GLOBAL PERSPECTIVES | KOMMUNIKATION GLOBAL - 01 | 2009
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DIE WELT ANDERS SEHEN<br />
Biokaffee aus der Dominikanischen Republik<br />
Los Cacaos – Dörfer in zehn Provinzen<br />
im Süden der Dominikanischen Republik<br />
haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen,<br />
die offenbar<br />
erfolgreich Biokaffee für den Weltmarkt<br />
produziert. Während Herstellung und Vertrieb weitgehend<br />
in den Händen von Frauen liegt, machen ihre Kinder<br />
Lehrgänge zur Steigerung der Produktivität.<br />
In dem Karibikstaat, der sich mit Haiti die Insel Hispaniola<br />
teilt, dreht sich das Leben von einem Zehntel der Bevölkerung<br />
um Kaffee. Für 700.000 Menschen ist das Geschäft mit<br />
den Bohnen die einzige Einnahmequelle. Den meisten Farmern<br />
hat der Anbau jedoch keinen Wohlstand gebracht, und<br />
viele sind auf alternative Agrarerzeugnisse umgestiegen<br />
oder haben ihre Parzellen verlassen.<br />
Nur in den Dörfern der zehn Provinzen im Süden des Landes<br />
erging es den Kaffeebauern besser. Hier profitieren die<br />
Menschen von dem Umstieg auf den organischen Anbau. Die<br />
Ernten werden vor allem auf dem kanadischen, französischen,<br />
spanischen und US-amerikanischen Markt abgesetzt.<br />
Nach Angaben des Nationalen Instituts für Agrar- und<br />
Waldwirtschaftsforschung produzieren Kleinbauern auf ihren<br />
nur ein bis 50 Hektar großen Parzellen 78 Prozent des dominikanischen<br />
Kaffees. Exportiert wurden im vergangenen Jahr<br />
rund 1.070 Tonnen. An der New Yorker Börse erzielen 100<br />
Kilo Kaffee rund 35 US-Dollar.<br />
Die dominikanischen Kaffeeplantagen liegen in den Bergregionen<br />
– dort, wo die soziale Not am größten ist. Dem UN-<br />
Entwicklungsprogramm (UNDP) zufolge leben 74 Prozent der<br />
Gebirgsbewohner in Armut. Das tägliche Pro-Kopf-<br />
Einkommen der kleinen Kaffeebauern liegt bei gerade einmal<br />
80 US-Cent.<br />
In den vergangenen Jahren haben der Niedergang der<br />
internationalen Kaffeepreise und Pflanzenkrankheiten viele<br />
Farmer gezwungen, auf den Anbau anderer Kulturpflanzen<br />
umzusteigen. Etwa 25.000 Familien verließen ihr Land, um<br />
sich anderswo ein Auskommen zu suchen.<br />
Die Vereinigung der Kaffeebauern der südlichen Regionen<br />
(FEDECARES) ist bemüht, ihren Mitgliedern ein solches<br />
Schicksal zu ersparen. Sie vertritt 7.500 Kaffeepflanzer, die<br />
zehn bis zwölf Prozent der dominikanischen Kaffeebohnen<br />
produzieren. "Wir sind Teil der Fair-Trade-Bewegung. 90<br />
Prozent unserer Erzeugnisse werden nach ökologischen Ge-<br />
sichtspunkten hergestellt. Das heißt,<br />
wir verzichten auf künstlichen Dünger<br />
oder Pestizide", so der FEDECARES-<br />
Vorsitzende Refino Herrera.<br />
Die Verbandsmitglieder produzierten<br />
im vergangenen Jahr zwischen 2.000 und 2.500 Tonnen<br />
Kaffee. Die Monatseinkommen bewegen sich um die 185<br />
Dollar, das ist mehr als das Doppelte, was herkömmliche<br />
Kaffeebauern verdienen.<br />
Um die Lebensbedingungen der Familien zu verbessern,<br />
versucht FEDECARES den Nachwuchs der armen Kaffeebauern<br />
in Entwicklungsprogramme zu integrieren. So hat der<br />
Verband ein Stipendienprogramm auf den Weg gebracht, das<br />
von Universitäten der Dominikanischen Republik und Kubas<br />
finanziert wird. Ziel ist es, den jungen Leuten in den Kaffee<br />
produzierenden Gebieten zu einem Universitätsabschluss zu<br />
verhelfen. Im vergangenen Jahr erhielten zehn Kinder dominikanischer<br />
Kaffeebauern ein Stipendium für ein Studium an<br />
einer Hochschule.<br />
Fair ist mehr<br />
"Diese Stipendien sind nicht nur wichtig, weil sie uns beruflich<br />
weiterbringen, sondern auch weil sie uns ermöglichen,<br />
unseren Familien daheim zu helfen. Wir können unser<br />
Wissen einsetzen, um die Entwicklung unserer Dörfer voranzubringen",<br />
erläutert die ehemalige Stipendiatin Cesarina<br />
Encarnación, die inzwischen eine Stelle bei 'Agroesa', einem<br />
Kaffeeunternehmen in Los Cacaos, 70 Kilometer westlich<br />
der Hauptstadt Santo Domingo, hat.<br />
FEDECARES vergibt zudem jedes Jahr einen Preis für den<br />
besten ökologischen Landbau. Das Preisgeld geht nicht an<br />
die Gewinner, sondern fließt in Sozial- und Entwicklungsprogramme,<br />
wie der Farmer Juan Lugo Franco berichtet. Mit<br />
den Beträgen werden beispielsweise Straßen, Schulen und<br />
Gesundheitszentren gebaut.<br />
"Wir treffen uns monatlich, um uns über die Marktentwicklung<br />
zu informieren", berichtet Lugo Franco. "Dann einigen<br />
wir uns auf gemeinsame Maßnahmen." Frauen spielen dabei<br />
eine zunehmend eine aktive Rolle. "Wir haben 40 Familien<br />
davon überzeugt, wie wichtig es ist, uns bei der Landverteilung<br />
gleichberechtigt zu behandeln", sagt Viviana Martes<br />
Lorenzo von der Vereinigung der Frauen in Aktion (AMA).<br />
- Valeria Vilardo | Karina Böckmann �<br />
Afrikas arme Staaten besonders kinderfreundlich<br />
London – In Afrika sind einige besonders armen Staaten wesentlich<br />
kinderfreundlicher als vergleichsweise reiche Länder. Das hat eine<br />
neue Untersuchung des Afrikanischen Forums für Kinderpolitik<br />
(ACPF) mit Sitz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ergeben.<br />
Die Studie hebt Mauritius und Namibia auf die beiden Spitzenplätze<br />
und lobt Ruanda und Burkina Faso für eine recht gute<br />
Bilanz trotz wirtschaftlicher Notlage.<br />
Das neue Ranking berücksichtigte über 40 Indikatoren und alle afrikanischen Staaten mit Ausnahme von Somalia, das faktisch<br />
keine staatlichen Strukturen zu bieten hat, und der international nicht anerkannten Westsahara. Ausschlaggebend für die Einstufung<br />
waren Kriterien wie die Unterzeichnung von Kinderrechtsabkommen, nationale Bemühungen um den Schutz etwa vor Missbrauch,<br />
Kinderehe oder körperlicher Züchtigung, aber auch die staatlichen Aufwendungen für Kindergesundheit.<br />
Die ersten zehn Plätze belegen Mauritius, Namibia, Tunesien, Libyen, Marokko, Kenia, Südafrika, Malawi, Algerien und die<br />
Kapverden. Auf den letzten zehn Plätzen finden sich Guinea-Bissau, der Staat mit den schlechtesten Noten, sowie Eritrea, die<br />
Zentralafrikanische Republik, Gambia, São Tomé und Príncipe, Liberia, der Tschad, Swasiland, Guinea und die Komoren.<br />
Ganz besonders hebt der neue Report hervor, dass vier arme Staaten die größten Investoren in die Kindergesundheit sind: Burkina<br />
Faso, Ruanda, Liberia und Malawi. Alles in allem liegen 16 Staaten zehn Plätze oder mehr über ihrer Position in einem Ranking<br />
nach dem Bruttoinlandsprodukt. Der neue Bericht ist der erste seiner Art für den afrikanischen Kontinent. Er wurde mit<br />
Hilfe der Hilfswerke 'Plan International' und 'International Child Support' (ICS) finanziert. �<br />
6 <strong>KOMMUNIKATION</strong> <strong>GLOBAL</strong> | JANUAR <strong>2009</strong>