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Lebendige Städte

Lebendige Städte - Jimdo

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www.germany.travel<br />

<strong>Lebendige</strong> <strong>Städte</strong><br />

Lifestyle, Kultur und Freizeit<br />

Reiseland Deutschland<br />

<strong>Städte</strong> und Metropolen


Vorwort


dieser Region. In Baden-Württemberg feiert man<br />

2011 das Jubiläum der Erfindung des Automobils in<br />

Deutschland – in der Hauptstadt Stuttgart, aber auch<br />

in zahlreichen größeren und kleineren <strong>Städte</strong>n wie z. B.<br />

Karlsruhe und Mannheim. Und auch andere Leuchttürme<br />

der Automobillandschaft in Deutschland haben<br />

sich gerüstet, Autofans und <strong>Städte</strong>reisende aus aller<br />

Welt mit Events und Ausstellungen zu begeistern.<br />

Petra Hedorfer,<br />

Vorsitzende des<br />

Vorstandes der DZT<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

das Reiseland Deutschland ist attraktiver denn je.<br />

Im abgelaufenen Jahr 2010 konnte erstmals die<br />

Rekordmarke von 60 Millionen Übernachtungen<br />

ausländischer Gäste durchbrochen werden. Deutschland<br />

zählt damit zu den beliebtesten internationalen<br />

Reisedestinationen der Welt.<br />

Getragen wird die Attraktivität des Reiselandes<br />

Deutschland ganz maßgeblich von den Landeshauptstädten<br />

und Metropolen, die unterschiedlicher und<br />

spannungsreicher nicht sein könnten. Es sind insbesondere<br />

die <strong>Städte</strong>, die Besucher aus aller Welt in<br />

ihren Bann ziehen. Dabei sind wir nicht nur ein führender<br />

Messe- und Kongressstandort, sondern auch<br />

Museen, modernes Design, Musik und Shopping<br />

oder Events stehen im Mittelpunkt von Deutschlandreisen.<br />

Zusammen mit einer perfekten Infrastruktur,<br />

Topqualität in allen Beherbergungskategorien vom<br />

städtischen Wohnmobilplatz bis zum Fünf-Sterne-<br />

Hotel und einer internationalen Spitzengastronomie<br />

machen sie jede <strong>Städte</strong>reise zu einem wirklichen<br />

Erlebnis.<br />

Deutschland ist weltweit Kulturreiseziel Nummer<br />

zwei der Europäer. Doch spätestens nach dem Fußballfest<br />

2006 steht das Reiseland mit seinen Metropolen<br />

auch für Sportbegeisterung. Die aufsehenerregenden<br />

Stadien mit ihrer modernen Architektur<br />

und ihren technischen Errungenschaften sind Anziehungspunkte<br />

für Besucher aus aller Welt. Bei der<br />

FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011 TM<br />

werden diesmal neben Berlin mit dem Eröffnungsspiel<br />

auch kleinere Stadien in den Fokus des internationalen<br />

Publikums gerückt. Insgesamt neun <strong>Städte</strong> freuen sich<br />

als Austragungsorte auf das Sommermärchen 2011.<br />

Die neue Broschüre „<strong>Lebendige</strong> <strong>Städte</strong> in Deutschland“<br />

gibt <strong>Städte</strong>reisenden aus dem Ausland einen<br />

schnellen und umfassenden Überblick über die<br />

Landeshauptstädte und weitere rund 40 der beliebtesten<br />

deutschen Großstädte, sie stellt sie<br />

aus führlich als Kulturdestination mit ihren Besonderheiten<br />

und Highlights vor. Die großzügige und<br />

moderne Gestaltung weckt Lust auf eine Rundreise<br />

durch Deutschlands einzigartige Metropolen.<br />

Herzlich willkommen im Reiseland Deutschland.<br />

Deutschland und seine <strong>Städte</strong> besinnen sich auch<br />

auf die Geschichte ihrer industriellen Entwicklung<br />

und ihren Erfindungsreichtum: Mit RUHR.2010 schufen<br />

Essen und das Ruhrgebiet mit seinen 53 <strong>Städte</strong>n<br />

aus den stillgelegten Zechen – eindrucksvolle Hinterlassenschaften<br />

der europäischen Industrialisierung –<br />

eine bleibende Heimat für die moderne Kulturszene in<br />

3


Möglich<br />

keiten<br />

Für Ihre besten Reisepläne: www. germany. travel<br />

4 www.germany.travel


So wird schon die Reiseplanung zum<br />

puren Vergnügen: Mit dem neuen<br />

Deutschland-Reiseportal im Internet<br />

und unseren informativen Broschüren können<br />

Sie ganz sicher sein, dass Ihnen nichts<br />

entgeht. Zum Beispiel <strong>Städte</strong>reisen: Vom<br />

verträumten Fachwerkstädtchen bis zur<br />

mondänen Metropole haben Sie das volle<br />

Programm zur Verfügung. Aber Deutschland<br />

ist auch Wandern und Radfahren,<br />

Gesundheit und Wellness, Schlösser, Parks<br />

und Gärten, UNESCO-Weltkulturerbe,<br />

Ferienstraßen, Events, Messen und Business.<br />

Und das für Aktive und Erholungssuchende,<br />

Singles und Familien, Jugendliche<br />

und Senioren, Schwule und Lesben,<br />

Honeymooner und Handicapped.<br />

Die interaktive Deutschlandkarte:<br />

alles, was Sie interessieren könnte<br />

Planen Sie los! Mit der interaktiven Deutschlandkarte<br />

im Reiseportal www.germany.<br />

travel ist es fast schon so, als ob Sie selbst da<br />

wären. Ob Sie eine Region interessiert oder<br />

Damit Sie garantiert nichts versäumen,<br />

bietet unser Reiseportal außerdem einen<br />

topaktuellen Veranstaltungskalender. Da<br />

sind nicht nur die ganz großen Feste wie das<br />

Oktoberfest in München oder der Cannstatter<br />

Wasen zu finden, sondern – alles. Genau<br />

zu Ihrer Reisezeit, in Ihrer Wunschregion.<br />

Von der Kieler Woche bis zu Rhein in Flammen,<br />

vom kleinen, feinen Jazzfestival bis<br />

zum Riesen-Open-Air, von Klassik oder<br />

Weltmusik über Theater, Oper und Kabarett,<br />

Galerien und Museen, Straßenfeste, Stadtfeste,<br />

Weinfeste bis zu den wunderbaren<br />

Mittelalter- oder Weihnachtsmärkten: Sie<br />

sind herzlich eingeladen. Und wissen schon<br />

vorher, worauf Sie sich freuen können.<br />

Ihr persönliches Reiseportal:<br />

so individuell wie Ihre Vorfreude<br />

Sie können alles auch auf Facebook übertragen,<br />

mit Freunden teilen, aktualisieren,<br />

erweitern ... Und wenn Sie es ausdrucken,<br />

haben Sie Ihren ganz persönlichen Reiseführer<br />

in der Tasche. Vielleicht ergänzt um<br />

die eine oder andere Broschüre, die Sie<br />

gleich mit downloaden können.<br />

Suchen, finden, buchen:<br />

das Reisebüro zu Hause<br />

In Frankfurt das Hotel. In Hamburg der<br />

Musical-Besuch. In Berlin die Sightseeing-<br />

Tour. Und im Bayerischen Wald ein kleines<br />

Wellnessprogramm: Auf dem Deutschland-<br />

Reiseportal finden Sie eine riesige Auswahl<br />

an Angeboten unserer Partner. Und natürlich<br />

finden Sie hier alle Informationen zur<br />

An- und Weiterreise. Ob mit dem Auto, per<br />

Bahn, Schiff oder mit dem Flugzeug. Luxushotel,<br />

familiäre Pension oder Jugendherberge?<br />

Hier haben Sie die Wahl. Wie sind die<br />

Einreisebestimmungen? Brauche ich eine<br />

Impfung? Hier erfahren Sie es. Ebenso wie<br />

alles andere, was Sie interessieren könnte:<br />

JUN<br />

15<br />

JUN<br />

16<br />

JUN<br />

17<br />

11:00 Sightseeing am Potsdamer Platz. 13:00 Joggen und Radfahren im Grünen. 16:00 Ein Besuch im Pergamonmuseum.<br />

eine Stadt, ob Sie wissen möchten, wo was<br />

wann los ist oder wo was zu sehen ist: Die<br />

Deutschlandkarte zeigt es Ihnen. Wo gibt es<br />

die besten Wellnessangebote? Was tut sich<br />

kulturell? Was hat diese Stadt, was andere<br />

nicht haben? – Übersehen Sie nichts von<br />

dem, was Ihre Wunschregion bietet. Und<br />

schauen Sie einfach mal, was es dort gibt ...<br />

oder da ...<br />

Haben Sie etwas gefunden? – Kein Grund,<br />

Papier und Bleistift zu zücken: Merken Sie<br />

sich alles in Ihrem persönlichen Reiseplaner<br />

auf einen Klick. Hier eine interessante Ausstellung?<br />

Klick. Da einen schönen Wanderweg<br />

entdeckt? Klick. Wie in einem Einkaufswagen<br />

stellen Sie ihre Wunschreise zusammen,<br />

speichern sie ab, und Ihr Reiseplaner<br />

zeigt Ihnen die genaue Route. Mit allen<br />

Entfernungen. Mit dem Auto oder mit der<br />

Bahn. Mit dem voraussichtlichen Reisewetter.<br />

Als registrierter Benutzer können Sie Ihre<br />

Route(n) unter „Mein Reiseland Deutschland“<br />

jederzeit von jedem Rechner oder<br />

mobilen Gerät abrufen.<br />

Wetterinformationen, örtliche Touristenbüros,<br />

Deutschland in Zahlen und Fakten ...<br />

und vieles mehr.<br />

Es ist so einfach, Deutschland zu entdecken.<br />

www.germany.travel<br />

5


ERLEBEN SIE EINZIGARTIGE INDUSTRIEKULTUR<br />

HAUTNAH – UNESCO-WELTERBE ZOLLVEREIN<br />

PORTAL DER INDUSTRIEKULTUR<br />

THE PALACE OF PROJECTS<br />

ZOLLVEREIN ® PARK<br />

DENKMALPFAD ZOLLVEREIN ®<br />

RUHR MUSEUM<br />

AUSSTELLUNGEN<br />

KONZERTE<br />

SHOPS UND ATELIERS<br />

RESTAURANTS & CAFÉS<br />

THEATER & TANZ<br />

www.zollverein.de<br />

Welterbe Zollverein<br />

Gelsenkirchener Straße 181<br />

DE-45309 Essen


INHALT<br />

Von A nach B so nah!<br />

Landeshauptstädte<br />

Berlin – Weltoffen 8<br />

Bremen – Stadtgespräch 14<br />

Bremen/Bremerhaven – Fernwehhafen 18<br />

Dresden – Wahrzeichen20<br />

Düsseldorf – Rheinschönheit26<br />

Düsseldorf/Neuss – Römerhafen30<br />

Düsseldorf/Ratingen –<br />

Kleine Schwester 31<br />

Erfurt – Ostwärts32<br />

Hamburg – Welthafen35<br />

Hannover – Herrenhaus40<br />

Kiel – Hafenträume44<br />

Magdeburg – Doppelgestirn46<br />

Mainz – Buntes Treiben 49<br />

München – Charmeoffensive52<br />

Potsdam – Preußenresidenz58<br />

Saarbrücken – Sympathiebonus61<br />

Schwerin – Wolkenspiegelung64<br />

Stuttgart – Kunstweltstadt 67<br />

Stuttgart/Sindelfingen –<br />

Schwabenpower71<br />

Wiesbaden – Anspruchsdenken 72<br />

Aachen – Europastadt 75<br />

Augsburg – Reich & schön 78<br />

Bielefeld – Kaufmannstalent 82<br />

Bonn – Zeitgeschichte 84<br />

Braunschweig – Löwenstark 88<br />

Chemnitz – Kontrastprogramm 90<br />

Darmstadt – Jugendstil 92<br />

Frankfurt – Höhenluft 94<br />

Frankfurt/Offenbach –<br />

Kreativzentrum 99<br />

Freiburg – Sonnenstadt 100<br />

Göttingen – Nobelpreiswürdig 103<br />

Heidelberg – Liebesaffäre 105<br />

Ingolstadt – Bürgerstolz 107<br />

Jena – Spitzenniveau 109<br />

Karlsruhe – Fächerstadt 111<br />

Kassel – Märchenstunden 113<br />

Koblenz – Rheinromantik 116<br />

Köln – Frohnatur118<br />

Krefeld – Modecenter123<br />

Leipzig – Heldenstadt 124<br />

Leverkusen – Selbstfindung 127<br />

Lübeck – Kaufmannsehre 128<br />

Ludwigshafen – Erfolgsformel 131<br />

Mannheim – Erfindergeist 132<br />

Mönchengladbach –<br />

Niederrheinmetropole135<br />

Münster – Fahrradtour 136<br />

Nürnberg – Christkindheimat 139<br />

Nürnberg/Erlangen –<br />

Barockideale142<br />

Nürnberg/Fürth –<br />

Geschichtssinn143<br />

Regensburg – Altstadtkönigin 144<br />

Rostock – Nordlicht 148<br />

Ruhrgebiet – Rollenwechsel 151<br />

Essen, Dortmund, Bochum,<br />

Duisburg, Oberhausen<br />

Trier – Antikenspiel 161<br />

Ulm – Himmelsstürmer 164<br />

Weimar – Geistesgeschichten 167<br />

Wolfsburg– Architekturmuseum 170<br />

Wuppertal – Bewegungstalent 172<br />

Würzburg – Barockpracht 174<br />

7


Berlin<br />

Welt offen<br />

Berlin – oder: Wie sich eine Metropole neu erfindet<br />

8 www.germany.travel<br />

Regierungsviertel


Potsdamer Platz<br />

Als Weltstadt in der Mitte des<br />

Kontinents, kreativ und pulsierend<br />

wie nie zuvor und Magnet für<br />

Millionen Besucher, als Metropole eines<br />

offenen, internationalen und gastfreundlichen<br />

Landes repräsentiert Berlin heute<br />

ein neues Deutschland, wie es die Welt<br />

so nicht kannte. Fröhlich, ausgelassen,<br />

manchmal ein bisschen frech, tolerant und<br />

von ent spannter Leichtigkeit. „Ganz Berlin<br />

ist eine Wolke“: Der alte Spruch stimmt<br />

wieder, und das ganz sicher mehr denn je.<br />

Kreativmetropole Europas:<br />

von klassisch bis ausgeflippt<br />

Regenten kamen und gingen, aber Berlin<br />

ist geblieben und erlebt heute, mehr als 20<br />

Jahre nach dem Mauerfall, eine neue, große<br />

Zeit. Kreativhauptstadt, Eldorado für Künst -<br />

ler aus aller Welt, Szenestadt, Modestadt,<br />

Designstadt, Musikstadt – und vieles mehr.<br />

Wenn auch an der Architektur, beispielsweise<br />

am Potsdamer Platz, einem kühnen,<br />

raumgreifenden Monument der Postmoderne,<br />

die Veränderung der Stadt am deutlichsten<br />

sichtbar wird, so sind es doch ihr<br />

kreati ves Klima, ihr schöpferischer Impetus,<br />

ihr rast- und ruheloser Gestaltungswille,<br />

die das neue Berlin vielleicht am besten<br />

charakterisieren. Kreativ war Berlin immer,<br />

ob zu Zeiten der Preußenkönige oder in<br />

den „goldenen 20er Jahren“; Theater, Tanz,<br />

Literatur, Kabarett, Musik, Malerei – jede<br />

Kunstform und Kunst in jeder Form prägten<br />

die Stadt über Jahrzehnte und Jahrhunderte.<br />

Eine kaum zu benennende Zahl eindrucksvoller<br />

Museen, viele davon im Ostteil der<br />

Stadt, unweit des Prachtboulevards Unter<br />

den Linden, zeugt von den glanzvollen<br />

Kunst- und Kulturepochen der Stadt. Doch<br />

heute ist es noch einmal anders; Kunst ist<br />

allgegenwärtig, geschaffen von über 20.000<br />

bildenden Künstlern, spürbar im öffentlichen<br />

Raum wie in den zahllosen Hinterhöfen<br />

trendiger Stadtteile wie Kreuzberg oder<br />

Prenzlauer Berg, sichtbar in durchgestylten<br />

Galerien ebenso wie an Hauswänden und in<br />

alternativen Kunstzentren. Doch ist Berlin<br />

auch abseits autonomer Kunstformen eines<br />

der spannendsten und vitalsten Kunstzentren<br />

der Welt: Meetings und Messen von Weltrang<br />

haben in Berlin ihren Platz und ihr Publikum.<br />

Was immer Sie vorhaben: In Berlin kommen<br />

Sie auf Ihre Kosten. Dies übrigens auch in dem<br />

Sinne, dass Berlin eine wirklich preiswerte<br />

Stadt geblieben ist, sozusagen eine ehrliche<br />

Stadt mit ehrlichen Preisen. Spätestens dann,<br />

wenn Sie an einem der unzähligen Imbissstände<br />

das Berliner Nationalgericht verdrücken,<br />

die berühmte Currywurst, werden Sie<br />

es selbst feststellen: Berlin und die Berliner<br />

sind echt, direkt, unkompliziert. Einfach zum<br />

Gernhaben – und Wiederkommen.<br />

Die andere Seite Berlins:<br />

Flüsse, Seen, Strände, Wälder<br />

Auch das ist Berlin: Ruhe, Erholung und<br />

Entspannung pur. Und das nicht nur in den<br />

Parks der inneren Bezirke wie dem Tiergarten<br />

„Was heißt Karriere zu machen anderes,<br />

als in Berlin zu leben?<br />

Und was heißt in Berlin zu leben anderes,<br />

als Karriere zu machen?“<br />

oder dem Charlottenburger Schlosspark.<br />

So lädt der größte Stadtwald Deutschlands<br />

auf 29.000 Hektar zu erholsamen Wanderungen<br />

ein. 360 Kilometer Uferpromenaden<br />

entlang der 13 Seen und fünf Flüsse auf<br />

dem Stadtgebiet lassen den Gast eintauchen<br />

in eine Welt abseits vom Trubel und dem<br />

lärmenden Geschehen der Metropole.<br />

Gerade die Seen und die sie umgebenden<br />

Auenlandschaften sind wunderschöne<br />

Naturparadiese – von der Krummen Lanke<br />

und dem Wannsee, einer riesigen Verbreiterung<br />

der Havel, bis zum größten der Berliner<br />

Seen, dem Müggelsee im Südosten der Stadt.<br />

9


Berlin<br />

Durchgang zur Geschichte:<br />

das Brandenburger Tor<br />

Kein Berliner Bauwerk ist in der ganzen Welt so bekannt wie das<br />

Brandenburger Tor, erbaut 1789-1791 nach einem Entwurf von<br />

C. G. Langhans am Pariser Platz mitten im Zentrum. Mit dem Bau<br />

der Berliner Mauer 1961 war das Brandenburger Tor für 28 Jahre<br />

unpassierbar geworden. Als Wahrzeichen und Symbol der Wiedervereinigung<br />

repräsentiert es heute beispielhaft Gegenwart und<br />

Geschichte der Stadt. Sechs dorische Säulen tragen das Bauwerk,<br />

dessen Durchgänge nur noch für Fußgänger offen sind. Die berühmte<br />

Quadriga, die die Siegesgöttin Victoria auf einer Kutsche mit<br />

vier vorgespannten Pferden darstellt, wurde 1794 aufgestellt.<br />

Die Eleganz der Macht:<br />

das Regierungsviertel<br />

Der Weg durch die Wilhelmstraße quer durch das alte und neue<br />

Regierungs- und Botschaftsviertel führt Richtung Brandenburger<br />

Tor und Reichstag. Eine gelungene Verbindung von Bestehendem<br />

und Neuem und repräsentative, aber nicht abweisende Eleganz<br />

kennzeichnen die Ministeriumsbauten und besonders das Bundeskanzleramt.<br />

Von hier fällt der Blick auf den Reichstag, eine der ganz<br />

großen Sehenswürdigkeiten Berlins. Vor allem die gläserne Kuppel,<br />

ein Werk des britischen Stararchitekten Norman Foster, entwickelte<br />

sich zu einem Magneten für Touristen aus aller Welt.<br />

Stelldichein der Stars:<br />

Berlinale-Filmfestspiele<br />

Das größte Kulturereignis der Stadt und eines der wichtigsten<br />

Events der internationalen Filmindustrie: Was für die USA die Oscar-<br />

Verleihung ist, ist für Deutschland die Berlinale. Stars und Sternchen,<br />

Kunst und Kommerz, Glanz und Glamour auf einem Fest der Superlative<br />

mit 270.000 Besuchern, 4.000 Journalisten und bis zu 400<br />

Filmen, meist Welt- oder Europapremieren. Ein Mammutereignis,<br />

aber auch ein Fest der Begegnung und Diskussionen. Internationales<br />

Kino, Independent, Arthouse, junges Kino, Neuentdeckungen des<br />

deutschen Kinos, „entfernte“ Filmländer, experimentelles Kino:<br />

die Berlinale ist alles – und mehr.<br />

Schatzkammer der Menschheit:<br />

die Museumsinsel<br />

Das UNESCO-Welterbe Museumsinsel im Herzen Berlins ist einer<br />

der größten Anziehungspunkte – für Touristen aus aller Welt und<br />

für die Berliner selbst. Kulturschätze von kaum zu übertreffendem<br />

Wert finden sich hier in einem der wichtigsten Museumskomplexe<br />

der Welt: Altes Museum, Neues Museum, Alte Nationalgalerie,<br />

Bode-Museum und Pergamonmuseum nehmen den Besucher mit<br />

auf eine faszinierende Kunst- und Kulturreise vom Zweistromland<br />

über Ägypten, Griechenland, Rom, Byzanz, die islamische Welt bis<br />

ins Mittelalter, die Neuzeit und die Romantik des 19. Jahrhunderts.<br />

10 www.germany.travel


Das Mauermuseum im Haus am<br />

Checkpoint Charlie<br />

Das schon 1962, kurz nach dem Bau der Mauer, eröffnete Museum<br />

am legendären Grenzübergang Checkpoint Charlie dokumentiert<br />

die Geschichte der deutschen Teilung und gehört zu den meistbesuchten<br />

Museen der Stadt. Als Symbol für die Auseinandersetzung<br />

zwischen den Weltmächten war der Checkpoint Charlie zum bekanntesten<br />

der innerstädtischen Kontrollpunkte geworden. Das<br />

Museum Haus am Checkpoint Charlie zeigt eine ständige Ausstellung<br />

zur Geschichte der Berliner Mauer und zu vielen verwandten<br />

Themen – von DDR-Staatssicherheit über Opposition und Widerstand<br />

bis zum Fall der Mauer am 9. November 1989.<br />

Das Denkmal für die<br />

ermordeten Juden Europas<br />

Dass namenlose Verbrechen in Berlin ihren Ursprung hatten,<br />

davon zeugt das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ am<br />

nördlichen Ende der Wilhelmstraße und in unmittelbarer Nähe des<br />

Brandenburger Tors. Auf knapp 19.000 m wurden nach dem Entwurf<br />

des New Yorker Architekten Peter Eisenman 2.711 Stelen installiert.<br />

Der unter dem wellenförmigen Stelenfeld gelegene „Ort der<br />

Information“ dokumentiert in einer Ausstellung Verfolgung und<br />

Ermordung der europäischen Juden. Ein Ort der Trauer, ein Ort<br />

der Versöhnung und vielleicht des Verzeihens, nicht aber<br />

des Vergessens.<br />

Berlin wie damals: die Hackeschen Höfe<br />

Die Hackeschen Höfe vermitteln in einem einzigartigen Umfeld<br />

Geschichte und Geschichten über die Lebensart von Berlin-Mitte.<br />

Sie bilden das größte geschlossene Hofareal Deutschlands und<br />

stehen seit 1977 unter Denkmalschutz. Mit diesem äußerst belieb<br />

ten Ensemble wurde ein echtes Stück Alt-Berlin wieder zum<br />

Leben erweckt. Auf dem Areal mit seiner einzigartigen, typisch<br />

berlinerischen Hinterhofatmosphäre residieren in bunter Mischung<br />

Kunstgalerien, Kinos, Theater und Varietés, Kneipen, Restaurants<br />

und Bars, nette kleine Geschäfte und Flagship Stores großer<br />

Konzerne.<br />

Hoch hinaus: der Berliner Fernsehturm<br />

Mit seinen 368 Metern ist der Berliner Fernsehturm das höchste<br />

Bauwerk Deutschlands. Er steht im historischen Zentrum Berlins<br />

direkt neben der mittelalterlichen Marienkirche nicht weit entfernt<br />

vom Roten Rathaus und unmittelbar westlich des Alexanderplatzes.<br />

Die Aussichtsplattformen auf über 200 Metern Höhe bieten einen<br />

grandiosen Rundblick über die Stadt. Der Turm wurde 1969 zu<br />

DDR-Zeiten eröffnet – wie man heute erzählt, waren die Architekten<br />

zu diesem Ereignis nicht eingeladen. Der Grund: Die damaligen<br />

Machthaber ärgerten sich über die kreuzförmige Reflexion in der<br />

Verkleidung – genannt „die Rache des Papstes“.<br />

11


Berlin<br />

The show must go on:<br />

Friedrichstadtpalast<br />

Keine andere Bühne in Deutschland hat sich dem Revuetheater<br />

in der Tradition der 1920er Jahre so verschrieben wie die des<br />

Friedrichstadtpalasts. Glanz und Glamour, aufwendige Revuen,<br />

ein betörendes Schauspiel aus Lichtern und Farben, Tanz und<br />

Akrobatik erwarten den Besucher – ebenso wie Showstars aus<br />

aller Welt, die sich an dieser kulturhistorischen Stätte die Klinke<br />

der Garderobentür in die Hand geben. Knapp 1.900 Besuchern<br />

bietet der Palast an der Friedrichstraße Platz, der auch bei unterschiedlich<br />

großen Medienereignissen gerne als Veranstaltungs -<br />

ort genutzt wird.<br />

Stille Einkehr am Lustgarten:<br />

der Berliner Dom<br />

Der Berliner Dom, erbaut auf dem nördlichen Teil der Spreeinsel, ist<br />

die größte Kirche Berlins und versteht sich als ein zentraler Ort der<br />

evangelischen Kirche in Deutschland. Weit über die Grenzen der Kirchengemeinde<br />

und der Stadt hinaus zieht er Jahr für Jahr viele Tausend<br />

Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland an. Der<br />

1894 bis 1905 nach Plänen von Julius Raschdorff in Anlehnung an die<br />

italienische Hochrenaissance und den Barock erbaute Dom gehört zu<br />

den bedeutendsten Kirchenbauten in Deutschland. Das Hauptportal<br />

ist über die kleine Parkanlage des Lustgartens zu erreichen.<br />

Mahnmal für den Frieden:<br />

die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche<br />

Am 1. September 1895 wurde die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche<br />

eingeweiht, ein neoromanischer Bau mit gotischen Elementen.<br />

Namhafte Künstler schufen seine großartigen Mosaiken, Reliefs und<br />

Skulpturen. Ein Bombenangriff zerstörte die Kirche im November 1943;<br />

ihre Turmruine wurde bald zum Mahnmal und schließlich zum Wahrzeichen<br />

des Westteils der Stadt. Im Dezember 1961 wurde die von<br />

Egon Eiermann entworfene neue Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche<br />

eingeweiht, weltbekannt ist sie wegen der blauen Glaswände und<br />

der unglaublichen Akustik im Inneren: Man steht im Zentrum der<br />

Millionenmetropole – und kann eine Stecknadel fallen hören.<br />

Gut und sehr teuer: das Quartier 206<br />

Hier treffen Sie auf Schritt und Tritt auf Mode, Kosmetik und<br />

Interieur-Design der Luxusklasse! Das Quartier beherbergt Shops<br />

von DKNY, Etro, Strenesse, Gabriele Strehle, Gucci, den Optiker B54<br />

und das Einrichtungshaus Out of Asia. Sehenswert ist die Architektur<br />

mit Glasprismen, mediterranem Atrium und venezianischen Mosaiken.<br />

Ein Konsumtempel der absoluten Extraklasse. Im Department<br />

Store 206 gibt es eine feine Auswahl der schönsten (und teuersten)<br />

Dinge der Welt, Kollektionen und Konfektionen, die zum Teil erstmalig<br />

auf dem deutschen Markt zu haben sind.<br />

12 www.germany.travel


Anzeige<br />

Zwei Jahrtausende<br />

deutsch-jüdische Geschichte<br />

Das Jüdische Museum Berlin ist ein Muss für jeden Berlin-Besucher.<br />

Die Dauerausstellung in der eindrucksvollen Architektur von Daniel<br />

Libeskind lädt zu einer Entdeckungsreise durch die deutsch-jüdische<br />

Geschichte ein. In 13 Epochenbildern vom Mittelalter bis zur Gegenwart<br />

erzählen Alltags- und Kunstobjekte, Fotos und Briefe, interaktive Elemente<br />

und Medienstationen von jüdischer Kultur in Deutschland und<br />

zeigen, wie eng jüdisches Leben mit der deutschen Geschichte verwoben<br />

ist. Wechselnde Sonderausstellungen ergänzen das Programm.<br />

www.jmberlin.de<br />

Anzeige<br />

Deutsches Historisches Museum<br />

Das Deutsche Historische Museum präsentiert sich heute in zwei<br />

Gebäuden: Im einzigartigen barocken Zeughaus Unter den Linden<br />

zeigt es seine Ständige Ausstellung „Deutsche Geschichte in Bildern<br />

und Zeugnissen“ mit mehr als 8.000 Objekten zur deutschen<br />

Geschichte im europäischen Kontext.<br />

In der modernen Ausstellungs halle des berühmten chinesischamerikanischen<br />

Architekten I. M. Pei sind auf vier Ausstellungsebenen<br />

die zahl rei chen wechselnden Sonderausstellungen zu bedeutenden<br />

Geschichtsereignissen zu sehen.<br />

www.dhm.de<br />

Im Lauf der Zeiten:<br />

der Jüdische Friedhof Weißensee<br />

Der Jüdische Friedhof Weißensee ist eine der beeindruckendsten jüdischen<br />

Begräbnisstätten in ganz Europa. Die Namen, die hier zu finden<br />

sind, erzählen in eindrucksvoller Weise die Blüte der jüdischen Gemeinde<br />

im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gleichzeitig aber auch<br />

von der Tragik ihres Untergangs. 1880 angelegt, ist er der flächenmäßig<br />

größte erhaltene jüdische Friedhof Europas mit 115.000 Grabstellen.<br />

Seit den 1970er Jahren steht er unter Denkmalschutz. Entlang der<br />

Hauptwege und an besonders angelegten Ehrenreihen finden sich<br />

mo- numentale Grabmäler verdienstvoller jüdischer Bürger; ein Gedenkstein<br />

erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung.<br />

Wassersportparadies im Grünen:<br />

der Wannsee<br />

Wenn die Sonne scheint, zieht es die Berliner an den Wannsee.<br />

Nicht nur, dass es hier herrliche Spazierwege abseits der Großstadt<br />

gibt, der Wannsee ist auch ein echtes Paradies für Wassersportler.<br />

Ein paar Minuten entfernt vom S-Bahnhof Wannsee, kann man hier<br />

baden, tauchen, paddeln, rudern, segeln – und sich einfach einen<br />

schönen Tag machen. Bei einem Törn über den See bieten die<br />

ausladenden Gartenanlagen der umliegenden Anwesen großartige<br />

Ansichten, und in den vielen kleinen Buchten gibt es Gelegenheit<br />

zum Pausemachen und Picknicken. Und in schattigen Gartenwirtschaften<br />

schmeckt die Berliner Weiße gleich noch mal so gut.<br />

13


Bremen<br />

Bremer Stadtmusikanten am Alten Rathaus<br />

Stadtmusikanten und vernagelte Altstadt: Bremen<br />

Stadt<br />

gespräch<br />

14 www.germany.travel


Eine moderne Stadt mitten im Leben<br />

mit großer maritimer Vergangenheit:<br />

Ihre Wurzeln haben die Stadt<br />

zu einem internationalen und weltoffenen<br />

Platz gemacht. Liberalität und Toleranz,<br />

über Jahrhunderte gewachsen, prägen das<br />

Miteinander der Menschen. Man spürt es<br />

auf Schritt und Tritt: Hier ist gut sein. Altes<br />

bewahren, Neues erproben – seit je ist<br />

dies das Bremer Erfolgsprinzip.<br />

Spürbare Geschichte und ein<br />

Esel, der Wünsche erfüllt<br />

Mehr als 1.200 Jahre zählt die Stadtgeschichte,<br />

und sie wird intensiv spürbar am groß -<br />

artigen Barock- und Renaissance-Ensemble<br />

des Marktplatzes mit dem Rathaus und der<br />

Roland-Statue, mit noblen Patrizierhäusern<br />

und dem „Schütting“, Bremens traditionsreicher<br />

Handelskammer.<br />

Für einen Rundgang zu den wichtigsten<br />

Sehenswürdigkeiten ist nicht mal ein<br />

Stadtplan nötig: 2.000 Nägel aus Messing<br />

und Stahl führen vom Lieb frauen-Kirchhof<br />

über den Marktplatz zur Böttcherstraße,<br />

einst Handwerkergasse, heute Kunst- und<br />

Kulturzentrum und ein Glanzlicht europäischer<br />

Kulturgeschichte. Und auch den<br />

Bremer Stadtmusikanten begegnet der<br />

Gast auf der „Nagelroute“.<br />

Das Märchen ist in aller Welt bekannt<br />

und seit den Brüdern Grimm so eng mit<br />

Bremen verbunden wie Rathaus und<br />

Roland. Übrigens bringt es Glück, den<br />

Esel an den Beinen zu berühren. Wenn<br />

man es richtig macht, hat man sogar einen<br />

Wunsch frei. Wichtig ist dabei, dass man<br />

mit beiden Händen die Beine des Esels<br />

leicht reibt. Nimmt man nur eine Hand,<br />

sagen die Bremer, dass sich zwei Esel<br />

„Guten Tag“ sagen!<br />

Große Genüsse am und<br />

auf dem Wasser<br />

Die Bremer verstehen zu genießen: Kaffee<br />

von Weltruf, feinste Schokolade, seltene<br />

Gewürze, verführerische Fischspezialitäten<br />

und nicht zuletzt internationale Spitzenbiere<br />

findet man in den mehr als 1.000 Kneipen<br />

und Cafés, Restaurants, Bistros und Bars.<br />

Und in wunderschönen Läden, die wie aus<br />

einer anderen Zeit zu sein scheinen.<br />

Mitten in Bremen und nur wenige Schritte<br />

vom Marktplatz und den Bremer Stadtmusikanten<br />

entfernt liegt die Schlachte, Bremens<br />

neu gestaltete Weserpromenade. Insbesondere<br />

bei schönem Wetter pulsiert hier das<br />

Leben, von den Terrassen und Gärten aus<br />

lässt sich der Blick aufs Wasser genießen.<br />

Zur Sommersaison stehen den Gästen an<br />

der Schlachte etwa 2.000 Sitzplätze in den<br />

Bier- und Sommergärten zur Verfügung –<br />

und das bis Mitternacht. Auf große oder<br />

kleine Fahrt geht es am Martinian leger an<br />

der Schlachte, beispielsweise zur Weserund<br />

Hafenrundfahrt. Und auch auf dem<br />

Wasser geht es in Bremen kulinarisch zu:<br />

An Bord der Schiffe vor der Schlachte<br />

erwartet die Besucher eine abwechslungsreiche<br />

Gastronomie zwischen Piraten -<br />

dinner und „Kohl und Pinkel“-Tour mit dem<br />

norddeutschen Nationalgericht, bestehend<br />

aus Grünkohl, Mettwürsten, Bauchspeck,<br />

Kassler und den Bremer Pinkel-Würsten.<br />

Auch weiter flussabwärts, im Stadtteil<br />

Vegesack, werden maritime Traditionen<br />

hingebungsvoll gepflegt. Mit hübschen<br />

Kapitänshäusern und dem Hafenquartier,<br />

mit maritimen Festen und dem Angebot<br />

an Charterfahrten auf Weser und Lesum<br />

bietet er eine abwechslungsreiche Erlebniswelt.<br />

Das Schulschiff „Deutschland“, das<br />

einzig erhalten gebliebene Vollschiff der<br />

deutschen Schifffahrtsgeschichte, liegt<br />

seit 1996 in Vegesack. Man kann es nicht<br />

nur besichtigen, sondern auch darauf<br />

übernachten: mehr Seefahreratmosphäre<br />

geht wohl kaum.<br />

Universum Science Center Bremen<br />

15


Bremen<br />

Weltkulturerbe mit Weinkeller:<br />

das Rathaus<br />

Das in den Jahren 1405 bis 1408 errichtete Bremer Rathaus mitten<br />

in der Altstadt ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik und<br />

der Weserrenaissance in Europa, ein bau- und kunstgeschichtliches<br />

Kleinod und repräsentativer Veranstaltungsort. Der prächtige Bau<br />

mit den schönen Festsälen wurde als einzigartiges Zeugnis für<br />

bürgerliche Autonomie und Souveränität im Heiligen Römischen<br />

Reich im Jahr 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Kein<br />

Weltkulturerbe, aber trotzdem sehenswert: der Bremer Ratskeller<br />

mit der größten Sammlung deutscher Weine.<br />

Moderne Kunst in alten Mauern:<br />

die Weserburg<br />

Inmitten der Weser liegt die Weserburg, Bremens Museum für<br />

moderne Kunst und UNESCO-Welterbestätte. In vier alten Speicherhäusern,<br />

in denen bis 1982 eine Kaffeerösterei residierte, ist das<br />

erste Sammlermuseum Europas untergebracht. Mit 6.000 m<br />

Ausstellungsfläche zählt es zu den größten Museen moderner<br />

Kunst in Deutschland und genießt seit der Gründung im Jahr 1991<br />

hohes internationales Ansehen. Hier im neuen Museum Weserburg<br />

kann man nicht nur die Werke der einflussreichsten Künstler<br />

der Gegenwart im Original sehen, sondern zugleich ein ungewöhn<br />

liches Museumskonzept erleben.<br />

Neues Leben im alten Quartier:<br />

die Überseestadt<br />

Seit zehn Jahren entwickelt sich die Überseestadt Bremen – eines<br />

der größten städtebaulichen Projekte Europas – rasant zu einem<br />

neuen, lebendigen Stadtteil. Die verlängerte Uferpromenade<br />

Schlachte führt auf einem entspannten Spaziergang entlang der<br />

Weser über das Stephaniviertel bis ins Hansequartier der Überseestadt.<br />

Traditionelle Hafenwirtschaft und Industrie bleiben weiterhin<br />

bestehen und sorgen für das unverwechselbare Flair des<br />

Viertels. Am Europahafen finden immer wieder Festivals unter<br />

freiem Himmel und rund um den sanierten Speicher XI am Holzund<br />

Fabrikhafen regelmäßige Märkte statt.<br />

Häuser wie am Schnürchen:<br />

das Schnoorviertel<br />

Kleine, schmale Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert<br />

mit schmalen, winkligen Gassen zwischen den Gebäudereihen:<br />

Der Name des Viertels geht darauf zurück, dass sich die Häuser<br />

aneinanderreihen wie die Perlen an einer Schnur, plattdeutsch<br />

„Schnoor“. Eine andere Interpretation besagt, dass in diesem Teil des<br />

alten Fischerquartiers die Taumacher wohnten. Im Schnoor schlendern<br />

Besucher in unmittelbarer Nähe der Weser zwischen Goldschmiede-<br />

und Kunsthandwerk, ruhen sich in einem der zahlreichen<br />

Cafés oder Restaurants aus oder stöbern in den vielen kleinen<br />

Geschäften.<br />

16 www.germany.travel


Bremen historisch<br />

Erleben Sie das UNESCO-Welterbe in der Hansestadt<br />

Das Bremer Rathaus zählt zusammen mit dem Roland auf dem Marktplatz zum UNESCO-Welterbe.<br />

Entdecken Sie das prächtige Bauwerk und die symbolträchtige „Freiheitsstatue“ ebenso wie die<br />

weiteren Glanzpunkte der Hansestadt an der Weser, das Altstadtviertel Schnoor, die lebendige Weserpromenade<br />

Schlachte und die märchenhaften Stadtmusikanten.<br />

www.bremen-tourismus.de<br />

Pauschalreise<br />

„Welterbe Bremen”<br />

2 Übernachtungen mit Frühstück<br />

1 Rathaus-Führung<br />

1 Bremer Schlemmerteller<br />

1 Eintritt in das Focke-Museum<br />

1 ErlebnisCard Bremen<br />

und weitere Leistungen<br />

ab12 8,-<br />

schon €<br />

Preis pro Person im Doppelzimmer<br />

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(0,14 €/Min. Festnetz, ggf. andere Preise Mobilfunk)<br />

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BREMER TOURISTIK-ZENTRALE<br />

Gesellschaft für Marketing und Service mbH


Bremerhaven<br />

Fernwehhafen<br />

Meereswelten und Klabautermann<br />

Die Stadt und die Seefahrt: Sie bil -<br />

den in Bremerhaven eine<br />

untrennbare Einheit. Erst die<br />

aufstrebende Segelschifffahrt nach Übersee<br />

im frühen<br />

19. Jahrhundert führte zur Stadtgründung<br />

im Jahre 1827, und heute bewahrt Bremerhaven<br />

als Werftstandort, Überseehafen und<br />

Sitz wichtiger Museen, Forschungsinstitute<br />

und Kultureinrichtungen einen guten Teil<br />

des maritimen Gesamterbes Deutschlands.<br />

Von Bremerhaven in die neue Welt<br />

Die Hansestadt Bremen, 60 Kilometer<br />

flussaufwärts gelegen, suchte einst einen<br />

Hafen direkt am Meer und kaufte dem<br />

Königreich Hannover ein Stück Land ab,<br />

wo ein künstliches Hafenbecken, der Alte<br />

Hafen, angelegt wurde. Seither wurden<br />

die Hafenanlagen immer wieder erweitert,<br />

die junge Stadt entwickelte sich zu einem<br />

bedeutenden Übersee- und Fischereihafen.<br />

An der Spitze stand jedoch der Liniendienst<br />

nach New York, der vom renommierten<br />

Norddeutschen Lloyd aus Bremen mit<br />

großen Passagierlinern von Bremerhaven<br />

aus betrieben wurde. Millionen Auswanderer,<br />

die sich in den USA oder Südamerika ein<br />

besseres Leben erhofften, nahmen vom<br />

alten Kontinent in Bremerhaven Abschied.<br />

Wobei der letzte Blick zurück vielleicht dem<br />

Leuchtturm Brinkamahof galt, der damals<br />

noch außerhalb der Stadt stand. 1980 hat<br />

man ihn um sechs Kilometer versetzt, direkt<br />

an den Fischereihafen, wo er heute ein<br />

neues Wahrzeichen der Stadt ist – und<br />

zugleich Bremerhavens kleinste Kneipe.<br />

Über Leuchttürme und viele andere<br />

Facetten maritimen Lebens berichtet das<br />

großartige Historische Museum Bremerhavens.<br />

An der schönsten Ecke der Seestadt,<br />

fast mitten in der City und doch eingebet -<br />

tet in Ruhe und Natur gelegen, besticht es<br />

durch seine kühne, visionäre Architektur<br />

und verfolgt ein modernes, aktives Konzept.<br />

Hier werden Geschichte, Gegenwart und<br />

Zukunft der ganzen Region in vielseitigen<br />

und lebensnahen Darstellungen präsentiert.<br />

Das Museum öffnete schon 1906 seine<br />

Pforten, feierte 2006 sein 100-jähriges<br />

Jubiläum als Stadtmuseum und ist heute<br />

wie damals immer einen Besuch wert.<br />

Vom guten Geist auf alten Schiffen<br />

Auch der Klabautermann ist in Bremerhaven<br />

zu Hause: Nicht weit vom Deutschen<br />

Schiffahrtsmuseum steht ein Brunnen mit<br />

einem zwergenhaften Männchen, eben<br />

dem Klabautermann. Dem Volksglauben<br />

nach ist er ein Kobold, der auf Holzschiffen<br />

wohnt, kaum zwei Fuß hoch, der Geist eines<br />

verstorbenen Menschen, dessen Seele einst<br />

einen Baum zum Wohnsitz genommen<br />

hatte. Wird dieser Baum für den Mastbaum<br />

eines Schiffes ausgewählt, so entsteht<br />

aus dem Geist der Klabautermann, der als<br />

wenn auch manchmal schlecht gelaunter<br />

Beschützer des Schiffes und der Besatzung<br />

gilt. Eine schöne Sage – und eine, die wohl<br />

nur in einer so dem Meer zugewandten<br />

Stadt wie Bremerhaven entstehen konnte.<br />

Hafenpanorama<br />

18 www.germany.travel


Tschüss, alte Welt:<br />

das Deutsche Auswandererhaus<br />

Im Deutschen Auswandererhaus, ausgezeichnet als Europäisches<br />

Museum des Jahres 2007, folgen die Besucher den Spuren der mehr<br />

als sieben Millionen Menschen, die über Bremerhaven nach Übersee<br />

auswanderten. Rauminszenierungen, Klanginstallationen und modernste<br />

Museumstechnik nehmen mit auf eine spannende Zeitreise<br />

durch die Migrationsgeschichte. Jeder Besucher erhält eine ausgewählte<br />

Auswandererbiografie, die ihn auf dem historischen Rundgang<br />

begleitet: vom Abschied von der Heimat, den Bedingungen der<br />

Überfahrt bis zum Neuanfang in den USA, Argentinien oder Brasilien.<br />

Hier wird’s einem heiß und kalt:<br />

das Klimahaus<br />

Das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost ist eine faszinierende, wissenschaftlich<br />

fundierte Lern- und Erlebniswelt, die Menschen jeden<br />

Alters in den Facettenreichtum des Themas Klima eintauchen lässt.<br />

Den Besucher erwarten beeindruckende Raumerlebnisse: Klimazonen<br />

der Erde, Multimedia-Installationen, interaktive Exponate,<br />

Aquarien und vieles mehr. Drei voneinander getrennte Bereiche<br />

machen das Thema Klima mit allen Sinnen erlebbar, lassen trockene<br />

Kälte, schwüle Feuchte und brennende Hitze fühlen und vermitteln,<br />

wie die Menschen es geschafft haben, sich auch den schwierigsten<br />

Klimabedingungen erfolgreich anzupassen.<br />

Hafenkultur neu erlebt:<br />

Havenwelten Bremerhaven<br />

Die Seestadt schlägt ein neues Kapitel ihrer Geschichte auf:<br />

In der City am Weserdeich, rund um den Bereich des Alten und<br />

Neuen Hafens, laden die „Havenwelten Bremerhaven“ zu einer<br />

maritimen Entdeckungsreise der besonderen Art ein. Bremerhavens<br />

neue Mitte mit den einzigartigen Attraktionen wie Klimahaus<br />

und Deutsches Auswandererhaus, dazu dem Zoo am Meer, dem<br />

U-Boot „Wilhelm Bauer“ als Exponat des Deutschen Schiffahrtsmuseums,<br />

mit Hotels und erstklassiger Gastronomie. Seit Juni 2009<br />

ist das Megaprojekt mit allen Einrichtungen fertig – eine absolute<br />

Attraktion für bis zu eine Million zusätzlicher Besucher jährlich.<br />

Schiffsmuseen und Museumsschiffe<br />

Direkt zwischen Fußgängerzone und Deutschem Schiffahrtsmuseum<br />

(DSM) sind zahlreiche Museumsschiffe im historischen<br />

Hafenteil Bremerhavens zu bestaunen. Das parkähnliche Gelände<br />

mit maritimen Großobjekten an Land und zehn Oldtimern der<br />

Museumsflotte bildet in Verbindung mit den Schausammlungen<br />

des DSM und der historischen maritimen Umgebung ein einzigar<br />

tiges Ensemble deutscher Schifffahrtsgeschichte. Ein Glanzstück<br />

ist der weltweit letzte hölzerne Handelsgroßsegler, die<br />

Bark „Seute Deern“.<br />

19


Dresden<br />

Das Wunder an der Elbe<br />

Wahr<br />

zeichen<br />

Ganz gerecht ging es wohl nicht zu,<br />

als die Kunstschätze des Landes<br />

auf die deutschen <strong>Städte</strong> verteilt<br />

wurden. Denn so vieles davon hat sich über<br />

die Jahrhunderte in Dresden angesammelt,<br />

dass der Besucher nur staunen kann ob der<br />

Pracht und Fülle bedeutender Kulturgüter.<br />

Und weil die Dresdner auch dafür gesorgt<br />

haben, dass das alles in eine wunderschöne<br />

Flusslandschaft eingebettet ist, gesellt<br />

sich zum Staunen ganz schnell die pure<br />

Begeisterung.<br />

Gesamtkunstwerk aus<br />

Architektur und Landschaft<br />

Dresden, Hauptstadt des Freistaates<br />

Sachsen, verzaubert seine Besucher seit<br />

je mit einer faszinierenden Mischung aus<br />

Tradition und Moderne. Bei einem Spaziergang<br />

durch die traumhaft schöne Innenstadt<br />

mit der Residenz der sächsischen<br />

Kurfürsten und Könige als Mittelpunkt<br />

offenbart sich der einzigartige Charme<br />

Dresdens, das aus gutem Grunde auch<br />

Elbflorenz genannt wird.<br />

Am linken Ufer, im Scheitel eines anmutigen<br />

Flussbogens, liegt das Zentrum Dresdens,<br />

geprägt von wunderbaren Bauwerken aus<br />

Renaissance, Barock und Klassizismus. Ein<br />

Blick vom jenseitigen Ufer oder von einer<br />

der Elbbrücken beweist: Hier präsentiert<br />

sich eine Kulturstadt von Weltrang.<br />

Und trotz der schweren Zerstörungen<br />

im Zweiten Weltkrieg hat die Altstadt<br />

ihre schönsten Ensembles bewahrt oder<br />

wiedergewonnen. Frauenkirche, Zwinger,<br />

Semperoper, die Elbschlösser oder die<br />

Hellerauer Gartenstadt – Dresden begeistert,<br />

wohin man schaut. Im Dialog mit<br />

diesem großartigen Erbe setzt auch die<br />

Gegenwart spannende Akzente, so mit<br />

der Neuen Synagoge, dem UFA-Kristallpalast<br />

oder dem Hauptbahnhof, dessen<br />

historische Eisenkonstruktion Stararchitekt<br />

Sir Norman Foster mit einer lichtdurchlässigen<br />

Teflon-Membran überspannen<br />

ließ. Peter Kulka entwarf das transparente<br />

Dach für den kleinen Hof des Residenzschlosses,<br />

und Daniel Libeskind lieferte<br />

den Entwurf für die Erweiterung und<br />

Umgestaltung des Militärhistorischen<br />

Museums.<br />

Augenweide und Ohrenschmaus:<br />

Museen und Orchester von Weltruf<br />

Kurfürst August der Starke und seine Nachfolger<br />

haben mit Kunstsinn und Leidenschaft<br />

einzigartige Museen wie das Grüne<br />

Gewölbe, die „Türckische Cammer“ oder<br />

die Gemäldegalerie Alte Meister geschaf -<br />

fen – diese allein schon weltbekannt durch<br />

Raffaels Sixtinische Madonna. Insgesamt<br />

44 Museen, 56 Galerien und 36 Bühnen<br />

schaffen sinnliches Vergnügen und intellektuellen<br />

Genuss für jeden Anspruch. Ganz<br />

neu jetzt auch im wiedereröffneten Albertinum,<br />

das die Galerie Neue Meister und<br />

die Skulpturensammlung beherbergt.<br />

Weltruf – und das seit annähernd 700<br />

Jahren – genießt natürlich auch die Musikstadt<br />

Dresden. Semperoper, Staats kapelle,<br />

Philharmonie und Kreuzchor begeistern<br />

mit ihren Orchestern; attraktive Festivals,<br />

aufregende Theater- und Tanzproduktionen<br />

und Topevents sind das ganze Jahr über<br />

ausgezeichnete Anlässe, die Stadt zu<br />

besuchen.<br />

Die andere Seite Dresdens<br />

entdecken: Natur und Genuss<br />

Picknick im Grünen mit Blick auf Schloss<br />

und Kathedrale, historische Dampfschiffe<br />

mit Dixieland-Musik, Schlösser, die über<br />

der Stadt thronen, Biergärten inmitten<br />

duftender Wiesen – Dresden entfaltet auch<br />

abseits großer Kunst ungeahnte Qualitäten.<br />

Ungehindert und wiesengesäumt fließt<br />

die Elbe auf 23 Kilometern durch die Stadt.<br />

Direkt durch die Wiesen führt der Elberadweg,<br />

und in nur einer Stunde radelt man<br />

ganz entspannt von der Altstadt zum<br />

Schloss Pillnitz – vorbei an Weinbergen<br />

und hübschen alten Dörfern. Außerdem<br />

bildet die Flusslandschaft auch die erlesene<br />

Kulisse für viele Open-Air-Events wie die<br />

Filmnächte am Elbufer, das Elbhangfest<br />

und Konzerte in den romantischen Parkanlagen<br />

der Elbschlösser.<br />

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Akademie der Künste<br />

Plastik der Völkerfreundschaft<br />

21


Dresden<br />

Der Petersdom des Protestantismus:<br />

die Frauenkirche<br />

Die wiederaufgebaute Frauenkirche gilt als monumentaler Höhepunkt<br />

des protestantischen Kirchenbaus und als ein Meisterwerk<br />

des europäischen Barock. Über 250 Jahre symbolisierte das Meisterwerk<br />

von Ratszimmermeister George Bähr Wohlstand und Glauben<br />

der Dresdner Bürger. Von 1726 bis 1743 erbaut, war die zerstörte<br />

Frauenkirche nach 1945 ein Mahnmal gegen den Krieg, heute ist sie<br />

ein Symbol der Versöhnung. Der weltweiten Aufmerksamkeit gewiss,<br />

wurde sie im Jahr 2005 festlich wiedergeweiht, heute laden glanzvolle<br />

Konzerte, besinnliche Gottesdienste und freie Besichtigungen<br />

dazu ein, am großartigen Erlebnis der Frauenkirche teilzuhaben.<br />

Deutschlands schrägstes Kino:<br />

UFA-„Kristall“-Palast<br />

Der Entwurf für den eigenwilligen Kinobau stammt von dem<br />

Wiener Architektenteam Himmelb(l)au aus den Jahren 1997/98.<br />

Der himmelstrebende Glaskörper steht als Beispiel des Dekonstruktivismus<br />

in starkem Kontrast zu den umliegenden Plattenbauten<br />

aus DDR-Zeiten. Die Außenfassade bildet in sich einen Gegensatz<br />

zwischen Beton-, Stahl- und Glasarchitektur. Durch den gläsernen<br />

Teil der Außenumkleidung, der von einem sichtbaren Stahl skelett<br />

gehalten wird, entsteht eine kristalline Struktur, die für das<br />

Gebäude namensgebend ist.<br />

Prunkbau und Klangwunder:<br />

die Semperoper<br />

Die Semperoper, von Gottfried Semper 1838-1841 erbaut, ist das<br />

Opernhaus der Staatsoper Dresden, die als Hof- und Staatsoper<br />

Sachsens eine lange Tradition hat. Klangkörper der Oper ist die<br />

traditionsreiche Sächsische Staatskapelle Dresden. Feinsinnige<br />

Architektur und besondere Akustik machen den Musentempel zu<br />

einem der Höhepunkte der Theaterarchitektur des 19. Jahrhunderts<br />

und zu einem der schönsten Opernhäuser der Welt. Der im Stil der<br />

italienischen Hochrenaissance errichtete Prunkbau verfügt über<br />

eine eindrucksvolle Innengestaltung; Wände, Säle und Flure sind<br />

reich verziert mit Gemälden und kunstvoller Ornamentik.<br />

Kunst in der Gartenstadt:<br />

das Festspielhaus Hellerau<br />

Das Festspielhaus Hellerau in der ersten deutschen Gartenstadt wurde<br />

1911 nach Entwürfen des Architekten Heinrich Tessenow erbaut. Hier,<br />

wo der Bauhausstil seine Wurzeln hat, lebt der legendäre Mythos<br />

Hellerau wieder auf, wie einst trifft man hier auf einen faszinierenden<br />

Kunstort vor den Toren Dresdens, an dem künstlerische Visionen<br />

und Experimente umgesetzt werden. Seit 2004 beherbergt das Festspielhaus<br />

das Europäische Zentrum der Künste Hellerau, das sich als<br />

interdisziplinär arbeitende Kunsteinrichtung mit Schwerpunkt auf<br />

der europäischen Avantgarde versteht. Das Programm umfasst Theater,<br />

Tanz, Medienkunst, Bildende Kunst, Performance und Musik.<br />

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Ingenieurskunst im Bürgerviertel:<br />

das Blaue Wunder<br />

Wegen ihrer landschaftlichen Schönheit und des herrlichen Ausblicks<br />

weit ins Elbtal gehören die Loschwitzer Elbhänge von jeher<br />

zu einer der bevorzugten Wohnlagen der Stadt. Als technisches<br />

Wunderwerk galt seinerzeit die 1891 bis 1893 errichtete Stahlfachwerkkonstruktion<br />

zwischen Loschwitz und Blasewitz, die ihrem hellblauen<br />

Anstrich den Namen Blaues Wunder verdankt, offiziell aber<br />

Loschwitzer Brücke heißt. Seit Jahren diskutieren Fachleute über<br />

die Zukunft des Bauwerks, und momentan geht man zumindest<br />

von einer Nutzung bis 2030 aus. Vom Körnerplatz aus starten zwei<br />

Bergbahnen in die näheren und weiteren Höhen der Elbhänge.<br />

Goldene Zeiten im Grünen Gewölbe<br />

Das Grüne Gewölbe, die ehemalige Schatzkammer des wettinischsächsischen<br />

Herrschergeschlechts, umfasst ca. 2.000 m Ausstellungsfläche,<br />

es zieht mit seinen Meisterwerken der Juwelier- und<br />

Goldschmiedekunst jährlich viele Tausende in seinen Bann. Allerdings<br />

erfordert der Besuch des Grünen Gewölbes etwas Planung,<br />

denn pro Stunde können nur 100 Besucher in den Genuss dieser<br />

atemberaubenden Zeitreise kommen. Der Einlass in das Grüne<br />

Gewölbe ist nur mit einem „Zeitticket“ möglich, und das bedeutet,<br />

dass Tickets nur für ein vorher festgelegtes Zeitfenster ausgegeben<br />

werden. So kann jeder in aller Ruhe und ohne großen Menschenandrang<br />

die Schätze des Museums bewundern.<br />

Zu Hause beim Kurfürsten:<br />

der Dresdner Zwinger<br />

Dieses Gesamtkunstwerk zählt zu den bedeutendsten Bauten des<br />

Spätbarock in Europa. Das Kronentor der vergoldeten Haube ist zu<br />

einem der Dresdner Wahrzeichen geworden. Der Zwinger diente<br />

als Stätte höfischer Festivitäten, seine Gebäude beherbergten schon<br />

damals die kurfürstlichen Kunstsammlungen, die Bibliothek, die Gemäldegalerie<br />

Alte Meister, die Rüstkammer, die Porzellansammlung,<br />

das Tierkundemuseum und den Mathematisch-Physikalischen Salon.<br />

Mit anmutigen Wasserspielen und seiner traumhaften Kulisse lädt<br />

der Hof zum Verweilen ein, im Sommer wird er zur Bühne für<br />

Open-Air-Veranstaltungen.<br />

Blauer Dunst und Orient:<br />

die Yenidze<br />

Mit Yenidze wird die ehemalige Zigarettenfabrik Dresdens bezeichnet.<br />

Ihren Namen hat sie von einem Zentrum der Tabakverarbeitung<br />

im damaligen Osmanischen Reich das heute Genissea heißt. 1909<br />

gestaltete der Architekt Martin Hammitzsch das Gebäude im Stil<br />

einer Moschee, mit gläserner Kuppel und dem Schornstein als Minarett.<br />

Die farbige Glaskuppel wurde 1966, als die Yenidze als Lager- und<br />

Verwaltungsgebäude des Dresdner Tabakkontors diente, in dezenten<br />

Farbentönen neu verglast. 1996 wurde sie nach originalgetreuer<br />

Restauration als Bürohaus wiedereröffnet, mit einem öffentlichen<br />

Restaurant in der Kuppel.<br />

23


Dresden<br />

Dieser guten Dinge sind drei:<br />

die Elbschlösser<br />

Schloss Albrechtsberg, das Lingnerschloss und Schloss Eckberg,<br />

auch die drei Elbschlösser genannt, liegen etwa drei Kilometer östlich<br />

vom Stadtzentrum entfernt am Elbhang in der Radeberger Vorstadt.<br />

Von der gegenüberliegenden Elbseite aus bieten sie einen beeindruckenden<br />

Anblick. Alle drei Anwesen entstanden zwischen 1850 und<br />

1861 auf dem Gelände eines früheren Weinbergs und sind eingebettet<br />

in ausgedehnte Parkanlagen im englischen Stil. Tagsüber sind sie<br />

über mehrere Tore entlang der Bautzener Landstraße und durch ein<br />

Tor am Elberadweg frei zugänglich.<br />

Alternativrepublik: das Barock- und<br />

Szeneviertel Neustadt<br />

Der Stadtteil Neustadt mit seinem multikulturellem Flair ist Dresdens<br />

lebendigstes Viertel. Viele Dresdner Künstler, Musiker, Balkonbegrüner,<br />

Weltverbesserer und Studenten sind hier zu Hause. Im<br />

romantischen Labyrinth dieses Szenequartiers, in quirligen Gassen<br />

und kleinen Hinterhöfen, haben über 150 Kneipen aller Art, Kleinkunstbühnen,<br />

Galerien, Ateliers, Musikclubs und flippige Trendläden<br />

Platz. Die „Bunte Republik Neustadt“, ein traditionelles Kunst- und<br />

Kulturfest, zählt zu den bekanntesten Stadtteilfesten in ganz<br />

Deutschland.<br />

Wie man heute Autos baut:<br />

die Gläserne Manufaktur<br />

Die Gläserne Manufaktur, entworfen vom Münchner Architekturbüro<br />

Gunther Henn, steht für eine neue Ära in der Automobilherstellung,<br />

ein zukunftsstrahlendes Vorzeigewerk – glatt, sauber, gläsern,<br />

durchsichtig. Das repräsentative Prestigeobjekt des Freistaats Sachsen<br />

und des VW-Konzerns folgte der Strategie, ein futuristisches<br />

Ambiente in einem wohlgestalteten Landschaftsgarten mit dem<br />

Mythos der berühmten Barockstadt zu verbinden. Umweltschonend<br />

werden – mit Ausnahme der Karosserien – alle Bauteile mit der<br />

CarGoTram genannten Straßenbahn vom VW-Logistikzentrum am<br />

Bahnhof Dresden-Friedrichstadt zur Fabrik gebracht.<br />

Architektur und Einkaufserlebnis:<br />

die Neustädter Markthalle<br />

Lichtdurchflutet, mit schmiedeeisernen Geländern, verzierten<br />

Eisentreppen und stimmungsvollen Gründerzeitlaternen, versetzt<br />

die Neustädter Markthalle Besucher in das Marktgeschehen um<br />

das Jahr 1900. Seit der Rekonstruktion im Jahre 1999 erstrahlt sie<br />

wieder in altem Glanz und bietet auf vier Etagen eine faszinierende<br />

Mischung aus traditioneller Architektur und modernem Einkaufserlebnis.<br />

Nicht nur wegen der besonderen Gewölbe gilt das Gebäude<br />

als schönste Markthalle Deutschlands und architektonische Rarität,<br />

in der Funktion und Faszination in vorbildlicher Art und Weise<br />

erhalten geblieben sind.<br />

24 www.germany.travel


DRESDEN<br />

Dem Schönen begegnen.<br />

Highlights 2011<br />

Dresdner Musikfestspiele,<br />

Intendanz: Jan Vogler<br />

18. Mai bis 5. Juni 2011<br />

175 Jahre Sächsische Dampfschifffahrt<br />

Feste vom 1. Mai bis 21. August 2011<br />

Zwingerfestspiele Dresden,<br />

Regie: Dieter Wedel<br />

5. bis 21. August 2011<br />

Foto Dresden: Sylvio Dittrich • Foto Geigerin: Fotolia ©Coka<br />

www.dresden.de/highlights · Info & Buchung: +49 (3 51) 50 16 01 50


Düsseldorf<br />

Zwischen Mondäne und Altbierkneipe: Düsseldorf<br />

Rhein<br />

schönheit<br />

Streng genommen liegt Düsseldorf,<br />

die Hauptstadt Nordrhein-Westfalens,<br />

nicht, wie jeder meint, am Rhein,<br />

sondern am kleinen Flüsschen Düssel. Und<br />

wer sich in den ursprünglichen Altstadtkern<br />

begibt, zwischen Lambertus-Basilika und<br />

Schlossturm, entdeckt sie auch, die<br />

Düssel, etwas versteckt zwischen Liefergasse<br />

und Burgplatz. Damals, zu Zeiten<br />

der Stadtgründung, war nicht daran zu<br />

denken, dass hier eine Wirtschafts-, Modeund<br />

Kulturmetropole von internationaler<br />

Bedeutung entsteht – aber die liegt<br />

wirklich am Rhein.<br />

Abends an der Theke,<br />

tagsüber im Museum<br />

Doch beliebt ist die Altstadt mit ihren hübschen<br />

Gassen bis heute – und bei Nachtschwärmern<br />

bekannt als längste Theke der<br />

Welt. Aber auch Kulturinteressierte fühlen<br />

26 www.germany.travel


Medienhafen<br />

sich hier zu Hause: Veranstaltungen wie<br />

der Altstadtherbst ziehen Zehntausende<br />

Gäste an; außerdem beherbergt die Altstadt<br />

zahlreiche Museen, Galerien und bedeutende<br />

Sehenswürdigkeiten, darunter viele<br />

schöne alte Kirchen, die sich am besten bei<br />

einem Rundgang erkunden lassen. Überhaupt<br />

Kultur: Die zahlreichen Museen<br />

und die renommierte Düsseldorfer Kunstakademie<br />

tragen viel zum guten Ruf der<br />

Kulturstadt bei. Zudem rückt alle vier Jahre<br />

die Quadriennale mit ihrem hochkarätigen<br />

Ausstellungsprogramm Düsseldorf in den<br />

Fokus der internationalen Kunstwelt.<br />

Düsseldorfer Prominenz:<br />

Heinrich Heine und die Toten Hosen<br />

Für Literaturfreunde haben die Düsseldorfer<br />

gleich zwei große Namen parat: Heinrich<br />

Heine und Johann Wolfgang von Goethe.<br />

Das Heinrich-Heine-Institut widmet sich<br />

Leben und Werk des Dichters und erinnert<br />

in einer Nachlassbibliothek und zahlreichen<br />

Ausstellungen an den großen Sohn<br />

der Stadt. Der Geist seiner Zeit wird im<br />

Goethe-Museum lebendig, wo zahlreiche<br />

Exponate an dieses Genie erinnern. Genial<br />

waren auch Robert Schumann, Felix<br />

Mendelssohn Bartholdy und Johannes<br />

Brahms, die in Düsseldorf komponierten<br />

und dirigierten – und so Düsseldorfs Ruf<br />

als Musikstadt prägten. Heute findet das<br />

klassische Musikleben vor allem in der<br />

Tonhalle, dem Robert-Schumann-Saal und<br />

dem Kammermusiksaal des Palais Wittgenstein<br />

statt. Auch Anhänger anderer Epo -<br />

chen und Stilrichtungen kommen in der<br />

Rheinmetropole auf ihre Kosten. Zum<br />

Beispiel die Fans der „Toten Hosen“. Keine<br />

Vertreter der Klassik, aber heute schon<br />

absolute Klassiker.<br />

Fast alle berühmten Kunsthäuser Düsseldorfs<br />

liegen übrigens auf einer Achse, die<br />

sich vom Kulturzentrum Ehrenhof bis zum<br />

Ständehaus erstreckt. Gebäude wie der<br />

expressionistische Ehrenhof, das Kunstmuseum<br />

K20 oder eben das Ständehaus mit<br />

seinem gläsernen Kuppelraum sind entlang<br />

dieser Achse schon von außen sehenswerte<br />

Meisterwerke.<br />

Einladende Parkanlagen und einer<br />

der schönsten Plätze Deutschlands<br />

Wer nun von Kunst und Kultur etwas<br />

ermüdet sein sollte, findet Entspannung<br />

in den wunderbaren Parkanlagen. Zum<br />

Beispiel im Hofgarten, inmitten von<br />

Bäumen, Weihern und romantischen<br />

Springbrunnen. Oder im Lantzʼschen Park,<br />

gestaltet als englischer Garten rund um<br />

ein klassizistisches Herrenhaus. Der Nordpark<br />

schließlich ist die vielleicht schönste<br />

Parkanlage der Stadt: Weite Blumenfelder,<br />

Denkmäler, Wasserspiele, der Japanische<br />

Garten, Spiel- und Liegewiesen und der<br />

Aquazoo schaffen schöne Verbindungen<br />

zwischen Natur und Freizeitspaß. Die ultimative<br />

Art der Entspannung aber – das ist<br />

auf dem Burgplatz bei einem Altbier sitzen<br />

und auf den Rhein schauen. Die Anlage rund<br />

um den Schlossturm wurde zu einem der<br />

schönsten Plätze Deutschlands gekürt.<br />

Ganz zu Recht, wie man sofort sieht. Auf<br />

der angeschlossenen Freitreppe trifft sich<br />

nach Feierabend und am Wochenende<br />

ganz Düsseldorf. Und man weiß plötzlich,<br />

woher die Stadt ihren coolen Ruf hat.<br />

27


Düsseldorf<br />

Rendezvous mit Gefühl:<br />

die Düsseldorfer Altstadt<br />

Wo sich rheinisches mit internationalem Flair vereint, wo Jung<br />

und Alt seit Generationen einander begegnen, schlägt das Herz<br />

Düsseldorfs. Als Keimzelle der Stadt hat die Altstadt aber weit mehr<br />

zu bieten als die berühmte „längste Theke der Welt“. Auf kleinem,<br />

überschaubarem Gebiet präsentiert sie eine Vielzahl von alten und<br />

neuen architektonischen Vorzeigestücken, kulturellen Treffpunkten,<br />

Einkaufsmöglichkeiten, historischen Denkmälern, schönen Plätzen<br />

zum Verweilen und natürlich die beliebte Rheinuferpromenade: ein<br />

großartiger Rahmen für Feste und Festivitäten, vom Japan-Tag über<br />

die Büchermeile, Kirmes und Halloween bis zur Jazz-Rallye.<br />

Was man morgen trägt:<br />

die Igedo-Modemesse<br />

Modetrends wurden in Düsseldorf bereits zu Zeiten des Kurfürsten<br />

Jan Willem II. im 18. Jahrhundert gesetzt. Die Lust an schönen<br />

Kleidern war schon bald nicht mehr nur ein Privileg der höfischen<br />

Gesellschaft, ihr wurde auch von bürgerlichen Kreisen gefrönt. 1949<br />

begann es mit einer Straßenmodenschau auf der Königsallee, und<br />

im selben Jahr fand mit der Igedo die erste Modefachmesse der<br />

Welt statt, die heute die weltweit größte Schau ihrer Art geworden<br />

ist. So wird die Rheinmetropole gleich mehrmals im Jahr zum<br />

Mekka der Modemacher und Einkäufer aus aller Welt.<br />

Sehen und gesehen werden:<br />

die Königsallee<br />

Das wohl bekannteste Markenzeichen Düsseldorfs ist die Königsallee,<br />

Sinnbild für das Besondere, für Luxus und Eleganz. Sie gehört<br />

zu der kleinen Gruppe international bekannter Straßen, die sich<br />

völlig zu Recht als Boulevard bezeichnen dürfen. Von Freunden in<br />

aller Welt liebevoll auch „Kö“ genannt, steht die noble Flaniermeile<br />

mit ihren Einkaufspalästen und -passagen für Shoppen auf höchstem<br />

Niveau. Neben zahlreichen Modeboutiquen warten auf der Kö<br />

auch Juwe liere, Antiquitätengeschäfte, Buchhandlungen und viele<br />

andere Fachgeschäfte auf Kundschaft, und auch namhafte Galerien<br />

und Kunsthändler sind hier seit je zu Hause.<br />

Ganz schön schräg: der Medienhafen<br />

Die schiefen Türme und modernen Bauwerke des Medienhafens<br />

begeistern internationale Architekturkenner. Der Stahl- und Glasbau<br />

des Stadttores ist Wegweiser und Bestandteil der modernen Skyline<br />

dieser City in der City, die aus Kniebrücke, Landtag, Rheinturm und<br />

den neuen Hafenhochhäusern wie den von Frank Gehry entworfenen<br />

Bauten besteht. Die Gehry-Bauten sind seit 1999 ein Wahrzeichen<br />

von Düsseldorf und beeindrucken mit ihren kippenden Wänden<br />

und schiefen Türmen. Längst sind Restaurants, Bars und auch ein<br />

UCI-Kinokomplex dazugekommen, und so ist aus einem eigentlichen<br />

Bürostadtteil eine richtig angesagte Ausgehmeile entstanden.<br />

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Narren und alte Weiber:<br />

der Düsseldorfer Karneval<br />

Karneval in Düsseldorf ist Brauchtum und Frohsinn in höchster,<br />

rheinischer Form! In jeder Saison finden in Düsseldorf weit über 300<br />

Karnevalssitzungen, Empfänge und Kostümbälle statt, und es wird<br />

gefeiert, dass die Wände wackeln. Startschuss für das Vergnügen ist<br />

immer die Altweiberfastnacht, an der die Frauen das Rathaus stürmen<br />

und den Bürgermeister gefangen nehmen. Er kann sich aber<br />

in der Regel durch einige Flaschen Wein und das Anstimmen lustiger<br />

Lieder freikaufen. Höhepunkt ist der Umzug am Rosenmontag: über<br />

70 Festwagen auf 6,5 Kilometer Länge, 5.500 Mitwirkende, an die<br />

50 Musikkapellen und – ganz wichtig – rund 40 Tonnen Bonbons.<br />

Präsentationsbühne:<br />

die Messe Düsseldorf<br />

Die Messe Düsseldorf bietet perfekte Voraussetzungen für Veranstaltungen<br />

jeder Größenordnung. Besonders Messen mit spezieller<br />

Thematik profitieren von den Hallen mit Flächen zwischen 4.000<br />

und 25.000 m, separaten Eingängen, hervorragender Technik und<br />

Infrastruktur und direkter Kongressanbindung. Die Messe Düsseldorf<br />

ist daher auch für kleinere Fachmessen mit spezifischen Inhalten<br />

bestens geeignet: Über 40 Messen werden in Düsseldorf abgehalten,<br />

darunter 23 Weltleitmessen. Rund 1,5 Mio. Gäste pro Jahr besuchen<br />

hier „ihre“ Messen, und mehr als eine Million nehmen an über 2.800<br />

Kongress- oder Fachveranstaltungen teil.<br />

Grünes Band am blauen Rhein:<br />

die Düsseldorfer Parkanlagen<br />

Eine große Zahl wunderbarer Parkanlagen bildet die „grüne Achse“<br />

quer durch Düsseldorf. Sie beginnt im Nordpark mit dem Japanischen<br />

Garten, setzt sich fort über den Rheinpark und den Hofgarten<br />

und reicht durch den Südpark bis zum Fleher Wäldchen. Die Anlagen<br />

auf dem ehemaligen Zoogelände oder der wegen seiner Rhododendronblüte<br />

geschätzte Ostpark in Grafenberg zählen zu den beliebtesten<br />

Parks der Düsseldorfer, ebenso der Schlosspark Garath oder der<br />

Lantzʼsche Park unweit des Rheins, eine schöne, stille Anlage aus dem<br />

19. Jahrhundert. Wer sich nicht entscheiden kann: Vom 180 Meter<br />

hohen Rheinturm aus sieht man alle Parks der Stadt.<br />

Planetarium der Musik: die Tonhalle<br />

Der berühmte Architekt Wilhelm Kreis entwarf 1925 das Düsseldorfer<br />

Planetarium, die heutige Tonhalle. Ein Genuss zum Hören und zum<br />

Sehen: Über der quadratischen Grundfläche erhebt sich die 38 Meter<br />

durchmessende Kuppel, unter die ein beinahe halbkugelförmiger<br />

Konzertsaal mit 2.000 Plätzen eingebaut wurde. An die frühere<br />

Bestimmung erinnern spezielle Lichtkunstwerke: So steht im Zenit<br />

ein blaues Reflexionsobjekt mit 21 langsam kreisenden Hohlspiegeln<br />

und ebenso vielen Projektoren. Die Tonhalle ist das bedeutendste –<br />

und schönste – Konzerthaus Düsseldorfs; das Programm reicht von<br />

Klassik über Jazz, Chanson und Soul bis Kabarett.<br />

29


NEUSS<br />

Die andere Seite des Rheins<br />

Römerhafen<br />

Als auf der gegenüberliegenden<br />

Rheinseite noch die Frösche im<br />

Sumpf quakten, erhob sich dort, wo<br />

heute Neuss ist, Novaesium, ein mächtiges<br />

Römerlager mit bis zu 6.500 hier stationierten<br />

Legionären. Aus der römischen Siedlung<br />

entstand eine der ältesten <strong>Städte</strong> Deutschlands,<br />

die schon 1984 ihr 2.000-Jahre-Jubiläum<br />

feierte. Gut, auf dem sumpfigen Gelände<br />

von einst, am anderen Rheinufer, liegt<br />

heute Düsseldorf, aber man sollte es nicht<br />

versäumen, auch Neuss einen Besuch<br />

abzustatten.<br />

Bürger, Pilger und das<br />

älteste Gasthaus der Region<br />

Dass die Römer gerade hier siedelten, hatte<br />

gute Gründe: Der Platz lag einerseits am<br />

Endpunkt einer Fernstraße, die durch Gallien<br />

von Lyon über Trier bis an den Rhein führte,<br />

andererseits bot er Zugang zu den Wasserwegen<br />

von Rhein, Erft, Lippe, Ruhr und<br />

Wupper.<br />

Kein Wunder also, dass sich in Neuss bis<br />

heute wirtschaftlich alles um Hafen und<br />

Handel dreht. Ein Spaziergang durch das<br />

Zentrum zeugt noch vom Bürgerbewusstsein<br />

der Stadt, die ein eigenes Münzprivileg<br />

und die Rechte einer Hansestadt eingeräumt<br />

bekommen hatte. Gleichzeitig wuchs<br />

ihre religiöse Bedeutung, da sie seit dem<br />

Jahr 1050 die Reliquien des heiligen Quirin<br />

von Neuss beherbergt. Ihm zu Ehren wurde<br />

das spätromanische Münster St. Quirin<br />

gebaut, das 2009 durch Papst Benedikt XVI.<br />

zur Basilica minor erhoben wurde und ein<br />

Ziel für Wallfahrer aus ganz Europa geworden<br />

ist. Weitere bedeutende Sakralbauten<br />

sind die neo gotische Marienkirche mit<br />

sehenswerten Fenstern von Emil Wachter,<br />

die Marien-Kapelle des Collegium Marianum,<br />

die St.-Sebastianus-Kirche und die späthistoristische<br />

Christuskirche, das älteste<br />

evangelische Gotteshaus der Stadt. Ein<br />

Rundgang durch das alte Neuss vervollständigt<br />

sich mit dem Obertor, dem Blutturm<br />

und der römischen Kybele-Kultstätte – und<br />

drei wunderschönen alten Häusern: dem<br />

„Alten Kaffeehaus“ von 1571, dem „Haus zu<br />

den Heiligen Drei Königen“ von 1597 und<br />

schließlich dem Haus „Em Schwatte Päd“<br />

von 1604, dem ältesten Gasthaus am Niederrhein<br />

und ein Zeichen, dass man nicht<br />

nur fromm, sondern wohl auch einem Glas<br />

Wein nicht abgeneigt war.<br />

Pulverdampf und Marschmusik:<br />

das Bürger-Schützenfest<br />

Eine gewisse Trinkfestigkeit ist wahrscheinlich<br />

auch am Neusser Bürger-Schützenfest<br />

von Vorteil. Mit mehr als 6.750 marschierenden<br />

Schützen und 1.200 Musikern gilt<br />

es als das weltweit größte von einem einzigen<br />

Verein organisierte Schützenfest. Es<br />

ist mit seiner Königsparade, den Festzügen,<br />

dem Königsschießen und vielen anderen<br />

Ver anstaltungen der gesellschaftliche Höhepunkt<br />

der Stadt und natürlich der näheren<br />

und weiteren Umgebung – mit bis zu<br />

1,5 Millionen Besuchern.<br />

Neusser Hafen<br />

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Ratingen<br />

Wasserburg<br />

Wälder, Felder, Industriegeschichte: Ratingen<br />

Kleine<br />

Schwester<br />

Ratingen ist eine der vier alten<br />

ber gischen Hauptstädte und mit<br />

seinen ausgedehnten Wäldern,<br />

Wiesen und Feldern, die stattliche 75 Pro -<br />

zent der Stadtfläche ausmachen, sozusagen<br />

das grüne Herz und der ruhende Pol dieser<br />

lebendigen <strong>Städte</strong>landschaft an Rhein, Ruhr<br />

und Wupper. Ein Erlebnis zwischen Natur,<br />

Kultur und Industriegeschichte, das jeden<br />

Abstecher lohnt.<br />

Der Stolz der kleinen Schwester<br />

Ratingen erwarb die Stadtrechte schon<br />

1276, verliehen von Herzog von Berg, es<br />

ist damit älter als die große Schwesterstadt<br />

Düsseldorf. Dass man darauf stolz ist,<br />

ver steht sich von selbst, und eindrucksvolle<br />

Wallanlagen, altehrwürdige Gebäude und<br />

ein sehenswerter Marktplatz zeugen von<br />

der eigenen Rolle, die die Stadt seit dem<br />

9. Jahrhundert spielte. Zu den Sehenswürdigkeiten<br />

zählen die Wasserburgen „Haus<br />

zum Haus“ und Schloss Linnep, das Schloss<br />

Landsberg und die Kirche St. Peter und Paul,<br />

alle aus dem 12. und 13. Jahrhundert, das<br />

Fachwerkhaus „Im Roten Hahn“ und, ein<br />

Relikt von höchster industriegeschichtlicher<br />

Bedeutung, die Textilfabrik Cromford von<br />

1783, eine mechanische Baumwollspinnerei,<br />

die als erste Fabrik auf dem europäischen<br />

Festland gilt.<br />

Puppen im Museum und eine<br />

Kunstsammlung von Weltrang<br />

Die Ratinger freuen sich aber auch in der<br />

Gegenwart über ihr Kultur- und Freizeitangebot.<br />

Das Stadttheater bietet einen idealen<br />

Rahmen für ein breites Spektrum bekannter<br />

Gastspielbühnen, Künstler und lokale Kultur<br />

treffen während der „Zelt Zeit“ aufeinander,<br />

und im Sommer lockt die Freilichtbühne<br />

Blauer See. Das Puppenmuseum zeigt viele<br />

schöne Beispiele aus der deutschen und<br />

französischen Puppenproduktion seit 1850.<br />

Die Puppe Luise, die ihren Gästen so anschaulich<br />

wie charmant zeigt, wie unsere<br />

Groß- und Urgroßmütter gelebt haben,<br />

führt durch die Sammlung. Die Kunstsammlung<br />

der Stadt schließlich steht unter dem<br />

Motto „Auf der Suche nach dem verborgenen<br />

Leben“, und die hier vertretenen Künstler<br />

repräsentieren absolute Weltklasse, darunter<br />

Joseph Beuys, Arnulf Rainer, Antoni Tàpies,<br />

Cy Twombly, Ugo Dossi, Julian Schnabel und<br />

Christian Ludwig Attersee.<br />

Ebenfalls sehenswert ist der Kunstweg in<br />

Ratingen, der es sich zur Aufgabe gemacht<br />

hat, das Kulturgebiet zwischen Düsseldorf,<br />

dem Kreis Mettmann und den Niederlanden<br />

neu zu vernetzen. Er durchzieht das<br />

gesamte Stadtgebiet. Seine Eckpunkte sind<br />

im Westen der Erholungspark Volkardey,<br />

im Osten das Angertal mit Verweis auf die<br />

berühmte Wallfahrtsstätte Neviges und<br />

das menschheitsgeschichtlich nicht weniger<br />

bedeutsame Neandertal. Der Weg ist<br />

rund elf Kilometer lang und durchläuft<br />

verschiedene Landschaftstypen, auf die<br />

zehn Künstler mit Skulpturen Bezug<br />

genommen haben.<br />

31


Erfurt<br />

Angermuseum<br />

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Rendezvous in der Mitte Deutschlands: Erfurt<br />

Ostwärts<br />

Die bevorzugte Lage am Kreuzungspunkt<br />

alter deutscher und<br />

europäischer Handelsstraßen, ein<br />

früher und weitreichender Markt- und<br />

Handelsverkehr und die Errichtung einer<br />

Königspfalz begünstigten die glänzende<br />

Entwicklung Erfurts zur Hauptstadt des<br />

Landes Thüringen. Doch nicht nur gekrönte<br />

Häupter und Kaufleute begegneten sich<br />

hier, sondern auch Kultur und Literatur,<br />

Geist und Geistlichkeit – und die Erfurter<br />

ihren Gästen aus der ganzen Welt.<br />

Das Erlebnis Mittelalter: täglich live in Erfurt<br />

Türmereiches Erfurt – so rühmte Martin<br />

Luther einst die Stadt, weil sich hier die<br />

Türme von 25 Pfarrkirchen, 15 Klöstern und<br />

Stiften und zehn Kapellen in den Himmel<br />

reckten. Die große Zahl der Gotteshäuser,<br />

allen voran Dom und Severikirche, veranlassten<br />

Chronisten und Zeitgenossen, vom<br />

Thüringischen Rom zu sprechen. Und<br />

tatsächlich ist das Ensemble von Mariendom<br />

und Severikirche einzigartig in Europa,<br />

wuchtig und erhaben die Stadt überra -<br />

gend, architektonische Meisterwerke der<br />

deutschen Gotik. Im Inneren des Doms<br />

beeindruckt besonders der Chor, dessen<br />

13, fast 18 Meter hohe Glasfenster einen<br />

farbenprächtigen Zyklus bilden. Prächtig<br />

ist auch die „Gloriosa“, 1497 gegossen, die<br />

größte frei schwingende mittelalterliche<br />

Glocke der Welt. Heute werfen die Kirchtürme<br />

ihre Schatten auf liebevoll restaurierte<br />

Fachwerkhäuser und die Fassaden schöner<br />

Renaissancebauten. Der mittelalterliche<br />

Stadtkern Erfurts ist einer der am besten<br />

erhaltenen und größten Deutschlands.<br />

Das Augustinerkloster, in dem Martin<br />

Luther fünf Jahre als Bettelmönch lebte,<br />

die Predigerkirche, heute evangelische<br />

Hauptkirche und zweitgrößte Kirche Erfurts,<br />

oder die Festungsanlagen auf der Zitadelle<br />

Petersberg, eine der ältesten erhaltenen<br />

Stadtfestungen, sind großartige Beispiele<br />

mittelalterlicher und neuzeitlicher Baukunst.<br />

Erfurt ist eine Stadt der Kirchen – und der<br />

Brücken. Insgesamt 142 Brücken überspannen<br />

die Gera, ihre vielen Nebenflüsschen<br />

und den Flutgraben entlang der einstigen<br />

Stadtmauer. Die zahlreichen Wasserläufe<br />

und Brücken brachten dem Innenstadtviertel<br />

den Namen „Klein Venedig“ ein.<br />

Bedeutend für den Handelsverkehr im<br />

Mittelalter waren Lehmannsbrücke und<br />

Lange Brücke, die berühmteste aber ist<br />

sicher die Krämerbrücke. Schon im Jahr<br />

1117 wurde sie erstmals als Holzbrücke<br />

erwähnt und später aus Stein errichtet.<br />

Wo die Festsaison ungefähr<br />

zwölf Monate im Jahr dauert<br />

Es gibt viele gute Gründe, nach Erfurt zu<br />

kommen – und mindestens ebenso viele<br />

gute Anlässe. Einer davon ist schon früh im<br />

Jahr die Fastnachtszeit, ein anderer das<br />

Krämerbrückenfest, Thüringens größtes<br />

Altstadtfest. Von weit her strömen die<br />

Besucher in die alten Gassen rund um die<br />

Krämerbrücke und lassen sich ins Mittel -<br />

alter versetzen. Der Erfurter Töpfermarkt<br />

bietet keramische Kostbarkeiten, im Sommer<br />

verwandelt der Blumen- und Gartenmarkt<br />

den Domplatz in einen farbenfrohen<br />

Teppich, und im Herbst präsentiert der<br />

Getreidemarkt Obst, Gemüse, Honig und<br />

anderes aus heimischer Ernte. Singende<br />

Kinder ziehen jedes Jahr am 10. November<br />

mit Lampions durch Straßen und Gassen,<br />

um zum Martinimarkt des heiligen Martin<br />

zu gedenken und an den Reformator Martin<br />

Luther zu erinnern. Und in der Adventszeit<br />

liegt ein herrlicher Duft aus Zimt, Ingwer<br />

und gebrannten Mandeln über der Stadt.<br />

Dann laden Weihnachtskrippe, Märchenwald,<br />

Backstuben, Kunsthandwerk, Pfefferkuchenhäuschen<br />

und besinnliche Klänge<br />

im Glanz Tausender Lichter vor der einmali -<br />

gen Kulisse des Domplatzes auf einen der<br />

schönsten und berühmtesten Märkte<br />

Deutschlands ein. Ein Erlebnis, das, wie die<br />

ganze Stadt, berührt und begeistert zugleich.<br />

Domplatz<br />

33


Erfurt<br />

Kaufladen des Mittelalters:<br />

die Krämerbrücke<br />

Das älteste und interessante Profanbauwerk des alten Erfurt wur -<br />

de zunächst aus Holz und im Jahr 1325 aus Stein errichtet. Die Fußgängerbrücke<br />

verbindet den Benediktplatz im Altstadtkern mit<br />

dem Wenigermarkt. Auf sechs Bögen standen 62 schmale Fachwerkhäuser,<br />

in denen Händler Pfeffer, Zucker, Safran und Kramwaren<br />

feilboten, in denen aber auch gewohnt wurde. Heute finden sich<br />

hier Kunsthandwerk, Antiquitäten, Souvenirs und vieles mehr. Die<br />

beidseitige Brückenbebauung ist nördlich der Alpen einzigartig,<br />

und die Krämerbrücke gilt denn auch als die längste geschlossen<br />

mit Häusern bebaute Brücke Europas.<br />

Auf Luthers Wegen im<br />

Augustinerkloster<br />

Das größte der noch erhaltenen Klöster in Erfurt ist das 1277 errichtete<br />

Kloster der Augustiner-Eremiten. Es ist ein beeindruckendes<br />

Denkmal mittelalterlicher Ordensbaukunst und eng mit dem Namen<br />

von Martin Luther verbunden, der hier als Mönch lebte. Eine Lutherausstellung<br />

und seine Wohnkammer können im Rahmen einer Führung<br />

besichtigt werden. Die Bibliothek gehört mit 60.000 Bänden zu<br />

den bedeutendsten kirchlichen Büchersammlungen Deutschlands.<br />

Unter den 13.000 Handschriften und Drucken, deren Entstehungsjahr<br />

vor 1850 liegt, sind vor allem die Wiegendrucke, die Reformationsschriften<br />

und die Lutherausgaben hervorzuheben.<br />

Jüdisches Leben und die Alte Synagoge<br />

Die baulichen Zeugnisse der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde<br />

Erfurts sind ein großes Erbe der Stadt. Dabei handelt es sich um die<br />

nahezu vollständig erhaltene Alte Synagoge mit frühesten Bauspuren<br />

um 1094 und die Mikwe aus der Zeit um 1250, die durch einen<br />

der größten und bedeutendsten Schatzfunde aus altem jüdischem<br />

Besitz sowie zeitgenössische Originalhandschriften ergänzt und<br />

weiter aufgewertet werden. Aus der Reihe der wenigen erhaltenen<br />

jüdischen Sakralbauten aus dem Mittelalter sticht die Alte Synagoge<br />

Erfurts als älteste, sondern auch als die am besten erhaltene ihrer<br />

Art in Mitteleuropa heraus.<br />

Wehrhaft: die Zitadelle Petersberg<br />

Die Zitadelle ist eine ursprünglich kurmainzische, später preußische<br />

Festung im Zentrum der Stadt. Sie gilt als einer der am besten er -<br />

hal tenen Festungsbauten in ganz Europa und wurde ab 1665 im neuitalienischen<br />

Stil errichtet. Später sollte sie als nördlichste Festung<br />

das Kurfürstentum vor Angriffen der protestantischen Mächte schützen.<br />

Die strategische Bedeutung der Zitadelle erkannten später auch<br />

Franzosen und Preußen, die sie Anfang des 19. Jahrhunderts besetzten.<br />

Mit dem Wiener Kongress im Jahre 1815 kam sie mit Erfurt zu<br />

Preußen und wurde bis zur Reichsgründung 1871 als Befestigungsanlage<br />

genutzt.<br />

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Hamburg<br />

Jungfernstieg<br />

Welt hafen<br />

Stolze Schönheit im Norden: Hamburg<br />

35


Hamburg<br />

Hamburg, das Tor zur Welt, die<br />

Schöne, das Hoch im Norden: Die<br />

grüne City am Wasser gilt nicht<br />

umsonst als eine der sehenswertesten<br />

<strong>Städte</strong> Deutschlands. Selbst die sonst so<br />

zurückhaltenden Hanseaten können den<br />

Stolz auf ihre Stadt, auf ihr Flair und ihren<br />

maritimen Charme nur schwer verbergen.<br />

Ob Elbe, Alster, HafenCity, Speicherstadt,<br />

Fischmarkt oder die Reeperbahn – hier gibt<br />

es jeden Tag Großes und Großartiges zu<br />

entdecken.<br />

Stadt der Superlative.<br />

Und die sündigste Meile der Welt<br />

Die zweitgrößte Stadt Deutschlands bietet<br />

ihren Gästen ein erlesenes Angebot: Kunst<br />

und Kultur vom Feinsten, Musical-Welterfolge,<br />

wunderbare Museen, anspruchsvolles<br />

und unterhaltsames Theater, Oper, eine<br />

der besten Ballett-Compagnien der Welt,<br />

exzellente Gastronomie, exquisites Shopping,<br />

ein prickelndes Nachtleben und Sehenswürdigkeiten<br />

aus mehr als 1.200 Jahren.<br />

Hamburg ist modern und weltoffen, mondän<br />

und chic – und voller Gegensätze. An jeder<br />

Ecke sieht es anders aus, herrscht eine<br />

andere Atmosphäre – und dennoch fügt<br />

sich alles harmonisch zusammen: Da der<br />

leicht ausgeflippte Stadtteil St. Pauli mit der<br />

Reeperbahn, der vielleicht sündigsten<br />

Meile der Welt, dort das reiche Blankenese<br />

mit seinen vornehmen Villen. Oder die<br />

City – die einzige, die an einem See liegt,<br />

am Alstersee. Der größere, 160 Hektar weite<br />

Teil, Außenalster genannt, ist ein Paradies<br />

für Segler und Ruderer. Das Naherholungsgebiet<br />

der Hamburger, das näher liegt als<br />

jedes andere und ein Platz zum Relaxen<br />

oder einfach Nichtstun. Das geht aber auch<br />

an der Binnenalster, dem kleineren Teil<br />

im Herzen der Stadt, um säumt von Cafés,<br />

Geschäften und dem exklusiven Jungfernstieg.<br />

Altstadt, Hafen, Fischmarkt:<br />

was man einfach gesehen haben muss<br />

Für viele aber ist die Altstadt die eigent -<br />

liche Attraktion. Sie versetzt den Gast in<br />

die Zeit, als reiche Kaufleute hier mit Kaffee,<br />

Tee und Gewürzen glänzende Geschäfte<br />

machten, z. B. in der Straße Cremon mit<br />

dem berühmten Chilehaus. Und in der<br />

Deichstraße, einer alten Kaufmannsstraße<br />

mit Kontor- und Wohnhäusern aus dem<br />

17. bis 19. Jahrhundert und zahlreichen<br />

hervorragenden Restaurants und Kneipen,<br />

lässt es trefflich über die guten alten Zeiten<br />

sinnieren. Immer aber ist eine Hafenrundfahrt,<br />

die an den Landungsbrücken startet,<br />

ein absolutes Highlight jedes Hamburg-<br />

Besuchs. Von hier aus ist es auch nur einen<br />

Steinwurf weit zum Alten Elbtunnel: Ein<br />

markanter Kuppelbau beherbergt vier<br />

große Fahrkörbe, die Menschen und Fahrzeuge<br />

seit 1911 in fast 24 Meter Tiefe transportieren.<br />

Nach einem kleinen Spaziergang<br />

unter der Elbe hindurch geht es in Steinwerder<br />

wieder ans Tageslicht. Von hier genießt<br />

man dann das Elbpanorama mit Blick auf<br />

den Hafenrand, den Michel und die drei<br />

historischen Museumsschiffe im Hafen.<br />

Ebenfalls ein Muss: der Altonaer Fischmarkt.<br />

Jeden Sonntag wird hier von ziemlich originellen<br />

Typen in aller Herrgottsfrühe frischer<br />

Fisch versteigert – ein Einkaufserlebnis der<br />

unvergesslichen Art.<br />

Yeah, yeah, yeah:<br />

die Beatles und Hamburg<br />

Unvergesslich sind auch die Beatles: Zu<br />

Beginn der 1960er Jahre eroberten die Jungs<br />

aus Liverpool Hamburg mit ihren bis zu acht<br />

Stunden dauernden Auftritten im legendären<br />

Star-Club im Sturm. Mitten in St. Pauli<br />

steht nun ein spektakuläres Denkmal für<br />

die „Fab Four“: In die Rillen zwischen den<br />

Granitplatten sind Edelstahlbänder mit<br />

rund 70 eingravierten Songtiteln eingelassen,<br />

am Rand erzeugen im Boden versenkte,<br />

fortlaufende aufleuchtende Lampen die<br />

Illusion eines rotierenden Plattentellers, und<br />

John, Paul, George und Ringo selbst stehen<br />

als Schattenrisse in Rahmen aus Edelstahl<br />

mitten auf dem Platz. Ob Beatles-Fan oder<br />

nicht: Hamburg-Fan ist jeder hier.<br />

Strandbar in der Metropole<br />

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Hafenidyll und dicke Mauern:<br />

die Speicherstadt<br />

Zwischen Deichtorhallen und Baumwall liegt im Freihafen die<br />

hundertjährige Speicherstadt, der weltgrößte zusammenhängende<br />

Lagerhauskomplex. Dort erwartet den Hamburg-Besucher eine<br />

Idylle, die er wohl kaum in einem Welthafen vermutet hat: wilhelminische<br />

Backsteingotik der Gründerzeit, bizarre Giebel und Türmchen,<br />

winkelige Gassen. Hinter dicken Mauern lagern wohltemperiert<br />

hochwertige Güter wie Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Tabak,<br />

mittlerweile auch Computer – und Teppiche: Hier ist das größte<br />

Orientteppichlager der Welt. Die Speicherstadt ist eine der Hauptattraktionen<br />

bei der großen Hafenrundfahrt.<br />

Jederman(n) kennt St. Pauli<br />

„Auf der Reeperbahn nachts um halb eins ...“: Das Lied von Hans<br />

Albers kennt fast jeder, und für einen unterhaltsamen Abend ist<br />

St. Pauli noch immer erste Wahl: Hier gibt es nichts, was es nicht<br />

gibt. Entlang der Straße, auf der in früheren Zeiten die hundert<br />

Meter langen Schiffstaue – Reepe – gedreht wurden, haben sich<br />

zahlreiche Kneipen und Pubs, Bars, Diskotheken, Cafés, Clubs, Snackstationen<br />

und vornehmlich rot beleuchtete Etablissements angesiedelt.<br />

Aber auch Liebhaber seriöseren Entertainments finden vom<br />

Operettenhaus über Schmidt Theater und Schmidts Tivoli bis zum<br />

Café Keese und dem Quatsch Comedy Club ihre Möglichkeiten,<br />

den Abend zu gestalten.<br />

Geometrie zum Anfassen: das Dockland<br />

Das sechsgeschossige Bürohaus am Elbufer gehört zu den außergewöhnlichsten<br />

Gebäuden Hamburgs. Der von Ost nach West<br />

gekippte Baukörper, der die Form eines Parallelogramms aufnimmt,<br />

ragt wie ein Schiffsbug 40 Meter frei in die Elbe. Eigens für die<br />

expressive Gebäudeform wurde eine in die Elbe hineinragende<br />

Landzunge aufgeschüttet. Über eine Freitreppe auf der Ostseite des<br />

Hauses gelangt man auf die öffentlich zugängliche Aussichtsplattform<br />

im sechsten Stock, von der aus man einen atemberaubenden<br />

Blick über die Elbe und Hamburg hat. Eine weitere Besonderheit<br />

sind die beiden gläsernen Schräg aufzüge, die zu den einzelnen<br />

Etagen führen.<br />

Hamburgs neue Innenstadt:<br />

die HafenCity<br />

Hier wächst ein Stück Stadt: Die HafenCity – das derzeit größte<br />

innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas – bietet ein<br />

Modell für die Entwicklung der europäischen Innenstadt am Wasser.<br />

Während die historische Speicherstadt schon lange das Hamburger<br />

Stadtbild mit seiner neugotischen Backsteinarchitektur prägt, setzt<br />

das Neubaugebiet der HafenCity direkt am Hafen moderne Akzente.<br />

Mit der Entwicklung einer neuen City setzt Hamburg mindestens<br />

europaweit neue Maßstäbe: Auf einer Fläche von 157 Hektar entsteht<br />

ein lebendiger Stadtraum mit einer Mischung von Arbeits- und<br />

Wohnnutzung, Einzelhandel, Freizeit, Gastronomie und Kultur.<br />

37


Hamburg<br />

Dauerbrenner: Hamburgs Musicals<br />

Vom Phantom der Oper über den König der Löwen und Ich war noch<br />

niemals in New York bis zu Mamma Mia, Sister Act und Tarzan:<br />

Hamburg ist der weltweit drittgrößte Musicalstandort nach New<br />

York und London! Millionen strömen jedes Jahr in die drei großen<br />

Musicaltheater der Stadt, und Hunderttausende freuen sich in den<br />

kleineren Häusern wie dem St. Pauli Theater. Hier gibt’s vornehmlich<br />

eigenproduzierte Musicals – wie zum Beispiel das Lieblingsstück<br />

(fast) aller Hamburger, die „Heiße Ecke“: Hier, im Imbiss Heiße Ecke,<br />

trifft sich ganz St. Pauli: 24 Stunden Kiez – verpackt in ein mitreißendes<br />

Musical.<br />

Hörerlebnis der Zukunft:<br />

die Elbphilharmonie<br />

Mit der Elbphilharmonie der Schweizer Architekturstars Herzog &<br />

de Meuron erhält Hamburg ein neues kulturelles und städtebauliches<br />

Leuchtturmprojekt. Klassische Musikkultur, Musik des 21. Jahrhunderts<br />

und anspruchsvolle Unterhaltungsmusik sollen hier einen<br />

fantastischen Aufführungsort bekommen. Ehemalige Hafennutzung<br />

und neue kulturelle Identität gehen hier eine einzigartige Verbindung<br />

ein: Über eine Rolltreppe werden die Besucher durch den Kaispeicher<br />

A auf eine öffentliche Plaza auf 37 Metern Höhe geführt. Von<br />

dort werden Hamburger und Touristen eine einmalige Aussicht über<br />

den Hafen, die Elbe und die Stadt genießen können.<br />

Für kleine und große Kinder:<br />

das Miniatur-Wunderland<br />

Hinter den Mauern der Hamburger Speicherstadt tut sich 365 Tage<br />

im Jahr auf 4.000 m das Tor zu einer ganzen Welt im Miniaturformat<br />

auf: 15.000 Meter Gleise sorgen dafür, dass 15.000 Waggons<br />

ihr Ziel erreichen. Dazu schaffen 5.000 Häuser und Brücken, 250.000<br />

Bäume und 250.000 einzelne Figuren im Maßstab H0 ein gigantisches<br />

Umfeld. Fast eine halbe Million Lichter lassen die Anlage mehr<br />

als realistisch erscheinen und garantieren eine beeindruckende<br />

Atmosphäre. Beeindruckend ist auch die Technik dahinter: Um die<br />

Züge zu steuern, werden 60 Computer benötigt.<br />

Hamburgs Wahrzeichen:<br />

die Kirche St. Michaelis<br />

Der „Michel“ ist als Wahrzeichen der Stadt nicht nur die bedeutendste<br />

Barockkirche Norddeutschlands, sondern auch einer der größten<br />

Leuchttürme der Welt. Jedenfalls diente der Michel den Schiffen, die<br />

von der Elbe kamen, über viele Jahre als Orientierung. 132 Meter ist<br />

der Kirchturm hoch, und er hat fast 450 Stufen. Von der Aussichtsplattform<br />

bietet sich ein fantastischer Rundblick über Hamburg<br />

und den Hafen – und das ganz besonders nachts. Auch sehenswert:<br />

Das 52 Meter lange Kirchenschiff mit dem gewaltigen, 20 Meter<br />

hohen Altar und die größte Turmuhr Deutschlands, deren Zeiger<br />

allein jeweils 130 Kilogramm wiegen.<br />

38 www.germany.travel


Stadtsee der Seestadt: die Alster<br />

Im Zentrum der Hansestadt liegen Binnen- und Außenalster. Das<br />

neben der Elbe prägendste Gewässer Hamburgs besteht gleich aus<br />

mehreren Abschnitten; die Quelle findet sich im Ortsteil Rhen der<br />

Gemeinde Henstedt-Ulzburg außerhalb Hamburgs. Mit einer stattlichen<br />

Größe von 164 Hektar ist die Außenalster an allen Ufern ein<br />

beliebter Anlaufpunkt. Bei Joggern sind die Wege entlang des Gewässers<br />

angesagt, kleine Segelschiffe und Ruderboote drehen ihre<br />

Runde auf dem See. Der Alsterpark und etliche Grünflächen mit<br />

schattenspendenden Bäumen lassen Hamburger und Gäste beim<br />

Blick auf den See den teils hektischen großstädtischen Alltagstrubel<br />

im Nu vergessen.<br />

Sehen und gesehen werden:<br />

der Jungfernstieg<br />

Vom südlichen Ufer der Hamburger Binnenalster, vom Gänsemarkt<br />

abgehend, erstreckt sich der Jungfernstieg, die historische Flanierund<br />

heutige Einkaufsmeile, Dreh- und Angelpunkt im Zentrum der<br />

Hansestadt. Früher sind gut betuchte Familien auf dem Jungfernstieg<br />

mit ihren Töchtern spazieren gegangen – und mit etwas Glück<br />

fand sich für die Jungfer ein passender Jüngling. Die Bauten entlang<br />

des Prachtboulevards sind ebenfalls nicht von schlechten Eltern:<br />

In den teils historischen, teils neuen Gebäuden finden sich mit die<br />

besten Hotels der Stadt, Banken und der Zugang zur Europa Passage,<br />

einem der schicksten Shopping-Center der Stadt.<br />

Flanieren und spazieren<br />

zwischen Planten un Blomen<br />

Er ist einer der liebsten Parks der Hamburger, der weit mehr zu bieten<br />

hat als Pflanzen und Blumen. So kann man im Planten un Blomen<br />

neben Flora und Fauna und den gepflegten Rasenanlagen, dem Tropenhauskomplex,<br />

Apothekergarten, Bächen und Seen etwa ein japanisches<br />

Teehaus besuchen, durch den wunderschönen Rosengarten<br />

flanieren, Rollschuh laufen, inlineskaten und auf Ponys reiten – wobei<br />

Letzteres eigentlich den Kindern vorbehalten ist. Minigolfen und<br />

Trampolinspringen dürfen aber auch die Großen. Für die gibt es dann<br />

auch die netten Gartenkneipen und für alle zusammen ein allabend -<br />

liches romantisches Wasserlichtkonzert.<br />

Der Stolz der Bürger: das Rathaus<br />

Das Hamburger Rathaus, in den Jahren 1886-1897 im Stil der<br />

Neorenaissance erbaut und eines der beeindruckendsten Parlaments-<br />

und Regierungsgebäude in Deutschland, ist der ganze Stolz<br />

der Stadt. Es liegt zentral zwischen Alster und Elbe und ist mit seinen<br />

fast 650 Räumen größer als der Buckingham-Palast. Der dreiflügelige<br />

Granit-Sandstein-Bau, die 112 Meter breite, reich verzierte Fassade,<br />

der 112 Meter hoch aufragende Turm und das kupfergedeckte Dach<br />

erzeugen eine großartige Gesamtwirkung. Auf der Seite zum Rathausmarkt<br />

stehen zwischen Fensternischen Bronzeskulpturen von<br />

20 Königen und Kaisern des alten deutschen Reiches, von Karl<br />

dem Großen bis Franz II.<br />

39


Hannover<br />

Herren<br />

haus<br />

Liebe auf den zweiten Blick: Hannover<br />

Es gibt <strong>Städte</strong>, über die man spricht.<br />

Auch wenn man noch gar nicht dort<br />

gewesen ist. Hannover ist da ein<br />

bisschen anders: Die Stadt wird erst dann<br />

ein Thema, wenn man hinfährt. Dann aber<br />

um so mehr, denn in Hannover gibt es<br />

unglaublich vieles zu entdecken, was man<br />

hinter der recht neuen, vom Wiederaufbau<br />

geprägten Fassade der Stadt gar nicht<br />

vermuten würde. Dafür fährt man dann<br />

aber auch gern ein zweites oder drittes<br />

Mal nach Hannover – denn es lohnt sich<br />

immer wieder.<br />

Wo man sich trifft.<br />

Und wohin man geht<br />

An zwei Plätzen trifft man sich, wenn<br />

man sich in der Stadt verabredet hat:<br />

Am Denkmal auf dem Ernst-August-Platz<br />

vor dem Bahnhof, oder am Kröpcke, dem<br />

zentralen Platz der City. Ungewöhnlich<br />

groß erscheint die Innenstadt, die über<br />

die Jahrhunderte von der früheren Altstadt<br />

bis zum im 19. Jahrhundert gebauten<br />

Hauptbahnhof hin gewachsen ist. Heute<br />

ist die Altstadt nicht mehr, was sie einst<br />

war, das Erhaltene ist an wenigen Straßenzügen<br />

konzentriert. Dennoch lohnt<br />

sich ein Besuch, nicht nur, weil es hier<br />

nach wie vor winkelige Straßen, urige<br />

Kneipen und nette Geschäfte gibt, son -<br />

dern auch wegen des mittelalterlichen<br />

Alten Rathauses.<br />

Fast 100 Jahre wurde daran ge baut, es<br />

erlebte verschiedene An- und Umbauten,<br />

einmal wollte man es abreißen, doch um<br />

1850 wurde es ganz im Stil des 15. Jahrhunderts<br />

restauriert – eine Sehenswürdigkeit<br />

ersten Ranges. Praktisch: Gleich gegenüber<br />

steht die Markhalle, der Bauch von Hannover.<br />

An traditionsreicher Stelle und mit<br />

viel Atmosphäre.<br />

Zwischen damals und heute:<br />

Rathaus, Schloss und die Nanas<br />

Zwischen Altstadt und dem Maschpark,<br />

dem schönen Innenstadtpark, steht das<br />

Neue Rathaus. Es wirkt durch seine Größe<br />

und Pracht historisch, wie aus jenen Zeiten,<br />

als Hannover noch ein Königreich war,<br />

tatsächlich ist es aber erst 1913 eingeweiht<br />

worden. Von der imposanten Kuppelhalle<br />

geht es im Ostflügel in den neuen Bürgersaal,<br />

in dem immer wieder interessante<br />

Ausstellungen zu sehen sind und kleinere<br />

Veranstaltungen stattfinden. Einen Blick<br />

wert ist auch der „Hodlersaal“, ein Sitzungssaal,<br />

in dem das monumentale Wandgemälde<br />

„Einmütigkeit“ des Schweizers<br />

Ferdinand Hodler seinen Platz hat, das das<br />

Bekenntnis der Bürgerschaft Hannovers<br />

zur Reformation darstellt. Ebenfalls ein<br />

Publikumsmagnet ist das Leineschloss, Sitz<br />

des niedersächsischen Landtages und früher<br />

königliche Residenz. Hier beginnt auch die<br />

Skulpturenmeile, deren bekannteste – damals<br />

äußerst umstrittene, heute heiß<br />

geliebte – Objekte die 1974 aufgestellten<br />

Nanas von Niki de Saint Phalle sind.<br />

Bühne frei: Hannover<br />

spielt ganz groß auf<br />

Kunst ist aber nicht nur im öffentlichen<br />

Raum reich präsent: das Staatstheater,<br />

das Opernhaus und das Gartentheater<br />

im Großen Garten, Spielort bewegter<br />

Sommermusicals, das Neue Theater,<br />

Hannovers Boulevardtheater, das Theater<br />

am Aegi, Spielstätte für Gastensembles<br />

aller Sparten, und eine starke freie Theaterszene<br />

– mit der Theaterwerkstatt im<br />

Pavillon, dem Theater an der Glocksee,<br />

der Commedia Futura, der Hinterbühne,<br />

dem Theater Fenster zur Stadt und dem<br />

Mittwoch:Theater – machen Hannover<br />

zu einem Bühnenerlebnis ersten Ranges.<br />

Auch Tanz und Ballett sind würdig vertre -<br />

ten – mit dem Tanzfestival Tanztheater<br />

International, dem Internationalen Wettbewerb<br />

für Choreographen und dem<br />

Tangofestival gibt es dazu jährlich allein<br />

drei hochkarätige Veranstaltungen.<br />

Dazu: Kleinkunst, Kabarett, Jazz aller<br />

Richtungen – Hannover gilt als eine von<br />

Deutschlands Jazz-Hauptstädten – und<br />

natürlich Rock und Pop, – man denke nur<br />

an die Scorpions und Lena. Außerdem:<br />

Dutzende Museen mit bedeutenden<br />

Sammlungen, Galerien, Kunstvereine ... und,<br />

und, und. Aber wie gesagt: In Hannover gibt<br />

es wirklich unglaublich vieles zu entdecken.<br />

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Herrenhäuser Gärten<br />

41


Hannover<br />

Kunst von Weltrang:<br />

das Sprengel Museum<br />

Zu den bedeutendsten Museen der Kunst des 20. Jahrhunderts<br />

zählt das 1979 eröffnete Sprengel Museum. Grundstock war die<br />

Sammlung Dr. Bernhard Sprengels, der Schwerpunkte im Bereich<br />

des deutschen Expressionismus und der französischen Moderne<br />

gelegt hat. In den letzten 20 Jahren ist die Sammlung um die<br />

wesentlichen Epochen moderner Kunst erweitert worden – von<br />

Schwitters bis Saint Phalle. Dieses lebendige Forum für Kunst und<br />

Wissenschaft bietet neben dem beeindruckenden Bestand zudem<br />

jährlich auch rund 25 Wechselausstellungen.<br />

Die hohe Kunst des Gartenbaus:<br />

Herrenhäuser Gärten<br />

Die Herrenhäuser Gärten in Hannover setzen sich aus dem Großen<br />

Garten, dem Berggarten, dem Georgen- und dem Welfengarten<br />

zusammen. Die wichtigsten Stilrichtungen der Gartenbaukunst finden<br />

sich in der gesamten Anlage wieder. Der Große Garten wurde<br />

1666 begonnen und in seiner heutigen Form von 1696 bis 1714 unter<br />

Kurfürstin Sophie gestaltet. Er zählt zu den wenigen in ihrer Grundstruktur<br />

erhaltenen Barockanlagen Europas. Ganzjährig lädt der<br />

Große Garten zu einem Besuch der Grotte von Niki de Saint Phalle<br />

und im Sommer zum Kleinen Fest und dem internationalen Feuerwerkswettbewerb<br />

sowie zu Konzert und Theater ein.<br />

Besser als ein GPS: Roter Faden<br />

Roter Faden Hannover – ein Stadtrundgang „auf eigene Faust“.<br />

Auf einer Länge von 4.200 Metern ist eine rote Linie auf das Straßenpflaster<br />

gemalt, die so einfach wie sicher zu 36 Sehenswürdigkeiten<br />

in der Innenstadt führt. Hannovers Roter Faden ist ein vollständig<br />

barrierefreies touristisches Leitsystem, mit dem sich die Stadt völlig<br />

entspannt erkunden lässt. Hilfreich außerdem: die Begleitbroschüre<br />

im handlichen Taschenformat: „Roter Faden Hannover – Ihr ganz<br />

persönlicher Stadtführer“, mit Wissenswertem und Amüsantem<br />

zu allen Attraktionen entlang des Roten Fadens.<br />

Sieben Erlebniswelten in einem:<br />

der Zoo<br />

Das perfekte Reiseziel für Erwachsene und Kinder: der Erlebnis-<br />

Zoo Hannover, Deutschlands spektakulärster Tierpark. Ein Aus -<br />

flug in die faszinierende Welt der Tiere. 2.300 Bewohner in sieben<br />

einzigartigen, aufwendig gestalteten Themenwelten: Eintauchen in<br />

Kanadas Wildnis, einer abenteuerlich inszenierten Landschaft für die<br />

Eisbären, Bootfahren auf dem Sambesi, ein Besuch im indischen<br />

Dschungelpalast, auf dem faszinierenden Gorillaberg, im australischen<br />

Outback oder auf dem urig-niedersächsischen Bauernhof.<br />

Oder im Kinderparadies „Mullewapp“. Außerdem sorgen täglich bis<br />

zu 29 Shows und Show-Fütterungen für einen gelungenen Tag.<br />

42 www.germany.travel


Mit spitzer Feder:<br />

das Museum Wilhelm Busch<br />

Das Deutsche Museum für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm<br />

Busch steht seit Jahrzehnten für Humor und Ironie, Satire und Kritik.<br />

Als Wilhelm-Busch-Museum 1937 gegründet, hat es sich seit 1950<br />

kontinuierlich den Wilhelm Busch im Geist verwandten Künstlern in<br />

Geschichte und Gegenwart zugewandt. Eine erfolgreiche Sammlungspolitik<br />

zeichnet das Museum ebenso aus wie seine weithin<br />

beachteten Ausstellungen. An keinem Ort der Welt kann das Werk<br />

von Wilhelm Busch so umfassend studiert werden wie in Hannover,<br />

und über 35.000 Blätter dokumentieren die Geschichte der Karikatur<br />

von ihren Anfängen um 1600 bis heute.<br />

Raum für Innovationen:<br />

die Messe Hannover und die Expo2000<br />

496.000 m² Hallenfläche, 58.000 m² Freifläche, 27 Hallen und<br />

Pavillons – Hannover hat eines der größten Messegelände der Welt.<br />

Neben der markanten Hallenarchitektur sorgen das Convention Center<br />

mit 35 Räumen und Sälen, die gläsernen Passagen und Grün- und<br />

Ruhezonen für eine ebenso entspannte wie produktive Atmosphäre.<br />

Hier findet der Messegast ganz außergewöhnliche Räumlichkeiten;<br />

die essehallen sind genauso flexible Verwandlungskünstler wie die<br />

Kongresssäle. Die Freiflächen sind ideale Bühnen für innovative<br />

Ausstellungskonzepte und kreative Ideen, und auch die Expo-Pavillons<br />

bieten dem Außergewöhnlichen einen ebensolchen Raum.<br />

Mediterranes Flair im Norden:<br />

der Maschsee<br />

Eines der beliebtesten Ausflugsziele Hannovers ist der rund 0,8 km<br />

große Maschsee. Das zwischen 1934 und 1936 angelegte künstliche<br />

Gewässer lädt auf seinen weitläufigen Uferwegen zum Flanieren,<br />

Radfahren oder Joggen ein, und als Veranstaltungsort für Regatten<br />

und das alljährliche Drachenbootrennen ist es genauso gut geeignet<br />

wie für jede andere Art von Sport im und auf dem Wasser. Aber auch<br />

Wasserscheue können den Maschsee erleben – auf den Personenschiffen<br />

der Hannoverschen Verkehrsbetriebe oder auf dem Maschseefest,<br />

einem der Höhepunkte der Festsaison mit jährlich über einer<br />

Million Besuchern.<br />

Bürgerliche Pracht unter hoher Kuppel:<br />

das Neue Rathaus<br />

„Alles bar bezahlt, Majestät“, hat der damalige Stadtdirektor Heinrich<br />

Tramm Kaiser Wilhelm II., der 1913 zur Einweihung gekommen war,<br />

stolz verkündet. Immerhin über zehn Millionen Mark hatte sich die<br />

Stadt den Prachtbau, der auf 6.026 Buchenpfählen errichtet wurde,<br />

kosten lassen. In der Halle unter der fast 100 Meter hohen Kuppel<br />

sind vier Modelle zu sehen, die Hannover im Mittelalter, 1939, 1945<br />

und heute zeigen – ein echter Publikumsmagnet. Weltweit einzigartig<br />

ist der Bogenaufzug zur Kuppel: Der Weg führt zuerst senkrecht<br />

nach oben und knickt dann in einem Winkel von 17 Grad ab. Von hier<br />

hat man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt.<br />

43


Kiel<br />

Gorch Fock<br />

Stadt am Wasser und Tor zur Ostsee: Kiel<br />

Hafenträume<br />

Kiel, die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins,<br />

über lange Jahre<br />

wichtige Werft- und Marinestadt,<br />

ist heute geprägt von einer lebendigen<br />

Studenten szene, gelassenem Lebensstil und<br />

urbanem Flair. An der schönen Lage der<br />

Stadt an der Kieler Förde und an der<br />

modernen, großzü gigen Innenstadt wird<br />

das ebenso spür bar wie in der Dänischen<br />

Straße, der guten Stube Kiels mit ihren<br />

vielen erhaltenen Gründerzeitbauten voll<br />

maritimem Charme.<br />

Hafen, Werften und das<br />

Tor nach Skandinavien<br />

Wo das Meer bis in das Herz der Stadt reicht,<br />

ist Wasser das beherrschende Element. Das<br />

zeigt sich im expandierenden Ostseehafen<br />

und an den enormen Portalkränen auf der<br />

Werft, an den riesigen Fähren an den Skandinavienkais<br />

und natürlich an der Kieler<br />

Woche, die Kiel den Ruf als Segelhauptstadt<br />

der Welt eingebracht hat. Die Bedeutung der<br />

Stadt als Schiffsbau- und Marinestadt zeigte<br />

sich auch am schnellen – und ziemlich<br />

planlosen – Wachstum des 19. Jahrhunderts.<br />

Nach den schweren Zerstörungen des<br />

Zweiten Weltkriegs sollte die Stadt danach,<br />

ganz im Stil der Zeit, moderner, offener und<br />

großzügiger wieder entstehen. Die Lage des<br />

Stadtkerns und die Verbindung der Stadt<br />

mit dem Wasser sollten stärker in den<br />

Blickpunkt rücken, auf die Rekonstruktion<br />

der zerstörten historischen Bauten wollte<br />

man hingegen vollständig verzichten.<br />

Seit über einem Jahrzehnt wird der Stadtkern<br />

allerdings wieder konsequent aufgewertet,<br />

durch Rückbau der historischen<br />

Eggerstedtstraße und die Umgestaltung<br />

des Alten Marktes soll sogar ein Teil des<br />

alten Stadtkerns rekonstruiert werden.<br />

Maritimes Flair und das berühmteste<br />

Musikfestival des Nordens<br />

Die malerische Steilküste bei Kiel-Friedrichsort,<br />

zahlreiche Strände auf Stadtgebiet,<br />

die Fördepromenade am Westufer, die<br />

Schleusenanlagen des Nord-Ostsee-Kanals<br />

in Kiel-Holtenau, der Marinehafen und<br />

das Marineviertel, der Botanische Garten<br />

der Christian-Albrechts-Universität, die<br />

Holstenstraße – eine der ältesten Fußgängerzonen<br />

Deutschland – oder die interessante<br />

Klappkonstruktion der Hörnbrücke<br />

sind einige der Sehenswürdigkeiten Kiels.<br />

Was auch für die vielen Museen gilt: das<br />

Schifffahrtsmuseum am Sartorikai, das<br />

Computermuseum, die Kunsthalle mit der<br />

Antikensammlung und das Maschinenmuseum<br />

sind einige davon. Und kulturell<br />

halten das Theater Kiel, das Polnische<br />

Theater und das Philharmonische Orchester<br />

ein abwechslungsreiches Angebot vor.<br />

Sommerliches Highlight ist das berühmte<br />

Schleswig-Holstein Musik Festival – ein<br />

Magnet für Zehntausende Besucher. Für alle<br />

anderen ist Kiel aber auch ein schönes Ziel,<br />

sicher nicht nur allein deswegen, weil man<br />

hier die besten „Kieler Sprotten“ bekommt,<br />

die typische Fischspezialität der Stadt.<br />

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Highway der Riesenschiffe:<br />

der Nord-Ostsee-Kanal<br />

Der Nord-Ostsee-Kanal verbindet als meistbefahrene künstliche<br />

Schifffahrtsstraße der Welt die beiden nördlichen Meere. Der knapp<br />

100 Kilometer lange Kanal durchquert Schleswig-Holstein von der<br />

Kieler Förde an der Ostsee bis zur Elbemündung an der Nordsee. Wie<br />

eine Fata Morgana tauchen sie auf, und jeder staunt über sie: die<br />

Riesenpötte, die mitten durch Wiesen zu fahren scheinen. Ein Radweg<br />

führt stets am Kanal oder in unmittelbarer Nähe entlang, alle<br />

paar Kilometer bieten sich Rastplätze, Einkehrmöglichkeiten und<br />

Aussichtspunkte an. Die Landschaft ist brettflach, der Blick schweift<br />

in die Ferne: Radeln am Kanal ist ein tolles Erlebnis.<br />

Mega-Event des Segelsports:<br />

die Kieler Woche<br />

Die Kieler Woche ist eine jährlich im Juni stattfindende Segelregatta,<br />

die seit Ende des 19. Jahrhunderts in Kiel ausgetragen wird. Sie ist<br />

nicht nur der größte Segelsportevent der Welt, sondern auch ein<br />

riesiges Stadt- und Volksfest. Die gesamte Innenstadt verwandelt<br />

sich in ein autofreies Festgelände, weit mehr als 1.000 Veranstaltungen<br />

ziehen Gäste aus aller Welt an. Neben Open-Air-Konzerten,<br />

Kleinkunst und Theater werden auch kulinarische Köstlichkeiten<br />

aus allen Kontinenten angeboten. Das Herz der Kieler Woche aber<br />

ist und bleibt der Segelsport – und schließlich der Grund, dass sich<br />

hier die besten Segler der Welt treffen.<br />

Lebensraum und Biosphäre:<br />

Ostsee-Infocenter<br />

Nur ein paar Kilometer von Kiel entfernt informiert das Ostsee-<br />

Infocenter anschaulich und lebensnah darüber, wie die Ostsee<br />

entstanden ist, welche Tiere und Pflanzen an und in ihr leben,<br />

was die Ostsee gefährdet und welche Anstrengungen zu<br />

ihrem Schutz unternommen werden. Dazu gibt es spannende<br />

Informationen zur Fischerei. Im Fühlbecken und den Meerwasseraquarien<br />

kann man die Unterwasserwelt der Ostsee kennenlernen,<br />

und heimische Meeresvögel werden in ihren typischen<br />

Lebensräumen gezeigt.<br />

Fernweh und Traumschiffe:<br />

Kreuzfahrthafen Kiel<br />

Mit den modernen Terminals Ostseekai, Schwedenkai und Norwegenkai<br />

hat sich Kiel zu einem der bedeutendsten Kreuzfahrthäfen<br />

Deutschlands entwickelt. Über 140 Traumschiffe laufen den Kieler<br />

Hafen an, und mehr als 300.000 Passagiere gehen jährlich in Kiel von<br />

und an Bord. Alle bedeutenden europäischen Reedereien nutzen<br />

Kiel als Start- und Ziel für Seereisen in die Ostsee: ob es auf Nordlandreise<br />

nach Norwegen, Schweden oder Litauen geht oder an einen der<br />

vielen anderen Orte, die von Kiel aus angefahren werden. Aber auch,<br />

wenn man eigentlich noch ein wenig Zeit in Kiel verbringen möchte:<br />

Der Fährhafen ist ein echter Ausflugstipp für Traumschiff-Gucker.<br />

45


Magdeburg<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Magdeburg<br />

Doppel<br />

gestirn<br />

Magdeburg, mit 1.200 Jahren<br />

eine der ältesten <strong>Städte</strong> in den<br />

neuen Bundesländern, hat es<br />

nicht immer leicht gehabt in seiner langen<br />

Geschichte. Als Kaiserresidenz, Hansestadt<br />

und preußische Festung wurde es<br />

immer wieder von Krieg und Zerstörung<br />

heimgesucht. Doch hat es immer an<br />

seine Zukunft geglaubt, hat sich immer<br />

wieder neu erfunden – und der Pflege und<br />

Erhaltung seiner Kulturgüter einen ganz<br />

besonderen Stellenwert eingeräumt.<br />

Otto von Guericke: der Mann<br />

für die besonderen Aufgaben<br />

Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts ist ein<br />

Geschenk – und das nicht nur an ihre Gäste.<br />

Otto der Große, ab 962 Kaiser des Heiligen<br />

46 www.germany.travel


Pferdetor<br />

Römischen Reiches Deutscher Nation,<br />

war so vernarrt in seine Lieblingsresidenz,<br />

dass er sie seiner Frau Editha zur Morgengabe<br />

machte. Noch heute verehren die<br />

Magdeburger „ihren“ Otto, aber auch ein<br />

zweiter Otto bestimmte lange die Geschicke<br />

der Stadt: Otto von Guericke, der große<br />

Politiker und Wissenschaftler, erlebte hier<br />

die schweren Zeiten während und nach dem<br />

Dreißigjährigen Krieg – insgesamt waren es<br />

50 Jahre, die er seiner Heimatstadt als<br />

Stadtplaner, Schutzherr und Bürgermeister<br />

diente. Das Otto-von-Guericke-Museum in<br />

der Lukasklause erinnert mit Führungen,<br />

Veranstaltungen und einer ständigen<br />

Ausstellung an das Multitalent. Historische<br />

und neue Experimente, viele zum Ausprobieren,<br />

geben einen guten Einblick in seine<br />

wissenschaftliche Arbeit. Und auch die<br />

Universität Magdeburgs trägt seinen<br />

Namen.<br />

Bedeutendes in Museen.<br />

Hochkarätiges auf der Bühne<br />

Überhaupt Magdeburgs Museen: In den<br />

vergangenen Jahren haben sie immer<br />

wieder herausragende Ausstellungen zu<br />

ganz unterschiedlichen Themen aus Kunst,<br />

Kultur und Wissenschaft präsentiert.<br />

Parallel dazu sind nicht nur neue Sammlungen<br />

angelegt oder Bestände ergänzt worden,<br />

es wurden auch keine Kosten und Mühen<br />

gescheut, ein Technikmuseum der Extraklasse<br />

zu schaffen. Mit dem Kulturhistorischen<br />

Museum, dem Museum für Naturkunde<br />

und dem Kunstmuseum Kloster<br />

Unser Lieben Frauen kann Magdeburg auf<br />

drei weitere bedeutende Museen verweisen.<br />

Mit der Oper, dem Schauspielhaus, dem<br />

Puppentheater, seinen großartigen Kabaretts<br />

und vielen freien Theatergruppen hält<br />

Magdeburg ebenfalls Hochkarätiges bereit.<br />

Die Innenstadt: zwischen<br />

Magdeburger Reiter und Currywurst<br />

Auf dem Alten Markt, unweit des berühmten<br />

Doms, steht der berühmte „Magdeburger<br />

Reiter“ – eine Bronzekopie des ersten<br />

frei stehenden Reiterstandbildes nördlich<br />

der Alpen. Um 1240 geschaffen, stellt es –<br />

so hoffen die Magdeburger jedenfalls –<br />

den verehrten Kaiser Otto I. dar. Das Original<br />

indes zog im Jahre 1967 um: Heute kann<br />

es im Kulturhistorischen Museum umso<br />

ausgiebiger bewundert werden. Die<br />

Innenstadt ist aber auch ein großzügig<br />

angelegtes Einkaufsviertel: Mit 2,5 m<br />

Verkaufsfläche pro Einwohner belegt<br />

Magdeburg bundesweit einen Spitzenplatz<br />

in Sachen Einkaufserlebnis. Rund um den<br />

Hasselbachplatz, nahe der City, ist das<br />

Kneipenzentrum in Magdeburg mit<br />

Dutzenden Bistros, Bars, Restaurants und<br />

einer der bekanntesten Imbissbuden<br />

Deutschlands, der „Curry 54“. Zweimal im<br />

Jahr findet hier die „Hassel Night Line“<br />

statt, ein großes Straßenfest mit Open-<br />

Air-Bühnen und Musik in allen Gassen.<br />

Wer Entspannung eher bei guter Literatur<br />

sucht, ist im Geburtshaus des Dichters<br />

Erich Weinert richtig: Das Literaturhaus<br />

Magdeburg organisiert Ausstellungen<br />

und Kulturevents wie die Magdeburger<br />

Literaturwochen. Hier finden sich auch die<br />

Archive Erich Weinerts und des Dramatikers<br />

Georg Kaiser, beides Zeitgenossen, beide<br />

in Magdeburg geboren, die sich aber in<br />

ihrem ganzen Leben nie getroffen haben.<br />

Der Besucher dagegen begegnet hier beiden,<br />

und nicht nur ihnen, sondern einer ganzen<br />

Stadt, der zu begegnen immer ein<br />

Erlebnis ist.<br />

47


Magdeburg<br />

Hundertwassers Vermächtnis:<br />

die Grüne Zitadelle<br />

Unübersehbar reiht sich seit 2005 eines der letzten – und vielleicht<br />

auch schönsten – Werke des österreichischen Künstlers und<br />

Architekten Friedensreich Hundertwasser in das Ensemble von<br />

barocken Fassaden und modernem Design in unmittelbarer Nähe<br />

zum Domplatz ein. Nach nicht einmal zweijähriger Bauzeit waren<br />

auf rund 5.000 m alle architektonischen Markenzeichen Hundertwassers<br />

anzutreffen: Auf den Türmchen leuchten die typischen<br />

goldenen Kugeln, die Fenster scheinen fröhlich zu tanzen, Blumenwiesen<br />

duften auf den Dächern und wellenförmige Böden tragen<br />

als „Melodien für die Füße“ die Besucher durch die Innenhöfe.<br />

Erlebnispark mit Zeitreise:<br />

der Elbauenpark<br />

Die Kulturlandschaft Elbauenpark gehört mit Jahrtausendturm,<br />

Seebühne, Schmetterlingshaus, Spielplätzen und Sportanlagen,<br />

Kunstobjekten, Themengärten und vielen weiteren Attraktionen zu<br />

den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Jahrtausendturm<br />

wurde 1999 anlässlich der Bundesgartenschau errichtet. Er<br />

ist mit seinen 60 Metern das höchste Holzgebäude Deutschlands.<br />

Der Turm bietet dem Besucher eine interaktive Zeitreise: Nirgendwo<br />

sonst ist es möglich, auf gleich fünf Ausstellungsebenen Forschern<br />

und Erfindern zu begegnen, die während der vergangenen 6.000<br />

Jahre die Welt verändert und die Menschheit bewegt haben.<br />

Der Stolz der Stadt: der Dom<br />

St. Mauritius und St. Katharina<br />

Der Dom zu Magdeburg, die Grabkirche Kaiser Ottos I., grüßt mit<br />

seinen mächtigen Türmen den Besucher, gleich aus welcher Himmelsrichtung<br />

er sich Magdeburg nähert. Nicht nur, dass er der<br />

erste gotische Kathedralbau in Deutschland und reich mit kunstvollen<br />

Skulpturen und Schnitzereien versehen ist – immer wieder<br />

verkörperte der Dom das, was die Stadt und ihre Menschen ausmacht:<br />

Stolz, Größe und Stehvermögen. Der heutige Besucher<br />

des Doms erlebt einen monumentalen, schlichten, überraschend<br />

hellen Raum, der Artefakte von höchstem Rang aus fast allen<br />

Kunstepochen enthält.<br />

Weltlich: das Kunstmuseum<br />

im Kloster Unser Lieben Frauen<br />

Mitten in Magdeburg am Ufer der Elbe liegt das Kunstmuseum<br />

im Kloster Unser Lieben Frauen. Es ist der wichtigste Ausstellungsort<br />

für Gegenwartskunst in Sachsen-Anhalt. Die Ausstellungsräume<br />

sind Teil des ehemaligen Klosters aus dem 11. und 12. Jahrhundert,<br />

gegründet vom Magdeburger Erzbischof Gero. Außer der Präsentation<br />

und Sonderausstellungen von nationaler und internationaler<br />

Gegenwartskunst bietet das Museum eine Bibliothek, deren Anfänge<br />

bis in die Jahre ab 1638 zurückreichen. Ihr Bestand umfasst ca. 22.500<br />

Bände, untergliedert in 14 Sachgebiete, wobei Theologie und<br />

Philologie dominieren.<br />

48 www.germany.travel


Mainz<br />

Kunstverein Eisenturm, Luminale<br />

Römer, Narren und der Bischof: Mainz<br />

Buntes<br />

Treiben<br />

Mainz, Landeshauptstadt des<br />

Landes Rheinland-Pfalz, Uni -<br />

versitätsstadt, Römerstadt,<br />

Medienstadt, steht für den berühmten<br />

Dreiklang aus romanischem Dom, Gutenbergs<br />

Schwarzer Kunst und rheinischer<br />

Fastnacht. Und für ein großes Erbe aus<br />

annähernd 2.000 Jahren, das die Mainzer<br />

mit Stolz und Gelassenheit präsentieren.<br />

Dass zu den vielen Kulturgütern der<br />

Stadt auch eine ausgeprägte Weinkultur<br />

gehört, macht sie gleich noch einmal so<br />

sympathisch.<br />

Wo man sogar im Beichtstuhl<br />

kleine Sünden begeht<br />

Die kunstvoll restaurierten Fassaden<br />

barocker Adelspaläste und prächtige<br />

Kirchen atmen Geschichte. An das<br />

mittelalterliche und frühneuzeitliche<br />

49


Mainz<br />

Mainz erinnert die Altstadt, die sich im<br />

Schatten des überwältigenden Doms bis<br />

zum Südbahnhof erstreckt. In den winkligen,<br />

engen Gassen, die hier Nasengässchen<br />

oder Heringsbrunnengasse heißen,<br />

in den vielen kleinen Läden, Boutiquen und<br />

Cafés um den wunder schönen Kirschgarten<br />

mit seinen roman tischen Fachwerkhäusern<br />

und dem Marienbrunnen pulsiert<br />

tagsüber das Leben; betriebsame Wochenmärkte<br />

gibt es nicht nur in der Altstadt und<br />

am Liebfrauenplatz, sondern fast in allen<br />

Stadtteilen. Zu späterer Stunde spürt man<br />

dann, dass Mainz die Weinkönigin unter<br />

Deutschlands <strong>Städte</strong>n ist; Rheinhessen<br />

ist die größte Weinbauregion im Land,<br />

und die junge Winzergeneration zeigt mit<br />

Engagement, Know-how und Selbstbewusstsein,<br />

dass sie Außergewöhnliches<br />

zu leisten imstande ist. Ihre Erzeugnisse<br />

konsumieren die Mainzer bevorzugt in den<br />

gemütlichen Weinstuben und Kneipen,<br />

die so fromme Namen tragen wie „Klingel -<br />

beutel“ oder „Beichtstuhl“. Ein Hinweis<br />

vielleicht, dass die Mainzer auch den Bischof<br />

gerne mal einen guten Mann sein lassen.<br />

Dafür spricht auch das Nachtleben:<br />

Tausende Studenten bevölkern die Szene,<br />

und irgendwo ist immer Party.<br />

Das Rheinpanorama<br />

und ein optimistischer Fürst<br />

Im Gegensatz zur quirligen Altstadt<br />

erscheint das Panorama der Stadt von der<br />

Rheinseite her vornehm, ruhig, fast etwas<br />

streng. Beherrscht wird es von zwei<br />

Epochen: Moderne mit Rathaus und<br />

Congress Centrum in der Rheingoldhalle,<br />

Barock- bzw. Renaissance mit Neuem<br />

Zeughaus, Deutschordenshaus und<br />

Kurfürstlichem Schloss, das übrigens<br />

auch eine der Toplocations des Congress<br />

Centrums ist. Das Schloss übertrifft mit<br />

seiner ungewöhnlich reichen, differenzierten<br />

Gliederung nach dem Urteil einiger<br />

Kunsthistoriker selbst sein Heidelberger<br />

Pendant – wobei sich diese Herren in<br />

Heidelberg wohl nicht mehr blicken lassen<br />

sollten. Durchaus optimistisch war die<br />

Konzeption des Schlosses: Die Grundsteinlegung<br />

erfolgte 1627, mitten in den Wirren<br />

des Dreißigjährigen Krieges. Allerdings<br />

dauerte es bis zur Vollendung des<br />

Schlosses dann auch 125 Jahre.<br />

Die Größe der Geschichte:<br />

Mainzer Museen<br />

Mainz – das ist auch eine einzigartige<br />

Museumslandschaft. Neben dem<br />

Gutenberg-Museum ragt vor allem das<br />

Römisch-Germanische Zentralmuseum<br />

im Kurfürstlichen Schloss heraus. Sammlungen<br />

zur Vor- und Frühgeschichte, zur<br />

römischen Geschichte und zum frühen<br />

Mittelalter werden ergänzt durch umfangreiche<br />

Restaurationswerkstätten<br />

von internationalem Ruf – auch Ötzi, der<br />

Gletschermann aus Tirol, war hier zur<br />

Behandlung. Breiter angelegt, gleichsam<br />

von der Steinzeit bis in die Moderne, ist das<br />

Landesmuseum Mainz, dessen Gründung<br />

1803 auf eine Schenkung von 36 Bildern<br />

durch Napoleon zurückgeht. Das Bischöfliche<br />

Dom- und Diözesanmuseum im<br />

Dom informiert über die Geschichte der<br />

Bischofskirche und des Bistums; einen<br />

allgemeinen Überblick verschafft das Stadthistorische<br />

Museum, und das Naturhistorische<br />

Museum ist das größte in Rheinland-<br />

Pfalz. Alles sehr ernsthafte Themen, aber es<br />

gibt ja erfreulicherweise auch das Mainzer<br />

Fastnachtsmuseum, das der närrischen<br />

Historie der Stadt gewidmet ist. Und die<br />

gehört eben genauso zu Mainz wie die<br />

Römer, Gutenberg, der Dom und der Wein.<br />

Rathausplatz und Dom<br />

50 www.germany.travel


Glaubensfeste: der Dom St. Martin<br />

Der Dom gehört zu Mainz wie der rheinische Karneval: Im Zentrum<br />

der Stadt erhebt sich majestätisch eines der bedeutendsten Kirchenbauwerke<br />

Deutschlands. Der Mainzer Dom, anno 975 unter der Ägide<br />

des Bischofs Willigis erbaut, ist als Kathedrale und Bischofskirche der<br />

geistliche Mittelpunkt des Bistums Mainz. Schon unter dem Patronat<br />

des Heiligen Martin von Tours, vor 1.000 Jahren, versammelten sich<br />

hier die Gläubigen der Stadt. Ein Anziehungspunkt ist der Marienaltar<br />

in der Kettelerkapelle mit der „schönen Mainzerin“. In den<br />

angegliederten Stiftsgebäuden ist heute das Bischöfliche Domund<br />

Diözesanmuseum untergebracht.<br />

Der Schwarzen Kunst gewidmet:<br />

das Gutenberg-Museum<br />

Im Gutenberg-Museum für Druckkunst, auch die Schwarze Kunst<br />

genannt, erhält man einen Einblick in den von Johannes Gensfleisch,<br />

genannt Gutenberg in Mainz erfundenen Buchdruck. Im Jahre 1900,<br />

zum 500. Geburtstag Gutenbergs, wurde es gegründet und widmet<br />

sich seinem Leben und Werk. In diesem Schatzhaus der Druckkunst<br />

können Besucher in den Abteilungen Drucktechnik, Buchkunst,<br />

Akzidenzen und Exlibris, Grafik, Plakate, Papier und Schriftgeschichte<br />

einen umfassenden Überblick über die Entwicklung von Schrift und<br />

Druck gewinnen. Zu den Highlights zählt die berühmte Gutenberg-<br />

Bibel, eines der schönsten Bücher aller Zeiten.<br />

Normal ist anders:<br />

die Mainzer Fastnacht<br />

Die „Meenzer Fassenacht“ ist die fünfte Jahreszeit. Fastnacht, das<br />

heißt jedes Jahr im Februar/März drei tolle Tage und vier turbulente<br />

Nächte. Dann herrscht in der City der närrische Ausnahmezustand:<br />

feiern, tanzen, lachen, flirten – von Rosenmontag bis Aschermittwoch<br />

geht es hoch her. Vier bis fünf Stunden schlängelt sich der<br />

sieben Kilometer lange Rosenmontagszug durch die Innenstadt, den<br />

jedes Mal über 500.000 Zuschauer verfolgen. Die Fastnacht ist auch<br />

ein Stück Stadtgeschichte, ein kulturgeschichtliches Phänomen, sie<br />

nimmt als gesellschaftliches Ereignis schon seit Jahrhunderten im<br />

Festkalender einen festen Platz ein.<br />

Die Kunst der Vermittlung:<br />

die Kunsthalle Mainz<br />

Das Gebäude am Alten Zollhafen mit seiner signifikanten Höhendominante<br />

– aus Stahlbeton mit einer Höhe von 21 Metern und<br />

einem Mantel aus grünem Glas – wurde nach Plänen des Berliner<br />

Architekten Günter Zamp Kelp umgebaut und erhielt mit einem um<br />

sieben Grad geneigten Ausstellungsraum einen markanten Neubau.<br />

Die Kunsthalle Mainz ist konzipiert für Wechselausstellungen mit<br />

Gegenwartskunst; ihr selbst gestellter Auftrag ist nicht der Aufbau<br />

einer eigenen Sammlung, sondern vielmehr die zeitgemäße und –<br />

gelegentlich – auch kontroverse Präsentation und Vermittlung<br />

moderner Kunst.<br />

51


München<br />

850-Jahrfeier<br />

Oktoberfest<br />

52 www.germany.travel


München: Weltstadt mit Herz<br />

Charme<br />

offensive<br />

München, moderne Weltstadt<br />

mit Herz und langer Tradition.<br />

Zwischen BMW und Biergarten,<br />

zwischen Kunst, Kultur, Kreativität und<br />

verträumten Winkeln, zwischen Barock<br />

und Moderne: keine Widersprüche, sondern<br />

typisch München. Die Hauptstadt Bayerns<br />

bietet so viele glanzvolle Sehenswürdigkeiten,<br />

dass man gar nicht weiß, wo man<br />

anfangen soll. Das Wichtigste, was man<br />

nach München mitbringen sollte, ist<br />

also Zeit.<br />

Marienplatz und Frauenkirche:<br />

Schönheit trifft Erhabenheit<br />

Der Marienplatz ist das Zentrum Münchens,<br />

hier herrscht Weltstadtatmosphäre, pulsierendes<br />

Leben, und jedes Gebäude ist<br />

ein Baudenkmal. Neues und Altes Rathaus<br />

prägen den Platz, ebenso wie die Peterskirche,<br />

das älteste Gotteshaus der Altstadt,<br />

und natürlich, nur wenige Schritte entfernt,<br />

die Frauenkirche mit den grün behelmten<br />

Türmen. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt,<br />

nicht nur optisch, auch akustisch: Ihr Geläut<br />

ist ein einziger, jubelnder Über schwang. Der<br />

imposante gotische Bau überrascht durch<br />

angewandtes „Weniger ist mehr“: Erhabene<br />

Schlichtheit sticht verspielten Zierrat. Wenn<br />

sich hier die Gläubigen versammeln, hat<br />

der Teufel keine Chance – auch wenn er im<br />

Eingangsbereich den berühmten „Teufelstritt“<br />

hinterlassen hat.<br />

Wo die Gärten Keller heißen.<br />

Und der König weise urteilte<br />

So reich München auch an wunderbaren<br />

Kirchen ist – seine wahren Kathedralen<br />

befinden sich unter freiem Himmel. Es<br />

sind die Biergärten, wo sich unter uralten<br />

Kastanien bunt gemischtes Publikum des<br />

Lebens erfreut. Wobei die Gärten Keller<br />

heißen – Salvator-, Löwenbräu- oder Hofbräukeller<br />

–, denn die Brauer lagerten ihr<br />

Bier in unterirdischer Kühle und kamen<br />

bald auf die Idee, es gleich an Ort und<br />

Stelle auszuschenken. Den angestammten<br />

Wirten passte das gar nicht, weswegen<br />

sie bei König Ludwig I. protestierten. Er<br />

sprach ein Urteil von salomonischer Weisheit:<br />

Er bewilligte den Ausschank in den<br />

Biergärten, verfügte aber, dass die Brauer<br />

keine Speisen feilbieten durften. So musste<br />

jeder, der neben seiner Maß auch noch<br />

eine zünftige Brotzeit zu sich nehmen<br />

wollte, diese selbst mitbringen. Das<br />

war der Beginn einer Tradition, die den<br />

Münchnern heilig ist – bis heute.<br />

Theater und Museen. Und<br />

ein Münchner von ganzem Herzen<br />

Ebenfalls von internationalem Ruf sind<br />

Münchens Theater. Kammerspiele,<br />

Deutsches Theater, Residenztheater,<br />

Bayerische Staatsoper ... die Auswahl ist<br />

überwältigend: Allein die Internetseite<br />

der Stadt führt 89 Bühnen auf. Überwältigend<br />

ist auch die Museumslandschaft:<br />

Zu nennen sind Alte und Neue Pinakothek,<br />

und die Pinakothek der Moderne – schon sie<br />

allein vereinigt vier voneinander unabhängige<br />

Museen, die in einer weltweit einzigartigen<br />

Konstellation verschiedene Bereiche<br />

der Kunst grenz überschreitend vor Augen<br />

führen. Aber auch das Lenbachhaus, die<br />

Glyptothek, die Staatlichen Antikensammlungen<br />

und das Museum Brandhorst zählen<br />

zu den welt weit renommiertesten Museen.<br />

Eine zweite Museumslandschaft ist der<br />

Stadtteil Lehel mit dem Haus der Kunst,<br />

Bayerischem Nationalmuseum, Archäologischer<br />

Staatssammlung und Völkerkundemuseum.<br />

Plus Paläontologisches Museum<br />

und die Staatlichen Naturwissenschaftlichen<br />

Sammlungen, dazu die Villa Stuck, die<br />

Sammlung Goetz in einem Bau von Herzog<br />

& de Meuron, das Jüdische Museum ... das<br />

Angebot als riesig zu bezeichnen ist eine<br />

krasse Untertreibung.<br />

Für viele allein schon ein Grund, nach<br />

München zu kommen: das Deutsche Museum.<br />

Eines der meistbesuchten Museen<br />

Europas und das größte technisch-naturwissenschaftliche<br />

Museum der Welt. Etwas<br />

kleiner, aber umso liebenswerter ist das<br />

Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor, wo<br />

viele kuriose Exponate an den großen<br />

Komiker erinnern, einen Münchner aus<br />

ganzem Herzen. Auch wenn sein skurriler<br />

Wortwitz nicht jedem verständlich ist:<br />

Seine Liebe zu München ist es umso mehr.<br />

53


München<br />

Im Reich der Illusionen:<br />

die Bavaria Filmstadt<br />

Einmal an den echten Drehorten berühmter Kinofilme stehen<br />

und den Machern von Film und Fernsehen auf die Finger schauen:<br />

Die Bavaria Filmstadt macht’s möglich. Der Tourguide erklärt genau,<br />

wie Filmklassiker und Fernsehserien entstehen. Auf der Führung<br />

durch das Produktionsgelände öffnen die Special-Effects-Leute auch<br />

mal ihre Trickkiste, und man erfährt so einiges, was dem Normalsterblichen<br />

für immer verborgen bleibt. Eines der absoluten Highlights<br />

ist die Bavaria-Stuntshow, die nicht nur Fans von Actionfilmen<br />

den Atem raubt. Auch ein Besuch des 4-D-Kinos mit seinem<br />

speziellem Soundsystem ist ein Erlebnis der besonderen Art.<br />

Heimvorteil: die Allianz Arena<br />

Wer sich für Fußball begeistert, sollte sich die Atmosphäre in der<br />

beeindruckenden Allianz Arena keinesfalls entgehen lassen. Egal,<br />

ob Bundesliga-, Champions-League- oder Länderspiele, in diesem<br />

Meisterwerk der Schweizer Architekturgenies Herzog & de Meuron<br />

wird jedes Fußballspiel zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wer<br />

zusammen mit 65.000 Zuschauern die einzigartige Stimmung,<br />

ohrenbetäubende Fangesänge und Gänsehautfeeling pur erleben<br />

möchte, ist hier an der besten Adresse. Stadionführungen gewähren<br />

faszinierende Blicke hinter die Kulissen eines der modernsten –<br />

und wie viele sagen: schönsten – Stadien Europas.<br />

Kunstareal von Welt:<br />

die Pinakotheken in der Maxvorstadt<br />

Die Pinakothek der Moderne bildet mit der Alten und der Neuen<br />

Pinakothek, dem Museum Brandhorst, den Antikensammlungen,<br />

der Glyptothek und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus das<br />

Kunstareal München – ein Muss für alle Kunstfreunde. Die Alte<br />

Pinakothek ist eines der bedeutendsten und weltgrößten Museen<br />

für Kunst vom Mittelalter bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts; gegenüber<br />

liegt die Neue Pinakothek mit Werken des 19. und beginnenden<br />

20. Jahrhunderts, daneben wiederum die Pinakothek der Moderne<br />

mit Kunstsammlungen aus unterschiedlichen Bereichen.<br />

Wohlfühloase der Millionenstadt:<br />

der Englische Garten<br />

Der Englische Garten mit über vier Quadratkilometern Grünfläche<br />

am Westufer der Isar zählt zu den größten innerstädtischen Parkanlagen<br />

der Welt. Aber nicht nur im Sommer werden Besucher<br />

von dieser Sehenswürdigkeit magisch angezogen, auch im Winter<br />

geizt er nicht mit seinen Reizen. Eine der Hauptattraktionen und<br />

Wahr zeichen des Gartens ist der Chinesische Turm mit seinem<br />

weithin bekannten Biergarten. Ebenfalls in der Anlage: der Eisbach<br />

mit seinem Surfsport oder das versteckte kleine Amphitheater,<br />

wo klassische Theaterstücke aufgeführt werden.<br />

54 www.germany.travel


Münchens erste Adresse:<br />

der Marienplatz<br />

Die Maria ist die „Patrona Bavariae“, die Schutzpatronin Bayerns,<br />

und der Marienplatz mit der hoch aufragenden Mariensäule der<br />

älteste und zentrale Platz der Innenstadt, Mittelpunkt der Fußgängerzone,<br />

Bühne großer Veranstaltungen und der ideale Ausgangspunkt,<br />

um die Stadt zu erkunden. Dominiert wird der Platz vom neogotischen<br />

Neuen Rathaus und seiner ausladenden Fassade, klangvoll<br />

betont vom wunderbaren Glockenspiel im Rathausturm. Ganz in<br />

der Nähe sind die schicken Einkaufsstraßen Münchens, Märkte und<br />

Biergärten – und die drei berühmten Stadttore: Isartor, Sendlinger<br />

Tor und Karlstor.<br />

Die Maß als Maß aller Dinge:<br />

das Hofbräuhaus<br />

Ein bayerisches Erlebnis der Extraklasse in der Altstadt am Platzl ist<br />

das berühmte Hofbräuhaus. Ursprünglich eine Brauerei, heute ein<br />

weltbekannter Bierpalast. Hier trägt man Lederhosen und Dirndl,<br />

hier trinkt man Münchner Bier aus Literkrügen, den typischen Maßkrügen.<br />

Und isst dazu traditionelle, deftig-herzhafte Spezialitäten<br />

garniert mit einem unendlichen Maß an bayerischer Gemütlichkeit.<br />

Im wahrscheinlich größten Bierausschank der Welt sorgen ca. 30.000<br />

Gäste täglich für ein volles Haus und großartig-bierselige Stimmung.<br />

Stammhaus bayerischer Herrscher:<br />

die Wittelsbacher Residenz<br />

Die Residenz in der Innenstadt, eine Mischung aus Renaissance,<br />

Barock, Rokoko und Klassizismus, war das Münchner Stadtschloss<br />

und die Residenz der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige.<br />

Die schon um 1385 erbaute Wasserburg verwandelte sich in einen<br />

prachtvollen Herrschersitz und zeigt den Kunstsinn und politischen<br />

Anspruch des Hauses Wittelsbach. Der weitläufige Palast ist seit 1920<br />

als Museum für Besucher zugänglich. Der Komplex umfasst zehn<br />

Höfe, das Museum besteht aus 130 Schauräumen und gilt heute als<br />

eines der bedeutendsten Raumkunstmuseen Europas.<br />

Aus Freude am Fahren: die BMW Welt<br />

„Mobilität mit allen Sinnen entdecken!“ – Im weltweit einzigartigen<br />

Erlebnis- und Auslieferungszentrum wird die Marke BMW lebendig.<br />

Die Toplocation BMW Welt in exponierter Lage und unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zur Konzernzentrale, zu BMW Museum und BMW-<br />

Werk lässt nicht nur die Herzen technikbegeisterter Freaks höher<br />

schlagen. Mit einem vielfältigen Angebot und regelmäßig wechselnden<br />

Ausstellungen verknüpft die BMW Welt Technik, Design und Innovation<br />

mit Lifestyle, Dynamik und Kultur in außergewöhnlicher<br />

Architektur.<br />

55


München<br />

Fürstliche Vaterfreuden:<br />

das Schloss Nymphenburg<br />

Nymphenburg wurde 1664 vom Kurfürsten Ferdinand Maria als<br />

Geschenk an seine Frau Adelaide von Savoyen zur Geburt des lang<br />

ersehnten Thronerben Max Emanuel gebaut. Einst Sommerresidenz<br />

der Wittelsbacher, bildet es zusammen mit dem Schlosspark, seinen<br />

prachtvollen Gartenanlagen, den kleinen Prachtbauten wie dem<br />

Jagdschloss Amalienburg oder der Badeburg eine Einheit und zählt<br />

zu den bedeutenden Königsschlössern Europas. Zu besichtigen sind<br />

Prunk- und Stilräume, der Festsaal, die Schönheitsgalerie und der<br />

Schlosspark, eines der größten und bedeutendsten Gartenkunst -<br />

werk Deutschlands.<br />

Einen Rausch für Millionen:<br />

das Oktoberfest<br />

München ist die Biermetropole Nr. 1 – und das Oktoberfest auf der<br />

ganzen Welt ein Begriff. Als das Oktoberfest 1810 aus einer königlichen<br />

Hochzeit entstand, hätte sich niemand träumen lassen, dass<br />

es zum Inbegriff für Volksfeste werden würde. Seitdem findet jedes<br />

Jahr im September/Oktober das größte Volksfest der Welt auf der<br />

Theresienwiese statt. Es verbindet Gaudi, Genuss und Brauchtum<br />

bei standesgemäßer Musik, frischem Bier und herzlicher Geselligkeit.<br />

Wer mehr über den geschichtlichen Werdegang dieses Volksfestes<br />

erfahren möchte, kann an der seit 1995 angebotenen mehrsprachigen<br />

historischen Wiesenführung teilnehmen.<br />

Paradies für Feinschmecker:<br />

der Viktualienmarkt<br />

Nirgendwo sonst in der Innenstadt findet man ein derart exklusives,<br />

vielfältiges Spezialitätenangebot wie auf dem riesigen Gelände<br />

des Viktualienmarktes. Den Besucher treibt es hier von einem Stand<br />

zum anderen, um Gewürze, Wild, Fisch, einheimische und exotische<br />

Früchte, Blumen und Pflanzen und vieles mehr zu genießen – ein Genuss<br />

allein schon für die Augen. Hier kann man auch im zentralsten<br />

Biergarten der Stadt zusammen mit bunt gemischtem Publikum<br />

Biere und heimische Schmankerln genießen. Zudem finden hier<br />

traditionelle Veranstaltungen wie Maibaumaufstellen, Brauertag,<br />

Sommerfest oder der Tanz der Marktfrauen statt.<br />

Szene und Party: Glockenbachviertel<br />

und Gärtnerplatz<br />

Das gesamte Areal zwischen Müller-, Frauen- und Thalkirchner<br />

Straße und der Isar, also auch das Gärtnerplatzviertel, gehört zur<br />

Isarvorstadt und gilt zusammen als das angesagteste Szeneviertel<br />

Münchens: Künstlerszene, Alternativszene, Schwulen- und Lesbenszene,<br />

Musikszene: Alles ist hier anders als anderswo, aber alles<br />

irrsinnig cool. Die Partymeile bietet für jeden Geschmack und jeden<br />

Geldbeutel etwas – von Rock bis House, von Chillen bis Party, eine<br />

Kneipe reiht sich an die andere, ein Club an den nächsten.<br />

56 www.germany.travel


Identität und Kultur:<br />

das Jüdische Museum<br />

Die drei Ausstellungsebenen des Jüdischen Museums bieten vielfältige<br />

Einblicke in jüdisches Leben und Kultur in München. Ein<br />

ergänzendes und vertiefendes Angebot zur jüdischen Geschichte<br />

und Religion, das sich auch an ein jüngeres Museumspublikum richtet,<br />

erleichtert es den Besucherinnen und Besuchern, auch auf schwierige<br />

Fragen Antworten zu finden. Die Dauerausstellung „Stimmen<br />

Orte Zeiten“ fokussiert jüdische Geschichte und Kultur von München.<br />

In sieben Installationen eröffnen Erinnerungsmedien wie die Stimmen<br />

von Zeitzeugen, Orte, Bilder und Objekte neue Sichtweisen und<br />

vermitteln die Grundlagen jüdischer Identität bis in die Gegenwart.<br />

Jahrhundertwerke:<br />

das Museum Brandhorst<br />

City Trips-DZT -alle Sprachen-OK_Layout 1 21.02.11 16:55 Seite 1<br />

In Verbindung mit der Sammlung der Pinakothek der Moderne<br />

wurde das Münchener Kunstareal mit dem Museum Brandhorst<br />

eindrucksvoll erweitert. Architektur und Werke gleichermaßen haben<br />

als prägende kulturelle Standortfaktoren eine weite Ausstrahlung.<br />

Vor allem aber bieten die Gemälde, Skulpturen und Installationen<br />

ästhetische Erfahrungsmöglichkeiten wie kaum eine andere<br />

Sammlung. 700 Meilensteine der Kunst seit 1945 finden sich hier<br />

auf drei Ausstellungsflächen von durchschnittlich neun Metern<br />

Geschosshöhe, darunter Arbeiten von Cy Twombly, Andy Warhol,<br />

Joseph Beuys, Damien Hirst, Sigmar Polke und Bruce Nauman.<br />

Herzlich Willkommen!<br />

Mit attraktiven Angeboten für spannende<br />

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Entdeckungsreisen und wilde Großstadtabenteuer!<br />

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its cities


Potsdam<br />

Hans-Otto-Theater<br />

Im Reich der Schlösser und Gärten: Potsdam<br />

Preußen<br />

residenz<br />

Potsdam, die Hauptstadt des Landes<br />

Brandenburg, ist vor allem bekannt<br />

für sein historisches Vermächtnis<br />

als ehemalige Residenzstadt Preußens<br />

mit ihren zahlreichen und einzigartigen<br />

Schloss- und Parkanlagen. Preußens Glanz<br />

und Gloria, das Erbe der Preußenkönige<br />

Friedrich I. und Friedrich II., genannt der<br />

Große, die Tradition als Stadt der Wissenschaft<br />

und Künste: Potsdam bietet Kultur<br />

und Geschichte in einer atemberaubenden<br />

Dimension.<br />

Königliche Träume und<br />

Deutschlands größtes Welterbe<br />

Vor 300 Jahren wandelte sich die Garnisonsstadt<br />

Potsdam zu einer der prächtigsten<br />

Residenzstädte Europas. Die Preußenkönige<br />

verwirklichten in und um Potsdam einen<br />

barocken Traum, ihre Nachfolger erweiterten<br />

das Stadtbild um großartige Monumente<br />

des Klassizismus. Schon 1990 wurde die<br />

Potsdamer Kulturlandschaft – damals noch<br />

auf gemeinsamen Antrag beider deutscher<br />

Staaten – zum UNESCO-Welterbe erklärt.<br />

Seitdem gehören die Parkanlagen Sanssouci,<br />

Neuer Garten, Babelsberg, Glienicke und<br />

die Pfaueninsel mit ihren Schlössern zum<br />

Weltkulturerbe, 1992 kamen die Schlossund<br />

Parkanlage Sacrow und die Heilandskirche<br />

hinzu, und 1999 wurde die Liste<br />

nochmals um 14 Denkmäler erweitert,<br />

darunter Schloss und Park Lindstedt, die<br />

russische Kolonie Alexandrowka, das<br />

Belvedere auf dem Pfingstberg, der<br />

Kaiserbahnhof und die Sternwarte am<br />

58 www.germany.travel


Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten<br />

Babelsberger Park. Insgesamt erstreckt<br />

sich das Welterbe über rund 500 Hektar<br />

Parkanlagen und 150 Gebäude aus der<br />

Zeit von 1730 bis 1916.<br />

Das neue Schloss am Alten Markt<br />

und drei wunderbare Stadttore<br />

Ein Spaziergang durch die historische<br />

Mitte Potsdams könnte am Alten Markt<br />

beginnen, dem zentralen Platz. St.-Nikolaikirche,<br />

Lustgarten und das Alte Rathaus<br />

bilden bis heute ein Ensemble von nobler<br />

Erhabenheit.<br />

Gegenwärtig wird auf dem Alten Markt<br />

das Stadtschloss als zukünftiger Sitz des<br />

Landtages wieder aufgebaut; die „Infobox<br />

zur Schaustelle“ berichtet über dieses<br />

ambitionierte Bauprojekt und die Geschichte<br />

des Schlosses, das die DDR als Relikt des<br />

preußischen Imperialismus 1959 schleifen<br />

ließ. Der Neue Markt aus dem 17. und<br />

18. Jahrhundert, etwas versteckt hinter<br />

einer Häuserreihe liegend, ist einer der<br />

besterhaltenen Barockplätze Europas<br />

und der wohl schönste Platz der Stadt. Im<br />

Teil des ehemaligen Kutschstalls ist heute<br />

das sehenswerte Haus der Brandenburg-<br />

Preußischen Geschichte. Der sich anschließende<br />

Luisenplatz verbindet die barocke<br />

Brandenburger Straße mit der Allee zum<br />

Eingang des Parks Sanssouci.<br />

Drei prächtige Stadttore schließlich<br />

prägen das alte Potsdam, eines schöner<br />

als das andere: Das Brandenburger Tor,<br />

ein monumentaler Triumphbogen zur<br />

Erinnerung an den Siebenjährigen Krieg,<br />

das Jägertor, benannt nach dem nördlich<br />

der Stadt liegenden kurfürstlichen Jägerhof,<br />

und das Nauener Tor, einer der<br />

beliebtesten Treffpunkte in Potsdams<br />

Innenstadt und ein wunderschönes<br />

Beispiel englischer Neogotik.<br />

Preußens Werk und<br />

Europas Beitrag<br />

Durch das Nauener Tor gelangt man in das<br />

Holländische Viertel, in dem sich Flair und<br />

Lebensart der Stadt besonders angenehm<br />

entfalten: Liebevoll gestaltete Hinterhöfe,<br />

Cafés, ziemlich verrückte Kneipen und<br />

avantgardistische Galerien laden zum<br />

Schlendern und Verweilen ein. Nicht nur<br />

Holländer fanden in Potsdam indes eine<br />

neue Heimat: Die Residenzstadt war von<br />

Anfang an europäisch geprägt. Die Ansie d-<br />

lung von Hugenotten, die Errichtung der<br />

russischen Siedlung, die Schweizer Häuser<br />

aus dem 19. Jahrhundert, die norwegische<br />

Matrosenstation Kongsnaes, das im<br />

englischen Landhausstil errichtete Schloss<br />

Cecilienhof: Potsdam war immer offen<br />

für Menschen, Kulturen und Ideen. Und<br />

natürlich für Gäste. Heute wie damals, als<br />

Voltaire kam und gleich zwei Jahre blieb.<br />

59


Potsdam<br />

Passierscheine und Agenten:<br />

die Glienicker Brücke<br />

Die Glienicker Brücke verdankt ihren Namen dem in der Nähe gelegenen<br />

ehemaligen Gut Klein Glienicke, an dessen Stelle heute das<br />

Schloss Glienicke liegt. Sie verbindet über die Havel hinweg Berlin<br />

und Potsdam. Ab 1952 war die einstige „Brücke der Einheit“ nur noch<br />

mit Passagierscheinen zu betreten, bis zum 18. November 1989 bestand<br />

hier ein Grenzposten zwischen Ost und West. Weltweit bekannt<br />

wurde die Brücke durch den spektakulären Agentenaustausch am<br />

11. Februar 1986. An der Brücke wurde nach der Wende eine Gedenktafel<br />

und am 10. November 1999 die Bronzeskulptur Nike 89 feierlich<br />

enthüllt – beides in Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer.<br />

Glanz und Gloria:<br />

Preußen und Schloss Sanssouci<br />

Zu den „Must-sees“ in der ehemaligen Garnisonsstadt Potsdam<br />

gehört ganz sicher Schloss Sanssouci, das seit 1990 zum Weltkulturerbe<br />

der UNESCO gehört. Das als „preußisches Versailles“ bezeichnete<br />

Rokokoschloss hatte Friedrich der Große ursprünglich nur als<br />

kleines Weinberghäuschen geplant, in dem er mit seinen Hunden<br />

die Sommermonate verbringen wollte. Heute können Besucher hier<br />

eine einzigartige Zeitreise durch die Kunst-, Kultur- und Architekturgeschichte<br />

von Brandenburg-Preußen unternehmen – wie auch im<br />

Neuen Palais, in Schloss Cecilienhof, im Schloss Babelsberg oder an<br />

einer der vielen anderen Stätten des preußischen Erbes.<br />

Kunst und Kapital: die Schiffbauergasse<br />

Wer eine boomende und blühende Landschaft in Ostdeutschland<br />

sehen möchte, der sollte das Gelände an der Schiffbauergasse<br />

anschauen. Auf zwölf Hektar Fläche am Tiefen See hat sich eine<br />

quirlige Theater- und Kunstszene angesiedelt, und sogar zwei Großkonzerne,<br />

Volkswagen und ein amerikanischer Softwareanbieter,<br />

der im restaurierten Koksseparator des ehemaligen Gaswerks residiert,<br />

haben hier repräsentative Niederlassungen bezogen. Denkmalgeschützte<br />

Gebäude wie das Waschhaus, die Maschinenhalle oder<br />

die Husaren-Pferdeställe wurden liebevoll restauriert und werden<br />

nun von Künstlern als Ateliers und Ausstellungsräume genutzt.<br />

Traumfabrik: der Filmpark Babelsberg<br />

Millionen von Besuchern kamen inzwischen nach Babelsberg, wo<br />

der Fantasyfilm geboren wurde, der erste deutsche Tonfilm entstand,<br />

der „Der blaue Engel“ schwebte und die „Feuerzangenbowle“ zum<br />

Filmklassiker wurde. Seit mehr als zehn Jahren lädt der Filmpark<br />

Babelsberg ins Film- und TV-Wunderland ein. Hier kann man live<br />

erleben, wie eine Show, eine TV-Sendung oder ein Kinofilm entsteht.<br />

Spezialeffekte und Actionszenen versetzen täglich rund 2.500<br />

Besucher auf der Tribüne ins Staunen. Für einen Aufenthalt im Filmpark<br />

sollte man schon ein paar Stunden Zeit mitbringen, um alle<br />

Attraktionen und Liveshows erleben zu können.<br />

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Saarbrücken<br />

Saarkran<br />

Sympathie<br />

bonus<br />

Mit der Lizenz zum Wohlfühlen: Saarbrücken<br />

61


Saarbrücken<br />

Saarbrücken: eine sympathische Stadt<br />

mit lebendiger Kulturszene, barocker<br />

Architektur, französischem Flair und<br />

saarländischer Lebensart; Landeshauptstadt<br />

und Universitätsstadt, Wirtschaftszentrum<br />

und Messestadt. Die Saarmetropole ist<br />

Zentrum eines Großraums aus drei Ländern<br />

und mit einer halben Million Menschen und<br />

zugleich eine gelassene, entspannte und<br />

fröhliche Stadt zum Wohlfühlen.<br />

Gemütliche Stadtquartiere und<br />

die Saarbrücker Lebensweisheit<br />

In seiner 1.000-jährigen Geschichte hat<br />

Saarbrücken wechselvolle Zeiten erlebt;<br />

die Barockbauten des Baumeisters Friedrich<br />

Joachim Stengel, beispielsweise Schloss<br />

und Schlossplatz, zeugen von der Blütezeit<br />

des 18. Jahrhunderts. Vom Schloss aus hat<br />

man den wohl schönsten Blick auf die<br />

Stadt, deren Bild Stengel bis heute prägt.<br />

Die Ludwigskirche sieht man als die<br />

Krönung seines Werks an; sie gilt als eine<br />

der stilreinsten und schönsten evangelischen<br />

Barockkirchen Deutschlands. Andere<br />

Sehenswürdigkeiten von Rang sind das<br />

neugotische Rathaus, die Bergwerksdirektion,<br />

für die Walter Gropius und Heino<br />

Schmieden verantwortlich zeichneten, oder<br />

die von Stengel erbaute Kirche St. Johann,<br />

eine Basilica minor.<br />

Der St. Johanner Markt mit seinen Boutiquen,<br />

Bistros, Restaurants und malerischen<br />

Gässchen ist das Herzstück des Saarbrücker<br />

Lebens und lädt zum Bummeln, Verweilen<br />

und Relaxen ein. Der Marktbrunnen, ebenfalls<br />

ein „Stengel“, bildet den Mittelpunkt<br />

der attraktiven Fußgängerzone. Etwa<br />

15 Fußminuten von hier entfernt stößt<br />

man im ältesten Stadtteil Saarbrückens,<br />

St. Arnual, auf die gotische Stiftskirche aus<br />

dem 13. Jahrhundert inmitten von spätmittelalterlichen<br />

Wohnhäusern. Überhaupt<br />

die Stadtquartiere, Mainzer Straße etwa<br />

oder Nauwieser Viertel, alle so gemütlich<br />

wie beschaulich, überall finden sich hübsche<br />

Biergärten und kulinarische Raffinesse,<br />

französisch angehaucht und mit der ganz<br />

eigenen Note der Region. „Hauptsach gudd<br />

gess“, sagt der Saarbrücker, und das sagt<br />

eigentlich alles.<br />

Die Kulturszene: große<br />

Namen und höchste Ansprüche<br />

Wer sich für Kunst interessiert, kommt<br />

in Saarbrücken ganz sicher auf seine<br />

Kosten – und am Saarlandmuseum nicht<br />

vorbei. Hier, in der Modernen Galerie, gibt<br />

es eine der interessantesten Kunstsammlungen<br />

Deutschlands: Zu sehen sind Rodin,<br />

Matisse, Liebermann, Picasso, Ernst,<br />

Kirchner, Feininger – um nur einige zu<br />

nennen. Weltberühmt: das „Blaue Pferdchen“<br />

von Franz Marc. Theater und Ballett<br />

bieten die Häuser des Staatstheaters<br />

ebenso wie kleinere Bühnen.<br />

Ohnehin gibt es hier eine aktive Klein -<br />

kunst- und Musikszene, zu der etwa<br />

das Kleine Theater im Rathaus oder die<br />

Sommerszene mit internationalem<br />

Straßentheater beitragen. Immer im Juni<br />

bietet das deutsch-französische Festival<br />

Perspectives neue Formen des zeitgenössischen<br />

Theaters sowie Tanz, Zirkus und<br />

Chanson française – alles mit höchstem<br />

Anspruch. Die Musikfestspiele Saar<br />

veranstalten in Zusammenarbeit mit den<br />

Regionen Saarland, Rheinland-Pfalz,<br />

Lothringen und Luxemburg eine Biennale,<br />

die jeweils der Musikkultur eines europäischen<br />

Landes gewidmet ist. Und von Juni<br />

bis August geht es sonntags ans Schloss<br />

zum Open Air mit internationalem Folk,<br />

Rock, Chanson, Blues und Jazz, dazu<br />

„Kultur für Kids“ mit Theater, Musik,<br />

Clownerie und Pantomime.<br />

Entspannt und draußen:<br />

Saarbrückens Grünanlagen<br />

Schön zu wissen, dass Saarbrücken nicht<br />

nur Architektur-, Kultur- und Festivalstadt<br />

ist, sondern auch eine grüne Stadt, die<br />

Entspannendes auch im Freien bietet. Zum<br />

Beispiel in der herrlichen Anlage des Schlossgartens,<br />

im Deutsch-Französischen Garten<br />

oder am Ufer der Saar; überall trifft man<br />

relaxte Spaziergänger, Jogger oder Sonnenanbeter.<br />

„Hauptsachʼ entspannt“, das könnte<br />

denn auch das zweite Motto der Stadt sein.<br />

Theater<br />

62 www.germany.travel


Barocke Pracht mit Schlossgespenst:<br />

das Saarbrücker Schloss<br />

Das Saarbrücker Schloss ist ein barocker Prachtbau in der Stadtmitte<br />

der Landeshauptstadt, das am linken Saarufer auf den Resten der<br />

999 erstmals erwähnten mittelalterlichen Burg Sarabruca errichtet<br />

wurde. Seitdem beherbergt es auch ein Schlossgespenst, das während<br />

der 1.000-jährigen Geschichte des Schlosses immer mit von der<br />

Partie war. Wenn es nicht gerade in den Gemäuern spukt, lädt<br />

es zu Führungen. So erfahren Besucher, warum das Schloss während<br />

der Französischen Revolution brannte, wieso an der Decke des Festsaals<br />

Tauben umherfliegen und wer Charlotte und Ottilie sind.<br />

Ab ins Bergwerk: die Völklinger Hütte<br />

Tief hinein geht es in die dunklen Gänge der Möllerhalle mit dem<br />

Ferrodrom und den feuerspeienden Säulen, hoch hinauf führt der<br />

Anstieg in die luftigen Höhen der Aussichtsplattform am Hochofen.<br />

Ein Besuch im UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist ein<br />

Abenteuer für sich. Die Multimediaführung in der Sinteranlage lädt<br />

ein zu einer spannenden Zeitreise von den Anfängen der Völklinger<br />

Hütte bis zur Gegenwart. Ständige Veranstaltungen und Ausstellungen<br />

auf dem Gelände bereichern das Angebot. Hier im Europäischen<br />

Zentrum für Kunst und Industriekultur kann man zwanglos einen<br />

ganzen Tag verbringen.<br />

Jeder braucht ein bisschen Wärme:<br />

das Heizkraftwerk Römerbrücke<br />

Das Kraftwerk Römerbrücke ist ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk<br />

und wurde 1964 von den Saarbrücker Stadtwerken als Heizkraftwerk<br />

zur Versorgung eines nahe gelegenen Wohn- und Gewerbegebietes<br />

mit Fernwärme errichtet. Schon von Weitem sieht man<br />

den 160 Meter hohen Schornstein der Anlage. Die Architektur des<br />

Kraftwerks wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, und 1992 erhielten<br />

die Stadt und die Stadtwerke den UNO-Umweltpreis für ihre vorbildliche<br />

und innovative Energiepolitik. Was sich im Inneren des sonst<br />

nur von außen zu besichtigenden Baues verbirgt, kann man jeden<br />

ersten Mittwoch im Monat bei einer Führung erfahren.<br />

Cooles Saarbrücken:<br />

Nauwieser Viertel/Chinesenviertel<br />

Das lebendige Nauwieser Viertel im Süden der Stadt – von den alteingesessenen<br />

Bürgern auch Chinesenviertel genannt – unmittelbar<br />

angrenzend an den St. Johanner Markt stellt den eigentlichen Kern<br />

von St. Johann dar. In diesem Quartier findet man ein Gemisch aus<br />

leicht abgehobener Exzentrik und alternativem Lebensstil. Ein cooles<br />

Viertel mit ausgeprägtem kulturellen Angebot, Cafés, Bars, Partylocations<br />

und einem gewissen Typus von Geschäften mit ausgefallenen<br />

Angeboten. Außerdem ist das Nauwieser-Viertel-Fest jedes Jahr Ende<br />

Juli das größte und beliebteste Stadtteilfest des ganzen Saarlandes.<br />

63


Schwerin<br />

Die junge Bühne<br />

64 www.germany.travel


Die Stadt der sieben Seen: Schwerin<br />

Wolken<br />

spiegelung<br />

Schwerin, mit etwas weniger als<br />

100.000 Einwohnern die kleinste<br />

deutsche Landeshauptstadt, herrlich<br />

gelegen in einer malerischen Umgebung, an<br />

Seen inmitten des Stadtgebietes, in denen<br />

sich die ziehenden Wolken des nördlichen<br />

Himmels spiegeln. Das Wahrzeichen der<br />

Stadt: das Schweriner Schloss, luftig, leicht,<br />

hell und freundlich – wie die Stadt selbst.<br />

Stadt mit vielen Namen<br />

und der richtigen Mischung<br />

Schon aus dem Jahr 965 existieren Aufzeichnungen<br />

über eine Burg in einem<br />

Süßwassersee, den Historiker in Schwerin<br />

vermuten. Angesichts der übermächtigen<br />

Truppen Heinrichs des Löwen lässt der<br />

Burgherr, der slawische Fürst Niklot, 1160<br />

diese Burg niederbrennen. Danach erst<br />

folgten die eigentliche Gründung der Stadt<br />

und der Wiederaufbau der Burg, und schon<br />

wenige Jahre später wird der erste Dom<br />

gestiftet. Stadt der sieben Seen, Florenz des<br />

Nordens, Domstadt, Residenzstadt: Heute<br />

hat Schwerin viele Namen. Und alle passen,<br />

denn die Stadt präsentiert sich als gelungene<br />

Mischung aus Natur und Architektur,<br />

großer und kleiner Kunst und den Zeugnissen<br />

ihrer 850-jährigen Geschichte. Wer über<br />

das Kopfsteinpflaster des Marktplatzes<br />

bummelt, die Nase in die kleinen Gassen<br />

steckt und die Augen staunend über das<br />

Schloss gleiten lässt, der merkt es schnell:<br />

In Schwerin gibt es viel zu sehen und zu<br />

erleben. Kulturliebhaber verzaubert die<br />

Stadt mit Theater und Kleinkunst, Museen<br />

und den grandiosen Schlossfestspielen im<br />

Alten Garten.<br />

Steigende Ansprüche und<br />

bauliche Maßnahmen<br />

Das einzige mittelalterliche Baudenkmal,<br />

das die Jahrhunderte überdauerte, ist der<br />

alles überragende Dom. Der erste Dom<br />

musste aus Platzgründen bis auf den Turm<br />

niedergerissen werden, und auch die 1248<br />

geweihte romanische Bischofskirche<br />

genügte bald nicht mehr den Ansprüchen:<br />

Graf Heinrich von Schwerin hatte von einem<br />

Kreuzzug einen in Jaspis eingeschlossenen<br />

Blutstropfen Christi mitgebracht – und<br />

der verlangte nach einem angemessenen<br />

Aufbewahrungsort. Wahrzeichen der Stadt<br />

ist das Schloss, gelegen auf einer Insel<br />

zwischen Schweriner See und Burgsee. In<br />

der Umgebung des Schlosses sind vor allem<br />

der Schlossgarten, das Staatliche Museum,<br />

das Mecklenburgische Staatstheater, die<br />

Siegessäule, das Alte Palais, der Marstall und<br />

die klassizistische Staatskanzlei sehenswert.<br />

Theater, Museen, Festivals:<br />

Schwerin hat immer Saison<br />

Das Mecklenburgische Staatstheater<br />

Schwerin gibt Aufführungen in den Sparten<br />

Schauspiel, Niederdeutsches Schauspiel,<br />

Puppenspiel, Musiktheater, Ballett und<br />

Konzerte; jährlicher Höhepunkt sind<br />

natürlich die Schlossfestspiele.<br />

Einer Hauptstadt würdig erweisen sich<br />

auch die Museen Schwerins, zuvorderst<br />

das Staatliche Museum. Im Hauptgebäude<br />

finden sich – neben anderem – Sammlungen<br />

flämischer und holländischer Maler des<br />

16. bis 18. Jahrhunderts, aber auch Mittelalterliches<br />

und Zeitgenössisches. Im Marstall<br />

hat das Technische Landesmuseum seinen<br />

Sitz, und auch ein Archäologisches Landes -<br />

museum nennt Schwerin sein Eigen.<br />

Auch der Festivalkalender ist aller Ehren<br />

wert. Schwerin ist Spielort der Festspiele<br />

Mecklenburg-Vorpommern; im Mai<br />

finden das Filmkunstfest und die Parade<br />

der Weißen Flotte statt, im Juni und Juli sind<br />

es Töpfermarkt, Fünf-Seen-Lauf, Christopher<br />

Street Day und Drachenbootfest, später<br />

Altstadtfest und Weinfest, die Interkulturellen<br />

Woche im Oktober, und im November<br />

ist traditionell das nahe gelegene Lübeck<br />

zu Gast in Schwerin. Mit dem Mäkelborger<br />

Weihnachtsmarkt endet das Veranstaltungsjahr.<br />

Ein großes Programm für die<br />

kleine Landeshauptstadt, und jeder freut<br />

sich anschließend schon auf die nächste<br />

Saison – und auf die vielen Gäste, die dann<br />

wieder gern nach Schwerin kommen.<br />

65


Schwerin<br />

Naturwunder:<br />

die Schweriner Seenlandschaft<br />

Schwerin liegt in einer waldreichen Seenlandschaft am Schweriner<br />

See. Aber nicht nur – sondern auch am Burgsee, am Faulen See, am<br />

Grimkesee, am Heidensee, an der Großen Karausche, am Lankower<br />

See, am Medeweger See, am Neumühler See, am Ostorfer See,<br />

am Pfaffenteich und am Ziegelsee. Der Schweriner See ist einer<br />

der größten Seen in Deutschland, der Ziegelsee ist ein beliebtes<br />

Segel revier und der Ostorfer See ein klassischer Badesee. Aber in<br />

diesem Wasser-Eldorado geht ohnehin jede Art von Wassersport.<br />

Und mit ihrer unberührten Natur zeigt sich die Seenlandschaft<br />

nicht nur Wassersportlern von ihrer schönsten Seite.<br />

Wie aus dem Märchen:<br />

das Schweriner Schloss<br />

Das Schweriner Schloss in romantischer Lage, majestätisch und<br />

traumhaft schön auf einer kleinen Insel des Schweriner Sees, war<br />

lange Zeit die Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge<br />

und zählt zu den bedeutendsten Bauten des Historismus in<br />

Europa – ein Märchenschloss mit Kuppeln, Türmen und Türmchen,<br />

das mit dem es umgebenden See Schwerins Fotomotiv Nummer 1<br />

bildet. Es beherbergt das Schlossmuseum, das man sich unbedingt<br />

anschauen sollte. Ebenfalls sehr schön ist ein Spaziergang durch<br />

den Burggarten, der im Stil eines englischen Landschaftsgartens<br />

angelegt ist, und durch den barocken Schlossgarten.<br />

Kunsterlebnis:<br />

das Schleswig-Holstein-Haus<br />

Das ehrwürdige Gemäuer des alten Backsteinhauses, 1737 im Stil<br />

des Barock erbaut, hält kulturinteressierten Besuchern seit 1995<br />

seine Pforten als Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum offen.<br />

Hier sind fortlaufend Skulptur, Fotografie und Malerei zu bewundern.<br />

Den Schwerpunkt des Hauses bilden Ausstellungen zur Kunst des<br />

20. Jahrhunderts. Neben internationalen Größen wie Dalí, Ernst,<br />

Matisse, Miró, Hundertwasser, Janssen und Goya stellt das Haus<br />

auch regionale Künstler vor. Weitere Schwerpunkte sind Autorenlesungen<br />

und die Pflege der Kammermusik.<br />

Wie aus einer anderen Zeit:<br />

die historische Schelfstadt<br />

Deutschlands kleinste Landeshauptstadt bezaubert als Ganzes<br />

mit Kultur und historischer Architektur inmitten einer wunderbaren<br />

Seenlandschaft. Ganz besonders ist das aber im Stadtteil Schelfstadt<br />

der Fall, der sich in zentraler Lage südlich des Ziegelsees und östlich<br />

des Pfaffenteichs erstreckt: Denn die Schelfstadt ist das größte zusammenhängende<br />

Ensemble historischen Baubestands der Stadt.<br />

Herzog Friedrich Wilhelm ließ das Gebiet 1705 als Neustadt planmäßig<br />

anlegen. An der höchsten Stelle der Schelfstadt steht die<br />

Schelfkirche, die allein schon eine Besichtigung wert ist.<br />

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Stuttgart<br />

Kunst<br />

Freiplatz vor dem Kunstmuseum<br />

weltstadt<br />

Für Geniesser zwischen Kultur und Kulinarik: Stuttgart<br />

Zwischen Volksfest und Sternerestaurant,<br />

Automobilmuseen und<br />

Wilhelma, pulsier endem Nightlife<br />

und phantastischen Ausstellungen: Stuttgart<br />

steckt voller spannender Gegensätze.<br />

Eingebettet in eine der größten Weinbauregionen<br />

Deutschlands, begeistert die<br />

Hauptstadt Baden-Württembergs durch<br />

ihre herrliche Lage, die schönen Plätze, die<br />

prächtigen Schlösser und Bauten unterschiedlichster<br />

Architekturstile.<br />

Stuttgarts Versailles und<br />

15.000 Kunstwerke in einem Haus<br />

Der ideale Treffpunkt im Herz der Innen -<br />

stadt ist der Schlossplatz: In wohl keiner<br />

anderen Stadt beherrscht eine Schlossanlage<br />

so sehr das innerstädtische Bild<br />

wie in Stuttgart das Neue Schloss.<br />

Der Herzog von Württemberg ließ hier<br />

Ende des 18. Jahrhunderts die letzte<br />

große barocke Residenzschlossanlage<br />

in Deutschland erbauen, und er hatte<br />

dabei nicht weniger als ein zweites<br />

Versailles im Sinn. Ein Versailles der<br />

modernen Kunst steht auf dem Schloss-<br />

67


Stuttgart<br />

platz: Das Kunstmuseum Stuttgart mit<br />

einem Bestand von 15.000 Werken der<br />

Klassischen Moderne und der zeitgenössischen<br />

Kunst. Der spektakuläre Bau beeindruckt<br />

durch seine schlichte Eleganz;<br />

nachts gibt die hell erleuchtete gläserne<br />

Hülle den Blick auf den steinernen<br />

Gebäudekern frei.<br />

Von der Steinzeit bis Baselitz,<br />

von Klassik bis Musical<br />

Im Alten Schloss ist das Landesmuseum<br />

Württemberg untergebracht, das die<br />

Landesgeschichte von der Steinzeit über<br />

Kelten, Römer, Alamannen bis zu Mittel alter,<br />

Barock und Neuzeit darstellt. Zeitlich etwas<br />

enger gefasst ist die Staatsgalerie Stuttgart:<br />

Sie beherbergt eine einzigartige Sammlung<br />

mit Schwerpunkten auf altdeutscher,<br />

italienischer und niederländischer Kunst,<br />

auf Klassischer Moderne und zeitgenössischer<br />

Malerei und Plastik. Zu sehen sind<br />

bedeutende Werkgruppen der unterschiedlichen<br />

Stile und Strömungen wie Fauvismus,<br />

Brücke, Blauer Reiter oder Kubismus sowie<br />

herausragende Werk<br />

komplexe einzelner Künstler wie Picasso,<br />

Beckmann, Schlemmer, Beuys, Kiefer und<br />

Baselitz.<br />

Auch in Sachen darstellende Kunst bewegt<br />

sich Stuttgart auf allerhöchstem Niveau.<br />

Stuttgart ist eines der größten Drei-Spar ten-<br />

Theater der Welt. Das Ballett und die Staats -<br />

oper genießen Weltruhm, das Schauspiel<br />

begeistert mit spektakulären Inszenierungen.<br />

Für die musikalischen Leckerbissen<br />

sorgen die großen Stuttgarter Orchester,<br />

Jazzclubs oder die beiden Musicals im<br />

SI-Centrum Stuttgart.<br />

Flanieren und feiern,<br />

shoppen und schlemmen<br />

Für kulinarische Erlebnisse zwischen<br />

Spätzle und Spätburgunder bürgt Stutt -<br />

garts Gastronomie vom Bierlokal an der<br />

Ecke bis zur prämierten Spitzengastrono -<br />

mie mit internationalem Ruf. Mehr als<br />

einen Kilometer Shoppingspaß am Stück<br />

bietet die Königstraße: unzählige Modeläden,<br />

Spezialgeschäfte, Kaufhäuser, Cafés,<br />

Gaststätten und Ruhezonen. Im Bohnen-<br />

viertel reihen sich Trödel- und Antiquitätenshops<br />

an charmante Cafés und Restaurants,<br />

in der Calwer Straße warten elegante<br />

Boutiquen und eine Vielzahl Restaurants<br />

mit Außenterrassen auf Besucher. Und<br />

abends locken unter anderem Theodor-<br />

Heuss-Straße und der Platz um den<br />

Hans-im-Glück-Brunnen mit Bars für<br />

jeden Gusto.<br />

Die Lebensfreude und Gastfreundlichkeit<br />

der Stuttgarter lässt sich auch auf einem<br />

der zahlreichen Feste in der Stadt erleben.<br />

Das größte Fest der Schwaben und das<br />

zweitgrößte Bierfest weltweit wird Ende<br />

September auf dem Canstatter Wasen<br />

gefeiert: Über 300 Fahrgeschäfte und<br />

große Bier- und Weinzelte laden zum<br />

Cannstatter Volksfest ein – Spaß und<br />

Stimmung inklusive. Zeit nehmen sollte<br />

man sich auch für ein anderes tierisches<br />

Vergnügen: Stuttgarts beliebteste Freizeiteinrichtung<br />

ist die Wilhelma, einer der<br />

schönsten zoologisch-botanischen Gärten<br />

in Europa und mit rund 8.000 Tieren<br />

einer der artenreichsten Zoos weltweit.<br />

Mercedes Benz Museum<br />

68 www.germany.travel


Traum und Tänzer:<br />

das Stuttgarter Ballett<br />

Das Stuttgarter Ballettwunder hat eine lange und traditionsreiche<br />

Geschichte, die bis ins Jahr 1609 zurück reicht. Große Choreografen<br />

machten Stuttgart im 18., 19. und 20. Jahrhundert zu einem der<br />

angesehensten Zentren des Tanzes in Europa. 1961 wurde John<br />

Cranko zum Ballettdirektor und Choreografen berufen und schrieb<br />

in den folgenden zwölf Jahren nicht nur eines der erfolgreichsten<br />

Kapitel Stuttgarter Ballettgeschichte, sondern eroberte auch einen<br />

singu lären Platz in der Reihe der bedeutendsten Choreografen<br />

weltweit. Seit über 40 Jahren zählt das Stuttgarter Ballett nun<br />

schon zu den führenden Ensembles der Welt.<br />

Wo die Wahrheit liegt:<br />

der Weinwanderweg in der City<br />

Wer sich auf „Winzers Rappen“ begeben will, ist in Stuttgart, der<br />

„Großstadt zwischen Wald und Reben“, gut aufgehoben. Hier wachsen<br />

die Trauben bereits einige Meter vom Hauptbahnhof entfernt an<br />

den sonnigen Hügeln und Hängen des Neckartals. Die Landeshauptstadt<br />

kann auf eine lange Weintradition zurückblicken, die durch<br />

Weinbaurundfahrten, zahlreiche Wein- und Besenfesten und das<br />

beliebte Stuttgarter Weinfest lebendig bleibt. Und nicht zuletzt<br />

lässt sich auf dem Weinwanderweg ganz wunderbar die hügelige<br />

Reben- und Weinlandschaft kennenlernen – inklusive der<br />

leckeren Tropfen.<br />

Träume auf vier Rädern:<br />

Mercedes Benz und Porsche<br />

Die Premiummarken Daimler-Benz und Porsche machten von<br />

Stuttgart aus beispiellose Karrieren – und bedanken sich mit zwei<br />

spektakulären Firmenmuseen. Im Mercedes Benz Museum erlebt<br />

man in einem architektonisch bemerkenswerten Gebäude Sternstunden<br />

der Mobilität. Auf neun Ebenen dokumentieren insgesamt<br />

über 1.500 Exponate die einzigartige Historie der Marke. Der Mythos<br />

Porsche ist in Zuffenhausen zu Hause, im Porsche Museum. Das ganz<br />

in Weiß gehaltene Museum, dessen Ausstellungskörper auf nur drei<br />

Stützen ruht und das deshalb zu schweben scheint, erregte wegen<br />

seiner kühnen Architektur bereits in der Bauphase Aufsehen.<br />

Schlemmerparadies im Jugendstil:<br />

die Markthallen<br />

Die Stuttgarter Markthallen wurden bereits 1914 im Jugendstil<br />

erbaut und gelten als eines der schönsten Gebäude der Epoche.<br />

Hier duftet es nach exotischen Gewürzen, multikulturelles Stimmengewirr<br />

liegt in der Luft, und auf rund 3.000 m reiht sich ein Stand<br />

an den anderen. Täglich werden hier Blumen, Obst, Gemüse, Fisch,<br />

Fleisch und Backwaren angeboten. In diesem Paradies der lukullischen<br />

Genüsse und exquisiten Lebensart lässt sich bei einem leckeren<br />

Milchkaffee oder einer der schwäbischen Spezialitäten des Restaurants<br />

auch ganz entspannt das geschäftige Treiben beobachten.<br />

69


anspruchsvoll · verführerisch<br />

erfinderisch · entspannend<br />

4 gute<br />

Gründe,<br />

Stuttgart und die Region<br />

zu besuchen.<br />

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Sindelfingen<br />

Grossindustrie und Fachwerkhäuser: Sindelfingen<br />

Marktplatzbrunnen<br />

Schwabenpower<br />

Sindelfingen zu besuchen heißt<br />

Mercedes-Benz zu besuchen, oder?<br />

Gut, wer das Hauptwerk des Konzerns<br />

sehen möchte, muss sich vor die Tore<br />

Stuttgarts nach Sindelfingen begeben.<br />

Wer aber einfach ein hübsches schwäbisches<br />

Städtchen sehen möchte, für den<br />

lohnt sich der kleine Abstecher ebenfalls.<br />

Übrigens auch für Shopper: Lange waren<br />

hier unzählige Webereien ansässig, und<br />

noch heute gibt es hier viele kleine, aber<br />

feine Modefirmen.<br />

Vom Weberstädtchen zum<br />

modernen Industriestandort<br />

Viel typisch Schwäbisch-Gemütliches hat<br />

sich in Sindelfingen ein bisschen länger<br />

gehalten als anderswo, denn spät erst<br />

begann das Städtchen über den von viel<br />

Fachwerk geprägten mittelalterlichen<br />

Stadtkern hinauszuwachsen. Die Ansiedlung<br />

von Industrie verlief schleppend – bis<br />

die Daimler-Motoren-Gesellschaft 1915 in<br />

Sindelfingen ein Werk errichtete. Innerhalb<br />

weniger Jahrzehnte wandelte sich die Stadt<br />

dann zu einem modernen Industriestandort.<br />

Begleitet wurde dieses Wachstum von<br />

einem großzügigen Ausbau der Infrastruktur,<br />

und als in den 1970er Jahren die Einnahmen<br />

sprudelten, begann man sogar,<br />

die Zebrastreifen an manchen Stellen mit<br />

Carrara-Marmor zu gestalten.<br />

Drei Rathäuser und eines der<br />

größten Straßenfeste Europas<br />

Über diese und andere Aspekte der<br />

Stadt geschichte informieren das Stadtmuseum<br />

im Alten Rathaus von 1478 und<br />

das angrenzende Salzhaus von 1592. Am<br />

Marktplatz, wo das Mittlere Rathaus steht,<br />

lohnt der Freundschaftsbrunnen einen<br />

Blick: Um einen zentralen Brunnen mit<br />

dem Sagenpferd Pegasus sind sechs<br />

weitere kleine Brunnen angeordnet, die<br />

für sechs Partnerstädte Sindelfingens<br />

stehen. Im anderen Alten Rathaus schließlich,<br />

im Stadtteil Maichingen, ist ein Teil der<br />

Städtischen Galerie untergebracht. Das<br />

Museum Schauwerk, 2010 eröffnet, zeigt<br />

deutsche und internationale Kunst aus der<br />

Zeit der 1960er Jahre bis in die Gegenwart.<br />

Interessant sind aber auch die industriegeschichtlichen<br />

Ausstellungen: etwa im<br />

Webereimuseum in der Alten Webschule<br />

oder in der ehemaligen Lochkartendruckerei<br />

der IBM, in der seit 1994 das „Haus zur<br />

Geschichte der IBM Datenverarbeitung“<br />

eingerichtet wurde: Was vor nicht allzu<br />

langer Zeit Inbegriff des Fortschritts war,<br />

findet sich heute schon im Museum.<br />

Gar nicht museal dagegen ist das pul sierende<br />

Stadtleben: Eine Vielzahl von Geschäften<br />

und Märkten lädt zum Bummeln<br />

ein, und kulinarisch kann man sich in<br />

netten Restaurants, Gaststätten oder<br />

Biergärten verwöhnen lassen: Die Sindelfinger<br />

Gastronomie hält – von gepflegter<br />

schwäbischer bis hin zu internationaler<br />

Küche – für jeden Geschmack etwas bereit.<br />

Tipp: das Gasthaus Lammbräu, geöffnet<br />

seit 1823. Und das Internationale Straßenfest<br />

am dritten Juniwochenende ist eines<br />

der größten Straßenfeste Europas.<br />

71


Wiesbaden<br />

Historisches Gemäuer in der Therme<br />

Anspruchs<br />

denken<br />

Des Kaisers schönste Bäder: Wiesbaden<br />

72 www.germany.travel


Wiesbaden, die De-luxe-Aus -<br />

gabe einer Stadt, gleichsam die<br />

höhere Tochter unter Deutschlands<br />

Großstädten. Hauptstadt des Lan -<br />

des Hessen, eines der ältesten und vornehms<br />

ten Kurbäder Europas, Inbegriff von<br />

Gediegenheit, Klasse und Anspruch. Ob<br />

Dinieren, Flanieren oder Konsumieren,<br />

hier ist alles von höchstem Niveau. Und<br />

das gilt zweifelsohne auch für die Offenheit<br />

und das Savoir-vivre der Wiesbadener.<br />

Kunsterlebnis Wiesbaden:<br />

die Freude am Besonderen<br />

Das Leben in Wiesbaden pulsiert, es ist<br />

abwechslungsreich und lebendig. Und das<br />

spiegelt sich auch in einem breiten Angebot<br />

an Theater, Kunst, Literatur und Musik in<br />

unterschiedlichster Form wider. So treffen<br />

sich alljährlich hochkarätige Ensembles im<br />

Hessischen Staatstheater zu den Internationalen<br />

Maifestspielen und anderen Veranstaltungen<br />

von Weltformat. Und auch<br />

abseits der großen Bühnen hat Wiesbaden<br />

viel zu bieten. Kleinkunst, Musik und<br />

Improvisationstheater werden an verschiedenen<br />

Spielstätten geboten, die immer<br />

durch ihre Originalität bestechen. Eine<br />

hochwertige und mannigfaltige Auswahl<br />

bieten auch die Wiesbadener Museen. So<br />

beherbergt das Museum Wiesbaden neben<br />

zahlreichen großartigen Sammlungen auch<br />

den europaweit größten Bestand an Werken<br />

des russischen Malers Alexej von Jawlensky.<br />

Das magische Fünfeck:<br />

die historische Innenstadt<br />

Jeder Spaziergang durch die Altstadt,<br />

innerhalb des Historischen Fünfecks, wird<br />

einen tiefen Eindruck hinterlassen. Angefangen<br />

am Schlossplatz: Hier stehen das<br />

älteste Gebäude der Innenstadt, das Alte<br />

Rathaus, erbaut 1608 bis 1610, und das<br />

von 1884 bis 1887 errichtete Neue Rathaus.<br />

Die Nord seite des Platzes dominiert das<br />

Stadtschloss der nassauischen Herzöge,<br />

das Kaiser Wilhelm II. bei seinen zahlreichen<br />

Aufent halten als Wohnsitz zu nutzen<br />

pflegte. Am östlichen Rand des Historischen<br />

Fünfecks verläuft die elegante Wilhelmstraße,<br />

Shopping- und Kulturmeile ersten<br />

Ranges: Noble Geschäfte und Cafés<br />

wechseln sich ab mit dem Museum Wiesbaden<br />

und dem Nassauischen Kunstverein,<br />

der sich auf Zeitgenössisches spezialisiert<br />

hat. An der Ostseite der Wilhelmstraße<br />

wurde 1860 der Landschaftspark Warmer<br />

Damm angelegt. Wiederum etwas östlich<br />

davon thront die Söhnlein-Villa, wegen ihres<br />

Washingtoner Vorbilds auch „Weißes Haus“<br />

genannt. Am nördlichen Ende liegt das<br />

Kureck, dessen Mittelpunkt eine Grünfläche<br />

mit zwei imposanten Kaskadenbrunnen<br />

markiert. Sie wird von einem hufeisenförmigen<br />

Ensemble umschlossen, bestehend aus<br />

dem Kurhaus, dem nach englischem Vorbild<br />

angelegten Kurpark, den Kurhauskolonnaden<br />

– mit 129 Metern die längste Säulenhalle<br />

Europas – und den Theaterkolonna -<br />

den mit dem 1894 eröffneten Hessischen<br />

Staatstheater, bis heute eine Bühne von<br />

bestem Ruf. Ganz in der Nähe sprudelt der<br />

gesundheitsspendende Kochbrunnen, mit<br />

einer Förderleistung von etwa 500.000<br />

Litern am Tag und einer Temperatur von<br />

67 °C die ergiebigste aller Wiesbadener<br />

Thermalquellen.<br />

Was am Ende des Tages zählt:<br />

erstklassige Gastronomie<br />

Vom vornehmen Neroberg über der Stadt<br />

bis an die Ufer des Rheins erstreckt sich<br />

eine gastronomische Landschaft der<br />

Extraklasse. Ein leichter mediterraner Snack<br />

zum Abschluss eines erlebnisreichen Tages<br />

oder doch lieber ein mehrgängiges Menü<br />

an festlicher Tafel – egal, wonach einem<br />

gerade der Sinn steht: Schicke Restaurants<br />

finden sich hier ebenso wie Bistros und<br />

Brasserien, gepflegte Wein- und Bierstuben,<br />

Pubs und feine Cafés, teilweise in traditionellem<br />

Wiener Kaffeehausambiente.<br />

Apropos Ambiente: Mit diesem Wort könnte<br />

man nicht nur Kaffeehäuser beschreiben,<br />

sondern gleich die ganze Stadt Wiesbaden.<br />

Kurhaus<br />

73


Wiesbaden<br />

Dreiklang gehobenen Stils:<br />

Kurhaus, Therme, Spielbank<br />

Das Kurhaus ist der fantastische Rahmen für nationale und internationale<br />

Kongresse, Tagungen, Konferenzen, Ausstellungen,<br />

Seminare und kulturelle Veranstaltungen. Der Festbau ist umgeben<br />

von einem weitläufigen Parkgelände und prunkvollen historischen<br />

Gebäuden. Zehn Säle und Salons verschiedener Größe und unterschiedlichen<br />

Stils, die Restaurants und eine der ältesten Spielbanken<br />

Europas – alles unter einem Dach vereint. Kaiser Wilhelm II. bezeichnete<br />

es als das „schönste Kurhaus der Welt“, als er 1907 der Einweihung<br />

beiwohnte. Und wie ein Kaiser kann man sich in der Kaiser-<br />

Friedrich-Therme auch tatsächlich fühlen.<br />

Tonangebend: das Rheingau<br />

Musik Festival<br />

Jedes Jahr von Ende Juni bis Ende August verwandelt das Rheingau<br />

Musik Festival mit seinen Klangzauberern die gesamte Region zwischen<br />

Frankfurt, Wiesbaden, Rüdesheim und Lorch in eine einzige<br />

Konzertbühne von internationalem Rang. Der Konzertsommer, der<br />

seit über 20 Jahren in jeweils mehr als 150 Konzerten Künstler von<br />

Weltgeltung in der unvergleichlichen Atmosphäre des Rheingaus<br />

präsentiert, gehört zu den führenden Festivals der ganzen Region –<br />

und darüber hinaus.<br />

Neue Erfahrungshorizonte:<br />

Schloss Freudenberg<br />

Ein Schlossbesuch der anderen Art erwartet den Besucher im Orts -<br />

teil Dotzheim. Hier ist es gelungen, Schloss und Park zu einem überregional<br />

beachteten Kulturzentrum zusammenzuführen. Herzstück<br />

der Anlage ist die Dauerausstellung „Erfahrungsfeld zur Entfaltung<br />

der Sinne und des Denkens“, die zum spielerischen Umgang mit allen<br />

möglichen Erscheinungen zwischen Himmel und Erde einlädt. Dazu<br />

werden faszinierende Eindrücke vermittelt, die man nicht verpassen<br />

sollte. Hierzu zählen der nachtschwarze Raum unter dem Motto<br />

„Stell dir vor, du wärst blind.“, die „Dunkelbar“ und das „Nachtmahl“:<br />

Erlebnisse, die niemand so schnell vergisst.<br />

Hohe Bühnenkunst:<br />

das Hessische Staatstheater<br />

An der Nordseite der Parkanlage Warmer Damm errichteten<br />

1892–1894 Wiener Architekten das Staatstheater. Kaiser Wilhelm II.<br />

ließ das Gebäude im Stil der Neorenaissance errichten. Mehr als<br />

20 Neuinszenierungen von Oper, Schauspiel und Ballett ergeben<br />

zusammen mit dem vielfältigen Repertoire in jeder Spielzeit ein<br />

begeisterndes Angebot, das sowohl klassische Werke als auch<br />

modernes Musiktheater und Stücke der dramatischen Gegenwartsliteratur<br />

umfasst. Da alle drei Bühnen des Staatstheaters parallel<br />

bespielt werden können, finden an manchen Tagen bis zu vier<br />

Veranstaltungen statt.<br />

74 www.germany.travel


Aachen<br />

Europa<br />

Aachener Dom<br />

stadt<br />

Von Karl dem Grossen bis Karneval: Tradition und Lebensfreude<br />

75


Aachen<br />

Fahren Sie nach Aachen, und Sie landen<br />

in Europa. Denn wenn es eine Stadt<br />

gibt, die Europa lebt, denkt und fühlt,<br />

dann ist es Aachen. Mancher vermutet sogar<br />

ein spezielles europäisches Gen, das den<br />

Menschen der Region gegeben sei. Das<br />

hält streng wissenschaftlichen Betrachtungen<br />

vielleicht nicht stand, aber trotzdem:<br />

Wer Europa sucht, seine geistigen Wurzeln,<br />

seine Werte und Ideale, wird in Aachen<br />

fündig werden.<br />

Eine Reise durch die Zeit:<br />

die „Route Charlemagne“<br />

Es ist ein wunderbarer Gegensatz, dem<br />

der Gast auf allen Wegen durch die Stadt<br />

begegnet: stolze, altehrwürdige Bau -<br />

werke aus allen Epochen und dazwischen<br />

eine quirlige Szene, geprägt von 40.000<br />

Stu den ten aus allen Winkeln der Erde. Sie<br />

geben der Stadt ein ebenso lässiges wie<br />

buntes Flair, das ganz einfach Lebensfreude<br />

aus drückt. Ein weiterer schöner Beleg für<br />

die Weltoffenheit Aachens – und ein guter<br />

Grund mehr, sich einfach mal durch die<br />

Innenstadt treiben zu lassen, sich gleichsam<br />

auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte<br />

zu begeben. Eine gute Orientierung bietet<br />

die „Route Charlemagne“, auf den Spuren<br />

Karls des Großen, seiner Ideen und Visionen.<br />

Sie verläuft entlang eines Ensembles herausragender<br />

historischer und auch moderner<br />

Gebäude, wobei jede Station ein Thema<br />

behandelt, das unsere Zeit ebenso prägt wie<br />

die Karls des Großen: Geschichte, Wissenschaft,<br />

Europa, Religion, Macht, Wirtschaft<br />

und Medien.<br />

Von Gotik und Barock bis<br />

zum Computermuseum<br />

Auf den Fundamenten der Kaiserpfalz<br />

wurde im 14. Jahrhundert das Rathaus<br />

errichtet und hunderte Jahre später zu<br />

einem barocken Stadtschloss ausgebaut,<br />

ein Zeugnis aus der Blütezeit traditionellen<br />

Bürgertums. Gleich nebenan, mit der<br />

Gaststätte „Zum Postwagen“, liegt seit<br />

Jahrhunderten ein Ort gehobener Gastlichkeit.<br />

Das Grashaus, ganz frühes Rathaus<br />

und heutiges Stadtarchiv, das Haus Löwenstein,<br />

ein ehemaliges Wohn- und Gasthaus,<br />

oder das Büchelpalais, bis 1752 die<br />

städtische Kornhalle, sind einige der<br />

weiteren Stationen auf der Route Charlemagne,<br />

die jede schon für sich einen<br />

Besuch wert sind. Wie auch das „Große<br />

Haus“, wo das Neueste aus den letzten<br />

drei Jahrhunderten sorgsam archiviert<br />

und gepflegt wird: Im Internationalen<br />

Zeitungsmuseum, dem weltweit größten<br />

seiner Art, zeugen 170.000 Zeitungen aus<br />

aller Welt und (fast) aller Sprachen von der<br />

Schnelllebigkeit der Zeiten – und dass auch<br />

die dicksten Schlagzeilen ganz schnell von<br />

gestern sind. Auch im Computer-Museum<br />

der Technischen Hochschule sieht man so<br />

manches, das der beschleunigten Alterung<br />

ausgesetzt ist: Was heute noch als hypermodern<br />

gilt, steht morgen schon im Museum.<br />

Der Internationale Karlspreis:<br />

ein Preis, ein Europa<br />

Karl der Große ist Namensgeber des Internationalen<br />

Karlspreises der Stadt Aachen,<br />

der seit 1950 im Rathaus verliehenen Auszeichnung<br />

für Verdienste um die europäische<br />

Einigung. Wie immer man dazu stehen<br />

mag, die Einigung ist ein Prozess, der einen<br />

alten europäischen Traum hat Wirklichkeit<br />

werden lassen: eine über Jahrzehnte<br />

währende Epoche des Friedens auf dem<br />

„alten Kontinent“.<br />

Und sollten Sie nicht gerade zufällig mit<br />

dem Karlspreis ausgezeichnet werden: Der<br />

Aachener Karneval ist auch ein guter Anlass<br />

für einen Besuch dieser groß artigen Stadt.<br />

Theater<br />

76 www.germany.travel


Der Aachener Dom<br />

Der älteste Dom Nordeuropas, Begräbnisstätte Karls des Großen<br />

und 1978 als erstes deutsches Bauwerk in die Liste der UNESCO-Welterbestätten<br />

aufgenommen, birgt einzigartige Kunstschätze, darunter<br />

das Lotharkreuz, die silberne, teils vergoldete Karlsbüste und viele<br />

weitere, bis zu 1.200 Jahre alte Kunstwerke. Der Dom erlangte seine<br />

jetzige Gestalt mit dem karolingischen Oktogon in der Mitte, der<br />

gotischen Chorhalle und dem Westwerk durch das Wirken vieler<br />

späterer Kaiser und Könige und der von ihnen beauftragten Handwerker:<br />

ein grandioses Gesamtkunstwerk, entstanden über<br />

Jahrhunderte.<br />

Aachens Quartier Latin: das Pontviertel<br />

Hier treffen sich abends die Studenten, hier reiht sich ein Restaurant,<br />

und eine Kneipe an die andere, und hier finden sich zahlreiche Hinweise<br />

auf die Aachener Geschichte abseits der üblichen Routen.<br />

Vom Markt aus geht es die Pontstraße hinunter, am Hauptgebäude<br />

der renommierten Technischen Hochschule vorbei und mitten hinein<br />

in die Szene, wo fast täglich Party angesagt ist. Das Pontviertel mit<br />

seinem lockeren Charme und einem außergewöhnlich bunten Angebot<br />

ist der ideale Ort, um mit Freunden um die Häuser zu ziehen,<br />

hier und da ein Bierchen zu nehmen und es sich einfach gut<br />

gehen zu lassen.<br />

2.000 Jahre Badekultur<br />

Aachen ist die Stadt des Wassers. Seit Urzeiten sprudeln mehr als<br />

30 heilkräftige Quellen aus dem Boden, aufgeheizt von den Vulkanen<br />

der nahen Eifel auf bis zu 74 °C. Sanus per aquam – gesund durch<br />

Wasser: Heute wird die fast 2.000-jährige Badetradition durch die<br />

Carolus-Thermen, ein Bad der absoluten Spitzenklasse, mit neuem<br />

Leben erfüllt. Für erholsame Stunden sorgt die Thermalwelt; die<br />

Saunawelt lädt zu einem schweißtreibenden Streifzug durch verschiedene<br />

Saunakulturen, und auch die Verwöhnwelt mit Solarien,<br />

Shiatsu-Massageliegen, der Karawanserei und zahlreichen verschiedenen<br />

Massagen ist eine wahre Wohltat für Körper und Seele.<br />

Auf dem Rücken der Pferde<br />

Schon ein rund 30.000 Jahre altes Fossil, das hier gefunden<br />

wurde, scheint auf die spätere Leidenschaft der Aachener hinzuweisen:<br />

das Reiten. Mit anderen Worten: Der erste Aachener muss<br />

wohl ein Pferd gewesen sein. 40 Kilometer Reitwege in der Stadt,<br />

22 Indoor-Reithallen, 134 Reitbetriebe und ein Reitstadion, das<br />

50.000 Zuschauer fasst – das gibt es nur in Aachen. Und der jährlich<br />

statt findende CHIO Aachen ist das größte Weltfest des Pferdesports<br />

– im Übrigen auch für Menschen, die sonst lieber Rad fahren<br />

oder zu Fuß unterwegs sind.<br />

77


Augsburg<br />

Früher Glanz und grosses Geld: Augsburg<br />

Reich &<br />

schön<br />

78 www.germany.travel<br />

Rathausplatz


City Galerie<br />

Augsburg, gelegen im Südwesten<br />

Bayerns, ist eine der geschichtlich<br />

bedeutendsten <strong>Städte</strong> Deutschlands.<br />

Und eine der schönsten. Wer auf<br />

alten Wegen durch die Stadt geht, kann<br />

sich mit ein wenig Fantasie fühlen wie ein<br />

Renaissancefürst, zumindest aber lässt<br />

sich ahnen, welche Bedeutung Augsburg<br />

damals, zu den Zeiten der Bankiers- und<br />

Kaufmannsdynastie der Fugger, gehabt<br />

haben muss – als herausragender Finanzplatz,<br />

internationale Handelsmetropole<br />

und Ort der Künste.<br />

Spaziergang durch die Jahrhunderte.<br />

Lange Zeit prägte die Stadt die Geschichte<br />

Deutschlands und Europas. Augsburg war<br />

schon immer ein bisschen reicher, glanzvoller<br />

und beeindruckender als andere <strong>Städte</strong>.<br />

Schon im Hochmittelalter staunten Reisen de<br />

über die imposanten Kirchenbauten, beispielsweise<br />

über den Dom mit seinen heute<br />

fast 1.000 Jahre alten wunderbaren Bronzetüren,<br />

und die Basilika St. Ulrich und Afra,<br />

benannt nach zwei der Stadtheiligen.<br />

Daneben umgab sich das mittelalterliche<br />

Augsburg mit großen Wehranlagen und der<br />

durchgehenden Stadtmauer, von der noch<br />

heute viele Teile erhalten sind.<br />

Innerhalb dieser Mauern siedelten sich<br />

viele Gold- und Silberschmiede an, die sich<br />

über die Jahrhunderte einen hervorragenden<br />

Ruf erarbeiteten. Ihre Werke können in<br />

verschiedenen Museen und Ausstellungen<br />

betrachtet und in den bis heute bestehenden<br />

zahlreichen kleinen Betrieben auch<br />

gekauft werden.<br />

Zusammen mit den prächtigen Brunnen<br />

und Zunfthäusern und natürlich dem<br />

Rathaus, dem vielleicht bedeutendsten<br />

Renaissancebau nördlich der Alpen, ergibt<br />

sich ein Stadtbild von selte ner Intensität.<br />

Und auch spätere Epochen haben der Stadt<br />

ihren Stempel aufge drückt; vor allem Barock,<br />

Rokoko und – viel später – der Jugendstil<br />

machen jeden Gang durch die Stadt zu<br />

einem ganz besonderen Erlebnis. Während<br />

der Indus- triellen Revo lu tion entstanden<br />

ebenso bemerkens werte Baudenkmäler wie<br />

zum Beispiel die Schülesche Kattunfabrik,<br />

der Glaspalast oder das Fabrikschloss, die<br />

heute größtenteils als Museen oder<br />

Kunstgalerien dienen, außerdem Villen<br />

bekannter Industrieller wie das Gignoux-<br />

Haus, die Villa Haag oder die Villa Silbermann.<br />

Der Jugendstil hinterließ in Augs -<br />

burg mit der Synagoge, dem Kurhaus in<br />

Göggingen, der Herz-Jesu-Kirche und dem<br />

Alten Stadtbad ebenfalls ganz außerordentliche<br />

Bauwerke.<br />

Wo die Puppen tanzen.<br />

Und Brecht wieder zu Hause ist<br />

Auch Augsburgs Museen öffnen ein<br />

Schaufenster der Jahrhunderte, beson -<br />

ders das Schaezlerpalais, ein Glanzpunkt<br />

des Rokoko, mit seinen vier bedeutenden<br />

Kunstsammlungen. Ein ganz anderes<br />

Museum freut sich genauso, wenn Sie ihm<br />

einen Besuch abstatten: das Museum der<br />

Augsburger Puppenkiste, dieser liebenswürdigen<br />

Marionettenbühne, die so manche<br />

Kindheitserinnerung bei Besuchern ganz<br />

unterschiedlicher Generationen weckt.<br />

Gleichfalls im Bühnenfach, wenn auch in<br />

einer anderen Sparte, war der berühmteste<br />

Augsburger tätig: Bertolt Brecht. Lange<br />

umstritten und wenig von ihnen geliebt,<br />

haben die Augsburger mittlerweile ihren<br />

Frieden mit ihm gemacht und ihm in<br />

seinem Geburtshaus eine sehenswerte<br />

Ausstellung gewidmet. Und abends, in einer<br />

der vielen netten Altstadtkneipen, finden<br />

Sie immer jemanden, mit dem Sie ausgie -<br />

big über die Augsburger Puppenkiste oder<br />

Brecht diskutieren können.<br />

79


Augsburg<br />

Auf Mozarts Spuren<br />

1719 wurde in Augsburg, im heutigen Mozarthaus, Wolfgang<br />

Amadeusʼ Vater Leopold Mozart geboren, der auch der Entdecker des<br />

musikalischen Genies seines Sohnes und sein erster Lehrer war. Zahlreiche<br />

Bauwerke, Denkmäler und Gedenktafeln in Augsburg erinnern<br />

an die Familie Mozart, die Baumeister, Bildhauer und Buchbinder<br />

waren. Das 2006 neu gestaltete Mozarthaus zeigt Gemälde, Stiche<br />

und Grafiken aus dem Kreis der Familie, aber auch Musikinstrumente<br />

der Mozart-Zeit, darunter ein Hammerklavier von Andreas Stein, auf<br />

dem Leopold und Wolfgang Amadeus zu spielen pflegten.<br />

Schöner Wohnen für Arme:<br />

die Fuggerei<br />

Der reiche Kaufmann Jakob Fugger gründete 1516 die Wohnsiedlung<br />

Fuggerei. Fleißige, schuldlos verarmte Bürger wurden hier aufgenommen<br />

und bekamen eine bis hin zum Essbesteck voll ausgestattete<br />

Wohnung. Das Ensemble mit acht Gassen und drei Toren ist eine<br />

Stadt in der Stadt mit 67 zweigeschossigen Häusern und 147 Wohnungen,<br />

eigener Kirche, Brunnen, Stadtmauern und den Stadttoren,<br />

die bis heute jeden Abend um 22.00 Uhr vom Nachtwächter geschlossen<br />

werden. Die Jahres(kalt)miete für eine Wohnung beträgt<br />

noch immer den nominellen Gegenwert eines Rheinischen<br />

Guldens: 88 Cent.<br />

Industriearchitektur und<br />

moderne Kunst<br />

Bei aller geschichtlichen Größe der Stadt kommt die Moderne dennoch<br />

nicht zu kurz: Mit der Staatsgalerie Moderne Kunst im Glaspalast,<br />

einem lichtdurchfluteten Bau mit 1500 m Ausstellungsfläche,<br />

und dem H2 – Zentrum für Gegenwartskunst bietet Augsburg zwei<br />

herausragende Ausstellungshäuser für zeitgenössische Kunst. Beide<br />

besitzen den Charakter moderner Industriebauten, beide liegen in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zueinander und beide laden ein zu<br />

einer intensiven Entdeckungsreise durch die Welt moderner Malerei.<br />

Weltbühne im Kleinen:<br />

die Augsburger Puppenkiste<br />

Kult für Generationen: Die Augsburger Puppenkiste mit ihren 6.000<br />

Marionetten und über 60 Jahren Geschichte ist sicher eines der berühmtesten<br />

Marionettentheater überhaupt. Mit ihren TV-Produktionen<br />

erlangte die Puppenkiste seit 1953 bundesweite Bekanntheit,<br />

und bis heute lassen der Lokomotivführer Lukas und sein Freund Jim<br />

Knopf aus Lummerland, Räuber Hotzenplotz, das Urmel aus dem Eis,<br />

Kater Mikesch, Aladin und die Wunderlampe, Frau Holle und nicht zu<br />

vergessen das Kasperle nicht nur Kinderaugen leuchten. Was aber<br />

viele nicht wissen: Abends spielen die Puppen Kabarett und bringen<br />

Erwachsene mit bissigen Satiren zum Lachen.<br />

80 www.germany.travel


EINE DER FASZINIERENDSTEN STÄDTE DEUTSCHLANDS:<br />

AUGSBURG<br />

In Augsburg wurde europäische Geschichte geschrieben:<br />

Römer gründeten diese Stadt, eine der ältesten Deutschlands.<br />

Das Bankhaus der Fugger machte große Politik<br />

und finanzierte Kaiser und Könige des Hauses Habsburg.<br />

Jakob Fugger ließ mit der Fuggerkapelle in St. Anna den<br />

ersten deutschen Renaissancebau errichten. Seine 1521<br />

gestiftete, weltberühmte Fuggerei ist heute die älteste<br />

Sozialsiedlung der Welt. Aus Augsburg stammen die Vorfahren<br />

und der Vater Wolfgang Amadé Mozarts. Rudolf<br />

Diesel entwickelte im „deutschen Manchester“ den nach<br />

www.concret-wa.de · Foto: Wolfgang B. Kleiner<br />

ihm benannten Motor. In der Altstadt wurde Bert Brecht<br />

geboren: Die Augsburger Jahre haben den Schriftsteller<br />

und seine Werke geprägt. Passend zur großen Historie<br />

der Stadt der Confessio Augustana und des Augsburger<br />

Religions friedens findet man Sehenswertes vom Dom über<br />

das Renaissancerathaus und die Augsburger Pupp en kiste<br />

bis hin zur glanzvollen Museums landschaft. Augs burg ist<br />

nicht zuletzt auch eine Perle der Romantischen Straße.<br />

www.augsburg-tourismus.de<br />

Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />

Schießgrabenstraße 14<br />

DE-86150 Augsburg<br />

Telefon +49 (0)8 21/5 02 07-0<br />

Telefax +49 (0)8 21/5 02 07-45<br />

www.augsburg-tourismus.de<br />

tourismus@regio-augsburg.de<br />

REGIO<br />

AUGSBURG<br />

TOURISMUS<br />

weimar<br />

überraschend vielseitig anders.<br />

Weimar feiert<br />

Seit 358 Jahren wird in Weimar der<br />

Zwiebelmarkt gefeiert. Immer am<br />

zweiten Oktoberwochenende wird<br />

die Stadt in den Ausnahmezustand<br />

versetzt. Zur Weimarer Weihnacht im<br />

Advent verwandelt sich die Altstadt in<br />

einen traditionellen Weihnachtsmarkt.<br />

Weimar ist musikalisch<br />

Mit Bach, Liszt und Wagner lebten<br />

und arbeiteten einige der weltweit<br />

bekanntesten Musiker hier. 2011 wird<br />

Franz Liszt’s 200. Geburtstag mit vielen<br />

Konzerten, Festivals und Ausstellungen<br />

gefeiert. Bachwochen und Wagnerwochen<br />

runden das Programm ab.<br />

Weimars UNESCO-Welterbe<br />

Mit Klassischen Weimar und der in<br />

Weimar gegründeten Bauhaus-Designschule<br />

ist die Stadt zweimal auf der<br />

UNESCO-Welterbeliste vertreten. Insgesamt<br />

16 Gebäude und Ensemble<br />

laden ein, die Spuren großer Dichter<br />

und Künstler zu verfolgen.<br />

Tourist-Information Weimar<br />

Markt 10<br />

Tourist-Information im Weimar-Atrium<br />

Friedenstraße 1<br />

Telefon: 03643 745-0<br />

Mail: tourist-info@weimar.de<br />

www.weimar.de


Bielefeld<br />

Kunsthalle Bielefeld<br />

Vom mittelalterlichen Handelszentrum<br />

zur modernen Grossstadt<br />

Kaufmannstalent<br />

Bielefeld wurde im Jahr 1214 vom<br />

Grafen Hermann von Ravensberg<br />

gegründet. Ein weitblickender Mann:<br />

Schon damals wusste er die günstige Lage<br />

an der Kreuzung alter Handelswege in<br />

unmittelbarer Nähe eines Passes durch<br />

den Teutoburger Wald für sich zu nutzen.<br />

So entstand eine typische Handelsstadt<br />

mit großem Markt und schönen Bürgerhäusern<br />

– die Bielefeld bis heute prägen.<br />

Der Wandel als Prinzip:<br />

Bielefeld im Spiegel der Zeiten.<br />

Zahlreiche Kaufleute nutzten die vom<br />

Landesherrn in der neuen Stadt gewährten<br />

Freiheiten und bestimmten von Anfang an<br />

die Entwicklung Bielefelds. Der Handel mit<br />

Tuch und Leinen, damals begehrte Güter,<br />

bescherte der Stadt eine große Zeit, von der<br />

heute noch der Alte Markt, das Alte Rathaus<br />

und die Altstädter Nicolaikirche zeugen.<br />

Doch die Nachfrage nach Leinen hielt nicht<br />

ewig an; Bielefeld erlebte einen Wandel<br />

von der Handels- zur Industriestadt. Das<br />

schlug sich auch im Stadtbild nieder: Neue<br />

Wohnviertel mit den für sie typischen<br />

zwei- bis dreigeschossigen Häusern wurden<br />

erschlossen. Repräsentative Gebäude wie<br />

das Neue Rathaus und das mit Barockund<br />

Jugendstilelementen gestaltete Theater,<br />

die mit Renaissancemotiven ausgeschmückte<br />

Post, der Bahnhof im Jugend -<br />

stil und die durch ihre hohe Kuppel weit<br />

sichtbare Synagoge wurden in den Jahren<br />

nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert<br />

errichtet.<br />

Am Ende desselben, des 20. Jahrhunderts<br />

haben der Bau der Kunsthalle, der Stadthalle,<br />

der Seidenstickerhalle, des Historischen<br />

Museums und des Museums Huelsmann<br />

im Ravensberger Park das architektonische<br />

Stadtbild binnen kurzer Zeit erneut auf<br />

markante Weise geprägt und das kulturelle<br />

Angebot deutlich erweitert. Seit 1969 ist<br />

Bielefeld auch Universitätsstadt. Im Westen,<br />

am Fuß des Teutoburger Waldes, sind alle<br />

Fakultäten unter einem Dach vereint.<br />

Zentrale Begegnungsstätte und architektonisches<br />

Glanzlicht ist die gut 300 Meter<br />

lange Große Halle.<br />

Feiern nach altem Brauch:<br />

Märkte, Feste und der Hermannslauf<br />

Im Mai findet in der Altstadt der Leinewebermarkt<br />

statt, ein großes mehrtägiges<br />

Volksfest, und jedes Jahr im Juli ist auf der<br />

Sparrenburg das mittelalterliche Sparrenburgfest,<br />

im September der Weinmarkt in<br />

der Altstadt. Traditionell wird das Jahr mit<br />

dem Weihnachtsmarkt beschlossen. Er<br />

findet in der Altstadt statt, eingerahmt von<br />

über 100 festlich geschmückten Fachwerkhäuschen.<br />

Ebenfalls eine typische Bielefelder<br />

Tradition ist der Hermannslauf, ein Volkslauf<br />

vom Hermannsdenkmal in Detmold über<br />

die Höhen des Teutoburger Waldes bis zur<br />

Bielefelder Sparrenburg.<br />

82 www.germany.travel


Anzeige<br />

Kultur für Nachtschwärmer<br />

in Bielefeld<br />

Nicht nur Bielefelds attraktive Lage am Teutoburger Wald bietet<br />

vielfältige Freizeitaktivitäten, sondern auch das bunte Kulturleben<br />

zählt zu Bielefelds Vorzügen. Jedes Jahr am letzten Samstag im April<br />

laden die Nachtansichten zu „Begegnungen der Bielefelder Art!“.<br />

Mehr als 40 Museen, Kirchen und Galerien öffnen während der<br />

langen Museumsnacht ihre Türen und bieten den Besuchern eine<br />

stimmungsvolle Reise durch die Nacht mit schillernden Facetten<br />

der Stadt-Kultur. www.nachtansichten.de<br />

Anzeige<br />

„Picasso 1905 in Paris“ ab<br />

25.9.2011 in der Kunsthalle Bielefeld<br />

Das Jahr 1905 stellt für das frühe Werk Picassos einen wichtigen<br />

Wendepunkt dar: Die triste Farbigkeit der Blauen Periode wird<br />

von der Leichtigkeit der Rosa Periode abgelöst. Die Metropole Paris<br />

wird dabei zu einer wichtigen Inspiration: Der Zirkus, der frühe Film<br />

und die zeitgenössische französische Kunst, die ebenfalls zu sehen<br />

sein wird, bringen Picasso um 1905 zu einem einzigartigen Bruch<br />

mit der Tradition, der zu einer Erneuerung seiner Malerei führt.<br />

Seit den 1980er Jahren ist dies das fünfte Picasso-Projekt der<br />

Kunsthalle Bielefeld. www.kunsthalle-bielefeld.de<br />

Den Lebenden zur Freude:<br />

die Rudolf-Oetker-Halle<br />

Die Rudolf-Oetker-Halle steht bis heute für ausgeprägten Bürgersinn,<br />

herausragendes Engagement und den traditionell hohen Stellenwert<br />

kulturellen Lebens in der ostwestfälischen Metropole. Bereits 1925<br />

trat die Familie Oetker mit einem noblen Vorschlag an die Stadt<br />

Bielefeld heran: Sie wollte ihrer Heimatstadt einen großen Konzertbau<br />

finanzieren – zum Gedenken an Dr. Rudolf Oetker, den musikbegeisterten<br />

Sohn des Firmengründers, der 1916 im Ersten Weltkrieg<br />

gefallen war, und „den Lebenden zur Freude und Erhebung an den<br />

Werken der Tonkunst“, wie es auf einer Schrifttafel in der Eingangshalle<br />

heißt.<br />

Kultur im Park:<br />

die Ravensberger Spinnerei<br />

Erbaut wurde sie in den Jahren 1855–1857. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert<br />

war sie eine der größten Flachsspinnereien Europas. Vor dem<br />

Hauptgebäude liegt der Rochdale-Park, der 1978 zur Erin nerung an<br />

das 25-jährige Bestehen der <strong>Städte</strong>partnerschaft mit der englischen<br />

Stadt Rochdale angelegt wurde. Das gesamte Gelände rund um die<br />

Ravensberger Spinnerei hat sich zu einem Treffpunkt für Kulturliebhaber<br />

entwickelt. Neben den Ausstellungen des Historischen Museums<br />

und der Kunstgewerbesammlung/Museum Huelsmann, Angewandte<br />

Kunst & Design finden hier anspruchsvolle Kulturveranstaltungen<br />

ganz unterschiedlicher Art statt, von Konzert bis Kabarett.<br />

83


BONN<br />

Zeit<br />

geschichte<br />

Bonn. Das zweite Leben der früheren Hauptstadt<br />

Wer vor nun auch schon wieder<br />

über 20 Jahren glaubte, Bonn<br />

verfiele ohne Hauptstadtehren in<br />

einen Dornröschenschlaf, sah sich getäuscht.<br />

Die Stadt am Rhein ist eine Wirtschafts- und<br />

Kulturmetropole von internationalem Rang<br />

und präsentiert sich selbstbewusst, quicklebendig<br />

und gleichzeitig ziemlich gelassen.<br />

Und auch auf politischer Bühne spielt Bonn<br />

nach wie vor mit: als „Zweitwohnsitz“ der<br />

Republik, Sitz von 16 Einrichtungen der<br />

Vereinten Nationen und einer ganzen Reihe<br />

weiterer internationaler Organisationen.<br />

Die Bonner Republik:<br />

fast schon „die gute alte Zeit“<br />

Es waren nicht die schlechtesten Zeiten, in<br />

denen Bonn als Hauptstadt Deutschland<br />

repräsentierte; die „Bonner Republik“ steht<br />

bis heute für den Aufstieg nach dem Krieg,<br />

84 www.germany.travel


für Diplomatie und Demokratie. Der<br />

„Weg der Demokratie“ – so heißt auch ein<br />

Rundgang, der am Haus der Geschichte<br />

beginnt und an wichtigen zeitgeschichtlichen<br />

Orten im ehemaligen Regierungsviertel<br />

vorbeiführt. Authentische Stätten<br />

wie das Palais Schaumburg, der Kanzlerbungalow<br />

oder der ehemalige Bundesratssaal<br />

können noch immer besichtigt<br />

werden.<br />

Die Stadt als Museum –<br />

und die Museen der Stadt<br />

Bonn ist aber nicht nur Exhauptstadt;<br />

auch sein Ruf als Stadt der Künste reicht<br />

weit. Mit international beachteten<br />

Inszenierungen empfiehlt sich das Theater<br />

Bonn als eine erste Adresse für ein anspruchsvolles<br />

Publikum, und die seit 1992<br />

ausgetragene Schauspiel-Biennale hat<br />

sich als internationales Festival ebenfalls<br />

fest etabliert.<br />

Bedeutendes findet der Besucher in zwei<br />

der wichtigsten Kunstmuseen Deutschlands,<br />

im Kunstmuseum Bonn und in der Kunstund<br />

Ausstellungshalle der Bundesrepublik<br />

Deutschland, besser bekannt als Bundeskunsthalle.<br />

Das Kunstmuseum bietet eine<br />

der umfangreichsten Sammlungen des<br />

deutschen Expressionismus, außerdem<br />

deutsche Kunst der Gegenwart und<br />

internationale Grafik ab 1945. Die Kunst -<br />

halle hingegen hat Höheres im Sinn: Hier<br />

soll der „geistige und kulturelle Reichtum“<br />

des Landes angemessen präsentiert und der<br />

internationale Dialog zwischen Kultur und<br />

Politik gepflegt werden. Große Ziele – aber<br />

Millionen Besucher jedes Jahr sprechen<br />

dafür, dass dieser Anspruch tatsächlich<br />

erfüllt werden kann.<br />

Sommerzeit, Festzeit:<br />

Kultur am und auf dem Rhein<br />

Von Klassik bis Hip-Hop: die Bandbreite der<br />

Musikrichtungen ist charakteristisch für<br />

den traditionellen „Bonner Sommer“, der<br />

alljährlich von Juni bis September stattfindet<br />

und schon seit über 35 Jahren die ganze<br />

Innenstadt in eine Bühne verwandelt. Entlang<br />

der schönsten Rheinabschnitte – und<br />

somit natürlich auch in Bonn – finden jährlich<br />

von Mai bis September die Feuerwerksspektakel<br />

„Rhein in Flammen“ statt. In das<br />

Licht bengalischer Feuer ge taucht, präsentieren<br />

sich die Uferpromenaden und die<br />

Sehenswürdigkeiten entlang des Flusses in<br />

„... Freiheit über alles lieben;<br />

Wahrheit nie, auch sogar am Throne<br />

nicht verschweigen.“ Ludwig van Beethoven<br />

einem magischen roten Schein, und auf<br />

dem Wasser kreuzt eine Flotte festlich<br />

illuminierter Schiffe, umrahmt von zauberhaften<br />

Feuerbildern am Himmel: Romantik<br />

pur, mit garantierter Gänsehaut für die<br />

ganze Familie. Vielleicht eher nicht für die<br />

ganze Familie ist dagegen Rheinkultur<br />

gedacht: Punk, Hardrock, Garage, Indie,<br />

Blues und Folk locken jeden Sommer bis zu<br />

170.000 Besucher an.<br />

Kunsthalle<br />

85


BONN<br />

Wiener Klassiker aus Bonn:<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Ludwig van Beethoven, 1770 wurde er hier geboren: Auch wenn es<br />

ihn schon in jungen Jahren Richtung Wien zog, wo er als „Vollender<br />

der Wiener Klassik“ Weltruhm erlangte, ehrt und verehrt Bonn sein<br />

Genie voller Begeisterung. Das Beethoven-Haus, sein Geburtshaus<br />

und heute Museum, die große Beethoven-Sammlung im Haus „Im<br />

Mohren“, die Beethovenhalle, eines der bedeutendsten Bauwerke der<br />

frühen Bundesrepublik, und schließlich das jährlich stattfindende<br />

Beethovenfest zeigen eines ganz deutlich: Bonn ist Beethoven-Stadt.<br />

Der Garten der Bonner: die Rheinaue<br />

Ein echtes Wahrzeichen der Stadt ist der sich südlich des ehemaligen<br />

Regierungsviertels erstreckende 160 Hektar große Park. Das Areal ist<br />

fast so groß wie die gesamte Innenstadt und ein beliebtes Ausflugsziel<br />

der Bonner. Hier tummeln sich am Wochenende vor allem im<br />

Sommer junge Leute und alle, die raus ins Grüne wollen. Es gibt<br />

Grillplätze, einen Skaterpark, einen Abenteuerspielplatz, Biergärten,<br />

Restaurants und Sportplätze. Sehenswert sind der schön angelegte<br />

Japanische Garten, der Rosengarten und das Bienenhaus. In den<br />

Sommermonaten findet hier an den Wochenenden ein riesiger<br />

Flohmarkt statt.<br />

Das Haus der Geschichte<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart: Diese Epoche<br />

bleibt im Bonner Haus der Geschichte gegenwärtig. In einer großen<br />

ständigen Ausstellung und wechselnden Themenausstellungen<br />

werden Politik-, Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte ebenso<br />

dokumentiert wie wichtige Trends in Kunst, Kultur und die Lebensbedingungen<br />

des Alltags. Zahlreiche Exponate – vom „Adenauer-<br />

Mercedes“ bis ersten Green Card für einen ausländischen Arbeitnehmer<br />

– Dokumente, Fotos und Filme veranschaulichen historische<br />

und politische Zusammenhänge und wecken viele Erinnerungen.<br />

Die Stadt als Freilichtmuseum:<br />

Kunst am Bau<br />

Victor Vasarelys Fassadengestaltung des Juridicums, Henry<br />

Moores „Large Two Forms“ vor dem ehemaligen Bundeskanzleramt,<br />

Eduardo Chillidas „De Musica IV“ vor dem Münster und „Die Wolkenschale“<br />

von Hans Arp vor der Universitätsbibliothek sind nur einige<br />

von vielen herausragenden Werken im öffentlichen Raum Bonns.<br />

Auch im Außenbereich des Schürmann-Baus steht eine Reihe<br />

hervorragender Arbeiten: „Fest für Neptun“ von Sokari Douglas<br />

Camp, „Ich und der Hahn – Hören und Sehen“ von Babak Saed und<br />

„Communicación cruzada“ von Manuel Marín.<br />

86 www.germany.travel


Politik und Ästhetik: der Plenarsaal<br />

Das World Conference Center Bonn liegt mitten im ehemaligen<br />

Regierungsviertel, direkt am Rhein. Es ist ein wirklich außergewöhnlicher<br />

Veranstaltungsort: Der ehemalige Plenarsaal des Deutschen<br />

Bundestages, eines der schönsten Parlamentsgebäude der Welt,<br />

in dem die Abgeordneten von 1992 bis 1999 tagten, bietet Platz für<br />

Veranstaltungen mit bis zu 1.275 Personen. Kleinere Tagungsräume<br />

können für Veranstaltungen mit 45 bis 184 Teilnehmern genutzt<br />

werden. Der lichtdurchflutete Glas-Stahl-Bau eignet sich für<br />

Konferenzen und Tagungen genauso wie für aufwendige Produktvorstellungen<br />

oder stimmungsvolle Abendveranstaltungen.<br />

Das Gästehaus der Welt: der Petersberg<br />

Der Petersberg erhebt sich östlich von Bonn-Bad Godesberg auf<br />

331 Meter Höhe. Von 1955 bis 1969 und wieder seit 1990 dient das<br />

Grandhotel auf dem Petersberg als Gästehaus der Bundesrepublik<br />

Deutschland: Nahezu alle Staatsoberhäupter und Regierungschefs<br />

der Welt haben hier gewohnt. Das Hotel kann aber auch von<br />

Privatpersonen gemietet werden. So nutzten Michael Schumacher<br />

und seine Frau Corinna den Petersberg mit der Kapelle für ihre<br />

Hochzeit. Noch größere Bedeutung erlangte der Berg aber als Sitz<br />

der Alliierten Hohen Kommission von 1949 bis 1955, die sich aus<br />

den höchsten Vertretern der Siegermächte nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg zusammensetzte.<br />

Farbenprächtig: Rhein in Flammen<br />

Entlang der schönsten Rheinabschnitte finden jährlich von Mai<br />

bis September die Feuerwerksspektakel „Rhein in Flammen" statt,<br />

„Rhein in Flammen am Siebengebirge“ nennt sich der Event am<br />

Flussabschnitt in der Umgebung der früheren Bundeshauptstadt.<br />

Ein Lichterspektakel der ganz besonderen Art lässt die Uferpromenaden<br />

und historischen Sehenswürdigkeiten erstrahlen: Bengalische<br />

Feuer tauchen die Uferpromenaden und Sehenswürdigkeiten in ein<br />

zauberhaftes Rot. Eine Flotte aus rund 60 illuminierten Schiffen<br />

fährt, umrahmt von zauberhaften Feuerbildern am Himmel, längs<br />

des Stroms: ein romantisches und unvergessliches Erlebnis für<br />

die ganze Familie.<br />

Kunstmuseum Bonn<br />

Das Kunstmuseum Bonn kann in mehrfacher Hinsicht einen<br />

Alleinstellungsanspruch in der bundesdeutschen Museumslandschaft<br />

für sich behaupten. Mit einer der international wichtigsten<br />

Sammlungen zur deutschen Kunst verfügt es auf der Basis der<br />

zentralen August-Macke-Sammlung über ein bundesweit einmaliges<br />

Sammlungsprofil. Ein wesentliches Ziel der Bonner Sammlungspolitik<br />

besteht darin, deutsche Kunst nicht in enzyklopädischer Breite<br />

dokumentieren zu wollen, sondern sich auf eine überschaubare<br />

Gruppe herausragender Künstler und Künstlerinnen zu konzentrieren,<br />

von denen jeweils ganze Werkgruppen und Ensembles<br />

erworben werden.<br />

87


Braunschweig<br />

Staatstheater<br />

Handel und Hanse, Herzöge und Kaiser: Braunschweig<br />

Löwenstark<br />

Als ebenso traditionsreiche wie<br />

moderne Stadt bietet Braunschweig<br />

beeindruckende Zeugnisse seiner<br />

reichen Geschichte und schöne Stadtvier -<br />

tel, die sich über die Jahrhunderte einen<br />

besonderen Charme erhalten haben. Aber<br />

auch zeitgenössische Architektur, eine<br />

lebendige Kunst- und Kulturszene und<br />

großzügige Park- und Naturlandschaften<br />

üben ihren Reiz aus.<br />

Von Heinrich dem Löwen zum<br />

Innovationszentrum<br />

Braunschweigs Geschichte ist eng mit<br />

dem Geschlecht der Welfen verbunden:<br />

Der Herzog Heinrich der Löwe machte<br />

Braunschweig im 12. Jahrhundert zu seiner<br />

Residenzstadt und baute sie zur Hansestadt<br />

und einem mächtigen Handelszentrum aus.<br />

An diesen großen Braunschweiger erinnern<br />

die Burg Dankwarderode, der Dom St. Blasil<br />

und das Löwenstandbild auf dem Burgplatz.<br />

Unter Otto IV., auch er ein Welfe, wurde<br />

Braunschweig zur Kaiserstadt und damit<br />

eines der bedeutendsten Zentren Europas.<br />

Bis in 20. Jahrhundert prägten die Welfen<br />

die Entwicklung der Stadt, als Bauherren wie<br />

als Förderer von Wissenschaft und Kunst.<br />

Entsprechend groß war die Zahl heller<br />

Köpfe, die die Stadt bevölkerten: Literaten,<br />

Wissenschaftler, Erfinder und talentierte<br />

Handwerker machten Braunschweig zu<br />

einem Zentrum der Innovationen. Das ist<br />

auch heute noch so: Bei Forschung und<br />

Entwicklung ist Braunschweig ganz vorn<br />

mit dabei, zahlreiche internationale<br />

Institute haben hier ihren Sitz, und seit<br />

2007 führt Braunschweig den Titel „Stadt<br />

der Wissenschaft“.<br />

Ein Herz für die Kunst und die<br />

Kunst des Shoppens<br />

Doch auch für die Künste schlägt das Herz<br />

der Stadt seit je. Das Herzog-Anton-Ulrich-<br />

Museum beispielsweise ist das wichtigste<br />

Kunstmuseum des Landes Niedersachsen,<br />

es besitzt eine der umfassendsten Sammlungen<br />

alter Kunst in ganz Deutschland.<br />

Neueres dagegen bieten das Staatstheater,<br />

die vielen privaten Bühnen und zahlreiche<br />

Künstlergruppen, die das Klima der Stadt zu<br />

schätzen wissen. Und so bieten Veranstaltungen<br />

wie das Burgplatz Open Air, die<br />

Braunschweig Classix, die Festreihe alter<br />

Musik „Soli Deo Gloria“, das internationale<br />

Filmfest und die Cityjazznight Kultur<br />

unter schiedlicher Richtung – immer aber<br />

auf hohem Niveau.<br />

Ebenfalls auf hohem Niveau kann man<br />

in Braunschweig shoppen: Wer durch die<br />

hübsche Innenstadt flaniert, findet hier<br />

Einkaufsmöglichkeiten von internationaler<br />

Klasse. Ein reizvolles Bild erzeugen außerdem<br />

die historischen Bauwerke und die<br />

lichtdurchfluteten Einkaufspassagen der<br />

Fußgängerzone – Gegensätze, die sich<br />

anziehen und perfekt ergänzen.<br />

88 www.germany.travel


Heinrich der Löwe und sein Löwe<br />

Kein Wunder, dass der Löwe das Wappentier der Braunschweiger ist:<br />

Der Burglöwe, ein Bronzeguss aus dem Jahre 1166, einst vergoldet,<br />

wurde von Heinrich dem Löwen als Wahrzeichen seiner Macht und<br />

seiner Gerichtsbarkeit errichtet. Er ist ein Hauptwerk der romanischen<br />

Plastik, höchstwahrscheinlich in Braunschweig gegossen, und<br />

die erste monumentale Freifigur nördlich der Alpen. Das Original<br />

kann in der Burg Dankwarderode besichtigt werden. Auf dem Burgplatz<br />

ist eine naturgetreue Nachbildung zu sehen.<br />

Architektur zum Schmunzeln:<br />

das Happy Rizzi House<br />

Am Rande des historischen Magniviertels liegt das vom international<br />

bekannten New Yorker Künstler James Rizzi gestaltete Happy Rizzi<br />

House. Es wurde in zweijähriger Bauzeit auf Initiative des Galeristen<br />

Olaf Jaeschke und des Architekten Konrad Kloster verwirklicht. Die<br />

lachenden, bunten Häusertürme sind als dreidimensionaler Baukörper<br />

realisiert und präsentieren sich als begehbare Bauskulptur. Der<br />

Bau wird heute als Bürohaus genutzt und ist leider nicht öffentlich<br />

zugänglich, aber in jedem Falle einen Blick wert.<br />

So gut wie alt: das neue Residenzschloss<br />

Das Braunschweiger Residenzschloss wurde im Zweiten Weltkrieg<br />

stark beschädigt und schließlich 1960 vollständig abgetragen. 2007,<br />

47 Jahre nach dem Abriss, sind die Schlossfassaden mit mehr als<br />

600 Originalteilen wiedererrichtet worden. Das Residenzschloss der<br />

Welfen wurde anhand alter Pläne und historischer Fotos in ursprünglicher<br />

Größe und am historischen Platz rekonstruiert. Wie beim<br />

historischen Schloss auch, steht auf dem Portikus des Residenzschlosses<br />

eine Wagenlenkergruppe, die größte Quadriga Europas,<br />

gelenkt von der Stadtgöttin Brunonia.<br />

Das tönt gut:<br />

die Musikinstrumente-Sammlung<br />

Die Braunschweiger Sammlung historischer Musikinstrumente<br />

ist von erstem internationalem Rang. Sie zeigt herausragende<br />

Exemplare von Geigen, Mandolinen, Gitarren, Harfen und vor allem<br />

Tasteninstrumenten, die die Klavierbautradition im Braunschweiger<br />

Land sehr gut widerspiegeln. Blasinstrumente wie Zinken, Hörner,<br />

Trompeten, Flöten, Klarinetten und andere runden die Sammlung ab,<br />

zu der auch die Querflöte des Preußenkönigs Friedrich II., die Jugendgeige<br />

von Louis Spohr, das Tafelklavier von Heinrich Steinweg (1835)<br />

und der Hammerflügel aus dem Besitz der berühmten Pianistin<br />

Clara Schumann gehören.<br />

89


Chemnitz<br />

Die Entdeckung der Moderne<br />

Kontrast<br />

programm<br />

Wohl auf keine andere Stadt in<br />

Deutschland trifft die Bezeichnung<br />

„Stadt der Moderne“ so zu<br />

wie auf Chemnitz. Erblüht zur Zeit der<br />

industriellen Moderne, die nach wie vor<br />

Impulse gibt für die dynamische Entwicklung<br />

von Wirtschaft und Wissenschaft in<br />

Deutschland, steht Chemnitz gleichzeitig<br />

für die Einflüsse der kulturellen und<br />

architektonischen Moderne.<br />

Perfekte Harmonie aus<br />

Geschichte und Gegenwart<br />

Nach der nahezu vollständigen Zerstörung<br />

1945 war das Stadtzentrum von Chemnitz<br />

nie wieder vollständig aufgebaut worden.<br />

Erst nach der Wende entwarfen namhafte<br />

Architekten wie Helmut Jahn, Christoph<br />

Ingenhoven und Hans Kollhoff völlig neue<br />

Strukturen für die Innenstadt. Moderne als<br />

Prinzip, ständige Weiterentwicklung, Bewegung<br />

und Innovation gaben dem neuen<br />

Zentrum sein Aussehen: eine urbane Flanierund<br />

Einkaufsmeile mit einer gelungenen<br />

Mischung von Historischem und Gegenwärtigem.<br />

Vom Hohen Turm des Alten Rathaus<br />

hat man den besten Blick auf den Markt und<br />

über die Dächer der Stadt. Der Türmer des<br />

Rathauses, seit 1488 Chronist und Wächter<br />

der Stadt, empfängt bis heute den Besucher<br />

in traditionellem Gewand und nimmt ihn<br />

mit auf einen Ausflug in die Jahrhunderte<br />

der Stadtgeschichte. Das barocke Siegertsche<br />

Haus, die reich verzierte Markthalle<br />

und das Stadtbad, ein Monument der Moderne,<br />

durchmischt mit Einkaufspassagen,<br />

Gastronomie, Freizeit und Kultureinrichtungen,<br />

bilden mit dem alten Zentrum einen<br />

reizvollen Kontrast zu gelungenen Büro- und<br />

Wohngebäuden: eine City von internationaler<br />

Klasse, ausgezeichnet mit dem DIFA<br />

Award für innerstädtische Quartiere.<br />

Industriekultur, Kabarett<br />

und Nachtschwärmer<br />

Von den Erfolgen der Chemnitzer Wirtschaft<br />

zeugen bis heute nicht nur zahlreiche beeindruckende<br />

Industriebauten, großartige<br />

Kathedralen der Industrialisierung, sondern<br />

auch Wohngebäude der Gründerzeit, Jugendstilvillen<br />

und viele öffentliche und private<br />

Gebäude aus der Bauhausepoche. Mit dem<br />

Kaßberg hat Chemnitz außerdem eines der<br />

größten und schönsten zusammenhängenden<br />

Gründerzeitviertel Europas aufzuweisen.<br />

Besonders schätzen Besucher neben der<br />

bemerkenswerten Innenstadt das kulturelle<br />

Leben mit Theatern, Museen und Galerien,<br />

der Stadthalle, den bekannten Kleinkunstbühnen<br />

„Kabarett-Kiste“ und dem Chemnitzer<br />

Kabarett im „Kabarett im Keller“ und<br />

vielen regelmäßigen Festivals und Veranstaltungen.<br />

Eine Attraktion für sich ist das<br />

Kulturhaus DAStietz, ein früheres Kauf -<br />

haus und heute, mit dem Museum für<br />

Naturkunde, Bibliothek und der Neuen<br />

Sächsischen Galerie, eine erste Adresse für<br />

Kultur und Bildung. Schön, dass gleich<br />

um die Ecke zahlreiche Restaurants, Cafés<br />

und Clubs warten, die auch Nachtschwärmern<br />

eine ebenso breite wie unterhalt -<br />

same Auswahl bieten<br />

Karl-Marx-Monument<br />

90 www.germany.travel


Das Gesicht der Stadt:<br />

das Karl-Marx-Monument<br />

Der frühere Namensgeber der Stadt, die von 1953 bis 1991 Karl-<br />

Marx-Stadt hieß, blickt heute, so will es scheinen, etwas wehmütig<br />

auf das Geschehen im neuen Zentrum. Das wuchtige, aus grauem<br />

Granit gehauene und 1971 eingeweihte Karl-Marx-Monument des<br />

sowjetischen Künstlers Lew Kerbel war damals, bei den vielen Festund<br />

Gedenktagen der DDR, Kulisse für Umzüge und Massenveranstaltungen.<br />

Es ist die zweitgrößte freistehende Portraitbüste der<br />

Welt – nach der ägyptischen Sphinx.<br />

Kunsterlebnis der Extraklasse:<br />

das Museum Gunzenhauser<br />

Seit Dezember 2007 ist eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen<br />

durch die Eröffnung des „Museums Gunzenhauser“<br />

der Kunstsammlungen Chemnitz permanent der Öffentlichkeit zugänglich.<br />

Das Museum beherbergt die Sammlung des Münchner<br />

Galeristen Gunzenhauser, der in vielen Jahren Sammeltätigkeit fast<br />

2.500 Werke von 270 verschiedenen Künstlern zusammengetragen<br />

hat. So beinhaltet die Sammlung fast 300 Werke von Otto Dix<br />

und die deutschlandweit zweitgrößte Sammlung von Werken Karl<br />

Schmidt-Rottluffs, des berühmten Chemnitzer Expressionisten<br />

und Mitbegründers der Künstlervereinigung „Brücke“.<br />

Wo Puppen Theater machen:<br />

das Figurentheater<br />

Ein Bühnenerlebnis der ganz eigenen Art: Das Figurentheater im<br />

Luxorpalast verzaubert jeden Besucher. Es verfügt über zwei Bühnen:<br />

den großen Saal und den kleinen, intimen Theatersaal im Keller.<br />

Gespielt wird für ganz junge Zuschauer ab vier Jahren, aber auch<br />

Erwachsene und Jugendliche finden in dem vielfältigen Repertoire,<br />

dessen Stücke traditionell von Marionetten, Handpuppen und<br />

besonders schönen Stabpuppen zur Aufführung gebracht werden,<br />

etwas für ihren Kunstgeschmack..<br />

Älter als die Dinosaurier:<br />

der Versteinerte Wald<br />

Vor fast 300 Jahren stieß man in Chemnitz auf einen Wald aus<br />

Stein – eine naturwissenschaftliche und erdgeschichtliche Sensation,<br />

rätselhaft bis heute. Im Lichthof des Kulturhauses DAStietz ist diese<br />

über 290 Millionen Jahre alte versteinerte Kieselholzsammlung<br />

heute zu bestaunen, wobei die Exponate mit natürlich geschliffener<br />

Oberfläche ganz besonders schön sind. Mehr zur interessanten<br />

Vergangenheit und Entstehungsgeschichte des Versteinerten<br />

Waldes von Chemnitz erfährt man im benachbarten Museum für<br />

Naturkunde.<br />

91


Darmstadt<br />

Mathildenhöhe<br />

Als wär’s ein Stück Literatur<br />

JugendStil<br />

Wenn es unter deutschen <strong>Städte</strong>n<br />

eine gibt, die so etwas wie der<br />

Klassenbeste ist, dann ist das<br />

Darmstadt. Hochgebildet und belesen,<br />

kultiviert, vielseitig interessiert und von<br />

gepflegtem Äußeren – Darmstadt hat durch<br />

Wissenschaft, Literatur, Kunst und Architektur<br />

ein ganz eigenes Profil entwickelt, das<br />

die Stadt weithin berühmt gemacht hat.<br />

Wo Bildung und Kunst<br />

den Ton angeben<br />

Die Gründung der Künstlerkolonie Mathildenhöhe<br />

vor mehr als 100 Jahren hat<br />

Darmstadt zu seinem besonderen Rang<br />

verholfen. Die prächtigen Jugendstilhäuser<br />

machen diesen Musenhügel bis heute<br />

absolut unverwechselbar. Nach 1949, nach<br />

Jahren, die im fast völlig zerstörten Darmstadt<br />

von Tristesse und Wohnungsnot<br />

geprägt waren, gelang ein zweiter kultureller<br />

Aufbruch, der zur Gründung wegweisender<br />

Einrichtungen und zur systematischen<br />

92 www.germany.travel<br />

Ansiedlung „rauchloser Industrie“ führte:<br />

Verlage und grafische Betriebe finden sich<br />

hier in einzigartiger Dichte, international<br />

aner kannte Institute für Literatur, Kunst und<br />

Musik und das Staatstheater sind heute<br />

Markenzeichen der Stadt. Die Verleihung<br />

des Georg-Büchner-Preises, des wichtigsten<br />

deutschen Literaturpreises, die 1946<br />

erstmals abgehaltenen „Internationalen<br />

Ferienkurse für Neue Musik“, das Hessische<br />

Landesmuseum mit der weltweit größten<br />

Beuys-Sammlung, die Kunsthalle, unzählige<br />

Lesungen und Konzerte, eine quirlige Jazz-,<br />

Kleinkunst- und Theaterszene und viele<br />

Galerien geben der Stadt ein einzigartiges<br />

Kulturflair. 1999 hat im Herzen der Stadt<br />

noch eine große kulturelle Institution ihre<br />

Pforten geöffnet: die Centralstation. Die<br />

denkmalgeschützte ehemalige Maschinenhalle<br />

präsentiert auf zwei Ebenen Theater,<br />

Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und<br />

Clubbings.<br />

Sehenswert, hörenswert und<br />

jedes Jahr ein Grund zum Feiern<br />

Damit nicht genug: zu den Sehenswürdig -<br />

keiten gehören auch das Alte Rathaus, der<br />

Luisenplatz, das Schloss am Marktplatz,<br />

Ludwigskirche, Pauluskirche, das Achteckhaus<br />

und die Orangerie, die Rosenhöhe und<br />

die Russische Kapelle mit ihrem romantischen<br />

Platanenhain. Aufsehen erregen auch<br />

die seit 1950 veranstalteten Darmstädter<br />

Gespräche. Schon das erste Gespräch,<br />

„Das Menschenbild unserer Zeit“, bei dem<br />

erhitzte Debatten über Kunst und ihre Rolle<br />

nach dem Krieg geführt wurden, nahm man<br />

international zur Kenntnis. Alle Gespräche<br />

werden von Ausstellungen begleitet, die<br />

dafür sorgen, dass das Diskutierte nicht nur<br />

der Theorie verhaftet bleibt. Und seit 1951,<br />

damals noch zwischen Baracken und Ruinen,<br />

findet alljährlich das Heinerfest statt, das<br />

Darmstädter Stadtfest. Der beste Beweis,<br />

dass die Darmstädter nicht nur gescheit<br />

reden, sondern auch fröhlich und ausgelassen<br />

feiern können.


Juwel des Jugendstils:<br />

die Mathildenhöhe Darmstadt<br />

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen gründete die Künstlerkolonie<br />

Darmstadt mit dem Ziel, Kunst und Handwerk von Grund auf zu<br />

reformieren. Das dazugehörige Museum ist auf der Mathildenhöhe<br />

im ehemaligen Ateliergebäude untergebracht, berühmt auch durch<br />

sein markantes Portal in Form eines Omega. Die Ausstellung dokumentiert<br />

die Geschichte der Kolonie von 1899 bis 1914 und gibt einen<br />

Überblick über das künstlerische Schaffen der Epoche und ihrer<br />

herausragenden Repräsentanten; gezeigt werden Möbelstücke,<br />

Wohnensembles, Glas, Keramik, Textilien, Goldschmiedearbeiten,<br />

Grafik, Malerei, Plastik und Architekturmodelle.<br />

Ein Friedensreich:<br />

die Waldspirale von Hundertwasser<br />

Die nach Entwürfen von Friedensreich Hundertwasser errichtete<br />

Waldspirale ist das Highlight des Bürgerparkviertels am Rande der<br />

Innenstadt. Hundertwasser definierte hier seine Idee des individuellen<br />

Wohnens, das nicht von alltäglichen Normen bestimmt wird.<br />

So entwarf er eine Fassade, die keinem Raster folgt, Fenster, die aus<br />

der Reihe tanzen, ein Dach, auf dem Bäume wachsen und allerhand<br />

mehr. Da die Außenanlagen frei zugänglich sind, können auch Besucher<br />

die besondere Atmosphäre dieses Wohnhauses erleben. Und<br />

anschließend im Café & Bistro bei einer Wiener Melange das<br />

Gesehene setzen lassen.<br />

Satellitenkontrollzentrum ESOC<br />

Das ESOC (European Space Operations Centre) ist das Kontrollzentrum<br />

der europäischen Weltraumorganisation ESA und damit gleichsam<br />

Europas Tor zum All auf Darmstädter Boden. Aufgaben der ESA<br />

sind die Konzeption und Entwicklung der europäischen Raumfahrt,<br />

die Erforschung des Sonnensystems und der Erdumgebung oder des<br />

Erdklimas und die Entwicklung der Raumfahrtechnik, wobei der<br />

Schwerpunkt auf der unbemannten Raumfahrt liegt. Hier kann man<br />

einen Blick ins All und auf in der Ferne kreisende Satelliten richten<br />

und einen Eindruck von der Unendlichkeit des Kosmos bekommen.<br />

Der Blick zurück: die Grube Messel<br />

Die Grube Messel bei Darmstadt ist eine Schatzkammer der Natur.<br />

Hier lebte im Tertiär vor etwa 50 Mio. Jahren eine vielgestaltige Tierwelt,<br />

deren Spezies entweder längst ausgestorben sind oder heute<br />

nur noch in den Tropen vorkommen. Die Ölschiefer des einstigen<br />

Sees sind voller Geheimnisse und bergen einen enormen Reichtum<br />

an zum Teil hervorragend erhaltenen tierischen und pflanzlichen<br />

Fossilien. Sie geben Aufschluss über Kontinentaltrift und Sedimentation<br />

der Erde, über die Bildung der Ozeane und das Vorhandensein<br />

von Landbrücken zwischen den verschiedenen Kontinenten, über die<br />

Tiefe der Biosphäre und über Klima und Lebenszyklen in früheren<br />

Erdzeitaltern.<br />

93


Frankfurt<br />

Die Geldbörse der Republik<br />

Höhen<br />

luft<br />

94 www.germany.travel<br />

Goetheplatz und Frankfurter Skyline


Einkaufsgalerie MyZeil<br />

In Frankfurt ist vieles ein bisschen größer<br />

als in anderen <strong>Städte</strong>n Deutschlands:<br />

Der Flughafen, das Bankenviertel, das<br />

Messegelände und, vielleicht überraschend,<br />

der Grüngürtel rings um die Stadt. Groß ist<br />

mittlerweile aber auch der Stolz der<br />

Frankfurter auf ihre Stadt, die in puncto<br />

Lebensqualität so ziemlich alles in den<br />

Schatten stellt. Und sei es in den Schatten<br />

der Skyline mit ihren beeindruckenden<br />

Hochhäusern.<br />

Die Stadt und der Fluss: Brückenschlag<br />

zwischen Tradition und Moderne<br />

Frankfurt am Main liegt wirklich am Main.<br />

Auch andere <strong>Städte</strong> haben Flüsse, aber<br />

kaum sonstwo dominiert der Fluss das<br />

Stadtbild so wie in Frankfurt. Schon die<br />

Mainbrücken sind eine Sehenswürdigkeit<br />

für sich, jede unterschiedlich in Bauweise<br />

und Charakter. Und welche der beiden<br />

Fußgängerbrücken man wählt, um den<br />

Main zu überqueren, ist ein bisschen eine<br />

Frage der Einstellung: eher traditionell,<br />

ruhend, solide wie der neogotische Eiserne<br />

Steg, eröffnet 1869, oder verspielt, bunt,<br />

unkonventionell wie die 1990 errichtete<br />

Stahlkonstruktion des Holbeinstegs. Auf<br />

beiden Seiten breitet sich eine einzigartige<br />

Stadtlandschaft aus. Steil aufragende<br />

Wolkenkratzer, würdige Handels- und<br />

Bürgerhäuser, schöne Kirchen und elegante<br />

Museumsbauten. Frankfurt ist ein Freilichtmuseum<br />

unterschiedlichster Stile und<br />

Epochen. Und gleichzeitig eine Art Lexikon<br />

zeitgenössischer Architektur: Oswald<br />

Mathias Ungers, Hans Hollein, Richard Meier,<br />

Helmut Jahn, Herzog & de Meuron und viele<br />

andere haben hier ihre Visitenkarte<br />

abgegeben und Frankfurt zur baulich<br />

vielleicht modernsten Stadt Deutschlands<br />

gemacht.<br />

Innenstadt und Apfelwein:<br />

Goethe auf der Spur<br />

Immer modern in Frankfurt ist Johann<br />

Wolfgang Goethe gewesen, und wer auf<br />

seinen Spuren durch Frankfurt geht, erschließt<br />

sich die Stadt fast wie von selbst.<br />

Von der Innenstadt aus, von seinem Geburtshaus,<br />

könnte der Weg in die Goethestraße<br />

führen, die luxuriöse Einkaufsstraße der<br />

Stadt. Weiter geht es über das Herz der<br />

Stadt, die Hauptwache, und über den Main<br />

zum Städel, wo das berühmte „Goethe<br />

in der Campagna“ von Hans Tischbein<br />

hängt. Weiter südlich, schon im Stadtwald,<br />

wird die Mühe, den 45 Meter hohen<br />

hölzernen Goetheturm zu besteigen, mit<br />

einem großartigen Blick über die ganze<br />

Stadt belohnt. Der Rückweg könnte über<br />

die Gerbermühle führen, eine der ältesten<br />

Gastwirtschaften und sehr schön am<br />

Mainufer gelegen. Goethe, der aus freundschaftlicher<br />

Verbundenheit mit dem<br />

damaligen Pächter, Bankier Johann Jakob<br />

von Willemer, hier oft verweilte und sich<br />

seinerzeit unsterblich in Willemers Ziehtochter<br />

Marianne verliebte, trank schon<br />

damals gelegentlich ein Gläschen Apfelwein.<br />

Es ist auch heute noch das Lieblingsgetränk<br />

der Frankfurter.<br />

Zwei Museen und ein seltenes Tier:<br />

Was es nur in Frankfurt gibt<br />

Gast in der Gerbermühle war wahrscheinlich<br />

auch der Frank furter Arzt Heinrich<br />

Hoffmann, der mit dem „Struwwelpeter“<br />

einen Klassiker der Kinderliteratur erschaffen<br />

hat. In einer alten Villa im vornehmen<br />

Westend haben ihm die Frankfurter ein<br />

Museum gewidmet, mit Zeichnungen,<br />

seltenen Struwwelpeter-Ausgaben,<br />

Übersetzungen, Parodien und mehr. Dass<br />

Bildergeschichten in Frankfurt Tradition<br />

haben, beweist auch das „Caricatura“,<br />

Deutschlands führendes Museum für<br />

gehobenen Nonsens. Zwei Museen nur<br />

von fast 60, beide aber so speziell, dass es<br />

sie nur in Frankfurt geben kann.<br />

Abseits von Big Business, Architektur, Kultur<br />

und Apfelwein hat Frankfurt noch eine ganz<br />

andere Seite. Der Frankfurter GrünGürtel<br />

rund um die Stadt bietet 80 km zum<br />

Durchatmen und Luftholen. Wälder, Parks,<br />

Wiesen, Äcker, Bäche und Weiher, Lebensräume<br />

für eine reiche Pflanzen- und Tierwelt,<br />

ausgezeichnet von den Vereinten Nationen<br />

als gutes Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung.<br />

Und Heimat des Grüngürteltiers,<br />

eines Fabelwesens, das bisher ausschließlich<br />

im Frankfurter GrünGürtel gesichtet worden<br />

sein soll.<br />

95


Frankfurt<br />

Großes Geld und hohe Häuser:<br />

das Bankenviertel<br />

Die himmelstürmenden Fassaden der Bankgebäude mit ihrer<br />

futuristischen Architektur sind das Erkennungszeichen der City.<br />

Hier, wo Frankfurts Drang nach oben ungebremst ist, erstreckt sich<br />

zwischen Bahnhofsviertel, Messe und Alter Oper das Bankenviertel.<br />

Die beiden noch aus den 1960er Jahren stammenden Hochhäuser<br />

an der Bockenheimer Landstraße ducken sich heute unter der Wucht<br />

der Riesen, denen Frankfurt den Beinamen „Mainhattan“ zu verdanken<br />

hat. Klassiker sind das Gebäude der Deutschen Bank mit seinen<br />

zwei Türmen, die symbolisch für „Soll und Haben“ stehen, und der<br />

Messeturm, ein grandioses Beispiel der Postmoderne.<br />

Kunst und Kultur in höchster Dichte:<br />

das Museumsufer<br />

Am Mainufer von Sachsenhausen, zwischen dem Eisernen Steg<br />

und der Friedensbrücke, erstreckt sich das Museumsufer, die Kunstund<br />

Kulturmeile Frankfurts mit 13 zwar ganz verschiedenen, immer<br />

aber renommierten Museen und einer der bedeutendsten Standorte<br />

in der Museumslandschaft Deutschlands und Europas. Zu den absoluten<br />

Highlights gehören das Museum für Kunsthandwerk, schon<br />

vom Gebäude her eine Sehenswürdigkeit, das Filmmuseum und das<br />

Museum für Völkerkunde. Das Museumsufer ist auch Schauplatz<br />

des Museumsuferfests am letzten Wochenende im August und der<br />

jährlich im Frühjahr veranstalteten Nacht der Museen.<br />

Geschichte, Kulte und Kultur:<br />

das Jüdische Museum<br />

Das Jüdische Museum in Frankfurt ist in den historischen Räumen<br />

des von 1812 bis 1824 erbauten Rothschild-Palais beheimatet. Zusammen<br />

mit der Zweigstelle des Museums in der Judengasse behandeln<br />

die Ausstellungen die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Frankfurt:<br />

von den Anfängen im 12. Jahrhundert über das Ende der Frankfurter<br />

Ghettos und die Verbrechen der Nazizeit bis hin zum Kampf<br />

um die gesellschaftliche Integration und den Neuanfang jüdischer<br />

Gemeinden nach 1945. Jüdische Gebrauchs- und Kultgegenstände<br />

veranschaulichen Alltag und Kultur in der Synagoge und zu Hause,<br />

im Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft.<br />

Geburtsstätte des Genies:<br />

das Goethehaus<br />

„Mit dem Glockenschlage zwölf“, so erzählt es Goethe, kam er am<br />

28. August 1749 zur Welt. Sein Geburtshaus im Großen Hirschgraben<br />

wurde originalgetreu restauriert und beherbergt heute Goethe-Haus<br />

und Goethe-Museum. Zu sehen ist auch sein Studierzimmer im<br />

zweiten Stockwerk, genau so ausgestattet, wie es einst war. Hier<br />

schuf er den „Götz von Berlichingen”, den „Urfaust” und „Die Leiden<br />

des jungen Werthers“. Einrichtung und Mobiliar von Küche, Wohnund<br />

Repräsentationsräumen entsprechen dem Geschmack und der<br />

bürgerlichen Wohnkultur des Spätbarock.<br />

96 www.germany.travel


Bedeutend: Städelsches Kunstinstitut<br />

und Städtische Galerie<br />

Das Städelsche Kunstinstitut ist eines der bedeutendsten und<br />

bekanntesten Kunstmuseen in Deutschland. Hier, im Herzstück<br />

der Frankfurter Museumsmeile, präsentieren sich Meisterwerke<br />

euro päischer Kunst aus sieben Jahrhunderten in beeindruckender<br />

Breite und Tiefe. Zu erleben auf einer der regelmäßigen – und<br />

kostenlosen – öffentlichen Führungen. Das Städel bietet am ersten<br />

Donnerstag im Monat einen Museumsbesuch der besonderen<br />

Art: Jeweils ab 20.00 Uhr lassen sich in der Reihe „art after work“<br />

Kunst und Unterhaltung kongenial miteinander verbinden.<br />

Alles, was gut und neu ist:<br />

das Museum für Moderne Kunst<br />

Das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main gehört<br />

zu den weltweit bedeutendsten Museen für Gegenwartskunst und<br />

hat in seiner vergleichsweise jungen Historie einen festen Platz in<br />

der internationalen Museumslandschaft gefunden. Seit der Eröffnung<br />

1991 ist das Haus in der Braubachstraße, dessen postmoderne<br />

Architektur heute Modellcharakter hat, wesentlicher Bestandteil<br />

und wichtiger Anlaufpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Lebens in Frankfurt geworden. Die Sammlung des MMK umfasst<br />

über 4.500 Werke internationaler Kunst von den 1960er Jahren<br />

bis in die Gegenwart hinein.<br />

Frankfurts gute Stube: der Römerberg<br />

Der Frankfurter Römer ist eines der schönsten historischen Rathäuser<br />

der Republik und seit über 600 Jahren Sitz der Stadtregierung.<br />

Die Fassade des Römers, eine mit zahlreichen Zierelementen<br />

versehene Rekonstruktion der „Drei-Häuser-Front“ im neogotischen<br />

Stil, besonders aber der Kaisersaal im Inneren, sind sehenswert.<br />

Der Römerberg als Zentrum der Altstadt, dessen Geschichte sich<br />

bis in die Stauferzeit verfolgen lässt, sah seine Glanzzeit im späten<br />

Mittelalter, als hier nicht nur die Frankfurter Messen stattfanden,<br />

sondern auch großes Zeremonial wie die Krönungen der<br />

deutschen Kaiser.<br />

Frankfurts gemütlichstes Eck:<br />

Sachsenhausen<br />

Sightseeing vom Feinsten bietet Frankfurt-Besuchern die Rund -<br />

fahrt mit dem nostalgischen „Ebbelwei-Express“, einer knallbunten<br />

Straßenbahn. Bei Musik, Brezeln und dem Frankfurter Nationalgetränk<br />

Apfelwein steigt die Stimmung schnell. Hier in Sachsenhausen,<br />

wo schmale, kopfsteingepflasterte Gässchen und über 100 traditionelle<br />

Lokale für Gemütlichkeit sorgen und zum selbst gekelterten<br />

Apfelwein einladen, lässt sich ganz schnell Freundschaft schließen.<br />

Eng an eng sitzen oder stehen die Frankfurter mit ihren Gästen in<br />

den urigen Kneipen und typischen Gasthäusern Alt-Sachsenhausens<br />

nebeneinander und reden über Gott und die Welt.<br />

97


Frankfurt<br />

Das hört sich immer gut an:<br />

die Alte Oper<br />

Der im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaute und originalgetreu<br />

wieder errichtete Repräsentationsbau wurde 1981 feierlich<br />

eingeweiht. Seitdem locken jährlich rund 300 hochkarätige Konzerte<br />

und Veranstaltungen zahlreiche Besucher in die beeindruckenden<br />

Säle, die mit ihrer herausragenden Akustik das perfekte Ambiente<br />

für ein hochwertiges Spektrum an Veranstaltungen abgeben: Sinfonie-<br />

und Kammerkonzerte, Liederabende, alte und moderne Musik,<br />

aber auch Jazz, Rock und Pop, Leichte Muse, Kabarett oder glanzvolle<br />

Galaabende gehören ebenso dazu wie der vornehme Frankfurter<br />

Opernball.<br />

Ein Stück vom Paradies:<br />

der Palmengarten<br />

Mitten in Frankfurt, unweit der geschäftigen Bockenheimer<br />

Landstraße, liegt eine Oase der Ruhe und so etwas wie ein Stück<br />

19. Jahrhundert: der Palmengarten. Eine wunderschöne Parkanlage<br />

mit elegantem Kongresshaus, romantischen Weihern und bunten,<br />

liebevoll gepflegten Rabatten, ein Ort zum Träumen, Spazieren und<br />

Flanieren. Weite Gewächshäuser wie das Palmenhaus und das<br />

Tropicarium sind kleine Welten für sich: üppige subtropische und<br />

tropische Landschaften mit Palmen, Riesenstauden, Farnen und<br />

Blumen, die direkt aus dem Paradies zu kommen scheinen.<br />

Rolltreppe ins Shopping-Vergnügen:<br />

MyZeil<br />

Eine besondere Attraktion, und das nicht nur für Shopper, ist das<br />

spektakulär gestaltete Einkaufszentrum „My Zeil", entworfen<br />

vom italienischen Stararchitekten Massimiliano Fuksas und 2009<br />

eröffnet. Zur Zeil hin öffnet sich eine trichterförmig gegliederte<br />

Glasfassade, deren geschwungene Form die Besucherinnen und<br />

Besucher förmlich in das Gebäude hineinzieht. Auf acht Ebenen<br />

gibt es unter anderem Geschäfte internationaler Premiummarken,<br />

ein Feinkostgeschäft, abwechslungsreiche Gastronomie, einen<br />

Elektromarkt – und Europas längste freitragende Rolltreppe mit<br />

einer beeindruckenden Länge von 48 Metern.<br />

Für Freiheit und Demokratie:<br />

die Paulskirche<br />

Die Paulskirche, 1833 fertiggestellt, war das erste Gebäude, das nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg, in einer gemeinsamen Anstrengung von<br />

Ost und West, wieder errichtet wurde. Denn die Paulskirche symbolisiert<br />

wie kein anderer Ort ein anderes, besseres Deutschland. 1848<br />

trat hier die frei gewählte Nationalversammlung – das erste gesamtdeutsche<br />

Parlament – zusammen und gab dem Land eine demokratische<br />

Verfassung. Seit 1948 ist die Paulskirche keine Kirche mehr,<br />

sondern wird für Ausstellungen und festliche Anlässe genutzt –<br />

wie die Verleihung des Goethepreises oder des Friedenspreises des<br />

Deutschen Buchhandels.<br />

98 www.germany.travel


Offenbach<br />

Haus der Stadtgeschichte<br />

Auf eigenen Wegen zum Erfolg<br />

Kreativzentrum<br />

Dass sich Offenbach und Frankfurt<br />

in freundschaftlicher Nachbarschaft<br />

zugeneigt wären, kann man<br />

auch beim besten Willen nicht behaupten.<br />

Es ist eher eine hingebungsvoll gepflegte<br />

Rivalität, die sich in beleidigenden Witzen,<br />

beißendem Spott und der Überzeugung<br />

äußert, dass die Existenz des jeweils anderen<br />

eigentlich nur ein dummer Streich der<br />

Geschichte sein kann. Was ganz besonders<br />

für den Fußballverein der Nachbarstadt gilt.<br />

Industriekultur und Handwerkskunst<br />

Manche Offenbacher glauben bis heute,<br />

in alten Dokumenten Belege dafür finden<br />

zu können, dass Frankfurt einstmals zu<br />

Offenbach gehört habe. Bewiesen ist das<br />

nicht, wohl aber, dass Offenbach und<br />

Frankfurt wirklich gegensätzliche <strong>Städte</strong><br />

sind. Anders als in Frankfurt entwickelte sich<br />

in Offenbach eine ausgeprägte bürgerliche<br />

Industriekultur, von der bis heute spezialisierte<br />

Museen zeugen. Das Ledermuseum<br />

zum Beispiel, entstanden aus der langen<br />

Tradition Offenbachs in der Lederverarbeitung.<br />

Oder das Klingspor-Museum, das<br />

internationale Buch- und Schriftkunst<br />

zeigt, darunter Arbeiten von Peter Behrens<br />

und das Manuale Tipografico des berühmten<br />

Typografen Bodoni. Grundstock die -<br />

ses Museums ist die Sammlung von Karl<br />

Klingspor und des 1938 nach New York<br />

emigrierten Offenbachers Siegfried<br />

Guggenheim – noch heute ein Name von<br />

ausgezeichnetem Klang. Im Jahr 1800<br />

war in Offenbach die Kunst der Lithografie<br />

erfunden worden, und seitdem ist die<br />

Stadt ein Zentrum des grafischen Gewerbes.<br />

Die berühmte Offenbacher Hochschule<br />

für Gestaltung und rund 900 Betriebe aus<br />

den Bereichen Design, Druck, Grafik und<br />

Film machen Offenbach zu einem der<br />

wichtigsten Kreativzentren Deutschlands.<br />

Die Wettermacher und<br />

prominente Besucher<br />

Weniger Kreativität als Genauigkeit ist<br />

übrigens beim Deutschen Wetterdienst<br />

gefragt, der seit 1952 seinen Hauptsitz in<br />

Offenbach hat. Wenn man auch von seiner<br />

Tätigkeit meistens erst hinterher Notiz<br />

nimmt, lohnt doch ein Besuch im Wetterpark<br />

Offenbach, Naherholungsgebiet,<br />

Themenpark und Freilichtmuseum in einem.<br />

Berühmte Kreative wie Niccolò Paganini<br />

und Wolfgang Amadeus Mozart besuchten<br />

mehrmals die aufstrebende Stadt, der<br />

eine, um die hier hergestellten Saiten zu<br />

er wer ben, der andere, weil seine Noten<br />

hier verlegt wurden. Dass auch Goethe<br />

häufiger Gast war, hatte allerdings einen<br />

anderen Grund: Seine Verlobte wohnte hier.<br />

Offenbachs Museen, darunter auch das<br />

Museum Rosengarten für zeitgenössische<br />

Kunst, seine schönen Gründerzeitviertel,<br />

das Isenburger Schloss – einer der bedeutendsten<br />

Renaissancebauten nördlich der<br />

Alpen – bemerkenswerte Kirchen und<br />

seine Parkanlagen machen Offenbach aber<br />

auch heute zu einem lohnenden Ziel.<br />

99


Freiburg<br />

Solarsiedlung<br />

Sonnenterrasse mit dem Flair des Südens: Freiburg<br />

Sonnenstadt<br />

Ob die Freiburger deswegen so<br />

ein fröhliches Völkchen sind, weil<br />

bei ihnen die Sonne mehr scheint<br />

als anderswo, oder ob die Freiburger mit<br />

besonders viel Sonnenschein belohnt wurden,<br />

eben weil sie so ein sonniges Gemüt<br />

haben: Wer weiß das schon? Fest steht aber,<br />

dass es sich in Deutschlands südlichster<br />

Großstadt wunderbar leben lässt. Und dass<br />

ein Besuch in der Stadt immer ein Erlebnis<br />

ist. Sogar dann, wenn die Sonne ausnahmsweise<br />

mal nicht scheint.<br />

Atmosphäre am Münsterplatz<br />

und ein Kaufhaus von 1532<br />

Freiburg hat aber noch mehr zu bieten als<br />

nette Menschen: eine der schönsten Altstädte<br />

Deutschlands, reiche Kultur und Geschichte,<br />

viele Cafés und gemütliche Kneipen,<br />

badische Küche, herzliche Gastlichkeit und<br />

eine wunderbare Umgebung. Und eine Atmosphäre,<br />

die einfach ein bisschen leichter<br />

und unbeschwerter ist – mit einem Wort:<br />

südlicher. Davon kann man sich am besten<br />

bei einem Spaziergang durch die immer<br />

lebendig pulsierende Altstadt überzeugen,<br />

die vom 116 Meter hohen gotischen Turm<br />

des Münsters überragt wird. Der Münsterplatz<br />

ist dann auch der größte Innenstadtplatz,<br />

hier findet täglich, bis auf Sonntag, der<br />

Wochenmarkt statt, auf der Nordseite der<br />

Bauernmarkt, auf der Südseite der Händlermarkt.<br />

Besonders fällt hier das Historische<br />

Kaufhaus von 1532 mit seiner dunkelroten<br />

Fassade und den farbig gedeckten Ecktürmchen<br />

auf, ebenso das Haus Zum Schönen Eck<br />

von 1761, heute das Museum für Stadtgeschichte,<br />

und die Alte Wache, heute das Haus<br />

der badischen Weine – nicht die schlechteste<br />

Nutzung für ein schönes altes Haus.<br />

100 www.germany.travel


Ein Platz schöner wie der andere.<br />

Und der Lieblingsplatz der Freiburger<br />

Der Augustinerplatz ist der zweite zentrale<br />

Platz der Altstadt. Umgeben vom ehemaligen<br />

Augustinerkloster und den Resten der<br />

Stadtmauer ist er ein beliebter Treffpunkt<br />

der Freiburger, was vielleicht auch an der<br />

großen Treppe am Ende des Platzes liegt:<br />

Der ausgelassene Trubel rings herum<br />

erinnert stark an die Spanische Treppe<br />

in Rom.<br />

Es folgt der Rathausplatz, mit Altem und<br />

Neuem Rathaus, der gotischen Martinskirche<br />

und dem Brunnen mit dem Denkmal<br />

für den Franziskanermönch Berthold<br />

Schwarz aus dem früheren Kloster hier am<br />

Platz, der, so wird erzählt, das Schieß- bzw.<br />

Schwarzpulver erfunden hat. Oberlinden<br />

und Unterlinden sind zwei eher beschauliche<br />

Plätze, beide mit einem schönen alten<br />

Lindenbaum in der Mitte. Als Kenner<br />

Freiburgs weist sich aus, wer den Adelhauser<br />

Platz als den schönsten Platz der Stadt<br />

bezeichnet, klein, gemütlich und abseits<br />

der großen Fußgängerströme.<br />

„ ... Freiburg Green City gilt als die<br />

Ökohauptstadt, gelegen im Sonnengürtel<br />

der Republik, der ,Toskana‘ Deutschlands.“<br />

Feste feiern, wie sie fallen.<br />

Und dann ab ins Grüne<br />

Diese herrlichen Plätze geben eine Traumkulisse<br />

ab für Dutzende große und kleine<br />

Feste und Festivals, die alljährlich in Freiburgs<br />

Altstadt steigen. Das geht vom Januar,<br />

mit der Internationalen Kulturbörse und<br />

dem Freiburger Grenzenlos Festival, ohne<br />

Pause bis Dezember, wenn Weihnachtsmarkt<br />

und Zirkusfestival die Saison beschließen.<br />

Dazwischen Highlights wie<br />

die recht eigenständige, fantasievolle<br />

Freiburger Fastnacht, Filmwochen, Open-<br />

Air-Kinos und das sommerliche Filmfest,<br />

Kirmes und Jahrmärkte, Kultursommer,<br />

Zelt-Musik-Festival, das Fest der Innenhöfe,<br />

Le Gipfel du Jazz, Theaterspiele im Rathaushof,<br />

Seenachtsfest, Weinfest und so weiter.<br />

Kein Mensch glaubt das, solange er nicht<br />

dabei war.<br />

Genug gefeiert? Dann locken Freiburgs<br />

Grün- und Parkanlagen, der Schlossberg,<br />

der Tier-Natur-Erlebnispark Mundenhof, der<br />

nahe der Innenstadt gelegene, 1.284 Meter<br />

hohe Hausberg, der Schauinsland, und viele<br />

Seen in und um Freiburg herum. Alles ideal,<br />

um zur Ruhe zu kommen, die Natur zu<br />

genießen und sich dann auf den Abend zu<br />

freuen, einen Abend in Freiburg. Denn der<br />

ist einfach immer ein wunderbares Erlebnis.<br />

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GESCHICHTE & NATUR<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Die sympathische Doppelstadt: ein Tor zum Schwarzwald<br />

Gehen Sie auf Erlebnis-Tour<br />

Historische Innenstadt mit Stadtmauer und<br />

mächtigen Wehr- und Tortürmen, wunderschöne<br />

Fachwerkhäuser, romantische<br />

Gässchen und plätschernde Bächlein ...<br />

... gepaart mit schicken Cafés und<br />

Lebensfreude. Nicht zu vergessen auch das<br />

Naturschutzgebiet »Schwenninger Moos«<br />

und die Neckarquelle:<br />

Das alles ist Villingen-Schwenningen!<br />

Entscheiden Sie selbst, auf welche Art Sie<br />

Villingen-Schwenningen erleben möchten.<br />

Am besten geht das bei einem unserer<br />

zahlreichen geführten Stadtrundgänge!<br />

In reizvoller Umgebung<br />

Rund um Villingen-Schwenningen warten<br />

attraktive Wanderwege und ein gut aus ge -<br />

bautes Radwegenetz mit ausgeschilderten<br />

Radrundtouren auf Sie. Wer Lust bekommt,<br />

die Umgebung zu erkunden, der hat viele<br />

Ausflugs möglichkeiten: Schwarzwald,<br />

Bodensee oder die Nachbarländer Frankreich<br />

(Elsass) oder Schweiz.<br />

Entdecken Sie Ihr ganz persönliches<br />

Villingen-Schwenningen. Eine Stadt freut<br />

sich auf Sie!<br />

Top-Sehenswürdigkeiten<br />

• Stadtmauer mit Wehr- und Tortürmen<br />

• Münster »Unserer Lieben Frau«<br />

• Neckarquelle und Schwenninger Moos<br />

• attraktive Wander- und Radwege<br />

Kontakt<br />

Tourist-Info & Ticket-Service<br />

Tel. +49 (0)7721 82 23 40<br />

tourist-info@villingen-schwenningen.de<br />

www.tourismus-vs.de


Freiburg<br />

Typisch Freiburg: Bächle und Gässle<br />

Die Freiburger Bächle sind ein unverwechselbares Kennzeichen<br />

der historischen Altstadt, kleine, direkt neben den Gehwegen durch<br />

die kleinen Gassen verlaufende Kanäle, in denen fröhlich das Wasser<br />

plätschert. Ursprünglich waren sie wahrscheinlich gedacht für die<br />

Versorgung mit Brauch- und Löschwasser oder als Abwasserkanäle.<br />

Heute sorgen die Wasserläufe für ein angenehmes Klima und sind<br />

eine beliebte Eigenart, die die Freiburger ebenso lieben wie ihre Gäste.<br />

Aber aufgepasst, wer als Gast nach Freiburg gekommen ist – heißt<br />

es doch, wer in ein Bächle tritt, ist nicht das letzte Mal in Freiburg<br />

gewesen.<br />

Erhabenheit in Gotik:<br />

das Freiburger Münster<br />

Das zwischen 1200 und 1500 erbaute gewaltige Freiburger Münster<br />

Unserer Lieben Frau bezeichnen Kunsthistoriker aus der ganzen<br />

Welt als ein Meisterwerk der Gotik und als Kulturdenkmal von herausragender<br />

Bedeutung. Der 116 Meter hohe Turm in seiner faszinierenden<br />

Bauweise aus Sandstein ist schon von Weitem sichtbar<br />

und wird auch gerne als „schönster Turm der Christenheit“ bezeichnet.<br />

In ihrem Inneren birgt die Kirche mittelalterlicher Kunstwerke:<br />

Altäre, Glasmalereien und Skulpturen, darunter viele Bilder und<br />

Skulpturen Marias, der Patronin des Münsters, und der Schutzpatrone<br />

der Stadt, des heiligen Georg, Lambert und Alexander.<br />

Baudenkmäler und Lebensfreude:<br />

die Altstadt<br />

Dominiert wird die Altstadt vom ehrwürdigen Freiburger Münster.<br />

Wahrzeichen der historischen Altstadt und charakteristisch ist das<br />

allseits sehr beliebte, einzigartige, mehrere Kilometer lange Netz<br />

der mit dem Wasser der Dreisam gespeisten schmalen, flachen<br />

Freiburger Bächle. Sehenswert sind auch verschiedene schöne<br />

Ensembles und Einzelbauwerke, die nach ihren mittelalterlichen<br />

Vorbildern wiederaufgebaut worden sind, oft verziert mit den<br />

Wappen der Zünfte. Vor einigen Apotheken ist der Äskulapstab oder<br />

ein Mörser mit Stößel als Mosaik ins Pflaster des Gehwegs eingelassen,<br />

und vor einigen Bäckereien ist eine Brezel zu sehen.<br />

Schöner Rahmen schöner Kunst:<br />

das Augustinermuseum<br />

Ein Kloster, fast so alt wie Freiburg: Das Freiburger Augustiner-<br />

Eremitenkloster wird 1278 erstmals erwähnt. Der Chordachstuhl<br />

aus dem 14. Jahrhundert ist neben dem des Münsters der älteste<br />

in Freiburg. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche noch<br />

vergrößert und im barocken Stil umgestaltet, aber schon 1810 wurde<br />

das Kloster säkularisiert. 1923 schließlich öffnen die Städtischen<br />

Sammlungen im Augustinermuseum mit mittelalterlichen Skulpturen<br />

und Bildern, Kunst des Barock, Malerei des 19. Jahrhunderts,<br />

außerdem gibt es eine Grafische Sammlung und die Sammlungen<br />

zu Angewandter Kunst und Kultur des Alltags.<br />

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Göttingen<br />

Universität<br />

Stadt mit Doktorhut: Göttingen<br />

Nobelpreis<br />

würdig<br />

Es stimmt nicht, dass man, um<br />

Göttingen zu besuchen, einen Doktortitel<br />

braucht. Aber es hilft durchaus<br />

in dieser Stadt, die vor Bildungs beflissenheit<br />

nur so zu vibrieren scheint, die so sehr von<br />

studentischem und akademischen Leben<br />

geprägt ist wie keine andere in Deutschland.<br />

Allein 44 Nobelpreisträger kamen aus der<br />

Stadt, haben dort studiert, geforscht oder<br />

gelehrt.<br />

Göttingen: große Geister,<br />

Gelehrte und das Gänseliesel<br />

Dominierend in Stadtbild und Selbstverständnis<br />

ist die Universität mit ihrem<br />

klassizistischen Hauptgebäude in der<br />

Stadtmitte, 1737 durch Kurfürst Georg II.<br />

August von Hannover, gleichzeitig König von<br />

Großbritannien, gegründet. Überall in der<br />

Stadt erinnern Gedenktafeln aus weißem<br />

Marmor an über 300 berühmte Göttinger<br />

Gelehrte – eine Reise durch die Geistesgeschichte<br />

Europas. Die Altstadt, umgeben<br />

von der mittelalterlichen Wallanlage, beherbergt<br />

zahlreiche historische Gebäude –<br />

und das Wahrzeichen der Stadt, das<br />

Gänseliesel, die Jugendstilfigur vor dem<br />

Alten Rathaus. Ein armes Mädchen, das<br />

seine Gänse hütet, aber Liebling aller<br />

frischgebackenen Doktoren. Sie drücken<br />

ihm – so ist es Brauch – nach bestandener<br />

Prüfung einen Kuss auf die Wange und<br />

haben es so zum, wie man sagt, meistgeküssten<br />

Mädchen der Welt – oder<br />

zumindest Göttingens – gemacht.<br />

Wie das Publikum, so das<br />

Programm: anspruchvoll<br />

Wie das geistige ist auch das kulturelle<br />

Leben der Stadt von allerhöchstem Niveau.<br />

So besitzt Göttingen allein fünf Sinfonieorchester,<br />

jedes mit eigener thematischen<br />

Ausrichtung. Im Mai das Händelfest, im<br />

Sommer Musik in der Fußgängerzone – vom<br />

Didgeridoo bis Dixieland –, drei Schauspielbühnen,<br />

im Herbst das Jazzfestival und die<br />

Tanz-Kultur-Woche: Göttingen hat im -<br />

mer Saison. Ebenfalls im Herbst wird es<br />

literarisch. Seit 1992 findet jährlich der<br />

zehntägige Göttinger Literaturherbst im<br />

Alten Rathaus und im Deutschen Theater<br />

statt. Und das Literarische Zentrum<br />

Göttingen bestreitet ein ganzjähriges<br />

Programm, zu dem nicht nur Autorinnen<br />

und Autoren, sondern auch Kulturschaffende<br />

aus angrenzenden Bereichen eingeladen<br />

werden. Kultur findet auch im Alten Rathaus<br />

statt – Kabarett, Musik und Comedy – oder<br />

im Goethe-Institut, einem traditionellen<br />

Veranstaltungsort für Kammerkonzerte.<br />

Wer die Stille liebt, besucht die Völkerkundliche<br />

Sammlung oder eines der anderen<br />

bedeutenden Museen der Stadt. Etwas<br />

lauter hingegen geht es auf dem Indoor-<br />

Altstadtfest zu, das in verschiedenen<br />

Diskotheken stattfindet, im Nörgelbuff und<br />

den vielen anderen Clubs, wo es jeden<br />

Abend Göttinger Bands krachen lassen, oder<br />

in der historischen Lokhalle, der Location für<br />

die größeren Events.<br />

103


Heidelberg<br />

Schloss<br />

104 www.germany.travel


Stadt zum Träumen und Verweilen: Heidelberg<br />

Liebes affäre<br />

Weltbekannt und im internationalen<br />

<strong>Städte</strong>tourismus ein<br />

Evergreen: Das ist Heidelberg,<br />

und das wiederum bedeutet träumerische<br />

Romantik zwischen der Alten Brücke und<br />

dem überwältigenden Schloss. Universität<br />

und Studentenszene, das Kultur- und<br />

Veranstaltungsangebot, die ebenso herzhafte<br />

wie herzliche Gastronomie und die<br />

herrliche Lage am Neckar und zwischen<br />

den Ausläufern des Odenwaldes: Alles<br />

Gründe für die Popularität der Stadt, die<br />

schon für Goethe „etwas Ideales“ hatte.<br />

Magnet für Millionen<br />

Mit jährlich rund drei Millionen Tagestouristen<br />

liegt Heidelberg mit an der Spitze der<br />

Besucherstatistiken Deutschlands Was ein<br />

bisschen schade ist, denn die Stadt ist viel<br />

mehr als eine Affäre für einen Tag. Wer sich<br />

etwas mehr Zeit nimmt, wird die vielen<br />

etwas abseits der großen Besucherströme<br />

liegenden Schönheiten entdecken und sich<br />

vom speziellen Lebensgefühl anstecken<br />

lassen, das Heidelberg von vielen anderen<br />

Universitätsstädten unterscheidet.<br />

700 Jahre Geschichte und<br />

ein trinkfester Hofzwerg<br />

Dass man das etwa 70 Meter über dem<br />

Neckar am Hang des Hausbergs, des<br />

Königstuhls, thronende Schloss sehen<br />

möchte, wenn man nach Heidelberg kommt,<br />

versteht sich von selbst. Und tatsächlich<br />

gehören das Schloss und seine Nebengebäude<br />

zum Eindrucksvollsten, was man auf<br />

einer Deutschlandreise bewundern kann.<br />

Man kann das Schloss auf eigene Faust<br />

entdecken, aber es lohnt sich, eine Führung<br />

mitzumachen. Schon, um die Geschichte<br />

des Schlosses zu verstehen, das in 700<br />

Jahren so einiges erlebt hat. Um die<br />

wechselvollen Zeiten zu überstehen, haben<br />

sich die Schlossherren wahrscheinlich das<br />

eine oder andere Mal in den fürstlichen<br />

Weinkeller begeben. Hier ruht das größte<br />

Fass der Welt: Gefertigt aus 130 Eichenstämmen,<br />

über acht Meter lang, sieben Meter<br />

breit und mit einem Fassungsvermögen<br />

von 221.726 Litern. Als Fasswächter setzte<br />

Kurfürst Karl Theodor eine Zeit lang den<br />

Hofzwerg Perkeo aus Italien ein, dessen<br />

Name von seiner Trinkfreude abgeleitet<br />

sein soll: Immer wenn man ihn fragte, ob<br />

er noch ein Glas Wein trinken wolle,<br />

antwortete er: „perché no?“ – warum nicht?<br />

Heidelbergs Altstadt:<br />

Plätze zum Verlieben<br />

Vom Schloss geht es über den Burgweg in<br />

die Altstadt. In ihrem Zentrum liegt der<br />

Marktplatz mit einem der vielen schönen<br />

Brunnen Heidelbergs, mit vornehmen<br />

Bürgerhäusern, vielen Cafés und noch mehr<br />

kleinen Läden. Und natürlich der berühmten<br />

Heiliggeistkirche. Von hier sind es nur ein<br />

paar Schritte zum Kornmarkt, für viele der<br />

schönste Platz Heidelbergs. Die Madonna<br />

von 1718, eine von Engeln getragene<br />

Brunnenfigur, sollte nach der Gegenreformation<br />

die abtrünnigen Protestanten zum<br />

rechten Glauben zurückführen. Heute freut<br />

man sich über die anmutige Statue und<br />

die Postkartenansicht „Kornmarktmadonna<br />

mit Schloss“.<br />

Studentisches Leben:<br />

zwischen Hörsaal und Kneipe<br />

Auch den nächsten Platz, den Karlsplatz,<br />

ziert ein Brunnen, der sich spielerisch mit<br />

der Kosmografie des berühmten Humanisten<br />

Sebastian Münster auseinandersetzt.<br />

Und auch das hat etwas Typisches für<br />

Heidelberg: Denn neben den Kurfürsten<br />

bestimmten vor allem die Gelehrten über<br />

Jahrhunderte das geistige und kulturelle<br />

Leben der Stadt. Gerade die Universität, die<br />

älteste auf deutschem Boden, zog große<br />

Namen an, als Studenten oder Professoren,<br />

unter ihnen Geistesgrößen wie Georg<br />

Wilhelm Friedrich Hegel, Robert Bunsen,<br />

Max Weber oder Karl Jaspers. Heute sind<br />

etwa 28.000 Studierende an der Universität<br />

immatrikuliert, die aber nicht nur fleißig<br />

studieren, sondern auch die vielen Kneipen<br />

und Cafés der Stadt bevölkern. Denn auch<br />

das hat in Heidelberg Tradition, wie man es<br />

sich in den schönen alten Studentenkneipen<br />

wie dem Sepp’l und Zum Roten Ochsen bei<br />

einem Gläschen Wein lebhaft vorstellen kann.<br />

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Heidelberg<br />

Sehnsuchtsort aller Romantiker:<br />

das Schloss<br />

Geschichte, Architektur und die einzigartige Lage oberhalb der<br />

Stadt haben das imposante Schloss zu einem der bekanntesten<br />

Baudenkmäler der Welt gemacht. Auf dem Terrain einer mittelalterlichen<br />

Burganlage erhebt sich heute hoch über den engen Gassen<br />

und dem malerischen Dächergewirr der Altstadt, einzigartig und<br />

zum Staunen schön, majestätisch die Ruine des Schlosses. Fünf<br />

Jahrhunderte lang haben dort die Kurfürsten von der Pfalz aus dem<br />

Geschlecht der Wittelsbacher residiert. Das Schloss weiß viel zu<br />

erzählen – weswegen Schlossführungen gleich in sieben Sprachen<br />

angeboten werden.<br />

Heilkundig: das<br />

Deutsche Apothekenmuseum<br />

In einem der schönsten und bedeutendsten Renaissancebauten<br />

Deutschlands auf dem Gelände des Schlosses ist seit 1957 das<br />

Deutsche Apothekenmuseum ansässig. Es zeigt die Geschichte und<br />

Entwicklung des Apothekenwesens von der Antike bis ins 20. Jahrhundert<br />

und verfügt über einzigartige Sammlungen, seltene Apothekenmöbel<br />

und ein alchimistisches Laboratorium. Man erfährt<br />

auch eine ganze Menge über die für uns heute oft wunderlichen<br />

Heilmethoden früherer Generationen. Beachtenswert sind neben<br />

den italienischen, holländischen und deutschen Fayencen vor allem<br />

die vielen Apothekengläser deutscher Herkunft.<br />

Zum Träumen und Flanieren:<br />

die Altstadt<br />

Der älteste Stadtteil Heidelbergs ist die historische Altstadt. Sie<br />

liegt zu Füßen des Schlosses und verzaubert jeden Besucher mit<br />

ihren vielen romantischen Gassen und den vielen Sehenswürdigkeiten,<br />

die hier versammelt sind: wunderschöne Plätze, reich verzierte<br />

Renaissancebauten, bedeutende Kirchen. Den Mittelpunkt<br />

bildet der Marktplatz mit seinem rustikalen Kopfsteinpflaster<br />

und dem imposanten Brunnen. Überall in der Altstadt findet man<br />

hübsche, einladende und gut besuchte Straßencafés, Restaurants<br />

und Kneipen. Insgesamt nimmt die Altstadt keine allzu große<br />

Fläche ein, so dass sie mühelos zu Fuß erlaufen werden kann.<br />

Dokumentations- und Kulturzentrum<br />

Deutscher Sinti und Roma<br />

Seit 1997 ist im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher<br />

Sinti und Roma eine ständige Ausstellung zum Schicksal der Sinti<br />

und Roma zu sehen, die den nationalsozialistischen Völkermord an<br />

dieser Minderheit dokumentiert. Auf drei Ebenen wird die Geschichte<br />

und Verfolgung der Sinti und Roma nachgestellt: von der stufenweisen<br />

Ausgrenzung und Entrechtung bis hin zur systematischen<br />

Vernichtung im nationalsozialistisch besetzten Europa, ein Menschheitsverbrechen<br />

unvorstellbaren Ausmaßes. Eine ewige Flamme<br />

gedenkt der über 500.000 Sinti und Roma, die europaweit dem<br />

Holocaust zum Opfer fielen.<br />

106 www.germany.travel


Ingolstadt<br />

Bürgerstolz<br />

Atmosphärisch und lebenslustig<br />

Eine Stadt mit vielen Facetten – voller<br />

Tradition und Geschichte, gleichzeitig<br />

von modernem städtischem Flair,<br />

lebendig und lebenslustig: Ingolstadt, die<br />

ehemalige bayerische Herzogsresidenz, Universitäts-<br />

und Festungsstadt an der Donau,<br />

begeistert durch seine reizvolle Mischung,<br />

durch spätmittelalterlichen Charme und<br />

viel Atmosphäre.<br />

Die beste Verbindung zwischen<br />

Kultur und Shopping<br />

Liebevoll restaurierte Bürgerhäuser mit<br />

hübschen Giebeln, statt li che Tore, stolze<br />

Türme und imposante Festungsanlagen<br />

prägen das Stadtbild. Restaurants, Kunst<br />

und Veranstaltungen bringen Leben in die<br />

City und machen einen Einkaufsbummel<br />

zu einem wahren Ver gnügen. Zu jeder<br />

Jahres zeit finden Feste und Märkte statt,<br />

außergewöhnliche Museen, Konzerte,<br />

Ausstellungen und Theateraufführungen<br />

runden das Angebot ab. Das Audi Forum<br />

Ingolstadt mit dem museum mobile<br />

und das exklusive Outlet-Shoppingcenter<br />

Ingolstadt Village sind weitere Anziehungspunkte.<br />

Durch das Kreuztor in die Altstadt<br />

Das gilt natür lich auch für die malerische<br />

Altstadt, in die man am stil vollsten durch<br />

das Kreuztor gelangt: Es ist das schönste<br />

erhaltene Stadttor, einst Teil des massiven<br />

Befestigungsrings, heute das Wahrzeichen<br />

Ingol stadts und ein liebenswertes Zeugnis<br />

mittelalterlicher Baukunst. Dahinter<br />

erwarten prächtige Sehenswürdigkeiten<br />

den Gast, wie das Neue Schloss, die Asamkirche<br />

mit der berühmten Lepanto-Monstranz,<br />

die Alte Anatomie und das Alte<br />

Rathaus – eine Baugruppe aus vier Häu -<br />

sern, die 1882 im Stil der Neorenaissance<br />

voll kommen neu gestaltet wurde. Nebenan<br />

befindet sich die älteste Stadtpfarrkirche,<br />

St. Moritz. Neben dem eigentlichen,<br />

romanischen Kirchturm an ihrer Nordseite<br />

erhebt sich an der Südseite der schlanke,<br />

gotische Pfeifturm – der ehemalige<br />

städtische Wachturm. 200 Stufen führen<br />

hinauf, von hier eröffnet sich ein großartiger<br />

Rundblick auf die Stadt und, sozusagen der<br />

Blickfang, das spätgotische Münster, die<br />

größte Hallenkirche Süddeutschlands. Ihr<br />

gewaltiges Dachgestühl besteht aus sieben<br />

übereinander liegenden Dachböden, für die<br />

angeblich 7.000 Baumstämme verarbeitet<br />

wurden. Innen birgt die mächtige Kirche<br />

wertvolle Altäre, Reliefs und Steinfiguren,<br />

Bildnisse und Schnitzwerke.<br />

Eng verbunden mit St. Moritz war immer<br />

die Universität der Stadt, die „Hohe Schule“,<br />

1472 als erste bayerische Landesuniversität<br />

gegründet. Ihr verdankt Ingolstadt seine<br />

lange Blütezeit: Über drei Jahrhunderte lang<br />

war hier das geistige und kultu relle Zentrum<br />

Bayerns. Die Atmosphäre der Stadt lässt das<br />

auch heute noch spüren – am besten bei<br />

einer „Türmerey“, einem nächtlichen Spaziergang<br />

durch Ingolstadt unter Führung eines<br />

„echten“ Nachtwächters aus dem Mittelalter.<br />

Audis Erlebniswelten<br />

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Ingolstadt<br />

Markendorf: das Outlet-Shoppingcenter<br />

Ingolstadt Village<br />

Um exklusiv zu shoppen, muss man nicht in die Ferne düsen.<br />

Ingolstadt Village ist näher als man denkt, hier liegen die Edelboutiquen<br />

Tür an Tür: Calvin Klein, Stefanel, Rosenthal, Fred Perry,<br />

Strenesse ... und alles spürbar preiswerter als in Mailand, Paris oder<br />

London. Das 2005 eröffnete Outletcenter hat das ganze Jahr über<br />

auf rund 10.000 m Fläche tolle Angebote an Mode, Schuhen, über<br />

Schmuck und Accessoires bis hin zu Wohn- und Tischzubehör<br />

deutscher und internationaler Mode- und Designermarken.<br />

Markenerlebnis: das Audi Forum<br />

Autofan oder nicht: Das Audi Forum Ingolstadt bietet Millionen<br />

Besuchern eine attraktive Mischung aus automobilen Themen und<br />

faszinierendem Architekturerlebnis. Ob im Audi museum mobile,<br />

im Gebäude „Markt und Kunde“, im Kundencenter oder in den<br />

stilvollen Restaurants – Audi sorgt ganzjährig mit einem abwechslungsreichen<br />

Programm aus Erlebnisführungen, Konzerten, Ausstellungen,<br />

Filmen, Vorträgen, Fahrveranstaltungen und Kinderangeboten<br />

für spannende Erlebnisse.<br />

Einfach ein Vergnügen: die Altstadt<br />

Die Fußgängerzone mit über 300 Geschäften und rund 8.000 m<br />

Verkaufsfläche in den Bereichen Textil und Lifestyle, dazu Erlebnisgastronomie<br />

und zahlreiche Events, Märkte und Feste machen einen<br />

Besuch der Altstadt zu einem wahren Vergnügen. Schlendern, bummeln,<br />

shoppen und gut essen und trinken: Alles geht. Einen Überblick<br />

über die gesamte Altstadt kann man sich vom Scherbelberg,<br />

einem historischen Trümmerberg aus den napoleonischen Kriegen,<br />

oder dem Pfeifturm, dem ehemaligen Wachturm der Stadt aus dem<br />

14. Jahrhundert, verschaffen.<br />

Wunderwerk der Spätgotik:<br />

das Liebfrauenmünster<br />

Schon auf den ersten Blick fallen am spätgotischen Liebfrauenmünster<br />

die über Eck stehenden Türme auf. Im Jahr 1572 wurde der far benprächtige<br />

Hochaltar zum 100-jährigen Bestehen der Ingolstädter Universität<br />

im Münster errichtet. Der Gesamtentwurf stammt von Hans<br />

Mielich, der viele Stellen des Evangeliums in über neunzig Bildern darstellte.<br />

Ebenfalls sehr kostbar sind die Glasfenster im Chorumgang,<br />

besonders prächtig ist die Verkündigungsszene, die sich über das<br />

ganze Fenster hinter dem Hochaltar erstreckt. Ab 1722 wurde die<br />

prächtige Krippe mit 250 Figuren geschaffen, die nach einer aufwendigen<br />

Restaurierung ganzjährig im Münster zugänglich ist.<br />

108 www.germany.travel


Jena<br />

Zwischen Historie und Hightech: Jena<br />

Romantikerhaus<br />

Spitzenniveau<br />

Jena – das ist eine faszinierende Verbindung<br />

von industrieller und intellektueller<br />

Vergangenheit, von Forschung, Innovation<br />

und Wirtschaft, von einer wunder baren<br />

Altstadt und quirligem akademischem<br />

Leben. Eine großartige Kulisse für die berühmten<br />

Stadtfeste, für Musik und Schauspiel<br />

– und für geistvolle Gespräche in einer<br />

der alten Studentenkneipen, die durch ein<br />

geistiges Getränk vielleicht sogar ungeahnte<br />

Höhen streifen.<br />

Literaten, Studenten<br />

und die sieben Wunder<br />

Viele kulturhistorische Baudenkmäler,<br />

verbunden mit großen Namen, prägen das<br />

Bild Jenas. Doch ist schon die Umgebung<br />

ein Grund, sich einen Besuch in der Stadt<br />

zu gönnen: Eingebettet ist sie in das hier<br />

geradezu südländisch anmutende Saaletal,<br />

das umgeben von steil aufragenden<br />

Muschelkalkbergen, von romantischen<br />

Wander- und Radwegen durchzogen wird.<br />

Schon Goethe war, wenn auch nicht mit<br />

dem Fahrrad, oft und gerne in Jena und<br />

dem Umland unterwegs, immer wieder<br />

kehrte er hierher zurück – alles in allem<br />

für fast fünf Jahre. Doppelt so lange lebte<br />

Friedrich Schiller hier. Sein Gartenhaus im<br />

Schillergässchen ist Ziel vieler Literaturfreunde<br />

– hier hatte er mit seine produktivste<br />

Zeit, und im Garten steht sogar noch<br />

der ovale Steintisch, an dem er oft mit<br />

Goethe zusammensaß. Damals wie heute<br />

schätzt man das gesellige, studentisch-literarische<br />

Leben in den gepflegten Straßenzügen<br />

der Altstadt, die jetzt natürlich auch<br />

von schicken Cafés, guten Restaurants und<br />

schönen Geschäften aufgelockert wird.<br />

Und auch einige der „Sieben Wunder“ Jenas<br />

sind hier zu sehen, so die astronomische<br />

Kunstuhr am Rathaus oder der Draco aus<br />

der Zeit um 1600, ein schrecklicher Drache<br />

mit sieben Köpfen, der, so vermutet man,<br />

eine Prüfungskommission der Universität<br />

symbolisieren sollte.<br />

Innovation und Industrie:<br />

Die zweite Seite der Stadt<br />

Licht, Glas, Optik: In der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Jena<br />

dank des Dreigestirns Carl Zeiss, Otto Schott<br />

und Ernst Abbe zur Industriestadt. Durch<br />

ihr Zusammenwirken entstanden die weltbekannten<br />

Zeisswerke und Schott Glas.<br />

Forschung und Wirtschaft prägten das<br />

zweite Standbein Jenas, den als Wissenschaftsstandort.<br />

Und so kann die Stadt<br />

aufgrund ihrer unterschiedlichen Traditionen<br />

zwischen Kultur und Kapital auf eine<br />

unglaublich vielgestaltige Museumslandschaft<br />

verweisen. Neben technischen,<br />

naturwissenschaftlichen und literaturund<br />

kunstgeschichtlichen Museen findet<br />

man in Jena auch eine attraktive, moderne<br />

Kulturlandschaft. So bringt die jährliche<br />

Kulturarena internationale Stars nach Jena,<br />

und auch das Jenaer Theaterhaus, der Jenaer<br />

Kunstverein oder die Philharmonie bieten<br />

höchstes Niveau. Aber das gilt ja ohnehin<br />

für die ganze Stadt.<br />

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Jena<br />

Erfolgreich:<br />

das SCHOTT GlasMuseum<br />

Im SCHOTT GlasMuseum, dort, wo Otto Schott 1884 das „Glas -<br />

tech nische Laboratorium“ gründete, ist spannende Produkt- und<br />

Technologiegeschichte zu sehen. Authentische Exponate, Bild- und<br />

Filminszenierungen entführen in die innovative Welt des Schott-<br />

Glases. In der ehemaligen Villa des bedeutenden Wissenschaftlers<br />

und Industriellen ist sein abwechslungsreiches Leben dargestellt.<br />

Weitere Ausstellungen dokumentieren die bewegte Firmengeschichte,<br />

von den Anfängen über DDR-Zeit und Wiedervereinigung bis<br />

zum Aufstieg zum internationalen Technologiekonzern.<br />

Sternenreich: das Zeiss-Planetarium<br />

Das 1926 eröffnete Zeiss-Planetarium ist das älteste Planetarium<br />

der Welt. Mit einem Kuppeldurchmesser von 25 Metern ist es auch<br />

das größte Deutschlands. Sein Repertoire reicht von astronomischen<br />

und allgemeinbildenden Programmen für Erwachsene und Kinder<br />

über Musicals und Kinderveranstaltungen bis zu spektakulären Multimedia-Lasershows.<br />

Im Oktober 2006 wurde ein Laser-Ganzkuppel-<br />

Projektionssystem installiert. Das Zeiss-Planetarium ist seitdem<br />

eines von weltweit zwei Planetarien, das Shows mit die ganze<br />

Kuppel umfassenden Bildern anbietet.<br />

Aussichtsreich: der JenTower<br />

Das Wahrzeichen im Herzen der Stadt entstand als Forschungsneubau<br />

für Carl Zeiss Jena nach den Plänen des Stararchitekten der<br />

DDR, Hermann Henselmann, in zylindrischer, der Form eines Okulars<br />

nachempfundener Bauweise. Bis zur Sanierung 1999/2001 wurde<br />

der Turm von der Universität Jena genutzt. Mit 128 Meter Höhe gilt er<br />

zugleich als eines der höchsten Bauwerke der neuen Bundesländer.<br />

Im Scala, dem Turm Restaurant, genießt man einen einzigartigen<br />

Panoramablick auf die Türme und Plätze der Stadt und über die<br />

imposanten Jenaer Muschelkalkhänge.<br />

Einfallsreich: das Optische Museum<br />

Erleben Sie im Optischen Museum fünf Jahrhunderte Entwicklungsgeschichte<br />

optischer Instrumente wie Brille, Fernrohr, Mikroskop und<br />

Kamera. Testen Sie Ihre Sehfähigkeit oder lassen Sie sich begeistern<br />

von Hologrammen und ihrer scheinbaren Dreidimensionalität. In<br />

der historischen Zeiss-Werkstatt sehen Sie außerdem, wie Carl Zeiss<br />

seine Mikroskope fertigte, die die naturwissenschaftliche Revolution<br />

des 19. Jahrhunderts überhaupt erst möglich gemacht haben.<br />

110 www.germany.travel


Karlsruhe<br />

Denkfabrik mit Lebensart: Karlsruhe<br />

ZKM, Zentrum für Kunst und<br />

Medientechnologie<br />

Fächerstadt<br />

Zwischen Schwarzwald, Vogesen und<br />

den Pfälzer Bergen in der Rheinebene<br />

gelegen, ist Karlsruhe gleichermaßen<br />

Technologie- und Wissenschaftszentrum<br />

und Sitz der bedeutendsten<br />

Gerichtshöfe Deutschlands. Zudem<br />

arbeitete in Karlsruhe auch der erste<br />

Empfänger einer E-Mail, die mit einem<br />

Computer auf deutschem Boden empfangen<br />

wurde. Sie kam am 3. August 1984 von<br />

einer Mitarbeiterin der US-Universität<br />

Wisconsin und war an den Informatiker<br />

Michael Rotert gerichtet .<br />

Eine Stadt wie die Sonne und<br />

Straßen wie Sonnenstrahlen<br />

Ein großes, prächtiges Schloss, aber keine<br />

Altstadt? – wird man sich in Karlsruhe<br />

vielleicht fragen. Karlsruhe ist eine junge<br />

Stadt, erst 1715 gegründet, und so fehlen die<br />

mittelalterlichen Gässchen vieler anderer<br />

deutscher <strong>Städte</strong>. Der badische Markgraf<br />

Karl Wilhelm ließ sich seine Traumstadt<br />

am Reißbrett entwerfen, mit dem Schloss<br />

im Zentrum, von dem aus wie auf einer<br />

Kompassrose 32 Straßen und Alleen wie<br />

Sonnenstrahlen wegführen, einem Fächer<br />

gleichend. So präsentierte sich Karlsruhe<br />

von Beginn an als Stadt ohne Mauern, offen<br />

für Freunde und Gäste, tolerant und liberal.<br />

An der Gründung beteiligten sich Menschen<br />

aus Frankreich, Polen, Italien, der Schweiz<br />

und vielen deutschen Ländern, die badische<br />

Verfassung von 1818 war ihrer Zeit weit<br />

voraus, und 1822 entstand hier das erste<br />

Parlamentsgebäude in Deutschland.<br />

Klassizismus in der Stadt,<br />

badische Küche auf dem Teller<br />

Der Architekt Friedrich Weinbrenner prägte<br />

in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das<br />

Stadtbild, und noch heute kann man viele<br />

seiner Bauten in der Innenstadt Karlsruhes<br />

wiederfinden; so zählt der Marktplatz<br />

mit evangelischer Stadtkirche und Rathaus<br />

an der zur Via Triumphalis ausgebauten<br />

Nord-Süd-Mittelachse zu den markantesten<br />

klassizistischen Platzanlagen in Europa.<br />

Nicht so streng wie die Architektur hingegen<br />

ist die Atmosphäre hier: Rund um den Markt<br />

kann man das Stadtleben von einem der<br />

vielen Straßencafés und Biergärten aus<br />

beobachten, sich auf eine Shoppingtour<br />

auf Badens längster Einkaufsmeile, der<br />

Kaiserstraße, begeben, oder sich mit<br />

erlesenen badischen Gaumenfreuden<br />

verwöhnen lassen. Und sich anschließend<br />

ins kunterbunte Karlsruher Nachtleben<br />

stürzen. Am nächsten Tag könnten dann<br />

die vielen Museen, z. B. das Landesmuseum<br />

im Schloss, oder die öffentlichen Parks<br />

und Grünflächen Karlsruhes eine willkommene<br />

Alternative sein: Botanischer Garten,<br />

Schlossgarten und Zoologischer Garten<br />

sind grüne Inseln und Oasen der Ruhe, die<br />

schon für sich den Besuch Karlsruhes lohnen<br />

würden – wenn es nicht so vieles anderes<br />

Interessantes gäbe. Und weil das geistige<br />

Klima in der Stadt schon immer ein bisschen<br />

liberaler war, blühen Kunst, Kultur und<br />

Medien ebenso wie Party, Shopping und<br />

die typische badische Gastfreundschaft.<br />

111


Karlsruhe<br />

Interaktiv: das Zentrum für<br />

Kunst und Medientechnologie (ZKM)<br />

Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe besitzt<br />

die größte Sammlung von interaktiven Medienkunstwerken weltweit;<br />

konsequent werden hier Kunst und neue Medien miteinander<br />

vernetzt. Das Medienmuseum ist das erste vollständig interaktiv<br />

konzipierte Museum, das als Schwerpunkt die Werke der neuen<br />

Gattung Interaktive Medienkunst präsentiert, ihre Wirkungsweise<br />

darstellt und sie hinterfragt. Installationen und Environments<br />

beziehen den Betrachter durch unterschiedliche Strategien ein<br />

und zeigen den kreativen Umgang mit neuen Technologien.<br />

Wo es sich gut sein lässt:<br />

die Fächerstadt<br />

In der Fächerstadt regierten früher die Markgrafen, heute herrscht<br />

hier die Lebensfreude. Was der Grundriss verspricht, hält die badische<br />

Metropole: Hier ist man auf der Sonnenseite des Lebens. Klimatisch,<br />

gastronomisch, atmosphärisch, und außerdem liegt kaum<br />

eine andere Stadt landschaftlich so reizvoll. Ins Elsass ist es nur ein<br />

Katzensprung, der Schwarzwald beginnt hier, Pfälzer Wald und<br />

Vogesen sind gleichsam um die Ecke – in Karlsruhe liegt alles vor<br />

der Haustür.<br />

Badisches Versailles:<br />

das Karlsruher Schloss<br />

Als Karl Wilhelm von Baden-Durlach 1715 den Grundstein für das<br />

Schloss legte, bedeutete dies zugleich die Geburtsstunde der Stadt.<br />

Auf seinen Wunsch hin wurde das Schloss mitten in die bis dahin<br />

unberührte Natur des Hardtwaldes gesetzt, ähnlich, wie es Ludwig<br />

XIV. in Versailles vorgemacht hatte. Strahlenförmig breiten sich<br />

Straßen und Alleen vom Schloss heraus – ein Symbol für Macht und<br />

Vollkommenheit. Bis 1918 diente das Schloss als Herrscherhaus der<br />

Markgrafen bzw. Großherzöge von Baden. Heute sind in dem Prachtbau<br />

das Badische Landesmuseum und ein Teil des Bundesverfassungsgerichts<br />

untergebracht.<br />

Im Zeichen der Pyramide:<br />

der Marktplatz<br />

Der Karlsruher Marktplatz, vom badischen Baumeister und <strong>Städte</strong>bauer<br />

des Klassizismus Friedrich Weinbrenner um 1800 entworfen,<br />

ist der zentrale Platz in der Innenstadt und bildet den Höhepunkt<br />

eines in allen Einzelheiten durchgeplanten architektonischen<br />

Ensembles. Staunen und Kopfschütteln hingegen ist eine typische<br />

Reaktion auf das Wahrzeichen der Stadt, das einfach nur dazustehen<br />

scheint, spitz, kantig, unverrückbar und ein gewisses ägyptisches<br />

Flair verbreitend: die Pyramide aus rotem Sandstein, wohl einer der<br />

ungewöhnlichsten Grabsteine der Geschichte: Seit 1807 ruht hier<br />

der Stadtgründer, Markgraf Karl Wilhelm.<br />

112 www.germany.travel


Kassel<br />

Märchenstunden<br />

Grimms Märchen und moderne Kunst<br />

Kassel. Die Stadt, die mit der<br />

traditionsreichen und bedeutenden<br />

Weltausstellung „documenta“<br />

zum Nabel der zeitgenössischen Kunst<br />

avanciert ist. Doch Kassel ist auch außerhalb<br />

der documenta eine der ersten Kunstadressen<br />

Europas. Das Schloss Wilhelmshöhe<br />

beherbergt eine der größten und wichtigsten<br />

Rembrandt-Sammlungen und den<br />

berühmten Kasseler Apoll. Und über der<br />

Stadt thront weit sichtbar das Wahrzeichen<br />

von Kassel: der Herkules.<br />

50er-Jahre-Charme und<br />

Innenstadtatmosphäre<br />

Das heutige Stadtbild verdankt seine<br />

Prägung weniger einem Wiederaufbau<br />

nach dem Krieg als eher einem Neuaufbau<br />

auf altem Grund; man wollte radikal<br />

brechen mit dem Erbe der Vergangenheit.<br />

Doch ist Kassel heute durchaus stolz auf<br />

die zahlreichen gelungenen Beispiele der<br />

50er-Jahre-Architektur, z. B. auf das<br />

Ensemble der Treppenstraße, das längst<br />

unter Denkmalschutz steht. In den letzten<br />

Jahrzehnten wurde vor allem die Erneuerung<br />

der Innenstadt vorangetrieben und<br />

ihre Attraktivität durch moderne Neubauten,<br />

Kunst im öffentlichen Raum und<br />

unkonventionelle Platzumgestaltungen<br />

wesentlich erhöht. Das Zentrum besteht<br />

aus der eigentlichen Innenstadt, die bis zur<br />

„Schönen Aussicht“ mit dem Blick auf die<br />

ausgedehnte Parklandschaft der Karlsaue<br />

reicht, dann aus dem kleineren Wohnund<br />

Geschäftsviertel um Entenanger<br />

und Markthalle und aus dem Bezirk vom<br />

Weinberg bis zum heutigen Kulturbahnhof.<br />

Deutschlands erstes Theater<br />

und Goethes Elefant<br />

Besondere Impulse für die Stadtentwicklung<br />

gingen von der Bundesgartenschau 1955 aus,<br />

ebenso von der im selben Jahr erstmals<br />

veranstalteten documenta, und schließlich<br />

von der 1970 als Gesamthochschule<br />

gegründeten Universität Kassel: neue<br />

Bewohner, neue Gäste, neue Zielgruppen.<br />

Doch ist Kassel auch eine der traditionsreichsten<br />

Theaterstädte Deutschlands:<br />

Bereits 1605 wurde hier der erste feste<br />

Theaterbau Deutschlands errichtet, das<br />

heutige Staatstheater Kassel. Daneben ist<br />

man stolz auf viele weitere Bühnen mit<br />

erstklassigen Ensembles und innovativen<br />

Spielplänen. Und auch die Museumslandschaft<br />

ist – neben dem Fixpunkt Schloss<br />

Wilhelmshöhe – aller Ehren wert: Kunst der<br />

letzten zwei Jahrhunderte ist in der Neuen<br />

Galerie zu finden, der berühmte Goethe-<br />

Elefant im Naturkundemuseum. Das<br />

Astronomisch-Physikalische Kabinett, die<br />

landgräfliche Sammlung wissenschaftlicher<br />

Instrumente, bietet erstaunliche Einblicke in<br />

die Geheimnisse von Astronomie, Zeitmessung,<br />

Geodäsie, Physik und Mathematik,<br />

und außerdem hat sich Kassel mit dem<br />

Brüder-Grimm-Museum dem Schaffen der<br />

weltberühmten Sprachforscher gewidmet,<br />

die 30 Jahre ihres Lebens hier verbrachten.<br />

Museum Fridericianum (1769-1779), Ausstellungsgebäude der documenta<br />

113


Kassel<br />

documenta. Weltausstellung<br />

moderner Kunst<br />

Skandal und Triumph, Protest und<br />

Begeisterung, Provokation und Experiment:<br />

das alles liegt bei der documenta ganz nah<br />

beieinander. Die documenta ist die welt -<br />

weit bedeutendste Ausstellungsreihe für<br />

zeit genössische Kunst, ein Spiegel der<br />

Gesellschaft und Schaufenster des weltweiten<br />

Kunstbetriebes. Sie findet alle fünf<br />

Jahre statt, lief ursprünglich alle vier Jahre,<br />

und dauert jeweils 100 Tage. Die erste<br />

documenta wurde 1955 veranstaltet und<br />

geht auf eine Initiative von Arnold Bode zurück,<br />

eines Kasseler Künstlers und Designers,<br />

der ein Zeichen der Erneue rung setzen und<br />

den Deutschen die Arbeiten von Künstlern<br />

nahebringen wollte, die bis 1945 als „entartet“<br />

verbannt und verboten gewesen<br />

waren.<br />

Ausstellungsort seit 1955 ist das Fridericianum;<br />

1992, mit der documenta 9, kam die<br />

documenta-Halle hinzu. Daneben werden<br />

immer auch andere Museen für die Dauer<br />

der Ausstellung genutzt. Neben Arbeiten,<br />

die in Gebäuden präsentiert werden, sind<br />

auch Werke unter freiem Himmel fester<br />

Bestandteil der documenta. Einige der<br />

spektakulärsten Außenarbeiten finden sich<br />

heute im Stadtbild, so das Projekt 7.000<br />

Eichen von Joseph Beuys, die Stahlskulptur<br />

Rahmenbau des österreichischen Kollektivs<br />

Haus-Rucker-Co, Claes Oldenburgs überdimensionale<br />

Spitzhacke am Ufer der Fulda<br />

oder der 1992 zur documenta 9 installierte<br />

Man walking to the sky von Jonathan<br />

Borofsky. Große Kunstwerke – und jedes<br />

für sich ein weiteres Argument für Kassel.<br />

Ein Highlight kehrt zurück<br />

Die Neue Galerie wird nach umfassenden Sanierungsarbeiten am 24. November 2011<br />

wieder eröffnet. Die verschiedenen Bereiche der Kunst- und Sammlungsgeschichte<br />

reichen von der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, vom Deutschen Impressionismus<br />

und Neoimpressionismus über die Klassische Moderne zum deutschen Informel<br />

der 1950er Jahre, von der Pop Art über die konkret-geometrische und<br />

ungegenständliche Malerei bis zur zeitgenössischen Kunst. Besondere Bedeutung<br />

haben hier die Erwerbungen der vergangenen documenta-Ausstellungen.<br />

Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10 - 17 Uhr<br />

Weitere Informationen unter: www.museum-kassel.de<br />

Lovis Corinth, Die schwarze Maske, 1908, MHK, Neue Galerie<br />

Weitere Highlights 2011<br />

Das Alte Ägypten (be)greifen 40 Berührungspunkte für Sehende und Blinde<br />

11.03. - 26.06.2011 | Wasserkünste im Bergpark Wilhelmshöhe Mai bis Oktober 2011<br />

| Musikfest Kassel Moments Musicaux 02. - 07.05.2011 | Hessische Theatertage<br />

15. - 21.05.2011 | Beleuchtete Wasserkünste im Bergpark Wilhelmshöhe 04.06.2011<br />

(Bergparkfest), 02.07.2011, 06.08.2011, 03.09.2011(Museumsnacht) | Kultursommer<br />

Nordhessen 13.06. - 18.08.2011 | Kulturzelt 08.07. - 21.08.2011 | Deutsche<br />

Leichtathletikmeisterschaften 23. - 24.07.2011 | Museumsnacht 03.09.2011 |<br />

Casseler Freyheit 30.10.2011 | 28. Kasseler Dokumentar Film und Videofest<br />

08.-13.11.2011 | Märchenweihnachtsmarkt in der Kasseler Innenstadt 21.11. - 23.12.2011<br />

| Unser Tipp für 2012: dOCUMENTA (13) 09.06. - 16.09.2012<br />

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Baukunst für die Kunst:<br />

die documenta-Halle<br />

Mit der documenta und ihren oftmals mutigen, für viele unverständlichen,<br />

für andere wieder einzigartigen Kunstwerken hat Kassel von<br />

sich reden gemacht. Das „Museum der 100 Tage“ lädt alle 5 Jahre ein<br />

zum Staunen, Diskutieren und Erleben. Zur documenta 9 im Jahre<br />

1992 hat sie hier erstmals ein eigenes Ausstellungsgebäude bekommen.<br />

Die multifunktional nutzbare Halle bietet insgesamt 1.400 m<br />

Ausstellungsfläche und fast 700 m Nebennutzflächen. Sie wurde<br />

von den Architekten Jourdan Müller entworfen, und bietet außerhalb<br />

der documenta-Zeiten Platz für Ausstellungen, Tagungen und<br />

Konferenzen.<br />

Beeindruckende Wasserkünste:<br />

der Bergpark Wilhelmshöhe<br />

Der 240 Hektar große Bergpark Wilhelmshöhe, angelegt im Stil<br />

eines englischen Landschaftsgartens, ist Europas größter Bergpark,<br />

ein einzigartiges Gesamtensemble, das Kultur, Natur und Gartenbaukunst<br />

perfekt miteinander verbindet. Wasser sprudelt über die<br />

Kaskaden, den Steinhöfer Wasserfall, und die Teufelsbrücke und fällt<br />

über ein Aquädukt hinab zur letzten Station der Großen Fontäne<br />

im Schlossteich, die das Wasser durch natürlichen Druck 52 Meter<br />

in die Höhe schießen lässt. Besonders beeindrucken die Wasserkünste,<br />

wenn sie nach Einbruch der Dämmerung beleuchtet ihren<br />

Weg vom Herkules zum Schloss Wilhelmshöhe nehmen.<br />

Märchensammlung:<br />

das Brüder-Grimm-Museum<br />

Die Brüder Jacob (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859)<br />

ge hören zu den wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen Kulturgeschichte<br />

und haben mit ihrer Märchensammlung Weltruhm<br />

erlangt. Von großer Bedeutung sind aber auch ihre Leistungen auf<br />

den Gebieten der Sprach- und Literaturwissenschaften, der Rechts-,<br />

Geschichts- und Mythenkunde sowie ihr politisches Wirken. Die<br />

Sammlungen des 1959 gegründeten Museums umfassen Dokumente<br />

zu Leben und Werk der Brüder Grimm. Die Ausstellung dokumentiert<br />

die wichtigsten Lebensstationen und setzt sie in Zusammenhang<br />

mit ihrem wissenschaftlichen und politischen Wirken.<br />

Verzaubernde Erlebnisse:<br />

die Deutsche Märchenstraße<br />

Die Deutsche Märchenstraße verbindet über 600 Kilometer hinweg,<br />

von Hanau über Kassel bis nach Bremen, Stationen mit Bezug zu Märchen<br />

und Leben der Brüder Grimm. In vielen Orten an der Märchenstraße<br />

gibt es Konzerte und Theater; Kultur und Geschichte in Schlössern<br />

und Burgen. Ein Fest nach dem anderen erweckt Sagen, Legenden<br />

und Märchen wieder zum Leben und lädt zum Mitfeiern ein. Marionettentheater,<br />

Freilichtspiele und Märchenwochen sorgen entlang<br />

des Weges das ganze Jahr über für Abwechslung. Hier sollte man das<br />

Auto vielleicht auch einfach einmal stehen lassen und ein Stück wandern<br />

oder radeln, um auch die märchenhafte Natur zu genießen.<br />

115


Koblenz<br />

Schloss Stolzenfels, Kleiner Rittersaal<br />

Deutsches Eck und Weltkulturerbe: Koblenz<br />

Rheinromantik<br />

Am Zusammenfluss von Rhein und<br />

Mosel, am weltbekannten Deut -<br />

schen Eck, liegt eine der schönsten<br />

und ältesten <strong>Städte</strong> Deutschlands: Koblenz.<br />

Vier Mittelgebirge und weite Wald-, Grünund<br />

Wasserflächen bilden die einzigartige<br />

Kulisse rund um die Stadt. Große Zeugnisse<br />

der über 2000-jährigen Geschichte der<br />

Stadt sind Kirchen, Schlösser, ehemalige<br />

Adelshöfe und herrschaftliche Bürgerhäuser.<br />

Wo Kulturen sich treffen und<br />

man im Deutschen Kaiser wohnt<br />

Französische Lebensart und deutsche<br />

Tradition haben ein eigenes Biotop<br />

entstehen lassen, in dem gemütliche<br />

Weinlokale, eine Küche zwischen raffiniert<br />

und herzhaft ebenso wie eine natürliche<br />

Herzlichkeit besonders gut gedeihen. Sich<br />

in den engen Gassen und an romantischen<br />

Winkeln oder auf einladenden Plätzen<br />

von diesem Flair bezaubern zu lassen –<br />

dafür kommen Besucher aus der ganzen<br />

Welt nach Koblenz. Ein Altstadtbummel<br />

könnte an den Vier Türmen beginnen,<br />

wie die Erker der barocken Eckhäuser an<br />

der zentralen Kreuzung genannt werden.<br />

An der Hauptwache von 1689 erinnern<br />

Geschütze, Fahnen, Musketen und Hörner<br />

an die Soldaten, die hier polizeiliche<br />

Aufgaben wahrnahmen. Weiter geht es<br />

zum Schängelbrunnen, dem zweiten<br />

Wahrzeichen der Stadt: Er steht, umringt<br />

von den Barockbauten des Jesuitenensembles<br />

im Rathaushof, und erinnert<br />

an die Zeit um 1800, als Koblenz zu Frankreich<br />

gehörte und die Buben auffallend<br />

oft Jean getauft wurden – woraus dann<br />

im Dialekt Schang wurde und daraus<br />

wiederum Schängel. Es waren wohl<br />

ziemliche Lausbuben darunter, denn die<br />

Brunnen figur speit in unregelmäßigem<br />

Rhythmus einen kräftigen Wasserstrahl<br />

weit über das Brunnenbecken hinaus.<br />

Sehenswert ist auch der Deutsche Kaiser,<br />

kein impe riales Monument, wie man<br />

meinen könnte, sondern ein gotischer<br />

Wohnturm, in dessen Parterre heute ein<br />

nettes Gasthaus einquartiert ist.<br />

Große Kunst in alten Mauern<br />

und ein prickelndes Vergnügen<br />

Doch nicht nur barocke und gotische<br />

Baumeister haben Spuren hinterlassen,<br />

sondern auch der berühmte Kunstsammler<br />

Peter Ludwig: Das Ludwig Museum befin det<br />

sich im Deutschherrenhaus, nahe dem<br />

Deutschen Eck; vier Stockwerke sind der<br />

Sammlung Ludwig und wechselnden<br />

Ausstellungen gewidmet. Die Sammlung<br />

konzentriert sich auf die Zeit nach 1945<br />

und zeigt Werke u. a. von Pablo Picasso,<br />

Jean Dubuffet, Pierre Soulages und Serge<br />

Poliakoff bis zu den „Nouveaux Réalistes“<br />

oder der Bewegung „Figuration libre“. Ein<br />

wunderbarer Gegensatz: moderne Kunst<br />

in mittelalterlichen Mauern, Klassiker der<br />

Moderne in einer liebenswerten alten Stadt.<br />

Dem Kunstgenuss könnte ein Genuss<br />

der prickelnden Art folgen: Im Deinhard-<br />

Kellermuseum, mitten im Stadtzentrum,<br />

dem Stammhaus der bekannten Kellerei.<br />

116 www.germany.travel


Als Deutschland noch Kaiser hatte:<br />

das Deutsche Eck<br />

Es klingt wie der typische Name einer deutschen Kneipe, bezeichnet<br />

aber die spitze Landzunge am Zusammenfluss von Rhein und Mosel.<br />

Durch die Ansiedlung des Deutschen Ordens am Zusammenfluss<br />

von Rhein und Mosel im Jahr 1216 erhielt der Platz seinen Namen, an<br />

dem man Kaiser Wilhelm I. zum Dank an die Einigung des Reiches ein<br />

Denkmal widmete. 1897 eingeweiht, 1945 zerstört, 1953 zum Mahnmal<br />

für die deutsche Einheit erklärt, 1993 als Rekonstruktion wieder<br />

errichtet. Das insgesamt 37 Meter hohe Monument ist heute Besuchermagnet<br />

für mehr als zwei Millionen Menschen jährlich und gehört<br />

seit 2002 zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.<br />

Macht sich in Ehren breit:<br />

die Festung Ehrenbreitstein<br />

118 Meter über dem Rhein hat man von der Festung aus den wohl<br />

schönsten Blick auf Koblenz, die umliegenden Weinberge und den<br />

Zusammenfluss von Mosel und Rhein. Die Festung Ehrenbreitstein,<br />

die zweitgrößte erhaltene Festung Europas, wurde in ihrer heutigen<br />

Gestalt zwischen 1817 und 1828 erbaut. Ihr Ursprung reicht aber bis in<br />

das Jahr 1000 zurück; neueste archäologische Funde weisen sogar<br />

eine Besiedelung in vorchristlicher Zeit nach. Dieses Schmuckstück,<br />

das am Rhein seinesgleichen sucht, ist noch fast vollständig erhalten<br />

und kann besichtigt werden, ebenso wie einige Bereiche der<br />

Ausgrabungen.<br />

Rhein und Ritter:<br />

das Schloss Stolzenfels<br />

Dort, wo einst die Grenzen von Kurtrier, Kurmainz und Kurköln<br />

zusammenstießen, erhebt sich majestätisch Schloss Stolzenfels.<br />

Das Schloss gilt heute als herausragendes Werk und unverzichtbarer<br />

Teil der Rheinromantik. Hier lassen sich Torgebäude, gotischer Wohnturm,<br />

Palas mit gewölbtem Rittersaal, Pergolagarten und Bergfried<br />

besichtigen. Das Schloss ist teilweise mit Möbeln, Gemälden und<br />

Skulpturen des 16. bis 18. Jahrhunderts eingerichtet; der Rittersaal<br />

enthält eine Sammlung historischer Waffen und Fahnen. Ebenfalls<br />

sehenswert sind die Wandmalereien der Kapelle, die zu den besterhaltenen<br />

Wandmalereizyklen der Düsseldorfer Malerschule zählen.<br />

Wo es schon den Römern gefiel:<br />

der Mittelrhein<br />

Das Obere Mittelrheintal ist eine der großartigsten und ältesten<br />

Kulturlandschaften in ganz Europa und gilt als der Inbegriff der<br />

Rhein- und Burgenromantik. Die große Vielfalt und die Schönheit des<br />

Mittelrheins hat auch die UNESCO gewürdigt und den rund 65 km<br />

langen Abschnitt zwischen Koblenz und den <strong>Städte</strong>n Bingen und<br />

Rüdesheim 2002 in die Reihe der Welterbestätten aufgenommen.<br />

Außergewöhnlich ist auch die Zahl der Burgen, Schlösser und Festungen:<br />

Rund 40 solche Anlagen zwischen Koblenz und Bingen zeugen<br />

von der strategischen Bedeutung, die der Rhein schon in früheren<br />

Jahrhunderten hatte.<br />

117


Köln<br />

Froh natur<br />

Wie man Lebensfreude buchstabiert<br />

118 www.germany.travel<br />

Kölner Dom und Severin Brücke


Stylepark in Residence<br />

Köln, die historische Domstadt am<br />

Rhein mit großer Geschichte, macht<br />

Lust auf Kunst und Kultur, Karneval<br />

und Kölsch. Und natürlich aufs Wiederkommen.<br />

Denn Köln, das ist eigentlich mehr eine<br />

Herzenssache, so etwas wie ein Gefühl oder<br />

eine Lebenseinstellung. Und alles dreht sich<br />

hier um den weltberühmten Dom, das<br />

Wahrzeichen und Herz der Stadt am Rhein,<br />

der wie ein gigantischer Wächter inmitten<br />

des Zentrums ruht.<br />

Wo man Köln und Kölner<br />

am besten kennenlernt<br />

Für dieses spezielle Kölner Feeling sorgen<br />

zuerst einmal die urigen und gemütlichen<br />

Kneipen rund um Alten Markt und Heumarkt<br />

oder die großen Brauhäuser in der<br />

ganzen Altstadt. Dort fließt das Kölsch – das<br />

Kölner Nationalgetränk – in Strömen, es<br />

werden rheinische Spezialitäten serviert,<br />

und die Stimmung ist meist so ausgelassen,<br />

herzlich und fröhlich, dass man glauben<br />

könnte, in der Stadt sei das ganze Jahr Karneval.<br />

Jede Kölsch-Sorte hat ihren eigenen,<br />

individuellen Geschmack – und natürlich<br />

ein eigenes Brauhaus. Dass die Kellner, hier<br />

Köbes genannt, sich nicht von der allgemeinen<br />

Heiterkeit anstecken lassen, hat Prinzip:<br />

Eine gewisse Ruppigkeit ist das Markenzeichen<br />

eines echten Köbes. Ein leeres Kölschglas<br />

wird übrigens unaufgefordert ersetzt;<br />

wer nichts mehr trinken will, muss den<br />

Bierdeckel auf das Glas legen. Oder einfach<br />

sein Glas nicht austrinken. Zu den besten<br />

Brauhäusern gehören das Päffgen, das<br />

Gaffel Haus und die Malzmühle – wer nicht<br />

hier war, war noch nicht in Köln.<br />

Kölner Kneipenviertel –<br />

und eine nette Überraschung<br />

Vor allem am Wochenende tummeln sich<br />

Einheimische und Touristen, Jugendliche<br />

und Studenten aber auch in den zahllosen<br />

Diskotheken, Clubs, Bars, Restaurants<br />

und Lounges bevorzugt im Studentenvier -<br />

tel Kwartier Latäng, im Friesenviertel, im<br />

Belgischen Viertel, in der Südstadt und –<br />

zunehmend – im Stadtteil Ehrenfeld, ei -<br />

nem klassischen Industriebezirk. Eine nette<br />

Überraschung sind oft die Preise, die<br />

insgesamt recht moderat sind – vor allem<br />

für eine Stadt dieser Größe. Dass bei<br />

manchen Lokalen die „Happy Hour“ den<br />

ganzen Tag dauert, wirkt sich ebenfalls<br />

mäßigend auf das Preisniveau aus. Und<br />

ist auch irgendwie typisch kölnisch.<br />

Museen von Weltrang. Und<br />

welche die falsche Rheinseite ist<br />

Dass Köln aber auch außerhalb von Kneipen<br />

und Brauhäusern einiges zu bieten hat,<br />

beweisen viele wichtige Museen, die Art<br />

Cologne und andere Kunstmessen, die<br />

lebendige Kunst- und Musikszene – und<br />

der Christopher Street Day, Deutschlands<br />

größtes Happening von Schwulen und<br />

Lesben. Zu den bekanntesten Museen Kölns<br />

gehören neben dem Museum Ludwig<br />

ganz sicher das Römisch-Germanische<br />

Museum mit Exponaten aus 2000 Jahren<br />

Kölner Geschichte, das Wallraff Richartz-<br />

Museum mit Kunst vom Mittelalter bis ins<br />

19. Jahrhundert, das Museum für Angewandte<br />

Kunst am Wallraffplatz oder das<br />

völkerkundliche Rautenstrauch-Joest-<br />

Museum. Völkerkundlich interessant –<br />

wenn auch im anderen Sinne – ist sicher<br />

auch das Museum des 1. FC Köln im ehemaligen<br />

Müngersdorfer Stadion, heute<br />

Rhein Energie Stadion.<br />

Wer nach so viel Köln-Gefühl nun ein<br />

wenig Erholung sucht: Einer der größten<br />

Parks in Köln, der Rheinpark, liegt rechtsrheinisch,<br />

für den Kölner damit eigentlich auf<br />

der „falschen“ Rheinseite, und ist mit der<br />

Seilbahn über den Fluss erreichbar, die von<br />

Zoo und Flora – dem Botanischen Garten –<br />

aus startet und schon für sich ein Erlebnis<br />

ist. Und wenn man schon einmal hier ist:<br />

Die wahrscheinlich schönste Aussicht auf<br />

die Kölner Altstadt und den Dom hat man<br />

von der Besucherplattform des KölnTriangle<br />

in 100 Meter Höhe. Wer bei diesem Anblick<br />

daran denkt, ein Souvenir mitnehmen zu<br />

wollen: Echt Kölnisch Wasser oder auch<br />

original Eau de Cologne ist so typisch für<br />

Köln wie Karneval und Kölsch.<br />

119


Köln<br />

Stadtsymbol und Welterbe: der Dom<br />

Sprichwörtlich ist die Rührung, die alle Kölner überkommt, wenn<br />

sie nach einer Reise die Domspitzen sehen. Der Dom ist das Wahrzeichen<br />

Kölns, eine der größten Kirchen der Welt und Deutschlands<br />

Sehenswürdigkeit Nummer eins: Über sechs Millionen Menschen<br />

besuchen jährlich dieses UNESCO-Welterbe. Die 157,38 Meter hohe<br />

gotische Kathedrale hat den zweithöchsten Kirchturm Europas und<br />

birgt den Schrein der Heiligen Drei Könige. Seit 2007 besitzt der Dom<br />

mit dem Fenster des Künstlers Gerhard Richter eine weitere Attraktion.<br />

Für bescheidene 2,50 Euro Eintritt kann einer der beiden Türme<br />

bestiegen werden, eine Mühe, die mit einem überwältigenden<br />

Rundblick belohnt wird.<br />

Ausnahmezustand: der Kölner Karneval<br />

Köln ist nicht umsonst die Hauptstadt des Karnevals in Deutschland.<br />

In der „fünften Jahreszeit" lebt sich der Kölner aus, Unterschiede<br />

werden bedeutungslos, man feiert und trinkt zusammen. Höhepunkt<br />

ist der Rosenmontagszug. Die sogenannte Session beginnt<br />

immer am 11. November um 11.11 Uhr. Ab der Weiberfastnacht befindet<br />

sich die Stadt dann für Tage im Ausnahmezustand, das öffentliche<br />

Leben kommt weitgehend zum Erliegen, und die Stadt wird<br />

regiert von Prinz, Bauer und Jungfrau, den obersten Repräsentanten<br />

Kölns in der verrückten Karnevalszeit.<br />

Der Kunst ihre Messe: die Art Cologne<br />

Wer herausragende Kunstwerke sehen – und vielleicht erwerben<br />

– möchte, ist bei der Art Cologne traditionell an der richtigen<br />

Adresse. Die internationale Messe für moderne und zeitgenössische<br />

Kunst reflektiert das Leistungsvermögen des Kunsthandels in Europa<br />

und Übersee auf hohem Niveau. Rund 200 internationale Galerien<br />

präsentieren Malerei, Skulptur, Installation, Video, Fotografie,<br />

Arbeiten auf Papier sowie Editionen und Multiples. Ungewöhnliche<br />

Präsentationsformate wie Open Space, Talentprogramme wie die<br />

Förderkojen, New Positions für Künstler oder New Contemporaries<br />

für Galerien komplettieren diese Weltmesse der Kunst.<br />

Nicht nur für Naschkatzen:<br />

das Schokoladenmuseum<br />

Das Schokoladenmuseum ist mit rund 2.000 Exponaten ein echtes<br />

Erlebnis für alle Leckermäulchen. Es nimmt sie mit auf eine Reise<br />

durch die 3.000-jährige Kulturgeschichte der Schokolade. In der<br />

Spitze des Museums befindet sich eines der Highlights: die Produktion.<br />

Auf zwei Ebenen kann der Besucher zusehen, wie Tafelschokolade,<br />

Trüffel und Hohlfiguren hergestellt werden. Schon im Foyer<br />

wartet ein drei Meter hoher Schokoladenbrunnen, durch den flüssigwarme<br />

Schokolade fließt – hier darf jeder Besucher mit einer Waffel<br />

tunken. Ein Museum, in dem man das Thema nicht nur sehen,<br />

sondern auch riechen, schmecken und fühlen kann.<br />

120 www.germany.travel


Es gibt nicht nur den Dom:<br />

die romanischen Kirchen<br />

Unzählige Legenden ranken sich um die Entstehung der zwölf<br />

romanischen Kirchen Kölns. Sie liegen auf engstem Raum innerhalb<br />

der alten Stadtmauern; dieser Bogen rund um den Stadtkern mit<br />

dem Namen „Via Sacra“ verbindet die großen romanischen Gotteshäuser<br />

der Stadt. Besonders sehenswert: St. Maria im Kapitol, erbaut<br />

1040 bis 1065. Die Kirchen bieten ein einmaliges Ambiente für den<br />

Romanischen Sommer, ein Musikfest auf allerhöchstem Niveau,<br />

das alle Sinne gleichermaßen anspricht und ganz bewusst als<br />

Alternative zum philharmonischen Konzertbetrieb angelegt ist.<br />

Per Schiff nach Köln:<br />

Flusskreuzfahrten<br />

Für viele das wahre Kreuzfahrterlebnis: die Flusskreuzfahrt. Die<br />

wahrscheinlich entspannteste und komfortabelste Art des Reisens.<br />

Immer gibt es etwas zu sehen, und trotzdem ist man weit entfernt<br />

von Alltag und Trubel. Ob von Belgien, den Niederlanden oder aus der<br />

Schweiz – eine ganze Reihe von Kreuzfahrtveranstaltern geht in Köln<br />

vor Anker. Bei kleineren lokalen Unternehmen kann man auch kürzere<br />

Kreuzfahrten, z. B. durch das romantische Rheintal zur Domstadt,<br />

buchen.<br />

Kunst, die Kult ist: das Museum Ludwig<br />

Das im Schatten des Doms gelegene Museum Ludwig beherbergt<br />

eine international bedeutende Sammlung moderner und zeitgenössischer<br />

Kunst. Mit der Schenkung von rund 350 Werken moderner<br />

Kunst des Ehepaars Ludwig wurde es 1976 gegründet. Ikonen der Pop<br />

Art wie Roy Lichtensteins „Maybe“ oder Andy Warhols „Brillo Boxes"<br />

sind in der größten Pop-Art-Sammlung außerhalb der USA zu sehen,<br />

ebenso die drittgrößte Picassosammlung – Grafiken, Skulpturen und<br />

Gemälde – weltweit, eine umfangreiche Sammlung der russischen<br />

Avantgarde und wichtige Werke des Surrealismus, Expressionismus<br />

und der Malerei der 1920er Jahre in Deutschland.<br />

Dom der leichten Muse:<br />

der Musical Dome Köln<br />

Der Musical Dome Köln ist aufgrund seiner außergewöhnlichen<br />

Glas-Stahl-Bauweise ein einzigartiges Theater und gleichzeitig ein<br />

architektonischer Blickfang direkt an der Rheinuferpromenade und<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom. Er bietet als größtes<br />

Theater der Stadt rund 1.700 Gästen Platz. Nach einer Rekordbauzeit<br />

von nur sechs Monaten eröffnete das Haus 1996 und ist mit Produktionen<br />

wie Saturday Night Fever, We Will Rock You, Monty Python’s<br />

Spamalot, Thriller – Live oder Hairspray zum absoluten Kult geworden<br />

– und bis heute geblieben.<br />

121


Köln<br />

Geschichte verstehen:<br />

das Römisch-Germanische Museum<br />

Das Römisch-Germanische Museum der Stadt vermittelt eine<br />

lebendige Vorstellung von der Entwicklung Kölns zur Stadt römischen<br />

Rechtes und Hauptstadt der kaiserlichen Provinz Niedergermanien.<br />

Der 1974 eröffnete Bau steht auf den Mauern der 1941<br />

entdeckten römischen Stadtvilla mit dem weltberühmten Diony -<br />

sos-Mosaik und an der Stelle der mittelalterlichen Kaiserpfalz.<br />

Das Museum ist Forschungsstätte, archäologisches Archiv der<br />

Stadt Köln und öffentliche Sammlung in einem. Das sensationelle<br />

Präsentationskonzept macht das Römisch-Germanische Museum<br />

zu einem der meistbesuchten Museen in Deutschland.<br />

Die Kunst der Tiger: das Museum<br />

für Ostasiatische Kunst<br />

Ein Schatzhaus für die Kunst Chinas, Koreas und Japans: Das Muse<br />

um für Ostasiatische Kunst wurde 1913 als erstes Spezialmuseum<br />

seiner Art in Deutschland eröffnet. Grundstock der Bestände ist die<br />

Sammlung des Museumsgründers Adolf Fischer und seiner Frau<br />

Frieda Bartdorff; ihre Kollektion mit buddhistischer Malerei und<br />

Holzskulpturen, japanischer Stellschirmmalerei, Farbholzschnitten<br />

und Lackkunst gilt als eine der bedeutendsten Europas. Auch der<br />

1977 eröffnete Bau selbst ist bedeutsam: Er gehört zu den wichtigsten<br />

Baudenkmälern der klassischen Moderne in Köln. Entworfen<br />

wurde er von Kunio Maekawa, einem Schüler Le Corbusiers.<br />

Deutschlands „schönster“ Park:<br />

der Rheinpark<br />

Im Herzen von Köln präsentiert sich auf einer Fläche von 40 Hektar<br />

eine abwechslungsreiche Parklandschaft. Der Rheinpark spiegelt<br />

in seiner heutigen Gestaltung die Gartenarchitektur der 1950er<br />

Jahre wider: Seine Entstehung verdankt er den Planungen für die<br />

Kölner Bundesgartenschau von 1957. Mit seiner Detailgestaltung, der<br />

Wegeführung und zahlreichen Kunstwerken gehört der Rheinpark<br />

zu den schönsten Schöpfungen der Gartenarchitektur der Nachkriegszeit<br />

und zu den besterhaltenen dieser Zeit in Deutschland.<br />

Zu seinem 50. Geburtstag wurde der Rheinpark 2007 als schönster<br />

Park Deutschlands und zweitschönster Park Europas prämiert.<br />

Wo Köln ganz Köln ist:<br />

das Millowitsch-Theater<br />

Millowitsch: das ist so kölnisch wie Karneval und Dom zusammen.<br />

Der Name taucht schon 1792 zum ersten Mal in Köln auf. 1830 wurde<br />

Josef Caspar Millowitsch geboren, der eine feste Spielstätte für sein<br />

Puppentheater in Köln bezog; die nächste Generation stellte das<br />

Theater auf echte Schauspieler um, und es dauerte bis 1936, bis sich<br />

das Theater am heutigen Standort in der Aachener Straße niederließ.<br />

Der heutige Leiter, Peter Millowitsch, 1949 in Köln geboren und Sohn<br />

des berühmten Willy Millowitsch, spielte hier schon im Alter von acht<br />

Jahren seine erste Rolle: ein Beweis, dass der Apfel nicht weit vom<br />

Stamm fällt.<br />

122 www.germany.travel


Krefeld<br />

Historische Hausfassade<br />

Die Stadt wie Samt und Seide: Krefeld<br />

Modecenter<br />

Krefeld ist mehr als eine Stadt. Genau<br />

gesagt sind es drei: das klassizistische<br />

Krefeld, das barocke Uerdingen<br />

und das mittelalterliche Burgstädtchen<br />

Linn. Dazu drei Dörfer: das Kirchdorf Fischeln<br />

mit seiner romanisch-gotischen Kirche,<br />

Bockum mit seinen Villen und Landhäusern<br />

und das beschauliche Hüls. Über lange Zeit<br />

zusammengewachsen, aber bis heute<br />

deutlich voneinander zu unterscheiden.<br />

Was allein schon drei bis sechs Gründe sind,<br />

das deutsche Textilzentrum zu besuchen.<br />

Guter Stoff für gekrönte Häupter<br />

Die „Stadt wie Samt und Seide“: Im<br />

18. Jahrhundert hatte die Textilindustrie<br />

Krefeld groß gemacht. Samt, Seide und<br />

Brokat waren internationale Verkaufsschlager.<br />

Unter Kaisern, Königen und Kirchenfürsten<br />

gehörte es zum Dresscode, sich in<br />

kostbare Stoffe made in Krefeld zu hüllen.<br />

An die vielen Weber der Stadt erinnert heute<br />

„Meister Ponzelar“, die Statue eines Seidenwebers<br />

mit geschulterter Tuchrolle. Gewebt<br />

wurde in den vielen kleinen Weberhäusern,<br />

die Manufaktur und Wohnhaus zugleich<br />

waren. Einige davon existieren bis heute –<br />

selbstverständlich unter Denkmalschutz.<br />

Textiles prägt bis heute die Stadt. Immer im<br />

September präsentieren Handel, Designer<br />

und Modeschulen in großartigen Modenschauen<br />

mit spektakulären Tanzeinlagen<br />

die aktuellen Herbst- und Winterkollektionen<br />

– auf der größten Straßenmodenschau<br />

der Welt. Am Abend spielen Bands, es<br />

steigen After-Show-Partys, und die Gastronomen<br />

haben volles Haus. Und immer an<br />

Pfingsten findet um die Burg Linn und in<br />

der Linner Altstadt der weithin bekannte<br />

mittelalter liche Flachsmarkt statt, mittlerweile<br />

der größte Handwerkermarkt<br />

Deutschlands. Apropos Gastronomie – die<br />

ist in Krefeld eine ganze eigene Erlebnis -<br />

welt und steht auf dem Fundament einer<br />

großen Tradition: Brauhaus-Gaststätten,<br />

deren wuchtiges Interieur meist noch aus<br />

dem 19. Jahrhundert stammt, auf deren<br />

Speisenkarten „Muscheln, rheinisch“ oder<br />

Sauerbraten steht und die ein vorzügliches,<br />

allzeit frisches Altbier ausschenken.<br />

Vom Museum auf die Dampflok:<br />

Kultur und Freizeit in Krefeld<br />

Vorzüglich präsentiert sich auch das Kulturangebot<br />

der Stadt: eine breite Theaterlandschaft,<br />

drei erstklassige Kunstmuseen, das<br />

Deutsche Textilmuseum, das Haus der<br />

Seidenkultur und eine quicklebendige freie<br />

Kulturszene. Und auch Freizeit lässt sich in<br />

Krefeld mühelos gestalten: im Zoo, auf der<br />

historischen Dampfeisenbahn „Schluff", auf<br />

der Galopprennbahn, im Erholungs- und<br />

Sportpark Elfrather See oder auf Burg Linn,<br />

im Jagdschloss und im angrenzenden<br />

Museum mit einer interessanten volkskundlichen<br />

Sammlung. Wenn man so will: Ganz<br />

schön viel für eine Stadt, in die man sonst<br />

vielleicht nur gekommen wäre, um eine<br />

original Krefelder Seidenkrawatte zu kaufen.<br />

123


Leipzig<br />

Helden<br />

stadt<br />

Wo die DDR mit dem Aufhören anfing: Leipzig<br />

124 www.germany.travel


Bachfestspiele<br />

Leipzig, bunt, heiter und dem Neuen<br />

zugewandt, ist gut für alle Sinne. In<br />

der dynamischen Buch-, Bach-,<br />

Messe- und Universitätsmetropole im<br />

Nordwesten Sachsens pulsiert das Leben.<br />

Leipzig ist aber auch renommierte Musikstadt<br />

– und die Heldenstadt der friedlichen<br />

Revolution: Mit den Friedensgebeten rückte<br />

die Leipziger Nikolaikirche 1989 ins Zentrum<br />

des Weltgeschehens.<br />

Wo 6.638 Pfeifen für den guten Ton sorgen<br />

Leipzig ist eine quirlige, aufregende Kulturund<br />

Szenestadt. Goethe, der hier studierte,<br />

verglich die Stadt mit Paris, und das, wie er<br />

sagte, nicht nur der schönen Mädchen wegen.<br />

Vielleicht hatte er auch das Gewandhaus<br />

im Sinn, Heimstatt des schon 1743 gegründeten<br />

Gewandhaus-Orchesters, später<br />

lange geleitet von Kurt Masur. Beeineindruckend<br />

die Orgel des Hauses: 6.638 Pfeifen<br />

– die größte misst 9,5 Meter, die kleinste<br />

8 Zentimeter – sorgen für bombastischen<br />

Klang. Oder er meinte die Oper, ein Haus mit<br />

über 300-jähriger Tradition, eines der<br />

ältesten Musiktheater Europas und heute<br />

berühmt für das reichhaltige Repertoire<br />

großer Werke vom Barock bis zur Moderne.<br />

Das zweite Wohnzimmer:<br />

Leipzigs ältestes Kaffeehaus<br />

Das Alte Rathaus am Markt ist das Zentrum<br />

der Altstadt. Es gilt als eines der schönsten<br />

deutschen Beispiele für den Renaissance -<br />

stil des späten 16. Jahrhunderts. Seit 1909<br />

ist hier das Stadtgeschichtliche Museum<br />

untergebracht, mit rund 500.000 Exponaten<br />

eines der größten seiner Art. Eben -<br />

falls in der Altstadt befindet sich eines<br />

der ältesten Kaffeehäuser Europas: Zum<br />

Arabischen Coffe Baum. Seit 1711 und in<br />

den 16 historischen Gasträumen wählten<br />

schon Kaffeekenner wie Bach, Goethe,<br />

Schumann, Liszt, Lessing, Grieg, Wagner<br />

oder auch Napoleon und August der Starke<br />

ihre Lieblingssorte aus.<br />

Gedenkstätten der Wende:<br />

Nikolaikirche und Stasi-Zentrale<br />

Die Nikolaikirche in der Innenstadt ist<br />

eng mit Geschichte und Geschicken der<br />

Bürger verbunden. Sie war zu DDR-Zeiten<br />

ein Hort des Gebetes und des Protestes.<br />

Hier versammelten sich seit Herbst 1982<br />

Regimegegner zum montäglichen Friedensgebet<br />

und machten so die Kirche schließlich<br />

zum zentralen Punkt der Revolution<br />

vom Herbst 1989. Mit welchen Mitteln<br />

die DDR die Entwicklung aufhalten wollte,<br />

sieht man an einer anderen Gedenkstätte:<br />

Im Museum in der „Runden Ecke“, so<br />

genannt nach der Form des Gebäudes,<br />

in dem die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit<br />

ihren Auftrag – „Horchen und<br />

Greifen“ – erfüllte. Die Ausstellung „Stasi –<br />

Macht und Banalität“ zeigt Dokumente,<br />

Fotografien und originale Arbeitsutensilien,<br />

z. B. Riech- proben, Minikameras und<br />

Wanzen. Sie gibt so Einblick in die Arbeitsweise<br />

der Stasi, des Ministeriums für<br />

Staatssicherheit der DDR.<br />

Wem jetzt der Sinn nach etwas Erfreulicherem<br />

steht, dem sei ein Kneipenbummel ins<br />

nahe Barfußgässchen empfohlen, unmittelbar<br />

am Markt. Viele weitere Lokale warten<br />

überall in der Innenstadt und weiter westlich<br />

in der Gottschedstraße, etwas alternativer<br />

geht es in der Südvorstadt zu. Eine<br />

Leipziger Bierspezialität ist die Gose, ein<br />

nachvergorenes, trübes Bier von eigenwilligem<br />

Geschmack. Wahrscheinlich wird es<br />

nicht das bevorzugte Bier aller, aber einen<br />

Versuch ist es wert. Aber dies gilt ohnehin<br />

für alles, was Leipzig zu bieten hat.<br />

125


Leipzig<br />

Viel mehr als Schall und Rauch:<br />

die Leipziger Baumwollspinnerei<br />

Von der Baumwolle zur Kultur: 100 Künstlerateliers, elf Galerien,<br />

Werkstätten, Architekten, Designer, Schmuck- und Modemacher,<br />

ein internationales Tanz- und Choreografiezentrum und vieles mehr<br />

haben sich in der ehemaligen Baumwollspinnerei ausgebreitet, und<br />

auch die berühmte Leipziger Maler-Schule um Neo Rauch hat sich<br />

hier herausgebildet. Aus der einstigen Fabrikstadt, die Anfang des<br />

20. Jahrhunderts zur größten Baumwollspinnerei Europas angewachsen<br />

war, wurde 100 Jahre später eine der interessantesten<br />

Produktions- und Ausstellungsstätten für zeitgenössische Kunst<br />

und Kultur in Europa.<br />

Kommerz und Kunst:<br />

die Leipziger Messe<br />

Die Leipziger Messe ist das Messe- und Ausstellungsgelände der<br />

Stadt und einer der ältesten Messestandorte der Welt. Handel und<br />

Wandel hatten hier immer eine bedeutende Bühne, und zu DDR-<br />

Zeiten war die Leipziger Messe zweimal im Jahr das wichtigste<br />

Schaufenster von West nach Ost – und umgekehrt. Mit dem neuen<br />

Messegelände ist die Stadt auch gleich um eine Kunststätte reicher:<br />

Über 20 renommierte Künstler entwarfen – speziell für die Messe –<br />

Räume, Tapeten, Wände, Treppen, Skulpturen und andere dauerhaft<br />

in den Bau integrierte Werke.<br />

Die etwas andere Studentenkneipe:<br />

Auerbachs Keller<br />

1525 richtet der Arzt und Professor Heinrich Stromer von Auerbach im<br />

Weinkeller seines Hauses einen Ausschank für Studenten ein, weil<br />

„Wein ein vorzügliches Prophylaktikum gegen vielerlei Gebrechen ist,<br />

wenn man ihn denn richtig anwendet“. Heute ist Auerbachs Keller<br />

die bekannteste Gaststätte Leipzigs und eine der berühmtesten auf<br />

der ganzen Welt. Seine Bekanntheit verdankt Auerbachs Keller, der<br />

schon im 16. Jahrhundert zu den beliebtesten Weinlokalen der Stadt<br />

gehörte, vor allem Johann Wolfgang Goethe, der während seines<br />

Studiums oft hier weilte. Seit dem Bestehen von Auerbachs Keller<br />

wurden rund 91.980.000 Gäste bewirtet.<br />

Luther, Bach und der Thomanerchor:<br />

die Thomaskirche<br />

Auf den Grundmauern einer noch älteren Kirche wurde ab 1212 das<br />

Augustiner-Chorherrenstift errichtet, 1355 erhielt der romanische<br />

Chorraum ein gotisches Aussehen, und von 1482 bis 1496 wurde die<br />

Kirche zu einer spätgotischen Hallenkirche umgebaut, die bis auf den<br />

1702 gestalteten Turm so erhalten geblieben ist. Pfingsten 1539 predigte<br />

Martin Luther hier zu Beginn der Reformation; der berühmteste<br />

Kantor der Thomaskirche, Johann Sebastian Bach, wirkte hier von<br />

1723 bis zu seinem Tod 1750. Die erste urkundliche Erwähnung des<br />

berühmten Thomanerchores geht auf das Jahr 1254 zurück, er ist<br />

somit einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands.<br />

126 www.germany.travel


Leverkusen<br />

Schloss Morsbroich<br />

Hier stimmt die Chemie: Leverkusen<br />

Selbstfindung<br />

Als industriell geprägte Stadt mit<br />

dem Weltkonzern Bayer AG hat<br />

Leverkusen internationale Bekanntheit<br />

erlangt. Und doch ist es mehr: eine<br />

Stadt mit hohem Erholungswert, schön<br />

gelegen an den Ausläufern des Bergischen<br />

Landes, eine Stadt mit großstädtischem,<br />

pulsierendem Leben und, oft nur wenige<br />

Kilometer voneinander entfernt, manchmal<br />

auch unmittelbar nebeneinander, dörflicher<br />

Beschaulichkeit.<br />

Die Stadtgeschichte,<br />

die Industriegeschichte ist<br />

Die Geschichte Leverkusens ist lange Zeit<br />

die von einigen Dörfern, etwas abseits von<br />

Köln und Düsseldorf gelegen, erst 1930<br />

schließen sie sich zur Stadt Leverkusen<br />

zusammen. Davor aber gab es hier schon<br />

eine große Fabrik: Die Herren Weskott<br />

und Bayer gründeten 1863 die Firma Bayer<br />

et comp. in Barmen, heute Wuppertal,<br />

übernahmen später die Chemiefirma<br />

Leverkus und verlegten den Sitz 1891 „auf<br />

die grüne Wiese“ – nach Wiesdorf, heute<br />

ein Stadtteil von Leverkusen. Die um das<br />

Werk herum entstehende Siedlung nannte<br />

der Unternehmer Leverkus nach seinem<br />

Familiensitz: Leverkusen.<br />

Dass Leverkusen trotz dieser Prägung<br />

keine Fabrik mit einer Stadt drumherum<br />

geblieben ist, dass Leverkusen eine eigene<br />

Identität hat, Charakter, Eigenleben, ist<br />

allerorten spürbar, präsent, fast greifbar.<br />

Beispielsweise im Forum Leverkusen, mit<br />

dem sich die Stadt eine Veranstaltungsstätte<br />

von überregionaler Bedeutung<br />

geschaffen hat: Kulturzentrum und moderne<br />

Kongress- und Tagungsstätte, in der<br />

alljährlich im Herbst die renommierten<br />

„Internationalen Leverkusener Jazztage“<br />

stattfinden. Mit dem Forum gab es somit<br />

eine zweite große Spielstätte für Konzerte,<br />

Theater und andere Veranstaltungen,<br />

nachdem das 1908 eröffnete „Erholungshaus“<br />

der Bayer-Werke lange die erste<br />

Adresse für Kultur in Leverkusen war.<br />

Stadtkultur: Villa Römer<br />

und Schloss Morsbroich<br />

Stadtgeschichte verfolgen lässt sich auch in<br />

der Villa Römer, einem fast schlossarti gen<br />

Anwesen im Stadtteil Opladen, das als<br />

„Haus der Stadtgeschichte“ den Leverkusener<br />

Geschichtsvereinen zur Verfügung gestellt<br />

wurde. Leverkusen kann aber auch modern:<br />

Im Schloss Morsbroich, einem schönen<br />

Jagdschloss, nur etwa einen Kilometer<br />

vom Zentrum entfernt, befindet sich das<br />

Städtische Museum für zeitgenössische<br />

Kunst Schloss Morsbroich. Seine Sammlung<br />

enthält mehr als 300 Werke der Malerei und<br />

Plastik sowie etwa 2.300 Arbeiten auf<br />

Papier; Wechselausstellungen sind u. a.<br />

Josef Beuys, Gerhard Richter, Günther Uecker<br />

oder Yves Klein gewidmet. Der Japanische<br />

Garten am Schloss ist zu jeder Jahreszeit<br />

eine Oase der Stille und Schönheit für jedermann.<br />

Es soll Leute geben, die extra wegen<br />

des Japanischen Gartens nach Leverkusen<br />

kommen – so schön ist er angelegt.<br />

127


Lübeck<br />

Holstentor<br />

Kaufmanns<br />

ehre<br />

Die Schönheit der Macht: Lübeck<br />

128 www.germany.travel


Lübeck, die Königin der Hanse, wurde<br />

im Jahre 1143 als erste „abendländische<br />

Stadt an der Ostseeküste“<br />

gegründet und ist ein leuchtendes Vorbild<br />

für die gesamte hansische <strong>Städte</strong>familie<br />

im Ostseeraum. Mittelalterliches Ambiente<br />

und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten<br />

bestimmen noch heute das wunderbare<br />

Stadtbild und erinnern an die große Vergangenheit<br />

als freie Reichs- und Hansestadt.<br />

Leuchtturm der Freiheit –<br />

und Zentrum des Welthandels<br />

Lübeck: über Jahrhunderte klang der Name<br />

der Stadt nach Freiheit, Recht und Wohlstand.<br />

Das Lübische Recht, eine da mals<br />

fortschrittliche Sammlung land- und seerechtlicher<br />

Gesetzestexte, inspirierte über<br />

100 Stadtgründungen rund um die Ost see –<br />

die Voraussetzung für den grandiosen<br />

Aufstieg der Hanse zur größten Handelsmacht<br />

ihrer Zeit. Ihr unbestrittenes Zentrum<br />

war Lübeck, eine der glanzvollsten frühen<br />

Metropolen des Welthandels. Die vom<br />

Wasser umschlossene Altstadt mit den<br />

sieben Türmen ihrer fünf Hauptkirchen<br />

bietet 1.000 Jahre lebendige Geschichte und<br />

steht als UNESCO-Welterbe unter Denkmalschutz.<br />

Zu Recht: Die reiche Substanz an<br />

Baudenkmälern aus Gotik, Renaissance,<br />

Barock und Klassizismus, die Gassen und<br />

Wege, Kirchen und Klöster, Bürgerhäuser<br />

und Befestigungsanlagen ergeben ein<br />

einzigartiges Bild der Geschlossenheit.<br />

Zu den wichtigsten Bauwerken zählen<br />

das Ensemble rund um das Rathaus, das<br />

Burgkloster, der Koberg – ein vollständig<br />

erhaltenes Viertel des späten 13. Jahrhunderts<br />

– mit Jakobikirche, Heiligen-Geist-<br />

Hospital und der Bebauung zwischen<br />

Glockengießer- und Aegidienstraße, das<br />

Viertel mit den ehrwürdigen Patrizierhäusern<br />

zwischen Petrikirche und Dom, das<br />

Holstentor und die Salzspeicher am linken<br />

Traveufer.<br />

Das zweite Gesicht der Stadt<br />

und drei Nobelpreisträger<br />

Ein Spaziergang durch das mittelalterliche<br />

Lübeck ist ein einzigartiges Erlebnis – zu mal<br />

die Stadt auch durchaus Neuzeitliches<br />

zu bieten hat: Wenn der Tag geht, kommt<br />

Leben in die zahlreichen Kneipen, Restaurants,<br />

Bars, Clubs und Diskotheken: Lübeck<br />

verwandelt sich in ein quirliges Szenequartier,<br />

und so mancher nüchtern-zurückhaltende<br />

Hanseate entdeckt hier seine ausgelassene<br />

Seite. Vielleicht auch Günter Grass,<br />

neben Thomas Mann und Willy Brandt einer<br />

der drei Nobelpreisträger, deren Name sich<br />

mit Lübeck verbindet. Im Forum für Literatur<br />

und Bildende Kunst, einfacher Günter-Grass-<br />

Haus genannt, stellt eine Dauerausstellung<br />

die Bildkunst des gefeierten Schriftstellers<br />

und die enge Verbindung seiner Literaturund<br />

Kunstproduktion vor. In Wechselausstellungen<br />

werden neben Grass' Werk aus den<br />

Bereichen Bildende Kunst, Literatur und<br />

Musik andere „Doppelbegabungen“ gezeigt.<br />

Zum Haus gehören ein Garten mit Grass-<br />

Plastiken, Archiv, Bibliothek und ein Laden.<br />

Lübecks schönste Tochter<br />

und eine süße Köstlichkeit<br />

Travemünde: Ohne ihre „Kleine“ hätte die<br />

Königin der Hanse sich die Krone wohl<br />

niemals aufsetzen können. Die reiche<br />

Handelsstadt war abhängig von einem<br />

freien Zugang zum Meer, und schon 1329<br />

kaufte sie das kleine Fischerdorf für 1.060<br />

Markpfennige. Ein guter Kauf, wie ein<br />

Ausflug in das hübsche Hafenstädtchen<br />

beweist. Ein guter Kauf ist übrigens immer<br />

auch Lübecker Marzipan. Mandeln, der<br />

Grundrohstoff, sollen bereits im 13. Jahrhundert<br />

in Lübeck eingeführt worden<br />

sein, und als seltener Süßspeise wurde<br />

dem Marzipan damals eine Heilwirkung<br />

zugeschrieben. Deshalb oblag die Herstellung<br />

im 16. Jahrhundert ausschließlich<br />

den Apothekern. Bald jedoch erkannte auch<br />

der Adel diese Köstlichkeit – und Marzipan<br />

hielt als Nachspeise auf fürstlichen Tafeln<br />

Einzug. Dem Volk wurde die Kostbarkeit<br />

jedoch meistens verwehrt – doch ist das<br />

zum Glück schon lange nicht mehr der Fall.<br />

Skulpturen auf dem Dach vom MuK – Musik- und Kongresshalle<br />

129


Lübeck<br />

Literaturmuseum Buddenbrookhaus –<br />

Thomas-Mann-Zentrum Lübeck<br />

Ein Besuch im 1993 eröffneten Literaturmuseum Buddenbrookhaus<br />

im Herzen der Altstadt von Lübeck führt den Gast in die versunkene<br />

Welt der „Buddenbrooks“ und der Familie Mann. Die permanente<br />

Ausstellung führt durch Leben und Werk der Schriftsteller Thomas<br />

und Heinrich Mann. Briefe, Erstausgaben der Werke, Kommentare<br />

laden zur Lektüre ein. Zu sehen sind Fotos und zeitgenössische<br />

Dokumente, wie zum Beispiel die Urkunde zur Verleihung des<br />

Literaturnobelpreises 1929 an Thomas Mann. Immer wieder stellen<br />

Sonderausstellungen die Leistungen der verschiedenen Manns<br />

und anderer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts vor.<br />

Lübecks stolzes Symbol: das Holstentor<br />

Das Holstentor – Wahrzeichen der Hansestadt, ist wohl das bekannteste<br />

und bedeutendste erhaltene Stadttor des Spätmittelalters in<br />

Deutschland. Dieses Stück Lübeck hat fast jeder schon bei sich getragen,<br />

nämlich auf der Rückseite des alten 50-Mark-Scheins. Zwischen<br />

1464 und 1478 von dem Lübecker Ratsbaumeister H. Helmstede an<br />

der Traveseite erbaut, lag das spätgotische Tor einst wie ein Brückenkopf<br />

vor der Stadt und gehörte zur Befestigungsanlage. Als zentraler<br />

Ort des Handels und der Seefahrt ist Lübeck im Museum Holstentor<br />

zu entdecken: Es befindet sich hinter 3,50 Meter dicken Mauern<br />

und ist ein Museum zum Erleben und Anfassen.<br />

Immer eine Sünde wert:<br />

Lübecker Marzipan<br />

Wie die Lübecker auf das Marzipan kamen, weiß man nicht genau.<br />

Es könnte sich um 1407 zugetragen haben, als in Lübeck Hungersnot<br />

herrschte. Der Senat rief daher alle Lübecker Bäcker auf, aus Mandeln<br />

und Zucker ein Brot herzustellen. Aus der Not entstand eine Leckerei<br />

und eine Leidenschaft: Marzipan. Andere Quellen datieren den Ursprung<br />

auf 1530, sicher entstand der Qualitätsbegriff „Lübecker Marzipan“<br />

aber erst um 1800. In dieser Zeit widmeten sich gut 130 Hersteller,<br />

überwiegend Konditoreien, der Aufgabe, den guten Ruf des<br />

Lübecker Marzipans zu begründen. Dass ihnen das trefflich gelungen<br />

ist, weiß man heute auf der ganzen Welt.<br />

Willy-Brandt-Haus<br />

Das zum 94. Geburtstag des berühmten Sohnes der Stadt in einem<br />

vornehmen Patrizierhaus in der Altstadt eröffnete Willy-Brandt-Haus<br />

ist ein Lernort für Zeitgeschichte, ein Museum und eine Gedenkstätte<br />

für den Bundeskanzler und Friedennobelpreisträger Willy Brandt.<br />

Mit spannenden Inszenierungen und multimedialen Elementen<br />

zeichnet die Ausstellung „Willy Brandt – Ein politisches Leben im<br />

20. Jahrhundert“ seinen Werdegang von der Weimarer Republik bis<br />

zur Wiedervereinigung nach und macht seine bis heute nachwirkenden<br />

Ideen transparent und erfahrbar. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />

neben seiner Biografie die Themen Demokratie, Menschenrechte<br />

und Frieden.<br />

130 www.germany.travel


Ludwigshafen<br />

Rheingalerie<br />

Die beste Verbindung aus Chemie und Kunst: Ludwigshafen<br />

Erfolgsformel<br />

Ludwigshafen ist nicht die einzige<br />

Stadt am Rhein, die, mit der<br />

chemischen Industrie groß geworden<br />

und entstanden aus jahrhundertealten<br />

Siedlungen, erst im 19. Jahrhundert die<br />

Bühne der Geschichte betreten hat und die<br />

sich durch Kunst und Kultur eine neue<br />

Identität gegeben hat. Aber wie alle <strong>Städte</strong><br />

am Rhein ist Ludwigshafen ein attraktives<br />

Ziel, urban und grün zugleich, historisch<br />

interessant und von eigenem Charme.<br />

Urbanes Leben im<br />

Freilichtmuseum moderner Kunst<br />

Bayerisch, badisch oder pfälzisch – bei<br />

Ludwigshafen war das nicht immer ganz<br />

eindeutig. 1811 entstand hier ein Schiffslandeplatz<br />

am Rhein. Nach dem Wiener<br />

Kongress 1815 kam die links des Rheins<br />

gelegene Pfalz zu Bayern, und die Anlegestelle<br />

wurde zu Ehren des Bayernkönigs<br />

Ludwig I. in Ludwigshafen umbenannt. 1859<br />

wurde Ludwigshafen zur Stadt, 1865 kam<br />

BASF: Die Firma war kurz zuvor als Badische<br />

Anilin- und Sodafabrik gegründet worden,<br />

hatte aber im badischen Mannheim kein<br />

Gelände bekommen, weshalb die namentlich<br />

badische Firma ins mittlerweile wieder<br />

pfälzische Ludwigshafen übersiedelte.<br />

Ludwigshafen heute: unkompliziert,<br />

freundlich, eine Stadt mit gutem Lebensgefühl.<br />

Eine lebhafte gastronomische Szene im<br />

ältesten Stadtteil, dem Hemshof, lädt zum<br />

Einkehren ein, wenn der Einkaufsbummel<br />

im Rathaus-Center, in der Walzmühle oder<br />

in Bismarck- und Ludwigstraße beendet ist.<br />

Der Ludwigsplatz in der City bietet unter<br />

hohen Platanen eine Oase der Ruhe. Viele<br />

Kunstwerke, die über die Stadt verteilt sind,<br />

darunter die berühmte „Endlose Treppe“ des<br />

Schweizers Max Bill, machen ganz Ludwigshafen<br />

zu einem Museum moderner Kunst,<br />

und das Wilhelm-Hack-Museum mit seiner<br />

bekannten Miró-Wand genießt internationalen<br />

Ruf. Antike, Mittelalter und Moderne<br />

sind hier ebenso vertreten wie Zeitgenössisches<br />

in der Tradition des Konstruktivismus<br />

beziehungsweise der Konkreten Kunst –<br />

insgesamt ein Bestand von weit über 9.000<br />

Kunstwerken.<br />

Der große Sohn der Stadt.<br />

Und ein Park voll Harmonie<br />

An einen großen Sohn der Stadt erinnert<br />

das Ernst-Bloch-Zentrum, das über eine<br />

umfangreiche Bibliothek und den wissenschaftlichen<br />

Nachlass des großen Denkers<br />

verfügt. In einem Ausstellungsraum kann<br />

man über eine begehbare Glasplatte von<br />

oben in das rekonstruierte Arbeitszimmer<br />

Ernst Blochs sehen. Weniger der Arbeit als<br />

der Freizeit ist der Ebertpark gewidmet,<br />

das bedeutendste innerstädtische Naherholungsgebiet.<br />

Eine Reihe von Sondergärten<br />

wie der duftende Rosengarten, ein<br />

Blindengarten und ein Quellgarten mit<br />

verschiedenen Wasserbecken machen den<br />

Park zu einem harmonischen Ganzen.<br />

131


Mannheim<br />

Chinesisches Teehaus im Chinesischen Garten, Luisenpark<br />

Erfinder geist<br />

Kulturstadt und kreative Höhenflüge: Mannheim<br />

Mannheim macht mobil: Wichtige<br />

Erfindungen stammen aus der<br />

Universitätsstadt an Rhein und<br />

Neckar. So baute Karl Drais 1817 das erste<br />

Zweirad, 1886 rollte das erste Automobil<br />

Deutschlands von Carl Benz über die<br />

Straßen, 1921 folgte der legendäre Lanz-Bulldog,<br />

und Julius Hatry konstruierte hier 1929<br />

sogar das erste Raketenflugzeug der Welt.<br />

Es ist ganz offensichtlich, dass sich findige<br />

Köpfe hier besonders wohl fühlen.<br />

Leben im Quadrat: Mannheims Innenstadt<br />

Vielleicht liegt es an der klaren Struktur<br />

der Stadt, die das Denken zu erleichtern<br />

scheint: Mannheim ist die Quadratestadt,<br />

im 17. Jahrhundert mit streng gitterförmigem<br />

Straßennetz vom Neckar bis zum<br />

Schloss geplant und angelegt. Ein Mannheimer,<br />

der zum anderen „C5“ oder „E7“<br />

sagt, spielt nicht Schiffeversenken, sondern<br />

sagt, wo er wohnt oder hingeht. Und für<br />

Letzteres gibt es viele Möglichkeiten:<br />

Mannheim bietet ein rundes Angebot an<br />

Sehenswürdigkeiten und Kulinarischem,<br />

Natur und Kultur, Traditionellem und<br />

132 www.germany.travel


Modernem, Events und Partys, Leben<br />

und Stille – kurz: Genuss im Quadrat. Ob<br />

Nationaltheater mit Oper, Schauspiel und<br />

Ballett, Konzerte von Klassik bis Pop, ob<br />

Lesungen oder viele andere kulturelle Events<br />

in freien Theatern und an üblichen wie<br />

unüblichen Orten – in Mannheim kommt<br />

man immer auf seine Kosten. Sehenswürdigkeiten<br />

wie das zweitgrößte Barockschloss<br />

Europas und der Wasserturm inmitten<br />

einer der schönsten Jugendstilanlagen<br />

Europas warten darauf, entdeckt zu werden.<br />

Und auch Shopper-Herzen schlagen<br />

hier höher – im Einkaufsmekka der Region<br />

Rhein-Neckar gibt es nichts, was es<br />

nicht gibt.<br />

Auf höchstem Niveau:<br />

Die Museumslandschaft<br />

Eine Sensation hoch zwei ist schon die<br />

Museumslandschaft Mannheims, die<br />

von drei großen Häusern geprägt ist: den<br />

Reiss-Engelhorn-Museen, dem Technoseum<br />

und der Kunsthalle. Die Reiss-Engelhorn-<br />

Museen bestehen aus gleich vier Ausstellungshäusern,<br />

in denen die Bereiche<br />

Archäologie, Weltkulturen, Kunst- und<br />

Kulturgeschichte, Fotografie, Theater- und<br />

Musikgeschichte und die Antike präsentiert<br />

werden. Die Vielfalt der Reiss-Engelhorn-Museen<br />

erstreckt sich über insgesamt<br />

11.300 m Ausstellungsfläche mit rund 1,2<br />

Millionen Objekten. Das „Technoseum“<br />

zeigt die Verknüpfung von Technik- und<br />

Sozialgeschichte und zeichnet den Prozess<br />

der Industrialisierung von etwa 1750 bis<br />

zur Gegenwart an vielen interaktiven<br />

Erlebnisstationen nach. Die Sammlungen<br />

der Mannheimer Kunsthalle schließlich<br />

umfassen Malerei des deutschen und<br />

französischen Impressionismus, der Neuen<br />

Sachlichkeit, des Expressionismus, außerdem<br />

abstrakte Kunst des deutschen und<br />

französischen Informel. Neben Spitzenwerken<br />

der Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts<br />

besitzt die Kunsthalle eine auch umfangreiche<br />

internationale Skulpturensammlung<br />

des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum stehen<br />

Henry Moore, Marino Marini und Max Ernst,<br />

aber auch Arbeiten von Auguste Rodin,<br />

Alberto Giacometti und Richard Long sind zu<br />

sehen. Ein eigener Werkkomplex würdigt<br />

den großen expressionistischen Plastiker<br />

Wilhelm Lehmbruck; Wechselausstellungen<br />

widmen sich zeitgenössischen Künstlerinnen<br />

und Künstlern.<br />

Kulturstadt mit Kreativklima<br />

Kultur in Mannheim: bunt, vielfältig,<br />

spannend, experimentell und nie langwei<br />

lig. Öffentliche und private Veranstalter<br />

wie die Alte Feuerwache, das Capitol, der<br />

Rosengarten und die SAP Arena tragen<br />

erheblich zum Bild der Kulturstadt bei.<br />

Festivals, die zahlreichen Veranstaltungen<br />

privater Kultureinrichtungen und -vereine<br />

runden das Bild ab. Und Institutionen wie<br />

die Staatliche Hochschule für Musik und<br />

Darstellende Kunst, die Popakademie<br />

Baden-Württemberg, die Hochschule für<br />

Technik und Gestaltung und die Freie<br />

Kunstakademie tragen das ihre dazu bei,<br />

dass das Klima in Mannheim so kreativ ist<br />

wie kaum irgendwo anders.<br />

Museum Zeughaus<br />

133


Mannheim<br />

Industrie- und Jugendstil:<br />

der Wasserturm<br />

Das Mannheimer Wahrzeichen im Osten der Innenstadt, der<br />

Wasserturm, 1886–1889 errichtet durch den Berliner Architekten<br />

B. Schmitz, war später Ausgangspunkt für die Gestaltung des<br />

Friedrichsplatzes. Faszinierend sind die wunderschönen Wasserspiele<br />

vor dem monumentalen Bauwerk, das abends nach Einbruch<br />

der Dunkelheit beleuchtet ist. Nixen und Tritonen aus Bronze, die<br />

beiden steinernen Zentaurengruppen und auf dem Kupferdach<br />

eine Statue der Amphitrite, Gattin des Meeresgottes Poseidon,<br />

schmücken den Turm, der Teil einer der größten und schönsten<br />

Jugendstilanlagen Europas ist.<br />

Mannheim macht Musik:<br />

die Popakademie<br />

Musik aus Mannheim ist ein Markenzeichen geworden, seit<br />

Joy Fleming den „Mannemer Blues“ erfunden hat. Laith Al-Deen,<br />

Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims sind und waren einige<br />

ihrer Nachfolger – und in allen Charts zu finden. Da war es nur<br />

folgerichtig, die Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim<br />

anzusiedeln: eine staatliche Hochschuleinrichtung für populäre<br />

Musik, 2003 vom Land Baden-Württemberg als Public Private<br />

Partnership gegründet und die erste derartige Einrichtung in<br />

Deutschland. Genau wie der Musikpark – ein Existenzgründungszentrum<br />

nur für die Musikwirtschaft.<br />

Zu Hause bei Kurfürsts:<br />

das Schloss Mannheim<br />

Der 1720 unter den Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor mit<br />

Unterstützung bedeutender Künstler entstandene barocke Prunkbau<br />

Schloss Mannheim ist eigentlich für sich selbst schon ein Kunstwerk.<br />

Mit seinen mehr als 500 prächtig mit Gemälden, Gobelins und<br />

Statuen ausgestatteten Räumen und seinen riesigen Dimensionen<br />

galt es als „Krone der Kurpfalz“ und ist eine der größten Barockanlagen<br />

Deutschlands. Seit Anfang 2007 erstrahlt das Schloss in neuem<br />

Glanz. Das Schloss-Museum zeigt Exponate zur Geschichte des<br />

Schlosses und der in ihm residierenden Fürsten, darunter die Kabinettsbibliothek<br />

der Kurfürstin Elisabeth Auguste.<br />

Mannheim²: die Innenstadt<br />

Schon 766 zum ersten Mal im Lorscher Codex urkundlich erwähnt,<br />

erhielt Mannheim 1607 die Stadtprivilegien; Kurfürst Friedrich IV. von<br />

der Pfalz hatte kurz zuvor den Grundstein für die Festung Friedrichsburg<br />

legen lassen. Der damalige Grundriss eines gitterförmigen Straßennetzes<br />

für die mit der Festung verbundene Bürgerstadt ist bis<br />

heute erhalten geblieben. Die Quadrate wurden durchnummeriert<br />

und mit Buchstaben gekennzeichnet: Zum Beispiel lautet die Adresse<br />

der Galerie „Artquadrat“ schlicht L4,10, die Angabe für das Museum<br />

Zeughaus lautet sogar nur C5, und das Museum Schillerhaus<br />

findet sich in B5.<br />

134 www.germany.travel


Mönchengladbach<br />

Charme, Kultur und die Abtei: Mönchengladbach<br />

Skulpturengarten Abteiberg<br />

Niederrhein<br />

metropole<br />

Mönchengladbach: eine liebensund<br />

lebenswerte Stadt, deren<br />

Charakter geprägt ist durch<br />

eine reizvolle Verbindung urbanen Flairs<br />

mit ländlichem Charme – nicht umsonst<br />

nennt man die Stadt am Niederrhein mit<br />

ihren Parks und Wäldern auch „Großstadt<br />

im Grünen“. Doch ist Mönchengladbach<br />

auch Kunst und Kultur – mit bedeuten -<br />

den Baudenkmälern, einem Museum von<br />

Weltruf und einer agilen Theater-, Kabarettund<br />

Kleinkunstszene.<br />

Entspannt zwischen Markt und<br />

Partyzone: die Innenstadt<br />

Der Alte Markt bildet mit Kapuzinerplatz<br />

und Münster das Kernstück des historischen<br />

Mönchengladbach. Der weite, freie Raum<br />

zeigt sich heute aber modern und aufgeräumt.<br />

Geschmückt wird er mit Details wie<br />

der Temperatursäule, dem Kunstwerk „der<br />

Mensch und die Zeit“, dem „quadratischrunden<br />

Brunnen“ oder einer auf dem<br />

Kapuzinerplatz befindlichen sehr sehenswerten<br />

Skulptur von Heinz Mack. Dreimal<br />

in der Woche ist hier Markt, und abends<br />

locken die Cafés, Bars und Kneipen ihr<br />

Publikum an, speziell in der Waldhausener<br />

Straße – der Party-Zone der City. Vom Spaß<br />

am Leben versteht der Rheinländer ohnehin<br />

viel – und auch die Mönchengladbacher<br />

wissen, wie man Feste feiert. Zum Beispiel<br />

den Karneval, der hier zu Bestform aufläuft.<br />

Speziell der Veilchendienstagszug ist eine<br />

Attraktion, die es so nur hier gibt.<br />

Ein Monument der Moderne und<br />

Kirchenschätze aus Jahrhunderten<br />

Das Kultur-Highlight in Mönchengladbach<br />

ist ganz sicher das „Städtische Museum<br />

Abteiberg Mönchengladbach“, eines der<br />

wichtigsten deutschen Museen für Bildende<br />

Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts: Geplant<br />

und realisiert 1982 von Hans Hollein, einem<br />

der Superstars der Postmoderne, und<br />

ausgestattet mit Arbeiten von Joseph Beuys,<br />

Richard Serra, Andy Warhol, Sigmar Polke,<br />

Gerhard Richter, Martin Kippenberger,<br />

Markus Oehlen, Heinz Mack, Ulrich Rückriem<br />

und Gregor Schneider. Ebenfalls großartige,<br />

wenn auch viel ältere Kunstschätze<br />

birgt das Münster St. Vitus, 1974 von Papst<br />

Paul VI. in den Stand einer Basilica minor<br />

erhoben. Bedeutende Goldschmiedearbeiten<br />

finden sich hier ebenso wie wunderbare<br />

Handschriften, eine germanische Runentafel,<br />

ein Siegel des Albertus Magnus, und,<br />

aufbewahrt in einem vergoldeten Schrein,<br />

das Abendmahlstuch, das der Überlieferung<br />

zufolge auf dem Tisch des letzten Abendmahls<br />

gelegen hat.<br />

Zwei schöne Schlösser vervollständigen<br />

das Sightseeing in Mönchengladbach:<br />

Schloss Rheydt, das besterhaltene Renaissance-Schloss<br />

am Niederrhein, und Schloss<br />

Wickrath, ein Wasserschloss an der Niers<br />

inmitten einer romantischen Parkanlage.<br />

Und mit einer netten Gaststätte im selbst<br />

schon schlossartigen Wohngebäude des<br />

damaligen Gestütsleiters. Denn Essen und<br />

Trinken dürfen – bei aller Kultur – schließlich<br />

auch nicht zu kurz kommen.<br />

135


Münster<br />

Fahrrad<br />

St. Lambertikirche<br />

tour<br />

Historische Stadt mit jungem Gesicht: Münster<br />

Idyllische Plätze, modernes Stadtleben,<br />

grüne Oasen – in Münster gibt es viel<br />

zu entdecken. Münster ist eine weltoffene<br />

Stadt, die auf mehr als 1.200 Jahre<br />

Geschichte zurückblickt. Ob als Bischofssitz,<br />

Mitglied der Hanse oder Universitätsstadt<br />

– schon immer hat Münster für die<br />

Region und weit darüber hinaus eine<br />

wichtige Rolle gespielt. Doch mit einem<br />

hat es sich ins Buch der Weltgeschichte<br />

eingeschrieben: als Stadt des Westfälischen<br />

Friedens.<br />

Stadt des Friedens.<br />

Und der Fahrräder<br />

Es ist eines der wichtigsten Daten der<br />

Geschichte: Der 24. Oktober 1648, der<br />

offizielle Tag des Friedensschlusses, und<br />

Münster wird auf immer mit diesem<br />

Ereignis verbunden sein. Dass die Stadt aber<br />

genauso im Hier und Heute angekommen<br />

ist, beweist das liebste Verkehrsmittel der<br />

Münsteraner: das Fahrrad. 100.000 Leute<br />

radeln jeden Tag in der Stadt umher, und<br />

auf jeden Einwohner kommen gleich<br />

zwei Fahrräder.<br />

136 www.germany.travel


AKZM, Museum für zeitgenössische Kunst<br />

Wer also das richtige Münster-Gefühl<br />

erleben will, sollte sich aufs Fahrrad<br />

schwingen. Einzigartig in Europa ist der<br />

autofreie Ring um die Innenstadt, und<br />

die Radstation am Hauptbahnhof ist mit<br />

3.500 Stellplätzen die größte in Deutschland.<br />

Sie bietet einen Werkstattservice,<br />

einen Fahrradverleih und sogar eine<br />

Fahrradwaschanlage.<br />

Darf’s ein Viertel mehr sein?<br />

Münsters schöne Stadtquartiere<br />

Münster ist bis heute eine Stadt, die ihre<br />

Geschichte lebendig hält: Häuser, Kirchen<br />

und Plätze in der restaurierten Altstadt<br />

erzählen Geschichten aus den Jahrhunderten<br />

und schaffen eine historisch-verträumte<br />

Kulisse, die jeden Münster-Besuch zum<br />

Erlebnis macht.<br />

Besonders spürbar wird das in Münsters<br />

Innenstadt, beispielsweise am Prinzipalmarkt.<br />

Hier, in der unverwechselbaren<br />

Stadtkulisse zwischen Stadthausturm,<br />

Rathaus und Lambertikirche, eröffnen die<br />

Patrizierhäuser mit ihren mittelalterlichen<br />

Bogengängen eine Einkaufswelt von<br />

außergewöhnlichem Charme. Gleich<br />

nebenan lädt die Salzstraße, Münsters<br />

älteste Handelsstraße, mit ihren historischen<br />

und kulturellen Sehenswürdigkeiten<br />

zum Erkunden und Verweilen ein – allen<br />

voran die Barockinsel mit Erbdrostenhof,<br />

Dominikaner- und der Clemenskirche mit<br />

ihrem schönen Barockgarten. Wieder ein<br />

paar Schritte weiter folgt das Ludgeriviertel<br />

mit Restaurants, Kneipen und Cafés. Weiter<br />

geht’s zur Rothenburg, der gemütlichen<br />

Flaniermeile. Am nahe gelegenen Domplatz<br />

kommen Kunst- und Kulturinteressierte<br />

mit dem St.-Paulus-Dom, der Domschatzkammer<br />

und dem Westfälischen Landesmuseum<br />

für Kunst und Kulturgeschichte<br />

voll auf ihre Kosten.<br />

Die Mischung macht’s:<br />

Kreativität, Kunst, Kultur<br />

Das Kiepenkerlviertel schließlich ist ein<br />

ebenso außergewöhnliches wie attraktives<br />

Ziel in Münsters Altstadt. Hier vereinen sich<br />

Stadtgeschichte und Lifestyle, ebenso wie<br />

im Kuhviertel mit seinen verwinkelten<br />

Gassen. Hier, rund um die Überwasserkirche,<br />

ist Münster wohl noch am ursprünglichsten.<br />

Und nicht nur an lauen Sommerabenden<br />

empfiehlt sich ein Abstecher an den<br />

Kreativkai, Münsters Ausgehmeile am<br />

Stadthafen. In den alten Hafengebäuden<br />

und außergewöhnlichen Neubauten<br />

treffen Besucher beinahe rund um die<br />

Uhr auf eine aufregende Mischung aus<br />

Kunst und Kultur, Gastronomie und<br />

Szeneclubs – in stilvollem Ambiente und<br />

direkt am Wasser.<br />

Vielseitig, engagiert und mutig – so präsentiert<br />

sich die ganz eigene kulturelle<br />

Münster-Mischung. Was es auch sein darf,<br />

Schauspiel, Musik, Literatur oder bildende<br />

Kunst: Münster hat einfach alles. Wie überhaupt<br />

Münster alles hat, was eine Stadt<br />

liebenswert macht. Und dass Münster auch<br />

schon als „lebenswerteste Stadt der Welt“<br />

ausgezeichnet wurde, wundert niemanden<br />

mehr.<br />

137


Münster<br />

Prinzipalmarkt<br />

Seit etwa 1290 bilden die Zeilen aus Giebelhäusern mit Laubengängen<br />

den Prinzipalmarkt – die älteste Marktstraße und das Zentrum<br />

der Stadt. Shopping bei jedem Wetter – schon im Mittelalter war<br />

das unter den Arkaden am Prinzipalmarkt möglich. 48 Giebelhäuser<br />

mit dem berühmten Rathaus des „Westfälischen Friedens“, das<br />

Stadtweinhaus mit seiner Renaissancefassade, Bürgerhäuser und<br />

die Stadt- und Marktkirche St. Lamberti prägen den ehemaligen<br />

Hauptmarkt.<br />

Kunstmuseum Pablo Picasso<br />

Inmitten Münsters historischer Altstadt nahe der Rothenburg,<br />

umschlossen von den Münsterer Arkaden, ist im von 1784 bis 1788<br />

errichteten Druffel’schen Hof das Kunstmuseum Pablo Picasso<br />

Münster untergebracht, das erste und bisher einzige Picasso-Museum<br />

Deutschlands. Hinter denkmalgeschützten Fassaden beherbergt<br />

es mit über 800 Lithografien Pablo Picassos seit der Eröffnung 2000<br />

eine in ihrer Geschlossenheit weltweit einmalige Sammlung. Das<br />

Museum zeigt außerdem Wechselausstellungen zum Leben und<br />

Werk des Künstlers und seiner Zeitgenossen.<br />

Kuhviertel<br />

Das Kuhviertel mit seinen urigen Kneipen und Münsters ältester<br />

Brauerei ist als Gastronomie- und Kneipenviertel bekannt: eine<br />

quicklebendige Mischung aus Studentenkneipen, historischen<br />

Lokalen und gemütlichen, typisch westfälischen Restaurants. Traditionell<br />

wird hier in den meisten Kneipen Altbier und Altbierbowle<br />

angeboten. Nicht nur wenn es dunkel ist, auch tagsüber ist hier<br />

eine Menge los. Doch gibt es weitaus mehr als Gaumenfreuden<br />

aller Art: Vor allem für Kunst- und Antiquitätenliebhaber hat das<br />

Kuhviertel viel zu bieten. Galerien, Kunsthandlungen, Antiquariate<br />

und das jederzeit zugängliche öffentliche Bücherregal mit Büchern<br />

zum kostenfreien Entleihen geben dem Viertel sein spezielles Flair.<br />

Skulpturen im öffentlichen Raum<br />

Ob man sich als Kunstkenner bereits intensiv mit den Skulpturprojekten<br />

auseinandergesetzt hat oder wichtigen Exponenten<br />

der Gegenwartskunst in Münster zum ersten Mal begegnet, die<br />

Hintergründe zu den hiesigen Skulpturen überraschen, fesseln und<br />

begeistern. Die „Skulptur Projekte“ ist eine seit 1977 alle 10 Jahre<br />

stattfindende Skulpturenausstellung in Münster. Viele der Werke,<br />

darunter Arbeiten von Bruce Nauman, Claes Oldenburg und<br />

Donald Judd, sind nach der Ausstellung angekauft worden und<br />

inzwischen dauerhafter Bestandteil des Stadtbildes.<br />

138 www.germany.travel


Nürnberg<br />

Christkindlmarkt Liebfrauenkirche<br />

Macht und Pracht im Zeichen der Burg: Nürnberg<br />

Christkind<br />

heimat<br />

Handelsleute, Erfinder und Geleh<br />

rte: Sie machten Nürnberg im<br />

Mittelalter zu einer der prächtigsten<br />

<strong>Städte</strong> auf dem weiten Erdenrund.<br />

Unter dem Schutz der Burg erblühten<br />

Handwerk und Kunst, ein freier, neuer Geist<br />

beseelte die Stadt, und kaum sonstwo ließ<br />

es sich so gut leben – und reich werden.<br />

Ob das heute noch so ist, ist eine andere<br />

Frage. Aber gut leben lässt es sich hier<br />

nach wie vor, wie jeder Besucher schnell<br />

feststellen wird.<br />

Nürnbergs Museen. So typisch<br />

wie Bratwurst und Lebkuchen<br />

In keiner anderen deutschen Großstadt<br />

hatte sich der historische Stadtkern so<br />

unverändert erhalten wie in Nürnberg –<br />

bis zum Zweiten Weltkrieg, den nur zehn<br />

Prozent der Baumasse unbeschadet überstanden.<br />

Nürnberg entschied aber beim<br />

Wiederaufbau, die Struktur der Altstadt auf<br />

zeitgemäße Art zu bewahren, und ist damit<br />

eines der besten Beispiele für die gelungene<br />

Integration von Mittelalter und früher<br />

Neuzeit, von Wiederaufbau und Moderne.<br />

139


Nürnberg<br />

Dem kann in ganz außergewöhnlichen<br />

Museen begegnet werden; herausra -<br />

gend sind: Das Germanische Nationalmuseum<br />

– größtes kulturhistorisches Museum<br />

Deutschlands –, das Burgmuseum, die<br />

Kunsthalle, das Stadtmuseum im Fembohaus,<br />

und, typisch Nürnberg, Spielzeugmuseum,<br />

Eisenbahnmuseum und das<br />

Albrecht-Dürer-Haus.<br />

Handwerkskunst und<br />

gelehrte Freunde der Bratwurst<br />

Früh schon war Nürnberg ein Zentrum der<br />

Feinmechanik, und reiche Bürger konnten<br />

sich sogar tragbare Uhren leisten: Die<br />

berühmten „Nürnberger Eier“, die man um<br />

den Hals trug – fürs Handgelenk waren sie<br />

auch nicht filigran genug. Von dieser großen<br />

Tradition zeugt der Handwerkerhof, gleich<br />

gegenüber dem Hauptbahnhof. Durch seine<br />

Pforten gelangten früher Reisende in die<br />

Stadt, heute präsentiert sich hier eine bunte<br />

Mischung von alten und neuen Handwerkskünsten.<br />

Man kann den Handwerkern bei<br />

der Arbeit zuschauen und Souvenirs wie<br />

Blechspielzeug und Lederbörsen, aber<br />

natürlich auch die guten Nürnberger<br />

Lebkuchen erwerben. Und anschließend<br />

im „Bratwurstglöcklein”, benannt nach<br />

der ältesten Bratwurstküche, einige der<br />

berühmten Nürnberger Rostbratwürste<br />

verspeisen. So wie es schon Händler und<br />

Reisende aus aller Welt gemacht haben,<br />

aber auch Bürger, Handwerker, Künstler<br />

und Gelehrte aus der freien Reichsstadt,<br />

unter ihnen Peter Henlein, Hans Beheim,<br />

Albrecht Dürer oder Hans Sachs.<br />

Gestärkt kann man sich jetzt auf die<br />

historische Meile begeben, in Richtung<br />

Innenstadt, vorbei an den größten Sehenswürdigkeiten,<br />

ein Spaziergang kulturhistorischer<br />

Sonderklasse. Einige Stationen sind<br />

die Kirche St. Martha, deren Fenster zu den<br />

ältesten und ikonografisch wertvollsten<br />

überhaupt gehören, die Mauthalle, 1502<br />

vollendet, 84 Meter lang, 20 Meter breit,<br />

29 Meter hoch und damit der größte<br />

Salz- und Kornspeicher der Stadt, das<br />

Nassauer Haus, ein schönes Beispiel<br />

mittelalterlichen Wohnbaus, dann der<br />

Hauptmarkt mit dem Schönen Brunnen,<br />

der Frauenkirche und dem Rathaus.<br />

Und natürlich die Stadtbefestigung, 1455<br />

vollendet, und das Wahrzeichen der Stadt:<br />

die Burg, eine der gewaltigsten Festungen<br />

Europas.<br />

Wo das Christkind<br />

zu Hause ist<br />

Ob das Christkind ein Nürnberger ist,<br />

weiß man nicht, aber ganz sicher ist es<br />

hier zu Hause. Wenn traditionell am Freitag<br />

vor dem ersten Advent das Nürnberger<br />

Christkind von der Empore der Frauenkirche<br />

den weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt<br />

eröffnet, glänzen nicht nur<br />

Kinderaugen. Bis zum 24. Dezember<br />

erstrahlt die Altstadt dann im Glanz von<br />

Tausenden Lichtern und präsentiert sich<br />

im verführerischen Duft von Glühwein,<br />

Bratwürsten und Lebkuchen. In über 400<br />

Jahren hat der Weihnachtsmarkt nichts<br />

von seiner geradezu magischen Anziehungskraft<br />

verloren. Was im Übrigen nicht<br />

nur für den Weihnachtsmarkt gilt, sondern<br />

für die ganze Stadt.<br />

Dokumentationszentrum<br />

140 www.germany.travel


Vom Dampfross zum ICE:<br />

das Eisenbahnmuseum<br />

Das 1899 gegründete Deutsche-Bahn-Museum in Nürnberg ist das<br />

älteste Eisenbahnmuseum Deutschlands. Hier lassen sich Exponate<br />

aus über 160 Jahren Eisenbahngeschichte bewundern. So zum Beispiel<br />

verschiedene Lokomotiven wie die legendäre „Adler“, die erste<br />

Lokomotive überhaupt, die preußische G3, die bayerische Schnellzuglokomotive<br />

S2/6 oder der moderne ICE3: Meilensteine der Entwicklung<br />

– nicht nur der Bahn, sondern überhaupt der modernen Mobilität.<br />

Fasziniert und begeistert sind große und kleine Kinder von der<br />

1.000 m großen Eisenbahn-Erlebniswelt, die ihnen spielerisch und<br />

unterhaltsam das Thema Eisenbahn näher bringt.<br />

Zeugnis der Renaissance:<br />

das Albrecht-Dürer-Haus<br />

Das Albrecht-Dürer-Haus gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten<br />

der Stadt und vermittelt einen einzigartigen Einblick<br />

in das Leben des deutschen Renaissancekünstlers im 16. Jahrhundert<br />

Sein „Feldhase“ von 1502, die berühmteste seiner Naturstudien,<br />

hängt heute noch in vielen Wohnungen an der Wand, ebenso wie die<br />

„Gefalteten Hände“. Die Wohn- und Arbeitsstätte des Künstlers, der<br />

nicht nur Grafiker und Maler war, sondern auch mathematische und<br />

kunst-theoretische Studien erarbeitete, kann besichtigt werden. Das<br />

Anwesen ist zugleich ein einzigartiges Zeugnis für die bürgerliche<br />

Wohnkultur aus Nürnbergs Blütezeit.<br />

500 Jahre Kinderträume:<br />

die Spielzeugstadt<br />

Bereits im Mittelalter wurde in Nürnberg auf dem Weihnachtsmarkt<br />

mit Kinderspielzeug gehandelt, denn in der Stadt waren viele Puppenmacher<br />

ansässig. Zu einer Hochburg der Spielzeugfertigung<br />

entwickelte sich Nürnberg ab dem 16. Jahrhundert, als zahlreiche<br />

Handwerker auch Miniatur- und Spielgegenstände herstellten. Von<br />

den prächtigen Puppenhäusern sind noch heute einige im Spielzeugmuseum<br />

und im Germanischen Nationalmuseum zu bewundern.<br />

Weltgeltung erlangte die Stadt im 19. Jahrhundert mit ihrer industriellen<br />

Produktion von Spielwaren, und seit 1950 findet in Nürnberg<br />

jährlich die weltweit bedeutendste Spielwarenmesse statt.<br />

Das Dokumentationszentrum<br />

Reichsparteitagsgelände<br />

Das Dokumentationszentrum auf dem Reichsparteitagsgelände,<br />

wo von 1933 bis 1938 die Großaufmärsche der Nazipartei abgehalten<br />

wurden, vermittelt einen tiefen Einblick in das Wesen des Nationalsozialismus.<br />

Die Dauerausstellung „Faszination und Gewalt“<br />

beschäftigt sich mit den Ursachen und Folgen der nationalsozialistischen<br />

Gewaltherrschaft. Themen, die einen Bezug zu Nürnberg<br />

haben, werden dabei besonders berücksichtigt. Diesen Aspekt<br />

Nürnberger Geschichte zeigt aber auch das Museum „Memorium<br />

Nürnberger Prozesse“ im Schwurgerichtssaal 600 des Justizpalastes,<br />

wo 1946 den Hauptkriegsverbrechern der Prozess gemacht wurde.<br />

141


Erlangen<br />

Skulptur im Burgberggarten<br />

Barockideale<br />

Neue Heimat beim Markgrafen: Erlangen<br />

Nicht dass Erlangen, zusammen<br />

mit Nürnberg und Fürth so etwas<br />

wie die fränkische Dreistadt, den<br />

Anspruch erhöbe, kunst- und kulturhistorisch<br />

mit den ganz Großen mithalten zu<br />

wollen. Doch ist Erlangen stadtplanerisch<br />

etwas Besonderes, und die zwar schon lange<br />

zurückliegende, bis heute aber bereichernde<br />

Ansiedlung von Hugenotten machte die<br />

Stadt zu einem Zentrum ganz eigener<br />

Prägung.<br />

Erlangen und die Hugenotten<br />

Ein kurzer Blick zurück: Nach dem Dreißigjährigen<br />

Krieg war die Stadt praktisch<br />

unbewohnt. Die Situation änderte sich erst<br />

1685, als König Ludwig XIV. das Edikt von<br />

Nantes widerrief, das den calvinistischen<br />

Hugenotten Glaubensfreiheit gewährt<br />

hatte. Das löste eine Flüchtlingswelle<br />

Tausender Hugenotten aus, die Markgraf<br />

Christian Ernst zu nutzen wusste: Er<br />

gewährte ihnen Heimatrecht in Erlangen,<br />

um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.<br />

Die ersten Hugenotten erreichten Erlangen<br />

am 17. Mai 1686, mehrere Wellen folgten.<br />

Schnell war klar, dass Erlangen viel zu klein<br />

für alle war – und dass eine neue Siedlung<br />

notwendig war. Als Standort wurde das<br />

Gebiet südlich des alten Ortes gewählt,<br />

Oberbaumeister Johann Moritz Richter legte<br />

es als ideale barocke Planstadt an: Licht und<br />

Raum für 7.500 Familien, dazu Manufakturen,<br />

eine Kirche, zwei große Plätze. Und alles<br />

rechteckig und streng symmetrisch zur<br />

Hauptstraße.<br />

Der Bau begann am 14. Juli 1686 mit der<br />

Hugenottenkirche, bis heute eine Sehenswürdigkeit<br />

von Rang. 1700 dann kam<br />

der Beschluss, ein markgräfliches Schloss<br />

mit einem großen Park zu errichten. 1706<br />

vernichtete ein Feuer fast die gesamte<br />

ursprüngliche Altstadt – die Gelegenheit,<br />

den barocken Entwurf der Neustadt auf die<br />

Altstadt auszudehnen und so ein frühes<br />

Meisterstück städtebaulicher Gesamtkonzeption<br />

zu realisieren.<br />

Barocke Schönheiten.<br />

Und schöne Überraschungen<br />

Das Barock hat aber noch mehr hinter -<br />

lassen, zum Beispiel das Markgrafenthea -<br />

ter aus dem Jahre 1718, das älteste bespielte<br />

Barocktheater in Süddeutschland.<br />

Oder das Kunstpalais Erlangen, das seine<br />

Sammlung im barocken Palais Stutter -<br />

heim am Marktplatz präsentiert. Das zweite<br />

Kunstmuseum Erlangens befindet sich im<br />

Loewenich'schen Palais, direkt neben den<br />

neu errichteten Erlangen Arcaden. Und<br />

auch das Stadtmuseum im Altstädter<br />

Rathaus am Martin-Luther-Platz rechtfer -<br />

tigt schon für sich einen Abstecher nach<br />

Erlangen, unter anderem wegen der vorund<br />

frühgeschichtlichen und antiken<br />

Sammlungen. Wenn man es so betrachtet,<br />

bietet Erlangen überraschend viel – und<br />

ziemlich viel Überraschendes. Ganz abgesehen<br />

von seinen Filmfestivals, Tanzevents,<br />

den Comic-Tagen, dem Poetenfest und<br />

vielem mehr.<br />

142 www.germany.travel


Fürth<br />

Geschichtssinn<br />

Selbstvertrauen und Lebensfreude: Fürth<br />

Noch Nürnberg oder schon Fürth?<br />

Das weiß man nicht immer so<br />

genau. Die beiden <strong>Städte</strong> sind im<br />

Laufe der Zeit zusammengewachsen, und<br />

die Stadtzentren liegen nur etwa sieben<br />

Kilometer voneinander entfernt. Um so<br />

mehr empfiehlt sich ein Besuch in Fürth,<br />

einer Stadt von ganz eigener Geschichte,<br />

großem Selbstbewusstsein und freundlichgelassener<br />

Lebensart.<br />

Mehr als 1.000 Baudenkmäler<br />

Geradezu greifbar sind das Geschichtsbewusstsein<br />

und der Stolz der Fürther auf<br />

ihre hübsche Stadt. Nicht zu Unrecht, wie<br />

die historisch-gemütliche Altstadt beweist.<br />

Rund um den Gauklerbrunnen finden<br />

sich verschiedene, wunderbar gepflegte<br />

Ensembles aus dem 17. und 18. Jahrhundert;<br />

kein Haus gleicht hier dem anderen, Dachformen,<br />

Höhen, Stile und Fassadengestaltungen<br />

wechseln sich in munterer Folge<br />

ab. Um die Gustavstraße herum reiht sich<br />

eine Kneipe an die andere, und im Sommer<br />

scheint das Viertel ein einziger Biergarten<br />

zu sein. Allein in der Innenstadt liegen genau<br />

1.169 Baudenkmäler, eine Dichte, die mit die<br />

höchste in ganz Deutschland ist. Herausragend<br />

ist das Rathaus, das vom Stil her und<br />

mit seinem 55 Meter hohen viereckigen<br />

Turm, dem Wahrzeichen der Stadt, sehr an<br />

den Palazzo Vecchio in Florenz erinnert –<br />

auch das ein Hinweis, dass die Fürther nicht<br />

gerade unter falscher Bescheidenheit litten.<br />

Weiter prägen mehrere Straßenzüge mit<br />

geschlossener Bebauung des 19. und frühen<br />

20. Jahrhunderts das Bild der Innenstadt,<br />

zum Beispiel an der Hornschuchpromenade<br />

mit ihren schönen Wohnhäusern der Gründerzeit<br />

und des Jugendstils.<br />

Dampfradios, Flimmerkisten<br />

und schöne Erinnerungen<br />

Im neuen Stadtmuseum Fürth, benannt<br />

nach Ludwig Erhard, dem Vater des<br />

deutschen Wirtschaftswunders in den<br />

1950er Jahren und gebürtigem Fürther,<br />

bekommt man in einer spannenden Zeit-<br />

reise sozusagen die Zusammenfassung der<br />

über tausendjährigen Stadtgeschichte<br />

präsentiert. Dass Fürth auch ein Zentrum<br />

der Entwicklung von Radio und Fernsehen<br />

war, zeigt das Rundfunkmuseum: Zwölf<br />

Stationen schlagen den Bogen von den<br />

Vorläufern und Anfängen des Rundfunks in<br />

den 1920er Jahren über die Geschichte des<br />

Rundfunks und Fernsehens in der DDR bis<br />

hin zu Gegenwart und Zukunft audiovisueller<br />

Medien.<br />

Wer nun Erholung von der Bilderflut des<br />

Rundfunkmuseums sucht, ist im Stadtpark<br />

genau richtig. Anlässlich der Gartenschau<br />

„Grünen und Blühen“ im Jahr 1951 angelegt,<br />

ist er bis heute ein Gartendenkmal von<br />

bundesweiter Bedeutung. Der Treffpunkt<br />

für Verliebte und eine Oase der Ruhe, an<br />

die wohl jede Fürtherin und jeder Fürther<br />

schöne persönliche Erinnerungen hat.<br />

Schöne Erinnerungen: Das ist es auch, was<br />

jeder Besucher aus Fürth mitnimmt.<br />

Waagstraße in der Altstadt von Fürth<br />

143


Regensburg<br />

Dom<br />

Schnupftabakmuseum<br />

144 www.germany.travel


Die Stadt der Kaiser und Könige: Regensburg<br />

Altstadt<br />

königin<br />

Wer glaubt, eine mittelalterliche<br />

Stadt, die noch dazu von 2.000<br />

Jahren Geschichte geprägt ist,<br />

sei vielleicht ein bisschen verschlafen, der<br />

täuscht sich gewaltig: Regensburg ist alles<br />

andere als verstaubt. Das Welterbe wird hier<br />

nicht nur in der Geschichte der historischen<br />

Gebäude lebendig, sondern umso mehr<br />

dazwischen. Nicht nur als Stadt mit einer<br />

der deutschlandweit höchsten Kneipendichten<br />

lässt sich Regensburg gerne an anderen<br />

Großstädten messen.<br />

Späte Liebe und<br />

Weltkulturerbe für Millionen<br />

Spät erst entdeckten die Regensburger<br />

die Liebe zu ihrer Altstadt. Noch in den<br />

1960er Jahren gab es Pläne, den historischen<br />

Bestand abzureißen und an seiner Stelle<br />

eine neue Stadt zu errichten. Heute sind alle<br />

froh, dass es nicht dazu kam, und seit den<br />

1970er Jahren wird die Altstadt gehegt und<br />

gepflegt, wird das historische Erbe sorgfältig<br />

restauriert und bewahrt. Dass sich das lohnt,<br />

sehen jedes Jahr Millionen Besucher. Denn<br />

wie kaum in einer anderen Stadt Mitteleuropas<br />

bietet sich hier, wohin auch immer<br />

der Blick sich richtet, das fantastische Bild<br />

einer über 2.000-jährigen Stadtgeschichte.<br />

Regensburg besitzt 1.500 denkmalgeschützte<br />

Gebäude; 984 davon bilden das Ensemble<br />

„Altstadt mit Stadtamhof“, das 2006 von der<br />

UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet<br />

wurde. Die Steinerne Brücke, der Dom und<br />

der Krauterermarkt mit der Stiftskirche<br />

St. Johann, dem Domschatzmuseum, dem<br />

burgartigen Patrizierhaus an der Heuport<br />

und der historischen Adler-Apotheke zählen<br />

zu den wichtigsten Regensburger Baudenkmälern<br />

– sind aber nur ein kleiner Teil der<br />

herausragenden Sehenswürdigkeiten. Die<br />

Kirche St. Ulrich mit dem Diözesanmuseum,<br />

die ehemalige Dompropstei, Dachauplatz,<br />

Neupfarrplatz, Alter Kornmarkt, Kohlenmarkt<br />

und Zieroldsplatz, Rathausplatz<br />

und Haidplatz, die Porta Praetoria und die<br />

Geschlechtertürme sind weitere wunderbare<br />

Plätze, Ensembles und Bauwerke, die<br />

mit dem Wort „zauberhaft“ nur unzureichend<br />

beschrieben sind.<br />

Kunst, Kultur und Kneipen<br />

in malerischer Kulisse<br />

So großartig die Altstadt, so reichhaltig<br />

präsentiert sich das Regensburger Kulturleben.<br />

Hier vereinigen sich traditionelle und<br />

moderne Elemente mit Einflüssen aus aller<br />

Welt: Unter den zahllosen Theater- und<br />

Tanzveranstaltungen, Konzerten, Festen,<br />

Ausstellungen und anderen Kulturangeboten<br />

findet garantiert jeder sein Lieblingsprogramm.<br />

Von gehoben bis zünftig, von<br />

Klassik bis Volksmusik sind die Möglichkeiten<br />

grenzenlos, sei es in modern gestalteten<br />

In-Locations, in historischem Ambiente oder<br />

draußen auf den Plätzen. Und in den kleinen<br />

Straßen und Gassen der Altstadt laden<br />

unzählige Restaurants, Bars, Kneipen und<br />

Diskotheken ein, den Abend ausklingen zu<br />

lassen.<br />

Shopping ohne Ende. Und<br />

der beste Senf der Welt<br />

Regensburg verknüpft wie wenige <strong>Städte</strong><br />

historische Bausubstanz mit modernem<br />

Einkaufsambiente. Unzählige kleinere und<br />

größere Geschäfte bieten eine breite Palette<br />

verschiedenster Waren an: ob internationale<br />

Spezialitäten oder regionale Handwerkskunst,<br />

die erstklassige, wunderschöne<br />

Fußgängerzone in der Altstadt gibt den perfekten<br />

Rahmen für ausgiebiges Shopping.<br />

Aber auch abseits der Innenstadt lässt es<br />

sich in Regensburg hervorragend einkaufen:<br />

Nahezu jeder Stadtteil verfügt über mindestens<br />

ein großes Einkaufszentrum. Hier,<br />

besser aber in der Unteren Bachgasse in der<br />

Innenstadt, im wunderbaren Händlmaier-<br />

Geschäft, können Sie auch den berühmten<br />

süßen Hausmachersenf von Luise Händlmaier<br />

erwerben. Dass dies der beste Senf<br />

der Welt ist, steht – zumindest für die Fans<br />

dieser traditionsreichen Familienmarke –<br />

vollkommen außer Zweifel. Ebenso wenig<br />

wie die Tatsache, dass Regensburg das beste<br />

Reiseziel der Welt ist. Oder zumindest eines<br />

der besten.<br />

145


Regensburg<br />

Mittelalterliches Wunderwerk:<br />

die Steinerne Brücke<br />

Die der Donau zugewandte Altstadtseite von Regensburg ist von<br />

der Steinernen Brücke geprägt. Das mittelalterliche Bauwerk wurde<br />

Vorbild für viele andere Brückenbauten, so für die Prager Karlsbrücke.<br />

Von 1135 bis 1146 erbaut, ist sie die älteste, teilweise noch unverändert<br />

erhaltene Steinbogenbrücke Deutschlands. Nach ihrer Errichtung<br />

war das damalige „Achte Weltwunder“ mit 310 Metern Länge und<br />

sieben Metern Breite die weltweit größte ihrer Bauart und über<br />

800 Jahre lang der einzige steinerne Donauübergang zwischen<br />

Ulm und Wien. Kaiser Friedrich I. Barbarossa brach hier im Mai 1189<br />

mit seiner Streitmacht zum dritten Kreuzzug auf.<br />

Wo die Spatzen singen: der Dom<br />

Das himmlische Wahrzeichen und weithin sichtbarer Mittelpunkt<br />

der Stadt ist der Regensburger Dom, die Kathedrale St. Peter, der<br />

seine heutige Form zwischen 1260 und 1520 erhielt. Als überragendes<br />

Zeugnis der Gotik in Bayern prägte er über Jahrhunderte das<br />

Leben der Menschen. Beim Rundgang durch den Dom fallen neben<br />

vielen Kostbarkeiten besonders die fünf gotischen Ziboriumsaltäre<br />

auf, die sich als Besonderheiten im Dom erhalten haben, ebenso die<br />

Fenster aus der Zeit von 1220 bis 1370. Der Dom ist auch Heimat der<br />

Regensburger Domspatzen – der „Stradivari“ unter den Knabenchören<br />

– die hier ihren liturgischen Dienst bei der musikalischen<br />

Gestaltung der Gottesdienste verrichten.<br />

Gute Adressen: die Geschlechtertürme<br />

Besonders typisch für Regensburg sind die mittelalterlichen Patrizierburgen<br />

oder auch Geschlechtertürme – Zeichen von Wehrhaftigkeit,<br />

Wohlstand und Macht ihrer Bewohner. Die burg artigen Wohnhäuser<br />

der reichen Patrizierfamilien mit ihren hoch in den Himmel<br />

ragenden Türmen beherrschten das Stadtbild im Mittel alter – und<br />

auch heute sind sie unübersehbar. Der eindrucksvollste dieser Türme<br />

ist der um 1260 entstandene Goldene Turm mit seinen neun Stockwerken<br />

und einer Gesamthöhe von 50 Metern, der heute als Studentenwohnheim<br />

dient.<br />

Regensburger blaues Blut:<br />

Thurn und Taxis<br />

Nicht wegzudenken aus Regensburg ist die fürstliche Familie Thurn<br />

und Taxis. Neben der Basilika St. Emmeram liegt das Schloss, seit<br />

1812 die Residenz der Familie. Die alljährlichen Schlossfestspiele<br />

locken im Sommer weit über 30.000 Besucher nach Regensburg<br />

und machen es zu einem glanzvollen Mittelpunkt der Region. Die<br />

Geschichte der Fürsten Thurn und Taxis reicht bis ins 12. Jahrhundert<br />

zurück. Im Marstallmuseum können Kutschen, Tragsessel, Schlitten,<br />

Geschirre, Reitzubehör und Sättel betrachtet und interessante Eindrücke<br />

vom Transportwesen der letzten Jahrhunderte gewonnen<br />

werden. Teile des Schlosses können ebenfalls besichtigt werden.<br />

146 www.germany.travel


Let’s get in touch!<br />

Coburg erzählt Ihnen eine faszinierende Geschichte<br />

von berühmten Persönlichkeiten wie Martin Luther, von einem Kaiser und einem Zaren, von Königen und Fürsten, vom Coburger<br />

Prinzen Albert und seiner Gemahlin, der britischen Queen Victoria, vom Walzerkönig Strauß und vielen mehr. Wir führen Sie zu<br />

den romantischen Herzogsschlössern und bedeutenden Kunstschätzen Coburgs und zeigen Ihnen die schöne Umgebung dieser<br />

einmaligen deutschen Region. Coburg wird auch Sie berühren. Herzlich willkommen.<br />

www.coburg-tourist.de


Rostock<br />

Stadtsilhouette und Hafen<br />

Nord<br />

licht<br />

Backsteingotik und Hafenromantik: Rostock<br />

148 www.germany.travel


Das Stadtzentrum von Rostock hat<br />

ein maritimes Herz, den Stadt -<br />

hafen. Auch wenn sich nicht mehr<br />

so viele Seemänner wie früher an den Kais<br />

tummeln, so ist das Flair des Hafens in<br />

der Stadt immer noch unverwechselbar.<br />

Seit 1991 ist er beliebte Spaziermeile mit<br />

Gaststätten, Theatern und Einkaufsmöglichkeiten.<br />

Hier finden auch die großen<br />

Veranstaltungen statt, so die Hanse Sail,<br />

zu der sich im August Hunderte Traditionssegler<br />

und eine Millionen Besucher treffen.<br />

Backsteingotik und<br />

ein altes Wahrzeichen<br />

Rostocks Altstadt wird von den typischen,<br />

tiefrot leuchtenden Backsteingebäuden<br />

aus der Zeit der Hanse geprägt. Dazu zählt<br />

die Rostocker Stadtbefestigung, von der<br />

heute noch Teile erhalten sind, darunter<br />

ein Stück, das Wallenstein während des<br />

Dreißigjährigen Kriegs errichten ließ. Im<br />

Osten der Altstadt trifft man auf ein langes<br />

Stück Mauer in der Nähe der Petrikirche,<br />

und ganz in der Nähe steht noch ein Teil<br />

der Fischerbastion mit einigen histori schen<br />

Kanonen. Innerhalb der Stadtmauern<br />

liegen drei von einstmals vier monumentalen<br />

Stadtkirchen. Die größte ist die<br />

gotische Marienkirche im Stadtzentrum,<br />

und am Alten Markt – da, wo Rostock<br />

einstmals entstand – steht St. Petri. Von<br />

ihrem Turm hat man einen wunderbaren<br />

Blick auf Rostock und die Ostsee. Bedeutend<br />

sind auch das gotische Rathaus mit der<br />

nachträglich angefügten barocken Fassade,<br />

das spätgotische Hausbaumhaus und das<br />

neugotische Ständehaus. Ein besonders<br />

liebenswertes Wahrzeichen der Stadt ist<br />

der alte Leuchtturm in Warnemünde.<br />

Sehenswert: neue Architektur<br />

in historischem Umfeld<br />

Bemerkenswert sind einige Beispiele<br />

moderner und zeitgenössischer Architektur;<br />

so die bis 1959 unter Leitung des jungen<br />

Chefarchitekten der Stadt, Joachim Näther,<br />

ausgebaute Lange Straße oder die zwischen<br />

1966 und 1972 entstandenen experimentellen,<br />

gleichwohl das Stadtbild prägenden<br />

Hyparschalen-Bauwerke wie der Teepott in<br />

Warnemünde, das Kosmos in der Südstadt<br />

oder die Mehrzweckhalle in Lütten. Ende<br />

der 1990er Jahre entstand unter Leitung<br />

von Gerkan, Marg und Partner hinter<br />

der Fassade eines ehemaligen Hotels eine<br />

schicke Einkaufspassage; der dänische<br />

Architekt Henning Larsen entwarf die<br />

sachlich-modernen Gebäude des Max-<br />

Planck-Instituts am Stadthafen, und 2005<br />

realisierte der deutsch-amerikanische<br />

Stararchitekt Helmut Jahn den postmodernen<br />

Bau der Deutschen Med.<br />

Frischer Fisch und Schokolade.<br />

Und ein Ausflug nach Warnemünde<br />

Große Kirchen, schöne Giebelhäuser,<br />

Stadttore und imposante Speicher sind die<br />

romantische Begleitung für den Einkaufsbummel<br />

in Rostocks Stadtzentrum. Das<br />

einmalige Flair mit Zeugnissen von<br />

Backsteingotik, Renaissance, Barock und<br />

modernen Bauten gleicht einem Spaziergang<br />

durch die Architekturgeschichte. Vom<br />

Doberaner Platz bis zum Neuen Markt, vom<br />

Universitätsplatz bis zum Stadthafen sind<br />

unverwechselbare Fußgängerzonen wie die<br />

Kröpeliner Straße entstanden. Hier ist von<br />

frischem Fisch bis hin zu internationalen<br />

Spezialitäten auch gut schlemmen, und für<br />

Naschkatzen ist die Schokoladerie de Prie im<br />

Stadthafen ein ganz spezieller Tipp. Und<br />

schließlich locken auch im Szeneviertel der<br />

Kröpeliner-Tor-Vorstadt gemütliche Kneipen<br />

und Cafés mit lukullischen Leckerbissen.<br />

In Rostock lohnt es sich aber besonders, sich<br />

auch links und rechts der großen Straßen<br />

umzuschauen und viele kleine Geschäfte<br />

und Kneipen in Speichern und liebevoll<br />

restaurierten Bürgerhäusern zu entdecken.<br />

Dasselbe kann man auch auf einem Ausflug<br />

zum Seebad Warnemünde erleben: In alten<br />

Fischerhäusern laden heute kleine Läden,<br />

Cafés und Restaurants zu einer Pause<br />

ein, und der Alte Strom mit den schaukelnden<br />

Fischkuttern und Segelschiffen ist ein<br />

beschaulicher Platz zum Schauen, Bummeln<br />

und Schlemmen.<br />

Leuchtturm an der Ostseeküste<br />

149


Rostock<br />

Grünes Licht für ungetrübte<br />

Badefreuden: der Warnemünder Strand<br />

Der Strand gehört zu den Highlights des Ostseebades Rostock-Warnemünde.<br />

Der mit der „blauen Flagge“ (für gute Badewasserqualität)<br />

ausgezeichnete Strand erstreckt sich über eine Länge von rund<br />

15 Kilometern und ist an einigen Stellen über 100 Meter breit. Während<br />

in Warnemünde und Markgrafenheide der Strand feinsandig<br />

ist, findet man im Bereich Wilhelmshöhe und Diedrichshagen Naturstrand.<br />

Textilstrände, FKK-Strände und Hundestrände bieten jede<br />

Menge Platz für Spaß und Erholung. Und für Surfer gibt es zusätzlich<br />

einen eigenen Bereich für den Zugang zum Wasser.<br />

Das Meer ruft: Hafen<br />

und Ostseebad Warnemünde<br />

Schon der großartige Blick auf den Warnemünder Hafen mit dem<br />

regen Schiffsverkehr und den Segelregatten macht einen Ausflug<br />

in das schöne alte Ostseebad einzigartig. Hier ist der Heimathafen<br />

der eleganten AIDA-Traumschiffe, einer der modernsten und komfortabelsten<br />

Kreuzfahrtflotten weltweit. Vielleicht nicht ganz so<br />

komfortabel, aber umso aufregender ist eine Fahrt auf der „Stettin“:<br />

Der älteste Eisbrecher der Welt geht immer wieder in Warnemünde<br />

vor Anker, und wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, kann<br />

man auf dem altgedienten Veteranen als Gast in See stechen: ein<br />

maritimes Erlebnis für echte Seebären und -bärinnen.<br />

Es grünt so grün im IGA-Park<br />

Der Park der Internationalen Gartenausstellung Rostock beeindruckt<br />

nicht nur durch seine Größe. Dass viel Grün, farbenprächtige Blumen,<br />

Gewässer und Bäume den Park zieren, versteht sich von selbst, das<br />

Gelände verbirgt aber auch zahlreiche interessante Einrichtungen<br />

wie z. B. das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum, die maritime Freilichtausstellung<br />

oder auch das „Grüne Klassenzimmer“. Eine weitere<br />

Attraktion im Park ist der Weidendom aus Weidenruten und anderen<br />

Naturmaterialien, das größte „lebende Bauwerk“ der Welt.<br />

Hübsches Warnemünde:<br />

Vörreeg und Achtereeg<br />

Die Bebauung von Warnemünde beschränkte sich bis ins 19. Jahrhundert<br />

auf zwei Häuserreihen: Vörreeg (Vorderreihe) und Achtereeg<br />

(Hinterreihe), beide parallel zum „Alten Strom“ gelegen. Heute<br />

bezeichnet man die Vörreeg mit dem Straßennamen Am Strom, die<br />

Achtereeg heißt Alexandrinenstraße. Die Vörreeg eignet sich mit<br />

ihren Cafés, Lokalen, Eisdielen und Boutiquen hervorragend für<br />

entspannte Nachmittage und Abende. Wer es ruhiger und gediegener<br />

mag, wird Gefallen an der Alexandrinenstraße finden. Mit ihren<br />

vielen kleinen Fischer- und Kapitänshäusern hat sie sich zu einer<br />

beliebten Flaniermeile am Alten Strom entwickelt.<br />

150 www.germany.travel


Ruhrgebiet<br />

Red Dot Design Museum Essen<br />

Rollen<br />

wechsel<br />

Zwischen Kohle und Kultur. Der Wandel als Chance<br />

151


Ruhrgebiet<br />

Hafenszene in Duisburg<br />

Kaum eine Region hat so einen<br />

großen Imagewandel vollbracht,<br />

wie das Ruhrgebiet. In den 1960er<br />

Jahren noch Kohlehochburg und geprägt<br />

von Staub und Arbeit, ist es heute viel -<br />

mehr ein „Hochofen“ für Kultur, Kunst<br />

und Szenetreffs. 2010 wurde es erst zur<br />

Kulturhauptstadt Europas ernannt und<br />

machte in fünf Besucherzentren für Gäste<br />

aus aller Welt die Kultur des 21. Jahrhun -<br />

derts erst richtig spürbar: Bochum, der<br />

Festspielplatz Ruhr, Essen als kulturelles<br />

Energie zentrum und Flaggschiff für<br />

RUHR.2010, Dortmund, ein Ort für Kunst,<br />

Kreativität und neue Medien, Duisburg,<br />

Kulturhafen und Szenetreffpunkt, und<br />

Oberhausen, Entertainment am Puls<br />

der Zeit.<br />

Bochum – Ruhrmetropole zwischen<br />

Kohle und Kultur<br />

Bochum ist heute die Party- und Kulturmeile<br />

der ganzen Region. Vom Bergwerk zur Bühne<br />

– die Stadt mit den einst meisten Zeichen<br />

im Ruhrgebiet ist heute die mit den meisten<br />

Theatern. Eine quirlige Ruhrmetropole,<br />

keine Schönheit, aber mit Charakter, einem<br />

eigenen Charme und neuen, spannenden<br />

Perspektiven. Dass Bochum eine Stadt war,<br />

in der die Schornsteine rauchten und die<br />

Hochöfen glühten, will niemand verleugnen,<br />

und man ist auch stolz darauf. Das Deutsche<br />

Bergbau-Museum, das weltweit größte<br />

seiner Art, steht für diese Zeit. Über<br />

400.000 Besucher jährlich fahren hier erst<br />

unter Tage und dann hoch hinaus auf den<br />

Förderturm, der aus 63 Metern Höhe einen<br />

großartigen Blick über Bochum und den<br />

„Pott“ bietet. In den 1960er Jahren begann<br />

sich die Krise abzuzeichnen; der Kohlebergbau<br />

war plötzlich von gestern. Die ganze<br />

Region musste sich gleichsam über Nacht<br />

neu erfinden, und die Bochumer waren<br />

dabei besonders kreativ: Sie setzten auf<br />

die Karte Kultur und Bildung. Mit der<br />

Ruhr-Universität entstand eine der besten<br />

Hochschulen des Landes, und das Bochumer<br />

Schauspielhaus wurde unter Intendanten<br />

wie Peter Zadek, Claus Peymann und<br />

Leander Haußmann zu einer der innovativsten<br />

und radikalsten Bühnen Deutschlands.<br />

Internationale Großevents wie die Ruhr-<br />

Triennale, das Klavier-Festival Ruhr und<br />

die Ruhrfestspiele machen die Region zu<br />

einer der dichtesten Kulturlandschaften<br />

des ganzen Kontinents. Mit dem europäischen<br />

Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010<br />

wurde diese neue Identität so etwas wie<br />

das Markenzeichen der Stadt: Wandel<br />

durch Kultur und Kultur durch Wandel,<br />

Industrieanlagen als neue Bühnen an- und<br />

aufregender Kunst. Dass es aber nicht nur<br />

hohe Kunst sein muss, beweist der Erfolg<br />

des Musicals Starlight Express; seit 1988<br />

wollten sich schon zwölf Millionen Besucher<br />

dieses Spektakel nicht entgehen lassen.<br />

Eine lässige Studentenszene, sehenswerte<br />

Museen, hochkarätige Galerien und Bochum<br />

Total, eines der größten Rock- und Popfestivals<br />

Europas, sind Aspekte einer Stadt, die<br />

der Gast so vielleicht nicht erwartet hat. Zeit<br />

also, sich von Bochum angenehm überraschen<br />

zu lassen.<br />

Essen – Zeichen setzen und<br />

der Spaß am Neuen<br />

Die Aufbruchstimmung in der Stadt, den<br />

gewaltigen Wandel zum Dienstleistungs-,<br />

Wissens-, Design- und Medizinstandort<br />

kann man überall sehen, spüren und erleben.<br />

Modernes und Vergangenes, Geschichte<br />

und Geschichten zwischen Stahl und<br />

Romantik, alte Kunst und Kultur für morgen:<br />

keine Widersprüche, sondern Aspekte einer<br />

neuen Urbanität, die die Stadt zum<br />

selbstverständlichen Anziehungspunkt<br />

innerhalb der Metropole Ruhr macht.<br />

Früher Stahl und Eisen, heute Augen und<br />

Ohren für das Neue, Unkonventionelle, für<br />

Kunst im Raum und die Kunst der Selbstinszenierung.<br />

Beispielhaft zu erleben auf<br />

dem Kulturpfad: 372 blaue Steine weisen<br />

den Weg zu 82 „Stadtzeichen“, zu Architektur,<br />

Installationen, Lichtkunst, Skulpturen<br />

und Figuren – 82 Einladungen zum<br />

Schmunzeln, Staunen, Verweilen und<br />

Diskutieren. Vorbei geht es am Opernhaus,<br />

gebaut nach Plänen des großen Alvar Aalto,<br />

152 www.germany.travel


an der Kunsthochschule Folkwang, dem<br />

Grillo-Theater, dem Plakatmuseum und an<br />

der Lichtburg, dem größten Kinosaal und<br />

gleichzeitig ältesten noch bespielten Kino<br />

Deutschlands.<br />

In der City zeigt der Burgplatz mit Johanneskirche,<br />

Münster, Domschatzkammer,<br />

Bischofspalais und dem Blick auf Alte<br />

Synagoge und Friedenskirche ein sehenswertes<br />

Innenstadtensemble, und auf der<br />

Kettwiger Straße, 1958 die erste Fußgängerzone<br />

Deutschlands, ist Shopping in<br />

allen Facetten angesagt. Jedes Jahr zum<br />

Sommeranfang steigt das Kulturpfadfest,<br />

mit Musik, Theater, Tanz und Licht, und<br />

die Kettwiger Straße wird zur längsten<br />

Gourmetmeile im ganzen Land: „Essen ...<br />

verwöhnt“ ist ein einziger Angriff auf<br />

Diätpläne und gute Vorsätze.<br />

Essen bietet aber auch eine Insel der Ein -<br />

kehr und Besinnung, die eine intensive<br />

Kunstbegegnung der anderen Art garan -<br />

tiert. Der Domschatz des Essener Münsters<br />

birgt mit der Goldenen Madonna eines<br />

der bedeutendsten Kunstwerke des frühen<br />

Mittelalters überhaupt, das früheste<br />

vollplastische Marienbild der Welt. Die<br />

74 Zentimeter hohe Skulptur entstand vor<br />

über 1.000 Jahren, während der Regierungszeit<br />

der Essener Äbtissin Mathilde,<br />

geschnitzt wurde sie aus Pappelholz und<br />

vollständig überzogen mit feinem Goldblech.<br />

Die Augen von Mutter und Kind, die<br />

dem Betrachter gleich auffallen, sind aus<br />

leuchtend blauem Email gearbeitet. Zu<br />

besichtigen ist die Skulptur immer während<br />

der Öffnungszeiten der Kirche und bei<br />

freiem Eintritt.<br />

Eher weltliche Kultgegenstände finden<br />

sich dagegen im red dot design museum:<br />

Gemeinsam ist den höchst unterschiedlichen<br />

Exponaten ihr vorbildliches Design,<br />

für das sie mit dem international begehrten<br />

und anerkannten red dot award ausgezeichnet<br />

wurden. Das Museum zeigt die weltweit<br />

größte Ausstellung zeitgenössischen<br />

Designs: 1.000 Produkte aus aller Welt auf<br />

mehr als 4.000 m. Der Ausstellungsraum<br />

ist selbst ein Designerstück erster Güte:<br />

Norman Foster hat ihn gestaltet.<br />

Dortmund – Wo der Stahl kochte,<br />

schmeckt das Bier<br />

Harte Arbeit prägte die Dortmunder und<br />

ihre Stadt. Stahl, Kohle und Bier haben den<br />

Ruf Dortmunds in aller Welt begründet.<br />

Aber heute fahren keine Kumpel mehr in<br />

den Berg ein, und die Hochöfen sind längst<br />

erkaltet. Trotzdem sind die alten Zeiten<br />

lebendig geblieben, und die Industriemonumente<br />

von einst erfüllen neue Aufgaben: Sie<br />

sind Denkmal, Museum und Bühne zugleich.<br />

Die Stahlindustrie prägte die Entwicklung<br />

Dortmunds, doch hat die Stadt die Zeitenwende<br />

längst geschafft – in Wirtschaft,<br />

Freizeit und Kultur. Die Kultur ist Katalysator<br />

des neuen Dortmund, das heute für Musik,<br />

neue Lebenskulturen und die Förderung<br />

von Kunst und Kreativem steht. Sichtbar<br />

geworden ist das an der glänzenden Rolle,<br />

die Dortmund im Kulturhauptstadtjahr 2010<br />

spielte. Vergangenes in neuer Form zeigte<br />

dabei auch das „3D Erlebnis Stahlwerk“, das<br />

Highlight im Hoesch-Museum. Es versetzt<br />

den Besucher virtuell mitten in ein Stahlwerk<br />

von gigantischen Ausmaßen. Auch<br />

die 1992 stillgelegte Kokerei Hansa gibt<br />

auf dem Erlebnispfad „Natur und Technik“<br />

faszinierende Einblicke in die Geschichte der<br />

Schwerindustrie. Der Weg führt erst hoch<br />

hinaus auf den Kohlenturm und dann ins<br />

Herzstück der Kokerei, wo einst bei über<br />

1000 °C Steinkohle zu Koks gebacken wurde.<br />

Der besondere Reiz des Industriedenkmals<br />

besteht im engen Miteinander von neuer<br />

Architektur, alter Technik und der Natur, die<br />

sich hier ihre Lebensräume still und leise<br />

zurückerobert.<br />

Das Brauerei-Museum ist ein weiteres<br />

Stück Dortmunder Identität: Die Ausstellung<br />

im Maschinenhaus der Hansa-Brauerei<br />

von 1912 und der angrenzenden Maschinenhalle<br />

zeigt die Geschichte der Dortmunder<br />

Brauwirtschaft vom Mittelalter bis heute.<br />

Schwerpunkt dabei ist die Zeit der Industrialisierung<br />

im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere<br />

die 1950er bis 1970er Jahre, als<br />

Dortmund so etwas wie die „Bierhauptstadt“<br />

Europas war.<br />

Dass aber Dortmund mehr hat als Bier und<br />

Industriegeschichte, beweisen Opernhaus,<br />

Schauspielhaus, Kinder- und Jugendtheater,<br />

die neu errichtete Kinderoper, die Museen<br />

Ostwall und Adlerturm, die Dortmunder<br />

Philharmonie oder auch das domicil, die<br />

erste Adresse des Ruhrgebiets für Jazz,<br />

Weltmusik und Avantgarde. Und am Alten<br />

Markt, in der Krüger-Passage, am Westenhellweg<br />

im Herzen der Innenstadt, an der<br />

Kampstraße und im Brückstraßenviertel<br />

bieten Geschäfte jeder Art ungetrübtes<br />

Einkaufsvergnügen – von flippig bis nobel.<br />

Wer vom Shopping müde geworden ist,<br />

findet in den zahllosen Cafés, Restaurants<br />

und Kneipen der City immer ein gemütliches<br />

Plätzchen, um ein gepflegtes Dortmunder<br />

Bier zu nehmen.<br />

Duisburg – Wo das Ruhrgebiet anfängt<br />

oder endet<br />

Nur eine kurze Fahrt mit der S-Bahn ist es,<br />

und doch eine andere Welt: vom Süden, von<br />

Düsseldorf kommend, wo moderne<br />

Bürogebäude die Stadt illuminieren, nach<br />

Jahrhunderthalle Bochum<br />

153


Ruhrgebiet<br />

Galerie Ludwig in Oberhausen<br />

Duisburg, wo die Hochöfen der Stahlkü -<br />

chen die Szene in flackerndes Licht tauchen.<br />

So war es zumindest für Jahrzehnte, und so<br />

ist es das Klischee bis heute. Dass Klischees<br />

aber nicht immer stimmen, beweist Duisburg<br />

eindrucksvoll: eine Stadt, die vieles<br />

bietet und für Filmenthusiasten so etwas<br />

wie die gelobte Stadt darstellt.<br />

Schon die Innenstadt präsentiert sich mit<br />

lässigem Flair und beschwingter Leichtigkeit.<br />

Die Königstraße ist großzügig angelegte<br />

Flanier- und Shoppingmeile und zugleich<br />

Ausstellungsraum für fünf heitere Brunnenskulpturen<br />

von Künstlern des Kalibers<br />

Niki de Saint Phalle und André Volten. Gleich<br />

nebenan, am König-Heinrich-Platz, beim<br />

klassizistischen Säulenportal des Theaters<br />

und vis-à-vis dem altehrwürdigen Landgericht,<br />

fügt sich das moderne CityPalais<br />

harmonisch in seine Umgebung, und<br />

am Rathaus verweist die davorstehende<br />

Brunnenskulptur mit dem Abbild des<br />

berühmtesten Duisburgers, des großen<br />

Vermessers der Welt, Theologen und<br />

Mathematikers Gerhard Mercator, auf die<br />

lange Stadtgeschichte.<br />

Wie das ganze Ruhrgebiet, so hat auch<br />

Duisburg den Wandel als Chance begriffen<br />

– und sich als Kulturstadt einen Namen<br />

gemacht. Glanzlichter sind die „Duisburger<br />

Museums4“, das Theater Duisburg, die<br />

Deutsche Oper am Rhein und die Duisburger<br />

Philharmoniker, und auch Festivals wie<br />

die Duisburger Akzente und das Traumzeitfestival<br />

sind international etabliert. Es gibt<br />

so viel zu sehen – und das gilt besonders<br />

für die Filmszene: Das filmforum, eines der<br />

ersten Kommunalen Kinos überhaupt, birgt<br />

echte Perlen der Filmkunst. Darunter eine<br />

Kopie von George Méliès’ „Reise zum Mond“<br />

aus dem Jahr 1902 oder Sergej Eisensteins<br />

Meisterwerk „Panzerkreuzer Potemkin“,<br />

Werke der Brüder Lumière und über 60.000<br />

Filmplakate und Fotos. Der Duisburger<br />

Filmwoche, dem wichtigsten Festival für<br />

den deutschsprachigen Dokumentarfilm,<br />

bietet das Kino am Dellplatz den besten<br />

Rahmen. Für Kinogenuss steht auch das<br />

Stadtwerke-Sommerkino, das jährlich über<br />

30.000 Zuschauer zu filmischer Sommerfrische<br />

vor dem Hochofen im Landschaftspark<br />

Nord versammelt. Und wenn mit Ende<br />

jeder Vorstellung die Illuminationen des<br />

weltbekannten Lichtkünstlers Jonathan Park<br />

die nächtliche Kulisse des Hüttenwerks in<br />

ein bizarres Farbenmeer tauchen, ist die<br />

Grenze zur Magie ganz nahe.<br />

Oberhausen – Die Magie des zweiten Blicks<br />

Auf den ersten Blick vielleicht keine<br />

Traumdestination, sollte man Oberhausen<br />

dennoch nicht unterschätzen. Denn mit<br />

einem außergewöhnlichen Stadtentwicklungskonzept<br />

hat es sich innerhalb kurzer<br />

Zeit unter den touristischen Attraktionen<br />

des Ruhrgebiets etabliert: Der Strukturwandel<br />

wird hier sichtbar in großzügigen<br />

Freizeit- und Einkaufslandschaften, die<br />

zusammen mit einem niveauvollen Kulturangebot<br />

Oberhausen zu einer Überraschung<br />

der angenehmen Art machen.<br />

Was Oberhausen schon immer war: die<br />

Stadt der Internationalen Kurzfilmtage,<br />

dem mit zwei Wettbewerben, Kinder- und<br />

Jugendkino, Musikvideos und Retrospektiven<br />

wohl bedeutendsten Ereignis für den<br />

Kurzfilm weltweit. Als von ähnlichem Rang<br />

präsentiert sich die Ludwig Galerie in der<br />

klassizistischen Schlossanlage, gelegen in<br />

der malerischen Anlage des Kaisergartens<br />

und erste Adresse für bildende Kunst<br />

in Oberhausen.<br />

Besonders die Kinder haben Freude am<br />

Tiergarten mit Streichelzoo, Spielplätzen<br />

und Ponyreitbahn. Und natürlich in den<br />

abenteuerlichen Unterwasserwelten des<br />

Sea Life in der Neuen Mitte Oberhausen,<br />

wo auch das CentrO, Europas größtes<br />

Einkaufs- und Freizeitzentrum, wartet. Und<br />

abends geht’s auf die CentrO Promenade,<br />

Oberhausens Gastronomie meile, oder<br />

in den Schacht 1, die Top-Event location<br />

der Stadt.<br />

154 www.germany.travel


Revierkultur:<br />

Ruhrfestspiele Recklinghausen<br />

Während der Festspielzeit vom 1. Mai bis Mitte Juni verwandelt<br />

sich Recklinghausen in eine internationale Kulturmetropole. Die<br />

Ruhrfestspiele sind das älteste und zugleich eines der größten und<br />

renommiertesten Theaterfestivals Europas, ein Fest der Kreativität<br />

unter dem Motto „Qualität für alle“. Alljährlich stellt der Festspielleiter<br />

einen ausgewählten Autor bzw. ein Oberthema ins Zentrum<br />

der Spielzeit, und im und um das Ruhrfestspielhaus verbinden sich<br />

Inszenierungen namhafter Regisseure, Darbietungen preisgekrönter<br />

Schauspielgrößen sowie Aufführungen junger Theatertalente zu<br />

einem anspruchsvollen Gesamtkonzept.<br />

Zeichen des Wandels von Stadt<br />

und Revier: das Tetraeder in Bottrop<br />

Das Tetraeder ist ein Symbol für den Strukturwandel des Ruhrgebiets:<br />

eine kühne Stahlkonstruktion von 50 Metern Höhe, errichtet<br />

auf einer ehemaligen Abraumhalde. Frei geformte Treppen machen<br />

die Skulptur begehbar, und von den Aussichtsplattformen aus bietet<br />

sich ein fantastischer Blick über den Innenraum des Turmes und<br />

das Panorama der Stadtlandschaft entlang der Emscher. Mit der<br />

Pyramide wurde die Attraktivität der bereits weitgehend begrünten<br />

Halde als Freizeitpark noch gesteigert, und nachts, wenn die Spitze<br />

beleuchtet ist, ist sie ein weithin sichtbares, neues Wahrzeichen<br />

der früheren Bergarbeiterstadt Bottrop.<br />

Neue Horizonte:<br />

der Landschaftspark Hoheward<br />

Im Süden der <strong>Städte</strong> Herten und Recklinghausen erstreckt sich der<br />

Landschaftspark Hoheward. Mittelpunkt ist die Halde Hoheward,<br />

aufgeschüttet aus 180 Millionen Tonnen Berggestein. Zentrales<br />

Thema ist die Horizontastronomie: Das begehbare Observatorium<br />

hat einen Durchmesser von ca. 95 Metern, darüber erheben sich zwei<br />

riesige Metallbögen zu einer 45 Meter hohen Halbkugel, mit deren<br />

Hilfe man den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne beobachten<br />

kann. Weithin sichtbar, stellen sie bereits jetzt ein neues Wahrzeichen<br />

der Metropole Ruhr dar. Eine weitere Attraktion ist die Drachenbrücke,<br />

die Recklinghausen mit der Halde Hoheward verbindet.<br />

Circus maximus:<br />

die Veltins-Arena Gelsenkirchen<br />

Zu den Heimspielen des FC Schalke 04 pilgern 61.673 Besucher in<br />

die Veltins-Arena und verwandeln sie in das Festspielhaus des<br />

deutschen Fußballs. Doch nicht nur Fußball wird hier aufgeführt:<br />

Das modernste Stadion Deutschlands ist auch die stimmungsvollste<br />

Konzerthalle Europas und die größte Opernbühne der Welt, eine<br />

Multifunktionsarena der Superlative. Herausragend ist die Technik:<br />

Das herausfahrbare Rasenfeld, das verschließbare Dach, die verschiebbare<br />

Südtribüne und der überdimensionale Videowürfel mit<br />

einem Gewicht von 29 Tonnen unter dem Dach sind einige der<br />

technischen Highlights der Arena.<br />

155


Ruhrgebiet<br />

Sternenschau in Bochum:<br />

das Zeiss-Planetarium<br />

Das Zeiss-Planetarium Bochum wurde im Jahr 1964 errichtet und<br />

gehört seit dieser Zeit zu den modernsten Einrichtungen seiner Art<br />

weltweit. Ein zentraler Projektor wirft ein Bild des Sternenhimmels<br />

unter das Kuppeldach, sodass für die Betrachter ein realistischer<br />

Eindruck entsteht. Um den Projektionssaal herum befindet sich ein<br />

umlaufender Gang, in dem Dauer- und Wechselausstellungen untergebracht<br />

werden. Im Mai 2010 wurde das Planetarium nach einer<br />

viermonatigen Umbauphase neu eröffnet und ist seitdem das weltweit<br />

erste Planetarium mit Velvet-Full-Dome-Projektion.<br />

Ruhrgebietsidylle: die Siedlung<br />

Dahlhauser Heide in Bochum<br />

Die Bergarbeitersiedlung Dahlhauser Heide entstand zwischen<br />

1906 und 1915 als Musterkolonie für die Arbeiter der nahen<br />

Zeche Hannover. Im Volksmund auch „Kappeskolonie“ genannt,<br />

ist sie eine der schönsten Siedlungen im Ruhrgebiet; vom Hausarchitekten<br />

der Familie Krupp, Robert Schmoll, wurde sie als Gartenstadt<br />

konzipiert und ausgeführt. Erbaut wurden die Häuser in der<br />

Dahlhauser Heide zumeist nach demselben Prinzip: Während<br />

Wohnstube und Küche im Erdgeschoss lagen, führte die Treppe in<br />

das erste Geschoss zu zwei Schlafkammern. Zur Selbstversorgung<br />

verfügte jedes der Zweifamilienhäuser über einen Garten.<br />

Zwischen Zweck und Ästhetik:<br />

Bochums Jahrhunderthalle<br />

Mit ihrer luftigen Stahlkonstruktion gilt die Jahrhunderthalle<br />

Bochum als eines der ersten Beispiele für einen rein zweckbestimmten<br />

Ingenieurbau. Nach ihrem behutsamen Umbau ist sie zum<br />

Symbol für den gelungenen Grenzgang zwischen Tradition und<br />

Moderne geworden – und mithin zu einem Wahrzeichen des neuen<br />

Ruhrgebiets. Außen glänzt die historische Fassade mit neuen architektonischen<br />

Elementen, innen offenbaren sich die faszinierenden<br />

Möglichkeiten modernster Veranstaltungstechnik. Drei unterschiedlich<br />

große Hallen bieten Raum für Bankette, Präsentationen,<br />

Konzerte, großes Theater und kleine Experimente.<br />

Bier und Currywurst in Bochum:<br />

das Bermudadreieck<br />

Das Bermudadreieck im Zentrum von Bochum ist das größte und<br />

bekannteste Restaurant- und vor allem Kneipenviertel im Ruhrgebiet.<br />

Es beginnt etwa 200 Meter östlich vom Hauptbahnhof und<br />

ist die südliche Verlängerung der Fußgängerzone der Bochumer<br />

Innenstadt. Neben unzähligen kleinen Kneipen, viele davon mit<br />

Biergarten, gibt es auch etwa 30 Restaurants in völlig verschiedenen<br />

Preisklassen und Stilrichtungen. Getrunken wird vor allem Bier,<br />

aber auch Cocktails. Die Currywurst ist hier übrigens genauso gut<br />

wie in Berlin. Und gehört zu einem Abend im Bermudadreieck<br />

einfach dazu.<br />

156 www.germany.travel


Leuchtzeichen: das Dortmunder „U“<br />

Schon bei der Anfahrt auf Dortmund kommt einem das gewaltige<br />

„U“ als leuchtendes Wahrzeichen der Stadt am Horizont entgegen.<br />

Als „Dortmunder U“ ist das ehemalige Gär- und Lagerhochhaus<br />

der Union-Brauerei, in den Jahren 1926/27 als erstes „Hochhaus"<br />

entstanden, berühmt geworden. Auf dem Dach des denkmalgeschützten<br />

Industriegebäudes thront seit 1962 das vierfache – für<br />

jede Himmelsrichtung eines – und neun Meter hohe goldene „U“,<br />

das Firmenzeichen der Brauerei. Seit 2010 ist hier das neue Zentrum<br />

für Kunst, Kreativität und Wirtschaft zu Hause.<br />

Dortmunds Geschichte unter Tage:<br />

die Zeche Zollern<br />

Als Prestigeobjekt der größten Bergbaugesellschaft Dortmunds<br />

galt die Zeche Zollern bei ihrer Einweihung im Jahre 1898 als<br />

Musterzeche. Das 1966 stillgelegte Steinkohlebergwerk wurde<br />

1999 als Museum für Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrgebietes<br />

eröffnet. Dauer- und Sonderausstellungen in den restaurierten<br />

Tagesanlagen vermitteln Einblicke in die Arbeit eines Bergwerks<br />

um die Jahrhundertwende. Die Kohleverladestation, der ehemalige<br />

Zechenbahnhof und ein begehbares Fördergerüst gehören zu den<br />

Attraktionen. Wie Bergarbeiterfamilien lebten, erfahren Besucher<br />

in der Siedlung vor den Toren der Zeche.<br />

Dortmund – im Bann des runden<br />

Leders: die Deutsche Fußballroute<br />

Seit der Fertigstellung zur Weltmeisterschaft 1974 zählt das frühere<br />

Westfalenstadion – heute Signal Iduna Park und Heimspielstätte<br />

des BV Borussia Dortmund – zu den größten und schönsten Fuß -<br />

ball stadien Deutschlands. Unglaubliche Stimmung und immer<br />

proppenvoll – wer da rein will, sollte sich rechtzeitig um die Karten<br />

kümmern. Wenn das nicht klappen sollte, bleibt immer noch die<br />

Deutsche Fußballroute. Sie zeigt auf rund 550 Kilometer die wechselvolle<br />

Fußballgeschichte der letzten Jahrzehnte, wobei die<br />

bedeutendsten Elemente der Erlebniswelt Fußball mit touristisch<br />

attraktiven Reisezielen und kulturellen Highlights verknüpft werden.<br />

Auf Ihr Wohl:<br />

die Dortmunder Aktien-Brauerei<br />

1868 gründeten die Dortmunder Kaufleute Laurenz Fischer, Heinrich<br />

und Friedrich Mauritz zusammen mit dem Braumeister Heinrich<br />

Herberz die Bier-Brauerei-Herberz & Co.. Vier Jahre später wurde das<br />

Unternehmen in Dortmunder Aktien Brauerei umbenannt. Als eine<br />

von vormals vielen Braue reien der Bierstadt Dortmund verfolgte die<br />

Brauerei ab 1879 eine konsequente Exportstrategie. Das DAB-Bier, ab<br />

1881 vor allem als „Dortmunder Helles“ in untergäriger Brauweise<br />

hergestellt, wurde in die ganze Welt exportiert. Schon 1885 überstieg<br />

die Jahresproduktion 100.000 Hektoliter. Prost!<br />

157


Ruhrgebiet<br />

400 Kilometer Arbeiterdenkmal:<br />

Duisburgs Route der Industriekultur<br />

Hochöfen, Gasometer oder Fördertürme prägen bis heute das<br />

Gesicht des Ruhrgebiets – und Duisburgs. Sie sind Zeugen der<br />

150-jährigen industriellen Vergangenheit des Reviers, aber auch<br />

des längst vollzogenen Strukturwandels. Denn die alten, oft<br />

denkmalgeschützten Industriebauten sind keine Orte wehmütiger<br />

Erinnerung, sondern haben sich längst zu lebendigen Kulturräumen<br />

und attraktiven Veranstaltungsorten entwickelt. Das regionale<br />

Projekt Route der Industriekultur ist ein etwa 400 Kilometer langer<br />

Rundkurs durchs Ruhrgebiet, der an 52 herausragenden Zeugnissen<br />

der industriellen Vergangenheit und Gegenwart entlangführt.<br />

Aus alt mach neu:<br />

der Landschaftspark Duisburg-Nord<br />

Erholung, Erlebnis, Kultur und Spaß – kein Park kann abwechslungsreicher<br />

sein als der Landschaftspark Duisburg-Nord. Auf 200<br />

Hektar Industriebrache ist in den letzten Jahren ein Multifunktionspark<br />

der ganz neuen Dimension entstanden. Die ehemaligen,<br />

heute stillgelegten Industrieanlagen werden vielfältig genutzt: für<br />

Kultur- und Firmenveranstaltungen in alten Werkshallen beispielsweise,<br />

als Europas größtes künstliches Tauchzentrum im ehemaligen<br />

Gasometer, für alpine Klettergärten in Erzlagerbunkern, für einen<br />

Hochseilparcours in der ausgedienten Gießhalle und einen Aussichtsturm<br />

in einem erloschenen Hochofen.<br />

Europas Logistikzentrum:<br />

der Binnenhafen in Duisburg<br />

Der Innenhafen in Duisburg: nicht nur einer der bedeutendsten<br />

Binnenhäfen der Welt, sondern auch beliebtes Gastronomieund<br />

Ausflugsziel. Hier pulsiert das Leben, sowohl auf dem Wasser<br />

als auch zu Lande. Zu erleben von einer der zahlreichen Kneipen,<br />

Cafés und Bars aus oder bei einer Hafenrundfahrt. Ideal gelegen im<br />

Schnittpunkt der Ströme Rhein und Ruhr, bietet der Duisburger<br />

Hafen mit 22 Hafenbecken, 40 Kilometer Uferlänge und hervorragenden<br />

Anbindungen an die Verkehrsträger Wasser, Schiene und<br />

Straße die allerbesten Bedingungen zur Versorgung des gesamten<br />

europäischen Marktes mit allem, was man denn so braucht.<br />

Thermenlandschaft in Duisburgs<br />

Grünem: Revierpark Mattlerbusch<br />

Duisburg ist auch eine grüne Stadt. Wie grün, sieht man am<br />

Revierpark Mattlerbusch und dem angrenzenden Freizeitpark<br />

Hamborn. Hier, im Norden Duisburgs, wo die Niederrhein-Therme<br />

zu tiefgehender Entspannung einlädt, lassen sich im Grüngürtel<br />

des Mattlerbuschs seltene Blumen entdecken, und ein Feuchtbiotop<br />

schafft Lebensraum für ganz spezielle Pflanzen. Im und rund um das<br />

historische Hofgeviert des Mattlerhofes finden regelmäßig interessante<br />

Veranstaltungen verschiedener Richtungen statt, und der<br />

Reiterhof Mattlerbusch bietet darüber hinaus Ponyreiten und<br />

Planwagenfahrten durch die abwechslungsreiche Landschaft.<br />

158 www.germany.travel


Essens Monument des<br />

Industriezeitalters: die Zeche Zollverein<br />

Die 1932 in Anlehnung an den Bauhausstil errichtete Schacht -<br />

an lage ist 1986 als letzte Zeche in Essen stillgelegt worden. Die<br />

Zeche Zollverein war einst die größte und modernste Steinkohleförderan<br />

lage der Welt. 2001 hat die Zeche den Status des UNESCO-<br />

Welterbes erhalten und ist mit der riesigen Fördermaschine, der<br />

Wipperhalle, dem Wagenumlauf und Kesselhaus eines der weltweit<br />

bedeutendsten Industriedenkmäler. Ein guter Abschluss einer<br />

Besichtigung ist das „Casino Zollverein“: zeitgenössische Gastronomie<br />

in industriehis torischer Umgebung.<br />

Wohnen in Essens Grünem I:<br />

die Villa Hügel<br />

Die Villa Hügel, kostbar ausgestattet mit Gemälden, Gobelins,<br />

italienischen Kassettendecken und kunstvoll geschnitzten Holzt<br />

reppen, wurde von 1870 bis 1873 erbaut. Die schlossartige Resi denz<br />

zeugt nicht nur vom Reichtum der Industriellenfamilie Krupp,<br />

sondern auch von der wirtschaftlichen Bedeutung Essens im Zeitalter<br />

der Industrialisierung. Die Villa hat 269 Räume, 8.100 m² Wohn- und<br />

Nutzfläche und liegt in einem 28 Hektar großen Park in herausragender<br />

Lage über dem Ruhrtal und dem Baldeneysee. Die seit 1956<br />

stattfindenden Kunstausstellungen und Konzerte machten aus<br />

der Villa Hügel ein Kulturzentrum von internatio nalem Format.<br />

Wohnen in Essens Grünem II:<br />

die Gartenstadt Margarethenhöhe<br />

Die Arbeitersiedlung und Gartenstadt Margarethenhöhe mit der<br />

stattlichen Anzahl von 935 Gebäuden wurde benannt nach ihrer<br />

Stifterin, Margarethe Krupp. Die Margarethenhöhe galt schon<br />

während ihrer Entstehungszeit zwischen 1909 und 1930 als Paradebeispiel<br />

einer zweckmäßigen und zugleich menschenfreundlichen<br />

Siedlungsbauweise, und noch heute üben die Häuser, von denen<br />

kaum eines dem anderen gleicht, eine starke Anziehungskraft aus.<br />

Geschwungene Giebel und Laubengänge, Erker, Holzfensterläden<br />

und Natursteinsockel tragen zum liebenswerten Gesamteindruck<br />

dieser kleinen Stadt in der Stadt.<br />

Das Beste der Besten in Essen:<br />

Museum Folkwang<br />

Mit Übernahme der Sammlung des Mäzens Karl Ernst Osthaus wurde<br />

das Museum im Jahr 1922 gegründet. Seitdem hat das Museum<br />

Folkwang Weltruf erlangt, es gehört heute zu den bedeutendsten<br />

Museen mit herausragenden Sammlungen deutscher und französischer<br />

Malerei des 19. Jahrhunderts, der klassischen Moderne und der<br />

Kunst nach 1945. Zu den Exponaten gehören Meisterwerke etwa von<br />

van Gogh, Cézanne, Gauguin, Braque, Renoir, Monet, Munch, Turner,<br />

Picasso, Warhol, Pollock, Dalí und Baselitz. In der Fotografischen<br />

Sammlung des Museums wird die Geschichte der Fotografie anhand<br />

von mehr als 50.000 Exponaten seit den 1920er Jahren aufgezeigt.<br />

159


Ruhrgebiet<br />

Oberhausens alte Mitte: der Altmarkt<br />

Der von der neugotischen Hallenkirche Herz Jesu und von gut<br />

erhaltenen Bürgerhäusern der Jahrhundertwende umgebene<br />

Altmarkt in der Alt-Oberhausener Innenstadt ist Dreh- und Angelpunkt<br />

des städtischen Marktgeschehens. Von montags bis samstags<br />

findet hier zwischen 8.00 und 14.00 Uhr rund um die Friedenssäule<br />

der Wochenmarkt statt. Er garantiert einen appetitanregenden<br />

Einkaufsbummel auf der Suche nach Zutaten der heimischen und<br />

südländischen Küche. Wie überhaupt die Umgebung des Altmarkts<br />

ein hübsches Quartier zum Bummeln ist.<br />

Wo die Stahlkocher wohnten:<br />

Oberhausens Siedlung Eisenheim<br />

Im Museum Eisenheim, eingerichtet im ehemaligen Waschhaus der<br />

ältesten Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets, informiert eine Dauerausstellung<br />

in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Industriemuseum<br />

eindrucksvoll über die Gründung und Entwicklung der Siedlung<br />

Eisenheim, über das Leben und die harte Arbeit ihrer Bewohner.<br />

Zudem bieten die Straßenzüge um die 39 noch original erhaltenen<br />

Doppelhäuser einen Einblick in den damaligen Alltag der Stahlkocher<br />

im Ruhrgebiet.<br />

Besuchermagnet im Revier:<br />

Neue Mitte Oberhausen und CentrO<br />

In großzügiger postmoderner Architektur, in einer gelungenen Konstruktion<br />

aus Stahl, Glas und Messing, freuen sich über 200 Einzelhandelsgeschäfte<br />

auf 70.000 m über Millionen Besucher. Und die<br />

Besucher freuen sich über die vielen Attraktionen rund um das<br />

CentrO: die König-Pilsener-Arena, den Freizeitpark, das Multiplex-<br />

Kino, des Sea Life Wasserwelt, die Modellbahnwelt, den Freizeithafen,<br />

das Musical-Theater Metronom oder das Erlebnisbad AQUApark. Die<br />

Neue Mitte war eines der ehrgeizigsten städtischen Entwicklungsprojekte<br />

der letzten Jahrzehnte – und ist außerdem eines der<br />

gelungensten.<br />

Gigant aus Stahl:<br />

der Gasometer Oberhausen<br />

Der Gasometer zwischen Rhein-Herne-Kanal und dem Einkaufsund<br />

Erlebniszentrum CentrO ist zugleich Wahrzeichen der Stadt und<br />

Symbol für den Strukturwandel des Ruhrgebiets. Der 1929 erbaute<br />

ehemalige Kokereigasspeicher ist heute wohl eine der außergewöhnlichsten<br />

Ausstellungshallen Europas. Auch der Gasometer selbst ist<br />

immer wieder ein Ereignis: Das Innere des Stahlgiganten bietet ein<br />

einzigartiges Raumerlebnis, das sieben- bis achtfache Echo lässt den<br />

Besucher beeindruckt staunen. Ein Panoramaaufzug im Inneren<br />

fährt bis unter die Kuppel, und vom Dach aus liegt dem Besucher<br />

anschließend das gesamte westliche Ruhrgebiet zu Füßen.<br />

160 www.germany.travel


Trier<br />

Porta Nigra<br />

Antiken<br />

spiel<br />

Römer, Wein und gutes Leben: Trier<br />

161


Trier<br />

Trier, als Augusta Treverorum 16 vor<br />

Christus unter Kaiser Augustus<br />

gegründet, ist nicht nur als älteste<br />

Stadt Deutschlands bekannt, sondern auch<br />

als bedeutendes Zentrum antiker Baudenkmäler<br />

und Kunstschätze. Der gigantische<br />

Bauwille, mit dem die Römer diese Stadt<br />

geprägt haben, zeigt sich schon alleine beim<br />

Anblick der Porta Nigra, dem am besten<br />

erhaltenen Stadttor der antiken Welt und<br />

heutigem Wahrzeichen der Moselmetropole.<br />

Von den Römern bis heute:<br />

2.000 Jahre große Geschichte<br />

Trier hat viele Gesichter – kein Wunder bei<br />

einer Stadt mit über 2.000-jähriger Historie.<br />

Augusta Treverorum oder Novaesium,<br />

Trier oder Neuss – welches nun wirklich<br />

die älteste Stadt Deutschlands ist, soll hier<br />

offengelassen werden. Fest steht aber, dass<br />

Trier schon von den Römern in den Rang<br />

einer Stadt – im Gegensatz zur Siedlung –<br />

erhoben wurde. Römische Kaiser, später<br />

Bischöfe, Kurfürsten und Bürger haben<br />

der Stadt ihr Gesicht gegeben; Baudenkmäler<br />

von Weltrang – viele davon seit 1986<br />

Teil des UNESCO-Weltkulturerbes – und<br />

Kunst schätze sind erhalten geblieben<br />

und erzählen ihre bewegte Geschichte. Die<br />

Porta Nigra, das Amphitheater oder die<br />

berühmten Kaiserthermen, in denen es<br />

sich die Römer gut gehen ließen, die Relikte<br />

der Barbarathermen aus dem 2. Jahrhundert<br />

und die ebenso alte Römerbrücke, heute<br />

noch als wichtige Verkehrsverbindung<br />

genutzt, zeugen von der großzügigen<br />

Anlage der Stadt durch die Römer.<br />

Mittelalter vom Besten. Und ein<br />

Denker, der die Welt veränderte<br />

Aber auch die mittelalterlichen Baudenkmäler<br />

wie der Trierer Dom St. Peter, der<br />

älteste Deutschlands, oder, mit dem Dom<br />

durch einen Kreuzgang verbunden, die<br />

Liebfrauenkirche, erbaut zwischen 1227 und<br />

1243 im frühesten gotischen Stil, hinterlassen<br />

einen tiefen Eindruck bei jedem, der<br />

ein Auge für kulturhistorische Schätze<br />

hat. Der mittelalterliche Hauptmarkt mit<br />

Steipe, Rotem Haus, St. Gangolf, Markt -<br />

kreuz, Petrusbrunnen und der naheliegenden<br />

Judengasse, die Benediktinerabtei<br />

St. Matthias und die wehrhaften Wohntürme<br />

wie der Frankenturm oder der Turm<br />

Jerusalem sind weitere Stationen auf<br />

einem Spaziergang durch das alte Trier.<br />

Eine gute Gelegenheit auch, das beeindruckende<br />

Stadtmodell im Stadtmuseum<br />

Simeon stift zu bewundern oder im Rheinischen<br />

Landesmuseum das Neumagener<br />

Weinschiff, antike Fundstücke und Mosaikfuß<br />

böden zu betrachten. Und auch wenn<br />

seine Fangemeinde überschaubar gewor -<br />

den ist: Karl Marx war einer der größten<br />

deutschen Denker und Philosophen, und<br />

das Karl-Marx-Haus, sein Geburtshaus, ist<br />

in jedem Falle einen Besuch wert.<br />

Das Gelobte Land für<br />

Weinkenner und Feinschmecker<br />

So viel Geist und Geschichte, und doch<br />

ist Trier mit der Fachhochschule und der<br />

Universität eine durch und durch junge<br />

und lebendige Stadt, eine wunderbare,<br />

lebens- und liebenswerte Verschmelzung<br />

von beeindruckender Vergangenheit und<br />

pulsierender Gegenwart. Überall in der<br />

Stadt bieten sich Geschäfte, Cafés, Kneipen<br />

und Bistros zum Bummeln und Verweilen<br />

an. In Kultureinrichtungen und Szeneclubs<br />

wird ein vielfältiger Mix aus Musik,<br />

Kleinkunst und Unterhaltung geboten,<br />

und natürlich spürt der Gast auch in Trier<br />

die Nähe zum französischen Nachbarn.<br />

Vor allem dann, wenn es um den guten<br />

Geschmack geht. Eine ganze Reihe<br />

vorzüglich bewerteter Restaurants in der<br />

Stadt und vor ihren Toren bieten kulinarische<br />

Köstlichkeiten, die keinen Vergleich<br />

zu scheuen brauchen. Große Weine von<br />

Mosel, Saar und Ruwer spielen dabei<br />

natürlich eine wichtige Rolle, und die<br />

Winzer der Region begeistern bei zahlreichen<br />

Stadt- und Weinfesten. Jährliches<br />

Highlight ist das einen Monat währende<br />

Wein- & Gourmetfestival. Hier werden in<br />

der regionalen Gastronomie und in<br />

ausgewählten Locations geschmackliche<br />

Höchstleistungen geboten – ein guter<br />

Grund, sich einfach mal einen ganzen<br />

Monat in Trier zu gönnen.<br />

Marktplatz<br />

162 www.germany.travel


Weltbekanntes Wahrzeichen:<br />

die Porta Nigra<br />

Erst Stadttor, dann Kirche und jetzt Denkmal: Die Porta Nigra, das<br />

„Schwarze Tor“, ist das größte und besterhaltene römische Stadttor<br />

nördlich der Alpen und heute Wahrzeichen der Stadt. Wie bei vielen<br />

historischen Denkmälern sieht man aber auch hier: So richtig fertig<br />

sind die Baumeister von damals nicht geworden, was in Anbetracht<br />

der damaligen technischen Möglichkeiten aber auch kein Wunder<br />

ist. Tiefes Eintauchen in die Geschichte des Tores ermöglicht ein<br />

lebensechter Zenturio in seiner Paraderüstung bei der Erlebnisführung<br />

„Das Geheimnis der Porta Nigra“.<br />

Zustände wie im alten Rom:<br />

Brot & Spiele<br />

Wo schon vor 1.800 Jahren römische Gladiatoren kämpften, bietet „Herkules<br />

und die Königin der Amazonen“ im Amphitheater ein mitreißendes<br />

Spektakel nach historischen Quellen. Denn im September steht Trier<br />

wieder ganz im Zeichen von „Brot & Spiele“: Ein Festprogramm, in dem<br />

das antike Rom wieder aufersteht. Mythologie und Astronomie werden<br />

ebenso präsentiert wie Handwerkskunst, das Alltagsleben oder exerzierende<br />

Legionäre – römisches Leben in allen Facetten. Die Tavernenwelt<br />

lädt ein zum Entspannen und Genießen – natürlich mit „echt“ römischen<br />

Speisen. Und für junge Gäste gibt’s Bogenschießen, Münzprägen,<br />

Kettenhemd-Anprobe und die Schmuckwerkstatt zum Selbermachen.<br />

Wellness der Antike: die Kaiserthermen<br />

Die eindrucksvolle Ruine der Kaiserthermen, die verschütteten<br />

Räume und die Mauern der Vorgängerbauten gehören zu den wichtigsten<br />

bisher bekannt gewordenen Bauten der Stadt. Noch heute<br />

kann man in den Thermen ober- und unterirdisch hautnah Geschichte<br />

fühlen und erleben. Die Mauern des Warmbades, des Caldariums,<br />

gehören zu Recht zu den städtischen Wahrzeichen. Die Kaiser- und<br />

Barbarathermen gehörten nach den Anlagen in Rom einst zu den<br />

größten Badeanlagen des Römischen Reiches. Bei einer Erlebnisführung<br />

„Verrat in den Thermen“ erlebt der Besucher eine fast<br />

vergessene Epoche in einer spannenden Zeitreise.<br />

Alternativ und innovativ:<br />

das Kulturzentrum TUFA<br />

Die Tuchfabrik, kurz TUFA, ist ein regionales Kulturzentrum und Kleinkunstbühne<br />

in der ehemaligen Tuchfabrik Weber. Im Verein Kulturwerkstatt<br />

schlossen sich Gruppen, Bands, Ensembles und Einzelkünstler,<br />

die weder Proberäume noch Ausstellungs- und Aufführungssäle<br />

zur Verfügung hatten, zusammen. Der Träger Tufa e. V. ist der<br />

Dachverband von mittlerweile 25 Einzelvereinen, die die gesamte<br />

Bandbreite der Kultur repräsentieren, ergänzt das Programm durch<br />

eigene Veranstaltungen, hauptsächlich aus dem Bereich Kleinkunst.<br />

Durch diese Zusammenarbeit sind die Themen der angebotenen Veranstaltungen,<br />

Kurse und Workshops besonders abwechslungsreich.<br />

163


Ulm<br />

Rathaus<br />

In die Höhe strebend und gleich doppelt gut: Ulm<br />

Himmels<br />

stürmer<br />

Seit 1810 gibt es Ulm gleich zweimal:<br />

als Ulm und als Neu-Ulm. In einem<br />

Vertrag wurde geregelt, dass Ulm<br />

zu Württemberg kam, die am rechten<br />

Donauufer liegenden Stadtteile aber bei<br />

Bayern blieben. Für den Gast bedeutet das<br />

einen doppelten Grund, Ulm zu besuchen:<br />

die pulsierende Großstadt mit dem Ulmer<br />

Münster und der historischen Innenstadt<br />

einerseits, die freundliche Mittelstadt mit<br />

dem wuchtigen Wasserturm, der alten<br />

Bundesfestung und einigen urigen Brauhäusern<br />

andererseits.<br />

Der Finger Gottes und<br />

eine himmlische Uhr<br />

Natürlich – das Ulmer Münster, der „Finger<br />

Gottes“ mit dem höchsten Kirchturm der<br />

Welt, ist das alles beherrschende Bauwerk<br />

der Doppelstadt. Und der Münsterplatz, in<br />

164 www.germany.travel


Kunsthalle Weishaupt<br />

seiner großartigen Verbindung von Historie<br />

und zukunftsweisender Architektur, ist<br />

ein unglaublich spannender Stadtplatz.<br />

Aber ohne Frage ist Ulm mehr als Münster<br />

und Münsterplatz. Spürbar wird das schon,<br />

wenn man nur einige Schritte weiter auf<br />

das wunderschöne Rathaus trifft: Der älteste<br />

Teil entstand 1370 als Kaufhaus, 1419 wird es<br />

erstmals als Rathaus bezeichnet, und um<br />

1520 wurde die reich verzierte astronomische<br />

Uhr angebracht.<br />

Pioniere: Einstein und<br />

der Schneider von Ulm<br />

Im Treppenhaus des Rathauses kann<br />

man den Nachbau des Fluggerätes von<br />

Albrecht Ludwig Berblinger, dem legendä -<br />

ren „Schneider von Ulm“, bewundern.<br />

Leider waren seine Flugversuche vor 200<br />

Jahren nicht von Erfolg gekrönt: Am entscheidenden<br />

Tag wollten sich keine günstigen<br />

Winde einstellen, und der „Flug“<br />

endete in den Fluten der Donau. Dennoch<br />

schätzt man ihn bis heute als tüchtigen<br />

Mann, und dass die Ulmer gerne in neue<br />

Dimensionen vorstoßen, zumindest im<br />

Geiste, daran erinnert auch die Tatsache,<br />

dass Albert Einstein in Ulm geboren ist.<br />

Ein Rundgang führt weiter über den Weinhof,<br />

fast 500 Jahre lang ein bedeutendes<br />

Handelshaus, über das uralte Steinhaus,<br />

die romanische Nikolauskapelle von etwa<br />

1220 bis zum „Schwörhaus“ aus dem 17.<br />

Jahr hundert. Jährlich am „Schwörmontag“,<br />

dem Ulmer Feiertag, erneuert der Oberbürgermeister<br />

auf dem Balkon den Eid<br />

auf die Stadtverfassung, so wie es im<br />

Großen Schwörbrief von 1397 festgelegt<br />

ist. Spannend ist auch ein Gang durch<br />

das Ulmer Museum. Die archäologische<br />

Sammlung weist mit dem „Löwenmenschen“<br />

die mit ca. 30.000 Jahren älteste<br />

Tier-Mensch-Plastik der Welt auf und beherbergt<br />

– neben anderem – eine Sammlung<br />

wichtiger Werke europäischer und<br />

amerikanischer Kunst nach 1945.<br />

Von dicken Metzgern und<br />

Gebieten zum Versumpfen<br />

Auffällig im Stadtbild sind zudem zwei<br />

Türme aus der alten Stadtbefestigung: der<br />

Gänseturm und der Metzgerturm, 1345<br />

erbaut, besser bekannt als der Schiefe Turm<br />

von Ulm. Auch dahinter steckt eine typisch<br />

Ulmer Anekdote: Danach hat der Turm<br />

seinen Namen von den Metzgern, die ihre<br />

Wurst mit Sägespänen streckten. Als die<br />

Bürger das erkannten, sperrten sie die<br />

Übeltäter in den Turm. Als sich die wohlbeleibten<br />

Metzger beim Eintreten des<br />

zornigen Bürgermeisters aus Angst in<br />

einer Ecke zusammendrängten, soll sich<br />

der Turm geneigt haben ... Tatsächlich aber<br />

ist der Turm schief, weil der Untergrund<br />

ehemaliges Sumpfgebiet ist.<br />

Nicht gleich versumpfen muss man<br />

hingegen in den vielen Biergärten in Ulm<br />

und Neu-Ulm, die teilweise selbst noch<br />

brauen. Gelegenheit dazu hätte man aber,<br />

beispielsweise in den Gartenlokalen der<br />

Friedrichsau. Die seit 1811 bestehende<br />

Parkanlage an der Donau ist die größte<br />

Grünfläche in Ulm und Neu-Ulm. Auch der<br />

Glacis-Park in Neu-Ulm mit Relikten der<br />

ehemaligen Bundesfestung, der Botanische<br />

Garten an der Universität und weitere<br />

kleine, hübsche Grünanlagen laden zum<br />

Entspannen ein. Dass aber ein Besuch in<br />

Ulm und Neu-Ulm immer entspannend<br />

ist, merkt man eigentlich überall in dieser<br />

wunderbaren Stadt.<br />

165


Ulm<br />

Wolkenkratzer: das Ulmer Münster<br />

Seit Jahrhunderten prägt das gewaltige gotische Münster die<br />

Stadt und die Region, es ist im In- und Ausland geradezu ein Synonym<br />

für Ulm. Diese im wahrsten Sinne des Wortes überragende<br />

Bedeutung verdankt es vor allem dem „Finger Gottes“, dem mit fast<br />

162 Metern höchsten Kirchturm der Welt. Das architektonische<br />

Kunstwerk korrespondiert mit berühmten Werken der bildenden<br />

Kunst. Weltruf genießt das Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert<br />

von J. Syrlin, besonders die Wangenbüsten sind als Meisterwerke in<br />

die Kunstgeschichte eingegangen.<br />

Wo Ulm einst gegründet wurde:<br />

Fischer- und Gerberviertel<br />

Idyllisch am Zusammenfluss von Blau und Donau gelegen, ist das<br />

im Mittelalter vorwiegend von Handwerkern besiedelte Fischerviertel<br />

das bedeutendste Altstadtensemble der Stadt, hier schlägt das<br />

Ulmer Herz. Hier wurde um 800 der fränkische Königshof errichtet,<br />

aus dem sich 854 die erstmals erwähnte Königspfalz Ulm entwickelte.<br />

Mit seinen alten Gassen, verwinkelten Durchgängen, Fachwerkhäusern,<br />

Brücken und Stegen vermittelt das Fischerviertel einen<br />

Eindruck mittelalterlichen Lebens. Entlang der Arme der Blau liegt<br />

eine Vielzahl historischer Gebäude und Bauten aus der Geschichte<br />

der Donaustadt.<br />

Visionäre Stadtplanung in<br />

Ulms Neuer Mitte<br />

Die Neubauten der „Neuen Mitte“ zwischen Münsterplatz und<br />

Rathaus, wie das wunderbare Stadthaus des Architekten Richard<br />

Meier, das „Haus der Sinne“ und das Sparkassen-Gebäude, beide<br />

von Stephan Braunfels, die Kunsthalle Weishaupt des Architekten<br />

Wolfram Wöhr, die als „gläserne Pyramide“ errichtete Stadtbibliothek<br />

von Gottfried Böhm und der Neubau „Obere Stube“, setzen mit ihrer<br />

modernen Formensprache in unmittelbarer Nähe des Münsters und<br />

des Rathauses auf bewusste Kontrastwirkungen und Brüche. Das<br />

spannungsreiche Ergebnis mutigen <strong>Städte</strong>baus erregt bis heute viel<br />

Aufsehen und findet die Anerkennung der internationalen Fachwelt.<br />

Nahrhaft: das Museum für Brotkultur<br />

Das Museum für Brotkultur im historischen Ulmer Salzstadel<br />

wurde 1955 als erstes Brotmuseum der Welt auf Initiative des Unternehmers<br />

Willy Eiselen gegründet. Es veranschaulicht mit seiner<br />

Sammlung von 14.000 Objekten die Geschichte des Brotes, seine<br />

Bedeutung für die Menschen und seine Herstellung. Die Exponate<br />

dokumentieren die gesamte Geräte- und Technikgeschichte rund<br />

um die Brotherstellung, unterschiedlichste Backwarenmodelle und<br />

die vielfältigen Beziehungen zwischen Kunst und Brot – die weit<br />

über das hinausreichen, was man gemeinhin als brotlose Kunst<br />

bezeichnet.<br />

166 www.germany.travel


Weimar<br />

Geistes<br />

geschichten<br />

Der Glanz, der Zeiten überdauert<br />

GGoethe und Schiller, Herder und<br />

Wieland, Nietzsche, Fürnberg, Liszt,<br />

Bach, Cornelius. Gropius, Feininger,<br />

Klee, Itten ... Die Namen großer Geister sind<br />

Legion in Weimar, diesem Juwel deutscher<br />

und europäischer Geistesgeschichte ... und<br />

Musikgeschichte und Architekturgeschichte<br />

und Geschichte überhaupt. Die Weimarer<br />

Klassik und das Bauhaus sind Leuchttürme<br />

der Kultur, die sich in Weimar harmonisch<br />

und geradezu überreich offenbart.<br />

Die Weimarer Klassik. Und andere<br />

Gründe für einen Besuch<br />

Das Ensemble „Klassisches Weimar" stellt<br />

das Zeugnis einer großen Kulturepoche<br />

dar – der Weimarer Klassik, der aufgeklärten,<br />

höfischen und zugleich doch bürgerlichen<br />

Kultur um 1800. Die Aufnahme Weimars in<br />

das Welterbe der UNESCO wurde denn auch<br />

mit der kunsthistorischen Bedeutung der<br />

Gebäude und Parks aus der Blütezeit des<br />

klassischen Weimar und mit der Rolle der<br />

Stadt als Geisteszentrum im späten 18. und<br />

frühen 19. Jahrhundert begründet – und<br />

dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, dass<br />

Anna Amalia Bibliothek<br />

167


Weimar<br />

Bauhaus / 45 Kilo<br />

Weimar 1999 eine der Kulturhauptstädte<br />

Europas war. Dass Goethes Geburtstag<br />

sich in diesem Jahr zum 250. Mal jährte,<br />

sorgte dann tatsächlich dafür, dass sich<br />

ganz Europa – und der Rest der Welt – in<br />

Weimar traf.<br />

Natürlich, nach Weimar fährt man aus<br />

Gründen der persönlichen Bildung und<br />

Kultur. Dass aber Weimar eine Kneipendichte<br />

hat, die – gemessen an der Einwohnerzahl<br />

– jener von Berlin nahekommt, dass<br />

Weimar berühmt ist für seine herzhaften<br />

kulinarischen Genüsse, dass Weimar mit<br />

Bieren wie dem seit 1533 gebrauten<br />

Schwanenblond aufwarten kann, sind<br />

Aspekte, die einen Besuch in der Stadt<br />

vielleicht noch interessanter machen.<br />

Eine Erfolgsgeschichte:<br />

Goethe in Weimar<br />

Zu den wichtigsten Zeugnissen des<br />

klassischen Weimar gehört das im barocken<br />

Stil erbaute Goethehaus am Frauenplan,<br />

wo der Dichter fast 50 Jahre lang wohnte.<br />

Heute ist weitgehend der Zustand des<br />

Hauses während seiner letzten Lebensjahren<br />

zu besichtigen. Das Gartenhaus im Park<br />

an der Ilm war ein Geschenk des Herzogs,<br />

um Goethe an Weimar zu binden – und<br />

es blieb dann auch immer sein naturnaher<br />

Zufluchtsort. Goethes Begabung als Bauleiter<br />

beweist sich am Römischen Haus,<br />

entstanden als erstes klassizistisches Gebäude<br />

Weimars in Sichtweite des Gartenhauses.<br />

Auch der Name Friedrich Schillers<br />

ist untrennbar mit Weimar verbunden:<br />

Seine letzten Lebensjahre verbrachte er<br />

in dem Bürgerhaus an der damaligen<br />

Esplanade. Heute ist es im Stil seiner Zeit<br />

mit teilweise originalem Inventar eingerichtet,<br />

und die Dauerausstellung „Schiller<br />

in Thüringen“ gibt einen Einblick in sein<br />

Leben und Werk. Auch Franz Liszt, der<br />

geniale Virtuose, hatte sich, soweit es<br />

seine ausgedehnten Tourneen erlaubten,<br />

in Weimar niedergelassen: In der ehemaligen<br />

Hofgärtnerei am Eingang des Parks,<br />

als Liszt-Haus heute ein Museum.<br />

Das Bauhaus, liberale Traditionen –<br />

und die andere Seite Weimars<br />

Das Bauhaus-Museum vermittelt mit mehr<br />

als 300 Exponaten einen Einblick in die<br />

Arbeit des Staatlichen Bauhauses. Im April<br />

1919 in Weimar gegründet, gilt es vielen<br />

bis heute als das erfolgreichste Exportgut<br />

deutscher Kultur des 20. Jahrhunderts. Es<br />

passt auch zum liberalen, vorwärtsstrebenden<br />

Erbe der Stadt, dass Sachsen-Weimar-<br />

Eisenach, dessen Hauptstadt Weimar war,<br />

sich 1816 als erstes deutsches Land eine<br />

Verfassung gab und dass 1919 hier die<br />

erste Republik auf deutschem Boden<br />

gegründet wurde, die Weimarer Republik.<br />

Umso unfassbarer ist es, dass hier, wo sich<br />

die Kulturnation so stolz prä sentiert, das<br />

Konzentrationslager Buchenwald, der Ort<br />

eines 50.000-fachen Mordes, in Sichtweite<br />

liegend, von eben derselben Nation errich -<br />

tet wurde. Wer Weimar sagt, muss auch<br />

Buchenwald sagen – und sollte der Gedenkstätte<br />

die Ehre erweisen. Denn erst dann<br />

hat man Weimar ganz gesehen.<br />

168 www.germany.travel


Des Teufels Virtuose: Franz Liszt<br />

1841 trat Franz Liszt zum ersten Mal in Weimar auf, und elf Jahre<br />

lebte und arbeitete er hier als phänomenaler Pianist, Dirigent und<br />

Komponist, als Lehrer und Musikimpresario. Zwischen den Jahren<br />

1848 und 1861 ließ er Weimar zu einem Musikzentrum von europäischem<br />

Rang werden. 1861 verließ Liszt Weimar, um sich an einem<br />

seiner vielen anderen Wohnsitze niederzulassen. Besichtigen kann<br />

man das Liszt-Haus am Ilmpark, hier wohnte er ab 1869 bei Aufenthalten<br />

in Weimar. Übrigens: Weimar feiert 2011 den 200. Geburtstag<br />

von Franz Liszt mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm.<br />

Inbegriff der Hochkultur:<br />

Weimarer Klassik<br />

Wo einst Goethe wandelte, Schiller seine Dramen schrieb und<br />

Herder predigte, da kann der Besucher von heute Erkenntnisse<br />

auf höchstem Niveau gewinnen. Als Weimarer Klassik bezeichnet<br />

man die Zeit der gemeinsamen Schaffensperiode der befreundeten<br />

Dichter Goethe und Schiller, die von 1794 an währte und 1805 mit<br />

Schillers Tod endete. Wer an dieser Kultstätte der deutschen Hochliteratur<br />

ins Theater gehen möchte, dem sei das Deutsche Nationaltheater<br />

ans Herz gelegt. Vor diesem Hause, 1919 Gründungsort der<br />

Weimarer Republik, grüßen Goethe und Schiller vom Sockel ihres<br />

Denkmals herab.<br />

Scharfe Sache:<br />

der Weimarer Zwiebelmarkt<br />

Am zweiten Oktoberwochenende ist für drei Tage in Weimar ein<br />

Stück Stadtgeschichte zu erleben. Der legendäre Zwiebelmarkt, der<br />

bis auf das Jahr 1653 zurückgeht, zieht in der gesamten historischen<br />

Altstadt jährlich fast 400.000 Besucher an, die die Klassikerstadt<br />

einmal im Ausnahmezustand erleben möchten. Dann geht in Weimar<br />

nichts mehr ohne Zwiebel: in der Suppe, im berühmten Zopf<br />

oder im Gesteck, und der Weimarer Zwiebelkuchen gehört genauso<br />

dazu wie die Schale zur Zwiebel. Auf zahlreichen Bühnen geben rund<br />

500 Künstler ihr Bestes, und fast genauso viele Stände laden zum<br />

Genießen und Einkaufen ein.<br />

Schöne Aussichten: Schloss Belvedere<br />

Auf einem Hügel etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt die<br />

hübsche barocke Schlossanlage. Der 1724–1732 als Lustschloss für<br />

Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar erbaute, schönbrunnergelbe<br />

Bau gliedert sich in einen beherrschenden Mitteltrakt mit<br />

einem kleinen Aussichtsturm und zwei seitliche Pavillons mit Kuppeln.<br />

In den schönen Schlossräumen haben die Kunstsammlungen<br />

zu Weimar ein Rokokomuseum mit Porzellan, Fayencen, Möbeln,<br />

Schmuck und Gemälden des 18. Jahrhunderts eingerichtet. Das<br />

Schloss diente der Herzogin Anna Amalia in den Jahren 1756–1775<br />

als – durchaus repräsentative – Sommerresidenz.<br />

169


Wolfsburg<br />

Wissenschaftsmuseum „phæno“<br />

Auf der Suche nach der Moderne: Wolfsburg<br />

museum<br />

Architektur<br />

Wolfsburg, dessen Geschichte<br />

als eine der ganz wenigen Stadt -<br />

neugründungen des 20. Jahrhunderts<br />

am 1. Juli 1938 beginnt, war in seiner<br />

kurzen, spannenden Historie vielfach Vorreiter<br />

städtebaulicher Trends in der jungen<br />

Bundesrepublik. Es ist das charakteristische<br />

Beispiel für eine geplante Stadtentwicklung<br />

und in seiner Geschichte eng mit der Entwicklung<br />

der Volkswagen AG verknüpft.<br />

Wolfsburg oder: Wachsen<br />

und Werden einer Stadt<br />

In der „neuen“ Stadt Wolfsburg folgen<br />

<strong>Städte</strong>bau und Architektur besonderen<br />

Parametern, beide sind entscheidend für<br />

Außendarstellung und -wirkung. Als eine<br />

der ersten <strong>Städte</strong> hat Wolfsburg 2001 ein<br />

eigenes Ressort für das Thema Architekturkommunikation<br />

und Architekturvermittlung<br />

eingerichtet: das Forum Architektur. So<br />

kann es als ein Museum für städtebauliche<br />

Ideen des 20. Jahrhunderts gelten, gleichzeitig<br />

wurde aber auch einer Reihe außergewöhnlicher<br />

Solitäre Raum gegeben:<br />

Seit Mitte der 1950er Jahre entstanden<br />

Alvar Aaltos Kulturzentrum, der Theaterbau<br />

Hans Scharouns, das Kunstmuseum, die<br />

Autostadt und zuletzt das phæno.<br />

Das Theater Wolfsburg wurde 1973 eröffnet,<br />

eigentlich als Spielstätte für Tourneetheater<br />

und Gastspiele, doch gibt es mittlerweile<br />

jährlich zwei eigene Produktionen. Vor 15<br />

Jahren öffnete das Kunstmuseum Wolfsburg<br />

seine Pforten, und bereits heute kann<br />

es auf eine große Zahl maßgeblicher Ausstellungen<br />

und Veranstaltungen zurückblicken.<br />

Es sind vor allem zeitgenössische<br />

und moderne Malerei, Skulpturen und<br />

Fotografie, Mode und Design, die das im<br />

Zentrum gelegene Museum international<br />

bekannt gemacht haben. Das Programm des<br />

Kunstmuseums wird von einer übergeordneten<br />

Idee geleitet: „Auf der Suche nach<br />

der Moderne im 21. Jahrhundert“. Diese Ausrichtung<br />

spürt den ästhetischen Ideen der<br />

Moderne in der Gegenwart nach und stellt<br />

sie in sinnlicher und intellektueller Form dar.<br />

Was es schon gab,<br />

bevor es die Stadt gab<br />

Nun aber zu glauben, dass Wolfsburg gar<br />

nichts „Altes“ hätte, wäre nicht richtig. Die<br />

Wolfsburg, ein Renaissanceschloss aus dem<br />

13. Jahrhundert, gab der Stadt ihren Namen.<br />

Es gehört seit 1961 der Stadt und beheimatet<br />

u. a. das Stadtmuseum und die Städtische<br />

Galerie. Die Burg Neuhaus ist eine mittelalterliche<br />

Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert,<br />

und im Stadtteil Fallersleben liegt<br />

das Schloss Fallersleben, 1551 fertiggestellt<br />

und seit 1991 Hoffmann-von-Fallersleben-<br />

Museum. Schön auch, dass es hier das alte<br />

Brauhaus zu Fallersleben gibt: Flair, Tradi -<br />

tion und Stimmung in rustikaler, stil voller<br />

Atmosphäre, geöffnet 364 Tage im Jahr. Das<br />

sind 364 Gelegenheiten, bei einem schönen<br />

Bier über die vielen interessanten Facetten<br />

Wolfsburgs nachzudenken.<br />

170 www.germany.travel


Tempelbezirk der Mobilität:<br />

die Autostadt<br />

Eine der größten Sehenswürdigkeiten Wolfsburgs ist die Auto stadt,<br />

das von der Volkswagen AG im Rahmen der Expo 2000 eröffnete<br />

automobile Erlebnis- und Kompetenzzentrum. Hier erfahren Besucher<br />

nicht nur alles rund um das Thema Automobilität, sondern<br />

sehen auch spannende Kinofilme, erleben rasante Fahrten in Simulatoren<br />

und eine beeindruckende Architektur. In einer 25 Hektar<br />

großen Park- und Lagunenlandschaft kann man wunderbar entspannen<br />

und sich in zahlreichen Restaurants verwöhnen lassen. Im Zeithaus<br />

dokumen tieren außerdem zahlreiche Exponate verschiedener<br />

klassischer Automarken die Geschichte des Automobils.<br />

Denkskulptur:<br />

das Wissenschaftsmuseum phæno<br />

Am Hauptbahnhof in Wolfsburg angekommen, vermuten viele<br />

Reisende, sie würden von einem verirrten Ufo empfangen. Im<br />

November 2005 wurde das phæno eröffnet, ein „Science-Center“<br />

auf dem neuesten Stand des Wissens und zugleich eine interaktive<br />

Experimentier- und Erfahrungslandschaft. Der außergewöhnliche<br />

Bau, eigentlich mehr eine begehbare Skulptur, entstand nach den<br />

Plänen der irakischen Avantgardearchitektin Zaha Hadid. Auf über<br />

9.000 m² Ausstellungsfläche sind 250 Experimentierstati onen aufgebaut,<br />

die naturwissenschaftliche Phänomene erlebbar machen.<br />

Hat allerhand: der Allerpark<br />

Im Allerpark ist in freier Natur und an der frischen Luft alles in<br />

Bewegung: Das Freizeitparadies der Wolfsburger bietet alles für<br />

nah und fern, für Jung und Alt, Sport, Spaß, Spiel, Erholung und<br />

Wellness. In einer weitläufigen Parklandschaft mit weißem Sandstrand<br />

erstrecken sich Wasser und Grün, so weit das Auge reicht.<br />

Neben der Volkswagen-Arena, dem Stadion des VfL Wolfsburg,<br />

liegen hier die EisArena, das Heimatstadion der Grizzly Adams<br />

Wolfsburg, das „BadeLand“ und der Allersee. Der Allerpark bietet<br />

Platz für Funsport und stille Momente gleichermaßen – und<br />

das jeden Tag aufs Neue.<br />

Nicht auf der grünen Wiese:<br />

die Shopping Outlets<br />

Hier ist jede Marke eine andere Welt, eine andere Boutique.<br />

Designer Outlets Wolfsburg ist Deutschlands erstes Outlet-Center<br />

in einer Innenstadt. Auf einer Verkaufsfläche von 10.000 m² können<br />

die Kunden hochwertige Designermode zwischen 30 und 70 %<br />

günstiger gegenüber den unverbindlichen Herstellerpreisen erstehen.<br />

Es ist der Traum für alle Trendshopper, die stets auf Schnäppchenjagd<br />

sind. Als besonderes Bonbon bieten die Outlets den<br />

Smart Shoppern zahlreiche verkaufsoffene Sonntage und immer<br />

wieder Late-Night Shopping Dates an.<br />

171


Wuppertal<br />

Bewegungstalent<br />

Die Stadt mit der Schwebebahn: Wuppertal<br />

Wuppertal ist die größte Stadt<br />

des Bergischen Landes und<br />

zugleich Wirtschafts-, Bildungs-,<br />

Industrie- und Kulturzentrum der Region.<br />

Und natürlich ist die „Großstadt im Grünen“<br />

die Stadt mit der Schwebebahn – wie<br />

auch der offizielle Slogan der Stadt lautet.<br />

Entlang der Bahn präsentiert sich eine<br />

selbst- und geschichtsbewusste Stadt,<br />

die Erstaunliches zu bieten hat.<br />

Aus fünf mach eins – und<br />

ein Name, der die Sache trifft<br />

Seit gut 80 Jahren erst gibt es Wuppertal<br />

auf der Landkarte; lange vorher aber gab es<br />

schon die Großstädte Elberfeld und Barmen,<br />

außerdem die kleineren <strong>Städte</strong> Ronsdorf,<br />

Cronenberg und Vohwinkel, die 1929 als<br />

Barmen-Elberfeld neu gegründet wurden.<br />

1930, nach einer Bürgerbefragung, wurde<br />

die Stadt in Wuppertal umbenannt, was<br />

es genau trifft: Die Stadt liegt im Tal der<br />

Wupper. Neben der Schwebebahn ist die<br />

Stadt bekannt für das renommierte<br />

Tanztheater Pina Bausch, den landschaftlich<br />

schönen Zoo, die historische Stadt -<br />

halle und das Von der Heydt-Museum.<br />

Der Skulpturenpark von Tony Cragg bietet<br />

zeit genössische Bildhauerei von Weltrang,<br />

und das Museum für Frühindustrialisierung<br />

und das Friedrich-Engels-Haus dokumentieren<br />

den Beginn der industriellen<br />

Revolution.<br />

Auf 8.723 Stufen die Höhen<br />

und Tiefen Wuppertals erleben<br />

Trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg<br />

verfügt Wuppertal mit rund 4.500<br />

Baudenkmälern über den zweitgrößten<br />

Bestand ihrer Art in Nordrhein-Westfalen.<br />

Dabei ist besonders die Architektur des 19.<br />

Jahrhunderts mit bemerkenswerten Bauten<br />

vertreten; das Briller Viertel beispielsweise<br />

ist eines der größten und homogensten<br />

Villenviertel Deutschlands. Interessant sind<br />

auch die Messebauten aus der Gründerzeit<br />

nahe dem Elberfelder Zentrum. Reizvolle<br />

Überraschungen warten aber überall:<br />

Insgesamt 8.723 Treppenstufen sind nötig,<br />

um alle Höhen und Tiefen – Wuppertal liegt<br />

100 bis 350 Meter hoch – zu überwinden.<br />

Interessante Ein- und Ausblicke entschädigen<br />

für die Mühen des Treppensteigens.<br />

Wuppertal hat Kultur – ob Ausstellung<br />

oder Museum, Konzert, Theater- und<br />

Oper, Tanz und Kino: Für Unterhaltung ist<br />

immer gesorgt. Shoppingkultur bieten<br />

die weitläufigen Einkaufsbereiche –<br />

mit Einkaufscentern, Galerien und Boutiquen<br />

für jeden Geschmack. Die Vorzüge<br />

der bergischen Küche lassen sich in der<br />

ge hobenen Gastronomie ebenso entdecken<br />

wie in originellen und gemütlichen<br />

Knei pen, die es hier an jeder Ecke gibt.<br />

Und auch Nachtschwärmer kommen in<br />

den vielen Clubs und Bars auf ihre Kosten.<br />

Zum Glück gibt es für den nächsten Morgen<br />

große Chill-out-Zonen: von 16.800 Hektar<br />

Stadtfläche werden rund 50 % für Landwirtschaft,<br />

Gärten, Parks und Wälder genutzt,<br />

und auf 490 Kilometer Wanderwegen kann<br />

man schon den nächsten Abend planen.<br />

Schwebebahnstation<br />

172 www.germany.travel


Völlig losgelöst: die Schwebebahn<br />

Mehr als 100 Jahre ist dieser stählerne „Tausendfüßler“ inzwischen<br />

alt, doch seine Technik begeistert bis heute. Wuppertals einzigartige<br />

Schwebebahn hat die Stadt auch über ihre Grenzen hinaus berühmt<br />

gemacht. Um 1900 erbaut, ist sie auch heute ein zuverlässiges und<br />

sicheres Nahverkehrssystem. Sie durchquert die Stadt auf 13,3 Kilometern<br />

in 12 Metern Höhe. Kaum ein anderes öffentliches Verkehrsmittel<br />

hat bisher einen solchen Kultstatus erreicht; im Verlauf ihrer<br />

Geschichte sind mehr als 1,5 Milliarden Menschen über das Wupper-<br />

Tal geschwebt. An 20 Bahnhöfen können die Gäste auf der 35 Minuten<br />

dauernden Fahrt zu- und aussteigen.<br />

Revolutionäre Bewegungen:<br />

das Tanztheater Pina Bausch<br />

Das international renommierte und preisgekrönte Tanztheater ist<br />

ein Ensemble, das 1973 von der weltweit anerkannten Choreografin<br />

Pina Bausch gegründet und bis zu ihrem Tode 2009 geleitet wurde.<br />

Pina Bausch ist das Wagnis eingegangen, mit einer neuen Interpretation<br />

des Tanzes und einem ästhetischen, künstlerischen und kulturellen<br />

Perspektivenwechsel den „Tanzmarkt“ zu revolutionieren, sie hat<br />

ihn von neuen Anfängen zu außergewöhnlichen Höhen geführt.<br />

Denn nicht die den Tanz charakterisierenden Bewegungen stehen im<br />

Mittelpunkt ihres Theaters, sondern der Mensch und seine Stellung<br />

innerhalb der Gesellschaft.<br />

Außen Wilhelm, innen Hi-tech:<br />

die Historische Stadthalle<br />

Vom grünen Hügel aus über die City blickend, erwartet den Besucher<br />

die um 1900 im prachtvoll-üppigen wilhelminischen Stil erbaute<br />

Historische Stadthalle als eines der repräsentativsten Veranstaltungsorte<br />

Wuppertals. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten<br />

der Stadt zählend, ist sie gleichzeitig als Konzertsaal und Eventlocation<br />

bekannt – und wegen ihrer einzigartigen Akustik und der<br />

perfekten technischen Ausstattung auf der Höhe des 21. Jahrhunderts<br />

allseits geschätzt.<br />

Kunstraum Elberfeld:<br />

das Von der Heydt-Museum<br />

Das 1985 gegründete Von der Heydt-Museum ist die bedeutendste<br />

Kunstsammlung der Stadt, beheimatet in Wuppertal-Elberfeld<br />

und nicht nur wegen seiner Sonderausstellungen ein weithin<br />

bekanntes Museum für bildende Kunst. Die Dauerausstellung<br />

und der Fundus des Museums umfassen Gemälde und Plastiken<br />

vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Darunter sind unter<br />

anderem bedeutende Werke von flämischen, niederländischen,<br />

französischen und deutschen Künstlern unterschiedlicher Stile<br />

und Epochen.<br />

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Würzburg<br />

Barock pracht<br />

Fränkisch, fürstlich, freundlich: Würzburg<br />

Würzburg, die schönste Verbin dung<br />

von Historie, Kultur und Wein.<br />

Die fränkische Residenz- und<br />

Universitätsstadt, malerisch gelegen zu<br />

beiden Seiten des Mains, mit lebendiger<br />

Atmosphäre und liebenswürdigem Charme,<br />

berühmt als Zentrum des fränkischen<br />

Weinanbaus, zählt mit ihren zahlreichen<br />

Sehenswürdigkeiten zu den schönsten,<br />

gastfreundlichsten und – mit einem Wort –<br />

bezauberndsten <strong>Städte</strong>n Deutschlands.<br />

Eine Stadt für alle Sinne<br />

Alte Bischofsstadt und junge Universitätsstadt:<br />

Würzburg gilt als Ort des Barock mit<br />

südlichem Flair und fränkischer Gemütlichkeit.<br />

Meisterwerke der Baukunst aus verschiedenen<br />

Epochen prägen ihr Bild, Kunst,<br />

Kultur und Frankenwein gehören zum<br />

Würzburger Leben und verbreiten eine mit<br />

allen Sinnen erlebbare Atmosphäre. Würzburg<br />

lädt zu einer hin- und mitreißenden<br />

Entdeckungstour durch Zeiten und Stile:<br />

Residenz<br />

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Das UNESCO-Weltkulturerbe Residenz und<br />

die Festung Marienberg sind als Wahrzeichen<br />

Würzburgs weithin bekannt, aber<br />

diese Stadt bietet so viel mehr: die größte<br />

Riemenschneider-Sammlung der Welt. Das<br />

Ensemble der Türme von Dom, Neumünster,<br />

Grafeneckart und Marienheiligtum Käppele.<br />

Die 180 Meter lange Alte Mainbrücke mit<br />

ihren imposanten Heiligenfiguren. Oder,<br />

etwas gegenwärtiger, das Originallabor,<br />

in dem Wilhelm Conrad Röntgen die nach<br />

ihm benannten Strahlen entdeckte.<br />

Christliche Themen und<br />

weltliche Künstler<br />

Schon von Weitem weisen die zwei aufstrebenden<br />

Türme des Domes St. Kilian<br />

den Weg zum Eingang. Unter Bischof Bruno<br />

1040 erbaut, ist er mit seiner Doppelturmfassade<br />

und einer Gesamtlänge von 105<br />

Metern das viertgrößte romanische Kirchengebäude<br />

Deutschlands und ein Hauptwerk<br />

deutscher Baukunst zur Zeit der salischen<br />

Kaiser. Das Museum am Dom stellt rund<br />

300 Bilder und Plastiken aus einem Jahrtausend<br />

aus. Faszinierend das Konzept:<br />

Christliche Motive, die durch moderne und<br />

zeitgenössische – auch in der DDR arbeitende<br />

– Künstler wie Ernst Barlach, Joseph<br />

Beuys, Otto Dix, Dina Draeger, Käthe<br />

Kollwitz, Wolfgang Mattheuer, Werner<br />

Tübke oder Andy Warhol dargestellt wurden,<br />

werden direkt der Auffassung der<br />

alten Meister – Tilman Riemenschneider,<br />

Georg Anton Urlaub, Johann Peter Wagner,<br />

Johann Zick und andere – gegenübergestellt.<br />

Moderner wird es im Museum im Kulturspeicher<br />

am alten Hafen, das auf 3.500 m²<br />

Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart<br />

präsentiert. Und das in zwei Sammlungen<br />

von internationaler Spitzenklasse: Die<br />

Städtische Sammlung, u. a. mit Werken<br />

von Stephan Balkenhol, Carl Grossberg,<br />

Magdalena Jetelová, Camill Leberer, Emy<br />

Roeder und Max Slevogt, und die Sammlung<br />

Konkrete Kunst in Europa nach 1945, u. a.<br />

mit Werken von Hans Arp, Max Bill, Anthony<br />

Caro, Günter Fruhtrunk, Richard Paul Lohse,<br />

Bridget Riley und Victor Vasarely. Kunst<br />

von Welt – für die Welt. Die gibt es auch<br />

im preisgekrönten Kulturspeicher mit der<br />

Sammlung Ruppert: konkrete Kunst in<br />

einzigartigem Ambiente. Und eine Sammlung<br />

antiker Kunst wartet im Martin von<br />

Wagner Museum auf ihre Entdeckung.<br />

Es führt über den Main<br />

eine Brücke aus Stein<br />

An der heutigen Brückenstelle soll bereits<br />

um 1120 die erste Steinbrücke Deutschlands<br />

errichtet worden sein. Aufgrund von Schäden<br />

beschloss man im 15. Jahrhundert einen<br />

Neubau, auszuführen vom Baumeister Hans<br />

von Königshofen. Um 1730 wurde die Brücke<br />

durch die wunderbaren, viereinhalb Meter<br />

hohen barocken Heiligenfiguren bereichert.<br />

Auf welcher Seite des Mains auch immer:<br />

Urige Lokale und traditionelle Weinstuben<br />

mit regionaler fränkischer Küche, aber auch<br />

internationale Spitzenrestaurants, die<br />

keinen Vergleich zu scheuen brauchen, gibt<br />

es überall. Dass man hier den klassischen<br />

Frankenwein, den Bocksbeutel, zum Essen<br />

nimmt, ist ganz selbstverständlich.<br />

Schließlich ist man in Würzburg.<br />

Kulturspeicher Würzburg<br />

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Würzburg<br />

Wohnlich:<br />

die Fürstbischöfliche Residenz<br />

Die ehemalige Residenz der Würzburger Fürstbischöfe, 1780 fertiggestellt,<br />

gehört zu den bedeutendsten barocken Schlossanlagen in<br />

Europa. An der für ihre Zeit einzigartigen Innenausstattung arbeiteten<br />

drei Generationen von Künstlern und Kunsthandwerkern aus<br />

ganz Europa. Als Meisterwerk gelten die von 1751 bis 1753 entstandenen<br />

Deckenfresken des Venezianers Giovanni Battista Tiepolo im<br />

Kaisersaal und im Treppenhaus. Neben der Residenz selbst sind die<br />

Hofkirche und insgesamt 40 Stilräume mit ihrer prachtvollen Ausstattung<br />

zu besichtigen, die eine Fülle von Möbeln, Wirkteppichen,<br />

Gemälden und anderen Kunstschätzen des 18. Jahrhunderts bergen.<br />

Herrschaftlich:<br />

die Festung Marienberg<br />

Die sich über dem Main erhebende, wehrhaft und anmutig zugleich<br />

wirkende Festung Marienberg ist ein Paradebeispiel für eine mittelalterliche<br />

Burg, die zunächst als Renaissanceschloss und später zur<br />

barocken Festung umgestaltet wurde. Sie ist einer der ältesten<br />

Herrschaftssitze Deutschlands: Schon um 1000 v. Chr. stand hier eine<br />

keltische Fliehburg, im Jahr 706 wurde an dieser Stelle eine Marienkirche<br />

geweiht, um 1200 die Burg begründet. Im innersten Burghof<br />

ist das Fürstenbaumuseum zu besichtigen, das neben kostbaren<br />

Möbeln, Wandteppichen und Gemälden auch den Fürstensaal und<br />

die fürstbischöfliche Schatz- und Paramentenkammer umfasst.<br />

Bekömmlich:<br />

das Weingut Bürgerspital<br />

Das Bürgerspital in einem traumhaft schönen Hof mitten in Würzburg<br />

– auch als „Geburtsstätte des Bocksbeutels“ bezeichnet –<br />

ist ein modernes, der Qualität und Tradition verpflichtetes, fast<br />

700 Jahre altes Spitzenweingut. Typisch sind die unterschiedlich<br />

großen Gewölbestuben – die Sternstube, die Alte Weinstube oder<br />

der Teufelskeller. In gute alte Zeiten entführt auch der Weinkeller,<br />

einer der größten Holzfasskeller Deutschlands mit 220 alten Fässern<br />

aus deutscher Eiche. 750.000 Liter Wein lagern in dem Keller mit<br />

den vielen Tunnelgewölben – vom ehrwürdigen 1893er bis zum<br />

übermütigen Jungwein.<br />

Künstlerisch:<br />

das Museum Kulturspeicher<br />

Im Kulturspeicher, einem ehemaligen Hafengebäude am Rande der<br />

Altstadt, sind neben einem Museum auch das „Bockshorn“ und der<br />

„tanzSpeicher“ zu finden. Ersteres hat sich vor allem den Bereichen<br />

Kabarett, Chanson und Musik verschrieben, wobei die meisten der<br />

hier auftretenden Künstler schon einen gewissen Bekanntheitsgrad<br />

besitzen. Der tanzSpeicher dient als Veranstaltungsort sowohl für<br />

externe Tanzvorführungen als auch für Auftritte des eigenen Ensembles.<br />

Das Museum präsentiert auf rund 3.500 m² Ausstellungsfläche<br />

eine Sammlung mit Werken des 19. bis 21. Jahrhunderts und die<br />

Sammlung konkreter Kunst von P. C. Ruppert.<br />

176 www.germany.travel


Baden mit Flair<br />

Baden-Baden: der Inbegriff von Exklusivität,<br />

Noblesse und gehobenem Lifestyle. Als<br />

Sommerhauptstadt Europas während der<br />

Belle Epoque Treffpunkt der Reichen und<br />

Schönen, ist Baden-Baden heute weltweit<br />

bekannt als Bäder- und Kulturstadt mit<br />

erstklassigem medizinischem Ruf, glanzvollen<br />

Festen und unübertroffener Eleganz.<br />

Ob Kur oder Kultur, ob Wellness oder sein<br />

vornehmes Flair: Baden-Baden bietet von<br />

allem stets das Beste.<br />

Wo sich die Welt verwöhnen lässt<br />

Wasser wird für ganz unterschiedliche<br />

Therapien genutzt. Ob Herz-, Kreislauf-,<br />

Rheuma- oder Gelenkbeschwerden,<br />

Stoffwechsel- oder Atemwegserkrankungen<br />

– die Heilkraft der Quellen fördert das<br />

individuelle Gesundheitsbefinden und die<br />

nachhaltige Genesung der Patienten.<br />

Baden-Baden oder: alles nur vom Feinsten<br />

Hotels von Weltrang, die drei Kilometer<br />

lange, prachtvolle Park- und Gartenanlage<br />

Dazu die Pferderennen auf der berühmten<br />

Galopprennbahn Iffezheim, seit 1858 das<br />

gesellschaftliche Highlight des Jahres. Nicht<br />

zu vergessen und ebenfalls vom weltweit<br />

Besten ist die Gastronomie.<br />

Zahlreiche mit Sternen und Hauben<br />

gekrönte Restaurants, darunter das<br />

Park-Restaurant oder das Le Jardin de France,<br />

locken mit internationalen Köstlichkeiten<br />

und feiner badischer Küche. Ein Tipp für<br />

Gourmets und Freunde des guten Weins ist<br />

Landschaftlich wunderschön gelegen am<br />

Fuße des Schwarzwaldes, bietet Baden-<br />

Baden mit seinen heißen Quellen, exklusiven<br />

Hotels und prachtvollen Park- und<br />

Gartenanlagen den stilvollen Rahmen für<br />

jedes Gesundheitsprogramm. Bereits die<br />

Römer entdeckten die Heilkraft der zwölf<br />

Thermalquellen und bauten hier Bäder, die<br />

noch heute besichtigt werden können. Aus<br />

einer Tiefe von 2.000 Metern sprudelt das<br />

heiße Quellwasser und verwöhnt Gäste aus<br />

aller Welt in der modernen Caracalla-Therme<br />

und dem historischen römisch-irischen<br />

Friedrichsbad. Das bis zu 68°C warme<br />

„Baden-Baden – die vornehmste Art, etwas<br />

für seine Gesundheit zu tun.“<br />

„Lichtentaler Allee“, das schönste Casino<br />

der Welt im schneeweißen Kurhaus, das<br />

zweitgrößte Opern- und Konzerthaus<br />

Europas, Shopping in der wunderschönen<br />

Altstadt, die reizvolle Lage im Dreiländereck<br />

Elsass/Schweiz, das milde Klima: Die<br />

Superlative häufen sich in Baden-Baden.<br />

auch das nahe Rebland. Vor der herrlichen<br />

Kulisse der weitläufigen Weinberge laden<br />

kleine Gasthäuser mit Lokalkolorit ebenso<br />

zu kulinarischen Streifzügen ein wie die<br />

gehobene Gastronomie: z.B. im Schloss<br />

Neuweier oder im Restaurant Zum Alde<br />

Gott. Wohl bekomm's!


Impressum<br />

Konzeption und Gestaltung<br />

M.A.D. Kommunikation, Offenbach, www.mad-kommunikation.de<br />

Lithografie<br />

Venus. Werbeagentur GmbH, Bogen, www. venus-werbung.de<br />

Druck<br />

Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg, www. vogel-druck.de<br />

Bildnachweise:<br />

Alle Bilder von oben nach unten. Titel S. 001: Getty Images; S. 002: Getty Images; S. 005: © Wolfgang Scholvien/visitBerlin.de; © Wolfgang Scholvien/visitBerlin.de; Merten, Hans Peter/DZT;<br />

S. 007: Getty Images; S. 008: Corbis; S. 009: Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; S. 010: Kiedrowski, Rainer/DZT; Merten, Hans Peter/ DZT; Foto: Bernd Schüttke, Berlin; Lehnartz GbR-Lehnartz,<br />

Klaus und Dirk/ DZT; S. 011: Wall Museum at Checkpoint Charlie © Scholvien; © Wolfgang Scholvien/VisitBerlin.de; Lehnartz GbR-Lehnartz, Klaus und Dirk/DZT; Panther Media GmbH; S. 012:<br />

Panther Media GmbH; Deutsche Zentrale für Tourismus e V.; Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; Kiedrowski, Rainer/DZT; S. 013: Anzeige; Anzeige; picture alliance/dpa/dpaweb; Panther Media<br />

GmbH; S. 014: Panther Media GmbH; S. 015: Bremen Touristik Zentrale GmbH (BTZ); S. 016: Panther Media GmbH; picture alliance/ZB; WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH; picture alliance;<br />

S. 018: picture alliance/Bildagentur-online/McP-Boy; S.019: Deutsches Auswandererhaus; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; BIS Bremerhaven Touristik; S. 021: Panther Media GmbH;<br />

Panther Media GmbH; S. 022: Imago stock&people GmbH; © Foto: Roland Gladasch/DMG; Matthias Creutziger; © HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden; S. 023: Panther<br />

Media GmbH; picture alliance/ZB; Kiedrowski, Rainer/DZT; picture alliance/Bildagentur-online/Exß; S. 024: Dresden Marketing GmbH; Foto: Scholze/DMG; Archiv der Gläsernen Manufaktur<br />

von Volkswagen; Imago stock&people GmbH; S. 026/027: Imago stock&people GmbH; S. 028: Marek Gehrmann/Wikimedia; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; Foto: Paul Esser; S. 029:<br />

Panther Media GmbH; Foto: Messe Düsseldorf GmbH; Foto: Christian Krüger; picture alliance/Arco Images GmbH; S. 030: Panther Media GmbH; S. 031: Panther Media GmbH; S. 032: picture<br />

alliance/ZB; S. 033: picture alliance/dpa; S. 034: picture alliance/ZB; picture alliance/dpa/dpaweb; Imago stock&people GmbH; TomKidd/Wikipedia; S. 035: Getty Images; S. 036: Getty Images;<br />

S. 037: Hamburg Tourismus GmbH; Imago stock&people GmbH; © Hamburg Tourismus GmbH; Foto: www.mediaserver.hamburg.de/H.-J. Hett; S. 038: Imago stock&people GmbH; © DZT;<br />

Miniatur Wunderland GmbH 2011; picture alliance/Bildagentur-online/Falkenstein; S. 039: Imago stock&people GmbH; picture alliance/Bildagentur-online; Foto: Andreas Praefcke/Wikimedia;<br />

Panther Media GmbH; S. 041: Foto: Hassan Mahramzadeh; picture alliance; S. 042: picture alliance/dpa; Topel Kommunikation GmbH-Topel, Dirk/DZT; Axel Hindemith/Wikipedia; picture<br />

alliance/ dpa; S. 043: picture alliance/ dpa; © Deutsche Messe AG; picture alliance/dpa; © HMTG; S. 044: Mader, Fritz/DZT; S. 045: Panther Media GmbH; picture alliance/dpa; Ostsee Info-Center<br />

Eckernförde; picture alliance/ dpa; S. 046/047: Panther Media GmbH; S. 048: Ralf Roletschek (talk)-Fahrradtechnik auf fahrradmonteur.de/Wikimedia; Fotodesign Arendt, Ulrich/DZT; Panther<br />

Media GmbH; picture alliance/ ZB; S. 049: © DUE; S. 050: Panther Media GmbH; S. 051: picture alliance/dpa; picture alliance/; Panther Media GmbH; © Kunsthalle Mainz Foto: Norbert Miguletz;<br />

S. 052: picture alliance/ dpa; Getty Images; S. 054: Bavaria Filmstadt 2011; München, Tourismusamt; picture alliance/Süddeutsche Zeitung Photo; picture alliance/Bildagentur Huber; S. 055:<br />

Panther Media GmbH; picture alliance/HB Verlag; picture alliance/Süddeutsche Zeitung Photo; BMW AG; S. 056: Panther Media GmbH; Panther Media GmbH; Imago stock&people GmbH;<br />

Panther Media GmbH; S. 057: Anton Schedlbauer, München; © Museum Brandhorst, Foto: Haydar Koyupinar; S. 058: Panther Media GmbH; S. 059: picture alliance/dpa/dpaweb; S. 060: Panther<br />

Media GmbH; picture alliance/dpa; picture alliance/ZB; picture alliance/ZB; S. 061: picture alliance/dpa; S. 062: www.tourismus.saarland.de; S. 063: Wolfgang Staudt/Wikimedia; Weltkulturerbe<br />

Völklinger Hütte; © Anke Jakob; www.tourismus.saarland.de; S. 064: © Theater Schwerin; S. 066: Panther Media GmbH; FSJKler/Wikipedia; Imago stock&people GmbH; Imago stock& people<br />

GmbH; S. 067: Getty Images; S. 068: Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; S. 069: Stuttgart Marketing GmbH; picture alliance/Bildagentur Huber; © Stuttgart Mercedes Benz Museum; © Märkte<br />

Stuttgart GmbH; S. 071: JuergenG./ Wikipedia; S. 072: Oliver Hebel/Wiesbaden Marketing GmbH; S. 073: Imago stock&people GmbH; S. 074: picture alliance/Bildagentur-online/MMI-KPA;<br />

© Rheingau Musik Festival, Fotograf Ansgar Klostermann; picture alliance/Frank May; picture alliance/dpa; S. 075: © Foto Oliver Franke, Tourismus NRW e. V.; S. 076: Martin Möller/Wikipedia;<br />

S. 077: picture alliance/dpa; © M.Hirsch (www. zuhause-in-aachen.de); picture alliance/Florian Monheim/www.bildarchiv; Copyright: ALRV/Strauch von Chio Aachen; S. 078: Getty Images;<br />

S. 079: Benutzer:pinkman/ Wikipedia; S. 080: User:ReclaM/Wikipedia; Wolfgang B. Kleiner/context medien und verlag Augsburg/Wikipedia; © Michael Bartos, 2009; © Elmar Herr; S. 082: picture<br />

alliance/dpa; S. 083: Anzeige Foto: Marc Detering; Anzeige; picture alliance/dpa; Zefram/Wikipedia; S. 084/085: © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland; S. 086:<br />

Beethovenfest Bonn/DZT; picture alliance/HB-Verlag; picture alliance/ZB; picture alliance/HB-Verlag; S. 087: GCB; picture alliance/Euroluftbild; © Touristikgemeinschaft Loreley-Burgenstraße e. V.;<br />

Imago stock&people GmbH; S. 088: picture alliance/dpa; S. 089: Panther Media GmbH; Happy Rizzi House Verein e.V.; Braunschweig Stadtmarketing GmbH; picture alliance/dpa; S. 090: picture<br />

alliance/ZB; S. 091: Panther Media GmbH; picture alliance/ZB; Dieter Wuschanski; Stadt Chemnitz, Fotograf: Rosenkranz; S. 092: picture alliance/Florian Monheim S. 093: Panther Media GmbH;<br />

Panther Media GmbH; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; S. 094: Getty Images; S. 095: Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; S. 096: Keute, Jochen/DZT; Krüger, Torsten/DZT; picture<br />

alliance/dpa; Foto: Juergen M. Pietsch; S. 097: Getty Images; Foto: Axel Schneider, MMK; Imago stock&people GmbH; Foto: Elian 2005/Wikimedia; S. 098: Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.;<br />

DZT/Palmengarten Frankfurt; Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; Panther Media GmbH; S. 099: ChristosV/Wikimedia; S. 100: picture alliance/dpa; S. 102: Holger Zacharias; Panther Media<br />

GmbH; picture alliance Bildagentur Huber; picture alliance/dpa; S. 103: picture alliance/dpa/dpaweb; S. 104: Cowin, Andrew/DZT; S. 106: Panther Media GmbH; picture alliance/Bildagentur<br />

Huber; Dt. Apotheken-Museum Stiftung; Foto: Lossen, Heidelberg; S. 107: Copyright Audi AG; S. 108: Ingolstadt Village 03/2011; Copyright Audi AG; Imago stock&people GmbH; picture alliance/<br />

dpa; S. 109: Panther Media GmbH; S. 110: picture alliance/ dpa; ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V.; picture alliance/ZB; Wikipedia; S. 111: © ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie<br />

Karlsruhe, Foto: Fabry; S. 112: Eifel Touristik Agentur NRW GmbH; Bildstelle Stadt Karlsruhe; Kaster, Andreas/DZT; Wikipedia; S. 113: Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; S. 114: picture alliance/<br />

dpa; S. 115: Corbis; Panther Media GmbH; Hagen + Tine Graf/Wikimedia; Panther Media GmbH; S. 116: DZT/Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz; S. 117: Panther Media GmbH; Panther<br />

Media GmbH; Deutsche Zentrale für Tourismus e.V.; Scherf, Dietmar/DZT; S. 118: Getty Images; S. 119: Stylepark in Residence – Storytellers 2006, Foto: Stylepark/Constantin Meyer, Köln; S. 120:<br />

Getty Images; Panther Media GmbH; Imago stock&people GmbH; Panther Media GmbH; S. 121: Panther Media GmbH; Skydeck © Ingrid Fiebak; Kunst- und Museumsbibliothek, Rheinisches<br />

Bildarchiv; Mehr! Entertainment GmbH; S. 122: picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; Panther Media GmbH; Theater Millowitsch; S. 123: picture alliance/dpa; S. 124/125: LTM – Mothes;<br />

S. 126: Leipziger Baumwollspinnerei Verwaltungsgesellschaft mbH; Leipziger Messe GmbH; Imago stock&people GmbH; Thomanerchor/Gert Mothes; S. 127: picture alliance/Hartmut Junker;<br />

S. 128: picture alliance/Uwe Gerig; S. 129: Panther Media GmbH; S. 130: Panther Media GmbH; Panther Media GmbH; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; S. 131: picture alliance/dpa; S. 132:<br />

picture alliance/Bildagentur Huber; S. 133: picture alliance/dpa; S. 134: © m:con; Panther Media GmbH; © Stadtmarketing Mannheim GmbH; Wikipedia; S. 135: Mönchengladbach/MGMG; S. 136:<br />

© Foto Oliver Franke, Tourismus NRW e. V.; S. 137: Markus Schinwald, Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, 2005, 1st Part Conditional (Ausschnitt), Foto: Thomas Wrede; S. 138: Panther<br />

Media GmbH; Kunstmuseum Pablo Picasso Münster; Imago stock&people GmbH; Foto: Presseamt Münster/Roman Mensing; S. 139: Corbis; S. 140: picture alliance/Bildagentur Huber; S. 141:<br />

Thomas Hermes/Wikipedia; picture alliance/dpa; picture alliance/dpa; © Museen der Stadt Nürnberg, Christine Dierenbach; S. 142: Daniel Arnold/Wikimedia; S. 143: picture alliance/HB-Verlag;<br />

S. 144: Panther Media GmbH; picture alliance/dpa; S. 146: Regensburg Tourismus GmbH; picture alliance/dpa; Peter Bubenik/Wikimedia; picture alliance/dpa/dpaweb; S. 148: Krüger, Norbert/<br />

DZT; S. 149: Panther Media GmbH; S. 150: © DZT; Panther Media GmbH; picture alliance/ZB; Norbert Kaiser/Wikipedia; S. 151: red dot design museum; S. 152: Getty Images; S. 153: Stadt Bochum,<br />

Presse- und Informationsamt; S. 154: Tourismus & Marketing Oberhausen GmbH; S. 155: picture alliance/dpa; Imago stock&people GmbH; Imago stock&people GmbH; picture alliance/<br />

augenklick/firo Sportphoto; S. 156: Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt; picture alliance/Florian Monheim; Rainer Halama/Wikipedia; Stadt Bochum, Presse- und Informationsamt; S. 157:<br />

Dortmund, Kongress Tourismus Service; Ruhrgebiet Tourismus GmbH; DORTMUNDtourismus/Carsten Schmitz; Ruhr Tourismus GmbH; S. 158: ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V.;<br />

DZT/ Landschaftspark Duisburg-Nord GmbH; © Duisburg Innenhafen/Thomas Rubbin; Paul Sippel – www.rheinruhronline.de; S. 159: Keute, Jochen/DZT; Ruhr Tourismus GmbH; picture alliance/<br />

dpa; picture alliance/dpa; S. 160: Tourismus & Marketing Oberhausen GmbH; Rainer Halama/Wikimedia; picture alliance/Arco Images GmbH; © Gasometer/Tourismus & Marketing<br />

Oberhausen; S. 161: Dr. Aubert, Hans-J./DZT; S. 162: Corbis; S. 163: Merten, Hans Peter/DZT; Medienfabrik Trier, http://www.medienfabrik-trier.de/; Wikimedia; Marth, Gundhard/DZT; Copyright:<br />

Fred Kellner; S. 164: Ulm, Verkehrsamt; S. 165: © Christoph Seeberger; S. 166: Panther Media GmbH; Panther Media GmbH; Panther Media GmbH; © Museum der Brotkultur; S. 167: Deutsche<br />

Zentrale für Tourismus e.V.; S. 168: © Philipp Schöpfer & Daniel Klapsing; S. 169: Foto Roland Wehking/Thüringer Tourismus GmbH; Thüringer Tourismus GmbH; picture alliance/ZB; Most Curious/<br />

Wikipedia; S. 170: Foto: Klemens Ortmeyer; S. 171: Mark Henderson; Phaeno Deutschland; picture alliance/Bildagentur-online/Klein; designeroutlets.com; S. 172: Krüger, Torsten/DZT; S. 173: Panther<br />

Media GmbH; picture alliance/dpa; © Historische Stadthalle Wuppertal GmbH; picture alliance/dpa; S. 174: Foto-Design Ernst Wrba/DZT; S. 175: picture alliance/dpa; S. 176: Panther Media GmbH;<br />

Panther Media GmbH; Copyright by Bürgerspital; picture alliance/dpa.<br />

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