Schaufenster 2020-11-20
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Nr.32/<strong>20</strong>.<strong>11</strong>.<strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong><br />
Arbeitsalltag<br />
Wie es aussieht, wenn<br />
Wohn- und Büroraum zur<br />
Symbiose werden.<br />
<strong>Schaufenster</strong><br />
Feierabend<br />
Prickelndes<br />
Spezialwissen über<br />
österreichischen Sekt.<br />
Zeit<br />
geben<br />
Wandern durch Zeit und Raum:<br />
Ein Heft zur<br />
Geschenkesuche.
„Die Presse“GESCHICHTE<br />
DieUSA<br />
Geschichte einerWeltmacht<br />
Es gab sie immer wieder, dieSchicksalstage,<br />
an denen die Welt atemlos auf dieUSA<br />
blickte–Tage, die niemanden unberührt<br />
ließen. Wie würde die Supermacht reagieren?<br />
Beim Angriff auf Pearl Harbor, bei<br />
der Ermordung John F. Kennedys, beim<br />
Anschlag auf New York? Oder eben bei der<br />
Präsidentschaftswahl<strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong>, beider fürdie<br />
Welt viel auf dem Spiel steht?<br />
Die Amerika-Spezialisten der „Presse“<br />
begeben sich auf Spurensuche nach dem<br />
Selbstverständnis einer Weltmacht, beginnend<br />
bei der Kolonialisierungdes Kontinents<br />
bis ins 21. Jahrhundert. ImLauf<br />
der Geschichte erfanden sich die USA immer<br />
wieder neu. Nur wer die Entwicklung,<br />
die Mythen und Visionen dieses Landes<br />
kennt, kann seineGegenwartverstehen.<br />
Jetztbestellen zumPreis von 8,90 Euro(mit„Presse“-Abonnement nur 6,90 Euro) unter<br />
DiePresse.com/geschichte<br />
Die USA<br />
Geschichte<br />
einer Weltmacht<br />
NEU<br />
Preis 8,90 Euro<br />
Besiedlung ★ Verfassung ★ Der Wilde Westen ★ Sklaverei ★ Präsidenten ★ Die Armee ★<br />
Rassismus ★ Entstehung einer Supermacht ★ Wall Street Tycoons ★ American Way ofLife
EDITORIAL<br />
Cover: Popperfoto /Getty. Fotos: Reuters, Kathrin Linkersdorff, beigestellt.<br />
Daniel Kalt,<br />
Chefredakteur<br />
Haben Sie, wenn ich fragen darf, esam<br />
Montag noch zum Frisör geschafft? Oder<br />
in eines der Zahl-1-kauf-2-Sonderangebotsgeschäfte?<br />
Oder zum Baumarkt, für das Eindecken<br />
mit Bastelbedarf für die Vor-Vorweihnachtszeit?<br />
Auf Facebook hat eine weise Dame<br />
gepostet, dass nun das Adventkranzbinden dem<br />
Quarantänebrotbacken den Rang ablaufen<br />
könnte. Und die Weihnachtsbäckerei natürlich!<br />
Zumindest sollte esnicht mehr zu solcher<br />
Germknappheit wie im Frühling kommen, für<br />
die meisten Kekse ist (meines laienhaften Wissens)<br />
Backpulver oder gar Natron ausreichend.<br />
Und damit zu dieser Ausgabe: Esist in den letzten<br />
Wochen zur schönen Tradition geworden,<br />
dass ich in meinem Editorial einen vorbeugenden<br />
Fehlereinräumcanossagang antreten muss<br />
(zum Beispiel wegen eines obsoleten Kulturprogramms).<br />
Und nun also das: Ein großes Weihnachtsgeschenkeideen-Einkaufsspecial<br />
mit<br />
Bildern historischer Shoppingszenen, drei Tage<br />
nach Schließen der meisten Geschäfte? Je nun.<br />
Fürs Erste verweisen wir auf Online-Einkaufsmöglichkeiten<br />
und bitten um Geduld. Wer üblicherweise<br />
mit Ende November alle Geschenke<br />
beisammen hat (diese Menschen soll es ja<br />
geben!), wird wohl am Einkaufsfeiertag, dem<br />
8.Dezember, inden Turbomodus schalten. s<br />
Kristallklar<br />
Im Advent stellen sich besonders<br />
gern und leichtTraditionen<br />
ein. Auch Swarovski<br />
hat seit 1991 eine alljährlich<br />
erneuerte (und leichtvariierte)<br />
im Angebot: Seit damals gibt<br />
es einen Kristallstern als<br />
Jahresedition. Die heurige<br />
Version ist eine aktualisierte<br />
Neuauflage des ersten Sterns.<br />
Bild der Woche<br />
„Fairies“, also Elfen, nennt Kathrin Linkersdorff die von ihr hauchzart fotografierten<br />
Blüten. Ihre Bilder sind derzeit im öffentlichen Raum Berlins zu sehen: „Draußenstadt“<br />
heißt das Kulturprogramm des Stadtsenats für die Lockdownphase auf Plakatwänden<br />
der PotsdamerStraße, hier in Kooperation mit dem Haus am Kleistpark.<br />
Im Netz<br />
Durch die vierte Staffel der Netflix-Serie<br />
„The Crown“tritt Prinzessin<br />
Diana als Stilikone in den<br />
Fokus. Alles über den Wandel von<br />
der Märchenprinzessin zur emanzipierten<br />
Trendsetterin auf:<br />
DiePresse.com/lifestyle<br />
Facebook.com/diepresse.schaufenster<br />
Instagram: @diepresse.schaufenster<br />
<strong>Schaufenster</strong> 3
Wir erschaffen Uhren nicht,<br />
um Erwartungen zu erfüllen.<br />
Wir übertreffen sie.<br />
SeaQ Panoramadatum<br />
Tauchen Sie ein indas Original<br />
Glashütte Original Boutique . Kohlmarkt4.1010 Wien<br />
Tel. +431532 1310 . E-mail:boutique.wien@glashuette-original.com
Eine vollständige Liste unserer Partner finden Sie auf glashuette-original.com
WINTER<br />
MUSTER<br />
Jeder Teppich erzählt<br />
eine Geschichte!<br />
Entdecken Sie 3000 Teppiche in der Spiegelgasse 6,1010 Wien<br />
oder bei Ihnen vor Ort –wir freuen uns auf Ihre<br />
Terminvereinbarung unter +43 1512 33 88 oder auf www.rahimi.at<br />
Lassen Sie sich von unseren Winterangeboten verzaubern!
Grey/Red<br />
Wolle/Seide<br />
300 ×250 cm<br />
€6.800,–<br />
Ushak<br />
Wolle/Seide<br />
341 ×261 cm<br />
€5.900,–<br />
Lexus<br />
Wolle/Seide<br />
270 ×182 cm<br />
€4.890,–<br />
Ozbeki<br />
Wolle/Seide<br />
306 ×247 cm<br />
€4.900,–
„WO<br />
HAST<br />
DU<br />
DAS<br />
DENN<br />
HER?“
Kontaktlos &sicher Einkaufen<br />
Jetzt frei Haus bis 31. Dez. <strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong><br />
250 heimische Manufakturen<br />
Wertschätzung<br />
aus Österreich –für Österreich<br />
Beste Qualität zum besten Preis<br />
Ohne Handelsaufschlag<br />
„WOICH DAS<br />
HER HABE?“<br />
SCHENKEN SIE DIE INDIVIDUELLE VIELFALT VON ÜBER<br />
500 ÖSTERREICHISCHEN SPITZENPRODUKTEN<br />
MIT EINEM GUTSCHEIN.<br />
Jetzt<br />
Gutschein<br />
schenken!<br />
SHOP NOW<br />
AUSTRIAN-LIMITED.AT<br />
facebook.com/austrianlimited instagram.com/austrianlimited<br />
MODE LIFESTYLE KURZ-TRIPS KULINARIK WEIN SPIRITUOSEN
1<br />
KULT<br />
Märchenfigur<br />
3<br />
2<br />
4<br />
10<br />
9<br />
5<br />
ERDEM<br />
7<br />
6<br />
Redaktion: Barbara Zach. Fotos: AFP, beigestellt.<br />
8<br />
1. DAMENLOOK vonComme des Garçons, www.comme-des-garcons.com 2. HANDSCHUHE „Elegant“ aus Nappaleder vonRoeckl, 199 Euro,Kärntnerstraße<br />
35, 1010 Wien. 3. RINGE „Ritratto“ in 18 kt Roségold mit rotemSpinell (oben)und rosa Chalcedon und pinkem Spinell vonPomellato, je 6700 Euro<br />
bei Heldwein, Graben 13, 1010 Wien. 4. STUHL vonVersace, Preis aufAnfrage, Trattnerhof1,1010 Wien. 5. LIPPENSTIFT „LuxePrismatic“der „Holiday“<br />
Kollektion mit funkelndem Perlmuttschein vonBobbyBrown, 38 Euro,imFachhandel. 6. DAMENLOOK vonChristopher John Rogers, www.christopherjohnrogers.com<br />
7. TASCHE vonSimone Rocha, Preis aufAnfrage, www.simonerocha.com 8. SANDALE „Odile“von Giuseppe Zanotti, 1095 Euro,<br />
www.giuseppezanotti.com 9. HAARREIF aus Nappaleder vonMiu Miu um 390 Euro,Tuchlauben 7, 1010 Wien und miumiu.com. 10.DAMENLOOK von<br />
Gucci, Kohlmarkt 5, 1010 Wien.<br />
12 <strong>Schaufenster</strong>
3 TAGE, 19 STUNDEN,<br />
14 MINUTEN<br />
So langebenötigte Howard Hughes<br />
fürseineWeltumrundung,die ihn<br />
1938 zum schnellstenMannder<br />
Lüftemachte.Bei derBestimmung<br />
der Position seinesFlugzeugsinder<br />
Nachtund über dem Ozean vertraute<br />
er auf einen Longines-Chronometer,<br />
der speziell für die astronomische<br />
Navigation entwickeltworden war.<br />
THE PIONEER<br />
SPIRIT LIVES ON.
SCHAU<br />
fenster<br />
BUMMEL<br />
FREIWILD. Am<br />
26.November feiern<br />
USAmerikaner das<br />
ThanksgivingFest. Der<br />
RareBreedRoggenwhiskey<br />
vonWild<br />
Turkey mit Karamellnotenist<br />
auch wegen<br />
der Truthahnassoziation<br />
eine stimmige<br />
Getränkebegleitung.<br />
NATURVERBUNDEN. Echte<br />
Frischluftfansund eingefleischte<br />
(nächtliche)Lockdownflaneurefreuen<br />
sich<br />
auch im Winterüber sportliche<br />
LagenlookErgänzung.<br />
Mit Fischereizitaten spielt<br />
die Kapselkollektion von<br />
Ralph Lauren. Ab 2. 12.<br />
exklusiv erhältlich auf<br />
Mytheresa.com.<br />
PRICKELND. DieWeihnachtsedition<br />
vonVeuve<br />
ClicquotYellow Label<br />
kredenzt Champagner in<br />
einer Retroboxmit AudiokassettenAnmutung.<br />
Um<br />
65Euro via 4dooroutfitters.com<br />
Neue Adresse<br />
NESPRESSO. In Wien eröffnete die 17.permanente<br />
Boutique der MarkeinÖsterreich. Im Fokus stehen<br />
hochwertiger Kaffeegenuss und interaktiveErlebnisse.<br />
Auch das Thema Recycling wirdangesprochen.<br />
Mariahilfer Straße 42–48, 1070 Wien.<br />
WUNDERWELT.Als 18-Jähriger<br />
zogder italienische Illustrator<br />
Andrea Tarella vonseinem<br />
Geburtsort am Lago Maggiore<br />
nach Mailand. Dort begann er<br />
seine künstlerische Karriere,<br />
die vonvielen Projekten für<br />
bekannte Mode- und Lifestylemarken<br />
geprägt ist. FürTod’s<br />
hat er sich nun eine fantastische<br />
Entstehungsgeschichte<br />
des Handtaschenmodells Holly<br />
überlegt. MitimSpiel sind<br />
nähende Marienkäfer und ein<br />
Feuer speiender Vulkan. Das<br />
Video istnachzusehen auf<br />
Tods.com unter„Stories“.<br />
Fotos: Patrick Houi, Philipp Lipiarski, beigestellt.<br />
14 <strong>Schaufenster</strong>
LIVEYOURPASSION<br />
HIGHLIFE<br />
AUTOMATICCOSC<br />
frederiqueconstant.com<br />
FÜRWEITERE INFORMATIONEN:<br />
TEL. (+43)154647-0<br />
info@frederique-constant.at
BESCHWINGT. Wasdie schottische Schauspielerin<br />
Anne Astonschon 1971 beherzigt hat, gilt<br />
noch immer: Beim Weihnachtsbummel helfen<br />
guteLaune –und natürlich das richtige Outfit.<br />
8<br />
6<br />
1<br />
3<br />
7<br />
2<br />
9<br />
5<br />
4<br />
Fotos: S.E.Orchard /Getty, beigestellt.<br />
16 <strong>Schaufenster</strong>
<strong>11</strong><br />
Einwenig Nostalgie und viel Nonchalance<br />
bei einem Weihnachtsbummel als Zeitreise:<br />
Einkaufsszenen aus dem Einstund<br />
Geschenkideen für das Jetzt.<br />
Redaktion: Sissy Rabl, Daniel Kalt,<br />
Norbert Philipp, Christine Pichler, Daniela Tomasovsky<br />
10<br />
12<br />
1. MUNDGEBLASENE GLASKUGELN vonDior im Vierersetum<br />
450 Euro,Kohlmarkt 6a, 1010 Wien, und auf www.dior.com<br />
2. DEKOFIGUR „Lama“ vonTKMaxx um 7Euro, Mariahilfer<br />
Straße77,1060 Wien, und auf www.tkmaxxonline.at<br />
3. KRISTALLANHÄNGER mit Rentiermotiv vonSwarovski um<br />
49 Euro,Kärntner Straße 8, 1010 Wien, und auf www.swarovski.com<br />
4. WEIHNACHTSSCHMUCK vonLiberty London um ca. 21 Euro<br />
(Goldauge)und 10 Euro (Fuchs), auf www.libertylondon.com<br />
5. HORNKAMM mit Ledergurt als Accessoirevon Kenneth Ize<br />
und Sagan um 290 Euro auf sagan-vienna.com<br />
6. LEDERTASCHE „Angolo“inGold vonRosa Mosa um 290 Euro,<br />
LinkeWienzeile 40,1060 Wien, und auf rosamosa.com<br />
7. PUPPENTHEATER vonLeToy Vanum<br />
199 Euro auf smallable.com<br />
8. SONNENBRILLE vonBalenciaga um 355 Euro<br />
auf www.balenciaga.com<br />
9. PERLENGÜRTEL mit Lammlederschleifevon Chanel um<br />
890Euro,Tuchlauben1,1010 Wien, und www.chanel.com<br />
10.MATRJOSCHKAGRUPPE aus Holz vonExpressions bei Hamtil<br />
&Söhne um 42 Euro,Wollzeile 9, 1010 Wien, und www.hamtil.at<br />
<strong>11</strong>. SCHLÜSSELANHÄNGER aus Metall und Lack vonCartier um<br />
480 Euro,Kohlmarkt 1, 1010 Wien, und www.cartier.com<br />
12. UNISEX-DUFT „Brilliantly British“von Penhaligon’s mit<br />
nostalgischer Lavendelnote,100 ml um 164 Euro auf<br />
www.penhaligons.com<br />
<strong>Schaufenster</strong> 17
WINTERLICH. PassantenimerstenSchneegestöber<br />
des Jahres 1946 in Midtown Manhattan.<br />
In dieser Version sind manche vonihnen beim<br />
„Christmas Shopping“ schon fündig geworden.<br />
3<br />
4<br />
1<br />
18 <strong>Schaufenster</strong> 2<br />
Fotos: Bettmann /Getty, beigestellt.
8<br />
10<br />
6<br />
7<br />
9<br />
5<br />
<strong>11</strong><br />
1. TEDDYBÄR aus Mohair vonSteiff und Tiffany um 540 Euro auf www.tiffany.at 2. ARMBANDUHR „HoHoOuch“von Swatch um <strong>11</strong>5 Euro,ab<br />
3.Dezember im Uhrenfachhandel und auf shop.swatch.at 3. FILZHUT vonMühlbauer um 318 Euro,Seilergasse 10,1010 Wien, und auf www.muehlbauer.at<br />
4. GELDTASCHE vonEtroum<strong>20</strong>0 Euro,Tuchlauben 8, 1010 Wien, und www.etro.com 5. AUGENPFLEGE aus der „Platinum Rare Rejuvenation“-Linie von<br />
La Prairie um 900 Euro im gehobenen Fachhandel und auf www.laprairie.com 6. DAMENDUFT „Dylan Turquoise“von Versace mit Mandarinennoten<br />
und rosa Pfeffer,50mlEau de Toilette um 75 Euro im gehobenen Fachhandel und auf www.versace.com 7. AUGENPFLEGE „Vital Perfection Uplifting &<br />
Firming EyeCream“von Shiseido um 78 Euro im gehobenen Fachhandel und auf www.shiseido.at 8. VIRTUAL-REALITY-BRILLE „Quest2“von Oculus<br />
um 349Euroauf www.oculus.com 9. STEREO-KOMPAKTSYSTEM „Ottava“von Technics um 890 Euro u. a. bei Lefkowits, Landstraßer Hauptstraße 109,<br />
1030 Wien, und auf www.lefkowits.at 10.HERRENRUCKSACK vonBurberry um 1290 Euro auf www.mytheresa.com <strong>11</strong>. UMHÄNGEBEUTEL „Gymmy“ aus<br />
rotemLederum250 Euro vonEva Blut auf www.evablut.com<br />
<strong>Schaufenster</strong> 19
KAUFLUST. Eine Szene vordem Londoner<br />
Kaufhaus Selfridges aus dem Herbst1947.<br />
DieDame ließ sich unterUmständen<br />
anderes einpacken, als hier zu sehen ist.<br />
2<br />
5<br />
3<br />
1<br />
4<br />
<strong>20</strong> <strong>Schaufenster</strong><br />
1. PANETTONE in Bonbonform mit kandierten Früchtenvon AmarettiVirginia um <strong>20</strong> Euro bei Wein &Co, LinkeWienzeile 4, 1060 Wien, und auf<br />
www.weinco.at 2. KÖRPERPFLEGE „Crème de Corps“, Weihnachtsedition vonKiehl’sum33Euro, Tuchlauben 23, 1010 Wien, und auf www.kiehls.at<br />
3. GELDTASCHE „Sarah“von Louis Vuitton in der Festtagsedition <strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong> um 570 Euro,Tuchlauben3–7,1010 Wien, und auf eu.louisvuitton.com<br />
4. TRAGETASCHE aus einer Ken-Price-Edition für Loewe um 1500 Euro auf www.loewe.com 5. OHRSCHMUCK aus Gelbgold mit Brillanten, Türkis,<br />
Tigerauge, Aquamarin und Serpentin vonOle LynggaardCopenhagen bei Heldwein, Preis aufAnfrage, Graben 13, 1010 Wien, und auf www.olelynggaard.com<br />
6. ESPRESSOMASCHINE vonDeLonghi mit Sensor-Grinding-Technologie um 800 Euro im Fachhandel und auf www.delonghi.com<br />
6<br />
Fotos: Fox Photos /Getty, beigestellt.
Der erste drehbare Solitärring von Wellendorff.<br />
Alle haben gesagt: Das geht nicht. Ein Ring, der sich dreht, ohne dass sich<br />
der Diamantsolitär mitdreht. 16 Jahre lang investierten wir viel Leidenschaft,<br />
Herzblut und Präzision in die Entwicklung dieses besonderen Schmuckstücks<br />
und hörten erst auf, als es perfekt war. Der erste patentierte, drehbare<br />
Solitärring „DankeFür“ vonWellendorff.<br />
Mehr über die Geheimnisse des Rings erfahren Sie in dem neuen Film<br />
oder bei Ihrem Wellendorff-Schmuckexperten: Tel. (+43) 1-532 12 44 oder<br />
wien@wellendorff.com.<br />
Wellendorff-Boutique Wien •Graben 14 •Tel. (+43) 1-532 1244<br />
Salzburg: Nadler •Linz: Hübner •Dornbirn: Präg<br />
Wellendorff-Boutiquen: Berlin •Düsseldorf•Frankfurt•Mainz•Stuttgart •München •Wien•HongKong<br />
Beijing•Tokyo •San Francisco
WUNSCHLISTE. Ein <strong>Schaufenster</strong>bummel<br />
zählt auch heute noch –wie schon in<br />
London 1938 –zuden beliebtestenStadtspaziergängen.<br />
Vorteil: Manspart Geld.<br />
5<br />
4<br />
1<br />
3<br />
6<br />
2<br />
7<br />
1. DAMENDUFT „Candy Love“von Escada, 50 ml EaudeToilette<br />
<strong>11</strong><br />
um 62 Euro im stationären und Online-Fachhandel.<br />
2. STUTZEN mit Logomustervon Gucci um 130 Euro,Kohlmarkt 5,<br />
1010 Wien, und auf www.gucci.com 3. WOCHENKALENDER „Get<br />
Shit Done!“ für <strong>20</strong>21 um 28 Euro bei Raumkomplett, Theobaldgasse<br />
<strong>20</strong>,1060 Wien, und auf www.raumkomplett.at<br />
4. SANDUHR für eine Viertelstunde vonHay um 16 Euro auf<br />
www.connox.at 5. ACTIONFIGUR vonHasbroum<strong>20</strong>Euroauf<br />
www.spielwarenheinz.at 6. STAPELFIGUREN vonAreawareum<br />
39Euro auf www.charlesandmarie.de 7. DUFTKERZE „Sapin de Nuit“<br />
8<br />
mit Tannenaroma vonDiptyque Paris um 65 Euro im Fachhandel<br />
und auf www.diptyqueparis.com 8. ADVENTKALENDER vonStaud’s<br />
um 43 Euro,Schellhammergasse 15, <strong>11</strong>60 Wien, und auf<br />
9<br />
www.stauds.com 9. LIPPENSTIFT „The Lipstick“ aus der Künstleredition<br />
vonSuitou Nakatsukafür Sensai um 56,45 Euro im<br />
gehobenen stationären und Online-Fachhandel. 10.KANDIERTE<br />
ORANGENSCHALEN in Schokolade vonFattoria la Vialla um<br />
10Euro auf www.lavialla.it <strong>11</strong>. STIELKASSEROLLE aus Gusseisen<br />
vonLeCreusetum219 Euro im Fachhandel und auf<br />
www.lecreuset.at<br />
10<br />
GEHÄUFT. Hier siehtman die trotzPackerlbergs<br />
unverdrossen shoppende Schauspielerin<br />
Ona Munson 1941 in Hollywood.<br />
22 <strong>Schaufenster</strong><br />
Fotos: London Express /Getty, CBS Photo Archive /Getty, beigestellt.
Kärntner Straße 6, 1010 Wien<br />
KUNST&<br />
GENUSS<br />
SCHENKEN<br />
FREUDE<br />
Schenken Sie Stil und Freude! -Exklusiv<br />
zusammengestellte Geschenkkörbe der<br />
Österreichischen Werkstätten und der<br />
Conditorei Sluka zum Verschenken für<br />
Privat- oder Firmenkunden.<br />
Conditorei Sluka<br />
Kärntner Straße 13-15, 1010 Wien<br />
www.schenkenmitstil.at
AUFRAUBZUG. Stummfilmdarstellerin<br />
Phyllis Gordon shoppte 1939 gern extravagant:<br />
Mit ihrem vierjährigen kenianischen<br />
Geparden in den Straßen Londons.<br />
2<br />
4<br />
1<br />
3<br />
10<br />
9<br />
24 <strong>Schaufenster</strong><br />
<strong>11</strong><br />
FLUCHTWAGEN. Sein Hund habe ihn geduldig im<br />
Spielzeuggefährt erwartet,als Henry Sandoni 1932<br />
augenscheinlich für sich selbstdas Christkind spielte.<br />
13<br />
12<br />
Fotos: B.C.Parade /Getty, ,Hulton Archive / Getty, Underwood Archives /Getty, Studio des Fleurs, beigestellt.
7<br />
8<br />
6<br />
5<br />
HALTUNG. 1930 bewahrteman beim Weihnachtseinkauf<br />
elegante Contenance –hier<br />
vorgezeigt in Washington DC.<br />
1. ARMREIF aus lackiertem Holz vonHermès um 150 Euro,<br />
Graben 22, 1010 Wien, und auf www.hermes.com<br />
2. WANDHAKEN vonSeletti um 68 Euro im Fachhandel und auf www.seletti.it<br />
3. PIZZASCHNEIDER vonMintand May, 22 Euro, www.mintandmay.co.uk<br />
4. KOPFHÖRER in Gold vonBang &Olufsen, 800 Euro, www.bang-olufsen.com<br />
5. POLSTER „Knot“ vonDesign House Stockholm um 100 Euro<br />
im Fachhandel und auf www.design-bestseller.de<br />
6. HANDTASCHE aus silbernem Lackleder vonPrada um 590 Euro,Bognergasse 4,<br />
1010 Wien, und auf www.prada.com<br />
7. SKI vonBlizzardfür Fendi um 2800 Euro,Kohlmarkt 5, 1010 Wien und auf www.fendi.com<br />
8. DAMENDUFT „J’adoreInfinissime“von Dior,50mlEau de Parfum um <strong>11</strong>0 Euro im<br />
gehobenen stationären und Online-Fachhandel.<br />
9. KORBTASCHE für Kinder vonOlli Ella um 45 Euro bei BunnyBogart, Spiegelgasse 12,<br />
1010 Wien, und auf eu.olliella.com<br />
10.ZIERPOLSTER vonSweetpea &Willow um 50 Euro auf www.sweetpeaandwillow.com<br />
<strong>11</strong>. VASE mit Eulenmotiv vonJonathan Adlerum345 Euro auf www.yoox.com<br />
12. BEISTELLTISCH vonMiniforms um 845 Euro, www.gomodern.co.uk<br />
13. DEKORATIONSOBJEKT „HappyWhale“von Normann Copenhagen<br />
um 35 Euro auf www.einrichten-design.de<br />
WIEN<br />
Auszeichnungen: Nachhaltige Gestalter*innen <strong>20</strong>19<br />
TRIGOS Nominierung <strong>20</strong>19, Juwelier des Jahres <strong>20</strong>17
Sohlen-<br />
Symbiose<br />
Luxusmarken kooperieren rege mit<br />
Sportswear-Anbietern für Turnschuh-<br />
Editionen: So erreicht man neueKunden und<br />
erhöht die Präsenz in einem kritischen<br />
RAF SIMONS. <strong>20</strong>13<br />
designte der Belgier erstmals<br />
Modelle für Adidas,<br />
hier seine Version des<br />
„Stan Smith“, via yoox.com<br />
Marktsegment.<br />
Text: Daniel Kalt<br />
RICK OWENS. Der<br />
Designer ging <strong>20</strong>17 auf die<br />
nachhaltige MarkeVeja<br />
zu, auch in der aktuellen<br />
Saison kooperierteman.<br />
VALENTINO. VonDesigner<br />
Pierpaolo Piccioli gibtes<br />
ein Remakedes „Mexico<br />
66 SD“ der japanischen<br />
MarkeOnitsukaTiger.<br />
Was Karl Lagerfeld über<br />
Menschen dachte, die<br />
Sportanzüge bei einer<br />
anderen Gelegenheit<br />
als der körperlichen<br />
Ertüchtigung tragen, ist hinlänglich<br />
bekannt. Etwas milder dürfte der legendäre<br />
Designer hingegen über jene<br />
geurteilt haben, die Turnschuhe im Alltag<br />
zweckentfremden, ohne dabei gleich die<br />
Kontrolle über ihr Leben zu verlieren, wie<br />
er sich ja auszudrücken pflegte.<br />
So war das Maison Chanel unter Lagerfelds<br />
Ägide eines der ersten Luxusmaisons<br />
(1998 hatte Puma mit Jil Sander gemeinsame<br />
Sache gemacht), das sich zur Kooperation<br />
mit einer Sportmarke aufschwang.<br />
Oder soll man sagen: herabließ? Die Chanel-Version<br />
des Reebok-Sneakers „Instapump<br />
Fury“ jedoch, ein Laufstegmodell<br />
im Jahr <strong>20</strong>00, wurde nie in Serie produziert<br />
und gilt unter Sneakerfans heute, wie<br />
die auf das Thema spezialisierte Plattform<br />
„High Snobiety“ schreibt, als „Einhorn<br />
unter den Turnschuhen“. Zuletzt bekamen<br />
Sneakerfans <strong>20</strong>15 eines dieser sagenhaften<br />
Modelle bei der Schau „Out ofthe Box:<br />
The Rise of Sneaker Culture“ zu sehen.<br />
Man mag hier zunächst an die unzähligen<br />
Fast-Fashion-Kooperationen denken (nach<br />
dem Muster: Modedesigner xy für diese<br />
oder jene Handelskette), die ebenfalls um<br />
die Jahrtausendwende starteten. Die<br />
Grundkonstellation ist aber eine andere,<br />
denn die limitierten Turnschuhe sollen,<br />
oft nach dem Co-Branding-Prinzip vermarktet,<br />
auf zwei Ebenen funktionieren.<br />
Ungleich als früher, daexklusive Maisons<br />
nicht allzu großen Wert darauf legten, ihre<br />
Freizeitmode publikumswirksam anzupreisen<br />
und man vielleicht ein paar Segelschuhe<br />
im Sortiment hatte, ist<br />
der riesige Bereich der sogenanntent<br />
Athleisure heute<br />
unerlässlich, um zeitgemäß<br />
aufzutreten –und um jüngere<br />
Kunden zu erreichen.<br />
Fotos: Beigestellt.<br />
26 <strong>Schaufenster</strong>
MAISON MARGIELA.<br />
Eine Tabi-Stiefelversion<br />
des „Instapump Fury“ von<br />
Reebok bei The6th Floor<br />
im Kaufhaus Steffl.<br />
Sportmarken wie Adidas, Puma, Reebok<br />
und Nike sichern sich durch ihr Auftauchen<br />
im High-Fashion-Segment umgekehrt<br />
die Adelung ihres Labelauftritts und steigern<br />
das Begehrlichkeitspotenzial: Wer<br />
ohnehin Nike zu Comme des Garçons<br />
trägt, findet bestimmt Gefallen am „Air<br />
Force 1“-Modell der japanischen Marke.<br />
Kompetenz gewinnen. Limitierte Editionen<br />
und prädestinierte Sammlerstücke,<br />
zum Teil durchaus mit Wertsteigerungspotenzial<br />
versehen, werden<br />
von den Marken zumeist<br />
sehr selektiv lanciert. In Einzelfällen<br />
werden sogenannte Sneaker-Raffles<br />
veranstaltet – im<br />
Wesentlichen Verlosungsaktionen,<br />
die das Vorkaufsrecht zusichern.<br />
Um diese Events abzuhalten,<br />
brauche es themengerechte<br />
Expertise und die Bereitschaft,<br />
eine solche Aktion mit allem<br />
nötigen Aufwand abzuwickeln,<br />
sagt Florian Kampelmühler, der<br />
im Kaufhaus Steffl für den Sneaker-Einkauf<br />
zuständig ist.<br />
Seit sechs Jahren ist erfür den Bereich in<br />
„The 6th Floor“ zuständig; er beobachtet<br />
einen ständig wachsenden Anteil von<br />
Turnschuhen auch in den eigenen Kollektionen<br />
von Luxusmarken – dieser liege<br />
mittlerweile bei „bis zu50Prozent“. Als<br />
mögliche Motivation für limitierte Kooperationen<br />
nennt Kampelmühler<br />
folgenden Punkt:<br />
Limitierte<br />
Modelle<br />
sollen im<br />
Universum<br />
beider<br />
Marken Sinn<br />
ergeben.<br />
COMME DES GARÇONS.<br />
Zuletzt wurde der „Air<br />
Force1Mid“ vonNike<br />
gestalterisch veredelt.<br />
ker-Expertise unter Beweis gestellt hätten:<br />
„Raf Simons für Adidas war sicher ein<br />
wichtiger Player inder Sneakerbranche ab<br />
<strong>20</strong>13, allerdings war Simons schon seit den<br />
1990er-Jahren für seine Sportschuhentwürfe<br />
bekannt.“ Mittlerweile möchten sich<br />
viele Designer durch vergleichbare Crossover-Auftritte<br />
positionieren. Rick Owens<br />
kontaktierte etwa selbst die für ihren nachhaltigen<br />
Ansatz bekannte Marke Veja, weil<br />
er mit ihr kooperieren wollte. Bei der<br />
„Prada for Adidas“-Linie wiederum<br />
werden klassische Sneakers<br />
nach Art des italienischen<br />
Luxusartikelherstellers produziert,<br />
was einen Qualitäts- mehr<br />
als einen Designzugewinn<br />
bedeutet.<br />
Mytheresa-Einkäufer Chris<br />
Kyvetos zeigt eine andere mögliche<br />
Sichtweise auf, dass nämlich<br />
die anhaltende Nachfrage<br />
nach limitierten Luxussneakers<br />
keine Folge des allgemeinen<br />
Athleisure-Modetrends sei, sondern<br />
diesen erst beflügelt<br />
haben könnte. „Sneakers sind in vielen<br />
Zusammenhängen gefragt, das lässt sich<br />
nicht nur auf den Athleisure-Trend zurückführen.<br />
Die Nachfrage nach Turnschuhen<br />
könnte diesen allerdings mitbeeinflussen;<br />
somit wäre das Gegenteil der Fall.“ s<br />
PRADA. BegehrteStücke<br />
sind vonPrada produzierteAdidas-Modelle:<br />
<strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong> kamein luxuriöser<br />
„Superstar“ auf den Markt.<br />
JUNYAWATANABE.<br />
Eine rein schwarzeVersion<br />
des „NB 574“ vonNew<br />
Balance, erhältlich auf<br />
mytheresa.com<br />
„Luxusmarken hatten<br />
wenig Kompetenz im<br />
Bereich der Sportswear.<br />
Die Glaubwürdigkeit in<br />
diesem Segment hat sich<br />
durch erfolgreiche Kooperationen<br />
gesteigert.“<br />
Chris Kyvetos, Männermode-Chefeinkäufer<br />
für den Onlineshop Mytheresa, unterstreicht,<br />
dass die erfolgreichsten der frühen<br />
„Gastdesigner“ schon zuvor ihre Snea-<br />
platinketten www.seitnerschmuckwerkstatt.com/shop/herz mit turmalin und aquamarinanhängern +43 dorotheergasse 1533 90 19 6-8, dorotheergasse 1010 wien +431533 6-8 1010 9019 wien mo-fr10-18 www.seitnerschmuckwerkstatt.com<br />
uhr /sa10-17uhr
Schuhe<br />
auf Achse<br />
Mit einer aus Verpackungsresten geschaffenen<br />
Turnschuh-Installation kritisiert Künstler Andi<br />
Yoder den Massenkonsum.<br />
FUNDSTÜCK.<br />
Eine Sneaker-<br />
Rekonstruktion<br />
aus Fast-Food-<br />
Versatzstücken.<br />
Text: Daniel Kalt<br />
AKTUALITÄTSBEZUG.<br />
Auch Corona-Bierschachteln<br />
verarbeitete Yoder.<br />
Hätte Netflix-Serientitelpotenzial, war<br />
aber eine kleinere ökologische Katastrophe:<br />
„The Great Sneaker Spill“ bezeichnet<br />
eine Episode im internationalen<br />
Warenverkehr, bei der im Frühling 1990<br />
fünf riesige Container in den Pazifik gespült wurden.<br />
Vieles versank, 61.8<strong>20</strong> Paar Turnschuhe von Nike wurden<br />
aber von der Meeresströmung erfasst und ab<br />
Anfang 1991 nach und nach entlang der nordamerikanischen<br />
Westküste angespült. Linke und rechte Schuhe<br />
waren voneinander getrennt worden und kamen jeweils<br />
gehäuft gemeinsam an: Daraus und aus anderen Faktoren<br />
entnahm Ozeanograf Curtis Ebbesmeyer wertvolle<br />
Informationen für seine Forschung zu wenig bekannten<br />
Strömungen im Stillen Ozean.<br />
NACHBILDUNG.<br />
Yoder thematisiert<br />
Massenkonsum<br />
und<br />
Vermüllung.<br />
US-Künstler Andy Yoder stieß auf diesen Zwischenfall<br />
bei Recherchen für ein neues Projekt und mochte die<br />
verschiedenen Bedeutungsebenen: Yoder beschäftigt<br />
sich in seiner Praxis mit den Auswirkungen von Wegwerfgesellschaft<br />
und Massenkonsum und beschloss,<br />
sich des „Sneaker Spill“ anzunehmen. Wenngleich nicht<br />
genau bekannt ist, ob es sich bei besagten Schuhen von<br />
Nike um ein bestimmtes Modell handelt, beschloss<br />
Yoder, für seine Installation „Overboard“ im Brattleboro<br />
Museum in Vermont etwa 250-mal den berühmten „Air<br />
Jordan 5“ aus alternativen Materialien nachzubauen.<br />
Corona-Sneakers. Die (auch online besichtigbare) Installation<br />
offenbart zunächst ein vertrautes Schuhregalbild:<br />
Zahlreiche Ferse an Fußspitze gereihte Sneakers, viele<br />
Farben, fantasievolle Varianten. Bei genauerer Betrachtung<br />
zeigt sich aber dann Yoders Arbeitsweise, denn die<br />
Schuhe bestehen aus Versatzstücken von Verpackungsmaterial<br />
und Ähnlichem –etwa von Mc Donald’s, aus<br />
einem David-Hockney-Druck oder Schachteln von Corona-Bier.<br />
Erwolle, sagt Yoder in einem offiziellen Statement,<br />
neues Bewusstsein für die konkreten Auswirkungen<br />
des Massenkonsum-Fehlverhaltens schaffen. Die<br />
Übung scheint gelungen, nicht nur die Kunstwelt wird<br />
sich für seine aktuelle Arbeit begeistern können. s<br />
Tipp<br />
„OVERBOARD“. Die Installation vonAndy Yoder im Brattleboro<br />
Museum &Art Centerist bis 6. März <strong>20</strong>21 zu sehen und<br />
auch online besuchbar, siehe www.rattleboromuseum.org<br />
Fotos: Greg Staley.<br />
28 <strong>Schaufenster</strong>
Geschenk<br />
Tipps<br />
Korkenzieher »Fledermaus«<br />
Riesenradleuchte •Schachspiel<br />
Buchstütze Loriot •Weihnachterl<br />
Backgammon •Matryoshka-Krippe<br />
Mauslampen •Edison-Mini<br />
Celebrity Couples<br />
Izipizi-Ready Readers<br />
www.hamtil.at<br />
LIMITED<br />
EDITION<br />
1010 Wien, Herrengasse 2<br />
1010 Wien, Wollzeile 9
DESIGN<br />
Lexikon der Dinge:<br />
Das Schachbrett<br />
von Norbert Philipp<br />
Esgibtviele Dinge, die nur so herumstehen.<br />
Benutzt werden sie nie. Auch<br />
weil es kognitiv viel zu aufwendig wäre.<br />
Beim Smoothie-Maker, der ganz schön viel<br />
Raumvolumen okkupiert, ist das meistens<br />
ebenso. Puuh, wie war das noch mal? Und<br />
am Schluss auch noch auswaschen?Ah<br />
geh. Tetra-Packerl auf! Andere Dinge besorgt<br />
man sich überhaupt nur, damit sie in<br />
Ruhe und Frieden herumstehen dürfen.<br />
Deko-Artikel heißen die dann. Geboren, um<br />
einfach da zu sein. Nicht, um einem Zweck<br />
zu dienen. Und dann sind da noch die Dinge,<br />
die auch herumstehen, aber subtil eine<br />
Botschaft in den Raum absondern,<br />
manchmal sogar als kompakteVerkleinerung<br />
der Weltzusammenhänge: Das<br />
Schachbrett ist soetwas. Schließlich, so<br />
haben es einige Philosophen und Literaten<br />
schon angedeutet, ist man ja selbst Figur<br />
eines großen Spiels, bei dem man seltener<br />
der König ist, aber öfter der Bauer. Schön,<br />
endlich einmal gefühlter Teil des Universums<br />
zu sein. Undweil das Schachspiel so<br />
tiefmystisch, mythologisch und philosophisch<br />
aufgeladen ist, darf es auch herumstehen,<br />
ohne dass man sich bei der nächsten<br />
Minimalismus-Debatte dafür rechtfertigen<br />
müsste.Vielleicht holt man gerade<br />
jetzt wieder das alte Schachbrett vom<br />
Dachboden, weil man „Das Damengambit“<br />
gesehen hat: Eine Netflix-Serie, in der sich<br />
eine Frau ziemlich unstrategisch, umgeben<br />
von malerischem Setdesign, in die Schachelite<br />
hochspielt. Oder man besorgt ein<br />
Schachbrett, das noch mehr ausstrahlt:<br />
nämlich Handwerkskunst. Wie dieses von<br />
Flayou, einem tunesischen Designstudio<br />
(um 150 Euro auf voltavienna.com).<br />
MITTERNACHT. Wenn alle Bars<br />
geschlossen sind, öffnet sich eben<br />
die eigene: Und das noch dazu<br />
auf so elegante Weise wie diese<br />
vonArmani Casa mit patentiertem<br />
Mechanismus. „Midnight“<br />
heißt sie, als würde sie gern darauf<br />
AMSTERDAM. DieDiamantenbörse in<br />
Amsterdam, TheDiamond Exchange<br />
Capital C, wollteauch ein bisschen in die<br />
Welt strahlen, womit sie sich so den ganzen<br />
Tagbeschäftigt: Eine Kuppel aus Glas und<br />
Stahl, aufgesetzt auf den Bau aus dem<br />
Jahre19<strong>11</strong>, istesgeworden. Analogien zu<br />
Im Blickfeld<br />
hinweisen wollen, wann ein guter<br />
Zeitpunkt wärefür den Schlummertrunk.<br />
Die Bar-Kommode<br />
wurde als aufrechte Schatztruhe<br />
angelegt, eine der Preziosen darin:<br />
DieArbeitsfläche aus Rosa-Portogallo-Marmor.<br />
anderen funkelnden Gegenständen sind<br />
beabsichtigt. Undwurden auch vonder<br />
Jury des German Design Award<strong>20</strong>21<br />
gewürdigt: Mit einem Preis,den sich das<br />
ZJAArchitekturstudio gemeinsam mit<br />
Heylinger Design Projectsabholte.<br />
Natürlich rein virtuell diesmal.<br />
Redaktion: Norbert Philipp. Fotos: Tiziano Sartorio, beigestellt.<br />
30 <strong>Schaufenster</strong>
NATURSTEIN<br />
IN SEINER<br />
SCHÖNSTEN<br />
FORM<br />
BADEWANNE IL CUORE<br />
VON<br />
B REITWIESER<br />
www.breitwieser-stein.at
HEIMARBEIT.<br />
Christian<br />
Hantschel ist<br />
Interior Designer,auch<br />
fürsArbeiten<br />
zuhause.<br />
RANDLAGE. Der Hersteller Richard<br />
Lampert malt sich Home-Office<br />
ungefähr so aus.<br />
DieArbeit<br />
kommtnach Hause<br />
Das Bürowar überall–dank Digitalisierung.<br />
Jetzt ist es vorallem zuhause. Dank Corona.<br />
Auch darauf können sich Gestalter einstellen.<br />
Text: Norbert Philipp<br />
Der Tisch war schon immer für alles<br />
zuständig. Fürs Arbeiten, fürs Essen, fürs<br />
Zusammensitzen, fürs Problemelösen.<br />
Die Menschen mussten erst einmal so<br />
weit kommen, rein ökonomisch, dass sie<br />
sich leisten konnten, Unterschiede zu machen –zwischen<br />
dem einen Möbelstück, dem anderen und wofür<br />
man sie benutzt. Das Leben hat sich seit jeher stets<br />
überblendet im Raum: Die Arbeit und die Nicht-Arbeit –<br />
auch als das Konzept „Freizeit“ noch gar nicht erfunden<br />
war. Erst spät in der Geschichte des Wohnens begann<br />
man das Schlafen räumlich von der Werkbank oder dem<br />
Kochkessel zu trennen. Heute fällt beinahe alles irgendwie<br />
wieder zusammen: auf dem Ess- oder dem Küchentisch.<br />
Was sich zuvor auf Blogs, in Wohnmagazinen und<br />
Möbelkatalogen schon abgezeichnet hatte –die Coronakrise<br />
samt diverser Lockdowns hat eshochgeschaukelt:<br />
Die Wohnung ist alles zugleich. Sogar das Büro. Dann<br />
heißt es Home-Office. Und ist meist doch eher ein<br />
Zustand als definierter Bereich, Fläche oder gar Raum.<br />
Selbstversorger. Schon ist man zurückgeworfen in<br />
einen ungewohnten Zustand: Man muss sich selbst<br />
darum kümmern, dass aus „Home“ auch „Office“ wird.<br />
Nur einfach dort arbeiten, wo man sonst auch wohnt,<br />
das genügt nicht. Natürlich kann man die heikle Aufgabe<br />
auch an jene ausgliedern, die sich damit auskennen.<br />
Wie etwa anInterior Designer. Christian Hantschel<br />
ist ein solcher. Zahlreicher Wohnungen und Häuser hat<br />
er sich ästhetisch und funktionell schon angenommen.<br />
Und dazu gehört es, wie er erzählt, erst einmal zu verstehen,<br />
wer damit welchen Bedürfnissen zwischen all<br />
den Einrichtungsideen und mittendrin im gestalterischen<br />
Konzept dereinst wohnen soll. Dabei kommt es<br />
inzwischen auch darauf an, wie sehr das Berufliche und<br />
das Wohnliche gestalterisch überlappen sollen. Also<br />
muss Hantschel auch einmal lernen, welche Arbeitsab-<br />
Fotos: Vitra, beigestellt.<br />
32 <strong>Schaufenster</strong>
läufe und -phasen die Bewohner so täglich begleiten.<br />
Um ihnen danach, wie den typischen Wohnfunktionen<br />
von Kochen bis entspannt duschen, Konzept und Platz<br />
einzuräumen zunächst. Und dann: ästhetisch auszuformulieren.<br />
Dabei muss er auch mitdenken, was man früher<br />
gedanklich den Arbeitgebern und ihren Bürogestaltern<br />
überlassen hätte: Wie sitzt man ergonomisch richtig?<br />
Wie krieg ich die ganzen Ordner unter, wenn sie<br />
nicht einmal virtuell auf der Festplatte noch Platz finden?<br />
Und wie lässt man sie nach getaner Arbeit so elegant<br />
verschwinden, als wären sie nie da gewesen untertags?<br />
Oder: Habe ich in meinem Arbeitszimmer vielleicht<br />
auch einen bequemen Sessel, auf dem die etwas<br />
unbequemeren Telefonate auch reibungslos laufen.<br />
Auch diese Fragen stellt sich Hantschel stellvertrend<br />
für seine Auftraggeber. Genauso wie jene:<br />
Wie viel Platz darf das Home-Office überhaupt<br />
einnehmen? Und ist esdann ein dauerhafter<br />
Zustand? Oder eher eine On-Off-Beziehung?<br />
Ordnungshüter. „Zuhause gibt es so viel, was<br />
einen ablenken kann. Auch ohne Kinder und<br />
Partner. Der Kühlschrank, die Wäsche, alles<br />
andere bleibt ständig präsent“, sagt Hantschel.<br />
Deshalb sollte man wenn möglich die Welten doch<br />
auch räumlich voneinander trennen. Mit Wänden oder<br />
im Zweifelsfall auch mit Paravents. Auch der regelmäßige<br />
Ortswechsel zuhause sei angesagt –verschiedene<br />
Aufgaben, Tätigkeiten und Phasen bräuchten eben auch<br />
unterschiedliche räumliche Situationen. Sonst zoniert<br />
man den Grundriss der Wohnung ohnehin ganz instink-<br />
KIPPEFFEKT. „Tip<br />
Ton“ vonVitra<br />
ermöglicht<br />
ergonomisches<br />
Sitzen.<br />
tiv –wenn man ihn benutzt: Der Esstisch für die E-Mails.<br />
Das Wohnzimmer samt Blick aus dem Fenster für die<br />
Telefonate. Der herunterklappbare Sekretär im Schlafzimmer<br />
für die hochkonzentrierte Arbeit. „Für viele ist<br />
das Schlafzimmer nach wie vor der ruhigste aller<br />
Räume“, sagt Hantschel. Aber wenn dann die Zoom-Videokonferenz<br />
ansteht, sollte man sich vielleicht nach<br />
einem passenderen Hintergrund umschauen als das<br />
ungemachte Bett. Man könne natürlich auch in<br />
Zukunft der Videokonferenz gleich einen Ort<br />
zuhause zuordnen. Womöglich einen, der das virtuelle<br />
Treffen visuell begünstigt: Das Licht sollte einem<br />
ins Gesicht fallen, nicht in den Rücken, denn sonst<br />
bleibt das Gesicht eben dunkel. Selbst wenn der Esstisch<br />
zum Büro erklärt wurde, sollte man „zumindest<br />
ein Eckerl davon als Arbeitsbereich definieren“.<br />
Damit sich die Arbeitsunterlagen nicht wie<br />
das Leben selbst gänzlich durchmischen: mit<br />
Müsli und Kaffee, deren Zone gleich daneben<br />
beginnen. „Gut ist natürlich, wenn man die<br />
Arbeit überhaupt am Abend wieder visuell ausblenden<br />
kann aus dem Zuhause“, sagt Hantschel,<br />
„Wenn der Laptop noch herumsteht und<br />
die Dokumente herumliegen, schaltet man<br />
noch nicht ganz ab.“ Selbst wenn der Laptop<br />
längst ausgeschaltet ist.<br />
Schon im ersten Briefinggespräch kann Hantschel den<br />
späteren Schreibtisch imaginieren: Nicht nur wie er aussieht,<br />
sondern auch, wie es darauf aussieht. Persönlichkeitsprofile,<br />
die Papierstapel und andere Anhäufungen<br />
forcieren, versorgt der Interior Designer dann auch<br />
→<br />
Gesunde Zellen. Gesundes Leben.<br />
Unterstütze Deine Immunzellen JETZT.<br />
NEU<br />
Innovative Kombination aus:<br />
natürlichem Weizenkeimextrakt mit<br />
hohem Spermidingehalt<br />
immunaktiven Mikronährstoffen und<br />
Bio Shiitake Pilz Pulver<br />
In Kooperation mit<br />
der UniversitätGraz<br />
YOUR LIFE.YOURDECISION.<br />
Vitamin Cund Zink tragen zu einernormalen Funktion desImmunsystemsbei.<br />
Zink hateine Funktion bei derZellteilung undträgt zu einer normalen DNA- undEiweißsynthese bei.
WAND. Auch die<br />
Vertikale istBürofläche,<br />
u. a. für<br />
den deutschen<br />
Hersteller Sigel.<br />
→<br />
GEPLANT. „New Order“,das modulare<br />
Systemvon Hay, Design Stefan Diez,<br />
klingt verheißungsvoll.<br />
gern mit zusätzlichen Schubladen. Oder anderen Ordnungssystemen.<br />
Lieber aber nicht mit zu viel Ablagefläche.<br />
„Weil dort, wo viel Ablagefläche ist, da wird auch<br />
viel abgelegt“, lautet Hantschels naheliegende Logik.<br />
Die Persönlichkeit darf sich also ruhig im Arbeitszimmer<br />
gestalterisch abbilden, aber ganz subtil darf der<br />
Interior Designer ebenso einschreiten. Um Verhalten<br />
und Abläufe sanft zu steuern.<br />
FAHRBAR. Das<br />
Designstudio<br />
Besau Marguerre<br />
entwarf „Mocon“,<br />
ein modulares<br />
Board-System.<br />
„Das Büro wird trotzdem sozialer<br />
Knotenpunkt bleiben.“<br />
KREIS. Zumindestdrehen<br />
sollten sich die<br />
Stühle schon<br />
können im<br />
Home-Office.<br />
Produktivität. Viele Büro-Architekturen, in denen man<br />
sich früher noch einfand zum Arbeiten, sind ähnlich<br />
simpel durchdacht wie Parzellen am Selbsternte-Acker.<br />
Viel mehr als Flächeneffizienz ist gar nicht der gestalterische<br />
Auftrag. Vielleicht kommt noch dazu, mit der<br />
Beleuchtung die Müdigkeit der Mitarbeiter ein bisschen<br />
auf den Nachmittag zu verschieben. Ein-, zweimal darf<br />
man noch auf einen Kaffee und kurzen Small Talk in die<br />
Küche, dann mit Rücken- und Nackenschmerzen ab<br />
nach Hause. Zuhause hat man zwar weniger<br />
Fläche, aber dafür umso mehr Raum, sich zu<br />
bewegen. Oder sogar sich gestalterisch auszutoben,<br />
bis der Arbeitsplatz schließlich so<br />
sehr zur Tätigkeit passt, als wäre er extra<br />
dafür geschaffen worden. Doch am Anfang<br />
steht eine Notwendigkeit: Ein Büro muss<br />
auch „Büro“ sein. Nicht die nächste Kuschelecke.<br />
Daraus folgt: Auch die Möbel sollen<br />
„Büromöbel“ sein, sagt etwa Daniela Gerstner.<br />
Sie ist Prokuristin bei einem Unternehmen,<br />
das sich um die Büros von anderen<br />
Unternehmen kümmert, gestalterisch, konzeptiv.<br />
„Bürofreunde“ heißt es. Und zwangsläufig<br />
sind die Büro-Experten dort auch zu<br />
Home-Office-Freunden geworden. Jedenfalls:<br />
Ob hier oder dort –höhenverstellbar sollen die<br />
Schreibtische zumindest sein. Und die Stühle sollen sich<br />
wie im richtigen Büro auch drehen und flexibel anpassen<br />
lassen, Bürostühle eben. Damit man die Nebenwirkungen<br />
des Sitzens, auch wenn man zuhause öfter einmal<br />
vor dem Kühlschrank steht, sogering wie möglich<br />
hält. Vor allem, meint Gerstner, weil das Home Office<br />
von temporären Phasen gerade zum Dauerzustand<br />
gerät. Zum Glück gebe es auch Unternehmen,<br />
die sich auch außerhalb ihres Bürogebäudes<br />
für die Büromöbel ihrer Mitarbeiter<br />
zuständig fühlen. Und diese auch in ihrem<br />
„Home Office“ damit ausstatten.<br />
Aber auch ästhetische Kollateralschäden für<br />
das Wohnambiente könnte man inzwischen<br />
vermeiden. „Schließlich gibt es inzwischen<br />
bei den Büromöbelherstellern auch einige<br />
Modelle, die sich auch im Wohnumfeld einsetzen<br />
lassen“, weiß Gerstner. Der Rücken,<br />
der Nacken und noch andere Teile danken<br />
es. Und die Wohnatmosphäre nach Feierabend<br />
auch. „Die größeren Unternehmen,<br />
die auch technisch schon gut vorbereitet<br />
sind“, sind längst in den Modus Teleworking<br />
Fotos: Muuto, beigestellt.<br />
34 <strong>Schaufenster</strong>
ZONEN. So stellt sich der<br />
Hersteller Muutovor,wie Wohnen<br />
und Arbeiten verschmelzen.<br />
gewechselt. Das Büro zuhause wird trotzdem nicht so<br />
werden wie jenes, in das man zurzeit kaum noch<br />
kommt. „Denn dieses bleibt der soziale und kommunikative<br />
Knotenpunkt“, wie Gerstner sagt. Und neben<br />
Nacken-Nebeneffekten wirkt sich Corona scheinbar<br />
auch auf die Bürogestaltungskultur aus. „Jetzt erst recht<br />
gestalten manche Unternehmen das Büro zum sozialen<br />
Ort um, richten kleinere Bereiche als Kommunikationszonen<br />
ein, und auch andere Bereiche, indenen man<br />
konzentriert allein arbeiten kann.“ Gestalterische Maßnahmen,<br />
die Bürogestaltungsexperten ohnehin schon<br />
länger eingefordert hätten. Wenn man sie denn gefragt<br />
hätte.<br />
Erhellend. Ein paar Dinge kann auch das Home-Office<br />
der traditionellen Office-Immobilie eben nicht abnehmen.<br />
Auch die grundlegende Aufgabe der Kommunikation,<br />
die noch immer im besten Fall am selben Ort zur<br />
selben Zeit stattfindet. „Jetzt in der Ära der Videokonferenz<br />
merkt man, dass manche Themen und Prozesse<br />
die Face-to-Face-Situation mit Präsenz im Raum<br />
dringend brauchen“, sagt Gerstner. Und dafür finden<br />
sich in der Wohnung dann doch nicht die geeigneten<br />
Nischen, Ecken und Zonen. „Ein weiteres wichtiges<br />
Thema ist natürlich das Licht“, sagt Gerstner. Beim Wohnen<br />
drehen viele das Thema eher in Richtung „Stimmung“<br />
und „Atmosphäre“. Gut, wenn man zart einschlummern<br />
will unter der Decke. Schlecht, wenn die<br />
Präsentation für morgen noch nicht fertig ist. „Man<br />
braucht eine richtige Arbeitsplatzbeleuchtung“, sagt<br />
Gerstner. Dann kann man auch lichttechnisch das tun,<br />
was man räumlich so und so zuhause sollte: Das Arbeiten<br />
von all den anderen Möglichkeiten, die Zeit zu verbringen,<br />
klar zu trennen. s<br />
WENN CHRONO-FELIX<br />
SCHÖNE AUGEN MACHT<br />
Die Chrono-Felix-Familie ist größer geworden. In allen tickt<br />
das bewährte Manufaktur-Uhrwerk Habring² A<strong>11</strong>C-H1,<br />
doch auf den Zifferblättern hat sich etwas getan.<br />
Vorhang auf für den Panda-Chrono.<br />
Was passiert eigentlich mit dem Chrono-Felix, wenn er potenziellen<br />
Kunden schöne Augen macht? Die aktuelle Habring²-<br />
Kollektion gibt augenblicklich Antwort: Chrono-Felix überzeugt<br />
seine Fans durch einen Panda-Look. Zumindest, was das Zifferblatt<br />
angeht. Zwei große schwarze Totalisatoren auf weißem Grund –und<br />
schon entsteht beim Ablesen der Zeit der Eindruck, als würde man<br />
dem vermutlich niedlichsten Raubtier derFauna buchstäblich ins<br />
runde Gesicht schauen.<br />
Pandabären sind nicht nur das Symbol des WWF, sondern gleichsam<br />
die Stars der großen Tiergärten. Voreiniger Zeit erschien ein<br />
vielbeachteter Bildband von den Pandas im Tiergarten Schönbrunn.<br />
Darin erfährt man zum Beispiel auch, dass es durchaus einer gewissen<br />
Etikette bedarf, wenn man in China über den Export von Pandas<br />
verhandeln möchte. Der ehemalige Tiergartendirektor Helmut Pechlaner<br />
erzählt etwa, dass er sich schnell noch Sakko und Krawatte besorgen<br />
musste, bevor er seinerzeit über die Pandas von Schönbrunn<br />
verhandeln durfte.<br />
Werindessen eines der neuen Modelle des Chrono-Felix trägt, muss<br />
keinen Dresscode beachten, schließlich beweist er oder sie allein<br />
durch die Auswahl dieses Zeitmessers Stil und guten Geschmack.<br />
Denn mit dem Chrono-Felix „Panda“ macht man in jedem Outfit<br />
eine gute Figur. Der „Panda“ ist eine optisch neue Variante des<br />
bereits im vergangenen Jahr vorgestellten Chronographen mit dem<br />
Manufaktur-Uhrwerk Habring² A<strong>11</strong>C-H1.“.<br />
Preis Euro 6.250,–<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
& +43-4232-51300<br />
www.habring2.com
SCHMUCK<br />
Glanz &Gloria<br />
von Daniel Kalt<br />
AUFGEPUTZT. Ob man den<br />
Christbaum mit Echtschmuck<br />
behängt –oder doch sich selbst:<br />
Mankann es sich aussuchen.<br />
Dievon Regina Scherzer geschaffenen<br />
„Wiener Packerln“und<br />
Preziosen wie dieser goldene<br />
Mistelzweig mit Zuchtperlen<br />
zitieren Entwürfevon Hofjuwelier<br />
JosefSiess. Erhältlich<br />
auf wienerpackerl.at<br />
WÜRFELSPIEL. Seit <strong>20</strong>04 istMarion Cotillard<br />
mit dem Haus Chopardverbunden: Damals<br />
erhielt sie in Cannes die Trophée Chopard<br />
für Nachwuchsschauspieler.<strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong> betätigte<br />
sie sich als Gastdesignerin für die Schweizer<br />
Markeund reinterpretierteFormen der „Ice<br />
Cube“-Kollektion –mit Fokus auf nachhaltige<br />
Aspekte.<br />
Hochkarätig<br />
Eine Brosche aus dem in der Hutmacherei<br />
gebräuchlichen Material<br />
Krinol, die auch als Dekorationsobjekt gut<br />
aussieht, eine andereaus befeuchtetin<br />
organische Form gebrachtemPergament;<br />
eine Neuinterpretation der schon vonden<br />
Etruskern gebrauchtenGranulationstechnik:<br />
Das alles istThema, wenn Elisabeth Habig<br />
in ihrem Geschäft in der Wiener Spiegelgasse<br />
Einblick in ihreKollektionen gibt. Ehe<br />
sie sich <strong>20</strong>19 selbstständig machte,hattesie<br />
eine Modistinnenausbildung, ein Theaterwissenschaftsstudium<br />
und, parallel dazu,<br />
das Abendkolleg für Schmuckdesign absolviert.<br />
„Mein Wegist vielleichtein bisschen<br />
untypisch“, sagt Habig, die mit ihren<br />
teils ausgefallenen, in den größeren Serien<br />
aber auch alltagskompatiblen Entwürfen<br />
eine Nischenposition besetzt. Unterallen<br />
Schmuckstücken hat sie einen klaren Favoriten:<br />
„Ich liebe es, Ringe zu gestalten –gern<br />
wirklich auffällige. Siesind für mich wie Miniskulpturen.“Ihr<br />
erst zweites Geschäftsjahr<br />
verlaufe, so Elisabeth Habig, gar nichtso<br />
schlecht: „Die Nachfrage steigt ständig.<br />
UndimerstenLockdown hatteich Zeit,<br />
Bestellungen abzuarbeiten und so die Umsätzeanzukurbeln.“Wie<br />
schön, in schwierigen<br />
Zeiten auch vonErfolgsgeschichtenzu<br />
hören. <strong>Schaufenster</strong>.DiePresse.com/jewels<br />
KÖPFCHEN. <strong>20</strong>19<br />
eröffnete Modistin<br />
und Goldschmiedin<br />
Elisabeth Habig ihr<br />
eigenes Geschäft.<br />
INDUSTRIEDESIGN. Die„TOne“-<br />
Linie vonTiffanysoll, so Kreativdirektor<br />
Reed Krakoff,den klaren<br />
Charakter der „TiffanyT“-Kollektion<br />
fortsetzen –und um eine<br />
High-Jewellery-Dimension erweitern.<br />
DieSchmuckstückesind<br />
weniger filigran gearbeitet,<br />
gewichtiger,sozusagen gehaltvoller.Neu<br />
sind Ausführungen in<br />
gefragtem Roségold. Der Zweck<br />
der Entwürfe? „Man soll sie jeden<br />
Tagtragen, um sich selbstzu<br />
feiern“, sagt Krakoff.<br />
GEWICHTIG. Am<br />
liebstenentwirft<br />
Habig Ringe;<br />
gern auffällige<br />
Modelle wie den<br />
Kugelring.<br />
Redaktion: Daniel Kalt, Fotos: Chloe Potter, Lisa Lux, beigestellt<br />
36 <strong>Schaufenster</strong>
Wempe-Cut®<br />
Vollkommenheit hat 137 handgeschliffene Facetten.<br />
Kärntner Straße 41, wien, T01512 33 22<br />
und An den besten Adressen Deutschlands und in New York, Paris, London, Madrid –WEMPE.COM
WERBUNG<br />
EINE WUNDERBARE REISE IN DIE<br />
VERGANGENHEIT DES GOLDES<br />
Anhand der Goldmünzenserie „Magie desGoldes“ lässt sich nachvollziehen,<br />
wie Gold bereits die alten Hochkulturen packte.<br />
Gold ist ewig<br />
Vomgöttlichen Wert bis zum Tauschobjekt. Gold ist tief in unserem<br />
Wertbewusstsein verankert –das warschon vorrund 3000 Jahren so,<br />
und das wirdsich auch in Zukunft nicht ändern. Lediglich die Einstellung<br />
zu Gold und dessen Wertigkeit zeigen von Kultur zu Kultur<br />
Unterschiede. Bereits seit Jahrtausenden dient Gold als Schmuck und<br />
Zahlungsmittel. Schätzungen zufolge ist rund die Hälfte des bisher<br />
geförderten Goldes, das verkauft, verschenkt oder vererbt wird,<br />
Schmuck. Die andere Hälfte dient als Rohstoff und Geldanlage. Wie<br />
etwaGoldmünzen.<br />
Während das Edelmetall in der Antike den Göttern vermacht wurde,<br />
sahen die Inka, die Ureinwohner Südamerikas, Gold als Geschenk der<br />
Sonne und glaubten, es würde nachwachsen, so lang sie ein gutes Verhältnis<br />
zum Fixstern pflegten. Es gibt aber auch durchaus Kulturen,<br />
die den monetären Wert des Goldes zu schätzen wussten. Krösus, der<br />
letzte König Lydiens (der heutigen Türkei), ließ rund 600 vor Christi<br />
die erste offizielle Goldmünze prägen und revolutionierte damit die<br />
Tauschgeschäfte, weil sich Münzen als teilbar, haltbar und werthaltig<br />
herausstellten. Aber es dauerte bis zu Kaiser Augustus (60 vorChristus),<br />
bis eine Geldordnung eingeführt wurde, die auf Münzen aus<br />
Gold, Silber, Kupfer und Messing basierte. Bis heute gilt dieses System<br />
als die Grundlage für die europäischen Geldordnungen. Aber<br />
noch legendärer ist der „Solidus“ –eingeführt rund 300 Jahre nach<br />
Christus von Kaiser Konstantin, der mit dieser Goldmünze die<br />
Grundlage für eine neue Leitwährung für Europa legte, die rund 1000<br />
Jahreihren Wert behielt –wenn man so will, der erste „Euro“.<br />
Gold hat sich als attraktivster Wertspeicher des Vermögens herauskristallisiert.<br />
Seit den 1970er-Jahren hat sich der Goldpreis mehr als<br />
verzehnfacht. Das entspricht einer jährlichen Verzinsung von etwa<br />
5,5 Prozent. Gold wächst stetig –Gold ist ewig.<br />
38 <strong>Schaufenster</strong>
WERBUNG<br />
Mit der Geschichte des Goldes lassen<br />
sich dicke Bücher füllen. Sie reicht<br />
von Meteoriteneinschlägen, die vor Milliarden<br />
von Jahren Gold auf der Erde hinterließen,<br />
über Mansa Musa, den „König der<br />
Könige“, der das meiste Gold dieser Erde<br />
besessen haben soll, bis hin zum Goldrausch<br />
der Amerikaner im19. Jahrhundert.<br />
Wir wollen in unserer Reise indie Vergangenheit<br />
indie mystischsten Epochen eintauchen.<br />
Die Goldmünzserie „Magie des<br />
Goldes“ begibt sich auf die Suche nach der<br />
geheimnisvollen Bedeutung des Goldes in<br />
den ältesten Hochkulturen, vom sagenumwobenen<br />
Mesopotamien bis zuden goldenen<br />
Kaisern Chinas.Der faszinierende Stellenwert<br />
von Gold eint die Kulturkreise über<br />
alle Zeiten hinweg – mit einem wesentlichen<br />
Unterschied: In der Geschichte hatte<br />
das Edelmetall oftmals vor allem rituellen<br />
Wert.<br />
DEN GÖTTERN SO NAH<br />
Starten wir unsere Reise in Mesopotamien<br />
– der Kulturlandschaft, durch die<br />
Euphrat und Tigris fließen, weshalb die<br />
Region auch gern „Zweistromland“<br />
genannt wird. Gold war inMesopotamien<br />
ausschließlich den Göttern und Herrschenden<br />
vorbehalten. Händler mussten<br />
ihr Gold im Tempel abgeben. Die Mächtigen,<br />
die in dieser Hochkultur Gold besaßen,<br />
genossen höchstes Ansehen.<br />
Besonders beispielgebend hierfür ist<br />
König Nebukadnezar II. Er regierte vor<br />
rund 2500 Jahren.<br />
Im Alten Testament steht im Buch Daniel<br />
geschrieben, dass der neubabylonische<br />
König eine riesige Goldstatue aufstellen<br />
ließ. Seine Untergebenen mussten vor<br />
dieser Statue einen Kniefall machen.<br />
Nebukadnezar war davon überzeugt, er<br />
würde inden Rang der Götter aufsteigen,<br />
wenn er sein Ebenbild vergoldet. Das<br />
zeigt den Stellenwert, den das Edelmetall<br />
schon damals noch fern monetärer<br />
Gedanken hatte.<br />
GOLDÜBER DEN TODHINAUS<br />
Im alten Ägypten, der Hochburg der Pharaonen,<br />
wurde Gold als nichts Geringeres als<br />
das „Fleisch der Götter“ bezeichnet. Damals<br />
verehrten die Menschen am Nil das Gold<br />
sogar über den Tod hinaus, weil sie überzeugt<br />
waren, wenn man den verstorbenen<br />
Herrschern Gold ins Grab beilegte, dann<br />
verfügten die Toten im Jenseits über diese<br />
Schätze und wurden zu Göttern.<br />
Weil Gold nicht vergeht, wurden verstorbene<br />
Herrscher überhaupt in Gold bestattet,<br />
damit sie für die Ewigkeit Götter bleiben.<br />
Dank Archäologen wurden manche dieser<br />
Zeitzeugen ausgegraben.<br />
Als König Tutanchamun, der im Kindesalter<br />
den Thron bestieg, bereits als junger Mann<br />
verstarb, wurde sein Leichnam in einen<br />
<strong>11</strong>0 Kilogramm schweren Sarg aus blankem<br />
Gold im Tal der Könige begraben und sein<br />
Gesicht mit einer neun Kilogramm schweren,<br />
äußerst kunstvoll gefertigten Totenmaskebedeckt.<br />
Ob Mesopotamien oder das alte Ägypten –<br />
beide antike Hochkulturen demonstrieren<br />
den göttlichen Wert des Edelmetalls noch<br />
lang, bevor Gold zur Währung wurde. Durch<br />
die neue Münzserie „Magie des Goldes“ verschmelzen<br />
beide Dimensionen.<br />
100-Euro-Goldmünzenserie „Magie desGoldes“<br />
Fotos: Beigestellt.<br />
Die Münzen „Das Gold Mesopotamiens“ und „Das Gold der Pharaonen“<br />
bilden den Auftakt der Münzserie „Magie des Goldes“. Bis<br />
<strong>20</strong>24 werden es insgesamt sechs Goldmünzen sein, die unterschiedliche<br />
Höhepunkte der Hochkulturen Revue passieren lassen.<br />
DasGoldMesopotamiens<br />
Die Wertseite zeigt ein Bildnis König Nebukadnezars II. mit der<br />
Hörnerkrone. Elemente mesopotamischer Ornamentik sowie die<br />
figurale Darstellung eines geflügelten Löwen komplettieren den<br />
Entwurf. Das Wort „Gold“ ist in Keilschrift zu lesen. Die andere<br />
Seite zeigt als Hauptmotiv einen goldenen Stierkopf. Dieser entstammt<br />
der Goldenen Lyra von Ur, zirka 2500 v. Chr. Mesopotamische<br />
Ornamente ergänzen das Münzbild.<br />
DasGoldder Pharaonen<br />
Die Wertseite versammelt altägyptische Motive mit dem Pharao<br />
Echnaton im Mittelpunkt. Er kniet, den Oberkörper aufrecht und<br />
mit erhobenen Händen, dem Sonnengott Aton zu huldigen und<br />
die lanzenförmigen Strahlen der Sonnenscheibe über ihm zu<br />
empfangen. Im Hintergrund erkennt man eine Pyramide, darunter<br />
einen Sarkophag, unter ihm ist die Hieroglyphe für das<br />
Wort „Gold“ platziert. Die andere Seite zeigt als Hauptmotiv ausschnitthaft<br />
eine detailgetreue Nachbildung der Totenmaske des<br />
Tutanchamun in Frontalansicht. Das Original befindet sich im<br />
Ägyptischen Museum inKairo. Details ägyptischer Ornamente<br />
komplettieren beide Münzbilder.<br />
<strong>Schaufenster</strong> 39
UHREN<br />
Das Auktionshaus Phillips versteigert zwei Kultuhren aus höchst prominentem Vorbesitz:<br />
Eine Heuer „Monaco“von SteveMcQueen und eine Rolex„Daytona“von Paul Newman.<br />
Text: Alexander Pfeffer<br />
VERSCHENKT. Steve McQueen<br />
überließ seinem Chefmechaniker<br />
die Heuer „Monaco Referenz<br />
<strong>11</strong>33“ aus dem Film „Le<br />
Mans“. Dieauffällige Rechteckuhr<br />
istamArm des Hollywoodstars<br />
gut zu erkennen.<br />
Ikonen unterdem Hammer:Am12. Dezember versteigertdas<br />
Auktionshaus PhillipsinKooperation mit dem Consultingunternehmen<br />
Bacs &Russo im Rahmen der New Yorker Auktion<br />
„Racing Pulse“ zwei illustre Uhren. Heuer „Monaco“ und Rolex<br />
„Daytona“ sind an sich schon legendäre Zeitmesser, aber die nun<br />
angebotenen Exemplare stammen auch noch aus dem Besitz<br />
zweier Weltstars.<br />
Die „Monaco“ von Heuer –heute TAG Heuer –war 1969 einer der<br />
ersten Automatikchronografen weltweit und darüber hinaus die<br />
erste wasserdichte Rechteckuhr. ImRennfahrerfilm „Le Mans“,<br />
der 1970 gedreht wurde und Anfang des Folgejahres ins Kino<br />
kam, verhalf Hollywood-Star Steve McQueen dem sportlichen<br />
Chronografen zu einem aufmerksamkeitsstarken Auftritt an<br />
seinem Handgelenk. McQueen hatte den Schweizer Rennfahrer<br />
Jo Siffert als Rollenvorbild gewählt, und dieser trug damals im<br />
Rahmen eines Sponsoringvertrags das Heuer-Logo auf dem<br />
Rennanzug und die „Monaco“ amArm.<br />
Weitergeschenkt. Phillips versteigert eines von zwei bekannten<br />
Exemplaren, die Steve McQueen während der Dreharbeiten 1970<br />
getragen hat. Als der Film im Kasten war, schenkte der Schauspieler<br />
die Uhr dem Chefmechaniker Haig Alltounian. Dieser wollte<br />
sie zuerst nicht annehmen, gab aber schließlich nach, als<br />
GESCHENKT. Paul<br />
Newman erhielt die<br />
„Daytona ,Big Red‘ Referenz<br />
6263“ im Jahr 1972 vonseiner<br />
Frau Joanne Woodwardzum Start<br />
seiner Rennfahrerkarriere. Der Schauspieler<br />
gilt als großer Rolex-Fan.<br />
McQueen auf den bereits mit „ToHaig –LeMans 1970“ gravierten<br />
Gehäuseboden verwies. Phillips gibt für die Uhr keinen Schätzpreis<br />
an, aber der Erlös wird sicher im sechsstelligen Bereich<br />
liegen.<br />
Bei Rolex sind noch einmal deutlich höhere Preise zuerwarten.<br />
So erzielte eine „Daytona ,Paul Newman‘ Referenz 6239“ aus dem<br />
früheren Besitz des namensgebenden Hollywood-Stars im Oktober<br />
<strong>20</strong>17 einen Rekorderlös von 17.752.500 US-Dollar. Nun kommt<br />
eine „Daytona ,Big Red‘ Referenz 6263“ unter den Hammer, die<br />
ebenfalls Paul Newman gehörte. Während seine Frau Joanne<br />
Woodward in den Boden der damaligen Rekorduhr die Worte<br />
„Drive Carefully –Me“ hatte eingravieren lassen, lautet die<br />
Botschaft beim nun zuversteigernden Exemplar „Drive Slowly –<br />
Joanne“.<br />
Den Spitznamen „Big Red“ trägt das Modell wegen seines besonders<br />
auffälligen roten „Daytona“-Schriftzuges über dem Stundenzähler<br />
bei sechs Uhr. Esexistieren zahlreiche Fotos, auf denen<br />
der Schauspieler den Chronografen trägt. Er schenkte den Zeitmesser<br />
vor seinem Tod imJahr <strong>20</strong>08 seiner Tocher Clea Newman<br />
Soderlund. Sie gibt ihn nun zur Auktion, um mit dem Erlös verschiedene<br />
wohltätige Organisationen zu unterstützen, die Paul<br />
Newman gegründet hat. Phillips schätzt die Uhr auf über eine<br />
Million US-Dollar. s<br />
Fotos: Geoffrey Hewitt Photograph Collection /Phillips Auction House, Bernard Cahier /Getty via Phillips Auction House, Phillips Auction House ,beigestellt.<br />
40 <strong>Schaufenster</strong>
waltl &waltl<br />
Eine spannende Reise in die Welt<br />
des handgefertigten MASSHEMDES.<br />
Mit einem Gutschein von Gino Venturini schenken<br />
Sie nicht nur ein Maßhemd, sondern ein besonderes<br />
und exklusives Erlebnis –jetzt online oder in unserem<br />
Geschäft in der Spiegelgasse 9, 1010 Wien.<br />
DIE REISE<br />
ZU IHREM<br />
MASSHEMD<br />
DIE REISE<br />
ZU IHREM<br />
MASSHEMD<br />
www.venturini.at<br />
Probehemd<br />
Stoffauswahl<br />
Auswahl von Kragen<br />
und Manschetten<br />
Schnittzeichnen<br />
Händisches Vernähen<br />
Maßnehmen<br />
Schnittanpassung<br />
Finaler Zuschnitt<br />
Endkontrolle
GOURMET<br />
Aufgedeckt<br />
ZU TISCH. Beizuviel Eleganz und Monochromie auf dem<br />
Tisch vergehtden Essenden gar zu schnell die Freudeam<br />
Gericht. Bei Festessen rund um Weihnachtentunlichst<br />
vermeiden! Daher der Griff zu Diors„Luminarie“-Kollektion.<br />
Teller,130 Euro, www.dior.com<br />
Kostnotiz<br />
Mit den Ausfällen der Gastronomie<br />
haben auch viele Zulieferer<br />
zu kämpfen. Helmut Gragger von der<br />
Holzofenbäckerei Gragger &Cie versucht<br />
dem mit neuen temporären<br />
Standorten entgegenzuwirken. In der<br />
Lerchenfelder Straße hat erseinen<br />
ersten Pop-up-Brotshop in einem<br />
Schuhgeschäft eröffnet, weitere<br />
Standorte sollen folgen. Das Angebot<br />
ist etwas kleiner als an herkömmlichen<br />
Standorten, trotzdem gibt es<br />
neben Brot und Gebäck auch noch<br />
Kuchen sowie Bio-Kaffee zum Mitnehmen<br />
von der Rösterei Alt Wien.<br />
KRUME. Mit Pop-Up-Brotshops gegen die<br />
Krise: Der neue temporäreStandort von<br />
Gragger &Cie hat in der Lerchenfelder<br />
Straße 65, 1070 Wien, eröffnet.<br />
Kürbisgulasch<br />
(für 4Portionen)<br />
•2Zwiebeln<br />
und mitrösten. Mit Tomatensaft<br />
• 5Knoblauchzehen<br />
und Wasser aufgießen, Lorbeerblätter<br />
hinzugeben. Das Kürbis-<br />
• 1kgKürbis<br />
• 1daumengroßes Stück Kurkumawurzel<br />
(Alternativ 1TLPaste/Pulver) und Pfeffer würzen und <strong>20</strong>–25 Migulasch<br />
mit Kümmel, Majoran, Salz<br />
• 2ELRapsöl<br />
nuten köcheln lassen, bis der Kürbis<br />
weich ist. Die Mangalitza-Hart-<br />
• 1lTomatensaft<br />
• 500 ml Wasser<br />
würste in Scheiben schneiden und<br />
• 2Lorbeerblätter<br />
ebenfalls zugeben. Das Kürbisgulasch<br />
weitere 3–5 Minuten köcheln<br />
• 1TLKümmel<br />
• 1TLgetrockneterMajoran<br />
lassen. Mit Brotscheiben servieren.<br />
• Steinsalz, Pfeffer<br />
•••<br />
• 350 gMangalitza-Hartwürste Melanie Zechmeisterund Elisabeth<br />
Unger machen ihr Vorhaben schon<br />
Die Zwiebeln schälen und klein im Titel klar: „Rezepte füreine gute<br />
schneiden. Knoblauchzehen schälen<br />
und fein hacken. Den Kürbis<br />
Zeit“, Löwenzahn, 29,90 Euro.<br />
gegebenenfalls schälen und entkernen<br />
und in 2x2cmgroße Stücke<br />
schneiden. Kurkumawurzel<br />
schälen und fein reiben. Das Öl im<br />
Topf erhitzen und die Zwiebeln und<br />
den Knoblauch darin gut anrösten.<br />
Kurkuma und Kürbiswürfel zugeben<br />
Redaktion: Sissy Rabl, Fotos: Dior, Melanie Zechmeister, beigestellt.<br />
42 <strong>Schaufenster</strong>
Im Keller<br />
von Gerhard Hofer<br />
Redaktion: Sissy Rabl. Fotos: beigestellt.<br />
DICK-FETT-GEWÜRZT. Das<br />
Kebab vomMastWeinbistro.<br />
Heute die besten Hipster- und Foodie-to-go-<br />
Empfehlungen: Politisch unkorrekter Kebab und eine<br />
großartigeBastelbox.<br />
Geschmacksfrage<br />
von Rainer Nowak<br />
Info<br />
SETZKASTEN. Teishoku-Boxen<br />
zum Mitnehmen vonMochi to go.<br />
Eine freundliche Leserin zeigte mir ein<br />
echtes Dilemma auf. Über meine<br />
zeitweilige Rückkehr zur Restaurantkritik<br />
schrieb sie: „Dann allerdings kam Freude<br />
auf, weil Sie wieder eingestiegen sind,<br />
denn ursprünglich habe ich nämlich<br />
Ihren pointierten Kommentaren nachgetrauert.<br />
Jetzt bin ich schon eine Weile<br />
traurig, denn ich glaube zu bemerken,<br />
dass Sie einen Ghostwriter beschäftigen.“<br />
Ein Ghostwriter also. Offenbar geht es mir<br />
wie anderen alten, grauen Restaurantkritikern:<br />
Früher waren wir schlanker, hungriger<br />
und witziger. Aber dahinter steckt<br />
auch ein strukturelles Problem: Wirklich<br />
unterhaltsam sind nur böse, also negative<br />
Kritiken. Das gilt auch für die Politik, am<br />
besten waren die Leitartikel in der Ära<br />
Faymann/Spindelegger/Mitterlehner.<br />
Wobei: Das wird gerade wieder. Eine<br />
vernichtende Kritik des vom Kebab-Mann<br />
gelieferten Sushis etwa wäre momentan<br />
dennoch wenig zielführend. Apropos: Das<br />
vielleicht beste Kebab der Stadt bekommt<br />
man derzeit in der Weinwerkstatt „Mast“.<br />
Die Hipster-Küche bietet zwei verschiedene,<br />
und die Schlange wächst und<br />
wächst. Dazu gibt es Schätze aus dem Keller,<br />
orange oder straight. Meine dick-fett<br />
gewürzte Pulled-Pork-Variante war<br />
schlicht großartig. Schweinefleisch im<br />
Kebab? Wir essen das jetzt bitte nicht politisch<br />
auf. Meine zweite, dringende Empfehlung:<br />
Im alten Mochi gibt es nun auch<br />
Mochi to go. Dort werden Teishoku-Boxen<br />
geboten, die optisch jede Ein-Kopf-Party<br />
zieren, ökologisch gut abbaubar sind und<br />
wahre Köstlichkeiten beinhalten. Unter<br />
dem harmlosen Titel „Grilled Chicken“<br />
werden neben geschmacklich gutem<br />
Huhn etwa meeresfrisches Seebrassen-<br />
Sashimi und eingelegte Tomaten mit Yuzu<br />
in kleinen Kartonschälchen mitverpackt.<br />
Hat was von einem asiatischen Setzkasten.<br />
Ähnlich wunderbar die Kombination aus<br />
Süßwasser-Al-Chirashi mit Lachs-Sashimi<br />
und eingelegten Shiitake-Pilzen. Der<br />
Höhepunkt besteht im Bun-Kit. Alle notwendigen<br />
Zutaten für gefüllte Mini-Buns<br />
werden geliefert, nur dämpfen muss man<br />
sie selbst. (Ich habe etwa den Spargeltopf<br />
umfunktioniert.) Eine schöne kulinarische<br />
Bastelbox, ideal als Lockdown-Beschäftigung.<br />
Nach dem Lockdown bleibt das<br />
Mochi Abholküche und für kleine Runden<br />
buchbar. Das eigentliche Restaurant soll<br />
am Vorgartenmarkt outdoortauglich eröffnen.<br />
Wann genau, wissen die Vorzeigekrisenfest-Gastronomen<br />
Tobias Müller<br />
und Eduard Dimant nicht, Ruhe geben<br />
können sie trotzdem nicht. Jetzt wird<br />
gegen den Lockdown gekocht. Auch<br />
deswegen sind die Mochis die mit Abstand<br />
beliebtesten Gastronomen der Stadt. s<br />
Mast WeinbistroTake-away, Porzellangasse 53, 1090 Wien, Mo–Fr: 16–<strong>20</strong> Uhr, Mochi to go:<br />
Praterstraße 15, 10<strong>20</strong> Wien, Mo–Sa: <strong>11</strong>.30–<strong>20</strong> Uhr. Mehr Kolumnen auf: DiePresse.com/lokalkritiken<br />
Home-Office istalso wieder erwünscht,<br />
und da stellt sich natürlich die Frage,<br />
woran erkennt man, dass der Arbeitstag<br />
aus ist und die Freizeitbeginnt. Ich hab<br />
das jetzt ein paar Mal mit dem „Grünen<br />
Veltliner Ried Renner <strong>20</strong>19“ vomWeingut<br />
Hirsch in Kammern versucht. Und ich muss<br />
sagen: Es ist mir ziemlich gut gelungen, auf<br />
diese Weise den Arbeitsalltag loszulassen.<br />
Johannes Hirsch zählt für mich seit vielen<br />
Jahren zu den spannendstenWinzern.<br />
Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann<br />
zieht ersein Ding durch. Das tat ervor<br />
vielen Jahren, als er als ersterTopwinzer<br />
kompromisslos auf Schraubverschluss umgestellt<br />
hat. Selbst als so manch verkorkter<br />
Weinliebhaber zum Boykott ausrief, blieb<br />
er seiner Linie treu. Solche Typen braucht<br />
es gerade jetzt wieder. Zurück zum Wein:<br />
Vonall den Toplagen des Weinguts Hirsch<br />
istfür mich die Ried Renner am Fuße des<br />
Gaisbergs jene, die am schnellsten zugänglich<br />
ist. Schöne frische Frucht nach<br />
Marille und reifem Apfel, sehr klassisch.<br />
Ein Glas gegen den Alltag.<br />
Weingut Hirsch, „Grüner Veltliner Ried<br />
Renner <strong>20</strong>19“, 21Euro, www.weingut-hirsch.at<br />
VomGreißler<br />
Aufgrund großer Nachfrage vonseiten der<br />
Gäste sah man sich im Café Kandl dazu<br />
veranlasst, die sauer eingelegten Gurken,<br />
die sonstals Zuspeise serviert werden, jetzt<br />
auch eingemacht imGlas zu verkaufen.<br />
Zuständig ist SouschefGeorg Böhm, das<br />
Rezept verrät er nicht, so viel sei<br />
gesagt: Die Gurkerl sind<br />
frisch-knackig, sauer,<br />
leicht scharf und lassen<br />
sich zu jeder deftigen<br />
Hauptspeise naschen. „Dr.<br />
Böhm’s Secret Pickles“,<br />
6,66 Euro, Café Kandl,<br />
Kandlgasse 12/2, 1070 Wien.<br />
MEHR ZUM THEMA KULINARIK<br />
erfahren Sieauf Instagram<br />
und Facebook unter<br />
@diepresse.essentrinken<br />
<strong>Schaufenster</strong> 43
SEKT SPEZIAL<br />
Aufwendig in der Herstellung,hochwertig im Genuss:Wie man die Qualität beim<br />
Sekt erkennt und wie man seine persönliche Geschmacksnote findet.<br />
STUFE 3:<br />
GROSSE RESERVE<br />
Nicht Champagnerpyramide, sondern<br />
österreichische Sekt-Qualitätspyramide!<br />
Seit <strong>20</strong>15 bzw. <strong>20</strong>16 bietet diese dreistufige<br />
Klassifizierung Konsumenten,<br />
Händlern, Gastronomen Anhaltspunkte –<br />
und Winzern und Sektherstellern Kriterien<br />
hinsichtlich österreichischen Sekts geschützten<br />
Ursprungs. Initiiert wurde diese<br />
Sektpyramide vom Österreichischen Sektkomitee<br />
gemeinsam mit Sekt herstellenden<br />
heimischen Winzern, Maß nehmend an<br />
Standards von Champagne oder Franciacorta.<br />
Österreichischer Sekt g. U. darf ausschließlich<br />
in Verbindung mit den Begriffen<br />
„Klassik“, „Reserve“ oder „Große Reserve“<br />
in Verkehr gebrachtwerden und muss die<br />
strengen Auflagen einhalten. Interessant:<br />
Langsam kommen Große Reserven auf<br />
den Markt, zumal sie mindestens drei<br />
Jahre nach der Ernte lagern.<br />
Klassik: Trauben aus einem österreichischen<br />
Bundesland, Verarbeitung und Versektung<br />
in Österreich. Mindestens neun<br />
Monate auf der Hefe. Alle Herstellungsmethoden.<br />
In Weiß, Rosé, Rot.<br />
Reserve: Ausschließlich nach traditioneller<br />
Methode (Flaschengärung). Ernte und<br />
Pressung in einem Bundesland. Reifezeit<br />
auf der Hefe mindestens 18 Monate. Weiß<br />
und Rosé, ausschließlich brut und extra<br />
brut beziehungsweise brut nature.<br />
„Große Reserve“: Trauben nur aus einer<br />
einzigen Weinbaugemeinde, Pressung im<br />
Gerichtsbezirk. Mindestens 30 Monate auf<br />
der Hefe. Lagenbezeichnungen möglich.<br />
Ausschließlich brut und extra brut/brut<br />
nature. Grundweine Weiß oder Rosé (kein<br />
Verschneiden). www.oesterreichsekt.at<br />
STUFE 2:<br />
RESERVE<br />
STUFE 1:<br />
KLASSIK<br />
SÜSSEGRAD. Dieser wirddurch<br />
den zugegebenen Dosage-Likör<br />
bestimmt. DieHöhe des Restzuckergehalts<br />
steht aufder Flasche.<br />
Brut nature (naturherb/Zero<br />
Dosage)0–3 g/l*. Extrabrut (extra<br />
herb)0–6 g/l. Brut (herb)bis 12 g/l.<br />
Extratrocken (trèssec/extradry)<br />
12–17g/l. Trocken (sec/dry/secco).<br />
17–32 g/l. Halbtrocken (demi sec/<br />
medium dry)32–50 g/l. Mild (dolce/<br />
doux/sweet) über 50 g/l.<br />
(*Gramm proLiter)<br />
KLEINES GLOSSAR FÜR SEKT-GENIESSER.<br />
Blanc de Blanc: Sekt ausschließlich aus<br />
weißen Trauben hergestellt<br />
Blanc de Noir: Hergestellt aus ausschließlich<br />
blauen Trauben, die ohne Maischestandzeit<br />
gepresstwerden, womit keine<br />
oder kaum Farbstoffauslaugung aus den<br />
Beerenhäuten passiert.<br />
Agraffe: Drahtkörbchen um den Korken.<br />
Rüttelpult: Dreieckständer aus Holz, klassisch<br />
mit 60 Lochvorkehrungen proSeite.<br />
Nach Ende der Hefelagerung werden die<br />
Sektflaschen mit dem Kopf voranschräg in<br />
die Öffnungen der Lochbretter gesteckt.<br />
Täglich werden die Flaschen leichtgeschüttelt<br />
und gedreht(Vierteldrehung) sowie eine<br />
Nuance schräger gestellt, um am Ende der<br />
Rüttelperiode fast senkrechtauf dem Kopf<br />
zu stehen. So setzt sich die HefeimFlaschenhals<br />
direkt am Kronenkorken ab und<br />
der Sekt istbereit zum Degorgieren.<br />
Degorgieren: Nach Ende des Rüttelvorgangs<br />
wirdder Flaschenhals in ein Kälte-<br />
Solebad getaucht, die Hefe dadurch eingefroren.<br />
Dann wirddie Flasche geöffnet, wobei<br />
der Hefe-Eis-Pfropfendurch den Eigendruck<br />
(5 bis 6bar)aus der Flasche entfernt<br />
wird. Diefehlende Flüssigkeit wirdmit der<br />
Dosage aufgefüllt.<br />
Dosage: Bestimmtden Süßegrad des Sekts.<br />
Verwendetwirddafür Traubenmost, in Wein<br />
aufgelösterZucker oder Süßwein. Zero Dosage<br />
heißt: Keine Zuckerzugabe, sondern es<br />
wirdmit dem gleichen Sekt aufgefüllt.<br />
Grafik: Die Presse, Fotos: OeWM, Sektkomitee/Christine Miess.<br />
44 <strong>Schaufenster</strong>
PRICKELNDE GESCHENKE<br />
ERHALTEN DIE FREUNDSCHAFT.<br />
Seit 1842 veredeln wir<br />
nur beste österreichische Weine<br />
zu prickelnden Spezialitäten.<br />
schlumberger.at<br />
UNVERKENNBAR<br />
AUSTRIAN SPARKLING
GRUNDWEIN.<br />
DieRebzeilen<br />
des Weinviertels<br />
liefern noch das<br />
meiste Material.<br />
SEKT SPEZIAL<br />
Prickeln entlang<br />
der Pyramide<br />
Österreichischer Sekt ist en vogue. Immer<br />
mehr hochwertigeSchaumweinemit<br />
heimischem Herkunftsnachweis kommen<br />
auf den Markt. Jetzt ist Hochsaison –<br />
Corona hin oder her.<br />
Text: Hans Pleininiger<br />
Spritzig und süß, gut für Geburtstag und Silvester<br />
–auf diese Einfachheit lässt sich österreichischer<br />
Sekt schon lang nicht mehr reduzieren.<br />
Zwar werden nach wie vor jetzt zur<br />
Hochsaison im November und Dezember<br />
45 Prozent der jährlichen Sekt-Jahresmenge verkauft<br />
und getrunken, doch die Schaffung der dreistufigen<br />
Sekt-Qualitätspyramide (siehe Seite 44) mit geschützter<br />
Ursprungsbezeichnung vor einigen Jahren hat bei den<br />
Sektproduzenten und Winzern einen enormen Schub<br />
ausgelöst. Plötzlich ist für die Sektkonsumenten augenscheinlich,<br />
„woÖsterreich draufsteht, muss auch Österreich<br />
drin sein“. Herbert Jagersberger, Vorstand des<br />
Österreichischen Sektkomitees und auch Vorstand von<br />
Schlumberger, freut sich, dass die Pyramide schön langsam<br />
greift: „Wir haben nach nur sechs Jahren seit Einführung<br />
jetzt in allen drei Stufen –Klassik, Reserve und<br />
Große Reserve –herzeigbare Sekte.“ Aber es braucht seiner<br />
Einschätzung nach „noch zehn bis 15Jahre, bis die<br />
Geschichte auch in den Köpfen der Konsumenten ist“.<br />
Denn nach wie vor wird der österreichische Markt beim<br />
Sekt von ausländischen Erzeugnissen überschwemmt.<br />
Fotos: David Pan, Österreichisches sektkomitee/Chritsine Miess.<br />
46 <strong>Schaufenster</strong>
SEKT SPEZIAL<br />
Rund 22 Millionen Flaschen Sekt werden hierzulande<br />
jährlich getrunken. Das sind zweieinhalb Flaschen Sekt<br />
pro Österreicher – gerechnet vom Säugling bis zum<br />
Greis. In dieser Rechnung nicht dabei sind alle anderen<br />
Sprudel –vom Frizzante über den Prosecco bis zum<br />
Champagner. Von den 22 Millionen Flaschen Sekt waren<br />
im Vorjahr rund sieben Millionen Flaschen heimische<br />
Erzeugnisse. „Leider fallen wir heuer durch Corona<br />
zurück auf vier Millionen Flaschen“, schätzt Jagersberger,<br />
der mit Schlumberger das Gros der heimischen<br />
Sekte beisteuert.<br />
Gleicher Breitengrad verbindet. Inzwischen hat sich<br />
eine bunte Szene von rund 170 Winzerbetrieben entwickelt,<br />
die Qualitätssekte herstellen und über das seit<br />
<strong>20</strong>14 bestehende Sektkomitee kooperieren, um die heimische<br />
Qualität hervorzuheben und die Herkunft zu<br />
unterstreichen. Außerdem gibt es noch rund 3000 Rohstofflieferanten,<br />
die Trauben oder Grundwein für die<br />
großen Sekthäuser produzieren. Dabei ragt das Weinviertel,<br />
vor allem rund um die Weinstadt Poysdorf, als<br />
Sekthochburg heraus. Warum das kühle Weinviertel<br />
Nährboden für guten Sekt ist, erzählt Weinfamilie Neustifter<br />
aus Poysdorf: „Poysdorf und die Champagne<br />
haben einiges gemeinsam“, sagt Winzerin Monika Neustifter.<br />
Der bekannte Weinviertler Weinort liegt nicht<br />
nur amselben Breitengrad wie die französische Champagne,<br />
auch die klimatischen Verhältnisse seien sehr<br />
ähnlich. „Beste Voraussetzungen für Winzersekt vom<br />
Grünen Veltliner“, betont Winzer Karl Neustifter.<br />
Weinviertler Sekte, die sehr an Champagner angelehnt<br />
sind, macht Christian Madl aus Schrattenberg. Der Winzer<br />
gehört zuden besten Sektproduzenten in Österreich.<br />
Auf nur drei Hektar Weingartenfläche hat ersich<br />
seit fast 30 Jahren auf außergewöhnliche Sekte spezialisiert,<br />
oft abseits des Mainstreams angesiedelt. Seinen<br />
Top-Schaumweinen, die meist aus mehreren Sorten verschnitten<br />
sind, gönnt Madl dabei oft jahrelange Hefelagerung.<br />
Der große Meister auf diesem Gebiet ist der Langenloiser<br />
Willi Bründlmayer, der mit dem Jahrgang 1989 seinen<br />
ersten Sekt gemacht hat. Dafür verantwortlich war<br />
seine Frau Edwige –eine Pariserin, die ihm nach Langenlois<br />
gefolgt ist. „Ihr Lieblingsgetränk ist Champagner<br />
gewesen“, sagt Willi Bründlmayer, „und da drängte sich<br />
die Frage auf: Geht das auch bei uns in Langenlois?<br />
Ohne diesen Ansatz hätten wir Sekt nie gemacht.“ Durch<br />
die hohe Erwartungshaltung kam für Bründlmayer von<br />
Anfang an nur die traditionelle Flaschengärung –somit<br />
das gleiche Produktionsverfahren wie in der Champagne<br />
–infrage. „Nur nichts Modisches“, war dabei seine<br />
Devise. Daher werden die Sektflaschen bis heute „ausschließlich<br />
handgerüttelt. Das ist heute inder Champagne<br />
schon eine Rarität.“<br />
Durch das damals große Vorbild Champagne hat<br />
Bründlmayer immer nur mit Chardonnay und Pinot<br />
Noir seine „Blanc de Blanc“- und „Blanc de Noir“-Sekte<br />
QUALITÄT.<br />
Dierot-weißrote-Banderole<br />
stimmtpatriotische<br />
Sekttrinker<br />
freudig.<br />
gemacht. Nur beim Rosé-Sekt darf sich der Blauburgunder<br />
mit den heimischen Sorten Zweigelt und St. Laurent<br />
vermählen. „Unser Ziel war immer, mit gutem Jahrgangschampagner<br />
mitzuhalten“. Dass ihm das mit seinen<br />
Sekten gelingt, beweist Bründlmayer immer wieder<br />
in zahlreichen international besetzten Blindproben.<br />
Der Sekt ist schon lang keine Spielerei mehr, sondern<br />
ein bedeutendes Marktsegment. Knapp <strong>20</strong>Prozent seiner<br />
Menge mache der Sekt aus. Klassiker und Hauptprodukt<br />
sind der Bründlmayer „Brut Reserve“ und der<br />
„Brut Rosé Reserve“ –dasie für viele einen angenehmen<br />
Trinkfluss versprühen. Schon etwas anspruchsvoller –<br />
und trockener –ist Bründlmayers „Extra Brut Reserve“.<br />
Über den Reserven kommen mit Jahreswechsel drei<br />
Jahrgangssekte als Große Reserven: ein „Blanc de Blanc<br />
<strong>20</strong>14“, ein „Blanc de Noir <strong>20</strong>15“ sowie ein „Brut Nature“,<br />
der somit weder eine Dosage hat und dazu ohne jegliche<br />
Schwefelzugabe auskommt. „Das macht viel Spaß“,<br />
freut sich Bründlmayer über die kleine Spielerei.<br />
Langenlois, ein Sekt-Cluster. Eine weitere Sektspielerei<br />
schlummert und reift im Keller auf der Hefe dahin.<br />
Erstmals hat Bründlmayer auch eine kleine Charge Grüner<br />
Veltliner liegen. „Eines Tages wird esihn geben“,<br />
sagt der Winzer und meint frühestens in zwei, drei Jahren.<br />
Langenlois ist ein guter Boden für Sekt. „Wir sind<br />
ein Sekt-Cluster geworden. Denn viele Kamptaler Top-<br />
Winzer beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit Sekt –<br />
wie Michael Moosbrugger, Weinchef vom Weingut<br />
Schloss Gobelsburg, das Weingut Jurtschitsch, Fred<br />
Loimer und Karl Steininger –Letzterer ist seit vielen<br />
Jahren für seine rebsortenspezifischen kräftigen Sekte<br />
bekannt.<br />
→<br />
<strong>Schaufenster</strong> 47
SEKT SPEZIAL<br />
→<br />
Fred Loimer hat 1991 mit dem Versekten begonnen, zwischenzeitlich<br />
aufgehört und mit dem Jahr <strong>20</strong><strong>11</strong> wieder<br />
begonnen. Loimer geht beim Sektmachen gleich akribisch<br />
vor wie bei seinen Weinen, reizt alle Möglichkeiten<br />
aus, um am Schluss die beste Qualität zu bekommen.<br />
So belässt der Langenloiser seine beiden Reserve-<br />
Sekte –„Brut Rosé“ und „Extra Brut“ –<br />
nicht die Mindestreifezeit von 18Monaten<br />
auf der Hefe, sondern 24 Monate.<br />
Seiner Großen Reserve gönnt Loimer<br />
statt der geforderten 30Monate auf der<br />
Hefe je nach Jahrgang 48 bis 60Monate.<br />
Auch mit der Dosage ist Loimer übervorsichtig.<br />
Denn für ihn sollen die „Leichtigkeit<br />
und Eleganz des Schaumweins im<br />
Vordergrund stehen“. Daher sind seine<br />
Weine auch nie Alkoholbomben, sondern<br />
immer von fragiler Stilistik.<br />
Kühleres Kamptaler Klima. Loimer hat<br />
Weingärten imKamptal und auch der<br />
Thermenregion südlich von Wien –von<br />
beiden Regionen keltert erBurgunder-<br />
Trauben für seine Sekte. Über das Sektpotenzial<br />
des Kamptals, der Thermenregion<br />
und generell Österreichs sagt der<br />
Winzer: „Ich glaube, man kann Österreich<br />
als gleichwertig mit den großen<br />
Schaumweingebieten sehen – inklusive der Champagne.“<br />
Denn es gebe ein kühles Klima und geniale Böden.<br />
„Nur die Frucht ist etwas anders –prägnanter. Und die<br />
Säure ist bei uns straffer.“ Auch Winzerkollege Bründlmayer<br />
hält das Kamptal genial für Sekt, daesweit genug<br />
von der Donau und auch etwas erhöht liegt: „Direkt an<br />
der Donau ist die Dunstigkeit nicht günstig, weil man für<br />
die Sektherstellung knackige Trauben braucht. Auf den<br />
Kamptaler Höhenlagen zieht schon die kühle Waldviertler<br />
Luft drüber.“<br />
Auch auf den exponierten Lagen im Kremstal finden<br />
sich Sektweingärten –vor allem südlich der Donau, wo<br />
drei Spezialisten zuhause sind. Hier ist anvorderster<br />
Front das Weingut Malat inPalt zu nennen, das als ein<br />
Pionier und Vorreiter beim Sekt in Österreich gilt.<br />
Gerald Malat hat 1976 mit seinem „Malat Brut“ den ersten<br />
Winzersekt Österreichs gekeltert, der traditionell in<br />
der Flasche vergoren und händisch gerüttelt worden ist.<br />
Heute wird der Betrieb am Fuß des Göttweiger Bergs<br />
von Sohn Michael Malat geführt. Ein Erfolgsbaustein ist,<br />
dass alle Produktionsschritte im Weingut erfolgen.<br />
Damit unterscheidet sich Malat von vielen Winzersektherstellern,<br />
die den Prozess des Versektens an Spezialisten<br />
auslagern.<br />
Die Bedeutung hausinterner Prozesse betonen auch die<br />
GENUSS. Auch<br />
ohne Feieranlass:<br />
Sekt passt<br />
immer,auch zu<br />
großen Menüs.<br />
Die Sektpyramide<br />
wächst: Heuer rechnet<br />
man mit 6<strong>20</strong>.000<br />
Flaschen Reserve.<br />
Kamptaler Fred Loimer und Willi Bründlmayer. „Die<br />
individuelle Qualität entsteht, wenn du es selbst machst<br />
und die Prozesse und Arbeitsschritte überwachen<br />
kannst“, sagt Loimer. Bründlmayer habe immer das Vertrauen<br />
gefehlt, seinen Wein zum Versekten zu geben:<br />
„Nur wenn man alles selbst macht, kann man ruhig<br />
schlafen.“<br />
Zurück ins Kremstal und zum Winzer<br />
Leopold Müller. Dieser führt zusammen<br />
mit seinem Bruder Stefan in Krustetten<br />
eines der größten Weingüter im Kremstal<br />
und ortet, dass hierzulande wieder<br />
mehr Sekt getrunken wird –dank der<br />
Sektpyramide, der Klassifizierung und<br />
Betonung des österreichischen<br />
Ursprungs. Im Gegensatz zu vielen Winzerkollegen,<br />
die die Burgundersorten für<br />
Sekt favorisieren, haben sich die Müller-<br />
Brüder vor sieben Jahren entschieden,<br />
„gebietstypisch arbeiten zu wollen“ –mit<br />
Veltliner und Riesling. Denn es gebe im<br />
Gebiet genug Burgundersekt.<br />
Mehrere Keller, eine Manufaktur. Ein<br />
paar Kilometer weiter von Krustetten, in<br />
Höbenbach, ist Josef Dockner zuhause.<br />
Er hat auch einen großen Weinbetrieb.<br />
Dass er dabei Sekt nicht nur sonebenbei<br />
machen will, verdeutlicht Dockner, indem er in der Kellergasse<br />
am Kremser Frauengrund eine Sektmanufaktur<br />
errichtet hat. Dafür hat ermehrere nebeneinanderliegende<br />
Keller gekauft, zusammengeschlossen und aufwendig<br />
restauriert. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt,<br />
dem edlen Getränk eine Bühne zu verleihen“, betont<br />
Dockner. Drei Sekte macht der Winzer –sowie es die<br />
Pyramide vorsieht: Einen „Klassik Brut“, einen „Rosé<br />
Brut Reserve“ und einen „Blanc de Blanc Brut Große<br />
Reserve“.<br />
Den Aufschwung und die beginnende Vielfalt spürt<br />
auch der Vorstand des Sektkomitees, Herbert Jagersberger.<br />
„Der Anteil der eingereichten Proben steigt. <strong>20</strong>18<br />
wurden bei den Großen Reserven 25 Proben eingereicht.<br />
Heuer sind es schon 36.“ Auch die traditionsreiche<br />
Sektkellerei Schlumberger, deren Produktionsvorstand<br />
Jagersberger ist, hat aktuell schon drei Reserven<br />
und zwei Große Reserven imSekt-Portfolio. „Von der<br />
Menge, der Qualität und der Wertigkeit geht es in Österreichs<br />
Sektwirtschaft in die richtige Richtung“, betont<br />
Jagersberger. Und er liefert zum Schluss noch eine Zahl,<br />
damit man sieht, wie die Sektpyramide wächst: Im Jahr<br />
<strong>20</strong>18 wurden 250.000 Reserven abgefüllt, <strong>20</strong>19 waren es<br />
bereits 545.000 Flaschen, und heuer werden es<br />
6<strong>20</strong>.000 werden. s<br />
Foto: Österreichisches sektkomitee/Chritsine Miess.<br />
48 <strong>Schaufenster</strong>
F.& S.<br />
REGELE<br />
91<br />
FALSTAFF<br />
PUNKTE<br />
in der Kategorie<br />
»Sekt g.U. –<br />
Große Reserve«<br />
92<br />
FALSTAFF<br />
PUNKTE<br />
in derKategorie<br />
»Sekt g.U.–<br />
Reserve«<br />
Eleganter, langlebiger Winzersekt aus der Südsteiermark,<br />
hergestellt nach traditioneller Flaschengärung. Einperfekter<br />
Begleiter für die Weihnachtszeit und den Rutsch ins neue Jahr.<br />
ERHÄTLICH IM ONLINE-SHOP UNTER<br />
WWW.REGELE.COM
SEKT SPEZIAL<br />
Do’s and Don’ts<br />
beim Sekt<br />
Sekt ist keine Wissenschaft, aber ein bisschen Wissen<br />
schafft Sicherheit und Trinkvergnügen.<br />
Text: Hans Pleininger<br />
Gleich ein paar Bemerkungen<br />
zur Lagerung: Sekte kommen<br />
trinkfertig auf den<br />
Markt, die Reife und Lagerung<br />
hat schon der Produzent<br />
übernommen. Bei Reserven oder<br />
Jahrgangssekten kann aber eine weitere<br />
Lagerung den Schaumweinen guttun. Sie<br />
verlieren dabei zwar ein wenig Spritzigkeit,<br />
gewinnen aber an Cremigkeit und<br />
Eleganz. Wie bei Wein gilt: Kühl, bei konstanter<br />
Temperatur und dunkel lagern.<br />
Der Lagerraum sollte weitgehend geruchlos<br />
sein. Zwischen Knoblauch, Zwiebeln<br />
oder Äpfeln würde der Sekt ihre Düfte aufnehmen.<br />
Auch geöffnete Lacke,<br />
Farben und Lösungsmittel<br />
wären Gift für Sekt und Wein.<br />
Der Lagerraum braucht nicht<br />
kalt zu sein, kühl und konstant<br />
reicht. Nur warm darf<br />
es nicht sein. Bei Zimmertemperatur<br />
altert Sekt<br />
schneller. Wie lagern? Liegend<br />
oder stehend. Ein<br />
paar Tage im Kühlschrank<br />
zwischen Käse und Speck<br />
macht verschlossenem Sekt<br />
nichts aus, dauerhaft ist der<br />
Haushaltskühlschrank aber<br />
nicht geeignet.<br />
Serviertemperatur. Diese ist immer<br />
eine Spur kühler als die Trinktemperatur.<br />
Die Faustregel: Weißer Sekt zwischen<br />
fünf und sieben Grad, Rosé-Sekt<br />
zwischen sechs und acht Grad, roter Sekt<br />
zwischen neun und elf Grad. Jehochwertiger<br />
der Sekt ist, desto eher sollte man<br />
die Trinktemperatur um ein, zwei Grad<br />
erhöhen, denn je wärmer, desto duftiger.<br />
Der Sektkübel-Schmäh. Sekt im Eiswürfelkübel<br />
oder im Sektkühler auf<br />
Eis sollte vermieden werden.<br />
Durch das Eiswürfel-<br />
bad ist Sekt zu nah an der Null-<br />
Grad-Zone und eiskalt. Außer der<br />
Kohlensäure schmeckt man<br />
anfangs wenig, daauch die Aromatik<br />
„eingefroren“ ist. Eiswürfel<br />
können aber hilfreich sein, wenn<br />
Sie vergessen haben, den Sekt für<br />
Ihre Gäste rechtzeitig einzukühlen.<br />
Dann einen Sektkübel oder Sektkühler<br />
zur Hälfte mit kleinen Eiswürfeln befüllen,<br />
ordentlich draufsalzen und mit etwas<br />
Wasser aufgießen. In diese Kühlsole den<br />
warmen Sekt so tief wie möglich hineinstellen<br />
und immer wieder am Flaschenhals<br />
drehen. In wenigen Minuten<br />
sollte der Sekt auf die<br />
gewünschte Temperatur<br />
heruntergekühlt<br />
sein. Dieses Verfahren nennt<br />
sich übrigens „Frappieren“.<br />
Das Öffnen der Flasche.<br />
Achtung! Jede Sektflasche<br />
steht unter starkem Druck:<br />
vier bis sechs Bar, mehr als<br />
in einem Autoreifen. Daher<br />
die Flasche immer vom Körper<br />
weghalten. Die Fixieung<br />
des aufgesteckten Korks<br />
ermöglichen das Drahtkörbchen,<br />
die Agraffe, und darüber eine dicke<br />
Alufolie. Vor dem Öffnen: Stellen Sie<br />
die Flasche auf den Tisch. Reißen Sie<br />
die Folie auf und entfernen Sie sie.<br />
Danach den Daumen der Nicht-Arbeitshand<br />
oben auf den Korken drücken und<br />
ihn fixieren. Mit der Arbeitshand drehen<br />
Sie jetzt das Drahtkörbchen ganz auf und<br />
weiten es, die Agraffe wird aber nicht<br />
abgenommen. Der Daumen fixiert weiter<br />
den Korken. Nehmen Sie die Flasche am<br />
UNTEN BAUCHIG.<br />
Sommelierstrinken<br />
Sekt aus edlen Weißweingläsern.<br />
Flaschenboden in die (Arbeits-)<br />
Hand, neigen Sie den Sekt leicht<br />
nach vorn. Halten Sie jetzt mit der<br />
einen Hand den Korken fest und<br />
drehen mit der Arbeitshand die<br />
Flasche –nicht umgekehrt, weil Sie<br />
unten mehr Hebelwirkung haben.<br />
Steckt der Korken sehr fest, dann drehen<br />
Sie die Flasche sanft hin und her, bis<br />
der Kork sich löst.<br />
Das Sektglas. Die Flöte gibt durch ihre<br />
Kaminform kaum Aromastoffe frei, man<br />
schmeckt oft nur Säure und Zucker. Die<br />
Schale ist breit und flach, so verflüchtigt<br />
sich schnell die Kohlensäure,<br />
der Sekt schmeckt oft fad,<br />
leer und süß. Das tulpenförmige<br />
Glas ist noch das akzeptabelste Sektglas,<br />
aber nicht das Beste. Immer mehr Sommeliers<br />
trinken Sekt und Champagner aus<br />
edlen Weißweingläsern, die unten bauchig<br />
sind und sich nach oben verjüngen.<br />
Der Silberlöffel-Trick. Wenn eine Flasche<br />
nicht ausgetrunken wird, stecken viele<br />
einen Silberlöffel in den Flaschenhals und<br />
stellen die angebrochene Flasche in den<br />
Kühlschrank, damit der Sekt frisch und die<br />
Kohlensäure erhalten bleibt. Keiner weiß,<br />
woher diese Geschichte kommt, das Märchen<br />
vom Silberlöffel hält sich aber<br />
beständig. Der Löffel bringt nämlich gar<br />
nichts.<br />
Einmal geöffnet, entweicht die Kohlensäure<br />
unweigerlich –inder Wärme schneller<br />
als im Kühlschrank. Aber in beiden Fällen<br />
ist die „Löffel-Flasche“ imNu„ausgeraucht“.<br />
Das Einzige, das hilft, um den<br />
angetrunkenen Inhalt in den nächsten Tag<br />
oder Abend zu retten, ist ein Sektflaschenverschluss,<br />
am besten einer, mit dem man<br />
die Luft herauspumpen kann und somit<br />
Unterdruck erzeugt. Dann steht am nächsten<br />
Tag dem Sektvergnügen 2.0 nichts im<br />
Weg. s<br />
Fotos: OeWM/Blickwerk-Fotografie.<br />
50 <strong>Schaufenster</strong>
Wiener Weinacht.<br />
99,-<br />
99,-<br />
statt€164,-<br />
inkl.FreiHausLieferung<br />
Das12er-Weinachtspaket beinhaltet je 2x 0,75l: Grüner Veltliner <strong>20</strong>19, RieslingJahrgangssekt<strong>20</strong>16, Wiener Gemischter Satz DAC<strong>20</strong>19,<br />
Nussberg Wiener Gemischter Satz DAC<strong>20</strong>19, SauvignonBlanc <strong>20</strong>19, DasprickelndeFräulein Rosé,Mayer am Pfarrplatz.<br />
Die Aktion istgültigbis 31.12.<strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong> inkl.FreiHausLieferung.Preis inkl.MwSt.<br />
Erhältlich imOnline-Shop unter www.pfarrplatz.at oder per Email unter office@pfarrplatz.at
Fotos:Drive toYour Gate ©Götz-Werkfoto/Archiv Dobler Metallbau GmbH.<br />
SECHS ECKEN.<br />
Tower und<br />
Terminal: Das<br />
Hexagon istdie<br />
Form.<br />
52 <strong>Schaufenster</strong>
Abgesang auf einen<br />
pummeligen<br />
Provinzflughafen<br />
46 Jahrehielt das berühmteste Hexagon der Welt durch –dochindiesem<br />
Corona-November endet in Berlin der Flugverkehr auf dem bequemen,<br />
businessfeindlichen Flughafen der Herzen.<br />
Text: Martin Amanshauser<br />
Ich erinnere mich genau anmein Gefühl, als<br />
ich zum ersten Mal inBerlin-Tegel landete.<br />
„Das soll Berlin sein? Sind wir nicht versehentlich<br />
in Hannover oder Karlsruhe gelandet?“<br />
Vieles amFlughafen Tegel, Airportkürzel<br />
TXL, erscheint heute provinziell, immerhin<br />
hat das Bauwerk fast ein halbes Jahrhundert<br />
auf dem Buckel. Seine Vorteile erkannte ich erst<br />
später, als ich regelmäßig hier landete. Sie offenbarten<br />
sich beim Betreten des sechseckigen Terminals A. Man<br />
hatte einfach alles imBlick. Statt in deprimierenden<br />
Großhallen saß man in Wartebereichen am Flugsteig<br />
neben großformatigen Fenstern. Die durchflutende Helligkeit,<br />
die von oben eindrang, vermittelte ein Gefühl<br />
der „Freiheit des Fliegens“. Dazu kamen die ultrakurzen<br />
Fußwege –„vom Gate zum Auto in 100 Schritten“ –,die<br />
fast gänzlich abwesende Duty-Free-Hölle, und, wenn<br />
man das Gebäude aus Rohbeton verließ, umindie Buslinie<br />
TXL zu springen, die Nähe zu sämtlichen touristischen<br />
Zentren der deutschen Hauptstadt. Dieser TXL<br />
bediente eine naheliegende S-Bahn-Station, kämpfte<br />
sich letztlich aber bis zur Dircksenstraße (beim Alexanderplatz)<br />
vor und grub sich tief in das kollektive<br />
Bewusstsein der Berlinerinnen und Berliner. →<br />
<strong>Schaufenster</strong> 53
→<br />
Die Kapazität des Airports in seiner modernen Form, KLARE ANSAGE.<br />
1974 für jährlich 2,5 Millionen Personen in Betrieb Meinhardvon<br />
genommen, wurde mehrfach erweitert, am Ende war Gerkan und<br />
sie bei fast 24 Millionen Passagieren angelangt. TXL Damir Perišić<br />
entwarfen das<br />
erwies sich als wundersamer Flughafen, als Walfischmaul,<br />
das Menschenmassen schluckte. Seine Aufnahme-<br />
Interieur.<br />
kraft war enorm, doch ab einem gewissen Sättigungsgrad<br />
bildeten sich an den Nadelöhren regelmäßig Staus<br />
und Schlangen. Die gesteigerten Sicherheitserfordernisse<br />
mit der chronischen Überbelastung machten TXL<br />
zunehmend eng. Die Passagierlast der Hauptstadt trug<br />
er gemeinsam mit Berlin-Schönefeld (SXF), der zweite<br />
internationale Verkehrsflughafen, nach der Schließung<br />
und Umwidmung von Berlin-Tempelhof (THF, letzte<br />
reguläre Flugbewegung <strong>20</strong>08, sieht man von einer Notlandung<br />
<strong>20</strong>10 ab) in ein Freizeitfeld.<br />
Schönefeld, einst Zentralflughafen der DDR, 13Millionen<br />
Fluggäste pro Jahr abfertigend, jenseits der Stadtgrenzen<br />
in Brandenburg, zog vor allem Billigfluglinien<br />
an. Dieser SXF hatte einen Nachteil –die dezentrale<br />
Lage. Erfahrene Berlin-Flieger atmeten immer erleichtert<br />
durch, wenn auf ihrer Buchung TXL und nicht SXF<br />
stand. Ironie der Geschichte: Die Abfertigungshalle<br />
von Schönefeld wurde als Terminal<br />
5 in den neuen, skandalgeschüttelten<br />
BER integriert.<br />
Gerkan und Marg. TXL begann unauffällig.<br />
1948, kurz nach Beginn der sowjetischen<br />
Blockade Westberlins, errichteten die Franzosen<br />
als Behelf für die Alliierte Berliner<br />
Luftbrücke innerhalb von 90Tagen im<br />
Stadtteil Tegel ein Flugfeld mit der zu jener<br />
54 <strong>Schaufenster</strong><br />
TXL erwies sich<br />
als wundersam:<br />
Als Walfischmaul,<br />
das Menschenmassen<br />
schluckte.<br />
Zeit längsten Landebahn Europas, knappe 2,5 Kilometer.<br />
Am 2. Jänner 1960 hob die erste Passagiermaschine,<br />
eine Lockheed Super Constellation der Air France, von<br />
TXL nach Paris ab. Der Mauerbau 1961 verlieh dem<br />
Fenster zur westlichen Welt –der einzigen Möglichkeit,<br />
Westberlin zu verlassen, ohne die DDR zu betreten –<br />
zusätzliche Geltung.<br />
Bald benötigte Berlin ein modernes Konzept. Dafür trat<br />
ein junges Architekturbüro namens „Gerkan, Marg und<br />
Partner“ auf den Plan. Die Protagonisten hießen Volkwin<br />
Marg (1936 geboren), später berühmt als Stadionerrichter<br />
(Kapstadt, Warschau), und Meinhard von Gerkan<br />
(1935), oft als bekanntester deutscher Architekt bezeichnet.<br />
Neben Tegel baute er auch die Flughäfen von Stuttgart<br />
und Hamburg, das Chinesische Nationalmuseum<br />
und nicht zuletzt den Berliner Hauptbahnhof. Das Konzept<br />
von Gerkan, Marg und Klaus Nickels, für das ihnen<br />
weitgehend freie Hand gelassen wurde, sollte nicht<br />
weniger als die Revolution des Flughafenbaus darstellen,<br />
der deutsche „Tagesspiegel“ sprach von einem<br />
„Geniestreich aus Beton, Stahl und Glas“. Das berühmteste<br />
Hexagon der Welt, geteilt insechs Dreiecke, startete<br />
den Betrieb am 1. November 1974, die Festgäste<br />
erhielten bei der Vernissage sechseckige Brillen.<br />
Architekt Gerkan blickte jüngst in der Deutschen Welle<br />
zurück: „Für uns stand an erster Stelle, einen Flughafen<br />
mit guter Übersichtlichkeit [...], mit einer schnellen<br />
Anbindung an die Stadt Berlin [...] zu bauen. Der Fluggast<br />
war der Maßstab für die gute Funktion des Flughafens.<br />
Heutzutage ist fast jeder neue Flughafen ein Shoppingcenter<br />
mit T-Shirts, Cocktails und Schnapsflaschen.<br />
Irgendwo sind auch noch die Flugzeuge.“ Einräumend,<br />
dass dieses Konzept heutzutage nicht mehr gewollt sei,<br />
merkte eran: „Ein Einkaufszentrum mit Flugzeuganschlüssen<br />
ist inerster Linie für die Fluggäste unerfreulich.“<br />
<strong>20</strong>16, als an das Hauptgebäude längst die unbeliebte<br />
Kiste „Terminal C“ dazugeklotzt war, sollte der<br />
zweckdienliche, asymmetrische und dennoch harmonische<br />
Ursprungsbau die vom Bund Deutscher Architekten<br />
verliehene renommierte „Klassik-Nike“ erhalten.<br />
Kerosin, Marktforschung und Anrainer. Seine Tücken<br />
offenbarte TXL, seit 1988 offiziell „Otto-Lilienthal-Flughafen“<br />
(so nannte ihn nie jemand), erst im Zuge der Vervielfachung<br />
des Passagieraufkommens. Je mehr Reisende<br />
das pummelige Wunderwerk aufnehmen musste,<br />
desto härtere Kritik hagelte es. Die Wirtschaft, verärgert<br />
über den begrenzten Raum für Gastronomie und Shopping,<br />
publizierte regelmäßig Kundenbewertungsrankings<br />
europäischer Flughäfen, in denen TXL –gemeinsam<br />
mit SXF –die letzten Plätze belegte. Natürlich hatten<br />
solche Befragungen und Mikrostudien ihre Auftraggeber,<br />
bauwillige Haie der Zentralisierung,<br />
die, vermeintlich im Kundensinne, selbst postulierte<br />
Qualitätsansprüche in den Vordergrund<br />
stellen, was manipulative Fragen voraussetzte.<br />
Fehlte denn im veralteten TXL<br />
nicht auch der Platz für geräumige Businesslounges,<br />
indenen sich Auftraggeber solcher<br />
Marktforschungen so gern aufhalten?<br />
Zunehmend schmerzte jedoch tatsächlich die<br />
fehlende Anbindung von TXL an das S-Bahn-<br />
Netz und somit die Abhängigkeit von Bus-<br />
→<br />
Fotos:Modularen Sitzmöbel mit kugelförmigen Kandelabern in der grossen Wartehalle, Entwurf: Meinhard von Gerkan und Damir Periši© gmp Archiv
LOISIUM Ehrenhausen, Südsteiermark |+43 (0) 3453 288 00 |hotel.steiermark@loisium.com –LOISIUM Langenlois, Kamptal |+43 2734 77 100 |hotel.langenlois@loisium.com
Überall gleich: Selbst<br />
routinierte User verirrten<br />
sich im Sechseck häufig.<br />
KURZE WEGE.<br />
ZumEinchecken<br />
ging’sgleich<br />
zum Gate–und<br />
Abflug.<br />
soll. Die Überlebensversicherung des Aufstehmännchens<br />
TXL bestand jedoch in der Unfähigkeit der BER-<br />
Macher. Durch seine tollen Kostenexplosionen und<br />
spektakulären Bauskandale wurde BER zur europaweit<br />
größten Airport-Lachnummer. Die Groteske über den<br />
neuen Brandenburger „Korruptionssumpfhafen“, dessen<br />
Eröffnung ursprünglich für <strong>20</strong><strong>11</strong> vorgesehen war,<br />
zaubert Kapitalismuskritikern bis heute ein fröhliches<br />
Lächeln ins Gesicht. Bei einem –für den Senat nicht bindenden<br />
–Volksentscheid <strong>20</strong>17 stimmten 56 Prozent der<br />
Befragten, fast eine Million Menschen, sogar für eine<br />
Weiterführung von TXL. Die tief verstrickte Stadtpolitik<br />
überging das Ergebnis unverfroren und beendete sodie<br />
Geschichte des Airports der Herzen, dessen Nachnutzung<br />
als Industrie- und Forschungspark projektiert ist.<br />
Mit dem 8. November wurde der gesamte Flugverkehr<br />
der Stadt amFlughafen BER konzentriert.<br />
Fest steht, ein Bauwerk wie TXL wird esnie wieder<br />
geben. Unter dem Motto „#Danke TXL“ konnten sich<br />
Tegelnerds seit 3. Oktober auf der Besucherterrasse von<br />
ihrem ehemaligen Wohnzimmer verabschieden. Am 8.<br />
November startete um 15 Uhr die letzte Maschine, symbolischerweise<br />
erneut eine Air France, nach Paris, verabschiedet<br />
mit einer Wasserfontäne der Feuerbrigade.<br />
Der Besucherandrang war riesengroß. Viele Berlinerinnen<br />
und Berliner verabschiedeten sich vom Flughafen<br />
wie von einem alten Freund. Sie fertigten nostalgische<br />
Selfies mit dem Hexagon imHintergrund an. Ich hätte<br />
auch gern eines gemacht. Mir scheint es so unwirklich,<br />
dass ich nie wieder in TXL ankommen werde. s<br />
→<br />
linien sowie Taxiverkehr. Umweltschützer erhoben wiederum<br />
den Vorwurf, aufgrund des mangelnden<br />
Anschlusses andas Bahnnetz müssten Unmengen an<br />
benötigtem Kerosin mit Lkws angeliefert werden. Einer<br />
von ihnen crashte auch noch über eine Böschung<br />
(<strong>20</strong>04, ein Inferno wurde knapp vermieden), was eine<br />
Debatte entfachte – Kerosin gehöre eben auf die<br />
Schiene. Parallel dazu kämpften Bürgerinitiativen gegen<br />
all die Ausnahmeregelungen, die TXL genoss. Als dieser<br />
Tage die allerletzten Starts über die Bühne gingen,<br />
freute sich ein Sprecher des Bündnisses „Tegel schließen,<br />
Zukunft öffnen“ folgerichtig in einer Aussendung<br />
über das, was er„endlich himmlische Ruhe“ nannte.<br />
„Kein Aufschrecken aus dem Schlaf um sechs Uhr morgens,<br />
[...] und keine Flieger werden den Genuss beim<br />
Glas Wein auf dem Balkon am Abend mehr stören.“ So<br />
klingt klassische Not-in-my-backyard-Mentalität. Für<br />
mich als Nichtanrainer und Wiener Gürtelbewohner,<br />
zugegebenermaßen wenig empathisch gegenüber lärmempfindlichen<br />
Speckgürtelbewohnern, die dennoch die<br />
Vorteile der Großstadt nützen wollen, hatte TXL nur<br />
einen einzigen Nachteil –selbst routinierte User verirrten<br />
sich im Sechseck häufig, dajedes einzelne der sechs<br />
Ecken allen anderen Ecken fatalerweise soähnelte.<br />
Das Ende und der Dank. Für die symbolfreudige deutsche<br />
Politik war TXL seit jeher eine einzige narzisstische<br />
Kränkung. Gut vernetzte Investoren wetzten die Messer,<br />
brachten ihre neue Cashcow, BER, „Berlin Brandenburg<br />
Willy Brandt“, in die Startlöcher, ein Airport-Ungeheuer,<br />
das bis zu45Millionen Passagiere jährlich –imCoronajahr<br />
flogen Berlin nur zehn Millionen an –aufnehmen<br />
TegelimBild<br />
Berlin-Tegel-TXL isteine Ikone in Detailreich, mit vielen Bildern<br />
der Geschichte der Luftfahrt, und Plänen, einem Interview mit<br />
und er wirdauch in seiner Nachnutzung<br />
ein Gesamtkunstwerk, win Marg und einem aufschluss-<br />
Meinhardvon Gerkan und Volk-<br />
ein Denkmal bleiben. Stringent reichen Essay des Kunsthistorikers<br />
Tietz. Eine erhellende<br />
war Mitteder 60er die Idee, die<br />
Prämissen der autogerechten Lektüreund ein spannendes<br />
Stadt nahe an den neuen Zeitzeugnis, betrachtetdurch ein<br />
Lifestyle des Flugreisens heranzubringen.<br />
Tatsächlich betrug Alle Bilder, die diesen Artikel<br />
Fensteraus der EnklaveBerlin.<br />
der Wegindem vonMeinhard begleiten, sind dem Buch entnommen.<br />
vonGerkan, Volkwin Marg und<br />
Klaus Nickels geplantenhexagonalen<br />
Bau vomFlugzeugsitz www.park-books.com<br />
„TXL“. Park Books, 38 Euro,<br />
bis zum Taxi nur zehn Minuten.<br />
Konsequent, wie im Sinne des<br />
Bauhauses, wurde das Formale<br />
bis ins Detail weitergedacht–bis<br />
zu den Fliesen, den Sitzen, den<br />
Tafeln, den Pulten. Der vonJürgen<br />
TietzinZusammenarbeit mit<br />
DetlefJessen-Klingenbergherausgegebene<br />
Band „TXL. Berlin<br />
Tegel Airport“ erweistdem 1974<br />
eröffnetenund <strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong> geschlossenen<br />
Airport eine echte Reverenz:<br />
Fotos:Drive toYour Gate ©Uwe Rau, Park Books.<br />
56 <strong>Schaufenster</strong>
SELEKTION<br />
Feuerrad. Diese mobile Ethanol-Feuerstelle verbreitet Wärme und<br />
Gemütlichkeit, ist TÜV-geprüft, für jede Raumgröße zugelassen<br />
und sogar brennend rollbar! Derzeit vergünstigt im Möbelwerk,<br />
Tel. 0699 13 22 53 53.<br />
www.moebelwerk.at<br />
Multifunktion. Die Sitzgruppe „Amsterdam“ erfüllt mit smarten<br />
Features, exklusiven Stoffen und edlem Holz alle Ansprüche des<br />
modernen Wohnens. Durch die verstellbaren Nackenstützen, die<br />
klappbaren Rückenlehnen, den integrierten Tisch und die Herz-<br />
Waage-Relaxfunktion ist maximaler Komfort garantiert. www.ada.at<br />
Lichtquellen. Dotzauer produziert seit mehr als 55 Jahren Luster,<br />
Leuchten und Lampen in feinster Handarbeit in den eigenen Werkstätten<br />
in Brunn am Gebirge. Nachhaltigkeit und der Einsatz von<br />
modernen LED-Leuchtmitteln sind dem Unternehmen sehr<br />
wichtig. Entdecken Sie jetzt das schöne Licht! www.dotzauer.com<br />
Stilgefühl. „Andes“ heißt die Neuinterpretation klassisch-eleganter<br />
Salonmöbel ganz im Stil der Wiener Tradition. Unendlich viele<br />
Kombinationen passen sich perfekt der Umgebung an –egal in<br />
welchem Kulturkreis.<br />
www.wittmann.at<br />
Fotos: Beigestellt<br />
SELEKTION ist eine Verlagsserie der „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. &CoKG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33,<br />
Koordination: Alexander Reichel, E-Mail: alexander.reichel@diepresse.com, Telefon: +43/(0)676 871 97 01 84<br />
<strong>Schaufenster</strong> 57
GLOBUS<br />
Amanshausers<br />
Album<br />
Vor Ort<br />
159. Ein Flughafen, über den man trefflich lachen<br />
kann: Berlin hat kürzlich seinen BER eröffnet.<br />
von Martin Amanshauser<br />
Kannst du dich noch an den Bau von<br />
BER erinnern?“, wird man in Zukunft<br />
fragen. Antwort: „Klar, damals ging<br />
ich zur Schule, studierte und hab zwei<br />
Kinder großgezogen.“ Der Bauprozess<br />
des Großflughafens BER lieferte Berlinern<br />
über ein Jahrzehnt lang großartigste<br />
Unterhaltung. Die Rolltreppen<br />
waren zukurz, die Gepäckausgabe war<br />
zu klein, die Rauchgasventilatoren<br />
waren kaputt, die Notstromversorgung<br />
war defekt, die Lichtanlage unbrauchbar,<br />
die IT-Anlage lief heiß, 90 Kilometer<br />
Kabel gerieten in einen Kabelsalat, vielfach<br />
herrschte Einsturzgefahr, esfehlte<br />
die Datenverbindung zur Feuerwehr,<br />
und alle 4000 Türen erhielten falsche<br />
Nummern. Dazu gesellte sich Missmanagement<br />
und Korruption. Der Hauptplaner<br />
besaß kein Ingenieursdiplom,<br />
sondern war Geselle, die Baufirma ging<br />
insolvent, Schmiergeldzahlungen<br />
großen Stils wurden publik, Rechnungen<br />
in der Höhe von 400 Millionen Euro<br />
blieben unbezahlt, wichtige Unterlagen<br />
lagen im Müll. Natürlich verstieß auch<br />
die geplante Flugroute gegen EU-Recht.<br />
Neun Jahre lang scheiterte jegliches<br />
Eröffnungsdatum. Den Berliner<br />
Pfuschern verdankte ein ganzes Genre<br />
sein Leben: Der BER-Witz.<br />
Wer einen Lego-Flughafen für Dreijährige<br />
auf die Größe von BER aufrechne,<br />
schrieb jemand, werde schon<br />
noch kapieren, wie kostengünstig Letzterer<br />
sei. Oder es hieß: Die Eröffnung<br />
werde rechtzeitig zum Gewinn der Fußballweltmeisterschaft<br />
durch Österreich<br />
stattfinden. Ein TwitterUser zog einen<br />
geschichtlichen Vergleich: „Niemand hat<br />
die Absicht, einen Flughafen zu errichten.<br />
(Angela Merkel.)“ Man hörte von<br />
Menschen, die im Fasching als BER<br />
gehen wollten: „Dann bin ich am nächsten<br />
Tag nicht so fertig.“ Als bei einem<br />
Orkan ein Stück des Flughafendachs<br />
weggerissen wurde, freuten sich viele,<br />
dass auf BER „wenigstens endlich was<br />
abhebt“. Und die Satirezeitschrift „Der<br />
Postillon“ verkündete die Erfindung<br />
einer neuen Zeitform, um über die<br />
Zukunft des PannenAirports sprechen<br />
zu können –das Futur drei. Dieser Tage<br />
herrscht in der deutschen Hauptstadt<br />
Trauer –seit 8. November ist das Antiprestigeprojekt<br />
BER in vollem<br />
Betrieb. s<br />
ENDE NIE. Der Bau<br />
des neuen Berliner<br />
Flughafens isteine<br />
abstruse Geschichte<br />
vonPleiten, Pannen<br />
und Kostenexplosionen.<br />
Traunkirchen am südlichen Westufer des<br />
Traunsees hat eine mystische Atmosphäre<br />
mit seinem alten Gemäuer, Häusern<br />
mit Steinfassaden, dem Renaissancebau des<br />
Handarbeitsmuseums und dem Johannesberg<br />
mit der Kapelle und dem stillen Friedhof, von<br />
wo man über den See zum Traunstein schauen<br />
kann. Im Advent –inNormaljahren –wird<br />
Traunkirchen zu einem hübschen Weihnachtsort,<br />
in dem der Brauch der „Kripperlroas“ gefeiert<br />
wird. Handgeschnitzte Krippen sind<br />
dann zu bewundern. DieWirtshäuser sowie<br />
das Handarbeitsmuseum und die Pfarrkirche<br />
mit der Fischerkanzel zum „Kripperlschauen“<br />
würden ihreToreöffnen. Auch der Gastgarten<br />
des Hotels Post am See verwandelte sich ab<br />
Anfang Dezember in ein Winterwunderland.<br />
Eine Eisstockbahn sorgtefür Rutschpartien.<br />
Und esstünden beheizte Gondeln bereit, wo<br />
man Weihnachtsköstlichkeiten verkostet.Vielleichtwird<br />
alles noch.<br />
Der Untertitel „Augenweide“ ist keine<br />
Übertreibung. Ein Franzose, der seit<br />
<strong>20</strong>Jahren in Island lebt, und ein isländischer<br />
Fotograf haben sich zusammengetan, um<br />
einen wundervollen Reiseführer durch alle<br />
Regionen der Inseln mit wertvollen Informationen<br />
und ungelogen fantastischen Fotos zu<br />
verfassen. Unser Favorit: Eine nächtliche<br />
Drohnenaufnahme der Hallgrímskirkja im<br />
Schneetreiben. In Coronazeiten<br />
eine feine Reise<br />
mit den Augen.<br />
•••<br />
Im Buch<br />
„Island. Eine Augenweide“.<br />
Bertrand Jouanne, Gunnar<br />
Freyr, etwa 300 Fotos.<br />
www.dorlingkindersley.de<br />
Texte: MR; www.amanshauser.at; Weitere Kolumnen auf: DiePresse.com/amanshauser Fotos: APA/dpa Zentralbild/Patrick Pleul, traunseehotels-at, beigestellt.<br />
58 <strong>Schaufenster</strong>
FEEL IT<br />
RADO.COM<br />
CAPTAIN COOK<br />
MASTER OF MATERIALS<br />
Universitätsplatz 8·50<strong>20</strong>Salzburg<br />
+43 662842150·office@uhrenkruzik.at ·www.uhrenkruzik.at<br />
Lainzer Strasse 3-5, <strong>11</strong>30 Wien<br />
+43 [01] 876 76 78 hietzing@uhrenkruzik.at
KLUGE WORTE. Andrea Petkovićs<br />
Horizontübersteigt bei Weitem<br />
den Tennsiplatz.<br />
Kleiner Ball,<br />
große Themen<br />
Die Tennisspielerin Andrea Petković hat ein<br />
klugesBuchgeschrieben. Es handelt von<br />
Glück, Liebe, Freundschaft, Sexismus und<br />
Außenseitertum.<br />
Text: Daniela Tomasovsky<br />
Als ich mein erstes Turnier<br />
auf der Profitour gewonnen<br />
hatte (...), saß ich auf der<br />
Bank mit dem Handtuch<br />
über dem Kopf, 16Jahre alt,<br />
allein im Niemandsland der Türkei und<br />
weinte. Es war Glück und Trauer zugleich.<br />
Ich hatte etwas gewonnen, was ich nicht<br />
für möglich gehalten hatte, aber vielleicht<br />
wusste ich schon damals unbewusst, dass<br />
ich auch etwas verloren hatte. Meine Kindheit<br />
sicherlich und vielleicht mit ihr auch<br />
meine Unschuld. Der Weg zuEhre und<br />
Ruhm war geebnet und er würde steinig<br />
und vermessen werden.“ So endet das<br />
erste Kapitel von Andrea Petkovićs Erzähldebüt<br />
„Zwischen Ruhm und Ehre liegt die<br />
Nacht“. Die Profi-Tennisspielerin (sechs<br />
WTA-Siege, Platz neun der Weltrangliste)<br />
hatte schon immer einen Hang zur Sprache:<br />
Sie schreibt eine Kolumne für die<br />
„SZ“, Essays für die „FAZ“ und gründete im<br />
ersten Corona-Lockdown via Instagram<br />
den Online-Buchklub Racquet Book Club.<br />
Die Angst vor dem Anderssein. Jetzt hat<br />
sie ein eigenes Buch geschrieben: Keine<br />
klassische Autobiografie, aber ihre Erzählungen<br />
kommen dem Genre schon ziemlich<br />
nahe. In einzelnen Kapiteln schildert<br />
sie wichtige Stationen ihres Lebens –ob<br />
auf dem Tennisplatz oder abseits davon.<br />
Sie tut das mit viel Sprachgefühl, einer<br />
scharfen Beobachtungsgabe, Witz und, ja,<br />
auch Weisheit. Als Tochter bosnischer Einwanderer<br />
in Deutschland aufgewachsen,<br />
oszilliert sie zwischen dem Drang nach<br />
Anpassung und der Sehnsucht nach der<br />
Geborgenheit der Herkunft. „Ich war eine<br />
Musterschülerin und benahm mich allen<br />
Regeln entsprechend –durchdrungen von<br />
der tief sitzenden Angst, aufzufallen. Einer<br />
Angst, die ich von meinen Eltern übernommen<br />
hatte und die typisch für Migrantenfamilien<br />
war. Als ich etwas älter wurde<br />
und in Berührung mit den großbürgerlichen<br />
Kindern des Tennisklubs kam, war<br />
der größte Kulturschock für mich ihre<br />
absolute Rücksichtslosigkeit gegenüber<br />
Regeln und Formen –das wahre Privileg<br />
der Privilegierten.“<br />
Oft spielt sich Tennis in einem elitären<br />
Milieu ab, das Gefühl, als Außenseiter<br />
dahinein vorzudringen, kennt auch Chris<br />
Wilton (Jonathan Rhys Meyers), der Protagonist<br />
in einem der bekanntesten Tennisfilme:<br />
„Matchpoint“ von Woody Allen. Zu<br />
träge für die Profikarriere, sucht Wilton<br />
als Tennislehrer in einem versnobten Klub<br />
Anschluss an die britische Oberschicht.<br />
Der Film beginnt mit einer archetypischen<br />
Tennisszene: InZeitlupenaufnahme<br />
Fotos: Nils Heck, Rich Schultz /Getty, Visionhaus /Getty, Clive Coote&HanWay Films /Alamy.<br />
60 <strong>Schaufenster</strong>
ABRECHNUNG. „Es gehtwirklich<br />
nur ums Geld“,konstatiert Monica<br />
Seles in ihrer Bio „Getting aGrip“.<br />
SCHONUNGSLOS. AndreAgassi<br />
stellt sich in „Open“auch den<br />
Schattenseiten seiner Karriere.<br />
ELITÄR. Um den Aufstieg und Fall<br />
eines Tennistrainersgehtesin<br />
Woody Allens Film „Matchpoint“.<br />
Die Rücksichtslosigkeit<br />
der<br />
Privilegierten<br />
war der größte<br />
Kulturschock.<br />
ist ein Tennisball zu sehen, der die Netzkante<br />
trifft und in die Höhe springt. In welchem<br />
Feld er landet, bleibt offen. Was als<br />
kultiviertes Kammerspiel beginnt, endet in<br />
einem kaltblütigen Mord. „Der Film ist<br />
eine virtuose, bitterböse moderne Parabel<br />
zwischen Dostojewskis ,Schuld und Sühne‘<br />
und Theodore Dreisers ,Eine amerikanische<br />
Tragödie‘“, schreibt Carsten Baumgardt<br />
auf filmstarts.de.<br />
Feminismus im Sport. Dostojewski zog<br />
auch Petković in den Bann. In einem<br />
Hotelzimmer in Melbourne, geplagt von<br />
Selbstzweifel, verschlang sie „Schuld und<br />
Sühne“. „Ich hatte mich Hals über Kopf in<br />
die Figur des Raskolnikow verliebt.“ Später<br />
nährten David Foster Wallace, Philip Roth,<br />
Jonathan Franzen, Robert Frost („The<br />
Road Not Taken“ zitiert Petkovic) ihre<br />
Liebe zur Literatur. „Zwischen Ruhm und<br />
Ehre liegt die Nacht“ ist voll kultureller<br />
Bezüge und unterscheidet sich damit<br />
wohltuend von sonstiger Tennisliteratur.<br />
Die offenherzigen und viel besprochenen<br />
Autobiografien von Andre Agassi („Open“)<br />
und Monica Seles („Getting aGrip“) sind<br />
durchaus anschauliche Antiratgeberliteratur<br />
(also Kinder zum Drill zwingen ist eher<br />
keine gute Idee, sein Selbstbewusstsein<br />
über Erfolge im Sport zu<br />
beziehen, ebenfalls nicht<br />
etc.). Petković schreibt echte<br />
Literatur und hat eine Idee<br />
davon, wie Leben gelingen<br />
kann. Auch und vor allem als<br />
Frau. „Mut zur Hässlichkeit“<br />
heißt ein Kapitel. „Okay, ich<br />
war muskulös und mein Outfit<br />
schmeichelte meiner Figur<br />
nicht gerade“, kommentiert<br />
sie das YouTube-Video ihres<br />
Matches gegen Vorzeige-Girl<br />
Maria Sharapova. Ihr Fazit: „Und so kämpfen<br />
wir auf den Tennisplätzen dieser Welt<br />
nicht nur für Akzeptanz von Frauen im<br />
Sport. (...)Sondern wir kämpfen vor allem<br />
für das Recht, hässlich sein zu dürfen. Mit<br />
Schweiß in den Achseln und Haaren auf<br />
den Beinen. Mit Dreck im Gesicht und Blut<br />
auf den Knien. Mit auseinanderfallenden<br />
Frisuren, verlaufendem Make-up und<br />
falsch sitzenden Klamotten. Und vielleicht<br />
schlüpft dann aus all der Hässlichkeit,<br />
wenn alles egal ist, etwas Echtes, Reines<br />
und steigt zum Himmel. Manche nennen<br />
es Hysterie, ich nenne es Charakter.“ s<br />
Tipp<br />
„ZWISCHEN RUHM UND EHRE LIEGT DIE NACHT“. Andrea Petković (Kiwi). „Open“AndreAgassi,<br />
„OnBeing John McEnroe“ TimAdams,„Getting aGrip“Monica Seles, „Matchpoint“ Woody Allen.
Laufend<br />
aktualisierte<br />
Informationen zu<br />
aktuellen Kulturevents<br />
finden Sieonlineauf<br />
DiePresse.com/<br />
kulturkalender<br />
Streaming<br />
von Katrin Nussmayr<br />
KULTUR<br />
TIPPS<br />
Highlight<br />
Wenn das Publikum schon nicht ins Konzert kommen<br />
kann, dann kommen die Musiker nach Hause. Virtuell<br />
wenigstens. Wohnzimmerkonzerte gibt’s bei den Wiener<br />
Symphonikern an den noch verbleibenden November-Freitagen<br />
(jeweils <strong>20</strong>.15 Uhr). ChefdirigentAndrés Orozco-Estrada<br />
hat Haydn zum Schwerpunkt gemacht, und so ist heute eine<br />
Symphonie aus Haydns „Sturm- und Drang“-Periode, die<br />
Symphonie Nr. 45(„Abschiedssymphonie“), zu hören, außerdem<br />
das Allegro aus der Sinfonia Concertante. Solisten: Anton<br />
Sorokow (Violine), Christoph Stradner (Cello), Paul Kaiser<br />
(Oboe), Patrick De Ritis (Fagott). www.wienersymphoniker.at<br />
Dass Streamingdienste wie Netflix und Amazon bei Filmfestivals<br />
muntereinkaufen und dem Kinomarkt dabei so manchen<br />
potenziellen Publikumshit wegschnappen, verursacht Filmliebhabern<br />
gemischte Gefühle: Einerseits kann man vieles dadurch<br />
nicht auf der Leinwand sehen, andererseits bekommt einiges<br />
dadurch auch mehr Aufmerksamkeit. In Zeiten der geschlossenen<br />
Kinos ist esjedenfalls ein Segen, dass es Indiefilm-Perlen auch<br />
zum Streamen gibt. „Uncle Frank“ vonAlan Bell (dem Drehbuchautor<br />
von unteranderem „American Beauty“), ein Film, der seine<br />
Premiere beim Sundance hatte, wo er durchwachsene bis positive<br />
Kritiken bekam, läuft am 25. November auf Amazon an: Paul Bettany<br />
spielt darin einen Uni-Professor, der seine Homosexualität<br />
vorseiner Familie geheim hält. Mit seinem Partner (PeterMacdissi)<br />
und seiner eingeweihten Nichte (Sophia Lillis) begibt ersich auf<br />
einen Roadtrip. Ganz anders: Vergnügt-anarchische Unterhaltung<br />
bietet Kindern und Kindgebliebenen ein neuer „Spongebob“-Film<br />
auf Netflix. Auch der wurde ursprünglich fürs Kino produziert.<br />
Kinder<br />
von Daniela Tomasovsky<br />
Veranstaltungsinformationen bitteper Post an Magdalena Mayer(HainburgerStraße 33,1030<br />
Wien) oder per E-Mail an: schaufenster@diepresse.com. Es müssengenaue Details zur Veranstaltung<br />
(Datum, Uhrzeit, Öffnungszeiten, Adresse,Telefonnummer,Website)enthalten sein. Einsendeschlussist<br />
14 Tage vordem gewünschten Erscheinungstermin. UnvollständigeEinsendungen<br />
werden nicht berücksichtigt. Für Angaben übernehmen wir keine Gewähr.Die blau gekennzeichneten<br />
Programmhinweisebeziehen sich auf Kooperationspartner der „Presse“.<br />
Hinweis: n Kooperationen diepresse.com/derclub<br />
Esbraucht nichtviel, um glücklich zu sein: Im konkreten Fall bloß<br />
eine Klarinette, einen Hund und die Fähigkeit, kleine oder große<br />
Wunder des Alltags wahrzunehmen. „Ein Hund namens Kominek“<br />
(Antje Bones, Jasmin Schäfer) beginnt auf einem Schrottplatz in<br />
Przemyśl (Polen) und endet auf einem Dampfernach NewYork.<br />
Janusz, früher Klarinettist des Polnischen Radio-Sinfonieorchesters,<br />
und der kleine Mischlingshund Kominek machen sich auf, um<br />
als Straßenmusikanten die Welt zu erkunden. Und bezaubern Einsame,<br />
Unglückliche und Verliebte gleichermaßen. Ein poetisches<br />
Road-Movie über die Kraft der Musik, der Freundschaft und über<br />
die Magie des Reisens.<br />
Fotos: Stefan Olah, Amazon Studios, beigestellt.<br />
62 <strong>Schaufenster</strong>
TIPPS<br />
Kabarett<br />
von Veronika Schmidt<br />
Literatur<br />
von Barbara Petsch<br />
Warum gehtder Dirigentsooftzum Friseur?“, fragt die deutsche<br />
Musikjournalistin EleonoreBüning in ihrem überaus witzigen<br />
Buch über brennende Klassikfragen. Ihre Erklärung: Der Dirigentträgt<br />
seine selbst imgrößten Klangfuror exakt sitzende (oder ästhetisch<br />
wehende) Föhnwelle zuweilen, um seine Glatze zuverbergen: Das<br />
Publikum soll sich schließlich seiner Interpretation widmen<br />
und nicht seinem schütter werdenden Haar. Büning, die<br />
man in Wien wohl als Lady mit „einer Goschen wie ein<br />
Schwert“ bezeichnen würde, erläutert auch, warum Françoise<br />
Sagan „Lieben Sie Brahms?“ schrieb und nicht<br />
Schubert, wieso neue Musik die Leute derart aufregt und<br />
ob man im Konzert einschlafen darf. Die überraschende<br />
Antwort lautet: „Selbstverständlich. Wo sonst?“ Wersich<br />
mit Achtel- und Sechzehntelnoten nicht soauskennt, der<br />
wirdtrotzdem über „teutonische Flausen“wie Wotans Stabreime oder<br />
Verdis „Hum-ta-ta“ lachen –und auch Ernstes kommt zur Sprache wie<br />
die Frage, ob Wagners „Meistersinger“ antisemitisch sind. Erhellend!<br />
Podcast<br />
Die drei Herren waren schon im ersten Lockdown ein Lichtblick<br />
im digitalen Unterhaltungsangebot und sind es jetzt wieder.<br />
Michael Niavarani skypt jede Woche mit Omar Sarsam und Klaus<br />
Eckel und stellt den freundschaftlichen Gedankenaustausch<br />
online auf Player.globe.wien. Die Analysen und das Gequatsche zur<br />
aktuellen Lage sind zum Mitlachen und Mitdenken ebenso geeignetwie<br />
dazu, dass man sich einfach so fühlt, als ob man jede<br />
Woche alte Freunde auf ein kühles Getränk trifft. Der Globe Player<br />
bietet auch weniger Aktuelles zum Streamen: Haufenweise Programme<br />
von Niavarani, Viktor Gernot, Gernot Kulis, dem Kabarett<br />
Simpl und mehr. Das Ganze kann man per Klick auch finanziell mit<br />
Spenden unterstützen, damit die Techniker der Homepage auch<br />
etwas verdienen. Einziger Kritikpunkt: Frauen findet man hier<br />
kaum. Wo es auch an Frauen mangelt, aber reichlich historische<br />
Kabarettstückerl zu finden sind: Im audiovisuellen Archiv des<br />
Technischen Museums Wien. Über die Suchfunktion findet man<br />
auf www.mediathek.at viele Schmankerl der heimischen Kabarettisten,<br />
seit es Tonaufnahmen gibt.<br />
von Anna-Maria Wallner<br />
D<br />
ie zweite Covid-Welle, eine zähe US-Wahl, Terroranschläge in<br />
Europa und auch in Wien. Aktuell bekommt man das Gefühl, Zeuge<br />
einer geschichtlich gewichtigen Zeit zu sein. Über diese Überwältigung<br />
durch die aktuelle Nachrichtenlage sprechen die beiden „Zeit“-<br />
Journalisten Nina Pauer und Lars Weisbrod in der zehnten Folge ihres<br />
Podcasts „Die sogenannte Gegenwart“. Es gibt schon Witze darüber,<br />
wie viel Platz das Jahr <strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong> in Geschichtsbüchern einnehmen wird:<br />
„Treffen sich zwei Historiker,fragt der eine, wozu forscht du. Sagt der<br />
andere: ZumMittelalter, und du? Antwortet der erste: Zum Jahr <strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong>.<br />
Sagt der andere: Interessant, und welcher Monat?“ Pauer und Weisbrod<br />
betrachten die aktuelle Zeit aus dem Blickwinkel ihrer Generation,<br />
der Millennials (der 1982–<strong>20</strong>00 Geborenen). Pauer sagt zum Beispiel:<br />
„Geschichte haben eigentlich immer die anderen erlebt.“ Die<br />
Älteren hatten Weltkriege, die DDR und die 68er-Bewegung, die Jüngeren<br />
die Fridays-for-Future-Bewegung. Die Generation dazwischen<br />
wuchs auf in den „ewigen“ 1990er-Jahren, die erst durch „Nine Eleven“<br />
abrupt beendetwurden. Eine dichte und kluge Folge, die das aktuelle<br />
Geschehen einordnet.<br />
-15% Gutscheinaktion<br />
auf Gutscheine im Online Shop<br />
bis 24.12.<strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong><br />
www.sonnreich.at
TIPPS<br />
Schauplätze<br />
von Johanna Hofleitner<br />
Flexibilität ist indiesen Tagen auch am Kunstmarkt<br />
angesagt. Werdigital gut aufgestellt ist, ist inLockdown-Zeiten<br />
auf der sicheren Seite –eine Anforderung,<br />
die im Auktionswesen ohnehin längst zum Standard gehört.<br />
Zumindest die Kunst ist weiterhin real. Das Palais<br />
Dorotheum etwa birst aktuell geradezu vorKunstschätzen<br />
in Vorbereitung auf die „Contemporary Week“,<br />
einen der Saisonhöhepunkte imNovember in den Bereichen<br />
Klassische Moderne, Zeitgenössische Kunst,<br />
Uhren, Juwelen. Unterden Toplosen finden sich Werke<br />
von Chagall, Soutine, Klimt, Fontana, Uecker, Halley<br />
(Bild) sowie der Arte Povera (24.–30. <strong>11</strong>., dorotheum.at).<br />
Ganz im Zeichen der Unterstützung junger Künstlerinnen<br />
und Künstler steht diesmal die vorweihnachtliche „Charity“-Aktion<br />
der Galerie Ropac. ZumVerkauf gelangen<br />
Werke aus eigenem Bestand vonAnthonyGormley,<br />
Valie Export, Erwin Wurm und vielen anderen. Der Erlös<br />
geht anjunge Salzburger Kunstschaffende. Das Projekt<br />
findet dem Lockdown zum Trotz statt, Anfragen werden<br />
ab sofort entgegengenommen (bis 23. 12. ropac.net).<br />
RADIO<br />
Ö1<br />
SAMSTAG<br />
21. <strong>11</strong>.<br />
SONNTAG<br />
22. <strong>11</strong>.<br />
MONTAG<br />
23.<strong>11</strong>.<br />
DIENSTAG<br />
24.<strong>11</strong>.<br />
MITTWOCH<br />
25.<strong>11</strong>.<br />
DONNERSTAG<br />
26.<strong>11</strong>.<br />
FREITAG<br />
27.<strong>11</strong>.<br />
09 05 Hörbilder DieJaguarschamanensterben<br />
aus:Expeditionin<br />
denAmazonaswald<br />
10 05 Klassik-Treffpunkt<br />
LiveausdemRadioCafein<br />
Wien,Gäste:MartinaEbm,<br />
MichaelDangl<br />
14 00 Hörspiel„DieOdyssee“von<br />
Homer,mitWolframBerger,<br />
Musik:PeterRosmanith<br />
15 10 AproposKlassik<br />
DimitriMitropouloszum60.<br />
Todestag(Schumann,Ravel,<br />
Brahmsu.a.)<br />
19 30 Tschaikowsky:„Pique<br />
Dame“GlyndebourneChorus,LondonPhilharmonic<br />
Orchestra,SirAndrewDavis<br />
23 25 JazznachtDerSaxofon-Allrounder:Zum60.Geburtstag<br />
vonMartinFuss,LuciaPulido<br />
undErikFriedlander<br />
<strong>11</strong> 03 Matinee<br />
DeutschesSymphonie-OrchesterBerlin,RobinTicciati<br />
u.a.(Bartók,Beethoven)<br />
14 05 Menschenbilder<br />
„FamilieistderUrsprungdes<br />
Krieges“:dieFilmregisseurin<br />
VeronikaFranz<br />
15 05 AproposOper<br />
DerOpernkomponistFrancescoCilea–Ausschnitteaus<br />
„L‘Arlesiana“,„Adriana<br />
Lecouvreur“und„Gloria“<br />
19 33 Radiosessions<br />
DasErikAsatrianTrioim<br />
WienerFunkhaus<br />
21 40 NeueTexte<br />
„DerStier“von<br />
GerhardNaujoks<br />
23 00 Radiokunst–Kunstradio<br />
ImSattelderZeitvon<br />
VolkmarKlien<br />
09 05 Radiokolleg 1.Gefährliche<br />
Beziehungen;2.Kryptoökonomie;3.Kraftwerk<br />
<strong>11</strong> 05 Radiogeschichten<br />
RichardMiddleton:„Das<br />
Geisterschiff“,Dreizehn<br />
Stories,SteidlVerlag<br />
14 05 Konzert TheSaintPaul<br />
ChamberOrchestra,JonathanCohen(Avison,Zelenka,<br />
C.P.E.Bachu.a.)<br />
17 55 Betrifft: Geschichte<br />
EineGeistesgeschichtedes<br />
TestimoniumsvonderAntike<br />
bisCovid-19<br />
19 30 On stage Liveausdem<br />
RadioKulturhausWien<br />
23 03 Zeit-Ton<br />
WienModern<strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong>.Matthias<br />
KranebittersneuesWerkfür<br />
denErsteBankKompositionspreis<br />
09 05 Radiokolleg<br />
10 05 Anklang<br />
ErinnerungenanYvonne<br />
Kenny,zum70.Geburtstag<br />
derSopranistin<br />
<strong>11</strong> 05 Radiogeschichten<br />
„DerLichthof“von<br />
HartmutLange<br />
14 05 Konzert<br />
KlavierduoHeghineRapyan<br />
undMin-HaoTsai(Mozart,<br />
Schönberg,Kraliku.a.)<br />
19 05 Dimensionen<br />
Zum<strong>20</strong>0.Geburtstagvon<br />
FriedrichEngels<br />
19 30 Konzert ChorundOrchester<br />
derMailänderScala,Zubin<br />
Mehtau.a.(Mahler)<br />
23 03 Zeit-Ton WienModern<br />
<strong><strong>20</strong><strong>20</strong></strong>:WienerSymphoniker<br />
undOrganistWolfgang<br />
Kogert<br />
09 05 Radiokolleg<br />
10 05 Anklang<br />
„FürLudwig“mitNadja<br />
Kayali(Beethoven:Mödlinger<br />
TänzeWoO17)<br />
<strong>11</strong> 05 Radiogeschichten<br />
„(mühelos)STÜSSEL-<br />
CHENS“vonDominikSteiger<br />
14 05 Konzert ConcertoCopenhagen(Gade,Nielsen,MendelssohnBartholdy)<br />
19 30 AlteMusik –neu interpretiertSymphonieorchester<br />
desBayerischenRundfunks,<br />
EmmanuelleHaïm,Kristian<br />
Bezuidenhout,Klavier,KatherineWatson,Sopran<br />
(Händel,Mozart,Rameau)<br />
21 00 SalzburgerNachtstudio<br />
Zum100.Todestagdes<br />
SoziologenMaxWeber<br />
01 03 Die Ö1 Klassiknacht<br />
09 05 Radiokolleg<br />
<strong>11</strong> 05 Radiogeschichten<br />
„ZweiHerrenamErntedankfest“vonO.Henry<br />
14 05 Stimmen hören<br />
Utopie–Entsagung:Werke<br />
undLebensgeschichtenvon<br />
WalterBraunfelsundPaul<br />
Hindemith<br />
16 40 Die Ö1 Kinderuni<br />
WirlernenRussisch!<br />
19 30 Wien Modern ORFRadio-<br />
SymphonieorchesterWien,<br />
OksanaLyniv,AntoineTamestit,Viola(Gubaidulina)<br />
21 00 Im Gespräch Andreas<br />
ObrechtimGesprächmit<br />
ChristianReiner,Sänger,<br />
Stimm-undSprachkünstler<br />
23 03 Zeit-Ton<br />
„Betiri“vonGüntherRabl<br />
undAlexandraSommerfeld<br />
10 05 Intrada Neuerscheinungen<br />
desTirolerLandesmuseums<br />
/DerOrganistRomanSummereder/MartinNöbauer,<br />
Klavier<br />
<strong>11</strong> 05 Radiogeschichten<br />
„Insomnia.Nachtgedanken“<br />
vonIvoAndric<br />
14 05 In ConcertDukeEllington,<br />
MilesDavisundCo.:Das<br />
Jazz-Megaeventinder<br />
WienerStadthalle<br />
19 05 matrix–computer&neue<br />
medienWashabenStreaming-ServicesfürdieMusik<br />
getan?<br />
19 30 Konzert WienerSymphoniker,JakubHrusa,LeifOve<br />
Andsnes,Klavier(MendelssohnBartholdy,Brittenu.a.)<br />
23 03 Zeit-TonWienModern:Das<br />
Duo-ProjektHedda<br />
Radio Klassik Stephansdom –Opernabend<br />
Zajc: Nikola Šubić Zrinski. Leitung: Ville Matvejeff. Rijeka Symphony Orchestra, Rijeka Opera Choir. 21.<strong>11</strong>.,<strong>20</strong>h<br />
Rossini: Ivanhoe. Leitung: Paolo Arrivabeni. Orchestra Internazionale D‘Italia,<br />
Coro da Camera diBratislava. 24.<strong>11</strong>.,<strong>20</strong>h Händel: Amadigi di Gaula. Leitung:<br />
Eduardo López Banzo. Al Ayre Espanol. 26.<strong>11</strong>.,<strong>20</strong>h<br />
Fotos: Dorotheum.<br />
64 <strong>Schaufenster</strong>
Erlesene<br />
Geschenkideen<br />
Erlesene<br />
Geschenk-<br />
ideen<br />
arsmundi<br />
Ginko-Collier<br />
vergoldet<br />
arsmundi<br />
Automatikuhr<br />
„Kanton“<br />
Waidzeit<br />
HolzuhrBarrique<br />
Damen<br />
Entdecken Sie außergewöhnliche<br />
Geschenkideen unter
SCHLUSS<br />
Randerscheinung<br />
Die Ich-Pleite<br />
von Florian Asamer<br />
von Annemarie<br />
Wie ist denn das Wetter?“, fragt<br />
der Jüngste inmeine Richtung<br />
und greift gleichzeitig zum Handy.<br />
„Schau aus dem Fenster“, antworte ich<br />
ihm. „Ich meine, ob es draußen regnet“,<br />
sagt erund scrollt weiter. „Schau<br />
aus dem Fenster“, sage ich wieder und<br />
sehe es schon tröpfeln. „Die App ist<br />
aber zuverlässiger“, sagt der Bub und<br />
scrollt weiter. Vielleicht ist jadas die<br />
Lösung für die Erderwärmung, man<br />
ändert einfach die Temperaturangaben<br />
in der WetterApp, weil rausschauen<br />
tut eh niemand mehr. Neulich<br />
war sich der Älteste nicht ganz sicher,<br />
wie er zurück in seine Wohnung findet,<br />
weil er unterwegs keinen Akku<br />
mehr hatte und deshalb Google Maps<br />
nicht zurate ziehen konnte. Und der<br />
Mittlere steht im Moment auf, bringt<br />
sich während des Frühstücks mit dem<br />
Handy auf den aktuellen Stand, wechselt<br />
dann zum Laptop, woerVorlesungen<br />
folgt und an Übungen teilnimmt,<br />
ist die Uni vorbei, trifft er virtuell<br />
Freunde, ehe er den Tag vor einer<br />
Serie ausklingen lässt. Ersagt, er wird<br />
bald überhaupt nichts mehr sehen, so<br />
tun ihm die Augen weh nach solchen<br />
Bildschirmtagen. Der Begriff Distance<br />
Learning wird übrigens am liebsten<br />
von jenen im Mund geführt, die den<br />
Luxus der größtmöglichen Distanz zu<br />
dieser Art des Lernens haben. Denn<br />
am anderen Ende des TeamsZoomwhateverChannels<br />
geht es doch eher<br />
gedrängt zu, Mindestabstände werden<br />
zuhause nur ganz selten eingehalten.<br />
Der Jüngste freut sich, weil der<br />
Computer während des Lockdowns in<br />
seinem Zimmer stehen darf. Coronabedingt<br />
heißt das Wort dafür, das man<br />
so gut wie überall anhängen kann. Bei<br />
den Aufgaben am Küchentisch mithelfen,<br />
während man eigentlich arbeiten<br />
und noch etwas kochen sollte, funktioniert<br />
übrigens nur somittelgut. Man<br />
merkt es an den Aufgaben. Am Essen.<br />
Und anden Kolumnen... s<br />
DiePresse.com/randerscheinung<br />
„Let me give<br />
the world to<br />
youmylove<br />
Letmeshow you<br />
what I’mthinking.“<br />
DASPOP-ZITAT DER WOCHE.<br />
Schenken istimmer auch Geste.<br />
Vorallem, wenn man großspurige<br />
Versprechen macht, die sich manchmal nicht<br />
ganz halten lassen. Wie in diesem<br />
Song vonden Smashing Pumpkins.<br />
Impressum<br />
Medieninhaber,Redaktionund Herausgeber: „Die Presse“Verlags-Gesellschaft m.b.H. &CoKG,<br />
1030Wien, HainburgerStraße 33. Tel.: 01/51414-Serie. E-Mail: schaufenster@diepresse.com,<br />
vorname.name@diepresse.com.<br />
Geschäftsführung: Mag. Herwig Langanger,Rainer Nowak. Chefredaktion: Rainer Nowak.<br />
Chefredakteur „<strong>Schaufenster</strong>“: Mag.Dr. Daniel Kalt.<br />
Textchef/Wohnen, Design: Mag.Norbert Philipp. Gourmet: Mag.AnnaBurghardt(kar.). SissyRabl<br />
BA MA. Reise: Mag. Madeleine Napetschnig. Kultur: BarbaraPetsch. MMag.Daniela Tomasovsky.<br />
Online: Mag.ChristinaLechner.Barbara SchechtnerMA. Mag.SabineHottowy (kar.).<br />
Fotoredaktion: Mag.ChristinePichler. Fotoredaktion Lifestyle: Mag.Barbara Zach. Programm:<br />
AzraHusanovic BA MA. Mag.MagdalenaMayer BA.Lena-MarieFuhrmann BA MA (kar.). Anzeigen:<br />
Walter Celand (Geschäftsbereich Lifestyle). ArtDirection: Matthias Eberhart. Bildbearbeitung,<br />
Grafik: Christian Stutzig,Patricia Varga. Lektorat: Mag. Ewald Schreiber. Anzeigendisposition:<br />
AlexanderSchindler. Art Copyright: VBK/Wien.<br />
Hersteller: Druck Styria GmbH &CoKG. Herstellungsort: St. Pölten. Hinweis: Die in dieserAusgabe<br />
vorgestellten Produkte wurden der Redaktion zum Teil zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.<br />
Wenn man heutzutage das Wort<br />
„Scheiterhaufen“ googelt,<br />
kommt als Erstes ein Mehlspeisenrezept<br />
und nicht ein Eintrag zum<br />
Thema Hexenverfolgung. Ich finde,<br />
das ist ein Indiz dafür, wie weit wir<br />
uns von den finsteren Zeiten entfernt<br />
haben, in denen Frauen für jedes bisschen<br />
Anderssein grausam diffamiert<br />
worden sind. Ich wette, wenn ich<br />
heute amBoboMarkt eine Umfrage<br />
zum Thema „Scheiterhaufen“ mache,<br />
wird mir jeder sagen: Das ist der neue<br />
Inkuchen vom Inbäcker Sowieso. Drei<br />
Euro achtzig das Stück. Ich würde dasselbe<br />
sagen. Obwohl für mich damals<br />
als Geschichtestudentin das Thema<br />
Hexenverfolgung das zweitwichtigste<br />
Thema nach dem Holocaust war und<br />
Scheiterhaufen eine Mehlspeise, die<br />
ich meiner Oma nur mit der hoffnungsvollen<br />
Frage „Und was gibt’s<br />
sonst noch?“ abgenommen habe.<br />
Heute bin ich längst ebenfalls ein<br />
Opfer des Inkuchens vom Inbäcker<br />
Sowieso. Weil, was hat man sonst<br />
schon für Freuden im dunklen CoronaNovember?<br />
Sicher, meine Oma<br />
würde sich im Grab umdrehen, wenn<br />
sie wüsste, dass wir heute Milchbrot<br />
kaufen und es alt werden lassen,<br />
damit man daraus eine Restlmehlspeise<br />
machen kann, die man teurer<br />
verkauft als ein Stück Malakofftorte.<br />
Ich würde meiner Oma aber sagen,<br />
dass der Scheiterhaufen dafür nicht so<br />
fett ist wie eine Malakofftorte. Das<br />
würde meiner Oma mit ihrem zu<br />
Lebzeiten beträchtlichen Übergewicht<br />
einleuchten. Aber nach kurzem Nachdenken<br />
würde sie mich listig anblinzeln<br />
und behaupten: Dafür kannst du<br />
mehr davon essen. Die Begabung zur<br />
schöndenkerischen Logik muss ich<br />
von ihr geerbt haben. Das geht aber<br />
nur solange gut, bis zum ersten Mal<br />
das süße kleine Nachbarskind auf die<br />
angeschwollenen Fettreserven deutet<br />
und begeistert ruft: „Mama! Hexe!“ s<br />
DiePresse.com/ichpleite<br />
Illustration „Pop-Quiz-Zitat“: Nina Ober, Fotos: Carolina Frank<br />
66 <strong>Schaufenster</strong>
HOCK<br />
AROUND THE<br />
CLOCK<br />
HOCKER<br />
RONDO<br />
H55cm | Ø 46 cm<br />
Stahlgestell<br />
schwarz |weiß |messing |sand<br />
hellgrau |anthrazit |dunkelbraun<br />
in Stoff ab380,–<br />
in Leder Premium 540,–<br />
(Abholpreis)
omegawatches.com<br />
SEAMASTER AQUA TERRA<br />
Wie ihr Name schon sagt, überschreitet die Aqua Terra viele Grenzen. Hervorgegangen<br />
aus einer langen Reihe von Meeresuhren, stimmt ihre DNA mit der<br />
unserer robustesten Sportchronometer überein –und doch zeichnet sie sich durch die<br />
Designsensibilität einer klassischen Anzuguhr aus. Die Master Chronometer Modelle<br />
von heute führen diesen Geist fort. Sie werden vom Eidgenössischen Institut für<br />
Metrologie (METAS) auf höchstem Niveau getestet und zertifiziert. Dies garantiert<br />
noch mehr Präzision, Verlässlichkeit und höchste Widerstandskraft gegen Magnetismus<br />
von Telefonen und Laptops, was die Aqua Terra zur ultimativen Alltagsuhr macht.<br />
OMEGA Boutiquen: 1010 Wien •Stock-im-Eisen-Platz 3•50<strong>20</strong> Salzburg •Alter Markt 15