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Seite 10<br />
Neil Young wird 70<br />
Mit fast vierzig Studioalben, sieben offiziellen Live-Alben, Kompilationen, unzähligen Bootlegs<br />
und seinen eigenen „Archives“-Reihen, in welchen er sowohl Live-Mitschnitte als auch alte<br />
Studio aufnahmen wiederveröffentlicht, hat Neil Young sich in der Musikwelt verewigt, auch<br />
wenn er meistens nur auf seinen 72'er Hit „Heart of Gold“ reduziert wird. Im Laufe seiner<br />
Karriere hat er sich stets musikalischen und teilweise auch politischen Wandeln unterzogen,<br />
ist letztlich aber immer Derselbe geblieben. So wundert sich wohl niemand, der sich ernsthaft<br />
mit der Person und dem Künstler Neil Young auseinandergesetzt hat, dass er immer noch nicht<br />
müde ist, sich gegen Dinge, die ihm nicht passen, aktiv einzusetzen. Nun wird Neil Young am<br />
12. November 70 Jahre alt, und der Bierstädter will Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in diesem<br />
kleinen Rückblick einmal mehr zeigen, dass hinter Neil Young mehr steckt als nur ein<br />
Album aus dem Jahr 1972.<br />
1945 in Kanada geboren, war er der Musik schon früh zugetan und wusste als Teenager,<br />
dass er, um sich den Traum eines Rockstars zu erfüllen, weg aus seiner ländlichen Heimat<br />
musste. So wanderte er Mitte der 60er Jahre mit seinem späteren „Buffalo Springfield“- und<br />
„Trans-Band“-Bassisten Bruce Palmer illegal nach Los Angeles in Kalifornien aus, wo er mit<br />
ihm, Stephen Stills, Richie Furay und Dewey Martin die legendäre Band „Buffalo Springfield“<br />
gründete. Sie produzierten die Hits „Mr. Soul“ und „For What It's Worth“. Neil Young und<br />
andere Weggefährten beteuerten stets, dass er alle seine Lebensentscheidungen nach der<br />
Musik ausrichtete. Dies müsse man eben so akzeptieren, und so kam es dazu, dass Neil<br />
Young wohl den Hauptteil der Schuld daran trägt, dass sich die Band letztlich auflöste. Die<br />
bandinternen Krisen werden auch auf ihrem zweiten und dem dritten Album unterschwellig<br />
thematisiert. Richie Furay schreibt den Song „A Child´s Claim to Fame“, da Young teilweise<br />
nicht mehr zu den Konzerten kam, sondern mit seinem Freund und späteren Bandmitglied<br />
Jack Nitzsche neue Lieder aufnahm. Young konterte auf ihrem dritten und letzten Album mit<br />
„I am a Child“. Zu diesem Zeitpunkt ist die Band schon entzweit. Stills gründet mit Graham<br />
Nash und David Crosby das legendäre Trio, bei welchem auch Bruce Palmer am Bass aushilft,<br />
und Neil Young veröffentlicht 1968 sein erstes nach ihm benanntes Album unter anderem mit<br />
den Liedern „The Loner“ und „The Old Laughing Lady“. 1969 entzweit er die Band „The Ro -<br />
ckets“, und aus diesem vorher jedoch eher amateurhaften Projekt entwickelt sich „Crazy<br />
Horse“ mit Jack Nitzsche, Billy Talbot, Ralph Molina und Danny Whitten. Gemeinsam schreiben<br />
sie Lieder, wie „Cowgirl in the Sand“, „Down By the River“ und „Cinnamon Girl“, die<br />
dann auf dem Rock-Album „Everybody Knows This is Nowhere“ im gleichen Jahr erschienen.<br />
Jedoch steigt Young nebenbei auch wieder bei Stephen Stills mit ein, und so bespielen „Cros -<br />
by, Stills, Nash & Young“ die legendären Festivals Woodstock und Altamont, über welche<br />
Young im Nachhinein hauptsächlich negativ berichtet, ja auch bei Woodstock war Young unzufrieden,vor<br />
allem, weil er sich durch die vielen Kameras auf der Bühne gestört fühlte, da die<br />
Musik im Vordergrund stehen sollte und nicht die Show. Auch 1970 spielte Young sowohl mit<br />
CSNY („Déjà Vu“-Album sowie „Ohio“, Youngs Song, den er bis heute immer wieder sowohl<br />
mit CSNY als auch solo spielt), als auch mit Crazy Horse und anderen Gastmusikern, wie Nils<br />
Lofgren für das Album „After the Gold Rush“, welches sein Durchbruch als Solokünstler in den<br />
USA war. Er bekam seine Green Card,v i e r Jahre nach seiner Immigration! Außerdem wurden<br />
seine Solo-Akustik-Touren, mit denen er 1968 angefangen hatte, stetig länger, vielleicht<br />
ein Grund dafür, dass er irgendwann Ende der sechziger Jahre das Klavierspielen lernte. 1971<br />
tourte er zwei Monate solo durch die USA und Kanada und schrieb in dieser Zeit zahlreiche<br />
Lieder für sein Erfolgsalbum „Harvest“, welches 1972 veröffentlicht wurde. Neben den Klassi -<br />
kern „Heart of Gold“, „Old Man“, „Are You Ready For the Country“ und „The Needle and the<br />
Damage Done“ enthält das Album auch experimentellere, heute live als Raritäten angesehene<br />
Lieder, wie „Alabama“ und „Words (Between The Lines of Age)“. Lynyrd Skynyrds „Sweet<br />
Home Alabama“ ist eine ironische Referenz an Neil Youngs „Alabama“ (1972) und/oder<br />
„Southern Man“ (1970). In Wahrheit nämlich war keinerlei negative Beziehung zwischen<br />
der Southern-Rock-Band und Young zugegen, eher im Gegenteil: Neil Young schickte ihnen<br />
sogar das Demotape von seinem späteren „Powderfinger“, und Skynyrd-Sänger Ronnie Van<br />
Zant ist auf seinen bekanntesten Bildern mit Neil Youngs „Tonight's the Night“ T-Shirt zu<br />
sehen. Nach dem Tod des Crazy Horse-Gitarristen Danny Whitten aufgrund einer Überdosis<br />
Heroins startete er mit einer neuen Band 1973 eine Tournee durch die Hallen der USA. Daraus<br />
entstand das Live Album „Time Fades Away“, welches bis heute noch nicht auf CD veröffentlicht<br />
wurde und dessen Lieder bis heute kaum gespielt wurden. So spielte er „Time Fades<br />
Away“ zum ersten Mal seit damals wieder 2008 in Oberhausen zusammen mit „Words" und<br />
„All Along the Watchtower“ (Bob Dylan Cover). Andere Lieder des Albums wurden seitdem<br />
nicht mehr gespielt. Warum? Natürlich, weil Neil Young unzufrieden mit der damaligen Band<br />
war und zudem noch der Gedanke an ihm nagte, dass in dieser Zeit sowohl Danny Whitten<br />
als auch ein Rowdy namens Bruce Berry, sowie viele Menschen in jener Zeit, den Drogen zum<br />
Opfer fielen. Und so spielten Crazy Horse ohne Danny Whitten, sondern mit Nils Lofgren die<br />
beinahe depressiv bis zynisch wirkende LP „Tonight's The Night“ ein, welche zwei Jahre später<br />
erscheinen sollte. Auch das Album „On The Beach“ aus dem Jahr 1974 erzeugt ein eher<br />
pessimistisches Lebensgefühl beim Hören, selbst wenn Young in einem Interview beteuerte,<br />
dass es ihm in jener Zeit eigentlich wieder ganz gut ging. Als Ersatz für Danny Whitten wurde<br />
Frank „Poncho“ Sampedro eingestellt, und in dieser Viererkonstellation (Molina, Talbot,<br />
Sampedro, Young) sind Crazy Horse bis heute aktiv, wenn auch mit kleineren Unterbre chun -<br />
gen. 1976 ging es dann auch auf die erste große Welttournee. Zwar war Young schon in früheren<br />
Jahren in Großbritannien unterwegs, doch richtige Tourneen gab es bis dahin nie. Das<br />
sollte sich ändern, und so spielte er einen Monat lang in Europa und Japan. Zwei Jahre später<br />
startete er seine Weltbekanntheit erringende „Rust Neber Sleeps“-Tour, deren Folge ein<br />
Studioalbum „Rust Never Sleeps“ mit Studioproduktionen, aber auch Mitschnitten aus den<br />
Konzerten, der gleichnamige Film aus dem „Cow Palace“ in San Francisco sowie das Live-<br />
Album „Live Rust“ war. Bis heute bekannt aus jener Zeit sind die härteren Gitarrensounds, die<br />
er bis dahin perfektionierte, sowie die Lieder „Hey Hey, My My“ ebenso wie das akustische<br />
<br />
Gegenstück „My My, Hey Hey“, aber auch „Powderfinger“ und „Welfare Mothers“. In der<br />
Rückschau war dies eigentlich schon der Anfang seiner musikalischen und bühnengestalterischen<br />
Experimente, denn so etwas hatte er vorher nicht gemacht, sondern sich immer eher<br />
zurückgehalten, was die Bühnenshow angeht, und Hard-Rock oder Punk waren auch nicht<br />
wirklich sein damaliges Image. Jedoch muss man sagen, dass diese Experimentierfreude in<br />
den achtziger Jahren noch stärker ausgeprägt war. Schuld daran war jedoch nicht nur der<br />
Wechsel von Reprise Records zu Geffen Records, denn auch unter Reprise hatte er angefangen,<br />
minimalistische rockige Lieder mit teils nihilistischen Texten zu schreiben („Reactor“<br />
1981), sowie eine Platte („Hawks & Doves“1980), die auf der ersten LP-Seite akustische<br />
Lieder mit elektrisch erzeugten Nebeneffekten beinhaltete und auf der zweiten Seite Country-<br />
Rock-Lieder mit Geige, Steel Guitar und Klavier im Vordergrund. Nach seinem Wechsel zu<br />
Geffen produzierte er dann fast jedes Jahr eine Platte mit neuer musikalischer Ausrichtung.<br />
1982 das Album „Trans“ mit viel Computer-und Vocodereffekten, welches im Nachhinein viel<br />
zu schlecht bewertet wird, da es eigentlich auch sehr gute „vocoderfreie“ Stücke enthält.<br />
1983 folgte ein Rockabilly-Album, welches eigentlich nur entstand, weil Geffen Records ein<br />
Rock'n'Roll-Album geordert hatten. Neil Young selbst sagte in mehreren Interviews, dass sie<br />
wohl ein Hard Rock-Album gewollt haben, aber wenn man einem Neil Young schon sagt, was<br />
er zu tun hat, dann macht er eben genau das, was ihm gesagt wird. Und so spielte er bei<br />
einem Teil seiner Soloshows die letzte halbe Stunde mit seiner Rockabilly-Band „The Shocking<br />
Pinks“ in Anzug und Krawatte und mit halbakustischer Jazzgitarre seine Rock'n'Roll-Lieder<br />
sowie Coverversionen von Hits der 50er und 60er Jahre, wie zum Beispiel „It's Alright Mama“<br />
und „Do You Wanna Dance“. Von 1984 bis 1985 performte er mit den „International Harves -<br />
ters“ dann Country Lieder im Stil von Willie Nelson oder Waylon Jennings mit denen er auch<br />
teilweise zusammenspielte. Ergebnis war ein Studioalbum, das von Country nur so strotzt,<br />
aber qualitativ auch sehr hochwertig ist und gut besetzt. 1985 spielte er auf dem legendären<br />
Live Aid Konzert und gründete zusammen mit Willie Nelson und John Cougar Mellencamp<br />
Farm Aid, um sich für die immer mehr unter dem wirtschaftlichen Druck leidenden Familien -<br />
farmer der Vereinigten Staaten einzusetzen, ein Thema, das auch nach 30 Jahren in Zeiten<br />
von Monsanto noch hochaktuell ist. Des Weiteren gründete er mit seiner damaligen Ehefrau<br />
Pegi Young 1986 die Bridge School für körperlich- und sprachbeeinträchtigte Kinder, seine<br />
Söhne Ben und Zeke leiden selbst an einer solchen Behinderung, in diesem Fall einer infantilen<br />
Zerebralparese (Kinderlähmung). Für diese Institution finden jährlich zwei Konzerte hintereinander<br />
statt. Die bekanntesten Künstler, die dort auftraten, waren Metallica, Bob Dylan,<br />
Elton John, Bruce Springsteen, Paul McCartney und natürlich Neil Young selbst in so ziemlich<br />
jeder seiner vergangenen Bandkonstellationen. Farm Aid feierte dieses Jahr 30. Jubiläum.<br />
Und so war keinesfalls alles „schlecht“, was Young in den 80ern produziert und organisiert<br />
hat. Des weiteren ist Young Ende des Jahrzehnts auch wieder auf die Rockschiene zurückgekehrt,<br />
hat nebenbei noch seine seit den 70ern andauernden Alkoholprobleme beseitigt und<br />
wechselte 1988 nach einer Crazy Horse Welttour wieder zu Reprise Records. Das erste Album<br />
unter der neuen alten Plattenfirma war jedoch weder ein Rock- noch ein Folk-Album, nein, es<br />
handelt sich um ein Swing-Album, welches von den meisten als Top-Album bewertet wurde,<br />
obwohl sein Wandel eben so schnell ging wie in den Achtzigern. Ende dieses Jahres erscheint<br />
im Rahmen seiner Performance-Series eine Kompilation aus Konzerten mit seiner Swingband<br />
„Bluenotes", später aus rechtlichen Gründen „Bluetones“. 1989 veröffentlichte Young das<br />
Album „Freedom“, auf welchem das Lied „Rockin' in the Free World“ zu finden ist, welches<br />
die damalige Bush-Regierung kritisierte. (Das hätte wohl auch Donald Trump wissen sollen,<br />
als er bei seiner diesjährigen Ansprache zu seiner Präsidentschaftskandidatur genau dieses<br />
Lied anspielen ließ. Die Reaktion von Youngs Management ließ nicht lange auf sich warten,<br />
zumal Young Bernie Sanders unterstützt. (Ähnlich erging es Trump als er einen Aerosmith-<br />
Song wiederholt auf seinem Wahlkampf abspielte und dieser ebenfalls Einspruch einlegte.)<br />
Der Rest des Albums ist jedoch auch eher experimentell gehalten, vor allem, da er bei teilweise<br />
ruhigen Liedern mithilfe seiner E-Gitarre an vereinzelten Stellen so viel Verzerrung in das<br />
Stück bringt, sodass sie wieder eher härter erscheinen.<br />
1990 und '91 widmete er sich jedoch wieder dem Hardrock von 1978 und veröffentlichte<br />
das wohl bekannteste und beliebteste Album nach Harvest und Rust Never Sleeps: „Ragged<br />
Glory“. Es enthält Neuproduktionen nicht veröffentlichter Lieder aus den Siebzigern und<br />
Achtzigern („Country Home“, „White Line“, „Days That Used To Be“), aber auch neue Lieder<br />
wie „Love and Only Love“, „Mother Earth“, „Fuckin' Up“ und „Mansion on the Hill“. Viele<br />
Lie der sind bis heute regelmäßiger Bestandteil seiner Konzerte. Die, wenn man so will, „Fort-<br />
setzung“ seiner „Rust Never Sleeps“ Tour bildete die Tour 1991 mit Crazy Horse, die mit<br />
dem Live Album „Weld“ festgehalten wurde. In dieser Zeit wurde Young der Titel „Godfather<br />
of Grunge“ zugesprochen, und er pflegte auch Kontakt zu Nirvana-Sänger Kurt Cobain und<br />
Pearl Jams Frontmann Eddie Vedder, mit welchem er 1995 ein Rock-Album veröffentlichte.<br />
Viel Feedback, Verzerrung und lange Gitarren-Soli gehören seitdem zu Neil Young wie seine<br />
akustischen Stücke. So veröffentlichte 1992 das komplette Gegenteil zu „Ragged Glory“,<br />
nämlich „Harvest Moon“, welches mit dem Einsatz von viel mehr Steel Gitarre und Mundhar -<br />
mo nika als vorher fast schon schmalzig wirkt aber dennoch keinesfalls eintönig ist. Nach einer<br />
Tour mit Steve Cropper und Booker T. & the MGs 1993 und einigen Rockalben sowie dem<br />
Lied „Philadelphia“ für den gleichnamigen Film, spielte er um die Jahrtausendwende wieder<br />
eher ruhigere Sachen. Höhepunkt ist das Album „Silver & Gold“ aus dem Jahr 2000. Nach<br />
dem 11. September 2001 emotionalisierte er so sehr, dass er im Jahr 2002 mit Booker T.<br />
ein Album rausbrachte, was nicht gegen sondern für einen Krieg gegen den Terrorismus warb.<br />
Im Nachhinein weiß er wohl selbst, dass das wohl keine Lösung für das Problem war. 2005<br />
folgte dann der dritte Teil der „Harvest-Trilogie“, bestehend aus „Harvest“, „Harvest Moon“<br />
und „Prairie Wind“ welches wieder Name schon vermuten lässt eher dem Country zuzuordnen<br />
ist. 2006, mitten während des Irakkrieges fing Young dann die Arbeit an einem Protest -<br />
projekt zu arbeiten. Er schrieb ein Album und richtete auf seiner Website eine Art Forum ein,<br />
in welchem Veteranen und Kriegsgegner über ihre Erfahrungen berichten und diskutieren<br />
konnten. Im selben Jahr packte er sich Crosby, Stills und Nash und starteten eine Anit-Bush.<br />
Tour durch die USA, welche polarisierte wie wohl keines seiner Werke zuvor. Aufnahmen zeigen<br />
die Band beim Spielen des Liedes „Let's Impeach the President“ und während die eine<br />
Hälfte aufspringt und applaudiert, springt die andere Hälfte aus buht und verlässt das Konzert.<br />
2008 wurde sowohl ein Livealbum dieser Tour als auch ein Film veröffentlicht, letzterer wurde<br />
sogar auf der Berlinale präsentiert.<br />
Von 2007 bis 2009 spielte Young mit der „Electric Band“ bestehend aus Musikern, die<br />
ihn in der Vergangenheit immer wieder bei Alben aushalfen, vor allem in den 80er Jahren<br />
sowie sein langjähriger Freund und Pedal-Steel-Gitarrist Ben Keith, der 2010 leider verstarb.<br />
Gemeinsam waren sie die musikalisch herausragenste Konstellation, wenn man das so sagen<br />
kann, denn sie schafften den Bogen aus Country, Folk und Hard Rock und spielten auf den<br />
großen Festivals wie „Rock in Rio“ aber auch in bestuhlten Theatern in Großbritannien und<br />
den USA, wo eine Karte in den vorderen Reihen dann mal über 100 Euro kostete. Auch setzte<br />
sich Young wieder mehr für den Umweltschutz ein und so entwickelte er mit Lincvolt ein<br />
System zur Umrüstung von Benzintanks zu umweltfreundlicheren Biodieseltanks für Oldti -<br />
mern. Seit 2012 arbeitete Young dann wieder mit Crazy Horse und setzte „Rust Never<br />
Sleeps“ und „Weld“ mit der „Alchemy Tour“ 2012/2013 fort.<br />
Nach der Crazy Horse Tour 2014 in Europa aus gesundheitlichen Gründen ohne Billy Talbot<br />
wurde bekannt, dass sich Young von seiner Ehefrau Pegi scheiden lässt, dies habe aber keine<br />
Auswirkungen auf die Bridge School und ihre Konzerte. Des Weiteren veröffentlichte er ein<br />
Album mit einem Orchester und einer Big Band im „Sinatra-Style“.<br />
<strong>2015</strong> dann suchte sich Neil Young die Söhne seines langjährigen Freundes Willie Nelson<br />
aus um ihn bei seinem neuen Album zu helfen. „Neil Young & Promise of The Real“ (eigentlich<br />
Lukas Nelsons Band) veröffentlichte ein ganzes Album gegen das Unternehmen „Mansan-<br />
to“,die durch ihre Patentwirtschaft und ihre angeblichen Knebelverträge der Tod für viele<br />
Familienfarmen war und ist. Auf der Tour mit dieser Band zu „The Monsanto Years“ griff er<br />
tief in die Trickkiste und spielte Lieder, die er lange nicht gespielt hatte, zur Freude oder zum<br />
Ärger der Fans, je nachdem ob man einem Konzert beiwohnen konnte oder nicht. So spielte<br />
er „Words“ zum ersten Mal seit Ben Keiths Tod 2010 und zwar mittlerweile auf jedem<br />
Konzert der Tournee, das Lied „Walk On“ vom Album „On The Beach“ zum ersten Mal nach<br />
15 Jahren, das Lied „Western Hero“ zum ersten Mal seit 20 Jahren und zum zweiten Mal<br />
überhaupt auf dem diesjährigen „Farm Aid 30“ Konzert. Außerdem spielte er zum ersten Mal<br />
seit 1977 das Lied „Alabama“, den „Vampire Blues“ zum zweiten und dritten Mal überhaupt<br />
nach 41 Jahren, „Here We Are In The Yeras“ von seinem Debütalbum zum ersten Mal seit<br />
1976 und das Lied „L.A.“ vom Album „Time Fades Away“ zum ersten mal seit ganzen 42<br />
Jahren. Bleibt also nur zu hoffen, dass er im nächsten Jahr nochmals nach Deutschland<br />
kommt, denn auch ein Neil Young wird nicht jünger. Des Weiteren engagiert sich Young für<br />
das Unternehmen „PonoMusic“, welches Lieder digital über den Pono-Player verlustlos im<br />
FLAC-Format abspielen kann. Das Unternehmen gewann jüngst den Rocky Mountain Inter -<br />
national HiFi Press Award für den besten Mobile Player.<br />
Neil Young ist ein Phänomen, dass letztlich wohl oft mehr Fragen aufwirft als er beantwortet<br />
und er hat es auf jeden Fall verdient nicht nur auf ein Lied reduziert zu werden. Für<br />
die Zukunft ist jedenfalls nur eines sicher: Wenn Neil Young etwas nicht passt dann wird man<br />
das auch mitbekommen, sowie jüngst den Ausstieg aus fast allen Online-Streaming-Diensten<br />
wie Spotify aufgrund der angeblich miserablen Tonqualität. Wir wünschen Neil Young für den<br />
11. November alles Gute zum Siebzigsten und hoffen, dass er einfach so bleibt wie er ist und<br />
bestenfalls nochmal in Deutschland vorbei schaut. In diesem Sinne: „Keep On Rockin' in the<br />
Free World“.<br />
Nils Hermsdörfer<br />
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