Polen in Bewegung
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Multikulturalität neu entdeckt – M<strong>in</strong>derheiten und Migranten im<br />
postkommunistischen <strong>Polen</strong>, Dr. Małgorzata Głowacka-Grajper<br />
Multikulturalität<br />
Gruppenzugehörigkeit anzugeben, da hier Angst vor e<strong>in</strong>er negativen<br />
E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> Bezug auf die jeweilige M<strong>in</strong>derheit auftauchen<br />
könnte. Andererseits besteht aber die Schwierigkeit<br />
auch dar<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e eigene nationale Identität an die starren vorgegebenen<br />
Kategorien der Volkszählung anzupassen oder sie<br />
gar aus ihnen herzuleiten. Daher werden viele der Daten kritisch<br />
h<strong>in</strong>terfragt (vgl. Adamczuk, Łodziński 2006). Sie stellen dennoch<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Ausgangspunkt für die Forschung über<br />
M<strong>in</strong>derheiten dar.<br />
National-ethnische Zugehörigkeit der Bevölkerung auf Grundlage<br />
der Volkszählung von 2002.<br />
Unter den neun nationalen M<strong>in</strong>derheiten ist die deutsche laut<br />
der letzten Volkszählung die größte (mit 126.000 Mitgliedern),<br />
gefolgt von den Vertretern der polnischen Nachbarstaaten – Ukra<strong>in</strong>er<br />
(49.000) und Weißrussen (46.000). Neben ihnen haben<br />
noch Russen, Juden, Litauer, Slowaken, Armenier und Tschechen<br />
den M<strong>in</strong>derheitenstatus. Die größte ethnische M<strong>in</strong>derheit bilden<br />
die Roma (16.000 nach der Zählung 2011) sowie die Lemken<br />
(10.000). Darüber h<strong>in</strong>aus leben <strong>in</strong> <strong>Polen</strong> auch Tataren und Karäer<br />
(von denen es aber laut der letzten Zählung nur noch 45 gab).<br />
National-ethnische Zugehörigkeit der Bevölkerung auf Grundlage<br />
der Volkszählung von 2011.<br />
36,983,700 = 96,74%<br />
Nur polnische Bevölkerung<br />
36,522,000 = 94,83%<br />
Nur polnische Bevölkerung<br />
„In der Volkszählung von 2011 wurde der Bevölkerung zum ersten Mal<br />
<strong>in</strong> der Geschichte der polnischen Erhebungen die Möglichkeit gegeben,<br />
ihre national-ethnische Zugehörigkeit anzugeben. Die flexible Fragestellung<br />
über die national-ethnische Zugehörigkeit, die es erlaubte,<br />
se<strong>in</strong>e Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>er oder zwei ethnischen Kategorien anzugeben<br />
(durch die Antwort im Feld unter der Frage, Auswahl der zur Verfügung<br />
stehenden Ethnonyme oder e<strong>in</strong>e klare national-ethnische Erklärung<br />
im Textfeld), brachte e<strong>in</strong> breites Spektrum an unterschiedlichen<br />
Identifikationen (über 200). Es waren sowohl Angaben zur Zugehörigkeit<br />
zu e<strong>in</strong>er nationalen oder ethnischen als auch e<strong>in</strong>er ethnisch-regionalen,<br />
regionalen und sogar lokalen Gruppe möglich“. Source: http://<br />
stat.gov.pl/obszary-tematyczne/ludnosc/narodowy-spis-powszechny-ludnosci-i-mieszkan-2011/przynaleznosc-narodowo-etniczna-ludnosci-nsp-2011,16,1.html<br />
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471,500 = 1,23%<br />
Andere als polnische<br />
Bevölkerung<br />
774,900 = 2,03%<br />
Nicht bestimmt<br />
871,000 = 2,26%<br />
<strong>Polen</strong> und Nicht-<strong>Polen</strong><br />
597,000 = 1,55% 521,000 = 1,35%<br />
Andere als polnische Nicht bestimmt<br />
Bevölkerung<br />
e<strong>in</strong>schließlich 46 000<br />
(0,12%) zwei nicht-polnische<br />
„Alte“ und „neue“ Vielfalt im heutigen<br />
<strong>Polen</strong> – regionale und Migrantengruppen<br />
Dank dem Gesetz von 2005 erlangte auch e<strong>in</strong>e regionale<br />
Gruppe den M<strong>in</strong>derheitenstatus: die Kaschuben. Sie wurden aber<br />
nicht als M<strong>in</strong>derheit bezeichnet – was auch die kaschubischen<br />
Organisationen ablehnten – sondern als „Gruppe, die e<strong>in</strong>e regionale<br />
Sprache verwendet“. Laut Schätzungen sowohl von Forschern<br />
als auch der Kaschuben selbst umfasst diese Gruppe<br />
350.000-500.000 Mitglieder. Während der Volkszählung 2002<br />
gaben zwar nur 5.053 die kaschubische Nationalität an, doch<br />
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