FRANZ LISZT - nca - new classical adventure
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dass dieses Programm nicht den ursprünglichen<br />
Ausgangspunkt der Musik darstellt, sondern<br />
schlimmstenfalls erst nachträglich dem Stück<br />
beigefügt worden ist. Diese hatte in erster<br />
steht die (als „Scherzo“ fungierende) pastorale<br />
Partie, die sich auf das bukolische Landleben<br />
bezieht, schon außerhalb dieses Bezugs.<br />
Doch andererseits: Sind die beiden Programmvorstellungen<br />
Schluss des gesamten Stücks wieder, ebenso ist<br />
die Ereignisfolge ab der Mitte rückläufig, wobei<br />
die beiden thematischen Hauptgestalten, die in<br />
der „Exposition“ als Liebesthemen auftreten, sich<br />
bei Breitkopf & Härtel als Symphonische Dichtung<br />
Nr. 1 herausgab, hat dieses Werk wie kein anderes<br />
seinen gedanklichen Prozess um die Konzeption<br />
der Symphonischen Dichtung begleitet, so dass<br />
Konzeption nämlich nichts mit Lamartines<br />
wirklich ganz unvereinbar? Liszts bei ihrer Wiederkehr in kriegerischem Gewand man mit Recht von einem Schlüsselwerk der von<br />
Dichtung zu tun, sondern geht aus einem Stück<br />
hervor, das 1848 als Ouvertüre zu Chören nach<br />
Joseph Autrans Dichtung „Les quatre éléments“<br />
(Die vier Elemente) geplant war, wobei die<br />
musikalischen Themen dieser Ouvertüre teilweise<br />
aus den Chören übernommen sind! (Diese haben<br />
die folgenden Titel: „Die Erde“, „Die Nordwinde“,<br />
„Die Wogen“, „Die Gestirne“.)<br />
Musik bot jedenfalls unter der Perspektive der<br />
„Vier Elemente“ eine Reihe von poetischen<br />
Naturschilderungen, die sich nun mit der Neuorientierung<br />
des Programms – in „Les Préludes“<br />
– in Symbole und Metaphern für den Lauf des<br />
menschlichen Lebens verwandeln!<br />
In „Les Préludes“ wie in allen Symphonischen<br />
Dichtungen versucht Liszt, auch die Form dem<br />
präsentieren. Im Zentrum des Werks steht als<br />
„Durchführung“ die erwähnte Gewitter- und<br />
Sturmszene.<br />
Ce qu’on entend sur la montagne<br />
(„Berg-Symphonie“)<br />
Symphonische Dichtung Nr. 1 für großes<br />
Orchester nach Victor Hugo<br />
Liszt „erfundenen“ Gattung sprechen kann.<br />
Liszt wollte als Hofkapellmeister in Weimar,<br />
dem Sitz der klassischen deutschen Literatur,<br />
gleichsam die Weimarer Klassik mit der Wiener<br />
Klassik verschmelzen, d.h. eine neue Tradition<br />
der Symphonik gründen, die sich der großen<br />
Meisterwerke der Literatur annimmt, um diese<br />
„in sich aufzunehmen“. Gleichzeitig lässt er die<br />
Natürlich hat man Liszt diesen fliegenden<br />
12 13<br />
Konzeptionswechsel nachträglich sehr angekreidet:<br />
jeweiligen poetischen Gehalt anzupassen: Die<br />
meisten Gestalten des Werks, darauf weist Liszt in<br />
Die erste (richtig eigentlich: als „Nr.1“ gezählte)<br />
französische Richtung der Musik, aus der er selbst<br />
kommt, einfließen, um in dieser Kombination<br />
Wie kann man das Konzept von „Programmusik“ einem Brief eindringlich hin, sind letztlich aus den Symphonische Dichtung Franz Liszts hat eine die aus der Wiener Klassik stammende deutsche<br />
– nämlich Liszts Forderung, dass die Musik auf drei Noten des Kernmotivs abgeleitet, das ganz zu überaus lange Entstehungsgeschichte. Erste symphonische Tradition einer Erneuerung zuzuführen<br />
großen Dichtungen basieren und sich mit deren<br />
Ideen verschwistern solle – ernst nehmen, wenn<br />
sie ihr „Programm“ beliebig austauschen kann<br />
wie einen Morgenrock? Manche vermeinen,<br />
sogar den Punkt angeben zu können, an dem<br />
Liszt sein Konzept änderte: Während die beiden<br />
Hauptthemen noch den Chören entnommen sind,<br />
Anfang erklingt; mit Hilfe von Liszts Technik der<br />
Thementransformation tauschen die auftretenden<br />
thematischen Handlungsträger kontinuierlich ihre<br />
Einkleidungen und Charaktermasken. In diesem<br />
Reigen der Varianten hat „Les Préludes“ eine<br />
weitestgehend symmetrische Disposition: Das<br />
berühmte Einleitungsthema kehrt erst ganz am<br />
Entwürfe gehen bis in die 1830er Jahre zurück,<br />
nachdem Liszt Victor Hugos Ode „Ce qu’on entend<br />
sur la montagne“ (Was man auf dem Berge hört)<br />
kennen lernte. Von der ersten Orchesterfassung<br />
an, die 1850 in Weimar aufgeführt wurde, wo<br />
das Stück von Liszt als „Meditations-Symphonie“<br />
bezeichnet wurde, bis 1856, als Liszt es schließlich<br />
und sie aus der Krise, in die sie „nach<br />
Beethoven“ geraten war, herauszuführen. Sein<br />
ehrgeiziges Projekt lief darauf hinaus, ein<br />
„poetisch-musikalisches“ Stilideal zu begründen:<br />
den expressiven Charakter seiner frühen Klavierstücke<br />
mit der Beethovenschen Strenge<br />
symphonischer Techniken zu verbinden und dabei<br />
deutsch