NÂº 4, dÃ©cembre 2007 - Union Grand-Duc Adolphe

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22 ÉVÈNEMENT EN 2007 Camille auf. Der Böse. Im Gepäck eine Polin, Anna, etwas schüchtern, aber hübsch. Und es kommt wie es kommen muss. Marc ist sogleich völlig hin und weg. Und Anna ist ihm auch nicht abgeneigt. Nur Camille kann dies nicht gutheißen, ist Anna doch "seine Frau". Es kommt zum Streit, zum Gerangel. Nicht selten stockt einem da der Atem, hat man doch die begründete Angst, dass gleich tatsächlich jemand verletzt zu Boden fällt... Die Jugendlichen sind ganz in ihrem Element. Sie haben fast 7 Monate lang auf diesen Moment hingearbeitet, sind in ihre Rollen eingetaucht und vergessen nun alles rings um sich. Nur die Bühne und ihre Geschichte. Nichts weiter. So finden sich Anna und Marc bald allein wieder, kommen sich einander näher bei einem Diskurs über das Fusionieren der Menschen, das Fusionieren dieser Welt. Camille ist derweil beleidigt abgezogen mit der Drohung, dies ließe er sich nicht gefallen. Und die "Fanta 4" haben alles mit ihrer Kamera festgehalten. Der perfekte Stoff für einen vielversprechenden Film... Bald taucht Marcs Mutter auf, im Morgengrauen, eine merkwürdige Gestalt anfangs. Man sieht ihr das ausschweifende Nachtleben an. Doch schon bald wird man durch das Klappern eines Schlüsselbundes abgelenkt. Es wird morgen. Claude Freiss und seine charmante italienische Frau Loretta öffnen den Laden in der Tankstelle. Es verspricht ein gewinnträchtiger Tag zu werden: "Haut ass Braderie". Anna, die wie immer pünktlich auf ihre Chefs gewartet hat, wird von einer Ecke in die andere gescheucht. Heute darf es an nichts fehlen. Dann "rappelt es auch ordentlich in der Kasse". Marc, der das ganze Geschehen beobachtet, wittert seine Chance, Anna nahe zu sein und bietet an, auszuhelfen, ohne Bezahlung freilich. Das kommt dem geizigen Herrn Freiss natürlich bestens gelegen. Nun heißt es Kisten, Tische und Bänke schleppen... Und schon bald trudeln die ersten "Tankstellenbesucher" ein. Ein buntes Treiben setzt sich in Gang, begleitet von der temporeichen Musik der FUSION Band. Während der Zuschauer gespannt dem Geschehen folgt und die Jugendlichen auf der Bühne ihr Lampenfieber ganz zu vergessen scheinen, fällt hinter der Bühne Einigen ein Stein vom Herzen. Es klappt. 7 Monate Arbeit und Mühen haben sich gelohnt. Das Projekt hat funktioniert. Seit vor ungefähr drei Jahren die Idee geboren worden war, ein Musical mit Jugendlichen aus ganz Luxemburg auf die Beine zu stellen, wurde viel gewirbelt in der UGDA Musikschule. Die Telefondrähte glühten heiß, es wurde ein Team gefunden, das eine großartige Arbeit leistete. Hart gearbeitet wurde aber nicht nur hinter den Kulissen, in der Musikschule. Die Schauspiel-, Band- und Tanzproben fanden in den verschiedensten Ecken des Landes statt. So schwebten FUSION- Melodien durch die Räume des Centre ARCA in Bertrange, bebte der Boden in der Turnhalle des LTMA in Pétange unter den Tanzschritten der FUSION- TänzerInnen, wurde das Centre Culturel in Consthum von den SchauspielerInnen zu fusionistischem Leben erweckt. Auch das Centre Culturel Lorentzweiler, der Saal der Fanfare Bonnevoie sowie der Salle Auguste Liesch Clausen und die Jugendherberge in Luxembourg- Pfaffenthal blieben vor den Fusionisten nicht verschont. Einige von Ihnen bereisten beinahe das ganze Land, um bei den Proben dabei sein zu können. Aber das war es auch wert. "FUSION - The Musical" war nicht nur ein Publikumserfolg, es war vielmehr eine bereichernde Erfahrung für alle beteiligten Jugendlichen, Erwachsenen, Organisatoren, Künstler und Betreuer. In der Endphase und während der Vorstellungen zeigte sich schließlich, dass das monatelange Proben sich gelohnt hatte. Das Musical fügte sich zu einem Ganzen zusammen, nicht zuletzt durch den unglaublichen Enthusiasmus der Jugendlichen, die immer mit Spannung und Konzentration dabei waren - aber genauso auch durch das Engagement und Können der künstlerischen Leiter in
ÉVÈNEMENT EN 2007 23 Regie, Musik, Tanz und Bühnebild. Alle Teilnehmer lernten vieles hinzu, machten eine besondere und einzigartige Erfahrung, die jedem einzelnen schließlich zu mehr Selbstvertrauen und neuen Fähigkeiten verhalf. Dieses Projekt hat gezeigt: Es ist möglich, wüschenswert und um so vieles bereichernd, Menschen verschiedenster kultureller Hintergründe, Geschichten und sozialer Kompetenzen zusammenzubringen, sie zu befähigen, gemeinsam ein Projekt auf die Beine zu stellen. Alle teilnehmenden Jugendlichen haben während der gesamten Probenphase und insbesondere während der Endproben und Vorstellungen ein enormes Potential an Selbstvertrauen hinzugewonnen. Sie haben (weiter- )gelernt, über sich selbst, über den anderen, (inter-)kulturelle und soziale Kompetenzen entwickelt, künstlerische Fähigkeiten in den Bereichen Tanz, Schauspiel, Musik, Gesang weiterentwickelt, ausgebaut, neu entdeckt und hinzugelernt. Sie konnten für sich ein neues Bewusstsein erfahren, das vielen dabei helfen wird, Pläne für die Zukunft zu schmieden, herauszufinden, welche Ziele man erreichen will auf seinem persönlichen Lebensweg. Nicht zuletzt prägt ein solches (Erfolgs-)Erlebnis die eigene Persönlichkeit auf vielfältige Art und Weise. Es wird z.B. die Lust wachgekitzelt, weiter in diesem Feld aktiv tätig zu sein, es wird dazu angeregt, selbst Initiative zu ergreifen. Erfolg motiviert zu neuen Zielen und Aktivitäten, die vielleicht ohne die Teilnahme an diesem Projekt manchen Jugendlichen unerkannt geblieben wären. Anna und Marc jedenfalls kommen sich näher. Aber sie haben keine Chance. Camille hat ein Auge auf Anna geworfen und Rregi, der Kopf der Gang, hat seine Schläger auf Marc angesetzt. Um ihm aus der Patsche zu helfen stiehlt Anna 200Euro aus der Tankstellenkasse... doch bleibt sie dabei nicht unbeobachtet. Die Geschichte spitzt sich zu, verflechtet sich bis ins Verworrene. Schließlich sitzen alle auf der Anklagebank, doch ein Täter wird nicht identifiziert. Camille verrät Anna nicht, doch nur unter der Bedingung, dass sie aufhört, Marc zu sehen. "Nun sind wir wieder ganz alleine...". Es ist ein Dilemma. Am Ende hat der Zuschauer einen Klos im Hals. Die Geschichte löst sich nicht auf, es gibt keine "Erleuchtung", kein Happy End. So mancher saß dann etwas verwirrt über das abrupte Ende auf Regie und Dramaturgie: Musikalische Leitung: Choreographie: Bühne und Kostüme: Licht: Video: Regiemitarbeit: Regieassistenz: Produktion: seinem blank polierten blauen Sitz, nachdenklich, sinnierend über diese aufregende und doch so alltägliche Geschichte, die er soeben erlebt hat. Doch riss der tosende Applaus wohl auch den letzten Grübler schon bald aus seinen Gedanken. Als die Scheinwerfer ihr Licht wieder mit voller Kraft auf die fast 60 Akteure auf der Bühne warfen, sah man in strahlende, zufriedene Gesichter und war erleichtert, dass sie sich friedlich an den Händen fassten. Denn tatsächlich, im Gegensatz zum Geschehen auf der Bühne, sind während der vorangegangenen 7 Monate echte Freundschaften enstanden, das sieht man. Und so bleiben vielleicht einige der jungen TeilnehmerInnen der UGDA Musikschule auch für zukünftige Projekte erhalten. Den Wunsch nach "Fusion 2" haben sie bereits geäußert, einige von ihnen Tränen in den Augen, traurig und etwas wehmütig darüber, dass es nun vorbei war. Vielleicht sehen wir sie ja bald wieder, auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Fortsetzung folgt...!? Josephine HEIDE Mitarbeiterin im Europäischen Freiwilligendienst Photographie: J.M. “Lupo” Ludowicy MUSIK: MATT BÖRGMANN SCRIPT: NACH EINER IDEE VON ROLAND MEYER Jacqueline Posing-Van Dyck Matt Börgmann Christiane Muller und Giovanni Zazzera Christian W. Klein Zeljko Sestak Charles Flammang Serge Schonckert Sandra Pundel UGDA-Musikschule in Zusammenarbeit mit dem SNJ (Service National de la Jeunessse) Mit der Unterstützung von Luxemburg und Großregion - Kulturhauptstadt Europas 2007 Unser Dank gilt sämtlichen TeilnehmerInnen des Musicals, allen Jugendlichen und Erwachsenen, ob auf oder hinter der Bühne; den künstlerischen und professionellen Leitern des Projektes, sowie dem Organisationsteam. Alle Mitwirkenden finden Sie auf unserer Webseite: ww.fusionthemusical.lu oder in unserem Programmheft sowie auf der CD zum Musical, die bei der UGDA-Musikschule erhältlich ist.
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