6 unisono 22-2008Die Schweizer Zeitschrift für BlasmusikEin besonderes JubiläumVor 20 Jahren begann die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Dirigentin IsabelleRuf-Weber und <strong>dem</strong> Blasorchester Feldmusik Neuenkirch. Aus der unbekannten Musikstudentinvon damals ist in dieser Zeit eine Fachfrau mit internationalem Ruf geworden, die sich nach wievor mit viel Herzblut auch bei ihrem Verein engagiert. josef seebergerdie wahl einer jungen, noch unbekanntenMusikstudentin 1988 zur neuen musikalischenLeiterin war damals <strong>et</strong>was Neues in derBlasmusikszene und wurde <strong>dem</strong>entsprechendkritisch verfolgt.Vor 20 Jahren war es für vielenoch schwierig, sich eine Frau am Dirigierpultvorzustellen. Der innovative Geist unddie Bereitschaft, Neues zu wagen, waren aberdie richtige Vorauss<strong>et</strong>zung für eine lange,harmonische und erfolgreiche Partnerschaftzwischen Verein und musikalischer Leitung.Isabelle Ruf-Weber verstand es von Anbeginnan, die Mitglieder für neue Ideen zu begeistern.Ganz im Sinne ihres grossartigen LehrersAlbert Benz, der ihr zur Bewerbung inNeuenkirch geraten hatte, begann sie dieFeldmusik zu prägen und zu gestalten.Mit ihrer Ausstrahlung und ihrer Fachkomp<strong>et</strong>enzweiss Isabelle Ruf-Weber ihr BlasorchesterFeldmusik Neuenkirch auch nach 20 Jahren nochzu begeistern.Originale Blasmusikliteratur im ZentrumBereits ihr zweites Jahreskonzert stand untereinem klar definierten Motto. Dieser roteFaden bestimmte jeweils die musikalischeLiteraturauswahl und im L<strong>auf</strong>e der Zeit wurdendaraus Gesamtkonzepte mit entsprechenderPrint-, Raum- und Lichtgestaltung.Die Konzentration <strong>auf</strong> sinfonische und möglichstoriginale Blasorchesterliteratur verlangtevom Blasmusikpublikum bereits in denfrühen 90er-Jahren, sich <strong>auf</strong> musikalisch Neuesund Ungewohntes einzulassen. Neben denWerken arrivierter Komponisten aus Europa,Amerika und zunehmend auch aus Japan erhieltenauch die Klassiker der Schweiz vonBenz, Anserm<strong>et</strong>, Huber, Cesarini, Hilber,Balissat oder Planzer bis zu Waespi sowie dieUr<strong>auf</strong>führungen von Bürki, Jenny und Di<strong>et</strong>helmihren berechtigten Platz im Programm.Ermöglicht wurde dies durch die gezielte Entwicklungdes Klangkörpers <strong>zum</strong> ausgebautenBlasorchester – der Namenswechsel wurde1999 zusammen mit der Anschaffung einesschwarzen Konzertanzuges vollzogen – unddie st<strong>et</strong>ige Bereitschaft der Musizierenden,immer wieder Neues zu wagen. Ein Höhepunktin jüngerer Zeit waren ohne Zweifeldie drei Aufführungen von Orffs MeisterwerkCarmina Burana zusammen mit über 200Sängerinnen und Sängern in der Festhallevon Sempach. Auch der Auftritt mit Live-Radioübertragung unter <strong>dem</strong> KKL-Dach anlässlichdes WASBE-Kongresses 2001 in derSchweiz ging in dieVereinsgeschichte ein. Beider Aufführung eines Werkes von Alfred Reedübernahm der anwesende Komponist unddamalige Ehrengast gleich selbst die Stabführung.Neben den Herbstkonzerten mit sinfonischerLiteratur wurden im Frühling ganz verschiedeneandere musikalische Ausdrucksweisenausprobiert. Diese reichten vomklassischen Kirchenkonzert mit Kirchenchoroder Jodlerklub bis <strong>zum</strong> Auftritt im Zirkuszeltund zu den beiden Musicalproduktionen 2004und 2008, bei welchen mit Partnern der MusicalFactory Luzern und <strong>dem</strong> Coro Cantarinaeine grosse Unterhaltungsshow geboten wurde,wobei die Musik dazu aus exklusiv für dasBlasorchester Neuenkirch arrangierten Songsbestand.Gemeinsame ErfolgeDas grosse pädagogische Geschick vonIsabelle Ruf-Weber, ihre Leidenschaft für die(Blasorchester-)Musik, ihre Begeisterungsfähigkeitund hohe Fachkomp<strong>et</strong>enz zeigtensich nicht zul<strong>et</strong>zt in den Erfolgen, die sie mit<strong>dem</strong> Blasorchester Feldmusik Neuenkirch feiernkonnte. Die vielen Spitzenplatzierungenan W<strong>et</strong>tbewerben im In- und Ausland fandenihren Höhepunkt am Eidgenössischen <strong>Musikfest</strong>in Fribourg mit <strong>dem</strong> Festsieg in der1. Klasse Harmonie und der erfolgreichenTitelverteidigung 2006 in Luzern.Wie die l<strong>et</strong>zten beiden Jahre belegen, sindin der Beziehung zwischen Verein und musikalischerLeiterin keinerlei Abnützungserscheinungenfestzustellen. Die Bereitschaftfür Innovationen ist auch nach zwanzig Jahrenungebrochen und lässt gespannt in dienähere Zukunft blicken. ImVordergrund stehtvorerst das Jubiläums- und Festkonzert vom6. und 7. Dezember 2008 mit Werken vonSchostakowitsch, Waespi, Gilmore, Benz,Appermont und Khatschaturjan. Das entsprechendeProgramm und weitere Informationensind im Intern<strong>et</strong> unter www.bofmn.chverfügbar.■
Die Schweizer Zeitschrift für Blasmusik22-2008 unisono 7Der CISM strebt ein modernes,professionelles Verbandsmanagement anIm Rahmen der «Austria Music» im österreichischen Ried fand am 4. Oktober 2008 die diesjährige Delegiertenversammlungdes internationalen Musikbundes CISM statt. In Distanz zu den eigenen Aktivitäten und Problemenblickten die fast vollzählig erschienenen Delegierten visionär in Richtung Zukunft.bereits bei der eröffnung wies PräsidentErich Schwab <strong>auf</strong> die künftigen Anforderungenan einen internationalen Dachverbandder Amateurblasmusik hin. Dabei ist nichtnur die fi nanzielle Absicherung, sondern aucheine effiziente und professionelle Führungsstrukturnotwendig, um den Herausforderungenunserer heutigen globalen Umwelterfolgreich begegnen zu können. Dabei unterstricher die st<strong>et</strong>s notwendige Bereitschaftaller Mitgliedsverbände zu Kompromissenund gegenseitiger Toleranz. Dies bedeut<strong>et</strong>aber keineswegs das <strong>Weg</strong>legen von regionalenund nationalen kulturellen Eigenheiten.Es bezeugt jedoch den Willen zur Findunggemeinsamer <strong>Weg</strong>e mit <strong>dem</strong> Ziel der Anerkennungdes grossen Einsatzes der aktiv tätigenMusikantinnen und Musikanten, die mitihrer Arbeit einen erheblichen sozialen undgesellschaftlichen Beitrag leisten.MK-PräsidentJohann Mösenbichlerund der SchweizerCISM-Präsident ErichSchwab anlässlichder Delegiertenversammlungim österreichischenRied.Statutenrevision in ArbeitDie Tagesordnung sah neben den üblichenstatutarischen Punkten auch die Diskussionüber neue Statuten vor. Die erarbeit<strong>et</strong>en erstenVorschläge zielten unter anderem <strong>auf</strong> dieSchaffung rechtlich gesicherter und professionellerVerbandsstukturen sowie die Neudefinitionder Leistungspal<strong>et</strong>te «Musik». Wieerwart<strong>et</strong> und angestrebt, lösten die Themeneine durchaus kontroverse Diskussion unterden Delegierten aus. Bewährte Strukturen inzukunftsorientiertes, modernes Verbandsmanagementzu überführen und dabei die InteressenundVerschiedenartigkeiten einer internationalenGemeinschaft zu wahren, erforderteine ausreichende und tief gehende Erörterungund Lösungsfindung. So beschloss dieVersammlung, die Themen in einer Klausurtagungnoch eingehender zu beraten und zusätzlichvon neutraler Seite fachlichen Rat inSachen Verbandsmanagement und Kommunikationeinzuholen. Diese Klausurtagungwird voraussichtlich <strong>auf</strong> Einladung der «FederationeCorpi Bandistici di Provincia (FCBPT)»am 4. April 2009 im Rahmen des W<strong>et</strong>tbewerbes«Flicorno d’Oro» in Riva del Garda stattfinden.Musikalische AktivitätenIn seinem Bericht zur musikalischen Tätigkeithob der Präsident der Musikkommission,Professor Johann Mösenbichler, insbesondereden Erfolg in der Fortbildung von internationalenJuroren hervor. So konnte bereits diezweite Lehrgangsserie begonnen werden, diein bewährter Zusammenarbeit mit der Bundesaka<strong>dem</strong>iefür musikalische Jugendausbildungdes Bundes Deutscher Blasmusikverbände(BDMV) in Trossingen stattfind<strong>et</strong>. Einweiterer Lehrgang in französischer Sprachemit Unterstützung der «Confédération Musicalede France» ist in <strong>Vorbereitung</strong> und soll2009/2010 stattfinden. Weitere Projekte wie<strong>zum</strong> Beispiel der W<strong>et</strong>tbewerb für Jugendblasorchester,die B<strong>et</strong>eiligung an einem Kompositions<strong>auf</strong>tragund die Europameisterschaftender traditionellen Blasmusik böhmischmährischerStilrichtung stehen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Programm.Näheres dazu ist auch im Intern<strong>et</strong>unter www.cism.de zu fi nden.Zum Schluss der Versammlung lud derVertr<strong>et</strong>er des Mitgliedsverbandes Istria dieDelegierten für den Kongress im kommendenJahr in den Bezirk Moskau ein. In dieser vielversprechenden Umgebung wird der 60. Geburtstagdes internationalen MusikbundesCISM einen würdigen Rahmen erleben. ■