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BLM201412

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Seite 12 der blasmusiker<br />

Jahrgang 2014<br />

Musikverein „Harmonie“<br />

Linkenheim-Hochstetten e.V.<br />

Stehende Ovationen<br />

für Festliches Konzert<br />

im Zeichen der Freiheit<br />

Ganz im Zeichen der Freiheit stand das Festliche<br />

Konzert des Musikvereins „Harmonie“ Linkenheim-Hochstetten<br />

am 25. Jahrestag des Mauerfalls.<br />

Die Stücke, die die Dirigenten des Blasorchesters<br />

und des Jugendorchesters, Thorsten<br />

Reinau und Werner Gerhäuser, ausgesucht<br />

hatten, zogen sich dabei durch verschiedene<br />

Epochen und Stilrichtungen und beschrieben die<br />

Sehnsucht der Menschen nach Freiheit. Eröffnet<br />

wurde das Konzert vom Blasorchester unter der<br />

Leitung von Thorsten Reinau mit den majestätischen<br />

Klängen aus dem „Feierlichen Einzug<br />

der Ritter des Johanniterordens“ von Richard<br />

Strauß. In seiner Begrüßung betonte Pfarrer<br />

Philip Kampe, dass er sich über die Stückeauswahl<br />

zum Thema Freiheit am Jahrestag des<br />

Mauerfalls besonders freute – insbesondere weil<br />

im Vorfeld des 9. Novembers 1989 zahlreiche<br />

Demonstrationen von protestantischen Kirchen<br />

ausgegangen waren. Die Sehnsucht nach Freiheit,<br />

die die Menschen in der damaligen DDR<br />

erfüllte, wurde auch vom Gefangenenchor in<br />

Guiseppe Verdis Oper „Nabucco“ besungen. Die<br />

bekannte Ouvertüre zur Oper forderte die Musiker<br />

mit schnellen Passagen, die in einem furiosen<br />

Finale gipfelten. Wie Michael Geßner, der wie<br />

gewohnt mit Witz und Charme durch das Programm<br />

führte, erläuterte, dienen die festlichen<br />

Konzerte des Musikvereins immer wieder jungen<br />

Solisten als Plattform, ihr Können auch abseits<br />

der Blasmusik unter Beweis zu stellen. Begleitet<br />

vom Blasorchester spielte die erst zwölfjährige<br />

Alexandra Nutt souverän und einfühlsam die<br />

anmutige Melodie von Enrico Tosellis „Serenata“<br />

auf der Geige. Für die nächsten drei Stücke wechselten<br />

nun die Musiker des Jugendorchesters<br />

auf die Orchesterplätze im Altarraum. Unter<br />

der Leitung von Werner Gerhäuser spielten die<br />

Jungmusiker zunächst die „Pavane in Blue“, einen<br />

langsamen Blues mit Solis für Trompete und<br />

Saxofon. Darauf folgte der feierliche „Altböhmische<br />

Hl.-Wenzel-Choral“, der das zweitälteste<br />

Das Blasorchester unter der Leitung von Thorsten Reinau<br />

erhalten gebliebene böhmische Lied ist und Ende<br />

des 12. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde.<br />

Als drittes Stück hatte Werner Gerhäuser die<br />

Hymne der Wende schlechthin ausgesucht: „Wind<br />

of Change“, das im Jahr 1991 von den Scorpions<br />

veröffentlicht wurde, beschreibt wie kein anderer<br />

Rocksong die Zeitstimmung zum Ende des 80er<br />

Jahrzehnts, als mit Glasnost und Perestroika<br />

von der Sowjetunion aus die große politische<br />

Wende begann. Das bekannte Stück mit der eingängigen<br />

Melodie weckte bei vielen Besuchern<br />

Erinnerungen an die Zeit des Umbruchs, der in<br />

der Wiedervereinigung Deutschlands gipfelte.<br />

Im Anschluss an die Darbietungen des Jugendorchesters<br />

entführten die Musiker des<br />

Blasorchesters die Zuhörer wieder in die<br />

fernere Vergangenheit. Die Renaissance hat<br />

die Freiheit des Geistes gebracht, der Mensch<br />

wurde sich seiner schöpferischen Möglichkeiten<br />

bewusst. Dies spiegelte sich auch in der Musik<br />

wieder. Mit „Renaissance Tänze“ präsentierte<br />

das Blasorchester ein kontrastreiches Werk,<br />

das von den Musikern viel musikalisches Gefühl<br />

erforderte, um die Leichtigkeit und Transparenz<br />

dieser Musik zu vermitteln. Viel Fingerfertigkeit<br />

bewiesen die Musiker bei „Bolero de Concert“,<br />

das Thorsten Reinau nach einem Orgelwerk von<br />

L:J.A. Lefébure-Wély für Blasorchester arrangiert<br />

hatte. Einer der Höhepunkte des Konzerts<br />

stellte sicherlich das folgende Stück dar. Mit<br />

„Martin Luther“ komponierte Thorsten Reinau<br />

ein Stück, das eindrucksvoll Szenen aus dem<br />

Leben des großen Reformators beschreibt. Es<br />

beginnt liturgisch, Luthers Anfangsjahre im<br />

Kloster beschreibend. Danach wird tänzerisch<br />

das Leben am Hof beschrieben. Rebellische<br />

Passagen veranschaulichen den Beginn der<br />

Reformation und gipfeln mit Paukenschlägen<br />

im berühmten Thesenanschlag an die Tür der<br />

Schlosskirche zu Wittenberg. Anschließend muss<br />

sich Luther vor dem Reichstag zu Worms wortgewaltig<br />

rechtfertigen. Dieser Gesangspart wurde<br />

von Michael Geßner ausdrucksvoll präsentiert.<br />

Katharina von Bora, Luthers Frau, beschrieb<br />

Thorsten Reinau mit einem gefühlvollen Solo,<br />

das von Manfred Hildebrand auf der Klarinette<br />

gespielt wurde. Das Werk endete mit dem von<br />

Luther komponierten Choral „Eine feste Burg ist<br />

unser Gott“. Die Uraufführung der abwechslungs-<br />

reichen Komposition von Thorsten Reinau wurde<br />

vom Publikum mit viel Applaus belohnt. Mit dem<br />

letzten Stück des Konzerts gedachten die Musiker<br />

unter der Leitung von Thorsten Reinau dem<br />

Mauerfall vor 25 Jahren. „Alle Menschen werden<br />

Brüder – Berlin, 9. November 1989“ wurde vom<br />

Dirigenten des Blasorchesters mit Themen aus<br />

dem Finalsatz der 9. Sinfonie von Ludwig van<br />

Beethoven eigens für den Jahrestag des Mauerfalls<br />

komponiert und ebenso wie „Martin Luther“<br />

vom Blasorchester uraufgeführt. Das Publikum<br />

belohnte die Musiker und Dirigenten mit anhaltendem<br />

Applaus und stehenden Ovationen. Mit<br />

den gefühlvollen Passagen zu Katharina von Bora<br />

aus „Martin Luther“, die dieses Mal als Oboensolo<br />

gespielt wurden und sicherlich bei einigen Zuhörern<br />

für Gänsehaut sorgten, bedankten sich die<br />

Musiker beim Publikum für den Applaus.<br />

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an<br />

Pfarrer Philip Kampe und die evangelische<br />

Kirchengemeinde, die das Konzert in der Kirche<br />

ermöglichten. Ein Dank auch an das Publikum für<br />

die zahlreichen Spenden, die der Jugendarbeit<br />

des Vereins zugutekommen.<br />

Zwei Orchester und ein Dirigent<br />

Gemeinschaftskonzert<br />

auf höchstem Niveau in Östringen<br />

Eine gelungene Koproduktion erlebten die<br />

Zuhörerinnen und Zuhörer in der gut besetzten<br />

Hermann-Kimling-Halle beim Spätjahrskonzert<br />

des Musikvereins Östringen. Sie wurden Zeugen<br />

einer musikalischen Begegnung der besonderen<br />

Art, die der gemeinsame Dirigent Markus<br />

Mauderer ermöglichte. Neben dem Östringer<br />

Orchester, das er seit 1997 leitet, gibt er seit<br />

2012 auch beim Musikverein „Edelweiß“ Pfaffenrot<br />

die programmatisch-künstlerische Richtung<br />

vor. Beide Klangkörper musizieren im Bereich<br />

des Blasmusikverbandes Karlsruhe quasi auf<br />

Augenhöhe und zählen hier zu den führenden<br />

Orchestern.<br />

Mit einer beachtenswerten und respektablen<br />

Interpretation der Rossini-Ouvertüre zur Oper<br />

„Die diebische Elster“ eröffneten die Gäste aus<br />

dem Marxzeller Ortsteil den Abend und zeigten<br />

im weiteren Verlauf des ersten Programmteils<br />

die komplette Bandbreite ihrer mit nahezu 80<br />

Musikern für einen Ortsteil mit 2400 Einwohnern<br />

beachtenswerten Orchesterbesetzung auf – auch<br />

ein Beleg für ein intaktes Vereinsleben und die<br />

Wertschätzung für diesen örtlichen Kulturträger.<br />

Dem von Markus Mauderer unter dem Motto<br />

„Kontraste“ vorgegebenen roten Faden entsprachen<br />

dann auch die sehr gegensätzlichen Originalwerke<br />

„Magnetberg“ von Mario Bürki und die<br />

im Popsound komponierte Ouvertüre „Chase the<br />

sun“. In der Filmmusik zu „Robin Hood“ konnte<br />

sich das bestens besetzte Waldhornregister<br />

des Orchesters auszeichnen. Die vom Publikum<br />

geforderte Zugabe gewährte man gerne mit Kurt<br />

Gäbles fetzigem „Nineteen-Fifty-Eight“.<br />

Mit „Joy“ von Joseph Curiale trat dann nach der<br />

Pause das Östringer Orchester zum musikalischen<br />

Heimspiel an, bevor man sich in zwei Wochen<br />

zum Gegenbesuch nach Pfaffenrot aufmacht und<br />

dort bei der Neuauflage des Gemeinschaftsprogramms<br />

seine Visitenkarte als Kulturbotschafter

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