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Interview<br />

Für Menschen mit Behinderungen<br />

Wäre hier nicht mehr Informations-<br />

und Aufklärungsarbeit<br />

sinnvoll, um Barrierefreiheit<br />

verständlich und nachvollziehbar<br />

zu machen?<br />

Stöger: Das Verständnis für<br />

das Thema Barrierefreiheit ist<br />

in den letzten Jahren deutlich<br />

gewachsen. Das zeigt sich<br />

nicht nur in der barrierefreien<br />

Gestaltung von Großprojekten<br />

wie dem Wiener Hauptbahnhof,<br />

sondern zum Beispiel auch an<br />

der wachsenden Zahl von Ampelanlagen<br />

mit akustischen und<br />

taktilen Querungshilfen. Das<br />

wird von den Menschen natürlich<br />

wahrgenommen und gibt<br />

ihnen eine Vorstellung was alles<br />

zum Thema Barrierefreiheit<br />

dazu gehört. Laufend werden<br />

weitere öffentliche Bereiche<br />

barrierefrei gestaltet – das verstärkt<br />

diesen Effekt zusätzlich.<br />

Natürlich werden wir hier auch<br />

noch zusätzliche Aufklärungsarbeit<br />

machen. Im ersten Schritt<br />

ist es mir aber wichtiger, dass<br />

wir im Ausbau der Barrierefreiheit<br />

vorankommen und die<br />

Menschen, die auf diese Hilfssysteme<br />

angewiesen sind, sie<br />

auch vorfinden.<br />

Nachhaltigkeit ist zu einem<br />

Modewort geworden. Unter<br />

Nachhaltigkeit versteht man im<br />

Allgemeinen auch eine sinnvolle<br />

Nutzung von Ressourcen.<br />

Inwieweit ist Barrierefreiheit für<br />

Sie nachhaltig?<br />

Stöger: Barrierefreiheit nützt<br />

ja letztendlich allen. Personen,<br />

die einen Kinderwagen führen<br />

genauso wie älteren, gebrechlichen<br />

Menschen. Denn auch<br />

jene Menschen, die heute unbeschwert<br />

durch die Bahnhofshalle<br />

laufen werden älter und<br />

sind vor Unfällen und Krankheiten<br />

nicht gefeit. Daher ist<br />

Barrierefreiheit ausgesprochen<br />

nachhaltig.<br />

Sie sind jetzt seit einem knappen<br />

Jahr Verkehrsminister. Was sehen<br />

Sie als Ihren größten Erfolg?<br />

Stöger: Österreich ist zum<br />

Beispiel Bahnland Nummer eins,<br />

Nirgendwo anders in Europa wird<br />

pro Kopf so viel Bahn gefahren<br />

wie bei uns. Es ist meinem<br />

Team und mir gelungen, die<br />

Forschungsquote erstmals auf<br />

mehr als 3 Prozent des BIP zu<br />

erhöhen. Wir setzen gerade die<br />

Breitbandmilliarde um, damit<br />

auch abgelegene Regionen<br />

Österreichs ein leistungsfähiges<br />

Internet bekommen. Seit diesem<br />

Sommer ist die Agentur für<br />

Passagier- und Fahrgastrechte in<br />

Betrieb. Und nicht zu vergessen:<br />

Zwei Milliarden Euro investieren<br />

wir heuer in den Ausbau der<br />

Schienen-Infrastruktur, also in<br />

neue oder sanierte Bahnhöfe, in<br />

Streckenausbauten oder in barrierefreie<br />

Zugänge. Dazu kommt<br />

eine Milliarde für Instandhaltung,<br />

Ausbau und Sicherheit von<br />

Schnellstraßen und Autobahnen.<br />

50.000 Menschen werden dadurch<br />

direkt beschäftigt.<br />

Es ist auch gelungen, Nachteiliges<br />

zu verhindern. Zum Beispiel<br />

die geplante Autobahnmaut für<br />

Ausländer in Deutschland oder<br />

die Fahrgenehmigung für Gigaliner.<br />

Und letztendlich habe ich<br />

KFZ-Kennzeichen mit faschistischen<br />

und nationalsozialistischen<br />

Codes abgeschafft.<br />

Sie haben es bereits angesprochen:<br />

Seit Mai 2015 gibt es die<br />

neue Agentur für Fahrgastrechte.<br />

Was unterscheidet sie von<br />

den bisherigen Beschwerdestellen?<br />

Was sind die Vorteile für die<br />

Klientinnen und Klienten?<br />

Stöger: Passagiere und Fahrgäste<br />

müssen sich bei einem<br />

Streitfall mit einem Verkehrsunternehmen<br />

nicht um Fragen<br />

der Zuständigkeiten kümmern,<br />

sondern haben unabhängig vom<br />

gewählten Verkehrsmittel mit<br />

der Agentur für Passagier- und<br />

Fahrgastrechte (apf) eine zentrale<br />

Servicestelle. Dadurch ist<br />

auch gewährleistet, dass Passagiere<br />

und Fahrgäste, in deren<br />

Beschwerdefall mehr als ein<br />

Verkehrsmittel betroffen war,<br />

auf einen zentralen Ansprechpartner<br />

zurückgreifen können,<br />

der die Beschwerde komplett<br />

behandelt.<br />

Während die Schlichtungsstellen<br />

im Bahn- und Flugverkehr bereits<br />

seit mehreren Jahren tätig<br />

sind, waren die Schlichtungsstellen<br />

für Bus und Schiff neu<br />

zu etablieren. Hierzu wurden<br />

Umsetzungsvarianten erarbeitet<br />

und die Vor- und Nachteile<br />

von vier einzelnen Stellen einer<br />

gemeinsamen Schlichtungsstelle<br />

gegenübergestellt. Die Analyse<br />

hat folgende wesentliche Vorteile<br />

einer verkehrsträgerübergreifenden<br />

Servicestelle deutlich<br />

gemacht:<br />

• Effizienz: Nutzung von Synergien<br />

und Erfahrungen<br />

• Effektivität: Verbesserung der<br />

Durchsetzung der Passagierund<br />

Fahrgastrechte<br />

• Kundenfreundlichkeit: Eine<br />

zentrale Anlaufstelle für alle<br />

Anliegen von Passagieren und<br />

Fahrgästen<br />

Auf Basis dieser Ergebnisse<br />

wurde die Etablierung einer für<br />

alle Verkehrsträger zuständigen<br />

Servicestelle – unter Nutzung<br />

der bestehenden Strukturen der<br />

Schienen-Control – angestrebt.<br />

Rechnen Sie mit einer Zunahme<br />

der Beschwerden?<br />

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