühstück<br />
1 Rathaus-Führung<br />
1 Bremer Schlemmerteller<br />
1 Eintritt in das Focke-Museum<br />
1 ErlebnisCard Bremen<br />
und weitere Leistungen<br />
ab12 8,-<br />
schon €<br />
Preis pro Person im Doppelzimmer<br />
Buchen Sie hier Ihr Bremen-Erlebnis:<br />
(0,14 €/Min. Festnetz, ggf. andere Preise Mobilfunk)<br />
oder 04 21 / 30 800 10<br />
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BTZ<br />
BREMER TOURISTIK-ZENTRALE<br />
Gesellschaft für Marketing und Service mbH
Bremerhaven<br />
Fernwehhafen<br />
Meereswelten und Klabautermann<br />
Die Stadt und die Seefahrt: Sie bil -<br />
den in Bremerhaven eine<br />
untrennbare Einheit. Erst die<br />
aufstrebende Segelschifffahrt nach Übersee<br />
im frühen<br />
19. Jahrhundert führte zur Stadtgründung<br />
im Jahre 1827, und heute bewahrt Bremerhaven<br />
als Werftstandort, Überseehafen und<br />
Sitz wichtiger Museen, Forschungsinstitute<br />
und Kultureinrichtungen einen guten Teil<br />
des maritimen Gesamterbes Deutschlands.<br />
Von Bremerhaven in die neue Welt<br />
Die Hansestadt Bremen, 60 Kilometer<br />
flussaufwärts gelegen, suchte einst einen<br />
Hafen direkt am Meer und kaufte dem<br />
Königreich Hannover ein Stück Land ab,<br />
wo ein künstliches Hafenbecken, der Alte<br />
Hafen, angelegt wurde. Seither wurden<br />
die Hafenanlagen immer wieder erweitert,<br />
die junge Stadt entwickelte sich zu einem<br />
bedeutenden Übersee- und Fischereihafen.<br />
An der Spitze stand jedoch der Liniendienst<br />
nach New York, der vom renommierten<br />
Norddeutschen Lloyd aus Bremen mit<br />
großen Passagierlinern von Bremerhaven<br />
aus betrieben wurde. Millionen Auswanderer,<br />
die sich in den USA oder Südamerika ein<br />
besseres Leben erhofften, nahmen vom<br />
alten Kontinent in Bremerhaven Abschied.<br />
Wobei der letzte Blick zurück vielleicht dem<br />
Leuchtturm Brinkamahof galt, der damals<br />
noch außerhalb der Stadt stand. 1980 hat<br />
man ihn um sechs Kilometer versetzt, direkt<br />
an den Fischereihafen, wo er heute ein<br />
neues Wahrzeichen der Stadt ist – und<br />
zugleich Bremerhavens kleinste Kneipe.<br />
Über Leuchttürme und viele andere<br />
Facetten maritimen Lebens berichtet das<br />
großartige Historische Museum Bremerhavens.<br />
An der schönsten Ecke der Seestadt,<br />
fast mitten in der City und doch eingebet -<br />
tet in Ruhe und Natur gelegen, besticht es<br />
durch seine kühne, visionäre Architektur<br />
und verfolgt ein modernes, aktives Konzept.<br />
Hier werden Geschichte, Gegenwart und<br />
Zukunft der ganzen Region in vielseitigen<br />
und lebensnahen Darstellungen präsentiert.<br />
Das Museum öffnete schon 1906 seine<br />
Pforten, feierte 2006 sein 100-jähriges<br />
Jubiläum als Stadtmuseum und ist heute<br />
wie damals immer einen Besuch wert.<br />
Vom guten Geist auf alten Schiffen<br />
Auch der Klabautermann ist in Bremerhaven<br />
zu Hause: Nicht weit vom Deutschen<br />
Schiffahrtsmuseum steht ein Brunnen mit<br />
einem zwergenhaften Männchen, eben<br />
dem Klabautermann. Dem Volksglauben<br />
nach ist er ein Kobold, der auf Holzschiffen<br />
wohnt, kaum zwei Fuß hoch, der Geist eines<br />
verstorbenen Menschen, dessen Seele einst<br />
einen Baum zum Wohnsitz genommen<br />
hatte. Wird dieser Baum für den Mastbaum<br />
eines Schiffes ausgewählt, so entsteht<br />
aus dem Geist der Klabautermann, der als<br />
wenn auch manchmal schlecht gelaunter<br />
Beschützer des Schiffes und der Besatzung<br />
gilt. Eine schöne Sage – und eine, die wohl<br />
nur in einer so dem Meer zugewandten<br />
Stadt wie Bremerhaven entstehen konnte.<br />
Hafenpanorama<br />
18 www.germany.travel
Tschüss, alte Welt:<br />
das Deutsche Auswandererhaus<br />
Im Deutschen Auswandererhaus, ausgezeichnet als Europäisches<br />
Museum des Jahres 2007, folgen die Besucher den Spuren der mehr<br />
als sieben Millionen Menschen, die über Bremerhaven nach Übersee<br />
auswanderten. Rauminszenierungen, Klanginstallationen und modernste<br />
Museumstechnik nehmen mit auf eine spannende Zeitreise<br />
durch die Migrationsgeschichte. Jeder Besucher erhält eine ausgewählte<br />
Auswandererbiografie, die ihn auf dem historischen Rundgang<br />
begleitet: vom Abschied von der Heimat, den Bedingungen der<br />
Überfahrt bis zum Neuanfang in den USA, Argentinien oder Brasilien.<br />
Hier wird’s einem heiß und kalt:<br />
das Klimahaus<br />
Das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost ist eine faszinierende, wissenschaftlich<br />
fundierte Lern- und Erlebniswelt, die Menschen jeden<br />
Alters in den Facettenreichtum des Themas Klima eintauchen lässt.<br />
Den Besucher erwarten beeindruckende Raumerlebnisse: Klimazonen<br />
der Erde, Multimedia-Installationen, interaktive Exponate,<br />
Aquarien und vieles mehr. Drei voneinander getrennte Bereiche<br />
machen das Thema Klima mit allen Sinnen erlebbar, lassen trockene<br />
Kälte, schwüle Feuchte und brennende Hitze fühlen und vermitteln,<br />
wie die Menschen es geschafft haben, sich auch den schwierigsten<br />
Klimabedingungen erfolgreich anzupassen.<br />
Hafenkultur neu erlebt:<br />
Havenwelten Bremerhaven<br />
Die Seestadt schlägt ein neues Kapitel ihrer Geschichte auf:<br />
In der City am Weserdeich, rund um den Bereich des Alten und<br />
Neuen Hafens, laden die „Havenwelten Bremerhaven“ zu einer<br />
maritimen Entdeckungsreise der besonderen Art ein. Bremerhavens<br />
neue Mitte mit den einzigartigen Attraktionen wie Klimahaus<br />
und Deutsches Auswandererhaus, dazu dem Zoo am Meer, dem<br />
U-Boot „Wilhelm Bauer“ als Exponat des Deutschen Schiffahrtsmuseums,<br />
mit Hotels und erstklassiger Gastronomie. Seit Juni 2009<br />
ist das Megaprojekt mit allen Einrichtungen fertig – eine absolute<br />
Attraktion für bis zu eine Million zusätzlicher Besucher jährlich.<br />
Schiffsmuseen und Museumsschiffe<br />
Direkt zwischen Fußgängerzone und Deutschem Schiffahrtsmuseum<br />
(DSM) sind zahlreiche Museumsschiffe im historischen<br />
Hafenteil Bremerhavens zu bestaunen. Das parkähnliche Gelände<br />
mit maritimen Großobjekten an Land und zehn Oldtimern der<br />
Museumsflotte bildet in Verbindung mit den Schausammlungen<br />
des DSM und der historischen maritimen Umgebung ein einzigar<br />
tiges Ensemble deutscher Schifffahrtsgeschichte. Ein Glanzstück<br />
ist der weltweit letzte hölzerne Handelsgroßsegler, die<br />
Bark „Seute Deern“.<br />
19
Dresden<br />
Das Wunder an der Elbe<br />
Wahr<br />
zeichen<br />
Ganz gerecht ging es wohl nicht zu,<br />
als die Kunstschätze des Landes<br />
auf die deutschen <strong>Städte</strong> verteilt<br />
wurden. Denn so vieles davon hat sich über<br />
die Jahrhunderte in Dresden angesammelt,<br />
dass der Besucher nur staunen kann ob der<br />
Pracht und Fülle bedeutender Kulturgüter.<br />
Und weil die Dresdner auch dafür gesorgt<br />
haben, dass das alles in eine wunderschöne<br />
Flusslandschaft eingebettet ist, gesellt<br />
sich zum Staunen ganz schnell die pure<br />
Begeisterung.<br />
Gesamtkunstwerk aus<br />
Architektur und Landschaft<br />
Dresden, Hauptstadt des Freistaates<br />
Sachsen, verzaubert seine Besucher seit<br />
je mit einer faszinierenden Mischung aus<br />
Tradition und Moderne. Bei einem Spaziergang<br />
durch die traumhaft schöne Innenstadt<br />
mit der Residenz der sächsischen<br />
Kurfürsten und Könige als Mittelpunkt<br />
offenbart sich der einzigartige Charme<br />
Dresdens, das aus gutem Grunde auch<br />
Elbflorenz genannt wird.<br />
Am linken Ufer, im Scheitel eines anmutigen<br />
Flussbogens, liegt das Zentrum Dresdens,<br />
geprägt von wunderbaren Bauwerken aus<br />
Renaissance, Barock und Klassizismus. Ein<br />
Blick vom jenseitigen Ufer oder von einer<br />
der Elbbrücken beweist: Hier präsentiert<br />
sich eine Kulturstadt von Weltrang.<br />
Und trotz der schweren Zerstörungen<br />
im Zweiten Weltkrieg hat die Altstadt<br />
ihre schönsten Ensembles bewahrt oder<br />
wiedergewonnen. Frauenkirche, Zwinger,<br />
Semperoper, die Elbschlösser oder die<br />
Hellerauer Gartenstadt – Dresden begeistert,<br />
wohin man schaut. Im Dialog mit<br />
diesem großartigen Erbe setzt auch die<br />
Gegenwart spannende Akzente, so mit<br />
der Neuen Synagoge, dem UFA-Kristallpalast<br />
oder dem Hauptbahnhof, dessen<br />
historische Eisenkonstruktion Stararchitekt<br />
Sir Norman Foster mit einer lichtdurchlässigen<br />
Teflon-Membran überspannen<br />
ließ. Peter Kulka entwarf das transparente<br />
Dach für den kleinen Hof des Residenzschlosses,<br />
und Daniel Libeskind lieferte<br />
den Entwurf für die Erweiterung und<br />
Umgestaltung des Militärhistorischen<br />
Museums.<br />
Augenweide und Ohrenschmaus:<br />
Museen und Orchester von Weltruf<br />
Kurfürst August der Starke und seine Nachfolger<br />
haben mit Kunstsinn und Leidenschaft<br />
einzigartige Museen wie das Grüne<br />
Gewölbe, die „Türckische Cammer“ oder<br />
die Gemäldegalerie Alte Meister geschaf -<br />
fen – diese allein schon weltbekannt durch<br />
Raffaels Sixtinische Madonna. Insgesamt<br />
44 Museen, 56 Galerien und 36 Bühnen<br />
schaffen sinnliches Vergnügen und intellektuellen<br />
Genuss für jeden Anspruch. Ganz<br />
neu jetzt auch im wiedereröffneten Albertinum,<br />
das die Galerie Neue Meister und<br />
die Skulpturensammlung beherbergt.<br />
Weltruf – und das seit annähernd 700<br />
Jahren – genießt natürlich auch die Musikstadt<br />
Dresden. Semperoper, Staats kapelle,<br />
Philharmonie und Kreuzchor begeistern<br />
mit ihren Orchestern; attraktive Festivals,<br />
aufregende Theater- und Tanzproduktionen<br />
und Topevents sind das ganze Jahr über<br />
ausgezeichnete Anlässe, die Stadt zu<br />
besuchen.<br />
Die andere Seite Dresdens<br />
entdecken: Natur und Genuss<br />
Picknick im Grünen mit Blick auf Schloss<br />
und Kathedrale, historische Dampfschiffe<br />
mit Dixieland-Musik, Schlösser, die über<br />
der Stadt thronen, Biergärten inmitten<br />
duftender Wiesen – Dresden entfaltet auch<br />
abseits großer Kunst ungeahnte Qualitäten.<br />
Ungehindert und wiesengesäumt fließt<br />
die Elbe auf 23 Kilometern durch die Stadt.<br />
Direkt durch die Wiesen führt der Elberadweg,<br />
und in nur einer Stunde radelt man<br />
ganz entspannt von der Altstadt zum<br />
Schloss Pillnitz – vorbei an Weinbergen<br />
und hübschen alten Dörfern. Außerdem<br />
bildet die Flusslandschaft auch die erlesene<br />
Kulisse für viele Open-Air-Events wie die<br />
Filmnächte am Elbufer, das Elbhangfest<br />
und Konzerte in den romantischen Parkanlagen<br />
der Elbschlösser.<br />
20 www.germany.travel
Akademie der Künste<br />
Plastik der Völkerfreundschaft<br />
21
Dresden<br />
Der Petersdom des Protestantismus:<br />
die Frauenkirche<br />
Die wiederaufgebaute Frauenkirche gilt als monumentaler Höhepunkt<br />
des protestantischen Kirchenbaus und als ein Meisterwerk<br />
des europäischen Barock. Über 250 Jahre symbolisierte das Meisterwerk<br />
von Ratszimmermeister George Bähr Wohlstand und Glauben<br />
der Dresdner Bürger. Von 1726 bis 1743 erbaut, war die zerstörte<br />
Frauenkirche nach 1945 ein Mahnmal gegen den Krieg, heute ist sie<br />
ein Symbol der Versöhnung. Der weltweiten Aufmerksamkeit gewiss,<br />
wurde sie im Jahr 2005 festlich wiedergeweiht, heute laden glanzvolle<br />
Konzerte, besinnliche Gottesdienste und freie Besichtigungen<br />
dazu ein, am großartigen Erlebnis der Frauenkirche teilzuhaben.<br />
Deutschlands schrägstes Kino:<br />
UFA-„Kristall“-Palast<br />
Der Entwurf für den eigenwilligen Kinobau stammt von dem<br />
Wiener Architektenteam Himmelb(l)au aus den Jahren 1997/98.<br />
Der himmelstrebende Glaskörper steht als Beispiel des Dekonstruktivismus<br />
in starkem Kontrast zu den umliegenden Plattenbauten<br />
aus DDR-Zeiten. Die Außenfassade bildet in sich einen Gegensatz<br />
zwischen Beton-, Stahl- und Glasarchitektur. Durch den gläsernen<br />
Teil der Außenumkleidung, der von einem sichtbaren Stahl skelett<br />
gehalten wird, entsteht eine kristalline Struktur, die für das<br />
Gebäude namensgebend ist.<br />
Prunkbau und Klangwunder:<br />
die Semperoper<br />
Die Semperoper, von Gottfried Semper 1838-1841 erbaut, ist das<br />
Opernhaus der Staatsoper Dresden, die als Hof- und Staatsoper<br />
Sachsens eine lange Tradition hat. Klangkörper der Oper ist die<br />
traditionsreiche Sächsische Staatskapelle Dresden. Feinsinnige<br />
Architektur und besondere Akustik machen den Musentempel zu<br />
einem der Höhepunkte der Theaterarchitektur des 19. Jahrhunderts<br />
und zu einem der schönsten Opernhäuser der Welt. Der im Stil der<br />
italienischen Hochrenaissance errichtete Prunkbau verfügt über<br />
eine eindrucksvolle Innengestaltung; Wände, Säle und Flure sind<br />
reich verziert mit Gemälden und kunstvoller Ornamentik.<br />
Kunst in der Gartenstadt:<br />
das Festspielhaus Hellerau<br />
Das Festspielhaus Hellerau in der ersten deutschen Gartenstadt wurde<br />
1911 nach Entwürfen des Architekten Heinrich Tessenow erbaut. Hier,<br />
wo der Bauhausstil seine Wurzeln hat, lebt der legendäre Mythos<br />
Hellerau wieder auf, wie einst trifft man hier auf einen faszinierenden<br />
Kunstort vor den Toren Dresdens, an dem künstlerische Visionen<br />
und Experimente umgesetzt werden. Seit 2004 beherbergt das Festspielhaus<br />
das Europäische Zentrum der Künste Hellerau, das sich als<br />
interdisziplinär arbeitende Kunsteinrichtung mit Schwerpunkt auf<br />
der europäischen Avantgarde versteht. Das Programm umfasst Theater,<br />
Tanz, Medienkunst, Bildende Kunst, Performance und Musik.<br />
22 www.germany.travel
Ingenieurskunst im Bürgerviertel:<br />
das Blaue Wunder<br />
Wegen ihrer landschaftlichen Schönheit und des herrlichen Ausblicks<br />
weit ins Elbtal gehören die Loschwitzer Elbhänge von jeher<br />
zu einer der bevorzugten Wohnlagen der Stadt. Als technisches<br />
Wunderwerk galt seinerzeit die 1891 bis 1893 errichtete Stahlfachwerkkonstruktion<br />
zwischen Loschwitz und Blasewitz, die ihrem hellblauen<br />
Anstrich den Namen Blaues Wunder verdankt, offiziell aber<br />
Loschwitzer Brücke heißt. Seit Jahren diskutieren Fachleute über<br />
die Zukunft des Bauwerks, und momentan geht man zumindest<br />
von einer Nutzung bis 2030 aus. Vom Körnerplatz aus starten zwei<br />
Bergbahnen in die näheren und weiteren Höhen der Elbhänge.<br />
Goldene Zeiten im Grünen Gewölbe<br />
Das Grüne Gewölbe, die ehemalige Schatzkammer des wettinischsächsischen<br />
Herrschergeschlechts, umfasst ca. 2.000 m Ausstellungsfläche,<br />
es zieht mit seinen Meisterwerken der Juwelier- und<br />
Goldschmiedekunst jährlich viele Tausende in seinen Bann. Allerdings<br />
erfordert der Besuch des Grünen Gewölbes etwas Planung,<br />
denn pro Stunde können nur 100 Besucher in den Genuss dieser<br />
atemberaubenden Zeitreise kommen. Der Einlass in das Grüne<br />
Gewölbe ist nur mit einem „Zeitticket“ möglich, und das bedeutet,<br />
dass Tickets nur für ein vorher festgelegtes Zeitfenster ausgegeben<br />
werden. So kann jeder in aller Ruhe und ohne großen Menschenandrang<br />
die Schätze des Museums bewundern.<br />
Zu Hause beim Kurfürsten:<br />
der Dresdner Zwinger<br />
Dieses Gesamtkunstwerk zählt zu den bedeutendsten Bauten des<br />
Spätbarock in Europa. Das Kronentor der vergoldeten Haube ist zu<br />
einem der Dresdner Wahrzeichen geworden. Der Zwinger diente<br />
als Stätte höfischer Festivitäten, seine Gebäude beherbergten schon<br />
damals die kurfürstlichen Kunstsammlungen, die Bibliothek, die Gemäldegalerie<br />
Alte Meister, die Rüstkammer, die Porzellansammlung,<br />
das Tierkundemuseum und den Mathematisch-Physikalischen Salon.<br />
Mit anmutigen Wasserspielen und seiner traumhaften Kulisse lädt<br />
der Hof zum Verweilen ein, im Sommer wird er zur Bühne für<br />
Open-Air-Veranstaltungen.<br />
Blauer Dunst und Orient:<br />
die Yenidze<br />
Mit Yenidze wird die ehemalige Zigarettenfabrik Dresdens bezeichnet.<br />
Ihren Namen hat sie von einem Zentrum der Tabakverarbeitung<br />
im damaligen Osmanischen Reich das heute Genissea heißt. 1909<br />
gestaltete der Architekt Martin Hammitzsch das Gebäude im Stil<br />
einer Moschee, mit gläserner Kuppel und dem Schornstein als Minarett.<br />
Die farbige Glaskuppel wurde 1966, als die Yenidze als Lager- und<br />
Verwaltungsgebäude des Dresdner Tabakkontors diente, in dezenten<br />
Farbentönen neu verglast. 1996 wurde sie nach originalgetreuer<br />
Restauration als Bürohaus wiedereröffnet, mit einem öffentlichen<br />
Restaurant in der Kuppel.<br />
23
Dresden<br />
Dieser guten Dinge sind drei:<br />
die Elbschlösser<br />
Schloss Albrechtsberg, das Lingnerschloss und Schloss Eckberg,<br />
auch die drei Elbschlösser genannt, liegen etwa drei Kilometer östlich<br />
vom Stadtzentrum entfernt am Elbhang in der Radeberger Vorstadt.<br />
Von der gegenüberliegenden Elbseite aus bieten sie einen beeindruckenden<br />
Anblick. Alle drei Anwesen entstanden zwischen 1850 und<br />
1861 auf dem Gelände eines früheren Weinbergs und sind eingebettet<br />
in ausgedehnte Parkanlagen im englischen Stil. Tagsüber sind sie<br />
über mehrere Tore entlang der Bautzener Landstraße und durch ein<br />
Tor am Elberadweg frei zugänglich.<br />
Alternativrepublik: das Barock- und<br />
Szeneviertel Neustadt<br />
Der Stadtteil Neustadt mit seinem multikulturellem Flair ist Dresdens<br />
lebendigstes Viertel. Viele Dresdner Künstler, Musiker, Balkonbegrüner,<br />
Weltverbesserer und Studenten sind hier zu Hause. Im<br />
romantischen Labyrinth dieses Szenequartiers, in quirligen Gassen<br />
und kleinen Hinterhöfen, haben über 150 Kneipen aller Art, Kleinkunstbühnen,<br />
Galerien, Ateliers, Musikclubs und flippige Trendläden<br />
Platz. Die „Bunte Republik Neustadt“, ein traditionelles Kunst- und<br />
Kulturfest, zählt zu den bekanntesten Stadtteilfesten in ganz<br />
Deutschland.<br />
Wie man heute Autos baut:<br />
die Gläserne Manufaktur<br />
Die Gläserne Manufaktur, entworfen vom Münchner Architekturbüro<br />
Gunther Henn, steht für eine neue Ära in der Automobilherstellung,<br />
ein zukunftsstrahlendes Vorzeigewerk – glatt, sauber, gläsern,<br />
durchsichtig. Das repräsentative Prestigeobjekt des Freistaats Sachsen<br />
und des VW-Konzerns folgte der Strategie, ein futuristisches<br />
Ambiente in einem wohlgestalteten Landschaftsgarten mit dem<br />
Mythos der berühmten Barockstadt zu verbinden. Umweltschonend<br />
werden – mit Ausnahme der Karosserien – alle Bauteile mit der<br />
CarGoTram genannten Straßenbahn vom VW-Logistikzentrum am<br />
Bahnhof Dresden-Friedrichstadt zur Fabrik gebracht.<br />
Architektur und Einkaufserlebnis:<br />
die Neustädter Markthalle<br />
Lichtdurchflutet, mit schmiedeeisernen Geländern, verzierten<br />
Eisentreppen und stimmungsvollen Gründerzeitlaternen, versetzt<br />
die Neustädter Markthalle Besucher in das Marktgeschehen um<br />
das Jahr 1900. Seit der Rekonstruktion im Jahre 1999 erstrahlt sie<br />
wieder in altem Glanz und bietet auf vier Etagen eine faszinierende<br />
Mischung aus traditioneller Architektur und modernem Einkaufserlebnis.<br />
Nicht nur wegen der besonderen Gewölbe gilt das Gebäude<br />
als schönste Markthalle Deutschlands und architektonische Rarität,<br />
in der Funktion und Faszination in vorbildlicher Art und Weise<br />
erhalten geblieben sind.<br />
24 www.germany.travel
DRESDEN<br />
Dem Schönen begegnen.<br />
Highlights 2011<br />
Dresdner Musikfestspiele,<br />
Intendanz: Jan Vogler<br />
18. Mai bis 5. Juni 2011<br />
175 Jahre Sächsische Dampfschifffahrt<br />
Feste vom 1. Mai bis 21. August 2011<br />
Zwingerfestspiele Dresden,<br />
Regie: Dieter Wedel<br />
5. bis 21. August 2011<br />
Foto Dresden: Sylvio Dittrich • Foto Geigerin: Fotolia ©Coka<br />
www.dresden.de/highlights · Info & Buchung: +49 (3 51) 50 16 01 50
Düsseldorf<br />
Zwischen Mondäne und Altbierkneipe: Düsseldorf<br />
Rhein<br />
schönheit<br />
Streng genommen liegt Düsseldorf,<br />
die Hauptstadt Nordrhein-Westfalens,<br />
nicht, wie jeder meint, am Rhein,<br />
sondern am kleinen Flüsschen Düssel. Und<br />
wer sich in den ursprünglichen Altstadtkern<br />
begibt, zwischen Lambertus-Basilika und<br />
Schlossturm, entdeckt sie auch, die<br />
Düssel, etwas versteckt zwischen Liefergasse<br />
und Burgplatz. Damals, zu Zeiten<br />
der Stadtgründung, war nicht daran zu<br />
denken, dass hier eine Wirtschafts-, Modeund<br />
Kulturmetropole von internationaler<br />
Bedeutung entsteht – aber die liegt<br />
wirklich am Rhein.<br />
Abends an der Theke,<br />
tagsüber im Museum<br />
Doch beliebt ist die Altstadt mit ihren hübschen<br />
Gassen bis heute – und bei Nachtschwärmern<br />
bekannt als längste Theke der<br />
Welt. Aber auch Kulturinteressierte fühlen<br />
26 www.germany.travel
Medienhafen<br />
sich hier zu Hause: Veranstaltungen wie<br />
der Altstadtherbst ziehen Zehntausende<br />
Gäste an; außerdem beherbergt die Altstadt<br />
zahlreiche Museen, Galerien und bedeutende<br />
Sehenswürdigkeiten, darunter viele<br />
schöne alte Kirchen, die sich am besten bei<br />
einem Rundgang erkunden lassen. Überhaupt<br />
Kultur: Die zahlreichen Museen<br />
und die renommierte Düsseldorfer Kunstakademie<br />
tragen viel zum guten Ruf der<br />
Kulturstadt bei. Zudem rückt alle vier Jahre<br />
die Quadriennale mit ihrem hochkarätigen<br />
Ausstellungsprogramm Düsseldorf in den<br />
Fokus der internationalen Kunstwelt.<br />
Düsseldorfer Prominenz:<br />
Heinrich Heine und die Toten Hosen<br />
Für Literaturfreunde haben die Düsseldorfer<br />
gleich zwei große Namen parat: Heinrich<br />
Heine und Johann Wolfgang von Goethe.<br />
Das Heinrich-Heine-Institut widmet sich<br />
Leben und Werk des Dichters und erinnert<br />
in einer Nachlassbibliothek und zahlreichen<br />
Ausstellungen an den großen Sohn<br />
der Stadt. Der Geist seiner Zeit wird im<br />
Goethe-Museum lebendig, wo zahlreiche<br />
Exponate an dieses Genie erinnern. Genial<br />
waren auch Robert Schumann, Felix<br />
Mendelssohn Bartholdy und Johannes<br />
Brahms, die in Düsseldorf komponierten<br />
und dirigierten – und so Düsseldorfs Ruf<br />
als Musikstadt prägten. Heute findet das<br />
klassische Musikleben vor allem in der<br />
Tonhalle, dem Robert-Schumann-Saal und<br />
dem Kammermusiksaal des Palais Wittgenstein<br />
statt. Auch Anhänger anderer Epo -<br />
chen und Stilrichtungen kommen in der<br />
Rheinmetropole auf ihre Kosten. Zum<br />
Beispiel die Fans der „Toten Hosen“. Keine<br />
Vertreter der Klassik, aber heute schon<br />
absolute Klassiker.<br />
Fast alle berühmten Kunsthäuser Düsseldorfs<br />
liegen übrigens auf einer Achse, die<br />
sich vom Kulturzentrum Ehrenhof bis zum<br />
Ständehaus erstreckt. Gebäude wie der<br />
expressionistische Ehrenhof, das Kunstmuseum<br />
K20 oder eben das Ständehaus mit<br />
seinem gläsernen Kuppelraum sind entlang<br />
dieser Achse schon von außen sehenswerte<br />
Meisterwerke.<br />
Einladende Parkanlagen und einer<br />
der schönsten Plätze Deutschlands<br />
Wer nun von Kunst und Kultur etwas<br />
ermüdet sein sollte, findet Entspannung<br />
in den wunderbaren Parkanlagen. Zum<br />
Beispiel im Hofgarten, inmitten von<br />
Bäumen, Weihern und romantischen<br />
Springbrunnen. Oder im Lantzʼschen Park,<br />
gestaltet als englischer Garten rund um<br />
ein klassizistisches Herrenhaus. Der Nordpark<br />
schließlich ist die vielleicht schönste<br />
Parkanlage der Stadt: Weite Blumenfelder,<br />
Denkmäler, Wasserspiele, der Japanische<br />
Garten, Spiel- und Liegewiesen und der<br />
Aquazoo schaffen schöne Verbindungen<br />
zwischen Natur und Freizeitspaß. Die ultimative<br />
Art der Entspannung aber – das ist<br />
auf dem Burgplatz bei einem Altbier sitzen<br />
und auf den Rhein schauen. Die Anlage rund<br />
um den Schlossturm wurde zu einem der<br />
schönsten Plätze Deutschlands gekürt.<br />
Ganz zu Recht, wie man sofort sieht. Auf<br />
der angeschlossenen Freitreppe trifft sich<br />
nach Feierabend und am Wochenende<br />
ganz Düsseldorf. Und man weiß plötzlich,<br />
woher die Stadt ihren coolen Ruf hat.<br />
27
Düsseldorf<br />
Rendezvous mit Gefühl:<br />
die Düsseldorfer Altstadt<br />
Wo sich rheinisches mit internationalem Flair vereint, wo Jung<br />
und Alt seit Generationen einander begegnen, schlägt das Herz<br />
Düsseldorfs. Als Keimzelle der Stadt hat die Altstadt aber weit mehr<br />
zu bieten als die berühmte „längste Theke der Welt“. Auf kleinem,<br />
überschaubarem Gebiet präsentiert sie eine Vielzahl von alten und<br />
neuen architektonischen Vorzeigestücken, kulturellen Treffpunkten,<br />
Einkaufsmöglichkeiten, historischen Denkmälern, schönen Plätzen<br />
zum Verweilen und natürlich die beliebte Rheinuferpromenade: ein<br />
großartiger Rahmen für Feste und Festivitäten, vom Japan-Tag über<br />
die Büchermeile, Kirmes und Halloween bis zur Jazz-Rallye.<br />
Was man morgen trägt:<br />
die Igedo-Modemesse<br />
Modetrends wurden in Düsseldorf bereits zu Zeiten des Kurfürsten<br />
Jan Willem II. im 18. Jahrhundert gesetzt. Die Lust an schönen<br />
Kleidern war schon bald nicht mehr nur ein Privileg der höfischen<br />
Gesellschaft, ihr wurde auch von bürgerlichen Kreisen gefrönt. 1949<br />
begann es mit einer Straßenmodenschau auf der Königsallee, und<br />
im selben Jahr fand mit der Igedo die erste Modefachmesse der<br />
Welt statt, die heute die weltweit größte Schau ihrer Art geworden<br />
ist. So wird die Rheinmetropole gleich mehrmals im Jahr zum<br />
Mekka der Modemacher und Einkäufer aus aller Welt.<br />
Sehen und gesehen werden:<br />
die Königsallee<br />
Das wohl bekannteste Markenzeichen Düsseldorfs ist die Königsallee,<br />
Sinnbild für das Besondere, für Luxus und Eleganz. Sie gehört<br />
zu der kleinen Gruppe international bekannter Straßen, die sich<br />
völlig zu Recht als Boulevard bezeichnen dürfen. Von Freunden in<br />
aller Welt liebevoll auch „Kö“ genannt, steht die noble Flaniermeile<br />
mit ihren Einkaufspalästen und -passagen für Shoppen auf höchstem<br />
Niveau. Neben zahlreichen Modeboutiquen warten auf der Kö<br />
auch Juwe liere, Antiquitätengeschäfte, Buchhandlungen und viele<br />
andere Fachgeschäfte auf Kundschaft, und auch namhafte Galerien<br />
und Kunsthändler sind hier seit je zu Hause.<br />
Ganz schön schräg: der Medienhafen<br />
Die schiefen Türme und modernen Bauwerke des Medienhafens<br />
begeistern internationale Architekturkenner. Der Stahl- und Glasbau<br />
des Stadttores ist Wegweiser und Bestandteil der modernen Skyline<br />
dieser City in der City, die aus Kniebrücke, Landtag, Rheinturm und<br />
den neuen Hafenhochhäusern wie den von Frank Gehry entworfenen<br />
Bauten besteht. Die Gehry-Bauten sind seit 1999 ein Wahrzeichen<br />
von Düsseldorf und beeindrucken mit ihren kippenden Wänden<br />
und schiefen Türmen. Längst sind Restaurants, Bars und auch ein<br />
UCI-Kinokomplex dazugekommen, und so ist aus einem eigentlichen<br />
Bürostadtteil eine richtig angesagte Ausgehmeile entstanden.<br />
28 www.germany.travel
Narren und alte Weiber:<br />
der Düsseldorfer Karneval<br />
Karneval in Düsseldorf ist Brauchtum und Frohsinn in höchster,<br />
rheinischer Form! In jeder Saison finden in Düsseldorf weit über 300<br />
Karnevalssitzungen, Empfänge und Kostümbälle statt, und es wird<br />
gefeiert, dass die Wände wackeln. Startschuss für das Vergnügen ist<br />
immer die Altweiberfastnacht, an der die Frauen das Rathaus stürmen<br />
und den Bürgermeister gefangen nehmen. Er kann sich aber<br />
in der Regel durch einige Flaschen Wein und das Anstimmen lustiger<br />
Lieder freikaufen. Höhepunkt ist der Umzug am Rosenmontag: über<br />
70 Festwagen auf 6,5 Kilometer Länge, 5.500 Mitwirkende, an die<br />
50 Musikkapellen und – ganz wichtig – rund 40 Tonnen Bonbons.<br />
Präsentationsbühne:<br />
die Messe Düsseldorf<br />
Die Messe Düsseldorf bietet perfekte Voraussetzungen für Veranstaltungen<br />
jeder Größenordnung. Besonders Messen mit spezieller<br />
Thematik profitieren von den Hallen mit Flächen zwischen 4.000<br />
und 25.000 m, separaten Eingängen, hervorragender Technik und<br />
Infrastruktur und direkter Kongressanbindung. Die Messe Düsseldorf<br />
ist daher auch für kleinere Fachmessen mit spezifischen Inhalten<br />
bestens geeignet: Über 40 Messen werden in Düsseldorf abgehalten,<br />
darunter 23 Weltleitmessen. Rund 1,5 Mio. Gäste pro Jahr besuchen<br />
hier „ihre“ Messen, und mehr als eine Million nehmen an über 2.800<br />
Kongress- oder Fachveranstaltungen teil.<br />
Grünes Band am blauen Rhein:<br />
die Düsseldorfer Parkanlagen<br />
Eine große Zahl wunderbarer Parkanlagen bildet die „grüne Achse“<br />
quer durch Düsseldorf. Sie beginnt im Nordpark mit dem Japanischen<br />
Garten, setzt sich fort über den Rheinpark und den Hofgarten<br />
und reicht durch den Südpark bis zum Fleher Wäldchen. Die Anlagen<br />
auf dem ehemaligen Zoogelände oder der wegen seiner Rhododendronblüte<br />
geschätzte Ostpark in Grafenberg zählen zu den beliebtesten<br />
Parks der Düsseldorfer, ebenso der Schlosspark Garath oder der<br />
Lantzʼsche Park unweit des Rheins, eine schöne, stille Anlage aus dem<br />
19. Jahrhundert. Wer sich nicht entscheiden kann: Vom 180 Meter<br />
hohen Rheinturm aus sieht man alle Parks der Stadt.<br />
Planetarium der Musik: die Tonhalle<br />
Der berühmte Architekt Wilhelm Kreis entwarf 1925 das Düsseldorfer<br />
Planetarium, die heutige Tonhalle. Ein Genuss zum Hören und zum<br />
Sehen: Über der quadratischen Grundfläche erhebt sich die 38 Meter<br />
durchmessende Kuppel, unter die ein beinahe halbkugelförmiger<br />
Konzertsaal mit 2.000 Plätzen eingebaut wurde. An die frühere<br />
Bestimmung erinnern spezielle Lichtkunstwerke: So steht im Zenit<br />
ein blaues Reflexionsobjekt mit 21 langsam kreisenden Hohlspiegeln<br />
und ebenso vielen Projektoren. Die Tonhalle ist das bedeutendste –<br />
und schönste – Konzerthaus Düsseldorfs; das Programm reicht von<br />
Klassik über Jazz, Chanson und Soul bis Kabarett.<br />
29
NEUSS<br />
Die andere Seite des Rheins<br />
Römerhafen<br />
Als auf der gegenüberliegenden<br />
Rheinseite noch die Frösche im<br />
Sumpf quakten, erhob sich dort, wo<br />
heute Neuss ist, Novaesium, ein mächtiges<br />
Römerlager mit bis zu 6.500 hier stationierten<br />
Legionären. Aus der römischen Siedlung<br />
entstand eine der ältesten <strong>Städte</strong> Deutschlands,<br />
die schon 1984 ihr 2.000-Jahre-Jubiläum<br />
feierte. Gut, auf dem sumpfigen Gelände<br />
von einst, am anderen Rheinufer, liegt<br />
heute Düsseldorf, aber man sollte es nicht<br />
versäumen, auch Neuss einen Besuch<br />
abzustatten.<br />
Bürger, Pilger und das<br />
älteste Gasthaus der Region<br />
Dass die Römer gerade hier siedelten, hatte<br />
gute Gründe: Der Platz lag einerseits am<br />
Endpunkt einer Fernstraße, die durch Gallien<br />
von Lyon über Trier bis an den Rhein führte,<br />
andererseits bot er Zugang zu den Wasserwegen<br />
von Rhein, Erft, Lippe, Ruhr und<br />
Wupper.<br />
Kein Wunder also, dass sich in Neuss bis<br />
heute wirtschaftlich alles um Hafen und<br />
Handel dreht. Ein Spaziergang durch das<br />
Zentrum zeugt noch vom Bürgerbewusstsein<br />
der Stadt, die ein eigenes Münzprivileg<br />
und die Rechte einer Hansestadt eingeräumt<br />
bekommen hatte. Gleichzeitig wuchs<br />
ihre religiöse Bedeutung, da sie seit dem<br />
Jahr 1050 die Reliquien des heiligen Quirin<br />
von Neuss beherbergt. Ihm zu Ehren wurde<br />
das spätromanische Münster St. Quirin<br />
gebaut, das 2009 durch Papst Benedikt XVI.<br />
zur Basilica minor erhoben wurde und ein<br />
Ziel für Wallfahrer aus ganz Europa geworden<br />
ist. Weitere bedeutende Sakralbauten<br />
sind die neo gotische Marienkirche mit<br />
sehenswerten Fenstern von Emil Wachter,<br />
die Marien-Kapelle des Collegium Marianum,<br />
die St.-Sebastianus-Kirche und die späthistoristische<br />
Christuskirche, das älteste<br />
evangelische Gotteshaus der Stadt. Ein<br />
Rundgang durch das alte Neuss vervollständigt<br />
sich mit dem Obertor, dem Blutturm<br />
und der römischen Kybele-Kultstätte – und<br />
drei wunderschönen alten Häusern: dem<br />
„Alten Kaffeehaus“ von 1571, dem „Haus zu<br />
den Heiligen Drei Königen“ von 1597 und<br />
schließlich dem Haus „Em Schwatte Päd“<br />
von 1604, dem ältesten Gasthaus am Niederrhein<br />
und ein Zeichen, dass man nicht<br />
nur fromm, sondern wohl auch einem Glas<br />
Wein nicht abgeneigt war.<br />
Pulverdampf und Marschmusik:<br />
das Bürger-Schützenfest<br />
Eine gewisse Trinkfestigkeit ist wahrscheinlich<br />
auch am Neusser Bürger-Schützenfest<br />
von Vorteil. Mit mehr als 6.750 marschierenden<br />
Schützen und 1.200 Musikern gilt<br />
es als das weltweit größte von einem einzigen<br />
Verein organisierte Schützenfest. Es<br />
ist mit seiner Königsparade, den Festzügen,<br />
dem Königsschießen und vielen anderen<br />
Ver anstaltungen der gesellschaftliche Höhepunkt<br />
der Stadt und natürlich der näheren<br />
und weiteren Umgebung – mit bis zu<br />
1,5 Millionen Besuchern.<br />
Neusser Hafen<br />
30 www.germany.travel
Ratingen<br />
Wasserburg<br />
Wälder, Felder, Industriegeschichte: Ratingen<br />
Kleine<br />
Schwester<br />
Ratingen ist eine der vier alten<br />
ber gischen Hauptstädte und mit<br />
seinen ausgedehnten Wäldern,<br />
Wiesen und Feldern, die stattliche 75 Pro -<br />
zent der Stadtfläche ausmachen, sozusagen<br />
das grüne Herz und der ruhende Pol dieser<br />
lebendigen <strong>Städte</strong>landschaft an Rhein, Ruhr<br />
und Wupper. Ein Erlebnis zwischen Natur,<br />
Kultur und Industriegeschichte, das jeden<br />
Abstecher lohnt.<br />
Der Stolz der kleinen Schwester<br />
Ratingen erwarb die Stadtrechte schon<br />
1276, verliehen von Herzog von Berg, es<br />
ist damit älter als die große Schwesterstadt<br />
Düsseldorf. Dass man darauf stolz ist,<br />
ver steht sich von selbst, und eindrucksvolle<br />
Wallanlagen, altehrwürdige Gebäude und<br />
ein sehenswerter Marktplatz zeugen von<br />
der eigenen Rolle, die die Stadt seit dem<br />
9. Jahrhundert spielte. Zu den Sehenswürdigkeiten<br />
zählen die Wasserburgen „Haus<br />
zum Haus“ und Schloss Linnep, das Schloss<br />
Landsberg und die Kirche St. Peter und Paul,<br />
alle aus dem 12. und 13. Jahrhundert, das<br />
Fachwerkhaus „Im Roten Hahn“ und, ein<br />
Relikt von höchster industriegeschichtlicher<br />
Bedeutung, die Textilfabrik Cromford von<br />
1783, eine mechanische Baumwollspinnerei,<br />
die als erste Fabrik auf dem europäischen<br />
Festland gilt.<br />
Puppen im Museum und eine<br />
Kunstsammlung von Weltrang<br />
Die Ratinger freuen sich aber auch in der<br />
Gegenwart über ihr Kultur- und Freizeitangebot.<br />
Das Stadttheater bietet einen idealen<br />
Rahmen für ein breites Spektrum bekannter<br />
Gastspielbühnen, Künstler und lokale Kultur<br />
treffen während der „Zelt Zeit“ aufeinander,<br />
und im Sommer lockt die Freilichtbühne<br />
Blauer See. Das Puppenmuseum zeigt viele<br />
schöne Beispiele aus der deutschen und<br />
französischen Puppenproduktion seit 1850.<br />
Die Puppe Luise, die ihren Gästen so anschaulich<br />
wie charmant zeigt, wie unsere<br />
Groß- und Urgroßmütter gelebt haben,<br />
führt durch die Sammlung. Die Kunstsammlung<br />
der Stadt schließlich steht unter dem<br />
Motto „Auf der Suche nach dem verborgenen<br />
Leben“, und die hier vertretenen Künstler<br />
repräsentieren absolute Weltklasse, darunter<br />
Joseph Beuys, Arnulf Rainer, Antoni Tàpies,<br />
Cy Twombly, Ugo Dossi, Julian Schnabel und<br />
Christian Ludwig Attersee.<br />
Ebenfalls sehenswert ist der Kunstweg in<br />
Ratingen, der es sich zur Aufgabe gemacht<br />
hat, das Kulturgebiet zwischen Düsseldorf,<br />
dem Kreis Mettmann und den Niederlanden<br />
neu zu vernetzen. Er durchzieht das<br />
gesamte Stadtgebiet. Seine Eckpunkte sind<br />
im Westen der Erholungspark Volkardey,<br />
im Osten das Angertal mit Verweis auf die<br />
berühmte Wallfahrtsstätte Neviges und<br />
das menschheitsgeschichtlich nicht weniger<br />
bedeutsame Neandertal. Der Weg ist<br />
rund elf Kilometer lang und durchläuft<br />
verschiedene Landschaftstypen, auf die<br />
zehn Künstler mit Skulpturen Bezug<br />
genommen haben.<br />
31
Erfurt<br />
Angermuseum<br />
32 www.germany.travel
Rendezvous in der Mitte Deutschlands: Erfurt<br />
Ostwärts<br />
Die bevorzugte Lage am Kreuzungspunkt<br />
alter deutscher und<br />
europäischer Handelsstraßen, ein<br />
früher und weitreichender Markt- und<br />
Handelsverkehr und die Errichtung einer<br />
Königspfalz begünstigten die glänzende<br />
Entwicklung Erfurts zur Hauptstadt des<br />
Landes Thüringen. Doch nicht nur gekrönte<br />
Häupter und Kaufleute begegneten sich<br />
hier, sondern auch Kultur und Literatur,<br />
Geist und Geistlichkeit – und die Erfurter<br />
ihren Gästen aus der ganzen Welt.<br />
Das Erlebnis Mittelalter: täglich live in Erfurt<br />
Türmereiches Erfurt – so rühmte Martin<br />
Luther einst die Stadt, weil sich hier die<br />
Türme von 25 Pfarrkirchen, 15 Klöstern und<br />
Stiften und zehn Kapellen in den Himmel<br />
reckten. Die große Zahl der Gotteshäuser,<br />
allen voran Dom und Severikirche, veranlassten<br />
Chronisten und Zeitgenossen, vom<br />
Thüringischen Rom zu sprechen. Und<br />
tatsächlich ist das Ensemble von Mariendom<br />
und Severikirche einzigartig in Europa,<br />
wuchtig und erhaben die Stadt überra -<br />
gend, architektonische Meisterwerke der<br />
deutschen Gotik. Im Inneren des Doms<br />
beeindruckt besonders der Chor, dessen<br />
13, fast 18 Meter hohe Glasfenster einen<br />
farbenprächtigen Zyklus bilden. Prächtig<br />
ist auch die „Gloriosa“, 1497 gegossen, die<br />
größte frei schwingende mittelalterliche<br />
Glocke der Welt. Heute werfen die Kirchtürme<br />
ihre Schatten auf liebevoll restaurierte<br />
Fachwerkhäuser und die Fassaden schöner<br />
Renaissancebauten. Der mittelalterliche<br />
Stadtkern Erfurts ist einer der am besten<br />
erhaltenen und größten Deutschlands.<br />
Das Augustinerkloster, in dem Martin<br />
Luther fünf Jahre als Bettelmönch lebte,<br />
die Predigerkirche, heute evangelische<br />
Hauptkirche und zweitgrößte Kirche Erfurts,<br />
oder die Festungsanlagen auf der Zitadelle<br />
Petersberg, eine der ältesten erhaltenen<br />
Stadtfestungen, sind großartige Beispiele<br />
mittelalterlicher und neuzeitlicher Baukunst.<br />
Erfurt ist eine Stadt der Kirchen – und der<br />
Brücken. Insgesamt 142 Brücken überspannen<br />
die Gera, ihre vielen Nebenflüsschen<br />
und den Flutgraben entlang der einstigen<br />
Stadtmauer. Die zahlreichen Wasserläufe<br />
und Brücken brachten dem Innenstadtviertel<br />
den Namen „Klein Venedig“ ein.<br />
Bedeutend für den Handelsverkehr im<br />
Mittelalter waren Lehmannsbrücke und<br />
Lange Brücke, die berühmteste aber ist<br />
sicher die Krämerbrücke. Schon im Jahr<br />
1117 wurde sie erstmals als Holzbrücke<br />
erwähnt und später aus Stein errichtet.<br />
Wo die Festsaison ungefähr<br />
zwölf Monate im Jahr dauert<br />
Es gibt viele gute Gründe, nach Erfurt zu<br />
kommen – und mindestens ebenso viele<br />
gute Anlässe. Einer davon ist schon früh im<br />
Jahr die Fastnachtszeit, ein anderer das<br />
Krämerbrückenfest, Thüringens größtes<br />
Altstadtfest. Von weit her strömen die<br />
Besucher in die alten Gassen rund um die<br />
Krämerbrücke und lassen sich ins Mittel -<br />
alter versetzen. Der Erfurter Töpfermarkt<br />
bietet keramische Kostbarkeiten, im Sommer<br />
verwandelt der Blumen- und Gartenmarkt<br />
den Domplatz in einen farbenfrohen<br />
Teppich, und im Herbst präsentiert der<br />
Getreidemarkt Obst, Gemüse, Honig und<br />
anderes aus heimischer Ernte. Singende<br />
Kinder ziehen jedes Jahr am 10. November<br />
mit Lampions durch Straßen und Gassen,<br />
um zum Martinimarkt des heiligen Martin<br />
zu gedenken und an den Reformator Martin<br />
Luther zu erinnern. Und in der Adventszeit<br />
liegt ein herrlicher Duft aus Zimt, Ingwer<br />
und gebrannten Mandeln über der Stadt.<br />
Dann laden Weihnachtskrippe, Märchenwald,<br />
Backstuben, Kunsthandwerk, Pfefferkuchenhäuschen<br />
und besinnliche Klänge<br />
im Glanz Tausender Lichter vor der einmali -<br />
gen Kulisse des Domplatzes auf einen der<br />
schönsten und berühmtesten Märkte<br />
Deutschlands ein. Ein Erlebnis, das, wie die<br />
ganze Stadt, berührt und begeistert zugleich.<br />
Domplatz<br />
33
Erfurt<br />
Kaufladen des Mittelalters:<br />
die Krämerbrücke<br />
Das älteste und interessante Profanbauwerk des alten Erfurt wur -<br />
de zunächst aus Holz und im Jahr 1325 aus Stein errichtet. Die Fußgängerbrücke<br />
verbindet den Benediktplatz im Altstadtkern mit<br />
dem Wenigermarkt. Auf sechs Bögen standen 62 schmale Fachwerkhäuser,<br />
in denen Händler Pfeffer, Zucker, Safran und Kramwaren<br />
feilboten, in denen aber auch gewohnt wurde. Heute finden sich<br />
hier Kunsthandwerk, Antiquitäten, Souvenirs und vieles mehr. Die<br />
beidseitige Brückenbebauung ist nördlich der Alpen einzigartig,<br />
und die Krämerbrücke gilt denn auch als die längste geschlossen<br />
mit Häusern bebaute Brücke Europas.<br />
Auf Luthers Wegen im<br />
Augustinerkloster<br />
Das größte der noch erhaltenen Klöster in Erfurt ist das 1277 errichtete<br />
Kloster der Augustiner-Eremiten. Es ist ein beeindruckendes<br />
Denkmal mittelalterlicher Ordensbaukunst und eng mit dem Namen<br />
von Martin Luther verbunden, der hier als Mönch lebte. Eine Lutherausstellung<br />
und seine Wohnkammer können im Rahmen einer Führung<br />
besichtigt werden. Die Bibliothek gehört mit 60.000 Bänden zu<br />
den bedeutendsten kirchlichen Büchersammlungen Deutschlands.<br />
Unter den 13.000 Handschriften und Drucken, deren Entstehungsjahr<br />
vor 1850 liegt, sind vor allem die Wiegendrucke, die Reformationsschriften<br />
und die Lutherausgaben hervorzuheben.<br />
Jüdisches Leben und die Alte Synagoge<br />
Die baulichen Zeugnisse der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde<br />
Erfurts sind ein großes Erbe der Stadt. Dabei handelt es sich um die<br />
nahezu vollständig erhaltene Alte Synagoge mit frühesten Bauspuren<br />
um 1094 und die Mikwe aus der Zeit um 1250, die durch einen<br />
der größten und bedeutendsten Schatzfunde aus altem jüdischem<br />
Besitz sowie zeitgenössische Originalhandschriften ergänzt und<br />
weiter aufgewertet werden. Aus der Reihe der wenigen erhaltenen<br />
jüdischen Sakralbauten aus dem Mittelalter sticht die Alte Synagoge<br />
Erfurts als älteste, sondern auch als die am besten erhaltene ihrer<br />
Art in Mitteleuropa heraus.<br />
Wehrhaft: die Zitadelle Petersberg<br />
Die Zitadelle ist eine ursprünglich kurmainzische, später preußische<br />
Festung im Zentrum der Stadt. Sie gilt als einer der am besten er -<br />
hal tenen Festungsbauten in ganz Europa und wurde ab 1665 im neuitalienischen<br />
Stil errichtet. Später sollte sie als nördlichste Festung<br />
das Kurfürstentum vor Angriffen der protestantischen Mächte schützen.<br />
Die strategische Bedeutung der Zitadelle erkannten später auch<br />
Franzosen und Preußen, die sie Anfang des 19. Jahrhunderts besetzten.<br />
Mit dem Wiener Kongress im Jahre 1815 kam sie mit Erfurt zu<br />
Preußen und wurde bis zur Reichsgründung 1871 als Befestigungsanlage<br />
genutzt.<br />
34 www.germany.travel
Hamburg<br />
Jungfernstieg<br />
Welt hafen<br />
Stolze Schönheit im Norden: Hamburg<br />
35
Hamburg<br />
Hamburg, das Tor zur Welt, die<br />
Schöne, das Hoch im Norden: Die<br />
grüne City am Wasser gilt nicht<br />
umsonst als eine der sehenswertesten<br />
<strong>Städte</strong> Deutschlands. Selbst die sonst so<br />
zurückhaltenden Hanseaten können den<br />
Stolz auf ihre Stadt, auf ihr Flair und ihren<br />
maritimen Charme nur schwer verbergen.<br />
Ob Elbe, Alster, HafenCity, Speicherstadt,<br />
Fischmarkt oder die Reeperbahn – hier gibt<br />
es jeden Tag Großes und Großartiges zu<br />
entdecken.<br />
Stadt der Superlative.<br />
Und die sündigste Meile der Welt<br />
Die zweitgrößte Stadt Deutschlands bietet<br />
ihren Gästen ein erlesenes Angebot: Kunst<br />
und Kultur vom Feinsten, Musical-Welterfolge,<br />
wunderbare Museen, anspruchsvolles<br />
und unterhaltsames Theater, Oper, eine<br />
der besten Ballett-Compagnien der Welt,<br />
exzellente Gastronomie, exquisites Shopping,<br />
ein prickelndes Nachtleben und Sehenswürdigkeiten<br />
aus mehr als 1.200 Jahren.<br />
Hamburg ist modern und weltoffen, mondän<br />
und chic – und voller Gegensätze. An jeder<br />
Ecke sieht es anders aus, herrscht eine<br />
andere Atmosphäre – und dennoch fügt<br />
sich alles harmonisch zusammen: Da der<br />
leicht ausgeflippte Stadtteil St. Pauli mit der<br />
Reeperbahn, der vielleicht sündigsten<br />
Meile der Welt, dort das reiche Blankenese<br />
mit seinen vornehmen Villen. Oder die<br />
City – die einzige, die an einem See liegt,<br />
am Alstersee. Der größere, 160 Hektar weite<br />
Teil, Außenalster genannt, ist ein Paradies<br />
für Segler und Ruderer. Das Naherholungsgebiet<br />
der Hamburger, das näher liegt als<br />
jedes andere und ein Platz zum Relaxen<br />
oder einfach Nichtstun. Das geht aber auch<br />
an der Binnenalster, dem kleineren Teil<br />
im Herzen der Stadt, um säumt von Cafés,<br />
Geschäften und dem exklusiven Jungfernstieg.<br />
Altstadt, Hafen, Fischmarkt:<br />
was man einfach gesehen haben muss<br />
Für viele aber ist die Altstadt die eigent -<br />
liche Attraktion. Sie versetzt den Gast in<br />
die Zeit, als reiche Kaufleute hier mit Kaffee,<br />
Tee und Gewürzen glänzende Geschäfte<br />
machten, z. B. in der Straße Cremon mit<br />
dem berühmten Chilehaus. Und in der<br />
Deichstraße, einer alten Kaufmannsstraße<br />
mit Kontor- und Wohnhäusern aus dem<br />
17. bis 19. Jahrhundert und zahlreichen<br />
hervorragenden Restaurants und Kneipen,<br />
lässt es trefflich über die guten alten Zeiten<br />
sinnieren. Immer aber ist eine Hafenrundfahrt,<br />
die an den Landungsbrücken startet,<br />
ein absolutes Highlight jedes Hamburg-<br />
Besuchs. Von hier aus ist es auch nur einen<br />
Steinwurf weit zum Alten Elbtunnel: Ein<br />
markanter Kuppelbau beherbergt vier<br />
große Fahrkörbe, die Menschen und Fahrzeuge<br />
seit 1911 in fast 24 Meter Tiefe transportieren.<br />
Nach einem kleinen Spaziergang<br />
unter der Elbe hindurch geht es in Steinwerder<br />
wieder ans Tageslicht. Von hier genießt<br />
man dann das Elbpanorama mit Blick auf<br />
den Hafenrand, den Michel und die drei<br />
historischen Museumsschiffe im Hafen.<br />
Ebenfalls ein Muss: der Altonaer Fischmarkt.<br />
Jeden Sonntag wird hier von ziemlich originellen<br />
Typen in aller Herrgottsfrühe frischer<br />
Fisch versteigert – ein Einkaufserlebnis der<br />
unvergesslichen Art.<br />
Yeah, yeah, yeah:<br />
die Beatles und Hamburg<br />
Unvergesslich sind auch die Beatles: Zu<br />
Beginn der 1960er Jahre eroberten die Jungs<br />
aus Liverpool Hamburg mit ihren bis zu acht<br />
Stunden dauernden Auftritten im legendären<br />
Star-Club im Sturm. Mitten in St. Pauli<br />
steht nun ein spektakuläres Denkmal für<br />
die „Fab Four“: In die Rillen zwischen den<br />
Granitplatten sind Edelstahlbänder mit<br />
rund 70 eingravierten Songtiteln eingelassen,<br />
am Rand erzeugen im Boden versenkte,<br />
fortlaufende aufleuchtende Lampen die<br />
Illusion eines rotierenden Plattentellers, und<br />
John, Paul, George und Ringo selbst stehen<br />
als Schattenrisse in Rahmen aus Edelstahl<br />
mitten auf dem Platz. Ob Beatles-Fan oder<br />
nicht: Hamburg-Fan ist jeder hier.<br />
Strandbar in der Metropole<br />
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Hafenidyll und dicke Mauern:<br />
die Speicherstadt<br />
Zwischen Deichtorhallen und Baumwall liegt im Freihafen die<br />
hundertjährige Speicherstadt, der weltgrößte zusammenhängende<br />
Lagerhauskomplex. Dort erwartet den Hamburg-Besucher eine<br />
Idylle, die er wohl kaum in einem Welthafen vermutet hat: wilhelminische<br />
Backsteingotik der Gründerzeit, bizarre Giebel und Türmchen,<br />
winkelige Gassen. Hinter dicken Mauern lagern wohltemperiert<br />
hochwertige Güter wie Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Tabak,<br />
mittlerweile auch Computer – und Teppiche: Hier ist das größte<br />
Orientteppichlager der Welt. Die Speicherstadt ist eine der Hauptattraktionen<br />
bei der großen Hafenrundfahrt.<br />
Jederman(n) kennt St. Pauli<br />
„Auf der Reeperbahn nachts um halb eins ...“: Das Lied von Hans<br />
Albers kennt fast jeder, und für einen unterhaltsamen Abend ist<br />
St. Pauli noch immer erste Wahl: Hier gibt es nichts, was es nicht<br />
gibt. Entlang der Straße, auf der in früheren Zeiten die hundert<br />
Meter langen Schiffstaue – Reepe – gedreht wurden, haben sich<br />
zahlreiche Kneipen und Pubs, Bars, Diskotheken, Cafés, Clubs, Snackstationen<br />
und vornehmlich rot beleuchtete Etablissements angesiedelt.<br />
Aber auch Liebhaber seriöseren Entertainments finden vom<br />
Operettenhaus über Schmidt Theater und Schmidts Tivoli bis zum<br />
Café Keese und dem Quatsch Comedy Club ihre Möglichkeiten,<br />
den Abend zu gestalten.<br />
Geometrie zum Anfassen: das Dockland<br />
Das sechsgeschossige Bürohaus am Elbufer gehört zu den außergewöhnlichsten<br />
Gebäuden Hamburgs. Der von Ost nach West<br />
gekippte Baukörper, der die Form eines Parallelogramms aufnimmt,<br />
ragt wie ein Schiffsbug 40 Meter frei in die Elbe. Eigens für die<br />
expressive Gebäudeform wurde eine in die Elbe hineinragende<br />
Landzunge aufgeschüttet. Über eine Freitreppe auf der Ostseite des<br />
Hauses gelangt man auf die öffentlich zugängliche Aussichtsplattform<br />
im sechsten Stock, von der aus man einen atemberaubenden<br />
Blick über die Elbe und Hamburg hat. Eine weitere Besonderheit<br />
sind die beiden gläsernen Schräg aufzüge, die zu den einzelnen<br />
Etagen führen.<br />
Hamburgs neue Innenstadt:<br />
die HafenCity<br />
Hier wächst ein Stück Stadt: Die HafenCity – das derzeit größte<br />
innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas – bietet ein<br />
Modell für die Entwicklung der europäischen Innenstadt am Wasser.<br />
Während die historische Speicherstadt schon lange das Hamburger<br />
Stadtbild mit seiner neugotischen Backsteinarchitektur prägt, setzt<br />
das Neubaugebiet der HafenCity direkt am Hafen moderne Akzente.<br />
Mit der Entwicklung einer neuen City setzt Hamburg mindestens<br />
europaweit neue Maßstäbe: Auf einer Fläche von 157 Hektar entsteht<br />
ein lebendiger Stadtraum mit einer Mischung von Arbeits- und<br />
Wohnnutzung, Einzelhandel, Freizeit, Gastronomie und Kultur.<br />
37
Hamburg<br />
Dauerbrenner: Hamburgs Musicals<br />
Vom Phantom der Oper über den König der Löwen und Ich war noch<br />
niemals in New York bis zu Mamma Mia, Sister Act und Tarzan:<br />
Hamburg ist der weltweit drittgrößte Musicalstandort nach New<br />
York und London! Millionen strömen jedes Jahr in die drei großen<br />
Musicaltheater der Stadt, und Hunderttausende freuen sich in den<br />
kleineren Häusern wie dem St. Pauli Theater. Hier gibt’s vornehmlich<br />
eigenproduzierte Musicals – wie zum Beispiel das Lieblingsstück<br />
(fast) aller Hamburger, die „Heiße Ecke“: Hier, im Imbiss Heiße Ecke,<br />
trifft sich ganz St. Pauli: 24 Stunden Kiez – verpackt in ein mitreißendes<br />
Musical.<br />
Hörerlebnis der Zukunft:<br />
die Elbphilharmonie<br />
Mit der Elbphilharmonie der Schweizer Architekturstars Herzog &<br />
de Meuron erhält Hamburg ein neues kulturelles und städtebauliches<br />
Leuchtturmprojekt. Klassische Musikkultur, Musik des 21. Jahrhunderts<br />
und anspruchsvolle Unterhaltungsmusik sollen hier einen<br />
fantastischen Aufführungsort bekommen. Ehemalige Hafennutzung<br />
und neue kulturelle Identität gehen hier eine einzigartige Verbindung<br />
ein: Über eine Rolltreppe werden die Besucher durch den Kaispeicher<br />
A auf eine öffentliche Plaza auf 37 Metern Höhe geführt. Von<br />
dort werden Hamburger und Touristen eine einmalige Aussicht über<br />
den Hafen, die Elbe und die Stadt genießen können.<br />
Für kleine und große Kinder:<br />
das Miniatur-Wunderland<br />
Hinter den Mauern der Hamburger Speicherstadt tut sich 365 Tage<br />
im Jahr auf 4.000 m das Tor zu einer ganzen Welt im Miniaturformat<br />
auf: 15.000 Meter Gleise sorgen dafür, dass 15.000 Waggons<br />
ihr Ziel erreichen. Dazu schaffen 5.000 Häuser und Brücken, 250.000<br />
Bäume und 250.000 einzelne Figuren im Maßstab H0 ein gigantisches<br />
Umfeld. Fast eine halbe Million Lichter lassen die Anlage mehr<br />
als realistisch erscheinen und garantieren eine beeindruckende<br />
Atmosphäre. Beeindruckend ist auch die Technik dahinter: Um die<br />
Züge zu steuern, werden 60 Computer benötigt.<br />
Hamburgs Wahrzeichen:<br />
die Kirche St. Michaelis<br />
Der „Michel“ ist als Wahrzeichen der Stadt nicht nur die bedeutendste<br />
Barockkirche Norddeutschlands, sondern auch einer der größten<br />
Leuchttürme der Welt. Jedenfalls diente der Michel den Schiffen, die<br />
von der Elbe kamen, über viele Jahre als Orientierung. 132 Meter ist<br />
der Kirchturm hoch, und er hat fast 450 Stufen. Von der Aussichtsplattform<br />
bietet sich ein fantastischer Rundblick über Hamburg<br />
und den Hafen – und das ganz besonders nachts. Auch sehenswert:<br />
Das 52 Meter lange Kirchenschiff mit dem gewaltigen, 20 Meter<br />
hohen Altar und die größte Turmuhr Deutschlands, deren Zeiger<br />
allein jeweils 130 Kilogramm wiegen.<br />
38 www.germany.travel
Stadtsee der Seestadt: die Alster<br />
Im Zentrum der Hansestadt liegen Binnen- und Außenalster. Das<br />
neben der Elbe prägendste Gewässer Hamburgs besteht gleich aus<br />
mehreren Abschnitten; die Quelle findet sich im Ortsteil Rhen der<br />
Gemeinde Henstedt-Ulzburg außerhalb Hamburgs. Mit einer stattlichen<br />
Größe von 164 Hektar ist die Außenalster an allen Ufern ein<br />
beliebter Anlaufpunkt. Bei Joggern sind die Wege entlang des Gewässers<br />
angesagt, kleine Segelschiffe und Ruderboote drehen ihre<br />
Runde auf dem See. Der Alsterpark und etliche Grünflächen mit<br />
schattenspendenden Bäumen lassen Hamburger und Gäste beim<br />
Blick auf den See den teils hektischen großstädtischen Alltagstrubel<br />
im Nu vergessen.<br />
Sehen und gesehen werden:<br />
der Jungfernstieg<br />
Vom südlichen Ufer der Hamburger Binnenalster, vom Gänsemarkt<br />
abgehend, erstreckt sich der Jungfernstieg, die historische Flanierund<br />
heutige Einkaufsmeile, Dreh- und Angelpunkt im Zentrum der<br />
Hansestadt. Früher sind gut betuchte Familien auf dem Jungfernstieg<br />
mit ihren Töchtern spazieren gegangen – und mit etwas Glück<br />
fand sich für die Jungfer ein passender Jüngling. Die Bauten entlang<br />
des Prachtboulevards sind ebenfalls nicht von schlechten Eltern:<br />
In den teils historischen, teils neuen Gebäuden finden sich mit die<br />
besten Hotels der Stadt, Banken und der Zugang zur Europa Passage,<br />
einem der schicksten Shopping-Center der Stadt.<br />
Flanieren und spazieren<br />
zwischen Planten un Blomen<br />
Er ist einer der liebsten Parks der Hamburger, der weit mehr zu bieten<br />
hat als Pflanzen und Blumen. So kann man im Planten un Blomen<br />
neben Flora und Fauna und den gepflegten Rasenanlagen, dem Tropenhauskomplex,<br />
Apothekergarten, Bächen und Seen etwa ein japanisches<br />
Teehaus besuchen, durch den wunderschönen Rosengarten<br />
flanieren, Rollschuh laufen, inlineskaten und auf Ponys reiten – wobei<br />
Letzteres eigentlich den Kindern vorbehalten ist. Minigolfen und<br />
Trampolinspringen dürfen aber auch die Großen. Für die gibt es dann<br />
auch die netten Gartenkneipen und für alle zusammen ein allabend -<br />
liches romantisches Wasserlichtkonzert.<br />
Der Stolz der Bürger: das Rathaus<br />
Das Hamburger Rathaus, in den Jahren 1886-1897 im Stil der<br />
Neorenaissance erbaut und eines der beeindruckendsten Parlaments-<br />
und Regierungsgebäude in Deutschland, ist der ganze Stolz<br />
der Stadt. Es liegt zentral zwischen Alster und Elbe und ist mit seinen<br />
fast 650 Räumen größer als der Buckingham-Palast. Der dreiflügelige<br />
Granit-Sandstein-Bau, die 112 Meter breite, reich verzierte Fassade,<br />
der 112 Meter hoch aufragende Turm und das kupfergedeckte Dach<br />
erzeugen eine großartige Gesamtwirkung. Auf der Seite zum Rathausmarkt<br />
stehen zwischen Fensternischen Bronzeskulpturen von<br />
20 Königen und Kaisern des alten deutschen Reiches, von Karl<br />
dem Großen bis Franz II.<br />
39
Hannover<br />
Herren<br />
haus<br />
Liebe auf den zweiten Blick: Hannover<br />
Es gibt <strong>Städte</strong>, über die man spricht.<br />
Auch wenn man noch gar nicht dort<br />
gewesen ist. Hannover ist da ein<br />
bisschen anders: Die Stadt wird erst dann<br />
ein Thema, wenn man hinfährt. Dann aber<br />
um so mehr, denn in Hannover gibt es<br />
unglaublich vieles zu entdecken, was man<br />
hinter der recht neuen, vom Wiederaufbau<br />
geprägten Fassade der Stadt gar nicht<br />
vermuten würde. Dafür fährt man dann<br />
aber auch gern ein zweites oder drittes<br />
Mal nach Hannover – denn es lohnt sich<br />
immer wieder.<br />
Wo man sich trifft.<br />
Und wohin man geht<br />
An zwei Plätzen trifft man sich, wenn<br />
man sich in der Stadt verabredet hat:<br />
Am Denkmal auf dem Ernst-August-Platz<br />
vor dem Bahnhof, oder am Kröpcke, dem<br />
zentralen Platz der City. Ungewöhnlich<br />
groß erscheint die Innenstadt, die über<br />
die Jahrhunderte von der früheren Altstadt<br />
bis zum im 19. Jahrhundert gebauten<br />
Hauptbahnhof hin gewachsen ist. Heute<br />
ist die Altstadt nicht mehr, was sie einst<br />
war, das Erhaltene ist an wenigen Straßenzügen<br />
konzentriert. Dennoch lohnt<br />
sich ein Besuch, nicht nur, weil es hier<br />
nach wie vor winkelige Straßen, urige<br />
Kneipen und nette Geschäfte gibt, son -<br />
dern auch wegen des mittelalterlichen<br />
Alten Rathauses.<br />
Fast 100 Jahre wurde daran ge baut, es<br />
erlebte verschiedene An- und Umbauten,<br />
einmal wollte man es abreißen, doch um<br />
1850 wurde es ganz im Stil des 15. Jahrhunderts<br />
restauriert – eine Sehenswürdigkeit<br />
ersten Ranges. Praktisch: Gleich gegenüber<br />
steht die Markhalle, der Bauch von Hannover.<br />
An traditionsreicher Stelle und mit<br />
viel Atmosphäre.<br />
Zwischen damals und heute:<br />
Rathaus, Schloss und die Nanas<br />
Zwischen Altstadt und dem Maschpark,<br />
dem schönen Innenstadtpark, steht das<br />
Neue Rathaus. Es wirkt durch seine Größe<br />
und Pracht historisch, wie aus jenen Zeiten,<br />
als Hannover noch ein Königreich war,<br />
tatsächlich ist es aber erst 1913 eingeweiht<br />
worden. Von der imposanten Kuppelhalle<br />
geht es im Ostflügel in den neuen Bürgersaal,<br />
in dem immer wieder interessante<br />
Ausstellungen zu sehen sind und kleinere<br />
Veranstaltungen stattfinden. Einen Blick<br />
wert ist auch der „Hodlersaal“, ein Sitzungssaal,<br />
in dem das monumentale Wandgemälde<br />
„Einmütigkeit“ des Schweizers<br />
Ferdinand Hodler seinen Platz hat, das das<br />
Bekenntnis der Bürgerschaft Hannovers<br />
zur Reformation darstellt. Ebenfalls ein<br />
Publikumsmagnet ist das Leineschloss, Sitz<br />
des niedersächsischen Landtages und früher<br />
königliche Residenz. Hier beginnt auch die<br />
Skulpturenmeile, deren bekannteste – damals<br />
äußerst umstrittene, heute heiß<br />
geliebte – Objekte die 1974 aufgestellten<br />
Nanas von Niki de Saint Phalle sind.<br />
Bühne frei: Hannover<br />
spielt ganz groß auf<br />
Kunst ist aber nicht nur im öffentlichen<br />
Raum reich präsent: das Staatstheater,<br />
das Opernhaus und das Gartentheater<br />
im Großen Garten, Spielort bewegter<br />
Sommermusicals, das Neue Theater,<br />
Hannovers Boulevardtheater, das Theater<br />
am Aegi, Spielstätte für Gastensembles<br />
aller Sparten, und eine starke freie Theaterszene<br />
– mit der Theaterwerkstatt im<br />
Pavillon, dem Theater an der Glocksee,<br />
der Commedia Futura, der Hinterbühne,<br />
dem Theater Fenster zur Stadt und dem<br />
Mittwoch:Theater – machen Hannover<br />
zu einem Bühnenerlebnis ersten Ranges.<br />
Auch Tanz und Ballett sind würdig vertre -<br />
ten – mit dem Tanzfestival Tanztheater<br />
International, dem Internationalen Wettbewerb<br />
für Choreographen und dem<br />
Tangofestival gibt es dazu jährlich allein<br />
drei hochkarätige Veranstaltungen.<br />
Dazu: Kleinkunst, Kabarett, Jazz aller<br />
Richtungen – Hannover gilt als eine von<br />
Deutschlands Jazz-Hauptstädten – und<br />
natürlich Rock und Pop, – man denke nur<br />
an die Scorpions und Lena. Außerdem:<br />
Dutzende Museen mit bedeutenden<br />
Sammlungen, Galerien, Kunstvereine ... und,<br />
und, und. Aber wie gesagt: In Hannover gibt<br />
es wirklich unglaublich vieles zu entdecken.<br />
40 www.germany.travel
Herrenhäuser Gärten<br />
41
Hannover<br />
Kunst von Weltrang:<br />
das Sprengel Museum<br />
Zu den bedeutendsten Museen der Kunst des 20. Jahrhunderts<br />
zählt das 1979 eröffnete Sprengel Museum. Grundstock war die<br />
Sammlung Dr. Bernhard Sprengels, der Schwerpunkte im Bereich<br />
des deutschen Expressionismus und der französischen Moderne<br />
gelegt hat. In den letzten 20 Jahren ist die Sammlung um die<br />
wesentlichen Epochen moderner Kunst erweitert worden – von<br />
Schwitters bis Saint Phalle. Dieses lebendige Forum für Kunst und<br />
Wissenschaft bietet neben dem beeindruckenden Bestand zudem<br />
jährlich auch rund 25 Wechselausstellungen.<br />
Die hohe Kunst des Gartenbaus:<br />
Herrenhäuser Gärten<br />
Die Herrenhäuser Gärten in Hannover setzen sich aus dem Großen<br />
Garten, dem Berggarten, dem Georgen- und dem Welfengarten<br />
zusammen. Die wichtigsten Stilrichtungen der Gartenbaukunst finden<br />
sich in der gesamten Anlage wieder. Der Große Garten wurde<br />
1666 begonnen und in seiner heutigen Form von 1696 bis 1714 unter<br />
Kurfürstin Sophie gestaltet. Er zählt zu den wenigen in ihrer Grundstruktur<br />
erhaltenen Barockanlagen Europas. Ganzjährig lädt der<br />
Große Garten zu einem Besuch der Grotte von Niki de Saint Phalle<br />
und im Sommer zum Kleinen Fest und dem internationalen Feuerwerkswettbewerb<br />
sowie zu Konzert und Theater ein.<br />
Besser als ein GPS: Roter Faden<br />
Roter Faden Hannover – ein Stadtrundgang „auf eigene Faust“.<br />
Auf einer Länge von 4.200 Metern ist eine rote Linie auf das Straßenpflaster<br />
gemalt, die so einfach wie sicher zu 36 Sehenswürdigkeiten<br />
in der Innenstadt führt. Hannovers Roter Faden ist ein vollständig<br />
barrierefreies touristisches Leitsystem, mit dem sich die Stadt völlig<br />
entspannt erkunden lässt. Hilfreich außerdem: die Begleitbroschüre<br />
im handlichen Taschenformat: „Roter Faden Hannover – Ihr ganz<br />
persönlicher Stadtführer“, mit Wissenswertem und Amüsantem<br />
zu allen Attraktionen entlang des Roten Fadens.<br />
Sieben Erlebniswelten in einem:<br />
der Zoo<br />
Das perfekte Reiseziel für Erwachsene und Kinder: der Erlebnis-<br />
Zoo Hannover, Deutschlands spektakulärster Tierpark. Ein Aus -<br />
flug in die faszinierende Welt der Tiere. 2.300 Bewohner in sieben<br />
einzigartigen, aufwendig gestalteten Themenwelten: Eintauchen in<br />
Kanadas Wildnis, einer abenteuerlich inszenierten Landschaft für die<br />
Eisbären, Bootfahren auf dem Sambesi, ein Besuch im indischen<br />
Dschungelpalast, auf dem faszinierenden Gorillaberg, im australischen<br />
Outback oder auf dem urig-niedersächsischen Bauernhof.<br />
Oder im Kinderparadies „Mullewapp“. Außerdem sorgen täglich bis<br />
zu 29 Shows und Show-Fütterungen für einen gelungenen Tag.<br />
42 www.germany.travel
Mit spitzer Feder:<br />
das Museum Wilhelm Busch<br />
Das Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm<br />
Busch steht seit Jahrzehnten für Humor und Ironie, Satire und Kritik.<br />
Als Wilhelm-Busch-Museum 1937 gegründet, hat es sich seit 1950<br />
kontinuierlich den Wilhelm Busch im Geist verwandten Künstlern in<br />
Geschichte und Gegenwart zugewandt. Eine erfolgreiche Sammlungspolitik<br />
zeichnet das Museum ebenso aus wie seine weithin<br />
beachteten Ausstellungen. An keinem Ort der Welt kann das Werk<br />
von Wilhelm Busch so umfassend studiert werden wie in Hannover,<br />
und über 35.000 Blätter dokumentieren die Geschichte der Karikatur<br />
von ihren Anfängen um 1600 bis heute.<br />
Raum für Innovationen:<br />
die Messe Hannover und die Expo2000<br />
496.000 m² Hallenfläche, 58.000 m² Freifläche, 27 Hallen und<br />
Pavillons – Hannover hat eines der größten Messegelände der Welt.<br />
Neben der markanten Hallenarchitektur sorgen das Convention Center<br />
mit 35 Räumen und Sälen, die gläsernen Passagen und Grün- und<br />
Ruhezonen für eine ebenso entspannte wie produktive Atmosphäre.<br />
Hier findet der Messegast ganz außergewöhnliche Räumlichkeiten;<br />
die essehallen sind genauso flexible Verwandlungskünstler wie die<br />
Kongresssäle. Die Freiflächen sind ideale Bühnen für innovative<br />
Ausstellungskonzepte und kreative Ideen, und auch die Expo-Pavillons<br />
bieten dem Außergewöhnlichen einen ebensolchen Raum.<br />
Mediterranes Flair im Norden:<br />
der Maschsee<br />
Eines der beliebtesten Ausflugsziele Hannovers ist der rund 0,8 km<br />
große Maschsee. Das zwischen 1934 und 1936 angelegte künstliche<br />
Gewässer lädt auf seinen weitläufigen Uferwegen zum Flanieren,<br />
Radfahren oder Joggen ein, und als Veranstaltungsort für Regatten<br />
und das alljährliche Drachenbootrennen ist es genauso gut geeignet<br />
wie für jede andere Art von Sport im und auf dem Wasser. Aber auch<br />
Wasserscheue können den Maschsee erleben – auf den Personenschiffen<br />
der Hannoverschen Verkehrsbetriebe oder auf dem Maschseefest,<br />
einem der Höhepunkte der Festsaison mit jährlich über einer<br />
Million Besuchern.<br />
Bürgerliche Pracht unter hoher Kuppel:<br />
das Neue Rathaus<br />
„Alles bar bezahlt, Majestät“, hat der damalige Stadtdirektor Heinrich<br />
Tramm Kaiser Wilhelm II., der 1913 zur Einweihung gekommen war,<br />
stolz verkündet. Immerhin über zehn Millionen Mark hatte sich die<br />
Stadt den Prachtbau, der auf 6.026 Buchenpfählen errichtet wurde,<br />
kosten lassen. In der Halle unter der fast 100 Meter hohen Kuppel<br />
sind vier Modelle zu sehen, die Hannover im Mittelalter, 1939, 1945<br />
und heute zeigen – ein echter Publikumsmagnet. Weltweit einzigartig<br />
ist der Bogenaufzug zur Kuppel: Der Weg führt zuerst senkrecht<br />
nach oben und knickt dann in einem Winkel von 17 Grad ab. Von hier<br />
hat man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt.<br />
43
Kiel<br />
Gorch Fock<br />
Stadt am Wasser und Tor zur Ostsee: Kiel<br />
Hafenträume<br />
Kiel, die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins,<br />
über lange Jahre<br />
wichtige Werft- und Marinestadt,<br />
ist heute geprägt von einer lebendigen<br />
Studenten szene, gelassenem Lebensstil und<br />
urbanem Flair. An der schönen Lage der<br />
Stadt an der Kieler Förde und an der<br />
modernen, großzü gigen Innenstadt wird<br />
das ebenso spür bar wie in der Dänischen<br />
Straße, der guten Stube Kiels mit ihren<br />
vielen erhaltenen Gründerzeitbauten voll<br />
maritimem Charme.<br />
Hafen, Werften und das<br />
Tor nach Skandinavien<br />
Wo das Meer bis in das Herz der Stadt reicht,<br />
ist Wasser das beherrschende Element. Das<br />
zeigt sich im expandierenden Ostseehafen<br />
und an den enormen Portalkränen auf der<br />
Werft, an den riesigen Fähren an den Skandinavienkais<br />
und natürlich an der Kieler<br />
Woche, die Kiel den Ruf als Segelhauptstadt<br />
der Welt eingebracht hat. Die Bedeutung der<br />
Stadt als Schiffsbau- und Marinestadt zeigte<br />
sich auch am schnellen – und ziemlich<br />
planlosen – Wachstum des 19. Jahrhunderts.<br />
Nach den schweren Zerstörungen des<br />
Zweiten Weltkriegs sollte die Stadt danach,<br />
ganz im Stil der Zeit, moderner, offener und<br />
großzügiger wieder entstehen. Die Lage des<br />
Stadtkerns und die Verbindung der Stadt<br />
mit dem Wasser sollten stärker in den<br />
Blickpunkt rücken, auf die Rekonstruktion<br />
der zerstörten historischen Bauten wollte<br />
man hingegen vollständig verzichten.<br />
Seit über einem Jahrzehnt wird der Stadtkern<br />
allerdings wieder konsequent aufgewertet,<br />
durch Rückbau der historischen<br />
Eggerstedtstraße und die Umgestaltung<br />
des Alten Marktes soll sogar ein Teil des<br />
alten Stadtkerns rekonstruiert werden.<br />
Maritimes Flair und das berühmteste<br />
Musikfestival des Nordens<br />
Die malerische Steilküste bei Kiel-Friedrichsort,<br />
zahlreiche Strände auf Stadtgebiet,<br />
die Fördepromenade am Westufer, die<br />
Schleusenanlagen des Nord-Ostsee-Kanals<br />
in Kiel-Holtenau, der Marinehafen und<br />
das Marineviertel, der Botanische Garten<br />
der Christian-Albrechts-Universität, die<br />
Holstenstraße – eine der ältesten Fußgängerzonen<br />
Deutschland – oder die interessante<br />
Klappkonstruktion der Hörnbrücke<br />
sind einige der Sehenswürdigkeiten Kiels.<br />
Was auch für die vielen Museen gilt: das<br />
Schifffahrtsmuseum am Sartorikai, das<br />
Computermuseum, die Kunsthalle mit der<br />
Antikensammlung und das Maschinenmuseum<br />
sind einige davon. Und kulturell<br />
halten das Theater Kiel, das Polnische<br />
Theater und das Philharmonische Orchester<br />
ein abwechslungsreiches Angebot vor.<br />
Sommerliches Highlight ist das berühmte<br />
Schleswig-Holstein Musik Festival – ein<br />
Magnet für Zehntausende Besucher. Für alle<br />
anderen ist Kiel aber auch ein schönes Ziel,<br />
sicher nicht nur allein deswegen, weil man<br />
hier die besten „Kieler Sprotten“ bekommt,<br />
die typische Fischspezialität der Stadt.<br />
44 www.germany.travel
Highway der Riesenschiffe:<br />
der Nord-Ostsee-Kanal<br />
Der Nord-Ostsee-Kanal verbindet als meistbefahrene künstliche<br />
Schifffahrtsstraße der Welt die beiden nördlichen Meere. Der knapp<br />
100 Kilometer lange Kanal durchquert Schleswig-Holstein von der<br />
Kieler Förde an der Ostsee bis zur Elbemündung an der Nordsee. Wie<br />
eine Fata Morgana tauchen sie auf, und jeder staunt über sie: die<br />
Riesenpötte, die mitten durch Wiesen zu fahren scheinen. Ein Radweg<br />
führt stets am Kanal oder in unmittelbarer Nähe entlang, alle<br />
paar Kilometer bieten sich Rastplätze, Einkehrmöglichkeiten und<br />
Aussichtspunkte an. Die Landschaft ist brettflach, der Blick schweift<br />
in die Ferne: Radeln am Kanal ist ein tolles Erlebnis.<br />
Mega-Event des Segelsports:<br />
die Kieler Woche<br />
Die Kieler Woche ist eine jährlich im Juni stattfindende Segelregatta,<br />
die seit Ende des 19. Jahrhunderts in Kiel ausgetragen wird. Sie ist<br />
nicht nur der größte Segelsportevent der Welt, sondern auch ein<br />
riesiges Stadt- und Volksfest. Die gesamte Innenstadt verwandelt<br />
sich in ein autofreies Festgelände, weit mehr als 1.000 Veranstaltungen<br />
ziehen Gäste aus aller Welt an. Neben Open-Air-Konzerten,<br />
Kleinkunst und Theater werden auch kulinarische Köstlichkeiten<br />
aus allen Kontinenten angeboten. Das Herz der Kieler Woche aber<br />
ist und bleibt der Segelsport – und schließlich der Grund, dass sich<br />
hier die besten Segler der Welt treffen.<br />
Lebensraum und Biosphäre:<br />
Ostsee-Infocenter<br />
Nur ein paar Kilometer von Kiel entfernt informiert das Ostsee-<br />
Infocenter anschaulich und lebensnah darüber, wie die Ostsee<br />
entstanden ist, welche Tiere und Pflanzen an und in ihr leben,<br />
was die Ostsee gefährdet und welche Anstrengungen zu<br />
ihrem Schutz unternommen werden. Dazu gibt es spannende<br />
Informationen zur Fischerei. Im Fühlbecken und den Meerwasseraquarien<br />
kann man die Unterwasserwelt der Ostsee kennenlernen,<br />
und heimische Meeresvögel werden in ihren typischen<br />
Lebensräumen gezeigt.<br />
Fernweh und Traumschiffe:<br />
Kreuzfahrthafen Kiel<br />
Mit den modernen Terminals Ostseekai, Schwedenkai und Norwegenkai<br />
hat sich Kiel zu einem der bedeutendsten Kreuzfahrthäfen<br />
Deutschlands entwickelt. Über 140 Traumschiffe laufen den Kieler<br />
Hafen an, und mehr als 300.000 Passagiere gehen jährlich in Kiel von<br />
und an Bord. Alle bedeutenden europäischen Reedereien nutzen<br />
Kiel als Start- und Ziel für Seereisen in die Ostsee: ob es auf Nordlandreise<br />
nach Norwegen, Schweden oder Litauen geht oder an einen der<br />
vielen anderen Orte, die von Kiel aus angefahren werden. Aber auch,<br />
wenn man eigentlich noch ein wenig Zeit in Kiel verbringen möchte:<br />
Der Fährhafen ist ein echter Ausflugstipp für Traumschiff-Gucker.<br />
45
Magdeburg<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Magdeburg<br />
Doppel<br />
gestirn<br />
Magdeburg, mit 1.200 Jahren<br />
eine der ältesten <strong>Städte</strong> in den<br />
neuen Bundesländern, hat es<br />
nicht immer leicht gehabt in seiner langen<br />
Geschichte. Als Kaiserresidenz, Hansestadt<br />
und preußische Festung wurde es<br />
immer wieder von Krieg und Zerstörung<br />
heimgesucht. Doch hat es immer an<br />
seine Zukunft geglaubt, hat sich immer<br />
wieder neu erfunden – und der Pflege und<br />
Erhaltung seiner Kulturgüter einen ganz<br />
besonderen Stellenwert eingeräumt.<br />
Otto von Guericke: der Mann<br />
für die besonderen Aufgaben<br />
Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts ist ein<br />
Geschenk – und das nicht nur an ihre Gäste.<br />
Otto der Große, ab 962 Kaiser des Heiligen<br />
46 www.germany.travel
Pferdetor<br />
Römischen Reiches Deutscher Nation,<br />
war so vernarrt in seine Lieblingsresidenz,<br />
dass er sie seiner Frau Editha zur Morgengabe<br />
machte. Noch heute verehren die<br />
Magdeburger „ihren“ Otto, aber auch ein<br />
zweiter Otto bestimmte lange die Geschicke<br />
der Stadt: Otto von Guericke, der große<br />
Politiker und Wissenschaftler, erlebte hier<br />
die schweren Zeiten während und nach dem<br />
Dreißigjährigen Krieg – insgesamt waren es<br />
50 Jahre, die er seiner Heimatstadt als<br />
Stadtplaner, Schutzherr und Bürgermeister<br />
diente. Das Otto-von-Guericke-Museum in<br />
der Lukasklause erinnert mit Führungen,<br />
Veranstaltungen und einer ständigen<br />
Ausstellung an das Multitalent. Historische<br />
und neue Experimente, viele zum Ausprobieren,<br />
geben einen guten Einblick in seine<br />
wissenschaftliche Arbeit. Und auch die<br />
Universität Magdeburgs trägt seinen<br />
Namen.<br />
Bedeutendes in Museen.<br />
Hochkarätiges auf der Bühne<br />
Überhaupt Magdeburgs Museen: In den<br />
vergangenen Jahren haben sie immer<br />
wieder herausragende Ausstellungen zu<br />
ganz unterschiedlichen Themen aus Kunst,<br />
Kultur und Wissenschaft präsentiert.<br />
Parallel dazu sind nicht nur neue Sammlungen<br />
angelegt oder Bestände ergänzt worden,<br />
es wurden auch keine Kosten und Mühen<br />
gescheut, ein Technikmuseum der Extraklasse<br />
zu schaffen. Mit dem Kulturhistorischen<br />
Museum, dem Museum für Naturkunde<br />
und dem Kunstmuseum Kloster<br />
Unser Lieben Frauen kann Magdeburg auf<br />
drei weitere bedeutende Museen verweisen.<br />
Mit der Oper, dem Schauspielhaus, dem<br />
Puppentheater, seinen großartigen Kabaretts<br />
und vielen freien Theatergruppen hält<br />
Magdeburg ebenfalls Hochkarätiges bereit.<br />
Die Innenstadt: zwischen<br />
Magdeburger Reiter und Currywurst<br />
Auf dem Alten Markt, unweit des berühmten<br />
Doms, steht der berühmte „Magdeburger<br />
Reiter“ – eine Bronzekopie des ersten<br />
frei stehenden Reiterstandbildes nördlich<br />
der Alpen. Um 1240 geschaffen, stellt es –<br />
so hoffen die Magdeburger jedenfalls –<br />
den verehrten Kaiser Otto I. dar. Das Original<br />
indes zog im Jahre 1967 um: Heute kann<br />
es im Kulturhistorischen Museum umso<br />
ausgiebiger bewundert werden. Die<br />
Innenstadt ist aber auch ein großzügig<br />
angelegtes Einkaufsviertel: Mit 2,5 m<br />
Verkaufsfläche pro Einwohner belegt<br />
Magdeburg bundesweit einen Spitzenplatz<br />
in Sachen Einkaufserlebnis. Rund um den<br />
Hasselbachplatz, nahe der City, ist das<br />
Kneipenzentrum in Magdeburg mit<br />
Dutzenden Bistros, Bars, Restaurants und<br />
einer der bekanntesten Imbissbuden<br />
Deutschlands, der „Curry 54“. Zweimal im<br />
Jahr findet hier die „Hassel Night Line“<br />
statt, ein großes Straßenfest mit Open-<br />
Air-Bühnen und Musik in allen Gassen.<br />
Wer Entspannung eher bei guter Literatur<br />
sucht, ist im Geburtshaus des Dichters<br />
Erich Weinert richtig: Das Literaturhaus<br />
Magdeburg organisiert Ausstellungen<br />
und Kulturevents wie die Magdeburger<br />
Literaturwochen. Hier finden sich auch die<br />
Archive Erich Weinerts und des Dramatikers<br />
Georg Kaiser, beides Zeitgenossen, beide<br />
in Magdeburg geboren, die sich aber in<br />
ihrem ganzen Leben nie getroffen haben.<br />
Der Besucher dagegen begegnet hier beiden,<br />
und nicht nur ihnen, sondern einer ganzen<br />
Stadt, der zu begegnen immer ein<br />
Erlebnis ist.<br />
47
Magdeburg<br />
Hundertwassers Vermächtnis:<br />
die Grüne Zitadelle<br />
Unübersehbar reiht sich seit 2005 eines der letzten – und vielleicht<br />
auch schönsten – Werke des österreichischen Künstlers und<br />
Architekten Friedensreich Hundertwasser in das Ensemble von<br />
barocken Fassaden und modernem Design in unmittelbarer Nähe<br />
zum Domplatz ein. Nach nicht einmal zweijähriger Bauzeit waren<br />
auf rund 5.000 m alle architektonischen Markenzeichen Hundertwassers<br />
anzutreffen: Auf den Türmchen leuchten die typischen<br />
goldenen Kugeln, die Fenster scheinen fröhlich zu tanzen, Blumenwiesen<br />
duften auf den Dächern und wellenförmige Böden tragen<br />
als „Melodien für die Füße“ die Besucher durch die Innenhöfe.<br />
Erlebnispark mit Zeitreise:<br />
der Elbauenpark<br />
Die Kulturlandschaft Elbauenpark gehört mit Jahrtausendturm,<br />
Seebühne, Schmetterlingshaus, Spielplätzen und Sportanlagen,<br />
Kunstobjekten, Themengärten und vielen weiteren Attraktionen zu<br />
den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Jahrtausendturm<br />
wurde 1999 anlässlich der Bundesgartenschau errichtet. Er<br />
ist mit seinen 60 Metern das höchste Holzgebäude Deutschlands.<br />
Der Turm bietet dem Besucher eine interaktive Zeitreise: Nirgendwo<br />
sonst ist es möglich, auf gleich fünf Ausstellungsebenen Forschern<br />
und Erfindern zu begegnen, die während der vergangenen 6.000<br />
Jahre die Welt verändert und die Menschheit bewegt haben.<br />
Der Stolz der Stadt: der Dom<br />
St. Mauritius und St. Katharina<br />
Der Dom zu Magdeburg, die Grabkirche Kaiser Ottos I., grüßt mit<br />
seinen mächtigen Türmen den Besucher, gleich aus welcher Himmelsrichtung<br />
er sich Magdeburg nähert. Nicht nur, dass er der<br />
erste gotische Kathedralbau in Deutschland und reich mit kunstvollen<br />
Skulpturen und Schnitzereien versehen ist – immer wieder<br />
verkörperte der Dom das, was die Stadt und ihre Menschen ausmacht:<br />
Stolz, Größe und Stehvermögen. Der heutige Besucher<br />
des Doms erlebt einen monumentalen, schlichten, überraschend<br />
hellen Raum, der Artefakte von höchstem Rang aus fast allen<br />
Kunstepochen enthält.<br />
Weltlich: das Kunstmuseum<br />
im Kloster Unser Lieben Frauen<br />
Mitten in Magdeburg am Ufer der Elbe liegt das Kunstmuseum<br />
im Kloster Unser Lieben Frauen. Es ist der wichtigste Ausstellungsort<br />
für Gegenwartskunst in Sachsen-Anhalt. Die Ausstellungsräume<br />
sind Teil des ehemaligen Klosters aus dem 11. und 12. Jahrhundert,<br />
gegründet vom Magdeburger Erzbischof Gero. Außer der Präsentation<br />
und Sonderausstellungen von nationaler und internationaler<br />
Gegenwartskunst bietet das Museum eine Bibliothek, deren Anfänge<br />
bis in die Jahre ab 1638 zurückreichen. Ihr Bestand umfasst ca. 22.500<br />
Bände, untergliedert in 14 Sachgebiete, wobei Theologie und<br />
Philologie dominieren.<br />
48 www.germany.travel
Mainz<br />
Kunstverein Eisenturm, Luminale<br />
Römer, Narren und der Bischof: Mainz<br />
Buntes<br />
Treiben<br />
Mainz, Landeshauptstadt des<br />
Landes Rheinland-Pfalz, Uni -<br />
versitätsstadt, Römerstadt,<br />
Medienstadt, steht für den berühmten<br />
Dreiklang aus romanischem Dom, Gutenbergs<br />
Schwarzer Kunst und rheinischer<br />
Fastnacht. Und für ein großes Erbe aus<br />
annähernd 2.000 Jahren, das die Mainzer<br />
mit Stolz und Gelassenheit präsentieren.<br />
Dass zu den vielen Kulturgütern der<br />
Stadt auch eine ausgeprägte Weinkultur<br />
gehört, macht sie gleich noch einmal so<br />
sympathisch.<br />
Wo man sogar im Beichtstuhl<br />
kleine Sünden begeht<br />
Die kunstvoll restaurierten Fassaden<br />
barocker Adelspaläste und prächtige<br />
Kirchen atmen Geschichte. An das<br />
mittelalterliche und frühneuzeitliche<br />
49
Mainz<br />
Mainz erinnert die Altstadt, die sich im<br />
Schatten des überwältigenden Doms bis<br />
zum Südbahnhof erstreckt. In den winkligen,<br />
engen Gassen, die hier Nasengässchen<br />
oder Heringsbrunnengasse heißen,<br />
in den vielen kleinen Läden, Boutiquen und<br />
Cafés um den wunder schönen Kirschgarten<br />
mit seinen roman tischen Fachwerkhäusern<br />
und dem Marienbrunnen pulsiert<br />
tagsüber das Leben; betriebsame Wochenmärkte<br />
gibt es nicht nur in der Altstadt und<br />
am Liebfrauenplatz, sondern fast in allen<br />
Stadtteilen. Zu späterer Stunde spürt man<br />
dann, dass Mainz die Weinkönigin unter<br />
Deutschlands <strong>Städte</strong>n ist; Rheinhessen<br />
ist die größte Weinbauregion im Land,<br />
und die junge Winzergeneration zeigt mit<br />
Engagement, Know-how und Selbstbewusstsein,<br />
dass sie Außergewöhnliches<br />
zu leisten imstande ist. Ihre Erzeugnisse<br />
konsumieren die Mainzer bevorzugt in den<br />
gemütlichen Weinstuben und Kneipen,<br />
die so fromme Namen tragen wie „Klingel -<br />
beutel“ oder „Beichtstuhl“. Ein Hinweis<br />
vielleicht, dass die Mainzer auch den Bischof<br />
gerne mal einen guten Mann sein lassen.<br />
Dafür spricht auch das Nachtleben:<br />
Tausende Studenten bevölkern die Szene,<br />
und irgendwo ist immer Party.<br />
Das Rheinpanorama<br />
und ein optimistischer Fürst<br />
Im Gegensatz zur quirligen Altstadt<br />
erscheint das Panorama der Stadt von der<br />
Rheinseite her vornehm, ruhig, fast etwas<br />
streng. Beherrscht wird es von zwei<br />
Epochen: Moderne mit Rathaus und<br />
Congress Centrum in der Rheingoldhalle,<br />
Barock- bzw. Renaissance mit Neuem<br />
Zeughaus, Deutschordenshaus und<br />
Kurfürstlichem Schloss, das übrigens<br />
auch eine der Toplocations des Congress<br />
Centrums ist. Das Schloss übertrifft mit<br />
seiner ungewöhnlich reichen, differenzierten<br />
Gliederung nach dem Urteil einiger<br />
Kunsthistoriker selbst sein Heidelberger<br />
Pendant – wobei sich diese Herren in<br />
Heidelberg wohl nicht mehr blicken lassen<br />
sollten. Durchaus optimistisch war die<br />
Konzeption des Schlosses: Die Grundsteinlegung<br />
erfolgte 1627, mitten in den Wirren<br />
des Dreißigjährigen Krieges. Allerdings<br />
dauerte es bis zur Vollendung des<br />
Schlosses dann auch 125 Jahre.<br />
Die Größe der Geschichte:<br />
Mainzer Museen<br />
Mainz – das ist auch eine einzigartige<br />
Museumslandschaft. Neben dem<br />
Gutenberg-Museum ragt vor allem das<br />
Römisch-Germanische Zentralmuseum<br />
im Kurfürstlichen Schloss heraus. Sammlungen<br />
zur Vor- und Frühgeschichte, zur<br />
römischen Geschichte und zum frühen<br />
Mittelalter werden ergänzt durch umfangreiche<br />
Restaurationswerkstätten<br />
von internationalem Ruf – auch Ötzi, der<br />
Gletschermann aus Tirol, war hier zur<br />
Behandlung. Breiter angelegt, gleichsam<br />
von der Steinzeit bis in die Moderne, ist das<br />
Landesmuseum Mainz, dessen Gründung<br />
1803 auf eine Schenkung von 36 Bildern<br />
durch Napoleon zurückgeht. Das Bischöfliche<br />
Dom- und Diözesanmuseum im<br />
Dom informiert über die Geschichte der<br />
Bischofskirche und des Bistums; einen<br />
allgemeinen Überblick verschafft das Stadthistorische<br />
Museum, und das Naturhistorische<br />
Museum ist das größte in Rheinland-<br />
Pfalz. Alles sehr ernsthafte Themen, aber es<br />
gibt ja erfreulicherweise auch das Mainzer<br />
Fastnachtsmuseum, das der närrischen<br />
Historie der Stadt gewidmet ist. Und die<br />
gehört eben genauso zu Mainz wie die<br />
Römer, Gutenberg, der Dom und der Wein.<br />
Rathausplatz und Dom<br />
50 www.germany.travel
Glaubensfeste: der Dom St. Martin<br />
Der Dom gehört zu Mainz wie der rheinische Karneval: Im Zentrum<br />
der Stadt erhebt sich majestätisch eines der bedeutendsten Kirchenbauwerke<br />
Deutschlands. Der Mainzer Dom, anno 975 unter der Ägide<br />
des Bischofs Willigis erbaut, ist als Kathedrale und Bischofskirche der<br />
geistliche Mittelpunkt des Bistums Mainz. Schon unter dem Patronat<br />
des Heiligen Martin von Tours, vor 1.000 Jahren, versammelten sich<br />
hier die Gläubigen der Stadt. Ein Anziehungspunkt ist der Marienaltar<br />
in der Kettelerkapelle mit der „schönen Mainzerin“. In den<br />
angegliederten Stiftsgebäuden ist heute das Bischöfliche Domund<br />
Diözesanmuseum untergebracht.<br />
Der Schwarzen Kunst gewidmet:<br />
das Gutenberg-Museum<br />
Im Gutenberg-Museum für Druckkunst, auch die Schwarze Kunst<br />
genannt, erhält man einen Einblick in den von Johannes Gensfleisch,<br />
genannt Gutenberg in Mainz erfundenen Buchdruck. Im Jahre 1900,<br />
zum 500. Geburtstag Gutenbergs, wurde es gegründet und widmet<br />
sich seinem Leben und Werk. In diesem Schatzhaus der Druckkunst<br />
können Besucher in den Abteilungen Drucktechnik, Buchkunst,<br />
Akzidenzen und Exlibris, Grafik, Plakate, Papier und Schriftgeschichte<br />
einen umfassenden Überblick über die Entwicklung von Schrift und<br />
Druck gewinnen. Zu den Highlights zählt die berühmte Gutenberg-<br />
Bibel, eines der schönsten Bücher aller Zeiten.<br />
Normal ist anders:<br />
die Mainzer Fastnacht<br />
Die „Meenzer Fassenacht“ ist die fünfte Jahreszeit. Fastnacht, das<br />
heißt jedes Jahr im Februar/März drei tolle Tage und vier turbulente<br />
Nächte. Dann herrscht in der City der närrische Ausnahmezustand:<br />
feiern, tanzen, lachen, flirten – von Rosenmontag bis Aschermittwoch<br />
geht es hoch her. Vier bis fünf Stunden schlängelt sich der<br />
sieben Kilometer lange Rosenmontagszug durch die Innenstadt, den<br />
jedes Mal über 500.000 Zuschauer verfolgen. Die Fastnacht ist auch<br />
ein Stück Stadtgeschichte, ein kulturgeschichtliches Phänomen, sie<br />
nimmt als gesellschaftliches Ereignis schon seit Jahrhunderten im<br />
Festkalender einen festen Platz ein.<br />
Die Kunst der Vermittlung:<br />
die Kunsthalle Mainz<br />
Das Gebäude am Alten Zollhafen mit seiner signifikanten Höhendominante<br />
– aus Stahlbeton mit einer Höhe von 21 Metern und<br />
einem Mantel aus grünem Glas – wurde nach Plänen des Berliner<br />
Architekten Günter Zamp Kelp umgebaut und erhielt mit einem um<br />
sieben Grad geneigten Ausstellungsraum einen markanten Neubau.<br />
Die Kunsthalle Mainz ist konzipiert für Wechselausstellungen mit<br />
Gegenwartskunst; ihr selbst gestellter Auftrag ist nicht der Aufbau<br />
einer eigenen Sammlung, sondern vielmehr die zeitgemäße und –<br />
gelegentlich – auch kontroverse Präsentation und Vermittlung<br />
moderner Kunst.<br />
51
München<br />
850-Jahrfeier<br />
Oktoberfest<br />
52 www.germany.travel
München: Weltstadt mit Herz<br />
Charme<br />
offensive<br />
München, moderne Weltstadt<br />
mit Herz und langer Tradition.<br />
Zwischen BMW und Biergarten,<br />
zwischen Kunst, Kultur, Kreativität und<br />
verträumten Winkeln, zwischen Barock<br />
und Moderne: keine Widersprüche, sondern<br />
typisch München. Die Hauptstadt Bayerns<br />
bietet so viele glanzvolle Sehenswürdigkeiten,<br />
dass man gar nicht weiß, wo man<br />
anfangen soll. Das Wichtigste, was man<br />
nach München mitbringen sollte, ist<br />
also Zeit.<br />
Marienplatz und Frauenkirche:<br />
Schönheit trifft Erhabenheit<br />
Der Marienplatz ist das Zentrum Münchens,<br />
hier herrscht Weltstadtatmosphäre, pulsierendes<br />
Leben, und jedes Gebäude ist<br />
ein Baudenkmal. Neues und Altes Rathaus<br />
prägen den Platz, ebenso wie die Peterskirche,<br />
das älteste Gotteshaus der Altstadt,<br />
und natürlich, nur wenige Schritte entfernt,<br />
die Frauenkirche mit den grün behelmten<br />
Türmen. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt,<br />
nicht nur optisch, auch akustisch: Ihr Geläut<br />
ist ein einziger, jubelnder Über schwang. Der<br />
imposante gotische Bau überrascht durch<br />
angewandtes „Weniger ist mehr“: Erhabene<br />
Schlichtheit sticht verspielten Zierrat. Wenn<br />
sich hier die Gläubigen versammeln, hat<br />
der Teufel keine Chance – auch wenn er im<br />
Eingangsbereich den berühmten „Teufelstritt“<br />
hinterlassen hat.<br />
Wo die Gärten Keller heißen.<br />
Und der König weise urteilte<br />
So reich München auch an wunderbaren<br />
Kirchen ist – seine wahren Kathedralen<br />
befinden sich unter freiem Himmel. Es<br />
sind die Biergärten, wo sich unter uralten<br />
Kastanien bunt gemischtes Publikum des<br />
Lebens erfreut. Wobei die Gärten Keller<br />
heißen – Salvator-, Löwenbräu- oder Hofbräukeller<br />
–, denn die Brauer lagerten ihr<br />
Bier in unterirdischer Kühle und kamen<br />
bald auf die Idee, es gleich an Ort und<br />
Stelle auszuschenken. Den angestammten<br />
Wirten passte das gar nicht, weswegen<br />
sie bei König Ludwig I. protestierten. Er<br />
sprach ein Urteil von salomonischer Weisheit:<br />
Er bewilligte den Ausschank in den<br />
Biergärten, verfügte aber, dass die Brauer<br />
keine Speisen feilbieten durften. So musste<br />
jeder, der neben seiner Maß auch noch<br />
eine zünftige Brotzeit zu sich nehmen<br />
wollte, diese selbst mitbringen. Das<br />
war der Beginn einer Tradition, die den<br />
Münchnern heilig ist – bis heute.<br />
Theater und Museen. Und<br />
ein Münchner von ganzem Herzen<br />
Ebenfalls von internationalem Ruf sind<br />
Münchens Theater. Kammerspiele,<br />
Deutsches Theater, Residenztheater,<br />
Bayerische Staatsoper ... die Auswahl ist<br />
überwältigend: Allein die Internetseite<br />
der Stadt führt 89 Bühnen auf. Überwältigend<br />
ist auch die Museumslandschaft:<br />
Zu nennen sind Alte und Neue Pinakothek,<br />
und die Pinakothek der Moderne – schon sie<br />
allein vereinigt vier voneinander unabhängige<br />
Museen, die in einer weltweit einzigartigen<br />
Konstellation verschiedene Bereiche<br />
der Kunst grenz überschreitend vor Augen<br />
führen. Aber auch das Lenbachhaus, die<br />
Glyptothek, die Staatlichen Antikensammlungen<br />
und das Museum Brandhorst zählen<br />
zu den welt weit renommiertesten Museen.<br />
Eine zweite Museumslandschaft ist der<br />
Stadtteil Lehel mit dem Haus der Kunst,<br />
Bayerischem Nationalmuseum, Archäologischer<br />
Staatssammlung und Völkerkundemuseum.<br />
Plus Paläontologisches Museum<br />
und die Staatlichen Naturwissenschaftlichen<br />
Sammlungen, dazu die Villa Stuck, die<br />
Sammlung Goetz in einem Bau von Herzog<br />
& de Meuron, das Jüdische Museum ... das<br />
Angebot als riesig zu bezeichnen ist eine<br />
krasse Untertreibung.<br />
Für viele allein schon ein Grund, nach<br />
München zu kommen: das Deutsche Museum.<br />
Eines der meistbesuchten Museen<br />
Europas und das größte technisch-naturwissenschaftliche<br />
Museum der Welt. Etwas<br />
kleiner, aber umso liebenswerter ist das<br />
Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor, wo<br />
viele kuriose Exponate an den großen<br />
Komiker erinnern, einen Münchner aus<br />
ganzem Herzen. Auch wenn sein skurriler<br />
Wortwitz nicht jedem verständlich ist:<br />
Seine Liebe zu München ist es umso mehr.<br />
53
München<br />
Im Reich der Illusionen:<br />
die Bavaria Filmstadt<br />
Einmal an den echten Drehorten berühmter Kinofilme stehen<br />
und den Machern von Film und Fernsehen auf die Finger schauen:<br />
Die Bavaria Filmstadt macht’s möglich. Der Tourguide erklärt genau,<br />
wie Filmklassiker und Fernsehserien entstehen. Auf der Führung<br />
durch das Produktionsgelände öffnen die Special-Effects-Leute auch<br />
mal ihre Trickkiste, und man erfährt so einiges, was dem Normalsterblichen<br />
für immer verborgen bleibt. Eines der absoluten Highlights<br />
ist die Bavaria-Stuntshow, die nicht nur Fans von Actionfilmen<br />
den Atem raubt. Auch ein Besuch des 4-D-Kinos mit seinem<br />
speziellem Soundsystem ist ein Erlebnis der besonderen Art.<br />
Heimvorteil: die Allianz Arena<br />
Wer sich für Fußball begeistert, sollte sich die Atmosphäre in der<br />
beeindruckenden Allianz Arena keinesfalls entgehen lassen. Egal,<br />
ob Bundesliga-, Champions-League- oder Länderspiele, in diesem<br />
Meisterwerk der Schweizer Architekturgenies Herzog & de Meuron<br />
wird jedes Fußballspiel zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wer<br />
zusammen mit 65.000 Zuschauern die einzigartige Stimmung,<br />
ohrenbetäubende Fangesänge und Gänsehautfeeling pur erleben<br />
möchte, ist hier an der besten Adresse. Stadionführungen gewähren<br />
faszinierende Blicke hinter die Kulissen eines der modernsten –<br />
und wie viele sagen: schönsten – Stadien Europas.<br />
Kunstareal von Welt:<br />
die Pinakotheken in der Maxvorstadt<br />
Die Pinakothek der Moderne bildet mit der Alten und der Neuen<br />
Pinakothek, dem Museum Brandhorst, den Antikensammlungen,<br />
der Glyptothek und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus das<br />
Kunstareal München – ein Muss für alle Kunstfreunde. Die Alte<br />
Pinakothek ist eines der bedeutendsten und weltgrößten Museen<br />
für Kunst vom Mittelalter bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts; gegenüber<br />
liegt die Neue Pinakothek mit Werken des 19. und beginnenden<br />
20. Jahrhunderts, daneben wiederum die Pinakothek der Moderne<br />
mit Kunstsammlungen aus unterschiedlichen Bereichen.<br />
Wohlfühloase der Millionenstadt:<br />
der Englische Garten<br />
Der Englische Garten mit über vier Quadratkilometern Grünfläche<br />
am Westufer der Isar zählt zu den größten innerstädtischen Parkanlagen<br />
der Welt. Aber nicht nur im Sommer werden Besucher<br />
von dieser Sehenswürdigkeit magisch angezogen, auch im Winter<br />
geizt er nicht mit seinen Reizen. Eine der Hauptattraktionen und<br />
Wahr zeichen des Gartens ist der Chinesische Turm mit seinem<br />
weithin bekannten Biergarten. Ebenfalls in der Anlage: der Eisbach<br />
mit seinem Surfsport oder das versteckte kleine Amphitheater,<br />
wo klassische Theaterstücke aufgeführt werden.<br />
54 www.germany.travel
Münchens erste Adresse:<br />
der Marienplatz<br />
Die Maria ist die „Patrona Bavariae“, die Schutzpatronin Bayerns,<br />
und der Marienplatz mit der hoch aufragenden Mariensäule der<br />
älteste und zentrale Platz der Innenstadt, Mittelpunkt der Fußgängerzone,<br />
Bühne großer Veranstaltungen und der ideale Ausgangspunkt,<br />
um die Stadt zu erkunden. Dominiert wird der Platz vom neogotischen<br />
Neuen Rathaus und seiner ausladenden Fassade, klangvoll<br />
betont vom wunderbaren Glockenspiel im Rathausturm. Ganz in<br />
der Nähe sind die schicken Einkaufsstraßen Münchens, Märkte und<br />
Biergärten – und die drei berühmten Stadttore: Isartor, Sendlinger<br />
Tor und Karlstor.<br />
Die Maß als Maß aller Dinge:<br />
das Hofbräuhaus<br />
Ein bayerisches Erlebnis der Extraklasse in der Altstadt am Platzl ist<br />
das berühmte Hofbräuhaus. Ursprünglich eine Brauerei, heute ein<br />
weltbekannter Bierpalast. Hier trägt man Lederhosen und Dirndl,<br />
hier trinkt man Münchner Bier aus Literkrügen, den typischen Maßkrügen.<br />
Und isst dazu traditionelle, deftig-herzhafte Spezialitäten<br />
garniert mit einem unendlichen Maß an bayerischer Gemütlichkeit.<br />
Im wahrscheinlich größten Bierausschank der Welt sorgen ca. 30.000<br />
Gäste täglich für ein volles Haus und großartig-bierselige Stimmung.<br />
Stammhaus bayerischer Herrscher:<br />
die Wittelsbacher Residenz<br />
Die Residenz in der Innenstadt, eine Mischung aus Renaissance,<br />
Barock, Rokoko und Klassizismus, war das Münchner Stadtschloss<br />
und die Residenz der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige.<br />
Die schon um 1385 erbaute Wasserburg verwandelte sich in einen<br />
prachtvollen Herrschersitz und zeigt den Kunstsinn und politischen<br />
Anspruch des Hauses Wittelsbach. Der weitläufige Palast ist seit 1920<br />
als Museum für Besucher zugänglich. Der Komplex umfasst zehn<br />
Höfe, das Museum besteht aus 130 Schauräumen und gilt heute als<br />
eines der bedeutendsten Raumkunstmuseen Europas.<br />
Aus Freude am Fahren: die BMW Welt<br />
„Mobilität mit allen Sinnen entdecken!“ – Im weltweit einzigartigen<br />
Erlebnis- und Auslieferungszentrum wird die Marke BMW lebendig.<br />
Die Toplocation BMW Welt in exponierter Lage und unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zur Konzernzentrale, zu BMW Museum und BMW-<br />
Werk lässt nicht nur die Herzen technikbegeisterter Freaks höher<br />
schlagen. Mit einem vielfältigen Angebot und regelmäßig wechselnden<br />
Ausstellungen verknüpft die BMW Welt Technik, Design und Innovation<br />
mit Lifestyle, Dynamik und Kultur in außergewöhnlicher<br />
Architektur.<br />
55
München<br />
Fürstliche Vaterfreuden:<br />
das Schloss Nymphenburg<br />
Nymphenburg wurde 1664 vom Kurfürsten Ferdinand Maria als<br />
Geschenk an seine Frau Adelaide von Savoyen zur Geburt des lang<br />
ersehnten Thronerben Max Emanuel gebaut. Einst Sommerresidenz<br />
der Wittelsbacher, bildet es zusammen mit dem Schlosspark, seinen<br />
prachtvollen Gartenanlagen, den kleinen Prachtbauten wie dem<br />
Jagdschloss Amalienburg oder der Badeburg eine Einheit und zählt<br />
zu den bedeutenden Königsschlössern Europas. Zu besichtigen sind<br />
Prunk- und Stilräume, der Festsaal, die Schönheitsgalerie und der<br />
Schlosspark, eines der größten und bedeutendsten Gartenkunst -<br />
werk Deutschlands.<br />
Einen Rausch für Millionen:<br />
das Oktoberfest<br />
München ist die Biermetropole Nr. 1 – und das Oktoberfest auf der<br />
ganzen Welt ein Begriff. Als das Oktoberfest 1810 aus einer königlichen<br />
Hochzeit entstand, hätte sich niemand träumen lassen, dass<br />
es zum Inbegriff für Volksfeste werden würde. Seitdem findet jedes<br />
Jahr im September/Oktober das größte Volksfest der Welt auf der<br />
Theresienwiese statt. Es verbindet Gaudi, Genuss und Brauchtum<br />
bei standesgemäßer Musik, frischem Bier und herzlicher Geselligkeit.<br />
Wer mehr über den geschichtlichen Werdegang dieses Volksfestes<br />
erfahren möchte, kann an der seit 1995 angebotenen mehrsprachigen<br />
historischen Wiesenführung teilnehmen.<br />
Paradies für Feinschmecker:<br />
der Viktualienmarkt<br />
Nirgendwo sonst in der Innenstadt findet man ein derart exklusives,<br />
vielfältiges Spezialitätenangebot wie auf dem riesigen Gelände<br />
des Viktualienmarktes. Den Besucher treibt es hier von einem Stand<br />
zum anderen, um Gewürze, Wild, Fisch, einheimische und exotische<br />
Früchte, Blumen und Pflanzen und vieles mehr zu genießen – ein Genuss<br />
allein schon für die Augen. Hier kann man auch im zentralsten<br />
Biergarten der Stadt zusammen mit bunt gemischtem Publikum<br />
Biere und heimische Schmankerln genießen. Zudem finden hier<br />
traditionelle Veranstaltungen wie Maibaumaufstellen, Brauertag,<br />
Sommerfest oder der Tanz der Marktfrauen statt.<br />
Szene und Party: Glockenbachviertel<br />
und Gärtnerplatz<br />
Das gesamte Areal zwischen Müller-, Frauen- und Thalkirchner<br />
Straße und der Isar, also auch das Gärtnerplatzviertel, gehört zur<br />
Isarvorstadt und gilt zusammen als das angesagteste Szeneviertel<br />
Münchens: Künstlerszene, Alternativszene, Schwulen- und Lesbenszene,<br />
Musikszene: Alles ist hier anders als anderswo, aber alles<br />
irrsinnig cool. Die Partymeile bietet für jeden Geschmack und jeden<br />
Geldbeutel etwas – von Rock bis House, von Chillen bis Party, eine<br />
Kneipe reiht sich an die andere, ein Club an den nächsten.<br />
56 www.germany.travel
Identität und Kultur:<br />
das Jüdische Museum<br />
Die drei Ausstellungsebenen des Jüdischen Museums bieten vielfältige<br />
Einblicke in jüdisches Leben und Kultur in München. Ein<br />
ergänzendes und vertiefendes Angebot zur jüdischen Geschichte<br />
und Religion, das sich auch an ein jüngeres Museumspublikum richtet,<br />
erleichtert es den Besucherinnen und Besuchern, auch auf schwierige<br />
Fragen Antworten zu finden. Die Dauerausstellung „Stimmen<br />
Orte Zeiten“ fokussiert jüdische Geschichte und Kultur von München.<br />
In sieben Installationen eröffnen Erinnerungsmedien wie die Stimmen<br />
von Zeitzeugen, Orte, Bilder und Objekte neue Sichtweisen und<br />
vermitteln die Grundlagen jüdischer Identität bis in die Gegenwart.<br />
Jahrhundertwerke:<br />
das Museum Brandhorst<br />
City Trips-DZT -alle Sprachen-OK_Layout 1 21.02.11 16:55 Seite 1<br />
In Verbindung mit der Sammlung der Pinakothek der Moderne<br />
wurde das Münchener Kunstareal mit dem Museum Brandhorst<br />
eindrucksvoll erweitert. Architektur und Werke gleichermaßen haben<br />
als prägende kulturelle Standortfaktoren eine weite Ausstrahlung.<br />
Vor allem aber bieten die Gemälde, Skulpturen und Installationen<br />
ästhetische Erfahrungsmöglichkeiten wie kaum eine andere<br />
Sammlung. 700 Meilensteine der Kunst seit 1945 finden sich hier<br />
auf drei Ausstellungsflächen von durchschnittlich neun Metern<br />
Geschosshöhe, darunter Arbeiten von Cy Twombly, Andy Warhol,<br />
Joseph Beuys, Damien Hirst, Sigmar Polke und Bruce Nauman.<br />
Herzlich Willkommen!<br />
Mit attraktiven Angeboten für spannende<br />
City-Trips, romantische Wochenenden<br />
und echten Vorteilen für den Urlaub mit<br />
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Entdeckungsreisen und wilde Großstadtabenteuer!<br />
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its cities
Potsdam<br />
Hans-Otto-Theater<br />
Im Reich der Schlösser und Gärten: Potsdam<br />
Preußen<br />
residenz<br />
Potsdam, die Hauptstadt des Landes<br />
Brandenburg, ist vor allem bekannt<br />
für sein historisches Vermächtnis<br />
als ehemalige Residenzstadt Preußens<br />
mit ihren zahlreichen und einzigartigen<br />
Schloss- und Parkanlagen. Preußens Glanz<br />
und Gloria, das Erbe der Preußenkönige<br />
Friedrich I. und Friedrich II., genannt der<br />
Große, die Tradition als Stadt der Wissenschaft<br />
und Künste: Potsdam bietet Kultur<br />
und Geschichte in einer atemberaubenden<br />
Dimension.<br />
Königliche Träume und<br />
Deutschlands größtes Welterbe<br />
Vor 300 Jahren wandelte sich die Garnisonsstadt<br />
Potsdam zu einer der prächtigsten<br />
Residenzstädte Europas. Die Preußenkönige<br />
verwirklichten in und um Potsdam einen<br />
barocken Traum, ihre Nachfolger erweiterten<br />
das Stadtbild um großartige Monumente<br />
des Klassizismus. Schon 1990 wurde die<br />
Potsdamer Kulturlandschaft – damals noch<br />
auf gemeinsamen Antrag beider deutscher<br />
Staaten – zum UNESCO-Welterbe erklärt.<br />
Seitdem gehören die Parkanlagen Sanssouci,<br />
Neuer Garten, Babelsberg, Glienicke und<br />
die Pfaueninsel mit ihren Schlössern zum<br />
Weltkulturerbe, 1992 kamen die Schlossund<br />
Parkanlage Sacrow und die Heilandskirche<br />
hinzu, und 1999 wurde die Liste<br />
nochmals um 14 Denkmäler erweitert,<br />
darunter Schloss und Park Lindstedt, die<br />
russische Kolonie Alexandrowka, das<br />
Belvedere auf dem Pfingstberg, der<br />
Kaiserbahnhof und die Sternwarte am<br />
58 www.germany.travel
Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten<br />
Babelsberger Park. Insgesamt erstreckt<br />
sich das Welterbe über rund 500 Hektar<br />
Parkanlagen und 150 Gebäude aus der<br />
Zeit von 1730 bis 1916.<br />
Das neue Schloss am Alten Markt<br />
und drei wunderbare Stadttore<br />
Ein Spaziergang durch die historische<br />
Mitte Potsdams könnte am Alten Markt<br />
beginnen, dem zentralen Platz. St.-Nikolaikirche,<br />
Lustgarten und das Alte Rathaus<br />
bilden bis heute ein Ensemble von nobler<br />
Erhabenheit.<br />
Gegenwärtig wird auf dem Alten Markt<br />
das Stadtschloss als zukünftiger Sitz des<br />
Landtages wieder aufgebaut; die „Infobox<br />
zur Schaustelle“ berichtet über dieses<br />
ambitionierte Bauprojekt und die Geschichte<br />
des Schlosses, das die DDR als Relikt des<br />
preußischen Imperialismus 1959 schleifen<br />
ließ. Der Neue Markt aus dem 17. und<br />
18. Jahrhundert, etwas versteckt hinter<br />
einer Häuserreihe liegend, ist einer der<br />
besterhaltenen Barockplätze Europas<br />
und der wohl schönste Platz der Stadt. Im<br />
Teil des ehemaligen Kutschstalls ist heute<br />
das sehenswerte Haus der Brandenburg-<br />
Preußischen Geschichte. Der sich anschließende<br />
Luisenplatz verbindet die barocke<br />
Brandenburger Straße mit der Allee zum<br />
Eingang des Parks Sanssouci.<br />
Drei prächtige Stadttore schließlich<br />
prägen das alte Potsdam, eines schöner<br />
als das andere: Das Brandenburger Tor,<br />
ein monumentaler Triumphbogen zur<br />
Erinnerung an den Siebenjährigen Krieg,<br />
das Jägertor, benannt nach dem nördlich<br />
der Stadt liegenden kurfürstlichen Jägerhof,<br />
und das Nauener Tor, einer der<br />
beliebtesten Treffpunkte in Potsdams<br />
Innenstadt und ein wunderschönes<br />
Beispiel englischer Neogotik.<br />
Preußens Werk und<br />
Europas Beitrag<br />
Durch das Nauener Tor gelangt man in das<br />
Holländische Viertel, in dem sich Flair und<br />
Lebensart der Stadt besonders angenehm<br />
entfalten: Liebevoll gestaltete Hinterhöfe,<br />
Cafés, ziemlich verrückte Kneipen und<br />
avantgardistische Galerien laden zum<br />
Schlendern und Verweilen ein. Nicht nur<br />
Holländer fanden in Potsdam indes eine<br />
neue Heimat: Die Residenzstadt war von<br />
Anfang an europäisch geprägt. Die Ansie d-<br />
lung von Hugenotten, die Errichtung der<br />
russischen Siedlung, die Schweizer Häuser<br />
aus dem 19. Jahrhundert, die norwegische<br />
Matrosenstation Kongsnaes, das im<br />
englischen Landhausstil errichtete Schloss<br />
Cecilienhof: Potsdam war immer offen<br />
für Menschen, Kulturen und Ideen. Und<br />
natürlich für Gäste. Heute wie damals, als<br />
Voltaire kam und gleich zwei Jahre blieb.<br />
59
Potsdam<br />
Passierscheine und Agenten:<br />
die Glienicker Brücke<br />
Die Glienicker Brücke verdankt ihren Namen dem in der Nähe gelegenen<br />
ehemaligen Gut Klein Glienicke, an dessen Stelle heute das<br />
Schloss Glienicke liegt. Sie verbindet über die Havel hinweg Berlin<br />
und Potsdam. Ab 1952 war die einstige „Brücke der Einheit“ nur noch<br />
mit Passagierscheinen zu betreten, bis zum 18. November 1989 bestand<br />
hier ein Grenzposten zwischen Ost und West. Weltweit bekannt<br />
wurde die Brücke durch den spektakulären Agentenaustausch am<br />
11. Februar 1986. An der Brücke wurde nach der Wende eine Gedenktafel<br />
und am 10. November 1999 die Bronzeskulptur Nike 89 feierlich<br />
enthüllt – beides in Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer.<br />
Glanz und Gloria:<br />
Preußen und Schloss Sanssouci<br />
Zu den „Must-sees“ in der ehemaligen Garnisonsstadt Potsdam<br />
gehört ganz sicher Schloss Sanssouci, das seit 1990 zum Weltkulturerbe<br />
der UNESCO gehört. Das als „preußisches Versailles“ bezeichnete<br />
Rokokoschloss hatte Friedrich der Große ursprünglich nur als<br />
kleines Weinberghäuschen geplant, in dem er mit seinen Hunden<br />
die Sommermonate verbringen wollte. Heute können Besucher hier<br />
eine einzigartige Zeitreise durch die Kunst-, Kultur- und Architekturgeschichte<br />
von Brandenburg-Preußen unternehmen – wie auch im<br />
Neuen Palais, in Schloss Cecilienhof, im Schloss Babelsberg oder an<br />
einer der vielen anderen Stätten des preußischen Erbes.<br />
Kunst und Kapital: die Schiffbauergasse<br />
Wer eine boomende und blühende Landschaft in Ostdeutschland<br />
sehen möchte, der sollte das Gelände an der Schiffbauergasse<br />
anschauen. Auf zwölf Hektar Fläche am Tiefen See hat sich eine<br />
quirlige Theater- und Kunstszene angesiedelt, und sogar zwei Großkonzerne,<br />
Volkswagen und ein amerikanischer Softwareanbieter,<br />
der im restaurierten Koksseparator des ehemaligen Gaswerks residiert,<br />
haben hier repräsentative Niederlassungen bezogen. Denkmalgeschützte<br />
Gebäude wie das Waschhaus, die Maschinenhalle oder<br />
die Husaren-Pferdeställe wurden liebevoll restauriert und werden<br />
nun von Künstlern als Ateliers und Ausstellungsräume genutzt.<br />
Traumfabrik: der Filmpark Babelsberg<br />
Millionen von Besuchern kamen inzwischen nach Babelsberg, wo<br />
der Fantasyfilm geboren wurde, der erste deutsche Tonfilm entstand,<br />
der „Der blaue Engel“ schwebte und die „Feuerzangenbowle“ zum<br />
Filmklassiker wurde. Seit mehr als zehn Jahren lädt der Filmpark<br />
Babelsberg ins Film- und TV-Wunderland ein. Hier kann man live<br />
erleben, wie eine Show, eine TV-Sendung oder ein Kinofilm entsteht.<br />
Spezialeffekte und Actionszenen versetzen täglich rund 2.500<br />
Besucher auf der Tribüne ins Staunen. Für einen Aufenthalt im Filmpark<br />
sollte man schon ein paar Stunden Zeit mitbringen, um alle<br />
Attraktionen und Liveshows erleben zu können.<br />
60 www.germany.travel
Saarbrücken<br />
Saarkran<br />
Sympathie<br />
bonus<br />
Mit der Lizenz zum Wohlfühlen: Saarbrücken<br />
61
Saarbrücken<br />
Saarbrücken: eine sympathische Stadt<br />
mit lebendiger Kulturszene, barocker<br />
Architektur, französischem Flair und<br />
saarländischer Lebensart; Landeshauptstadt<br />
und Universitätsstadt, Wirtschaftszentrum<br />
und Messestadt. Die Saarmetropole ist<br />
Zentrum eines Großraums aus drei Ländern<br />
und mit einer halben Million Menschen und<br />
zugleich eine gelassene, entspannte und<br />
fröhliche Stadt zum Wohlfühlen.<br />
Gemütliche Stadtquartiere und<br />
die Saarbrücker Lebensweisheit<br />
In seiner 1.000-jährigen Geschichte hat<br />
Saarbrücken wechselvolle Zeiten erlebt;<br />
die Barockbauten des Baumeisters Friedrich<br />
Joachim Stengel, beispielsweise Schloss<br />
und Schlossplatz, zeugen von der Blütezeit<br />
des 18. Jahrhunderts. Vom Schloss aus hat<br />
man den wohl schönsten Blick auf die<br />
Stadt, deren Bild Stengel bis heute prägt.<br />
Die Ludwigskirche sieht man als die<br />
Krönung seines Werks an; sie gilt als eine<br />
der stilreinsten und schönsten evangelischen<br />
Barockkirchen Deutschlands. Andere<br />
Sehenswürdigkeiten von Rang sind das<br />
neugotische Rathaus, die Bergwerksdirektion,<br />
für die Walter Gropius und Heino<br />
Schmieden verantwortlich zeichneten, oder<br />
die von Stengel erbaute Kirche St. Johann,<br />
eine Basilica minor.<br />
Der St. Johanner Markt mit seinen Boutiquen,<br />
Bistros, Restaurants und malerischen<br />
Gässchen ist das Herzstück des Saarbrücker<br />
Lebens und lädt zum Bummeln, Verweilen<br />
und Relaxen ein. Der Marktbrunnen, ebenfalls<br />
ein „Stengel“, bildet den Mittelpunkt<br />
der attraktiven Fußgängerzone. Etwa<br />
15 Fußminuten von hier entfernt stößt<br />
man im ältesten Stadtteil Saarbrückens,<br />
St. Arnual, auf die gotische Stiftskirche aus<br />
dem 13. Jahrhundert inmitten von spätmittelalterlichen<br />
Wohnhäusern. Überhaupt<br />
die Stadtquartiere, Mainzer Straße etwa<br />
oder Nauwieser Viertel, alle so gemütlich<br />
wie beschaulich, überall finden sich hübsche<br />
Biergärten und kulinarische Raffinesse,<br />
französisch angehaucht und mit der ganz<br />
eigenen Note der Region. „Hauptsach gudd<br />
gess“, sagt der Saarbrücker, und das sagt<br />
eigentlich alles.<br />
Die Kulturszene: große<br />
Namen und höchste Ansprüche<br />
Wer sich für Kunst interessiert, kommt<br />
in Saarbrücken ganz sicher auf seine<br />
Kosten – und am Saarlandmuseum nicht<br />
vorbei. Hier, in der Modernen Galerie, gibt<br />
es eine der interessantesten Kunstsammlungen<br />
Deutschlands: Zu sehen sind Rodin,<br />
Matisse, Liebermann, Picasso, Ernst,<br />
Kirchner, Feininger – um nur einige zu<br />
nennen. Weltberühmt: das „Blaue Pferdchen“<br />
von Franz Marc. Theater und Ballett<br />
bieten die Häuser des Staatstheaters<br />
ebenso wie kleinere Bühnen.<br />
Ohnehin gibt es hier eine aktive Klein -<br />
kunst- und Musikszene, zu der etwa<br />
das Kleine Theater im Rathaus oder die<br />
Sommerszene mit internationalem<br />
Straßentheater beitragen. Immer im Juni<br />
bietet das deutsch-französische Festival<br />
Perspectives neue Formen des zeitgenössischen<br />
Theaters sowie Tanz, Zirkus und<br />
Chanson française – alles mit höchstem<br />
Anspruch. Die Musikfestspiele Saar<br />
veranstalten in Zusammenarbeit mit den<br />
Regionen Saarland, Rheinland-Pfalz,<br />
Lothringen und Luxemburg eine Biennale,<br />
die jeweils der Musikkultur eines europäischen<br />
Landes gewidmet ist. Und von Juni<br />
bis August geht es sonntags ans Schloss<br />
zum Open Air mit internationalem Folk,<br />
Rock, Chanson, Blues und Jazz, dazu<br />
„Kultur für Kids“ mit Theater, Musik,<br />
Clownerie und Pantomime.<br />
Entspannt und draußen:<br />
Saarbrückens Grünanlagen<br />
Schön zu wissen, dass Saarbrücken nicht<br />
nur Architektur-, Kultur- und Festivalstadt<br />
ist, sondern auch eine grüne Stadt, die<br />
Entspannendes auch im Freien bietet. Zum<br />
Beispiel in der herrlichen Anlage des Schlossgartens,<br />
im Deutsch-Französischen Garten<br />
oder am Ufer der Saar; überall trifft man<br />
relaxte Spaziergänger, Jogger oder Sonnenanbeter.<br />
„Hauptsachʼ entspannt“, das könnte<br />
denn auch das zweite Motto der Stadt sein.<br />
Theater<br />
62 www.germany.travel
Barocke Pracht mit Schlossgespenst:<br />
das Saarbrücker Schloss<br />
Das Saarbrücker Schloss ist ein barocker Prachtbau in der Stadtmitte<br />
der Landeshauptstadt, das am linken Saarufer auf den Resten der<br />
999 erstmals erwähnten mittelalterlichen Burg Sarabruca errichtet<br />
wurde. Seitdem beherbergt es auch ein Schlossgespenst, das während<br />
der 1.000-jährigen Geschichte des Schlosses immer mit von der<br />
Partie war. Wenn es nicht gerade in den Gemäuern spukt, lädt<br />
es zu Führungen. So erfahren Besucher, warum das Schloss während<br />
der Französischen Revolution brannte, wieso an der Decke des Festsaals<br />
Tauben umherfliegen und wer Charlotte und Ottilie sind.<br />
Ab ins Bergwerk: die Völklinger Hütte<br />
Tief hinein geht es in die dunklen Gänge der Möllerhalle mit dem<br />
Ferrodrom und den feuerspeienden Säulen, hoch hinauf führt der<br />
Anstieg in die luftigen Höhen der Aussichtsplattform am Hochofen.<br />
Ein Besuch im UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist ein<br />
Abenteuer für sich. Die Multimediaführung in der Sinteranlage lädt<br />
ein zu einer spannenden Zeitreise von den Anfängen der Völklinger<br />
Hütte bis zur Gegenwart. Ständige Veranstaltungen und Ausstellungen<br />
auf dem Gelände bereichern das Angebot. Hier im Europäischen<br />
Zentrum für Kunst und Industriekultur kann man zwanglos einen<br />
ganzen Tag verbringen.<br />
Jeder braucht ein bisschen Wärme:<br />
das Heizkraftwerk Römerbrücke<br />
Das Kraftwerk Römerbrücke ist ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk<br />
und wurde 1964 von den Saarbrücker Stadtwerken als Heizkraftwerk<br />
zur Versorgung eines nahe gelegenen Wohn- und Gewerbegebietes<br />
mit Fernwärme errichtet. Schon von Weitem sieht man<br />
den 160 Meter hohen Schornstein der Anlage. Die Architektur des<br />
Kraftwerks wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, und 1992 erhielten<br />
die Stadt und die Stadtwerke den UNO-Umweltpreis für ihre vorbildliche<br />
und innovative Energiepolitik. Was sich im Inneren des sonst<br />
nur von außen zu besichtigenden Baues verbirgt, kann man jeden<br />
ersten Mittwoch im Monat bei einer Führung erfahren.<br />
Cooles Saarbrücken:<br />
Nauwieser Viertel/Chinesenviertel<br />
Das lebendige Nauwieser Viertel im Süden der Stadt – von den alteingesessenen<br />
Bürgern auch Chinesenviertel genannt – unmittelbar<br />
angrenzend an den St. Johanner Markt stellt den eigentlichen Kern<br />
von St. Johann dar. In diesem Quartier findet man ein Gemisch aus<br />
leicht abgehobener Exzentrik und alternativem Lebensstil. Ein cooles<br />
Viertel mit ausgeprägtem kulturellen Angebot, Cafés, Bars, Partylocations<br />
und einem gewissen Typus von Geschäften mit ausgefallenen<br />
Angeboten. Außerdem ist das Nauwieser-Viertel-Fest jedes Jahr Ende<br />
Juli das größte und beliebteste Stadtteilfest des ganzen Saarlandes.<br />
63
Schwerin<br />
Die junge Bühne<br />
64 www.germany.travel
Die Stadt der sieben Seen: Schwerin<br />
Wolken<br />
spiegelung<br />
Schwerin, mit etwas weniger als<br />
100.000 Einwohnern die kleinste<br />
deutsche Landeshauptstadt, herrlich<br />
gelegen in einer malerischen Umgebung, an<br />
Seen inmitten des Stadtgebietes, in denen<br />
sich die ziehenden Wolken des nördlichen<br />
Himmels spiegeln. Das Wahrzeichen der<br />
Stadt: das Schweriner Schloss, luftig, leicht,<br />
hell und freundlich – wie die Stadt selbst.<br />
Stadt mit vielen Namen<br />
und der richtigen Mischung<br />
Schon aus dem Jahr 965 existieren Aufzeichnungen<br />
über eine Burg in einem<br />
Süßwassersee, den Historiker in Schwerin<br />
vermuten. Angesichts der übermächtigen<br />
Truppen Heinrichs des Löwen lässt der<br />
Burgherr, der slawische Fürst Niklot, 1160<br />
diese Burg niederbrennen. Danach erst<br />
folgten die eigentliche Gründung der Stadt<br />
und der Wiederaufbau der Burg, und schon<br />
wenige Jahre später wird der erste Dom<br />
gestiftet. Stadt der sieben Seen, Florenz des<br />
Nordens, Domstadt, Residenzstadt: Heute<br />
hat Schwerin viele Namen. Und alle passen,<br />
denn die Stadt präsentiert sich als gelungene<br />
Mischung aus Natur und Architektur,<br />
großer und kleiner Kunst und den Zeugnissen<br />
ihrer 850-jährigen Geschichte. Wer über<br />
das Kopfsteinpflaster des Marktplatzes<br />
bummelt, die Nase in die kleinen Gassen<br />
steckt und die Augen staunend über das<br />
Schloss gleiten lässt, der merkt es schnell:<br />
In Schwerin gibt es viel zu sehen und zu<br />
erleben. Kulturliebhaber verzaubert die<br />
Stadt mit Theater und Kleinkunst, Museen<br />
und den grandiosen Schlossfestspielen im<br />
Alten Garten.<br />
Steigende Ansprüche und<br />
bauliche Maßnahmen<br />
Das einzige mittelalterliche Baudenkmal,<br />
das die Jahrhunderte überdauerte, ist der<br />
alles überragende Dom. Der erste Dom<br />
musste aus Platzgründen bis auf den Turm<br />
niedergerissen werden, und auch die 1248<br />
geweihte romanische Bischofskirche<br />
genügte bald nicht mehr den Ansprüchen:<br />
Graf Heinrich von Schwerin hatte von einem<br />
Kreuzzug einen in Jaspis eingeschlossenen<br />
Blutstropfen Christi mitgebracht – und<br />
der verlangte nach einem angemessenen<br />
Aufbewahrungsort. Wahrzeichen der Stadt<br />
ist das Schloss, gelegen auf einer Insel<br />
zwischen Schweriner See und Burgsee. In<br />
der Umgebung des Schlosses sind vor allem<br />
der Schlossgarten, das Staatliche Museum,<br />
das Mecklenburgische Staatstheater, die<br />
Siegessäule, das Alte Palais, der Marstall und<br />
die klassizistische Staatskanzlei sehenswert.<br />
Theater, Museen, Festivals:<br />
Schwerin hat immer Saison<br />
Das Mecklenburgische Staatstheater<br />
Schwerin gibt Aufführungen in den Sparten<br />
Schauspiel, Niederdeutsches Schauspiel,<br />
Puppenspiel, Musiktheater, Ballett und<br />
Konzerte; jährlicher Höhepunkt sind<br />
natürlich die Schlossfestspiele.<br />
Einer Hauptstadt würdig erweisen sich<br />
auch die Museen Schwerins, zuvorderst<br />
das Staatliche Museum. Im Hauptgebäude<br />
finden sich – neben anderem – Sammlungen<br />
flämischer und holländischer Maler des<br />
16. bis 18. Jahrhunderts, aber auch Mittelalterliches<br />
und Zeitgenössisches. Im Marstall<br />
hat das Technische Landesmuseum seinen<br />
Sitz, und auch ein Archäologisches Landes -<br />
museum nennt Schwerin sein Eigen.<br />
Auch der Festivalkalender ist aller Ehren<br />
wert. Schwerin ist Spielort der Festspiele<br />
Mecklenburg-Vorpommern; im Mai<br />
finden das Filmkunstfest und die Parade<br />
der Weißen Flotte statt, im Juni und Juli sind<br />
es Töpfermarkt, Fünf-Seen-Lauf, Christopher<br />
Street Day und Drachenbootfest, später<br />
Altstadtfest und Weinfest, die Interkulturellen<br />
Woche im Oktober, und im November<br />
ist traditionell das nahe gelegene Lübeck<br />
zu Gast in Schwerin. Mit dem Mäkelborger<br />
Weihnachtsmarkt endet das Veranstaltungsjahr.<br />
Ein großes Programm für die<br />
kleine Landeshauptstadt, und jeder freut<br />
sich anschließend schon auf die nächste<br />
Saison – und auf die vielen Gäste, die dann<br />
wieder gern nach Schwerin kommen.<br />
65
Schwerin<br />
Naturwunder:<br />
die Schweriner Seenlandschaft<br />
Schwerin liegt in einer waldreichen Seenlandschaft am Schweriner<br />
See. Aber nicht nur – sondern auch am Burgsee, am Faulen See, am<br />
Grimkesee, am Heidensee, an der Großen Karausche, am Lankower<br />
See, am Medeweger See, am Neumühler See, am Ostorfer See,<br />
am Pfaffenteich und am Ziegelsee. Der Schweriner See ist einer<br />
der größten Seen in Deutschland, der Ziegelsee ist ein beliebtes<br />
Segel revier und der Ostorfer See ein klassischer Badesee. Aber in<br />
diesem Wasser-Eldorado geht ohnehin jede Art von Wassersport.<br />
Und mit ihrer unberührten Natur zeigt sich die Seenlandschaft<br />
nicht nur Wassersportlern von ihrer schönsten Seite.<br />
Wie aus dem Märchen:<br />
das Schweriner Schloss<br />
Das Schweriner Schloss in romantischer Lage, majestätisch und<br />
traumhaft schön auf einer kleinen Insel des Schweriner Sees, war<br />
lange Zeit die Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge<br />
und zählt zu den bedeutendsten Bauten des Historismus in<br />
Europa – ein Märchenschloss mit Kuppeln, Türmen und Türmchen,<br />
das mit dem es umgebenden See Schwerins Fotomotiv Nummer 1<br />
bildet. Es beherbergt das Schlossmuseum, das man sich unbedingt<br />
anschauen sollte. Ebenfalls sehr schön ist ein Spaziergang durch<br />
den Burggarten, der im Stil eines englischen Landschaftsgartens<br />
angelegt ist, und durch den barocken Schlossgarten.<br />
Kunsterlebnis:<br />
das Schleswig-Holstein-Haus<br />
Das ehrwürdige Gemäuer des alten Backsteinhauses, 1737 im Stil<br />
des Barock erbaut, hält kulturinteressierten Besuchern seit 1995<br />
seine Pforten als Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum offen.<br />
Hier sind fortlaufend Skulptur, Fotografie und Malerei zu bewundern.<br />
Den Schwerpunkt des Hauses bilden Ausstellungen zur Kunst des<br />
20. Jahrhunderts. Neben internationalen Größen wie Dalí, Ernst,<br />
Matisse, Miró, Hundertwasser, Janssen und Goya stellt das Haus<br />
auch regionale Künstler vor. Weitere Schwerpunkte sind Autorenlesungen<br />
und die Pflege der Kammermusik.<br />
Wie aus einer anderen Zeit:<br />
die historische Schelfstadt<br />
Deutschlands kleinste Landeshauptstadt bezaubert als Ganzes<br />
mit Kultur und historischer Architektur inmitten einer wunderbaren<br />
Seenlandschaft. Ganz besonders ist das aber im Stadtteil Schelfstadt<br />
der Fall, der sich in zentraler Lage südlich des Ziegelsees und östlich<br />
des Pfaffenteichs erstreckt: Denn die Schelfstadt ist das größte zusammenhängende<br />
Ensemble historischen Baubestands der Stadt.<br />
Herzog Friedrich Wilhelm ließ das Gebiet 1705 als Neustadt planmäßig<br />
anlegen. An der höchsten Stelle der Schelfstadt steht die<br />
Schelfkirche, die allein schon eine Besichtigung wert ist.<br />
66 www.germany.travel
Stuttgart<br />
Kunst<br />
Freiplatz vor dem Kunstmuseum<br />
weltstadt<br />
Für Geniesser zwischen Kultur und Kulinarik: Stuttgart<br />
Zwischen Volksfest und Sternerestaurant,<br />
Automobilmuseen und<br />
Wilhelma, pulsier endem Nightlife<br />
und phantastischen Ausstellungen: Stuttgart<br />
steckt voller spannender Gegensätze.<br />
Eingebettet in eine der größten Weinbauregionen<br />
Deutschlands, begeistert die<br />
Hauptstadt Baden-Württembergs durch<br />
ihre herrliche Lage, die schönen Plätze, die<br />
prächtigen Schlösser und Bauten unterschiedlichster<br />
Architekturstile.<br />
Stuttgarts Versailles und<br />
15.000 Kunstwerke in einem Haus<br />
Der ideale Treffpunkt im Herz der Innen -<br />
stadt ist der Schlossplatz: In wohl keiner<br />
anderen Stadt beherrscht eine Schlossanlage<br />
so sehr das innerstädtische Bild<br />
wie in Stuttgart das Neue Schloss.<br />
Der Herzog von Württemberg ließ hier<br />
Ende des 18. Jahrhunderts die letzte<br />
große barocke Residenzschlossanlage<br />
in Deutschland erbauen, und er hatte<br />
dabei nicht weniger als ein zweites<br />
Versailles im Sinn. Ein Versailles der<br />
modernen Kunst steht auf dem Schloss-<br />
67
Stuttgart<br />
platz: Das Kunstmuseum Stuttgart mit<br />
einem Bestand von 15.000 Werken der<br />
Klassischen Moderne und der zeitgenössischen<br />
Kunst. Der spektakuläre Bau beeindruckt<br />
durch seine schlichte Eleganz;<br />
nachts gibt die hell erleuchtete gläserne<br />
Hülle den Blick auf den steinernen<br />
Gebäudekern frei.<br />
Von der Steinzeit bis Baselitz,<br />
von Klassik bis Musical<br />
Im Alten Schloss ist das Landesmuseum<br />
Württemberg untergebracht, das die<br />
Landesgeschichte von der Steinzeit über<br />
Kelten, Römer, Alamannen bis zu Mittel alter,<br />
Barock und Neuzeit darstellt. Zeitlich etwas<br />
enger gefasst ist die Staatsgalerie Stuttgart:<br />
Sie beherbergt eine einzigartige Sammlung<br />
mit Schwerpunkten auf altdeutscher,<br />
italienischer und niederländischer Kunst,<br />
auf Klassischer Moderne und zeitgenössischer<br />
Malerei und Plastik. Zu sehen sind<br />
bedeutende Werkgruppen der unterschiedlichen<br />
Stile und Strömungen wie Fauvismus,<br />
Brücke, Blauer Reiter oder Kubismus sowie<br />
herausragende Werk<br />
komplexe einzelner Künstler wie Picasso,<br />
Beckmann, Schlemmer, Beuys, Kiefer und<br />
Baselitz.<br />
Auch in Sachen darstellende Kunst bewegt<br />
sich Stuttgart auf allerhöchstem Niveau.<br />
Stuttgart ist eines der größten Drei-Spar ten-<br />
Theater der Welt. Das Ballett und die Staats -<br />
oper genießen Weltruhm, das Schauspiel<br />
begeistert mit spektakulären Inszenierungen.<br />
Für die musikalischen Leckerbissen<br />
sorgen die großen Stuttgarter Orchester,<br />
Jazzclubs oder die beiden Musicals im<br />
SI-Centrum Stuttgart.<br />
Flanieren und feiern,<br />
shoppen und schlemmen<br />
Für kulinarische Erlebnisse zwischen<br />
Spätzle und Spätburgunder bürgt Stutt -<br />
garts Gastronomie vom Bierlokal an der<br />
Ecke bis zur prämierten Spitzengastrono -<br />
mie mit internationalem Ruf. Mehr als<br />
einen Kilometer Shoppingspaß am Stück<br />
bietet die Königstraße: unzählige Modeläden,<br />
Spezialgeschäfte, Kaufhäuser, Cafés,<br />
Gaststätten und Ruhezonen. Im Bohnen-<br />
viertel reihen sich Trödel- und Antiquitätenshops<br />
an charmante Cafés und Restaurants,<br />
in der Calwer Straße warten elegante<br />
Boutiquen und eine Vielzahl Restaurants<br />
mit Außenterrassen auf Besucher. Und<br />
abends locken unter anderem Theodor-<br />
Heuss-Straße und der Platz um den<br />
Hans-im-Glück-Brunnen mit Bars für<br />
jeden Gusto.<br />
Die Lebensfreude und Gastfreundlichkeit<br />
der Stuttgarter lässt sich auch auf einem<br />
der zahlreichen Feste in der Stadt erleben.<br />
Das größte Fest der Schwaben und das<br />
zweitgrößte Bierfest weltweit wird Ende<br />
September auf dem Canstatter Wasen<br />
gefeiert: Über 300 Fahrgeschäfte und<br />
große Bier- und Weinzelte laden zum<br />
Cannstatter Volksfest ein – Spaß und<br />
Stimmung inklusive. Zeit nehmen sollte<br />
man sich auch für ein anderes tierisches<br />
Vergnügen: Stuttgarts beliebteste Freizeiteinrichtung<br />
ist die Wilhelma, einer der<br />
schönsten zoologisch-botanischen Gärten<br />
in Europa und mit rund 8.000 Tieren<br />
einer der artenreichsten Zoos weltweit.<br />
Mercedes Benz Museum<br />
68 www.germany.travel
Traum und Tänzer:<br />
das Stuttgarter Ballett<br />
Das Stuttgarter Ballettwunder hat eine lange und traditionsreiche<br />
Geschichte, die bis ins Jahr 1609 zurück reicht. Große Choreografen<br />
machten Stuttgart im 18., 19. und 20. Jahrhundert zu einem der<br />
angesehensten Zentren des Tanzes in Europa. 1961 wurde John<br />
Cranko zum Ballettdirektor und Choreografen berufen und schrieb<br />
in den folgenden zwölf Jahren nicht nur eines der erfolgreichsten<br />
Kapitel Stuttgarter Ballettgeschichte, sondern eroberte auch einen<br />
singu lären Platz in der Reihe der bedeutendsten Choreografen<br />
weltweit. Seit über 40 Jahren zählt das Stuttgarter Ballett nun<br />
schon zu den führenden Ensembles der Welt.<br />
Wo die Wahrheit liegt:<br />
der Weinwanderweg in der City<br />
Wer sich auf „Winzers Rappen“ begeben will, ist in Stuttgart, der<br />
„Großstadt zwischen Wald und Reben“, gut aufgehoben. Hier wachsen<br />
die Trauben bereits einige Meter vom Hauptbahnhof entfernt an<br />
den sonnigen Hügeln und Hängen des Neckartals. Die Landeshauptstadt<br />
kann auf eine lange Weintradition zurückblicken, die durch<br />
Weinbaurundfahrten, zahlreiche Wein- und Besenfesten und das<br />
beliebte Stuttgarter Weinfest lebendig bleibt. Und nicht zuletzt<br />
lässt sich auf dem Weinwanderweg ganz wunderbar die hügelige<br />
Reben- und Weinlandschaft kennenlernen – inklusive der<br />
leckeren Tropfen.<br />
Träume auf vier Rädern:<br />
Mercedes Benz und Porsche<br />
Die Premiummarken Daimler-Benz und Porsche machten von<br />
Stuttgart aus beispiellose Karrieren – und bedanken sich mit zwei<br />
spektakulären Firmenmuseen. Im Mercedes Benz Museum erlebt<br />
man in einem architektonisch bemerkenswerten Gebäude Sternstunden<br />
der Mobilität. Auf neun Ebenen dokumentieren insgesamt<br />
über 1.500 Exponate die einzigartige Historie der Marke. Der Mythos<br />
Porsche ist in Zuffenhausen zu Hause, im Porsche Museum. Das ganz<br />
in Weiß gehaltene Museum, dessen Ausstellungskörper auf nur drei<br />
Stützen ruht und das deshalb zu schweben scheint, erregte wegen<br />
seiner kühnen Architektur bereits in der Bauphase Aufsehen.<br />
Schlemmerparadies im Jugendstil:<br />
die Markthallen<br />
Die Stuttgarter Markthallen wurden bereits 1914 im Jugendstil<br />
erbaut und gelten als eines der schönsten Gebäude der Epoche.<br />
Hier duftet es nach exotischen Gewürzen, multikulturelles Stimmengewirr<br />
liegt in der Luft, und auf rund 3.000 m reiht sich ein Stand<br />
an den anderen. Täglich werden hier Blumen, Obst, Gemüse, Fisch,<br />
Fleisch und Backwaren angeboten. In diesem Paradies der lukullischen<br />
Genüsse und exquisiten Lebensart lässt sich bei einem leckeren<br />
Milchkaffee oder einer der schwäbischen Spezialitäten des Restaurants<br />
auch ganz entspannt das geschäftige Treiben beobachten.<br />
69
anspruchsvoll · verführerisch<br />
erfinderisch · entspannend<br />
4 gute<br />
Gründe,<br />
Stuttgart und die Region<br />
zu besuchen.<br />
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Sindelfingen<br />
Grossindustrie und Fachwerkhäuser: Sindelfingen<br />
Marktplatzbrunnen<br />
Schwabenpower<br />
Sindelfingen zu besuchen heißt<br />
Mercedes-Benz zu besuchen, oder?<br />
Gut, wer das Hauptwerk des Konzerns<br />
sehen möchte, muss sich vor die Tore<br />
Stuttgarts nach Sindelfingen begeben.<br />
Wer aber einfach ein hübsches schwäbisches<br />
Städtchen sehen möchte, für den<br />
lohnt sich der kleine Abstecher ebenfalls.<br />
Übrigens auch für Shopper: Lange waren<br />
hier unzählige Webereien ansässig, und<br />
noch heute gibt es hier viele kleine, aber<br />
feine Modefirmen.<br />
Vom Weberstädtchen zum<br />
modernen Industriestandort<br />
Viel typisch Schwäbisch-Gemütliches hat<br />
sich in Sindelfingen ein bisschen länger<br />
gehalten als anderswo, denn spät erst<br />
begann das Städtchen über den von viel<br />
Fachwerk geprägten mittelalterlichen<br />
Stadtkern hinauszuwachsen. Die Ansiedlung<br />
von Industrie verlief schleppend – bis<br />
die Daimler-Motoren-Gesellschaft 1915 in<br />
Sindelfingen ein Werk errichtete. Innerhalb<br />
weniger Jahrzehnte wandelte sich die Stadt<br />
dann zu einem modernen Industriestandort.<br />
Begleitet wurde dieses Wachstum von<br />
einem großzügigen Ausbau der Infrastruktur,<br />
und als in den 1970er Jahren die Einnahmen<br />
sprudelten, begann man sogar,<br />
die Zebrastreifen an manchen Stellen mit<br />
Carrara-Marmor zu gestalten.<br />
Drei Rathäuser und eines der<br />
größten Straßenfeste Europas<br />
Über diese und andere Aspekte der<br />
Stadt geschichte informieren das Stadtmuseum<br />
im Alten Rathaus von 1478 und<br />
das angrenzende Salzhaus von 1592. Am<br />
Marktplatz, wo das Mittlere Rathaus steht,<br />
lohnt der Freundschaftsbrunnen einen<br />
Blick: Um einen zentralen Brunnen mit<br />
dem Sagenpferd Pegasus sind sechs<br />
weitere kleine Brunnen angeordnet, die<br />
für sechs Partnerstädte Sindelfingens<br />
stehen. Im anderen Alten Rathaus schließlich,<br />
im Stadtteil Maichingen, ist ein Teil der<br />
Städtischen Galerie untergebracht. Das<br />
Museum Schauwerk, 2010 eröffnet, zeigt<br />
deutsche und internationale Kunst aus der<br />
Zeit der 1960er Jahre bis in die Gegenwart.<br />
Interessant sind aber auch die industriegeschichtlichen<br />
Ausstellungen: etwa im<br />
Webereimuseum in der Alten Webschule<br />
oder in der ehemaligen Lochkartendruckerei<br />
der IBM, in der seit 1994 das „Haus zur<br />
Geschichte der IBM Datenverarbeitung“<br />
eingerichtet wurde: Was vor nicht allzu<br />
langer Zeit Inbegriff des Fortschritts war,<br />
findet sich heute schon im Museum.<br />
Gar nicht museal dagegen ist das pul sierende<br />
Stadtleben: Eine Vielzahl von Geschäften<br />
und Märkten lädt zum Bummeln<br />
ein, und kulinarisch kann man sich in<br />
netten Restaurants, Gaststätten oder<br />
Biergärten verwöhnen lassen: Die Sindelfinger<br />
Gastronomie hält – von gepflegter<br />
schwäbischer bis hin zu internationaler<br />
Küche – für jeden Geschmack etwas bereit.<br />
Tipp: das Gasthaus Lammbräu, geöffnet<br />
seit 1823. Und das Internationale Straßenfest<br />
am dritten Juniwochenende ist eines<br />
der größten Straßenfeste Europas.<br />
71
Wiesbaden<br />
Historisches Gemäuer in der Therme<br />
Anspruchs<br />
denken<br />
Des Kaisers schönste Bäder: Wiesbaden<br />
72 www.germany.travel
Wiesbaden, die De-luxe-Aus -<br />
gabe einer Stadt, gleichsam die<br />
höhere Tochter unter Deutschlands<br />
Großstädten. Hauptstadt des Lan -<br />
des Hessen, eines der ältesten und vornehms<br />
ten Kurbäder Europas, Inbegriff von<br />
Gediegenheit, Klasse und Anspruch. Ob<br />
Dinieren, Flanieren oder Konsumieren,<br />
hier ist alles von höchstem Niveau. Und<br />
das gilt zweifelsohne auch für die Offenheit<br />
und das Savoir-vivre der Wiesbadener.<br />
Kunsterlebnis Wiesbaden:<br />
die Freude am Besonderen<br />
Das Leben in Wiesbaden pulsiert, es ist<br />
abwechslungsreich und lebendig. Und das<br />
spiegelt sich auch in einem breiten Angebot<br />
an Theater, Kunst, Literatur und Musik in<br />
unterschiedlichster Form wider. So treffen<br />
sich alljährlich hochkarätige Ensembles im<br />
Hessischen Staatstheater zu den Internationalen<br />
Maifestspielen und anderen Veranstaltungen<br />
von Weltformat. Und auch<br />
abseits der großen Bühnen hat Wiesbaden<br />
viel zu bieten. Kleinkunst, Musik und<br />
Improvisationstheater werden an verschiedenen<br />
Spielstätten geboten, die immer<br />
durch ihre Originalität bestechen. Eine<br />
hochwertige und mannigfaltige Auswahl<br />
bieten auch die Wiesbadener Museen. So<br />
beherbergt das Museum Wiesbaden neben<br />
zahlreichen großartigen Sammlungen auch<br />
den europaweit größten Bestand an Werken<br />
des russischen Malers Alexej von Jawlensky.<br />
Das magische Fünfeck:<br />
die historische Innenstadt<br />
Jeder Spaziergang durch die Altstadt,<br />
innerhalb des Historischen Fünfecks, wird<br />
einen tiefen Eindruck hinterlassen. Angefangen<br />
am Schlossplatz: Hier stehen das<br />
älteste Gebäude der Innenstadt, das Alte<br />
Rathaus, erbaut 1608 bis 1610, und das<br />
von 1884 bis 1887 errichtete Neue Rathaus.<br />
Die Nord seite des Platzes dominiert das<br />
Stadtschloss der nassauischen Herzöge,<br />
das Kaiser Wilhelm II. bei seinen zahlreichen<br />
Aufent halten als Wohnsitz zu nutzen<br />
pflegte. Am östlichen Rand des Historischen<br />
Fünfecks verläuft die elegante Wilhelmstraße,<br />
Shopping- und Kulturmeile ersten<br />
Ranges: Noble Geschäfte und Cafés<br />
wechseln sich ab mit dem Museum Wiesbaden<br />
und dem Nassauischen Kunstverein,<br />
der sich auf Zeitgenössisches spezialisiert<br />
hat. An der Ostseite der Wilhelmstraße<br />
wurde 1860 der Landschaftspark Warmer<br />
Damm angelegt. Wiederum etwas östlich<br />
davon thront die Söhnlein-Villa, wegen ihres<br />
Washingtoner Vorbilds auch „Weißes Haus“<br />
genannt. Am nördlichen Ende liegt das<br />
Kureck, dessen Mittelpunkt eine Grünfläche<br />
mit zwei imposanten Kaskadenbrunnen<br />
markiert. Sie wird von einem hufeisenförmigen<br />
Ensemble umschlossen, bestehend aus<br />
dem Kurhaus, dem nach englischem Vorbild<br />
angelegten Kurpark, den Kurhauskolonnaden<br />
– mit 129 Metern die längste Säulenhalle<br />
Europas – und den Theaterkolonna -<br />
den mit dem 1894 eröffneten Hessischen<br />
Staatstheater, bis heute eine Bühne von<br />
bestem Ruf. Ganz in der Nähe sprudelt der<br />
gesundheitsspendende Kochbrunnen, mit<br />
einer Förderleistung von etwa 500.000<br />
Litern am Tag und einer Temperatur von<br />
67 °C die ergiebigste aller Wiesbadener<br />
Thermalquellen.<br />
Was am Ende des Tages zählt:<br />
erstklassige Gastronomie<br />
Vom vornehmen Neroberg über der Stadt<br />
bis an die Ufer des Rheins erstreckt sich<br />
eine gastronomische Landschaft der<br />
Extraklasse. Ein leichter mediterraner Snack<br />
zum Abschluss eines erlebnisreichen Tages<br />
oder doch lieber ein mehrgängiges Menü<br />
an festlicher Tafel – egal, wonach einem<br />
gerade der Sinn steht: Schicke Restaurants<br />
finden sich hier ebenso wie Bistros und<br />
Brasserien, gepflegte Wein- und Bierstuben,<br />
Pubs und feine Cafés, teilweise in traditionellem<br />
Wiener Kaffeehausambiente.<br />
Apropos Ambiente: Mit diesem Wort könnte<br />
man nicht nur Kaffeehäuser beschreiben,<br />
sondern gleich die ganze Stadt Wiesbaden.<br />
Kurhaus<br />
73
Wiesbaden<br />
Dreiklang gehobenen Stils:<br />
Kurhaus, Therme, Spielbank<br />
Das Kurhaus ist der fantastische Rahmen für nationale und internationale<br />
Kongresse, Tagungen, Konferenzen, Ausstellungen,<br />
Seminare und kulturelle Veranstaltungen. Der Festbau ist umgeben<br />
von einem weitläufigen Parkgelände und prunkvollen historischen<br />
Gebäuden. Zehn Säle und Salons verschiedener Größe und unterschiedlichen<br />
Stils, die Restaurants und eine der ältesten Spielbanken<br />
Europas – alles unter einem Dach vereint. Kaiser Wilhelm II. bezeichnete<br />
es als das „schönste Kurhaus der Welt“, als er 1907 der Einweihung<br />
beiwohnte. Und wie ein Kaiser kann man sich in der Kaiser-<br />
Friedrich-Therme auch tatsächlich fühlen.<br />
Tonangebend: das Rheingau<br />
Musik Festival<br />
Jedes Jahr von Ende Juni bis Ende August verwandelt das Rheingau<br />
Musik Festival mit seinen Klangzauberern die gesamte Region zwischen<br />
Frankfurt, Wiesbaden, Rüdesheim und Lorch in eine einzige<br />
Konzertbühne von internationalem Rang. Der Konzertsommer, der<br />
seit über 20 Jahren in jeweils mehr als 150 Konzerten Künstler von<br />
Weltgeltung in der unvergleichlichen Atmosphäre des Rheingaus<br />
präsentiert, gehört zu den führenden Festivals der ganzen Region –<br />
und darüber hinaus.<br />
Neue Erfahrungshorizonte:<br />
Schloss Freudenberg<br />
Ein Schlossbesuch der anderen Art erwartet den Besucher im Orts -<br />
teil Dotzheim. Hier ist es gelungen, Schloss und Park zu einem überregional<br />
beachteten Kulturzentrum zusammenzuführen. Herzstück<br />
der Anlage ist die Dauerausstellung „Erfahrungsfeld zur Entfaltung<br />
der Sinne und des Denkens“, die zum spielerischen Umgang mit allen<br />
möglichen Erscheinungen zwischen Himmel und Erde einlädt. Dazu<br />
werden faszinierende Eindrücke vermittelt, die man nicht verpassen<br />
sollte. Hierzu zählen der nachtschwarze Raum unter dem Motto<br />
„Stell dir vor, du wärst blind.“, die „Dunkelbar“ und das „Nachtmahl“:<br />
Erlebnisse, die niemand so schnell vergisst.<br />
Hohe Bühnenkunst:<br />
das Hessische Staatstheater<br />
An der Nordseite der Parkanlage Warmer Damm errichteten<br />
1892–1894 Wiener Architekten das Staatstheater. Kaiser Wilhelm II.<br />
ließ das Gebäude im Stil der Neorenaissance errichten. Mehr als<br />
20 Neuinszenierungen von Oper, Schauspiel und Ballett ergeben<br />
zusammen mit dem vielfältigen Repertoire in jeder Spielzeit ein<br />
begeisterndes Angebot, das sowohl klassische Werke als auch<br />
modernes Musiktheater und Stücke der dramatischen Gegenwartsliteratur<br />
umfasst. Da alle drei Bühnen des Staatstheaters parallel<br />
bespielt werden können, finden an manchen Tagen bis zu vier<br />
Veranstaltungen statt.<br />
74 www.germany.travel
Aachen<br />
Europa<br />
Aachener Dom<br />
stadt<br />
Von Karl dem Grossen bis Karneval: Tradition und Lebensfreude<br />
75
Aachen<br />
Fahren Sie nach Aachen, und Sie landen<br />
in Europa. Denn wenn es eine Stadt<br />
gibt, die Europa lebt, denkt und fühlt,<br />
dann ist es Aachen. Mancher vermutet sogar<br />
ein spezielles europäisches Gen, das den<br />
Menschen der Region gegeben sei. Das<br />
hält streng wissenschaftlichen Betrachtungen<br />
vielleicht nicht stand, aber trotzdem:<br />
Wer Europa sucht, seine geistigen Wurzeln,<br />
seine Werte und Ideale, wird in Aachen<br />
fündig werden.<br />
Eine Reise durch die Zeit:<br />
die „Route Charlemagne“<br />
Es ist ein wunderbarer Gegensatz, dem<br />
der Gast auf allen Wegen durch die Stadt<br />
begegnet: stolze, altehrwürdige Bau -<br />
werke aus allen Epochen und dazwischen<br />
eine quirlige Szene, geprägt von 40.000<br />
Stu den ten aus allen Winkeln der Erde. Sie<br />
geben der Stadt ein ebenso lässiges wie<br />
buntes Flair, das ganz einfach Lebensfreude<br />
aus drückt. Ein weiterer schöner Beleg für<br />
die Weltoffenheit Aachens – und ein guter<br />
Grund mehr, sich einfach mal durch die<br />
Innenstadt treiben zu lassen, sich gleichsam<br />
auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte<br />
zu begeben. Eine gute Orientierung bietet<br />
die „Route Charlemagne“, auf den Spuren<br />
Karls des Großen, seiner Ideen und Visionen.<br />
Sie verläuft entlang eines Ensembles herausragender<br />
historischer und auch moderner<br />
Gebäude, wobei jede Station ein Thema<br />
behandelt, das unsere Zeit ebenso prägt wie<br />
die Karls des Großen: Geschichte, Wissenschaft,<br />
Europa, Religion, Macht, Wirtschaft<br />
und Medien.<br />
Von Gotik und Barock bis<br />
zum Computermuseum<br />
Auf den Fundamenten der Kaiserpfalz<br />
wurde im 14. Jahrhundert das Rathaus<br />
errichtet und hunderte Jahre später zu<br />
einem barocken Stadtschloss ausgebaut,<br />
ein Zeugnis aus der Blütezeit traditionellen<br />
Bürgertums. Gleich nebenan, mit der<br />
Gaststätte „Zum Postwagen“, liegt seit<br />
Jahrhunderten ein Ort gehobener Gastlichkeit.<br />
Das Grashaus, ganz frühes Rathaus<br />
und heutiges Stadtarchiv, das Haus Löwenstein,<br />
ein ehemaliges Wohn- und Gasthaus,<br />
oder das Büchelpalais, bis 1752 die<br />
städtische Kornhalle, sind einige der<br />
weiteren Stationen auf der Route Charlemagne,<br />
die jede schon für sich einen<br />
Besuch wert sind. Wie auch das „Große<br />
Haus“, wo das Neueste aus den letzten<br />
drei Jahrhunderten sorgsam archiviert<br />
und gepflegt wird: Im Internationalen<br />
Zeitungsmuseum, dem weltweit größten<br />
seiner Art, zeugen 170.000 Zeitungen aus<br />
aller Welt und (fast) aller Sprachen von der<br />
Schnelllebigkeit der Zeiten – und dass auch<br />
die dicksten Schlagzeilen ganz schnell von<br />
gestern sind. Auch im Computer-Museum<br />
der Technischen Hochschule sieht man so<br />
manches, das der beschleunigten Alterung<br />
ausgesetzt ist: Was heute noch als hypermodern<br />
gilt, steht morgen schon im Museum.<br />
Der Internationale Karlspreis:<br />
ein Preis, ein Europa<br />
Karl der Große ist Namensgeber des Internationalen<br />
Karlspreises der Stadt Aachen,<br />
der seit 1950 im Rathaus verliehenen Auszeichnung<br />
für Verdienste um die europäische<br />
Einigung. Wie immer man dazu stehen<br />
mag, die Einigung ist ein Prozess, der einen<br />
alten europäischen Traum hat Wirklichkeit<br />
werden lassen: eine über Jahrzehnte<br />
währende Epoche des Friedens auf dem<br />
„alten Kontinent“.<br />
Und sollten Sie nicht gerade zufällig mit<br />
dem Karlspreis ausgezeichnet werden: Der<br />
Aachener Karneval ist auch ein guter Anlass<br />
für einen Besuch dieser groß artigen Stadt.<br />
Theater<br />
76 www.germany.travel
Der Aachener Dom<br />
Der älteste Dom Nordeuropas, Begräbnisstätte Karls des Großen<br />
und 1978 als erstes deutsches Bauwerk in die Liste der UNESCO-Welterbestätten<br />
aufgenommen, birgt einzigartige Kunstschätze, darunter<br />
das Lotharkreuz, die silberne, teils vergoldete Karlsbüste und viele<br />
weitere, bis zu 1.200 Jahre alte Kunstwerke. Der Dom erlangte seine<br />
jetzige Gestalt mit dem karolingischen Oktogon in der Mitte, der<br />
gotischen Chorhalle und dem Westwerk durch das Wirken vieler<br />
späterer Kaiser und Könige und der von ihnen beauftragten Handwerker:<br />
ein grandioses Gesamtkunstwerk, entstanden über<br />
Jahrhunderte.<br />
Aachens Quartier Latin: das Pontviertel<br />
Hier treffen sich abends die Studenten, hier reiht sich ein Restaurant,<br />
und eine Kneipe an die andere, und hier finden sich zahlreiche Hinweise<br />
auf die Aachener Geschichte abseits der üblichen Routen.<br />
Vom Markt aus geht es die Pontstraße hinunter, am Hauptgebäude<br />
der renommierten Technischen Hochschule vorbei und mitten hinein<br />
in die Szene, wo fast täglich Party angesagt ist. Das Pontviertel mit<br />
seinem lockeren Charme und einem außergewöhnlich bunten Angebot<br />
ist der ideale Ort, um mit Freunden um die Häuser zu ziehen,<br />
hier und da ein Bierchen zu nehmen und es sich einfach gut<br />
gehen zu lassen.<br />
2.000 Jahre Badekultur<br />
Aachen ist die Stadt des Wassers. Seit Urzeiten sprudeln mehr als<br />
30 heilkräftige Quellen aus dem Boden, aufgeheizt von den Vulkanen<br />
der nahen Eifel auf bis zu 74 °C. Sanus per aquam – gesund durch<br />
Wasser: Heute wird die fast 2.000-jährige Badetradition durch die<br />
Carolus-Thermen, ein Bad der absoluten Spitzenklasse, mit neuem<br />
Leben erfüllt. Für erholsame Stunden sorgt die Thermalwelt; die<br />
Saunawelt lädt zu einem schweißtreibenden Streifzug durch verschiedene<br />
Saunakulturen, und auch die Verwöhnwelt mit Solarien,<br />
Shiatsu-Massageliegen, der Karawanserei und zahlreichen verschiedenen<br />
Massagen ist eine wahre Wohltat für Körper und Seele.<br />
Auf dem Rücken der Pferde<br />
Schon ein rund 30.000 Jahre altes Fossil, das hier gefunden<br />
wurde, scheint auf die spätere Leidenschaft der Aachener hinzuweisen:<br />
das Reiten. Mit anderen Worten: Der erste Aachener muss<br />
wohl ein Pferd gewesen sein. 40 Kilometer Reitwege in der Stadt,<br />
22 Indoor-Reithallen, 134 Reitbetriebe und ein Reitstadion, das<br />
50.000 Zuschauer fasst – das gibt es nur in Aachen. Und der jährlich<br />
statt findende CHIO Aachen ist das größte Weltfest des Pferdesports<br />
– im Übrigen auch für Menschen, die sonst lieber Rad fahren<br />
oder zu Fuß unterwegs sind.<br />
77
Augsburg<br />
Früher Glanz und grosses Geld: Augsburg<br />
Reich &<br />
schön<br />
78 www.germany.travel<br />
Rathausplatz
City Galerie<br />
Augsburg, gelegen im Südwesten<br />
Bayerns, ist eine der geschichtlich<br />
bedeutendsten <strong>Städte</strong> Deutschlands.<br />
Und eine der schönsten. Wer auf<br />
alten Wegen durch die Stadt geht, kann<br />
sich mit ein wenig Fantasie fühlen wie ein<br />
Renaissancefürst, zumindest aber lässt<br />
sich ahnen, welche Bedeutung Augsburg<br />
damals, zu den Zeiten der Bankiers- und<br />
Kaufmannsdynastie der Fugger, gehabt<br />
haben muss – als herausragender Finanzplatz,<br />
internationale Handelsmetropole<br />
und Ort der Künste.<br />
Spaziergang durch die Jahrhunderte.<br />
Lange Zeit prägte die Stadt die Geschichte<br />
Deutschlands und Europas. Augsburg war<br />
schon immer ein bisschen reicher, glanzvoller<br />
und beeindruckender als andere <strong>Städte</strong>.<br />
Schon im Hochmittelalter staunten Reisen de<br />
über die imposanten Kirchenbauten, beispielsweise<br />
über den Dom mit seinen heute<br />
fast 1.000 Jahre alten wunderbaren Bronzetüren,<br />
und die Basilika St. Ulrich und Afra,<br />
benannt nach zwei der Stadtheiligen.<br />
Daneben umgab sich das mittelalterliche<br />
Augsburg mit großen Wehranlagen und der<br />
durchgehenden Stadtmauer, von der noch<br />
heute viele Teile erhalten sind.<br />
Innerhalb dieser Mauern siedelten sich<br />
viele Gold- und Silberschmiede an, die sich<br />
über die Jahrhunderte einen hervorragenden<br />
Ruf erarbeiteten. Ihre Werke können in<br />
verschiedenen Museen und Ausstellungen<br />
betrachtet und in den bis heute bestehenden<br />
zahlreichen kleinen Betrieben auch<br />
gekauft werden.<br />
Zusammen mit den prächtigen Brunnen<br />
und Zunfthäusern und natürlich dem<br />
Rathaus, dem vielleicht bedeutendsten<br />
Renaissancebau nördlich der Alpen, ergibt<br />
sich ein Stadtbild von selte ner Intensität.<br />
Und auch spätere Epochen haben der Stadt<br />
ihren Stempel aufge drückt; vor allem Barock,<br />
Rokoko und – viel später – der Jugendstil<br />
machen jeden Gang durch die Stadt zu<br />
einem ganz besonderen Erlebnis. Während<br />
der Indus- triellen Revo lu tion entstanden<br />
ebenso bemerkens werte Baudenkmäler wie<br />
zum Beispiel die Schülesche Kattunfabrik,<br />
der Glaspalast oder das Fabrikschloss, die<br />
heute größtenteils als Museen oder<br />
Kunstgalerien dienen, außerdem Villen<br />
bekannter Industrieller wie das Gignoux-<br />
Haus, die Villa Haag oder die Villa Silbermann.<br />
Der Jugendstil hinterließ in Augs -<br />
burg mit der Synagoge, dem Kurhaus in<br />
Göggingen, der Herz-Jesu-Kirche und dem<br />
Alten Stadtbad ebenfalls ganz außerordentliche<br />
Bauwerke.<br />
Wo die Puppen tanzen.<br />
Und Brecht wieder zu Hause ist<br />
Auch Augsburgs Museen öffnen ein<br />
Schaufenster der Jahrhunderte, beson -<br />
ders das Schaezlerpalais, ein Glanzpunkt<br />
des Rokoko, mit seinen vier bedeutenden<br />
Kunstsammlungen. Ein ganz anderes<br />
Museum freut sich genauso, wenn Sie ihm<br />
einen Besuch abstatten: das Museum der<br />
Augsburger Puppenkiste, dieser liebenswürdigen<br />
Marionettenbühne, die so manche<br />
Kindheitserinnerung bei Besuchern ganz<br />
unterschiedlicher Generationen weckt.<br />
Gleichfalls im Bühnenfach, wenn auch in<br />
einer anderen Sparte, war der berühmteste<br />
Augsburger tätig: Bertolt Brecht. Lange<br />
umstritten und wenig von ihnen geliebt,<br />
haben die Augsburger mittlerweile ihren<br />
Frieden mit ihm gemacht und ihm in<br />
seinem Geburtshaus eine sehenswerte<br />
Ausstellung gewidmet. Und abends, in einer<br />
der vielen netten Altstadtkneipen, finden<br />
Sie immer jemanden, mit dem Sie ausgie -<br />
big über die Augsburger Puppenkiste oder<br />
Brecht diskutieren können.<br />
79
Augsburg<br />
Auf Mozarts Spuren<br />
1719 wurde in Augsburg, im heutigen Mozarthaus, Wolfgang<br />
Amadeusʼ Vater Leopold Mozart geboren, der auch der Entdecker des<br />
musikalischen Genies seines Sohnes und sein erster Lehrer war. Zahlreiche<br />
Bauwerke, Denkmäler und Gedenktafeln in Augsburg erinnern<br />
an die Familie Mozart, die Baumeister, Bildhauer und Buchbinder<br />
waren. Das 2006 neu gestaltete Mozarthaus zeigt Gemälde, Stiche<br />
und Grafiken aus dem Kreis der Familie, aber auch Musikinstrumente<br />
der Mozart-Zeit, darunter ein Hammerklavier von Andreas Stein, auf<br />
dem Leopold und Wolfgang Amadeus zu spielen pflegten.<br />
Schöner Wohnen für Arme:<br />
die Fuggerei<br />
Der reiche Kaufmann Jakob Fugger gründete 1516 die Wohnsiedlung<br />
Fuggerei. Fleißige, schuldlos verarmte Bürger wurden hier aufgenommen<br />
und bekamen eine bis hin zum Essbesteck voll ausgestattete<br />
Wohnung. Das Ensemble mit acht Gassen und drei Toren ist eine<br />
Stadt in der Stadt mit 67 zweigeschossigen Häusern und 147 Wohnungen,<br />
eigener Kirche, Brunnen, Stadtmauern und den Stadttoren,<br />
die bis heute jeden Abend um 22.00 Uhr vom Nachtwächter geschlossen<br />
werden. Die Jahres(kalt)miete für eine Wohnung beträgt<br />
noch immer den nominellen Gegenwert eines Rheinischen<br />
Guldens: 88 Cent.<br />
Industriearchitektur und<br />
moderne Kunst<br />
Bei aller geschichtlichen Größe der Stadt kommt die Moderne dennoch<br />
nicht zu kurz: Mit der Staatsgalerie Moderne Kunst im Glaspalast,<br />
einem lichtdurchfluteten Bau mit 1500 m Ausstellungsfläche,<br />
und dem H2 – Zentrum für Gegenwartskunst bietet Augsburg zwei<br />
herausragende Ausstellungshäuser für zeitgenössische Kunst. Beide<br />
besitzen den Charakter moderner Industriebauten, beide liegen in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft zueinander und beide laden ein zu<br />
einer intensiven Entdeckungsreise durch die Welt moderner Malerei.<br />
Weltbühne im Kleinen:<br />
die Augsburger Puppenkiste<br />
Kult für Generationen: Die Augsburger Puppenkiste mit ihren 6.000<br />
Marionetten und über 60 Jahren Geschichte ist sicher eines der berühmtesten<br />
Marionettentheater überhaupt. Mit ihren TV-Produktionen<br />
erlangte die Puppenkiste seit 1953 bundesweite Bekanntheit,<br />
und bis heute lassen der Lokomotivführer Lukas und sein Freund Jim<br />
Knopf aus Lummerland, Räuber Hotzenplotz, das Urmel aus dem Eis,<br />
Kater Mikesch, Aladin und die Wunderlampe, Frau Holle und nicht zu<br />
vergessen das Kasperle nicht nur Kinderaugen leuchten. Was aber<br />
viele nicht wissen: Abends spielen die Puppen Kabarett und bringen<br />
Erwachsene mit bissigen Satiren zum Lachen.<br />
80 www.germany.travel
EINE DER FASZINIERENDSTEN STÄDTE DEUTSCHLANDS:<br />
AUGSBURG<br />
In Augsburg wurde europäische Geschichte geschrieben:<br />
Römer gründeten diese Stadt, eine der ältesten Deutschlands.<br />
Das Bankhaus der Fugger machte große Politik<br />
und finanzierte Kaiser und Könige des Hauses Habsburg.<br />
Jakob Fugger ließ mit der Fuggerkapelle in St. Anna den<br />
ersten deutschen Renaissancebau errichten. Seine 1521<br />
gestiftete, weltberühmte Fuggerei ist heute die älteste<br />
Sozialsiedlung der Welt. Aus Augsburg stammen die Vorfahren<br />
und der Vater Wolfgang Amadé Mozarts. Rudolf<br />
Diesel entwickelte im „deutschen Manchester“ den nach<br />
www.concret-wa.de · Foto: Wolfgang B. Kleiner<br />
ihm benannten Motor. In der Altstadt wurde Bert Brecht<br />
geboren: Die Augsburger Jahre haben den Schriftsteller<br />
und seine Werke geprägt. Passend zur großen Historie<br />
der Stadt der Confessio Augustana und des Augsburger<br />
Religions friedens findet man Sehenswertes vom Dom über<br />
das Renaissancerathaus und die Augsburger Pupp en kiste<br />
bis hin zur glanzvollen Museums landschaft. Augs burg ist<br />
nicht zuletzt auch eine Perle der Romantischen Straße.<br />
www.augsburg-tourismus.de<br />
Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />
Schießgrabenstraße 14<br />
DE-86150 Augsburg<br />
Telefon +49 (0)8 21/5 02 07-0<br />
Telefax +49 (0)8 21/5 02 07-45<br />
www.augsburg-tourismus.de<br />
tourismus@regio-augsburg.de<br />
REGIO<br />
AUGSBURG<br />
TOURISMUS<br />
weimar<br />
überraschend vielseitig anders.<br />
Weimar feiert<br />
Seit 358 Jahren wird in Weimar der<br />
Zwiebelmarkt gefeiert. Immer am<br />
zweiten Oktoberwochenende wird<br />
die Stadt in den Ausnahmezustand<br />
versetzt. Zur Weimarer Weihnacht im<br />
Advent verwandelt sich die Altstadt in<br />
einen traditionellen Weihnachtsmarkt.<br />
Weimar ist musikalisch<br />
Mit Bach, Liszt und Wagner lebten<br />
und arbeiteten einige der weltweit<br />
bekanntesten Musiker hier. 2011 wird<br />
Franz Liszt’s 200. Geburtstag mit vielen<br />
Konzerten, Festivals und Ausstellungen<br />
gefeiert. Bachwochen und Wagnerwochen<br />
runden das Programm ab.<br />
Weimars UNESCO-Welterbe<br />
Mit Klassischen Weimar und der in<br />
Weimar gegründeten Bauhaus-Designschule<br />
ist die Stadt zweimal auf der<br />
UNESCO-Welterbeliste vertreten. Insgesamt<br />
16 Gebäude und Ensemble<br />
laden ein, die Spuren großer Dichter<br />
und Künstler zu verfolgen.<br />
Tourist-Information Weimar<br />
Markt 10<br />
Tourist-Information im Weimar-Atrium<br />
Friedenstraße 1<br />
Telefon: 03643 745-0<br />
Mail: tourist-info@weimar.de<br />
www.weimar.de
Bielefeld<br />
Kunsthalle Bielefeld<br />
Vom mittelalterlichen Handelszentrum<br />
zur modernen Grossstadt<br />
Kaufmannstalent<br />
Bielefeld wurde im Jahr 1214 vom<br />
Grafen Hermann von Ravensberg<br />
gegründet. Ein weitblickender Mann:<br />
Schon damals wusste er die günstige Lage<br />
an der Kreuzung alter Handelswege in<br />
unmittelbarer Nähe eines Passes durch<br />
den Teutoburger Wald für sich zu nutzen.<br />
So entstand eine typische Handelsstadt<br />
mit großem Markt und schönen Bürgerhäusern<br />
– die Bielefeld bis heute prägen.<br />
Der Wandel als Prinzip:<br />
Bielefeld im Spiegel der Zeiten.<br />
Zahlreiche Kaufleute nutzten die vom<br />
Landesherrn in der neuen Stadt gewährten<br />
Freiheiten und bestimmten von Anfang an<br />
die Entwicklung Bielefelds. Der Handel mit<br />
Tuch und Leinen, damals begehrte Güter,<br />
bescherte der Stadt eine große Zeit, von der<br />
heute noch der Alte Markt, das Alte Rathaus<br />
und die Altstädter Nicolaikirche zeugen.<br />
Doch die Nachfrage nach Leinen hielt nicht<br />
ewig an; Bielefeld erlebte einen Wandel<br />
von der Handels- zur Industriestadt. Das<br />
schlug sich auch im Stadtbild nieder: Neue<br />
Wohnviertel mit den für sie typischen<br />
zwei- bis dreigeschossigen Häusern wurden<br />
erschlossen. Repräsentative Gebäude wie<br />
das Neue Rathaus und das mit Barockund<br />
Jugendstilelementen gestaltete Theater,<br />
die mit Renaissancemotiven ausgeschmückte<br />
Post, der Bahnhof im Jugend -<br />
stil und die durch ihre hohe Kuppel weit<br />
sichtbare Synagoge wurden in den Jahren<br />
nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert<br />
errichtet.<br />
Am Ende desselben, des 20. Jahrhunderts<br />
haben der Bau der Kunsthalle, der Stadthalle,<br />
der Seidenstickerhalle, des Historischen<br />
Museums und des Museums Huelsmann<br />
im Ravensberger Park das architektonische<br />
Stadtbild binnen kurzer Zeit erneut auf<br />
markante Weise geprägt und das kulturelle<br />
Angebot deutlich erweitert. Seit 1969 ist<br />
Bielefeld auch Universitätsstadt. Im Westen,<br />
am Fuß des Teutoburger Waldes, sind alle<br />
Fakultäten unter einem Dach vereint.<br />
Zentrale Begegnungsstätte und architektonisches<br />
Glanzlicht ist die gut 300 Meter<br />
lange Große Halle.<br />
Feiern nach altem Brauch:<br />
Märkte, Feste und der Hermannslauf<br />
Im Mai findet in der Altstadt der Leinewebermarkt<br />
statt, ein großes mehrtägiges<br />
Volksfest, und jedes Jahr im Juli ist auf der<br />
Sparrenburg das mittelalterliche Sparrenburgfest,<br />
im September der Weinmarkt in<br />
der Altstadt. Traditionell wird das Jahr mit<br />
dem Weihnachtsmarkt beschlossen. Er<br />
findet in der Altstadt statt, eingerahmt von<br />
über 100 festlich geschmückten Fachwerkhäuschen.<br />
Ebenfalls eine typische Bielefelder<br />
Tradition ist der Hermannslauf, ein Volkslauf<br />
vom Hermannsdenkmal in Detmold über<br />
die Höhen des Teutoburger Waldes bis zur<br />
Bielefelder Sparrenburg.<br />
82 www.germany.travel
Anzeige<br />
Kultur für Nachtschwärmer<br />
in Bielefeld<br />
Nicht nur Bielefelds attraktive Lage am Teutoburger Wald bietet<br />
vielfältige Freizeitaktivitäten, sondern auch das bunte Kulturleben<br />
zählt zu Bielefelds Vorzügen. Jedes Jahr am letzten Samstag im April<br />
laden die Nachtansichten zu „Begegnungen der Bielefelder Art!“.<br />
Mehr als 40 Museen, Kirchen und Galerien öffnen während der<br />
langen Museumsnacht ihre Türen und bieten den Besuchern eine<br />
stimmungsvolle Reise durch die Nacht mit schillernden Facetten<br />
der Stadt-Kultur. www.nachtansichten.de<br />
Anzeige<br />
„Picasso 1905 in Paris“ ab<br />
25.9.2011 in der Kunsthalle Bielefeld<br />
Das Jahr 1905 stellt für das frühe Werk Picassos einen wichtigen<br />
Wendepunkt dar: Die triste Farbigkeit der Blauen Periode wird<br />
von der Leichtigkeit der Rosa Periode abgelöst. Die Metropole Paris<br />
wird dabei zu einer wichtigen Inspiration: Der Zirkus, der frühe Film<br />
und die zeitgenössische französische Kunst, die ebenfalls zu sehen<br />
sein wird, bringen Picasso um 1905 zu einem einzigartigen Bruch<br />
mit der Tradition, der zu einer Erneuerung seiner Malerei führt.<br />
Seit den 1980er Jahren ist dies das fünfte Picasso-Projekt der<br />
Kunsthalle Bielefeld. www.kunsthalle-bielefeld.de<br />
Den Lebenden zur Freude:<br />
die Rudolf-Oetker-Halle<br />
Die Rudolf-Oetker-Halle steht bis heute für ausgeprägten Bürgersinn,<br />
herausragendes Engagement und den traditionell hohen Stellenwert<br />
kulturellen Lebens in der ostwestfälischen Metropole. Bereits 1925<br />
trat die Familie Oetker mit einem noblen Vorschlag an die Stadt<br />
Bielefeld heran: Sie wollte ihrer Heimatstadt einen großen Konzertbau<br />
finanzieren – zum Gedenken an Dr. Rudolf Oetker, den musikbegeisterten<br />
Sohn des Firmengründers, der 1916 im Ersten Weltkrieg<br />
gefallen war, und „den Lebenden zur Freude und Erhebung an den<br />
Werken der Tonkunst“, wie es auf einer Schrifttafel in der Eingangshalle<br />
heißt.<br />
Kultur im Park:<br />
die Ravensberger Spinnerei<br />
Erbaut wurde sie in den Jahren 1855–1857. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert<br />
war sie eine der größten Flachsspinnereien Europas. Vor dem<br />
Hauptgebäude liegt der Rochdale-Park, der 1978 zur Erin nerung an<br />
das 25-jährige Bestehen der <strong>Städte</strong>partnerschaft mit der englischen<br />
Stadt Rochdale angelegt wurde. Das gesamte Gelände rund um die<br />
Ravensberger Spinnerei hat sich zu einem Treffpunkt für Kulturliebhaber<br />
entwickelt. Neben den Ausstellungen des Historischen Museums<br />
und der Kunstgewerbesammlung/Museum Huelsmann, Angewandte<br />
Kunst & Design finden hier anspruchsvolle Kulturveranstaltungen<br />
ganz unterschiedlicher Art statt, von Konzert bis Kabarett.<br />
83
BONN<br />
Zeit<br />
geschichte<br />
Bonn. Das zweite Leben der früheren Hauptstadt<br />
Wer vor nun auch schon wieder<br />
über 20 Jahren glaubte, Bonn<br />
verfiele ohne Hauptstadtehren in<br />
einen Dornröschenschlaf, sah sich getäuscht.<br />
Die Stadt am Rhein ist eine Wirtschafts- und<br />
Kulturmetropole von internationalem Rang<br />
und präsentiert sich selbstbewusst, quicklebendig<br />
und gleichzeitig ziemlich gelassen.<br />
Und auch auf politischer Bühne spielt Bonn<br />
nach wie vor mit: als „Zweitwohnsitz“ der<br />
Republik, Sitz von 16 Einrichtungen der<br />
Vereinten Nationen und einer ganzen Reihe<br />
weiterer internationaler Organisationen.<br />
Die Bonner Republik:<br />
fast schon „die gute alte Zeit“<br />
Es waren nicht die schlechtesten Zeiten, in<br />
denen Bonn als Hauptstadt Deutschland<br />
repräsentierte; die „Bonner Republik“ steht<br />
bis heute für den Aufstieg nach dem Krieg,<br />
84 www.germany.travel
für Diplomatie und Demokratie. Der<br />
„Weg der Demokratie“ – so heißt auch ein<br />
Rundgang, der am Haus der Geschichte<br />
beginnt und an wichtigen zeitgeschichtlichen<br />
Orten im ehemaligen Regierungsviertel<br />
vorbeiführt. Authentische Stätten<br />
wie das Palais Schaumburg, der Kanzlerbungalow<br />
oder der ehemalige Bundesratssaal<br />
können noch immer besichtigt<br />
werden.<br />
Die Stadt als Museum –<br />
und die Museen der Stadt<br />
Bonn ist aber nicht nur Exhauptstadt;<br />
auch sein Ruf als Stadt der Künste reicht<br />
weit. Mit international beachteten<br />
Inszenierungen empfiehlt sich das Theater<br />
Bonn als eine erste Adresse für ein anspruchsvolles<br />
Publikum, und die seit 1992<br />
ausgetragene Schauspiel-Biennale hat<br />
sich als internationales Festival ebenfalls<br />
fest etabliert.<br />
Bedeutendes findet der Besucher in zwei<br />
der wichtigsten Kunstmuseen Deutschlands,<br />
im Kunstmuseum Bonn und in der Kunstund<br />
Ausstellungshalle der Bundesrepublik<br />
Deutschland, besser bekannt als Bundeskunsthalle.<br />
Das Kunstmuseum bietet eine<br />
der umfangreichsten Sammlungen des<br />
deutschen Expressionismus, außerdem<br />
deutsche Kunst der Gegenwart und<br />
internationale Grafik ab 1945. Die Kunst -<br />
halle hingegen hat Höheres im Sinn: Hier<br />
soll der „geistige und kulturelle Reichtum“<br />
des Landes angemessen präsentiert und der<br />
internationale Dialog zwischen Kultur und<br />
Politik gepflegt werden. Große Ziele – aber<br />
Millionen Besucher jedes Jahr sprechen<br />
dafür, dass dieser Anspruch tatsächlich<br />
erfüllt werden kann.<br />
Sommerzeit, Festzeit:<br />
Kultur am und auf dem Rhein<br />
Von Klassik bis Hip-Hop: die Bandbreite der<br />
Musikrichtungen ist charakteristisch für<br />
den traditionellen „Bonner Sommer“, der<br />
alljährlich von Juni bis September stattfindet<br />
und schon seit über 35 Jahren die ganze<br />
Innenstadt in eine Bühne verwandelt. Entlang<br />
der schönsten Rheinabschnitte – und<br />
somit natürlich auch in Bonn – finden jährlich<br />
von Mai bis September die Feuerwerksspektakel<br />
„Rhein in Flammen“ statt. In das<br />
Licht bengalischer Feuer ge taucht, präsentieren<br />
sich die Uferpromenaden und die<br />
Sehenswürdigkeiten entlang des Flusses in<br />
„... Freiheit über alles lieben;<br />
Wahrheit nie, auch sogar am Throne<br />
nicht verschweigen.“ Ludwig van Beethoven<br />
einem magischen roten Schein, und auf<br />
dem Wasser kreuzt eine Flotte festlich<br />
illuminierter Schiffe, umrahmt von zauberhaften<br />
Feuerbildern am Himmel: Romantik<br />
pur, mit garantierter Gänsehaut für die<br />
ganze Familie. Vielleicht eher nicht für die<br />
ganze Familie ist dagegen Rheinkultur<br />
gedacht: Punk, Hardrock, Garage, Indie,<br />
Blues und Folk locken jeden Sommer bis zu<br />
170.000 Besucher an.<br />
Kunsthalle<br />
85
BONN<br />
Wiener Klassiker aus Bonn:<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Ludwig van Beethoven, 1770 wurde er hier geboren: Auch wenn es<br />
ihn schon in jungen Jahren Richtung Wien zog, wo er als „Vollender<br />
der Wiener Klassik“ Weltruhm erlangte, ehrt und verehrt Bonn sein<br />
Genie voller Begeisterung. Das Beethoven-Haus, sein Geburtshaus<br />
und heute Museum, die große Beethoven-Sammlung im Haus „Im<br />
Mohren“, die Beethovenhalle, eines der bedeutendsten Bauwerke der<br />
frühen Bundesrepublik, und schließlich das jährlich stattfindende<br />
Beethovenfest zeigen eines ganz deutlich: Bonn ist Beethoven-Stadt.<br />
Der Garten der Bonner: die Rheinaue<br />
Ein echtes Wahrzeichen der Stadt ist der sich südlich des ehemaligen<br />
Regierungsviertels erstreckende 160 Hektar große Park. Das Areal ist<br />
fast so groß wie die gesamte Innenstadt und ein beliebtes Ausflugsziel<br />
der Bonner. Hier tummeln sich am Wochenende vor allem im<br />
Sommer junge Leute und alle, die raus ins Grüne wollen. Es gibt<br />
Grillplätze, einen Skaterpark, einen Abenteuerspielplatz, Biergärten,<br />
Restaurants und Sportplätze. Sehenswert sind der schön angelegte<br />
Japanische Garten, der Rosengarten und das Bienenhaus. In den<br />
Sommermonaten findet hier an den Wochenenden ein riesiger<br />
Flohmarkt statt.<br />
Das Haus der Geschichte<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart: Diese Epoche<br />
bleibt im Bonner Haus der Geschichte gegenwärtig. In einer großen<br />
ständigen Ausstellung und wechselnden Themenausstellungen<br />
werden Politik-, Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte ebenso<br />
dokumentiert wie wichtige Trends in Kunst, Kultur und die Lebensbedingungen<br />
des Alltags. Zahlreiche Exponate – vom „Adenauer-<br />
Mercedes“ bis ersten Green Card für einen ausländischen Arbeitnehmer<br />
– Dokumente, Fotos und Filme veranschaulichen historische<br />
und politische Zusammenhänge und wecken viele Erinnerungen.<br />
Die Stadt als Freilichtmuseum:<br />
Kunst am Bau<br />
Victor Vasarelys Fassadengestaltung des Juridicums, Henry<br />
Moores „Large Two Forms“ vor dem ehemaligen Bundeskanzleramt,<br />
Eduardo Chillidas „De Musica IV“ vor dem Münster und „Die Wolkenschale“<br />
von Hans Arp vor der Universitätsbibliothek sind nur einige<br />
von vielen herausragenden Werken im öffentlichen Raum Bonns.<br />
Auch im Außenbereich des Schürmann-Baus steht eine Reihe<br />
hervorragender Arbeiten: „Fest für Neptun“ von Sokari Douglas<br />
Camp, „Ich und der Hahn – Hören und Sehen“ von Babak Saed und<br />
„Communicación cruzada“ von Manuel Marín.<br />
86 www.germany.travel
Politik und Ästhetik: der Plenarsaal<br />
Das World Conference Center Bonn liegt mitten im ehemaligen<br />
Regierungsviertel, direkt am Rhein. Es ist ein wirklich außergewöhnlicher<br />
Veranstaltungsort: Der ehemalige Plenarsaal des Deutschen<br />
Bundestages, eines der schönsten Parlamentsgebäude der Welt,<br />
in dem die Abgeordneten von 1992 bis 1999 tagten, bietet Platz für<br />
Veranstaltungen mit bis zu 1.275 Personen. Kleinere Tagungsräume<br />
können für Veranstaltungen mit 45 bis 184 Teilnehmern genutzt<br />
werden. Der lichtdurchflutete Glas-Stahl-Bau eignet sich für<br />
Konferenzen und Tagungen genauso wie für aufwendige Produktvorstellungen<br />
oder stimmungsvolle Abendveranstaltungen.<br />
Das Gästehaus der Welt: der Petersberg<br />
Der Petersberg erhebt sich östlich von Bonn-Bad Godesberg auf<br />
331 Meter Höhe. Von 1955 bis 1969 und wieder seit 1990 dient das<br />
Grandhotel auf dem Petersberg als Gästehaus der Bundesrepublik<br />
Deutschland: Nahezu alle Staatsoberhäupter und Regierungschefs<br />
der Welt haben hier gewohnt. Das Hotel kann aber auch von<br />
Privatpersonen gemietet werden. So nutzten Michael Schumacher<br />
und seine Frau Corinna den Petersberg mit der Kapelle für ihre<br />
Hochzeit. Noch größere Bedeutung erlangte der Berg aber als Sitz<br />
der Alliierten Hohen Kommission von 1949 bis 1955, die sich aus<br />
den höchsten Vertretern der Siegermächte nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg zusammensetzte.<br />
Farbenprächtig: Rhein in Flammen<br />
Entlang der schönsten Rheinabschnitte finden jährlich von Mai<br />
bis September die Feuerwerksspektakel „Rhein in Flammen" statt,<br />
„Rhein in Flammen am Siebengebirge“ nennt sich der Event am<br />
Flussabschnitt in der Umgebung der früheren Bundeshauptstadt.<br />
Ein Lichterspektakel der ganz besonderen Art lässt die Uferpromenaden<br />
und historischen Sehenswürdigkeiten erstrahlen: Bengalische<br />
Feuer tauchen die Uferpromenaden und Sehenswürdigkeiten in ein<br />
zauberhaftes Rot. Eine Flotte aus rund 60 illuminierten Schiffen<br />
fährt, umrahmt von zauberhaften Feuerbildern am Himmel, längs<br />
des Stroms: ein romantisches und unvergessliches Erlebnis für<br />
die ganze Familie.<br />
Kunstmuseum Bonn<br />
Das Kunstmuseum Bonn kann in mehrfacher Hinsicht einen<br />
Alleinstellungsanspruch in der bundesdeutschen Museumslandschaft<br />
für sich behaupten. Mit einer der international wichtigsten<br />
Sammlungen zur deutschen Kunst verfügt es auf der Basis der<br />
zentralen August-Macke-Sammlung über ein bundesweit einmaliges<br />
Sammlungsprofil. Ein wesentliches Ziel der Bonner Sammlungspolitik<br />
besteht darin, deutsche Kunst nicht in enzyklopädischer Breite<br />
dokumentieren zu wollen, sondern sich auf eine überschaubare<br />
Gruppe herausragender Künstler und Künstlerinnen zu konzentrieren,<br />
von denen jeweils ganze Werkgruppen und Ensembles<br />
erworben werden.<br />
87
Braunschweig<br />
Staatstheater<br />
Handel und Hanse, Herzöge und Kaiser: Braunschweig<br />
Löwenstark<br />
Als ebenso traditionsreiche wie<br />
moderne Stadt bietet Braunschweig<br />
beeindruckende Zeugnisse seiner<br />
reichen Geschichte und schöne Stadtvier -<br />
tel, die sich über die Jahrhunderte einen<br />
besonderen Charme erhalten haben. Aber<br />
auch zeitgenössische Architektur, eine<br />
lebendige Kunst- und Kulturszene und<br />
großzügige Park- und Naturlandschaften<br />
üben ihren Reiz aus.<br />
Von Heinrich dem Löwen zum<br />
Innovationszentrum<br />
Braunschweigs Geschichte ist eng mit<br />
dem Geschlecht der Welfen verbunden:<br />
Der Herzog Heinrich der Löwe machte<br />
Braunschweig im 12. Jahrhundert zu seiner<br />
Residenzstadt und baute sie zur Hansestadt<br />
und einem mächtigen Handelszentrum aus.<br />
An diesen großen Braunschweiger erinnern<br />
die Burg Dankwarderode, der Dom St. Blasil<br />
und das Löwenstandbild auf dem Burgplatz.<br />
Unter Otto IV., auch er ein Welfe, wurde<br />
Braunschweig zur Kaiserstadt und damit<br />
eines der bedeutendsten Zentren Europas.<br />
Bis in 20. Jahrhundert prägten die Welfen<br />
die Entwicklung der Stadt, als Bauherren wie<br />
als Förderer von Wissenschaft und Kunst.<br />
Entsprechend groß war die Zahl heller<br />
Köpfe, die die Stadt bevölkerten: Literaten,<br />
Wissenschaftler, Erfinder und talentierte<br />
Handwerker machten Braunschweig zu<br />
einem Zentrum der Innovationen. Das ist<br />
auch heute noch so: Bei Forschung und<br />
Entwicklung ist Braunschweig ganz vorn<br />
mit dabei, zahlreiche internationale<br />
Institute haben hier ihren Sitz, und seit<br />
2007 führt Braunschweig den Titel „Stadt<br />
der Wissenschaft“.<br />
Ein Herz für die Kunst und die<br />
Kunst des Shoppens<br />
Doch auch für die Künste schlägt das Herz<br />
der Stadt seit je. Das Herzog-Anton-Ulrich-<br />
Museum beispielsweise ist das wichtigste<br />
Kunstmuseum des Landes Niedersachsen,<br />
es besitzt eine der umfassendsten Sammlungen<br />
alter Kunst in ganz Deutschland.<br />
Neueres dagegen bieten das Staatstheater,<br />
die vielen privaten Bühnen und zahlreiche<br />
Künstlergruppen, die das Klima der Stadt zu<br />
schätzen wissen. Und so bieten Veranstaltungen<br />
wie das Burgplatz Open Air, die<br />
Braunschweig Classix, die Festreihe alter<br />
Musik „Soli Deo Gloria“, das internationale<br />
Filmfest und die Cityjazznight Kultur<br />
unter schiedlicher Richtung – immer aber<br />
auf hohem Niveau.<br />
Ebenfalls auf hohem Niveau kann man<br />
in Braunschweig shoppen: Wer durch die<br />
hübsche Innenstadt flaniert, findet hier<br />
Einkaufsmöglichkeiten von internationaler<br />
Klasse. Ein reizvolles Bild erzeugen außerdem<br />
die historischen Bauwerke und die<br />
lichtdurchfluteten Einkaufspassagen der<br />
Fußgängerzone – Gegensätze, die sich<br />
anziehen und perfekt ergänzen.<br />
88 www.germany.travel
Heinrich der Löwe und sein Löwe<br />
Kein Wunder, dass der Löwe das Wappentier der Braunschweiger ist:<br />
Der Burglöwe, ein Bronzeguss aus dem Jahre 1166, einst vergoldet,<br />
wurde von Heinrich dem Löwen als Wahrzeichen seiner Macht und<br />
seiner Gerichtsbarkeit errichtet. Er ist ein Hauptwerk der romanischen<br />
Plastik, höchstwahrscheinlich in Braunschweig gegossen, und<br />
die erste monumentale Freifigur nördlich der Alpen. Das Original<br />
kann in der Burg Dankwarderode besichtigt werden. Auf dem Burgplatz<br />
ist eine naturgetreue Nachbildung zu sehen.<br />
Architektur zum Schmunzeln:<br />
das Happy Rizzi House<br />
Am Rande des historischen Magniviertels liegt das vom international<br />
bekannten New Yorker Künstler James Rizzi gestaltete Happy Rizzi<br />
House. Es wurde in zweijähriger Bauzeit auf Initiative des Galeristen<br />
Olaf Jaeschke und des Architekten Konrad Kloster verwirklicht. Die<br />
lachenden, bunten Häusertürme sind als dreidimensionaler Baukörper<br />
realisiert und präsentieren sich als begehbare Bauskulptur. Der<br />
Bau wird heute als Bürohaus genutzt und ist leider nicht öffentlich<br />
zugänglich, aber in jedem Falle einen Blick wert.<br />
So gut wie alt: das neue Residenzschloss<br />
Das Braunschweiger Residenzschloss wurde im Zweiten Weltkrieg<br />
stark beschädigt und schließlich 1960 vollständig abgetragen. 2007,<br />
47 Jahre nach dem Abriss, sind die Schlossfassaden mit mehr als<br />
600 Originalteilen wiedererrichtet worden. Das Residenzschloss der<br />
Welfen wurde anhand alter Pläne und historischer Fotos in ursprünglicher<br />
Größe und am historischen Platz rekonstruiert. Wie beim<br />
historischen Schloss auch, steht auf dem Portikus des Residenzschlosses<br />
eine Wagenlenkergruppe, die größte Quadriga Europas,<br />
gelenkt von der Stadtgöttin Brunonia.<br />
Das tönt gut:<br />
die Musikinstrumente-Sammlung<br />
Die Braunschweiger Sammlung historischer Musikinstrumente<br />
ist von erstem internationalem Rang. Sie zeigt herausragende<br />
Exemplare von Geigen, Mandolinen, Gitarren, Harfen und vor allem<br />
Tasteninstrumenten, die die Klavierbautradition im Braunschweiger<br />
Land sehr gut widerspiegeln. Blasinstrumente wie Zinken, Hörner,<br />
Trompeten, Flöten, Klarinetten und andere runden die Sammlung ab,<br />
zu der auch die Querflöte des Preußenkönigs Friedrich II., die Jugendgeige<br />
von Louis Spohr, das Tafelklavier von Heinrich Steinweg (1835)<br />
und der Hammerflügel aus dem Besitz der berühmten Pianistin<br />
Clara Schumann gehören.<br />
89
Chemnitz<br />
Die Entdeckung der Moderne<br />
Kontrast<br />
programm<br />
Wohl auf keine andere Stadt in<br />
Deutschland trifft die Bezeichnung<br />
„Stadt der Moderne“ so zu<br />
wie auf Chemnitz. Erblüht zur Zeit der<br />
industriellen Moderne, die nach wie vor<br />
Impulse gibt für die dynamische Entwicklung<br />
von Wirtschaft und Wissenschaft in<br />
Deutschland, steht Chemnitz gleichzeitig<br />
für die Einflüsse der kulturellen und<br />
architektonischen Moderne.<br />
Perfekte Harmonie aus<br />
Geschichte und Gegenwart<br />
Nach der nahezu vollständigen Zerstörung<br />
1945 war das Stadtzentrum von Chemnitz<br />
nie wieder vollständig aufgebaut worden.<br />
Erst nach der Wende entwarfen namhafte<br />
Architekten wie Helmut Jahn, Christoph<br />
Ingenhoven und Hans Kollhoff völlig neue<br />
Strukturen für die Innenstadt. Moderne als<br />
Prinzip, ständige Weiterentwicklung, Bewegung<br />
und Innovation gaben dem neuen<br />
Zentrum sein Aussehen: eine urbane Flanierund<br />
Einkaufsmeile mit einer gelungenen<br />
Mischung von Historischem und Gegenwärtigem.<br />
Vom Hohen Turm des Alten Rathaus<br />
hat man den besten Blick auf den Markt und<br />
über die Dächer der Stadt. Der Türmer des<br />
Rathauses, seit 1488 Chronist und Wächter<br />
der Stadt, empfängt bis heute den Besucher<br />
in traditionellem Gewand und nimmt ihn<br />
mit auf einen Ausflug in die Jahrhunderte<br />
der Stadtgeschichte. Das barocke Siegertsche<br />
Haus, die reich verzierte Markthalle<br />
und das Stadtbad, ein Monument der Moderne,<br />
durchmischt mit Einkaufspassagen,<br />
Gastronomie, Freizeit und Kultureinrichtungen,<br />
bilden mit dem alten Zentrum einen<br />
reizvollen Kontrast zu gelungenen Büro- und<br />
Wohngebäuden: eine City von internationaler<br />
Klasse, ausgezeichnet mit dem DIFA<br />
Award für innerstädtische Quartiere.<br />
Industriekultur, Kabarett<br />
und Nachtschwärmer<br />
Von den Erfolgen der Chemnitzer Wirtschaft<br />
zeugen bis heute nicht nur zahlreiche beeindruckende<br />
Industriebauten, großartige<br />
Kathedralen der Industrialisierung, sondern<br />
auch Wohngebäude der Gründerzeit, Jugendstilvillen<br />
und viele öffentliche und private<br />
Gebäude aus der Bauhausepoche. Mit dem<br />
Kaßberg hat Chemnitz außerdem eines der<br />
größten und schönsten zusammenhängenden<br />
Gründerzeitviertel Europas aufzuweisen.<br />
Besonders schätzen Besucher neben der<br />
bemerkenswerten Innenstadt das kulturelle<br />
Leben mit Theatern, Museen und Galerien,<br />
der Stadthalle, den bekannten Kleinkunstbühnen<br />
„Kabarett-Kiste“ und dem Chemnitzer<br />
Kabarett im „Kabarett im Keller“ und<br />
vielen regelmäßigen Festivals und Veranstaltungen.<br />
Eine Attraktion für sich ist das<br />
Kulturhaus DAStietz, ein früheres Kauf -<br />
haus und heute, mit dem Museum für<br />
Naturkunde, Bibliothek und der Neuen<br />
Sächsischen Galerie, eine erste Adresse für<br />
Kultur und Bildung. Schön, dass gleich<br />
um die Ecke zahlreiche Restaurants, Cafés<br />
und Clubs warten, die auch Nachtschwärmern<br />
eine ebenso breite wie unterhalt -<br />
same Auswahl bieten<br />
Karl-Marx-Monument<br />
90 www.germany.travel
Das Gesicht der Stadt:<br />
das Karl-Marx-Monument<br />
Der frühere Namensgeber der Stadt, die von 1953 bis 1991 Karl-<br />
Marx-Stadt hieß, blickt heute, so will es scheinen, etwas wehmütig<br />
auf das Geschehen im neuen Zentrum. Das wuchtige, aus grauem<br />
Granit gehauene und 1971 eingeweihte Karl-Marx-Monument des<br />
sowjetischen Künstlers Lew Kerbel war damals, bei den vielen Festund<br />
Gedenktagen der DDR, Kulisse für Umzüge und Massenveranstaltungen.<br />
Es ist die zweitgrößte freistehende Portraitbüste der<br />
Welt – nach der ägyptischen Sphinx.<br />
Kunsterlebnis der Extraklasse:<br />
das Museum Gunzenhauser<br />
Seit Dezember 2007 ist eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen<br />
durch die Eröffnung des „Museums Gunzenhauser“<br />
der Kunstsammlungen Chemnitz permanent der Öffentlichkeit zugänglich.<br />
Das Museum beherbergt die Sammlung des Münchner<br />
Galeristen Gunzenhauser, der in vielen Jahren Sammeltätigkeit fast<br />
2.500 Werke von 270 verschiedenen Künstlern zusammengetragen<br />
hat. So beinhaltet die Sammlung fast 300 Werke von Otto Dix<br />
und die deutschlandweit zweitgrößte Sammlung von Werken Karl<br />
Schmidt-Rottluffs, des berühmten Chemnitzer Expressionisten<br />
und Mitbegründers der Künstlervereinigung „Brücke“.<br />
Wo Puppen Theater machen:<br />
das Figurentheater<br />
Ein Bühnenerlebnis der ganz eigenen Art: Das Figurentheater im<br />
Luxorpalast verzaubert jeden Besucher. Es verfügt über zwei Bühnen:<br />
den großen Saal und den kleinen, intimen Theatersaal im Keller.<br />
Gespielt wird für ganz junge Zuschauer ab vier Jahren, aber auch<br />
Erwachsene und Jugendliche finden in dem vielfältigen Repertoire,<br />
dessen Stücke traditionell von Marionetten, Handpuppen und<br />
besonders schönen Stabpuppen zur Aufführung gebracht werden,<br />
etwas für ihren Kunstgeschmack..<br />
Älter als die Dinosaurier:<br />
der Versteinerte Wald<br />
Vor fast 300 Jahren stieß man in Chemnitz auf einen Wald aus<br />
Stein – eine naturwissenschaftliche und erdgeschichtliche Sensation,<br />
rätselhaft bis heute. Im Lichthof des Kulturhauses DAStietz ist diese<br />
über 290 Millionen Jahre alte versteinerte Kieselholzsammlung<br />
heute zu bestaunen, wobei die Exponate mit natürlich geschliffener<br />
Oberfläche ganz besonders schön sind. Mehr zur interessanten<br />
Vergangenheit und Entstehungsgeschichte des Versteinerten<br />
Waldes von Chemnitz erfährt man im benachbarten Museum für<br />
Naturkunde.<br />
91
Darmstadt<br />
Mathildenhöhe<br />
Als wär’s ein Stück Literatur<br />
JugendStil<br />
Wenn es unter deutschen <strong>Städte</strong>n<br />
eine gibt, die so etwas wie der<br />
Klassenbeste ist, dann ist das<br />
Darmstadt. Hochgebildet und belesen,<br />
kultiviert, vielseitig interessiert und von<br />
gepflegtem Äußeren – Darmstadt hat durch<br />
Wissenschaft, Literatur, Kunst und Architektur<br />
ein ganz eigenes Profil entwickelt, das<br />
die Stadt weithin berühmt gemacht hat.<br />
Wo Bildung und Kunst<br />
den Ton angeben<br />
Die Gründung der Künstlerkolonie Mathildenhöhe<br />
vor mehr als 100 Jahren hat<br />
Darmstadt zu seinem besonderen Rang<br />
verholfen. Die prächtigen Jugendstilhäuser<br />
machen diesen Musenhügel bis heute<br />
absolut unverwechselbar. Nach 1949, nach<br />
Jahren, die im fast völlig zerstörten Darmstadt<br />
von Tristesse und Wohnungsnot<br />
geprägt waren, gelang ein zweiter kultureller<br />
Aufbruch, der zur Gründung wegweisender<br />
Einrichtungen und zur systematischen<br />
92 www.germany.travel<br />
Ansiedlung „rauchloser Industrie“ führte:<br />
Verlage und grafische Betriebe finden sich<br />
hier in einzigartiger Dichte, international<br />
aner kannte Institute für Literatur, Kunst und<br />
Musik und das Staatstheater sind heute<br />
Markenzeichen der Stadt. Die Verleihung<br />
des Georg-Büchner-Preises, des wichtigsten<br />
deutschen Literaturpreises, die 1946<br />
erstmals abgehaltenen „Internationalen<br />
Ferienkurse für Neue Musik“, das Hessische<br />
Landesmuseum mit der weltweit größten<br />
Beuys-Sammlung, die Kunsthalle, unzählige<br />
Lesungen und Konzerte, eine quirlige Jazz-,<br />
Kleinkunst- und Theaterszene und viele<br />
Galerien geben der Stadt ein einzigartiges<br />
Kulturflair. 1999 hat im Herzen der Stadt<br />
noch eine große kulturelle Institution ihre<br />
Pforten geöffnet: die Centralstation. Die<br />
denkmalgeschützte ehemalige Maschinenhalle<br />
präsentiert auf zwei Ebenen Theater,<br />
Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und<br />
Clubbings.<br />
Sehenswert, hörenswert und<br />
jedes Jahr ein Grund zum Feiern<br />
Damit nicht genug: zu den Sehenswürdig -<br />
keiten gehören auch das Alte Rathaus, der<br />
Luisenplatz, das Schloss am Marktplatz,<br />
Ludwigskirche, Pauluskirche, das Achteckhaus<br />
und die Orangerie, die Rosenhöhe und<br />
die Russische Kapelle mit ihrem romantischen<br />
Platanenhain. Aufsehen erregen auch<br />
die seit 1950 veranstalteten Darmstädter<br />
Gespräche. Schon das erste Gespräch,<br />
„Das Menschenbild unserer Zeit“, bei dem<br />
erhitzte Debatten über Kunst und ihre Rolle<br />
nach dem Krieg geführt wurden, nahm man<br />
international zur Kenntnis. Alle Gespräche<br />
werden von Ausstellungen begleitet, die<br />
dafür sorgen, dass das Diskutierte nicht nur<br />
der Theorie verhaftet bleibt. Und seit 1951,<br />
damals noch zwischen Baracken und Ruinen,<br />
findet alljährlich das Heinerfest statt, das<br />
Darmstädter Stadtfest. Der beste Beweis,<br />
dass die Darmstädter nicht nur gescheit<br />
reden, sondern auch fröhlich und ausgelassen<br />
feiern können.
Juwel des Jugendstils:<br />
die Mathildenhöhe Darmstadt<br />
Großherzog Ernst Ludwig von Hessen gründete die Künstlerkolonie<br />
Darmstadt mit dem Ziel, Kunst und Handwerk von Grund auf zu<br />
reformieren. Das dazugehörige Museum ist auf der Mathildenhöhe<br />
im ehemaligen Ateliergebäude untergebracht, berühmt auch durch<br />
sein markantes Portal in Form eines Omega. Die Ausstellung dokumentiert<br />
die Geschichte der Kolonie von 1899 bis 1914 und gibt einen<br />
Überblick über das künstlerische Schaffen der Epoche und ihrer<br />
herausragenden Repräsentanten; gezeigt werden Möbelstücke,<br />
Wohnensembles, Glas, Keramik, Textilien, Goldschmiedearbeiten,<br />
Grafik, Malerei, Plastik und Architekturmodelle.<br />
Ein Friedensreich:<br />
die Waldspirale von Hundertwasser<br />
Die nach Entwürfen von Friedensreich Hundertwasser errichtete<br />
Waldspirale ist das Highlight des Bürgerparkviertels am Rande der<br />
Innenstadt. Hundertwasser definierte hier seine Idee des individuellen<br />
Wohnens, das nicht von alltäglichen Normen bestimmt wird.<br />
So entwarf er eine Fassade, die keinem Raster folgt, Fenster, die aus<br />
der Reihe tanzen, ein Dach, auf dem Bäume wachsen und allerhand<br />
mehr. Da die Außenanlagen frei zugänglich sind, können auch Besucher<br />
die besondere Atmosphäre dieses Wohnhauses erleben. Und<br />
anschließend im Café & Bistro bei einer Wiener Melange das<br />
Gesehene setzen lassen.<br />
Satellitenkontrollzentrum ESOC<br />
Das ESOC (European Space Operations Centre) ist das Kontrollzentrum<br />
der europäischen Weltraumorganisation ESA und damit gleichsam<br />
Europas Tor zum All auf Darmstädter Boden. Aufgaben der ESA<br />
sind die Konzeption und Entwicklung der europäischen Raumfahrt,<br />
die Erforschung des Sonnensystems und der Erdumgebung oder des<br />
Erdklimas und die Entwicklung der Raumfahrtechnik, wobei der<br />
Schwerpunkt auf der unbemannten Raumfahrt liegt. Hier kann man<br />
einen Blick ins All und auf in der Ferne kreisende Satelliten richten<br />
und einen Eindruck von der Unendlichkeit des Kosmos bekommen.<br />
Der Blick zurück: die Grube Messel<br />
Die Grube Messel bei Darmstadt ist eine Schatzkammer der Natur.<br />
Hier lebte im Tertiär vor etwa 50 Mio. Jahren eine vielgestaltige Tierwelt,<br />
deren Spezies entweder längst ausgestorben sind oder heute<br />
nur noch in den Tropen vorkommen. Die Ölschiefer des einstigen<br />
Sees sind voller Geheimnisse und bergen einen enormen Reichtum<br />
an zum Teil hervorragend erhaltenen tierischen und pflanzlichen<br />
Fossilien. Sie geben Aufschluss über Kontinentaltrift und Sedimentation<br />
der Erde, über die Bildung der Ozeane und das Vorhandensein<br />
von Landbrücken zwischen den verschiedenen Kontinenten, über die<br />
Tiefe der Biosphäre und über Klima und Lebenszyklen in früheren<br />
Erdzeitaltern.<br />
93
Frankfurt<br />
Die Geldbörse der Republik<br />
Höhen<br />
luft<br />
94 www.germany.travel<br />
Goetheplatz und Frankfurter Skyline
Einkaufsgalerie MyZeil<br />
In Frankfurt ist vieles ein bisschen größer<br />
als in anderen <strong>Städte</strong>n Deutschlands:<br />
Der Flughafen, das Bankenviertel, das<br />
Messegelände und, vielleicht überraschend,<br />
der Grüngürtel rings um die Stadt. Groß ist<br />
mittlerweile aber auch der Stolz der<br />
Frankfurter auf ihre Stadt, die in puncto<br />
Lebensqualität so ziemlich alles in den<br />
Schatten stellt. Und sei es in den Schatten<br />
der Skyline mit ihren beeindruckenden<br />
Hochhäusern.<br />
Die Stadt und der Fluss: Brückenschlag<br />
zwischen Tradition und Moderne<br />
Frankfurt am Main liegt wirklich am Main.<br />
Auch andere <strong>Städte</strong> haben Flüsse, aber<br />
kaum sonstwo dominiert der Fluss das<br />
Stadtbild so wie in Frankfurt. Schon die<br />
Mainbrücken sind eine Sehenswürdigkeit<br />
für sich, jede unterschiedlich in Bauweise<br />
und Charakter. Und welche der beiden<br />
Fußgängerbrücken man wählt, um den<br />
Main zu überqueren, ist ein bisschen eine<br />
Frage der Einstellung: eher traditionell,<br />
ruhend, solide wie der neogotische Eiserne<br />
Steg, eröffnet 1869, oder verspielt, bunt,<br />
unkonventionell wie die 1990 errichtete<br />
Stahlkonstruktion des Holbeinstegs. Auf<br />
beiden Seiten breitet sich eine einzigartige<br />
Stadtlandschaft aus. Steil aufragende<br />
Wolkenkratzer, würdige Handels- und<br />
Bürgerhäuser, schöne Kirchen und elegante<br />
Museumsbauten. Frankfurt ist ein Freilichtmuseum<br />
unterschiedlichster Stile und<br />
Epochen. Und gleichzeitig eine Art Lexikon<br />
zeitgenössischer Architektur: Oswald<br />
Mathias Ungers, Hans Hollein, Richard Meier,<br />
Helmut Jahn, Herzog & de Meuron und viele<br />
andere haben hier ihre Visitenkarte<br />
abgegeben und Frankfurt zur baulich<br />
vielleicht modernsten Stadt Deutschlands<br />
gemacht.<br />
Innenstadt und Apfelwein:<br />
Goethe auf der Spur<br />
Immer modern in Frankfurt ist Johann<br />
Wolfgang Goethe gewesen, und wer auf<br />
seinen Spuren durch Frankfurt geht, erschließt<br />
sich die Stadt fast wie von selbst.<br />
Von der Innenstadt aus, von seinem Geburtshaus,<br />
könnte der Weg in die Goethestraße<br />
führen, die luxuriöse Einkaufsstraße der<br />
Stadt. Weiter geht es über das Herz der<br />
Stadt, die Hauptwache, und über den Main<br />
zum Städel, wo das berühmte „Goethe<br />
in der Campagna“ von Hans Tischbein<br />
hängt. Weiter südlich, schon im Stadtwald,<br />
wird die Mühe, den 45 Meter hohen<br />
hölzernen Goetheturm zu besteigen, mit<br />
einem großartigen Blick über die ganze<br />
Stadt belohnt. Der Rückweg könnte über<br />
die Gerbermühle führen, eine der ältesten<br />
Gastwirtschaften und sehr schön am<br />
Mainufer gelegen. Goethe, der aus freundschaftlicher<br />
Verbundenheit mit dem<br />
damaligen Pächter, Bankier Johann Jakob<br />
von Willemer, hier oft verweilte und sich<br />
seinerzeit unsterblich in Willemers Ziehtochter<br />
Marianne verliebte, trank schon<br />
damals gelegentlich ein Gläschen Apfelwein.<br />
Es ist auch heute noch das Lieblingsgetränk<br />
der Frankfurter.<br />
Zwei Museen und ein seltenes Tier:<br />
Was es nur in Frankfurt gibt<br />
Gast in der Gerbermühle war wahrscheinlich<br />
auch der Frank furter Arzt Heinrich<br />
Hoffmann, der mit dem „Struwwelpeter“<br />
einen Klassiker der Kinderliteratur erschaffen<br />
hat. In einer alten Villa im vornehmen<br />
Westend haben ihm die Frankfurter ein<br />
Museum gewidmet, mit Zeichnungen,<br />
seltenen Struwwelpeter-Ausgaben,<br />
Übersetzungen, Parodien und mehr. Dass<br />
Bildergeschichten in Frankfurt Tradition<br />
haben, beweist auch das „Caricatura“,<br />
Deutschlands führendes Museum für<br />
gehobenen Nonsens. Zwei Museen nur<br />
von fast 60, beide aber so speziell, dass es<br />
sie nur in Frankfurt geben kann.<br />
Abseits von Big Business, Architektur, Kultur<br />
und Apfelwein hat Frankfurt noch eine ganz<br />
andere Seite. Der Frankfurter GrünGürtel<br />
rund um die Stadt bietet 80 km zum<br />
Durchatmen und Luftholen. Wälder, Parks,<br />
Wiesen, Äcker, Bäche und Weiher, Lebensräume<br />
für eine reiche Pflanzen- und Tierwelt,<br />
ausgezeichnet von den Vereinten Nationen<br />
als gutes Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung.<br />
Und Heimat des Grüngürteltiers,<br />
eines Fabelwesens, das bisher ausschließlich<br />
im Frankfurter GrünGürtel gesichtet worden<br />
sein soll.<br />
95
Frankfurt<br />
Großes Geld und hohe Häuser:<br />
das Bankenviertel<br />
Die himmelstürmenden Fassaden der Bankgebäude mit ihrer<br />
futuristischen Architektur sind das Erkennungszeichen der City.<br />
Hier, wo Frankfurts Drang nach oben ungebremst ist, erstreckt sich<br />
zwischen Bahnhofsviertel, Messe und Alter Oper das Bankenviertel.<br />
Die beiden noch aus den 1960er Jahren stammenden Hochhäuser<br />
an der Bockenheimer Landstraße ducken sich heute unter der Wucht<br />
der Riesen, denen Frankfurt den Beinamen „Mainhattan“ zu verdanken<br />
hat. Klassiker sind das Gebäude der Deutschen Bank mit seinen<br />
zwei Türmen, die symbolisch für „Soll und Haben“ stehen, und der<br />
Messeturm, ein grandioses Beispiel der Postmoderne.<br />
Kunst und Kultur in höchster Dichte:<br />
das Museumsufer<br />
Am Mainufer von Sachsenhausen, zwischen dem Eisernen Steg<br />
und der Friedensbrücke, erstreckt sich das Museumsufer, die Kunstund<br />
Kulturmeile Frankfurts mit 13 zwar ganz verschiedenen, immer<br />
aber renommierten Museen und einer der bedeutendsten Standorte<br />
in der Museumslandschaft Deutschlands und Europas. Zu den absoluten<br />
Highlights gehören das Museum für Kunsthandwerk, schon<br />
vom Gebäude her eine Sehenswürdigkeit, das Filmmuseum und das<br />
Museum für Völkerkunde. Das Museumsufer ist auch Schauplatz<br />
des Museumsuferfests am letzten Wochenende im August und der<br />
jährlich im Frühjahr veranstalteten Nacht der Museen.<br />
Geschichte, Kulte und Kultur:<br />
das Jüdische Museum<br />
Das Jüdische Museum in Frankfurt ist in den historischen Räumen<br />
des von 1812 bis 1824 erbauten Rothschild-Palais beheimatet. Zusammen<br />
mit der Zweigstelle des Museums in der Judengasse behandeln<br />
die Ausstellungen die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Frankfurt:<br />
von den Anfängen im 12. Jahrhundert über das Ende der Frankfurter<br />
Ghettos und die Verbrechen der Nazizeit bis hin zum Kampf<br />
um die gesellschaftliche Integration und den Neuanfang jüdischer<br />
Gemeinden nach 1945. Jüdische Gebrauchs- und Kultgegenstände<br />
veranschaulichen Alltag und Kultur in der Synagoge und zu Hause,<br />
im Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft.<br />
Geburtsstätte des Genies:<br />
das Goethehaus<br />
„Mit dem Glockenschlage zwölf“, so erzählt es Goethe, kam er am<br />
28. August 1749 zur Welt. Sein Geburtshaus im Großen Hirschgraben<br />
wurde originalgetreu restauriert und beherbergt heute Goethe-Haus<br />
und Goethe-Museum. Zu sehen ist auch sein Studierzimmer im<br />
zweiten Stockwerk, genau so ausgestattet, wie es einst war. Hier<br />
schuf er den „Götz von Berlichingen”, den „Urfaust” und „Die Leiden<br />
des jungen Werthers“. Einrichtung und Mobiliar von Küche, Wohnund<br />
Repräsentationsräumen entsprechen dem Geschmack und der<br />
bürgerlichen Wohnkultur des Spätbarock.<br />
96 www.germany.travel
Bedeutend: Städelsches Kunstinstitut<br />
und Städtische Galerie<br />
Das Städelsche Kunstinstitut ist eines der bedeutendsten und<br />
bekanntesten Kunstmuseen in Deutschland. Hier, im Herzstück<br />
der Frankfurter Museumsmeile, präsentieren sich Meisterwerke<br />
euro päischer Kunst aus sieben Jahrhunderten in beeindruckender<br />
Breite und Tiefe. Zu erleben auf einer der regelmäßigen – und<br />
kostenlosen – öffentlichen Führungen. Das Städel bietet am ersten<br />
Donnerstag im Monat einen Museumsbesuch der besonderen<br />
Art: Jeweils ab 20.00 Uhr lassen sich in der Reihe „art after work“<br />
Kunst und Unterhaltung kongenial miteinander verbinden.<br />
Alles, was gut und neu ist:<br />
das Museum für Moderne Kunst<br />
Das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main gehört<br />
zu den weltweit bedeutendsten Museen für Gegenwartskunst und<br />
hat in seiner vergleichsweise jungen Historie einen festen Platz in<br />
der internationalen Museumslandschaft gefunden. Seit der Eröffnung<br />
1991 ist das Haus in der Braubachstraße, dessen postmoderne<br />
Architektur heute Modellcharakter hat, wesentlicher Bestandteil<br />
und wichtiger Anlaufpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen<br />
Lebens in Frankfurt geworden. Die Sammlung des MMK umfasst<br />
über 4.500 Werke internationaler Kunst von den 1960er Jahren<br />
bis in die Gegenwart hinein.<br />
Frankfurts gute Stube: der Römerberg<br />
Der Frankfurter Römer ist eines der schönsten historischen Rathäuser<br />
der Republik und seit über 600 Jahren Sitz der Stadtregierung.<br />
Die Fassade des Römers, eine mit zahlreichen Zierelementen<br />
versehene Rekonstruktion der „Drei-Häuser-Front“ im neogotischen<br />
Stil, besonders aber der Kaisersaal im Inneren, sind sehenswert.<br />
Der Römerberg als Zentrum der Altstadt, dessen Geschichte sich<br />
bis in die Stauferzeit verfolgen lässt, sah seine Glanzzeit im späten<br />
Mittelalter, als hier nicht nur die Frankfurter Messen stattfanden,<br />
sondern auch großes Zeremonial wie die Krönungen der<br />
deutschen Kaiser.<br />
Frankfurts gemütlichstes Eck:<br />
Sachsenhausen<br />
Sightseeing vom Feinsten bietet Frankfurt-Besuchern die Rund -<br />
fahrt mit dem nostalgischen „Ebbelwei-Express“, einer knallbunten<br />
Straßenbahn. Bei Musik, Brezeln und dem Frankfurter Nationalgetränk<br />
Apfelwein steigt die Stimmung schnell. Hier in Sachsenhausen,<br />
wo schmale, kopfsteingepflasterte Gässchen und über 100 traditionelle<br />
Lokale für Gemütlichkeit sorgen und zum selbst gekelterten<br />
Apfelwein einladen, lässt sich ganz schnell Freundschaft schließen.<br />
Eng an eng sitzen oder stehen die Frankfurter mit ihren Gästen in<br />
den urigen Kneipen und typischen Gasthäusern Alt-Sachsenhausens<br />
nebeneinander und reden über Gott und die Welt.<br />
97
Frankfurt<br />
Das hört sich immer gut an:<br />
die Alte Oper<br />
Der im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaute und originalgetreu<br />
wieder errichtete Repräsentationsbau wurde 1981 feierlich<br />
eingeweiht. Seitdem locken jährlich rund 300 hochkarätige Konzerte<br />
und Veranstaltungen zahlreiche Besucher in die beeindruckenden<br />
Säle, die mit ihrer herausragenden Akustik das perfekte Ambiente<br />
für ein hochwertiges Spektrum an Veranstaltungen abgeben: Sinfonie-<br />
und Kammerkonzerte, Liederabende, alte und moderne Musik,<br />
aber auch Jazz, Rock und Pop, Leichte Muse, Kabarett oder glanzvolle<br />
Galaabende gehören ebenso dazu wie der vornehme Frankfurter<br />
Opernball.<br />
Ein Stück vom Paradies:<br />
der Palmengarten<br />
Mitten in Frankfurt, unweit der geschäftigen Bockenheimer<br />
Landstraße, liegt eine Oase der Ruhe und so etwas wie ein Stück<br />
19. Jahrhundert: der Palmengarten. Eine wunderschöne Parkanlage<br />
mit elegantem Kongresshaus, romantischen Weihern und bunten,<br />
liebevoll gepflegten Rabatten, ein Ort zum Träumen, Spazieren und<br />
Flanieren. Weite Gewächshäuser wie das Palmenhaus und das<br />
Tropicarium sind kleine Welten für sich: üppige subtropische und<br />
tropische Landschaften mit Palmen, Riesenstauden, Farnen und<br />
Blumen, die direkt aus dem Paradies zu kommen scheinen.<br />
Rolltreppe ins Shopping-Vergnügen:<br />
MyZeil<br />
Eine besondere Attraktion, und das nicht nur für Shopper, ist das<br />
spektakulär gestaltete Einkaufszentrum „My Zeil", entworfen<br />
vom italienischen Stararchitekten Massimiliano Fuksas und 2009<br />
eröffnet. Zur Zeil hin öffnet sich eine trichterförmig gegliederte<br />
Glasfassade, deren geschwungene Form die Besucherinnen und<br />
Besucher förmlich in das Gebäude hineinzieht. Auf acht Ebenen<br />
gibt es unter anderem Geschäfte internationaler Premiummarken,<br />
ein Feinkostgeschäft, abwechslungsreiche Gastronomie, einen<br />
Elektromarkt – und Europas längste freitragende Rolltreppe mit<br />
einer beeindruckenden Länge von 48 Metern.<br />
Für Freiheit und Demokratie:<br />
die Paulskirche<br />
Die Paulskirche, 1833 fertiggestellt, war das erste Gebäude, das nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg, in einer gemeinsamen Anstrengung von<br />
Ost und West, wieder errichtet wurde. Denn die Paulskirche symbolisiert<br />
wie kein anderer Ort ein anderes, besseres Deutschland. 1848<br />
trat hier die frei gewählte Nationalversammlung – das erste gesamtdeutsche<br />
Parlament – zusammen und gab dem Land eine demokratische<br />
Verfassung. Seit 1948 ist die Paulskirche keine Kirche mehr,<br />
sondern wird für Ausstellungen und festliche Anlässe genutzt –<br />
wie die Verleihung des Goethepreises oder des Friedenspreises des<br />
Deutschen Buchhandels.<br />
98 www.germany.travel
Offenbach<br />
Haus der Stadtgeschichte<br />
Auf eigenen Wegen zum Erfolg<br />
Kreativzentrum<br />
Dass sich Offenbach und Frankfurt<br />
in freundschaftlicher Nachbarschaft<br />
zugeneigt wären, kann man<br />
auch beim besten Willen nicht behaupten.<br />
Es ist eher eine hingebungsvoll gepflegte<br />
Rivalität, die sich in beleidigenden Witzen,<br />
beißendem Spott und der Überzeugung<br />
äußert, dass die Existenz des jeweils anderen<br />
eigentlich nur ein dummer Streich der<br />
Geschichte sein kann. Was ganz besonders<br />
für den Fußballverein der Nachbarstadt gilt.<br />
Industriekultur und Handwerkskunst<br />
Manche Offenbacher glauben bis heute,<br />
in alten Dokumenten Belege dafür finden<br />
zu können, dass Frankfurt einstmals zu<br />
Offenbach gehört habe. Bewiesen ist das<br />
nicht, wohl aber, dass Offenbach und<br />
Frankfurt wirklich gegensätzliche <strong>Städte</strong><br />
sind. Anders als in Frankfurt entwickelte sich<br />
in Offenbach eine ausgeprägte bürgerliche<br />
Industriekultur, von der bis heute spezialisierte<br />
Museen zeugen. Das Ledermuseum<br />
zum Beispiel, entstanden aus der langen<br />
Tradition Offenbachs in der Lederverarbeitung.<br />
Oder das Klingspor-Museum, das<br />
internationale Buch- und Schriftkunst<br />
zeigt, darunter Arbeiten von Peter Behrens<br />
und das Manuale Tipografico des berühmten<br />
Typografen Bodoni. Grundstock die -<br />
ses Museums ist die Sammlung von Karl<br />
Klingspor und des 1938 nach New York<br />
emigrierten Offenbachers Siegfried<br />
Guggenheim – noch heute ein Name von<br />
ausgezeichnetem Klang. Im Jahr 1800<br />
war in Offenbach die Kunst der Lithografie<br />
erfunden worden, und seitdem ist die<br />
Stadt ein Zentrum des grafischen Gewerbes.<br />
Die berühmte Offenbacher Hochschule<br />
für Gestaltung und rund 900 Betriebe aus<br />
den Bereichen Design, Druck, Grafik und<br />
Film machen Offenbach zu einem der<br />
wichtigsten Kreativzentren Deutschlands.<br />
Die Wettermacher und<br />
prominente Besucher<br />
Weniger Kreativität als Genauigkeit ist<br />
übrigens beim Deutschen Wetterdienst<br />
gefragt, der seit 1952 seinen Hauptsitz in<br />
Offenbach hat. Wenn man auch von seiner<br />
Tätigkeit meistens erst hinterher Notiz<br />
nimmt, lohnt doch ein Besuch im Wetterpark<br />
Offenbach, Naherholungsgebiet,<br />
Themenpark und Freilichtmuseum in einem.<br />
Berühmte Kreative wie Niccolò Paganini<br />
und Wolfgang Amadeus Mozart besuchten<br />
mehrmals die aufstrebende Stadt, der<br />
eine, um die hier hergestellten Saiten zu<br />
er wer ben, der andere, weil seine Noten<br />
hier verlegt wurden. Dass auch Goethe<br />
häufiger Gast war, hatte allerdings einen<br />
anderen Grund: Seine Verlobte wohnte hier.<br />
Offenbachs Museen, darunter auch das<br />
Museum Rosengarten für zeitgenössische<br />
Kunst, seine schönen Gründerzeitviertel,<br />
das Isenburger Schloss – einer der bedeutendsten<br />
Renaissancebauten nördlich der<br />
Alpen – bemerkenswerte Kirchen und<br />
seine Parkanlagen machen Offenbach aber<br />
auch heute zu einem lohnenden Ziel.<br />
99
Freiburg<br />
Solarsiedlung<br />
Sonnenterrasse mit dem Flair des Südens: Freiburg<br />
Sonnenstadt<br />
Ob die Freiburger deswegen so<br />
ein fröhliches Völkchen sind, weil<br />
bei ihnen die Sonne mehr scheint<br />
als anderswo, oder ob die Freiburger mit<br />
besonders viel Sonnenschein belohnt wurden,<br />
eben weil sie so ein sonniges Gemüt<br />
haben: Wer weiß das schon? Fest steht aber,<br />
dass es sich in Deutschlands südlichster<br />
Großstadt wunderbar leben lässt. Und dass<br />
ein Besuch in der Stadt immer ein Erlebnis<br />
ist. Sogar dann, wenn die Sonne ausnahmsweise<br />
mal nicht scheint.<br />
Atmosphäre am Münsterplatz<br />
und ein Kaufhaus von 1532<br />
Freiburg hat aber noch mehr zu bieten als<br />
nette Menschen: eine der schönsten Altstädte<br />
Deutschlands, reiche Kultur und Geschichte,<br />
viele Cafés und gemütliche Kneipen,<br />
badische Küche, herzliche Gastlichkeit und<br />
eine wunderbare Umgebung. Und eine Atmosphäre,<br />
die einfach ein bisschen leichter<br />
und unbeschwerter ist – mit einem Wort:<br />
südlicher. Davon kann man sich am besten<br />
bei einem Spaziergang durch die immer<br />
lebendig pulsierende Altstadt überzeugen,<br />
die vom 116 Meter hohen gotischen Turm<br />
des Münsters überragt wird. Der Münsterplatz<br />
ist dann auch der größte Innenstadtplatz,<br />
hier findet täglich, bis auf Sonntag, der<br />
Wochenmarkt statt, auf der Nordseite der<br />
Bauernmarkt, auf der Südseite der Händlermarkt.<br />
Besonders fällt hier das Historische<br />
Kaufhaus von 1532 mit seiner dunkelroten<br />
Fassade und den farbig gedeckten Ecktürmchen<br />
auf, ebenso das Haus Zum Schönen Eck<br />
von 1761, heute das Museum für Stadtgeschichte,<br />
und die Alte Wache, heute das Haus<br />
der badischen Weine – nicht die schlechteste<br />
Nutzung für ein schönes altes Haus.<br />
100 www.germany.travel
Ein Platz schöner wie der andere.<br />
Und der Lieblingsplatz der Freiburger<br />
Der Augustinerplatz ist der zweite zentrale<br />
Platz der Altstadt. Umgeben vom ehemaligen<br />
Augustinerkloster und den Resten der<br />
Stadtmauer ist er ein beliebter Treffpunkt<br />
der Freiburger, was vielleicht auch an der<br />
großen Treppe am Ende des Platzes liegt:<br />
Der ausgelassene Trubel rings herum<br />
erinnert stark an die Spanische Treppe<br />
in Rom.<br />
Es folgt der Rathausplatz, mit Altem und<br />
Neuem Rathaus, der gotischen Martinskirche<br />
und dem Brunnen mit dem Denkmal<br />
für den Franziskanermönch Berthold<br />
Schwarz aus dem früheren Kloster hier am<br />
Platz, der, so wird erzählt, das Schieß- bzw.<br />
Schwarzpulver erfunden hat. Oberlinden<br />
und Unterlinden sind zwei eher beschauliche<br />
Plätze, beide mit einem schönen alten<br />
Lindenbaum in der Mitte. Als Kenner<br />
Freiburgs weist sich aus, wer den Adelhauser<br />
Platz als den schönsten Platz der Stadt<br />
bezeichnet, klein, gemütlich und abseits<br />
der großen Fußgängerströme.<br />
„ ... Freiburg Green City gilt als die<br />
Ökohauptstadt, gelegen im Sonnengürtel<br />
der Republik, der ,Toskana‘ Deutschlands.“<br />
Feste feiern, wie sie fallen.<br />
Und dann ab ins Grüne<br />
Diese herrlichen Plätze geben eine Traumkulisse<br />
ab für Dutzende große und kleine<br />
Feste und Festivals, die alljährlich in Freiburgs<br />
Altstadt steigen. Das geht vom Januar,<br />
mit der Internationalen Kulturbörse und<br />
dem Freiburger Grenzenlos Festival, ohne<br />
Pause bis Dezember, wenn Weihnachtsmarkt<br />
und Zirkusfestival die Saison beschließen.<br />
Dazwischen Highlights wie<br />
die recht eigenständige, fantasievolle<br />
Freiburger Fastnacht, Filmwochen, Open-<br />
Air-Kinos und das sommerliche Filmfest,<br />
Kirmes und Jahrmärkte, Kultursommer,<br />
Zelt-Musik-Festival, das Fest der Innenhöfe,<br />
Le Gipfel du Jazz, Theaterspiele im Rathaushof,<br />
Seenachtsfest, Weinfest und so weiter.<br />
Kein Mensch glaubt das, solange er nicht<br />
dabei war.<br />
Genug gefeiert? Dann locken Freiburgs<br />
Grün- und Parkanlagen, der Schlossberg,<br />
der Tier-Natur-Erlebnispark Mundenhof, der<br />
nahe der Innenstadt gelegene, 1.284 Meter<br />
hohe Hausberg, der Schauinsland, und viele<br />
Seen in und um Freiburg herum. Alles ideal,<br />
um zur Ruhe zu kommen, die Natur zu<br />
genießen und sich dann auf den Abend zu<br />
freuen, einen Abend in Freiburg. Denn der<br />
ist einfach immer ein wunderbares Erlebnis.<br />
DZT11_LS_Villingen-Schwenningen_D_Layout 1 03.03.11 15:29 Seite 1<br />
GESCHICHTE & NATUR<br />
Villingen-Schwenningen<br />
Die sympathische Doppelstadt: ein Tor zum Schwarzwald<br />
Gehen Sie auf Erlebnis-Tour<br />
Historische Innenstadt mit Stadtmauer und<br />
mächtigen Wehr- und Tortürmen, wunderschöne<br />
Fachwerkhäuser, romantische<br />
Gässchen und plätschernde Bächlein ...<br />
... gepaart mit schicken Cafés und<br />
Lebensfreude. Nicht zu vergessen auch das<br />
Naturschutzgebiet »Schwenninger Moos«<br />
und die Neckarquelle:<br />
Das alles ist Villingen-Schwenningen!<br />
Entscheiden Sie selbst, auf welche Art Sie<br />
Villingen-Schwenningen erleben möchten.<br />
Am besten geht das bei einem unserer<br />
zahlreichen geführten Stadtrundgänge!<br />
In reizvoller Umgebung<br />
Rund um Villingen-Schwenningen warten<br />
attraktive Wanderwege und ein gut aus ge -<br />
bautes Radwegenetz mit ausgeschilderten<br />
Radrundtouren auf Sie. Wer Lust bekommt,<br />
die Umgebung zu erkunden, der hat viele<br />
Ausflugs möglichkeiten: Schwarzwald,<br />
Bodensee oder die Nachbarländer Frankreich<br />
(Elsass) oder Schweiz.<br />
Entdecken Sie Ihr ganz persönliches<br />
Villingen-Schwenningen. Eine Stadt freut<br />
sich auf Sie!<br />
Top-Sehenswürdigkeiten<br />
• Stadtmauer mit Wehr- und Tortürmen<br />
• Münster »Unserer Lieben Frau«<br />
• Neckarquelle und Schwenninger Moos<br />
• attraktive Wander- und Radwege<br />
Kontakt<br />
Tourist-Info & Ticket-Service<br />
Tel. +49 (0)7721 82 23 40<br />
tourist-info@villingen-schwenningen.de<br />
www.tourismus-vs.de
Freiburg<br />
Typisch Freiburg: Bächle und Gässle<br />
Die Freiburger Bächle sind ein unverwechselbares Kennzeichen<br />
der historischen Altstadt, kleine, direkt neben den Gehwegen durch<br />
die kleinen Gassen verlaufende Kanäle, in denen fröhlich das Wasser<br />
plätschert. Ursprünglich waren sie wahrscheinlich gedacht für die<br />
Versorgung mit Brauch- und Löschwasser oder als Abwasserkanäle.<br />
Heute sorgen die Wasserläufe für ein angenehmes Klima und sind<br />
eine beliebte Eigenart, die die Freiburger ebenso lieben wie ihre Gäste.<br />
Aber aufgepasst, wer als Gast nach Freiburg gekommen ist – heißt<br />
es doch, wer in ein Bächle tritt, ist nicht das letzte Mal in Freiburg<br />
gewesen.<br />
Erhabenheit in Gotik:<br />
das Freiburger Münster<br />
Das zwischen 1200 und 1500 erbaute gewaltige Freiburger Münster<br />
Unserer Lieben Frau bezeichnen Kunsthistoriker aus der ganzen<br />
Welt als ein Meisterwerk der Gotik und als Kulturdenkmal von herausragender<br />
Bedeutung. Der 116 Meter hohe Turm in seiner faszinierenden<br />
Bauweise aus Sandstein ist schon von Weitem sichtbar<br />
und wird auch gerne als „schönster Turm der Christenheit“ bezeichnet.<br />
In ihrem Inneren birgt die Kirche mittelalterlicher Kunstwerke:<br />
Altäre, Glasmalereien und Skulpturen, darunter viele Bilder und<br />
Skulpturen Marias, der Patronin des Münsters, und der Schutzpatrone<br />
der Stadt, des heiligen Georg, Lambert und Alexander.<br />
Baudenkmäler und Lebensfreude:<br />
die Altstadt<br />
Dominiert wird die Altstadt vom ehrwürdigen Freiburger Münster.<br />
Wahrzeichen der historischen Altstadt und charakteristisch ist das<br />
allseits sehr beliebte, einzigartige, mehrere Kilometer lange Netz<br />
der mit dem Wasser der Dreisam gespeisten schmalen, flachen<br />
Freiburger Bächle. Sehenswert sind auch verschiedene schöne<br />
Ensembles und Einzelbauwerke, die nach ihren mittelalterlichen<br />
Vorbildern wiederaufgebaut worden sind, oft verziert mit den<br />
Wappen der Zünfte. Vor einigen Apotheken ist der Äskulapstab oder<br />
ein Mörser mit Stößel als Mosaik ins Pflaster des Gehwegs eingelassen,<br />
und vor einigen Bäckereien ist eine Brezel zu sehen.<br />
Schöner Rahmen schöner Kunst:<br />
das Augustinermuseum<br />
Ein Kloster, fast so alt wie Freiburg: Das Freiburger Augustiner-<br />
Eremitenkloster wird 1278 erstmals erwähnt. Der Chordachstuhl<br />
aus dem 14. Jahrhundert ist neben dem des Münsters der älteste<br />
in Freiburg. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche noch<br />
vergrößert und im barocken Stil umgestaltet, aber schon 1810 wurde<br />
das Kloster säkularisiert. 1923 schließlich öffnen die Städtischen<br />
Sammlungen im Augustinermuseum mit mittelalterlichen Skulpturen<br />
und Bildern, Kunst des Barock, Malerei des 19. Jahrhunderts,<br />
außerdem gibt es eine Grafische Sammlung und die Sammlungen<br />
zu Angewandter Kunst und Kultur des Alltags.<br />
102 www.germany.travel
Göttingen<br />
Universität<br />
Stadt mit Doktorhut: Göttingen<br />
Nobelpreis<br />
würdig<br />
Es stimmt nicht, dass man, um<br />
Göttingen zu besuchen, einen Doktortitel<br />
braucht. Aber es hilft durchaus<br />
in dieser Stadt, die vor Bildungs beflissenheit<br />
nur so zu vibrieren scheint, die so sehr von<br />
studentischem und akademischen Leben<br />
geprägt ist wie keine andere in Deutschland.<br />
Allein 44 Nobelpreisträger kamen aus der<br />
Stadt, haben dort studiert, geforscht oder<br />
gelehrt.<br />
Göttingen: große Geister,<br />
Gelehrte und das Gänseliesel<br />
Dominierend in Stadtbild und Selbstverständnis<br />
ist die Universität mit ihrem<br />
klassizistischen Hauptgebäude in der<br />
Stadtmitte, 1737 durch Kurfürst Georg II.<br />
August von Hannover, gleichzeitig König von<br />
Großbritannien, gegründet. Überall in der<br />
Stadt erinnern Gedenktafeln aus weißem<br />
Marmor an über 300 berühmte Göttinger<br />
Gelehrte – eine Reise durch die Geistesgeschichte<br />
Europas. Die Altstadt, umgeben<br />
von der mittelalterlichen Wallanlage, beherbergt<br />
zahlreiche historische Gebäude –<br />
und das Wahrzeichen der Stadt, das<br />
Gänseliesel, die Jugendstilfigur vor dem<br />
Alten Rathaus. Ein armes Mädchen, das<br />
seine Gänse hütet, aber Liebling aller<br />
frischgebackenen Doktoren. Sie drücken<br />
ihm – so ist es Brauch – nach bestandener<br />
Prüfung einen Kuss auf die Wange und<br />
haben es so zum, wie man sagt, meistgeküssten<br />
Mädchen der Welt – oder<br />
zumindest Göttingens – gemacht.<br />
Wie das Publikum, so das<br />
Programm: anspruchvoll<br />
Wie das geistige ist auch das kulturelle<br />
Leben der Stadt von allerhöchstem Niveau.<br />
So besitzt Göttingen allein fünf Sinfonieorchester,<br />
jedes mit eigener thematischen<br />
Ausrichtung. Im Mai das Händelfest, im<br />
Sommer Musik in der Fußgängerzone – vom<br />
Didgeridoo bis Dixieland –, drei Schauspielbühnen,<br />
im Herbst das Jazzfestival und die<br />
Tanz-Kultur-Woche: Göttingen hat im -<br />
mer Saison. Ebenfalls im Herbst wird es<br />
literarisch. Seit 1992 findet jährlich der<br />
zehntägige Göttinger Literaturherbst im<br />
Alten Rathaus und im Deutschen Theater<br />
statt. Und das Literarische Zentrum<br />
Göttingen bestreitet ein ganzjähriges<br />
Programm, zu dem nicht nur Autorinnen<br />
und Autoren, sondern auch Kulturschaffende<br />
aus angrenzenden Bereichen eingeladen<br />
werden. Kultur findet auch im Alten Rathaus<br />
statt – Kabarett, Musik und Comedy – oder<br />
im Goethe-Institut, einem traditionellen<br />
Veranstaltungsort für Kammerkonzerte.<br />
Wer die Stille liebt, besucht die Völkerkundliche<br />
Sammlung oder eines der anderen<br />
bedeutenden Museen der Stadt. Etwas<br />
lauter hingegen geht es auf dem Indoor-<br />
Altstadtfest zu, das in verschiedenen<br />
Diskotheken stattfindet, im Nörgelbuff und<br />
den vielen anderen Clubs, wo es jeden<br />
Abend Göttinger Bands krachen lassen, oder<br />
in der historischen Lokhalle, der Location für<br />
die größeren Events.<br />
103
Heidelberg<br />
Schloss<br />
104 www.germany.travel
Stadt zum Träumen und Verweilen: Heidelberg<br />
Liebes affäre<br />
Weltbekannt und im internationalen<br />
<strong>Städte</strong>tourismus ein<br />
Evergreen: Das ist Heidelberg,<br />
und das wiederum bedeutet träumerische<br />
Romantik zwischen der Alten Brücke und<br />
dem überwältigenden Schloss. Universität<br />
und Studentenszene, das Kultur- und<br />
Veranstaltungsangebot, die ebenso herzhafte<br />
wie herzliche Gastronomie und die<br />
herrliche Lage am Neckar und zwischen<br />
den Ausläufern des Odenwaldes: Alles<br />
Gründe für die Popularität der Stadt, die<br />
schon für Goethe „etwas Ideales“ hatte.<br />
Magnet für Millionen<br />
Mit jährlich rund drei Millionen Tagestouristen<br />
liegt Heidelberg mit an der Spitze der<br />
Besucherstatistiken Deutschlands Was ein<br />
bisschen schade ist, denn die Stadt ist viel<br />
mehr als eine Affäre für einen Tag. Wer sich<br />
etwas mehr Zeit nimmt, wird die vielen<br />
etwas abseits der großen Besucherströme<br />
liegenden Schönheiten entdecken und sich<br />
vom speziellen Lebensgefühl anstecken<br />
lassen, das Heidelberg von vielen anderen<br />
Universitätsstädten unterscheidet.<br />
700 Jahre Geschichte und<br />
ein trinkfester Hofzwerg<br />
Dass man das etwa 70 Meter über dem<br />
Neckar am Hang des Hausbergs, des<br />
Königstuhls, thronende Schloss sehen<br />
möchte, wenn man nach Heidelberg kommt,<br />
versteht sich von selbst. Und tatsächlich<br />
gehören das Schloss und seine Nebengebäude<br />
zum Eindrucksvollsten, was man auf<br />
einer Deutschlandreise bewundern kann.<br />
Man kann das Schloss auf eigene Faust<br />
entdecken, aber es lohnt sich, eine Führung<br />
mitzumachen. Schon, um die Geschichte<br />
des Schlosses zu verstehen, das in 700<br />
Jahren so einiges erlebt hat. Um die<br />
wechselvollen Zeiten zu überstehen, haben<br />
sich die Schlossherren wahrscheinlich das<br />
eine oder andere Mal in den fürstlichen<br />
Weinkeller begeben. Hier ruht das größte<br />
Fass der Welt: Gefertigt aus 130 Eichenstämmen,<br />
über acht Meter lang, sieben Meter<br />
breit und mit einem Fassungsvermögen<br />
von 221.726 Litern. Als Fasswächter setzte<br />
Kurfürst Karl Theodor eine Zeit lang den<br />
Hofzwerg Perkeo aus Italien ein, dessen<br />
Name von seiner Trinkfreude abgeleitet<br />
sein soll: Immer wenn man ihn fragte, ob<br />
er noch ein Glas Wein trinken wolle,<br />
antwortete er: „perché no?“ – warum nicht?<br />
Heidelbergs Altstadt:<br />
Plätze zum Verlieben<br />
Vom Schloss geht es über den Burgweg in<br />
die Altstadt. In ihrem Zentrum liegt der<br />
Marktplatz mit einem der vielen schönen<br />
Brunnen Heidelbergs, mit vornehmen<br />
Bürgerhäusern, vielen Cafés und noch mehr<br />
kleinen Läden. Und natürlich der berühmten<br />
Heiliggeistkirche. Von hier sind es nur ein<br />
paar Schritte zum Kornmarkt, für viele der<br />
schönste Platz Heidelbergs. Die Madonna<br />
von 1718, eine von Engeln getragene<br />
Brunnenfigur, sollte nach der Gegenreformation<br />
die abtrünnigen Protestanten zum<br />
rechten Glauben zurückführen. Heute freut<br />
man sich über die anmutige Statue und<br />
die Postkartenansicht „Kornmarktmadonna<br />
mit Schloss“.<br />
Studentisches Leben:<br />
zwischen Hörsaal und Kneipe<br />
Auch den nächsten Platz, den Karlsplatz,<br />
ziert ein Brunnen, der sich spielerisch mit<br />
der Kosmografie des berühmten Humanisten<br />
Sebastian Münster auseinandersetzt.<br />
Und auch das hat etwas Typisches für<br />
Heidelberg: Denn neben den Kurfürsten<br />
bestimmten vor allem die Gelehrten über<br />
Jahrhunderte das geistige und kulturelle<br />
Leben der Stadt. Gerade die Universität, die<br />
älteste auf deutschem Boden, zog große<br />
Namen an, als Studenten oder Professoren,<br />
unter ihnen Geistesgrößen wie Georg<br />
Wilhelm Friedrich Hegel, Robert Bunsen,<br />
Max Weber oder Karl Jaspers. Heute sind<br />
etwa 28.000 Studierende an der Universität<br />
immatrikuliert, die aber nicht nur fleißig<br />
studieren, sondern auch die vielen Kneipen<br />
und Cafés der Stadt bevölkern. Denn auch<br />
das hat in Heidelberg Tradition, wie man es<br />
sich in den schönen alten Studentenkneipen<br />
wie dem Sepp’l und Zum Roten Ochsen bei<br />
einem Gläschen Wein lebhaft vorstellen kann.<br />
105
Heidelberg<br />
Sehnsuchtsort aller Romantiker:<br />
das Schloss<br />
Geschichte, Architektur und die einzigartige Lage oberhalb der<br />
Stadt haben das imposante Schloss zu einem der bekanntesten<br />
Baudenkmäler der Welt gemacht. Auf dem Terrain einer mittelalterlichen<br />
Burganlage erhebt sich heute hoch über den engen Gassen<br />
und dem malerischen Dächergewirr der Altstadt, einzigartig und<br />
zum Staunen schön, majestätisch die Ruine des Schlosses. Fünf<br />
Jahrhunderte lang haben dort die Kurfürsten von der Pfalz aus dem<br />
Geschlecht der Wittelsbacher residiert. Das Schloss weiß viel zu<br />
erzählen – weswegen Schlossführungen gleich in sieben Sprachen<br />
angeboten werden.<br />
Heilkundig: das<br />
Deutsche Apothekenmuseum<br />
In einem der schönsten und bedeutendsten Renaissancebauten<br />
Deutschlands auf dem Gelände des Schlosses ist seit 1957 das<br />
Deutsche Apothekenmuseum ansässig. Es zeigt die Geschichte und<br />
Entwicklung des Apothekenwesens von der Antike bis ins 20. Jahrhundert<br />
und verfügt über einzigartige Sammlungen, seltene Apothekenmöbel<br />
und ein alchimistisches Laboratorium. Man erfährt<br />
auch eine ganze Menge über die für uns heute oft wunderlichen<br />
Heilmethoden früherer Generationen. Beachtenswert sind neben<br />
den italienischen, holländischen und deutschen Fayencen vor allem<br />
die vielen Apothekengläser deutscher Herkunft.<br />
Zum Träumen und Flanieren:<br />
die Altstadt<br />
Der älteste Stadtteil Heidelbergs ist die historische Altstadt. Sie<br />
liegt zu Füßen des Schlosses und verzaubert jeden Besucher mit<br />
ihren vielen romantischen Gassen und den vielen Sehenswürdigkeiten,<br />
die hier versammelt sind: wunderschöne Plätze, reich verzierte<br />
Renaissancebauten, bedeutende Kirchen. Den Mittelpunkt<br />
bildet der Marktplatz mit seinem rustikalen Kopfsteinpflaster<br />
und dem imposanten Brunnen. Überall in der Altstadt findet man<br />
hübsche, einladende und gut besuchte Straßencafés, Restaurants<br />
und Kneipen. Insgesamt nimmt die Altstadt keine allzu große<br />
Fläche ein, so dass sie mühelos zu Fuß erlaufen werden kann.<br />
Dokumentations- und Kulturzentrum<br />
Deutscher Sinti und Roma<br />
Seit 1997 ist im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher<br />
Sinti und Roma eine ständige Ausstellung zum Schicksal der Sinti<br />
und Roma zu sehen, die den nationalsozialistischen Völkermord an<br />
dieser Minderheit dokumentiert. Auf drei Ebenen wird die Geschichte<br />
und Verfolgung der Sinti und Roma nachgestellt: von der stufenweisen<br />
Ausgrenzung und Entrechtung bis hin zur systematischen<br />
Vernichtung im nationalsozialistisch besetzten Europa, ein Menschheitsverbrechen<br />
unvorstellbaren Ausmaßes. Eine ewige Flamme<br />
gedenkt der über 500.000 Sinti und Roma, die europaweit dem<br />
Holocaust zum Opfer fielen.<br />
106 www.germany.travel
Ingolstadt<br />
Bürgerstolz<br />
Atmosphärisch und lebenslustig<br />
Eine Stadt mit vielen Facetten – voller<br />
Tradition und Geschichte, gleichzeitig<br />
von modernem städtischem Flair,<br />
lebendig und lebenslustig: Ingolstadt, die<br />
ehemalige bayerische Herzogsresidenz, Universitäts-<br />
und Festungsstadt an der Donau,<br />
begeistert durch seine reizvolle Mischung,<br />
durch spätmittelalterlichen Charme und<br />
viel Atmosphäre.<br />
Die beste Verbindung zwischen<br />
Kultur und Shopping<br />
Liebevoll restaurierte Bürgerhäuser mit<br />
hübschen Giebeln, statt li che Tore, stolze<br />
Türme und imposante Festungsanlagen<br />
prägen das Stadtbild. Restaurants, Kunst<br />
und Veranstaltungen bringen Leben in die<br />
City und machen einen Einkaufsbummel<br />
zu einem wahren Ver gnügen. Zu jeder<br />
Jahres zeit finden Feste und Märkte statt,<br />
außergewöhnliche Museen, Konzerte,<br />
Ausstellungen und Theateraufführungen<br />
runden das Angebot ab. Das Audi Forum<br />
Ingolstadt mit dem museum mobile<br />
und das exklusive Outlet-Shoppingcenter<br />
Ingolstadt Village sind weitere Anziehungspunkte.<br />
Durch das Kreuztor in die Altstadt<br />
Das gilt natür lich auch für die malerische<br />
Altstadt, in die man am stil vollsten durch<br />
das Kreuztor gelangt: Es ist das schönste<br />
erhaltene Stadttor, einst Teil des massiven<br />
Befestigungsrings, heute das Wahrzeichen<br />
Ingol stadts und ein liebenswertes Zeugnis<br />
mittelalterlicher Baukunst. Dahinter<br />
erwarten prächtige Sehenswürdigkeiten<br />
den Gast, wie das Neue Schloss, die Asamkirche<br />
mit der berühmten Lepanto-Monstranz,<br />
die Alte Anatomie und das Alte<br />
Rathaus – eine Baugruppe aus vier Häu -<br />
sern, die 1882 im Stil der Neorenaissance<br />
voll kommen neu gestaltet wurde. Nebenan<br />
befindet sich die älteste Stadtpfarrkirche,<br />
St. Moritz. Neben dem eigentlichen,<br />
romanischen Kirchturm an ihrer Nordseite<br />
erhebt sich an der Südseite der schlanke,<br />
gotische Pfeifturm – der ehemalige<br />
städtische Wachturm. 200 Stufen führen<br />
hinauf, von hier eröffnet sich ein großartiger<br />
Rundblick auf die Stadt und, sozusagen der<br />
Blickfang, das spätgotische Münster, die<br />
größte Hallenkirche Süddeutschlands. Ihr<br />
gewaltiges Dachgestühl besteht aus sieben<br />
übereinander liegenden Dachböden, für die<br />
angeblich 7.000 Baumstämme verarbeitet<br />
wurden. Innen birgt die mächtige Kirche<br />
wertvolle Altäre, Reliefs und Steinfiguren,<br />
Bildnisse und Schnitzwerke.<br />
Eng verbunden mit St. Moritz war immer<br />
die Universität der Stadt, die „Hohe Schule“,<br />
1472 als erste bayerische Landesuniversität<br />
gegründet. Ihr verdankt Ingolstadt seine<br />
lange Blütezeit: Über drei Jahrhunderte lang<br />
war hier das geistige und kultu relle Zentrum<br />
Bayerns. Die Atmosphäre der Stadt lässt das<br />
auch heute noch spüren – am besten bei<br />
einer „Türmerey“, einem nächtlichen Spaziergang<br />
durch Ingolstadt unter Führung eines<br />
„echten“ Nachtwächters aus dem Mittelalter.<br />
Audis Erlebniswelten<br />
107
Ingolstadt<br />
Markendorf: das Outlet-Shoppingcenter<br />
Ingolstadt Village<br />
Um exklusiv zu shoppen, muss man nicht in die Ferne düsen.<br />
Ingolstadt Village ist näher als man denkt, hier liegen die Edelboutiquen<br />
Tür an Tür: Calvin Klein, Stefanel, Rosenthal, Fred Perry,<br />
Strenesse ... und alles spürbar preiswerter als in Mailand, Paris oder<br />
London. Das 2005 eröffnete Outletcenter hat das ganze Jahr über<br />
auf rund 10.000 m Fläche tolle Angebote an Mode, Schuhen, über<br />
Schmuck und Accessoires bis hin zu Wohn- und Tischzubehör<br />
deutscher und internationaler Mode- und Designermarken.<br />
Markenerlebnis: das Audi Forum<br />
Autofan oder nicht: Das Audi Forum Ingolstadt bietet Millionen<br />
Besuchern eine attraktive Mischung aus automobilen Themen und<br />
faszinierendem Architekturerlebnis. Ob im Audi museum mobile,<br />
im Gebäude „Markt und Kunde“, im Kundencenter oder in den<br />
stilvollen Restaurants – Audi sorgt ganzjährig mit einem abwechslungsreichen<br />
Programm aus Erlebnisführungen, Konzerten, Ausstellungen,<br />
Filmen, Vorträgen, Fahrveranstaltungen und Kinderangeboten<br />
für spannende Erlebnisse.<br />
Einfach ein Vergnügen: die Altstadt<br />
Die Fußgängerzone mit über 300 Geschäften und rund 8.000 m<br />
Verkaufsfläche in den Bereichen Textil und Lifestyle, dazu Erlebnisgastronomie<br />
und zahlreiche Events, Märkte und Feste machen einen<br />
Besuch der Altstadt zu einem wahren Vergnügen. Schlendern, bummeln,<br />
shoppen und gut essen und trinken: Alles geht. Einen Überblick<br />
über die gesamte Altstadt kann man sich vom Scherbelberg,<br />
einem historischen Trümmerberg aus den napoleonischen Kriegen,<br />
oder dem Pfeifturm, dem ehemaligen Wachturm der Stadt aus dem<br />
14. Jahrhundert, verschaffen.<br />
Wunderwerk der Spätgotik:<br />
das Liebfrauenmünster<br />
Schon auf den ersten Blick fallen am spätgotischen Liebfrauenmünster<br />
die über Eck stehenden Türme auf. Im Jahr 1572 wurde der far benprächtige<br />
Hochaltar zum 100-jährigen Bestehen der Ingolstädter Universität<br />
im Münster errichtet. Der Gesamtentwurf stammt von Hans<br />
Mielich, der viele Stellen des Evangeliums in über neunzig Bildern darstellte.<br />
Ebenfalls sehr kostbar sind die Glasfenster im Chorumgang,<br />
besonders prächtig ist die Verkündigungsszene, die sich über das<br />
ganze Fenster hinter dem Hochaltar erstreckt. Ab 1722 wurde die<br />
prächtige Krippe mit 250 Figuren geschaffen, die nach einer aufwendigen<br />
Restaurierung ganzjährig im Münster zugänglich ist.<br />
108 www.germany.travel
Jena<br />
Zwischen Historie und Hightech: Jena<br />
Romantikerhaus<br />
Spitzenniveau<br />
Jena – das ist eine faszinierende Verbindung<br />
von industrieller und intellektueller<br />
Vergangenheit, von Forschung, Innovation<br />
und Wirtschaft, von einer wunder baren<br />
Altstadt und quirligem akademischem<br />
Leben. Eine großartige Kulisse für die berühmten<br />
Stadtfeste, für Musik und Schauspiel<br />
– und für geistvolle Gespräche in einer<br />
der alten Studentenkneipen, die durch ein<br />
geistiges Getränk vielleicht sogar ungeahnte<br />
Höhen streifen.<br />
Literaten, Studenten<br />
und die sieben Wunder<br />
Viele kulturhistorische Baudenkmäler,<br />
verbunden mit großen Namen, prägen das<br />
Bild Jenas. Doch ist schon die Umgebung<br />
ein Grund, sich einen Besuch in der Stadt<br />
zu gönnen: Eingebettet ist sie in das hier<br />
geradezu südländisch anmutende Saaletal,<br />
das umgeben von steil aufragenden<br />
Muschelkalkbergen, von romantischen<br />
Wander- und Radwegen durchzogen wird.<br />
Schon Goethe war, wenn auch nicht mit<br />
dem Fahrrad, oft und gerne in Jena und<br />
dem Umland unterwegs, immer wieder<br />
kehrte er hierher zurück – alles in allem<br />
für fast fünf Jahre. Doppelt so lange lebte<br />
Friedrich Schiller hier. Sein Gartenhaus im<br />
Schillergässchen ist Ziel vieler Literaturfreunde<br />
– hier hatte er mit seine produktivste<br />
Zeit, und im Garten steht sogar noch<br />
der ovale Steintisch, an dem er oft mit<br />
Goethe zusammensaß. Damals wie heute<br />
schätzt man das gesellige, studentisch-literarische<br />
Leben in den gepflegten Straßenzügen<br />
der Altstadt, die jetzt natürlich auch<br />
von schicken Cafés, guten Restaurants und<br />
schönen Geschäften aufgelockert wird.<br />
Und auch einige der „Sieben Wunder“ Jenas<br />
sind hier zu sehen, so die astronomische<br />
Kunstuhr am Rathaus oder der Draco aus<br />
der Zeit um 1600, ein schrecklicher Drache<br />
mit sieben Köpfen, der, so vermutet man,<br />
eine Prüfungskommission der Universität<br />
symbolisieren sollte.<br />
Innovation und Industrie:<br />
Die zweite Seite der Stadt<br />
Licht, Glas, Optik: In der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Jena<br />
dank des Dreigestirns Carl Zeiss, Otto Schott<br />
und Ernst Abbe zur Industriestadt. Durch<br />
ihr Zusammenwirken entstanden die weltbekannten<br />
Zeisswerke und Schott Glas.<br />
Forschung und Wirtschaft prägten das<br />
zweite Standbein Jenas, den als Wissenschaftsstandort.<br />
Und so kann die Stadt<br />
aufgrund ihrer unterschiedlichen Traditionen<br />
zwischen Kultur und Kapital auf eine<br />
unglaublich vielgestaltige Museumslandschaft<br />
verweisen. Neben technischen,<br />
naturwissenschaftlichen und literaturund<br />
kunstgeschichtlichen Museen findet<br />
man in Jena auch eine attraktive, moderne<br />
Kulturlandschaft. So bringt die jährliche<br />
Kulturarena internationale Stars nach Jena,<br />
und auch das Jenaer Theaterhaus, der Jenaer<br />
Kunstverein oder die Philharmonie bieten<br />
höchstes Niveau. Aber das gilt ja ohnehin<br />
für die ganze Stadt.<br />
109
Jena<br />
Erfolgreich:<br />
das SCHOTT GlasMuseum<br />
Im SCHOTT GlasMuseum, dort, wo Otto Schott 1884 das „Glas -<br />
tech nische Laboratorium“ gründete, ist spannende Produkt- und<br />
Technologiegeschichte zu sehen. Authentische Exponate, Bild- und<br />
Filminszenierungen entführen in die innovative Welt des Schott-<br />
Glases. In der ehemaligen Villa des bedeutenden Wissenschaftlers<br />
und Industriellen ist sein abwechslungsreiches Leben dargestellt.<br />
Weitere Ausstellungen dokumentieren die bewegte Firmengeschichte,<br />
von den Anfängen über DDR-Zeit und Wiedervereinigung bis<br />
zum Aufstieg zum internationalen Technologiekonzern.<br />
Sternenreich: das Zeiss-Planetarium<br />
Das 1926 eröffnete Zeiss-Planetarium ist das älteste Planetarium<br />
der Welt. Mit einem Kuppeldurchmesser von 25 Metern ist es auch<br />
das größte Deutschlands. Sein Repertoire reicht von astronomischen<br />
und allgemeinbildenden Programmen für Erwachsene und Kinder<br />
über Musicals und Kinderveranstaltungen bis zu spektakulären Multimedia-Lasershows.<br />
Im Oktober 2006 wurde ein Laser-Ganzkuppel-<br />
Projektionssystem installiert. Das Zeiss-Planetarium ist seitdem<br />
eines von weltweit zwei Planetarien, das Shows mit die ganze<br />
Kuppel umfassenden Bildern anbietet.<br />
Aussichtsreich: der JenTower<br />
Das Wahrzeichen im Herzen der Stadt entstand als Forschungsneubau<br />
für Carl Zeiss Jena nach den Plänen des Stararchitekten der<br />
DDR, Hermann Henselmann, in zylindrischer, der Form eines Okulars<br />
nachempfundener Bauweise. Bis zur Sanierung 1999/2001 wurde<br />
der Turm von der Universität Jena genutzt. Mit 128 Meter Höhe gilt er<br />
zugleich als eines der höchsten Bauwerke der neuen Bundesländer.<br />
Im Scala, dem Turm Restaurant, genießt man einen einzigartigen<br />
Panoramablick auf die Türme und Plätze der Stadt und über die<br />
imposanten Jenaer Muschelkalkhänge.<br />
Einfallsreich: das Optische Museum<br />
Erleben Sie im Optischen Museum fünf Jahrhunderte Entwicklungsgeschichte<br />
optischer Instrumente wie Brille, Fernrohr, Mikroskop und<br />
Kamera. Testen Sie Ihre Sehfähigkeit oder lassen Sie sich begeistern<br />
von Hologrammen und ihrer scheinbaren Dreidimensionalität. In<br />
der historischen Zeiss-Werkstatt sehen Sie außerdem, wie Carl Zeiss<br />
seine Mikroskope fertigte, die die naturwissenschaftliche Revolution<br />
des 19. Jahrhunderts überhaupt erst möglich gemacht haben.<br />
110 www.germany.travel
Karlsruhe<br />
Denkfabrik mit Lebensart: Karlsruhe<br />
ZKM, Zentrum für Kunst und<br />
Medientechnologie<br />
Fächerstadt<br />
Zwischen Schwarzwald, Vogesen und<br />
den Pfälzer Bergen in der Rheinebene<br />
gelegen, ist Karlsruhe gleichermaßen<br />
Technologie- und Wissenschaftszentrum<br />
und Sitz der bedeutendsten<br />
Gerichtshöfe Deutschlands. Zudem<br />
arbeitete in Karlsruhe auch der erste<br />
Empfänger einer E-Mail, die mit einem<br />
Computer auf deutschem Boden empfangen<br />
wurde. Sie kam am 3. August 1984 von<br />
einer Mitarbeiterin der US-Universität<br />
Wisconsin und war an den Informatiker<br />
Michael Rotert gerichtet .<br />
Eine Stadt wie die Sonne und<br />
Straßen wie Sonnenstrahlen<br />
Ein großes, prächtiges Schloss, aber keine<br />
Altstadt? – wird man sich in Karlsruhe<br />
vielleicht fragen. Karlsruhe ist eine junge<br />
Stadt, erst 1715 gegründet, und so fehlen die<br />
mittelalterlichen Gässchen vieler anderer<br />
deutscher <strong>Städte</strong>. Der badische Markgraf<br />
Karl Wilhelm ließ sich seine Traumstadt<br />
am Reißbrett entwerfen, mit dem Schloss<br />
im Zentrum, von dem aus wie auf einer<br />
Kompassrose 32 Straßen und Alleen wie<br />
Sonnenstrahlen wegführen, einem Fächer<br />
gleichend. So präsentierte sich Karlsruhe<br />
von Beginn an als Stadt ohne Mauern, offen<br />
für Freunde und Gäste, tolerant und liberal.<br />
An der Gründung beteiligten sich Menschen<br />
aus Frankreich, Polen, Italien, der Schweiz<br />
und vielen deutschen Ländern, die badische<br />
Verfassung von 1818 war ihrer Zeit weit<br />
voraus, und 1822 entstand hier das erste<br />
Parlamentsgebäude in Deutschland.<br />
Klassizismus in der Stadt,<br />
badische Küche auf dem Teller<br />
Der Architekt Friedrich Weinbrenner prägte<br />
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das<br />
Stadtbild, und noch heute kann man viele<br />
seiner Bauten in der Innenstadt Karlsruhes<br />
wiederfinden; so zählt der Marktplatz<br />
mit evangelischer Stadtkirche und Rathaus<br />
an der zur Via Triumphalis ausgebauten<br />
Nord-Süd-Mittelachse zu den markantesten<br />
klassizistischen Platzanlagen in Europa.<br />
Nicht so streng wie die Architektur hingegen<br />
ist die Atmosphäre hier: Rund um den Markt<br />
kann man das Stadtleben von einem der<br />
vielen Straßencafés und Biergärten aus<br />
beobachten, sich auf eine Shoppingtour<br />
auf Badens längster Einkaufsmeile, der<br />
Kaiserstraße, begeben, oder sich mit<br />
erlesenen badischen Gaumenfreuden<br />
verwöhnen lassen. Und sich anschließend<br />
ins kunterbunte Karlsruher Nachtleben<br />
stürzen. Am nächsten Tag könnten dann<br />
die vielen Museen, z. B. das Landesmuseum<br />
im Schloss, oder die öffentlichen Parks<br />
und Grünflächen Karlsruhes eine willkommene<br />
Alternative sein: Botanischer Garten,<br />
Schlossgarten und Zoologischer Garten<br />
sind grüne Inseln und Oasen der Ruhe, die<br />
schon für sich den Besuch Karlsruhes lohnen<br />
würden – wenn es nicht so vieles anderes<br />
Interessantes gäbe. Und weil das geistige<br />
Klima in der Stadt schon immer ein bisschen<br />
liberaler war, blühen Kunst, Kultur und<br />
Medien ebenso wie Party, Shopping und<br />
die typische badische Gastfreundschaft.<br />
111
Karlsruhe<br />
Interaktiv: das Zentrum für<br />
Kunst und Medientechnologie (ZKM)<br />
Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe besitzt<br />
die größte Sammlung von interaktiven Medienkunstwerken weltweit;<br />
konsequent werden hier Kunst und neue Medien miteinander<br />
vernetzt. Das Medienmuseum ist das erste vollständig interaktiv<br />
konzipierte Museum, das als Schwerpunkt die Werke der neuen<br />
Gattung Interaktive Medienkunst präsentiert, ihre Wirkungsweise<br />
darstellt und sie hinterfragt. Installationen und Environments<br />
beziehen den Betrachter durch unterschiedliche Strategien ein<br />
und zeigen den kreativen Umgang mit neuen Technologien.<br />
Wo es sich gut sein lässt:<br />
die Fächerstadt<br />
In der Fächerstadt regierten früher die Markgrafen, heute herrscht<br />
hier die Lebensfreude. Was der Grundriss verspricht, hält die badische<br />
Metropole: Hier ist man auf der Sonnenseite des Lebens. Klimatisch,<br />
gastronomisch, atmosphärisch, und außerdem liegt kaum<br />
eine andere Stadt landschaftlich so reizvoll. Ins Elsass ist es nur ein<br />
Katzensprung, der Schwarzwald beginnt hier, Pfälzer Wald und<br />
Vogesen sind gleichsam um die Ecke – in Karlsruhe liegt alles vor<br />
der Haustür.<br />
Badisches Versailles:<br />
das Karlsruher Schloss<br />
Als Karl Wilhelm von Baden-Durlach 1715 den Grundstein für das<br />
Schloss legte, bedeutete dies zugleich die Geburtsstunde der Stadt.<br />
Auf seinen Wunsch hin wurde das Schloss mitten in die bis dahin<br />
unberührte Natur des Hardtwaldes gesetzt, ähnlich, wie es Ludwig<br />
XIV. in Versailles vorgemacht hatte. Strahlenförmig breiten sich<br />
Straßen und Alleen vom Schloss heraus – ein Symbol für Macht und<br />
Vollkommenheit. Bis 1918 diente das Schloss als Herrscherhaus der<br />
Markgrafen bzw. Großherzöge von Baden. Heute sind in dem Prachtbau<br />
das Badische Landesmuseum und ein Teil des Bundesverfassungsgerichts<br />
untergebracht.<br />
Im Zeichen der Pyramide:<br />
der Marktplatz<br />
Der Karlsruher Marktplatz, vom badischen Baumeister und <strong>Städte</strong>bauer<br />
des Klassizismus Friedrich Weinbrenner um 1800 entworfen,<br />
ist der zentrale Platz in der Innenstadt und bildet den Höhepunkt<br />
eines in allen Einzelheiten durchgeplanten architektonischen<br />
Ensembles. Staunen und Kopfschütteln hingegen ist eine typische<br />
Reaktion auf das Wahrzeichen der Stadt, das einfach nur dazustehen<br />
scheint, spitz, kantig, unverrückbar und ein gewisses ägyptisches<br />
Flair verbreitend: die Pyramide aus rotem Sandstein, wohl einer der<br />
ungewöhnlichsten Grabsteine der Geschichte: Seit 1807 ruht hier<br />
der Stadtgründer, Markgraf Karl Wilhelm.<br />
112 www.germany.travel
Kassel<br />
Märchenstunden<br />
Grimms Märchen und moderne Kunst<br />
Kassel. Die Stadt, die mit der<br />
traditionsreichen und bedeutenden<br />
Weltausstellung „documenta“<br />
zum Nabel der zeitgenössischen Kunst<br />
avanciert ist. Doch Kassel ist auch außerhalb<br />
der documenta eine der ersten Kunstadressen<br />
Europas. Das Schloss Wilhelmshöhe<br />
beherbergt eine der größten und wichtigsten<br />
Rembrandt-Sammlungen und den<br />
berühmten Kasseler Apoll. Und über der<br />
Stadt thront weit sichtbar das Wahrzeichen<br />
von Kassel: der Herkules.<br />
50er-Jahre-Charme und<br />
Innenstadtatmosphäre<br />
Das heutige Stadtbild verdankt seine<br />
Prägung weniger einem Wiederaufbau<br />
nach dem Krieg als eher einem Neuaufbau<br />
auf altem Grund; man wollte radikal<br />
brechen mit dem Erbe der Vergangenheit.<br />
Doch ist Kassel heute durchaus stolz auf<br />
die zahlreichen gelungenen Beispiele der<br />
50er-Jahre-Architektur, z. B. auf das<br />
Ensemble der Treppenstraße, das längst<br />
unter Denkmalschutz steht. In den letzten<br />
Jahrzehnten wurde vor allem die Erneuerung<br />
der Innenstadt vorangetrieben und<br />
ihre Attraktivität durch moderne Neubauten,<br />
Kunst im öffentlichen Raum und<br />
unkonventionelle Platzumgestaltungen<br />
wesentlich erhöht. Das Zentrum besteht<br />
aus der eigentlichen Innenstadt, die bis zur<br />
„Schönen Aussicht“ mit dem Blick auf die<br />
ausgedehnte Parklandschaft der Karlsaue<br />
reicht, dann aus dem kleineren Wohnund<br />
Geschäftsviertel um Entenanger<br />
und Markthalle und aus dem Bezirk vom<br />
Weinberg bis zum heutigen Kulturbahnhof.<br />
Deutschlands erstes Theater<br />
und Goethes Elefant<br />
Besondere Impulse für die Stadtentwicklung<br />
gingen von der Bundesgartenschau 1955 aus,<br />
ebenso von der im selben Jahr erstmals<br />
veranstalteten documenta, und schließlich<br />
von der 1970 als Gesamthochschule<br />
gegründeten Universität Kassel: neue<br />
Bewohner, neue Gäste, neue Zielgruppen.<br />
Doch ist Kassel auch eine der traditionsreichsten<br />
Theaterstädte Deutschlands:<br />
Bereits 1605 wurde hier der erste feste<br />
Theaterbau Deutschlands errichtet, das<br />
heutige Staatstheater Kassel. Daneben ist<br />
man stolz auf viele weitere Bühnen mit<br />
erstklassigen Ensembles und innovativen<br />
Spielplänen. Und auch die Museumslandschaft<br />
ist – neben dem Fixpunkt Schloss<br />
Wilhelmshöhe – aller Ehren wert: Kunst der<br />
letzten zwei Jahrhunderte ist in der Neuen<br />
Galerie zu finden, der berühmte Goethe-<br />
Elefant im Naturkundemuseum. Das<br />
Astronomisch-Physikalische Kabinett, die<br />
landgräfliche Sammlung wissenschaftlicher<br />
Instrumente, bietet erstaunliche Einblicke in<br />
die Geheimnisse von Astronomie, Zeitmessung,<br />
Geodäsie, Physik und Mathematik,<br />
und außerdem hat sich Kassel mit dem<br />
Brüder-Grimm-Museum dem Schaffen der<br />
weltberühmten Sprachforscher gewidmet,<br />
die 30 Jahre ihres Lebens hier verbrachten.<br />
Museum Fridericianum (1769-1779), Ausstellungsgebäude der documenta<br />
113
Kassel<br />
documenta. Weltausstellung<br />
moderner Kunst<br />
Skandal und Triumph, Protest und<br />
Begeisterung, Provokation und Experiment:<br />
das alles liegt bei der documenta ganz nah<br />
beieinander. Die documenta ist die welt -<br />
weit bedeutendste Ausstellungsreihe für<br />
zeit genössische Kunst, ein Spiegel der<br />
Gesellschaft und Schaufenster des weltweiten<br />
Kunstbetriebes. Sie findet alle fünf<br />
Jahre statt, lief ursprünglich alle vier Jahre,<br />
und dauert jeweils 100 Tage. Die erste<br />
documenta wurde 1955 veranstaltet und<br />
geht auf eine Initiative von Arnold Bode zurück,<br />
eines Kasseler Künstlers und Designers,<br />
der ein Zeichen der Erneue rung setzen und<br />
den Deutschen die Arbeiten von Künstlern<br />
nahebringen wollte, die bis 1945 als „entartet“<br />
verbannt und verboten gewesen<br />
waren.<br />
Ausstellungsort seit 1955 ist das Fridericianum;<br />
1992, mit der documenta 9, kam die<br />
documenta-Halle hinzu. Daneben werden<br />
immer auch andere Museen für die Dauer<br />
der Ausstellung genutzt. Neben Arbeiten,<br />
die in Gebäuden präsentiert werden, sind<br />
auch Werke unter freiem Himmel fester<br />
Bestandteil der documenta. Einige der<br />
spektakulärsten Außenarbeiten finden sich<br />
heute im Stadtbild, so das Projekt 7.000<br />
Eichen von Joseph Beuys, die Stahlskulptur<br />
Rahmenbau des österreichischen Kollektivs<br />
Haus-Rucker-Co, Claes Oldenburgs überdimensionale<br />
Spitzhacke am Ufer der Fulda<br />
oder der 1992 zur documenta 9 installierte<br />
Man walking to the sky von Jonathan<br />
Borofsky. Große Kunstwerke – und jedes<br />
für sich ein weiteres Argument für Kassel.<br />
Ein Highlight kehrt zurück<br />
Die Neue Galerie wird nach umfassenden Sanierungsarbeiten am 24. November 2011<br />
wieder eröffnet. Die verschiedenen Bereiche der Kunst- und Sammlungsgeschichte<br />
reichen von der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, vom Deutschen Impressionismus<br />
und Neoimpressionismus über die Klassische Moderne zum deutschen Informel<br />
der 1950er Jahre, von der Pop Art über die konkret-geometrische und<br />
ungegenständliche Malerei bis zur zeitgenössischen Kunst. Besondere Bedeutung<br />
haben hier die Erwerbungen der vergangenen documenta-Ausstellungen.<br />
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10 - 17 Uhr<br />
Weitere Informationen unter: www.museum-kassel.de<br />
Lovis Corinth, Die schwarze Maske, 1908, MHK, Neue Galerie<br />
Weitere Highlights 2011<br />
Das Alte Ägypten (be)greifen 40 Berührungspunkte für Sehende und Blinde<br />
11.03. - 26.06.2011 | Wasserkünste im Bergpark Wilhelmshöhe Mai bis Oktober 2011<br />
| Musikfest Kassel Moments Musicaux 02. - 07.05.2011 | Hessische Theatertage<br />
15. - 21.05.2011 | Beleuchtete Wasserkünste im Bergpark Wilhelmshöhe 04.06.2011<br />
(Bergparkfest), 02.07.2011, 06.08.2011, 03.09.2011(Museumsnacht) | Kultursommer<br />
Nordhessen 13.06. - 18.08.2011 | Kulturzelt 08.07. - 21.08.2011 | Deutsche<br />
Leichtathletikmeisterschaften 23. - 24.07.2011 | Museumsnacht 03.09.2011 |<br />
Casseler Freyheit 30.10.2011 | 28. Kasseler Dokumentar Film und Videofest<br />
08.-13.11.2011 | Märchenweihnachtsmarkt in der Kasseler Innenstadt 21.11. - 23.12.2011<br />
| Unser Tipp für 2012: dOCUMENTA (13) 09.06. - 16.09.2012<br />
www.kassel-marketing.de
Baukunst für die Kunst:<br />
die documenta-Halle<br />
Mit der documenta und ihren oftmals mutigen, für viele unverständlichen,<br />
für andere wieder einzigartigen Kunstwerken hat Kassel von<br />
sich reden gemacht. Das „Museum der 100 Tage“ lädt alle 5 Jahre ein<br />
zum Staunen, Diskutieren und Erleben. Zur documenta 9 im Jahre<br />
1992 hat sie hier erstmals ein eigenes Ausstellungsgebäude bekommen.<br />
Die multifunktional nutzbare Halle bietet insgesamt 1.400 m<br />
Ausstellungsfläche und fast 700 m Nebennutzflächen. Sie wurde<br />
von den Architekten Jourdan Müller entworfen, und bietet außerhalb<br />
der documenta-Zeiten Platz für Ausstellungen, Tagungen und<br />
Konferenzen.<br />
Beeindruckende Wasserkünste:<br />
der Bergpark Wilhelmshöhe<br />
Der 240 Hektar große Bergpark Wilhelmshöhe, angelegt im Stil<br />
eines englischen Landschaftsgartens, ist Europas größter Bergpark,<br />
ein einzigartiges Gesamtensemble, das Kultur, Natur und Gartenbaukunst<br />
perfekt miteinander verbindet. Wasser sprudelt über die<br />
Kaskaden, den Steinhöfer Wasserfall, und die Teufelsbrücke und fällt<br />
über ein Aquädukt hinab zur letzten Station der Großen Fontäne<br />
im Schlossteich, die das Wasser durch natürlichen Druck 52 Meter<br />
in die Höhe schießen lässt. Besonders beeindrucken die Wasserkünste,<br />
wenn sie nach Einbruch der Dämmerung beleuchtet ihren<br />
Weg vom Herkules zum Schloss Wilhelmshöhe nehmen.<br />
Märchensammlung:<br />
das Brüder-Grimm-Museum<br />
Die Brüder Jacob (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859)<br />
ge hören zu den wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen Kulturgeschichte<br />
und haben mit ihrer Märchensammlung Weltruhm<br />
erlangt. Von großer Bedeutung sind aber auch ihre Leistungen auf<br />
den Gebieten der Sprach- und Literaturwissenschaften, der Rechts-,<br />
Geschichts- und Mythenkunde sowie ihr politisches Wirken. Die<br />
Sammlungen des 1959 gegründeten Museums umfassen Dokumente<br />
zu Leben und Werk der Brüder Grimm. Die Ausstellung dokumentiert<br />
die wichtigsten Lebensstationen und setzt sie in Zusammenhang<br />
mit ihrem wissenschaftlichen und politischen Wirken.<br />
Verzaubernde Erlebnisse:<br />
die Deutsche Märchenstraße<br />
Die Deutsche Märchenstraße verbindet über 600 Kilometer hinweg,<br />
von Hanau über Kassel bis nach Bremen, Stationen mit Bezug zu Märchen<br />
und Leben der Brüder Grimm. In vielen Orten an der Märchenstraße<br />
gibt es Konzerte und Theater; Kultur und Geschichte in Schlössern<br />
und Burgen. Ein Fest nach dem anderen erweckt Sagen, Legenden<br />
und Märchen wieder zum Leben und lädt zum Mitfeiern ein. Marionettentheater,<br />
Freilichtspiele und Märchenwochen sorgen entlang<br />
des Weges das ganze Jahr über für Abwechslung. Hier sollte man das<br />
Auto vielleicht auch einfach einmal stehen lassen und ein Stück wandern<br />
oder radeln, um auch die märchenhafte Natur zu genießen.<br />
115
Koblenz<br />
Schloss Stolzenfels, Kleiner Rittersaal<br />
Deutsches Eck und Weltkulturerbe: Koblenz<br />
Rheinromantik<br />
Am Zusammenfluss von Rhein und<br />
Mosel, am weltbekannten Deut -<br />
schen Eck, liegt eine der schönsten<br />
und ältesten <strong>Städte</strong> Deutschlands: Koblenz.<br />
Vier Mittelgebirge und weite Wald-, Grünund<br />
Wasserflächen bilden die einzigartige<br />
Kulisse rund um die Stadt. Große Zeugnisse<br />
der über 2000-jährigen Geschichte der<br />
Stadt sind Kirchen, Schlösser, ehemalige<br />
Adelshöfe und herrschaftliche Bürgerhäuser.<br />
Wo Kulturen sich treffen und<br />
man im Deutschen Kaiser wohnt<br />
Französische Lebensart und deutsche<br />
Tradition haben ein eigenes Biotop<br />
entstehen lassen, in dem gemütliche<br />
Weinlokale, eine Küche zwischen raffiniert<br />
und herzhaft ebenso wie eine natürliche<br />
Herzlichkeit besonders gut gedeihen. Sich<br />
in den engen Gassen und an romantischen<br />
Winkeln oder auf einladenden Plätzen<br />
von diesem Flair bezaubern zu lassen –<br />
dafür kommen Besucher aus der ganzen<br />
Welt nach Koblenz. Ein Altstadtbummel<br />
könnte an den Vier Türmen beginnen,<br />
wie die Erker der barocken Eckhäuser an<br />
der zentralen Kreuzung genannt werden.<br />
An der Hauptwache von 1689 erinnern<br />
Geschütze, Fahnen, Musketen und Hörner<br />
an die Soldaten, die hier polizeiliche<br />
Aufgaben wahrnahmen. Weiter geht es<br />
zum Schängelbrunnen, dem zweiten<br />
Wahrzeichen der Stadt: Er steht, umringt<br />
von den Barockbauten des Jesuitenensembles<br />
im Rathaushof, und erinnert<br />
an die Zeit um 1800, als Koblenz zu Frankreich<br />
gehörte und die Buben auffallend<br />
oft Jean getauft wurden – woraus dann<br />
im Dialekt Schang wurde und daraus<br />
wiederum Schängel. Es waren wohl<br />
ziemliche Lausbuben darunter, denn die<br />
Brunnen figur speit in unregelmäßigem<br />
Rhythmus einen kräftigen Wasserstrahl<br />
weit über das Brunnenbecken hinaus.<br />
Sehenswert ist auch der Deutsche Kaiser,<br />
kein impe riales Monument, wie man<br />
meinen könnte, sondern ein gotischer<br />
Wohnturm, in dessen Parterre heute ein<br />
nettes Gasthaus einquartiert ist.<br />
Große Kunst in alten Mauern<br />
und ein prickelndes Vergnügen<br />
Doch nicht nur barocke und gotische<br />
Baumeister haben Spuren hinterlassen,<br />
sondern auch der berühmte Kunstsammler<br />
Peter Ludwig: Das Ludwig Museum befin det<br />
sich im Deutschherrenhaus, nahe dem<br />
Deutschen Eck; vier Stockwerke sind der<br />
Sammlung Ludwig und wechselnden<br />
Ausstellungen gewidmet. Die Sammlung<br />
konzentriert sich auf die Zeit nach 1945<br />
und zeigt Werke u. a. von Pablo Picasso,<br />
Jean Dubuffet, Pierre Soulages und Serge<br />
Poliakoff bis zu den „Nouveaux Réalistes“<br />
oder der Bewegung „Figuration libre“. Ein<br />
wunderbarer Gegensatz: moderne Kunst<br />
in mittelalterlichen Mauern, Klassiker der<br />
Moderne in einer liebenswerten alten Stadt.<br />
Dem Kunstgenuss könnte ein Genuss<br />
der prickelnden Art folgen: Im Deinhard-<br />
Kellermuseum, mitten im Stadtzentrum,<br />
dem Stammhaus der bekannten Kellerei.<br />
116 www.germany.travel
Als Deutschland noch Kaiser hatte:<br />
das Deutsche Eck<br />
Es klingt wie der typische Name einer deutschen Kneipe, bezeichnet<br />
aber die spitze Landzunge am Zusammenfluss von Rhein und Mosel.<br />
Durch die Ansiedlung des Deutschen Ordens am Zusammenfluss<br />
von Rhein und Mosel im Jahr 1216 erhielt der Platz seinen Namen, an<br />
dem man Kaiser Wilhelm I. zum Dank an die Einigung des Reiches ein<br />
Denkmal widmete. 1897 eingeweiht, 1945 zerstört, 1953 zum Mahnmal<br />
für die deutsche Einheit erklärt, 1993 als Rekonstruktion wieder<br />
errichtet. Das insgesamt 37 Meter hohe Monument ist heute Besuchermagnet<br />
für mehr als zwei Millionen Menschen jährlich und gehört<br />
seit 2002 zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.<br />
Macht sich in Ehren breit:<br />
die Festung Ehrenbreitstein<br />
118 Meter über dem Rhein hat man von der Festung aus den wohl<br />
schönsten Blick auf Koblenz, die umliegenden Weinberge und den<br />
Zusammenfluss von Mosel und Rhein. Die Festung Ehrenbreitstein,<br />
die zweitgrößte erhaltene Festung Europas, wurde in ihrer heutigen<br />
Gestalt zwischen 1817 und 1828 erbaut. Ihr Ursprung reicht aber bis in<br />
das Jahr 1000 zurück; neueste archäologische Funde weisen sogar<br />
eine Besiedelung in vorchristlicher Zeit nach. Dieses Schmuckstück,<br />
das am Rhein seinesgleichen sucht, ist noch fast vollständig erhalten<br />
und kann besichtigt werden, ebenso wie einige Bereiche der<br />
Ausgrabungen.<br />
Rhein und Ritter:<br />
das Schloss Stolzenfels<br />
Dort, wo einst die Grenzen von Kurtrier, Kurmainz und Kurköln<br />
zusammenstießen, erhebt sich majestätisch Schloss Stolzenfels.<br />
Das Schloss gilt heute als herausragendes Werk und unverzichtbarer<br />
Teil der Rheinromantik. Hier lassen sich Torgebäude, gotischer Wohnturm,<br />
Palas mit gewölbtem Rittersaal, Pergolagarten und Bergfried<br />
besichtigen. Das Schloss ist teilweise mit Möbeln, Gemälden und<br />
Skulpturen des 16. bis 18. Jahrhunderts eingerichtet; der Rittersaal<br />
enthält eine Sammlung historischer Waffen und Fahnen. Ebenfalls<br />
sehenswert sind die Wandmalereien der Kapelle, die zu den besterhaltenen<br />
Wandmalereizyklen der Düsseldorfer Malerschule zählen.<br />
Wo es schon den Römern gefiel:<br />
der Mittelrhein<br />
Das Obere Mittelrheintal ist eine der großartigsten und ältesten<br />
Kulturlandschaften in ganz Europa und gilt als der Inbegriff der<br />
Rhein- und Burgenromantik. Die große Vielfalt und die Schönheit des<br />
Mittelrheins hat auch die UNESCO gewürdigt und den rund 65 km<br />
langen Abschnitt zwischen Koblenz und den <strong>Städte</strong>n Bingen und<br />
Rüdesheim 2002 in die Reihe der Welterbestätten aufgenommen.<br />
Außergewöhnlich ist auch die Zahl der Burgen, Schlösser und Festungen:<br />
Rund 40 solche Anlagen zwischen Koblenz und Bingen zeugen<br />
von der strategischen Bedeutung, die der Rhein schon in früheren<br />
Jahrhunderten hatte.<br />
117
Köln<br />
Froh natur<br />
Wie man Lebensfreude buchstabiert<br />
118 www.germany.travel<br />
Kölner Dom und Severin Brücke
Stylepark in Residence<br />
Köln, die historische Domstadt am<br />
Rhein mit großer Geschichte, macht<br />
Lust auf Kunst und Kultur, Karneval<br />
und Kölsch. Und natürlich aufs Wiederkommen.<br />
Denn Köln, das ist eigentlich mehr eine<br />
Herzenssache, so etwas wie ein Gefühl oder<br />
eine Lebenseinstellung. Und alles dreht sich<br />
hier um den weltberühmten Dom, das<br />
Wahrzeichen und Herz der Stadt am Rhein,<br />
der wie ein gigantischer Wächter inmitten<br />
des Zentrums ruht.<br />
Wo man Köln und Kölner<br />
am besten kennenlernt<br />
Für dieses spezielle Kölner Feeling sorgen<br />
zuerst einmal die urigen und gemütlichen<br />
Kneipen rund um Alten Markt und Heumarkt<br />
oder die großen Brauhäuser in der<br />
ganzen Altstadt. Dort fließt das Kölsch – das<br />
Kölner Nationalgetränk – in Strömen, es<br />
werden rheinische Spezialitäten serviert,<br />
und die Stimmung ist meist so ausgelassen,<br />
herzlich und fröhlich, dass man glauben<br />
könnte, in der Stadt sei das ganze Jahr Karneval.<br />
Jede Kölsch-Sorte hat ihren eigenen,<br />
individuellen Geschmack – und natürlich<br />
ein eigenes Brauhaus. Dass die Kellner, hier<br />
Köbes genannt, sich nicht von der allgemeinen<br />
Heiterkeit anstecken lassen, hat Prinzip:<br />
Eine gewisse Ruppigkeit ist das Markenzeichen<br />
eines echten Köbes. Ein leeres Kölschglas<br />
wird übrigens unaufgefordert ersetzt;<br />
wer nichts mehr trinken will, muss den<br />
Bierdeckel auf das Glas legen. Oder einfach<br />
sein Glas nicht austrinken. Zu den besten<br />
Brauhäusern gehören das Päffgen, das<br />
Gaffel Haus und die Malzmühle – wer nicht<br />
hier war, war noch nicht in Köln.<br />
Kölner Kneipenviertel –<br />
und eine nette Überraschung<br />
Vor allem am Wochenende tummeln sich<br />
Einheimische und Touristen, Jugendliche<br />
und Studenten aber auch in den zahllosen<br />
Diskotheken, Clubs, Bars, Restaurants<br />
und Lounges bevorzugt im Studentenvier -<br />
tel Kwartier Latäng, im Friesenviertel, im<br />
Belgischen Viertel, in der Südstadt und –<br />
zunehmend – im Stadtteil Ehrenfeld, ei -<br />
nem klassischen Industriebezirk. Eine nette<br />
Überraschung sind oft die Preise, die<br />
insgesamt recht moderat sind – vor allem<br />
für eine Stadt dieser Größe. Dass bei<br />
manchen Lokalen die „Happy Hour“ den<br />
ganzen Tag dauert, wirkt sich ebenfalls<br />
mäßigend auf das Preisniveau aus. Und<br />
ist auch irgendwie typisch kölnisch.<br />
Museen von Weltrang. Und<br />
welche die falsche Rheinseite ist<br />
Dass Köln aber auch außerhalb von Kneipen<br />
und Brauhäusern einiges zu bieten hat,<br />
beweisen viele wichtige Museen, die Art<br />
Cologne und andere Kunstmessen, die<br />
lebendige Kunst- und Musikszene – und<br />
der Christopher Street Day, Deutschlands<br />
größtes Happening von Schwulen und<br />
Lesben. Zu den bekanntesten Museen Kölns<br />
gehören neben dem Museum Ludwig<br />
ganz sicher das Römisch-Germanische<br />
Museum mit Exponaten aus 2000 Jahren<br />
Kölner Geschichte, das Wallraff Richartz-<br />
Museum mit Kunst vom Mittelalter bis ins<br />
19. Jahrhundert, das Museum für Angewandte<br />
Kunst am Wallraffplatz oder das<br />
völkerkundliche Rautenstrauch-Joest-<br />
Museum. Völkerkundlich interessant –<br />
wenn auch im anderen Sinne – ist sicher<br />
auch das Museum des 1. FC Köln im ehemaligen<br />
Müngersdorfer Stadion, heute<br />
Rhein Energie Stadion.<br />
Wer nach so viel Köln-Gefühl nun ein<br />
wenig Erholung sucht: Einer der größten<br />
Parks in Köln, der Rheinpark, liegt rechtsrheinisch,<br />
für den Kölner damit eigentlich auf<br />
der „falschen“ Rheinseite, und ist mit der<br />
Seilbahn über den Fluss erreichbar, die von<br />
Zoo und Flora – dem Botanischen Garten –<br />
aus startet und schon für sich ein Erlebnis<br />
ist. Und wenn man schon einmal hier ist:<br />
Die wahrscheinlich schönste Aussicht auf<br />
die Kölner Altstadt und den Dom hat man<br />
von der Besucherplattform des KölnTriangle<br />
in 100 Meter Höhe. Wer bei diesem Anblick<br />
daran denkt, ein Souvenir mitnehmen zu<br />
wollen: Echt Kölnisch Wasser oder auch<br />
original Eau de Cologne ist so typisch für<br />
Köln wie Karneval und Kölsch.<br />
119
Köln<br />
Stadtsymbol und Welterbe: der Dom<br />
Sprichwörtlich ist die Rührung, die alle Kölner überkommt, wenn<br />
sie nach einer Reise die Domspitzen sehen. Der Dom ist das Wahrzeichen<br />
Kölns, eine der größten Kirchen der Welt und Deutschlands<br />
Sehenswürdigkeit Nummer eins: Über sechs Millionen Menschen<br />
besuchen jährlich dieses UNESCO-Welterbe. Die 157,38 Meter hohe<br />
gotische Kathedrale hat den zweithöchsten Kirchturm Europas und<br />
birgt den Schrein der Heiligen Drei Könige. Seit 2007 besitzt der Dom<br />
mit dem Fenster des Künstlers Gerhard Richter eine weitere Attraktion.<br />
Für bescheidene 2,50 Euro Eintritt kann einer der beiden Türme<br />
bestiegen werden, eine Mühe, die mit einem überwältigenden<br />
Rundblick belohnt wird.<br />
Ausnahmezustand: der Kölner Karneval<br />
Köln ist nicht umsonst die Hauptstadt des Karnevals in Deutschland.<br />
In der „fünften Jahreszeit" lebt sich der Kölner aus, Unterschiede<br />
werden bedeutungslos, man feiert und trinkt zusammen. Höhepunkt<br />
ist der Rosenmontagszug. Die sogenannte Session beginnt<br />
immer am 11. November um 11.11 Uhr. Ab der Weiberfastnacht befindet<br />
sich die Stadt dann für Tage im Ausnahmezustand, das öffentliche<br />
Leben kommt weitgehend zum Erliegen, und die Stadt wird<br />
regiert von Prinz, Bauer und Jungfrau, den obersten Repräsentanten<br />
Kölns in der verrückten Karnevalszeit.<br />
Der Kunst ihre Messe: die Art Cologne<br />
Wer herausragende Kunstwerke sehen – und vielleicht erwerben<br />
– möchte, ist bei der Art Cologne traditionell an der richtigen<br />
Adresse. Die internationale Messe für moderne und zeitgenössische<br />
Kunst reflektiert das Leistungsvermögen des Kunsthandels in Europa<br />
und Übersee auf hohem Niveau. Rund 200 internationale Galerien<br />
präsentieren Malerei, Skulptur, Installation, Video, Fotografie,<br />
Arbeiten auf Papier sowie Editionen und Multiples. Ungewöhnliche<br />
Präsentationsformate wie Open Space, Talentprogramme wie die<br />
Förderkojen, New Positions für Künstler oder New Contemporaries<br />
für Galerien komplettieren diese Weltmesse der Kunst.<br />
Nicht nur für Naschkatzen:<br />
das Schokoladenmuseum<br />
Das Schokoladenmuseum ist mit rund 2.000 Exponaten ein echtes<br />
Erlebnis für alle Leckermäulchen. Es nimmt sie mit auf eine Reise<br />
durch die 3.000-jährige Kulturgeschichte der Schokolade. In der<br />
Spitze des Museums befindet sich eines der Highlights: die Produktion.<br />
Auf zwei Ebenen kann der Besucher zusehen, wie Tafelschokolade,<br />
Trüffel und Hohlfiguren hergestellt werden. Schon im Foyer<br />
wartet ein drei Meter hoher Schokoladenbrunnen, durch den flüssigwarme<br />
Schokolade fließt – hier darf jeder Besucher mit einer Waffel<br />
tunken. Ein Museum, in dem man das Thema nicht nur sehen,<br />
sondern auch riechen, schmecken und fühlen kann.<br />
120 www.germany.travel
Es gibt nicht nur den Dom:<br />
die romanischen Kirchen<br />
Unzählige Legenden ranken sich um die Entstehung der zwölf<br />
romanischen Kirchen Kölns. Sie liegen auf engstem Raum innerhalb<br />
der alten Stadtmauern; dieser Bogen rund um den Stadtkern mit<br />
dem Namen „Via Sacra“ verbindet die großen romanischen Gotteshäuser<br />
der Stadt. Besonders sehenswert: St. Maria im Kapitol, erbaut<br />
1040 bis 1065. Die Kirchen bieten ein einmaliges Ambiente für den<br />
Romanischen Sommer, ein Musikfest auf allerhöchstem Niveau,<br />
das alle Sinne gleichermaßen anspricht und ganz bewusst als<br />
Alternative zum philharmonischen Konzertbetrieb angelegt ist.<br />
Per Schiff nach Köln:<br />
Flusskreuzfahrten<br />
Für viele das wahre Kreuzfahrterlebnis: die Flusskreuzfahrt. Die<br />
wahrscheinlich entspannteste und komfortabelste Art des Reisens.<br />
Immer gibt es etwas zu sehen, und trotzdem ist man weit entfernt<br />
von Alltag und Trubel. Ob von Belgien, den Niederlanden oder aus der<br />
Schweiz – eine ganze Reihe von Kreuzfahrtveranstaltern geht in Köln<br />
vor Anker. Bei kleineren lokalen Unternehmen kann man auch kürzere<br />
Kreuzfahrten, z. B. durch das romantische Rheintal zur Domstadt,<br />
buchen.<br />
Kunst, die Kult ist: das Museum Ludwig<br />
Das im Schatten des Doms gelegene Museum Ludwig beherbergt<br />
eine international bedeutende Sammlung moderner und zeitgenössischer<br />
Kunst. Mit der Schenkung von rund 350 Werken moderner<br />
Kunst des Ehepaars Ludwig wurde es 1976 gegründet. Ikonen der Pop<br />
Art wie Roy Lichtensteins „Maybe“ oder Andy Warhols „Brillo Boxes"<br />
sind in der größten Pop-Art-Sammlung außerhalb der USA zu sehen,<br />
ebenso die drittgrößte Picassosammlung – Grafiken, Skulpturen und<br />
Gemälde – weltweit, eine umfangreiche Sammlung der russischen<br />
Avantgarde und wichtige Werke des Surrealismus, Expressionismus<br />
und der Malerei der 1920er Jahre in Deutschland.<br />
Dom der leichten Muse:<br />
der Musical Dome Köln<br />
Der Musical Dome Köln ist aufgrund seiner außergewöhnlichen<br />
Glas-Stahl-Bauweise ein einzigartiges Theater und gleichzeitig ein<br />
architektonischer Blickfang direkt an der Rheinuferpromenade und<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom. Er bietet als größtes<br />
Theater der Stadt rund 1.700 Gästen Platz. Nach einer Rekordbauzeit<br />
von nur sechs Monaten eröffnete das Haus 1996 und ist mit Produktionen<br />
wie Saturday Night Fever, We Will Rock You, Monty Python’s<br />
Spamalot, Thriller – Live oder Hairspray zum absoluten Kult geworden<br />
– und bis heute geblieben.<br />
121
Köln<br />
Geschichte verstehen:<br />
das Römisch-Germanische Museum<br />
Das Römisch-Germanische Museum der Stadt vermittelt eine<br />
lebendige Vorstellung von der Entwicklung Kölns zur Stadt römischen<br />
Rechtes und Hauptstadt der kaiserlichen Provinz Niedergermanien.<br />
Der 1974 eröffnete Bau steht auf den Mauern der 1941<br />
entdeckten römischen Stadtvilla mit dem weltberühmten Diony -<br />
sos-Mosaik und an der Stelle der mittelalterlichen Kaiserpfalz.<br />
Das Museum ist Forschungsstätte, archäologisches Archiv der<br />
Stadt Köln und öffentliche Sammlung in einem. Das sensationelle<br />
Präsentationskonzept macht das Römisch-Germanische Museum<br />
zu einem der meistbesuchten Museen in Deutschland.<br />
Die Kunst der Tiger: das Museum<br />
für Ostasiatische Kunst<br />
Ein Schatzhaus für die Kunst Chinas, Koreas und Japans: Das Muse<br />
um für Ostasiatische Kunst wurde 1913 als erstes Spezialmuseum<br />
seiner Art in Deutschland eröffnet. Grundstock der Bestände ist die<br />
Sammlung des Museumsgründers Adolf Fischer und seiner Frau<br />
Frieda Bartdorff; ihre Kollektion mit buddhistischer Malerei und<br />
Holzskulpturen, japanischer Stellschirmmalerei, Farbholzschnitten<br />
und Lackkunst gilt als eine der bedeutendsten Europas. Auch der<br />
1977 eröffnete Bau selbst ist bedeutsam: Er gehört zu den wichtigsten<br />
Baudenkmälern der klassischen Moderne in Köln. Entworfen<br />
wurde er von Kunio Maekawa, einem Schüler Le Corbusiers.<br />
Deutschlands „schönster“ Park:<br />
der Rheinpark<br />
Im Herzen von Köln präsentiert sich auf einer Fläche von 40 Hektar<br />
eine abwechslungsreiche Parklandschaft. Der Rheinpark spiegelt<br />
in seiner heutigen Gestaltung die Gartenarchitektur der 1950er<br />
Jahre wider: Seine Entstehung verdankt er den Planungen für die<br />
Kölner Bundesgartenschau von 1957. Mit seiner Detailgestaltung, der<br />
Wegeführung und zahlreichen Kunstwerken gehört der Rheinpark<br />
zu den schönsten Schöpfungen der Gartenarchitektur der Nachkriegszeit<br />
und zu den besterhaltenen dieser Zeit in Deutschland.<br />
Zu seinem 50. Geburtstag wurde der Rheinpark 2007 als schönster<br />
Park Deutschlands und zweitschönster Park Europas prämiert.<br />
Wo Köln ganz Köln ist:<br />
das Millowitsch-Theater<br />
Millowitsch: das ist so kölnisch wie Karneval und Dom zusammen.<br />
Der Name taucht schon 1792 zum ersten Mal in Köln auf. 1830 wurde<br />
Josef Caspar Millowitsch geboren, der eine feste Spielstätte für sein<br />
Puppentheater in Köln bezog; die nächste Generation stellte das<br />
Theater auf echte Schauspieler um, und es dauerte bis 1936, bis sich<br />
das Theater am heutigen Standort in der Aachener Straße niederließ.<br />
Der heutige Leiter, Peter Millowitsch, 1949 in Köln geboren und Sohn<br />
des berühmten Willy Millowitsch, spielte hier schon im Alter von acht<br />
Jahren seine erste Rolle: ein Beweis, dass der Apfel nicht weit vom<br />
Stamm fällt.<br />
122 www.germany.travel
Krefeld<br />
Historische Hausfassade<br />
Die Stadt wie Samt und Seide: Krefeld<br />
Modecenter<br />
Krefeld ist mehr als eine Stadt. Genau<br />
gesagt sind es drei: das klassizistische<br />
Krefeld, das barocke Uerdingen<br />
und das mittelalterliche Burgstädtchen<br />
Linn. Dazu drei Dörfer: das Kirchdorf Fischeln<br />
mit seiner romanisch-gotischen Kirche,<br />
Bockum mit seinen Villen und Landhäusern<br />
und das beschauliche Hüls. Über lange Zeit<br />
zusammengewachsen, aber bis heute<br />
deutlich voneinander zu unterscheiden.<br />
Was allein schon drei bis sechs Gründe sind,<br />
das deutsche Textilzentrum zu besuchen.<br />
Guter Stoff für gekrönte Häupter<br />
Die „Stadt wie Samt und Seide“: Im<br />
18. Jahrhundert hatte die Textilindustrie<br />
Krefeld groß gemacht. Samt, Seide und<br />
Brokat waren internationale Verkaufsschlager.<br />
Unter Kaisern, Königen und Kirchenfürsten<br />
gehörte es zum Dresscode, sich in<br />
kostbare Stoffe made in Krefeld zu hüllen.<br />
An die vielen Weber der Stadt erinnert heute<br />
„Meister Ponzelar“, die Statue eines Seidenwebers<br />
mit geschulterter Tuchrolle. Gewebt<br />
wurde in den vielen kleinen Weberhäusern,<br />
die Manufaktur und Wohnhaus zugleich<br />
waren. Einige davon existieren bis heute –<br />
selbstverständlich unter Denkmalschutz.<br />
Textiles prägt bis heute die Stadt. Immer im<br />
September präsentieren Handel, Designer<br />
und Modeschulen in großartigen Modenschauen<br />
mit spektakulären Tanzeinlagen<br />
die aktuellen Herbst- und Winterkollektionen<br />
– auf der größten Straßenmodenschau<br />
der Welt. Am Abend spielen Bands, es<br />
steigen After-Show-Partys, und die Gastronomen<br />
haben volles Haus. Und immer an<br />
Pfingsten findet um die Burg Linn und in<br />
der Linner Altstadt der weithin bekannte<br />
mittelalter liche Flachsmarkt statt, mittlerweile<br />
der größte Handwerkermarkt<br />
Deutschlands. Apropos Gastronomie – die<br />
ist in Krefeld eine ganze eigene Erlebnis -<br />
welt und steht auf dem Fundament einer<br />
großen Tradition: Brauhaus-Gaststätten,<br />
deren wuchtiges Interieur meist noch aus<br />
dem 19. Jahrhundert stammt, auf deren<br />
Speisenkarten „Muscheln, rheinisch“ oder<br />
Sauerbraten steht und die ein vorzügliches,<br />
allzeit frisches Altbier ausschenken.<br />
Vom Museum auf die Dampflok:<br />
Kultur und Freizeit in Krefeld<br />
Vorzüglich präsentiert sich auch das Kulturangebot<br />
der Stadt: eine breite Theaterlandschaft,<br />
drei erstklassige Kunstmuseen, das<br />
Deutsche Textilmuseum, das Haus der<br />
Seidenkultur und eine quicklebendige freie<br />
Kulturszene. Und auch Freizeit lässt sich in<br />
Krefeld mühelos gestalten: im Zoo, auf der<br />
historischen Dampfeisenbahn „Schluff", auf<br />
der Galopprennbahn, im Erholungs- und<br />
Sportpark Elfrather See oder auf Burg Linn,<br />
im Jagdschloss und im angrenzenden<br />
Museum mit einer interessanten volkskundlichen<br />
Sammlung. Wenn man so will: Ganz<br />
schön viel für eine Stadt, in die man sonst<br />
vielleicht nur gekommen wäre, um eine<br />
original Krefelder Seidenkrawatte zu kaufen.<br />
123
Leipzig<br />
Helden<br />
stadt<br />
Wo die DDR mit dem Aufhören anfing: Leipzig<br />
124 www.germany.travel
Bachfestspiele<br />
Leipzig, bunt, heiter und dem Neuen<br />
zugewandt, ist gut für alle Sinne. In<br />
der dynamischen Buch-, Bach-,<br />
Messe- und Universitätsmetropole im<br />
Nordwesten Sachsens pulsiert das Leben.<br />
Leipzig ist aber auch renommierte Musikstadt<br />
– und die Heldenstadt der friedlichen<br />
Revolution: Mit den Friedensgebeten rückte<br />
die Leipziger Nikolaikirche 1989 ins Zentrum<br />
des Weltgeschehens.<br />
Wo 6.638 Pfeifen für den guten Ton sorgen<br />
Leipzig ist eine quirlige, aufregende Kulturund<br />
Szenestadt. Goethe, der hier studierte,<br />
verglich die Stadt mit Paris, und das, wie er<br />
sagte, nicht nur der schönen Mädchen wegen.<br />
Vielleicht hatte er auch das Gewandhaus<br />
im Sinn, Heimstatt des schon 1743 gegründeten<br />
Gewandhaus-Orchesters, später<br />
lange geleitet von Kurt Masur. Beeineindruckend<br />
die Orgel des Hauses: 6.638 Pfeifen<br />
– die größte misst 9,5 Meter, die kleinste<br />
8 Zentimeter – sorgen für bombastischen<br />
Klang. Oder er meinte die Oper, ein Haus mit<br />
über 300-jähriger Tradition, eines der<br />
ältesten Musiktheater Europas und heute<br />
berühmt für das reichhaltige Repertoire<br />
großer Werke vom Barock bis zur Moderne.<br />
Das zweite Wohnzimmer:<br />
Leipzigs ältestes Kaffeehaus<br />
Das Alte Rathaus am Markt ist das Zentrum<br />
der Altstadt. Es gilt als eines der schönsten<br />
deutschen Beispiele für den Renaissance -<br />
stil des späten 16. Jahrhunderts. Seit 1909<br />
ist hier das Stadtgeschichtliche Museum<br />
untergebracht, mit rund 500.000 Exponaten<br />
eines der größten seiner Art. Eben -<br />
falls in der Altstadt befindet sich eines<br />
der ältesten Kaffeehäuser Europas: Zum<br />
Arabischen Coffe Baum. Seit 1711 und in<br />
den 16 historischen Gasträumen wählten<br />
schon Kaffeekenner wie Bach, Goethe,<br />
Schumann, Liszt, Lessing, Grieg, Wagner<br />
oder auch Napoleon und August der Starke<br />
ihre Lieblingssorte aus.<br />
Gedenkstätten der Wende:<br />
Nikolaikirche und Stasi-Zentrale<br />
Die Nikolaikirche in der Innenstadt ist<br />
eng mit Geschichte und Geschicken der<br />
Bürger verbunden. Sie war zu DDR-Zeiten<br />
ein Hort des Gebetes und des Protestes.<br />
Hier versammelten sich seit Herbst 1982<br />
Regimegegner zum montäglichen Friedensgebet<br />
und machten so die Kirche schließlich<br />
zum zentralen Punkt der Revolution<br />
vom Herbst 1989. Mit welchen Mitteln<br />
die DDR die Entwicklung aufhalten wollte,<br />
sieht man an einer anderen Gedenkstätte:<br />
Im Museum in der „Runden Ecke“, so<br />
genannt nach der Form des Gebäudes,<br />
in dem die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit<br />
ihren Auftrag – „Horchen und<br />
Greifen“ – erfüllte. Die Ausstellung „Stasi –<br />
Macht und Banalität“ zeigt Dokumente,<br />
Fotografien und originale Arbeitsutensilien,<br />
z. B. Riech- proben, Minikameras und<br />
Wanzen. Sie gibt so Einblick in die Arbeitsweise<br />
der Stasi, des Ministeriums für<br />
Staatssicherheit der DDR.<br />
Wem jetzt der Sinn nach etwas Erfreulicherem<br />
steht, dem sei ein Kneipenbummel ins<br />
nahe Barfußgässchen empfohlen, unmittelbar<br />
am Markt. Viele weitere Lokale warten<br />
überall in der Innenstadt und weiter westlich<br />
in der Gottschedstraße, etwas alternativer<br />
geht es in der Südvorstadt zu. Eine<br />
Leipziger Bierspezialität ist die Gose, ein<br />
nachvergorenes, trübes Bier von eigenwilligem<br />
Geschmack. Wahrscheinlich wird es<br />
nicht das bevorzugte Bier aller, aber einen<br />
Versuch ist es wert. Aber dies gilt ohnehin<br />
für alles, was Leipzig zu bieten hat.<br />
125
Leipzig<br />
Viel mehr als Schall und Rauch:<br />
die Leipziger Baumwollspinnerei<br />
Von der Baumwolle zur Kultur: 100 Künstlerateliers, elf Galerien,<br />
Werkstätten, Architekten, Designer, Schmuck- und Modemacher,<br />
ein internationales Tanz- und Choreografiezentrum und vieles mehr<br />
haben sich in der ehemaligen Baumwollspinnerei ausgebreitet, und<br />
auch die berühmte Leipziger Maler-Schule um Neo Rauch hat sich<br />
hier herausgebildet. Aus der einstigen Fabrikstadt, die Anfang des<br />
20. Jahrhunderts zur größten Baumwollspinnerei Europas angewachsen<br />
war, wurde 100 Jahre später eine der interessantesten<br />
Produktions- und Ausstellungsstätten für zeitgenössische Kunst<br />
und Kultur in Europa.<br />
Kommerz und Kunst:<br />
die Leipziger Messe<br />
Die Leipziger Messe ist das Messe- und Ausstellungsgelände der<br />
Stadt und einer der ältesten Messestandorte der Welt. Handel und<br />
Wandel hatten hier immer eine bedeutende Bühne, und zu DDR-<br />
Zeiten war die Leipziger Messe zweimal im Jahr das wichtigste<br />
Schaufenster von West nach Ost – und umgekehrt. Mit dem neuen<br />
Messegelände ist die Stadt auch gleich um eine Kunststätte reicher:<br />
Über 20 renommierte Künstler entwarfen – speziell für die Messe –<br />
Räume, Tapeten, Wände, Treppen, Skulpturen und andere dauerhaft<br />
in den Bau integrierte Werke.<br />
Die etwas andere Studentenkneipe:<br />
Auerbachs Keller<br />
1525 richtet der Arzt und Professor Heinrich Stromer von Auerbach im<br />
Weinkeller seines Hauses einen Ausschank für Studenten ein, weil<br />
„Wein ein vorzügliches Prophylaktikum gegen vielerlei Gebrechen ist,<br />
wenn man ihn denn richtig anwendet“. Heute ist Auerbachs Keller<br />
die bekannteste Gaststätte Leipzigs und eine der berühmtesten auf<br />
der ganzen Welt. Seine Bekanntheit verdankt Auerbachs Keller, der<br />
schon im 16. Jahrhundert zu den beliebtesten Weinlokalen der Stadt<br />
gehörte, vor allem Johann Wolfgang Goethe, der während seines<br />
Studiums oft hier weilte. Seit dem Bestehen von Auerbachs Keller<br />
wurden rund 91.980.000 Gäste bewirtet.<br />
Luther, Bach und der Thomanerchor:<br />
die Thomaskirche<br />
Auf den Grundmauern einer noch älteren Kirche wurde ab 1212 das<br />
Augustiner-Chorherrenstift errichtet, 1355 erhielt der romanische<br />
Chorraum ein gotisches Aussehen, und von 1482 bis 1496 wurde die<br />
Kirche zu einer spätgotischen Hallenkirche umgebaut, die bis auf den<br />
1702 gestalteten Turm so erhalten geblieben ist. Pfingsten 1539 predigte<br />
Martin Luther hier zu Beginn der Reformation; der berühmteste<br />
Kantor der Thomaskirche, Johann Sebastian Bach, wirkte hier von<br />
1723 bis zu seinem Tod 1750. Die erste urkundliche Erwähnung des<br />
berühmten Thomanerchores geht auf das Jahr 1254 zurück, er ist<br />
somit einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands.<br />
126 www.germany.travel
Leverkusen<br />
Schloss Morsbroich<br />
Hier stimmt die Chemie: Leverkusen<br />
Selbstfindung<br />
Als industriell geprägte Stadt mit<br />
dem Weltkonzern Bayer AG hat<br />
Leverkusen internationale Bekanntheit<br />
erlangt. Und doch ist es mehr: eine<br />
Stadt mit hohem Erholungswert, schön<br />
gelegen an den Ausläufern des Bergischen<br />
Landes, eine Stadt mit großstädtischem,<br />
pulsierendem Leben und, oft nur wenige<br />
Kilometer voneinander entfernt, manchmal<br />
auch unmittelbar nebeneinander, dörflicher<br />
Beschaulichkeit.<br />
Die Stadtgeschichte,<br />
die Industriegeschichte ist<br />
Die Geschichte Leverkusens ist lange Zeit<br />
die von einigen Dörfern, etwas abseits von<br />
Köln und Düsseldorf gelegen, erst 1930<br />
schließen sie sich zur Stadt Leverkusen<br />
zusammen. Davor aber gab es hier schon<br />
eine große Fabrik: Die Herren Weskott<br />
und Bayer gründeten 1863 die Firma Bayer<br />
et comp. in Barmen, heute Wuppertal,<br />
übernahmen später die Chemiefirma<br />
Leverkus und verlegten den Sitz 1891 „auf<br />
die grüne Wiese“ – nach Wiesdorf, heute<br />
ein Stadtteil von Leverkusen. Die um das<br />
Werk herum entstehende Siedlung nannte<br />
der Unternehmer Leverkus nach seinem<br />
Familiensitz: Leverkusen.<br />
Dass Leverkusen trotz dieser Prägung<br />
keine Fabrik mit einer Stadt drumherum<br />
geblieben ist, dass Leverkusen eine eigene<br />
Identität hat, Charakter, Eigenleben, ist<br />
allerorten spürbar, präsent, fast greifbar.<br />
Beispielsweise im Forum Leverkusen, mit<br />
dem sich die Stadt eine Veranstaltungsstätte<br />
von überregionaler Bedeutung<br />
geschaffen hat: Kulturzentrum und moderne<br />
Kongress- und Tagungsstätte, in der<br />
alljährlich im Herbst die renommierten<br />
„Internationalen Leverkusener Jazztage“<br />
stattfinden. Mit dem Forum gab es somit<br />
eine zweite große Spielstätte für Konzerte,<br />
Theater und andere Veranstaltungen,<br />
nachdem das 1908 eröffnete „Erholungshaus“<br />
der Bayer-Werke lange die erste<br />
Adresse für Kultur in Leverkusen war.<br />
Stadtkultur: Villa Römer<br />
und Schloss Morsbroich<br />
Stadtgeschichte verfolgen lässt sich auch in<br />
der Villa Römer, einem fast schlossarti gen<br />
Anwesen im Stadtteil Opladen, das als<br />
„Haus der Stadtgeschichte“ den Leverkusener<br />
Geschichtsvereinen zur Verfügung gestellt<br />
wurde. Leverkusen kann aber auch modern:<br />
Im Schloss Morsbroich, einem schönen<br />
Jagdschloss, nur etwa einen Kilometer<br />
vom Zentrum entfernt, befindet sich das<br />
Städtische Museum für zeitgenössische<br />
Kunst Schloss Morsbroich. Seine Sammlung<br />
enthält mehr als 300 Werke der Malerei und<br />
Plastik sowie etwa 2.300 Arbeiten auf<br />
Papier; Wechselausstellungen sind u. a.<br />
Josef Beuys, Gerhard Richter, Günther Uecker<br />
oder Yves Klein gewidmet. Der Japanische<br />
Garten am Schloss ist zu jeder Jahreszeit<br />
eine Oase der Stille und Schönheit für jedermann.<br />
Es soll Leute geben, die extra wegen<br />
des Japanischen Gartens nach Leverkusen<br />
kommen – so schön ist er angelegt.<br />
127
Lübeck<br />
Holstentor<br />
Kaufmanns<br />
ehre<br />
Die Schönheit der Macht: Lübeck<br />
128 www.germany.travel
Lübeck, die Königin der Hanse, wurde<br />
im Jahre 1143 als erste „abendländische<br />
Stadt an der Ostseeküste“<br />
gegründet und ist ein leuchtendes Vorbild<br />
für die gesamte hansische <strong>Städte</strong>familie<br />
im Ostseeraum. Mittelalterliches Ambiente<br />
und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten<br />
bestimmen noch heute das wunderbare<br />
Stadtbild und erinnern an die große Vergangenheit<br />
als freie Reichs- und Hansestadt.<br />
Leuchtturm der Freiheit –<br />
und Zentrum des Welthandels<br />
Lübeck: über Jahrhunderte klang der Name<br />
der Stadt nach Freiheit, Recht und Wohlstand.<br />
Das Lübische Recht, eine da mals<br />
fortschrittliche Sammlung land- und seerechtlicher<br />
Gesetzestexte, inspirierte über<br />
100 Stadtgründungen rund um die Ost see –<br />
die Voraussetzung für den grandiosen<br />
Aufstieg der Hanse zur größten Handelsmacht<br />
ihrer Zeit. Ihr unbestrittenes Zentrum<br />
war Lübeck, eine der glanzvollsten frühen<br />
Metropolen des Welthandels. Die vom<br />
Wasser umschlossene Altstadt mit den<br />
sieben Türmen ihrer fünf Hauptkirchen<br />
bietet 1.000 Jahre lebendige Geschichte und<br />
steht als UNESCO-Welterbe unter Denkmalschutz.<br />
Zu Recht: Die reiche Substanz an<br />
Baudenkmälern aus Gotik, Renaissance,<br />
Barock und Klassizismus, die Gassen und<br />
Wege, Kirchen und Klöster, Bürgerhäuser<br />
und Befestigungsanlagen ergeben ein<br />
einzigartiges Bild der Geschlossenheit.<br />
Zu den wichtigsten Bauwerken zählen<br />
das Ensemble rund um das Rathaus, das<br />
Burgkloster, der Koberg – ein vollständig<br />
erhaltenes Viertel des späten 13. Jahrhunderts<br />
– mit Jakobikirche, Heiligen-Geist-<br />
Hospital und der Bebauung zwischen<br />
Glockengießer- und Aegidienstraße, das<br />
Viertel mit den ehrwürdigen Patrizierhäusern<br />
zwischen Petrikirche und Dom, das<br />
Holstentor und die Salzspeicher am linken<br />
Traveufer.<br />
Das zweite Gesicht der Stadt<br />
und drei Nobelpreisträger<br />
Ein Spaziergang durch das mittelalterliche<br />
Lübeck ist ein einzigartiges Erlebnis – zu mal<br />
die Stadt auch durchaus Neuzeitliches<br />
zu bieten hat: Wenn der Tag geht, kommt<br />
Leben in die zahlreichen Kneipen, Restaurants,<br />
Bars, Clubs und Diskotheken: Lübeck<br />
verwandelt sich in ein quirliges Szenequartier,<br />
und so mancher nüchtern-zurückhaltende<br />
Hanseate entdeckt hier seine ausgelassene<br />
Seite. Vielleicht auch Günter Grass,<br />
neben Thomas Mann und Willy Brandt einer<br />
der drei Nobelpreisträger, deren Name sich<br />
mit Lübeck verbindet. Im Forum für Literatur<br />
und Bildende Kunst, einfacher Günter-Grass-<br />
Haus genannt, stellt eine Dauerausstellung<br />
die Bildkunst des gefeierten Schriftstellers<br />
und die enge Verbindung seiner Literaturund<br />
Kunstproduktion vor. In Wechselausstellungen<br />
werden neben Grass' Werk aus den<br />
Bereichen Bildende Kunst, Literatur und<br />
Musik andere „Doppelbegabungen“ gezeigt.<br />
Zum Haus gehören ein Garten mit Grass-<br />
Plastiken, Archiv, Bibliothek und ein Laden.<br />
Lübecks schönste Tochter<br />
und eine süße Köstlichkeit<br />
Travemünde: Ohne ihre „Kleine“ hätte die<br />
Königin der Hanse sich die Krone wohl<br />
niemals aufsetzen können. Die reiche<br />
Handelsstadt war abhängig von einem<br />
freien Zugang zum Meer, und schon 1329<br />
kaufte sie das kleine Fischerdorf für 1.060<br />
Markpfennige. Ein guter Kauf, wie ein<br />
Ausflug in das hübsche Hafenstädtchen<br />
beweist. Ein guter Kauf ist übrigens immer<br />
auch Lübecker Marzipan. Mandeln, der<br />
Grundrohstoff, sollen bereits im 13. Jahrhundert<br />
in Lübeck eingeführt worden<br />
sein, und als seltener Süßspeise wurde<br />
dem Marzipan damals eine Heilwirkung<br />
zugeschrieben. Deshalb oblag die Herstellung<br />
im 16. Jahrhundert ausschließlich<br />
den Apothekern. Bald jedoch erkannte auch<br />
der Adel diese Köstlichkeit – und Marzipan<br />
hielt als Nachspeise auf fürstlichen Tafeln<br />
Einzug. Dem Volk wurde die Kostbarkeit<br />
jedoch meistens verwehrt – doch ist das<br />
zum Glück schon lange nicht mehr der Fall.<br />
Skulpturen auf dem Dach vom MuK – Musik- und Kongresshalle<br />
129
Lübeck<br />
Literaturmuseum Buddenbrookhaus –<br />
Thomas-Mann-Zentrum Lübeck<br />
Ein Besuch im 1993 eröffneten Literaturmuseum Buddenbrookhaus<br />
im Herzen der Altstadt von Lübeck führt den Gast in die versunkene<br />
Welt der „Buddenbrooks“ und der Familie Mann. Die permanente<br />
Ausstellung führt durch Leben und Werk der Schriftsteller Thomas<br />
und Heinrich Mann. Briefe, Erstausgaben der Werke, Kommentare<br />
laden zur Lektüre ein. Zu sehen sind Fotos und zeitgenössische<br />
Dokumente, wie zum Beispiel die Urkunde zur Verleihung des<br />
Literaturnobelpreises 1929 an Thomas Mann. Immer wieder stellen<br />
Sonderausstellungen die Leistungen der verschiedenen Manns<br />
und anderer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts vor.<br />
Lübecks stolzes Symbol: das Holstentor<br />
Das Holstentor – Wahrzeichen der Hansestadt, ist wohl das bekannteste<br />
und bedeutendste erhaltene Stadttor des Spätmittelalters in<br />
Deutschland. Dieses Stück Lübeck hat fast jeder schon bei sich getragen,<br />
nämlich auf der Rückseite des alten 50-Mark-Scheins. Zwischen<br />
1464 und 1478 von dem Lübecker Ratsbaumeister H. Helmstede an<br />
der Traveseite erbaut, lag das spätgotische Tor einst wie ein Brückenkopf<br />
vor der Stadt und gehörte zur Befestigungsanlage. Als zentraler<br />
Ort des Handels und der Seefahrt ist Lübeck im Museum Holstentor<br />
zu entdecken: Es befindet sich hinter 3,50 Meter dicken Mauern<br />
und ist ein Museum zum Erleben und Anfassen.<br />
Immer eine Sünde wert:<br />
Lübecker Marzipan<br />
Wie die Lübecker auf das Marzipan kamen, weiß man nicht genau.<br />
Es könnte sich um 1407 zugetragen haben, als in Lübeck Hungersnot<br />
herrschte. Der Senat rief daher alle Lübecker Bäcker auf, aus Mandeln<br />
und Zucker ein Brot herzustellen. Aus der Not entstand eine Leckerei<br />
und eine Leidenschaft: Marzipan. Andere Quellen datieren den Ursprung<br />
auf 1530, sicher entstand der Qualitätsbegriff „Lübecker Marzipan“<br />
aber erst um 1800. In dieser Zeit widmeten sich gut 130 Hersteller,<br />
überwiegend Konditoreien, der Aufgabe, den guten Ruf des<br />
Lübecker Marzipans zu begründen. Dass ihnen das trefflich gelungen<br />
ist, weiß man heute auf der ganzen Welt.<br />
Willy-Brandt-Haus<br />
Das zum 94. Geburtstag des berühmten Sohnes der Stadt in einem<br />
vornehmen Patrizierhaus in der Altstadt eröffnete Willy-Brandt-Haus<br />
ist ein Lernort für Zeitgeschichte, ein Museum und eine Gedenkstätte<br />
für den Bundeskanzler und Friedennobelpreisträger Willy Brandt.<br />
Mit spannenden Inszenierungen und multimedialen Elementen<br />
zeichnet die Ausstellung „Willy Brandt – Ein politisches Leben im<br />
20. Jahrhundert“ seinen Werdegang von der Weimarer Republik bis<br />
zur Wiedervereinigung nach und macht seine bis heute nachwirkenden<br />
Ideen transparent und erfahrbar. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />
neben seiner Biografie die Themen Demokratie, Menschenrechte<br />
und Frieden.<br />
130 www.germany.travel
Ludwigshafen<br />
Rheingalerie<br />
Die beste Verbindung aus Chemie und Kunst: Ludwigshafen<br />
Erfolgsformel<br />
Ludwigshafen ist nicht die einzige<br />
Stadt am Rhein, die, mit der<br />
chemischen Industrie groß geworden<br />
und entstanden aus jahrhundertealten<br />
Siedlungen, erst im 19. Jahrhundert die<br />
Bühne der Geschichte betreten hat und die<br />
sich durch Kunst und Kultur eine neue<br />
Identität gegeben hat. Aber wie alle <strong>Städte</strong><br />
am Rhein ist Ludwigshafen ein attraktives<br />
Ziel, urban und grün zugleich, historisch<br />
interessant und von eigenem Charme.<br />
Urbanes Leben im<br />
Freilichtmuseum moderner Kunst<br />
Bayerisch, badisch oder pfälzisch – bei<br />
Ludwigshafen war das nicht immer ganz<br />
eindeutig. 1811 entstand hier ein Schiffslandeplatz<br />
am Rhein. Nach dem Wiener<br />
Kongress 1815 kam die links des Rheins<br />
gelegene Pfalz zu Bayern, und die Anlegestelle<br />
wurde zu Ehren des Bayernkönigs<br />
Ludwig I. in Ludwigshafen umbenannt. 1859<br />
wurde Ludwigshafen zur Stadt, 1865 kam<br />
BASF: Die Firma war kurz zuvor als Badische<br />
Anilin- und Sodafabrik gegründet worden,<br />
hatte aber im badischen Mannheim kein<br />
Gelände bekommen, weshalb die namentlich<br />
badische Firma ins mittlerweile wieder<br />
pfälzische Ludwigshafen übersiedelte.<br />
Ludwigshafen heute: unkompliziert,<br />
freundlich, eine Stadt mit gutem Lebensgefühl.<br />
Eine lebhafte gastronomische Szene im<br />
ältesten Stadtteil, dem Hemshof, lädt zum<br />
Einkehren ein, wenn der Einkaufsbummel<br />
im Rathaus-Center, in der Walzmühle oder<br />
in Bismarck- und Ludwigstraße beendet ist.<br />
Der Ludwigsplatz in der City bietet unter<br />
hohen Platanen eine Oase der Ruhe. Viele<br />
Kunstwerke, die über die Stadt verteilt sind,<br />
darunter die berühmte „Endlose Treppe“ des<br />
Schweizers Max Bill, machen ganz Ludwigshafen<br />
zu einem Museum moderner Kunst,<br />
und das Wilhelm-Hack-Museum mit seiner<br />
bekannten Miró-Wand genießt internationalen<br />
Ruf. Antike, Mittelalter und Moderne<br />
sind hier ebenso vertreten wie Zeitgenössisches<br />
in der Tradition des Konstruktivismus<br />
beziehungsweise der Konkreten Kunst –<br />
insgesamt ein Bestand von weit über 9.000<br />
Kunstwerken.<br />
Der große Sohn der Stadt.<br />
Und ein Park voll Harmonie<br />
An einen großen Sohn der Stadt erinnert<br />
das Ernst-Bloch-Zentrum, das über eine<br />
umfangreiche Bibliothek und den wissenschaftlichen<br />
Nachlass des großen Denkers<br />
verfügt. In einem Ausstellungsraum kann<br />
man über eine begehbare Glasplatte von<br />
oben in das rekonstruierte Arbeitszimmer<br />
Ernst Blochs sehen. Weniger der Arbeit als<br />
der Freizeit ist der Ebertpark gewidmet,<br />
das bedeutendste innerstädtische Naherholungsgebiet.<br />
Eine Reihe von Sondergärten<br />
wie der duftende Rosengarten, ein<br />
Blindengarten und ein Quellgarten mit<br />
verschiedenen Wasserbecken machen den<br />
Park zu einem harmonischen Ganzen.<br />
131
Mannheim<br />
Chinesisches Teehaus im Chinesischen Garten, Luisenpark<br />
Erfinder geist<br />
Kulturstadt und kreative Höhenflüge: Mannheim<br />
Mannheim macht mobil: Wichtige<br />
Erfindungen stammen aus der<br />
Universitätsstadt an Rhein und<br />
Neckar. So baute Karl Drais 1817 das erste<br />
Zweirad, 1886 rollte das erste Automobil<br />
Deutschlands von Carl Benz über die<br />
Straßen, 1921 folgte der legendäre Lanz-Bulldog,<br />
und Julius Hatry konstruierte hier 1929<br />
sogar das erste Raketenflugzeug der Welt.<br />
Es ist ganz offensichtlich, dass sich findige<br />
Köpfe hier besonders wohl fühlen.<br />
Leben im Quadrat: Mannheims Innenstadt<br />
Vielleicht liegt es an der klaren Struktur<br />
der Stadt, die das Denken zu erleichtern<br />
scheint: Mannheim ist die Quadratestadt,<br />
im 17. Jahrhundert mit streng gitterförmigem<br />
Straßennetz vom Neckar bis zum<br />
Schloss geplant und angelegt. Ein Mannheimer,<br />
der zum anderen „C5“ oder „E7“<br />
sagt, spielt nicht Schiffeversenken, sondern<br />
sagt, wo er wohnt oder hingeht. Und für<br />
Letzteres gibt es viele Möglichkeiten:<br />
Mannheim bietet ein rundes Angebot an<br />
Sehenswürdigkeiten und Kulinarischem,<br />
Natur und Kultur, Traditionellem und<br />
132 www.germany.travel
Modernem, Events und Partys, Leben<br />
und Stille – kurz: Genuss im Quadrat. Ob<br />
Nationaltheater mit Oper, Schauspiel und<br />
Ballett, Konzerte von Klassik bis Pop, ob<br />
Lesungen oder viele andere kulturelle Events<br />
in freien Theatern und an üblichen wie<br />
unüblichen Orten – in Mannheim kommt<br />
man immer auf seine Kosten. Sehenswürdigkeiten<br />
wie das zweitgrößte Barockschloss<br />
Europas und der Wasserturm inmitten<br />
einer der schönsten Jugendstilanlagen<br />
Europas warten darauf, entdeckt zu werden.<br />
Und auch Shopper-Herzen schlagen<br />
hier höher – im Einkaufsmekka der Region<br />
Rhein-Neckar gibt es nichts, was es<br />
nicht gibt.<br />
Auf höchstem Niveau:<br />
Die Museumslandschaft<br />
Eine Sensation hoch zwei ist schon die<br />
Museumslandschaft Mannheims, die<br />
von drei großen Häusern geprägt ist: den<br />
Reiss-Engelhorn-Museen, dem Technoseum<br />
und der Kunsthalle. Die Reiss-Engelhorn-<br />
Museen bestehen aus gleich vier Ausstellungshäusern,<br />
in denen die Bereiche<br />
Archäologie, Weltkulturen, Kunst- und<br />
Kulturgeschichte, Fotografie, Theater- und<br />
Musikgeschichte und die Antike präsentiert<br />
werden. Die Vielfalt der Reiss-Engelhorn-Museen<br />
erstreckt sich über insgesamt<br />
11.300 m Ausstellungsfläche mit rund 1,2<br />
Millionen Objekten. Das „Technoseum“<br />
zeigt die Verknüpfung von Technik- und<br />
Sozialgeschichte und zeichnet den Prozess<br />
der Industrialisierung von etwa 1750 bis<br />
zur Gegenwart an vielen interaktiven<br />
Erlebnisstationen nach. Die Sammlungen<br />
der Mannheimer Kunsthalle schließlich<br />
umfassen Malerei des deutschen und<br />
französischen Impressionismus, der Neuen<br />
Sachlichkeit, des Expressionismus, außerdem<br />
abstrakte Kunst des deutschen und<br />
französischen Informel. Neben Spitzenwerken<br />
der Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts<br />
besitzt die Kunsthalle eine auch umfangreiche<br />
internationale Skulpturensammlung<br />
des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum stehen<br />
Henry Moore, Marino Marini und Max Ernst,<br />
aber auch Arbeiten von Auguste Rodin,<br />
Alberto Giacometti und Richard Long sind zu<br />
sehen. Ein eigener Werkkomplex würdigt<br />
den großen expressionistischen Plastiker<br />
Wilhelm Lehmbruck; Wechselausstellungen<br />
widmen sich zeitgenössischen Künstlerinnen<br />
und Künstlern.<br />
Kulturstadt mit Kreativklima<br />
Kultur in Mannheim: bunt, vielfältig,<br />
spannend, experimentell und nie langwei<br />
lig. Öffentliche und private Veranstalter<br />
wie die Alte Feuerwache, das Capitol, der<br />
Rosengarten und die SAP Arena tragen<br />
erheblich zum Bild der Kulturstadt bei.<br />
Festivals, die zahlreichen Veranstaltungen<br />
privater Kultureinrichtungen und -vereine<br />
runden das Bild ab. Und Institutionen wie<br />
die Staatliche Hochschule für Musik und<br />
Darstellende Kunst, die Popakademie<br />
Baden-Württemberg, die Hochschule für<br />
Technik und Gestaltung und die Freie<br />
Kunstakademie tragen das ihre dazu bei,<br />
dass das Klima in Mannheim so kreativ ist<br />
wie kaum irgendwo anders.<br />
Museum Zeughaus<br />
133
Mannheim<br />
Industrie- und Jugendstil:<br />
der Wasserturm<br />
Das Mannheimer Wahrzeichen im Osten der Innenstadt, der<br />
Wasserturm, 1886–1889 errichtet durch den Berliner Architekten<br />
B. Schmitz, war später Ausgangspunkt für die Gestaltung des<br />
Friedrichsplatzes. Faszinierend sind die wunderschönen Wasserspiele<br />
vor dem monumentalen Bauwerk, das abends nach Einbruch<br />
der Dunkelheit beleuchtet ist. Nixen und Tritonen aus Bronze, die<br />
beiden steinernen Zentaurengruppen und auf dem Kupferdach<br />
eine Statue der Amphitrite, Gattin des Meeresgottes Poseidon,<br />
schmücken den Turm, der Teil einer der größten und schönsten<br />
Jugendstilanlagen Europas ist.<br />
Mannheim macht Musik:<br />
die Popakademie<br />
Musik aus Mannheim ist ein Markenzeichen geworden, seit<br />
Joy Fleming den „Mannemer Blues“ erfunden hat. Laith Al-Deen,<br />
Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims sind und waren einige<br />
ihrer Nachfolger – und in allen Charts zu finden. Da war es nur<br />
folgerichtig, die Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim<br />
anzusiedeln: eine staatliche Hochschuleinrichtung für populäre<br />
Musik, 2003 vom Land Baden-Württemberg als Public Private<br />
Partnership gegründet und die erste derartige Einrichtung in<br />
Deutschland. Genau wie der Musikpark – ein Existenzgründungszentrum<br />
nur für die Musikwirtschaft.<br />
Zu Hause bei Kurfürsts:<br />
das Schloss Mannheim<br />
Der 1720 unter den Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor mit<br />
Unterstützung bedeutender Künstler entstandene barocke Prunkbau<br />
Schloss Mannheim ist eigentlich für sich selbst schon ein Kunstwerk.<br />
Mit seinen mehr als 500 prächtig mit Gemälden, Gobelins und<br />
Statuen ausgestatteten Räumen und seinen riesigen Dimensionen<br />
galt es als „Krone der Kurpfalz“ und ist eine der größten Barockanlagen<br />
Deutschlands. Seit Anfang 2007 erstrahlt das Schloss in neuem<br />
Glanz. Das Schloss-Museum zeigt Exponate zur Geschichte des<br />
Schlosses und der in ihm residierenden Fürsten, darunter die Kabinettsbibliothek<br />
der Kurfürstin Elisabeth Auguste.<br />
Mannheim²: die Innenstadt<br />
Schon 766 zum ersten Mal im Lorscher Codex urkundlich erwähnt,<br />
erhielt Mannheim 1607 die Stadtprivilegien; Kurfürst Friedrich IV. von<br />
der Pfalz hatte kurz zuvor den Grundstein für die Festung Friedrichsburg<br />
legen lassen. Der damalige Grundriss eines gitterförmigen Straßennetzes<br />
für die mit der Festung verbundene Bürgerstadt ist bis<br />
heute erhalten geblieben. Die Quadrate wurden durchnummeriert<br />
und mit Buchstaben gekennzeichnet: Zum Beispiel lautet die Adresse<br />
der Galerie „Artquadrat“ schlicht L4,10, die Angabe für das Museum<br />
Zeughaus lautet sogar nur C5, und das Museum Schillerhaus<br />
findet sich in B5.<br />
134 www.germany.travel
Mönchengladbach<br />
Charme, Kultur und die Abtei: Mönchengladbach<br />
Skulpturengarten Abteiberg<br />
Niederrhein<br />
metropole<br />
Mönchengladbach: eine liebensund<br />
lebenswerte Stadt, deren<br />
Charakter geprägt ist durch<br />
eine reizvolle Verbindung urbanen Flairs<br />
mit ländlichem Charme – nicht umsonst<br />
nennt man die Stadt am Niederrhein mit<br />
ihren Parks und Wäldern auch „Großstadt<br />
im Grünen“. Doch ist Mönchengladbach<br />
auch Kunst und Kultur – mit bedeuten -<br />
den Baudenkmälern, einem Museum von<br />
Weltruf und einer agilen Theater-, Kabarettund<br />
Kleinkunstszene.<br />
Entspannt zwischen Markt und<br />
Partyzone: die Innenstadt<br />
Der Alte Markt bildet mit Kapuzinerplatz<br />
und Münster das Kernstück des historischen<br />
Mönchengladbach. Der weite, freie Raum<br />
zeigt sich heute aber modern und aufgeräumt.<br />
Geschmückt wird er mit Details wie<br />
der Temperatursäule, dem Kunstwerk „der<br />
Mensch und die Zeit“, dem „quadratischrunden<br />
Brunnen“ oder einer auf dem<br />
Kapuzinerplatz befindlichen sehr sehenswerten<br />
Skulptur von Heinz Mack. Dreimal<br />
in der Woche ist hier Markt, und abends<br />
locken die Cafés, Bars und Kneipen ihr<br />
Publikum an, speziell in der Waldhausener<br />
Straße – der Party-Zone der City. Vom Spaß<br />
am Leben versteht der Rheinländer ohnehin<br />
viel – und auch die Mönchengladbacher<br />
wissen, wie man Feste feiert. Zum Beispiel<br />
den Karneval, der hier zu Bestform aufläuft.<br />
Speziell der Veilchendienstagszug ist eine<br />
Attraktion, die es so nur hier gibt.<br />
Ein Monument der Moderne und<br />
Kirchenschätze aus Jahrhunderten<br />
Das Kultur-Highlight in Mönchengladbach<br />
ist ganz sicher das „Städtische Museum<br />
Abteiberg Mönchengladbach“, eines der<br />
wichtigsten deutschen Museen für Bildende<br />
Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts: Geplant<br />
und realisiert 1982 von Hans Hollein, einem<br />
der Superstars der Postmoderne, und<br />
ausgestattet mit Arbeiten von Joseph Beuys,<br />
Richard Serra, Andy Warhol, Sigmar Polke,<br />
Gerhard Richter, Martin Kippenberger,<br />
Markus Oehlen, Heinz Mack, Ulrich Rückriem<br />
und Gregor Schneider. Ebenfalls großartige,<br />
wenn auch viel ältere Kunstschätze<br />
birgt das Münster St. Vitus, 1974 von Papst<br />
Paul VI. in den Stand einer Basilica minor<br />
erhoben. Bedeutende Goldschmiedearbeiten<br />
finden sich hier ebenso wie wunderbare<br />
Handschriften, eine germanische Runentafel,<br />
ein Siegel des Albertus Magnus, und,<br />
aufbewahrt in einem vergoldeten Schrein,<br />
das Abendmahlstuch, das der Überlieferung<br />
zufolge auf dem Tisch des letzten Abendmahls<br />
gelegen hat.<br />
Zwei schöne Schlösser vervollständigen<br />
das Sightseeing in Mönchengladbach:<br />
Schloss Rheydt, das besterhaltene Renaissance-Schloss<br />
am Niederrhein, und Schloss<br />
Wickrath, ein Wasserschloss an der Niers<br />
inmitten einer romantischen Parkanlage.<br />
Und mit einer netten Gaststätte im selbst<br />
schon schlossartigen Wohngebäude des<br />
damaligen Gestütsleiters. Denn Essen und<br />
Trinken dürfen – bei aller Kultur – schließlich<br />
auch nicht zu kurz kommen.<br />
135
Münster<br />
Fahrrad<br />
St. Lambertikirche<br />
tour<br />
Historische Stadt mit jungem Gesicht: Münster<br />
Idyllische Plätze, modernes Stadtleben,<br />
grüne Oasen – in Münster gibt es viel<br />
zu entdecken. Münster ist eine weltoffene<br />
Stadt, die auf mehr als 1.200 Jahre<br />
Geschichte zurückblickt. Ob als Bischofssitz,<br />
Mitglied der Hanse oder Universitätsstadt<br />
– schon immer hat Münster für die<br />
Region und weit darüber hinaus eine<br />
wichtige Rolle gespielt. Doch mit einem<br />
hat es sich ins Buch der Weltgeschichte<br />
eingeschrieben: als Stadt des Westfälischen<br />
Friedens.<br />
Stadt des Friedens.<br />
Und der Fahrräder<br />
Es ist eines der wichtigsten Daten der<br />
Geschichte: Der 24. Oktober 1648, der<br />
offizielle Tag des Friedensschlusses, und<br />
Münster wird auf immer mit diesem<br />
Ereignis verbunden sein. Dass die Stadt aber<br />
genauso im Hier und Heute angekommen<br />
ist, beweist das liebste Verkehrsmittel der<br />
Münsteraner: das Fahrrad. 100.000 Leute<br />
radeln jeden Tag in der Stadt umher, und<br />
auf jeden Einwohner kommen gleich<br />
zwei Fahrräder.<br />
136 www.germany.travel
AKZM, Museum für zeitgenössische Kunst<br />
Wer also das richtige Münster-Gefühl<br />
erleben will, sollte sich aufs Fahrrad<br />
schwingen. Einzigartig in Europa ist der<br />
autofreie Ring um die Innenstadt, und<br />
die Radstation am Hauptbahnhof ist mit<br />
3.500 Stellplätzen die größte in Deutschland.<br />
Sie bietet einen Werkstattservice,<br />
einen Fahrradverleih und sogar eine<br />
Fahrradwaschanlage.<br />
Darf’s ein Viertel mehr sein?<br />
Münsters schöne Stadtquartiere<br />
Münster ist bis heute eine Stadt, die ihre<br />
Geschichte lebendig hält: Häuser, Kirchen<br />
und Plätze in der restaurierten Altstadt<br />
erzählen Geschichten aus den Jahrhunderten<br />
und schaffen eine historisch-verträumte<br />
Kulisse, die jeden Münster-Besuch zum<br />
Erlebnis macht.<br />
Besonders spürbar wird das in Münsters<br />
Innenstadt, beispielsweise am Prinzipalmarkt.<br />
Hier, in der unverwechselbaren<br />
Stadtkulisse zwischen Stadthausturm,<br />
Rathaus und Lambertikirche, eröffnen die<br />
Patrizierhäuser mit ihren mittelalterlichen<br />
Bogengängen eine Einkaufswelt von<br />
außergewöhnlichem Charme. Gleich<br />
nebenan lädt die Salzstraße, Münsters<br />
älteste Handelsstraße, mit ihren historischen<br />
und kulturellen Sehenswürdigkeiten<br />
zum Erkunden und Verweilen ein – allen<br />
voran die Barockinsel mit Erbdrostenhof,<br />
Dominikaner- und der Clemenskirche mit<br />
ihrem schönen Barockgarten. Wieder ein<br />
paar Schritte weiter folgt das Ludgeriviertel<br />
mit Restaurants, Kneipen und Cafés. Weiter<br />
geht’s zur Rothenburg, der gemütlichen<br />
Flaniermeile. Am nahe gelegenen Domplatz<br />
kommen Kunst- und Kulturinteressierte<br />
mit dem St.-Paulus-Dom, der Domschatzkammer<br />
und dem Westfälischen Landesmuseum<br />
für Kunst und Kulturgeschichte<br />
voll auf ihre Kosten.<br />
Die Mischung macht’s:<br />
Kreativität, Kunst, Kultur<br />
Das Kiepenkerlviertel schließlich ist ein<br />
ebenso außergewöhnliches wie attraktives<br />
Ziel in Münsters Altstadt. Hier vereinen sich<br />
Stadtgeschichte und Lifestyle, ebenso wie<br />
im Kuhviertel mit seinen verwinkelten<br />
Gassen. Hier, rund um die Überwasserkirche,<br />
ist Münster wohl noch am ursprünglichsten.<br />
Und nicht nur an lauen Sommerabenden<br />
empfiehlt sich ein Abstecher an den<br />
Kreativkai, Münsters Ausgehmeile am<br />
Stadthafen. In den alten Hafengebäuden<br />
und außergewöhnlichen Neubauten<br />
treffen Besucher beinahe rund um die<br />
Uhr auf eine aufregende Mischung aus<br />
Kunst und Kultur, Gastronomie und<br />
Szeneclubs – in stilvollem Ambiente und<br />
direkt am Wasser.<br />
Vielseitig, engagiert und mutig – so präsentiert<br />
sich die ganz eigene kulturelle<br />
Münster-Mischung. Was es auch sein darf,<br />
Schauspiel, Musik, Literatur oder bildende<br />
Kunst: Münster hat einfach alles. Wie überhaupt<br />
Münster alles hat, was eine Stadt<br />
liebenswert macht. Und dass Münster auch<br />
schon als „lebenswerteste Stadt der Welt“<br />
ausgezeichnet wurde, wundert niemanden<br />
mehr.<br />
137
Münster<br />
Prinzipalmarkt<br />
Seit etwa 1290 bilden die Zeilen aus Giebelhäusern mit Laubengängen<br />
den Prinzipalmarkt – die älteste Marktstraße und das Zentrum<br />
der Stadt. Shopping bei jedem Wetter – schon im Mittelalter war<br />
das unter den Arkaden am Prinzipalmarkt möglich. 48 Giebelhäuser<br />
mit dem berühmten Rathaus des „Westfälischen Friedens“, das<br />
Stadtweinhaus mit seiner Renaissancefassade, Bürgerhäuser und<br />
die Stadt- und Marktkirche St. Lamberti prägen den ehemaligen<br />
Hauptmarkt.<br />
Kunstmuseum Pablo Picasso<br />
Inmitten Münsters historischer Altstadt nahe der Rothenburg,<br />
umschlossen von den Münsterer Arkaden, ist im von 1784 bis 1788<br />
errichteten Druffel’schen Hof das Kunstmuseum Pablo Picasso<br />
Münster untergebracht, das erste und bisher einzige Picasso-Museum<br />
Deutschlands. Hinter denkmalgeschützten Fassaden beherbergt<br />
es mit über 800 Lithografien Pablo Picassos seit der Eröffnung 2000<br />
eine in ihrer Geschlossenheit weltweit einmalige Sammlung. Das<br />
Museum zeigt außerdem Wechselausstellungen zum Leben und<br />
Werk des Künstlers und seiner Zeitgenossen.<br />
Kuhviertel<br />
Das Kuhviertel mit seinen urigen Kneipen und Münsters ältester<br />
Brauerei ist als Gastronomie- und Kneipenviertel bekannt: eine<br />
quicklebendige Mischung aus Studentenkneipen, historischen<br />
Lokalen und gemütlichen, typisch westfälischen Restaurants. Traditionell<br />
wird hier in den meisten Kneipen Altbier und Altbierbowle<br />
angeboten. Nicht nur wenn es dunkel ist, auch tagsüber ist hier<br />
eine Menge los. Doch gibt es weitaus mehr als Gaumenfreuden<br />
aller Art: Vor allem für Kunst- und Antiquitätenliebhaber hat das<br />
Kuhviertel viel zu bieten. Galerien, Kunsthandlungen, Antiquariate<br />
und das jederzeit zugängliche öffentliche Bücherregal mit Büchern<br />
zum kostenfreien Entleihen geben dem Viertel sein spezielles Flair.<br />
Skulpturen im öffentlichen Raum<br />
Ob man sich als Kunstkenner bereits intensiv mit den Skulpturprojekten<br />
auseinandergesetzt hat oder wichtigen Exponenten<br />
der Gegenwartskunst in Münster zum ersten Mal begegnet, die<br />
Hintergründe zu den hiesigen Skulpturen überraschen, fesseln und<br />
begeistern. Die „Skulptur Projekte“ ist eine seit 1977 alle 10 Jahre<br />
stattfindende Skulpturenausstellung in Münster. Viele der Werke,<br />
darunter Arbeiten von Bruce Nauman, Claes Oldenburg und<br />
Donald Judd, sind nach der Ausstellung angekauft worden und<br />
inzwischen dauerhafter Bestandteil des Stadtbildes.<br />
138 www.germany.travel
Nürnberg<br />
Christkindlmarkt Liebfrauenkirche<br />
Macht und Pracht im Zeichen der Burg: Nürnberg<br />
Christkind<br />
heimat<br />
Handelsleute, Erfinder und Geleh<br />
rte: Sie machten Nürnberg im<br />
Mittelalter zu einer der prächtigsten<br />
<strong>Städte</strong> auf dem weiten Erdenrund.<br />
Unter dem Schutz der Burg erblühten<br />
Handwerk und Kunst, ein freier, neuer Geist<br />
beseelte die Stadt, und kaum sonstwo ließ<br />
es sich so gut leben – und reich werden.<br />
Ob das heute noch so ist, ist eine andere<br />
Frage. Aber gut leben lässt es sich hier<br />
nach wie vor, wie jeder Besucher schnell<br />
feststellen wird.<br />
Nürnbergs Museen. So typisch<br />
wie Bratwurst und Lebkuchen<br />
In keiner anderen deutschen Großstadt<br />
hatte sich der historische Stadtkern so<br />
unverändert erhalten wie in Nürnberg –<br />
bis zum Zweiten Weltkrieg, den nur zehn<br />
Prozent der Baumasse unbeschadet überstanden.<br />
Nürnberg entschied aber beim<br />
Wiederaufbau, die Struktur der Altstadt auf<br />
zeitgemäße Art zu bewahren, und ist damit<br />
eines der besten Beispiele für die gelungene<br />
Integration von Mittelalter und früher<br />
Neuzeit, von Wiederaufbau und Moderne.<br />
139
Nürnberg<br />
Dem kann in ganz außergewöhnlichen<br />
Museen begegnet werden; herausra -<br />
gend sind: Das Germanische Nationalmuseum<br />
– größtes kulturhistorisches Museum<br />
Deutschlands –, das Burgmuseum, die<br />
Kunsthalle, das Stadtmuseum im Fembohaus,<br />
und, typisch Nürnberg, Spielzeugmuseum,<br />
Eisenbahnmuseum und das<br />
Albrecht-Dürer-Haus.<br />
Handwerkskunst und<br />
gelehrte Freunde der Bratwurst<br />
Früh schon war Nürnberg ein Zentrum der<br />
Feinmechanik, und reiche Bürger konnten<br />
sich sogar tragbare Uhren leisten: Die<br />
berühmten „Nürnberger Eier“, die man um<br />
den Hals trug – fürs Handgelenk waren sie<br />
auch nicht filigran genug. Von dieser großen<br />
Tradition zeugt der Handwerkerhof, gleich<br />
gegenüber dem Hauptbahnhof. Durch seine<br />
Pforten gelangten früher Reisende in die<br />
Stadt, heute präsentiert sich hier eine bunte<br />
Mischung von alten und neuen Handwerkskünsten.<br />
Man kann den Handwerkern bei<br />
der Arbeit zuschauen und Souvenirs wie<br />
Blechspielzeug und Lederbörsen, aber<br />
natürlich auch die guten Nürnberger<br />
Lebkuchen erwerben. Und anschließend<br />
im „Bratwurstglöcklein”, benannt nach<br />
der ältesten Bratwurstküche, einige der<br />
berühmten Nürnberger Rostbratwürste<br />
verspeisen. So wie es schon Händler und<br />
Reisende aus aller Welt gemacht haben,<br />
aber auch Bürger, Handwerker, Künstler<br />
und Gelehrte aus der freien Reichsstadt,<br />
unter ihnen Peter Henlein, Hans Beheim,<br />
Albrecht Dürer oder Hans Sachs.<br />
Gestärkt kann man sich jetzt auf die<br />
historische Meile begeben, in Richtung<br />
Innenstadt, vorbei an den größten Sehenswürdigkeiten,<br />
ein Spaziergang kulturhistorischer<br />
Sonderklasse. Einige Stationen sind<br />
die Kirche St. Martha, deren Fenster zu den<br />
ältesten und ikonografisch wertvollsten<br />
überhaupt gehören, die Mauthalle, 1502<br />
vollendet, 84 Meter lang, 20 Meter breit,<br />
29 Meter hoch und damit der größte<br />
Salz- und Kornspeicher der Stadt, das<br />
Nassauer Haus, ein schönes Beispiel<br />
mittelalterlichen Wohnbaus, dann der<br />
Hauptmarkt mit dem Schönen Brunnen,<br />
der Frauenkirche und dem Rathaus.<br />
Und natürlich die Stadtbefestigung, 1455<br />
vollendet, und das Wahrzeichen der Stadt:<br />
die Burg, eine der gewaltigsten Festungen<br />
Europas.<br />
Wo das Christkind<br />
zu Hause ist<br />
Ob das Christkind ein Nürnberger ist,<br />
weiß man nicht, aber ganz sicher ist es<br />
hier zu Hause. Wenn traditionell am Freitag<br />
vor dem ersten Advent das Nürnberger<br />
Christkind von der Empore der Frauenkirche<br />
den weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt<br />
eröffnet, glänzen nicht nur<br />
Kinderaugen. Bis zum 24. Dezember<br />
erstrahlt die Altstadt dann im Glanz von<br />
Tausenden Lichtern und präsentiert sich<br />
im verführerischen Duft von Glühwein,<br />
Bratwürsten und Lebkuchen. In über 400<br />
Jahren hat der Weihnachtsmarkt nichts<br />
von seiner geradezu magischen Anziehungskraft<br />
verloren. Was im Übrigen nicht<br />
nur für den Weihnachtsmarkt gilt, sondern<br />
für die ganze Stadt.<br />
Dokumentationszentrum<br />
140 www.germany.travel
Vom Dampfross zum ICE:<br />
das Eisenbahnmuseum<br />
Das 1899 gegründete Deutsche-Bahn-Museum in Nürnberg ist das<br />
älteste Eisenbahnmuseum Deutschlands. Hier lassen sich Exponate<br />
aus über 160 Jahren Eisenbahngeschichte bewundern. So zum Beispiel<br />
verschiedene Lokomotiven wie die legendäre „Adler“, die erste<br />
Lokomotive überhaupt, die preußische G3, die bayerische Schnellzuglokomotive<br />
S2/6 oder der moderne ICE3: Meilensteine der Entwicklung<br />
– nicht nur der Bahn, sondern überhaupt der modernen Mobilität.<br />
Fasziniert und begeistert sind große und kleine Kinder von der<br />
1.000 m großen Eisenbahn-Erlebniswelt, die ihnen spielerisch und<br />
unterhaltsam das Thema Eisenbahn näher bringt.<br />
Zeugnis der Renaissance:<br />
das Albrecht-Dürer-Haus<br />
Das Albrecht-Dürer-Haus gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten<br />
der Stadt und vermittelt einen einzigartigen Einblick<br />
in das Leben des deutschen Renaissancekünstlers im 16. Jahrhundert<br />
Sein „Feldhase“ von 1502, die berühmteste seiner Naturstudien,<br />
hängt heute noch in vielen Wohnungen an der Wand, ebenso wie die<br />
„Gefalteten Hände“. Die Wohn- und Arbeitsstätte des Künstlers, der<br />
nicht nur Grafiker und Maler war, sondern auch mathematische und<br />
kunst-theoretische Studien erarbeitete, kann besichtigt werden. Das<br />
Anwesen ist zugleich ein einzigartiges Zeugnis für die bürgerliche<br />
Wohnkultur aus Nürnbergs Blütezeit.<br />
500 Jahre Kinderträume:<br />
die Spielzeugstadt<br />
Bereits im Mittelalter wurde in Nürnberg auf dem Weihnachtsmarkt<br />
mit Kinderspielzeug gehandelt, denn in der Stadt waren viele Puppenmacher<br />
ansässig. Zu einer Hochburg der Spielzeugfertigung<br />
entwickelte sich Nürnberg ab dem 16. Jahrhundert, als zahlreiche<br />
Handwerker auch Miniatur- und Spielgegenstände herstellten. Von<br />
den prächtigen Puppenhäusern sind noch heute einige im Spielzeugmuseum<br />
und im Germanischen Nationalmuseum zu bewundern.<br />
Weltgeltung erlangte die Stadt im 19. Jahrhundert mit ihrer industriellen<br />
Produktion von Spielwaren, und seit 1950 findet in Nürnberg<br />
jährlich die weltweit bedeutendste Spielwarenmesse statt.<br />
Das Dokumentationszentrum<br />
Reichsparteitagsgelände<br />
Das Dokumentationszentrum auf dem Reichsparteitagsgelände,<br />
wo von 1933 bis 1938 die Großaufmärsche der Nazipartei abgehalten<br />
wurden, vermittelt einen tiefen Einblick in das Wesen des Nationalsozialismus.<br />
Die Dauerausstellung „Faszination und Gewalt“<br />
beschäftigt sich mit den Ursachen und Folgen der nationalsozialistischen<br />
Gewaltherrschaft. Themen, die einen Bezug zu Nürnberg<br />
haben, werden dabei besonders berücksichtigt. Diesen Aspekt<br />
Nürnberger Geschichte zeigt aber auch das Museum „Memorium<br />
Nürnberger Prozesse“ im Schwurgerichtssaal 600 des Justizpalastes,<br />
wo 1946 den Hauptkriegsverbrechern der Prozess gemacht wurde.<br />
141
Erlangen<br />
Skulptur im Burgberggarten<br />
Barockideale<br />
Neue Heimat beim Markgrafen: Erlangen<br />
Nicht dass Erlangen, zusammen<br />
mit Nürnberg und Fürth so etwas<br />
wie die fränkische Dreistadt, den<br />
Anspruch erhöbe, kunst- und kulturhistorisch<br />
mit den ganz Großen mithalten zu<br />
wollen. Doch ist Erlangen stadtplanerisch<br />
etwas Besonderes, und die zwar schon lange<br />
zurückliegende, bis heute aber bereichernde<br />
Ansiedlung von Hugenotten machte die<br />
Stadt zu einem Zentrum ganz eigener<br />
Prägung.<br />
Erlangen und die Hugenotten<br />
Ein kurzer Blick zurück: Nach dem Dreißigjährigen<br />
Krieg war die Stadt praktisch<br />
unbewohnt. Die Situation änderte sich erst<br />
1685, als König Ludwig XIV. das Edikt von<br />
Nantes widerrief, das den calvinistischen<br />
Hugenotten Glaubensfreiheit gewährt<br />
hatte. Das löste eine Flüchtlingswelle<br />
Tausender Hugenotten aus, die Markgraf<br />
Christian Ernst zu nutzen wusste: Er<br />
gewährte ihnen Heimatrecht in Erlangen,<br />
um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.<br />
Die ersten Hugenotten erreichten Erlangen<br />
am 17. Mai 1686, mehrere Wellen folgten.<br />
Schnell war klar, dass Erlangen viel zu klein<br />
für alle war – und dass eine neue Siedlung<br />
notwendig war. Als Standort wurde das<br />
Gebiet südlich des alten Ortes gewählt,<br />
Oberbaumeister Johann Moritz Richter legte<br />
es als ideale barocke Planstadt an: Licht und<br />
Raum für 7.500 Familien, dazu Manufakturen,<br />
eine Kirche, zwei große Plätze. Und alles<br />
rechteckig und streng symmetrisch zur<br />
Hauptstraße.<br />
Der Bau begann am 14. Juli 1686 mit der<br />
Hugenottenkirche, bis heute eine Sehenswürdigkeit<br />
von Rang. 1700 dann kam<br />
der Beschluss, ein markgräfliches Schloss<br />
mit einem großen Park zu errichten. 1706<br />
vernichtete ein Feuer fast die gesamte<br />
ursprüngliche Altstadt – die Gelegenheit,<br />
den barocken Entwurf der Neustadt auf die<br />
Altstadt auszudehnen und so ein frühes<br />
Meisterstück städtebaulicher Gesamtkonzeption<br />
zu realisieren.<br />
Barocke Schönheiten.<br />
Und schöne Überraschungen<br />
Das Barock hat aber noch mehr hinter -<br />
lassen, zum Beispiel das Markgrafenthea -<br />
ter aus dem Jahre 1718, das älteste bespielte<br />
Barocktheater in Süddeutschland.<br />
Oder das Kunstpalais Erlangen, das seine<br />
Sammlung im barocken Palais Stutter -<br />
heim am Marktplatz präsentiert. Das zweite<br />
Kunstmuseum Erlangens befindet sich im<br />
Loewenich'schen Palais, direkt neben den<br />
neu errichteten Erlangen Arcaden. Und<br />
auch das Stadtmuseum im Altstädter<br />
Rathaus am Martin-Luther-Platz rechtfer -<br />
tigt schon für sich einen Abstecher nach<br />
Erlangen, unter anderem wegen der vorund<br />
frühgeschichtlichen und antiken<br />
Sammlungen. Wenn man es so betrachtet,<br />
bietet Erlangen überraschend viel – und<br />
ziemlich viel Überraschendes. Ganz abgesehen<br />
von seinen Filmfestivals, Tanzevents,<br />
den Comic-Tagen, dem Poetenfest und<br />
vielem mehr.<br />
142 www.germany.travel
Fürth<br />
Geschichtssinn<br />
Selbstvertrauen und Lebensfreude: Fürth<br />
Noch Nürnberg oder schon Fürth?<br />
Das weiß man nicht immer so<br />
genau. Die beiden <strong>Städte</strong> sind im<br />
Laufe der Zeit zusammengewachsen, und<br />
die Stadtzentren liegen nur etwa sieben<br />
Kilometer voneinander entfernt. Um so<br />
mehr empfiehlt sich ein Besuch in Fürth,<br />
einer Stadt von ganz eigener Geschichte,<br />
großem Selbstbewusstsein und freundlichgelassener<br />
Lebensart.<br />
Mehr als 1.000 Baudenkmäler<br />
Geradezu greifbar sind das Geschichtsbewusstsein<br />
und der Stolz der Fürther auf<br />
ihre hübsche Stadt. Nicht zu Unrecht, wie<br />
die historisch-gemütliche Altstadt beweist.<br />
Rund um den Gauklerbrunnen finden<br />
sich verschiedene, wunderbar gepflegte<br />
Ensembles aus dem 17. und 18. Jahrhundert;<br />
kein Haus gleicht hier dem anderen, Dachformen,<br />
Höhen, Stile und Fassadengestaltungen<br />
wechseln sich in munterer Folge<br />
ab. Um die Gustavstraße herum reiht sich<br />
eine Kneipe an die andere, und im Sommer<br />
scheint das Viertel ein einziger Biergarten<br />
zu sein. Allein in der Innenstadt liegen genau<br />
1.169 Baudenkmäler, eine Dichte, die mit die<br />
höchste in ganz Deutschland ist. Herausragend<br />
ist das Rathaus, das vom Stil her und<br />
mit seinem 55 Meter hohen viereckigen<br />
Turm, dem Wahrzeichen der Stadt, sehr an<br />
den Palazzo Vecchio in Florenz erinnert –<br />
auch das ein Hinweis, dass die Fürther nicht<br />
gerade unter falscher Bescheidenheit litten.<br />
Weiter prägen mehrere Straßenzüge mit<br />
geschlossener Bebauung des 19. und frühen<br />
20. Jahrhunderts das Bild der Innenstadt,<br />
zum Beispiel an der Hornschuchpromenade<br />
mit ihren schönen Wohnhäusern der Gründerzeit<br />
und des Jugendstils.<br />
Dampfradios, Flimmerkisten<br />
und schöne Erinnerungen<br />
Im neuen Stadtmuseum Fürth, benannt<br />
nach Ludwig Erhard, dem Vater des<br />
deutschen Wirtschaftswunders in den<br />
1950er Jahren und gebürtigem Fürther,<br />
bekommt man in einer spannenden Zeit-<br />
reise sozusagen die Zusammenfassung der<br />
über tausendjährigen Stadtgeschichte<br />
präsentiert. Dass Fürth auch ein Zentrum<br />
der Entwicklung von Radio und Fernsehen<br />
war, zeigt das Rundfunkmuseum: Zwölf<br />
Stationen schlagen den Bogen von den<br />
Vorläufern und Anfängen des Rundfunks in<br />
den 1920er Jahren über die Geschichte des<br />
Rundfunks und Fernsehens in der DDR bis<br />
hin zu Gegenwart und Zukunft audiovisueller<br />
Medien.<br />
Wer nun Erholung von der Bilderflut des<br />
Rundfunkmuseums sucht, ist im Stadtpark<br />
genau richtig. Anlässlich der Gartenschau<br />
„Grünen und Blühen“ im Jahr 1951 angelegt,<br />
ist er bis heute ein Gartendenkmal von<br />
bundesweiter Bedeutung. Der Treffpunkt<br />
für Verliebte und eine Oase der Ruhe, an<br />
die wohl jede Fürtherin und jeder Fürther<br />
schöne persönliche Erinnerungen hat.<br />
Schöne Erinnerungen: Das ist es auch, was<br />
jeder Besucher aus Fürth mitnimmt.<br />
Waagstraße in der Altstadt von Fürth<br />
143
Regensburg<br />
Dom<br />
Schnupftabakmuseum<br />
144 www.germany.travel
Die Stadt der Kaiser und Könige: Regensburg<br />
Altstadt<br />
königin<br />
Wer glaubt, eine mittelalterliche<br />
Stadt, die noch dazu von 2.000<br />
Jahren Geschichte geprägt ist,<br />
sei vielleicht ein bisschen verschlafen, der<br />
täuscht sich gewaltig: Regensburg ist alles<br />
andere als verstaubt. Das Welterbe wird hier<br />
nicht nur in der Geschichte der historischen<br />
Gebäude lebendig, sondern umso mehr<br />
dazwischen. Nicht nur als Stadt mit einer<br />
der deutschlandweit höchsten Kneipendichten<br />
lässt sich Regensburg gerne an anderen<br />
Großstädten messen.<br />
Späte Liebe und<br />
Weltkulturerbe für Millionen<br />
Spät erst entdeckten die Regensburger<br />
die Liebe zu ihrer Altstadt. Noch in den<br />
1960er Jahren gab es Pläne, den historischen<br />
Bestand abzureißen und an seiner Stelle<br />
eine neue Stadt zu errichten. Heute sind alle<br />
froh, dass es nicht dazu kam, und seit den<br />
1970er Jahren wird die Altstadt gehegt und<br />
gepflegt, wird das historische Erbe sorgfältig<br />
restauriert und bewahrt. Dass sich das lohnt,<br />
sehen jedes Jahr Millionen Besucher. Denn<br />
wie kaum in einer anderen Stadt Mitteleuropas<br />
bietet sich hier, wohin auch immer<br />
der Blick sich richtet, das fantastische Bild<br />
einer über 2.000-jährigen Stadtgeschichte.<br />
Regensburg besitzt 1.500 denkmalgeschützte<br />
Gebäude; 984 davon bilden das Ensemble<br />
„Altstadt mit Stadtamhof“, das 2006 von der<br />
UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet<br />
wurde. Die Steinerne Brücke, der Dom und<br />
der Krauterermarkt mit der Stiftskirche<br />
St. Johann, dem Domschatzmuseum, dem<br />
burgartigen Patrizierhaus an der Heuport<br />
und der historischen Adler-Apotheke zählen<br />
zu den wichtigsten Regensburger Baudenkmälern<br />
– sind aber nur ein kleiner Teil der<br />
herausragenden Sehenswürdigkeiten. Die<br />
Kirche St. Ulrich mit dem Diözesanmuseum,<br />
die ehemalige Dompropstei, Dachauplatz,<br />
Neupfarrplatz, Alter Kornmarkt, Kohlenmarkt<br />
und Zieroldsplatz, Rathausplatz<br />
und Haidplatz, die Porta Praetoria und die<br />
Geschlechtertürme sind weitere wunderbare<br />
Plätze, Ensembles und Bauwerke, die<br />
mit dem Wort „zauberhaft“ nur unzureichend<br />
beschrieben sind.<br />
Kunst, Kultur und Kneipen<br />
in malerischer Kulisse<br />
So großartig die Altstadt, so reichhaltig<br />
präsentiert sich das Regensburger Kulturleben.<br />
Hier vereinigen sich traditionelle und<br />
moderne Elemente mit Einflüssen aus aller<br />
Welt: Unter den zahllosen Theater- und<br />
Tanzveranstaltungen, Konzerten, Festen,<br />
Ausstellungen und anderen Kulturangeboten<br />
findet garantiert jeder sein Lieblingsprogramm.<br />
Von gehoben bis zünftig, von<br />
Klassik bis Volksmusik sind die Möglichkeiten<br />
grenzenlos, sei es in modern gestalteten<br />
In-Locations, in historischem Ambiente oder<br />
draußen auf den Plätzen. Und in den kleinen<br />
Straßen und Gassen der Altstadt laden<br />
unzählige Restaurants, Bars, Kneipen und<br />
Diskotheken ein, den Abend ausklingen zu<br />
lassen.<br />
Shopping ohne Ende. Und<br />
der beste Senf der Welt<br />
Regensburg verknüpft wie wenige <strong>Städte</strong><br />
historische Bausubstanz mit modernem<br />
Einkaufsambiente. Unzählige kleinere und<br />
größere Geschäfte bieten eine breite Palette<br />
verschiedenster Waren an: ob internationale<br />
Spezialitäten oder regionale Handwerkskunst,<br />
die erstklassige, wunderschöne<br />
Fußgängerzone in der Altstadt gibt den perfekten<br />
Rahmen für ausgiebiges Shopping.<br />
Aber auch abseits der Innenstadt lässt es<br />
sich in Regensburg hervorragend einkaufen:<br />
Nahezu jeder Stadtteil verfügt über mindestens<br />
ein großes Einkaufszentrum. Hier,<br />
besser aber in der Unteren Bachgasse in der<br />
Innenstadt, im wunderbaren Händlmaier-<br />
Geschäft, können Sie auch den berühmten<br />
süßen Hausmachersenf von Luise Händlmaier<br />
erwerben. Dass dies der beste Senf<br />
der Welt ist, steht – zumindest für die Fans<br />
dieser traditionsreichen Familienmarke –<br />
vollkommen außer Zweifel. Ebenso wenig<br />
wie die Tatsache, dass Regensburg das beste<br />
Reiseziel der Welt ist. Oder zumindest eines<br />
der besten.<br />
145
Regensburg<br />
Mittelalterliches Wunderwerk:<br />
die Steinerne Brücke<br />
Die der Donau zugewandte Altstadtseite von Regensburg ist von<br />
der Steinernen Brücke geprägt. Das mittelalterliche Bauwerk wurde<br />
Vorbild für viele andere Brückenbauten, so für die Prager Karlsbrücke.<br />
Von 1135 bis 1146 erbaut, ist sie die älteste, teilweise noch unverändert<br />
erhaltene Steinbogenbrücke Deutschlands. Nach ihrer Errichtung<br />
war das damalige „Achte Weltwunder“ mit 310 Metern Länge und<br />
sieben Metern Breite die weltweit größte ihrer Bauart und über<br />
800 Jahre lang der einzige steinerne Donauübergang zwischen<br />
Ulm und Wien. Kaiser Friedrich I. Barbarossa brach hier im Mai 1189<br />
mit seiner Streitmacht zum dritten Kreuzzug auf.<br />
Wo die Spatzen singen: der Dom<br />
Das himmlische Wahrzeichen und weithin sichtbarer Mittelpunkt<br />
der Stadt ist der Regensburger Dom, die Kathedrale St. Peter, der<br />
seine heutige Form zwischen 1260 und 1520 erhielt. Als überragendes<br />
Zeugnis der Gotik in Bayern prägte er über Jahrhunderte das<br />
Leben der Menschen. Beim Rundgang durch den Dom fallen neben<br />
vielen Kostbarkeiten besonders die fünf gotischen Ziboriumsaltäre<br />
auf, die sich als Besonderheiten im Dom erhalten haben, ebenso die<br />
Fenster aus der Zeit von 1220 bis 1370. Der Dom ist auch Heimat der<br />
Regensburger Domspatzen – der „Stradivari“ unter den Knabenchören<br />
– die hier ihren liturgischen Dienst bei der musikalischen<br />
Gestaltung der Gottesdienste verrichten.<br />
Gute Adressen: die Geschlechtertürme<br />
Besonders typisch für Regensburg sind die mittelalterlichen Patrizierburgen<br />
oder auch Geschlechtertürme – Zeichen von Wehrhaftigkeit,<br />
Wohlstand und Macht ihrer Bewohner. Die burg artigen Wohnhäuser<br />
der reichen Patrizierfamilien mit ihren hoch in den Himmel<br />
ragenden Türmen beherrschten das Stadtbild im Mittel alter – und<br />
auch heute sind sie unübersehbar. Der eindrucksvollste dieser Türme<br />
ist der um 1260 entstandene Goldene Turm mit seinen neun Stockwerken<br />
und einer Gesamthöhe von 50 Metern, der heute als Studentenwohnheim<br />
dient.<br />
Regensburger blaues Blut:<br />
Thurn und Taxis<br />
Nicht wegzudenken aus Regensburg ist die fürstliche Familie Thurn<br />
und Taxis. Neben der Basilika St. Emmeram liegt das Schloss, seit<br />
1812 die Residenz der Familie. Die alljährlichen Schlossfestspiele<br />
locken im Sommer weit über 30.000 Besucher nach Regensburg<br />
und machen es zu einem glanzvollen Mittelpunkt der Region. Die<br />
Geschichte der Fürsten Thurn und Taxis reicht bis ins 12. Jahrhundert<br />
zurück. Im Marstallmuseum können Kutschen, Tragsessel, Schlitten,<br />
Geschirre, Reitzubehör und Sättel betrachtet und interessante Eindrücke<br />
vom Transportwesen der letzten Jahrhunderte gewonnen<br />
werden. Teile des Schlosses können ebenfalls besichtigt werden.<br />
146 www.germany.travel
Let’s get in touch!<br />
Coburg erzählt Ihnen eine faszinierende Geschichte<br />
von berühmten Persönlichkeiten wie Martin Luther, von einem Kaiser und einem Zaren, von Königen und Fürsten, vom Coburger<br />
Prinzen Albert und seiner Gemahlin, der britischen Queen Victoria, vom Walzerkönig Strauß und vielen mehr. Wir führen Sie zu<br />
den romantischen Herzogsschlössern und bedeutenden Kunstschätzen Coburgs und zeigen Ihnen die schöne Umgebung dieser<br />
einmaligen deutschen Region. Coburg wird auch Sie berühren. Herzlich willkommen.<br />
www.coburg-tourist.de
Rostock<br />
Stadtsilhouette und Hafen<br />
Nord<br />
licht<br />
Backsteingotik und Hafenromantik: Rostock<br />
148 www.germany.travel
Das Stadtzentrum von Rostock hat<br />
ein maritimes Herz, den Stadt -<br />
hafen. Auch wenn sich nicht mehr<br />
so viele Seemänner wie früher an den Kais<br />
tummeln, so ist das Flair des Hafens in<br />
der Stadt immer noch unverwechselbar.<br />
Seit 1991 ist er beliebte Spaziermeile mit<br />
Gaststätten, Theatern und Einkaufsmöglichkeiten.<br />
Hier finden auch die großen<br />
Veranstaltungen statt, so die Hanse Sail,<br />
zu der sich im August Hunderte Traditionssegler<br />
und eine Millionen Besucher treffen.<br />
Backsteingotik und<br />
ein altes Wahrzeichen<br />
Rostocks Altstadt wird von den typischen,<br />
tiefrot leuchtenden Backsteingebäuden<br />
aus der Zeit der Hanse geprägt. Dazu zählt<br />
die Rostocker Stadtbefestigung, von der<br />
heute noch Teile erhalten sind, darunter<br />
ein Stück, das Wallenstein während des<br />
Dreißigjährigen Kriegs errichten ließ. Im<br />
Osten der Altstadt trifft man auf ein langes<br />
Stück Mauer in der Nähe der Petrikirche,<br />
und ganz in der Nähe steht noch ein Teil<br />
der Fischerbastion mit einigen histori schen<br />
Kanonen. Innerhalb der Stadtmauern<br />
liegen drei von einstmals vier monumentalen<br />
Stadtkirchen. Die größte ist die<br />
gotische Marienkirche im Stadtzentrum,<br />
und am Alten Markt – da, wo Rostock<br />
einstmals entstand – steht St. Petri. Von<br />
ihrem Turm hat man einen wunderbaren<br />
Blick auf Rostock und die Ostsee. Bedeutend<br />
sind auch das gotische Rathaus mit der<br />
nachträglich angefügten barocken Fassade,<br />
das spätgotische Hausbaumhaus und das<br />
neugotische Ständehaus. Ein besonders<br />
liebenswertes Wahrzeichen der Stadt ist<br />
der alte Leuchtturm in Warnemünde.<br />
Sehenswert: neue Architektur<br />
in historischem Umfeld<br />
Bemerkenswert sind einige Beispiele<br />
moderner und zeitgenössischer Architektur;<br />
so die bis 1959 unter Leitung des jungen<br />
Chefarchitekten der Stadt, Joachim Näther,<br />
ausgebaute Lange Straße oder die zwischen<br />
1966 und 1972 entstandenen experimentellen,<br />
gleichwohl das Stadtbild prägenden<br />
Hyparschalen-Bauwerke wie der Teepott in<br />
Warnemünde, das Kosmos in der Südstadt<br />
oder die Mehrzweckhalle in Lütten. Ende<br />
der 1990er Jahre entstand unter Leitung<br />
von Gerkan, Marg und Partner hinter<br />
der Fassade eines ehemaligen Hotels eine<br />
schicke Einkaufspassage; der dänische<br />
Architekt Henning Larsen entwarf die<br />
sachlich-modernen Gebäude des Max-<br />
Planck-Instituts am Stadthafen, und 2005<br />
realisierte der deutsch-amerikanische<br />
Stararchitekt Helmut Jahn den postmodernen<br />
Bau der Deutschen Med.<br />
Frischer Fisch und Schokolade.<br />
Und ein Ausflug nach Warnemünde<br />
Große Kirchen, schöne Giebelhäuser,<br />
Stadttore und imposante Speicher sind die<br />
romantische Begleitung für den Einkaufsbummel<br />
in Rostocks Stadtzentrum. Das<br />
einmalige Flair mit Zeugnissen von<br />
Backsteingotik, Renaissance, Barock und<br />
modernen Bauten gleicht einem Spaziergang<br />
durch die Architekturgeschichte. Vom<br />
Doberaner Platz bis zum Neuen Markt, vom<br />
Universitätsplatz bis zum Stadthafen sind<br />
unverwechselbare Fußgängerzonen wie die<br />
Kröpeliner Straße entstanden. Hier ist von<br />
frischem Fisch bis hin zu internationalen<br />
Spezialitäten auch gut schlemmen, und für<br />
Naschkatzen ist die Schokoladerie de Prie im<br />
Stadthafen ein ganz spezieller Tipp. Und<br />
schließlich locken auch im Szeneviertel der<br />
Kröpeliner-Tor-Vorstadt gemütliche Kneipen<br />
und Cafés mit lukullischen Leckerbissen.<br />
In Rostock lohnt es sich aber besonders, sich<br />
auch links und rechts der großen Straßen<br />
umzuschauen und viele kleine Geschäfte<br />
und Kneipen in Speichern und liebevoll<br />
restaurierten Bürgerhäusern zu entdecken.<br />
Dasselbe kann man auch auf einem Ausflug<br />
zum Seebad Warnemünde erleben: In alten<br />
Fischerhäusern laden heute kleine Läden,<br />
Cafés und Restaurants zu einer Pause<br />
ein, und der Alte Strom mit den schaukelnden<br />
Fischkuttern und Segelschiffen ist ein<br />
beschaulicher Platz zum Schauen, Bummeln<br />
und Schlemmen.<br />
Leuchtturm an der Ostseeküste<br />
149
Rostock<br />
Grünes Licht für ungetrübte<br />
Badefreuden: der Warnemünder Strand<br />
Der Strand gehört zu den Highlights des Ostseebades Rostock-Warnemünde.<br />
Der mit der „blauen Flagge“ (für gute Badewasserqualität)<br />
ausgezeichnete Strand erstreckt sich über eine Länge von rund<br />
15 Kilometern und ist an einigen Stellen über 100 Meter breit. Während<br />
in Warnemünde und Markgrafenheide der Strand feinsandig<br />
ist, findet man im Bereich Wilhelmshöhe und Diedrichshagen Naturstrand.<br />
Textilstrände, FKK-Strände und Hundestrände bieten jede<br />
Menge Platz für Spaß und Erholung. Und für Surfer gibt es zusätzlich<br />
einen eigenen Bereich für den Zugang zum Wasser.<br />
Das Meer ruft: Hafen<br />
und Ostseebad Warnemünde<br />
Schon der großartige Blick auf den Warnemünder Hafen mit dem<br />
regen Schiffsverkehr und den Segelregatten macht einen Ausflug<br />
in das schöne alte Ostseebad einzigartig. Hier ist der Heimathafen<br />
der eleganten AIDA-Traumschiffe, einer der modernsten und komfortabelsten<br />
Kreuzfahrtflotten weltweit. Vielleicht nicht ganz so<br />
komfortabel, aber umso aufregender ist eine Fahrt auf der „Stettin“:<br />
Der älteste Eisbrecher der Welt geht immer wieder in Warnemünde<br />
vor Anker, und wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, kann<br />
man auf dem altgedienten Veteranen als Gast in See stechen: ein<br />
maritimes Erlebnis für echte Seebären und -bärinnen.<br />
Es grünt so grün im IGA-Park<br />
Der Park der Internationalen Gartenausstellung Rostock beeindruckt<br />
nicht nur durch seine Größe. Dass viel Grün, farbenprächtige Blumen,<br />
Gewässer und Bäume den Park zieren, versteht sich von selbst, das<br />
Gelände verbirgt aber auch zahlreiche interessante Einrichtungen<br />
wie z. B. das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum, die maritime Freilichtausstellung<br />
oder auch das „Grüne Klassenzimmer“. Eine weitere<br />
Attraktion im Park ist der Weidendom aus Weidenruten und anderen<br />
Naturmaterialien, das größte „lebende Bauwerk“ der Welt.<br />
Hübsches Warnemünde:<br />
Vörreeg und Achtereeg<br />
Die Bebauung von Warnemünde beschränkte sich bis ins 19. Jahrhundert<br />
auf zwei Häuserreihen: Vörreeg (Vorderreihe) und Achtereeg<br />
(Hinterreihe), beide parallel zum „Alten Strom“ gelegen. Heute<br />
bezeichnet man die Vörreeg mit dem Straßennamen Am Strom, die<br />
Achtereeg heißt Alexandrinenstraße. Die Vörreeg eignet sich mit<br />
ihren Cafés, Lokalen, Eisdielen und Boutiquen hervorragend für<br />
entspannte Nachmittage und Abende. Wer es ruhiger und gediegener<br />
mag, wird Gefallen an der Alexandrinenstraße finden. Mit ihren<br />
vielen kleinen Fischer- und Kapitänshäusern hat sie sich zu einer<br />
beliebten Flaniermeile am Alten Strom entwickelt.<br />
150 www.germany.travel
Ruhrgebiet<br />
Red Dot Design Museum Essen<br />
Rollen<br />
wechsel<br />
Zwischen Kohle und Kultur. Der Wandel als Chance<br />
151
Ruhrgebiet<br />
Hafenszene in Duisburg<br />
Kaum eine Region hat so einen<br />
großen Imagewandel vollbracht,<br />
wie das Ruhrgebiet. In den 1960er<br />
Jahren noch Kohlehochburg und geprägt<br />
von Staub und Arbeit, ist es heute viel -<br />
mehr ein „Hochofen“ für Kultur, Kunst<br />
und Szenetreffs. 2010 wurde es erst zur<br />
Kulturhauptstadt Europas ernannt und<br />
machte in fünf Besucherzentren für Gäste<br />
aus aller Welt die Kultur des 21. Jahrhun -<br />
derts erst richtig spürbar: Bochum, der<br />
Festspielplatz Ruhr, Essen als kulturelles<br />
Energie zentrum und Flaggschiff für<br />
RUHR.2010, Dortmund, ein Ort für Kunst,<br />
Kreativität und neue Medien, Duisburg,<br />
Kulturhafen und Szenetreffpunkt, und<br />
Oberhausen, Entertainment am Puls<br />
der Zeit.<br />
Bochum – Ruhrmetropole zwischen<br />
Kohle und Kultur<br />
Bochum ist heute die Party- und Kulturmeile<br />
der ganzen Region. Vom Bergwerk zur Bühne<br />
– die Stadt mit den einst meisten Zeichen<br />
im Ruhrgebiet ist heute die mit den meisten<br />
Theatern. Eine quirlige Ruhrmetropole,<br />
keine Schönheit, aber mit Charakter, einem<br />
eigenen Charme und neuen, spannenden<br />
Perspektiven. Dass Bochum eine Stadt war,<br />
in der die Schornsteine rauchten und die<br />
Hochöfen glühten, will niemand verleugnen,<br />
und man ist auch stolz darauf. Das Deutsche<br />
Bergbau-Museum, das weltweit größte<br />
seiner Art, steht für diese Zeit. Über<br />
400.000 Besucher jährlich fahren hier erst<br />
unter Tage und dann hoch hinaus auf den<br />
Förderturm, der aus 63 Metern Höhe einen<br />
großartigen Blick über Bochum und den<br />
„Pott“ bietet. In den 1960er Jahren begann<br />
sich die Krise abzuzeichnen; der Kohlebergbau<br />
war plötzlich von gestern. Die ganze<br />
Region musste sich gleichsam über Nacht<br />
neu erfinden, und die Bochumer waren<br />
dabei besonders kreativ: Sie setzten auf<br />
die Karte Kultur und Bildung. Mit der<br />
Ruhr-Universität entstand eine der besten<br />
Hochschulen des Landes, und das Bochumer<br />
Schauspielhaus wurde unter Intendanten<br />
wie Peter Zadek, Claus Peymann und<br />
Leander Haußmann zu einer der innovativsten<br />
und radikalsten Bühnen Deutschlands.<br />
Internationale Großevents wie die Ruhr-<br />
Triennale, das Klavier-Festival Ruhr und<br />
die Ruhrfestspiele machen die Region zu<br />
einer der dichtesten Kulturlandschaften<br />
des ganzen Kontinents. Mit dem europäischen<br />
Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010<br />
wurde diese neue Identität so etwas wie<br />
das Markenzeichen der Stadt: Wandel<br />
durch Kultur und Kultur durch Wandel,<br />
Industrieanlagen als neue Bühnen an- und<br />
aufregender Kunst. Dass es aber nicht nur<br />
hohe Kunst sein muss, beweist der Erfolg<br />
des Musicals Starlight Express; seit 1988<br />
wollten sich schon zwölf Millionen Besucher<br />
dieses Spektakel nicht entgehen lassen.<br />
Eine lässige Studentenszene, sehenswerte<br />
Museen, hochkarätige Galerien und Bochum<br />
Total, eines der größten Rock- und Popfestivals<br />
Europas, sind Aspekte einer Stadt, die<br />
der Gast so vielleicht nicht erwartet hat. Zeit<br />
also, sich von Bochum angenehm überraschen<br />
zu lassen.<br />
Essen – Zeichen setzen und<br />
der Spaß am Neuen<br />
Die Aufbruchstimmung in der Stadt, den<br />
gewaltigen Wandel zum Dienstleistungs-,<br />
Wissens-, Design- und Medizinstandort<br />
kann man überall sehen, spüren und erleben.<br />
Modernes und Vergangenes, Geschichte<br />
und Geschichten zwischen Stahl und<br />
Romantik, alte Kunst und Kultur für morgen:<br />
keine Widersprüche, sondern Aspekte einer<br />
neuen Urbanität, die die Stadt zum<br />
selbstverständlichen Anziehungspunkt<br />
innerhalb der Metropole Ruhr macht.<br />
Früher Stahl und Eisen, heute Augen und<br />
Ohren für das Neue, Unkonventionelle, für<br />
Kunst im Raum und die Kunst der Selbstinszenierung.<br />
Beispielhaft zu erleben auf<br />
dem Kulturpfad: 372 blaue Steine weisen<br />
den Weg zu 82 „Stadtzeichen“, zu Architektur,<br />
Installationen, Lichtkunst, Skulpturen<br />
und Figuren – 82 Einladungen zum<br />
Schmunzeln, Staunen, Verweilen und<br />
Diskutieren. Vorbei geht es am Opernhaus,<br />
gebaut nach Plänen des großen Alvar Aalto,<br />
152 www.germany.travel
an der Kunsthochschule Folkwang, dem<br />
Grillo-Theater, dem Plakatmuseum und an<br />
der Lichtburg, dem größten Kinosaal und<br />
gleichzeitig ältesten noch bespielten Kino<br />
Deutschlands.<br />
In der City zeigt der Burgplatz mit Johanneskirche,<br />
Münster, Domschatzkammer,<br />
Bischofspalais und dem Blick auf Alte<br />
Synagoge und Friedenskirche ein sehenswertes<br />
Innenstadtensemble, und auf der<br />
Kettwiger Straße, 1958 die erste Fußgängerzone<br />
Deutschlands, ist Shopping in<br />
allen Facetten angesagt. Jedes Jahr zum<br />
Sommeranfang steigt das Kulturpfadfest,<br />
mit Musik, Theater, Tanz und Licht, und<br />
die Kettwiger Straße wird zur längsten<br />
Gourmetmeile im ganzen Land: „Essen ...<br />
verwöhnt“ ist ein einziger Angriff auf<br />
Diätpläne und gute Vorsätze.<br />
Essen bietet aber auch eine Insel der Ein -<br />
kehr und Besinnung, die eine intensive<br />
Kunstbegegnung der anderen Art garan -<br />
tiert. Der Domschatz des Essener Münsters<br />
birgt mit der Goldenen Madonna eines<br />
der bedeutendsten Kunstwerke des frühen<br />
Mittelalters überhaupt, das früheste<br />
vollplastische Marienbild der Welt. Die<br />
74 Zentimeter hohe Skulptur entstand vor<br />
über 1.000 Jahren, während der Regierungszeit<br />
der Essener Äbtissin Mathilde,<br />
geschnitzt wurde sie aus Pappelholz und<br />
vollständig überzogen mit feinem Goldblech.<br />
Die Augen von Mutter und Kind, die<br />
dem Betrachter gleich auffallen, sind aus<br />
leuchtend blauem Email gearbeitet. Zu<br />
besichtigen ist die Skulptur immer während<br />
der Öffnungszeiten der Kirche und bei<br />
freiem Eintritt.<br />
Eher weltliche Kultgegenstände finden<br />
sich dagegen im red dot design museum:<br />
Gemeinsam ist den höchst unterschiedlichen<br />
Exponaten ihr vorbildliches Design,<br />
für das sie mit dem international begehrten<br />
und anerkannten red dot award ausgezeichnet<br />
wurden. Das Museum zeigt die weltweit<br />
größte Ausstellung zeitgenössischen<br />
Designs: 1.000 Produkte aus aller Welt auf<br />
mehr als 4.000 m. Der Ausstellungsraum<br />
ist selbst ein Designerstück erster Güte:<br />
Norman Foster hat ihn gestaltet.<br />
Dortmund – Wo der Stahl kochte,<br />
schmeckt das Bier<br />
Harte Arbeit prägte die Dortmunder und<br />
ihre Stadt. Stahl, Kohle und Bier haben den<br />
Ruf Dortmunds in aller Welt begründet.<br />
Aber heute fahren keine Kumpel mehr in<br />
den Berg ein, und die Hochöfen sind längst<br />
erkaltet. Trotzdem sind die alten Zeiten<br />
lebendig geblieben, und die Industriemonumente<br />
von einst erfüllen neue Aufgaben: Sie<br />
sind Denkmal, Museum und Bühne zugleich.<br />
Die Stahlindustrie prägte die Entwicklung<br />
Dortmunds, doch hat die Stadt die Zeitenwende<br />
längst geschafft – in Wirtschaft,<br />
Freizeit und Kultur. Die Kultur ist Katalysator<br />
des neuen Dortmund, das heute für Musik,<br />
neue Lebenskulturen und die Förderung<br />
von Kunst und Kreativem steht. Sichtbar<br />
geworden ist das an der glänzenden Rolle,<br />
die Dortmund im Kulturhauptstadtjahr 2010<br />
spielte. Vergangenes in neuer Form zeigte<br />
dabei auch das „3D Erlebnis Stahlwerk“, das<br />
Highlight im Hoesch-Museum. Es versetzt<br />
den Besucher virtuell mitten in ein Stahlwerk<br />
von gigantischen Ausmaßen. Auch<br />
die 1992 stillgelegte Kokerei Hansa gibt<br />
auf dem Erlebnispfad „Natur und Technik“<br />
faszinierende Einblicke in die Geschichte der<br />
Schwerindustrie. Der Weg führt erst hoch<br />
hinaus auf den Kohlenturm und dann ins<br />
Herzstück der Kokerei, wo einst bei über<br />
1000 °C Steinkohle zu Koks gebacken wurde.<br />
Der besondere Reiz des Industriedenkmals<br />
besteht im engen Miteinander von neuer<br />
Architektur, alter Technik und der Natur, die<br />
sich hier ihre Lebensräume still und leise<br />
zurückerobert.<br />
Das Brauerei-Museum ist ein weiteres<br />
Stück Dortmunder Identität: Die Ausstellung<br />
im Maschinenhaus der Hansa-Brauerei<br />
von 1912 und der angrenzenden Maschinenhalle<br />
zeigt die Geschichte der Dortmunder<br />
Brauwirtschaft vom Mittelalter bis heute.<br />
Schwerpunkt dabei ist die Zeit der Industrialisierung<br />
im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere<br />
die 1950er bis 1970er Jahre, als<br />
Dortmund so etwas wie die „Bierhauptstadt“<br />
Europas war.<br />
Dass aber Dortmund mehr hat als Bier und<br />
Industriegeschichte, beweisen Opernhaus,<br />
Schauspielhaus, Kinder- und Jugendtheater,<br />
die neu errichtete Kinderoper, die Museen<br />
Ostwall und Adlerturm, die Dortmunder<br />
Philharmonie oder auch das domicil, die<br />
erste Adresse des Ruhrgebiets für Jazz,<br />
Weltmusik und Avantgarde. Und am Alten<br />
Markt, in der Krüger-Passage, am Westenhellweg<br />
im Herzen der Innenstadt, an der<br />
Kampstraße und im Brückstraßenviertel<br />
bieten Geschäfte jeder Art ungetrübtes<br />
Einkaufsvergnügen – von flippig bis nobel.<br />
Wer vom Shopping müde geworden ist,<br />
findet in den zahllosen Cafés, Restaurants<br />
und Kneipen der City immer ein gemütliches<br />
Plätzchen, um ein gepflegtes Dortmunder<br />
Bier zu nehmen.<br />
Duisburg – Wo das Ruhrgebiet anfängt<br />
oder endet<br />
Nur eine kurze Fahrt mit der S-Bahn ist es,<br />
und doch eine andere Welt: vom Süden, von<br />
Düsseldorf kommend, wo moderne<br />
Bürogebäude die Stadt illuminieren, nach<br />
Jahrhunderthalle Bochum<br />
153
Ruhrgebiet<br />
Galerie Ludwig in Oberhausen<br />
Duisburg, wo die Hochöfen der Stahlkü -<br />
chen die Szene in flackerndes Licht tauchen.<br />
So war es zumindest für Jahrzehnte, und so<br />
ist es das Klischee bis heute. Dass Klischees<br />
aber nicht immer stimmen, beweist Duisburg<br />
eindrucksvoll: eine Stadt, die vieles<br />
bietet und für Filmenthusiasten so etwas<br />
wie die gelobte Stadt darstellt.<br />
Schon die Innenstadt präsentiert sich mit<br />
lässigem Flair und beschwingter Leichtigkeit.<br />
Die Königstraße ist großzügig angelegte<br />
Flanier- und Shoppingmeile und zugleich<br />
Ausstellungsraum für fünf heitere Brunnenskulpturen<br />
von Künstlern des Kalibers<br />
Niki de Saint Phalle und André Volten. Gleich<br />
nebenan, am König-Heinrich-Platz, beim<br />
klassizistischen Säulenportal des Theaters<br />
und vis-à-vis dem altehrwürdigen Landgericht,<br />
fügt sich das moderne CityPalais<br />
harmonisch in seine Umgebung, und<br />
am Rathaus verweist die davorstehende<br />
Brunnenskulptur mit dem Abbild des<br />
berühmtesten Duisburgers, des großen<br />
Vermessers der Welt, Theologen und<br />
Mathematikers Gerhard Mercator, auf die<br />
lange Stadtgeschichte.<br />
Wie das ganze Ruhrgebiet, so hat auch<br />
Duisburg den Wandel als Chance begriffen<br />
– und sich als Kulturstadt einen Namen<br />
gemacht. Glanzlichter sind die „Duisburger<br />
Museums4“, das Theater Duisburg, die<br />
Deutsche Oper am Rhein und die Duisburger<br />
Philharmoniker, und auch Festivals wie<br />
die Duisburger Akzente und das Traumzeitfestival<br />
sind international etabliert. Es gibt<br />
so viel zu sehen – und das gilt besonders<br />
für die Filmszene: Das filmforum, eines der<br />
ersten Kommunalen Kinos überhaupt, birgt<br />
echte Perlen der Filmkunst. Darunter eine<br />
Kopie von George Méliès’ „Reise zum Mond“<br />
aus dem Jahr 1902 oder Sergej Eisensteins<br />
Meisterwerk „Panzerkreuzer Potemkin“,<br />
Werke der Brüder Lumière und über 60.000<br />
Filmplakate und Fotos. Der Duisburger<br />
Filmwoche, dem wichtigsten Festival für<br />
den deutschsprachigen Dokumentarfilm,<br />
bietet das Kino am Dellplatz den besten<br />
Rahmen. Für Kinogenuss steht auch das<br />
Stadtwerke-Sommerkino, das jährlich über<br />
30.000 Zuschauer zu filmischer Sommerfrische<br />
vor dem Hochofen im Landschaftspark<br />
Nord versammelt. Und wenn mit Ende<br />
jeder Vorstellung die Illuminationen des<br />
weltbekannten Lichtkünstlers Jonathan Park<br />
die nächtliche Kulisse des Hüttenwerks in<br />
ein bizarres Farbenmeer tauchen, ist die<br />
Grenze zur Magie ganz nahe.<br />
Oberhausen – Die Magie des zweiten Blicks<br />
Auf den ersten Blick vielleicht keine<br />
Traumdestination, sollte man Oberhausen<br />
dennoch nicht unterschätzen. Denn mit<br />
einem außergewöhnlichen Stadtentwicklungskonzept<br />
hat es sich innerhalb kurzer<br />
Zeit unter den touristischen Attraktionen<br />
des Ruhrgebiets etabliert: Der Strukturwandel<br />
wird hier sichtbar in großzügigen<br />
Freizeit- und Einkaufslandschaften, die<br />
zusammen mit einem niveauvollen Kulturangebot<br />
Oberhausen zu einer Überraschung<br />
der angenehmen Art machen.<br />
Was Oberhausen schon immer war: die<br />
Stadt der Internationalen Kurzfilmtage,<br />
dem mit zwei Wettbewerben, Kinder- und<br />
Jugendkino, Musikvideos und Retrospektiven<br />
wohl bedeutendsten Ereignis für den<br />
Kurzfilm weltweit. Als von ähnlichem Rang<br />
präsentiert sich die Ludwig Galerie in der<br />
klassizistischen Schlossanlage, gelegen in<br />
der malerischen Anlage des Kaisergartens<br />
und erste Adresse für bildende Kunst<br />
in Oberhausen.<br />
Besonders die Kinder haben Freude am<br />
Tiergarten mit Streichelzoo, Spielplätzen<br />
und Ponyreitbahn. Und natürlich in den<br />
abenteuerlichen Unterwasserwelten des<br />
Sea Life in der Neuen Mitte Oberhausen,<br />
wo auch das CentrO, Europas größtes<br />
Einkaufs- und Freizeitzentrum, wartet. Und<br />
abends geht’s auf die CentrO Promenade,<br />
Oberhausens Gastronomie meile, oder<br />
in den Schacht 1, die Top-Event location<br />
der Stadt.<br />
154 www.germany.travel
Revierkultur:<br />
Ruhrfestspiele Recklinghausen<br />
Während der Festspielzeit vom 1. Mai bis Mitte Juni verwandelt<br />
sich Recklinghausen in eine internationale Kulturmetropole. Die<br />
Ruhrfestspiele sind das älteste und zugleich eines der größten und<br />
renommiertesten Theaterfestivals Europas, ein Fest der Kreativität<br />
unter dem Motto „Qualität für alle“. Alljährlich stellt der Festspielleiter<br />
einen ausgewählten Autor bzw. ein Oberthema ins Zentrum<br />
der Spielzeit, und im und um das Ruhrfestspielhaus verbinden sich<br />
Inszenierungen namhafter Regisseure, Darbietungen preisgekrönter<br />
Schauspielgrößen sowie Aufführungen junger Theatertalente zu<br />
einem anspruchsvollen Gesamtkonzept.<br />
Zeichen des Wandels von Stadt<br />
und Revier: das Tetraeder in Bottrop<br />
Das Tetraeder ist ein Symbol für den Strukturwandel des Ruhrgebiets:<br />
eine kühne Stahlkonstruktion von 50 Metern Höhe, errichtet<br />
auf einer ehemaligen Abraumhalde. Frei geformte Treppen machen<br />
die Skulptur begehbar, und von den Aussichtsplattformen aus bietet<br />
sich ein fantastischer Blick über den Innenraum des Turmes und<br />
das Panorama der Stadtlandschaft entlang der Emscher. Mit der<br />
Pyramide wurde die Attraktivität der bereits weitgehend begrünten<br />
Halde als Freizeitpark noch gesteigert, und nachts, wenn die Spitze<br />
beleuchtet ist, ist sie ein weithin sichtbares, neues Wahrzeichen<br />
der früheren Bergarbeiterstadt Bottrop.<br />
Neue Horizonte:<br />
der Landschaftspark Hoheward<br />
Im Süden der <strong>Städte</strong> Herten und Recklinghausen erstreckt sich der<br />
Landschaftspark Hoheward. Mittelpunkt ist die Halde Hoheward,<br />
aufgeschüttet aus 180 Millionen Tonnen Berggestein. Zentrales<br />
Thema ist die Horizontastronomie: Das begehbare Observatorium<br />
hat einen Durchmesser von ca. 95 Metern, darüber erheben sich zwei<br />
riesige Metallbögen zu einer 45 Meter hohen Halbkugel, mit deren<br />
Hilfe man den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne beobachten<br />
kann. Weithin sichtbar, stellen sie bereits jetzt ein neues Wahrzeichen<br />
der Metropole Ruhr dar. Eine weitere Attraktion ist die Drachenbrücke,<br />
die Recklinghausen mit der Halde Hoheward verbindet.<br />
Circus maximus:<br />
die Veltins-Arena Gelsenkirchen<br />
Zu den Heimspielen des FC Schalke 04 pilgern 61.673 Besucher in<br />
die Veltins-Arena und verwandeln sie in das Festspielhaus des<br />
deutschen Fußballs. Doch nicht nur Fußball wird hier aufgeführt:<br />
Das modernste Stadion Deutschlands ist auch die stimmungsvollste<br />
Konzerthalle Europas und die größte Opernbühne der Welt, eine<br />
Multifunktionsarena der Superlative. Herausragend ist die Technik:<br />
Das herausfahrbare Rasenfeld, das verschließbare Dach, die verschiebbare<br />
Südtribüne und der überdimensionale Videowürfel mit<br />
einem Gewicht von 29 Tonnen unter dem Dach sind einige der<br />
technischen Highlights der Arena.<br />
155
Ruhrgebiet<br />
Sternenschau in Bochum:<br />
das Zeiss-Planetarium<br />
Das Zeiss-Planetarium Bochum wurde im Jahr 1964 errichtet und<br />
gehört seit dieser Zeit zu den modernsten Einrichtungen seiner Art<br />
weltweit. Ein zentraler Projektor wirft ein Bild des Sternenhimmels<br />
unter das Kuppeldach, sodass für die Betrachter ein realistischer<br />
Eindruck entsteht. Um den Projektionssaal herum befindet sich ein<br />
umlaufender Gang, in dem Dauer- und Wechselausstellungen untergebracht<br />
werden. Im Mai 2010 wurde das Planetarium nach einer<br />
viermonatigen Umbauphase neu eröffnet und ist seitdem das weltweit<br />
erste Planetarium mit Velvet-Full-Dome-Projektion.<br />
Ruhrgebietsidylle: die Siedlung<br />
Dahlhauser Heide in Bochum<br />
Die Bergarbeitersiedlung Dahlhauser Heide entstand zwischen<br />
1906 und 1915 als Musterkolonie für die Arbeiter der nahen<br />
Zeche Hannover. Im Volksmund auch „Kappeskolonie“ genannt,<br />
ist sie eine der schönsten Siedlungen im Ruhrgebiet; vom Hausarchitekten<br />
der Familie Krupp, Robert Schmoll, wurde sie als Gartenstadt<br />
konzipiert und ausgeführt. Erbaut wurden die Häuser in der<br />
Dahlhauser Heide zumeist nach demselben Prinzip: Während<br />
Wohnstube und Küche im Erdgeschoss lagen, führte die Treppe in<br />
das erste Geschoss zu zwei Schlafkammern. Zur Selbstversorgung<br />
verfügte jedes der Zweifamilienhäuser über einen Garten.<br />
Zwischen Zweck und Ästhetik:<br />
Bochums Jahrhunderthalle<br />
Mit ihrer luftigen Stahlkonstruktion gilt die Jahrhunderthalle<br />
Bochum als eines der ersten Beispiele für einen rein zweckbestimmten<br />
Ingenieurbau. Nach ihrem behutsamen Umbau ist sie zum<br />
Symbol für den gelungenen Grenzgang zwischen Tradition und<br />
Moderne geworden – und mithin zu einem Wahrzeichen des neuen<br />
Ruhrgebiets. Außen glänzt die historische Fassade mit neuen architektonischen<br />
Elementen, innen offenbaren sich die faszinierenden<br />
Möglichkeiten modernster Veranstaltungstechnik. Drei unterschiedlich<br />
große Hallen bieten Raum für Bankette, Präsentationen,<br />
Konzerte, großes Theater und kleine Experimente.<br />
Bier und Currywurst in Bochum:<br />
das Bermudadreieck<br />
Das Bermudadreieck im Zentrum von Bochum ist das größte und<br />
bekannteste Restaurant- und vor allem Kneipenviertel im Ruhrgebiet.<br />
Es beginnt etwa 200 Meter östlich vom Hauptbahnhof und<br />
ist die südliche Verlängerung der Fußgängerzone der Bochumer<br />
Innenstadt. Neben unzähligen kleinen Kneipen, viele davon mit<br />
Biergarten, gibt es auch etwa 30 Restaurants in völlig verschiedenen<br />
Preisklassen und Stilrichtungen. Getrunken wird vor allem Bier,<br />
aber auch Cocktails. Die Currywurst ist hier übrigens genauso gut<br />
wie in Berlin. Und gehört zu einem Abend im Bermudadreieck<br />
einfach dazu.<br />
156 www.germany.travel
Leuchtzeichen: das Dortmunder „U“<br />
Schon bei der Anfahrt auf Dortmund kommt einem das gewaltige<br />
„U“ als leuchtendes Wahrzeichen der Stadt am Horizont entgegen.<br />
Als „Dortmunder U“ ist das ehemalige Gär- und Lagerhochhaus<br />
der Union-Brauerei, in den Jahren 1926/27 als erstes „Hochhaus"<br />
entstanden, berühmt geworden. Auf dem Dach des denkmalgeschützten<br />
Industriegebäudes thront seit 1962 das vierfache – für<br />
jede Himmelsrichtung eines – und neun Meter hohe goldene „U“,<br />
das Firmenzeichen der Brauerei. Seit 2010 ist hier das neue Zentrum<br />
für Kunst, Kreativität und Wirtschaft zu Hause.<br />
Dortmunds Geschichte unter Tage:<br />
die Zeche Zollern<br />
Als Prestigeobjekt der größten Bergbaugesellschaft Dortmunds<br />
galt die Zeche Zollern bei ihrer Einweihung im Jahre 1898 als<br />
Musterzeche. Das 1966 stillgelegte Steinkohlebergwerk wurde<br />
1999 als Museum für Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrgebietes<br />
eröffnet. Dauer- und Sonderausstellungen in den restaurierten<br />
Tagesanlagen vermitteln Einblicke in die Arbeit eines Bergwerks<br />
um die Jahrhundertwende. Die Kohleverladestation, der ehemalige<br />
Zechenbahnhof und ein begehbares Fördergerüst gehören zu den<br />
Attraktionen. Wie Bergarbeiterfamilien lebten, erfahren Besucher<br />
in der Siedlung vor den Toren der Zeche.<br />
Dortmund – im Bann des runden<br />
Leders: die Deutsche Fußballroute<br />
Seit der Fertigstellung zur Weltmeisterschaft 1974 zählt das frühere<br />
Westfalenstadion – heute Signal Iduna Park und Heimspielstätte<br />
des BV Borussia Dortmund – zu den größten und schönsten Fuß -<br />
ball stadien Deutschlands. Unglaubliche Stimmung und immer<br />
proppenvoll – wer da rein will, sollte sich rechtzeitig um die Karten<br />
kümmern. Wenn das nicht klappen sollte, bleibt immer noch die<br />
Deutsche Fußballroute. Sie zeigt auf rund 550 Kilometer die wechselvolle<br />
Fußballgeschichte der letzten Jahrzehnte, wobei die<br />
bedeutendsten Elemente der Erlebniswelt Fußball mit touristisch<br />
attraktiven Reisezielen und kulturellen Highlights verknüpft werden.<br />
Auf Ihr Wohl:<br />
die Dortmunder Aktien-Brauerei<br />
1868 gründeten die Dortmunder Kaufleute Laurenz Fischer, Heinrich<br />
und Friedrich Mauritz zusammen mit dem Braumeister Heinrich<br />
Herberz die Bier-Brauerei-Herberz & Co.. Vier Jahre später wurde das<br />
Unternehmen in Dortmunder Aktien Brauerei umbenannt. Als eine<br />
von vormals vielen Braue reien der Bierstadt Dortmund verfolgte die<br />
Brauerei ab 1879 eine konsequente Exportstrategie. Das DAB-Bier, ab<br />
1881 vor allem als „Dortmunder Helles“ in untergäriger Brauweise<br />
hergestellt, wurde in die ganze Welt exportiert. Schon 1885 überstieg<br />
die Jahresproduktion 100.000 Hektoliter. Prost!<br />
157
Ruhrgebiet<br />
400 Kilometer Arbeiterdenkmal:<br />
Duisburgs Route der Industriekultur<br />
Hochöfen, Gasometer oder Fördertürme prägen bis heute das<br />
Gesicht des Ruhrgebiets – und Duisburgs. Sie sind Zeugen der<br />
150-jährigen industriellen Vergangenheit des Reviers, aber auch<br />
des längst vollzogenen Strukturwandels. Denn die alten, oft<br />
denkmalgeschützten Industriebauten sind keine Orte wehmütiger<br />
Erinnerung, sondern haben sich längst zu lebendigen Kulturräumen<br />
und attraktiven Veranstaltungsorten entwickelt. Das regionale<br />
Projekt Route der Industriekultur ist ein etwa 400 Kilometer langer<br />
Rundkurs durchs Ruhrgebiet, der an 52 herausragenden Zeugnissen<br />
der industriellen Vergangenheit und Gegenwart entlangführt.<br />
Aus alt mach neu:<br />
der Landschaftspark Duisburg-Nord<br />
Erholung, Erlebnis, Kultur und Spaß – kein Park kann abwechslungsreicher<br />
sein als der Landschaftspark Duisburg-Nord. Auf 200<br />
Hektar Industriebrache ist in den letzten Jahren ein Multifunktionspark<br />
der ganz neuen Dimension entstanden. Die ehemaligen,<br />
heute stillgelegten Industrieanlagen werden vielfältig genutzt: für<br />
Kultur- und Firmenveranstaltungen in alten Werkshallen beispielsweise,<br />
als Europas größtes künstliches Tauchzentrum im ehemaligen<br />
Gasometer, für alpine Klettergärten in Erzlagerbunkern, für einen<br />
Hochseilparcours in der ausgedienten Gießhalle und einen Aussichtsturm<br />
in einem erloschenen Hochofen.<br />
Europas Logistikzentrum:<br />
der Binnenhafen in Duisburg<br />
Der Innenhafen in Duisburg: nicht nur einer der bedeutendsten<br />
Binnenhäfen der Welt, sondern auch beliebtes Gastronomieund<br />
Ausflugsziel. Hier pulsiert das Leben, sowohl auf dem Wasser<br />
als auch zu Lande. Zu erleben von einer der zahlreichen Kneipen,<br />
Cafés und Bars aus oder bei einer Hafenrundfahrt. Ideal gelegen im<br />
Schnittpunkt der Ströme Rhein und Ruhr, bietet der Duisburger<br />
Hafen mit 22 Hafenbecken, 40 Kilometer Uferlänge und hervorragenden<br />
Anbindungen an die Verkehrsträger Wasser, Schiene und<br />
Straße die allerbesten Bedingungen zur Versorgung des gesamten<br />
europäischen Marktes mit allem, was man denn so braucht.<br />
Thermenlandschaft in Duisburgs<br />
Grünem: Revierpark Mattlerbusch<br />
Duisburg ist auch eine grüne Stadt. Wie grün, sieht man am<br />
Revierpark Mattlerbusch und dem angrenzenden Freizeitpark<br />
Hamborn. Hier, im Norden Duisburgs, wo die Niederrhein-Therme<br />
zu tiefgehender Entspannung einlädt, lassen sich im Grüngürtel<br />
des Mattlerbuschs seltene Blumen entdecken, und ein Feuchtbiotop<br />
schafft Lebensraum für ganz spezielle Pflanzen. Im und rund um das<br />
historische Hofgeviert des Mattlerhofes finden regelmäßig interessante<br />
Veranstaltungen verschiedener Richtungen statt, und der<br />
Reiterhof Mattlerbusch bietet darüber hinaus Ponyreiten und<br />
Planwagenfahrten durch die abwechslungsreiche Landschaft.<br />
158 www.germany.travel
Essens Monument des<br />
Industriezeitalters: die Zeche Zollverein<br />
Die 1932 in Anlehnung an den Bauhausstil errichtete Schacht -<br />
an lage ist 1986 als letzte Zeche in Essen stillgelegt worden. Die<br />
Zeche Zollverein war einst die größte und modernste Steinkohleförderan<br />
lage der Welt. 2001 hat die Zeche den Status des UNESCO-<br />
Welterbes erhalten und ist mit der riesigen Fördermaschine, der<br />
Wipperhalle, dem Wagenumlauf und Kesselhaus eines der weltweit<br />
bedeutendsten Industriedenkmäler. Ein guter Abschluss einer<br />
Besichtigung ist das „Casino Zollverein“: zeitgenössische Gastronomie<br />
in industriehis torischer Umgebung.<br />
Wohnen in Essens Grünem I:<br />
die Villa Hügel<br />
Die Villa Hügel, kostbar ausgestattet mit Gemälden, Gobelins,<br />
italienischen Kassettendecken und kunstvoll geschnitzten Holzt<br />
reppen, wurde von 1870 bis 1873 erbaut. Die schlossartige Resi denz<br />
zeugt nicht nur vom Reichtum der Industriellenfamilie Krupp,<br />
sondern auch von der wirtschaftlichen Bedeutung Essens im Zeitalter<br />
der Industrialisierung. Die Villa hat 269 Räume, 8.100 m² Wohn- und<br />
Nutzfläche und liegt in einem 28 Hektar großen Park in herausragender<br />
Lage über dem Ruhrtal und dem Baldeneysee. Die seit 1956<br />
stattfindenden Kunstausstellungen und Konzerte machten aus<br />
der Villa Hügel ein Kulturzentrum von internatio nalem Format.<br />
Wohnen in Essens Grünem II:<br />
die Gartenstadt Margarethenhöhe<br />
Die Arbeitersiedlung und Gartenstadt Margarethenhöhe mit der<br />
stattlichen Anzahl von 935 Gebäuden wurde benannt nach ihrer<br />
Stifterin, Margarethe Krupp. Die Margarethenhöhe galt schon<br />
während ihrer Entstehungszeit zwischen 1909 und 1930 als Paradebeispiel<br />
einer zweckmäßigen und zugleich menschenfreundlichen<br />
Siedlungsbauweise, und noch heute üben die Häuser, von denen<br />
kaum eines dem anderen gleicht, eine starke Anziehungskraft aus.<br />
Geschwungene Giebel und Laubengänge, Erker, Holzfensterläden<br />
und Natursteinsockel tragen zum liebenswerten Gesamteindruck<br />
dieser kleinen Stadt in der Stadt.<br />
Das Beste der Besten in Essen:<br />
Museum Folkwang<br />
Mit Übernahme der Sammlung des Mäzens Karl Ernst Osthaus wurde<br />
das Museum im Jahr 1922 gegründet. Seitdem hat das Museum<br />
Folkwang Weltruf erlangt, es gehört heute zu den bedeutendsten<br />
Museen mit herausragenden Sammlungen deutscher und französischer<br />
Malerei des 19. Jahrhunderts, der klassischen Moderne und der<br />
Kunst nach 1945. Zu den Exponaten gehören Meisterwerke etwa von<br />
van Gogh, Cézanne, Gauguin, Braque, Renoir, Monet, Munch, Turner,<br />
Picasso, Warhol, Pollock, Dalí und Baselitz. In der Fotografischen<br />
Sammlung des Museums wird die Geschichte der Fotografie anhand<br />
von mehr als 50.000 Exponaten seit den 1920er Jahren aufgezeigt.<br />
159
Ruhrgebiet<br />
Oberhausens alte Mitte: der Altmarkt<br />
Der von der neugotischen Hallenkirche Herz Jesu und von gut<br />
erhaltenen Bürgerhäusern der Jahrhundertwende umgebene<br />
Altmarkt in der Alt-Oberhausener Innenstadt ist Dreh- und Angelpunkt<br />
des städtischen Marktgeschehens. Von montags bis samstags<br />
findet hier zwischen 8.00 und 14.00 Uhr rund um die Friedenssäule<br />
der Wochenmarkt statt. Er garantiert einen appetitanregenden<br />
Einkaufsbummel auf der Suche nach Zutaten der heimischen und<br />
südländischen Küche. Wie überhaupt die Umgebung des Altmarkts<br />
ein hübsches Quartier zum Bummeln ist.<br />
Wo die Stahlkocher wohnten:<br />
Oberhausens Siedlung Eisenheim<br />
Im Museum Eisenheim, eingerichtet im ehemaligen Waschhaus der<br />
ältesten Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets, informiert eine Dauerausstellung<br />
in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Industriemuseum<br />
eindrucksvoll über die Gründung und Entwicklung der Siedlung<br />
Eisenheim, über das Leben und die harte Arbeit ihrer Bewohner.<br />
Zudem bieten die Straßenzüge um die 39 noch original erhaltenen<br />
Doppelhäuser einen Einblick in den damaligen Alltag der Stahlkocher<br />
im Ruhrgebiet.<br />
Besuchermagnet im Revier:<br />
Neue Mitte Oberhausen und CentrO<br />
In großzügiger postmoderner Architektur, in einer gelungenen Konstruktion<br />
aus Stahl, Glas und Messing, freuen sich über 200 Einzelhandelsgeschäfte<br />
auf 70.000 m über Millionen Besucher. Und die<br />
Besucher freuen sich über die vielen Attraktionen rund um das<br />
CentrO: die König-Pilsener-Arena, den Freizeitpark, das Multiplex-<br />
Kino, des Sea Life Wasserwelt, die Modellbahnwelt, den Freizeithafen,<br />
das Musical-Theater Metronom oder das Erlebnisbad AQUApark. Die<br />
Neue Mitte war eines der ehrgeizigsten städtischen Entwicklungsprojekte<br />
der letzten Jahrzehnte – und ist außerdem eines der<br />
gelungensten.<br />
Gigant aus Stahl:<br />
der Gasometer Oberhausen<br />
Der Gasometer zwischen Rhein-Herne-Kanal und dem Einkaufsund<br />
Erlebniszentrum CentrO ist zugleich Wahrzeichen der Stadt und<br />
Symbol für den Strukturwandel des Ruhrgebiets. Der 1929 erbaute<br />
ehemalige Kokereigasspeicher ist heute wohl eine der außergewöhnlichsten<br />
Ausstellungshallen Europas. Auch der Gasometer selbst ist<br />
immer wieder ein Ereignis: Das Innere des Stahlgiganten bietet ein<br />
einzigartiges Raumerlebnis, das sieben- bis achtfache Echo lässt den<br />
Besucher beeindruckt staunen. Ein Panoramaaufzug im Inneren<br />
fährt bis unter die Kuppel, und vom Dach aus liegt dem Besucher<br />
anschließend das gesamte westliche Ruhrgebiet zu Füßen.<br />
160 www.germany.travel
Trier<br />
Porta Nigra<br />
Antiken<br />
spiel<br />
Römer, Wein und gutes Leben: Trier<br />
161
Trier<br />
Trier, als Augusta Treverorum 16 vor<br />
Christus unter Kaiser Augustus<br />
gegründet, ist nicht nur als älteste<br />
Stadt Deutschlands bekannt, sondern auch<br />
als bedeutendes Zentrum antiker Baudenkmäler<br />
und Kunstschätze. Der gigantische<br />
Bauwille, mit dem die Römer diese Stadt<br />
geprägt haben, zeigt sich schon alleine beim<br />
Anblick der Porta Nigra, dem am besten<br />
erhaltenen Stadttor der antiken Welt und<br />
heutigem Wahrzeichen der Moselmetropole.<br />
Von den Römern bis heute:<br />
2.000 Jahre große Geschichte<br />
Trier hat viele Gesichter – kein Wunder bei<br />
einer Stadt mit über 2.000-jähriger Historie.<br />
Augusta Treverorum oder Novaesium,<br />
Trier oder Neuss – welches nun wirklich<br />
die älteste Stadt Deutschlands ist, soll hier<br />
offengelassen werden. Fest steht aber, dass<br />
Trier schon von den Römern in den Rang<br />
einer Stadt – im Gegensatz zur Siedlung –<br />
erhoben wurde. Römische Kaiser, später<br />
Bischöfe, Kurfürsten und Bürger haben<br />
der Stadt ihr Gesicht gegeben; Baudenkmäler<br />
von Weltrang – viele davon seit 1986<br />
Teil des UNESCO-Weltkulturerbes – und<br />
Kunst schätze sind erhalten geblieben<br />
und erzählen ihre bewegte Geschichte. Die<br />
Porta Nigra, das Amphitheater oder die<br />
berühmten Kaiserthermen, in denen es<br />
sich die Römer gut gehen ließen, die Relikte<br />
der Barbarathermen aus dem 2. Jahrhundert<br />
und die ebenso alte Römerbrücke, heute<br />
noch als wichtige Verkehrsverbindung<br />
genutzt, zeugen von der großzügigen<br />
Anlage der Stadt durch die Römer.<br />
Mittelalter vom Besten. Und ein<br />
Denker, der die Welt veränderte<br />
Aber auch die mittelalterlichen Baudenkmäler<br />
wie der Trierer Dom St. Peter, der<br />
älteste Deutschlands, oder, mit dem Dom<br />
durch einen Kreuzgang verbunden, die<br />
Liebfrauenkirche, erbaut zwischen 1227 und<br />
1243 im frühesten gotischen Stil, hinterlassen<br />
einen tiefen Eindruck bei jedem, der<br />
ein Auge für kulturhistorische Schätze<br />
hat. Der mittelalterliche Hauptmarkt mit<br />
Steipe, Rotem Haus, St. Gangolf, Markt -<br />
kreuz, Petrusbrunnen und der naheliegenden<br />
Judengasse, die Benediktinerabtei<br />
St. Matthias und die wehrhaften Wohntürme<br />
wie der Frankenturm oder der Turm<br />
Jerusalem sind weitere Stationen auf<br />
einem Spaziergang durch das alte Trier.<br />
Eine gute Gelegenheit auch, das beeindruckende<br />
Stadtmodell im Stadtmuseum<br />
Simeon stift zu bewundern oder im Rheinischen<br />
Landesmuseum das Neumagener<br />
Weinschiff, antike Fundstücke und Mosaikfuß<br />
böden zu betrachten. Und auch wenn<br />
seine Fangemeinde überschaubar gewor -<br />
den ist: Karl Marx war einer der größten<br />
deutschen Denker und Philosophen, und<br />
das Karl-Marx-Haus, sein Geburtshaus, ist<br />
in jedem Falle einen Besuch wert.<br />
Das Gelobte Land für<br />
Weinkenner und Feinschmecker<br />
So viel Geist und Geschichte, und doch<br />
ist Trier mit der Fachhochschule und der<br />
Universität eine durch und durch junge<br />
und lebendige Stadt, eine wunderbare,<br />
lebens- und liebenswerte Verschmelzung<br />
von beeindruckender Vergangenheit und<br />
pulsierender Gegenwart. Überall in der<br />
Stadt bieten sich Geschäfte, Cafés, Kneipen<br />
und Bistros zum Bummeln und Verweilen<br />
an. In Kultureinrichtungen und Szeneclubs<br />
wird ein vielfältiger Mix aus Musik,<br />
Kleinkunst und Unterhaltung geboten,<br />
und natürlich spürt der Gast auch in Trier<br />
die Nähe zum französischen Nachbarn.<br />
Vor allem dann, wenn es um den guten<br />
Geschmack geht. Eine ganze Reihe<br />
vorzüglich bewerteter Restaurants in der<br />
Stadt und vor ihren Toren bieten kulinarische<br />
Köstlichkeiten, die keinen Vergleich<br />
zu scheuen brauchen. Große Weine von<br />
Mosel, Saar und Ruwer spielen dabei<br />
natürlich eine wichtige Rolle, und die<br />
Winzer der Region begeistern bei zahlreichen<br />
Stadt- und Weinfesten. Jährliches<br />
Highlight ist das einen Monat währende<br />
Wein- & Gourmetfestival. Hier werden in<br />
der regionalen Gastronomie und in<br />
ausgewählten Locations geschmackliche<br />
Höchstleistungen geboten – ein guter<br />
Grund, sich einfach mal einen ganzen<br />
Monat in Trier zu gönnen.<br />
Marktplatz<br />
162 www.germany.travel
Weltbekanntes Wahrzeichen:<br />
die Porta Nigra<br />
Erst Stadttor, dann Kirche und jetzt Denkmal: Die Porta Nigra, das<br />
„Schwarze Tor“, ist das größte und besterhaltene römische Stadttor<br />
nördlich der Alpen und heute Wahrzeichen der Stadt. Wie bei vielen<br />
historischen Denkmälern sieht man aber auch hier: So richtig fertig<br />
sind die Baumeister von damals nicht geworden, was in Anbetracht<br />
der damaligen technischen Möglichkeiten aber auch kein Wunder<br />
ist. Tiefes Eintauchen in die Geschichte des Tores ermöglicht ein<br />
lebensechter Zenturio in seiner Paraderüstung bei der Erlebnisführung<br />
„Das Geheimnis der Porta Nigra“.<br />
Zustände wie im alten Rom:<br />
Brot & Spiele<br />
Wo schon vor 1.800 Jahren römische Gladiatoren kämpften, bietet „Herkules<br />
und die Königin der Amazonen“ im Amphitheater ein mitreißendes<br />
Spektakel nach historischen Quellen. Denn im September steht Trier<br />
wieder ganz im Zeichen von „Brot & Spiele“: Ein Festprogramm, in dem<br />
das antike Rom wieder aufersteht. Mythologie und Astronomie werden<br />
ebenso präsentiert wie Handwerkskunst, das Alltagsleben oder exerzierende<br />
Legionäre – römisches Leben in allen Facetten. Die Tavernenwelt<br />
lädt ein zum Entspannen und Genießen – natürlich mit „echt“ römischen<br />
Speisen. Und für junge Gäste gibt’s Bogenschießen, Münzprägen,<br />
Kettenhemd-Anprobe und die Schmuckwerkstatt zum Selbermachen.<br />
Wellness der Antike: die Kaiserthermen<br />
Die eindrucksvolle Ruine der Kaiserthermen, die verschütteten<br />
Räume und die Mauern der Vorgängerbauten gehören zu den wichtigsten<br />
bisher bekannt gewordenen Bauten der Stadt. Noch heute<br />
kann man in den Thermen ober- und unterirdisch hautnah Geschichte<br />
fühlen und erleben. Die Mauern des Warmbades, des Caldariums,<br />
gehören zu Recht zu den städtischen Wahrzeichen. Die Kaiser- und<br />
Barbarathermen gehörten nach den Anlagen in Rom einst zu den<br />
größten Badeanlagen des Römischen Reiches. Bei einer Erlebnisführung<br />
„Verrat in den Thermen“ erlebt der Besucher eine fast<br />
vergessene Epoche in einer spannenden Zeitreise.<br />
Alternativ und innovativ:<br />
das Kulturzentrum TUFA<br />
Die Tuchfabrik, kurz TUFA, ist ein regionales Kulturzentrum und Kleinkunstbühne<br />
in der ehemaligen Tuchfabrik Weber. Im Verein Kulturwerkstatt<br />
schlossen sich Gruppen, Bands, Ensembles und Einzelkünstler,<br />
die weder Proberäume noch Ausstellungs- und Aufführungssäle<br />
zur Verfügung hatten, zusammen. Der Träger Tufa e. V. ist der<br />
Dachverband von mittlerweile 25 Einzelvereinen, die die gesamte<br />
Bandbreite der Kultur repräsentieren, ergänzt das Programm durch<br />
eigene Veranstaltungen, hauptsächlich aus dem Bereich Kleinkunst.<br />
Durch diese Zusammenarbeit sind die Themen der angebotenen Veranstaltungen,<br />
Kurse und Workshops besonders abwechslungsreich.<br />
163
Ulm<br />
Rathaus<br />
In die Höhe strebend und gleich doppelt gut: Ulm<br />
Himmels<br />
stürmer<br />
Seit 1810 gibt es Ulm gleich zweimal:<br />
als Ulm und als Neu-Ulm. In einem<br />
Vertrag wurde geregelt, dass Ulm<br />
zu Württemberg kam, die am rechten<br />
Donauufer liegenden Stadtteile aber bei<br />
Bayern blieben. Für den Gast bedeutet das<br />
einen doppelten Grund, Ulm zu besuchen:<br />
die pulsierende Großstadt mit dem Ulmer<br />
Münster und der historischen Innenstadt<br />
einerseits, die freundliche Mittelstadt mit<br />
dem wuchtigen Wasserturm, der alten<br />
Bundesfestung und einigen urigen Brauhäusern<br />
andererseits.<br />
Der Finger Gottes und<br />
eine himmlische Uhr<br />
Natürlich – das Ulmer Münster, der „Finger<br />
Gottes“ mit dem höchsten Kirchturm der<br />
Welt, ist das alles beherrschende Bauwerk<br />
der Doppelstadt. Und der Münsterplatz, in<br />
164 www.germany.travel
Kunsthalle Weishaupt<br />
seiner großartigen Verbindung von Historie<br />
und zukunftsweisender Architektur, ist<br />
ein unglaublich spannender Stadtplatz.<br />
Aber ohne Frage ist Ulm mehr als Münster<br />
und Münsterplatz. Spürbar wird das schon,<br />
wenn man nur einige Schritte weiter auf<br />
das wunderschöne Rathaus trifft: Der älteste<br />
Teil entstand 1370 als Kaufhaus, 1419 wird es<br />
erstmals als Rathaus bezeichnet, und um<br />
1520 wurde die reich verzierte astronomische<br />
Uhr angebracht.<br />
Pioniere: Einstein und<br />
der Schneider von Ulm<br />
Im Treppenhaus des Rathauses kann<br />
man den Nachbau des Fluggerätes von<br />
Albrecht Ludwig Berblinger, dem legendä -<br />
ren „Schneider von Ulm“, bewundern.<br />
Leider waren seine Flugversuche vor 200<br />
Jahren nicht von Erfolg gekrönt: Am entscheidenden<br />
Tag wollten sich keine günstigen<br />
Winde einstellen, und der „Flug“<br />
endete in den Fluten der Donau. Dennoch<br />
schätzt man ihn bis heute als tüchtigen<br />
Mann, und dass die Ulmer gerne in neue<br />
Dimensionen vorstoßen, zumindest im<br />
Geiste, daran erinnert auch die Tatsache,<br />
dass Albert Einstein in Ulm geboren ist.<br />
Ein Rundgang führt weiter über den Weinhof,<br />
fast 500 Jahre lang ein bedeutendes<br />
Handelshaus, über das uralte Steinhaus,<br />
die romanische Nikolauskapelle von etwa<br />
1220 bis zum „Schwörhaus“ aus dem 17.<br />
Jahr hundert. Jährlich am „Schwörmontag“,<br />
dem Ulmer Feiertag, erneuert der Oberbürgermeister<br />
auf dem Balkon den Eid<br />
auf die Stadtverfassung, so wie es im<br />
Großen Schwörbrief von 1397 festgelegt<br />
ist. Spannend ist auch ein Gang durch<br />
das Ulmer Museum. Die archäologische<br />
Sammlung weist mit dem „Löwenmenschen“<br />
die mit ca. 30.000 Jahren älteste<br />
Tier-Mensch-Plastik der Welt auf und beherbergt<br />
– neben anderem – eine Sammlung<br />
wichtiger Werke europäischer und<br />
amerikanischer Kunst nach 1945.<br />
Von dicken Metzgern und<br />
Gebieten zum Versumpfen<br />
Auffällig im Stadtbild sind zudem zwei<br />
Türme aus der alten Stadtbefestigung: der<br />
Gänseturm und der Metzgerturm, 1345<br />
erbaut, besser bekannt als der Schiefe Turm<br />
von Ulm. Auch dahinter steckt eine typisch<br />
Ulmer Anekdote: Danach hat der Turm<br />
seinen Namen von den Metzgern, die ihre<br />
Wurst mit Sägespänen streckten. Als die<br />
Bürger das erkannten, sperrten sie die<br />
Übeltäter in den Turm. Als sich die wohlbeleibten<br />
Metzger beim Eintreten des<br />
zornigen Bürgermeisters aus Angst in<br />
einer Ecke zusammendrängten, soll sich<br />
der Turm geneigt haben ... Tatsächlich aber<br />
ist der Turm schief, weil der Untergrund<br />
ehemaliges Sumpfgebiet ist.<br />
Nicht gleich versumpfen muss man<br />
hingegen in den vielen Biergärten in Ulm<br />
und Neu-Ulm, die teilweise selbst noch<br />
brauen. Gelegenheit dazu hätte man aber,<br />
beispielsweise in den Gartenlokalen der<br />
Friedrichsau. Die seit 1811 bestehende<br />
Parkanlage an der Donau ist die größte<br />
Grünfläche in Ulm und Neu-Ulm. Auch der<br />
Glacis-Park in Neu-Ulm mit Relikten der<br />
ehemaligen Bundesfestung, der Botanische<br />
Garten an der Universität und weitere<br />
kleine, hübsche Grünanlagen laden zum<br />
Entspannen ein. Dass aber ein Besuch in<br />
Ulm und Neu-Ulm immer entspannend<br />
ist, merkt man eigentlich überall in dieser<br />
wunderbaren Stadt.<br />
165
Ulm<br />
Wolkenkratzer: das Ulmer Münster<br />
Seit Jahrhunderten prägt das gewaltige gotische Münster die<br />
Stadt und die Region, es ist im In- und Ausland geradezu ein Synonym<br />
für Ulm. Diese im wahrsten Sinne des Wortes überragende<br />
Bedeutung verdankt es vor allem dem „Finger Gottes“, dem mit fast<br />
162 Metern höchsten Kirchturm der Welt. Das architektonische<br />
Kunstwerk korrespondiert mit berühmten Werken der bildenden<br />
Kunst. Weltruf genießt das Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert<br />
von J. Syrlin, besonders die Wangenbüsten sind als Meisterwerke in<br />
die Kunstgeschichte eingegangen.<br />
Wo Ulm einst gegründet wurde:<br />
Fischer- und Gerberviertel<br />
Idyllisch am Zusammenfluss von Blau und Donau gelegen, ist das<br />
im Mittelalter vorwiegend von Handwerkern besiedelte Fischerviertel<br />
das bedeutendste Altstadtensemble der Stadt, hier schlägt das<br />
Ulmer Herz. Hier wurde um 800 der fränkische Königshof errichtet,<br />
aus dem sich 854 die erstmals erwähnte Königspfalz Ulm entwickelte.<br />
Mit seinen alten Gassen, verwinkelten Durchgängen, Fachwerkhäusern,<br />
Brücken und Stegen vermittelt das Fischerviertel einen<br />
Eindruck mittelalterlichen Lebens. Entlang der Arme der Blau liegt<br />
eine Vielzahl historischer Gebäude und Bauten aus der Geschichte<br />
der Donaustadt.<br />
Visionäre Stadtplanung in<br />
Ulms Neuer Mitte<br />
Die Neubauten der „Neuen Mitte“ zwischen Münsterplatz und<br />
Rathaus, wie das wunderbare Stadthaus des Architekten Richard<br />
Meier, das „Haus der Sinne“ und das Sparkassen-Gebäude, beide<br />
von Stephan Braunfels, die Kunsthalle Weishaupt des Architekten<br />
Wolfram Wöhr, die als „gläserne Pyramide“ errichtete Stadtbibliothek<br />
von Gottfried Böhm und der Neubau „Obere Stube“, setzen mit ihrer<br />
modernen Formensprache in unmittelbarer Nähe des Münsters und<br />
des Rathauses auf bewusste Kontrastwirkungen und Brüche. Das<br />
spannungsreiche Ergebnis mutigen <strong>Städte</strong>baus erregt bis heute viel<br />
Aufsehen und findet die Anerkennung der internationalen Fachwelt.<br />
Nahrhaft: das Museum für Brotkultur<br />
Das Museum für Brotkultur im historischen Ulmer Salzstadel<br />
wurde 1955 als erstes Brotmuseum der Welt auf Initiative des Unternehmers<br />
Willy Eiselen gegründet. Es veranschaulicht mit seiner<br />
Sammlung von 14.000 Objekten die Geschichte des Brotes, seine<br />
Bedeutung für die Menschen und seine Herstellung. Die Exponate<br />
dokumentieren die gesamte Geräte- und Technikgeschichte rund<br />
um die Brotherstellung, unterschiedlichste Backwarenmodelle und<br />
die vielfältigen Beziehungen zwischen Kunst und Brot – die weit<br />
über das hinausreichen, was man gemeinhin als brotlose Kunst<br />
bezeichnet.<br />
166 www.germany.travel
Weimar<br />
Geistes<br />
geschichten<br />
Der Glanz, der Zeiten überdauert<br />
GGoethe und Schiller, Herder und<br />
Wieland, Nietzsche, Fürnberg, Liszt,<br />
Bach, Cornelius. Gropius, Feininger,<br />
Klee, Itten ... Die Namen großer Geister sind<br />
Legion in Weimar, diesem Juwel deutscher<br />
und europäischer Geistesgeschichte ... und<br />
Musikgeschichte und Architekturgeschichte<br />
und Geschichte überhaupt. Die Weimarer<br />
Klassik und das Bauhaus sind Leuchttürme<br />
der Kultur, die sich in Weimar harmonisch<br />
und geradezu überreich offenbart.<br />
Die Weimarer Klassik. Und andere<br />
Gründe für einen Besuch<br />
Das Ensemble „Klassisches Weimar" stellt<br />
das Zeugnis einer großen Kulturepoche<br />
dar – der Weimarer Klassik, der aufgeklärten,<br />
höfischen und zugleich doch bürgerlichen<br />
Kultur um 1800. Die Aufnahme Weimars in<br />
das Welterbe der UNESCO wurde denn auch<br />
mit der kunsthistorischen Bedeutung der<br />
Gebäude und Parks aus der Blütezeit des<br />
klassischen Weimar und mit der Rolle der<br />
Stadt als Geisteszentrum im späten 18. und<br />
frühen 19. Jahrhundert begründet – und<br />
dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, dass<br />
Anna Amalia Bibliothek<br />
167
Weimar<br />
Bauhaus / 45 Kilo<br />
Weimar 1999 eine der Kulturhauptstädte<br />
Europas war. Dass Goethes Geburtstag<br />
sich in diesem Jahr zum 250. Mal jährte,<br />
sorgte dann tatsächlich dafür, dass sich<br />
ganz Europa – und der Rest der Welt – in<br />
Weimar traf.<br />
Natürlich, nach Weimar fährt man aus<br />
Gründen der persönlichen Bildung und<br />
Kultur. Dass aber Weimar eine Kneipendichte<br />
hat, die – gemessen an der Einwohnerzahl<br />
– jener von Berlin nahekommt, dass<br />
Weimar berühmt ist für seine herzhaften<br />
kulinarischen Genüsse, dass Weimar mit<br />
Bieren wie dem seit 1533 gebrauten<br />
Schwanenblond aufwarten kann, sind<br />
Aspekte, die einen Besuch in der Stadt<br />
vielleicht noch interessanter machen.<br />
Eine Erfolgsgeschichte:<br />
Goethe in Weimar<br />
Zu den wichtigsten Zeugnissen des<br />
klassischen Weimar gehört das im barocken<br />
Stil erbaute Goethehaus am Frauenplan,<br />
wo der Dichter fast 50 Jahre lang wohnte.<br />
Heute ist weitgehend der Zustand des<br />
Hauses während seiner letzten Lebensjahren<br />
zu besichtigen. Das Gartenhaus im Park<br />
an der Ilm war ein Geschenk des Herzogs,<br />
um Goethe an Weimar zu binden – und<br />
es blieb dann auch immer sein naturnaher<br />
Zufluchtsort. Goethes Begabung als Bauleiter<br />
beweist sich am Römischen Haus,<br />
entstanden als erstes klassizistisches Gebäude<br />
Weimars in Sichtweite des Gartenhauses.<br />
Auch der Name Friedrich Schillers<br />
ist untrennbar mit Weimar verbunden:<br />
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er<br />
in dem Bürgerhaus an der damaligen<br />
Esplanade. Heute ist es im Stil seiner Zeit<br />
mit teilweise originalem Inventar eingerichtet,<br />
und die Dauerausstellung „Schiller<br />
in Thüringen“ gibt einen Einblick in sein<br />
Leben und Werk. Auch Franz Liszt, der<br />
geniale Virtuose, hatte sich, soweit es<br />
seine ausgedehnten Tourneen erlaubten,<br />
in Weimar niedergelassen: In der ehemaligen<br />
Hofgärtnerei am Eingang des Parks,<br />
als Liszt-Haus heute ein Museum.<br />
Das Bauhaus, liberale Traditionen –<br />
und die andere Seite Weimars<br />
Das Bauhaus-Museum vermittelt mit mehr<br />
als 300 Exponaten einen Einblick in die<br />
Arbeit des Staatlichen Bauhauses. Im April<br />
1919 in Weimar gegründet, gilt es vielen<br />
bis heute als das erfolgreichste Exportgut<br />
deutscher Kultur des 20. Jahrhunderts. Es<br />
passt auch zum liberalen, vorwärtsstrebenden<br />
Erbe der Stadt, dass Sachsen-Weimar-<br />
Eisenach, dessen Hauptstadt Weimar war,<br />
sich 1816 als erstes deutsches Land eine<br />
Verfassung gab und dass 1919 hier die<br />
erste Republik auf deutschem Boden<br />
gegründet wurde, die Weimarer Republik.<br />
Umso unfassbarer ist es, dass hier, wo sich<br />
die Kulturnation so stolz prä sentiert, das<br />
Konzentrationslager Buchenwald, der Ort<br />
eines 50.000-fachen Mordes, in Sichtweite<br />
liegend, von eben derselben Nation errich -<br />
tet wurde. Wer Weimar sagt, muss auch<br />
Buchenwald sagen – und sollte der Gedenkstätte<br />
die Ehre erweisen. Denn erst dann<br />
hat man Weimar ganz gesehen.<br />
168 www.germany.travel
Des Teufels Virtuose: Franz Liszt<br />
1841 trat Franz Liszt zum ersten Mal in Weimar auf, und elf Jahre<br />
lebte und arbeitete er hier als phänomenaler Pianist, Dirigent und<br />
Komponist, als Lehrer und Musikimpresario. Zwischen den Jahren<br />
1848 und 1861 ließ er Weimar zu einem Musikzentrum von europäischem<br />
Rang werden. 1861 verließ Liszt Weimar, um sich an einem<br />
seiner vielen anderen Wohnsitze niederzulassen. Besichtigen kann<br />
man das Liszt-Haus am Ilmpark, hier wohnte er ab 1869 bei Aufenthalten<br />
in Weimar. Übrigens: Weimar feiert 2011 den 200. Geburtstag<br />
von Franz Liszt mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm.<br />
Inbegriff der Hochkultur:<br />
Weimarer Klassik<br />
Wo einst Goethe wandelte, Schiller seine Dramen schrieb und<br />
Herder predigte, da kann der Besucher von heute Erkenntnisse<br />
auf höchstem Niveau gewinnen. Als Weimarer Klassik bezeichnet<br />
man die Zeit der gemeinsamen Schaffensperiode der befreundeten<br />
Dichter Goethe und Schiller, die von 1794 an währte und 1805 mit<br />
Schillers Tod endete. Wer an dieser Kultstätte der deutschen Hochliteratur<br />
ins Theater gehen möchte, dem sei das Deutsche Nationaltheater<br />
ans Herz gelegt. Vor diesem Hause, 1919 Gründungsort der<br />
Weimarer Republik, grüßen Goethe und Schiller vom Sockel ihres<br />
Denkmals herab.<br />
Scharfe Sache:<br />
der Weimarer Zwiebelmarkt<br />
Am zweiten Oktoberwochenende ist für drei Tage in Weimar ein<br />
Stück Stadtgeschichte zu erleben. Der legendäre Zwiebelmarkt, der<br />
bis auf das Jahr 1653 zurückgeht, zieht in der gesamten historischen<br />
Altstadt jährlich fast 400.000 Besucher an, die die Klassikerstadt<br />
einmal im Ausnahmezustand erleben möchten. Dann geht in Weimar<br />
nichts mehr ohne Zwiebel: in der Suppe, im berühmten Zopf<br />
oder im Gesteck, und der Weimarer Zwiebelkuchen gehört genauso<br />
dazu wie die Schale zur Zwiebel. Auf zahlreichen Bühnen geben rund<br />
500 Künstler ihr Bestes, und fast genauso viele Stände laden zum<br />
Genießen und Einkaufen ein.<br />
Schöne Aussichten: Schloss Belvedere<br />
Auf einem Hügel etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt die<br />
hübsche barocke Schlossanlage. Der 1724–1732 als Lustschloss für<br />
Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar erbaute, schönbrunnergelbe<br />
Bau gliedert sich in einen beherrschenden Mitteltrakt mit<br />
einem kleinen Aussichtsturm und zwei seitliche Pavillons mit Kuppeln.<br />
In den schönen Schlossräumen haben die Kunstsammlungen<br />
zu Weimar ein Rokokomuseum mit Porzellan, Fayencen, Möbeln,<br />
Schmuck und Gemälden des 18. Jahrhunderts eingerichtet. Das<br />
Schloss diente der Herzogin Anna Amalia in den Jahren 1756–1775<br />
als – durchaus repräsentative – Sommerresidenz.<br />
169
Wolfsburg<br />
Wissenschaftsmuseum „phæno“<br />
Auf der Suche nach der Moderne: Wolfsburg<br />
museum<br />
Architektur<br />
Wolfsburg, dessen Geschichte<br />
als eine der ganz wenigen Stadt -<br />
neugründungen des 20. Jahrhunderts<br />
am 1. Juli 1938 beginnt, war in seiner<br />
kurzen, spannenden Historie vielfach Vorreiter<br />
städtebaulicher Trends in der jungen<br />
Bundesrepublik. Es ist das charakteristische<br />
Beispiel für eine geplante Stadtentwicklung<br />
und in seiner Geschichte eng mit der Entwicklung<br />
der Volkswagen AG verknüpft.<br />
Wolfsburg oder: Wachsen<br />
und Werden einer Stadt<br />
In der „neuen“ Stadt Wolfsburg folgen<br />
<strong>Städte</strong>bau und Architektur besonderen<br />
Parametern, beide sind entscheidend für<br />
Außendarstellung und -wirkung. Als eine<br />
der ersten <strong>Städte</strong> hat Wolfsburg 2001 ein<br />
eigenes Ressort für das Thema Architekturkommunikation<br />
und Architekturvermittlung<br />
eingerichtet: das Forum Architektur. So<br />
kann es als ein Museum für städtebauliche<br />
Ideen des 20. Jahrhunderts gelten, gleichzeitig<br />
wurde aber auch einer Reihe außergewöhnlicher<br />
Solitäre Raum gegeben:<br />
Seit Mitte der 1950er Jahre entstanden<br />
Alvar Aaltos Kulturzentrum, der Theaterbau<br />
Hans Scharouns, das Kunstmuseum, die<br />
Autostadt und zuletzt das phæno.<br />
Das Theater Wolfsburg wurde 1973 eröffnet,<br />
eigentlich als Spielstätte für Tourneetheater<br />
und Gastspiele, doch gibt es mittlerweile<br />
jährlich zwei eigene Produktionen. Vor 15<br />
Jahren öffnete das Kunstmuseum Wolfsburg<br />
seine Pforten, und bereits heute kann<br />
es auf eine große Zahl maßgeblicher Ausstellungen<br />
und Veranstaltungen zurückblicken.<br />
Es sind vor allem zeitgenössische<br />
und moderne Malerei, Skulpturen und<br />
Fotografie, Mode und Design, die das im<br />
Zentrum gelegene Museum international<br />
bekannt gemacht haben. Das Programm des<br />
Kunstmuseums wird von einer übergeordneten<br />
Idee geleitet: „Auf der Suche nach<br />
der Moderne im 21. Jahrhundert“. Diese Ausrichtung<br />
spürt den ästhetischen Ideen der<br />
Moderne in der Gegenwart nach und stellt<br />
sie in sinnlicher und intellektueller Form dar.<br />
Was es schon gab,<br />
bevor es die Stadt gab<br />
Nun aber zu glauben, dass Wolfsburg gar<br />
nichts „Altes“ hätte, wäre nicht richtig. Die<br />
Wolfsburg, ein Renaissanceschloss aus dem<br />
13. Jahrhundert, gab der Stadt ihren Namen.<br />
Es gehört seit 1961 der Stadt und beheimatet<br />
u. a. das Stadtmuseum und die Städtische<br />
Galerie. Die Burg Neuhaus ist eine mittelalterliche<br />
Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert,<br />
und im Stadtteil Fallersleben liegt<br />
das Schloss Fallersleben, 1551 fertiggestellt<br />
und seit 1991 Hoffmann-von-Fallersleben-<br />
Museum. Schön auch, dass es hier das alte<br />
Brauhaus zu Fallersleben gibt: Flair, Tradi -<br />
tion und Stimmung in rustikaler, stil voller<br />
Atmosphäre, geöffnet 364 Tage im Jahr. Das<br />
sind 364 Gelegenheiten, bei einem schönen<br />
Bier über die vielen interessanten Facetten<br />
Wolfsburgs nachzudenken.<br />
170 www.germany.travel
Tempelbezirk der Mobilität:<br />
die Autostadt<br />
Eine der größten Sehenswürdigkeiten Wolfsburgs ist die Auto stadt,<br />
das von der Volkswagen AG im Rahmen der Expo 2000 eröffnete<br />
automobile Erlebnis- und Kompetenzzentrum. Hier erfahren Besucher<br />
nicht nur alles rund um das Thema Automobilität, sondern<br />
sehen auch spannende Kinofilme, erleben rasante Fahrten in Simulatoren<br />
und eine beeindruckende Architektur. In einer 25 Hektar<br />
großen Park- und Lagunenlandschaft kann man wunderbar entspannen<br />
und sich in zahlreichen Restaurants verwöhnen lassen. Im Zeithaus<br />
dokumen tieren außerdem zahlreiche Exponate verschiedener<br />
klassischer Automarken die Geschichte des Automobils.<br />
Denkskulptur:<br />
das Wissenschaftsmuseum phæno<br />
Am Hauptbahnhof in Wolfsburg angekommen, vermuten viele<br />
Reisende, sie würden von einem verirrten Ufo empfangen. Im<br />
November 2005 wurde das phæno eröffnet, ein „Science-Center“<br />
auf dem neuesten Stand des Wissens und zugleich eine interaktive<br />
Experimentier- und Erfahrungslandschaft. Der außergewöhnliche<br />
Bau, eigentlich mehr eine begehbare Skulptur, entstand nach den<br />
Plänen der irakischen Avantgardearchitektin Zaha Hadid. Auf über<br />
9.000 m² Ausstellungsfläche sind 250 Experimentierstati onen aufgebaut,<br />
die naturwissenschaftliche Phänomene erlebbar machen.<br />
Hat allerhand: der Allerpark<br />
Im Allerpark ist in freier Natur und an der frischen Luft alles in<br />
Bewegung: Das Freizeitparadies der Wolfsburger bietet alles für<br />
nah und fern, für Jung und Alt, Sport, Spaß, Spiel, Erholung und<br />
Wellness. In einer weitläufigen Parklandschaft mit weißem Sandstrand<br />
erstrecken sich Wasser und Grün, so weit das Auge reicht.<br />
Neben der Volkswagen-Arena, dem Stadion des VfL Wolfsburg,<br />
liegen hier die EisArena, das Heimatstadion der Grizzly Adams<br />
Wolfsburg, das „BadeLand“ und der Allersee. Der Allerpark bietet<br />
Platz für Funsport und stille Momente gleichermaßen – und<br />
das jeden Tag aufs Neue.<br />
Nicht auf der grünen Wiese:<br />
die Shopping Outlets<br />
Hier ist jede Marke eine andere Welt, eine andere Boutique.<br />
Designer Outlets Wolfsburg ist Deutschlands erstes Outlet-Center<br />
in einer Innenstadt. Auf einer Verkaufsfläche von 10.000 m² können<br />
die Kunden hochwertige Designermode zwischen 30 und 70 %<br />
günstiger gegenüber den unverbindlichen Herstellerpreisen erstehen.<br />
Es ist der Traum für alle Trendshopper, die stets auf Schnäppchenjagd<br />
sind. Als besonderes Bonbon bieten die Outlets den<br />
Smart Shoppern zahlreiche verkaufsoffene Sonntage und immer<br />
wieder Late-Night Shopping Dates an.<br />
171
Wuppertal<br />
Bewegungstalent<br />
Die Stadt mit der Schwebebahn: Wuppertal<br />
Wuppertal ist die größte Stadt<br />
des Bergischen Landes und<br />
zugleich Wirtschafts-, Bildungs-,<br />
Industrie- und Kulturzentrum der Region.<br />
Und natürlich ist die „Großstadt im Grünen“<br />
die Stadt mit der Schwebebahn – wie<br />
auch der offizielle Slogan der Stadt lautet.<br />
Entlang der Bahn präsentiert sich eine<br />
selbst- und geschichtsbewusste Stadt,<br />
die Erstaunliches zu bieten hat.<br />
Aus fünf mach eins – und<br />
ein Name, der die Sache trifft<br />
Seit gut 80 Jahren erst gibt es Wuppertal<br />
auf der Landkarte; lange vorher aber gab es<br />
schon die Großstädte Elberfeld und Barmen,<br />
außerdem die kleineren <strong>Städte</strong> Ronsdorf,<br />
Cronenberg und Vohwinkel, die 1929 als<br />
Barmen-Elberfeld neu gegründet wurden.<br />
1930, nach einer Bürgerbefragung, wurde<br />
die Stadt in Wuppertal umbenannt, was<br />
es genau trifft: Die Stadt liegt im Tal der<br />
Wupper. Neben der Schwebebahn ist die<br />
Stadt bekannt für das renommierte<br />
Tanztheater Pina Bausch, den landschaftlich<br />
schönen Zoo, die historische Stadt -<br />
halle und das Von der Heydt-Museum.<br />
Der Skulpturenpark von Tony Cragg bietet<br />
zeit genössische Bildhauerei von Weltrang,<br />
und das Museum für Frühindustrialisierung<br />
und das Friedrich-Engels-Haus dokumentieren<br />
den Beginn der industriellen<br />
Revolution.<br />
Auf 8.723 Stufen die Höhen<br />
und Tiefen Wuppertals erleben<br />
Trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg<br />
verfügt Wuppertal mit rund 4.500<br />
Baudenkmälern über den zweitgrößten<br />
Bestand ihrer Art in Nordrhein-Westfalen.<br />
Dabei ist besonders die Architektur des 19.<br />
Jahrhunderts mit bemerkenswerten Bauten<br />
vertreten; das Briller Viertel beispielsweise<br />
ist eines der größten und homogensten<br />
Villenviertel Deutschlands. Interessant sind<br />
auch die Messebauten aus der Gründerzeit<br />
nahe dem Elberfelder Zentrum. Reizvolle<br />
Überraschungen warten aber überall:<br />
Insgesamt 8.723 Treppenstufen sind nötig,<br />
um alle Höhen und Tiefen – Wuppertal liegt<br />
100 bis 350 Meter hoch – zu überwinden.<br />
Interessante Ein- und Ausblicke entschädigen<br />
für die Mühen des Treppensteigens.<br />
Wuppertal hat Kultur – ob Ausstellung<br />
oder Museum, Konzert, Theater- und<br />
Oper, Tanz und Kino: Für Unterhaltung ist<br />
immer gesorgt. Shoppingkultur bieten<br />
die weitläufigen Einkaufsbereiche –<br />
mit Einkaufscentern, Galerien und Boutiquen<br />
für jeden Geschmack. Die Vorzüge<br />
der bergischen Küche lassen sich in der<br />
ge hobenen Gastronomie ebenso entdecken<br />
wie in originellen und gemütlichen<br />
Knei pen, die es hier an jeder Ecke gibt.<br />
Und auch Nachtschwärmer kommen in<br />
den vielen Clubs und Bars auf ihre Kosten.<br />
Zum Glück gibt es für den nächsten Morgen<br />
große Chill-out-Zonen: von 16.800 Hektar<br />
Stadtfläche werden rund 50 % für Landwirtschaft,<br />
Gärten, Parks und Wälder genutzt,<br />
und auf 490 Kilometer Wanderwegen kann<br />
man schon den nächsten Abend planen.<br />
Schwebebahnstation<br />
172 www.germany.travel
Völlig losgelöst: die Schwebebahn<br />
Mehr als 100 Jahre ist dieser stählerne „Tausendfüßler“ inzwischen<br />
alt, doch seine Technik begeistert bis heute. Wuppertals einzigartige<br />
Schwebebahn hat die Stadt auch über ihre Grenzen hinaus berühmt<br />
gemacht. Um 1900 erbaut, ist sie auch heute ein zuverlässiges und<br />
sicheres Nahverkehrssystem. Sie durchquert die Stadt auf 13,3 Kilometern<br />
in 12 Metern Höhe. Kaum ein anderes öffentliches Verkehrsmittel<br />
hat bisher einen solchen Kultstatus erreicht; im Verlauf ihrer<br />
Geschichte sind mehr als 1,5 Milliarden Menschen über das Wupper-<br />
Tal geschwebt. An 20 Bahnhöfen können die Gäste auf der 35 Minuten<br />
dauernden Fahrt zu- und aussteigen.<br />
Revolutionäre Bewegungen:<br />
das Tanztheater Pina Bausch<br />
Das international renommierte und preisgekrönte Tanztheater ist<br />
ein Ensemble, das 1973 von der weltweit anerkannten Choreografin<br />
Pina Bausch gegründet und bis zu ihrem Tode 2009 geleitet wurde.<br />
Pina Bausch ist das Wagnis eingegangen, mit einer neuen Interpretation<br />
des Tanzes und einem ästhetischen, künstlerischen und kulturellen<br />
Perspektivenwechsel den „Tanzmarkt“ zu revolutionieren, sie hat<br />
ihn von neuen Anfängen zu außergewöhnlichen Höhen geführt.<br />
Denn nicht die den Tanz charakterisierenden Bewegungen stehen im<br />
Mittelpunkt ihres Theaters, sondern der Mensch und seine Stellung<br />
innerhalb der Gesellschaft.<br />
Außen Wilhelm, innen Hi-tech:<br />
die Historische Stadthalle<br />
Vom grünen Hügel aus über die City blickend, erwartet den Besucher<br />
die um 1900 im prachtvoll-üppigen wilhelminischen Stil erbaute<br />
Historische Stadthalle als eines der repräsentativsten Veranstaltungsorte<br />
Wuppertals. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten<br />
der Stadt zählend, ist sie gleichzeitig als Konzertsaal und Eventlocation<br />
bekannt – und wegen ihrer einzigartigen Akustik und der<br />
perfekten technischen Ausstattung auf der Höhe des 21. Jahrhunderts<br />
allseits geschätzt.<br />
Kunstraum Elberfeld:<br />
das Von der Heydt-Museum<br />
Das 1985 gegründete Von der Heydt-Museum ist die bedeutendste<br />
Kunstsammlung der Stadt, beheimatet in Wuppertal-Elberfeld<br />
und nicht nur wegen seiner Sonderausstellungen ein weithin<br />
bekanntes Museum für bildende Kunst. Die Dauerausstellung<br />
und der Fundus des Museums umfassen Gemälde und Plastiken<br />
vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Darunter sind unter<br />
anderem bedeutende Werke von flämischen, niederländischen,<br />
französischen und deutschen Künstlern unterschiedlicher Stile<br />
und Epochen.<br />
173
Würzburg<br />
Barock pracht<br />
Fränkisch, fürstlich, freundlich: Würzburg<br />
Würzburg, die schönste Verbin dung<br />
von Historie, Kultur und Wein.<br />
Die fränkische Residenz- und<br />
Universitätsstadt, malerisch gelegen zu<br />
beiden Seiten des Mains, mit lebendiger<br />
Atmosphäre und liebenswürdigem Charme,<br />
berühmt als Zentrum des fränkischen<br />
Weinanbaus, zählt mit ihren zahlreichen<br />
Sehenswürdigkeiten zu den schönsten,<br />
gastfreundlichsten und – mit einem Wort –<br />
bezauberndsten <strong>Städte</strong>n Deutschlands.<br />
Eine Stadt für alle Sinne<br />
Alte Bischofsstadt und junge Universitätsstadt:<br />
Würzburg gilt als Ort des Barock mit<br />
südlichem Flair und fränkischer Gemütlichkeit.<br />
Meisterwerke der Baukunst aus verschiedenen<br />
Epochen prägen ihr Bild, Kunst,<br />
Kultur und Frankenwein gehören zum<br />
Würzburger Leben und verbreiten eine mit<br />
allen Sinnen erlebbare Atmosphäre. Würzburg<br />
lädt zu einer hin- und mitreißenden<br />
Entdeckungstour durch Zeiten und Stile:<br />
Residenz<br />
174 www.germany.travel
Das UNESCO-Weltkulturerbe Residenz und<br />
die Festung Marienberg sind als Wahrzeichen<br />
Würzburgs weithin bekannt, aber<br />
diese Stadt bietet so viel mehr: die größte<br />
Riemenschneider-Sammlung der Welt. Das<br />
Ensemble der Türme von Dom, Neumünster,<br />
Grafeneckart und Marienheiligtum Käppele.<br />
Die 180 Meter lange Alte Mainbrücke mit<br />
ihren imposanten Heiligenfiguren. Oder,<br />
etwas gegenwärtiger, das Originallabor,<br />
in dem Wilhelm Conrad Röntgen die nach<br />
ihm benannten Strahlen entdeckte.<br />
Christliche Themen und<br />
weltliche Künstler<br />
Schon von Weitem weisen die zwei aufstrebenden<br />
Türme des Domes St. Kilian<br />
den Weg zum Eingang. Unter Bischof Bruno<br />
1040 erbaut, ist er mit seiner Doppelturmfassade<br />
und einer Gesamtlänge von 105<br />
Metern das viertgrößte romanische Kirchengebäude<br />
Deutschlands und ein Hauptwerk<br />
deutscher Baukunst zur Zeit der salischen<br />
Kaiser. Das Museum am Dom stellt rund<br />
300 Bilder und Plastiken aus einem Jahrtausend<br />
aus. Faszinierend das Konzept:<br />
Christliche Motive, die durch moderne und<br />
zeitgenössische – auch in der DDR arbeitende<br />
– Künstler wie Ernst Barlach, Joseph<br />
Beuys, Otto Dix, Dina Draeger, Käthe<br />
Kollwitz, Wolfgang Mattheuer, Werner<br />
Tübke oder Andy Warhol dargestellt wurden,<br />
werden direkt der Auffassung der<br />
alten Meister – Tilman Riemenschneider,<br />
Georg Anton Urlaub, Johann Peter Wagner,<br />
Johann Zick und andere – gegenübergestellt.<br />
Moderner wird es im Museum im Kulturspeicher<br />
am alten Hafen, das auf 3.500 m²<br />
Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart<br />
präsentiert. Und das in zwei Sammlungen<br />
von internationaler Spitzenklasse: Die<br />
Städtische Sammlung, u. a. mit Werken<br />
von Stephan Balkenhol, Carl Grossberg,<br />
Magdalena Jetelová, Camill Leberer, Emy<br />
Roeder und Max Slevogt, und die Sammlung<br />
Konkrete Kunst in Europa nach 1945, u. a.<br />
mit Werken von Hans Arp, Max Bill, Anthony<br />
Caro, Günter Fruhtrunk, Richard Paul Lohse,<br />
Bridget Riley und Victor Vasarely. Kunst<br />
von Welt – für die Welt. Die gibt es auch<br />
im preisgekrönten Kulturspeicher mit der<br />
Sammlung Ruppert: konkrete Kunst in<br />
einzigartigem Ambiente. Und eine Sammlung<br />
antiker Kunst wartet im Martin von<br />
Wagner Museum auf ihre Entdeckung.<br />
Es führt über den Main<br />
eine Brücke aus Stein<br />
An der heutigen Brückenstelle soll bereits<br />
um 1120 die erste Steinbrücke Deutschlands<br />
errichtet worden sein. Aufgrund von Schäden<br />
beschloss man im 15. Jahrhundert einen<br />
Neubau, auszuführen vom Baumeister Hans<br />
von Königshofen. Um 1730 wurde die Brücke<br />
durch die wunderbaren, viereinhalb Meter<br />
hohen barocken Heiligenfiguren bereichert.<br />
Auf welcher Seite des Mains auch immer:<br />
Urige Lokale und traditionelle Weinstuben<br />
mit regionaler fränkischer Küche, aber auch<br />
internationale Spitzenrestaurants, die<br />
keinen Vergleich zu scheuen brauchen, gibt<br />
es überall. Dass man hier den klassischen<br />
Frankenwein, den Bocksbeutel, zum Essen<br />
nimmt, ist ganz selbstverständlich.<br />
Schließlich ist man in Würzburg.<br />
Kulturspeicher Würzburg<br />
175
Würzburg<br />
Wohnlich:<br />
die Fürstbischöfliche Residenz<br />
Die ehemalige Residenz der Würzburger Fürstbischöfe, 1780 fertiggestellt,<br />
gehört zu den bedeutendsten barocken Schlossanlagen in<br />
Europa. An der für ihre Zeit einzigartigen Innenausstattung arbeiteten<br />
drei Generationen von Künstlern und Kunsthandwerkern aus<br />
ganz Europa. Als Meisterwerk gelten die von 1751 bis 1753 entstandenen<br />
Deckenfresken des Venezianers Giovanni Battista Tiepolo im<br />
Kaisersaal und im Treppenhaus. Neben der Residenz selbst sind die<br />
Hofkirche und insgesamt 40 Stilräume mit ihrer prachtvollen Ausstattung<br />
zu besichtigen, die eine Fülle von Möbeln, Wirkteppichen,<br />
Gemälden und anderen Kunstschätzen des 18. Jahrhunderts bergen.<br />
Herrschaftlich:<br />
die Festung Marienberg<br />
Die sich über dem Main erhebende, wehrhaft und anmutig zugleich<br />
wirkende Festung Marienberg ist ein Paradebeispiel für eine mittelalterliche<br />
Burg, die zunächst als Renaissanceschloss und später zur<br />
barocken Festung umgestaltet wurde. Sie ist einer der ältesten<br />
Herrschaftssitze Deutschlands: Schon um 1000 v. Chr. stand hier eine<br />
keltische Fliehburg, im Jahr 706 wurde an dieser Stelle eine Marienkirche<br />
geweiht, um 1200 die Burg begründet. Im innersten Burghof<br />
ist das Fürstenbaumuseum zu besichtigen, das neben kostbaren<br />
Möbeln, Wandteppichen und Gemälden auch den Fürstensaal und<br />
die fürstbischöfliche Schatz- und Paramentenkammer umfasst.<br />
Bekömmlich:<br />
das Weingut Bürgerspital<br />
Das Bürgerspital in einem traumhaft schönen Hof mitten in Würzburg<br />
– auch als „Geburtsstätte des Bocksbeutels“ bezeichnet –<br />
ist ein modernes, der Qualität und Tradition verpflichtetes, fast<br />
700 Jahre altes Spitzenweingut. Typisch sind die unterschiedlich<br />
großen Gewölbestuben – die Sternstube, die Alte Weinstube oder<br />
der Teufelskeller. In gute alte Zeiten entführt auch der Weinkeller,<br />
einer der größten Holzfasskeller Deutschlands mit 220 alten Fässern<br />
aus deutscher Eiche. 750.000 Liter Wein lagern in dem Keller mit<br />
den vielen Tunnelgewölben – vom ehrwürdigen 1893er bis zum<br />
übermütigen Jungwein.<br />
Künstlerisch:<br />
das Museum Kulturspeicher<br />
Im Kulturspeicher, einem ehemaligen Hafengebäude am Rande der<br />
Altstadt, sind neben einem Museum auch das „Bockshorn“ und der<br />
„tanzSpeicher“ zu finden. Ersteres hat sich vor allem den Bereichen<br />
Kabarett, Chanson und Musik verschrieben, wobei die meisten der<br />
hier auftretenden Künstler schon einen gewissen Bekanntheitsgrad<br />
besitzen. Der tanzSpeicher dient als Veranstaltungsort sowohl für<br />
externe Tanzvorführungen als auch für Auftritte des eigenen Ensembles.<br />
Das Museum präsentiert auf rund 3.500 m² Ausstellungsfläche<br />
eine Sammlung mit Werken des 19. bis 21. Jahrhunderts und die<br />
Sammlung konkreter Kunst von P. C. Ruppert.<br />
176 www.germany.travel
Baden mit Flair<br />
Baden-Baden: der Inbegriff von Exklusivität,<br />
Noblesse und gehobenem Lifestyle. Als<br />
Sommerhauptstadt Europas während der<br />
Belle Epoque Treffpunkt der Reichen und<br />
Schönen, ist Baden-Baden heute weltweit<br />
bekannt als Bäder- und Kulturstadt mit<br />
erstklassigem medizinischem Ruf, glanzvollen<br />
Festen und unübertroffener Eleganz.<br />
Ob Kur oder Kultur, ob Wellness oder sein<br />
vornehmes Flair: Baden-Baden bietet von<br />
allem stets das Beste.<br />
Wo sich die Welt verwöhnen lässt<br />
Wasser wird für ganz unterschiedliche<br />
Therapien genutzt. Ob Herz-, Kreislauf-,<br />
Rheuma- oder Gelenkbeschwerden,<br />
Stoffwechsel- oder Atemwegserkrankungen<br />
– die Heilkraft der Quellen fördert das<br />
individuelle Gesundheitsbefinden und die<br />
nachhaltige Genesung der Patienten.<br />
Baden-Baden oder: alles nur vom Feinsten<br />
Hotels von Weltrang, die drei Kilometer<br />
lange, prachtvolle Park- und Gartenanlage<br />
Dazu die Pferderennen auf der berühmten<br />
Galopprennbahn Iffezheim, seit 1858 das<br />
gesellschaftliche Highlight des Jahres. Nicht<br />
zu vergessen und ebenfalls vom weltweit<br />
Besten ist die Gastronomie.<br />
Zahlreiche mit Sternen und Hauben<br />
gekrönte Restaurants, darunter das<br />
Park-Restaurant oder das Le Jardin de France,<br />
locken mit internationalen Köstlichkeiten<br />
und feiner badischer Küche. Ein Tipp für<br />
Gourmets und Freunde des guten Weins ist<br />
Landschaftlich wunderschön gelegen am<br />
Fuße des Schwarzwaldes, bietet Baden-<br />
Baden mit seinen heißen Quellen, exklusiven<br />
Hotels und prachtvollen Park- und<br />
Gartenanlagen den stilvollen Rahmen für<br />
jedes Gesundheitsprogramm. Bereits die<br />
Römer entdeckten die Heilkraft der zwölf<br />
Thermalquellen und bauten hier Bäder, die<br />
noch heute besichtigt werden können. Aus<br />
einer Tiefe von 2.000 Metern sprudelt das<br />
heiße Quellwasser und verwöhnt Gäste aus<br />
aller Welt in der modernen Caracalla-Therme<br />
und dem historischen römisch-irischen<br />
Friedrichsbad. Das bis zu 68°C warme<br />
„Baden-Baden – die vornehmste Art, etwas<br />
für seine Gesundheit zu tun.“<br />
„Lichtentaler Allee“, das schönste Casino<br />
der Welt im schneeweißen Kurhaus, das<br />
zweitgrößte Opern- und Konzerthaus<br />
Europas, Shopping in der wunderschönen<br />
Altstadt, die reizvolle Lage im Dreiländereck<br />
Elsass/Schweiz, das milde Klima: Die<br />
Superlative häufen sich in Baden-Baden.<br />
auch das nahe Rebland. Vor der herrlichen<br />
Kulisse der weitläufigen Weinberge laden<br />
kleine Gasthäuser mit Lokalkolorit ebenso<br />
zu kulinarischen Streifzügen ein wie die<br />
gehobene Gastronomie: z.B. im Schloss<br />
Neuweier oder im Restaurant Zum Alde<br />
Gott. Wohl bekomm's!
Impressum<br />
Konzeption und Gestaltung<br />
M.A.D. Kommunikation, Offenbach, www.mad-kommunikation.de<br />
Lithografie<br />
Venus. Werbeagentur GmbH, Bogen, www. venus-werbung.de<br />
Druck<br />
Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg, www. vogel-druck.de<br />
Bildnachweise:<br />
Alle Bilder von oben nach unten. Titel S. 001: Getty Images; S. 002: Getty Images; S. 005: © Wolfgang Scholvien/visitBerlin.de; © Wolfgang Scholvien/visitBerlin.de; Merten, Hans Peter/DZT;<br />
S. 007: Getty Images; S. 008: Corbis; S. 009: Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; S. 010: Kiedrowski, Rainer/DZT; Merten, Hans Peter/ DZT; Foto: Bernd Schüttke, Berlin; Lehnartz GbR-Lehnartz,<br />
Klaus und Dirk/ DZT; S. 011: Wall Museum at Checkpoint Charlie © Scholvien; © Wolfgang Scholvien/VisitBerlin.de; Lehnartz GbR-Lehnartz, Klaus und Dirk/DZT; Panther Media GmbH; S. 012:<br />
Panther Media GmbH; Deutsche Zentrale für Tourismus e V.; Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; Kiedrowski, Rainer/DZT; S. 013: Anzeige; Anzeige; picture alliance/dpa/dpaweb; Panther Media<br />
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S. 018: picture alliance/Bildagentur-online/McP-Boy; S.019: Deutsches Auswandererhaus; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; BIS Bremerhaven Touristik; S. 021: Panther Media GmbH;<br />
Panther Media GmbH; S. 022: Imago stock&people GmbH; © Foto: Roland Gladasch/DMG; Matthias Creutziger; © HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden; S. 023: Panther<br />
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von Volkswagen; Imago stock&people GmbH; S. 026/027: Imago stock&people GmbH; S. 028: Marek Gehrmann/Wikimedia; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; Foto: Paul Esser; S. 029:<br />
Panther Media GmbH; Foto: Messe Düsseldorf GmbH; Foto: Christian Krüger; picture alliance/Arco Images GmbH; S. 030: Panther Media GmbH; S. 031: Panther Media GmbH; S. 032: picture<br />
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S. 037: Hamburg Tourismus GmbH; Imago stock&people GmbH; © Hamburg Tourismus GmbH; Foto: www.mediaserver.hamburg.de/H.-J. Hett; S. 038: Imago stock&people GmbH; © DZT;<br />
Miniatur Wunderland GmbH 2011; picture alliance/Bildagentur-online/Falkenstein; S. 039: Imago stock&people GmbH; picture alliance/Bildagentur-online; Foto: Andreas Praefcke/Wikimedia;<br />
Panther Media GmbH; S. 041: Foto: Hassan Mahramzadeh; picture alliance; S. 042: picture alliance/dpa; Topel Kommunikation GmbH-Topel, Dirk/DZT; Axel Hindemith/Wikipedia; picture<br />
alliance/ dpa; S. 043: picture alliance/ dpa; © Deutsche Messe AG; picture alliance/dpa; © HMTG; S. 044: Mader, Fritz/DZT; S. 045: Panther Media GmbH; picture alliance/dpa; Ostsee Info-Center<br />
Eckernförde; picture alliance/ dpa; S. 046/047: Panther Media GmbH; S. 048: Ralf Roletschek (talk)-Fahrradtechnik auf fahrradmonteur.de/Wikimedia; Fotodesign Arendt, Ulrich/DZT; Panther<br />
Media GmbH; picture alliance/ ZB; S. 049: © DUE; S. 050: Panther Media GmbH; S. 051: picture alliance/dpa; picture alliance/; Panther Media GmbH; © Kunsthalle Mainz Foto: Norbert Miguletz;<br />
S. 052: picture alliance/ dpa; Getty Images; S. 054: Bavaria Filmstadt 2011; München, Tourismusamt; picture alliance/Süddeutsche Zeitung Photo; picture alliance/Bildagentur Huber; S. 055:<br />
Panther Media GmbH; picture alliance/HB Verlag; picture alliance/Süddeutsche Zeitung Photo; BMW AG; S. 056: Panther Media GmbH; Panther Media GmbH; Imago stock&people GmbH;<br />
Panther Media GmbH; S. 057: Anton Schedlbauer, München; © Museum Brandhorst, Foto: Haydar Koyupinar; S. 058: Panther Media GmbH; S. 059: picture alliance/dpa/dpaweb; S. 060: Panther<br />
Media GmbH; picture alliance/dpa; picture alliance/ZB; picture alliance/ZB; S. 061: picture alliance/dpa; S. 062: www.tourismus.saarland.de; S. 063: Wolfgang Staudt/Wikimedia; Weltkulturerbe<br />
Völklinger Hütte; © Anke Jakob; www.tourismus.saarland.de; S. 064: © Theater Schwerin; S. 066: Panther Media GmbH; FSJKler/Wikipedia; Imago stock&people GmbH; Imago stock& people<br />
GmbH; S. 067: Getty Images; S. 068: Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; S. 069: Stuttgart Marketing GmbH; picture alliance/Bildagentur Huber; © Stuttgart Mercedes Benz Museum; © Märkte<br />
Stuttgart GmbH; S. 071: JuergenG./ Wikipedia; S. 072: Oliver Hebel/Wiesbaden Marketing GmbH; S. 073: Imago stock&people GmbH; S. 074: picture alliance/Bildagentur-online/MMI-KPA;<br />
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S. 077: picture alliance/dpa; © M.Hirsch (www. zuhause-in-aachen.de); picture alliance/Florian Monheim/www.bildarchiv; Copyright: ALRV/Strauch von Chio Aachen; S. 078: Getty Images;<br />
S. 079: Benutzer:pinkman/ Wikipedia; S. 080: User:ReclaM/Wikipedia; Wolfgang B. Kleiner/context medien und verlag Augsburg/Wikipedia; © Michael Bartos, 2009; © Elmar Herr; S. 082: picture<br />
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S. 126: Leipziger Baumwollspinnerei Verwaltungsgesellschaft mbH; Leipziger Messe GmbH; Imago stock&people GmbH; Thomanerchor/Gert Mothes; S. 127: picture alliance/Hartmut Junker;<br />
S. 128: picture alliance/Uwe Gerig; S. 129: Panther Media GmbH; S. 130: Panther Media GmbH; Panther Media GmbH; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; S. 131: picture alliance/dpa; S. 132:<br />
picture alliance/Bildagentur Huber; S. 133: picture alliance/dpa; S. 134: © m:con; Panther Media GmbH; © Stadtmarketing Mannheim GmbH; Wikipedia; S. 135: Mönchengladbach/MGMG; S. 136:<br />
© Foto Oliver Franke, Tourismus NRW e. V.; S. 137: Markus Schinwald, Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, 2005, 1st Part Conditional (Ausschnitt), Foto: Thomas Wrede; S. 138: Panther<br />
Media GmbH; Kunstmuseum Pablo Picasso Münster; Imago stock&people GmbH; Foto: Presseamt Münster/Roman Mensing; S. 139: Corbis; S. 140: picture alliance/Bildagentur Huber; S. 141:<br />
Thomas Hermes/Wikipedia; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; © Museen der Stadt Nürnberg, Christine Dierenbach; S. 142: Daniel Arnold/Wikimedia; S. 143: picture alliance/HB-Verlag;<br />
S. 144: Panther Media GmbH; picture alliance/dpa; S. 146: Regensburg Tourismus GmbH; picture alliance/dpa; Peter Bubenik/Wikimedia; picture alliance/dpa/dpaweb; S. 148: Krüger, Norbert/<br />
DZT; S. 149: Panther Media GmbH; S. 150: © DZT; Panther Media GmbH; picture alliance/ZB; Norbert Kaiser/Wikipedia; S. 151: red dot design museum; S. 152: Getty Images; S. 153: Stadt Bochum,<br />
Presse- und Informationsamt; S. 154: Tourismus & Marketing Oberhausen GmbH; S. 155: picture alliance/dpa; Imago stock&people GmbH; Imago stock&people GmbH; picture alliance/<br />
augenklick/firo Sportphoto; S. 156: Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt; picture alliance/Florian Monheim; Rainer Halama/Wikipedia; Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt; S. 157:<br />
Dortmund, Kongress Tourismus Service; Ruhrgebiet Tourismus GmbH; DORTMUNDtourismus/Carsten Schmitz; Ruhr Tourismus GmbH; S. 158: ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V.;<br />
DZT/ Landschaftspark Duisburg-Nord GmbH; © Duisburg Innenhafen/Thomas Rubbin; Paul Sippel – www.rheinruhronline.de; S. 159: Keute, Jochen/DZT; Ruhr Tourismus GmbH; picture alliance/<br />
dpa; picture alliance/dpa; S. 160: Tourismus & Marketing Oberhausen GmbH; Rainer Halama/Wikimedia; picture alliance/Arco Images GmbH; © Gasometer/Tourismus & Marketing<br />
Oberhausen; S. 161: Dr. Aubert, Hans-J./DZT; S. 162: Corbis; S. 163: Merten, Hans Peter/DZT; Medienfabrik Trier, http://www.medienfabrik-trier.de/; Wikimedia; Marth, Gundhard/DZT; Copyright:<br />
Fred Kellner; S. 164: Ulm, Verkehrsamt; S. 165: © Christoph Seeberger; S. 166: Panther Media GmbH; Panther Media GmbH; Panther Media GmbH; © Museum der Brotkultur; S. 167: Deutsche<br />
Zentrale für Tourismus e.V.; S. 168: © Philipp Schöpfer & Daniel Klapsing; S. 169: Foto Roland Wehking/Thüringer Tourismus GmbH; Thüringer Tourismus GmbH; picture alliance/ZB; Most Curious/<br />
Wikipedia; S. 170: Foto: Klemens Ortmeyer; S. 171: Mark Henderson; Phaeno Deutschland; picture alliance/Bildagentur-online/Klein; designeroutlets.com; S. 172: Krüger, Torsten/DZT; S. 173: Panther<br />
Media GmbH; picture alliance/dpa; © Historische Stadthalle Wuppertal GmbH; picture alliance/dpa; S. 174: Foto-Design Ernst Wrba/DZT; S. 175: picture alliance/dpa; S. 176: Panther Media GmbH;<br />
Panther Media GmbH; Copyright by Bürgerspital; picture alliance/dpa.<br />
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