Krankenpflege
Krankenpflege ist die meistgelesene Fachzeitschrift für Pflege in der Schweiz und offizielles Organ des Schweizer Berufsverbandes der Pflegefachfrauen und -männer SBK. Die Leserschaft setzt sich zusammen aus dipl. Pflege- und Kaderpersonal aller Bereiche in Spitälern, Kliniken, Alters und Pflegeheimen, der Spitex sowie aus freiberuflich Pflegenden, Gesundheitspolitikerinnen und -politikern und sämtlichen National und Ständeräten.
Krankenpflege ist die meistgelesene Fachzeitschrift für Pflege in der Schweiz und offizielles Organ des Schweizer Berufsverbandes der Pflegefachfrauen und -männer SBK. Die Leserschaft setzt sich zusammen aus dipl. Pflege- und Kaderpersonal aller Bereiche in Spitälern, Kliniken, Alters und Pflegeheimen, der Spitex sowie aus freiberuflich Pflegenden, Gesundheitspolitikerinnen und -politikern und sämtlichen National und Ständeräten.
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<strong>Krankenpflege</strong><br />
Soins infirmiers<br />
Cure infermieristiche<br />
03<br />
2021<br />
www.sbk-asi.ch<br />
12<br />
In einer eigenen Welt: Menschen<br />
mit Autismus-Spektrum-Störungen<br />
56<br />
Le monde des personnes autistes: mieux<br />
le comprendre pour mieux soigner<br />
88<br />
Il mondo delle persone autistiche: capirlo<br />
meglio per curare meglio
Wir sind vom Fach.<br />
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Patienten umfassend. Nicht nur bei der<br />
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medizinischer Hilfsmittel
Editorial<br />
Die unsichtbare Behinderung<br />
Etwa 1 Prozent der Menschen sind von einer Autismus-Spektrum-Störung<br />
betroffen. Für die Schweiz sind das also 860 000 Personen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass Sie als Pflegefachperson beruflich Kontakt mit Menschen mit<br />
ASS haben, ist also sehr hoch, auch da die Störung oft mit erhöhtem Risiko<br />
für verschiedene Krankheiten verbunden ist. Doch der Zugang zur medizinischen<br />
Versorgung ist für Menschen mit ASS nicht einfach. Ein Projekt im<br />
Kanton Waadt möchte das ändern (S. 12). Eine wichtige Ressource sind beim<br />
Umgang mit Menschen mit ASS Eltern und Geschwister. Gerade letztere<br />
werden aber oft vergessen, obwohl sie selber auch in einer schwierigen<br />
Situation sind.<br />
Vor knapp einem Jahr kam das Coronavirus in der Schweiz an. Der erste<br />
hart getroffene Kanton war das Tessin. Um die zweite Welle besser zu<br />
meistern, bildeten die Tessiner Spitäler Pflegefachleute ohne IPS-Spezialisierung<br />
aus, damit sie den ExpertInnen Intensivpflege besser zur Hand<br />
gehen können (S. 30). Den Alptraum «Corona-Ausbruch im Pflegeheim»<br />
schildert eine Pflegefachfrau. Genau am 1 Advent kam die Nachricht, dass<br />
eine Bewohnerin – symptomfrei – beim Spitaleintritt positiv getestet worden<br />
sei. Für die ganze Gemeinschaft, Bewohnende, Pflegeteam und alle anderen<br />
Mitarbeitenden des Heims, begann die schlimmste Adventszeit, die sie je<br />
erlebt haben. Lesen Sie ihren Bericht ab S. 26.<br />
Wenn Sie diese Zeitschrift in Ihren Händen halten, ist eine erste Entscheidung<br />
wohl schon gefallen: Diesen Monat beugen<br />
sich National- und Ständerat ein<br />
letztes Mal über den indirekten<br />
Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative.<br />
Am 31. März trifft sich das Initiativkomitee.<br />
Dann wird feststehen,<br />
ob es dieses Jahr zu einer Volksabstimmung<br />
kommen wird. Den<br />
genauen Fahrplan erfahren Sie<br />
auf S. 99. Aktuell informiert sind<br />
Sie, wenn Sie unsere Webseite<br />
besuchen: www.sbk-asi.ch.<br />
Martina Camenzind, Redaktorin<br />
03 2019 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
3
18<br />
Fibs ist kein Hund<br />
Nicht erst seit der Covid-19-Pandemie:<br />
Fachexperten/-innen für Infektionsprävention<br />
und Berater/-innen für<br />
Spitalhygiene kämpfen seit Jahren<br />
gegen nosokomiale Infektionen und<br />
multiresistente Keime.<br />
22<br />
Herausforderndes Verhalten – wie<br />
Kommunikation helfen kann<br />
Eine einfühlsame und respektvolle, verbale und<br />
nonverbale Kommunikation ist zentral beim<br />
Umgang mit Menschen mit Demenz, die in einem<br />
Akutspital behandelt und gepflegt werden.<br />
26<br />
Wir wollten, dass es schön ist,<br />
gerade in dieser Zeit ...<br />
Wie in der zweiten Welle die Ausbreitung<br />
von SARS-CoV-2 in einem Pfegeheim zu<br />
einem Alptraum wurde: Eine Pflegefachfrau<br />
schildert die wohl traurigste<br />
Vorweihnachtszeit ihres Lebens.<br />
4 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
12<br />
Besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung<br />
für Autismus-Betroffene<br />
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen<br />
haben ein erhöhtes Risiko für verschiedene<br />
Erkran kungen, doch schon ein Arztbesuch kann<br />
für sie ein fast unüberwindbares Hindernis sein.<br />
Inhalt<br />
März 2021<br />
Pflegepraxis<br />
17 Autismus-Spektrum-Störung<br />
Interview mit Manuela Kocher Hirt,<br />
Präsidentin von Autismus Bern.<br />
Free4Students<br />
32 Ausbildung trotz Unfall beendet<br />
Eine Pflegefachfrau im Rollstuhl<br />
arbeitet in der häuslichen Pflege.<br />
Im Gespräch<br />
34 «Mehr Berufsstolz zeigen»<br />
Katja Blaser will die Pflegearbeit<br />
gegen aussen transparent machen.<br />
Clinical Updates<br />
36 Gezielt schulen und beraten<br />
Hepatische Enzephalopathie: Prävention<br />
und Gesundheitsförderung.<br />
Die Dunkle Seite der Pflege<br />
38 Systemrelevant, aber ausgenutzt<br />
Ausstieg aus dem Beruf, weil die<br />
Zeit für professionelle Pflege fehlt.<br />
Verschiedenes<br />
6 Forum<br />
8 Am Puls<br />
40 Bücher<br />
41 Marktplatz<br />
42 Stellen<br />
98 SBK-Info<br />
106 Bildung<br />
… und auf Französisch<br />
64 Die Bedeutung der Spitex für<br />
Menschen mit Brandverletzungen.<br />
68 In der Psychiatriepflege Angst und<br />
Unruhe reduzieren.<br />
70 In der Covid-Krise die Gesundheit<br />
mittels Telepsychiatrie fördern.<br />
… und auf Italienisch<br />
86 Tessin: Broschüre zur Förderung<br />
des psychischen Wohlbefindens.<br />
30<br />
Gut vorbereitet für den Einsatz<br />
auf der Intensivstation<br />
Für den Pandemie-Einsatz auf den Intensivstationen<br />
entwickelten die Tessiner Spitäler eine<br />
siebentägige modulare Fortbildung für<br />
Pflegefachpersonen aus anderen Abteilungen.<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
Die <strong>Krankenpflege</strong> gibt es<br />
auch digital: als Reader für den<br />
Computer und als App für alle<br />
mobilen Geräte.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
5
Forum<br />
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reagieren. Schreiben Sie kurz, was sie freut oder stört oder formulieren Sie<br />
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und zu kürzen. Nicht publiziert werden Zuschriften, die ehrverletzend,<br />
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www.sbk-asi.ch<br />
Alle Fachartikel seit 1998<br />
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Vous trouverez sous «Archives»<br />
tous les articles parus depuis 1998.<br />
Nell’ «Archivio» troverete tutti<br />
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rubrique Partage.<br />
Il suffit de contacter: soins-infirmiers@sbk-asi.ch<br />
Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner<br />
Association suisse des infirmières et infirmiers<br />
Associazione svizzera infermiere e infermieri<br />
printed in<br />
switzerland<br />
114. Jahrgang /Année /Anno: Verkaufte Auflage: 26 082 Ex. WEMF/SW-beglaubigt, erscheint 11x pro Jahr / paraît 11 fois par an, ISSN 0253-0465<br />
Herausgeber / Editeur / Editore: SBK-ASI, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 388 36 36, info@sbk-asi.ch, www.sbk-asi.ch<br />
Redaktion / Rédaction / Redazione: Verantwortlicher Redaktor: Urs Lüthi, deutschsprachige Redaktion: Martina Camenzind, Melina Süzen,<br />
SBK-ASI, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 388 36 37, redaktion@sbk-asi.ch<br />
Rédaction de langue française: Alexandra Breaud (tél. 031 388 36 51) et Françoise Taillens (tél. 031 388 36 12), SBK-ASI, case postale,<br />
3001 Berne, soins-infirmiers@sbk-asi.ch<br />
Redazione in lingua italiana: c/o Pia Bagnaschi, Albisstrasse 24, 8800 Thalwil, tel. 044 720 59 12, pia.bagnaschi@sbk-asi.ch<br />
Abonnemente /Abonnements /Abonnamenti: Tel. 031 388 36 36, info@sbk-asi.ch, Preis Jahresabonnement / prix de l’abonnement: Fr. 99.–<br />
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Anzeigen / Publicité / Inserzioni: KünzlerBachmann Verlag AG, Zürcherstrasse 601, CH-9015 St. Gallen, Tel. 071 314 04 44,<br />
info@kbverlag.ch, www.kbverlag.ch<br />
Produktion / Production / Produzione: Stämpfli AG, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 300 66 66,<br />
Titelbild: Good Studio, Adobe Stock Rubriklogos: machata.ch<br />
6 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Coronavirus<br />
ICH WERDE<br />
MICH<br />
IMPFEN<br />
LASSEN.<br />
Franziska von Arx,<br />
diplomierte Expertin Intensivpflege,<br />
möchte sich impfen lassen, um mit<br />
gutem Beispiel für ihre Mitarbeitenden<br />
und ihre Familie voranzugehen und<br />
einen Beitrag zur Eindämmung der<br />
Pandemie zu leisten.<br />
Informieren auch Sie sich unter<br />
bag-coronavirus.ch/impfung oder<br />
058 377 88 92 und treffen Sie Ihre<br />
persönliche Impfentscheidung.<br />
Franziska von Arx ist geschäftsführende Präsidentin der<br />
Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin.<br />
Diese Informationskampagne wird unterstützt durch folgende Organisationen:
Am Puls<br />
Kaffeepause<br />
«<br />
21.30 Uhr. Bohrender, hämmernder<br />
Lärm im Stationskorridor. Ich suche die<br />
Quelle dieser Geräusche und öffne vorsichtig<br />
einen verdächtigen Einbauschrank.<br />
Genau hier ist der Lärm, aber von Auge<br />
sehe ich nichts Auffälliges ausser Abflussrohre.<br />
Ich rufe auf der nächstliegenden<br />
Station an und frage, ob sie diesen Lärm<br />
auch hören. Da erfahre ich, dass der technische<br />
Dienst ein verstopftes Lavabo zu<br />
reinigen versucht und vergessen hat, die<br />
Abtei lungen zu informieren.<br />
»<br />
«<br />
Dr. H. steht wie so oft mit dem Reflex-<br />
Hammer im Hosensack im Stationszimmer.<br />
Das sagt die Kollegin W. zu ihm: ‹Was hast<br />
du nur für einen riesen Hammer in der<br />
Hose!› Wir anderen vom Team schauen<br />
uns an und grinsen!<br />
»<br />
«<br />
Verordnung: Diskrete Fusshochlagerung<br />
/ Enterale Ernährung bitte vorsichtig<br />
freie Kost. Was soll das sein?<br />
»<br />
Netzwerk für<br />
Long-Covid-<br />
Betroffene<br />
zVg<br />
iStock<br />
machata.ch<br />
Aus der Anekdotensammlung<br />
einer langjährigen Pflegefachfrau.<br />
Haben Sie auch eine lustige, kuriose oder<br />
denkwürdige Geschichte zu erzählen?<br />
Schreiben Sie uns an redaktion@sbk-asi.ch<br />
Viele Babys im Year of the<br />
Nurse and the Midwife<br />
Zahlreiche Spitäler melden für 2020 einen Geburtenrekord.<br />
Von einem Babyboom zu reden, wäre zwar etwas übertrieben.<br />
Dennoch: Zahlreiche Spitäler melden für 2020 überdurchschnittlich<br />
viele Geburten. So kamen etwa im Kantonsspital Aarau 2216 Babys<br />
zur Welt, 112 mehr als im Vorjahr. Das Spital Jura meldete 650 Geburten,<br />
gegenüber 630 im Jahr 2019. Hier kamen zudem an Neujahr<br />
14 Babies innerhalb von nur 48 Stunden zur Welt. Im<br />
Spital Zollikerberg betrug die Zunahme gegenüber 2019<br />
sieben Prozent, nämlich 2353 Neugeborene.<br />
Die Unsicherheiten aufgrund der Covid-Pandemie<br />
führten auch zu einer Zunahme der<br />
Nachfrage nach Hausgeburten resp.<br />
in den Geburtshäusern, sei es wegen<br />
Angst vor einer Ansteckung oder<br />
da hier die Anwesenheit des Vaters<br />
während oder nach der Geburt gewährleistet<br />
war.<br />
Medinside, 8.1. 2021; Arcinfo, 19.1. 2021<br />
Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwäche sind<br />
mögliche Spätfolgen einer Covid-Infektion, sogar<br />
bei mildem Verlauf.<br />
Die Online-Plattform «Altea – Long-Covid-<br />
Netzwerk» ermöglicht den Wissens- und<br />
Erfahrungsaustausch unter Betroffenen und<br />
Fachleuten.<br />
Zahlreiche Corona-Patientinnen und -Patienten<br />
leiden unter den Langzeitfolgen der Krankheit<br />
und selbst Betroffene mit milden Symptomen<br />
berichten über später auftretende Beschwerden.<br />
Doch Long-Covid erfährt insgesamt noch<br />
zu wenig Beachtung: Betroffene und ihre Angehörigen<br />
fühlen sich oft allein gelassen mit<br />
ihren Ängsten, Beschwerden und Fragen. In<br />
Fachkreisen fehlt es bis anhin an Wissen zu<br />
geeigneten Therapien.<br />
Die Online-Plattform «Altea – Long-Covid-<br />
Netzwerk» will dies ändern und die Lebensqualität<br />
von Long-Covid-Betroffenen verbessern.<br />
Altea möchte die Betroffenen aber nicht<br />
nur bezüglich medizinischer Fragestellungen<br />
unterstützen, sondern auch eine Anlaufstelle<br />
für soziale, berufliche und familiäre Aspekte<br />
sein. Die – vorerst digitale – Plattform fördert<br />
den Austausch von Betroffenen untereinander<br />
und mit Fachpersonen. Darüber hinaus teilen<br />
Ärztinnen, Therapeuten, Forscherinnen und<br />
Wissenschaftler über die Altea-Plattform ihre<br />
Erfahrungen und Erkenntnisse zu den Covid-<br />
Langzeitfolgen und publizieren fundierte Informationen.<br />
Ins Leben gerufen wurde Altea von LUNGE<br />
Zürich. Die Plattform soll längerfristig zum<br />
Schweizer Komptenzzentrum für Long-Covid<br />
ausgebaut werden.<br />
www.altea-netzwerk.ch<br />
8 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Finanzhilfe für Projekte<br />
gegen Gewalt an Frauen<br />
Der Bund finanziert Präventionsprojekte<br />
und Organisationen.<br />
Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung<br />
von Frau und Mann (EBG)<br />
vergibt Finanzhilfen für Projekte und<br />
Organisationen aus dem Bereich Prävention<br />
von Gewalt gegen Frauen und<br />
häuslicher Gewalt, die regelmässig<br />
Massnahmen durchführen. Unterstützt<br />
werden können Präventionsmassnahmen<br />
und Massnahmen zur Koordination<br />
und Vernetzung von Akteurinnen<br />
und Akteuren.<br />
www.ebg.admin.ch<br />
ebg.admin.ch<br />
Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt<br />
verursachen grosses individuelles Leid.<br />
Tipps gegen den Coronakoller<br />
Die Coronapandemie belastet die psychische Gesundheit.<br />
Die Plattform dureschnufe.ch unterstützt mit Ratschlägen.<br />
Seit bald einem Jahr diktiert die Corona-Pandemie das Leben. Eingeschränkte<br />
Sozialkontakte, Homeoffice, fehlende Freizeitangebote stellen die Menschen<br />
auf die Probe. Was hilft, um die psychische Gesundheit in dieser Ausnahmesituation<br />
zu stärken? Die Plattform dureschnufe.ch gibt Antworten. Zahlreiche<br />
Tipps aus verschiedenen Bereichen bieten Ideen, auf die man selber vielleicht<br />
nicht gekommen wäre. Das betrifft nicht nur Vorschläge von Aktivitäten, wie<br />
etwa einem virtuellen Besuch des Musée d’Orsay in Paris, sondern auch konkrete<br />
Tipps etwa bei Panikattacken, bei finanziellen Sorgen und viele mehr.<br />
www.dureschnufe.ch<br />
AdobeStock<br />
Warum nicht gegen<br />
den Coronakoller<br />
durch die Wohnung<br />
tanzen?<br />
SBK Kongress Online<br />
Congrès de l’ASI En Ligne<br />
12. Mai 2021 / 12 mai 2021<br />
www.sbk-asi.ch/congress<br />
Ein attraktives Programm – und für unsere<br />
SBK-Mitglieder gratis<br />
Die israelische Chief Nurse Officer schildert die Erfahrungen<br />
ihres Landes mit der Covid-Pandemie. Das ist nur eines der<br />
Highlights des SBK-Kongresses am Tag der Pflege.<br />
Seien Sie am ersten Online-Kongress des SBK dabei! Hören<br />
Sie von den Erfahrungen Israels in der Bekämpfung der<br />
Pandemie – direkt von der israelischen Chief Nurse,<br />
Dr. Shoshi Goldberg, oder stellen Sie Fragen an Mitglieder<br />
der Schweizer Covid-Task-Force. Aber nicht nur Covid-19<br />
wird Thema sein: Manuela Eicher und Christine Bienvenu<br />
werden zum Thema «Nicht für sondern MIT Patienten arbeiten»<br />
interessante Inputs geben. Die Frage, welchen Einfluss<br />
der Klimawandel auf unsere Gesundheit hat, wird mit<br />
Fakten aufgezeigt. Seien Sie dabei und registrieren sich Sie<br />
sich noch heute. Als SBK-Mitglied können Sie kostenlos dabei<br />
sein. Nichtmitglieder bezahlen 70 Franken.<br />
www.sbk-asi.ch/congress<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
9
Am Puls<br />
Umfrage bei den<br />
über 80-Jährigen<br />
Die Vereinigung aktiver<br />
Seniorenorganisationen<br />
will wissen, wie es den<br />
alten Menschen geht.<br />
«Menschen über 80, eine in<br />
unserer Gesellschaft vernachlässigte<br />
Gruppe!?» – diese Frage<br />
will die VASOS beantworten.<br />
Die Vereinigung aktiver<br />
Senioren- und Selbsthilfeorganisationen<br />
lanciert daher<br />
eine Umfrage dazu, wie es<br />
über 80-Jährigen in ihrem<br />
Alltag geht und wie sie<br />
diesen bewältigen. Die<br />
VASOS wird die Resultate<br />
der Umfrage für ihre<br />
weitere Tätigkeit nutzen. Wie geht es den Ü80 im Alltag?<br />
Ein einleitender Frageblock<br />
beschäftigt sich<br />
auch eingehend mit der Coronazeit.<br />
Die VASOS bittet explizit Kinder, Enkel oder andere<br />
Menschen um Unterstützung, damit auch 80-Jährige<br />
die Umfrage ausfüllen, die im Umgang mit dem PC<br />
weniger geübt sind.<br />
www.vasos.ch<br />
https://hochaltvasos.limequery.com/482932?lang=de<br />
Pflegefachfrau übernimmt<br />
Chefposten<br />
in Biden-Regierung<br />
Susan Orsega wird oberste Gesundheitsbeamtin<br />
in der neu gebildeten<br />
amerikanischen Regierung.<br />
Konteradmiralin Susan Orsega<br />
(MSN, FNP-BC, FAANP, FAAN)<br />
wurde von Präsident Joe Biden auf<br />
den Posten des «Acting U.S. Surgeon<br />
Die Pflegefachfrau<br />
Susan Orsega ist neu General» berufen. Susan Orsega ist<br />
Surgeon General Nurse Practitioner und absolvierte den<br />
IBildungsgang des Global Nursing Leadership<br />
Institute (GNLI) des ICN. Das GNLI bereitet<br />
Pflegefachpersonen auf oberste Führungspositionen vor.<br />
Vor ihrer Nominierung war Orsega Chief Nurse Officer des<br />
amerikanischen Gesundheitsamts (Public Health Service).<br />
Die Präsidentin des International Council of Nurses (ICN),<br />
Annette Kennedy, freut sich sehr, dass Präsident Joe Biden<br />
offensichtlich erkannt hat, dass es wichtig ist, Pflegefachpersonen<br />
in den obersten Führungspositionen zu haben.<br />
ICN, 29.1. 2021<br />
Wikipedia<br />
123rf<br />
auch das noch . . .<br />
123rf<br />
Radfahren Nicht nur als<br />
verbessert Zeichen für die<br />
Sicht. «Gefällt Foto: mir» Fotolia<br />
bedeutsam,<br />
sondern für die<br />
ganze Menschwerdung:<br />
Der Daumen.<br />
Der Daumen war auch wichtig<br />
Für die Evolution des Menschen war nicht nur das<br />
grosse Gehirn wichtig, sondern auch der opponierbare<br />
Daumen. Seit wann er den anderen Fingern gegenübergestellt<br />
werden kann, ist nun vielleicht geklärt.<br />
Neben dem grossen Gehirn spielten auch anatomische<br />
Eigenheiten eine Rolle bei der Entwicklung zum modernen<br />
Menschen. Zunächst einmal ist der aufrechte Gang<br />
hilfreich, weil man so die Hände frei hat und damit<br />
Werkzeuge benutzen kann. Der Daumen spielt dabei<br />
auch ein Rolle: Erst wenn er opponierbar wird, wird die<br />
Hand zum Präzisionswerkzeug, im Gegensatz zu den<br />
Händen von Affen, die vor allem beim Klettern praktisch<br />
sind.<br />
Lange war umstritten, wann dieser Evolutionsschritt<br />
stattfand. Forscher der Universität Tübingen gingen dieser<br />
Frage mit einer neuartigen Methode nach: Sie untersuchten<br />
nicht nur erhaltene Knochen, sondern modellierten<br />
mithilfe von 3D-Technik die dazugehörige<br />
Muskulatur.<br />
Sie fanden erste Belege für den beweglichen Daumen<br />
bei den Homininen aus der Swartkrans-Fundstelle, die<br />
vor etwa zwei Millionen Jahren im Süden Afrikas gelebt<br />
haben. Dabei handelt es sich um frühe Vertreter der<br />
Gattung Homo, oder dem Paranthropus. Vermutet wird,<br />
dass Daumen und Hirnentwicklung gemeinsam für Evolutionsschritte<br />
sorgten: Dank dem Daumen verbesserte<br />
sich die Handhabung von Werkzeugen (z. B. für die Jagd),<br />
damit nahm die Menge verfügbarer Nahrung zu, was<br />
wiederum das Wachstum des Hirns begünstigte.<br />
spektrum.de<br />
10 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
iStock<br />
Covid–News<br />
• Die WHO und der ICN fordern<br />
dringend globale Gerechtigkeit bei der Verteilung<br />
der Covid-Impfstoffe. Das Vorgehen der<br />
reichen Staaten, die Impfstoffe auf Vorrat zu<br />
kaufen, sei eine moralische Kata strophe.<br />
ICN, 12. 2. 2021<br />
Wenn die Regierungen nicht jetzt in die Pflege investieren, droht der Kollaps<br />
der Gesundheitssysteme.<br />
IND2021: Zeit, um<br />
aufzuwachen<br />
Zum internationalen Tag der Pflege fordert der ICN die Regierungen<br />
ultimativ dazu auf, zu investieren, um den drohenden Tsunami des<br />
Mangels an Pflegefachpersonen abzuwenden.<br />
Der ICN betont seit mehreren Jahren mit dem übergeordneten<br />
Thema «Nurses: A Voice to Lead» die zentrale Rolle von Pflegefachpersonen<br />
in Führungspositionen. Die Covid-Pandemie, die<br />
im Year of the Nurse dazu geführt hat, dass anstatt feiern ein<br />
beinahe übermenschlicher Einsatz der Pflegefachpersonen angesagt<br />
war, habe die Schwächen der Gesundheitssysteme schonungslos<br />
offengelegt, sagt ICN-Präsidentin Annette Kennedy.<br />
Der ICN hat deshalb bis zum International Nurses Day IND einen<br />
Countdown gestartet, auch im Hinblick auf die World Health<br />
Assembly der WHO, die kurz nach dem IND die Strategie der<br />
WHO im Bereich Pflege und Hebammenwesen 2021 bis 2025<br />
definieren wird. «Ich glaube nicht, dass die Regierungen auf den<br />
Tsunami vorbereitet sind, der aufgrund des globalen Mangels<br />
an Pflegefachpersonen auf sie zukommen wird», so Kennedy.<br />
Es gehe darum aufzuzeigen, dass es um Leben und Tod geht.<br />
10 Millionen Pflegefachpersonen fehlen bis 2030 weltweit. «Wir<br />
brauchen Investitionen, und wir brauchen sie jetzt!»<br />
www.icnvoicetolead.com<br />
• Die Coronapandemie bremst die<br />
Erderwärmung wohl nur minim.<br />
Zwar wurden weniger Treibhausgase<br />
ausgestossen. Die Luft war insgesamt<br />
aber auch sauberer. Luftverschmutzung,<br />
z. B. durch Russund<br />
Schwebeteilchen, kühlt<br />
jedoch die Atmosphäre. Um den<br />
Effekt auszugleichen, müssen die<br />
Treibhausgase reduziert werden.<br />
Spektrum.de<br />
• Drei Tage nach Start der Impfkampagne<br />
hat Chile bereits eine halbe Million der<br />
18 Millionen EinwohnerInnen geimpft.<br />
Le Point<br />
• Das Orchestre de la Suisse romande<br />
bietet ein spezielles Konzerterlebnis an:<br />
Ein Musiker spielt für eine Person, und<br />
das zum Beispiel in einem Blumenladen.<br />
Le Temps, 9. 2. 2021<br />
Anthroposophische Medizin befürwortet<br />
Covid-Impfung<br />
Die anthroposophischen Ärztegesellschaften und die Medizinische<br />
Sektion am Goetheanum unterstützen die Covid-Impfung.<br />
«Die Impfung gegen Sars-CoV-2 ist ein wichtiges Element zur Bekämpfung<br />
der Covid-19-Pandemie», schreiben die Internationale Vereinigung<br />
anthroposophischer Ärztegesellschaften und die Medizinische<br />
Sektion am Goetheanum in ihrer Medienmitteilung. Ihrer Einschätzung<br />
nach zeigen die zugelassenen Impfstoffe gute Wirksamkeits- und<br />
Sicherheitsdaten, auch wenn schwerwiegende Nebenwirkungen erst<br />
dann erfasst werden können, wenn viele Menschen geimpft und ausreichend<br />
lange im Vergleich zu Ungeimpften beobachtet werden.<br />
Die anthroposophische Medizin baut auf Freiwilligkeit sowie eine<br />
umfassende Stärkung der Resilienz. «Das Impfen ist von Massnahmen<br />
zu begleiten, die die Gesundheit stärken und die individuelle Widerstandsfähigkeit<br />
fördern.» Dazu gehören Ernährung, psychologische<br />
und soziale Faktoren.<br />
Medienmitteilung Goetheanum, 5. 2. 2021<br />
Neben der Impfung gelte es auch,<br />
die Resilienz zu stärken, sagt die<br />
anthroposophische Medizin<br />
AdobeStock<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
11
Pflegepraxis<br />
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)<br />
Für einen besseren Zugang zur<br />
Gesundheitsversorgung<br />
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen haben ein erhöhtes Risiko für verschiedene<br />
Erkrankungen, doch schon ein Arztbesuch kann für sie ein fast unüberwindbares<br />
Hindernis sein. Ein Projekt im Kanton Waadt sucht nach Möglichkeiten, um die Versorgung<br />
im somatischen Bereich zu verbessern.<br />
Text: Delphine Roduit, Véronique Barathon, Isabelle Steffen, Elodie Steffen, Jérôme Favrod<br />
123rf<br />
Der Besuch der Arztpraxis ist für Menschen mit ASS eine immense Herausforderung: Unbekannte Menschen, ungewohnte Umgebung,<br />
Licht und Lärm verursachen Angst und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.<br />
12 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
«Es ist schon schwierig, einen Termin abzumachen, wenn ich<br />
zum Arzt muss», sagt Véronique Barathon. «Telefonieren<br />
macht mir Angst. Ich weiss nicht immer, welchen Arzt ich<br />
brauche, oder wie ich erklären soll, warum ich einen Termin<br />
haben muss. Ich verstehe nicht immer, was man mich fragt.<br />
Ideal ist es, wenn ich den Termin online machen kann.» Aber<br />
auch die Gesundheitsfachpersonen können sich überfordert<br />
fühlen, wenn sie mit Menschen wie Véronique Barathon zu<br />
tun haben. Denn die junge Frau leidet an einer Autismus-<br />
Spektrum-Störung (ASS).<br />
Es wäre daher wichtig, das Personal in der Somatik zu den<br />
Besonderheiten in der Versorgung von Menschen mit ASS zu<br />
sensibilisieren. Zum Beispiel auch mit einfachen Empfehlungen,<br />
um eine medizinische Konsultation vorzubereiten und<br />
durchzuführen. Einen entsprechenden Auftrag erhielt die<br />
Fachhochschule Gesundheit La Source in Lausanne im Rahmen<br />
des Projekts «Ici TSA» (Ici Tous sont accuellis / Hier sind<br />
alle willkommen). Die Abkürzung TSA steht für Troubles du<br />
spectre autistique, dem französischen Ausdruck für Autismus-Spektrum-Störung.<br />
Ziel von «Ici TSA» ist es, Lösungsansätze<br />
im Zusammenhang mit dem Zugang von Erwachsenen<br />
mit ASS zur medizinischen Grundversorgung erarbeiten, z. B.<br />
für Blutentnahmen, Blutdruckmessungen oder EKGs. Zudem<br />
will Ici TSA Praxen der medizinischen Grundversorgung<br />
identifizieren, die die Kompetenzen haben, um Menschen mit<br />
ASS zu betreuen. Damit sollen konkrete Lösungen für ihre<br />
Probleme beim Zugang zur Versorgung angeboten werden.<br />
Dann kommt die Angst vor dem<br />
Wartezimmer. Wo soll ich mich hinsetzen?<br />
Wer schaut mich an? Es ist<br />
hell und laut, das Telefon klingelt.<br />
Im Projekt Ici TSA bot sich die Möglichkeit, Menschen, die<br />
von einer ASS betroffen sind, zu treffen und zu interviewen.<br />
In diesem Artikel werden nach einem kurzen Überblick über<br />
den Wissensstand zu ASS und verwandte Störungen Auszüge<br />
aus diesen Treffen geschildert: Veronique Barathon arbeitet<br />
als Peer in diesem Bereich und erzählt über die Schwierigkeiten,<br />
die sie als Betroffene erlebt. Isabelle Steffen und<br />
ihre Tochter Elodie beschreiben die Situation ihrer Familie,<br />
und insbesondere das Problem der Geschwister, die oft vergessen<br />
werden. Sie zeigen die täglichen Herausforderungen,<br />
mit denen Menschen mit Autismus und ihre Angehörigen<br />
konfrontiert sind, insbesondere im Bereich des Zugangs zur<br />
Gesundheitsversorgung.<br />
AUTISMUS-SPEKTRUM-STÖRUNGEN<br />
Vielfältige Symptome<br />
ASS sind im allgemein mit verschiedenen anderen Störungen<br />
verbunden, die in Kombinationen vorkommen können:<br />
• Entwicklungsstörungen: kognitive Störungen, Störungen<br />
oder Absenz der Sprachfähigkeit, Aufmerksamkeitsdefizite,<br />
motorische Schwierigkeiten (z. B. Dyspraxie)<br />
• Neurologische Störungen, z. B. Epilepsie<br />
• Psychiatrische wie Angststörungen, Depression, Zwangsstörungen<br />
• Verhaltensstörungen wie selbstverletzendes Verhalten,<br />
Schreien, repetitive Bewegungen.<br />
• Gastro-intestinale Beschwerden aufgrund von Intoleranzen<br />
und Allergien.<br />
• Störungen des Immunsystems, der Atmung oder muskuloskeletaler<br />
Art.<br />
• Sensorisch / taktile (Hypo- oder Hypersensibilität; betrifft<br />
zwischen 80 bis 90 Prozent der Menschen mit ASS) resp.<br />
auditive Probleme (Überempfindlichkeit auf Geräusche).<br />
Aktueller Wissensstand<br />
Autismus ist eine neuronale Entwicklungsstörung, von der<br />
etwa ein Prozent der Bevölkerung betroffen ist. Auf vier betroffene<br />
Knaben kommt ein Mädchen. Es ist also wahrscheinlich,<br />
als Gesundheitsfachperson mit Menschen mit ASS konfrontiert<br />
zu werden.<br />
Die fünfte Ausgabe des Diagnostischen und statistischen Leitfadens<br />
psychischer Störungen (DSM-5) der amerikanischen<br />
psychiatrischen Gesellschaft definiert zwei Hauptkriterien<br />
für die Diagnose ASS: Erstens anhaltende Defizite in der sozialen<br />
Kommunikation und Interaktion und zweitens eingeschränkte,<br />
repetitive Verhaltensmuster, Interessen oder Aktivitäten.<br />
Man spricht auch von Neuroatypie. Die Ursachen<br />
der Störung sind noch nicht vollständig geklärt, auch wenn<br />
inzwischen anerkannt ist, dass zahlreiche Gene beteiligt sind.<br />
Während der pränatalen Phase kommt es zu Störungen in der<br />
Entwicklung von einer oder mehreren Gehirnfunktionen. Das<br />
betrifft insbesondere motorische Funktionen, sowie die Integration<br />
von sensorischen, sprachlichen, emotionalen, kognitiven<br />
und verhaltensbezogenen Funktionen. Die Ausprägung<br />
von ASS ist von Person zu Person sehr unterschiedlich (s. Box<br />
S. 17). Man spricht daher auch nicht mehr von Autismus,<br />
sondern von ASS (im Plural) sprechen.<br />
Diagnose und Zugang zur Versorgung<br />
Die Diagnose wird auf der Basis von allgemeinen und spezifischen<br />
Abklärungen gestellt, unter Einbezug der betroffenen<br />
Person, ihrer Angehörigen und von Fachpersonen. Erste Anzeichen<br />
können bereits im Alter von 18 bis 36 Monaten beobachtet<br />
werden. Es gibt heute Anstrengungen, frühzeitig<br />
eine Abklärung durchzuführen. Zahlreiche erwachsene Betroffene<br />
sind sich der Ursache ihrer Probleme nicht bewusst<br />
und versuchen, sich anzupassen, was oft mit erheblichem<br />
Stress einhergeht. Daher bleibt eine ASS nicht selten unerkannt,<br />
auch wenn Betroffene somatische oder psychiatrische<br />
Behandlung benötigen.<br />
Zahlreiche Hindernisse (organisatorischer, relationaler, umfeldbezogener<br />
Art oder im Verhalten) komplizieren eine Untersuchung<br />
im Fall einer Erkrankung. Die Versorgung dieser<br />
Patientinnen und Patienten ist erschwert. Für eine Person mit<br />
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13
Pflegepraxis<br />
FRÜHERKENNUNG<br />
Anzeichen für ASS erfassen<br />
Einfache Untersuchungen werden als<br />
invasiv erlebt und können bei hypersensiblen<br />
Menschen mit ASS zum Teil Schmerzen<br />
verursachen<br />
Die Tessiner Stiftung<br />
ARES hat für die Früherkennung<br />
von ASS bei<br />
Kindern ein Manual entwickelt,<br />
dank dem Hinweise<br />
auf eine Autismus-<br />
Spektrum-Störung erfasst<br />
und bewertet werden<br />
können. Damit wird eine<br />
raschere Diagnostik<br />
möglich. Das Buch ist für<br />
die Früherkennung von<br />
Kindern gedacht, es lässt<br />
sich jedoch auch für<br />
Erwachsene verwenden.<br />
Zielpublikum von «Grüne<br />
und rote Klingel» sind Fachpersonen aus dem Bildungsbereich,<br />
es eignet sich aber auch für die Pädiatrie oder die<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das Buch wird in den<br />
nächsten Wochen auf deutsch gedruckt und kann bei ARES<br />
bestellt werden.<br />
www.fondazioneares.com<br />
123rf.com<br />
ASS ist es – unabhängig von der Schwere der Störung – mit<br />
erheblichen Anstrengungen verbunden, sich in medizinische<br />
Behandlung zu begeben. Gleichzeitig haben Menschen mit<br />
ASS ein erhöhtes Risiko für diverse Erkrankungen. Der erschwerte<br />
Zugang zur Gesundheitsversorgung kann also<br />
schwerwiegende Konsequenzen haben.<br />
Véronique Barathon erhielt die Diagnose, die ihr Leben auf<br />
den Kopf stellen würde, mit 28 Jahren. Ihre Vergangenheit<br />
war von zahlreichen Schwierigkeiten geprägt. In der Folge<br />
machte sie sich auf einen persönlichen und beruflichen Weg,<br />
der darin mündete, dass sie nun als Peer arbeitet. Sie erzählt<br />
von den vielen Hindernissen, die sie antrifft, wenn sie medizinische<br />
Versorgung braucht.<br />
Der Arztbesuch, eine Herausforderung<br />
Eine Schwierigkeit kann schon darin bestehen, Schmerzen<br />
abzuklären. Menschen mit ASS leiden sehr häufig unter einer<br />
Über- oder Unterempfindlichkeit bezüglich ihres Körpers.<br />
Zudem fällt es ihnen schwer, über ihre Empfindungen zu<br />
kommunizieren. «Man muss erklären, weshalb man bei der<br />
Ärztin oder dem Arzt ist. Das ist sehr kompliziert ist, weil<br />
wir nicht immer gut beschreiben oder über uns reden können»,<br />
sagt Véronique. Die Auskultation wird als invasiv erlebt,<br />
ebenso wie die Notwendigkeit, sich auszuziehen oder vom<br />
Arzt oder der Ärztin ohne Vorwarnung berührt zu werden.<br />
«Bestimmte Untersuchungen verursachen Schmerzen. Ich<br />
habe eine Hypersensibilität, weshalb mir zum Beispiel die<br />
Messung des Blutdrucks wehtut.»<br />
Die Menschen mit ASS nach Sensibilitäten zu fragen, sie zu<br />
warnen, bevor man sie berührt, ein manuelles Blutduckmessgerät<br />
zu verwenden, zu fragen, welcher Arm besser ist für<br />
eine Blutentnahme oder ob ein Pflaster oder Verband sie stört,<br />
und wenn ja, vorzuschlagen, es wegzulassen – das sind alles<br />
einfache Möglichkeiten, die die Situation für Menschen mit<br />
ASS erheblich erträglicher machen können. Betroffene, die<br />
Vorhersehbarkeit ist für Menschen mit<br />
ASS ein wichtiges Bedürfnis.<br />
Unbekanntes und Veränderungen<br />
lösen Angst aus.<br />
nonverbal sind, können Piktogramme oder digitale Hilfsmittel<br />
verwenden, vorausgesetzt, sie wurden im Umgang mit<br />
diesen Kommunikationswerkzeugen geschult.<br />
Die Vorhersehbarkeit ist für alle Menschen mit ASS ein wichtiges<br />
Bedürfnis. Unbekanntes und Veränderungen lösen<br />
Angst aus, wie auch der erste Termin, erklärt Véronique Ba-<br />
14 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Wenn man weiss, wie man einem<br />
Menschen mit ASS begegnet und<br />
ihn pflegt, weiss man es auch bei allen<br />
anderen Menschen.<br />
rathon: «Man muss überlegen, wie man dorthin kommt, welchen<br />
Weg man nehmen soll, ob man begleitet werden will<br />
oder nicht. Und man hat Angst, dass man stört.»<br />
Auch das Warten ist oft schwierig: «Wenn man einmal angekommen<br />
ist, kommt die Angst vor dem Wartezimmer. Wo<br />
soll ich mich hinsetzen? Wer schaut mich an? Es hat helles<br />
Licht, Lärm, das Telefon klingelt. Man muss immer alles analysieren<br />
und kann sich nicht einfach hinsetzen. Man wird<br />
von Informationen überflutet. Die Wartezeit, die sehr lang<br />
sein kann, lässt aufdringlichen Gedanken und Ängsten freien<br />
Lauf. Wir fangen dann mit selbststimulierendem Verhalten<br />
an (Schaukeln, Bewegen, Sprechen), was dazu führt, dass die<br />
Leute uns anstarren, weil es komisch aussieht, und alles wird<br />
noch beängstigender.» Die Wartezeit für Menschen mit ASS<br />
möglichst kurz zu halten erlaubt es ihnen, sehr viel Energie<br />
zu sparen. Auch die Möglichkeit, dass sie sich alleine an einem<br />
ruhigen und nicht zu hell erleuchteten Ort hinsetzen<br />
können, kann die Wartezeit erleichtern.<br />
Vorhersehbarkeit und Kontrolle sind wichtig<br />
«Dann kommt die Untersuchung» erzählt Véronique weiter.<br />
«Im besten Fall kenn man den Arzt oder die Ärztin schon.<br />
Sonst müssen wir das Gesicht kartografieren, und versuchen,<br />
die Person zu identifizieren.» Dieser Aspekt wird aktuell<br />
durch das Tragen von Masken erschwert. Grundsätzlich sind<br />
aber distanzierende Gesten für Menschen mit ASS hilfreich,<br />
da sie ihnen ermöglichen, Körperkontakt wie z. B. Händeschütteln<br />
zu vermeiden. «Oft geht es zu schnell, es kommen<br />
zu viele Informationen auf einmal», erklärt Véronique. Der<br />
Arztbesuch ist eine Herausforderung: «Es ist invasiv, beängstigend<br />
und stressig. Das betrifft sowohl den Körper wie die<br />
Umgebung. Man muss sich einem Ort und einer Person ausliefern.<br />
Man verliert die Kontrolle. Aber wir brauchen Kontrolle,<br />
denn das Leben ist unkontrollierbar. Man muss einen<br />
Moment loslassen, damit die Untersuchung möglich ist, was<br />
aber sehr schwierig ist. Nach dem Arztbesuch bin ich jeweils<br />
erschöpft und verstört. Ich brauche Stunden, bis ich mich<br />
erholt habe und kann den ganzen Tag nichts anderes mehr<br />
machen. Wenn wir es schaffen, zum Arzt zu gehen, nehmen<br />
wir wahnsinnig viel auf uns, was zu Anfällen und Überlastung<br />
führen kann. Oder wir schaffen es nicht, prokrastinieren<br />
und vermeiden den Besuch so lange wie möglich.»<br />
Véronique kann ihre Erfahrungen mit Worten ausdrücken,<br />
aber das ist nicht bei allen Menschen mit ASS der Fall. Angehörige<br />
von nonverbalen Menschen mit oder ohne geistige<br />
Behinderung beschreiben ähnliche Probleme, auch wenn jede<br />
Situation anders ist. Oft braucht es erhebliche Anpassungsleistungen<br />
von den Patienten und ihren Familien. Aber Gesundheitsfachleute<br />
können die Situation mit zum Teil einfachen<br />
Mitteln erleichtern: Erkundigen Sie sich bei den<br />
Betroffenen oder Angehörigen nach spezifischen Bedürfnissen.<br />
Schicken Sie im Vorfeld Fotos von den Räumlichkeiten<br />
und den Personen, damit die Vorhersehbarkeit grösser ist.<br />
Erklären Sie, was Sie tun und kündigen Sie Berührungen an.<br />
Reden Sie nicht zu viel und stellen Sie immer nur eine Frage<br />
auf einmal – um nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Eltern – und Geschwister – einbeziehen<br />
Menschen mit ASS sind sehr heterogen. Es kann sein, dass<br />
sie von Lehrpersonen oder von Familienmitglieder begleitet<br />
werden. Diese sind oft eine wertvolle Ressource, da sie mit<br />
den spezifischen Bedürfnissen und der Funktionsweise ihres<br />
Angehörigen vertraut sind. Es ist also wichtig, die Expertise<br />
der Familienmitglieder zu berücksichtigen, aber auch die<br />
Auswirkungen, die der Alltag mit einem Menschen mit ASS<br />
auf das eigene Leben hat.<br />
Der Sohn von Isabelle Steffen war sechs Jahre alt, als bei ihm<br />
eine Entwicklungsstörung des atypischen autistischen Typs<br />
diagnostiziert wurde. Isabelle Steffen sagt: «Für uns Eltern<br />
war es schwierig, diese Diagnose zu verstehen. In diesem<br />
Moment hatte ich nur eine Idee im Kopf: Ich muss meinen<br />
Sohn retten. Was soll ich tun? Wie geht man vor? Mir wurde<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
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Pflegepraxis<br />
gesagt, dass ich in zwei Jahren wiederkommen soll, um seine<br />
Entwicklung zu überprüfen. Wir hatten früh Anzeichen<br />
gesehen, er hat erst etwa mit sechs angefangen zu sprechen.<br />
Der Kinderarzt beruhigte mich und sagte, das sei, weil er der<br />
ältere sei und dazu ein Junge. Ich musste hartnäckig bleiben,<br />
um Hilfe zu bekommen. Alle verharmlosten die Sache eher.<br />
Wir fingen an, viel zum Thema zu lesen, bis mir eines Tages<br />
eine Mutter alles anders erklärte und ich endlich verstand.<br />
Es hat lange gedauert, bis wir die richtigen Fachleute gefunden<br />
haben, die die richtigen Methoden kannten. Es waren für<br />
alle schwierige Jahre.»<br />
Die zwei Jahre jüngere Schwester Elodie beschreibt die ungewöhnliche<br />
Dynamik, in der sie aufgewachsen ist: «Als<br />
Man übernimmt unfreiwillig die<br />
Rolle eines dritten Elternteils.<br />
Man fühlt sich verantwortlich für das<br />
Wohlergehen des Geschwisters.<br />
Schwester übernimmt man unfreiwillig die Rolle eines dritten<br />
Elternteils. Als Kind verstand ich meinen Bruder oft besser<br />
als meine Eltern und konnte leichter mit ihm kommunizieren.<br />
Man verlässt seine Rolle als Schwester. Es gibt Spannungen,<br />
wenn man merkt, dass man gewisse Sachen früher kann als<br />
der Bruder, obwohl er älter ist. Man fühlt sich schnell verantwortlich<br />
für das Wohlergehen des Geschwisters und merkt,<br />
dass das für das ganze Leben dauern wird. Man versteht,<br />
dass die Eltern sich Sorgen machen, wenn sie einmal nicht<br />
mehr da sein werden. Auch wenn ich nicht darum gebeten<br />
habe, werde ich mein Leben lang für ihn verantwortlich sein.<br />
Das beeinflusst meine ganze Zukunft.»<br />
Elodie erzählt von den Gelegenheiten, bei denen sie ihren<br />
Bruder zu Terminen begleitet hat, in die Logopädie oder in<br />
die Kinderpsychiatrie: «Wir befinden uns in dieser für ein<br />
Kind sehr speziellen Umgebung. Die Fachpersonen nehmen<br />
sich leider keine Zeit für das begleitende Geschwister. Dafür<br />
ist niemand zuständig. Die Fachperson ist für das betroffene<br />
Kind und die Eltern da. Wir sind dabei, sehen und bekommen<br />
alles mit, alle Gefühle, die Traurigkeit und den Stress der<br />
Eltern. Man versucht, irgendwie seinen Platz zu finden. Mir<br />
ist es wichtig, die Lage der Geschwister in dieser ungewöhnlichen<br />
Situation zu zeigen, denn wir gehen oft vergessen.»<br />
«Ich wäre gern in einer Gruppe mit anderen Kindern gewesen,<br />
die in der gleichen Situation sind», fährt sie fort. «Die Eltern,<br />
haben schon ein Kind, dem es nicht gut geht, und versuchen<br />
trotzdem, ihr Bestes zu geben. Aber alle fühlen sich unwohl.<br />
Also versucht man, alles kleinzuhalten und zu relativieren.<br />
Die Folge davon ist, dass man seine Gefühle negiert. Der<br />
Kinderarzt hat mich nie gefragt, wie es für mich ist. Ich hätte<br />
gerne mit jemandem über meine schwierige Situation gesprochen,<br />
ohne die Eltern. Es gibt bezüglich Autismus ein<br />
Tabu, aber nicht nur hier. Es gibt viele Geschwisterkinder,<br />
die von ganz unterschiedlichen Dingen betroffen sind: Behinderungen,<br />
chronische Krankheiten, Sterben, LGBT-Menschen.<br />
Sie werden übersehen.»<br />
Isabelle Steffen hilft der Austausch mit anderen betroffenen<br />
Menschen, zum Beispiel in Autismusvereinigungen: «Man<br />
kann mit Menschen reden, die das gleiche erleben und erhält<br />
Tipps und Ratschläge. Es gibt heute auch Gruppen für Geschwisterkinder<br />
im Bereich ASS, aber es bestehen noch grosse<br />
Lücken. Es wäre hilfreich, wenn es in den Kliniken eine Beratungsstelle<br />
für Geschwister gäbe, die mit allen möglichen<br />
Unterschieden oder Krankheiten leben. Ohne Altersbeschränkung.<br />
Denn es gibt auch Erwachsene, die ihre gesamte Kindheit<br />
mit einem andersartigen Geschwisterkind verbracht<br />
haben. Wer hat sich um sie gekümmert?»<br />
Die Beiden weisen auf Verbesserungsmöglichkeiten hin: «Es<br />
gibt zwei Bereiche: Die Schaffung von spezifischen Angeboten<br />
und die Ausbildung der Gesundheitsfachleute. Ich weiss,<br />
dass man viel von ihnen erwartet, aber es würde helfen, wenn<br />
sie automatisch fragen würden: ‹Was ist mit der Familie im<br />
weiteren Sinn? Wie läuft es zu Hause? Kennen Sie dieses oder<br />
jenes Angebot?› Auch wenn die Geschwister es nicht gleich<br />
nutzen möchten, wissen sie so wenigstens, dass da jemand<br />
ist, der sich bewusst ist, dass es für sie auch schwierig sein<br />
kann.»<br />
Sich für das Thema Autismus-Spektrum-Störungen zu interessieren,<br />
für die Erfahrungen der Betroffenen – Patient/Patientin<br />
und Angehörige – heisst, das eigene Verhältnis zu Differenz<br />
und Andersartigkeit, und zu den Werten, die man im<br />
Beruf verkörpern möchte, zu hinterfragen. Jeder Mensch hat<br />
Besonderheiten, in der Art zu kommunizieren, zu erleben<br />
oder sich zu verhalten. Das gilt für jedes Individuum, und<br />
ganz besonders für neuroatypische Menschen. Das Projekt<br />
Ici TSA vertritt die Idee, dass der Zugang zur Gesundheitsversorgung<br />
für Menschen mit ASS verbessert werden kann,<br />
wenn man ihre spezifischen Bedürfnisse berücksichtigt. Das<br />
betrifft nicht nur Menschen mit ASS, sondern alle Patientinnen<br />
und Patienten. Um es mit Isabelle Steffen zu sagen:<br />
«Wenn man weiss, wie man einem Menschen mit ASS begegnet<br />
und ihn pflegt, weiss man es auch bei allen anderen Menschen.»<br />
Autorinnen und Autor<br />
Delphine Roduit Dozierende Fachhochschule La Source,<br />
Lausanne, d.roduit@lasource.ch<br />
Jérôme Favrod ordentlicher Professor Fachhochschule La<br />
Source, Lausanne<br />
Véronique Barathon Peer, Abteilung ASS bei Erwachsenen,<br />
Centre ressource de réhabilitation psychosociale, Lyon<br />
Isabelle Steffen Mitglied Vorstand Autisme Suisse Romande,<br />
Mitgründerin Galerie Syndrome artistique, Lausanne<br />
Elodie Steffen Tochter von Isabelle Steffen<br />
16 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Interview<br />
MANUELA KOCHER HIRT, PRÄSIDENTIN VON AUTISMUS BERN<br />
«Pflegefachpersonen bringen viel mit, was Menschen mit ASS hilft»<br />
Dank ihrer Arbeitsweise sind Pflegefachpersonen in einer guten Position, um frühzeitig zu erkennen,<br />
dass unter Umständen eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegen könnte. So liesse sich die lange Wartezeit<br />
bis zu einer Diagnose verkürzen, die für Betroffene und Angehörige ein grosses Problem ist, erklärt<br />
Manuela Kocher Hirt.<br />
<strong>Krankenpflege</strong>: Ist die Problematik des schwierigen Zugangs<br />
von Menschen mit ASS zur medizinischen Versorgung<br />
auch bei Autismus Bern ein Thema?<br />
Manuela Kocher Hirt: Immer wieder. Das Problem liegt aber<br />
grundsätzlich in den sehr langen Wartefristen, bis man überhaupt<br />
eine Abklärung hat. Dazu kommt, dass in der Schweiz<br />
sehr viele Jugendliche und Erwachsene keine Diagnose haben.<br />
Sie haben Schwierigkeiten, zum Beispiel in der Schule oder im<br />
Job, verlieren immer wieder die Stelle, erleiden ein Burn-out<br />
oder eine Depression und kommen dann vielleicht irgendwann<br />
in psychiatrische Behandlung, wo man erst merkt, dass sie diese<br />
andere Wahrnehmungsverarbeitung haben.<br />
zVg<br />
Es fehlt also an den Kapazitäten für die Abklärung?<br />
Zum einen mangelt es an Fachpersonen, die eine Diagnose<br />
stellen können, zum anderen gibt es Lücken bei der Betreuung<br />
nachher. Ich erhalte immer wieder Anrufe von Leuten, die jemanden<br />
für die Begleitung suchen. In einer akuten Situation<br />
findet man in nützlicher Frist niemanden, der auf Menschen mit<br />
ASS spezialisiert ist. Was wichtig zu verstehen ist: ASS ist eine<br />
andere Funktionsweise von Gehirn, Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung.<br />
Das hat man von Geburt an und nimmt<br />
es das Leben lang mit. Eine möglichst frühe Diagnose wäre extrem<br />
wichtig, damit Kinder in die Regelschule integriert werden<br />
können, eine Ausbildung im ersten Arbeitsmarkt machen und<br />
auch dort arbeiten können. Es gibt hier sehr grosse Hürden.<br />
Was könnten Pflegefachpersonen andere Gesundheitsfachleute<br />
dazu beitragen, dass sich die Situation verbessert?<br />
Wichtig wäre eine grössere Sensibilisierung bei allen, die mit<br />
kleinen Kindern zu tun haben, damit die Früherkennung verbessert<br />
wird. Es gibt dazu ein Buch der Tessiner Stiftung ARES,<br />
das dabei unterstützen kann (s. Box S. 14). Im Tessin wird das<br />
schon systematisch eingesetzt, in Kitas, Kindergärten und so<br />
weiter. Es wäre gut, wenn auch Gesundheitsfachleute in der<br />
Pädiatrie oder in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Lage<br />
wären, Symptome von Kindern mit ASS zu erkennen.<br />
Dass sie also aufgrund von bestimmten Anzeichen auf die<br />
Idee kämen, dass ASS vorliegen könnte?<br />
Ja. Ich bin froh, dass das Thema ASS auch in der Pflege aufkommt.<br />
Pflegefachpersonen gehen sehr intensiv auf den Patienten,<br />
die Patientin ein. Sie machen eine Anamnese, die Pflegeplanung,<br />
merken, wie ein Mensch funktioniert und auf dieser<br />
Basis setzen sie Massnahmen und Ziele. Bei einem Menschen<br />
mit Angststörungen dachte man früher zum Beispiel nicht daran,<br />
dass das eine autistische Wahrnehmungsstörung sein<br />
könnte. Menschen mit ASS brauchen Klarheit, Vorhersehbarkeit,<br />
Struktur. Sie müssen wissen, was wann kommt. Manche<br />
sind dabei äusserst pedantisch, fünf Minuten Verspätung können<br />
sie zum Teil kaum ertragen. Unter Umständen geht dann<br />
Manuela Kocher Hirt mit ihrer Tochter Fabienne und ihrem Mann<br />
Christoph. Fabienne war neun Jahre alt, als sie endlich die Diagnose<br />
ASS erhielt. Manuela Kocher Hirt ist auch Präsidentin der Sektion<br />
Bern des SBK und Mitglied des Berner Kantonsparlaments..<br />
einfach gar nichts mehr und man weiss nicht, was jetzt passiert<br />
ist. Pflegende bringen von ihrem Zugang und ihren Kompetenzen<br />
her viel mit, was autistischen Menschen hilft. Autisten können<br />
ihre Eindrücke nicht filtern. Das Gehirn von Menschen mit<br />
ASS leistet wahnsinnig viel. Sie müssen erst lernen, abzuwägen,<br />
was wichtig und was unwichtig ist. Sie können auch ihre<br />
Bedürfnisse nicht oder nur schlecht wahrnehmen und ausdrücken,<br />
gleichzeitig können Selbstverständlichkeiten für sie<br />
unerträglich sein. Wir Normalfunktionierenden müssen Menschen<br />
mit ASS eine Brücke bauen und sie in ihrer Welt abholen,<br />
denn alleine kommen sie nicht auf uns zu.<br />
Im Alltag kommt es also immer wieder zu herausfordernden<br />
Situationen?<br />
Die Spontaneität im Alltag geht für die Familien völlig verloren.<br />
Alles muss geplant werden und genau so ablaufen. Unsere<br />
Wochenenden sind oft nicht Erholung, sondern Stress, weil<br />
man bis ins Detail für Struktur sorgen muss. Und eben: Die<br />
lange Unsicherheit bis zu einer Diagnose ist extrem belastend.<br />
Kinder mit ASS werden immer noch x-mal abgeklärt, nicht<br />
selten fehldiagnostiziert und fehlbehandelt. Viele Familien<br />
kommen an und zum Teil über ihre Grenzen. Und es hält das<br />
Leben lang an, das vergisst man oft. Aber trotzdem: Der Umgang<br />
mit Menschen mit ASS ist auch sehr bereichernd. Sie sind<br />
wahr haftig und ehrlich – nichts ist geschönt oder geschminkt.<br />
Interview: Martina Camenzind<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
17
Pflegepraxis<br />
Infektionsprävention und Spitalhygiene<br />
Fibs ist kein Hund<br />
Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie sind Infektionsprävention und Hygienemassnahmen<br />
in aller Munde. Die FachexpertInnen für Infektionsprävention und BeraterInnen<br />
für Spitalhygiene kämpfen jedoch seit Jahren gegen nosokomiale Infektionen und multiresistente<br />
Keime. Sie stehen allen Spital-Mitarbeitenden beratend zur Seite.<br />
Text: Yvonne Strässle<br />
Valérie Jaquet<br />
Wenn ich Sie noch vor einem Jahr gefragt<br />
hätte: «Wissen Sie, welche Tätigkeiten<br />
die Spitalhygiene ausführt?» hätten<br />
Sie mir vielleicht einige Themen,<br />
wie Händehygieneschulung oder Einführung<br />
neuer Mitarbeitender genannt.<br />
Seit der Pandemie mit SARS-CoV-2 hat<br />
die Spitalhygiene in den einzelnen Institutionen<br />
und medial an Präsenz gewonnen.<br />
Schulungen zu Isolationsmassnahmen<br />
werden durchgeführt<br />
oder Instruktionsfilme zum Masken-<br />
Nosokomiale Infektionen<br />
zu erkennen,<br />
zu erfassen und daraus<br />
Präventionsmassnahmen<br />
abzuleiten,<br />
sind die obersten Ziele<br />
der Spitalhygiene.<br />
tragen auf internen Kanälen gezeigt: Es<br />
werden neue Arbeitsanweisungen und<br />
Regelungen zu Hygienemassnahmen<br />
herausgegeben und an einigen Orten<br />
sind Mitarbeitende aus dem Spitalhygieneteam<br />
Mitglied der internen Taskforce<br />
ihrer Institution.<br />
Die Händedesinfektion wird pro Berufsgruppe und verschiedenen Indikationen elektronisch<br />
erfasst und am gleichen Tag ausgewertet. Das Personal erhält unmittelbar ein Feedback.<br />
Auch schon vor Covid-19<br />
Aber ja, die Spitalhygiene existierte<br />
auch schon vor Covid-19 und das Ge-<br />
18 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
«Forschung zur Spitalhygiene sind<br />
im Sinne von One Health von grosser<br />
Bedeutung»<br />
Im Spital erworbene Infektionen<br />
(nosokomiale Infektionen) stellen<br />
die wichtigste Komplikation medizinischer<br />
Behandlungen dar und erhalten<br />
in der aktuellen gesundheitspolitischen<br />
Diskussion einen<br />
immer grösseren Stellenwert. Wissenschaftliche<br />
Projekte zur Überwachung<br />
und Prävention nosokomialer<br />
Infektionen können dabei helfen,<br />
Evidenz für solche Massnahmen<br />
zu schaffen. So kann z. B. im<br />
Rahmen von Projekten die Wirksamkeit<br />
von Präventions-Bundles<br />
gezeigt werden, die dann auch in<br />
anderen Institutionen umgesetzt<br />
werden können. Die Wissenschaft<br />
hilft also, das Management und die<br />
Strategie hinsichtlich nosokomialer<br />
Infektionen zu optimieren.<br />
Nicole Bartlomé-Wyss,<br />
Fachexpertin für Infektionsprävention,<br />
Master of Public Health, Kantonsspital<br />
Aarau<br />
sundheitspersonal sieht sich ebenfalls<br />
schon länger mit spitalhygienischen<br />
Herausforderungen konfrontiert: Zum<br />
Beispiel mit multiresistenten Keimen,<br />
die keinen Halt vor der Tür einer Gesundheitsinstitution<br />
machen oder mit<br />
nosokomialen Infektionen, also Infektionen,<br />
die während des Aufenthaltes in<br />
einer Gesundheitsinstitution entstehen.<br />
Diese können zum Beispiel durch die<br />
Verwendung eines Blasenkatheters oder<br />
durch eine Übertragung von einem Patienten<br />
auf den anderen entstehen. Diese<br />
nosokomialen Infektionen zu erkennen,<br />
zu erfassen und Präventionsmassnahmen<br />
daraus abzuleiten, sind<br />
die obersten Ziele der Spitalhygiene.<br />
«Heute geht alles schneller»<br />
Isolationen führten wir 1997 hauptsächlich<br />
wegen dem Methicillin resistenten<br />
Staphylokokkus aureus<br />
(MRSA) durch. Da war die offene<br />
Drogenszene in Zürich aktuell. Zu<br />
jener Zeit konnte man neben dem<br />
Isolationsdienst noch viele weitere<br />
Aufgaben übernehmen. 2018<br />
brauchte es pro Tag anderthalb bis<br />
zwei Personen. Denn zum MRSA<br />
gesellten sich nach und nach<br />
weitere isolationspflichtige Keime<br />
hinzu. Zu Beginn fuhren wir mit<br />
unserem Velo im Spitaluntergrund<br />
zu den Abteilungen, verordneten<br />
auf Papier die Isolation und in der<br />
Spitalhygiene wurde eine Isolationskrankengeschichte<br />
angelegt.<br />
Heute geht alles elektronisch<br />
und viel schneller vor sich, denn<br />
sonst würden die Tage kein Ende<br />
nehmen.<br />
Heidi Giger,<br />
Beraterin für Spitalhygiene,<br />
war bis August 2018 im Universitätsspital<br />
Zürich, jetzt pensioniert.<br />
Was macht denn aber jetzt die Spitalhygiene<br />
den ganzen Tag? Als ich vor mehr<br />
als zehn Jahren in der Spitalhygiene<br />
angefangen habe, wusste ich das ehrlich<br />
gesagt nicht so genau. Und jetzt<br />
kann ich sagen: sehr viel Verschiedenes!<br />
In der Spitalhygiene zu arbeiten,<br />
ist sehr abwechslungsreich.<br />
Kollegial und beratend<br />
Kontrollrundgänge mit dem Zeigefinger<br />
gehören sicher der Vergangenheit an. Die<br />
moderne Spitalhygiene ist kollegial und<br />
beratend unterwegs. Beobachtungen zur<br />
Einhaltung der Händedesinfektion werden<br />
aber immer noch durchgeführt. Im<br />
Vergleich zu früher, wo das Personal der<br />
«Die Spitalhygiene ist ein<br />
interdisziplinäres Team»<br />
Damit anerkannte Massnahmen zur<br />
Reduktion von nosokomialen Infektionen<br />
korrekt umgesetzt werden,<br />
benötigen die Spitäler Fachpersonen,<br />
die Programme erarbeiten,<br />
Richtlinien festlegen und Interventionen<br />
erarbeiten. Damit dies mit<br />
dem medizinischen Personal erfolgreich<br />
umgesetzt werden kann,<br />
braucht es ein interdisziplinäres<br />
und interprofessionelles Team von<br />
unter anderem FachexpertInnen in<br />
Infektionsprävention und<br />
Infektiolog Innen mit Schwerpunkt<br />
in Infektionsprävention. Dieser Ansatz<br />
bringt verschiedene Erfahrungen<br />
und Kenntnisse zusammen, der<br />
Blickwinkel erweitert sich und die<br />
vorhandene Expertise vervielfältigt<br />
sich. Das sind gute Voraussetzungen<br />
an einem Spital, um Programme<br />
zu entwickeln, die zur Reduktion<br />
von Infektionen führen.<br />
Matthias Schlegel,<br />
Präsident Schweizerische<br />
Gesellschaft für Spitalhygiene,<br />
Leitender Arzt Spitalhygiene<br />
Kantonsspital St. Gallen<br />
Spitalhygiene mit dem Klemmbrett auf<br />
der Abteilung die Beobachtungen notierte,<br />
gibt es heute eine App auf dem Handy<br />
oder Tablet. Die Händedesinfektion wird<br />
pro Berufsgruppe und mit verschiedenen<br />
Indikationen erfasst.<br />
Der grosse Vorteil der elektronischen<br />
Erfassung ist, dass am gleichen Tag eine<br />
Auswertung dieser Daten gezeigt werden<br />
kann und das Personal somit unmittelbar<br />
ein Feedback erhält. Während<br />
der Beobachtung kommt man gleichzeitig<br />
ins Gespräch mit dem Personal,<br />
tauscht sich über Hygienemassnahmen<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
19
Pflegepraxis<br />
«Immer wieder eine neue<br />
Herausforderung»<br />
Für Hygienefragen und Infektionskrankheiten<br />
habe ich mich immer<br />
interessiert. Das war auch der<br />
Grund, weshalb ich vom stationären<br />
Bereich in die Spitalhygiene gegangen<br />
bin. Ich wollte unbedingt zu<br />
meiner Grundausbildung noch etwas<br />
dazu lernen. Das Spital ermöglichte<br />
mir die Ausbildung zur Fachexpertin<br />
Infektionsprävention. Die<br />
Arbeit ist sehr vielseitig, und täglich<br />
gibt es neue Herausforderungen<br />
zu bewältigen. Für mich war es<br />
die richtige Entscheidung, in die<br />
Spitalhygiene zu wechseln, weil<br />
dieser Bereich sehr abwechslungsreich<br />
ist und jeder Tag anders wird.<br />
Christina Gfeller,<br />
Fachexpertin für Infektionsprävention,<br />
Universitätsspital Bern<br />
aus und beantwortet Fragen. Diese Situationen<br />
erlebe ich als sehr wertvoll.<br />
So erfasse ich, ob die Massnahmen an<br />
der Basis umgesetzt werden können<br />
oder ob es Anpassungen braucht. Durch<br />
den regelmässigen Austausch mit Hygieneverantwortlichen<br />
(«Link Nurses»)<br />
auf den Abteilungen erhalten wir ebenfalls<br />
hilfreiche Rückmeldungen.<br />
Nosokomiale Infektionen<br />
Zur Verhütung nosokomialer Infektionen<br />
gibt es nationale und internationale<br />
Empfehlungen. Oft müssen diese jedoch<br />
auf den eigenen Betrieb angepasst<br />
werden. So zum Beispiel in der Pädiatrie,<br />
wo ein 3-jähriges Kind nicht in einer<br />
effektiven Händedesinfektion vor Verlassen<br />
des Zimmers instruiert werden<br />
kann. Und auch in einer Demenzabteilung<br />
müssen die Hygienemassnahmen<br />
der Klientel angepasst werden, damit<br />
«Bakterien und Viren machen<br />
keinen Halt»<br />
Wie die aktuelle Corona-Pandemie<br />
zeigt, kümmern Viren, Bakterien<br />
und andere Erreger weder Kantons-<br />
noch Landesgrenzen. Das<br />
zeigt, wie wichtig eine nationale<br />
Strategie-Koordination ist, trotz<br />
des föderalistischen Systems des<br />
Gesundheitswesens der Schweiz.<br />
Der Bundesrat hat die Reduktion<br />
von im Spital erworbenen Infektionen<br />
in seiner gesundheitspolitischen<br />
Gesamtschau «Gesundheit2020»<br />
zu einer der vorrangigen<br />
Massnahmen erklärt. Aus diesem<br />
Grund wurde die nationale Strategie<br />
zur Überwachung, Verhütung<br />
und Bekämpfung von healthcareassoziierten<br />
Infektionen (Strategie<br />
NOSO des Bundesamtes für Gesundheit)<br />
geschaffen. Die fibs ist<br />
zusammen mit anderen Organisationen<br />
ein wichtiger Partner im Projektteam<br />
der Strategie NOSO und<br />
kann dort ihre Expertise in der Verhütung<br />
von nosokomialen Infektionen<br />
wie zum Beispiel postoperativen<br />
Wundinfektionen, Urinkatheterassoziierten<br />
Blaseninfektionen,<br />
beatmungsassoziierten Lungenentzündungen<br />
etc. einbringen.<br />
Marie-Theres Meier,<br />
Fachexpertin für Infektionsprävention,<br />
Universitätsspital Zürich,<br />
Präsidentin Fibs<br />
sie durchführbar sind. Die Spitalhygiene<br />
erstellt Richtlinien mit Massnahmen,<br />
die eine Übertragung von Keimen verhindern<br />
soll. Um die Umsetzung in der<br />
Praxis zu gewährleisten, ist es aber<br />
wichtig, das Personal direkt am Patientenbett<br />
in die Planung der Massnahmen<br />
miteinzubeziehen.<br />
«Ist die Spielecke hygienisch?»<br />
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.<br />
Das ist auch in spitalhygienischen<br />
Themen so. Zum Beispiel<br />
wenn man nachfragt, mit welchen<br />
Patienten ein Kind Kontakt hatte,<br />
bei dem kurz nach Spitaleintritt<br />
plötzlich die typischen Varizellenbläschen<br />
auftreten. Denn Antworten<br />
wie: Er war gestern in der Spielecke<br />
und hat seinen Mitpatienten<br />
oft in den Arm genommen, kommen<br />
nicht selten vor. Auch die körperliche<br />
Nähe zum Personal ist ein<br />
grosses Thema: Kinder werden oft<br />
auf den Arm genommen, sei es um<br />
zu beruhigen oder den Schoppen zu<br />
geben. Was für das Kind unerlässlich<br />
und wichtig ist, stellt aus spitalhygienischer<br />
Sicht eine grosse<br />
Herausforderung dar: Wie kann<br />
trotz körperlicher Nähe eine Keimübertragung<br />
verhindert werden?<br />
Lea Nussbaumer<br />
Fachexpertin für Infektionsprävention,<br />
Kantonsspital Luzern<br />
Wundinfektionen erfasst<br />
Auch die Erfassung von Daten, z. B. von<br />
nosokomialen Infektionen, ist ein immer<br />
grösser werdender Bestandteil der<br />
Arbeit in der Spitalhygiene. Die schweizweit<br />
grösste Erfassung ist diejenige von<br />
Wundinfektionen nach definierten Operationen.<br />
2019 beteiligten sich daran<br />
rund 170 Spitäler. Die Daten werden<br />
systematisch nach einem Protokoll erfasst<br />
und erlauben somit einen Vergleich<br />
unter den Spitälern.<br />
Aus spitalhygienischer Sicht noch wichtiger<br />
als der Vergleich mit den anderen,<br />
ist die Kommunikation der Daten im<br />
eigenen Betrieb und die daraus abgeleiteten<br />
Massnahmen zur Verbesserung.<br />
Diese können dank der der fortlaufen-<br />
20 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Valérie Jaquet<br />
Beraten statt mit dem Zeigefinger kontrollieren<br />
– die Fachexpertin für Infektionsprävention<br />
erklärt, wie nosokomiale Infektionen<br />
verhindert werden können.<br />
Lehrgang «Infektionsprävention im Gesundheitswesen»<br />
an, der die Absolventinnen<br />
und Absolventen auf die höhere<br />
Fachprüfung vorbereitet. Der Abschluss<br />
der Prüfung berechtigt das Tragen des<br />
Titels Fachexpertin/Fachexperte für<br />
Infektionsprävention. Diese Änderung<br />
zeigt sich auch im Namen der deutschsprachigen<br />
Interessengruppe für Fachexpertinnen/Fachexperten<br />
für Infektionsprävention<br />
und Beraterinnen/Berater<br />
für Spitalhygiene des SBK, kurz<br />
Fibs (siehe Box rechts).<br />
Autorin<br />
Yvonne Strässle, Leitende Fachexpertin<br />
für Infektionsprävention und Spitalhygiene,<br />
Universitäts-Kinderspital<br />
Zürich, yvonne.straessle@kispi.uzh.ch<br />
INSERAT<br />
FIBS<br />
Interessengruppe<br />
des SBK<br />
Wie gut die Händedesinfektion durchgeführt<br />
wurde, wird unter UV-Licht sichtbar.<br />
Die Fibs ist die deutschsprachige<br />
Interessengruppe (IG) der Fachexperten/-innen<br />
für Infektionsprävention<br />
und Berater/-innen für Spitalhygiene<br />
des SBK. Die IG formierte sich 1994<br />
aus der IG Spitalhygieneschwestern<br />
und -pfleger (SIS). Die Fibs und ihr<br />
Pendant in der französisch sprechenden<br />
Schweiz (Spécialistes infirmiers en<br />
Prévention de l’Infection, SIPI) setzen<br />
sich berufspolitisch für die Weiterentwicklung<br />
der Infektionsprävention<br />
im Gesundheitswesen ein.<br />
www.fibs.ch<br />
zVg<br />
den Erfassung immer wieder überprüft<br />
werden.<br />
Neue laufbahnen<br />
Pflege-<br />
Früher war das Personal<br />
der Spitalhygiene<br />
für Beobachtungen<br />
mit dem Klemmbrett<br />
unterwegs, heute gibt<br />
es eine App auf dem<br />
Handy oder Tablet.<br />
Höhere Fachprüfung<br />
Palliative Care<br />
Geriatrische und psychogeriatrische<br />
P fl e g e<br />
Berufsprüfung<br />
Psychiatrische Pflege und Betreuung<br />
Langzeitpflege und Betreuung<br />
Mit Höherer Fachprüfung<br />
Sie möchten aber sicher noch wissen,<br />
was es denn nun mit dem Titel dieses<br />
Artikels auf sich hat, oder? Bis 2013 absolvierten<br />
Beraterinnen und Berater für<br />
Spitalhygiene die Höhere Fachausbildung<br />
in Infektionsprävention und Hygiene.<br />
Seitdem bietet H+-Bildung den<br />
Pflege alle Perspektiven<br />
www.pflegelaufbahn.ch<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
21
Pflegepraxis<br />
Menschen mit Demenz im Akutspital<br />
Herausforderndes Verhalten – wie<br />
Kommunikation helfen kann<br />
Eine Hospitalisation im Akutspital ist für Menschen mit Demenz ein stressvolles<br />
Lebensereignis. Zeitdruck und fehlende Kapazitäten beim Personal können zu<br />
belastenden Interaktionen führen. Wie eine einfühlsame und respektvolle, verbale<br />
und nonverbale Kommunikation helfen kann, zeigt der folgende Beitrag.<br />
Text: Gabi Schmid, Elke Steudter, Lukas Faessler, Antoinette Conca<br />
Für Menschen mit einer Demenzerkrankung<br />
stellt ein kritisches Lebensereignis<br />
wie ein Spitalaufenthalt eine grosse<br />
Herausforderung dar. Sie kann zu<br />
schwerwiegenden Einschränkungen<br />
ihrer psychischen und physischen Gesundheit<br />
führen. Hospitalisationen von<br />
Menschen mit Demenz treten häufig<br />
auf. So werden in Schweizer Akutspitälern<br />
jährlich rund 50000 Demenzerkrankte<br />
aufgrund anderer Diagnosen<br />
hospitalisiert (Gunti, 2014), und dies mit<br />
steigender Tendenz.<br />
In den Spitälern können die Menschen<br />
mit Demenz bisweilen nur unzureichend<br />
versorgt werden, da das Personal<br />
auf die Herausforderungen, die damit<br />
einhergehen, zu wenig vorbereitet ist.<br />
Denn die stationären diagnostischen,<br />
therapeutischen und pflegerischen<br />
Massnahmen sind vorrangig auf das<br />
akute Gesundheitsproblem von Erkrankten<br />
ohne Demenz ausgerichtet.<br />
Die hektische Spitalumgebung, verbunden<br />
mit den dynamischen Stationsabläufen<br />
sowie häufigem Personalwechsel<br />
und der damit verbundenen fehlenden<br />
Betreuungskontinuität wirken sich auf<br />
den Krankheitsverlauf von PatientInnen<br />
mit einer Demenzerkrankung nachteilig<br />
aus (BAG, 2016).<br />
Beeinträchtigte Kommunikation<br />
Besonders betroffen sind Menschen mit<br />
Demenz in ihrer Kommunikationsfähigkeit.<br />
So verschlechtert sich bei dieser<br />
Krankheit die Fähigkeit der kognitiven<br />
Informationsverarbeitung, was sich<br />
wiederum ungünstig auf die verbale<br />
Martin Glauser<br />
Die hektische Spitalumgebung und die dynamischen Stationsabläufe wirken sich auf<br />
den Krankheitsverlauf von PatientInnen mit einer Demenzerkrankung nachteilig aus.<br />
22 <strong>Krankenpflege</strong> Umso wichtiger | Soins ist eine infirmiers gute und | Cure effektive infermieristiche Kommunikation. 03 2021
Kommunikation auswirken kann. Die<br />
Beeinträchtigung Fähigkeite, Informationen<br />
aufzunehmen, sowie sich<br />
sprachlich auszudrücken, erschwert<br />
eine effektive Kommunikation. Während<br />
einer Hospitalisierung kann es<br />
ferner aufgrund der veränderten Umgebung,<br />
der ungewohnten Tagesstrukturen,<br />
der lauten und hektischen Arbeitsatmosphäre<br />
und dem Fehlen von<br />
vertrauten Bezugspersonen sowie der<br />
genannten eingeschränkten Informationsverarbeitungs-<br />
und Kommunikationsfähigkeit<br />
bei den Betroffenen zu<br />
herausforderndem Verhalten kommen<br />
(Alzheimer Schweiz, 2017). Um diesem<br />
Phänomen möglichst präventiv zu begegnen<br />
und damit das Wohlbefinden<br />
der Menschen mit Demenz möglichst<br />
zu erhalten und zu fördern, benötigen<br />
die Pflegenden im dynamischen Umfeld<br />
des Akutsettings geeignete Strategien,<br />
um die Kommunikation mit Betroffenen<br />
zu verbessern und angenehm zu gestalten<br />
(Bush, 2003).<br />
Diesem Thema widmete sich eine MAS-<br />
Abschlussarbeit im Studiengang Geriatric<br />
Care, die von der Erstautorin an der<br />
Careum Hochschule Gesundheit, Zürich,<br />
eingereicht wurde. Die Arbeit ging<br />
dabei der Frage nach, welche Merkmale<br />
die Kommunikation von Pflegenden im<br />
Akutspital mit demenzerkrankten Menschen<br />
aufweisen und welche Art von<br />
Kommunikation herausforderndes Verhalten<br />
mildern, verhindern oder umgekehrt<br />
gar provozieren kann.<br />
grund der praktischen Erfahrungen von<br />
Fachpersonen kritisch beleuchtet und<br />
diskutiert werden. Durch die Verbindung<br />
von Theorie und praktischem Nutzen<br />
kann die Pflegepraxis so nachhaltig<br />
von Forschungsergebnissen profitieren.<br />
Verbal-nonverbal kombinieren<br />
Die Ergebnisse der Forschung zeigen,<br />
dass eine gute und effektive Kommunikation<br />
zwischen Pflegepersonal und<br />
Menschen mit Demenz auf einem ähnlichen<br />
Kommunikationsstil beruht, wobei<br />
sich das Pflegepersonal in der verbalen<br />
Kommunikation den PatientInnen<br />
jeweils anpasst (z. B. durch eine einfache<br />
und deutliche Sprache oder im<br />
Rhythmus, in der Wortwahl, im Tonfall<br />
oder in der Komplexität der Informationen)<br />
(Christenson et al., 2011). Weiter<br />
zeigt sich, dass das Pflegepersonal im<br />
Wegen Überforderung<br />
und Unsicherheit spricht<br />
das Pflegepersonal<br />
weniger mit demenzerkrankten<br />
PatientInnen<br />
als mit anderen.<br />
Akutspital aufgrund von Überforderung<br />
und Unsicherheit weniger mit demenzerkrankten<br />
PatientInnen spricht, als<br />
dies bei Menschen ohne Demenz der<br />
Fall ist. Dabei besteht die Gefahr, dass<br />
deren Fähigkeiten verkannt werden und<br />
sich die Betroffenen isolieren. Zudem<br />
besteht ein Zusammenhang zwischen<br />
dem Gebrauch von bevormundender<br />
Sprache oder «Elternsprache» von Pflegepersonen<br />
auf der einen und einem<br />
ablehnenden Verhalten der PatientInnen<br />
mit Demenz auf der anderen Seite<br />
(Savundranayagam et al., 2007).<br />
Aber nicht nur die verbale Kommunikation<br />
ist wichtig. Verständigung findet<br />
auch über den emotionalen Gesichtsund<br />
Körperausdruck und die Stimme<br />
statt. Gerade Menschen mit Demenz<br />
reagieren auf diese nonverbalen Kom<br />
KOMMUNIKATION<br />
Fazit<br />
• Herausforderndes Verhalten<br />
kann als Mittel zur Kommunikation<br />
betrachtet werden.<br />
• Eine unangepasste Kommunikation<br />
der Pflegenden (z. B. schnelle Anweisungen,<br />
Zeitdruck, Überforderung<br />
der Betroffenen) kann herausforderndes<br />
Verhalten provozieren.<br />
• Durch eine einfühlsame, respektvolle<br />
verbale und nonverbale<br />
Kommunikation kann herausforderndes<br />
Verhalten von Menschen<br />
mit Demenz reduziert oder vermieden<br />
werden.<br />
Theorie praxistauglich machen<br />
Eine evidenzbasierte Praxis stützt sich<br />
stets auf pflegewissenschaftliche Erkenntnisse.<br />
Daher wurde die Frage<br />
nach der Kommunikation mit Menschen<br />
mit Demenz im Spital zunächst<br />
anhand aktueller Forschungsergebnisse<br />
bearbeitet. In den vergangenen Jahren<br />
wurden dazu zahlreiche Publikationen<br />
veröffentlicht. Dies liegt wahrscheinlich<br />
darin begründet, dass die Herausforderungen<br />
in der Pflege von Menschen mit<br />
Demenz im Spital stetig zunehmen (Eggenberger,<br />
Heimerl & Benne, 2013). Um<br />
pflegewissenschaftliche Ergebnisse jedoch<br />
erfolgreich in der Pflegepraxis zu<br />
implementieren, sollten sie stets auch<br />
auf ihre Praxistauglichkeit überprüft<br />
werden. Dies kann mit ExpertInnengesprächen<br />
realisiert werden, in denen die<br />
Forschungsergebnisse vor dem Hintermunikationsanteile<br />
sehr sensibel. Eine<br />
direktive nonverbale Kommunikation<br />
wird von den Betroffenen daher eher als<br />
bevormundend empfunden (Savundranayagam<br />
et al., 2007).<br />
Im Gegensatz dazu werden nonverbale<br />
Signale der Zuwendung von den Menschen<br />
mit Demenz als wohltuend und<br />
respektvoll erlebt. Auch taktile Reize<br />
wie Berührungen gehören dazu. Es<br />
zeigt sich, dass insbesondere taktile<br />
Reize, wie die respektvolle und sanfte<br />
Berührung, ein wesentlicher Bestandteil<br />
der nonverbalen Kommunikation<br />
mit demenzbetroffenen Menschen ist<br />
(Skovdahl et al., 2007). Dabei sollten die<br />
Anteile von verbaler und nonverbaler<br />
Kommunikation stets so abgestimmt<br />
sein, dass sie für die Menschen mit Demenz<br />
nicht als widersprüchlich empfunden<br />
werden. Denn nur ein kongruentes<br />
Zusammenspiel von verbaler und<br />
nonverbaler Kommunikation zwischen<br />
Pflegenden und Menschen mit Demenz<br />
führt zu einer effektiven Kommunikation<br />
(Savundranayagam et al., 2007;<br />
Skovdahl et al., 2007).<br />
Autorinnen und Autor<br />
Gabi Schmid, MAS FH Geriatric Care,<br />
Fachexpertin, Kantonsspital Aarau,<br />
gabi.schmid@ksa.ch<br />
Elke Steudter, Dr. phil., Pflegewissenschaftlerin,<br />
Careum Hochschule Gesundheit,<br />
Zürich<br />
Lukas Faessler Dr. phil., Fachabteilung<br />
Pflegeentwicklung, Kantonsspital Aarau<br />
Antoinette Conca, MNS, Leiterin<br />
Fachabteilung Pflegeentwicklung, Kantonsspital<br />
Aarau<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
23
Pflegepraxis<br />
iStock<br />
Herausforderndes Verhalten<br />
Eine gelungene Kommunikation ist aber<br />
mehr als sich nur zu verstehen. Bei<br />
Menschen mit Demenz hat sie weitgehende<br />
Auswirkungen. Wenden Pflegende<br />
beispielsweise eine affektive Kommunikation<br />
und die Elternsprache an,<br />
kann dies dazu führen, dass sich herausforderndes<br />
Verhalten verstärkt oder<br />
dadurch erst provoziert wird. Bedenkt<br />
man dies, überrascht es kaum, dass im<br />
Gegensatz dazu eine fürsorgliche und<br />
respektvolle Ausdrucksweise von Pflegenden<br />
mit weniger Widerstand von<br />
Menschen mit Demenz beantwortet<br />
wird und so Pflegehandlungen im Spitalalltag<br />
einfacher und für beide Seiten<br />
stressfreier umgesetzt werden können<br />
(Savundranayagam et al., 2007).<br />
Herausfordernde demenzbezogene Verhaltensweisen<br />
können aber nicht nur<br />
durch eine unangemessene Kommunikationsstrategie<br />
verursacht sein, sondern<br />
auch durch Schmerzerleben oder<br />
Unbehagen, das Bedürfnis nach sozialem<br />
Kontakt oder als Reaktion auf ein<br />
bestimmtes Verhalten von Pflegenden<br />
entstehen. Pflegende sind gut beraten,<br />
Situationen immer im Gesamten und<br />
verhaltensbezogen zu betrachten und<br />
sich zu fragen, was dem herausfordernden<br />
Verhalten der PatientInnen vorausgegangen<br />
ist. Denn bei Menschen mit<br />
Demenz zeigt sich, dass der Schlüssel<br />
zur Vermeidung oder Reduktion von<br />
herausforderndem Verhalten in einer<br />
personenzentrierten Kommunikation<br />
mit vorwiegend nonverbalen Elementen<br />
liegt (van der Kooij, 2011).<br />
Nur ein kongruentes Zusammenspiel von verbaler und nonverbaler Kommunikation zwischen<br />
Pflegenden und Menschen mit Demenz führt zu einer effektiven Kommunikation.<br />
Sich genügend Zeit nehmen<br />
Neben den bisherigen Aspekten ist es<br />
unabdingbar, dass sich Pflegende genügend<br />
Zeit für die Menschen mit Demenz<br />
im Spital nehmen. Denn es besteht ein<br />
Zusammenhang zwischen dem herausfordernden<br />
Verhalten der Betroffenen<br />
und dem Zeitdruck, der Routine im Tagesgeschäft<br />
sowie den unzureichenden<br />
interaktiven Kompetenzen von Pflegepersonen<br />
(Christenson et al., 2011). Studienergebnisse<br />
zeigen eindeutig, dass<br />
Menschen mit Demenz über zusätzliche<br />
Zeit verfügen sollten, um sich effektiv<br />
an einer Kommunikation beteiligen zu<br />
können (Bush, 2003).<br />
In der Pflegebeziehung ist es wichtig,<br />
dass eine Kommunikation mit personenzentrierter<br />
Haltung (z. B. angepasste<br />
Wortwahl und Sprachtempo) von den<br />
Betroffenen als unterstützend wahrgenommen<br />
wird. Zugleich beurteilen<br />
Menschen mit Demenz eine angepasste<br />
Sprache als kompetenter und respektvoller.<br />
Sprechen Pflegende gefühlvoll in<br />
Stimme und Ton, trägt dies dazu bei,<br />
dass Menschen mit Demenz bestehende<br />
Insbesondere taktile<br />
Reize, wie die respektvolle<br />
und sanfte Berührung,<br />
sind ein wesentlicher<br />
Bestandteil der nonverbalen<br />
Kommunikation.<br />
Widerstände eher abbauen und besser<br />
auf Pflegende zugehen können (Alzheimer<br />
Vereinigung Schweiz, 2020).<br />
All diese Elemente sind tragende Säulen<br />
in der Kommunikation mit Menschen<br />
mit Demenz, unabhängig davon, in welcher<br />
Institution sie gepflegt werden. In<br />
einem von demenzbetroffenen Menschen<br />
als hektisch und ungemütlich<br />
wahrgenommenen Setting eines Krankenhauses<br />
sind sie aber besonders<br />
wichtig.<br />
Die Praxis nachhaltig verbessern<br />
Den demenzbetroffenen Menschen im<br />
Akutspital stehen Pflegende mit unterschiedlichen<br />
persönlichen sowie fachlichen<br />
Kompetenzen gegenüber. Um einen<br />
breiten und anwendungsorientierten<br />
Zugang zu herausforderndem Verhalten<br />
von Menschen mit Demenz zu gewinnen,<br />
sollte mehr in die Weiterbildung<br />
und Förderung von Pflegepersonen zum<br />
Thema Demenz und deren Auswirkungen<br />
investiert werden (Alzheimer<br />
Schweiz, 2017).<br />
Ferner lassen sich im Umgang mit Menschen<br />
mit Demenz im Akutspital unterschiedliche<br />
praktische Empfehlungen<br />
aus den Forschungsergebnissen ableiten.<br />
Die Pflegebeziehung zwischen PatientInnen<br />
und Pflegepersonen sollte<br />
stets von Empathie, Respekt und Wertschätzung<br />
geprägt sein. Zugleich ist<br />
eine Kommunikation zu empfehlen, die<br />
sich durch ein Abstimmen des Pflegepersonals<br />
mit den demenzerkrankten<br />
PatientInnen in Wortwahl, Tonfall und<br />
Sprechtempo sowie nonverbalen Hinweisen<br />
kennzeichnet.<br />
PatientInnen mit Demenz geben den<br />
Handlungsspielraum vor und die Pflegenden<br />
sollten sich durch eine kongruente<br />
und personenzentrierte Kommunikation<br />
anpassen. Im Übrigen müsste<br />
den Menschen mit Demenz genügend<br />
Zeit zur Ausführung von Handlungen<br />
oder für Antworten und Reaktionen zur<br />
Verfügung stehen. Letztlich sollte das<br />
Pflegepersonal Ruhe vermitteln, Hektik<br />
vermeiden und sorgsam auf die eigene<br />
Ausdrucksweise achten.<br />
Das Literaturverzeichnis ist<br />
in der digitalen Ausgabe verfügbar<br />
oder erhältlich bei:<br />
gabi.schmid@ksa.ch<br />
24 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Inserate | Annonces | Annunci<br />
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Inserat_<strong>Krankenpflege</strong>_CAS_Soziale_Gero.indd 1 10.02.2021 18:36:29<br />
Nationale<br />
Demenzkonferenz<br />
29. April 2021 Online<br />
«Demenzprävention: Möglichkeiten und Grenzen»<br />
Erweitern Sie mit uns Ihr Wissen.<br />
Können wir Demenz verhindern?<br />
Wie lässt sich das Risiko mindern, an Alzheimer oder an einer anderen Demenzform<br />
zu erkranken? Was hat sich in der Behandlung von Demenzerkrankungen<br />
bewährt? Wo besteht Handlungsbedarf? Diesen und vielen Fragen mehr gehen<br />
ausgewiesene Expert*innen an der ersten Nationalen Demenzkonferenz nach.<br />
Referierende, Programm und Anmeldung unter: demenz-konferenz.ch<br />
© Hop’Toys<br />
Online-<br />
Infoanlass<br />
15.3.2021<br />
Jetzt weiterbilden.<br />
CAS Schmerzmanagement<br />
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Pain Nurse<br />
Start: 23.6.2021<br />
ost.ch/cas-schmerzmanagement
Covid-19<br />
Covid-19-Ausbruch im Pflegeheim<br />
Wir wollten, dass es schön ist,<br />
gerade in dieser Zeit ...<br />
Kurz vor dem ersten Advent passiert es: Eine Bewohnerin des Pflegeheims wird beim<br />
Spitaleintritt positiv auf Corona getestet. Für die Abteilung beginnt ein Alptraum.<br />
Eine Pflegefachfrau schildert die wohl traurigste Vorweihnachtszeit ihres Lebens.<br />
Text: Andrea Ibrahim<br />
Corona… Covid-19… diese Wörter sind<br />
allgegenwärtig und doch für viele so<br />
weit weg. Auch für uns war es so. Wir<br />
hatten die Hygieneregeln eingehalten,<br />
die im pflegerischen Bereich schon<br />
längst massiv strikter geworden waren.<br />
Alle Mitarbeitenden hatten kaum noch<br />
soziale Kontakte. Die Angst, man könnte<br />
etwas auf die Abteilung bringen, war<br />
davor schon sehr hoch – das war unser<br />
aller Albtraum.<br />
Dann kam der erste Advent und er<br />
bleibt allen unvergessen. Zwei Bewohner<br />
waren erkältet, leichte Symptome<br />
wie erhöhte Temperatur und Husten.<br />
Ich habe in unserem Covid-19-Ordner<br />
nachgeschaut und gemerkt, dass ich<br />
handeln muss. Anfangs fanden wir es<br />
noch etwas übertrieben – deswegen<br />
gleich eine Quarantäne einrichten? Es<br />
ist ja schliesslich Winter. Nun gut. Wir<br />
handelten nach bestem Wissen und Vorschrift.<br />
Die komplette Hilflosigkeit<br />
Zwei Tage vorher, also am Freitag, war<br />
eine Bewohnerin ins Spital gekommen<br />
(ohne Covid-19-Symptome!). Am Sonntag<br />
riefen wir an, um uns nach ihrem<br />
Allgemeinzustand zu erkundigen. Uns<br />
Photocase<br />
wurde am Telefon mitgeteilt, dass sie<br />
beim Eintritt positiv getestet worden<br />
sei. Das heisst, sie war schon positiv,<br />
bevor sie eingetreten war! Meiner Kollegin<br />
und mir entgleisten alle Gesichtszüge.<br />
COVID 19 POSITIV … wir waren<br />
im ersten Moment komplett überfordert<br />
und hilflos. Wir schauten unsere restlichen<br />
Bewohner an, die (coronakonform<br />
mit Abstand) beim Mittagessen waren.<br />
Ich musste es der Pflegedienstleitung<br />
melden. Es war Sonntag. Am Telefon<br />
fing ich an zu weinen und sagte ihr,<br />
dass sei mein schlimmster Albtraum.<br />
Auch sie wirkte kurz so, als ob ich ihr<br />
nichts Schlimmeres hätte sagen können.<br />
Sie sagte mir, wie wir für den Moment<br />
vorgehen sollen. Alle mussten in<br />
den Zimmern isoliert werden. Die Task<br />
Force werde sich gleich treffen und uns<br />
auf den neusten Stand bringen.<br />
Die Abteilung war mit Lichtern und den Coronaumständen entsprechend dekoriert. Denn die Weihnachtszeit<br />
wäre auch ohne Covid-Ausbruch für die Bewohnenden psychisch belastend gewesen.<br />
Weder besinnlich noch fröhlich<br />
Allen Mitarbeitenden, die zum Dienst<br />
kamen, sah man die Angst und die Panik<br />
an. Alle überlegten sich, ob sie es<br />
vielleicht hereingebracht hatten? Wie<br />
geht es jetzt weiter?<br />
Ich erhielt die Aufgabe, die Angehörigen<br />
über die Situation zu informieren.<br />
An diesem Tag habe ich dreizehn Stunden<br />
gearbeitet und hatte gerade Zeit,<br />
schnell eine Zigarette zu rauchen. Ich<br />
hatte viele verständnisvolle Angehörige<br />
am Telefon, die uns viel Kraft wünschten.<br />
Aber auch solche, die diesen Tag<br />
noch schwieriger machen und Schuldige<br />
suchten. Das ist teilwese verständlich,<br />
aber in diesem Moment war es<br />
einfach noch eine zusätzliche Belastung.<br />
Unsere Abteilung wurde dann<br />
komplett isoliert. Die Bewohnenden<br />
26 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
waren eigentlich alle sehr kooperativ,<br />
aber sie machten sich auch Sorgen. Sie<br />
konnten sich auch nicht vorstellen, was<br />
das alles bedeutet und wie es weiter<br />
geht. Als ich am Abend völlig erschöpft<br />
und mit meinen Nerven am Ende nach<br />
Hause kam, wartete mein trauriges kleines<br />
Kind auf mich. Ich hatte ihm nämlich<br />
versprochen gehabt, dass wir, wenn<br />
es dunkel ist, durch die Strassen spazieren,<br />
um die schönen Weihnachtslichter<br />
anzuschauen. Ich habe versucht ihm zu<br />
erklären, warum ich zu spät bin. Er<br />
meinte dann: «Wenn es den alten Menschen<br />
besser geht, wenn sie dich haben,<br />
Mami, dann können wir auch an einem<br />
anderen Tag die Lichter anschauen gehen.»<br />
Ich hatte wieder Tränen in den<br />
Augen, weil ich wusste, dass diese Adventszeit<br />
weder besinnlich noch fröhlich<br />
sein wird. Mir wurde klar, dass<br />
auch mein Kind auf mich verzichten<br />
muss. Ich liebe die Adventszeit. Auch<br />
unsere Abteilung hatten wir mit Lichtern<br />
und den «Corona-Umständen» entsprechend<br />
schön dekoriert. Einen Tag<br />
bevor alles angefangen hat. Wir wollten,<br />
dass es schön ist, gerade in dieser<br />
Zeit. Nun ja … es kam doch alles anders.<br />
Das Virus breitet sich aus<br />
Am nächsten Tag wurden alle Mitarbeitenden<br />
und Bewohnenden getestet. So<br />
versuchte man, Übersicht über die Lage<br />
zu bekommen. Dieses Gefühl, nicht zu<br />
wissen was uns erwartet … Die Geschichten,<br />
die man aus den Medien oder<br />
auch aus dem privaten Umfeld kennt,<br />
wurden immer greifbarer. Als wir am<br />
nächsten Tag die Testergebnisse erhielten,<br />
wurden gleich mehrere Mitarbeitende<br />
direkt in die Isolation geschickt.<br />
Auch Mitarbeitende, die symptomfrei<br />
waren, mussten 10 Tage zuhause bleiben,<br />
zum eigenen sowie zum Schutz der<br />
anderen. Mit massivem Aufwand mussten<br />
unsere Vorgesetzten die Ausfälle<br />
ersetzen. Auch Küche, Wäscherei, Reinigung<br />
und alle anderen hatten mehr<br />
Arbeit. Das Virus bleibt ja nicht brav auf<br />
der Abteilung. Danke allen, die uns irgendwie<br />
geholfen haben!<br />
Zu Beginn war es eine riesige Herausforderung,<br />
alle Mitarbeitenden zu instruieren,<br />
da wir uns vor jedem Zimmer<br />
komplett neu einkleiden mussten – einige<br />
Zimmer waren positiv, bei anderen<br />
galt Verdacht, oder es war unbekannt,<br />
da nicht getestet werden konnte oder<br />
der Bewohner es nicht wollte, oder negativ.<br />
All das brauchte Zeit, die wir anderswo<br />
einsparen mussten. Unser Ziel<br />
blieb immer, dass unsere Bewohner<br />
beschäftigt und abgeholt werden konnten,<br />
gerade in dieser schwierigen Situation.<br />
Denn die Weihnachtszeit und die<br />
fehlenden Kontakte sind auch psychisch<br />
belastend, was das Pflegepersonal auch<br />
noch abfangen musste, ebenso wie den<br />
Unmut und das Unverständnis über die<br />
Situation.<br />
Täglich meldeten sich mehr Mitarbeitende<br />
krank. Allen tat es unfassbar leid,<br />
denn sie wollten dem Team doch eine<br />
Hilfe sein. Die wenigen, die noch am<br />
arbeiten waren, wussten manchmal<br />
nicht mehr, was sie noch machen müssen<br />
und was sie schon erledigt hatten.<br />
Einmal konnte ich einen Mitarbeiter nur<br />
Wenn sie ihre positiv<br />
getestete Mutter ein<br />
letztes Mal sehen will,<br />
setzt sie die Gesundheit<br />
ihres Kindes aufs<br />
Spiel …<br />
noch nehmen, auf den Balkon bringen<br />
und ihm einfach sagen, dass er ruhig<br />
atmen soll. Wir würden das alles irgendwie<br />
gemeinsam schaffen, aber er<br />
müsse sich jetzt beruhigen. Wir fingen<br />
beide an zu weinen.<br />
Bei jedem Telefon bricht das Herz<br />
Immer wieder wurden Bewohner getestet,<br />
da sie doch Symptome bekommen<br />
hatten. Bei jedem positiv Getesteten<br />
musste ein Notfallplan erstellt werden.<br />
Angehörige und Bewohner mussten<br />
sich überlegen, was sie im Falle einer<br />
massiven Verschlechterung wollen. Viele<br />
Angehörige mochten mit ihren Liebsten<br />
nicht darüber reden – das könne<br />
man doch besprechen, wenn es soweit<br />
ist … Nein, kann man leider nicht, da es<br />
innerhalb weniger Stunden zu massiven<br />
Verschlechterungen kommen kann<br />
und dann möchten wir die Entscheidung<br />
so treffen, wie es vom Bewohner<br />
gewünscht wird. Glauben Sie mir, ich<br />
habe mir die Gespräche zur Weihnachtszeit<br />
auch anders vorgestellt. Jedes<br />
einzelne Telefonat hat mir das Herz<br />
gebrochen.<br />
Die ganze Abteilung positiv<br />
Ich musste Bewohnenden hoch und heilig<br />
versprechen, dass wir alles in unserer<br />
Macht Stehende tun, damit ihnen<br />
das Sterben erleichtert wird und sie<br />
nicht leiden müssen. Dass sie hier bei<br />
uns in ihrem letzten Zuhause sterben<br />
dürfen, mit Menschen an ihrer Seite, die<br />
sie kennen und denen sie vertrauen.<br />
Nach und nach war die ganze Abteilung<br />
positiv. Wenigstens wurde der organisatorische<br />
Aufwand etwas geringer, da<br />
wir uns nicht mehr bei jedem Zimmer<br />
neu einkleiden mussten. Täglich riefen<br />
von den 30 Bewohnenden die Angehörigen<br />
mindestens einmal, manche zweimal<br />
an. Sie erkundigen sich über den<br />
Allgemeinzustand ihrer Liebsten. Es<br />
war ein wahnsinniger Mehraufwand<br />
für uns, aber natürlich völlig verständlich<br />
und nachvollziehbar. Oft gaben uns<br />
diese Gespräch auch Kraft. Die liebevollen<br />
Worte und das Verständnis sowie<br />
die Dankbarkeit der Angehörigen uns<br />
und unserem Beruf gegenüber.<br />
Wie professionell bleiben?<br />
Doch dann fing der Horror erst richtig<br />
an. Nach gut 10 Tagen arbeitete noch<br />
eine Handvoll der Mitarbeitenden aus<br />
dem Stammteam. Einige konnten durch<br />
temporäre Mitarbeitende oder Personal<br />
aus anderen Abteilungen ersetzt werden.<br />
Das hiess jedoch auch, dass täglich<br />
alle wieder auf den neusten Stand gebracht<br />
werden mussten. Man muss sich<br />
auf diese «Fremden» verlassen können.<br />
Auch die Bewohnenden mussten einfach<br />
vertrauen. Der Allgemeinzustand<br />
von positiv getesteten Bewohnenden<br />
wurde Schlag auf Schlag schlechter. In<br />
dieser Situation hätten Angehörige natürlich<br />
kommen dürfen, um sich doch<br />
noch von ihren Liebsten zu verabschieden.<br />
Es war uns sehr wichtig, das jedem<br />
Einzelnen zu ermöglichen. Aber auch<br />
das bedeutete für uns Pflegende Mehraufwand,<br />
da jeder Angehörige von uns<br />
ein- und wieder ausgekleidet werden<br />
musste. Als ich eine Tochter angerufen<br />
habe, um sie über den rasant schlechter<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
27
Covid-19<br />
Photocase<br />
Die «Belohnung» für den Einsatz waren Weihnachtstage alleine im Zimmer – isoliert von Kind und Familie.<br />
werdenden Zustand ihrer Mutter zu informieren,<br />
erfuhr ich so viel Schmerz.<br />
Sie wollte zu ihrer Mutter! Natürlich<br />
wollte sie das, ihr beistehen und sich<br />
für die Liebe bedanken, die sie ihr ganzes<br />
Leben erhalten hat. Ihr in den<br />
schwersten Stunden noch einmal beistehen.<br />
Doch wie kann sie das verantworten?<br />
Ihr eigenes Kind hat eine körperliche<br />
Beeinträchtigung. Wenn sie<br />
sich also diesem Risiko aussetzt und<br />
ihre positiv getestete Mutter ein letztes<br />
Die meisten wussten<br />
nach der Isolation noch<br />
nicht, dass ihre Tischnachbarn,<br />
Jasskollegen<br />
oder andere Freunde<br />
nicht mehr da sind.<br />
Mal sehen will, setzt sie die Gesundheit<br />
ihres Kindes aufs Spiel … Wie soll man<br />
in dieser Situation das Richtige tun?<br />
Und das alles in der Weihnachtszeit, wo<br />
die Familie noch wichtiger erscheint.<br />
Wir weinten zusammen am Telefon.<br />
Wie kann ich in einer solchen Situation<br />
professionell bleiben?<br />
Einen Tag später kam ein Mitarbeiter<br />
unseres Transportdiensts. Sie hatten<br />
Aufgaben übernommen, die ausserhalb<br />
unserer Abteilung laufen müssen, Botengänge<br />
und ähnliches. Dieser Brief sei<br />
wohl sehr wichtig, meinte er. Gespannt<br />
öffnete ich ihn. Er war von der Tochter,<br />
die sich hatte entscheiden müssen. Sie<br />
hatte uns einen so liebevollen und<br />
dankbaren Brief geschrieben. Uns allen<br />
kamen die Tränen. Sie bat uns, ihrer<br />
Mutter einen letzten Brief von ihr vorzulesen<br />
und einen Ring mitzugeben.<br />
Ich ging direkt zu ihrer Mutter. Mit Tränen<br />
in den Augen stand ich am Bett und<br />
versuchte die Fassung nicht zu verlieren.<br />
Was habe ich doch für einen elenden<br />
und doch so wichtigen Job. Als ich<br />
ihr die Zeilen ihrer Tochter vorgelesen<br />
hatte, merkte ich, wie sie ruhiger atmete.<br />
Ich hielt ihre Hand. Ich hatte ihr<br />
noch den Ring angezogen, der so wichtig<br />
gewesen war, früher, als die Welt<br />
noch in Ordnung war … Kurze Zeit später<br />
durfte sie friedlich und mit den Worten<br />
ihrer Tochter einschlafen.<br />
Und so ging es weiter … Jede Minute,<br />
die wir nicht verplant hatten, setzten<br />
wir uns zu den Menschen, die nicht allein<br />
sein wollten in ihren letzten Stunden.<br />
Es war uns wichtig, sie so gut wir<br />
können, zu begleiten. Aber es bedeutet<br />
auch eine grosse seelische Belastung.<br />
Der Tod gehört zu unserer Arbeit dazu,<br />
aber das, was wir gerade erleben müssen,<br />
ist nur schrecklich und kaum in<br />
Worte zu fassen. Jeden Morgen hatten<br />
wir ein mulmiges Gefühl. Wem geht es<br />
heute schlecht? Sind noch alle da? Einige<br />
in unserem Team konnten es kaum<br />
ertragen, dass wir innerhalb von so kurzer<br />
Zeit so viele Menschen verlieren, die<br />
auch wir mochten. Denn auch wir haben<br />
eine Beziehung mit unseren Bewohnern.<br />
Innerhalb weniger Stunden<br />
waren sie so geschwächt und wir konnten<br />
ihnen nur die Schmerzen und die<br />
Angst etwas erleichtern. Auf der Abteilung<br />
sah es aus wie im Krieg. Jeder einzelne<br />
gab alles, jeder hatte Verständnis<br />
für den anderen.<br />
Bald konnten die ersten Bewohner aus<br />
der Isolation. Die meisten wussten noch<br />
nicht, dass ihre Tischnachbarn, Jasskollegen<br />
oder andere Freunde nicht mehr<br />
da sind. Es musste schrecklich für sie<br />
sein. Nach fast vier Wochen in Isolation<br />
hatte sich unsere ganze Welt verändert.<br />
Erst jetzt konnten wir zusammen richtig<br />
trauern, davor mussten wir einfach<br />
funktionieren.<br />
Weihnachten in Isolation<br />
Als die ersten Mitarbeitenden wieder<br />
aus der Isolation zurück zur Arbeit gekommen<br />
waren, hat es mich auch erwischt.<br />
Ich musste Zuhause bleiben. Es<br />
war schrecklich für mich. Weihnachten<br />
verbrachte ich in Isolation. Was für eine<br />
Ironie. Menschen, die sich jeden Tag<br />
dem Risiko aussetzen, sich und ihre<br />
geliebten Menschen anzustecken, müssen<br />
die Weihnachtstage alleine in einem<br />
Zimmer verbringen.<br />
Ich war so wütend. Ich wünschte jedem<br />
einzelnen, der den Ernst der Lage noch<br />
nicht verstanden hat, «schöne Weihnachten»<br />
und hoffe, sie haben die Zeit<br />
mit ihrer Familie genossen. Wer weiss,<br />
ob sie sich dank ihrer Ignoranz und ihrem<br />
Egoismus nicht schon infiziert haben.<br />
Wir werden es sehen, zumindest<br />
das Pflegepersonal und all jene, die sich<br />
danach darum kümmern dürfen oder<br />
müssen.<br />
Passt auf euch auf und haltet euch an<br />
die Regeln … Wir alle danken es euch!<br />
Autorin<br />
Andrea Ibrahim arbeitet als Pflegefachfrau<br />
in einem Pflegeheim.<br />
28 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
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Covid-19<br />
Schulung zur Unterstützung des spezialisierten IPS-Personals während der Covid-Pandemie<br />
Gut vorbereitet für den Einsatz<br />
auf der Intensivstation<br />
Um das spezialisierte Pflegefachpersonal auf den Intensivstationen während der<br />
Pandemie besser unterstützen zu können, entwickelten die Tessiner Spitäler (EOC) eine<br />
siebentägige modulare Fortbildung für Pflegefachpersonen aus anderen Abteilungen.<br />
Text: Cristina Sommacal Boggini, Annalisa Speziali, Paola Bertoletti<br />
EOC<br />
Auf der einen Seite: Die Notwendigkeit,<br />
die Teams in den Intensivpflegestationen<br />
zu verstärken, damit die von der<br />
Pandemie diktierte Arbeitsbelastung<br />
bewältig werden kann. Auf der anderen<br />
Seite: Pflegefachpersonen die Möglichkeit<br />
geben, sich beruflich weiterzuentwickeln.<br />
Diese beiden Aspekte unter<br />
einen Hut zu bringen, das gelang in den<br />
EOC mit einer siebentägigen Schulung.<br />
Gleichzeitig taten sich neue Horizonte<br />
von Kompetenzen, Interessen, Zusammenarbeit<br />
und Solidarität auf.<br />
«Die Frage überfordert mich»<br />
Spital Bellinzona, Orthopädie, 12. Februar<br />
2020. Das Telefon klingelt ... «Hallo<br />
Sara, hier ist Eleonora, deine Abteilungsleiterin.<br />
Was würdest du davon halten,<br />
ab morgen in der Intensivmedizin im<br />
Spital Locarno zu arbeiten? Die Zahl der<br />
Covid-Patienten, die Intensivpflege benötigen,<br />
steigt ständig und wir müssen vier<br />
weitere Intensivstationen eröffnen.»<br />
Langes Schweigen, dann die Antwort:<br />
«Aber ich habe noch nie auf der Intensiv<br />
gearbeitet. Ich bin seit Jahren in der Orthopädie.<br />
Ich weiß nicht, ob ich das<br />
kann. Deine Frage überfordert mich. Ich<br />
habe doch diese Kompetenzen nicht. Die<br />
Vorstellung macht mir Angst …» ¹<br />
Einen solchen Anruf erhielten viele Pflegefachpersonen<br />
des Ente Ospedaliero<br />
Cantonale (EOC), als Covid-19 im Februar<br />
im Tessin ankam. Und alle haben reagiert.<br />
Sie haben es geschafft, sehr widersprüchliche<br />
Gefühle zu überwinden.<br />
Positive wie Neugier, Interesse und Solidarität,<br />
aber auch negative wie Angst,<br />
Besorgnis, Frust und Müdigkeit, verursacht<br />
durch schlaflose Nächte, die sie mit<br />
dem Gedanken an diese Abteilungen<br />
verbrachten, wo derart anspruchsvolle<br />
und komplexe Patienten gepflegt werden.<br />
Im siebentägigen Kurs wurden Pflegefachpersonen<br />
ohne IPS-Spezialisierung darauf vorbereitet, bei Bedarf<br />
auf der Covid-Intensivstation auszuhelfen.<br />
Trügerische Ruhe vor dem Sturm<br />
Dann kam der Sommer. Alle versuchten<br />
zu vergessen, Distanz zu gewinnen, das<br />
Erlebte zu verarbeiten und wieder eine<br />
gewisse Normalität herzustellen. Diese<br />
wurde jedoch schon bald durchkreuzt,<br />
als sich im September die zweite Welle<br />
ankündigte: langsamer, dafür hartnäckiger,<br />
unnachgiebig, unaufhaltsam, trügerisch.<br />
Eine zweite Welle, die keine Atempausen<br />
mehr zuliess und nach und nach<br />
das gesamte Personal erschöpfte.<br />
So mussten andere Mittel gefunden<br />
werden, um damit umzugehen: Die<br />
Erfahrungen, die im Frühling gemacht<br />
worden war, mussten noch einmal<br />
durchgegangen werden, um nicht die<br />
gleichen Fehler zu wiederholen. Die Umfragen<br />
bei den Mitarbeitenden zu ihren<br />
Bedürfnissen wurden noch einmal gelesen<br />
und analysiert. Und man schaute,<br />
wie die KollegInnen jenseits der Alpen<br />
mit der Situation umgehen ².<br />
30 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Eine der Schwierigkeiten, die die Pflegefachleute<br />
ohne spezifische Kenntnisse<br />
im kritischen Bereich geäussert hatten,<br />
war, dass sie über Nacht in einen<br />
Bereich mit hochkomplexen Intensivpatienten<br />
katapultiert worden waren. Man<br />
kann sich vorstellen, wie gross ihre<br />
fachlichen Befürchtungen und emotionalen<br />
Bedenken gewesen waren!<br />
Die Intensivpflegefachpersonen und die<br />
Stationsleitungen hatten ebenfalls über<br />
Schwierigkeiten berichtet: Sie mussten<br />
im Frühling plötzlich mit einem neuen<br />
Mix von Pflegefachpersonen arbeiten:<br />
Zu den Expert Innen Intensivpflege und<br />
den Studierenden im NDS Intensivpflege<br />
waren Pflegefachpersonen von Bettenstationen,<br />
aus der Rehabilitation<br />
oder der Anästhesiepflege, oder Pflegefachleute<br />
gekommen, die seit Jahren<br />
nicht mehr in der Praxis gearbeitet hatten,<br />
und das, um diese extrem komplexen<br />
Patienten zu behandeln.<br />
In wenigen Wochen konzipiert<br />
Dank der Zusammenarbeit von EOC-<br />
Pflegedirektorin Annette Biegger, die<br />
Anfang Oktober die Notwendigkeit dafür<br />
erkannt hatte, und Professor Paolo<br />
Merlani, dem Leiter der Intensivmedizin,<br />
wurde in nur wenigen Wochen eine<br />
Schulung für die Pflegefachpersonen<br />
konzipiert, ausgerollt und umgesetzt,<br />
um sie zu befähigen, auf der IPS auszuhelfen.<br />
Das Ziel der Schulung war von<br />
Anfang an klar: Bis am 31. Dezember<br />
sollen 30 Pflegefachpersonen ohne Spezialisierung<br />
die Grundlagen und wesentlichen<br />
Fähigkeiten vermittelt werden,<br />
damit sie die spezialisierten IPS-Pflegeteams<br />
in einem medizinischen Notfallkontext<br />
unterstützen und eine sichere<br />
und hochwertige Pflege von hoher Komplexität<br />
gewährleisten können.<br />
Ebenso klar war, und das wurde auch<br />
auf allen Hierarchiestufen immer wieder<br />
betont: Die aushelfenden Pflegefachpersonen<br />
sollen nicht die Verantwortung<br />
für die Pflege der IPS-Patienten<br />
übernehmen. Diese sollte weiterhin bei<br />
Pflegefachpersonen mit einem Nachdiplom<br />
in Intensivpflege liegen.<br />
Der Kurs sah eine modulare Schulung<br />
vor, die insgesamt 52 Stunden umfasste.<br />
Die Schulung fand im November und<br />
Dezember statt: Das erste Modul bestand<br />
aus zwei Tagen Theorie (im CESI-<br />
Simulationszentrum in Lugano) und<br />
einem Tag Praktikum auf einer IPS des<br />
EOC, bei dem die Grundprinzipien und<br />
die Überwachung von kritischen Patienten<br />
vermittelt wurden. Das zweite<br />
Modul umfasste zwei Tage Theorie und<br />
zwei Tage Praktikum, und befasste sich<br />
mit diagnostischen, technischen und<br />
prozeduralen Aspekten beim kritischen<br />
Patienten mit kovidianem Atemversagen,<br />
Behandlungen zur Unterstützung<br />
der Atmung, Pflege und Assistenz sowie<br />
mit allgemeinen Grundlagen. Zur Unterstützung<br />
in den Praktikumstagen<br />
wurde ein Orientierungsleitfaden verteilt,<br />
der die zu erwartenden Themen<br />
umriss. Dazu kam ein Taschenvademecum<br />
mit Übersichtskarten über die behandelten<br />
Konzepte. Auf einer Moodle-<br />
Plattform wurde grundlegendes und<br />
vertiefendes Material zur Verfügung<br />
gestellt. Diese Plattform wurde auch für<br />
die Auswertung der gewonnenen Erkenntnisse<br />
genutzt. Die Fähigkeiten<br />
und Kompetenzen wurden von Expert-<br />
Innen Intensivpflege entwickelt und<br />
bewertet, die die Pflegefachleute aus der<br />
allgemeinen Pflege unterstützten, begleiteten<br />
und mit ihnen arbeiteten.<br />
Das Projekt erforderte den Einsatz aller<br />
IPS-Mitarbeitenden vor Ort. Zunächst<br />
ging es darum, ihre Bedürfnisse zu analysieren,<br />
um ein darauf abgestimmtes<br />
Training zu entwickeln und dann für<br />
den Unterricht im Klassenzimmer zu<br />
konzipieren. Aufgebaut, koordiniert<br />
und durchgeführt wurde es vom EOCinternen<br />
Schulungsteam (EOFORM), in<br />
Zusammenarbeit mit den IPS-PraxisausbildnerInnen<br />
und einem Intensivmediziner.<br />
Die IPS-Teams brauchte es<br />
auch für die Begleitung während der<br />
Praktika und als Unterstützung beim<br />
Umgang mit dem Material, das vor allem<br />
in den Simulationen zur Anwendung<br />
kam.<br />
Der Einsatz verschiedener Lernmethoden<br />
in der Schulung ermöglichte die<br />
Entwicklung der notwendigen Fähigkeiten,<br />
um in Notfallsituationen unter<br />
hoher Arbeitsbelastung zu handeln. So<br />
konnten die Kompetenzen des Kollektivs<br />
gestärkt und gleichzeitig die Sicherheit<br />
der Behandlungsabläufe und des<br />
Pflegepersonals gewährleistet werden.<br />
Dank des Kurses wurden sich die Pflegefachpersonen<br />
ihrer Verantwortung<br />
und der Grenzen ihrer Autonomie bewusster.<br />
Zudem wurde ihre Fähigkeit<br />
gestärkt, die eigene Arbeit kritisch zu<br />
bewerten.<br />
Positives Echo von allen<br />
Die Teilnehmenden bewerteten den<br />
Kurs mit 5,72 auf einer Skala von 1 – 6.<br />
Auch die Wortrückmeldungen waren<br />
äusserst positiv. Der Kurs wurde mit<br />
Begeisterung erlebt und war darüber<br />
hinaus eine Quelle für die persönliche<br />
und berufliche Motivation.<br />
Positive und lobende Kommentare kamen<br />
auch von den IPS-Pflegefachpersonen,<br />
die mit den Personen arbeiten, die<br />
den Kurs absolviert haben.<br />
Abschliessend kann man festhalten,<br />
dass die Stärken des Projekts von drei<br />
Elementen abhingen, die zusammenkamen:<br />
Die betriebliche Notwendigkeit,<br />
eine Pandemie durch die Aufstockung<br />
der IPS-Betten zu bewältigen, der<br />
Wunsch der Teilnehmenden, sich weiterzubilden,<br />
sowie der Enthusiasmus<br />
aller Beteiligten.<br />
Spital Bellinzona, Orthopädie, 15. Dezember<br />
2020. Einige Tage nach dem<br />
Kurs schreibt eine Teilnehmerin an ihre<br />
Vorgesetzte:<br />
«Liebe Eleonora, danke, dass du mir die<br />
Möglichkeit gegeben hast, den Kurs zu<br />
besuchen. Ich fühle mich gestärkt, motiviert<br />
und bin bereit, auf der Intensivstation<br />
auszuhelfen. Ich bin jederzeit verfügbar<br />
und hoffe, dass es bald so weit<br />
ist, damit ich das Gelernte in der Praxis<br />
umsetzen kann. Vielen Dank! Sara» ¹.<br />
¹ Reale Episoden, Namen und Ort geändert<br />
² Z-INA Kursangebot für interessierte Spitäler<br />
(vier Tage Theorie, fünf Tage Praktikum)<br />
Autorinnen<br />
Cristina Sommacal Boggini Leiterin<br />
Intensivabteilung Regionalspital Bellinzona,<br />
Koordinatorin Pflege Intensivmedizin<br />
EOC<br />
Annalisa Speziali Ausbildnerin EO-<br />
FORM am Standort Lugano, dipl. Expertin<br />
Intensivpflege NDS<br />
Paola Bertoletti Stellvertretende<br />
Leiterin EOFORM, Verantwortlich Bildung<br />
Pflege EOC.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
31
Free4Students<br />
Pflegefachfrau werden, trotz grossen Hindernissen<br />
«Mein letztes Theoriemodul<br />
beendete ich im Spital»<br />
Julie Wuillemin war kurz vor dem Abschluss des Studiums, als ein schwerer Unfall<br />
ihr Leben auf den Kopf stellte. Trotz mehreren Spitalaufenthalten und der Tatsache,<br />
dass sie nun im Rollstuhl sitzt, hat sie abgeschlossen und arbeitet nun in der<br />
häuslichen Pflege.<br />
Interview: Alexandra Breaud<br />
<strong>Krankenpflege</strong> : Warum haben Sie<br />
sich entschlossen, Pflegefachfrau zu<br />
werden?<br />
Julie Wuillemin: Ganz einfach: Ich wollte<br />
anderen helfen, und der medizinische<br />
Aspekt hat mich immer interessiert. Für<br />
die Zukunft möchte ich mich in Richtung<br />
Praxisausbildnerin weiterentwickeln,<br />
dort wo ich aktuell arbeite. Ich brauche<br />
aber noch Praxis.<br />
Sie hatten 2018, gegen Ende Ihrer<br />
Ausbildung, einen schweren Motorradunfall<br />
und sind nun im Rollstuhl.<br />
Ja, das stimmt.<br />
Sie wollten Ihre Ausbildung aber<br />
trotzdem abschliessen und als Pflegefachfrau<br />
arbeiten.<br />
Ich musste nur noch ein Praktikum<br />
machen und ein theoretisches Modul.<br />
Ich wollte meinen Bachelor so schnell<br />
wie möglich abschliessen, aber das war<br />
nicht so einfach. Ich erlitt Komplikationen<br />
und musste mehrmals ins Spital.<br />
Pflegefachfrau<br />
im Rollstuhl:<br />
Julie Wuillemin<br />
Trivial mass/Fondation La Source<br />
Wie haben sie es geschafft?<br />
Sobald ich die Möglichkeit hatte, machte<br />
ich mein viermonatiges Praktikum mit<br />
einem reduzierten Pensum beim Spitexbetrieb<br />
MSG Soins in Chailly-Montreux.<br />
Mein letztes Modul musste ich im<br />
Spital fertig machen, da ich<br />
nach einer Opera tion eine<br />
Entzündung in der Wirbelsäule<br />
hatte. Glücklicherweise<br />
ist am<br />
Schluss alles gut<br />
ausgegangen!<br />
Was waren<br />
die grössten<br />
Herausforderungen,<br />
damit<br />
Sie Ihre<br />
Ausbildung<br />
abschliessen<br />
konnten?<br />
Etwas was ich<br />
unbedingt erwähnen<br />
möchte,<br />
ist die riesige Unterstützung<br />
von meinem<br />
Liebsten, meiner<br />
Familie und meinen<br />
Freunden. Sie waren immer<br />
für mich da und haben mich in<br />
meinen Zielen unterstützt. Anders sah<br />
es jedoch mit administrativen Angelegenheiten<br />
und mit den Versicherungen<br />
aus. Ich wurde auch von meinen Chefinnen<br />
sehr unterstützt, die nun seit acht<br />
Jahren meine Freundinnen sind und die<br />
immer an mich geglaubt haben. Eine<br />
Challenge war, alles unter einen Hut zu<br />
bringen, meine Pflege, die Termine im<br />
Spital, die Physiotherapie. Dazu kommen<br />
die Schmerzen, die Fatigue, denn<br />
ich schlafe sehr wenig und meine Nächte<br />
sind manchmal sehr lang.<br />
Hat es Ihnen geholfen, dass Sie Pflege<br />
studierten?<br />
Nicht wirklich. Wir hatten Paraplegie im<br />
Studium nie als Thema, auch nicht das<br />
Schädeltrauma oder die Probleme mit<br />
den Händen … Das Schmerzmanagement<br />
ist eine ganz andere Sache, wenn<br />
man selber betroffen ist. Es war für<br />
mich völlig unbekanntes Terrain und ich<br />
habe meine Situation negiert. Ich glaube,<br />
ich war eine Patientin wie alle anderen<br />
auch.<br />
Hat umgekehrt die Tatsache, dass<br />
Sie selber Patientin waren, Ihre pflegerische<br />
Praxis verändert?<br />
Ja, es hat meine Sichtweise verändert.<br />
Ich wurde sensibler, was die Schmerzen<br />
der anderen betrifft, die Schlafstörungen,<br />
die verschiedenen Formen von<br />
Trauer um Dinge im Leben, die Unsicherheit<br />
… Eventuell habe ich einen<br />
«Vorteil», was neurogene oder chronische<br />
Schmerzen betrifft. Die Patienten<br />
fühlen sich von mir vielleicht besser verstanden.<br />
Ich kenne auch die Situation,<br />
wie es ist, wenn einige Sachen funktio-<br />
32 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
KOLUMNE<br />
Lasst uns darüber reden<br />
nieren und andere nicht, das ist unter<br />
Umständen hilfreich.<br />
Wie waren Ihre Beziehungen zu den<br />
Gesundheitsfachpersonen nach Ihrem<br />
Unfall? Hätten Sie sich gewünscht,<br />
dass sie anders handeln?<br />
Bei ziemlich vielen Gelegenheiten. Das<br />
war besonders oft bei Ärzten der Fall:<br />
Ich habe gelernt, dass man sofort die<br />
Flucht ergreifen sollte, wenn einem<br />
jemand von einer wundersamen Möglichkeit<br />
erzählt, dank der alles geheilt<br />
werden kann! In anderen Situationen hat<br />
man meine Schmerzen banalisiert und<br />
ich konnte nichts dazu sagen. Das ist<br />
genau das Gegenteil von dem, was ich<br />
für meine Patienten möchte.<br />
Sie arbeiten in der häuslichen Pflege in<br />
der Nähe von Montreux. Mussten für<br />
Sie als Rollstuhlfahrerin Anpassungen<br />
gemacht werden?<br />
Die Patientinnen und Patienten, die ich<br />
pflege, sind ebenfalls im Rollstuhl, die<br />
Wohnungen sind also angepasst. Rückblickend<br />
ist aber klar, dass das Team,<br />
mit dem ich arbeite, und ich selber, sehr<br />
kreativ sein mussten, um meine Stelle<br />
bestmöglich zu gestalten. Die Patienten<br />
müssen selbstständiger sein, wenn ich<br />
diejenige bin, die die Pflege macht, aber<br />
wir haben immer Lösungen gefunden.<br />
Das mag ein wenig überraschen, aber<br />
wenn man keine andere Wahl hat, ist<br />
Kreativität extrem hilfreich!<br />
Was lieben Sie heute an ihrer Arbeit?<br />
Die Arbeit im Team und natürlich zu<br />
sehen, wenn es einem Patienten, einer<br />
Patientin besser geht. Wenn ich dazu<br />
einen Beitrag leisten konnte, bin ich<br />
schon zufrieden.<br />
Julie Wuillemin erhielt in Anerkennung<br />
ihrer Kraft und ihres Durchhaltewillens<br />
den Studie rendenpreis der Vereinigung der<br />
Pflegefachpersonen der Fachhochschule<br />
La Source.<br />
www.sbk-asi.ch/free4students<br />
www.swissnursingstudents.ch<br />
Leandra Kissling<br />
arbeitet als diplomierte<br />
Pflegefachfrau HF in<br />
einem Akutspital.<br />
Diese Kolumne wiederspiegelt<br />
ihre persönliche<br />
Meinung rund um den<br />
Pflegeberuf und das<br />
Gesundheitswesen im<br />
Allgemeinen.<br />
Ich bin als weisse Frau in einem Land mit überwiegend<br />
weisser Bevölkerung aufgewachsen. Wenn ich an mein<br />
Team und an die Ärzte denke, mit denen ich arbeite, kommen<br />
mir spontan nur ganz wenige afroamerikanische<br />
Gesundheitsfachpersonen in den Sinn. Natürlich betreuen<br />
wir Patienten dieser Ethnie, doch sie bilden eine absolute<br />
Minderheit. Ich weiss nicht, wie sich diese Menschen fühlen,<br />
wenn sie im Spital fast ausschliesslich von weissen<br />
Menschen umgeben sind, die ihre Probleme und Krankheiten<br />
nur teilweise verstehen. Ich kann mich noch gut erinnern,<br />
als ich nach einer Sportstunde den Trainingsraum<br />
verlassen wollte und eine grosse Gruppe Afroamerikaner<br />
ihn für die nächste Veranstaltung betrat. Plötzlich fühlte<br />
ich mich als weisse Frau «deplatziert». Vielleicht fühlen<br />
sich afroamerikanische Patienten im Spital auch so.<br />
Natürlich müssen wir Pflegefachpersonen alle Patienten<br />
gleich behandeln. Das heisst jedoch nicht, dass wir uns<br />
nicht für ihre spezifischen Einzigartigkeiten interessieren<br />
sollten. Wir behandeln Kleinkinder und Senioren ja auch<br />
nicht gleich und verordnen ihnen nicht die gleichen Therapien.<br />
Die gezielte Berücksichtigung der Ethnie unserer<br />
Patienten wie auch anderer relevanter Aspekte ihrer<br />
Lebensgeschichte gehört für mich in der professionellen<br />
Pflege schlicht dazu. Zudem haben Studien klar bewiesen,<br />
dass Patienten afroamerikanischer Herkunft an anderen<br />
Erkrankungen leiden als europäische Patienten. Sie<br />
reagieren anders auf gewisse Medikamente und Zusatzstoffe.<br />
In der pflegerischen Grundausbildung haben wir<br />
diese wichtige Thematik nicht einmal behandelt. Obwohl<br />
wir uns das nicht gerne eingestehen: Auch bei uns in der<br />
Schweiz sind afroamerikanische Menschen benachteiligt.<br />
Im Gesundheitswesen beginnt die Benachteiligung dort, wo<br />
wir ihnen kaum öffentliche Studien und keinen Unterrichtsblock<br />
widmen. Ich wünsche mir, dass im Gesundheits -<br />
wesen künftig offen über verschiedene Ethnien gesprochen<br />
wird. Dann müsste ich auch nicht mehr so verzweifelt nach<br />
Worten suchen wie heute, als ich diese Kolumne schrieb.<br />
Profitiere von der<br />
Gratismitgliedschaft für<br />
Studierende bei SNS und SBK!<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
33
Im Gespräch<br />
mit Katja Blaser<br />
«Wir müssen mehr<br />
Berufsstolz zeigen»<br />
Vor 200 Jahren wurde Florence Nightingale geboren.<br />
Sie gilt als Begründerin der modernen <strong>Krankenpflege</strong>.<br />
Wie sehen ihre Nachfolgerinnen den Beruf? Vor welchen<br />
Herausforderungen stehen sie? Wir haben fünf Mitarbeiterinnen<br />
der Lindenhofgruppe gefragt.<br />
Heute: Katja Blaser, dipl. Pflegefachfrau in<br />
Weiterbildung zum Bachelor of Nursing<br />
Science.<br />
Interview: Rolf Marti<br />
<strong>Krankenpflege</strong>: Über welche Wege sind<br />
Sie in den Beruf gelangt?<br />
Katja Blaser: Der Pflegeberuf hat mich<br />
bereits als Kind interessiert. Vermutlich,<br />
weil meine Mutter in der Pflege arbeitet.<br />
So habe ich zu Hause miterlebt, wie mein<br />
Grossvater mit Demenz gepflegt wurde.<br />
Das weckte meine Neugierde. Wie funktioniert<br />
der Körper? Was steckt hinter<br />
einer Krankheit? Wie hängen Körper und<br />
Psyche zusammen? Klar, das sind primär<br />
Die Pflege stellt das<br />
Zwischenmenschliche<br />
ins Zentrum.<br />
Martin Glauser<br />
medizinische Fragen. Trotzdem wollte<br />
ich nie Medizin studieren, sondern eine<br />
Pflegeausbildung machen. Die Pflege ist<br />
näher bei den Patientinnen und Patienten,<br />
stellt das Zwischenmenschliche ins<br />
Zentrum. Ins Berufsleben gestartet bin<br />
ich mit der Lehre zur Fachfrau Gesundheit<br />
an der Psychiatrischen Klinik UPD<br />
Waldau. Danach habe ich berufsbegleitend<br />
die Berufsmaturität absolviert,<br />
34<br />
<strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Damit die Politik uns<br />
wahrnimmt, müssen<br />
wir uns als Berufsgruppe<br />
weiterentwickeln.<br />
ein paar Jahre als FaGe in verschiedenen<br />
Institutionen gearbeitet und<br />
schliesslich die betriebsgestützte Ausbildung<br />
zur diplomierten Pflegefachfrau<br />
HF absolviert – in der Lindenhofgruppe,<br />
bei der ich auch heute noch arbeite.<br />
Wo sehen Sie aktuell die<br />
grössten Herausforderungen<br />
für die Pflege?<br />
Für die Pflege ist zentral,<br />
dass es genügend gut<br />
ausgebildete Fachpersonen<br />
gibt. Nur<br />
so können wir die<br />
Qualität der Pflege<br />
wie auch die Qualität<br />
der Ausbildung<br />
sicherstellen. Gibt es<br />
zu wenig qualifizierte<br />
Pflegefachpersonen oder<br />
stehen diesen zu wenig zeitliche<br />
Ressourcen zur Verfügung,<br />
sinkt das Niveau der Ausbildung und<br />
damit die Fachkompetenz der jungen<br />
Berufsleute. Zudem steigen die Auszubildenden<br />
unter diesen Bedingungen<br />
rasch wieder aus. Gerade die meist sehr<br />
jungen FaGe-Lernenden brauchen eine<br />
sorgsame Begleitung, damit sie mit den<br />
komplexen Situationen der zum Teil<br />
schwerkranken Menschen umgehen<br />
können. Nach der Ausbildung muss das<br />
Pflegepersonal im Beruf gehalten werden,<br />
indem es vom Arbeitgeber beispielsweise<br />
die Möglichkeit erhält, sich<br />
weiterzubilden. So wie ich es erleben<br />
durfte: Ohne die Unterstützung der<br />
Lindenhofgruppe wäre für mich die<br />
Weiterbildung zur Pflegefachfrau HF<br />
finanziell schwierig gewesen.<br />
Wie tragen Sie zur Entwicklung der<br />
Pflege bei?<br />
Seit vergangenem Oktober arbeite ich<br />
in der Fachgruppe Pflege mit. Ihre Funktion:<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
in die Praxis transferieren, Standards<br />
setzen, aktuelle Pflegeprobleme diskutieren.<br />
Hier kann ich auf fachlicher<br />
Ebene zur Entwicklung der Pflege beitragen.<br />
Darüber hinaus engagiere ich<br />
mich berufspolitisch. Während der<br />
Ausbildung an der Höheren Fachschule<br />
war ich im Co-Präsidium des Studierendenrats<br />
des Berner Bildungszentrums<br />
Pflege, heute bin ich im Vorstand des<br />
Jungen SBK Bern. Ein dringliches Thema<br />
Gerade FaGe-Lernende<br />
brauchen eine sorgsame<br />
Begleitung, damit sie mit<br />
komplexen Situationen<br />
umgehen können.<br />
ist der drohende Pflegenotstand. In der<br />
Lindenhofgruppe sind wir in der Regel<br />
gut aufgestellt. Aber das ist längst nicht<br />
mehr überall der Fall. In der Pflege<br />
braucht es mehr Personalressourcen,<br />
eine bessere Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf, eine Reduktion der Arbeitsbelastung<br />
und angemessenere Entlöhnung.<br />
Kurz: Bessere Arbeitsbedingungen.<br />
Sonst steigen noch mehr Pflegende<br />
aus dem Beruf aus und es passieren<br />
Fehler, was letztlich den Patientinnen<br />
und Patienten schadet.<br />
FLORENCE NIGHTINGALE<br />
Pflegen setzt<br />
Wissen voraus<br />
Florence Nightingale gründete 1860<br />
die erste Pflegeschule in Grossbritannien.<br />
Sie machte damit deutlich:<br />
Pflegen setzt Wissen voraus. Dieser<br />
Schritt ebnete den Weg dafür, dass<br />
die Pflege von einer Tätigkeit zu<br />
einem Beruf wurde und ein Imagewechsel<br />
stattfinden konnte. Aus<br />
Pflegenden, die zu jener Zeit häufig<br />
stereotyp als betrunkene, einfältige<br />
Personen beschrieben wurden<br />
(siehe Charles Dickens), hin zu respektierten<br />
Berufsfrauen, die eine<br />
ehrbare und für die Gesellschaft<br />
wertvolle Aufgabe erfüllen.<br />
Weniger bekannt ist, dass bereits<br />
Florence Nightingale die Idee des<br />
lebenslangen Lernens vertrat. Geradezu<br />
modern mutet ihre Aussage an:<br />
Für eine Pflegende, die gelernt hat<br />
zu lernen, muss der Lernprozess<br />
auch nach der Ausbildung weitergehen.<br />
Alle fünf oder zehn Jahre sei<br />
es deshalb erforderlich, dass sich<br />
Pflegende weiterbilden. So war sie<br />
auch gegen eine Registrierung der<br />
Aus gebildeten in einem nationalen<br />
Pflegeregister, denn sie befürchtete,<br />
dass diese dann nicht weiterlernen<br />
würden.<br />
nimmt und sich etwas ändert, müssen<br />
auch wir uns als Berufsgruppe weiterentwickeln.<br />
Wir müssen mehr<br />
Berufsstolz zeigen und die Wichtigkeit<br />
unserer Arbeit gegen aussen transparent<br />
machen. Für mich ist die Pflege<br />
eines der schönsten Berufsfelder, die es<br />
gibt, und ich bin stolz auf das, was wir<br />
täglich leisten.<br />
Katja Blaser, dipl. Pflegefachfrau in<br />
Weiterbildung zum Bachelor of Nursing<br />
Science, arbeitet als Pflegefachfrau<br />
in der Fachgruppe Pflege des<br />
Lindenhofspitals in Bern.<br />
Was wünschen Sie sich für Ihr<br />
Berufsfeld?<br />
Mehr Wertschätzung für die komplexe<br />
Arbeit der Pflegefachpersonen und mehr<br />
Engagement vonseiten der Politik. Nach<br />
wie vor erkennen viele Politikerinnen<br />
und Politiker den Wert unserer Arbeit<br />
nicht an. Damit die Politik uns wahr<br />
Autor<br />
Rolf Marti, komma pr – Büro für<br />
Kommunikation<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
35
Clinical Updates<br />
Prävention und Gesundheitsförderung bei hepatischer Enzephalopathie<br />
Gezielt schulen und beraten<br />
Da die Prävention und Früherkennung einer hepatische Enzephalopathie (HE) vorwiegend<br />
im privaten Umfeld stattfindet, sollten Patienten und Angehörige von Pflegefachpersonen<br />
systematisch geschult werden. So können Betroffene Hinweise auf eine verschlechterte<br />
Leberfunktion besser erkennen und behandeln lassen.<br />
Text: Martina Hachen, Annina Fröhlich<br />
Die hepatische Enzephalopathie (HE)<br />
ist eine akute Hirnfunktionsstörung, die<br />
bei Leberinsuffizienz und/oder einer<br />
Verbindung zwischen dem Leberkreislauf<br />
und dem hauptvenösen Kreislauf<br />
(porto-systemischer Shunt) auftritt und<br />
wahrscheinlich durch eine Ammoniak-<br />
Ansammlung verursacht wird 1, 2 .<br />
Klinisch äussert sich HE durch unspezifische,<br />
schleichend auftretende und<br />
langsam zunehmende Symptome (vgl.<br />
Abbildung), welche durch eine frühzeitige<br />
Behandlung grundsätzlich reversibel<br />
sind. Bei schwerem Verlauf und wiederholten<br />
Episoden können aber bleibende<br />
Folgebeschwerden wie Denk- und Gedächtnisstörungen<br />
auftreten. Unbehandelt<br />
kann HE zum Tod führen 1.<br />
Bekannte Auslöser einer HE sind Infektionen,<br />
Magen-Darm-Blutungen, Obstipation<br />
oder starke Schwankungen im<br />
Flüssigkeitshaushalt. Die Akuttherapie<br />
besteht primär darin, Auslöser zu identifizieren<br />
und zu behandeln. Ergänzend<br />
wird medikamentös in den Ammoniak-<br />
Kreislauf eingegriffen: Laktulose (Duphalac<br />
© ) p.o. und / oder rektal als hoher<br />
Einlauf erhöht die Ammoniak-Ausscheidung<br />
über eine gesteigerte Stuhlausscheidung<br />
(Ziel: 2-3 weiche Stuhlgänge<br />
pro Tag). Rifaximin (Xifaxan © ) p.o.<br />
hemmt die Ammoniak-Synthese im<br />
Dickdarm. Zur Rückfall-Prophylaxe<br />
werden Laktulose ab der ersten HE-<br />
Episode und Rifaximin ab der zweiten<br />
HE-Episode innerhalb eines Jahres<br />
dauerhaft eingenommen 1, 2 .<br />
Obschon HE als potenziell vermeidbar<br />
gilt, zählt sie zu den häufigsten Komplikationen<br />
und ist für die Mehrheit aller<br />
Rehospitalisationen bei Patienten mit<br />
chronisch fortschreitenden Lebererkrankungen<br />
verantwortlich 1, 3 . Prävention<br />
und Früherkennung einer HE<br />
finden vorwiegend im spitalexternen,<br />
also privaten Umfeld des Patienten<br />
statt. Daher sollten Patienten und Angehörige<br />
von Pflegefachpersonen zu den<br />
nachfolgend beschriebenen Aspekten<br />
geschult werden 1, 4–6 .<br />
Frühwarnzeichen und Symptome<br />
Ein Hauptziel der HE-Schulung ist, dass<br />
Betroffene neurologische und psychomotorische<br />
Auffälligkeiten als Hinweise<br />
auf eine verschlechterte Leberfunktion<br />
verstehen und an der richtigen Stelle<br />
Hilfe suchen. Dazu werden Grundlagen<br />
der Leberphysiologie und deren Zusammenhang<br />
mit der Hirnfunktion vermittelt.<br />
Bei der Symptomschulung liegt der<br />
Fokus auf der Frühphase (Stadium 1).<br />
Der Patient wird durch die Evaluation<br />
vergangener HE-Episoden für sein eigenes<br />
Symptomprofil sensibilisiert. Er soll<br />
eine beginnende HE erkennen und sich<br />
zeitnah in Behandlung begeben.<br />
Medikamente und Lebensstil<br />
Die medikamentöse Therapie dient der<br />
Behandlung der akuten HE-Episode und<br />
der Rückfall-Prophylaxe. Indem die<br />
Pflegefachperson über Indikation, Wirkungsweise<br />
und Nebenwirkungen informiert,<br />
fördert sie die Adhärenz. Der aufgeklärte<br />
Patient weiss, dass bei allen<br />
Fragen der behandelnde Arzt zu kontaktieren<br />
ist. Keinesfalls dürfen Dosierung<br />
oder Einnahmeintervall selbstständig<br />
verändert werden, da dies eine<br />
HE-Episode auslösen kann.<br />
Patienten tragen zur Vorbeugung einer<br />
HE bei, indem sie auf einen gesunden<br />
Lebensstil achten. So werden potenzielle<br />
Auslöser vermindert und die Restleberfunktion<br />
geschützt. Verhaltensempfehlungen<br />
umfassen Ernährung,<br />
Bewegung und Umgang mit Suchtmitteln.<br />
Mehrere kleine Mahlzeiten anstelle<br />
von drei Hauptmahlzeiten versorgen<br />
den Körper durchgehend mit Nährstoffen<br />
und verhindern ungünstige, lange<br />
Nüchternphasen. Eiweisslieferanten in<br />
Form von Milchprodukten oder Gemüse<br />
sollen Fleischprodukten vorgezogen<br />
werden. Vor der Nachtruhe ist ein Eiweisssnack,<br />
z. B. Joghurt, empfehlenswert,<br />
da während des Schlafs Eiweiss<br />
besonders gut aufgenommen wird.<br />
Alkoholabstinenz ist unverzichtbar.<br />
Lebererkrankungen gehen mit einem<br />
geschwächten Immunsystem einher.<br />
Infolgedessen gilt es auf den Konsum<br />
von illegalen Substanzen und das<br />
Rauchen zu verzichten, um Atemwegsinfektionen<br />
oder Blutvergiftungen<br />
vorzubeugen. Betroffene werden<br />
über Beratungsstellen zum Umgang<br />
mit Suchterkrankungen informiert.<br />
Verhalten im Akutfall<br />
Bei Symptomen einer fortgeschrittenen<br />
HE (ab Stadium 2) oder Fieber >38.0°C<br />
(ins besondere mit Schüttelfrost), rotem<br />
Blut im Stuhl und/oder schwarzem<br />
Stuhlgang liegt ein Notfall vor und der<br />
Patient sollte sich direkt in Spitalpflege<br />
begeben. Während Infektionen oder<br />
Blutungen relativ rasch erkannt werden,<br />
bleiben Störungen im Flüssigkeitshaushalt<br />
oder Obstipation länger unbemerkt.<br />
Aber auch diese «stilleren»<br />
Beschwerden erfordern ein sofortiges<br />
Handeln. Nötig ist ein tägliches Selbstmonitoring<br />
bezüglich Stuhlgang (Fre-<br />
Autorinnen<br />
Martina Hachen, Annina Fröhlich,<br />
beide: MScN, RN, Clinical Nurse Specialists<br />
an der Universitätsklinik für<br />
Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital,<br />
Universitätsspital Bern,<br />
Martina.Hachen@insel.ch<br />
Annina.Froehlich@insel.ch<br />
36 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
West-Haven-Kriterien (WHC) zur Klassifikation von HE,<br />
adaptiert von Vilstrup, Amodio 1 und Zhan and Stremmel 7<br />
WHC Bewusstseinslage Neuropsychiatrische<br />
Symptome<br />
Minimal<br />
Stadium 1<br />
Stadium 2<br />
Stadium 3<br />
Stadium 4<br />
••<br />
Normal<br />
••<br />
Leichtgradige mentale<br />
Verlangsamung,<br />
Müdigkeit<br />
••<br />
Verstärkte Müdigkeit,<br />
Apathie, Lethargie<br />
••<br />
Somnolenz<br />
••<br />
Koma<br />
quenz, Konsistenz, Beimengungen) und<br />
Dehydratation (Gewicht, Zustand von<br />
Haut und Schleimhäuten, Bauchumfang).<br />
Indikationen für die Kontaktaufnahme<br />
mit dem Arzt sind: mehr als drei<br />
Tage festen/keinen Stuhlgang, mehr als<br />
dreimal pro Tag flüssig-wässriger<br />
Stuhlgang, Erbrechen und/oder starkes<br />
Angehörige bemerken<br />
HE-Symptome oftmals<br />
als Erste.<br />
Durstgefühl, Schwindel, trockene Lippen<br />
und Schleimhäute sowie plötzliche<br />
Zunahme des Bauchumfanges.<br />
••<br />
Defizite in Aufmerksamkeit,<br />
visuellräumlicher<br />
Wahrnehmung,<br />
Geschwindigkeit<br />
der Informationsverarbeitung<br />
••<br />
Eu-/Dysphorie<br />
••<br />
Reizbarkeit und Angst<br />
••<br />
Reduzierte Aufmerksamkeit<br />
••<br />
Rechenschwäche<br />
••<br />
Leichte Persönlichkeitsstörung<br />
••<br />
Minimale Desorientiertheit<br />
bzgl.<br />
Ort und Zeit<br />
••<br />
Inadäquates<br />
Verhalten<br />
••<br />
Aggressivität<br />
••<br />
Ausgeprägte Desorientiertheit<br />
bzgl.<br />
Ort und Zeit<br />
••<br />
Verwirrtheit<br />
Neurologische<br />
Symptome<br />
••<br />
Keine<br />
••<br />
Gestörte Feinmotorik<br />
(beeinträchtigtes<br />
Schreibvermögen,<br />
Fingertremor)<br />
••<br />
Flapping tremor /<br />
Asterixis (grobschlägiges<br />
Zittern<br />
der Hände)<br />
••<br />
Ataxie<br />
••<br />
Verwaschene<br />
Sprache<br />
••<br />
Rigor<br />
••<br />
Krämpfe<br />
••<br />
Asterixis<br />
••<br />
Hirndruckzeichen<br />
Hinweis: Alle Symptome müssen im Zusammenhang mit Leberinsuffizienz und/oder<br />
porto-systemischem Shunt stehen<br />
Rolle der Angehörigen<br />
Angehörige bemerken HE-Symptome<br />
oftmals als Erste, da sich z. B. zuerst<br />
Gedächtnisschwierigkeiten einstellen,<br />
welche dem Patienten selber nicht auffallen.<br />
Die primäre Bezugsperson sollte<br />
daher insbesondere im Erkennen einer<br />
HE und im Verhalten im Akutfall geschult<br />
werden. Damit sie adäquat reagieren<br />
kann, empfiehlt sich das Erstellen<br />
eines Notfallplans mit Früh- und<br />
Notfallsymptomen sowie den wichtigsten<br />
Telefonnummern. Zudem hat sie<br />
einen Wohnungsschlüssel, kann bei<br />
Bedarf einen Transport ins Spital<br />
organisieren und kennt die Wünsche<br />
des Patienten zur Weiterbehandlung.<br />
Fazit<br />
HE ist eine häufige und schwerwiegende,<br />
aber potenziell vermeidbare Komplikation.<br />
Durch eine rasche, ursachenbezogene<br />
Behandlung kann das Risiko für<br />
Folgekomplikationen deutlich minimiert<br />
werden. Bei Prävention und Früherkennung<br />
kommt Patienten und Angehörigen<br />
eine tragende Rolle zu. Da Angehörige je<br />
nach Erkrankungsphase stark belastet<br />
sind, sollten Unterstützungsangebote<br />
mit ihnen besprochen werden. Pflegefachpersonen<br />
leisten durch evidenzbasierte,<br />
systematisch durchgeführte<br />
und auf die Bedürfnisse der Adressaten<br />
zugeschnittene HE-Schulung einen<br />
wichtigen Beitrag zur Gesundheits- und<br />
Selbstmanagementförderung dieser<br />
chronisch kranken Patienten.<br />
Das Literaturverzeichnis ist<br />
in der digitalen Ausgabe verfügbar<br />
oder erhältlich bei:<br />
Martina.Hachen@insel.ch<br />
Annina.Froehlich@insel.ch<br />
Praxisbeispiel<br />
«Nicht mehr<br />
sie selbst»<br />
Frau Koch * leidet an Leberzirrhose<br />
und wurde notfallmässig<br />
mit Symptomen einer HE im<br />
Stadium 2 hospitalisiert. Bei Eintritt<br />
erzählte der Ehemann, seine<br />
Frau sei letztens «nicht mehr sie<br />
selbst» gewesen und habe viel<br />
geschlafen. Als sie dann beim<br />
Aufstehen stürzte, habe er den<br />
Notarzt gerufen. Einige Tage vor<br />
Symptombeginn habe Frau Koch<br />
über ständige Übelkeit geklagt<br />
und deshalb nicht mehr alle<br />
Medikamente eingenommen.<br />
Nach Ausschluss anderer Faktoren<br />
standen die unterbrochene<br />
Duphalac © -Therapie und reduzierte<br />
Stuhlausscheidung als<br />
Auslöser der HE-Episode fest.<br />
Alle Symptome bildeten sich vollständig<br />
zurück, nachdem die p.o.<br />
Duphalac © -Therapie fortgesetzt<br />
und Duphalac © rektal verabreicht<br />
wurde. Vor dem Austritt schulte<br />
die Pflegefachperson das Ehepaar<br />
mithilfe der Informationsund<br />
Schulungsbroschüre zu<br />
HE 6 . Frau Koch äusserte sich<br />
erstaunt darüber, wie eine Lebererkrankung<br />
Einfluss auf die Hirnfunktion<br />
nimmt und wie leicht<br />
eine HE-Episode ausgelöst werden<br />
kann: «Ich wusste vorher<br />
nicht, was die Leber mit meinem<br />
Gehirn zu tun haben soll. Im<br />
Alltag hatte ich plötzlich Mühe<br />
mit ganz normalen Sachen. Ich<br />
dachte, 2 – 3 Tage kein Stuhlgang<br />
sei nicht so schlimm».<br />
Die Kochs waren froh zu wissen,<br />
was die HE-Episode auslöste und<br />
wie sie eine zweite verhindern<br />
können. Die Pflegefachfrau hielt<br />
die HE-Symptome von Frau Koch<br />
schriftlich fest, notierte die Telefonnummern<br />
von Hepatologe und<br />
Notarzt und schrieb auf, wo Frau<br />
Koch ihre aktuelle Medikamentenliste<br />
und Patientenverfügung<br />
aufbewahrt, damit Herr Koch sie<br />
im Akutfall mit ins Spital bringen<br />
kann.<br />
* Fiktiver Name<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
37
Die dunkle Seite der Pflege<br />
Keine Anerkennung und fehlende Wertschätzung<br />
Systemrelevant, aber ausgenutzt<br />
20 Jahre nach ihrem ersten Praktikum ertrug die Autorin dieses Beitrags die unzumutbaren<br />
Arbeitsbedingungen nicht mehr. Wegen der fehlenden Wertschätzung und dem<br />
schlechten Gewissen, die Pflege nicht mehr professionell, verantwortungsbewusst und<br />
liebevoll durchführen zu können, ist sie aus dem Beruf ausgestiegen.<br />
Text: Jasmina Robl<br />
Was muss geschehen, damit der Staat<br />
endlich wirksam gegen den Pflegenotstand<br />
vorgeht? Seit Einreichung der<br />
Pflegeinitiative sind schon wieder mehrere<br />
Jahre vergangen; dem Parlament<br />
scheinen deren Anliegen immer noch<br />
nicht vorrangig und es bastelt endlos an<br />
einem mickrigen Gegenvorschlag zur<br />
Initiative herum.<br />
Vor 20 Jahren habe ich mein erstes<br />
Praktikum im KiSpi in Zürich absolviert.<br />
Die Pflege streikte gegen Lohndiskriminierung.<br />
Wir reduzierten den Betrieb<br />
soweit es ging, ohne Patienten zu gefährden.<br />
Wir gingen für Lohngleichheit<br />
auch vor Gericht – und errangen einen<br />
Riesenerfolg: Der Kanton musste uns<br />
280 Millionen Franken nachzahlen! Das<br />
Urteil zeigte das ganze Ausmass unserer<br />
Unterbezahlung (was sich auch<br />
bei unseren Renten zeigen wird – auch<br />
das macht mich grausam wütend).<br />
Von der Pflege verabschiedet<br />
Ich habe die erlebte Diskriminierung<br />
nicht mehr ertragen und mich vor einem<br />
Jahr entschieden, mich von der Pflege<br />
zu verabschieden – von meinem geliebten<br />
Beruf, dem ich so lange so viel<br />
Herzblut gewidmet habe. Grund: Die<br />
unzumutbaren Arbeitsbedingungen,<br />
das schlechte Gewissen, körperlich<br />
Beispiele aus der Praxis<br />
Inputs gesucht<br />
Gibt es Missstände, über die sie<br />
berichten möchten? Schreiben<br />
Sie an: redaktion@sbk-asi.ch<br />
und seelisch schwer belasteten Patienten<br />
und Familien nicht gerecht werden<br />
zu können. Ich arbeite mit Menschen,<br />
nicht mit Maschinen; und allzu häufig<br />
fehlt die Zeit, um meine Pflege professionell,<br />
verantwortungsbewusst und<br />
liebevoll durchzuführen.<br />
Kürzlich habe ich P.-A. Wagners Artikel<br />
«Nettigkeit bringt uns nicht weiter» in<br />
der «<strong>Krankenpflege</strong>» 05/2019 gelesen:<br />
Herzlichen Dank, dass sich der SBK so<br />
sehr für unsere Berufsgruppe einsetzt<br />
und ihr eine Stimme gibt! Dieser Text<br />
spricht mir aus dem Herzen. Ich verstehe<br />
den Zynismus der Politik nicht und<br />
ich will Gerechtigkeit!<br />
Fehlende Wertschätzung<br />
Die Löhne sind das eine; vor allem geht<br />
es aber um die Wertschätzung unserer<br />
Arbeit. Was gehört (mindestens) dazu?<br />
• Zeichen der Anerkennung wie Vergünstigung<br />
für ÖV, reservierte Parkplätze,<br />
verbilligte Krankenkassenbeiträge,<br />
eine Aufmerksamkeit zu<br />
Weihnachten, Boni für ausserordentlichen<br />
Einsatz, adäquate Lohnerhöhungen<br />
...;<br />
• Erholungszeiten, Schichtsysteme und<br />
Dienstpläne, die uns nicht nötigen,<br />
unser Pensum zu reduzieren (und damit<br />
auch tiefere Renten in Kauf zu<br />
nehmen!) oder den Beruf ganz an den<br />
Nagel zu hängen;<br />
• Stellenschlüssel, die die zunehmende<br />
Komplexität der Pflege berücksichtigen.<br />
Die Wissenschaft beweist, dass<br />
ein Mangel an qualifiziertem Personal<br />
zu mehr Komplikationen führt, die<br />
viel mehr kosten als das Personal,<br />
das nötig wäre, um sie zu verhindern.<br />
Ist das so kompliziert zu verstehen?<br />
• Löhne und Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
die die zunehmenden Anforderungen<br />
des Pflegeberufes – und<br />
deren Marktwert! – abbilden. Kein<br />
Männerberuf würde diese Diskrepanz<br />
zwischen Lohn und Leistung akzeptieren!<br />
• Die Gesundheit des Pflegepersonals<br />
gehört geschützt – bedingungslos!<br />
Nach einem Jahr Coronapandemie<br />
fehlt es immer noch an Schutzma<br />
terial und verletzen zahlreiche<br />
Arbeitgeber ihre Fürsorgepflicht.<br />
Ich habe so viele fachlich hochstehende,<br />
unentbehrliche und wundervolle Pflegefachleute<br />
in meinen 20 Jahren in der<br />
Pflege kennen gelernt; davon sind viele<br />
ausgestiegen, weil ihr Beruf sie krank<br />
gemacht hat – oder um nicht krank zu<br />
werden. Es ist ein Armutszeugnis, wie<br />
heute frisch Diplomierte überfordert<br />
und ins Burnout getrieben werden – ich<br />
kenne so viele, denen ihr Berufsalltag<br />
Alpträume bereitet und die täglich<br />
Angst haben, zur Arbeit zu gehen.<br />
Die Stimme erheben<br />
Ist es denn, 20 Jahre nach dem Zürcher<br />
Streik und nach dem Jahr der Pflege<br />
und der Hebammen, nicht an der Zeit,<br />
uns wieder zu erheben? Systemrelevant,<br />
aber ausgenutzt und erschöpft:<br />
Schluss damit! Es ist Zeit, dass wir alle<br />
in der Pflege damit Schluss machen!<br />
Dass wir uns zusammen stark machen<br />
für eine Gold werte Pflege und gemeinsam<br />
die Stimme aller Pflegenden in der<br />
Schweiz erheben. Ich hoffe zutiefst,<br />
dass die Pflege bald – also nicht erst in<br />
weiteren 20 Jahren! – an einem besseren<br />
Ort stehen und die verdiente Wertschätzung,<br />
Fairness und Anerkennung<br />
errungen haben wird – eigentlich eine<br />
Selbstverständlichkeit.<br />
38 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
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ist eine Herausforderung. Proshield Schaum<br />
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mit nachhaltigem Schutz für intakte und<br />
verletzte Haut kombiniert.<br />
Patienten mit Harn- und/oder Stuhlinkontinenz leiden häufig unter<br />
entzündeter, infizierter und geschädigter Haut. Der beständige<br />
Kontakt mit Urin und Stuhl führt zu Hautirritationen, Ekzemen,<br />
inkontinenz-assoziierter Dermatitis oder schliesslich zu Ulzerationen.<br />
Der im Urin enthaltene Ammoniak schwächt den Säureschutzmantel<br />
der Haut und aktiviert im Stuhl enthaltene Enzyme,<br />
wodurch Eiweisse und Fette gespalten werden und die Hornschicht<br />
der Epidermis angegriffen wird. Da die derart vorgeschädigte<br />
Haut in dem feucht warmen Milieu des Intimbereichs stark<br />
Bakterien und Pilzen ausgesetzt ist, besteht ein hohes Risiko für<br />
Infektionen und Ulzera.<br />
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Haut und macht sie geschmeidig.<br />
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Sauberkeit und Pflege mit nachhaltigem Schutz vor inkontinenzassoziierten<br />
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Erwachsenen.<br />
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Literatur<br />
1. Wounds UK, Best Practice Statement Care of the Older Person’s Skin, 2nd Edition, 2012.<br />
2. Rees J et al., Best Practice guidelines for the prevention and management of incontinence dermatitis, Nursing Times,<br />
2009, 105(36) 24-6<br />
3. Flynn D and Williams S, Barrier creams for skin breakdown, Nursing & Residential Care, 2011, 13(11) 553-558
Bücher<br />
Benjamin Kühne<br />
Identitätsbildung in der Pflege – Pflegepraxis und<br />
Bildungsmuster im Prozess beruflicher Sozialisierung<br />
2020, 543 Seiten<br />
Mabuse Verlag<br />
ISBN 978-3-86321-528-6<br />
Professionelle Pflege lebt von und durch<br />
Pflegefachpersonen, die ihre eigene Rolle<br />
im multidisziplinären Team im Gesundheitswesen<br />
ausfüllen und sich weder als<br />
Assistenzpersonal sehen noch als solches<br />
auftreten. Pflege kennt ihre Stärke<br />
und ihre Kompetenz. In der Öffentlichkeit<br />
wird Pflege meistens in einem Zug<br />
mit Kostenfaktoren und Personalmangel<br />
genannt. Pflege als Profession zu sehen<br />
und das zu vermitteln, ist Aufgabe der<br />
Berufsangehörigen.<br />
Benjamin Kühne untersucht, wie Lernende<br />
im deutschen Ausbildungssystem<br />
ihre Identität als professionelle Pflegefachpersonen<br />
entwickeln können und<br />
hinterfragt Bildungsmuster und deren<br />
Relevanz in Bezug auf die Identitätsbildung.<br />
Angehende Pflegefachpersonen<br />
liessen sich oft in strumentalisieren und<br />
hätten keine eigenständige Rolle. Häufig<br />
sei die Umsetzung der in der Theorie<br />
gelernten patientenorientierten Pflege<br />
nicht möglich, so der Autor, weil viel<br />
zu knapp bemessene Personalschlüssel<br />
in komplexen Pflegesituationen keine<br />
patientenorientierte Arbeitsweise zulassen.<br />
In der theoretischen Ausbildung<br />
werden pflegewissenschaftliche Entwicklungen<br />
berücksichtigt, doch die<br />
Lernenden vermissen die Umsetzung<br />
im praktischen Alltag. Gefragt ist dort<br />
vielmehr das schnelle Erlernen praktischer<br />
Fähigkeiten und die quantitative<br />
Bewältigung einzelner Tätigkeiten.<br />
Um aus einer solchen Rolle heraustreten<br />
zu können, müssen Bildungsmuster<br />
gefördert werden, die für eine qualitativ<br />
hochstehende Pflege unabdingbar sind<br />
und für einen selbstbestimmten Beruf<br />
stehen.<br />
Interessant sind auch die Lösungsansätze,<br />
die der Autor beschreibt, beispielsweise<br />
die Ansiedlung der Primärausbildung<br />
der Pflegefachpersonen im<br />
tertiären Bildungssektor.<br />
Nicole Dubec Egger<br />
Volker Röseler<br />
Professionelle Pflege bei Zwangsstörungen<br />
2015, 142 Seiten<br />
Psychiatrie Verlag<br />
ISBN 978-3-88414-634-7<br />
Volker Röseler arbeitet seit vielen Jahren<br />
als dipl. Pflegefachmann in der Psychiatrie.<br />
Eindrücklich schildert er die<br />
Auswirkungen, die Zwangsstörungen<br />
auf den Alltag von Betroffenen haben<br />
können. Menschen mit Zwangsstörungen<br />
erleben aufdringliche Gedanken.<br />
Sie gehen von der falschen Grundannahme<br />
aus, dass Gedanken automatisch<br />
zu Konsequenzen führen. Dies bewirkt<br />
Ängste und eine hohe Anspannung,<br />
die Betroffene nur durch ausgeklügelte<br />
ritualisierte und wiederholte Handlungen<br />
vorübergehend mindern<br />
können.<br />
Als Interventionen bei Menschen mit<br />
Zwangsstörungen wird konkret und<br />
gut nachvollziehbar beschrieben, wie<br />
Zwangshierarchien und die Expositionstherapie<br />
geplant und umgesetzt<br />
werden können. Die Expositionstherapie<br />
findet in einem kontrollierbaren Rahmen<br />
statt und wird solange wiederholt,<br />
bis die Betroffenen Routine beim Bewältigen<br />
von herausfordernden Situationen<br />
entwickeln und ihr Anspannungsniveau<br />
nicht mehr ansteigt.<br />
Der Autor geht auch auf Stolpersteine<br />
ein und beschreibt die Salamitaktik<br />
als möglichen Lösungsansatz: Anforderungen<br />
werden auf kleine und damit<br />
besser zu bewältigende Portionen aufgeteilt.<br />
Röseler betont, dass Pflegefachpersonen<br />
Menschen mit Zwangsstörungen<br />
zwar unterstützen müssen, die<br />
Verantwortung für die Umsetzung<br />
der Interventionen aber eindeutig bei<br />
den Betroffenen liegen muss.<br />
Das Buch ist klar und einfach geschrieben.<br />
Ausgesprochen stark sind die<br />
Praxisbeispiele, die herausfordernde<br />
Situationen von Betroffenen schildern.<br />
Schwächen liegen in der unzureichenden<br />
Strukturierung der Kapitel zum<br />
Pflegeprozess und im fehlenden Sachwortregister.<br />
Nützlich sind die Verweise<br />
auf Internetseiten und Download<br />
Materialien.<br />
Robert Ammann<br />
40 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Marktplatz<br />
NEU: CAS Career Development<br />
10-TÄGIGER COACHING-LEHRGANG<br />
zVg<br />
Bildungszentrum Pflege<br />
NEUE PFLEGELAUFBAHNEN IM<br />
GESUNDHEITSWESEN<br />
In Führungs- und Ausbildungsfunktionen sind Coaching-Kompetenzen<br />
gefragt.<br />
Die Begleitung von Mitarbeitenden,<br />
Lernenden und Studierenden<br />
verlangt nach Coaching-<br />
Kompetenzen. Im 10-tägigen<br />
Zertifikats-Lehrgang der Lernwerkstatt<br />
Olten erhalten die<br />
Teilnehmenden verschiedene<br />
Konzepte, Basistheorien und<br />
Tools für erfolgreiches Coaching.<br />
Neu wird ein dreitägiges Aufbaumodul<br />
mit Abschluss CAS<br />
Career Development der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz angeboten.<br />
Coaching-Know-how – alles lässt<br />
sich unmittelbar in der Praxis<br />
einsetzen.»<br />
Der Lehrgang zum Coach wird<br />
in Aarau, Basel, Bern, Luzern,<br />
Olten, Sargans, St. Gallen, Weinfelden,<br />
Winterthur und Zürich<br />
angeboten. Nach Abschluss des<br />
Lehrgangs steht der Weg bis zum<br />
eidgenössischen Fachausweis<br />
«Betriebl. Mentor/in» offen. Die<br />
Teilnehmenden profitieren dabei<br />
von 50 % Bundes-Subventionen.<br />
Das Berner Bildungszentrum<br />
Pflege und das Bildungszentrum<br />
XUND Zentralschweiz<br />
bieten ab Frühling 2021 Vorbereitungslehrgänge<br />
zu eidgenössischen<br />
Prüfungen an.<br />
Mit einem eidgenössischen<br />
Fachausweis oder Diplom verfügen<br />
Fachpersonen im Gesundheitswesen<br />
über einen schweizweit<br />
anerkannten und reglementierten<br />
Abschluss, der neue<br />
und attraktive berufliche Perspektiven<br />
eröffnet.<br />
Im März und August 2021<br />
startet der Zertifikatslehrgang<br />
«Fachführung in Pflege und<br />
Organisation», der die vertiefungsübergreifenden<br />
Module<br />
der folgenden höheren Fachprüfungen<br />
(HFP) beinhaltet:<br />
Onkologiepflege, geriatrische<br />
und psychogeriatrische Pflege,<br />
Nephrologiepflege, Diabetesfachberatung<br />
und Palliative Care.<br />
Im Mai 2021 startet der Vorbereitungslehrgang<br />
zur Berufsprüfung<br />
(BP) «Psychiatrische<br />
Pflege und Betreuung».<br />
Im August 2021 beginnen die<br />
Vertiefungsmodule der Höheren<br />
Fachprüfung «Palliative Care».<br />
Ebenfalls im August 2021 beginnen<br />
Vertiefungsmodule der<br />
Höheren Fachprüfung «Geriatrische<br />
und psychogeriatrische<br />
Pflege».<br />
Diese Vorbereitungslehrgänge<br />
öffnen die Türen zu verschiedensten<br />
Bildungsabschlüssen.<br />
Informationen:<br />
pflegelaufbahn.ch<br />
Regina Widmer, selber lange im<br />
Gesundheitsbereich tätig, hat<br />
den Lehrgang entwickelt und<br />
meint: «Die Ausbildung bietet<br />
den Teilnehmenden fundiertes<br />
Informationen:<br />
Lernwerkstatt Olten<br />
Tel 062 291 10 10<br />
www.coach-werden.ch<br />
www.cas-career-development.ch<br />
Das Berner Bildungszentrum Pflege und das Bildungszentrum XUND<br />
Zentralschweiz bieten ab Frühling 2021 Vorbereitungslehrgänge zu<br />
verschiedenen eidgenössischen Prüfungen an.<br />
zVg<br />
INSERAT<br />
Werden Sie Hebamme!<br />
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vor, Frauen und ihre Familien auf dem besonderen Weg durch die Schwangerschaft, bei der<br />
Geburt und in der Zeit danach zu begleiten. Dieses jahrtausendealte Handwerk, kombiniert<br />
mit den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen, fasziniert mich sehr. Im Studium kann<br />
ich auf meine Erfahrung als diplomierte Pflegefachfrau zurückgreifen.»<br />
Isabel Gubser, Pflegefachfrau, Bachelor-Studentin Hebamme an der Berner Fachhochschule BFH<br />
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Erwachsene (UPKE). In dieser offen geführten Akutabteilung mit integrativem psychotherapeutischem Konzept<br />
werden 12 ältere Menschen nach evidenzbasierten Behandlungsmethoden (stationär, teilstationär oder ambulant)<br />
betreut. Dabei sind auch somatische Komorbiditäten (z.B. Herz-Kreislauferkrankungen) und deren Behandlung<br />
Teil des Auftrags. Die Abteilung befindet sich in einem dynamischen Entwicklungsprozess betreffend der Weiterentwicklung<br />
von gezielten Angeboten für ältere Menschen mit einer Psychoseerkrankung.<br />
Ihr Aufgabengebiet<br />
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› Aktive Begleitung in der Alltags- und Beziehungsgestaltung von psychisch beeinträchtigten Menschen<br />
unter der Anwendung evidenzbasierter Instrumente und Methoden<br />
› Aktive Mitgestaltung im milieutherapeutischen Prozess und in der Psychotherapie<br />
› Erstellung, Anwendung und Evaluierung des Pflegeprozesses (NANDA/NIC/NOC)<br />
› Enge Zusammenarbeit mit Angehörigen und externen Stellen<br />
› Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ärztlichen- und sozialarbeiterischen sowie<br />
medizinisch-therapeutischen Diensten und Abteilungen<br />
› Begleitung der Lernenden/Studierenden in der Erreichung ihrer Ausbildungsziele<br />
› Einsatz im Tag- und Nachtdienst<br />
Ihr Profil<br />
› Diplom als Pflegefachfrau/-mann HF/FH. Bei ausländischen Pflegediplomen ist die SRK Registrierung<br />
Voraussetzung. Die Kosten für die Registrierung werden durch die UPK übernommen<br />
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› Interesse an Entwicklungs- und Veränderungsprozessen und Bereitschaft zur interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit<br />
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Berufsverbands der Pflegefachpersonen<br />
ist «DIE PARTNERIN» aller Pflegenden<br />
auf Tertiär- und Sekundarstufe sowie<br />
Auszubildenden und Studierenden.<br />
Wir suchen für den Bereich Sozialpartnerschaften eine<br />
Pflegefachperson 50-60%<br />
Was Sie erwartet<br />
• Sie vertreten die Pflege in der sozialpartnerschaftlichen<br />
Zusammenarbeit<br />
• Sie beraten und begleiten die SBK-Mitglieder<br />
bei Fragen zur Arbeit und zum Recht<br />
• Sie organisieren Veranstaltungen im Bereich<br />
der gewerkschaftlichen Verbandsarbeit<br />
• Sie stellen den Berufsverband in Ausbildungsinstitutionen<br />
für Pflegeberufe vor<br />
Was Sie mitbringen<br />
• Sie sind eine dipl. Pflegefachperson mit<br />
Berufserfahrung in der Schweiz<br />
• Sie sind motiviert, sich in die Verbands- und<br />
Gewerkschaftsarbeit einzubringen<br />
• Sie haben gute kommunikative Fähigkeiten<br />
und Verhandlungsgeschick<br />
• Sie bringen die Bereitschaft zu flexiblen<br />
Einsätzen und Abendsitzungen mit<br />
Wir bieten Ihnen<br />
• Ein spannendes und lebhaftes Tätigkeitsfeld<br />
im Gesundheitswesen<br />
• Entfaltungsmöglichkeiten und Mitgestaltung<br />
des gewerkschaftlichen Engagements<br />
Vollständiges Inserat finden Sie unter<br />
www.skb-sg.ch/Aktuelles<br />
Auskünfte erteilt Ihnen die Geschäftsleiterin,<br />
Edith Wohlfender. Bewerbungen richten Sie<br />
bitte an geschaeftsleitung@sbk-sg.ch<br />
HTHC High Tech Home Care AG (HTHC) beschäftigt sich<br />
mit der umfassenden und ganzheitlichen Betreuung von<br />
chronisch kranken Langzeitpatienten in deren Zuhause –<br />
von der Verabreichung der benötigten Medikamente bis<br />
zur Erledigung der Administration. Zur Ergänzung unseres<br />
Teams suchen wir ab sofort oder nach Vereinbarung:<br />
Sachbearbeiter/in Customer Servicesowie<br />
Qualitäts-Management und<br />
Leistungsabrechnung Spitex 100%<br />
In dieser vielseitigen und verantwortungsvollen Position<br />
gilt es den anspruchsvollen Tagesablauf, d.h. Erledigung<br />
und Koordination von organisatorischen und administrativen<br />
Aufgaben in Zusammenarbeit mit internen und externen<br />
Stellen selbständig zu managen.<br />
Ihre Hauptaufgaben in unserem kleinen, hochmotivierten<br />
Team sind:<br />
Customer Service Management<br />
• Aufnahme von Patienten sowie Organisation und<br />
Koordination der Heimtherapie<br />
• Einsatzplanung der Pflegefachfrauen<br />
• Einholung von Rezepten und Spitexaufträgen bei Ärzten<br />
• Auftragsbearbeitung und Fakturierung<br />
• Organisation von Material für Pflegefachpersonal<br />
• Allgemeine administrative Arbeiten<br />
Qualitätsmanagement und Leistungsabrechnung Spitex<br />
• Hauptverantwortung für kantonale Spitexanfragen und<br />
Koordination der Bewilligungen<br />
• Telefonischer Kontakt mit Sozial- oder Privatversicherungsträgern,<br />
Leistungserbringern und Behörden<br />
• Mitarbeit bei der Erstellung von Qualitätsberichten<br />
und in Projekten<br />
• Erarbeitung von Leistungsplanung in Zusammenarbeit<br />
mit Pflegefachkräften<br />
• Auswertung und Analyse von Beschwerdemeldungen<br />
Sie verfügen über mehrjährige Berufserfahrung in einer<br />
ähnlichen Position im Dienstleistungsumfeld oder im<br />
Gesundheitswesen. Basis dazu bildet eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung mit entsprechender Weiterbildung. Sie<br />
sind ein Organisationstalent, denken unternehmerisch<br />
und sind äusserst verantwortungsbewusst, belastbar und<br />
zuverlässig. Sie können komplexe Zusammenhänge in<br />
einem vernetzten Umfeld schnell erfassen. Kommunikation<br />
macht Ihnen ebenso viel Freude wie die Administration.<br />
Insbesondere haben Sie Freude, auf Patienten einzugehen.<br />
Sie sind ein ausgesprochener Teamplayer. Sehr<br />
gute Deutsch- und Französischkenntnisse sowie gute EDV<br />
Anwenderkenntnisse sind ein Muss. Italienischkenntnisse,<br />
Medizinische/Pflegerische Grundlagen, Kenntnisse im Bereich<br />
Qualitätsmanagement, Leistungsabrechnung Spitex<br />
(RAI) sowie Nexus Spitex sind von Vorteil.<br />
Wir freuen uns auf Ihre elektronischen<br />
Bewerbungsunterlagen mit Foto per E-Mail an<br />
bewerbungen@hthc.ch.<br />
Für weitere Fragen steht Ihnen Dr. Beatrice Baldinger<br />
unter der Tel-Nr. 041 749 99 00 gerne zur Verfügung.
Stellenmarkt Offres d’emploi Offerte d’impiego<br />
Dipl. Pflegefachfrau / Pflegefachmann HF/FH 80-90%<br />
Die Stelle ist per sofort oder nach Vereinbarung verfügbar.<br />
Die Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel sind eine der führenden psychiatrischen<br />
Kliniken der Schweiz. Unser Ziel ist die stetige Verbesserung der Behandlung unserer Patientinnen<br />
und Patienten zur Erreichung ihrer bestmöglichen Lebensqualität.<br />
Die Klinik für Forensik (UPKF) umfasst sowohl ein ambulantes als auch ein stationäres Behandlungsangebot<br />
und ist in die Bereiche Erwachsenenforensik, Jugendforensik, Versicherungsmedizin und Forensische<br />
Psychologie gegliedert.<br />
Als einzige ihrer Art in der Schweiz bietet die Abteilung für Jugendforensik R3 zehn stationäre<br />
Behandlungsplätze für Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren. Die Aufgabe der jugendforensischen<br />
Abteilung ist die diagnostische Abklärung, Behandlung, stationäre Begutachtung sowie die Verbesserung<br />
der Legalprognose von Jugendlichen.<br />
Zur Erfüllung dieser Aufgaben arbeiten wir in einem interprofessionellen Team mit den medizinisch<br />
therapeutischen Diensten, dem psychologischen Dienst, dem ärztlichen Dienst sowie dem pflegerischen<br />
und sozialpädagogischen Dienst und einer Lehrperson. Wir richten unsere Arbeit nach den Prinzipien<br />
der Recovery-Orientierung und der Traumapädagogik aus und nutzen dialektisch behavioristische Ansätze.<br />
Ihr Aufgabengebiet<br />
› Bezugspersonenarbeit im Kernteam unterstützt durch traumapädagogische Ansätze<br />
› Perspektivisch Übernahme der Fallführung<br />
› Begleitung der Patientinnen und Patienten im stationären Alltag unter Beachtung der Recovery-Orientierung<br />
› Leitung von Gruppen in den Bereichen DBT, Psychoedukation, Entspannung und Aktivität<br />
› Mitverantwortung für die Sicherheit von Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden<br />
Ihr Profil<br />
› Diplom als Pflegefachfrau/-mann HF/FH mit ausgewiesener Fachkompetenz und Erfahrung in der Kinderund<br />
Jugendpsychiatrie und/oder in der forensischen Psychiatrie. Bei ausländischen Pflegediplomen ist die<br />
SRK Registrierung Voraussetzung. Die Kosten für die Registrierung werden durch die UPK übernommen<br />
› Idealerweise verfügen Sie über Weiterbildungen im Bereich Traumapädagogik und/oder DBT oder über<br />
die Bereitschaft diese zu absolvieren<br />
› Erfahrung in der Akutpsychiatrie ist von Vorteil, auch ein Quereinstieg aus der Akutpsychiatrie ist möglich<br />
› Hohes Mass an Bereitschaft zu persönlicher und fachlicher Weiterentwicklung<br />
› Vertiefte Reflexions- und Beziehungsgestaltungsfähigkeiten<br />
› Freude an der Arbeit mit jungen Menschen und an der interdisziplinären Zusammenarbeit<br />
Wir bieten<br />
› Verantwortungsvolle Arbeitsstelle mit eigenständigen Aufgabenfeldern<br />
› Engagiertes interprofessionelles Team<br />
› Spezifische Weiterbildungsangebote<br />
› Regelmässige Supervision und Fallbesprechungen<br />
› Attraktive und zeitgemässe Anstellungsbedingungen (GAV)<br />
Bei Interesse und für Rückfragen steht Ihnen Frau Pamela Wersin, Abteilungsleiterin Pflege und Pädagogik R3,<br />
Tel.: +41 61 325 59 67, gerne zur Verfügung. Wir freuen uns und sind gespannt auf Ihre Onlinebewerbung.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Online Bewerbung<br />
(https://karriere.upk.ch/Dipl-Pflegefachfrau-Pflegefachmann-HFFH-80-90-de-j94.html)
SBK<br />
Kongress<br />
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MEMBRES DE L’ASI<br />
de l’ASI<br />
12. Mai 2021 / 12 mai 2021<br />
Online / En Ligne<br />
www.sbk-asi.ch/congress<br />
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Conférence nationale<br />
sur la démence<br />
29 avril 2021 visioconférence<br />
« Prévention de la démence : possibilités et limites »<br />
Élargissez vos connaissances avec nous.<br />
Peut-on prévenir la démence ?<br />
Comment atténuer le risque d’être atteint-e d’Alzheimer ou d’une autre forme<br />
de démence ? Quels traitements ont fait leurs preuves ? Dans quels domaines<br />
faut-il agir ? Des expert-e-s de renom répondront à ces questions et à bien<br />
d’autres encore lors de la première Conférence nationale sur la démence.<br />
Intervenant-e-s, programme et inscription sur : conference-demence.ch<br />
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Vous aussi, vous souhaitez faire bénéficier le Service Croix-<br />
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e-log a été développé par l’Association suisse des<br />
infirmières et infirmiers (ASI) et la Fédération suisse<br />
des infirmiers et infirmières anesthésistes (SIGA/FSIA).<br />
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Editorial<br />
Le goût de bien soigner<br />
Dans les soins somatiques, les malades avec un trouble du spectre autistique<br />
méritent une attention particulière. Comment appréhender leur<br />
monde, caractérisé par un déficit de communication et des comportements<br />
répétitifs? Dans cette édition, une paire aidante vous donne des clés de<br />
compréhension et vous découvrirez quelques règles simples pour soigner<br />
ces personnes selon vos valeurs professionnelles (p. 56).<br />
Ce souci de l’autre vaut également pour cette infirmière brûlologue indépendante<br />
qui assure le suivi des grands brûlés une fois de retour chez eux<br />
et les accompagne durant leur lente reconstruction (p. 64). Je vous invite<br />
également à faire la connaissance d’une jeune femme à la volonté extraordinaire,<br />
victime elle aussi d’un grave accident qui l’a rendue paraplégique;<br />
elle n’a pas abandonné son rêve de devenir infirmière et travaille maintenant<br />
auprès de clients en chaise roulante, sachant certainement mieux que<br />
quiconque comment répondre à leurs difficultés, par exemple dans la prise<br />
en charge de la douleur (p. 62). Quant à notre chroniqueuse, c’est justement<br />
durant son stage dans un service de paraplégie qu’elle a surmonté une certaine<br />
appréhension et reçu une belle leçon de vie (p. 63).<br />
En cette période de pandémie, isolées dans leurs logements, les personnes<br />
atteintes de troubles psychiques souffrent beaucoup, relève à son tour un<br />
infirmier; il explique comment, grâce à la télépsychiatrie, il a continué de<br />
leur apporter un soutien spécialisé et personnalisé (p. 70).<br />
Malheureusement, votre attitude empreinte<br />
de professionnalisme et de<br />
bienveillance n’est pas reconnue.<br />
D’excellentes infirmières quittent<br />
pour cela la profession (p. 80).<br />
Mais pour les patients, votre<br />
goût de bien soigner est un vrai<br />
cadeau, souligne un célèbre<br />
musicien romand (p. 75). Lisez<br />
l’ode qu’il a écrite pour vous<br />
remercier et réjouissez-vous<br />
des effets positifs de votre<br />
travail.<br />
Françoise Taillens, rédactrice
70<br />
Recrudescence des troubles<br />
psychiatriques durant la pandémie<br />
La télépsychiatrie permet d’assurer le suivi à<br />
domicile des personnes atteintes d’une maladie psychique<br />
et de répondre à leurs besoins.<br />
64<br />
Brûlures graves: la lente<br />
reconstruction après un accident<br />
Une infirmière brûlologue met ses<br />
compétences au service des grands brûlés.<br />
62<br />
Une étudiante devenue patiente<br />
L’accident de la route subi durant sa formation<br />
n’a pas entamé la volonté d’une jeune infirmière<br />
d’exercer sa profession, même en fauteuil<br />
roulant.<br />
50 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Sommaire<br />
Mars 2021<br />
Pratique des soins<br />
56 Comment améliorer l’accès aux<br />
soins somatiques<br />
Face à un patient avec autisme.<br />
Les pros de demain<br />
62 «J’ai terminé mon dernier module à<br />
l’hôpital après une opération»<br />
La ténacité d’une étudiante.<br />
Spécialisation<br />
64 Les grands brûlés: l’importance du<br />
suivi à domicile<br />
Une infirmière brûlologue s’engage.<br />
Psychiatrie<br />
68 Trois approches corporelles<br />
Pour moins d’anxiété et d’agitation.<br />
56<br />
Troubles du spectre autistique:<br />
pénétrer le monde des patients<br />
Des méthodes adaptées permettent aux soignants<br />
de répondre aux besoins des personnes autistes.<br />
Covid-19<br />
70 Promotion de la santé mentale:<br />
l’apport de la télépsychiatrie<br />
Soins à domicile et confinement.<br />
Soins à domicile<br />
72 Actions infirmières pour préserver<br />
la qualité de vie des proches aidants<br />
Un nouveau modèle d’intervention.<br />
Et encore...<br />
42 Offres d’emploi<br />
52 Bloc-notes<br />
63 La chronique du mois<br />
75 Partage<br />
Une ode à la gent infirmière.<br />
76 Santé environnementale<br />
L’impact des masques chirurgicaux.<br />
78 Populations vieillissantes<br />
80 La face sombre des soins<br />
Quand la coupe est pleine.<br />
83 Lu pour vous<br />
98 ASI-Info<br />
106 Formation<br />
… et en allemand<br />
18 Experts en prévention des infections.<br />
22 Communication avec des personnes<br />
hospitalisées atteintes de démence.<br />
26 Covid: flambée des cas dans un EMS.<br />
78<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
La violence dans le couple âgé,<br />
une problématique peu connue<br />
Les personnes de plus de 65 ans victimes de la<br />
violence de leur partenaire hésitent à porter<br />
plainte, selon une étude lausannoise.<br />
… et en italien<br />
94 Soins intensifs: formation accélérée<br />
pour les infirmières de soutien.<br />
Soins infirmiers existe<br />
en édition numérique pour<br />
ordinateur et tablette<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
51
Bloc-notes<br />
Pause café<br />
Noyau familial<br />
«<br />
Bonjour, je suis enceinte<br />
de huit mois et par mégarde<br />
j’ai avalé deux noyaux de<br />
cerises, est-ce que mon bébé<br />
risque de les avaler<br />
»<br />
ou de<br />
les bronchoaspirer?<br />
Une infirmière romande connue<br />
de la rédaction.<br />
Un pôle de recherche<br />
sur les pandémies<br />
Un centre multidisciplinaire ambitieux voit le jour à Berne.<br />
Une chose est sûre: l’intérêt pour l’étude des épidémies sortira<br />
considérablement renforcée de la pandémie de Covid.<br />
Le premier janvier 2021, l’Université de Berne (Unibe) a<br />
ainsi créé un centre de recherche sur les maladies infectieuses,<br />
leur origine et leur impact sur la santé, la société et<br />
l’économie. «La crise actuelle démontre de manière impressionnante<br />
à quel point la science doit travailler de manière<br />
interdisciplinaire pour analyser les problèmes qui se posent<br />
123rf<br />
Fotolia<br />
Vous avez des anecdotes de<br />
travail rigolotes ou peu banales?<br />
Envoyez- les à<br />
soins-infirmiers@sbk-asi.ch<br />
Les soignants, stars du Valais<br />
Les professionnels de la santé ont été élus par<br />
Le Nouvelliste personnalités de l’année 2020.<br />
Chaque année, la rédaction du quotidien valaisan Le<br />
Nouvelliste invite ses lecteurs à élire la personnalité de<br />
l’année. Pour la cuvée 2020, ce sont les soignants qui<br />
ont été couronnées du titre de «ValaiStars» – l’occasion<br />
de leur consacrer un dossier spécial fin janvier dernier.<br />
Un joli témoignage de reconnaissance et d’admiration<br />
pour les efforts et l’engagement de chaque membre du<br />
personnel de la santé. «Que cette pandémie soit une piqûre<br />
de rappel pour qu’on reprenne tous conscience de<br />
votre si essentielle présence», déclare la rédactrice en<br />
cheffe adjointe Stéphanie Germanier. «Que l’Etat valorise<br />
votre travail qui n’est pas un job comme les autres.<br />
Que vos employeurs fassent tout pour vous donner l’envie<br />
et la vie qui vous permettra de continuer longtemps<br />
à exercer. Que votre dévouement et votre passion inspirent<br />
des vocations aux jeunes», poursuit la journaliste<br />
– on ne saurait mieux dire.<br />
Le Nouvelliste, 30.1.2021<br />
Cinq infirmières et<br />
infirmiers du Valais<br />
pour représenter tous<br />
les soignants primés<br />
(de g. à d.: Adriana<br />
d’Antonio, Isabelle<br />
Mayoraz, Hervé<br />
Schnorkh, Pierre-<br />
Louis Abbet et Myrtha<br />
Courtion.<br />
Le Covid stimule la recherche scientifique sur les épidémies.<br />
et développer des approches socialement pertinentes pour<br />
les résoudre», a déclaré le recteur de l’Unibe Christian<br />
Leumann. Ce centre sur les maladies infectieuses et l’imminuté<br />
(Multidisciplinary center for infectious diseases<br />
and immunity, MCIDI) se penchera donc sur les conséquences<br />
des épidémies et pandémies, et il ne fait guère de<br />
doute qu’il s’agira également de tirer les leçons de la<br />
présente situation.<br />
Le MCIDI bénéficiera de l’important tissu médical et vétérinaire<br />
bernois, avec la proximité de la faculté suisse de médecine<br />
vétérinaire (Vetsuisse) ainsi que des institutions politiques<br />
fédérales. Cette nouvelle structure se basera sur<br />
l’approche «One health» qui examine les interactions entre<br />
la santé humaine, animale et environnementale. Le MCIDI<br />
est dirigé par le virologue Volker Thiel, professeur en virologie<br />
à la faculté Vetsuisse. Cette institution est soutenue<br />
par la fondation Vinetum, qui devrait y investir trente millions<br />
de francs dans les dix années à venir. Basée à Bienne,<br />
celle-ci se distingue par sa contribution à des projets sociaux<br />
ou culturels.<br />
Unibe, 20.1.2021<br />
Sabine Pelloud<br />
52 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Un défi pour l’innovation<br />
Des volontaires issus de différents<br />
domaines professionnels sont recherchés<br />
pour concevoir l’avenir des soins.<br />
Lancé au début du mois, le Défi Source<br />
invite des équipes de volontaires à collaborer<br />
pour concevoir des projets de santé<br />
novateurs. L’objectif? Améliorer la qualité<br />
des soins et la sécurité des patients. Ce<br />
défi est organisé par l’Institut et Haute<br />
école de la Santé La Source. Tout le<br />
monde peut y particulier, mais sont particulièrement<br />
recherchés les soignants,<br />
les ingénieurs, designers, développeurs,<br />
entrepreneurs ainsi que les patients et<br />
leurs proches. Le Défi Source se déroule<br />
en quatre étapes. Il est possible de lancer<br />
un défi sous forme d’idée novatrice ou de<br />
rejoindre un défi proposé par des participants.<br />
Ceux-ci peuvent s’inspirer de trois<br />
axes d’innovation: la continuité des<br />
soins, l’accès aux soins et le maintien à<br />
domicile.<br />
Informations: www.ecolelasource.ch/defi-source<br />
Les bébés de l’Année des<br />
infirmières et<br />
des sagesfemmes<br />
De nombreux hôpitaux<br />
2020 a aussi été une<br />
année particulière<br />
ont enregistré un record en matière de<br />
de naissances en 2020.<br />
naissances.<br />
Il serait exagéré de parler<br />
de baby-boom, mais<br />
2020 a été marquée dans<br />
plusieurs maternités helvétiques<br />
par un nombre<br />
inédit de naissances. C’est<br />
par exemple le cas de l’Hôpital<br />
cantonal d’Aarau où 2216 bébés<br />
ont vu le jour, soit 112 de plus qu’en<br />
2019. En Suisse romande, l’Hôpital du<br />
Jura a recensé près de 650 nouveau-nés l’année<br />
dernière contre un peu plus de 630 en 2019. A l’Hôpital Zollikerberg,<br />
dans le canton de Zurich, la hausse s’élève à sept pourcents par rapport<br />
à 2019 avec 2353 nouveau-nés.<br />
L’irruption du Covid l’hiver dernier a par ailleurs stimulé la demande<br />
d’accouchements à domicile – chez soi ou en maison de naissance –, par<br />
peur des contaminations ou afin de garantir la présence du père durant<br />
et après l’heureux événement. Par ailleurs, l’Hôpital du Jura a fêté l’arrivée<br />
de 2021 de la plus belle des manières avec pas moins de quatorze<br />
naissances en 48 heures.<br />
Medinside, 8.1.2021, 18.1.2021, Arcinfo, 19.1.2021<br />
Pixelio<br />
Inscription gratuite pour les membres de l’ASI<br />
L’infirmière administratrice en chef d’Israël ainsi que<br />
plusieurs expertes suisses seront présentes au congrès.<br />
A l’heure où Israël fait figure de leader en matière de vaccination<br />
contre le Covid, son infirmière administratrice en<br />
chef Hoshi Goldberg partagera son expérience de la pandémie<br />
lors du prochain congrès de l’ASI. Ce sera assurément<br />
l’un des points forts de cet événement qui aura lieu en ligne<br />
à l’occasion de la Journée internationale des infirmières, le<br />
12 mai 2021. Ce sera aussi l’occasion pour les participants de<br />
poser leurs questions aux membres de la task force suisse<br />
contre le Covid. Mais le coronavirus ne sera pas le seul sujet<br />
abordé: Manuela Eicher et Christine Bienvenu apporteront<br />
une contribution passionnante sur le thème «Ne pas travailler<br />
pour mais AVEC les patients», et l’influence du changement<br />
climatique sur la santé sera également mise en évidence.<br />
Le congrès est gratuit pour les membres de l’ASI<br />
(non-membres: 70 francs). Les inscriptions sont ouvertes.<br />
Informations et inscription sur www.sbk-asi.ch/congress<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
53
Bloc-notes<br />
Année record à l’HESAV<br />
Jamais la Haute école de Santé Vaud n’avait décerné<br />
autant de diplômes.<br />
Adobe Stock<br />
240 jeunes soignants ont été diplômés de l’HESAV en 2020.<br />
Insolite . . .<br />
«Les professionnels de la santé peuvent désormais<br />
compter sur 240 collègues supplémentaires», se félicite<br />
la direction de la Haute école de Santé Vaud<br />
(HESAV). Il s’agit d’un chiffre record pour l’institution<br />
basée dans le quartier du Centre hospitalier universitaire<br />
vaudois, à Lausanne – en 2019, l’HESAV avait<br />
décerné 215 diplômés. La plupart de ces jeunes professionnels<br />
sont des infirmières et infirmiers (137,<br />
dont une vingtaine ayant effectué leur formation en<br />
cours d’emploi), suivis par une cinquantaine de physiothérapeutes,<br />
trente sages-femmes et 25 techniciens<br />
en radiologie médicale.<br />
Communiqué de l’HESAV, 20 minutes, 8.2.2021<br />
Informations sur www.hesav.ch/diplomes20<br />
Etats-Unis: une infirmière<br />
administratrice de la santé publique<br />
Susan Orsega sera<br />
la voix de l’exécutif<br />
américain en matière<br />
de santé publique.<br />
L’infirmière praticienne Susan Orsega<br />
occupera l’une des plus hautes fonctions<br />
de la nouvelle administration.<br />
Fin janvier, Susan Orsega a été<br />
nommée par le président américain<br />
Joe Biden administratrice<br />
de la santé publique (Surgeon<br />
general en anglais, familièrement<br />
surnommé «Nation’s doctor»).<br />
Cela fait d’elle la principale<br />
porte-parole du gouvernement<br />
pour les questions de santé publique.<br />
Susan Orsega détient un<br />
master d’infirmière praticienne.<br />
De 2016 à 2019, elle était infirmière<br />
administratrice en chef des services<br />
de santé publique américains. Auparavant,<br />
elle a également travaillé à<br />
l’Institut national américain des allergies<br />
et maladies infectieuses. Elle porte en outre<br />
Wikipedia<br />
le titre honorifique de sociétaire de l’association américaine des<br />
facultés de sciences infirmières.<br />
L’administrateur de la santé publique est nommé par le président<br />
et confirmé par le sénat américain et les détenteurs du poste<br />
se voient décerner le titre de vice-amiral. Susan Orsega est l’une<br />
des rares infirmières choisies à cette fonction après Sylvia<br />
Trent-Adams, nommée par intérim en 2017 par Donald Trump,<br />
et Richard Henry Carmona, choisie par George W. Bush.<br />
American association of colleges of nursing, 27.1.2021, CII, 1.2.2021<br />
123rf<br />
Des patients retapent le<br />
logement d’autres patients<br />
Les chantiers<br />
Radfahren thérapeutiques<br />
verbessert sont encadrés die par<br />
Sicht. des soignants. Foto: Fotolia<br />
A Paris, des chantiers thérapeutiques aident au<br />
rétablissement et à la réinsertion de personnes<br />
suivies en psychiatrie adulte.<br />
Le centre hospitalier parisien de psychiatrie Sainte-<br />
Anne propose aux patients des activités centrées sur la<br />
réinsertion professionnelle à travers des ateliers et<br />
chantiers thérapeutiques. Les premiers comprennent<br />
des activités relevant principalement de la menuiserie,<br />
avec un accompagnement vers des projets de formation<br />
d’insertion professionnelle ou un parcours d’autonomisation<br />
du patient. Encadrés par des soignants, les chantiers<br />
constituent, eux, une véritable expérience professionnelle<br />
au domicile d’autres patients. Le concept?<br />
Des «patients-ouvriers» interviennent dans le logement<br />
de «patients-clients» pour désencombrer, repeindre,<br />
nettoyer, rénover ou encore opérer certains aménagements.<br />
Pour le «patient-ouvrier», l’idée est d’évaluer<br />
ses capacités de travail, ses difficultés et son potentiel,<br />
voire concevoir un projet professionnel. A travers des<br />
activités techniques et créatives, ces chantiers visent<br />
l’estime de soi et le rétablissement. Mais attention:<br />
les «patients-ouvriers» ne sont pas exploités, ils bénéficient<br />
en fonction du chantier prévu d’un contrat de<br />
travail à durée déterminée et sont payés au salaire<br />
minimum. Cela permet aux «patients-clients» de faire<br />
rénover leur logement à un prix accessible et prévient<br />
l’éventuelle insalubrité de celui-ci, tout en facilitant<br />
le maintien à domicile et en renforçant l’alliance thérapeutique.<br />
La prescription d’ateliers et de chantiers<br />
thérapeutiques peut être posée par l’équipe référente<br />
du patient.<br />
Santé mentale, janvier 2021<br />
Informations: chantiers@ghu-paris.fr<br />
54 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Soutien ciblé pour<br />
les aidants<br />
Une étude sollicite des proches aidants<br />
en vue de vérifier l’efficacité<br />
d’un programme d’accompagnement.<br />
L’étude-programme «Ensemble» est<br />
à la recherche de 160 proches aidants<br />
volontaires appuyant des adultes atteints de troubles psychiques.<br />
Cette recherche propose un soutien spécialement adapté à la<br />
situation des participants. Ils seront accompagnés à travers cinq<br />
séances par un professionnel de la santé afin de trouver un équilibre<br />
et un bien-être en tant qu’aidant. Dans un deuxième temps,<br />
deux groupes seront créés puis comparés. Ils bénéficieront chacun<br />
du programme Ensemble qui vise à renforcer l’aide des professionnels<br />
à l’égard des proches aidants. Cette étude est menée par le<br />
laboratoire d’enseignement et de recherche en santé et psychiatrie<br />
de l’Institut et Haute école de la Santé La Source.<br />
Institut et Haute école de la Santé La Source<br />
Informations: www.seretablir.net/ensemble<br />
Inscriptions ouvertes pour le<br />
programme de leadership du CII<br />
Les cadres infirmiers peuvent s’inscrire jusqu’au 19 mars.<br />
Le Global nursing leadership institute (GNLI) est un programme<br />
annuel de leadership stratégique en politique lancé par le Conseil<br />
international des infirmières (CII). L’inscription court jusqu’au<br />
19 mars 2021. Le programme se déroulera en ligne à travers des<br />
sessions allant du 9 août 2021 au 30 juin 2022. L’accent sera mis<br />
sur la pandémie et les disparités en matière de santé. Le GNLI<br />
prépare les participants à prendre part aux débats et actions de<br />
politique générale au niveau local, régional, national et mondial.<br />
Parmi les anciennes élèves figure la nouvelle administratrice de la<br />
santé publique américaine Susan Orsega (lire page ci-contre).<br />
Communiqué du CII, 15.2.2021<br />
Informations: www.icn.ch > GNLI<br />
Màd<br />
Le programme Ensemble<br />
s’adresse aux proches aidants.<br />
Le Covid en bref<br />
• Les Viennois doivent désormais présenter<br />
un test Covid négatif pour aller chez le<br />
coiffeur.<br />
Le Temps, 9.2.2021<br />
• Dans le sud de la France, la ville de Perpignan a<br />
réouvert illégalement quatre musées le mois dernier,<br />
faisant fi de la fermeture des lieux de culture<br />
imposée par Paris. La justice a suspendu cette réouverture.<br />
Le Point, 8.2.2021<br />
• L’Orchestre de Suisse romande propose<br />
des mini-concerts qui voient un musicien se<br />
produire devant un seul et unique auditeur,<br />
en tête à tête, dans un cadre plus ou moins<br />
étonnant, comme une boutique de fleurs<br />
ou un restaurant.<br />
Le Temps, 9.2.2021<br />
• En décembre 2020, c’était au moyen d’un<br />
formulaire écrit que les cantons devaient<br />
commander les doses de vaccin contre le Covid<br />
à l’OFSP. Celui-ci a tardé à proposer un outil informatique<br />
attribuant les dates de vaccination.<br />
Mi-janvier 2021, il n’était pas clair si ce logiciel serait<br />
en mesure d’indiquer les doses vaccinées par<br />
canton, alors même que l’OFSP les pressait<br />
de leur fournir ces données. Il arrive en outre<br />
que les sets de vaccination soient fournis<br />
avec des seringues inadaptées.<br />
Der Bund, 12.2.2021<br />
• Trois jours après le lancement de sa campagne<br />
vaccinal, le Chili avait vacciné plus d’un demimillion<br />
de personnes sur 18 millions<br />
d’habitants.<br />
Le Point, 6.2.2021<br />
Les victimes de violence mieux écoutées<br />
Adobe Stock<br />
A Lausanne, une unité spécialement formée accueille les<br />
plaintes des victimes concernées, tandis que la Confédération<br />
accroît son soutien à la prévention.<br />
Six femmes et quatre hommes de la police lausannoise ont bénéficié<br />
d’une formation particulière pour conseiller et accompagner<br />
les victimes de violence, y compris les violences domestiques et<br />
de genre. Bien que la criminalité soit globalement en baisse à<br />
Lausanne, la capitale vaudoise fait face depuis une dizaine d’années<br />
à une hausse des violences, notamment conjugales. Or, pour<br />
nombre de victimes, le dépôt de plainte relève d’une nouvelle<br />
épreuve. Il n’est pas rare qu’elles doivent répéter le motif de leur<br />
venue auprès de différents policiers ou en présence d’autres administrés.<br />
Cette nouvelle unité permettra d’éviter de tels cas de figures.<br />
«Il s’agit d’assurer que les victimes soient toujours écoutées,<br />
prises au sérieux et protégées de leurs agresseurs, mais<br />
aussi d’entrer dans une démarche d’accompagnement et de compréhension<br />
de la situation», explique le colonel Olivier Botteron<br />
qui commande le corps de police de Lausanne. La personne<br />
concernée pourra choisir de s’adresser à une policière ou un policier<br />
et aura tout loisir pour décider du lieu de rencontre (par ex.<br />
dans un lieu public ou chez un tiers). Une ligne d’assistance spéciale<br />
sera également mise en place. En attendant, les victimes<br />
peuvent continuer d’appeler le 117. Le déploiement de ce dispositif<br />
innovant a débuté début mars et se poursuivra de manière progressive.<br />
De son côté, la Confédération met à disposition des aides financières<br />
pour les acteurs de la lutte contre la violence à l’égard des<br />
femmes et la violence domestique. Depuis le 1er janvier 2021, des<br />
projets et organisations menant des activités dans ces domaines<br />
peuvent être soutenues – les demandes sont à adresser au Bureau<br />
fédéral de l’égalité entre femmes et hommes (BFEG).<br />
Le Temps, 9.2.2021<br />
BFEG: www.ebg.admin.ch > aides financières prévention violence<br />
A Lausanne, les victimes<br />
de violence bénéficieront<br />
d’un soutien particulier.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
55
Pratique des soins<br />
Troubles du spectre autistique<br />
Comment améliorer l’accès aux<br />
soins somatiques<br />
Bien que les patients présentant des troubles du spectre autistique concernent un<br />
pourcent de la population, les soignants ne sont pas vraiment sensibilisés à leur prise<br />
en charge au cours de leur formation. Dans le canton de Vaud, un projet vise à faciliter<br />
l’accès aux soins de ces patients tout en intégrant leurs proches.<br />
Texte: Delphine Roduit, Véronique Barathon, Isabelle Steffen, Elodie Steffen et Jérôme Favrod<br />
123rf<br />
L’attente avant un rendez-vous médical est source<br />
d’une profonde anxiété pour de nombreuses personnes<br />
avec des troubles du spectre autistique.<br />
56 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
TROUBLES ASSOCIÉS<br />
Des symptômes hétérogènes<br />
«Avant de se rendre chez le médecin, ce qui est déjà compliqué,<br />
c’est prendre le rendez-vous», explique Véronique Barathon.<br />
«Téléphoner est très angoissant. On ne sait pas toujours<br />
quel médecin contacter, pour quel motif prendre le rendez-vous,<br />
quoi dire. On ne comprend pas toujours ce que la<br />
personne nous demande. L’idéal, c’est lorsque l’on peut<br />
prendre un rendez-vous en ligne.» Les professionnels de santé<br />
peuvent se trouver dans des situations où ils se sentent<br />
démunis ou impuissants face aux personnes qui, comme Véronique<br />
Barathon, présentent des troubles du spectre autistique<br />
(TSA).<br />
Pistes d’action<br />
Il est nécessaire de développer des actions de sensibilisation<br />
sur la spécificité du suivi somatique des personnes avec autisme,<br />
en incluant des règles simples de préparation et de<br />
déroulement d’une consultation médicale. La Haute Ecole de<br />
la Santé La Source, à Lausanne, a été mandatée à cette fin<br />
dans le cadre d’un projet de développement de trois ans.<br />
Débuté en mars 2019, le projet Ici Tous sont accueillis (Ici<br />
TSA) a pour objectif de proposer des réponses aux problèmes<br />
d’accès aux soins de base (prise de sang, tension artérielle et<br />
ECG) pour les personnes adultes dans le canton de Vaud. A<br />
terme, ce projet vise à identifier des cabinets médicaux qui<br />
auront des compétences dans l’accueil de personnes avec TSA.<br />
L’objectif est d’apporter des solutions concrètes aux problèmes<br />
d’accès aux soins (encadré p. 58).<br />
Le projet Ici TSA permet de rencontrer et d’interviewer des<br />
personnes concernées par les troubles du spectre de l’autisme.<br />
Après un bref état des lieux des connaissances actuelles sur<br />
les TSA ainsi que les troubles associés, cet article partage des<br />
extraits de ces rencontres. Véronique Barathon, paire praticienne<br />
en autisme, témoigne des difficultés qu’elle rencontre<br />
dans l’accès aux soins. Isabelle Steffen et sa fille Elodie, elles,<br />
racontent leur parcours familial, en évoquant notamment la<br />
place des fratries, souvent oubliées. Ces témoignages révèlent<br />
les défis quotidiens auxquels font face les personnes avec<br />
autisme ainsi que leurs proches, notamment dans le domaine<br />
de l’accès aux soins.<br />
Les troubles du spectre de l’autisme (TSA) sont souvent<br />
associés à d’autres troubles qui peuvent être cumulés:<br />
• développementaux: déficit cognitif, trouble ou absence de<br />
langage, trouble du déficit de l’attention, hypotonie, difficultés<br />
motrices (telle que la dyspraxie par exemple),<br />
• neurologiques telle que l’épilepsie,<br />
• psychiatriques tels que l’anxiété, la dépression, les<br />
troubles obsessionnels compulsifs,<br />
• comportementaux tels que l’automutilation, les cris, les<br />
mouvements répétitifs,<br />
• gastro-intestinaux, compliqués par des intolérances ou allergies,<br />
• immunitaires, respiratoires et musculo-squelettiques,<br />
• sensoriels tactiles (hypo- ou hyper-sensorialité qui touche<br />
entre 80 et 90 pourcents des personnes avec TSA) et auditifs<br />
(hyperacousie).<br />
Etat des lieux<br />
L’autisme est un trouble neurodéveloppemental qui touche<br />
environ un pourcent de la population, dans une proportion<br />
de quatre garçons pour une fille. Tout soignant est donc susceptible<br />
un jour d’accompagner une personne avec un TSA.<br />
La cinquième édition du Manuel diagnostique et statistiques<br />
des troubles mentaux (DSM 5) de l’Association américaine de<br />
psychiatrie identifie deux critères diagnostics principaux des<br />
TSA: les déficits persistants de la communication et des interactions<br />
sociales ainsi que le caractère restreint et répétitif<br />
des comportements, des intérêts ou des activités. On parle<br />
alors de neuroatypie. L’étiologie du trouble reste encore en<br />
partie incomprise, bien que l’implication de nombreux gènes<br />
soient aujourd’hui reconnue. Les causes environnementales<br />
sont encore investiguées. Durant la période prénatale, des<br />
perturbations du développement d’une ou plusieurs fonctions<br />
cérébrales surviennent. Cela concerne notamment la fonction<br />
motrice, d’intégration sensorielle, langagière, émotionnelle,<br />
cognitive et comportementale. Les TSA s’expriment de manière<br />
très variée d’une personne à l’autre (lire encadré ci-dessus).<br />
On ne devrait donc pas parler d’autisme au singulier<br />
mais plutôt au pluriel.<br />
Diagnostic et accès aux soins<br />
Le diagnostic est établi sur la base d’une évaluation globale<br />
et spécifique, réalisée et coordonnée entre la personne, sa<br />
L’autisme touche environ un pourcent<br />
de la population. Tout soignant est<br />
donc susceptible un jour<br />
d’accompagner une personne avec un<br />
trouble du spectre de l’autisme.<br />
famille et les professionnels concernés. Les premiers signes<br />
peuvent déjà être observés entre 18 et 36 mois. Aujourd’hui,<br />
des efforts sont entrepris en faveur d’un dépistage précoce.<br />
Mais de nombreux adultes dans le spectre l’ignorent encore<br />
et tentent de s’adapter au prix d’efforts conduisant parfois à<br />
une importante détresse. C’est parfois pour cette raison que<br />
les personnes avec un TSA ne sont pas toujours identifiées en<br />
tant que telles lorsqu’elles ont besoin de soins somatiques ou<br />
psychiques.<br />
Plusieurs obstacles (organisationnels, environnementaux,<br />
relationnels et comportementaux) compliquent le dépistage<br />
de pathologies ainsi que la prise en soin de ces patients. Pour<br />
une personne avec autisme, quel que soit le degré de sévérité<br />
du trouble, se rendre à une consultation médicale demande<br />
des efforts considérables, comme l’explique Véronique Barathon.<br />
Les personnes avec TSA sont plus vulnérables à un<br />
nombre important de maladies, qui, faute d’accès aux soins,<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
57
Pratique des soins<br />
ICI TOUS SONT ACCUEILLIS<br />
Une communauté de pratique<br />
Le projet Ici TSA s’articule autour de trois axes:<br />
1. La création d’une communauté de pratique dont les<br />
membres sont intéressés ou concernés par la problématique<br />
de l’accès aux soins (usagers, proches, professionnels<br />
de la santé, éducateurs spécialisés, milieux associatifs<br />
liés aux TSA ou intéressés par l’amélioration de<br />
l’accès aux soins médicaux, directions d’institutions, de<br />
structures médicales, etc.). Le but est de s’informer,<br />
d’échanger, de faire des propositions, de traiter la question<br />
de l’accès aux soins de manière dynamique.<br />
2. La proposition d’outils facilitants l’accès aux soins.<br />
3. La formation continue, notamment en ligne. Ces formations<br />
seront destinées au public soignant de première<br />
ligne. Différents professionnels de la santé, de l’éducation<br />
spécialisée ainsi que des pairs praticien, partagerons<br />
leurs savoirs experts.<br />
Ce projet est financé par la Fondation Philanthropique Next.<br />
peuvent engendrer de graves conséquences.<br />
Après un long parcours semé de difficultés, Véronique Barathon<br />
reçoit à l’âge de 28 ans le diagnostic qui va bouleverser<br />
le cours de sa vie. Elle débute alors un cheminement personnel<br />
et professionnel qui l’a conduite à devenir paire praticienne.<br />
La consultation médicale, une épreuve<br />
La première difficulté peut résider dans le dépistage de la<br />
douleur. Le rapport au corps est souvent biaisé par une hyper-<br />
ou hypo-sensorialité. De plus, communiquer autour de<br />
ressentis s’avère compliqué pour les personnes avec TSA: «Il<br />
va falloir expliquer pourquoi on consulte et c’est très compliqué,<br />
on ne sait pas toujours décrire ou parler de nous»,<br />
Certains examens font mal, comme la<br />
tension artérielle par exemple, qui chez<br />
moi engendre réellement de la douleur,<br />
à cause de l’hyper-sensorialité.<br />
Véronique Barathon, paire praticienne en autisme<br />
détaille Véronique Barathon. L’auscultation est vécue comme<br />
envahissante, comme de devoir se déshabiller, d’être touché<br />
de façon imprévisible par le médecin. «Certains examens<br />
font mal, comme la tension artérielle par exemple, qui chez<br />
moi engendre réellement de la douleur, à cause de l’hyper-sensorialité».<br />
Interroger les personnes sur leur spécificités sensorielles, prévenir<br />
avant de toucher, utiliser un tensiomètre manuel, demander<br />
quel bras privilégier pour piquer, demander à la personne<br />
si l’application d’un pansement s’avère pénible et si oui<br />
lui proposer alors de faire sans, sont autant d’exemples d’aménagements<br />
simples qui peuvent améliorer pourtant significativement<br />
le confort de la personne. Les personnes non verbales<br />
peuvent utiliser des pictogrammes ou d’autres outils<br />
numériques, pour autant qu’elles aient été formées à ces outils<br />
de communication.<br />
Le besoin de prévisibilité est une caractéristique commune à<br />
toute personne avec TSA. L’inconnu et le changement engendrent<br />
de l’anxiété, par exemple pour se rendre à un premier<br />
rendez-vous, comme l’explique Véronique Barathon: «Il<br />
faut réfléchir à comment y aller, quelle route emprunter, se<br />
faire accompagner ou pas. On a aussi peur de déranger.»<br />
L’attente est souvent difficile: «Une fois qu’on y est, c’est l’angoisse<br />
de la salle d’attente. Où se mettre? Qui nous regarde?<br />
Il y a les lumières, le bruit, le téléphone qui sonne. On doit<br />
tout analyser, on ne peut pas juste s’asseoir. C’est un flot<br />
d’informations qui arrive. L’attente, qui peut être très longue,<br />
laisse libre court aux pensées envahissantes, à l’anxiété. On<br />
va alors avoir des gestes d’autostimulation (se balancer, bouger,<br />
parler) qui vont susciter les regards interpellés des gens,<br />
parce qu’on a l’air bizarre, ce qui va être encore plus angoissant.»<br />
Dans la mesure du possible, limiter l’attente pour les<br />
personnes avec autisme leur permet d’économiser beaucoup<br />
d’énergie. De plus, proposer à la personne de s’installer seule,<br />
dans une pièce à l’écart du bruit, avec des lumières tamisées,<br />
peut rendre l’attente moins difficile.<br />
«Nous avons besoin de prévisibilité et de contrôle»<br />
Véronique Barathon poursuit: «Et puis vient le moment de la<br />
consultation. Dans le meilleur des cas, on connaît le médecin.<br />
Sinon, on va devoir cartographier son visage, essayer de<br />
l’identifier.» Le port d’un masque complique actuellement<br />
davantage cet aspect, alors que les gestes barrières, eux, sont<br />
avantageux pour les personnes avec TSA car ils permettent<br />
d’éviter le contact physique, notamment de se serrer la main.<br />
«Ça va trop vite, il y a souvent trop d’informations en même<br />
temps», explique Véronique Barathon. Elle décrit ce qu’une<br />
visite médicale représente pour elle: «C’est envahissant, ça<br />
fait peur et c’est stressant. Ce sont des mots qui peuvent se<br />
mettre sur le corps et l’environnement. C’est se livrer à<br />
quelque chose, se livrer à quelqu’un et donc perdre un peu<br />
de contrôle. Nous avons besoin de contrôle, parce que la vie<br />
est incontrôlable tout le temps. Pendant un moment on va<br />
devoir lâcher prise, laisser le contrôle pour que la consultation<br />
puisse se faire et c’est très coûteux. Après un rendez-vous<br />
médical, je suis épuisée, déboussolée. J’ai besoin de plusieurs<br />
heures pour pouvoir récupérer, c’est pour cela que ma journée<br />
va être consacrée à cette seule activité. Soit on arrive à<br />
consulter et on prend énormément sur nous, ce qui peut<br />
engendrer des crises, des surcharges, soit on n’y arrive pas,<br />
on procrastine et on évite au maximum.»<br />
Véronique Barathon peut témoigner verbalement de son<br />
vécu, mais ce n’est pas le cas de toutes les personnes avec<br />
TSA. Les proches de personnes non verbales avec ou sans<br />
déficit intellectuel décrivent des problèmes pouvant être si-<br />
58 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
milaires, bien que chaque situation soit différente. Souvent,<br />
des efforts d’adaptation considérables sont demandés aux<br />
patients et à l’entourage. Certaines adaptations venant des<br />
soignants peuvent elles aussi, souvent assez simplement,<br />
améliorer la situation: s’informer sur les besoins spécifiques<br />
auprès de la personne ou de ses proches, prendre en photo<br />
les lieux et les personnes avant la consultation afin d’augmenter<br />
la prévisibilité, annoncer ce qu’on va faire et prévenir<br />
avant de toucher la personne, être économes en mots et ne<br />
poser qu’une question à la fois...<br />
Un diagnostic et un soutien difficiles à obtenir<br />
Les TSA sont très hétérogènes et, dans certaines situations,<br />
les patients peuvent être accompagnés par des équipes édu-<br />
Redoutée, l’ausculation est pour beaucoup<br />
d’autistes intrusive et douloureuse.<br />
123rf<br />
Des efforts d’adaptatation<br />
considérables sont demandés aux<br />
patients. Certaines adaptations<br />
venant des soignants peuvent aussi<br />
améliorer la situation.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
59
Pratique des soins<br />
UN POÈME POUR DIRE L’AUTISME<br />
«Je ne me sens pas handicapée»<br />
cette annonce, je n’avais qu’une idée en tête: sauver mon fils.<br />
Qu’est-ce que je dois faire? Quel est le protocole? A l’époque,<br />
on m’a dit de revenir dans deux ans pour refaire le point sur<br />
son évolution. C’est nous qui avions vu des signes avant-coureurs,<br />
le langage peinait à s’installer jusqu’à six ans. Le pédiatre<br />
me rassurait me disant que c’était l’aîné, un garçon.<br />
J’ai dû beaucoup insister pour avoir accès à de l’aide, tout le<br />
monde était plutôt banalisant. On a commencé à lire beaucoup<br />
sur le sujet jusqu’au jour où une maman expliquait<br />
différemment les choses et là, j’ai reconnu mon fils. Cela a<br />
pris du temps avant de tomber sur les bons professionnels<br />
avec les méthodes adaptées. Des années difficiles pour tout<br />
le monde.»<br />
Bitte, schreibe: Véronique Barathon, paire aidante, utilise sa créativité<br />
pour exprimer l’autisme par l’écrit et la peinture.<br />
Je ne me sens pas handicapée, je me sens non intégrée par<br />
la société<br />
Je ne me sens pas bizarre, je me sens différente du fonctionnement<br />
majoritaire<br />
Je ne me sens pas trop sensible, je me sens plus réceptive<br />
que les autres<br />
Je ne me sens pas restreinte dans mes intérêts, je me sens<br />
beaucoup plus passionnée que mon entourage<br />
Je ne me sens pas repliée sur moi, je me sens dans le besoin<br />
de me protéger de votre chaos<br />
Je ne me sens pas anxieuse, je redoute simplement vos réactions.<br />
Je ne vis pas dans une bulle<br />
Je vis dans un monde où je me respecte, où je suis rassurée<br />
de vivre mon quotidien, dans un monde où la vie va moins<br />
vite, où je connais chaque recoin, où mes couleurs font<br />
place à votre pâleur<br />
Vous sentez-vous d’adapter votre monde pour que je puisse<br />
ouvrir le mien?<br />
Véronique Barathon<br />
On se sent très vite et très tôt<br />
responsable du bien-être de son frère<br />
ou sa sœur et on comprend tout aussi<br />
vite que ce sera pour la vie.<br />
Elodie Steffen, proche aidante<br />
catives ou la famille. Les membres de l’entourage sont souvent<br />
des ressources précieuses, qui connaissent bien le fonctionnement<br />
et les besoins spécifiques de leur proche. Il est important<br />
de considérer l’expertise des proches, autant que<br />
l’impact que peut avoir sur eux leur implication dans le quotidien<br />
d’une personne avec TSA.<br />
Le diagnostic de trouble du développement de type autistique<br />
atypique est posé alors que le fils d’Isabelle Steffen est âgé de<br />
six ans. Cette dernière témoigne: «C’était très difficile pour<br />
nous, parents, de comprendre ce diagnostic. Au moment de<br />
Frères et sœurs, les oubliés de la prise en charge<br />
Elodie Steffen, la sœur de deux ans la cadette, évoque la<br />
dynamique atypique dans laquelle elle a grandi: «En tant que<br />
sœur, on prend presque involontairement le rôle de troisième<br />
parent dans la famille. Enfant, j’arrivais souvent à mieux<br />
comprendre et communiquer avec mon frère que mes parents.<br />
Alors on quitte rapidement son rôle de sœur, d’enfant. Il y a<br />
des révoltes, lorsqu’on prend conscience qu’on arrive à faire<br />
certaines choses avant notre frère alors qu’il est pourtant<br />
l’aîné. On se sent très vite et très tôt responsable du bien-être<br />
de son frère ou sa sœur et on comprend tout aussi vite que ce<br />
sera pour la vie. On comprend l’angoisse des parents à l’idée<br />
du jour où ils ne seront plus là. Même si je n’ai rien demandé<br />
et que cela va m’incomber pour toute ma vie, je suis responsable<br />
de mon frère. Ça met beaucoup de choses en perspective<br />
pour le futur.»<br />
Elodie Steffen raconte l’accompagnement de son frère aux<br />
différents rendez-vous médicaux (logopédie, pédopsychiatrie,<br />
etc.): «On est tout le temps dans cet environnement qui est<br />
spécial pour un enfant. Malheureusement, les professionnels<br />
ne prennent pas de temps pour le frère ou la sœur qui accompagne.<br />
Ce n’est le rôle de personne. Le professionnel est là<br />
pour l’enfant, répondre aux questions des parents. Nous, on<br />
est là, on voit, on sent tout, toutes les émotions, la tristesse,<br />
la détresse des parents, la fatigue. Et on surfe sur la vague en<br />
essayant de trouver une place. J’aimerais promouvoir la place<br />
de la fratrie dans le milieu de la différence parce qu’on est un<br />
peu les oubliés de la famille.» Elle poursuit: «J’aurais voulu<br />
60 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
LA GALERIE SYNDROME ARTISTIQUE<br />
Un autre regard<br />
être en groupe avec d’autres enfants qui vivaient la même<br />
chose. On voit que les parents, qui ont déjà un enfant qui va<br />
mal, font du mieux qu’ils peuvent. Tout le monde est mal à<br />
l’aise. Alors on essaie souvent de minimiser, de relativiser. Et<br />
cela a pour effet d’annuler le sentiment qu’on ressent. Le<br />
pédiatre ne m’a jamais demandé comment cela se passait pour<br />
moi à la maison. J’aurais aimé pouvoir exprimer à quelqu’un<br />
qui puisse entendre, pour désamorcer la souffrance, en tête<br />
S’intéresser à la question de l’autisme,<br />
au vécu des personnes concernées,<br />
patients et proches, c’est interroger<br />
son propre rapport à la différence,<br />
à l’altérité et aux valeurs que l’on<br />
souhaite incarner.<br />
Une photo de l’artiste et caviste Isabel Pillet, exposée en 2020.<br />
Au cœur de Lausanne, la galerie Syndrome artistique<br />
expose des artistes atteints de troubles du spectre de<br />
l’autisme. Cet espace d’exposition se propose aussi comme<br />
un lieu d’information et de partage pour soutenir les personnes<br />
autistes et sensibiliser la population.<br />
www.syndromeartistique.ch<br />
à tête, sans les parents. Il y a un tabou pour l’autisme mais<br />
pas uniquement. La fratrie ça concerne beaucoup de monde,<br />
et il y a tellement de différences, le handicap, la maladie<br />
chronique, la fin de vie, la communauté LGBT. On oublie<br />
souvent les frères et sœurs.»<br />
Pour favoriser les échanges entre proches aidants<br />
Isabelle Steffen évoque encore qu’une fois le moment venu,<br />
pouvoir discuter avec d’autres parents comme c’est le cas au<br />
sein de l’association autisme suisse romande, par exemple,<br />
aide à se sentir moins seuls: «Le fait de pouvoir parler, échanger<br />
avec des couples qui partagent le même vécu. On nous<br />
donne des trucs et astuces.» Elle précise: «Aujourd’hui, il<br />
existe des groupes pour les fratries dans le domaine des TSA,<br />
mais il y a encore de grands manques. Si seulement à l’hôpital<br />
il existait un centre de consultation pour fratries qui vivent<br />
avec des frères et sœurs avec tous types de différences ou de<br />
maladies, sans limites d’âge. Qui s’est occupé des adultes<br />
d’aujourd’hui qui ont vécu toute leur enfance, avec un frère<br />
ou une sœur avec une différence?»<br />
Mère et fille évoquent des perspectives d’amélioration<br />
concrètes: «Il y a deux champs: créer cet espace mais aussi<br />
former les soignants. Je sais qu’on leur demande beaucoup,<br />
mais s’ils pouvaient avoir le réflexe de dire: Et quid de la famille<br />
au sens large? Comment ça se passe chez vous? Sachez<br />
qu’il y a cet espace qui existe. Même si les fratries n’y vont<br />
pas d’emblée, elles se diront: Tiens, quelqu’un a pensé que<br />
ça peut être difficile pour moi.»<br />
S’intéresser à la question de l’autisme, au vécu des personnes<br />
concernées, patients et proches, c’est interroger son propre<br />
rapport à la différence, à l’altérité et aux valeurs que l’on<br />
souhaite incarner dans son activité professionnelle. Chaque<br />
personne présente des spécificités dans sa communication,<br />
sa compréhension, ses particularités sensorielles, ses comportements.<br />
C’est vrai pour n’importe quel individu, et plus<br />
particulièrement pour les personnes neuroatypiques. Le projet<br />
Ici TSA défend l’idée qu’en tenant compte des besoins<br />
spécifiques inhérents aux TSA et aux troubles associés, l’accès<br />
aux soins sera amélioré. C’est vrai pour l’autisme mais aussi<br />
pour l’ensemble des patients. Comme le mentionne Isabelle<br />
Steffen: «Lorsqu’on sait accueillir et soigner une personne<br />
avec TSA, on sait le faire pour tout le monde».<br />
Delphine Roduit, co-auteure de cet article, donnera le 28 mai 2021 un<br />
cours adressé aux soignants sur l’accès aux soins somatiques de<br />
base pour les personnes avec TSA. Informations sur www.autisme.ch.<br />
Les auteurs<br />
Delpine Roduit, maître d’enseignement, Jérôme Favrod, professeur<br />
HES ordinaire,travaillent à l’Institut et Haute école de la<br />
Santé La Source (HES-SO), à Lausanne, Véronique Barathon,<br />
paire aidante, unité Trouble du spectre de l’autisme de l’adulte,<br />
Centre ressource de réhabilitation psychosociale à Lyon, Isabelle<br />
Steffen, membre du comité d’autisme suisse romande, cofondatrice<br />
de la galerie Syndrome artistique à Lausanne, Elodie<br />
Steffen, proche aidante, sœur d’un jeune homme autiste.<br />
Contact: d.roduit@ecolelasource.ch.<br />
Les références en lien avec cet article peuvent être consultées<br />
dans l’édition numérique sur<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
61
Les pros de demain<br />
Devenir infirmière, contre vents et marées<br />
«J’ai terminé mon dernier module à<br />
l’hôpital après une opération»<br />
Julie Wuillemin arrivait au terme de sa formation en soins infirmiers lorsque son<br />
existence a été bouleversée par un grave accident. Malgré plusieurs hospitalisations et<br />
une nouvelle vie en fauteuil roulant, elle a achevé sa formation en 2020 et travaille<br />
aujourd’hui dans les soins à domicile.<br />
Interview: Alexandra Breaud<br />
Soins infirmiers: Pourquoi avez-vous<br />
choisi de devenir infirmière?<br />
Julie Wuillemin: Tout simplement pour<br />
aider les autres et parce que le côté<br />
médical m’a toujours attirée. A l’avenir,<br />
j’aimerais bien me tourner vers l’enseignement<br />
sur les lieux de stage, à l’endroit<br />
même où je travaille actuellement.<br />
J’attends d’avoir plus de pratique.<br />
Alors que vous approchiez de la fin de<br />
votre formation, vous avez eu un très<br />
Trivial mass SA et Fondation La Source<br />
grave accident de moto en 2018 et êtes<br />
maintenant en fauteuil roulant.<br />
Oui, effectivement.<br />
Vous avez néanmoins tenu à finir votre<br />
formation et à travailler.<br />
Il me restait un stage et un module théotique<br />
à valider. Je voulais terminer mon<br />
bachelor le plus rapidement possible,<br />
sauf que cela n’a pas été simple entre les<br />
complications et les différentes hospitalisations.<br />
Les patients se sentent<br />
parfois mieux compris car<br />
Julie Wuillemin partage<br />
leur vécu.<br />
Comment avez-vous fait?<br />
Dès que j’en ai eu l’occasion, j’ai effectué<br />
mon stage sur quatre mois avec un pourcentage<br />
réduit dans l’entreprise de soins<br />
à domicile MSG soins, à Chailly-Montreux.<br />
Enfin, j’ai dû terminer mon dernier module<br />
à l’hôpital après une opération en<br />
raison d’une surinfection de la colonne<br />
vertébrale. Mais heureusement, tout s’est<br />
finalement bien déroulé!<br />
Quels ont été les plus grands défis<br />
à surmonter pour terminer votre formation?<br />
Une chose dont je ne pourrai jamais me<br />
plaindre, c’est le soutien de mon chéri,<br />
ma famille et mes amis. Ils ont été<br />
constamment présents, à m’encourager<br />
dans mes différents objectifs. Pour l’administration<br />
et les assurances, par contre,<br />
cela a été une toute autre histoire, personne<br />
n’y croyait. J’ai aussi été soutenue<br />
par mes cheffes, qui sont mes amies<br />
depuis maintenant huit ans et qui ont toujours<br />
cru en moi. Le challenge était aussi<br />
de pouvoir gérer le tout avec les soins, les<br />
rendez- vous à l’hôpital, la physiothérapie,<br />
les douleurs, la fatigue, car je dors très<br />
peu et mes nuits sont parfois très longues.<br />
Etre étudiante en soins infirmiers vous<br />
a-t-il aidée?<br />
Pas vraiment. Nous n’avions jamais<br />
étudié la paraplégie, les traumatismes<br />
crâniens, les problèmes aux mains…<br />
Et la gestion des douleurs, lorsque cela<br />
nous touche directement, ce n’est plus<br />
la même chose. C’était un milieu totalement<br />
inconnu et j’étais dans le déni de<br />
la situation, donc je pense que j’étais un<br />
patient comme un autre.<br />
62 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
CHRONIQUE<br />
Une leçon de vie<br />
A l’inverse, le fait d’avoir été patiente<br />
a-t-il changé votre pratique infirmière?<br />
Oui, cela a changé ma vision. Cela m’a<br />
rendue plus sensible à la douleur des<br />
autres, aux troubles du sommeil, aux différents<br />
deuils de la vie, à l’incertitude…<br />
Peut-être que j’ai «l’avantage» aussi de<br />
connaître les douleurs neurogènes ou<br />
chroniques, donc les patients se sentent<br />
parfois mieux compris. Je connais aussi<br />
ce qui fonctionne et ce qui ne fonctionne<br />
pas, donc j’ai un atout de ce côté-là.<br />
Charlène Bonjour,<br />
23 ans, étudie les soins<br />
infirmiers à l’Institut et<br />
Haute école de la Santé<br />
La Source, à Lausanne.<br />
Depuis novembre 2020,<br />
elle co-préside l’association<br />
estudiantine Swiss<br />
Nursing Students (SNS).<br />
Après votre accident, auriez-vous aimé<br />
que les soignants agissent autrement?<br />
A bien des moments, oui. Cela se passait<br />
surtout au niveau des médecins; j’ai appris<br />
que lorsque l’on vous affirme qu’il y a<br />
une méthode miraculeuse qui guérit tout,<br />
il faut fuir au pas de course! A d’autres<br />
moments, on a banalisé ma douleur et je<br />
n’avais pas mon mot à dire. C’est tout l’inverse<br />
de ce que je veux pour mes patients.<br />
Vous travailliez dans les soins à domicile<br />
près de Montreux. Des aménagements<br />
ont-ils été nécessaires?<br />
Les patients que je suis sont eux aussi en<br />
fauteuil roulant, donc les appartements<br />
sont adaptés. Il est clair que l’équipe avec<br />
laquelle je travaille et moi-même avons<br />
dû faire preuve de beaucoup de créativité<br />
pour aménager au mieux le poste. Les<br />
patients sont obligés d’avoir plus d’autonomie<br />
lorsque c’est moi qui vais faire les<br />
soins, mais nous avons toujours trouvé<br />
des techniques. Cela peut soulever un<br />
peu de curiosité, mais lorsque l’on n’a pas<br />
le choix de faire autrement, la créativité<br />
est plus qu’utile!<br />
Aujourd’hui, qu’est-ce que vous aimez<br />
le plus dans votre travail?<br />
Travailler en équipe et surtout, voir un patient<br />
aller mieux. Si j’ai pu apporter un peu<br />
d’aide à quelqu’un, je suis déjà contente.<br />
La force et la détermination de Julie Wuillemin<br />
lui ont valu le prix 2020 de l’Association des<br />
infirmières et des infirmiers de La Source, à<br />
Lausanne, qui récompense un étudiant particulièrement<br />
méritant.<br />
www.sbk-asi.ch/free4students<br />
www.swissnursingstudents.ch<br />
En tant qu’étudiante ou étudiant<br />
en soins infirmiers, vous pouvez<br />
adhérer gratuitement à l’ASI et à<br />
Swiss Nursing Students (SNS).<br />
*<br />
Tu<br />
Aujourd’hui, j’aimerais vous parler de mon expérience de<br />
stage dans le service de paraplégie de la Clinique romande<br />
de réadaptation, à Sion. Avant de commencer, je n’avais<br />
quasiment aucune connaissance sur les lésions médullaires<br />
et leurs conséquences. J’étais même loin de m’imaginer<br />
qu’une personne paraplégique puisse marcher.<br />
Au début, j’avais beaucoup d’appréhensions; j’avais peur<br />
de ne pas avoir la bonne approche avec mes patients et de<br />
ne pas savoir comment aborder certains sujets avec eux.<br />
Je craignais également la dimension émotionnelle de diverses<br />
situations, et c’est vrai que les premiers jours ont<br />
été difficiles. Comment accepter que du jour au lendemain<br />
la vie de mes patients ait basculé? Heureusement, j’ai été<br />
entourée par une équipe bienveillante, réceptive à mes interrogations<br />
et à mes craintes, et qui a su écouter mes ressentis<br />
et mes émotions.<br />
Une situation m’a particulièrement marquée. Nous avions<br />
sous nos soins un patient tétraplégique et nous voulions<br />
qu’il essaie de s’habiller seul – dans un contexte de réadaptation,<br />
notre rôle professionnel consiste en effet à accompagner<br />
nos patients pour qu’ils puissent être le plus indépendants<br />
possible. À un moment donné, je lui ai proposé<br />
mon aide pour qu’il parvienne à enfiler son pantalon, mais<br />
il voulait vraiment y arriver seul. Après quelques tentatives,<br />
il a trouvé une astuce par lui-même: il s’est déplacé<br />
avec sa chaise roulante et il a appuyé sa jambe contre<br />
l’armoire pour la maintenir. Et il est parvenu à s’habiller<br />
entièrement seul! J’ai été époustouflée par sa détermination,<br />
et la force procurée par son besoin d’indépendance.<br />
Ce fut une belle leçon de vie qui m’accompagnera sûrement<br />
toute ma carrière.<br />
Ce stage m’a beaucoup apporté en tant que future professionnelle.<br />
J’ai eu la chance de travailler auprès d’une population<br />
de patients qu’on ne rencontre pas souvent, j’ai pu<br />
développer de nombreuses compétences et participer à<br />
l’élaboration des projets de vie de mes patients. Cette expérience<br />
m’a appris à apprécier chaque petit geste de la vie<br />
et m’aide à relativiser lorsque des difficultés se présentent.<br />
as vécu un stage qui t’a particulièrement marqué et souhaites<br />
échanger à ce sujet? Ecris-moi à charlene_bonjour@yahoo.fr.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
63
Spécialisation<br />
Une infirmière brûlologue au service des patients<br />
Les grands brûlés: l’importance du<br />
suivi à domicile<br />
Des soins à domicile spécialisés permettent aux personnes ayant subi des brûlures graves<br />
de se reconstruire sur le plan physique et mental après leur accident. Ils vont de pair avec<br />
un travail de prévention en amont et d’enseignement aux soignants.<br />
Texte: Charlotte Wautelet<br />
Lorsque j’ai accueilli Alexandre* au<br />
centre des grands brûlés du CHUV il y<br />
a plus de quatre ans, je ne me doutais<br />
pas encore qu’il allait bouleverser mon<br />
identité professionnelle, et que son combat<br />
pour la vie serait aussi le mien pour<br />
qu’aucun jeune ne connaisse une situation<br />
aussi dramatique que la sienne.<br />
Le jour où tout bascule<br />
Cet adolescent romand avait des projets<br />
plein la tête, la peau douce et lisse de<br />
ses jeunes années, il était en pleine san-<br />
té et bien intégré socialement. Tout a<br />
basculé lorsqu’il s’est mis en tête de relever<br />
un challenge apparu sur les réseaux<br />
sociaux et consistant à se filmer<br />
juché sur un wagon. Dans cette gare qui<br />
allait marquer pour lui le début d’un<br />
voyage long et douloureux, Alexandre<br />
a reçu une décharge équivalente à<br />
20 000 volts. Le courant est entré au niveau<br />
de son occiput et a traversé son<br />
corps, le projetant au sol. Plusieurs<br />
jeunes de son âge ont été électrisés de<br />
la même manière durant cette période,<br />
ce qui a fait naître chez moi un double<br />
sentiment d’impuissance et de révolte.<br />
Je me suis rendue compte qu’il existait<br />
peu de prévention faite autour des<br />
risques de brûlures. Ce manque a été le<br />
moteur de mon engagement, puis de la<br />
création en janvier 2021 de mon entreprise<br />
ARDEAT. Celle-ci vise à accompagner<br />
les patients à domicile vers leur<br />
reconstruction physique et morale, à<br />
mieux former les acteurs de la santé sur<br />
le sujet de la brûlure et à prévenir le<br />
grand public des risques quotidiens.<br />
Photos: 123rf<br />
Prévention des brûlures: les professionnels exposés aux risques électriques doivent suivre des règles de sécurité très strictes.<br />
64 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Au travail: dangers sous-estimés<br />
L’enjeu que je me suis donné est de<br />
taille. Car certaines entreprises actives<br />
par exemple dans le bâtiment ou la<br />
chimie, et dont les employés sont naturellement<br />
exposés, ne prennent pas suffisamment<br />
en compte les risques de<br />
brûlures. Or, les accidents de ce type<br />
surviennent de façon souvent si banale<br />
et dans un environnement si familier<br />
qu’il est impossible d’en mesurer les<br />
enjeux. Le drame vécu par Gabriel* en<br />
est la parfaite et sinistre illustration. Ce<br />
travailleur indépendant de 35 ans a été<br />
brûlé au deuxième degré superficiel et<br />
profond sur quinze pourcents de sa surface<br />
corporelle en vidant une cuve – un<br />
geste qu’il maîtrise et répète quotidiennement.<br />
Ce jour-là pourtant, la cuve de<br />
cent kilos a basculé et a déversé un liquide<br />
chaud à 87°C sur son hémicorps<br />
gauche, le brûlant ainsi gravement.<br />
Gabriel est resté conscient jusqu’à son<br />
admission au Centre hospitalier universitaire<br />
vaudois (CHUV) où il a été plongé<br />
dans un coma artificiel afin de gérer<br />
sa douleur et de lui procurer les soins<br />
adaptés. Après 32 jours d’hospitalisation,<br />
il a pu rentrer chez lui avec un<br />
suivi ambulatoire régulier (ergothérapie,<br />
physiothérapie et chirurgie) et des<br />
soins à domicile. Il a repris son activité<br />
professionnelle à plein temps six mois<br />
après son accident.<br />
Le cas des bébés, triste exemple<br />
Les accidents domestiques peuvent aussi<br />
tout faire basculer en une fraction de<br />
seconde. Les enfants en sont souvent les<br />
premières victimes. En 2019, plus de<br />
200 d’entre eux ont été suivis pour brûlures<br />
au CHUV. Une des catastrophes les<br />
plus fréquentes survient lorsqu’un parent,<br />
tenant son bébé dans une main et<br />
sa boisson chaude dans une autre, renverse<br />
sa tasse sur le nourrisson à la suite<br />
d’un mouvement brusque. Cet exemple<br />
est si tristement typique que je le mets<br />
en exergue lors de mes cours de formation.<br />
Le difficile retour à domicile<br />
Les différents types d’accident évoqués<br />
dans cet article précèdent une période<br />
de complications physiques et psychologiques<br />
largement sous-estimées. Selon<br />
certains critères d’admission, les<br />
patients sont pris en charge au Centre<br />
romand des brûlés, aux soins intensifs<br />
du CHUV, par du personnel expert et<br />
habitué, puis au service de chirurgie<br />
plastique et reconstructive. Certains<br />
d’entre eux peuvent également compter<br />
sur le programme de rééducation spécifique<br />
mis en place par la Caisse nationale<br />
suisse d’assurance en cas d’accidents<br />
(Suva). Mais ils sont encore trop<br />
Ce jour-là pourtant, une<br />
cuve de cent kilos<br />
a basculé et déversé un<br />
liquide chaud à 87°C sur<br />
son hémicorps gauche, le<br />
brûlant ainsi gravement.<br />
souvent démunis une fois de retour à<br />
domicile. Gabriel a bien pu compter sur<br />
un infirmier référent, mais ce dernier<br />
manquait de ressources pour prendre<br />
en charge le patient dans sa globalité, à<br />
une période pourtant cruciale de sa reconstruction<br />
physique et mentale. Il l’a<br />
ainsi réorienté vers le CHUV. Avec une<br />
meilleure formation du personnel de<br />
santé sur le sujet spécifique de la brûlure,<br />
Gabriel, ainsi que son soignant,<br />
auraient vécu cette période de soins<br />
avec davantage de sérénité. Celui-ci aurait<br />
également trouvé des séances de<br />
physiothérapie et d’ergothérapie adaptées<br />
et proches de chez lui, au lieu de<br />
quoi il a dû faire des trajets longs et<br />
fastidieux vers Lausanne.<br />
Une lacune à combler<br />
Le suivi des brûlés est un travail qui<br />
implique différentes équipes à différents<br />
moments. «Au CHUV, nous faisons<br />
tout pour remettre les patients sur les<br />
rails, leur redonner goût à la vie», explique<br />
Amélie Nicolet, physiothérapeute<br />
brûlologue au CHUV. Mais lorsque<br />
ceux-ci rentrent chez eux, il n’ont plus<br />
la structure hospitalière qui les protège.<br />
Un suivi à domicile spécialisé est donc<br />
d’autant plus nécessaire pour qu’ils<br />
puissent se réapproprier leur nouveau<br />
corps et leur nouvelle image, pour se<br />
réinsérer dans la société en étant bien<br />
dans leur peau. «Notre travail n’aurait<br />
aucun sens si, une fois de retour chez<br />
eux après avoir bénéficié des services<br />
de réanimation, de chirurgie et de rééducation<br />
de grande qualité, nos patients<br />
menaient une existence médiocre, refusant<br />
de sortir ou de s’alimenter», commente<br />
Amélie Nicolet. Quant au suivi à<br />
domicile des personnes souffrant de<br />
troubles psychiques importants, comme<br />
les schizophrènes qui se sont immolés<br />
par le feu, il reste problématique. Il<br />
n’existe pas de structure en Suisse qui<br />
permette de traiter une pathologie psychiatrique<br />
tout en assurant la rééducation<br />
des personnes brûlées.<br />
Rééducation et reconstruction<br />
La rééducation peut durer plusieurs années<br />
et rencontrer des obstacles tels que<br />
des infections ou des complications cicatricielles.<br />
La phase inflammatoire de<br />
la cicatrisation requiert un suivi extrêmement<br />
spécifique ainsi que la compliance<br />
de la personne brûlée (lire page<br />
67). Cette dernière devra en effet revêtir<br />
des vêtements compressifs 23 heures<br />
sur 24, des orthèses et parfois un<br />
conformateur. De plus, afin de récupérer<br />
une certaine élasticité cutanée permettant<br />
certains mouvements et une<br />
qualité de vie, les personnes brûlées<br />
bénéficieront de programmes spécifiques<br />
en cure thermales comme les<br />
douches filiformes.<br />
Toutes ces ressources doivent être<br />
connues du soignant pour qu’il puisse<br />
remplir son rôle d’éducation aux patients.<br />
Par exemple, le fait d’orienter une<br />
personne brûlée vers un chirurgien<br />
plastique et reconstructeur lui permettra<br />
d’envisager une amélioration de sa<br />
qualité de vie. Ces professionnels spécialisés<br />
peuvent en effet proposer de<br />
nombreuses solutions aux problèmes<br />
cicatriciels. Alexandre a été touché si<br />
profondément au crâne lors de son accident<br />
ferroviaire qu’une partie de ses<br />
cheveux n’a pas repoussé. Or, après<br />
L’auteure<br />
Charlotte Wautelet, infirmière urgentiste,<br />
intensiviste et brûlologue indépendante,<br />
formatrice et fondatrice d’AR-<br />
DEAT, est spécialisée dans les soins aux<br />
grands brûlés et leur accompagnement<br />
à domicile. Contact: info@ardeat.ch.<br />
www.ardeat.ch.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
65
Spécialisation<br />
deux ans de soins, il est possible d’avoir<br />
recours à un ballon d’expansion cutanée<br />
qui est gonflé sous la peau. Celui-ci<br />
permet d’agrandir le tissu cutané chevelu<br />
et de recouvrir la zone alopécique.<br />
Désir d’enfant<br />
Claire* aurait également un intérêt à<br />
solliciter l’aide des experts. Gravement<br />
accidentée à son domicile suite à une<br />
explosion de gaz, cette jeune femme<br />
d’environ 25 ans souhaite avoir des enfants.<br />
Or, une fois greffée au niveau du<br />
ventre, la peau perd son élasticité. Un<br />
suivi ciblé semble ici adapté pour accompagner<br />
sa grossesse, car le risque<br />
de nouvelles lésions et douleurs est accru.<br />
Ce sont des complications auxquelles<br />
on ne pense pas toujours mais<br />
qui sont bien réelles, et que je souligne<br />
lors des cours de formation continue<br />
que je propose dans le cadre de mon<br />
entreprise.<br />
La vie quotidienne affectée<br />
J’insiste également sur les conséquences<br />
sous-estimées des brûlures sur le plan<br />
professionnel et familial. Alexandre a<br />
perdu de précieuses années de formation<br />
et de liens sociaux. Gabriel a dû<br />
dépasser son traumatisme pour reprendre<br />
son activité des mois plus tard<br />
La phase inflammatoire<br />
de la cicatrisation<br />
requiert un suivi<br />
extrêmement spécifique.<br />
et replonger dans ces cuves qui l’ont<br />
marqué pour toujours. Papa d’un enfant<br />
en bas âge, il a aussi dû repenser son<br />
quotidien. Son épouse s’est organisée<br />
pour assurer la prise en charge de leur<br />
enfant et a dû surmonter son appréhension<br />
face à des lésions qu’elle n’avait<br />
encore jamais vues et qui saignaient<br />
parfois abondamment, manquant de la<br />
faire tomber dans les pommes. Son rôle<br />
a été déterminant. Le proche aidant fait<br />
partie de chaque suivi et je l’inclus dans<br />
les formations que je dispense.<br />
Les accidents domestiques sont en général à l’origine des brûlures des bébés et nécessitent<br />
parfois leur hospitalisation.<br />
Un long travail intérieur<br />
Mon attention la plus vive reste évidemment<br />
tournée vers le patient, dont toutes<br />
les plaies ne sont pas visibles. Car la<br />
peau est une enveloppe physique mais<br />
aussi psychique. Quand elle est fragilisée,<br />
l’intérieur l’est également. Cette<br />
réalité souvent ignorée, exprimée notamment<br />
dans l’ouvrage «Moi, peau» du<br />
psychanalyste français Didier Anzieu<br />
(1985), est d’une importance capitale car<br />
ces lésions se referment souvent bien<br />
plus tard que le tissu cutané. Un professionnel<br />
de la santé m’a récemment raconté<br />
l’histoire d’un patient admis après<br />
que sa maison, dans laquelle il avait mis<br />
toute sa vie, a été ravagée par un incendie.<br />
Sa longue convalescence s’est doublée<br />
d’un deuil et d’une recherche de<br />
logement. «Une problématique récurrente»,<br />
selon mon interlocuteur, sensible<br />
aux syndromes post-traumatiques qui<br />
peuvent apparaître et nécessiter un suivi<br />
sur le long terme. J’ai d’ailleurs approfondi<br />
ce sujet lors de mon travail de<br />
mémoire consacré aux complications<br />
psychologiques et psychiatriques de la<br />
personne sévèrement brûlée.<br />
Un pont contre l’isolement<br />
Tous ces destins, ces trajectoires modifiées,<br />
peu de gens les connaissent. Car<br />
s’il existe de nombreuses formations sur<br />
le sujet des incendies, du nucléaire ou<br />
des produits chimiques, aucune n’est<br />
spécifiquement dédiée aux brûlures,<br />
qui peuvent pourtant survenir dans<br />
chacun de ces secteurs selon qu’elles<br />
soient thermiques, chimiques, électriques<br />
ou radiques. Il est vrai que le<br />
sujet souffre aussi d’un manque d’ambassadeurs.<br />
Peu de personnalités acceptent<br />
de témoigner de leur vécu, ce<br />
qui est leur droit le plus légitime et le<br />
plus compréhensible. Affronter le regard<br />
des autres est pour beaucoup une<br />
épreuve. Un réseau français baptisé<br />
«Burns and smiles» a ainsi été créé pour<br />
lutter contre l’isolement des personnes<br />
brûlées. En Suisse romande, ces derniers<br />
peuvent se tourner vers l’association<br />
Flavie. Il arrive aussi, avec le temps,<br />
que des patients se mobilisent pour la<br />
cause en témoignant de leur vécu. Le<br />
Suisse Sébastien Maillard est apparu<br />
dans une émission de la TSR en 2007<br />
alors que la Française Julie Bourges<br />
(connue sous le pseudonyme «douzefevrier»)<br />
partage son quotidien sur les<br />
réseaux sociaux. Les témoignages de<br />
ces personnalités sont précieux car ils<br />
permettent de créer un pont entre le<br />
monde mythifié de la brûlure et la société.<br />
ARDEAT partage cette ambition<br />
en y ajoutant des éléments de prévention<br />
auprès des jeunes parents, des écoliers,<br />
des entreprises ou encore des professionnels<br />
de santé. Le défi est grand<br />
mais il ne fera que des gagnants: la<br />
population sera mieux armée pour prévenir<br />
les accidents, les patients bénéficieront<br />
d’un suivi spécialisé, complet et<br />
rassurant, et les coûts pour la société<br />
seront réduits puisqu’une meilleure<br />
prise en charge à domicile servira à diminuer<br />
les complications donc les temps<br />
d’hospitalisation.<br />
*Prénoms modifiés.<br />
Les références en lien avec cet<br />
article peuvent être consultées<br />
dans l’édition numérique sur<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
66 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
LE PHÉNOMÈNE DE LA CICATRISATION OU HARA<br />
Patience et discipline: des interventions sur le long terme<br />
Le travail infirmier au niveau des cicatrices permet d’atténuer certaines séquelles des brûlures – il mobilise<br />
des connaissances précises, par exemple en pressothérapie.<br />
Le HARA, selon Denis Jaudoin (2008),<br />
désigne un des mécanismes utilisé par<br />
le corps pour cicatriser. En cas de rupture<br />
de la continuité cutanée, comme<br />
dans le cas d’une coupure, la peau saine<br />
va chercher à se rejoindre afin de fermer<br />
la plaie. Ce phénomène s’observe également<br />
sur la peau brûlée. Mais sur des<br />
surfaces bien plus importantes, cela<br />
peut générer des déformations articulaires.<br />
Par exemple, une personne atteinte<br />
au cou pourrait ainsi subir la<br />
force de la peau tirant pour se refermer,<br />
ce qui risque d’entraîner la mâchoire du<br />
patient vers son sternum et l’empêcher<br />
ensuite de fermer la bouche ou même<br />
de déglutir.<br />
Le sens derrière quatres lettres<br />
L’acronyme HARA se décompose comme<br />
suit:<br />
• le H correspond à l’hypertrophie.<br />
Il s’agit d’un dépôt anarchique de collagène<br />
dans la peau ayant comme<br />
conséquence l’épaississement cutané,<br />
• le A est relatif aux adhérences,<br />
lorsque la cicatrice colle sous les<br />
tissus sous-jacents, créant ainsi<br />
un point d’ancrage ne permettant<br />
plus la mobilité cutanée,<br />
• le R fait référence aux rétractions,<br />
un processus qui s’observe lorsque la<br />
zone brûlée tire vers elle tout le tissu<br />
environnant (par ex. l’ectropion),<br />
• le A, enfin, concerne l’attraction<br />
entre deux zones distinctes du corps.<br />
Une brûlure sur l’épaule et une autre<br />
sur la hanche chercheront ainsi à se<br />
rejoindre.<br />
Le deuil de sa peau d’avant<br />
La peau d’une personne qui a eu des brûlures<br />
paraît épaisse, très dure mais elle<br />
est paradoxalement très fragile, explique<br />
Amélie Nicolet, physiothérapeute brûlologue<br />
au CHUV. Il faut l’étirer doucement<br />
afin de lui redonner de la longueur, un<br />
peu comme du streching. La peau brûlée<br />
partiellement cicatrisée est marquée par<br />
une coloration inflammatoire qui évolue.<br />
La peau cicatricielle change de couleur<br />
et peut même devenir violette.<br />
Le processus de deuil d’une peau «normale»<br />
est complexe et long pour les victimes<br />
de brûlures.<br />
Grâce à l’équipe interdisciplinaire qui<br />
suit le patient depuis le jour de son accident,<br />
de nombreuses thérapies pluridisciplinaires<br />
lui sont prodiguées afin<br />
de permettre la meilleure récupération<br />
cutanée possible. Dès que les cicatrices<br />
le permettent, l’élasticité et la souplesse<br />
perdues peuvent ainsi être travaillées.<br />
Le travail sur les cicatrices<br />
Pour atténuer certaines des complications<br />
engendrées par le phénomène<br />
HARA, le corps médical prescrit de la<br />
pressothérapie, l’allongement cicatriciel<br />
et les micromobilisations cutanées.<br />
Cette multitude de thérapeutiques vise<br />
principalement à améliorer la qualité du<br />
tissu cicatriciel en créant une hypoxie<br />
cellulaire. Cette stratégie de traitement<br />
a pour objectif d’éviter la multiplication<br />
anarchique des fibroblastes, celle-ci<br />
étant responsable de complications cutanées<br />
fréquentes. En bref, l’hypoxie<br />
locale permet de préserver la capacité<br />
cutanée maximale (CCM).<br />
La pressothérapie inclut les conformateurs<br />
rigides, les postures, les douches<br />
filiformes et, bien sûr, les vêtements<br />
compressifs. Ces derniers sont réalisés<br />
sur mesure par des professionnels experts<br />
tels que des orthoprothésistes, des<br />
couturiers ou des physiothérapeutes. Il<br />
en existe de différentes couleurs et divers<br />
modèles, allant de la cagoule à la<br />
chaussette.<br />
La pressothérapie fait diminuer:<br />
• la douleur,<br />
• le prurit,<br />
• l’inflammation cutanée,<br />
• l’épaisseur cutanée,<br />
• les complications cicatricielles telles<br />
que l’hypertrophie et les brides.<br />
Des risques de complications existent<br />
néanmoins: il peut y avoir l’apparition<br />
de nouvelles plaies, de garrot ou de rejet<br />
psychologique. La peau se réouvre fréquemment<br />
car elle est fragile (d’où le<br />
pansement au pouce sur la photo).<br />
màd<br />
Les vêtements et les gants compressifs,<br />
un des aspects de la pressothérapie.<br />
Une heure par jour<br />
Ces nouvelles enveloppes corporelles de<br />
tissus que sont les vêtements compressifs<br />
exercent une pression continue visant<br />
théoriquement les 25 mmHg sur la<br />
surface recouverte. Il faut souvent faire<br />
des compromis et réduire la pression<br />
afin d’assurer le port des vêtements. Les<br />
patients doivent les garder 23 heures sur<br />
24 pendant au moins douze mois, ce qui<br />
exige une compliance de tous les instants.<br />
L’heure durant laquelle les patients ôtent<br />
leurs vêtements chaque jour est souvent<br />
vécue comme une «mise à nu» permettant<br />
à la personne brûlée de se réapproprier<br />
son corps, se laver, se crémer, se<br />
toucher, se voir et assurer les traitements<br />
locaux. Parfois, les patients se sentent<br />
finalement à l’aise, rassurés, protégés<br />
par cet équipement.<br />
Au-delà de ces quelques risques et des<br />
contraintes quotidiennes telles que la<br />
chaleur et, parfois, le sentiment d’oppression<br />
et la gêne, les patients qui acceptent<br />
cette thérapeutique s’offrent un<br />
réel atout fonctionnel et esthétique au<br />
long cours.<br />
<br />
<br />
Charlotte Wautelet<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
67
Psychiatrie<br />
Réduction de l’anxiété et de l’agitation<br />
Trois approches corporelles<br />
en psychiatrie sous la loupe<br />
La modulation sensorielle, l’enveloppement thérapeutique et la relaxation musculaire<br />
progressive permettent de réduire l’anxiété et l’agitation chez les patients en psychiatrie<br />
et souvent d’éviter des mesures d’isolement sous la contrainte.<br />
Texte: Tim-Aline Biderbost<br />
Pour réaliser mon travail de bachelor,<br />
j’ai décidé de m’intéresser au domaine<br />
de la psychiatrie, plus particulièrement<br />
à la psychiatrie en milieu hospitalier.<br />
Risques médicamenteux<br />
Mes recherches m’ont permis<br />
de mettre en évidence différentes<br />
problématiques en<br />
lien avec la gestion de l’anxiété<br />
et de l’agitation, deux<br />
symptômes fréquemment<br />
présents chez les personnes<br />
hospitalisées en<br />
psychiatrie, indépendamment<br />
de leur diagnostic. Il<br />
s’avère en particulier que<br />
l’utilisation des traitements<br />
médicamenteux pour gérer<br />
l’anxiété ne constitue pas une<br />
solution efficace à long terme, car<br />
elle comprend un risque important<br />
de créer une dépendance. De plus, ces<br />
traitements comportent de nombreux<br />
effets secondaires non négligeables pour<br />
le patient.<br />
L’isolement mal vécu<br />
En lien avec la gestion de l’agitation, j’ai<br />
souhaité notamment mettre en avant le<br />
débat concernant la pratique de l’isolement.<br />
L’isolement consiste à mettre la<br />
personne dans une chambre seule, aussi<br />
appelée chambre sécurisable, dans le but<br />
de diminuer les stimuli, de permettre un<br />
apaisement, mais aussi de mettre la personne<br />
en sécurité pour qu’elle ne puisse<br />
ni se blesser ni blesser les autres. Cette<br />
pratique est souvent mal vécue par les<br />
patients étant donné que l’isolement se<br />
fait sous contrainte. Elle engendre, dans<br />
la<br />
majorité<br />
des cas, une<br />
rupture de la relation<br />
de confiance entre les<br />
patients et les soignants. Ce point est<br />
significatif, sachant que la relation de<br />
confiance, autrement dit l’alliance thérapeutique,<br />
est à la base du soin en psychiatrie.<br />
Corps et esprit, un lien étroit<br />
Depuis le début de mes études, je porte<br />
également un intérêt particulier à la perception<br />
et à la place du corps dans les<br />
soins. Effectivement, le corps a pendant<br />
La salle sensorielle de<br />
l’Hôpital psychiatrique<br />
de Prangins (VD), un<br />
plus pour les patients.<br />
longtemps été réduit à un objet, en particulier<br />
par les sciences médicales, tandis<br />
que l’esprit a été associé aux facultés<br />
intellectuelles supérieures, à la pensée<br />
et à la raison (Onnis, 2009).<br />
Ces deux entités sont pourtant étroitement<br />
liées. Effectivement, 71 pourcents<br />
des personnes souffrant des troubles<br />
psychiques graves souffrent également<br />
d’important troubles physiques (Schuler<br />
et al., 2016). De même, dans le déclen-<br />
68 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
chement, l’évolution et la guérison d’une<br />
maladie somatique, la totalité de l’être<br />
est affectée, non pas uniquement le<br />
corps (Brillon, 2006).<br />
Selon Friard (2018), le soin psychique est<br />
d’abord un soin du corps, un soin au<br />
corps qui donne accès à la psyché, à la<br />
profondeur de l’être. Cet infirmier du<br />
secteur psychiatrique considère que les<br />
soignants mettent de plus en plus le<br />
corps à distance, ce qui contribuerait à<br />
remplir les chambres d’isolement et à<br />
considérer la contention comme un soin<br />
de routine. Le corps est pourtant un lieu<br />
d’expression de la souffrance psychique;<br />
dans ce sens, il peut également être le<br />
lieu de sa résolution (Delion, 2009), d’autant<br />
plus que les personnes souffrant de<br />
troubles psychiques ont souvent un rapport<br />
au corps perturbé.<br />
Pour ces raisons, mon travail de bachelor<br />
a porté sur différentes approches corporelles<br />
existantes, en particulier<br />
sur leurs bénéfices dans la gestion<br />
de l’agitation, de l’anxiété<br />
– et plus globalement dans<br />
le soulagement de la souffrance<br />
à la base de ces<br />
symptômes. J’ai identifié<br />
six articles scientifiques<br />
sur ce sujet qui<br />
ont examiné trois approches<br />
corporelles<br />
particulières.<br />
Catherine Le Thiesse<br />
sociation ou des psychoses.<br />
Ces salles favorisent également l’autogestion<br />
du patient, c’est-à-dire leur empowerment,<br />
parce qu’elles lui permettent<br />
La disponibilité des<br />
soignants et<br />
l’environnement<br />
sécurisant ont un effet<br />
anxiolytique.<br />
de choisir ce qu’il préfère. La personne<br />
se sent ainsi davantage contrôler la situation,<br />
ce qui augmente son sentiment<br />
de confiance en ses propres compétences.<br />
Les salles sensorielles ont aussi des bénéfices<br />
au niveau relationnel et dans<br />
l’expression des émotions. Cela s’explique<br />
notamment par la disponibilité du<br />
soignant envers le patient. Un espace de<br />
calme et d’intimité en dehors de l’agitation<br />
du service est ainsi proposé aux<br />
patients qui apprécient cet environnement<br />
sécurisant (Sutton et al., 2013;<br />
Knight et al., 2010; Lee et al., 2010).<br />
Les packs: un chemin vers<br />
l’apaisement<br />
La deuxième approche est l’enveloppement<br />
thérapeutique, aussi appelé le<br />
pack. Elle consiste à envelopper étroitement<br />
le patient dans des draps froids et<br />
humides, puis à le recouvrir de couvertures.<br />
Il peut s’ajouter à cela une stimulation<br />
sensorielle: le soignant va appuyer<br />
sur les parties du corps de la personne,<br />
des pieds à la tête, tout en les nommant,<br />
dans le but d’améliorer la conscience des<br />
limites corporelles du patient et de l’aider<br />
à trouver un apaisement. Il a été démontré<br />
que cette approche permet une diminution<br />
significative de l’utilisation des<br />
benzodiazépines. Les packs ont effectivement<br />
un effet anxiolytique qui s’explique<br />
pour les mêmes raisons que pour<br />
les salles sensorielles, en particulier par<br />
la disponibilité des soignants et l’environnement<br />
sécurisant (Skuza et al., 2017;<br />
Opsommer et al., 2016).<br />
Respiration et détente<br />
La dernière approche est la relaxation<br />
Un ancrage par les<br />
sens<br />
La première approche<br />
– la modulation sensorielle<br />
– se concrétise sous<br />
la forme d’une salle sensorielle.<br />
Il s’agit d’une grande<br />
chambre remplie de divers objets<br />
qui engagent les sens du patient.<br />
On peut y retrouver des lecteurs<br />
audios ou vidéos, des couvertures<br />
alourdies, des huiles aromatiques, ou<br />
encore une lumière tamisée. Le patient<br />
est libre de choisir ce qu’il veut utiliser.<br />
Ces espaces sont utilisés dans le but de<br />
réduire l’agitation et ainsi de prévenir<br />
des comportements potentiellement<br />
agressifs ou violents.<br />
Les chercheurs ont démontré que les<br />
salles sensorielles permettent de faire<br />
diminuer de façon significative l’anxiété<br />
et l’agitation et peuvent servir de piste<br />
dans la diminution de l’isolement. Ils<br />
souligent que leur effet apaisant est associé<br />
à un sentiment d’ancrage, ce qui<br />
joue un rôle significatif pour les patients<br />
qui expérimentent des épisodes de dismusculaire<br />
progressive. C’est une technique<br />
de relaxation qui utilise des exercices<br />
de respiration sous la forme d’un<br />
enregistrement audio. Elle consiste à<br />
contracter puis relâcher des groupes de<br />
muscles. Cette technique a démontré une<br />
diminution significative de l’anxiété,<br />
l’hypothèse étant qu’une détente et un<br />
apaisement apparaissent naturellement<br />
au niveau psychique lorsqu’on agit sur<br />
la tension musculaire, c’est-à-dire sur le<br />
stress au niveau physique (Chen et al.,<br />
2009).<br />
Renforcement des compétences<br />
Les six articles examinés montrent qu’il<br />
est important de fournir des outils<br />
concrets aux patients afin de les encourager<br />
à être actifs dans leur propre prise<br />
en charge, d’augmenter la confiance en<br />
leurs capacités et de diminuer le sentiment<br />
d’impuissance souvent très présent<br />
chez la personne souffrant d’une pathologie<br />
psychiatrique. Les auteurs des articles<br />
étudiés soulignent les nombreux<br />
bénéfices provenant du simple fait d’être<br />
disponible et présent pour le patient –<br />
une posture de plus en plus négligée<br />
dans les soins en général en raison de la<br />
recherche de rentabilité et d’efficacité<br />
immédiate.<br />
Relevons ici l’importance de fournir en<br />
psychiatrie des soins individualisés et<br />
centrés sur la personne, car il est important<br />
de reconnaître la souffrance personnelle<br />
derrière les symptômes et les comportements.<br />
Chaque patient a des besoins<br />
différents, qui peuvent varier dans le<br />
temps – des approches comme les salles<br />
sensorielles, les packs et la relaxation<br />
musculaire permettent de leur apporter<br />
une réponse différenciée.<br />
L’auteure de cet article a obtenu en juin 2020<br />
le Prix de Nant 2019 pour la qualité de son<br />
travail de bachelor intitulé «Le rôle des<br />
approches corporelles dans la gestion des<br />
symptômes en milieu hospitalier psychiatrique».<br />
L’auteure<br />
Tim-Aline Biderbost, infirmière de<br />
soins à domicile à la Fondation de La<br />
Côte, à Nyon (VD), a obtenu son bachelor<br />
en 2019 à la Haute Ecole de Santé Vaud<br />
(HESAV) à Lausanne.<br />
Contact: timaline.biderbost@hotmail.ch.<br />
Les références en lien avec cet<br />
article peuvent être consultées<br />
dans l’édition numérique sur<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
69
Covid-19<br />
Psychiatrie communautaire<br />
Promotion de la santé mentale:<br />
l’apport de la télépsychiatrie<br />
Durant la pandémie de Covid, les soignants ont recouru à des stratégies pratiques comme<br />
les consultations par téléphone ou en ligne pour mieux soutenir les personnes atteintes de<br />
troubles psychiques, isolées à leur domicile – voici trois situations représentatives des<br />
problématiques rencontrées.<br />
Texte: Guy Djandja<br />
123rf<br />
Madame Germoz*, âgée d’une quarantaine<br />
d’années, vit seule en appartement.<br />
Elle est connue pour des angoisses<br />
fluctuantes liées à un trouble<br />
obsessionnel compulsif depuis quelques<br />
années. Ne souhaitant pas ouvrir sa<br />
porte à quiconque au début de la crise<br />
sanitaire, elle rapporte qu’elle passe ses<br />
journées à se laver les poignets et à<br />
nettoyer son appartement de manière<br />
compulsive, systématiquement et à<br />
plusieurs reprises, de peur d’être contaminée<br />
par le virus qui serait entré<br />
chez elle.<br />
Consultation par visioconférence<br />
Dès le début de la pandémie, en Suisse<br />
romande et notamment dans le canton<br />
de Vaud, les professionnels de santé<br />
mentale (psychiatres, psychologues,<br />
infirmiers) ont réorganisé leur manière<br />
de travailler et leur déploiement au niveau<br />
communautaire. Ils l’ont fait en<br />
tenant compte des recommandations de<br />
l’Office fédérale de la santé publique<br />
(OFSP) en matière d’éloignement social<br />
et visant à limiter la propagation du<br />
virus. Ces professionnels ont recouru<br />
aux outils et stratégies visant à garantir<br />
la continuité des contacts avec les patients<br />
et les familles, notamment la télépsychiatrie<br />
(voir encadré). C’est donc<br />
par visioconférence que s’est déroulée<br />
la consultation avec Madame Germoz.<br />
Durant cet entretien, nous établissons<br />
ensemble un programme quotidien afin<br />
de structurer ses journées dans la mesure<br />
du possible. Nous convenons aussi<br />
d’un entretien à distance quasi une fois<br />
toutes les 48 heures afin de permettre à<br />
la patiente de mieux gérer ses angoisses.<br />
Celle-ci rapporte une adhésion partielle<br />
à son programme journalier ainsi<br />
qu’une intensité moindre des angoisses<br />
lorsqu’elle pouvait exécuter ses compulsions.<br />
L’entretien par visioconférence et<br />
dans un cadre confidentiel a été apprécié<br />
par Madame Germoz qui a verbalisé<br />
l’importance de voir sa sphère privée<br />
respectée.<br />
Les personnes ayant une maladie psychique souffrent particulièrement de la pandémie – un<br />
suivi infirmier adapté leur permet de garder le cap.<br />
Recrudescence des obsessions<br />
Les patients atteints de troubles psychiques<br />
sont particulièrement enclins à<br />
une péjoration de leur état de santé en<br />
cette période de pandémie. Cela a été<br />
rapporté par la littérature scientifique<br />
et certains auteurs, notamment pour les<br />
personnes présentant des troubles obsessionnels<br />
compulsifs (TOC), ceux-ci<br />
devenant plus intenses par rapport aux<br />
signes et symptômes préexistants. Il<br />
peut s’agir de l’autosurveillance fréquente<br />
de la température pour vérifier<br />
l’absence de fièvre, d’avaler de la salive<br />
plusieurs fois en quête d’une éventuelle<br />
douleur à la gorge ainsi que, comme<br />
pour Madame Germoz, l’intensification<br />
du lavage des mains (Dubey S. et al.,<br />
2020).<br />
70 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Addiction et perte de contrôle<br />
La quarantaine liée aux mesures prises<br />
par les autorités sanitaires visant à limiter<br />
la propagation du virus peut faire<br />
apparaître chez les patients confinés<br />
dans leur appartement un sentiment de<br />
solitude, des symptômes dépressifs et<br />
une consommation de substances psychoactives.<br />
Un comportement addictif<br />
risque également de s’accentuer, tout<br />
comme la peur de l’isolement, le sentiment<br />
de discrimination et la marginalisation,<br />
éléments reconnus comme des<br />
facteurs stigmatisants liés à une addiction.<br />
Tel est le cas de Monsieur Rizer*,<br />
40 ans, suivi pour un soutien psychosocial<br />
et une aide à la réduction et au<br />
maintien de sa consommation de cigarettes.<br />
Il rapporte une augmentation de<br />
sa consommation journalière, passée de<br />
quinze à trente cigarettes par jour, et<br />
une anxiété récurrente du fait de la fermeture<br />
lors du semi-confinement des<br />
lieux publics et cabinets médicaux ainsi<br />
que des lieux d’activités de loisirs.<br />
Bénéficiant en temps normal d’un suivi<br />
tous les 21 jours, nous avons convenu,<br />
au vu de la sollicitation du patient et de<br />
l’analyse de ses besoins, d’augmenter<br />
son suivi à trois accompagnements<br />
mensuels dont deux entretiens téléphoniques<br />
(45 à 60 minutes). Pour Monsieur<br />
Rizer, avoir une écoute bienveillante et<br />
empathique au téléphone durant cette<br />
période «d’emprisonnement» a été bénéfique<br />
pour garder le lien avec un professionnel<br />
mais, surtout, cela lui a permis<br />
de mieux gérer sa tabagie dont il<br />
semblait perdre le contrôle.<br />
Isolement forcé<br />
En tant que professionnel fournissant<br />
des prestations de santé communautaire,<br />
j’ai répondu aux besoins des bénéficiaires<br />
de soins de santé mentale à<br />
domicile, en particulier à leur demande<br />
croissante d’informations sur le virus,<br />
les mesures imposant le semi-confinement<br />
et l’avenir. Prenons l’exemple de<br />
Madame Vassina*, une dame d’une cinquantaine<br />
d’années, bénéficiaire du<br />
revenu d’insertion qui souffre depuis<br />
moins d’une dizaine d’année d’une<br />
symptomatologie anxiodépressive. Fréquentant<br />
une fois par semaine pour<br />
deux heures un cabinet thérapeutique<br />
pour des activités occupationnelles afin<br />
de prévenir le repli sur soi et l’isolement,<br />
Madame Vassina ne pouvait plus<br />
sortir de son domicile durant le semi-confinement.<br />
Sa socialisation, déjà<br />
limitée avant la crise sanitaire, s’est vue<br />
encore restreinte de par la fermeture du<br />
cabinet visant à limiter les regroupement<br />
de personnes. Pour pallier cet isolement<br />
forcé et surtout continuer à valoriser<br />
ses compétences à domicile et<br />
renforcer sa confiance en elle-même,<br />
nous avons convenu avec elle de manière<br />
consensuelle d’un rapprochement<br />
du suivi, dont un entretien téléphonique<br />
par semaine à la place d’un suivi tous<br />
les 14 jours.<br />
Des informations angoissantes et<br />
mal comprises<br />
Notre objectif était d’offrir à Madame<br />
Vassina un espace d’écoute et de soutien<br />
lui permettant de verbaliser son ressenti,<br />
ses angoisses. Nous voulions également<br />
lui proposer des stratégies visant<br />
à faire face aux difficultés rapportées.<br />
Cette dame est particulièrement angoissée<br />
par le nombre d’informations véhiculées<br />
par les médias et réseaux sociaux<br />
au sujet de la pandémie du coronavirus.<br />
A son avis, celles-ci pourraient signifier<br />
que son isolement va se prolonger et que<br />
sa situation va donc s’aggraver.<br />
Durant cette crise sanitaire, notre rôle<br />
infirmier est aussi de répondre aux<br />
craintes et préoccupations des personnes<br />
qui peuvent percevoir de manière<br />
erronée les nombreuses informations<br />
en circulation au sujet de la<br />
maladie, des décisions politiques, etc.<br />
En qualité de spécialistes de la promotion<br />
de la santé et prévention, nous<br />
contribuons à la prise en soin de la santé<br />
mentale par des interventions ciblées<br />
et adaptées au besoins de chaque personne<br />
en situation de vulnérabilité tant<br />
que durera la pandémie.<br />
* nom modifié.<br />
L’auteur<br />
Les références en lien avec cet<br />
article peuvent être consultées<br />
dans l’édition numérique sur<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
Guy Djandja, titulaire d’un master en<br />
santé publique et promotion de la santé,<br />
est infirmier indépendant dans la Broye<br />
(VD, FR). Contact: djandjabert@yahoo.fr.<br />
LA TÉLÉPSYCHIATRIE<br />
Outil d’appui durant<br />
la crise sanitaire<br />
En pleine pandémie, un des outils indispensables<br />
pour les professionnels<br />
de la psychiatrie, visant à garantir un<br />
accès continu aux traitements ambulatoires<br />
essentiels en matière de santé<br />
mentale, est la télépsychiatrie. Ce<br />
moyen est utilisé dans des conditions<br />
convenues à l’avance avec le patient<br />
et garantissant le secret professionnel,<br />
la confidentialité des échanges et<br />
la sécurité des données. La démarche<br />
consensuelle est de lui proposer un<br />
entretien téléphonique hebdomadaire<br />
du fait de l’impossibilité d’un face à<br />
face en présentiel. Celui-ci a pour effet<br />
d’assurer un suivi régulier. Il est<br />
important de solliciter le consentement<br />
de chaque bénéficiaire souhaitant<br />
un contact téléphonique. Lorsqu’il<br />
s’agissait d’un entretien en<br />
visioconférence, il était important de<br />
veiller à maintenir un cadre calme et<br />
confidentiel pour le bon déroulement<br />
des échanges.<br />
La littérature reconnaît que l’utilisation<br />
de la télépsychiatrie a le potentiel<br />
d’éliminer les barrières géographiques<br />
entre les patients et les praticiens<br />
et qu’elle améliore la qualité<br />
des soins (Prisco V. et al., 2020). Un<br />
des avantages indéniable de la télépsychiatrie<br />
pendant la pandémie de<br />
coronavirus est la limitation de la<br />
transmission virale grâce à la réduction<br />
des contacts physiques. Aux<br />
Etats-Unis, un assouplissement des<br />
assurances et des barrières réglementaires<br />
touchant à la télépsychiatrie<br />
a permis de faciliter le travail des<br />
praticiens en santé mentale. Ceux-ci<br />
ont rapidement adopté les soins par<br />
voie virtuelle afin de fournir un soutien<br />
continu et essentiel aux patients<br />
et de réduire le taux d’absentéisme au<br />
rendez-vous de vingt pourcents par<br />
rapport à la période précédant immédiatement<br />
l’épidémie du Covid, soit<br />
janvier et février 2020 (Chen J. A. et<br />
al., 2020).<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
71
Soins à domicile<br />
Soins et prise en charge de personnes atteintes d’Alzheimer<br />
Actions infirmières pour préserver<br />
la qualité de vie des proches aidants<br />
Accompagner un proche atteint dans sa santé est difficile et éprouvant. A l’heure actuelle,<br />
bien peu est fait pour soulager les proches aidants, dont le rôle est pourtant primordial.<br />
Les auteurs de l’article imaginent ici un nouveau modèle d’intervention visant à soutenir<br />
ces personnes et ceux dont ils s’occupent.<br />
Texte: Emilia Cassella, Audrey Rattaz, Estelle Rattaz<br />
Quelles interventions infirmières permettent<br />
de préserver la qualité de vie<br />
des proches aidants de personnes atteintes<br />
de la maladie d’Alzheimer vivant<br />
à domicile? C’est la question que<br />
nous nous sommes posées lors de la<br />
rédaction de notre travail de<br />
bachelor pour lequel nous<br />
nous sommes appuyées sur<br />
la théorie des systèmes de<br />
Neuman. Celle-ci propose<br />
une approche holistique<br />
et considère l’usager<br />
comme un système<br />
en interaction<br />
avec son environnement.<br />
Cette<br />
perspective<br />
prend sens<br />
dans une<br />
dynamique<br />
d’aidant-aidé<br />
évoluant<br />
à domicile.<br />
Les résultats issus des articles scientifiques<br />
nous ont permis de proposer un<br />
modèle d’intervention en adéquation<br />
avec le contexte socio-sanitaire vaudois.<br />
Soutien protéiforme<br />
Dans le canton de Vaud, plus de 13 000<br />
personnes sont atteintes de démence,<br />
dont le type le plus répandu est la maladie<br />
d’Alzheimer (Alzheimer Suisse,<br />
2018). Dans une politique de vieillissement<br />
à domicile, la moitié de ces malades<br />
vivent dans la communauté et la plupart<br />
reçoit l’aide d’un proche aidant. L’accompagnement<br />
offert par celui-ci est<br />
vaste: il a à la fois un rôle de suppléance<br />
dans les soins et la gestion<br />
du quotidien, il fait fonction de<br />
surveillance, offre une présence<br />
(sécurité), un soutien affectif et<br />
peut avoir une charge de représentation<br />
(dans la prise de décisions<br />
et démarches administratives<br />
diverses).<br />
La charge assumée par le proche<br />
aidant peut le mener à un état<br />
d’épuisement et impliquer des<br />
conséquences diverses: physiques,<br />
psychologiques, émo-<br />
iStock<br />
Soutenir les proches<br />
aidants favorise aussi<br />
la qualité de vie de ceux<br />
qu’ils accompagnent.<br />
72 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Modèle d’intervention proposé<br />
tionnelles, sociales ou encore financières.<br />
Le proche aidant est la plupart du temps<br />
une femme entre 50 et 60 ans ayant un<br />
lien de parenté avec le malade. La<br />
charge liée à l’accompagnement se fait<br />
parfois telle qu’il devient difficile d’allier<br />
les différents impératifs du quotidien<br />
(professionnel, familial et social).<br />
L’isolement social est d’ailleurs une<br />
problématique fréquente.<br />
Au cours de l’évolution de la maladie,<br />
des symptômes comportementaux et<br />
psychologiques liés à la démence<br />
peuvent apparaître chez la personne<br />
atteinte. Ces manifestations représentent<br />
de réelles difficultés dans la<br />
La charge liée à<br />
l’accompagnement se<br />
fait parfois telle qu’il<br />
devient difficile d’allier<br />
les différents impératifs<br />
du quotidien.<br />
Dans ce modèle, l’assistante sociale, l’aidant et l’infirmière collaborent dans le but de préserver<br />
la qualité de vie du patient de son aidant.<br />
réalisation des soins et la gestion du<br />
quotidien. Agressivité, errance, délires,<br />
résistance aux soins augmentent le<br />
risque de négligence et de maltraitance.<br />
De par l’aspect évolutif de la maladie<br />
d’Alzheimer, l’autonomie de la personne<br />
malade diminue progressivement et<br />
ainsi le fardeau de l’accompagnant augmente.<br />
De plus, celui-ci doit faire face<br />
aux changements comportementaux et<br />
relationnels que provoque la démence.<br />
fessionnalité: il implique d’une part la<br />
complémentarité du binôme formé par<br />
l’assistante sociale et l’infirmière et,<br />
d’autre part, la mobilisation du réseau.<br />
Le deuxième concept est l’empowerment<br />
du proche aidant. Cela passe à la<br />
fois par l’acquisition de compétences<br />
mais aussi par la conciliation des différents<br />
rôles de l’accompagnant.<br />
Ces concepts nous ont permis d’imaginer<br />
un modèle d’intervention comprenant<br />
trois acteurs centraux collaborant<br />
ensemble: le proche aidant, l’assistante<br />
sociale et l’infirmière (voir graphique<br />
ci-dessus). Leur but consisterait à préserver<br />
la qualité de vie de la dyade composée<br />
par le malade et le proche aidant.<br />
Plusieurs vidéos informatives et éducatives<br />
seraient proposées à l’aidant afin de<br />
développer diverses compétences: l’acquisition<br />
de stratégies d’adaptation en<br />
vue d’améliorer sa capacité à gérer les<br />
situations problématiques du quotidien<br />
(Williams, V. P. et al., 2010), l’apprentissage<br />
quant à la gestion des symptômes<br />
Focus sur les aidants<br />
Au vu de ces éléments, nous nous<br />
sommes intéressées aux interventions<br />
infirmières qui préservent la qualité de<br />
vie du proche aidant. Nos recommandations<br />
se basent sur l’analyse d’articles<br />
scientifiques, le contexte vaudois, la<br />
théorie des systèmes de Neuman et une<br />
interview réalisée auprès d’une assistante<br />
sociale (personne ressource pour<br />
le proche aidant). Ces recommandations<br />
s’axent sur deux concepts majeurs.<br />
Tout d’abord, celui de l’interprocomportementaux<br />
et psychologiques<br />
dans les démences (SCPD), ou encore<br />
l’amélioration des aptitudes communicationnelles.<br />
Un apport concernant la sollicitation<br />
de l’aide formelle et informelle<br />
serait aussi proposé. Le format vidéo<br />
permettrait à l’aidant d’apprendre à son<br />
rythme et se conjuguerait facilement à<br />
son quotidien. En outre, l’aidant se formerait<br />
à domicile et n’aurait pas à se soucier<br />
d’organiser une relève pour prendre<br />
soin de son proche en son absence.<br />
Le rôle de l’assistante sociale serait composé<br />
de trois dimensions: un soutien<br />
psychosocial, une source d’informations<br />
quant aux ressources existantes<br />
(majoration des prestations des centres<br />
médico-sociaux, offres de répit, centres<br />
d’accueil temporaires, associations et<br />
groupes de soutien, consultation psychologique,<br />
etc.) et la coordination au<br />
sein du réseau. Enfin, l’assistante sociale<br />
offrirait un soutien quant aux démarches<br />
administratives et s’assurerait<br />
de l’accès aux aides financières.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
73
Soins à domicile<br />
Trois dimensions constitueraient le rôle<br />
de l’infirmière. A l’instar de l’assistante<br />
sociale, celle-ci proposerait un soutien<br />
psychosocial. De plus, elle informerait<br />
des aspects physiopathologiques et de<br />
l’évolution de la maladie d’Alzheimer<br />
ainsi que des éventuels traitements<br />
pharmacologiques. Elle valoriserait l’expertise<br />
expérientielle du proche aidant<br />
et évaluerait régulièrement les besoins<br />
de la dyade et le fardeau de l’aidant<br />
grâce à l’échelle ZARIT, qui évalue la<br />
L’infirmière proposerait<br />
un encadrement<br />
individualisé face aux<br />
difficultés, favorisant<br />
le développement des<br />
compétences.<br />
charge émotionnelle, physique et financière<br />
que représente pour le proche aidant<br />
la personne en perte d’autonomie.<br />
Enfin, dans une approche éducative,<br />
l’infirmière proposerait un encadrement<br />
individualisé face aux difficultés rencontrées,<br />
favorisant le développement<br />
des compétences.<br />
Un réseau de soutien<br />
Les résultats visés par ce modèle sont<br />
multiples. Son implémentation précoce<br />
favorise un partenariat efficient entre<br />
les trois acteurs (Ducharme, F. C. et al.<br />
(2011). Le proche aidant, soutenu dès les<br />
premiers instants, est moins susceptible<br />
de considérer l’aide des professionnels<br />
comme perturbatrice. La mise en place<br />
d’actions de prévention (informations<br />
sur le réseau et la maladie, encadrement<br />
éducatif infirmier) permet de diminuer<br />
le risque pour la dyade de rencontrer<br />
des agents stresseurs et de développer<br />
des symptômes d’épuisement. Informé<br />
des aides existantes et de leur plusvalue,<br />
l’aidant y recourt grâce à l’accompagnement<br />
de l’assistante sociale. De<br />
plus, il sollicite l’aide informelle.<br />
Les compétences du proche aidant sont<br />
alors améliorées, il devient auto-efficace<br />
(Ducharme, F. C. et al., 2011, Williams,<br />
V. P. et al. , 2010 et Salamizadeh,<br />
A. et al., 2017). Entouré et soutenu par<br />
le réseau, il parvient à concilier différents<br />
rôles (rôle d’aidant, familial, professionnel,<br />
etc.) et conserve ses liens<br />
sociaux. Cet équilibre favorise le renforcement<br />
des ressources. Le bien-être<br />
de la dyade est renforcé, sa qualité de<br />
vie préservée.<br />
Limites de la méthode proposée<br />
Cette méthode propose une vision différente<br />
de la prise en soins et de l’accompagnement<br />
actuels des aidants/aidés.<br />
Dans une perspective interactionnelle,<br />
nous suggérons une approche considérant<br />
la complexité de la dyade évoluant<br />
dans un environnement donné. Cette<br />
conception a cependant des limites.<br />
D’une part, la configuration actuelle ne<br />
permet pas à l’infirmière d’exercer pleinement<br />
son rôle auprès des proches aidants.<br />
En effet, les contraintes de temps,<br />
de financement et de personnel disponible<br />
sont intimement liées. Permettre<br />
aux infirmières de passer plus de temps<br />
avec les malades et leurs proches est<br />
néanmoins source d’économie. En<br />
outre, comme l’indique Martyne-Isabel<br />
Forest (2011), «les dépenses qu’il faudra<br />
engager pour aider les aidants devenus<br />
malades seront supérieures aux économies<br />
réalisées par le fait d’avoir fait appel<br />
à eux pour répondre à l’explosion des<br />
besoins de santé et à la diminution de la<br />
capacité de payer de l’Etat». L’importance<br />
des actions préventives proposées par<br />
l’infirmière prend alors tout son sens.<br />
Les bénéfices sont doubles: diminution<br />
des coûts de la santé à long terme et préservation<br />
de la qualité de vie des aidants.<br />
D’autre part, des difficultés logistiques<br />
émergent. En effet, la création de binômes<br />
semble représenter un défi organisationnel<br />
compte tenu des agendas déjà<br />
chargés des différents professionnels.<br />
De plus, le schéma d’interventions débuterait<br />
dans l’idéal dès l’annonce du<br />
diagnostic de maladie d’Alzheimer afin<br />
de favoriser les actions précoces. Cependant,<br />
toute personne atteinte de<br />
troubles cognitifs ne reçoit pas systématiquement<br />
de diagnostic ou de prestations<br />
de la part du centre médico-social<br />
(CMS). L’accès aux interventions des<br />
professionnels est donc compromis. Une<br />
collaboration plus étroite avec les médecins<br />
traitants serait une piste à investiguer.<br />
Recommandations finales<br />
Malgré les limites qu’impose le contexte<br />
actuel, l’essence du rôle infirmier reste<br />
le même. Les recommandations suivantes<br />
sont adaptées aux conditions et<br />
au rythme des soins à domicile:<br />
• un soutien et une écoute active;<br />
• une évaluation des besoins et du fardeau<br />
(avec l’échelle ZARIT);<br />
• des interventions préventives: elles<br />
passent par des informations (physiopathologie,<br />
évolution, SCPD, traitements<br />
pharmacologiques, aides existantes)<br />
et par l’éducation pour la<br />
gestion des comportements problématiques<br />
grâce à des techniques de communication;<br />
• la création d’un partenariat: reconnaissance<br />
de l’expertise expérientielle<br />
et développement de l’empowerment;<br />
• une approche interdisciplinaire: il<br />
s’agit d’une part de la mise en contact<br />
précoce avec l’assistante sociale ou<br />
personne ressource du proche aidant,<br />
et, d’autre part, de la mobilisation de<br />
différents professionnels selon les situations<br />
rencontrées.<br />
Un proche aidant compétent et soutenu<br />
par divers professionnels préserve sa<br />
santé et son bien-être. Pour ce faire,<br />
l’infirmière intervient de manière précoce<br />
et individualisée et soutient le développement<br />
des compétences – elle<br />
favorise la qualité de vie des aidants,<br />
des dyades et de la communauté.<br />
Le travail de bachelor des auteurs a reçu le<br />
prix 2019 de l’Association vaudoise d’aide et<br />
de soins à domicile (AVASAD).<br />
Les auteures<br />
Les références en lien avec cet<br />
article peuvent être consultées<br />
dans l’édition numérique sur<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
Emilia Cassella infirmière à L’Oasis,<br />
Moudon. Audrey Rattaz et Estelle Rattaz,<br />
infirmières à l’Institution de Béthanie<br />
(VD). Contact: emilia_cassella@hotmail.com.<br />
Elles ont étudié à l’Institut et<br />
Haute école de la Santé La Source.<br />
74 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Partage<br />
Les remerciements d’un célèbre musicien, patient admiratif<br />
Ode à la gent infirmière<br />
Le compositeur André Ducret – célèbre dans le monde choral suisse, lauréat d’un<br />
Prix suisse de la culture en 2020 – a pu admirer le travail des infirmières durant<br />
son hospitalisation à l’Hôpital de Fribourg.<br />
Texte: André Ducret<br />
Au moment où j’écris ce petit billet,<br />
en août 2020, je suis hospitalisé depuis<br />
plus d’une semaine au Cantonal à<br />
Fribourg. Dès mon arrivée et sans<br />
discontinuité, j’ai été littéralement<br />
époustouflé par l’engagement exemplaire<br />
des infirmières. Mais oui,<br />
«époustouflé» – le mot n’est pas trop<br />
fort – Mesdemoiselles Gaelle, Elodie,<br />
Egzona, Johanna, Maguy, Fanny, Vanda,<br />
Mireille, Isabelle, Anna, Eloïse et…<br />
Monsieur Paulin, surnommé «l’infirmier<br />
aux doigts de fée». Ma mémoire défaillante<br />
ne me permet pas de garantir que<br />
la liste soit exhaustive…<br />
Un vrai marathon<br />
Votre métier est très physique, sportif<br />
pourrait-on dire. En courant d’une<br />
chambre à l’autre, vous faites quasiment<br />
un marathon, entrecoupé de<br />
quelques sprints aux moments les<br />
plus pointus. Vous devez aussi<br />
vous baisser, soulever, vous<br />
mettre en extension,<br />
pousser, tirer, virevolter.<br />
En plus de ces performances,<br />
on vous<br />
demande d’être<br />
attentives,<br />
concentrées,<br />
pour enregistrer<br />
des<br />
données, régler des dosages, intégrer<br />
des consignes, exécuter des ordres<br />
(ici ou là, suivis de contrordres); tout<br />
cela avec une très grande précision.<br />
Vous devez aussi juger parfois en un<br />
éclair de ce qui est urgent et de ce qui<br />
ne l’est pas – ou moins.<br />
123rf<br />
Bienveillance sincère<br />
Mais ce n’est pas tout. Vous parvenez à<br />
gérer tout cela avec une bonne humeur<br />
jamais en défaut, qui n’exclut d’ailleurs<br />
pas l’humour, sans jamais frôler l’acidité.<br />
Votre sourire est empathique, comme<br />
votre voix, quand vous interpelez un patient:<br />
«Alors, Monsieur X…». Rien à voir<br />
avec le vernis d’une<br />
vendeuse en<br />
cosmétique,<br />
d’un agent<br />
d’assurance<br />
ou d’une présentatrice<br />
TV!<br />
Vous faites<br />
montre d’un<br />
calme et<br />
d’une patience<br />
incroyables<br />
devant les revendications<br />
plus ou moins justifiées et<br />
parfois presque agressives de certains<br />
patients dans la contrariété ou le désarroi.<br />
Cette bienveillance se sent aussi<br />
dans vos rapports entre collègues, empreints<br />
d’un joyeux esprit d’entraide, de<br />
respect et exempts d’agacement ou de<br />
concurrence. Si vous avez acquis ces<br />
compétences durant vos études, c’est<br />
que votre formation a été de très grande<br />
qualité. Si elles relèvent de votre vocation<br />
personnelle, c’est encore plus remarquable.<br />
Rendons à César… Un tel<br />
climat ne se crée pas tout seul; il faut<br />
un initiateur, un insuffleur, et c’est là le<br />
génie du chef de service qu’il faut saluer.<br />
Et le lendemain tout recommence,<br />
selon un horaire héroïque, parfois de<br />
7 heures à 19 heures 30.<br />
Bravo et merci!<br />
La nuit, une veilleuse peut être en<br />
charge de quinze personnes. En plus,<br />
c’est connu de tous, votre salaire n’est<br />
pas adapté à l’immense effort que vous<br />
produisez ni au précieux cadeau que<br />
vous nous offrez. Ne serait-ce pas une<br />
bonne idée que chaque décideur politique,<br />
chaque rond-de-cuir – et pourquoi<br />
pas tout un chacun – passe trois<br />
journées consécutives de sa vie aux<br />
côtés d’une infirmière dans son travail?<br />
Vous avez forcé mon admiration. Bravo<br />
donc et merci. Ce sont deux mots brefs<br />
que je souhaite chargés d’enthousiasme<br />
et de sincérité.<br />
L’éloge d’un patient – toujours un<br />
cadeau pour le personnel infirmier.<br />
L’auteur<br />
André Ducret, né en 1945 à Fribourg,<br />
chef de chœur et compositeur, a reçu un<br />
Prix suisse de la culture en septembre<br />
2020. Contact: and.ducret@websud.ch.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
75
Santé environnemntale<br />
Des faits actuels<br />
L’impact environnemental des<br />
masques chirurgicaux<br />
Afin de casser la chaîne de transmission du Covid, le port du masque est devenu une<br />
obligation dans les lieux publics. Voici les répercussions de ce nouvel objet sur notre<br />
santé et notre environnement.<br />
Texte: Laurine Frischherz, Shelly Robert-Nicoud, Nicole Froment<br />
123rf<br />
Depuis l’apparition du coronavirus,<br />
les populations utilisent des masques<br />
de protection respiratoire de type FFP<br />
(Filtering Face Piece) ou chirurgicaux<br />
pour se protéger de l’émission et<br />
projections de gouttelettes.<br />
Fiche technique<br />
La composition du masque<br />
chirurgical est trompeuse<br />
car son aspect peut<br />
suggérer<br />
Une fois jeté dans la<br />
nature, il faut 400 ans pour que le<br />
masque se décompose totalement.<br />
une constitution de tissus mais ses<br />
propriétés révèlent une composition<br />
majoritaire de plastique avec:<br />
• trois couches de polymères non-tissé<br />
(deux extérieures et une intérieure<br />
filtrante),<br />
• une barre métallique ou aluminium<br />
recouverte de plastique,<br />
• deux élastiques en caoutchouc<br />
(Securimed, 2020).<br />
La fabrication de masques de protection<br />
doit répondre à des normes de<br />
sécurité européennes pour disposer<br />
d’un marquage de certification «CE».<br />
Celui-ci est l’engagement visible du<br />
fabricant du respect des exigences réglementaires<br />
sur le territoire de l’Union<br />
européenne. Les masques en textile<br />
produits en Suisse possèdent le label<br />
de certification «Testex Community<br />
Mask» (Le Matin, 14.05.2020), délivré<br />
par l’organe spécialisé Testex, suivant<br />
des critères de qualité de fabrication<br />
et de conformité issus de l’Empa (laboratoire<br />
fédéral d’essai des matériaux)<br />
et de Swiss Textiles.<br />
Au niveau économique,<br />
l’importation de<br />
masques en Suisse a<br />
coûté 190 millions de<br />
francs en avril 2020 (V.<br />
Tombez, 2020). Selon une<br />
estimation de la RTS, la<br />
Suisse n’aurait pas dépensé<br />
plus de 50 millions pour<br />
la même quantité de masques<br />
avant la crise. Le prix d’un<br />
masque a augmenté jusqu’à un<br />
franc par pièce pour avoisiner à ce<br />
jour 40 centimes par pièce, un coût<br />
quatre fois plus élevé qu’avant la crise<br />
sanitaire (M. Renfer, 2020). La Chine<br />
produisait déjà la moitié de la consommation<br />
mondiale avant la pandémie, soit<br />
vingt millions de masques par jour, mais<br />
la crise sanitaire a fait exploser cette<br />
production. Les usines se sont multipliées<br />
pour produire environ 115 millions<br />
de masques chaque jour (R.<br />
Etienne et V. Maret, 2020). Cependant,<br />
une telle production interroge sur les<br />
conditions sociales dans lesquelles ces<br />
masques sont conçus.<br />
Le cycle d’un masque<br />
Dans une enquête menée en 2020, les<br />
deux journalistes Rica Etienne et Virginie<br />
Maret se sont intéressées à la<br />
production, distribution, utilisation<br />
et élimination d’un masque.<br />
Elles constatent que les matières<br />
premières utilisées pour la production<br />
de masques sont essentiellement<br />
du pétrole et du gaz<br />
naturel. Ces dernières sont<br />
extraites du sol avant d’être<br />
acheminées dans des raffineries<br />
où elles sont transformées<br />
pour obtenir de<br />
l’éthylène et du propylène.<br />
Ces éléments sont polymérisés<br />
puis envoyés<br />
sous forme de granulés<br />
par transport dans des<br />
usines fabriquant des<br />
textiles non tissés en<br />
Asie. L’explosion de<br />
la demande de<br />
masques durant la<br />
pandémie a encouragé<br />
toutes sortes<br />
d’entreprises à produire<br />
des masques,<br />
dont certains sont<br />
défectueux ou<br />
hors norme. Les<br />
stocks de masques<br />
sont normalement<br />
acheminés et distribués<br />
en Europe par<br />
76 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
ateau en deux à trois mois. Cependant,<br />
depuis l’urgence sanitaire, l’exportation<br />
se fait par avion: une solution plus rapide<br />
mais plus coûteuse et plus polluante.<br />
Après son utilisation, il est recommandé<br />
de jeter le masque immédiatement<br />
dans une poubelle fermée, pour qu’il<br />
soit brûlé avec les déchets ménagers.<br />
Les masques usagés finissent pourtant<br />
de plus en plus dans la nature – et y<br />
resteront pour longtemps, vu la lente<br />
dégradation du polypropylène et des<br />
autres éléments les composant.<br />
Très lente décomposition<br />
Le confinement nous a permis de respirer<br />
un air plus sain. Cependant, nous ne<br />
pouvons pas minimiser l’impact des<br />
masques qui s’ajoute au désastre environnemental<br />
actuel (pollution, réchauffement<br />
climatique, perte de biodiversité,<br />
etc.). Un trop grand nombre de<br />
masques à usage unique finissent dans<br />
la nature et non dans une poubelle.<br />
Rappelons que son utilisation est de<br />
quelques heures mais que sa décomposition<br />
nécessite 400 ans. Le plastique<br />
d’un masque se fragmente au fil du<br />
temps, d’abord en micro-plastiques<br />
puis en nano-plastiques. En mer, ces<br />
particules sont ingérées par la faune<br />
marine et se retrouvent finalement dans<br />
nos assiettes. Sur terre, transportées<br />
par les eaux, les particules s’infiltrent<br />
dans les nappes phréatiques puis se retrouvent<br />
dans l’eau potable. Ces observations<br />
suscitent des inquiétudes quant<br />
à la sécurité alimentaire mondiale (K. P.<br />
Roberts, 2020).<br />
nomie nationale, la consommation de<br />
proximité ainsi que l’utilisation de matières<br />
premières locales. Quant à sa<br />
réutilisation, il suffit de le laver en<br />
machine. En effet, d’après une étude<br />
d’une équipe de l’University College de<br />
Londres, un lavage en machine a un<br />
plus faible impact environnemental que<br />
le lavage manuel, ce dernier nécessitant<br />
plus d’eau et plus de détergent à<br />
l’unité (P. K. Roberts, 2020).<br />
Positif: la production suisse<br />
La production de masques «Made in<br />
Switzerland» s’est développée depuis le<br />
début de la pandémie afin de réduire les<br />
importations de l’étranger. A Boudry (NE),<br />
l’entreprise EP Automation produit et<br />
commercialise 1,2 million de masques<br />
chirurgicaux par mois (N. Willemin, 2020).<br />
A Corgémont (BE), l’usine Amyna3, créée<br />
par la directrice d’un EMS et un médecin,<br />
a démarré sa production de masques<br />
chirurgicaux sur le territoire (B. Calame,<br />
2020). A Saint-Gall, l’entreprise Flawa a<br />
acheté en avril 2020, les deux machines<br />
de production de mas ques de la Confédération<br />
et du canton de Zurich (Département<br />
fédéral de la défense, de la protection<br />
de la population et des sports, 2020).<br />
Celles-ci permettent de produire environ<br />
100 000 masques par jour, certifiés avec<br />
le marquage «CE».<br />
Quelques effets délétères<br />
Le port prolongé du masque chirurgical<br />
peut aussi avoir un impact sur notre<br />
santé. Les réticulants résiduels du<br />
polyuréthane peuvent provoquer des<br />
réactions allergiques: marquage cutané<br />
(local), rougeurs, érosion, eczéma, rosacée<br />
aggravée, crises d’asthmes<br />
(X. Zhen et al., 2020). A ce jour, les<br />
conséquences directes du port du masque<br />
seraient essentiellement dermatologiques<br />
(dermatite de contact) mais<br />
d’autres recherches montrent un effet<br />
sur la fréquence cardiaque, le stress<br />
thermique (température, humidité), la<br />
perception subjective d’inconfort du<br />
porteur et des maux de tête (Y. Li et al.,<br />
2020; J. Y. Jonathan et al., 2020).<br />
Une amélioration écocompatible<br />
Les masques cachent la moitié du<br />
visage et étouffent le son de la voix.<br />
Cependant, des prototypes innovants et<br />
transparents laissent apparaître le bas<br />
du visage et permettent de décrypter<br />
des sourires et des émotions. Cette idée<br />
a été conçue pour des populations<br />
sourdes ou malentendantes. La partie<br />
transparente est en plastique, intégrée<br />
dans un masque traditionnel. C’est le<br />
Des solutions à privilégier<br />
D’ici 2040, la quantité de déchets plastiques<br />
déversés dans les océans augmentera<br />
de 11 à 29 millions de tonnes<br />
par an. Des solutions pourraient les réduire<br />
mais elles ne sont pas appliquées<br />
(réglementation adéquate, réduction de<br />
production de plastique, produits recyclables,<br />
tri et collecte de déchets, etc.).<br />
Pour cette raison, afin de réduire l’impact<br />
environnemental du plastique,<br />
l’Etat doit promouvoir:<br />
• la production locale,<br />
• la recherche en écologie,<br />
• l’utilisation de masques textiles<br />
homologués, hormis pour le personnel<br />
médical (ONU Info, 29.07.2020).<br />
Selon nos recherches, les masques textiles<br />
ont le plus bas impact environnemental<br />
et sanitaire. Ils ont d’indéniables<br />
avantages écologiques et financiers<br />
comme une faible empreinte carbone et<br />
une diminution de production de déchets,<br />
donc de gaspillage. Ils favorisent l’écoconcept<br />
du centre «EssentialTech» de<br />
l’EPFL, en collaboration avec l’Empa,<br />
qui développe le «HelloMask», un<br />
masque transparent et recyclable, composé<br />
de matériaux dérivés de la biomasse,<br />
écocompatible, laissant bien<br />
passer l’air tout en filtrant virus et bactéries<br />
(A. Herzog, 2020). Sa commercialisation<br />
est prévue en 2021 en Suisse<br />
(24 heures, 09.06.2020). D’ici là, nous<br />
conseillons de privilégier le port du<br />
masque textile dans nos vies privées<br />
afin de diminuer l’impact environnemental<br />
causé par les masques chirurgicaux.<br />
Dans les soins, le masque à usage<br />
unique reste toutefois pour le moment<br />
indispensable pour nous protéger du<br />
risque accru de contamination.<br />
Les auteures<br />
Interventions professionnelles<br />
Informer, éduquer,<br />
conseiller<br />
En tant que professionnels de<br />
la santé, nous jouons un rôle<br />
capital de référence et de conseil<br />
dans la prévention des maladies<br />
et la promotion de la santé environnementale.<br />
Il s’agit aussi de<br />
montrer l’exemple en portant<br />
correctement le masque et en le<br />
jetant systématiquement dans<br />
une poubelle. Nous pouvons également<br />
sensibiliser nos patients<br />
aux impacts potentiellement néfastes<br />
des masques chirurgicaux<br />
sur l’environnement. Nous endossons<br />
alors un rôle d’information<br />
et d’éducation aux bonnes pratiques.<br />
Les références et les liens<br />
relatifs à cet article se trouvent<br />
dans l’édition numérique sur<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
Laurine Frischherz et Shelly Robert-<br />
Nicoud, étudiantes, et Nicole Froment,<br />
maître d’enseignement HES-SO, Haute<br />
Ecole de la Santé La Source, Lausanne.<br />
laurine.frischherz@etu.ecolelasource.ch<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
77
Populations vieillissantes<br />
Une étude sur la violence dans les couples âgés<br />
Pas de limite d’âge aux violences<br />
dans le couple<br />
La violence dans le couple âgé est une problématique encore peu connue qui risque<br />
d’augmenter avec le vieillissement de la population. A Lausanne, une étude rétrospective<br />
sur les dossiers traités de 2006 à 2016 dans le cadre d’une consultation médico-légale<br />
dresse un tableau précis de la situation – les résultats sont édifiants.<br />
Texte: Virginie Casellini-Le Fort, Nathalie Romain-Glassey<br />
Contrairement à une idée largement<br />
répandue, les violences dans le couple<br />
âgé ne se limitent pas à de la maltraitance<br />
par le conjoint ou la conjointe en<br />
situation de proche aidant épuisé. Il<br />
s’agit le plus souvent de violences présentes<br />
tout au long de la relation et qui<br />
comportent les caractéristiques des<br />
violences dans le couple. Elles peuvent<br />
être physiques, psychologiques,<br />
sexuelles et économiques, touchent<br />
majoritairement les femmes et s’inscrivent<br />
dans le cadre d’un comportement<br />
tyrannique et dominateur de l’auteur.<br />
Des violences de longue date<br />
Dans une étude espagnole réalisée<br />
auprès de patientes âgées de 55 ans et<br />
plus, près d’un tiers rapportaient avoir<br />
vécu de la violence conjugale qui, pour<br />
la grande majorité, avait débuté plus de<br />
vingt ans auparavant (Montero et al.,<br />
2013). L’étude de Stöckl et Penhale (2014)<br />
arrive au même constat et montre aussi<br />
que les femmes âgées ont tendance à<br />
ne pas rapporter la violence qui dure<br />
depuis plusieurs années et à la percevoir<br />
comme faisant partie du quotidien.<br />
Comme chez les plus jeunes, les violences<br />
dans le couple âgé ont des<br />
conséquences importantes sur la santé<br />
physique et mentale et le bien-être des<br />
victimes (Organisation mondiale de la<br />
santé, 2012; Stöckl et Penhale, 2014).<br />
Bien que risquant d’augmenter avec le<br />
vieillissement de la population, cette<br />
problématique reste peu étudiée,<br />
notamment en Suisse.<br />
Une consultation pour les victimes<br />
Depuis 2006, l’Unité de médecine des<br />
violences (UMV) du Centre hospitalier<br />
universitaire vaudois (CHUV) offre des<br />
123rf<br />
78 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021<br />
Les femmes de plus de 65 ans qui subissent des<br />
violences conjugales consultent peu et hésitent<br />
à porter plainte.
consultations médico-légales aux<br />
adultes victimes de violences interpersonnelles.<br />
Ces consultations sont réalisées<br />
à la demande des victimes, qu’elles<br />
aient ou non déposé plainte. Elles sont<br />
assurées de manière autonome par<br />
des infirmières sous supervision d’un<br />
médecin légiste (Romain-Glassey,<br />
Ansermet et Ninane, 2009).<br />
Au cours d’une consultation, l’infirmière<br />
se charge d’établir la documentation<br />
médico-légale (constat médical avec<br />
photographies) qui permettra de soutenir<br />
les démarches judiciaires de la victime.<br />
Elle évalue également les besoins<br />
et les ressources du patient ou de la patiente<br />
en lien avec les violences vécues<br />
pour l’orienter au sein du réseau d’aide.<br />
La violence conjugale représente environ<br />
un tiers des consultations et les victimes<br />
en sont majoritairement des femmes.<br />
Entre 2006 et 2016, seulement 2,1 pourcents<br />
des consultations pour violence<br />
dans le couple concernaient des personnes<br />
de 65 ans et plus. Ce constat et<br />
le peu de données à ce sujet en Suisse<br />
ont conduit les auteures à s’intéresser<br />
de plus près à cette problématique.<br />
Vue d’ensemble<br />
Une étude rétrospective a été conduite<br />
à l’UMV à partir de tous les dossiers des<br />
victimes de 65 ans et plus ayant consulté<br />
l’UMV entre 2006 et 2016 pour violence<br />
par leur (ex-)partenaire intime. Ils<br />
concernaient 34 femmes et 7 hommes<br />
de 65 à 91 ans. La classe des 65 –70 ans<br />
Dans 63 pourcents des<br />
situations, les violences<br />
duraient depuis des<br />
années, voire depuis le<br />
début de la relation.<br />
était la plus représentée. La population<br />
de l’étude ne comprenait aucun couple<br />
homosexuel. L’auteur de violence était<br />
un homme dans 81 pourcents des situations,<br />
le plus souvent l’époux. Le couple<br />
faisait généralement ménage commun<br />
et près de neuf agressions sur dix<br />
étaient survenues à domicile.<br />
L’âge des auteurs variait de 28 à 88 ans.<br />
Dans 91 pourcents des cas, la victime<br />
rapportait des violences physiques, perpétrées<br />
le plus souvent à mains nues<br />
(coups de poing, gifles, griffures, morsures…)<br />
et parfois avec un objet conton-<br />
dant (par ex. un manche à balai). Dans<br />
près de la moitié des situations, l’agresseur<br />
avait proféré des menaces, le plus<br />
souvent de tuer ou blesser la victime et<br />
parfois aussi de se suicider. Les blessures<br />
les plus fréquentes étaient des<br />
ecchymoses, majoritairement localisées<br />
aux membres supérieurs mais des fractures<br />
ont aussi été constatées. Toutes les<br />
victimes rapportaient de précédents épisodes<br />
de violences par l’auteur et dans<br />
63 pourcents des situations, les violences<br />
duraient depuis plusieurs années, voire<br />
depuis le début de la relation (lire<br />
l’exemple de Madame D. dans l’encadré).<br />
Différents facteurs en jeu et<br />
prévention<br />
Quel que soit l’âge des personnes<br />
concernées, il ne faut pas perdre de vue<br />
que les situations de violence dans le<br />
couple sont complexes, sans solution<br />
toute faite. En effet, elles s’inscrivent<br />
dans des rôles, normes et inégalités de<br />
genre liés au couple ainsi que dans une<br />
relation intime impliquant une interdépendance<br />
(cadre de vie, cercle familial,<br />
amical, finances).<br />
Les violences dans le couple âgé impliquent<br />
de considérer le vieillissement<br />
dans le couple et ses disparités en termes<br />
de vulnérabilités et de ressources.<br />
Il faut ainsi tenir compte de l’état de<br />
santé de la personne (bon ou altéré), du<br />
soutien social dont elle bénéficie ou de<br />
son isolement, de son aisance financière<br />
ou de sa situation précaire, de<br />
l’histoire du couple…<br />
Par ailleurs, sur le plan des politiques<br />
sociales et des pratiques professionnelles,<br />
il est important que la prévention<br />
s’adresse aussi aux seniors. Pour cela, il<br />
est nécessaire d’une part de prendre en<br />
compte les personnes âgées dans les<br />
mesures de lutte contre la violence domestique<br />
et, d’autre part, de savoir envisager<br />
cette problématique lors des prestations<br />
destinées aux séniors. Enfin, au<br />
niveau scientifique, il conviendrait de<br />
rendre visibles les personnes âgées<br />
dans les recherches sur les violences<br />
dans le couple et les violences dans le<br />
couple âgé dans les études sur les maltraitances<br />
envers les aînés.<br />
Les auteures<br />
Virginie Casellini-Le Fort, infirmière<br />
MScN, et Nathalie Romain-Glassey,<br />
médecin responsable de l’UMV du<br />
CHUV, à Lausanne.<br />
Contact: virginie.le-fort@chuv.ch.<br />
Les références et les liens<br />
concernant cet article se trouvent<br />
dans l’édition numérique sur<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
Vignette clinique<br />
Brutal dès leur<br />
mariage<br />
Madame D., 75 ans, d’origine suédoise,<br />
raconte qu’elle est victime<br />
de violences infligées par son<br />
époux (80 ans, de nationalité<br />
suisse) depuis 55 ans qu’ils sont<br />
mariés. Ils se sont rencontrés en<br />
Suède en 1960. Un an plus tard,<br />
ils se sont mariés et installés en<br />
Suisse. Son mari s’est d’emblée<br />
montré autoritaire et brutal. Lors<br />
de leur première relation, il l’a<br />
violée, raconte-t-elle. Son mari la<br />
dénigrait sans cesse, la traitant<br />
par exemple d’idiote ou lui répétant<br />
qu’elle ne savait pas parler<br />
français. A plusieurs reprises,<br />
comme elle répliquait, son mari<br />
l’a frappée à coups de poing et de<br />
pied. Elle avait voulu fuir mais<br />
elle ne travaillait pas et n’avait<br />
pas d’argent. Il y a trois ans, Madame<br />
D. a été victime d’un accident<br />
de la route et sa mobilité est<br />
aujourd’hui limitée. Son mari ne<br />
l’aide pas du tout à la maison et<br />
ne veut ni dépenser d’argent pour<br />
une femme de ménage ni que le<br />
Centre médico-social (CMS)<br />
vienne voir ce qu’il se passe chez<br />
eux. Madame D. dit souhaiter se<br />
séparer de son mari mais ne veut<br />
pas déposer plainte contre lui.<br />
L’infirmière l’oriente vers le<br />
Centre LAVI* et téléphone à l’assistante<br />
sociale qui entreprend<br />
une recherche de logement en<br />
urgence. Trois jours plus tard,<br />
Madame D. renonce à se séparer.<br />
L’infirmière et le médecin légiste<br />
de l’UMV prennent contact avec le<br />
médecin et l’assistante sociale et<br />
soulignent qu’un revirement est<br />
fréquent dans les situations de<br />
violence conjugale compte tenu de<br />
leur complexité et des tâches qui<br />
attendent la victime. Madame D. a<br />
accepté un accompagnement à<br />
domicile par le CMS et en a fait<br />
part à son mari. L’infirmière de<br />
l’UMV revoit Madame D. pour lui<br />
remettre le constat médical, valorise<br />
la sollicitation du CMS et<br />
lui rappelle la possibilité d’appeler<br />
la police en cas d’urgence.<br />
*Loi sur l’aide aux victimes<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
79
La face sombre des soins<br />
Quand le travail n’est ni reconnu ni valorisé<br />
Irremplaçables, mais exploitées<br />
et épuisées<br />
L’auteur de cet article a quitté la profession parce qu’elle ne pouvait plus supporter<br />
des conditions de travail inacceptables ni le manque de reconnaissance.<br />
Texte: Jasmina Robl<br />
Que doit-il se passer pour que l’Etat<br />
prenne enfin des mesures efficaces<br />
contre la crise qui secoue les soins<br />
infirmiers? Plusieurs années se sont<br />
écoulées depuis le dépôt de l’initiative<br />
populaire sur les soins infirmiers. Le<br />
Parlement ne semble pas lui accorder<br />
une importance excessive et gaspille<br />
son temps à bricoler un contre-projet<br />
mesquin à l’initiative.<br />
Il y a vingt ans, j’ai fait mon premier<br />
stage à l’Hôpital de l’enfance de Zurich.<br />
Le personnel infirmier s’était mis en<br />
grève pour protester contre sa discrimination<br />
salariale. Nous avions réduit<br />
le nombre des opérations autant que<br />
possible sans mettre en danger nos<br />
patients. Nous sommes également allés<br />
au tribunal pour obtenir l’égalité des<br />
salaires – et nous avons remporté une<br />
énorme victoire! Le canton a été<br />
condamné à nous payer 280 millions de<br />
francs d’arriérés. Ce verdict a révélé<br />
toute l’étendue de notre sous-paiement<br />
(qui d’ailleurs se répercutera sur nos<br />
rentes – cela aussi me met très en<br />
colère).<br />
Adieu à la profession<br />
Je ne plus supporte plus la discrimination<br />
dont nous sommes victimes et j’ai<br />
décidé de dire adieu aux soins infirmiers<br />
– à ma profession bien-aimée à laquelle<br />
j’avais consacré tant de mon cœur et de<br />
mon âme pendant si longtemps. Je ne<br />
Des exemples de la pratique<br />
Votre vécu compte<br />
Vous souhaitez témoigner dans<br />
cette rubrique? Ecrivez à<br />
soins-infirmiers@sbk-asi.ch.<br />
pouvais plus travailler dans des conditions<br />
inacceptables, avec la mauvaise<br />
conscience de ne pas pouvoir répondre<br />
aux besoins des patients et des familles<br />
en souffrance physiquement et mentalement.<br />
Nous, les infirmières, nous travaillons<br />
avec des vies humaines, pas<br />
avec des machines, et trop souvent,<br />
nous n’avons pas assez de temps pour<br />
nous occuper de nos patients de manière<br />
professionnelle, responsable et<br />
empathique. Récemment, j’ai lu l’article<br />
«Cessons enfin d’être gentilles» de<br />
Pierre-André Wagner, paru dans Soins<br />
infirmiers 05/19. Je tiens vraiment à<br />
remercier l’ASI qui défend avec tant de<br />
vigueur notre groupe professionnel et<br />
lui donne une voix. Ce texte parle à mon<br />
cœur. Je ne comprends pas le cynisme<br />
de la politique. Je veux la justice.<br />
Manque de reconnaissance<br />
Nos salaires sont un élément, mais surtout,<br />
il s’agit de valoriser notre travail.<br />
C’est-à-dire au minimum:<br />
• des marques de reconnaissance,<br />
comme des réductions sur les transports<br />
publics, des places de parking<br />
réservées, des primes d’assurancemaladie<br />
réduites, un cadeau de Noël,<br />
des primes pour engagement exceptionnel,<br />
des augmentations de salaire<br />
adéquates…;<br />
• des temps de repos, des horaires et<br />
des plannings qui ne nous obligent<br />
pas à réduire notre taux de travail (et<br />
donc à devoir accepter des retraites<br />
moins élevées) ou à abandonner<br />
complètement la profession;<br />
• des dotations en personnel qui<br />
tiennent compte de la complexité<br />
croissante des soins – la recherche<br />
prouve qu’un manque de personnel<br />
qualifié entraîne une augmentation<br />
des complications qui coûtent beaucoup<br />
plus cher que le personnel nécessaire<br />
pour les prévenir, est-ce si<br />
compliqué à comprendre?<br />
• des salaires et des possibilités de<br />
développement qui reflètent les exigences<br />
croissantes de la profession<br />
d’infirmière et sa valeur marchande –<br />
aucune profession masculine<br />
n’accepterait cet écart entre salaire<br />
et performances;<br />
• la santé du personnel infirmier doit<br />
être protégée, sans condition! Après<br />
un an de pandémie de coronavirus,<br />
il y a toujours un manque de matériel<br />
de protection et de nombreux employeurs<br />
violent leur devoir de diligence.<br />
J’ai rencontré tant d’infirmières hautement<br />
qualifiées, indispensables et<br />
merveilleuses au cours de mes vingt<br />
ans de carrière. Beaucoup d’entre elles<br />
ont quitté la profession parce que leur<br />
travail les rendait malades – ou pour<br />
éviter de tomber malades. Tant d’infirmières<br />
fraîchement diplômées sont<br />
surmenées et poussées à l’épuisement<br />
professionnel – je connais tant de collègues<br />
qui font des cauchemars sur leur<br />
quotidien et qui ont peur de se rendre au<br />
travail. Quelle faillite! Quel gâchis!<br />
Elevons la voix!<br />
Alors, vingt ans après la grève de Zurich,<br />
quelques mois après l’Année internationale<br />
des infirmières et des sagesfemmes,<br />
n’est-il pas temps de nous<br />
insurger? Irremplaçables, mais exploitées<br />
et épuisées: ça suffit!<br />
Il est temps pour nous tous, infirmières<br />
et infirmiers, de mettre un terme à cette<br />
misière. Défendons des soins infirmiers<br />
qui valent leur pesant d’or et élevons<br />
ensemble notre voix partout en Suisse.<br />
J’espère sincèrement que bientôt – et<br />
pas seulement dans vingt ans – la situation<br />
des soins infirmiers va s’améliorer<br />
et que le personnel infirmier recevra<br />
enfin l’estime, l’équité et la reconnaissance<br />
qu’il mérite.<br />
80 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
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SOIN OPTIMAL DE LA PEAU EN CAS D’INCONTINENCE<br />
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MODULE / SANTÉ COMMUNAUTAIRE<br />
MODULE / LITTÉRATURE DE SYNTHÈSE<br />
AU SERVICE DES PRATIQUES DE SANTÉ<br />
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& CHRONICITÉ<br />
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PERSONNE ÂGÉE<br />
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ET TRAVAIL EN RÉSEAUX NOUVEAU !<br />
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PRÉVENTION DANS LA COMMUNAUTÉ<br />
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durable pour peau intacte et lésée.<br />
Les patients souffrant d’incontinence urinaire et/ou fécale présentent<br />
souvent une peau inflammée, infectée et lésée. Le contact<br />
permanent avec l’urine et les selles entraîne des irritations cutanées,<br />
de l’eczéma, des dermatites liées à l’incontinence ou finalement<br />
des ulcérations. L’ammoniac présent dans l’urine affine le<br />
manteau acide protecteur de la peau et active les enzymes présents<br />
dans les selles, ce qui induit une séparation des protéines et<br />
des lipides ainsi qu’une fragilisation de la couche cornée de l’épiderme.<br />
Dans la mesure où la peau ainsi endommagée est fortement<br />
exposée aux mycoses et aux bactéries favorisées par le<br />
milieu chaud et humide des parties intimes, il existe un risque<br />
élevé d’infections et d’ulcèresa.<br />
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propreté et un soin optimum à une protection durable contre les<br />
lésions cutanées liées à l’incontinence, chez le nourrisson, l’enfant<br />
et l’adulte.<br />
Références littéraires<br />
1. Wounds UK, Best Practice Statement Care of the Older Person’s Skin, 2nd Edition, 2012.<br />
2. Rees J et al., Best Practice guidelines for the prevention and management of incontinence dermatitis, Nursing Times,<br />
2009, 105(36) 24-6<br />
3. Flynn D and Williams S, Barrier creams for skin breakdown, Nursing & Residential Care, 2011, 13(11) 553-558
Coronavirus<br />
JE ME FERAI<br />
VACCINER.<br />
Michèle Giroud,<br />
experte en soins d’anesthésie diplômée,<br />
souhaite se faire vacciner afin de<br />
rester disponible pour ses patients et<br />
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Informez-vous sur<br />
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ou au 058 377 88 92 et prenez<br />
votre propre décision.<br />
Michèle Giroud est présidente de la Fédération<br />
suisse des infirmières et infirmiers anesthésistes.<br />
Cette campagne d’information est soutenue par les organisations suivantes :
Lu pour vous<br />
L’Homme étoilé<br />
A la vie!<br />
Tout a commencé sur son compte Instagram.<br />
Xavier, cet infirmier aux allures<br />
de rugbyman, travaille en soins palliatifs<br />
depuis dix ans. Et, idée originale,<br />
il décide alors de dessiner ce qu’il vit.<br />
114 000 abonnés partagent avec lui ses<br />
rencontres inoubliables, éphémères,<br />
mais si fortes et si touchantes avec des<br />
personnes que Xavier tente d’accompagner<br />
jusqu’au bout, le mieux possible.<br />
Sous le crayon et tout en simplicité<br />
apparaissent les émotions – les siennes<br />
et celles aussi des patients et de leurs<br />
proches. Ce roman graphique va droit<br />
au cœur et change la vision négative que<br />
l’on peut avoir des soins palliatifs.<br />
Au fil des histoires, on découvre la<br />
personnalité de ce géant tatoué tout en<br />
tendresse et en pudeur et, comme lui,<br />
on tombe sous le charme de Mathilde,<br />
Roger, Marie, Edmond… Avec eux,<br />
l’infirmier passe du rire aux larmes,<br />
il accepte d’être ému et parfois même<br />
«tout chamboulé» lors du grand départ.<br />
Ainsi on sait que derrière la blouse,<br />
il y a un être humain, ce qui est essentiel<br />
pour un soignant. Et il devient<br />
alors l’«Homme étoilé» – surnom donné<br />
en raison de l’un de ses tatouages par<br />
un patient –, celui qui illumine les derniers<br />
jours.<br />
Cet ouvrage propose des témoignages<br />
pleins d’amour, d’humour et de respect.<br />
Il s’agit de jolis moments de vie partagés<br />
au travers de rythmes musicaux endiablés<br />
et de chants, d’un dessert inventé,<br />
d’un dessin, d’un regard, d’un sourire,<br />
d’une main tendue. Ainsi se tissent les<br />
liens d’accompagnement. Dans la fin de<br />
vie, il y a beaucoup de vie et aussi plein<br />
de petits bonheurs. Et peut-être que le<br />
soin commence vraiment lorsque l’on<br />
pense qu’il n’y a plus rien à faire.<br />
Xavier a trouvé sa place dans son travail.<br />
C’est grâce aux malades s’il est<br />
devenu l’infirmier qu’il est aujourd’hui.<br />
Ce livre qui leur rend hommage est<br />
à recommander à tous les soignants.<br />
Dominique Sanlaville, infirmier en<br />
psychiatrie à la retraite, écrivain<br />
2020, 192 pages,<br />
Calmann-Lévy,<br />
ISBN 9782702167328<br />
Emmanuel Carrère<br />
Yoga<br />
«Un livre souriant et subtil sur le yoga»,<br />
telle est l’intention première d’Emmanuel<br />
Carrère, mentionnée au début de<br />
son récit. Enfin, c’est l’idée de base seulement<br />
car cet ouvrage compte malgré<br />
tout 400 pages! La première partie est<br />
certes parsemée de définitions du yoga,<br />
ce qui apporte un éclairage aux noninitiés,<br />
mais ce n’est pas le but inavoué.<br />
Il ne s’agit que d’une manière de planter<br />
le décor, comme l’est le massif du Morvan<br />
pour le stage de yoga de l’auteur.<br />
D’anecdotes en digressions, le propos<br />
d’Emmanuel Carrère va bien au-delà de<br />
l’impact de la méditation sur son anxiété<br />
sous-jacente. Il s’ensuivra trois parties<br />
distinctes qui vous emmèneront indubitablement<br />
plus loin que son coussin de<br />
yoga, passant ainsi de son égo à des<br />
thèmes de société, tels que les événements<br />
de Charlie Hebdo ou les migrants.<br />
Quant à l’évolution de son for intérieur,<br />
l’auteur opèrera également une translation,<br />
glissant de son ressenti à son<br />
trouble bipolaire, ce qui le conduira à<br />
dépeindre en détail son séjour à l’hôpital<br />
psychiatrique. Alors, faut-il y percevoir<br />
une dérive de l’auteur qui s’est perdu<br />
dans son propos? Pas vraiment. En<br />
entremêlant journalisme et introspection<br />
d’un récit de vie partiellement<br />
auto biographique, l’écrivain fait jouxter<br />
les aléas de son existence à une quête<br />
de la sérénité – une articulation qui<br />
pourrait ressembler à la torsion d’une<br />
posture de yoga. Quant à l’écriture,<br />
l’ensemble est soigné hormis quelques<br />
contorsions de vocabulaire, histoire<br />
d’appuyer, à mon sens, la sincérité de<br />
son propos. Bref, n’hésitez pas à sortir<br />
avec lui des sentiers battus! Du cheminement<br />
intérieur au parcours de vie,<br />
ainsi se résume le présent ouvrage<br />
d’Emmanuel Carrère. Et pour l’apprécier<br />
en pleine conscience, je vous conseille<br />
la version audio, vous en mesurerez<br />
toute l’essence, je vous le garantis.<br />
Alexandre Fraichot, infirmier en psychiatrie<br />
à l’unité des troubles de l’humeur des<br />
Hôpitaux universitaires de Genève<br />
2020, 397 pages,<br />
P.O.L.,<br />
ISBN 9782818051382<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
83
Sommario<br />
Marzo 2021<br />
Pratica infermieristica<br />
88 Come migliorare l’accesso alle cure<br />
somatiche<br />
Un progetto mira a facilitare<br />
l’accesso alle cure per i pazienti<br />
con disturbi dello spettro autistico,<br />
integrando anche i loro familiari.<br />
88<br />
Disturbi dello spettro autistico:<br />
entrare nel mondo dei pazienti<br />
Metodi appropriati permettono ai curanti<br />
di soddisfare i bisogni delle persone autistiche.<br />
Covid-19<br />
94 Formazione: una necessità anche<br />
durante la crisi sanitaria<br />
Un corso accelerato per infermieri<br />
di supporto in MI<br />
Il lato oscuro delle cure<br />
96 Rilevanti per il sistema, ma sfruttati<br />
A tirar troppo la corda, prima o poi si<br />
spezza...<br />
Inoltre...<br />
42 Offerte d’impiego<br />
86 Informazioni<br />
98 Info-ASI<br />
106 Formazione<br />
... e in tedesco<br />
18 Esperti in prevenzione delle infezioni<br />
22 Comunicazione con le persone con<br />
demenza in ospedale<br />
26 Incubo coronavirus in casa anziani<br />
... e in francese<br />
64 Grandi ustionati: l’importanza<br />
dell’assistenza a domicilio<br />
68 Tre approcci basati sul corpo in<br />
psichiatria che riducono l’ansia<br />
e l’agitazione<br />
70 Il contributo della telepsichiatria<br />
per promuovere la salute mentale<br />
durante il confinamento.<br />
www.sbk-asi.ch/app<br />
Leggete Cure infermieristiche<br />
in versione digitale su PC<br />
nell’AppStore e su Tablet con<br />
Google Play.<br />
94<br />
L’esigenza di potenziare i team MI<br />
Un sistema formativo modulare ha permesso al<br />
personale di sviluppare le competenze necessarie<br />
e di assumere le proprie responsabilità per<br />
agire in situazione di emergenza sanitaria<br />
84 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Editoriale<br />
«Ci vogliono i riti»<br />
Oltre a scandire il ritmo della giornata e a sottolinearne momenti particolari,<br />
i riti danno sicurezza e stabilità nell’affrontare la quotidianità. Per alcune<br />
persone questi riti sono ancora più importanti, perché garantiscono continuità.<br />
Nell’articolo a pag. 88 trattiamo il tema dell’autismo e delle difficoltà<br />
nell’accedere alle cure somatiche incontrate da chi soffre di questi disturbi.<br />
La visione della realtà non è uguale per tutti ed esserne consapevoli fa<br />
parte di un approccio globale delle cure, una caratteristica che, proprio<br />
nell’era della pandemia da coronavirus, assume una dimensione ancora più<br />
importante. Infatti a tutti i livelli viene richiesta flessibilità e capacità di<br />
adattamento e di resilienza. A seconda delle condizioni in cui ci troviamo, ciò<br />
mette a dura prova il nostro equilibrio psico-fisico, anche quando godiamo<br />
di buona salute. Non è difficile quindi immaginare quanto, per persone la cui<br />
percezione della realtà è amplificata, creando difficoltà nell’assimilarne i<br />
dettagli e gli impulsi percepiti, sia difficile affrontare l’instabilità provocata<br />
dal cambiamento.<br />
Come afferma il Piccolo principe di Saint-Exupéry: «Se tu vieni, per esempio,<br />
tutti i pomeriggi, alle quattro, dalle tre io comincerò ad essere felice.<br />
(…) Ma se tu vieni non si sa quando, io non saprò mai a che ora prepararmi<br />
il cuore… Ci vogliono i riti». Per chi soffre di disturbi dello spettro autistico,<br />
i riti servono ad affrontare gli imprevisti, tutto ciò che non rientra nelle<br />
abitudini, disponendo la persona ad elaborare ciò che non conosce, cioè<br />
a preparare il cuore e la mente. Anche<br />
le cure rientrano in questo ambito<br />
e i curanti possono contribuire al<br />
benessere di questi pazienti<br />
sviluppando assieme a loro<br />
riti che rendono meno traumatico<br />
il loro approccio<br />
terapeutico.<br />
Pia Bagnaschi, redattrice<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
85
Informazioni<br />
Lavoro a distanza per<br />
levatrici ed ergoterapisti<br />
E`quanto emerso da uno studio della ZHAW<br />
Durante il lockdown gran parte degli ergoterapisti<br />
e delle levatrici ha assistito e consigliato<br />
i propri clienti a distanza. L’80 percento<br />
delle levatrici e circa il 68 percento<br />
degli ergoterapisti ha continuato a lavorare<br />
tramite canali digitali. È quanto risulta dallo<br />
studio «Ressources and barriers of health<br />
care at a distance» dell’istituto di ergoterapia<br />
e ostetricia della ZHAW a cui hanno<br />
partecipato 1269 professionisti di entrambe<br />
le professioni. Per entrambi i gruppi professionali<br />
l’assistenza sanitaria a distanza ha<br />
offerto il vantaggio di poter rimanere in relazione<br />
con i clienti durante il lockdown e<br />
di poter continuare a eseguire consultazioni.<br />
Tuttavia i professionisti della salute si<br />
sono sentiti solo parzialmente in grado di<br />
identificare e valutare a distanza questioni<br />
complesse. L’assistenza sanitaria a distanza<br />
è destinata ad affermarsi in ambito ostetrico<br />
ed ergoterapico, tuttavia, come affermano<br />
le ricercatrici che hanno condotto lo<br />
studio, non può sostituire l’assistenza sanitaria<br />
convenzionale.<br />
Comunicato stampa ZHAW, 11.2.2021<br />
«Vulnerabile<br />
ma resiliente»<br />
Invitare persone malate e sane a uno<br />
scambio di idee, è questo l’intento<br />
della Giornata del malato 2021.<br />
In Svizzera, 2,2 milioni di persone di<br />
tutte le età soffrono di una malattia cronica,<br />
stando al rapporto sulla salute<br />
2015. Malattie e disabilità non limitano<br />
solamente a livello fisico, ma hanno un<br />
impatto anche sulla nostra psiche. Se e in<br />
che misura si manifesta questo impatto dipende da noi stessi. Il 7<br />
marzo 2021, la Giornata del malato, con il motto «vulnerabile ma resiliente»<br />
i promotori desiderano attirare l’attenzione della popolazione<br />
proprio su questo, e invitare a parlare apertamente delle limitazioni<br />
dovute alla salute, ma anche di quello che ci fa bene in queste situazioni.<br />
L’anno 2020 ha dimostrato che la salute non è una cosa ovvia e che<br />
una crisi in ambito sanitario influisce anche sulla nostra psiche. Per<br />
gestire i cambiamenti e per il nostro benessere psichico è utile sapere<br />
che cosa ci fa bene e di che cosa abbiamo bisogno. Sviluppare la resilienza<br />
non è un’azione individuale: un aspetto importante è costituito<br />
dalla società e dall’ambiente sociale, di cui fanno parte gli amici e la<br />
famiglia, ma anche nuovi contatti, ad esempio con persone che condividono<br />
la medesima sorte o che hanno già superato la crisi.<br />
www.giornatadelmalato.ch<br />
123rf<br />
Prendersi cura di sé anche in tempi difficili<br />
La salute mentale messa a dura prova.<br />
La pandemia sta mettendo a dura prova<br />
la salute della popolazione, anche<br />
a livello psicologico. Per promuovere<br />
il benessere e la salute mentale in questo<br />
periodo critico, il Dipartimento<br />
Prendersi cura di sé significa anche occuparsi di attività<br />
che fanno star bene, come ad esempio il giardinaggio<br />
della sanità e della socialità (DSS),<br />
in collaborazione con Salutepsi.ch,<br />
ha pubblicato l’opuscolo «Prendersi<br />
cura di sé anche in tempi difficili»<br />
contenente alcune riflessioni e consigli<br />
pratici per promuovere la salute mentale<br />
e il benessere in questo periodo<br />
così complesso.<br />
La salute mentale è uno stato dinamico,<br />
che può modificarsi nel corso<br />
della vita. Di solito non dipende da<br />
un solo fattore, ma dalla complessa<br />
interazione di fattori biologici, personali<br />
e sociali. Ognuno di noi può prendersi<br />
cura di sé e contribuire al proprio<br />
benessere, scoprendo e coltivando<br />
ciò che aiuta a stare bene, anche in<br />
periodi difficili come quello dell’attuale<br />
emergenza sanitaria.<br />
Oltre ai consigli, nell’opuscolo vengono<br />
indicati una serie di contatti utili<br />
cui rivolgersi in caso di domande o<br />
dubbi sulla propria salute.<br />
Maggiori informazioni sul sito<br />
www.santepsy.ch<br />
86 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Requisiti minimi per la lotta alle<br />
infezioni nosocomiali<br />
L’obiettivo è migliorare la prevenzione delle infezioni<br />
correlate all’assistenza.<br />
Nel quadro dell’attuazione della Strategia nazionale per<br />
la sorveglianza, la prevenzione e la lotta contro le infezioni<br />
nosocomiali (NOSO), coordinata dall’Ufficio federale<br />
della sanità pubblica (UFSP), Swissnoso ha elaborato,<br />
con il sostegno della Conferenza svizzera delle<br />
direttrici e dei direttori cantonali della sanità (CDS) e di<br />
H+ Gli ospedali svizzeri, requisiti strutturali minimi e<br />
uniformi per gli ospedali svizzeri per cure acute. Questi<br />
requisiti coprono diversi campi, come la messa a disposizione<br />
di direttive di igiene e di prevenzione aggiornate<br />
e il controllo della loro attuazione, l’accesso a dispositivi<br />
e materiali di protezione appropriati, l’organizzazione<br />
e la formazione di collaboratori e team specializzati<br />
in igiene ospedaliera nonché la sorveglianza delle infezioni<br />
e l’analisi di dati, tutti settori in cui Swissnoso<br />
raccomanda l’attuazione integrale dei requisiti. Se, da<br />
un lato, queste misure sono in parte già implementate,<br />
dall’altro esiste una certa eterogeneità nella loro attuazione,<br />
lacuna cui bisogna porre rimedio. I piccoli e i<br />
grandi istituti conoscono inoltre realtà differenti in termini<br />
di organizzazione e costi. Swissnoso tiene conto di<br />
queste differenze nei suoi standard, che possono essere<br />
integrati nelle convenzioni sulla qualità stipulate tra le<br />
federazioni di fornitori di prestazioni e quelle degli assicuratori.<br />
L’UFSP, la CDS e H+ Gli ospedali svizzeri riconoscono<br />
l’importanza di questi requisiti minimi nazionali<br />
per una lotta efficace alle infezioni nosocomiali e<br />
raccomandano ai Cantoni e agli ospedali di attuarli.<br />
Comunicato stampa UFSP, 28.1.2021<br />
Covid 19: come<br />
gestire l’instabilità<br />
Imparare a differenziare ciò che possiamo<br />
controllaree da ciò che è fuori dal nostro controllo<br />
ci permette di orientare la nostra attenzione su ciò<br />
che è davvero modificabile, investendo i pensieri in<br />
ciò che conta e preservando le nostre energie.<br />
Che cosa possiamo controllare:<br />
• la nostra esposizione alle informazioni<br />
• la nostra osservanza delle raccomandazioni<br />
• la nostra solidarietà<br />
• i nostri pensieri, atteggiamenti e reazioni<br />
• le attività che ci fanno stare bene<br />
• la nostra vita sociale, nel rispetto delle distanze<br />
fisiche<br />
• la nostra richiesta di aiuto e sostegno<br />
Che cosa non possiamo controllare:<br />
• il comportamento degli altri<br />
• l’osservanza o meno delle raccomandazioni da parte<br />
degli altri<br />
• le reazioni degli altri<br />
• il futuro: : le conoscenze scientifiche sono in continua<br />
evoluzione; mantenere la mente flessibile, ad esempio<br />
ipotizzando più di un possibile scenario, può aiutarci<br />
a prepararci meglio a quello che verrà.<br />
• la durata dell’emergenza sanitaria: nessuno<br />
sa quanto durerà, ma sappiamo che prima<br />
o poi finirà.<br />
Da«Prendersi cura di sé anche in tempi<br />
difficili», opuscolo DSS, 12/2020<br />
Un ricco programma, gratuito per i membri<br />
La Chief Nurse Officer israeliana descrive l’esperienza di<br />
Israele con la pandemia. Questo è solo uno dei punti salienti<br />
del Congresso dell’ASI, che coinciderà con la Giornata internazionale<br />
delle infermiere.<br />
Seguiteci per il primo congresso online dell’ASI! Ascoltate<br />
l’esperienza di Israele nella lotta contro la pandemia direttamente<br />
dalla Chief Nurse israeliana, la Dr. Shoshi Goldberg<br />
o fate domande ai membri della Task Force Covid svizzera.<br />
Il Covid-19 non sarà l’unico argomento: Manuela Eicher e<br />
Christine Bienvenu forniranno interessanti input sul tema<br />
«Non lavorare per, ma CON i pazienti». Verrà affrontata anche<br />
la questione dell’impatto del cambiamento climatico.<br />
Come membri ASI potete partecipare al congresso gratuitamente<br />
(per non membri CHF 70.)<br />
Registratevi su www.sbk-asi-ch/congresso.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
87
Pratica infermieristica<br />
Disturbi dello spettro autistico<br />
Come migliorare l’accesso alle cure<br />
somatiche<br />
Anche se i pazienti con disturbi dello spettro autistico costituiscono l’uno per cento della<br />
popolazione, i curanti non sono abbastanza sensibilizzati alla loro presa in carico durante<br />
la loro formazione. Nel canton Vaud, un progetto mira a facilitare l’accesso alle cure per<br />
questi pazienti, integrando anche i loro familiari.<br />
Testo: Delphine Roduit, Véronique Barathon, Isabelle Steffen, Elodie Steffen e Jérôme Favrod<br />
L’attesa di un appuntamento dal medico è<br />
una fonte di profonda ansia per molte persone<br />
con disturbi dello spettro autistico.<br />
123rf<br />
88 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
DISTURBI ASSOCIATI ALL’AUTISMO<br />
Sintomi eterogenei<br />
«Prima di andare dal medico, è già complicato prendere<br />
l’appuntamento», spiega Véronique Barathon. «Telefonare è<br />
molto stressante. Non sempre si sa quale medico contattare,<br />
per quale motivo prendere l’appuntamento, cosa dire. Non<br />
sempre capiamo quello che la persona ci chiede. La cosa<br />
migliore è poter prendere un appuntamento online». Gli operatori<br />
sanitari possono trovarsi in situazioni in cui si sentono<br />
impotenti di fronte a persone come Véronique Barathon,<br />
una giovane donna con un disturbo dello spettro autistico<br />
(DSA).<br />
Percorsi da affrontare<br />
È necessario sviluppare azioni di sensibilizzazione sulla<br />
specificità del follow-up somatico delle persone con autismo,<br />
comprese semplici regole per preparare e condurre una consultazione<br />
medica. La Haute Ecole de la Santé La Source, a<br />
Losanna, è stata incaricata a tale scopo nel quadro di un<br />
progetto di sviluppo triennale. Iniziato nel marzo 2019, il<br />
progetto Ici TSA (Ici Tous sont accueillis, cioè «qui tutti sono<br />
accolti»; TSA corrisponde anche alla sigla DSA in italiano,<br />
ndr) mira a dare risposte ai problemi di accesso alle cure<br />
sanitarie di base (esami del sangue, pressione arteriosa ed<br />
ECG) per gli adulti nel canton Vaud. Il progetto mira a identificare<br />
gli studi medici che hanno competenze nel ricevere<br />
le persone con DSA. L’obiettivo è quello di fornire soluzioni<br />
concrete ai problemi di accesso alle cure (vedi box p. 90).<br />
Il progetto Ici TSA offre l’opportunità di incontrare e intervistare<br />
le persone interessate dai disturbi dello spettro autistico<br />
(DSA). Dopo un breve esame di ciò che è attualmente<br />
noto sugli DSA e i disturbi associati, questo articolo condivide<br />
estratti da questi incontri: Véronique Barathon, una peer<br />
practitioner nell’ambito dell’autismo, testimonia sulle difficoltà<br />
che incontra nell’accesso alle cure. Isabelle Steffen e<br />
sua figlia Elodie raccontano la storia della loro famiglia, con<br />
particolare riferimento allo spazio dei fratelli, spesso dimenticati.<br />
Queste testimonianze rivelano le sfide quotidiane affrontate<br />
dalle persone con autismo e dai loro familiari, in<br />
particolare per quanto riguarda l’accesso alle cure.<br />
Il punto della situazione<br />
L’autismo è un disturbo del neurosviluppo che colpisce circa<br />
l’uno per cento della popolazione, con un rapporto di quattro<br />
ragazzi per una ragazza. Pertanto, è probabile che prima o<br />
poi un curante debba assistere una persona con un DSA. La<br />
quinta edizione del Manuale Diagnostico e Statistico dei Disturbi<br />
Mentali (DSM 5) dell’Associazione Americana di Psichiatria<br />
identifica due criteri diagnostici principali per i DSA:<br />
deficit persistenti nella comunicazione e nell’interazione<br />
sociale, e comportamenti, interessi o attività limitati e ripetitivi.<br />
Si parla quindi di neuroatipia. L’eziologia del disturbo<br />
è ancora in parte incompresa, anche se il coinvolgimento di<br />
molti geni è ormai riconosciuto. Le cause ambientali sono<br />
ancora in fase di studio. Durante il periodo prenatale, si<br />
verificano disturbi nello sviluppo di una o più funzioni cerebrali.<br />
Questo include la funzione motoria, sensoriale, il<br />
linguaggio, l’integrazione emotiva, cognitiva e comportamentale.<br />
L’espressione dei DSA varia ampiamente da persona<br />
a persona (vedi box). Pertanto, non dovremmo parlare di<br />
autismo al singolare, ma piuttosto al plurale.<br />
I DSA sono di solito associati ad altri disturbi che possono<br />
essere cumulativi:<br />
• Nello sviluppo: deficit cognitivo, disturbo del linguaggio<br />
o mancanza di linguaggio, disturbo da deficit di attenzione,<br />
ipotonia, difficoltà motorie (come la disprassia per<br />
esempio).<br />
• Neurologici come l’epilessia.<br />
• Psichiatrici come ansia, depressione, disturbi ossessivi<br />
compulsivi.<br />
• Comportamentali come autolesionismo, urla, movimenti<br />
ripetitivi.<br />
• Problemi gastrointestinali complicati da intolleranze<br />
o allergie.<br />
• Problemi immunitari, respiratori e muscoloscheletrici.<br />
• Problemi sensoriali tattili (ipo- o ipersensorialità che<br />
colpisce tra l’80 e il 90% delle persone con DSA) e problemi<br />
di udito (iperacusia)<br />
Diagnosi e accesso alle cure<br />
La diagnosi viene stabilita sulla base di una valutazione globale<br />
e specifica, realizzata e coordinata tra la persona, la sua<br />
famiglia e i professionisti interessati. I primi segni possono<br />
essere osservati già a partire dai 18-36 mesi di età. Oggi si<br />
cerca di promuovere la diagnosi precoce. Ma molti adulti che<br />
rientrano nello spettro non ne sono ancora consapevoli e<br />
L’autismo colpisce circa l’uno per cento<br />
della popolazione. Pertanto, è probabile<br />
che prima o poi un curante si<br />
ritrovi a seguire una persona con con<br />
un disturbo dello spettro autistico.<br />
cercano di adattarsi, a volte con uno sforzo che può portare<br />
a gravi disagi. Questo è il motivo per cui a volte le persone<br />
con DSA non sono identificate come tali quando hanno bisogno<br />
di cure somatiche o psichiche.<br />
Diversi ostacoli (organizzativi, ambientali, relazionali e comportamentali)<br />
complicano l’individuazione delle patologie<br />
così come la cura di questi pazienti. Per una persona con<br />
autismo, indipendentemente dal grado di gravità del disturbo,<br />
sottoporsi a una visita medica richiede uno sforzo notevole.<br />
Le persone con DSA sono più vulnerabili a un numero elevato<br />
di malattie che, se non curate, possono avere conseguenze<br />
gravi. Dopo un percorso lungo e difficile, a Véronique Barathon<br />
è stata comunicata, all’età di 28 anni, una diagnosi che<br />
ha cambiato il corso della sua vita. Inizia così un percorso<br />
personale e professionale che la porta a diventare una peer<br />
practitioner. La sua testimonianza illustra le difficoltà incontrate<br />
per recarsi dal medico.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
89
Pratica infermieristica<br />
QUI TUTTI SONO ACCOLTI<br />
Una comunità di pratica<br />
Il progetto Ici TSA si basa su tre aspetti:<br />
1. La creazione di una comunità di pratica i cui membri siano<br />
interessati o preoccupati dalla questione dell’accesso<br />
alle cure (utenti, familiari, professionisti della salute,<br />
educatori specializzati, ambienti associativi legati ai DSA<br />
o interessati a migliorare l’accesso alle cure mediche,<br />
gestione delle istituzioni, strutture mediche, ecc.). L’obiettivo<br />
è quello di informarsi a vicenda, scambiare informazioni,<br />
fare proposte, affrontare la questione dell’accesso<br />
alle cure in modo dinamico.<br />
2. La proposta di strumenti per facilitare l’accesso alle<br />
cure.<br />
3. Formazione continua, in particolare online. Questi corsi di<br />
formazione saranno rivolti al pubblico sanitario di prima<br />
linea. Diversi professionisti della salute, educatori specializzati<br />
e peer practitioner condivideranno le loro conoscenze<br />
specialistiche.<br />
persone le loro specificità sensoriali, avvertire prima di toccare,<br />
usare un misuratore manuale della pressione, chiedere<br />
quale braccio è meglio usare per la puntura, chiedere alla<br />
persona se l’applicazione di una fasciatura risulta fastidiosa<br />
e, in tal caso, suggerirle di farne a meno, sono tutti esempi<br />
di semplici accorgimenti che possono migliorare notevolmente<br />
il suo comfort. Le persone che non comunicano verbalmente<br />
possono usare pittogrammi o altri strumenti digitali,<br />
a condizione che siano state formate all’uso di questi strumenti<br />
di comunicazione.<br />
Il bisogno di prevedibilità è una caratteristica comune a<br />
chiunque sia affetto da DSA. L’ignoto e il cambiamento creano<br />
ansia, come quando si va a un primo appuntamento,<br />
come spiega Véronique Barathon: «Bisogna pensare a come<br />
arrivarci, che strada fare, se si vuole essere accompagnati o<br />
Questo progetto è finanziato dalla Fondazione Filantropica Next.<br />
La visita dal medico, un calvario<br />
La prima difficoltà può risiedere nell’individuazione del dolore.<br />
Il rapporto con il corpo è spesso condizionato da un’iper-<br />
o iposensorialità. Inoltre, comunicare i sentimenti è<br />
complicato per le persone con DSA: «Dobbiamo spiegare<br />
perché chiediamo un consulto ed è molto complicato, non<br />
sempre sappiamo come descrivere o parlare di noi stessi»,<br />
dice Véronique. L’auscultazione è vissuta come invasiva,<br />
come pure doversi spogliare, essere toccati in modo imprevedibile<br />
dal medico. «Alcuni esami fanno male, come la<br />
pressione arteriosa per esempio, che nel mio caso provoca<br />
davvero dolore, a causa dell’ipersensibilità». Chiedere alle<br />
Certi esami fanno male, come<br />
la pressione sanguigna per esempio,<br />
che nel mio caso provoca davvero<br />
dolore a causa dell’ipersensibilità.<br />
Véronique Barathon, peer practitioner per l’autismo<br />
90 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
no. Si teme anche di essere d’intralcio». L’attesa è spesso<br />
difficile: «Una volta che sei lì, arriva l’ansia della sala d’attesa.<br />
Dove stare? Chi ci sta guardando? Ci sono le luci, il rumore,<br />
il telefono che suona. Dobbiamo analizzare tutto, non<br />
possiamo semplicemente sederci. Ci sono una marea di informazioni.<br />
L’attesa, che può essere molto lunga, dà libero<br />
sfogo a pensieri intrusivi e all’ansia. Si avranno quindi gesti<br />
di autostimolazione (dondolarsi, muoversi, parlare) che attireranno<br />
gli sguardi della gente, perché sembri strano, e<br />
Essere toccati dal medico in modo imprevedibile<br />
è vissuto come un gesto invasivo.<br />
123rf<br />
questo sarà ancora più angosciante». Quando è possibile,<br />
limitare il tempo di attesa per le persone con autismo permette<br />
loro di risparmiare molte energie. Inoltre, offrire alla<br />
persona di sedersi da sola, in una stanza lontana dal rumore,<br />
con luci soffuse, può rendere l’attesa meno difficile.<br />
«Abbiamo bisogno di prevedibilità e di controllo»<br />
Veronique continua: «E poi arriva il momento della consultazione.<br />
Nel migliore dei casi, si conosce il medico. In caso<br />
contrario, dovremo mappare la sua faccia e cercare di identificarla».<br />
Al momento indossare una mascherina rende questo<br />
ancora più difficile, mentre i gesti barriera sono un vantaggio<br />
per le persone con DSA perché evitano il contatto<br />
fisico, come stringere la mano. «Va tutto troppo veloce, spesso<br />
ci sono troppe informazioni allo stesso tempo», spiega<br />
Véronique. Descrive che cosa significa per lei andare dal<br />
medico: «È invasivo, fa paura ed è stressante». Queste sono<br />
parole che si applicano al corpo e all’ambiente. Significa<br />
abbandonarsi a qualcosa, abbandonarsi a qualcuno e quindi<br />
Sono necessari notevoli sforzi<br />
di adattamento da parte dei pazienti.<br />
Alcuni accorgimenti da parte<br />
dei curanti possono contribuire a<br />
migliorare la situazione.<br />
perdere un po’ di controllo. Abbiamo bisogno di controllo,<br />
perché la vita è sempre fuori controllo. Per un po’ di tempo<br />
bisognerà mollare la presa, abbandonare il controllo perché<br />
la consultazione abbia luogo, e questo ci costa molto. Dopo<br />
una visita medica, sono esausta, scombussolata. Ho bisogno<br />
di diverse ore per recuperare, ecco perché la mia giornata<br />
sarà dedicata a quest’unica attività. O riusciamo ad andare<br />
dal medico e ad assumercene il peso, il che può portare a<br />
crisi, sovraccarico, o non ci riusciamo, procrastiniamo ed<br />
evitiamo il più possibile».<br />
Veronique può testimoniare verbalmente le sue esperienze,<br />
ma questo non è il caso di tutte le persone con DSA. I familiari<br />
di persone che non parlano con o senza disabilità intellettuali<br />
descrivono problemi che possono essere simili,<br />
anche se ogni situazione è diversa. Spesso, sono richiesti<br />
notevoli sforzi di adattamento da parte dei pazienti e delle<br />
loro famiglie. Anche alcuni accorgimenti, spesso molto semplici,<br />
da parte dei curanti possono migliorare la situazione:<br />
ad esempio informarsi sui bisogni specifici presso la persona<br />
o i suoi familiari, fare foto del luogo e delle persone<br />
prima della consultazione per aumentare la prevedibilità,<br />
annunciare ciò che si sta per fare e avvertire prima di toccare,<br />
essere parsimoniosi con le parole e fare solo una domanda<br />
alla volta.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
91
Pratica infermieristica<br />
L’AUTISMO RACCONTATO IN POESIA<br />
Un mondo da accogliere<br />
«È stato molto difficile per noi genitori capire questa diagnosi.<br />
Al momento dell’annuncio, il mio unico pensiero era: salvare<br />
mio figlio. Cosa devo fare? Qual è il protocollo? All’epoca,<br />
mi fu detto di tornare dopo due anni per rivedere il suo<br />
sviluppo. Siamo stati noi a vedere i segni premonitori, come<br />
la difficoltà nello sviluppo del linguaggio fino all’età di sei<br />
anni. Il pediatra mi rassicurava dicendo che era il maggiore,<br />
Véronique Barathon è una peer practitioner che usa la sua creatività<br />
per esprimere ciò che è l’autismo.<br />
Ogni persona presenta delle<br />
specificità nella sua comunicazione,<br />
nella sua comprensione, nelle<br />
sue particolarità sensoriali, nei suoi<br />
comportamenti. Questo vale per<br />
qualsiasi individuo e in modo particolare<br />
per le persone neurotopiche.<br />
Non mi sento handicappata, mi sento non integrata<br />
dalla società.<br />
Non mi sento strana, mi sento diversa dal modo in cui<br />
si comporta la maggior parte della gente.<br />
Non mi sento troppo sensibile, mi sento più ricettiva<br />
degli altri.<br />
Non mi sento limitata nei miei interessi, mi sento molto<br />
più appassionata di quelli che mi circondano.<br />
Non mi sento chiusa in me stessa, sento il bisogno di<br />
proteggermi dal vostro caos.<br />
Non mi sento ansiosa, ho solo paura delle vostre reazioni.<br />
Non vivo in una bolla.<br />
Vivo in un mondo dove mi rispetto, dove sono rassicurata<br />
di vivere il mio quotidiano, in un mondo dove la vita va più<br />
lenta, dove conosco ogni angolo, dove i miei colori lasciano<br />
il posto al vostro pallore.<br />
Ve la sentite di adattare il vostro mondo perché io possa<br />
aprire il mio?<br />
Véronique Barathon<br />
(Tradotto dal francese, versione originale vedi pagina 60)<br />
Una diagnosi e un sostegno difficili da ottenere<br />
I DSA sono molto eterogenei e in alcune situazioni i pazienti<br />
possono essere accompagnati da team educativi o dalla famiglia.<br />
I membri della famiglia sono spesso risorse preziose<br />
che conoscono il funzionamento e i bisogni specifici del loro<br />
caro. È importante considerare la competenza dei familiari,<br />
così come l’impatto del loro coinvolgimento nella vita quotidiana<br />
di una persona con DSA.<br />
Il figlio di Isabelle Steffen ha sei anni quando gli viene diagnosticato<br />
un disturbo autistico atipico dello sviluppo. Dice:<br />
un maschio. Ho dovuto insistere molto per ottenere aiuto,<br />
tutti tendevano a banalizzare. Abbiamo iniziato a leggere<br />
molto sull’argomento fin quando un giorno una madre lo ha<br />
spiegato in modo diverso e allora l’ho riconosciuto. C’è voluto<br />
molto tempo per trovare i professionisti giusti con i metodi<br />
giusti. Anni difficili per tutti».<br />
Fratelli e sorelle dimenticati nella presa a carico<br />
Elodie, la sorella più giovane di due anni, parla della dinamica<br />
atipica in cui è cresciuta: «Come sorella, all’interno della famiglia<br />
assumi quasi involontariamente il ruolo di terzo genitore.<br />
Da bambina, spesso ero in grado di capire e comunicare con<br />
mio fratello meglio dei miei genitori. Così si abbandona rapidamente<br />
il proprio ruolo di sorella, di bambina. Non si accetta di<br />
riuscire a fare certe cose prima di tuo fratello, che è più grande.<br />
Ci si sente molto rapidamente e molto presto responsabili del<br />
benessere del proprio fratello o sorella e si capisce altrettanto<br />
rapidamente che ciò durerà per tutta la vita. Si capisce l’ansia<br />
dei genitori al pensiero che un giorno non ci saranno più. Anche<br />
se non ho chiesto nulla e sarà mia responsabilità per il resto<br />
della mia vita, sono responsabile per mio fratello. E questo condiziona<br />
gran parte delle prospettive per il futuro».<br />
Elodie parla dell’accompagnamento del fratello ai vari appuntamenti<br />
medici (logopedia, psichiatria infantile, ecc.): «Siamo<br />
sempre in questo ambiente che è speciale per un bambino.<br />
Purtroppo, i professionisti non prendono tempo per il fratello<br />
o la sorella che lo accompagna. Non è il ruolo di nessuno. Il<br />
professionista è lì per il bambino, risponde alle domande dei<br />
genitori, noi siamo lì, vediamo, percepiamo tutto, tutte le emozioni,<br />
la tristezza, l’angoscia dei genitori, la fatica. E cavalchiamo<br />
l’onda cercando di trovare un posto. Mi piacerebbe promuovere<br />
il posto dei fratelli nella differenza, perché siamo un<br />
po’ i dimenticati della famiglia».<br />
92 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
LA GALLERIA SYNDROME ARTISTIQUE<br />
Un altro sguardo<br />
Elodie prosegue: «Mi sarebbe piaciuto essere in un gruppo<br />
con altri ragazzi che stavano vivendo la stessa cosa. Vediamo<br />
che i genitori, che hanno già un figlio che sta male, cercano<br />
di fare del loro meglio. Tutti sono a disagio. Quindi spesso<br />
cerchiamo di minimizzare, di relativizzare. E questo ha l’effetto<br />
di annullare il sentimento che stai provando. Il pediatra<br />
non mi ha mai chiesto come me la passavo a casa. Avrei<br />
voluto potermi esprimere con qualcuno che potesse ascoltare,<br />
per sdrammatizzare la sofferenza, faccia a faccia, senza i<br />
genitori. C’è un tabù sull’autismo, ma non solo su questo. Il<br />
legame fraterno riguarda molte persone, e ci sono così tante<br />
differenze, la disabilità, la malattia cronica, la fine della vita,<br />
la comunità LGBT. Spesso ci dimentichiamo dei fratelli e<br />
delle sorelle».<br />
Una foto dell’artista Isabel Pillet.<br />
Nel pieno centro di Losanna, la galleria Syndrome artistique<br />
espone artisti con disturbi dello spettro autistico. Questo<br />
spazio espositivo si propone anche come luogo di informazione<br />
e condivisione per sostenere le persone autistiche e<br />
per sensibilizzare la popolazione.<br />
www.syndromeartistique.ch<br />
relle non vi si rivolgeranno subito, si diranno: «Beh, qualcuno<br />
ha pensato che anch’io potrei essere in difficoltà».<br />
Interessarsi alla questione dell’autismo, alle esperienze delle<br />
persone interessate, dei pazienti e dei familiari, significa mettere<br />
in discussione il nostro rapporto con la differenza, l’alterità<br />
e i valori che vogliamo incarnare nella nostra attività<br />
professionale. Ogni persona presenta delle specificità nella<br />
sua comunicazione, nella sua comprensione, nelle sue particolarità<br />
sensoriali, nei suoi comportamenti. Questo vale per<br />
qualsiasi individuo, e in modo particolare per le persone neurotipiche.<br />
Il progetto Ici TSA promuove l’idea che prendendo<br />
in considerazione i bisogni specifici inerenti ai DSA e ai disturbi<br />
associati, l’accesso alle cure sarà migliorato. Questo è<br />
vero per l’autismo ma anche per tutti i pazienti. Come dice<br />
Isabelle Steffen, «Quando si sa come accogliere e curare qualcuno<br />
con DSA, è possibile farlo per tutti».<br />
Interessarsi al tema dell’autismo, alle<br />
esperienze delle persone interessate,<br />
pazienti e familiari significa mettere<br />
in discussione il nostro rapporto<br />
con la differenza, con l’alterità e con<br />
i valori che si vogliono seguire.<br />
Per favorire gli scambi tra familiari curanti<br />
Isabelle dice anche che quando arriva il momento, poter parlare<br />
con altri genitori, come nel caso dell’associazione Autisme<br />
Suisse Romande per esempio, aiuta a sentirsi meno soli:<br />
«Il fatto di poter parlare e scambiare esperienze con coppie<br />
che stanno vivendo la stessa cosa. Ci danno consigli e trucchi».<br />
Spiega: «Oggi ci sono gruppi per i fratelli nell’ambito dei<br />
DSA, ma ci sono ancora grandi lacune. Se solo nell’ospedale<br />
ci fosse un centro di consulenza per i fratelli che vivono con<br />
fratelli e sorelle con tutti i tipi di differenze o malattie. Senza<br />
limiti di età. Perché chi si è occupato degli adulti di oggi che<br />
hanno vissuto tutta la loro infanzia con un fratello o una<br />
sorella con una differenza?». Entrambe indicano prospettive<br />
concrete di miglioramento: «Ci sono due campi: creare questo<br />
spazio ma anche formare il personale infermieristico. So che<br />
viene loro chiesto molto, ma se potessero avere il riflesso di<br />
dire: «E la famiglia in senso lato? Come vanno le cose a casa?<br />
Sappiate che esiste questo spazio. Anche se i fratelli e le so-<br />
Autori<br />
Delpine Roduit, insegnante, Jérôme Favrod, professore ordinario<br />
SUP,lavorano presso l’Institut et Haute école de la Santé La<br />
Source (HES-SO), a Losanna, Véronique Barathon, peer practitioner,<br />
unità Disturbi dello Spettro Autistico dell’Adulto, Centro<br />
Risorse di Riabilitazione Psicosociale di Lione, Isabelle Steffen,<br />
membro del comitato di Autisme Suisse Romande, cofondatrice<br />
della galleria Syndrome artistique a Losanna, Elodie Steffen, figlia<br />
di Isabelle Steffen.<br />
Contatto: d.roduit@ecolelasource.ch.<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
93
Covid-19<br />
Un percorso accelerato per potenziare i team nelle medicine intensive<br />
Formazione: una necessità anche<br />
durante la crisi sanitaria<br />
Dall’esigenza di rinforzare i team nelle medicine intensive (MI) per far fronte ai carichi<br />
di lavoro dettati dalla pandemia, alla possibilità di creare un’opportunità di crescita<br />
professionale per molti infermieri: il passo è stato fatto grazie ad una formazione teoricopratica<br />
di sette giorni. E si scoprono nuovi orizzonti di competenze, interesse,<br />
collaborazione e solidarietà.<br />
Testo: Cristina Sommacal Boggini, Annalisa Speziali, Paola Bertoletti<br />
Ospedale di Bellinzona, ortopedia, 12<br />
febbraio 2020<br />
Il telefono squilla… «Ciao Sara, sono Eleonora,<br />
la tua capo settore, da domani te<br />
la sentiresti di andare a lavorare in medicina<br />
intensiva all’ospedale di Locarno?<br />
I pazienti affetti da Covid che necessitano<br />
di cure intensive continuano ad aumentare<br />
e dobbiamo aprire altri quattro<br />
reparti di medicina intensiva».<br />
Silenzio, lungo silenzio, poi la riposta:<br />
«Ma io non ho mai lavorato in medicina<br />
intensiva, sono anni che lavoro in ortopedia,<br />
non so se me la sentirei, mi spaventa<br />
questa tua richiesta, non ho le<br />
competenze, mi fa molta paura…» 1<br />
Questa è stata la telefonata che nel mese<br />
di febbraio, all’arrivo del Covid in Ticino,<br />
molti infermieri ed infermiere<br />
dell’Ente Ospedaliero Cantonale (EOC)<br />
hanno ricevuto e alla quale tutti hanno<br />
risposto presente! L’hanno fatto superando<br />
emozioni molto contrastanti:<br />
emozioni positive di curiosità, interesse,<br />
solidarietà, ma anche emozioni negative<br />
di paura, preoccupazione, frustrazione<br />
e stanchezza, causata da<br />
lunghe notti insonni trascorse col pensiero<br />
ossessionante di quel reparto che<br />
si prende cura di pazienti tanto impegnativi<br />
e complessi. Poi è giunta la tregua<br />
estiva, dove ognuno ha cercato di<br />
dimenticare, allontanare, elaborare il<br />
vissuto e ricostruire una certa normalità,<br />
che però è stata presto vanificata<br />
quando a settembre ha iniziato a montare<br />
quella che sarebbe stata la seconda<br />
ondata: più lenta ma più caparbia, ostinata,<br />
interminabile, infida. Una seconda<br />
ondata che non avrebbe concesso nessuna<br />
tregua, sfiancando progressivamente<br />
tutto il personale curante.<br />
Come affrontare la seconda ondata<br />
E allora si sono messi in campo altri<br />
mezzi per affrontarla: bisognava ripercorrere<br />
quanto fatto in primavera per<br />
evitare gli stessi errori, occorreva rileggere<br />
e analizzare le varie inchieste fatte<br />
per ritrovare i bisogni insoddisfatti del<br />
personale curante e infermieristico e<br />
volgere lo sguardo fuori dal Ticino per<br />
capire cosa stessero facendo i colleghi<br />
d’oltralpe. 2<br />
Durante la simulazione vengono illustrati i principi di base e il monitoraggio del paziente critico.<br />
Foto EOC<br />
Le difficoltà del personale<br />
Una delle difficoltà è stata messa in evidenza<br />
da chi è stato chiamato ad affiancare<br />
il personale delle MI: infermieri<br />
senza competenze specifiche in area<br />
critica che dall’oggi al domani sono stati<br />
catapultati in un reparto ad alta intensità<br />
di cura. Facile immaginare quali<br />
fossero i timori legati alle competenze<br />
e le preoccupazioni d’ordine emotivo<br />
degli infermieri di supporto. Appare poi<br />
un’ulteriore difficoltà, risentita fortemente<br />
da infermieri e capo reparto specializzati<br />
in MI, che di punto in bianco<br />
si sono dovuti confrontare con una mescolanza<br />
di personale infermieristico,<br />
94 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
dove ad infermieri specializzati in MI e<br />
studenti post-diploma in MI venivano<br />
ad aggiungersi aiutanti da ogni dove<br />
(reparti di degenza, riabilitazione, anestesia,<br />
infermieri assenti da anni dalla<br />
pratica, ecc.), per curare pazienti estremamente<br />
complessi.<br />
Garantire sicurezza e qualità<br />
delle cure<br />
Grazie alla collaborazione di Annette<br />
Biegger, capo area infermieristica EOC,<br />
che ne aveva intuito la necessità fin da<br />
inizio ottobre, e del professor Paolo<br />
Merlani, capo dipartimento area critica,<br />
la formazione per il personale infermieristico<br />
chiamato a sostenere i team in<br />
MI è stata progettata, condivisa e attuata<br />
in poche settimane. La finalità della<br />
formazione è stata chiara sin da principio:<br />
fornire, entro il 31 dicembre, a 30<br />
infermieri diplomati in cure generali<br />
(ICG) i principi di base e le competenze<br />
La paura è l’emozione<br />
più difficile da gestire.<br />
Il dolore si piange,<br />
la rabbia si urla, ma la<br />
paura si aggrappa<br />
silenziosamente al cuore.<br />
G. D. Roberts.<br />
essenziali per essere di supporto ai<br />
team infermieristici specializzati di MI,<br />
in un contesto di emergenza sanitaria,<br />
garantendo cure infermieristiche ad alta<br />
complessità assistenziale sicure e di<br />
qualità.<br />
Altrettanto chiara, e ripetutamente sottolineata<br />
a tutti i livelli gerarchici, la<br />
regola secondo cui gli ICG non si sarebbero<br />
assunti la responsabilità della cura<br />
dei pazienti di MI, che doveva continuare<br />
ad essere prerogativa del personale<br />
infermieristico con un post-diploma<br />
in MI.<br />
Il percorso proposto prevedeva un sistema<br />
formativo modulare, costituito da<br />
52 ore totali. La formazione si è svolta<br />
nei mesi di novembre e dicembre: il primo<br />
modulo consisteva in due giorni di<br />
teoria (al centro di simulazione CESI di<br />
Lugano) e uno di stage in un reparto di<br />
MI EOC, nei quali venivano illustrati i<br />
principi di base e il monitoraggio del<br />
paziente critico. Il secondo modulo prevedeva<br />
due giorni di teoria e due di stage<br />
dedicati agli aspetti diagnostici, tecnici<br />
e procedurali nel paziente critico<br />
con insufficienza respiratoria Covid-19,<br />
ai trattamenti di supporto respiratorio,<br />
di cura ed assistenza e ai principi generali.<br />
A sostegno dei giorni di stage è<br />
stata distribuita una guida orientativa<br />
che ha tracciato la linea delle tematiche<br />
da sperimentare, ed è stata consegnata<br />
una sorta di vademecum tascabile con<br />
le mappe riassuntive dei concetti trattati.<br />
È stata inoltre creata una piattaforma<br />
moodle, dove è stato messo a disposizione<br />
del materiale di base e di approfondimento.<br />
La piattaforma è stata usata<br />
anche per la valutazione delle conoscenze<br />
maturate. Le attitudini e le competenze<br />
sono state sviluppate e valutate<br />
dai colleghi specialisti MI che hanno<br />
sostenuto, accompagnato e lavorato con<br />
gli infermieri CG.<br />
Sviluppo di competenze collettive<br />
Questo progetto ha richiesto a tutto il<br />
personale della MI di scendere in campo,<br />
dapprima per analizzare i bisogni<br />
che hanno permesso lo sviluppo di una<br />
formazione allineata alle esigenze, poi<br />
per le lezioni in aula (costruite, coordinate<br />
ed erogate dal servizio formazione<br />
EOC in collaborazione con i tutor MI e<br />
un medico MI) e infine per gli accompagnamenti<br />
durante gli stage e il supporto<br />
per il materiale usato soprattutto<br />
per le simulazioni.<br />
L’utilizzo di diverse metodologie di apprendimento<br />
nella formazione impartita<br />
ha permesso di sviluppare le competenze<br />
necessarie per agire in situazione<br />
di emergenza sanitaria con alto carico<br />
lavorativo, contribuendo a consolidare<br />
competenze collettive e salvaguardando<br />
parallelamente la sicurezza degli<br />
scenari di cura e del personale curante.<br />
Personale motivato e soddisfatto<br />
Grazie anche a questo percorso l’infermiere<br />
ha assunto maggiore consapevolezza<br />
delle proprie responsabilità e dei<br />
propri limiti di autonomia, e di rimando<br />
la capacità di valutare criticamente il<br />
proprio operato ne è uscita rafforzata.<br />
I punteggi di valutazione del corso (scala<br />
da 1–6) si sono situati a 5.72, i feed<br />
back verbali hanno espresso esiti particolarmente<br />
favorevoli, riassumibili nella<br />
soddisfazione per un corso completo,<br />
vissuto con entusiasmo e fonte di motivazione<br />
personale e professionale.<br />
Commenti positivi e lusinghieri sono<br />
stati espressi anche dal personale specializzato<br />
della MI, che si è trovato a<br />
lavorare con le persone che hanno seguito<br />
il corso.<br />
Concludendo, si può certamente affermare<br />
che l’incontro fra il bisogno operativo<br />
di far fronte ad una pandemia<br />
attraverso l’aumento di letti in MI, il<br />
desiderio dei partecipanti di formarsi, e<br />
l’entusiasmo di ogni persona coinvolta<br />
sono stati gli elementi di forza del progetto.<br />
Ospedale di Bellinzona, ortopedia, 15<br />
dicembre 2020<br />
Alcuni giorni dopo la fine del corso un’infermiera<br />
che vi ha partecipato scriveva<br />
così alla sua responsabile:<br />
«Cara Eleonora, grazie per avermi dato<br />
la possibilità di frequentare il corso, mi<br />
sento carica, molto motivata e pronta ad<br />
andare a dare una mano in medicina<br />
intensiva, ti do la mia piena disponibilità<br />
e spero che questo succeda presto per<br />
poter mettere in pratica quanto appreso.<br />
Grazie! Sara».<br />
1 L’episodio è reale, ma nomi e luoghi sono<br />
fittizi.<br />
2 Z-INA Kursangebot (dipartimento militare,<br />
servizio sanitario coordinato della Confederazione<br />
elvetica), è un corso composto<br />
da quattro giornate di formazione teorica<br />
e cinque giornate di stage, che era stato<br />
proposto agli ospedali interessati in lingua<br />
tedesca.<br />
Autrici<br />
Cristina Sommacal Boggini, capo settore<br />
MI Ospedale Regionale Bellinzona<br />
e Valli, coordinatrice infermieristica<br />
Servizio Medicina intensiva EOC<br />
Annalisa Speziali, formatrice EOFORM<br />
sede ORL, infermiera MI<br />
Paola Bertoletti, Vice Responsabile<br />
EOFORM, Responsabile Formazione<br />
Infermieristica EOC<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
95
Il lato oscuro delle cure<br />
Nessun riconoscimento e mancanza di considerazione<br />
Rilevanti per il sistema,<br />
ma sfruttati<br />
20 anni dopo il suo primo stage, l’autrice di questo articolo non poteva più sopportare<br />
le condizioni di lavoro inaccettabili. A causa della mancanza di apprezzamento e la cattiva<br />
coscienza di non essere più in grado di fornire cure in modo professionale, responsabile<br />
e premuroso, ha lasciato la professione.<br />
Testo: Jasmina Robl<br />
Cosa deve succedere perché lo stato intraprenda<br />
finalmente un’azione efficace<br />
contro la crisi delle cure? Sono passati<br />
diversi anni dalla presentazione dell’iniziativa<br />
sulle cure; il parlamento non<br />
sembra ancora dare priorità alle sue<br />
rivendicazioni e sta cincischiando all’infinito<br />
con un debole controprogetto.<br />
20 anni fa ho fatto il mio primo stage al<br />
KiSpi (Kinderspital) di Zurigo. Il personale<br />
infermieristico fece uno sciopero<br />
contro la discriminazione salariale. Riducemmo<br />
le operazioni il più possibile<br />
senza mettere in pericolo i pazienti.<br />
Andammo anche in tribunale per la parità<br />
di salario – e ottenemmo una grande<br />
vittoria: il cantone dovette pagarci<br />
280 milioni di franchi di arretrati! Il verdetto<br />
mostrò tutta la portata della nostra<br />
mancata retribuzione (che si manifesterà<br />
anche nelle nostre pensioni<br />
– anche questo mi fa molto arrabbiare).<br />
Addio alle cure<br />
Non posso più sopportare la discriminazione<br />
che ho vissuto, e ho deciso di<br />
lasciare il lavoro di infermiera, la mia<br />
amata professione, alla quale ho dedicato<br />
così tanto del mio cuore e della mia<br />
anima per così tanto tempo. Il motivo: le<br />
Le vostre testimonianze<br />
Raccontateci le<br />
vostre esperienze<br />
Ci sono malintesi che volete segnalare?<br />
Scriveteci all’indirizzo:<br />
redaktion@sbk-asi.ch<br />
condizioni di lavoro inaccettabili, la coscienza<br />
sporca di non poter rendere<br />
giustizia ai pazienti e alle famiglie che<br />
sono sottoposte a un forte stress fisico<br />
e mentale. Lavoro con persone, non<br />
con macchine, e troppo spesso manca il<br />
tempo per svolgere le cure in modo professionale,<br />
responsabile e premuroso.<br />
Ho appena letto l’articolo di P.-A. Wagner<br />
«Not ready to make nice anymore»<br />
in «Cure infermieristiche» 05/2019:<br />
ringrazio l’ASI per il suo grande impegno<br />
a favore del nostro gruppo professionale<br />
e per avergli dato voce! Questo<br />
testo arriva dritto al cuore. Non<br />
capisco il cinismo della politica e voglio<br />
giustizia!<br />
Mancanza di considerazione<br />
I nostri salari sono un aspetto; ma soprattutto<br />
si tratta della valorizzazione<br />
del nostro lavoro. Quali sono gli obiettivi<br />
(minimi) da raggiungere in tal senso:<br />
• segni di riconoscimento come sconti<br />
sui trasporti pubblici, posti auto riservati,<br />
premi di cassa malati ridotti,<br />
un regalo di Natale, bonus per impieghi<br />
straordinari, aumenti salariali<br />
adeguati;<br />
• periodi di riposo, sistemi di turni e<br />
piani di servizio che non ci costringano<br />
a ridurre il nostro carico di lavoro<br />
(e quindi ad accettare pensioni più<br />
basse!) o ad abbandonare del tutto la<br />
professione;<br />
• posizioni chiave che tengano conto<br />
della crescente complessità delle<br />
cure.<br />
La scienza dimostra che la mancanza<br />
di personale qualificato porta a più<br />
complicazioni, che costano molto di<br />
più del personale necessario per prevenirle.<br />
È così complicato da capire?<br />
• salari e opportunità di sviluppo che<br />
riflettono le crescenti richieste della<br />
professione infermieristica – e il suo<br />
valore di mercato! Nessuna professione<br />
maschile accetterebbe questa<br />
discrepanza tra retribuzione e rendimento;<br />
• la salute del personale infermieristico<br />
deve essere protetta – incondizionatamente!<br />
Dopo un anno dalla pandemia<br />
di coronavirus, manca ancora il<br />
materiale di protezione e molti datori<br />
di lavoro stanno violando il loro obbligo<br />
di tutela.<br />
Nei miei 20 anni di lavoro come infermiera<br />
ho incontrato tante colleghe altamente<br />
qualificate, indispensabili e meravigliose;<br />
molte di loro hanno lasciato<br />
la professione perché il loro lavoro le<br />
faceva ammalare – o per evitare di ammalarsi.<br />
È preoccupante come i neolaureati<br />
di oggi siano sovraccarichi di lavoro<br />
e portati al burnout – ne conosco<br />
tanti che vivono il loro lavoro quotidiano<br />
come un incubo e ogni giorno hanno<br />
paura di andare al lavoro.<br />
Bisogna farsi sentire<br />
Quindi, 20 anni dopo lo sciopero di Zurigo<br />
e nell’Anno delle infermiere e delle<br />
levatrici non è forse il momento di ribellarsi<br />
di nuovo? Rilevanti per il sistema,<br />
ma sfruttati ed esauriti: bisogna dire<br />
basta! È il momento per tutti noi infermiere<br />
e infermieri di porre fine a tutto<br />
questo! Tutti noi curanti in Svizzera ci<br />
dobbiamo battere insieme per difendere<br />
il valore delle cure e unirci in coro.<br />
Spero sinceramente che le cure arrivino<br />
presto – e non tra altri 20 anni! – ad<br />
acquisire maggior peso, il rispetto e il<br />
riconoscimento che meritano, come è<br />
ovvio che sia.<br />
96 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Coronavirus<br />
IO MI FARÒ<br />
VACCINARE.<br />
Patrick Hässig,<br />
infermiere diplomato, è convinto<br />
dell’utilità delle vaccinazioni e vuole<br />
proteggersi dalle conseguenze<br />
gravi di una malattia COVID-19.<br />
Informatevi su<br />
ufsp-coronavirus.ch/vaccinazione<br />
o telefonando allo 058 377 88 92<br />
e prendete la vostra decisione<br />
personale di vaccinazione.<br />
Campagna di informazione patrocinata dalle seguenti organizzazioni:
SBK-ASI Info<br />
Die Entscheidung fällt im März<br />
Die Spannung nimmt zu: Am 19. März 2021 findet im Parlament die Schlussabstimmung<br />
über den Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative statt. Obwohl die Fakten schon lange auf<br />
dem Tisch liegen, sieht es nicht so aus, als ob die PolitikerInnen unseren Forderungen<br />
nach besseren Arbeitsbedingungen und einer bedarfsgerechten Personalausstattung<br />
nachkommen wollen. Damit wird die Volksabstimmung zum wahrscheinlichen Szenarium.<br />
Die Impfungen gegen das Coronavirus haben begonnen und langsam zeichnet sich<br />
ein Licht am Ende des Tunnels ab. Dennoch wird der Kongress am 12. Mai virtuell durchgeführt.<br />
Ein interessantes, vielseitiges Programm mit namhaften Persönlichkeiten aus<br />
der Pflegewelt und der Politik erwartet Sie (s. Seite 9). Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme<br />
am Kongress. Mehr denn je braucht der SBK Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen, um<br />
seine Arbeit fortzusetzen. Herzlichen Dank!<br />
La décision sera prise en mars<br />
La tension monte quant à l’initiative sur les soins infirmiers et nous saurons bientôt si<br />
une votation aura lieu. En effet, le 19 mars, les parlementaires procéderont au vote final.<br />
Malgré les preuves scientifiques, les élus ne semblent pas décidés à améliorer les conditions<br />
de travail ni à prévoir des dotations en personnel qui répondent aux besoins. La votation<br />
populaire devient donc un scénario fort probable. Quant à la vaccination contre le<br />
Covid, elle a certes démarré et laisse envisager une sortie du tunnel. Mais d’ici là, notre<br />
congrès se tiendra encore sous forme virtuelle, le 12 mai, avec un programme passionnant.<br />
Je vous invite à ne pas rater cette occasion unique de découvrir des personnalités<br />
infirmières charismatiques (pages 53). Pour poursuivre ses activités, l’ASI a besoin plus<br />
que jamais de votre soutien et de votre confiance – je vous en remercie énormément.<br />
Si deciderà a marzo<br />
Per quanto riguarda l’iniziativa sulle cure, la tensione sta<br />
salendo e presto sapremo se ci sarà una votazione. Infatti,<br />
il Parlamento procederà al voto finale il 19 marzo.<br />
Nonostante l’evidenza scientifica, non sembra esserci<br />
la volontà di migliorare le condizioni di lavoro o di fornire<br />
livelli di personale che soddisfino i bisogni. Il voto<br />
popolare diventa quindi uno scenario altamente probabile.<br />
Intanto la vaccinazione contro il Covid è ormai iniziata<br />
e si inizia a intravedere una luce in fondo al tunnel.<br />
Ma nel frattempo, il nostro congresso del 12 maggio<br />
si terrà ancora in forma virtuale, con un programma entusiasmante.<br />
Vi invito a non perdere questa opportunità<br />
unica di scoprire personalità carismatiche (pagina<br />
87). Sono lieto di accogliervi al congresso e<br />
vi ringrazio per il vostro sostegno e la<br />
vostra fiducia.<br />
Franz Elmer<br />
Vizepräsident des SBK<br />
Vice-président de l’ASI<br />
Vice-presidente dell’ASI<br />
98 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
SBK Schweiz<br />
Volksinitiative «Für eine starke Pflege»<br />
Showdown im März<br />
Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Am 3. März diskutiert der Nationalrat<br />
über den Gegenvorschlag zur Volksinitiative für eine starke Pflege, am<br />
8. März der Ständerat. Bleiben die Differenzen bestehen, kommt es zur<br />
Einigungskonferenz. Die Schlussabstimmung findet am 19. März statt.<br />
Am 31. März wird das Initiativkomitee entscheiden, ob es die Pflegeinitiative<br />
zurückzieht oder an ihr festhält. Kommt die Initiative vor das Volk,<br />
ist eine Abstimmung am 26. September oder am 28. November realistisch.<br />
Die nationalrätliche Kommission hält an der Verpflichtung der Kantone<br />
zur finanziellen Unterstützung der Ausbildung von Pflegefachpersonen<br />
fest. Zudem sollen Pflegefachpersonen bestimmte Leistungen direkt bei<br />
den Krankenkassen abrechnen können, ohne dass dafür eine Vereinbarung<br />
mit den Kassen notwendig ist. Die ständerätliche Kommission lehnt<br />
diese beiden Forderungen ab. In beiden Kammern abgelehnt wurden die<br />
Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen und für eine bedarfsgerechte<br />
Personalausstattung. Der SBK ist nach wie vor fest davon überzeugt,<br />
dass nur ein Gesamtpaket gewährleisten wird, dass sich die Situation in<br />
der Pflege langfristig verbessert.<br />
Aktuelle Informationen finden Sie auf www.sbk-asi.ch > Aktuell<br />
ASI Suisse<br />
ASI Svizzera<br />
Iniziativa popolare «Per cure infermieristiche<br />
forti»<br />
Ultime discussioni<br />
in marzo<br />
La situazione riguardo all’iniziativa<br />
sulle cure si sta evolvendo rapidamente.<br />
Il 3 marzo, il Consiglio nazionale ha<br />
già deliberato sul controprogetto indiretto.<br />
L’8 marzo sarà il turno del Consiglio<br />
degli Stati. Se ci sono ancora differenze<br />
di opinione, si terrà una<br />
conferenza di conciliazione. La votazione<br />
finale si terrà il 19 marzo. Il 31<br />
marzo, il comitato d’iniziativa deciderà<br />
se ritirare o mantenere l’iniziativa. Se<br />
l’iniziativa viene mantenuta, il voto<br />
avrà luogo probabilmente il 26 settembre<br />
o il 28 novembre 2021. La Commissione<br />
della sanità del Consiglio nazionale<br />
mantiene l’obbligo dei cantoni di<br />
sostenere finanziariamente la formazione<br />
delle infermiere e ritiene che il<br />
personale infermieristico debba poter<br />
fatturare certe prestazioni direttamente<br />
agli assicuratori malattia senza la necessità<br />
di stipulare una convenzione.<br />
Da parte sua, la commissione competente<br />
del Consiglio degli Stati non accetta<br />
queste due richieste. Tuttavia, entrambe<br />
le Camere sono unanimi nel<br />
respingere le richieste volte a migliorare<br />
le condizioni di lavoro e a garantire<br />
un organico che risponda alle esigenze.<br />
L’ASI rimane fermamente convinta che<br />
solo affrontando tutti questi punti sarà<br />
possibile garantire un miglioramento a<br />
lungo termine della situazione infermieristica.<br />
Informazioni aggiornate sono disponibili su<br />
www.sbk-asi.ch > Actuel<br />
Initiative populaire «Pour des soins infirmiers forts»<br />
Derniers débats en mars<br />
La situation concernant l’initiative sur les soins infirmiers<br />
va maintenant évoluer rapidement. Le 3 mars, le Conseil<br />
national a déjà délibéré au sujet du contre-projet indirect.<br />
Le 8 mars, ce sera au tour du Conseil des Etats. Si des divergences<br />
subsistent, une conférence de conciliation aura<br />
lieu. Le vote final se tiendra le 19 mars. Le 31, le comité<br />
d’initiative décidera du retrait ou du maintien de l’initiative.<br />
En cas de maintien, la votation aura vraisemblablement<br />
lieu le 26 septembre ou le 28 novembre 2021.<br />
La commission de la santé du Conseil national maintient<br />
l’obligation des cantons de soutenir financièrement la<br />
formation des infirmières; en outre, elle considère que les<br />
infirmières et infirmiers doivent pouvoir facturer certaines<br />
prestations directement aux assureurs-maladie sans que<br />
cela nécessite de convention avec eux. De son côté, la commission<br />
compétente du Conseil des Etats n’accepte pas ces<br />
deux demandes. Les deux Chambres sont toutefois unanimes<br />
pour rejeter les revendications visant à améliorer les<br />
conditions de travail et à assurer une dotation en personnel<br />
qui réponde aux besoins. L’ASI reste fermement convaincue<br />
que seul l’ensemble de ces points permettra de garantir que<br />
la situation des soins infirmiers s’améliore à long terme.<br />
Les informations actuelles sont disponibles sur le site<br />
www.sbk-asi.ch > Actuel<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
99
Der Gutschein ist bis am 31.12.2022 gültig.<br />
SBK-ASI Info<br />
SBK Schweiz<br />
Mitgliederumfrage 2021<br />
Hohe Beteiligung<br />
Genau 5545 SBK-Mitglieder haben zwischen dem 27. Januar<br />
und dem 12. Februar an der Online-Umfrage des SBK teilgenommen.<br />
Das entspricht 29 % der kontaktierten Personen.<br />
Die Mitglieder bewerten den SBK insgesamt positiver als in<br />
der Umfrage vor fünf Jahren. Die sehr umfassenden Ergebnisse<br />
– 20 % der befragten Personen haben ihre Aussagen<br />
zusätzlich kommentiert – werden in den nächsten Wochen<br />
und Monaten im Detail im Zentralvorstand und in den Sektionen<br />
analysiert. Eine ausführliche Berichterstattung über<br />
die Ergebnisse und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen<br />
ist für die Mai-Ausgabe der «<strong>Krankenpflege</strong>» geplant.<br />
Insgesamt 3994 Mitglieder haben an der Verlosung eines<br />
Gutscheins im Wert von 500 Franken für ein Wochenende<br />
in einem Schweizer Wellness-Hotel teilgenommen. Die<br />
23-jährige Rahel Tanner aus Olten wurde von der Glücksfee<br />
als Gewinnerin gezogen. Vor zwei Jahren hat sie ihr HF-<br />
Studium als diplomierte Pflegefachfrau abgeschlossen und<br />
arbeitet seitdem in der Akut-Geriatrie im Kantonsspital<br />
Olten. Die Übergabe des Gutscheins erfolgte per Zoom.<br />
Der SBK dankt allen Mitgliedern für ihre Teilnahme an der<br />
Umfrage. Die Ergebnisse werden die Entwicklung des Verbandes<br />
in den nächsten Jahren prägen.<br />
ASI Suisse<br />
Enquête 2021 auprès des membres de l’ASI<br />
Une participation élevée<br />
Entre le 27 janvier et le 12 février 2021, 5545 membres de<br />
l’ASI ont participé à l’enquête en ligne de l’ASI, soit 29 pourcents<br />
des personnes contactées. Dans l’ensemble, ils évaluent<br />
l’ASI de manière plus positive que lors du sondage<br />
mené il y a cinq ans. Les réponses obtenues sont très complètes,<br />
vingt pourcents des répondants ayant ajouté des<br />
commentaires. Elles seront analysées en détail par le Comité<br />
central et dans les sections au cours des prochaines semaines<br />
et des mois à venir. Un article détaillé sur les résultats<br />
et les conclusions qui en seront tirés paraîtra en mai<br />
dans Soins infirmiers. Prsque 4000 membres ont participé<br />
au tirage au sort d’un bon d’une valeur de 500 francs pour<br />
un week-end dans un hôtel spa en Suisse. Rahel Tanner, 23<br />
ans, est l’heureuse gagnante. Elle a terminé sa formation en<br />
soins infirmiers il y a deux ans et travaille depuis en gériatrie,<br />
à l’Hôpital cantonal d’Olten. Le bon lui a été remis par<br />
Zoom.<br />
L’ASI remercie tous les membres qui ont participé à cette<br />
enquête. Les résultats obtenus influenceront le développement<br />
de l’association pour les prochaines années.<br />
Sébastien Bourquin<br />
Gutschein im Wert von CHF 500<br />
für<br />
Rahel Tanner<br />
wohnhaft in 4600 Olten<br />
Dieser Gutschein kann für ein Wochenende für zwei Personen in einem Schweizer Wellness-Hotel<br />
verwendet werden. Der Preis wird nicht in bar ausbezahlt.<br />
Die glückliche Gewinnerin Rahel Tanner arbeitet als<br />
dipl. Pflegefachfrau im Kantonsspital Olten.<br />
ASI Svizzera<br />
Sondaggio 2021 tra i membri dell’ASI<br />
Alta partecipazione<br />
Tra il 27 gennaio e il 12 febbraio 2021, 5545 membri,<br />
cioè il 29% di quelli contattati, hanno partecipato al<br />
sondaggio online dell’ASI. Nel complesso, valutano l’ASI<br />
più positivamente rispetto al sondaggio condotto cinque<br />
anni fa. Le risposte sono state molto complete, con il<br />
venti per cento degli intervistati che hanno aggiunto<br />
commenti. Saranno analizzate in dettaglio dal comitato<br />
centrale e dalle sezioni nelle prossime settimane e mesi.<br />
Un articolo dettagliato sui risultati e le conclusioni che<br />
se ne possono trarre apparirà a maggio su Cure infermieristiche.<br />
Quasi 4000 membri hanno partecipato all’estrazione di<br />
un buono del valore di 500 franchi per un weekend in<br />
un hotel termale in Svizzera. Rahel Tanner, 23 anni, è<br />
la fortunata vincitrice. Due anni fa ha conseguito il diploma<br />
di infermiera SSS e da allora lavora nel reparto di<br />
geriatria acuta dell’ospedale cantonale di Olten. Il buono<br />
le è stato consegnato tramite Zoom. L’ASI desidera<br />
ringraziare tutti i membri che hanno partecipato a questo<br />
sondaggio. I risultati ottenuti influenzeranno lo sviluppo<br />
dell’associazione per i prossimi anni.<br />
100<br />
<strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2020
Coronavirus<br />
JE ME FERAI<br />
VACCINER.<br />
Michèle Giroud,<br />
experte en soins d’anesthésie diplômée,<br />
souhaite se faire vacciner afin de<br />
rester disponible pour ses patients et<br />
de réduire le risque d’une forme<br />
grave dʼune infection au COVID-19.<br />
Informez-vous sur<br />
ofsp-coronavirus.ch/vaccination<br />
ou au 058 377 88 92 et prenez<br />
votre propre décision.<br />
Michèle Giroud est présidente de la Fédération<br />
suisse des infirmières et infirmiers anesthésistes.<br />
ASI Suisse<br />
Cette campagne d’information est soutenue par les organisations suivantes :<br />
HighEnd_RZ_BAG_Inserat_CoVi_Impfen_InfoHub_Giroud_Ph03_210x297_co_dfi.indd 2 15.02.21 10:07<br />
Campagne de vaccination de l’OFSP<br />
Deux infirmières et un<br />
infirmier s’impliquent<br />
Avec Michèle Giroud, Franziska<br />
von Arx et Patrick Hässig, deux infirmières<br />
et un infirmier soutiennent<br />
publiquement la campagne d’information<br />
de l’Office fédéral de la santé<br />
publique (OFSP) sur la vaccination<br />
contre le Covid. Sur les trois publicités<br />
publiées dans cette édition, ils<br />
donnent leur avis et disent pourquoi<br />
le personnel infirmier devrait se faire<br />
vacciner. Michèle Giroud préside la<br />
Fédération suisse des infirmières et<br />
infirmiers anesthésistes (FSIA, une association<br />
spécialisée de l’ASI), Franziska<br />
von Arx préside la Société suisse<br />
de médecine intensive (membre collectif<br />
de l’ASI) et Patrick Hässig, infirmier<br />
ES, est un ancien présentateur<br />
radio célèbre en Suisse alémanique.<br />
L’objectif de la campagne de l’OFSP,<br />
soutenue également par l’ASI, est d’informer<br />
la population de manière complète<br />
et transparente sur la vaccination<br />
contre le Covid (cf. annonce<br />
p. 82).<br />
Coronavirus<br />
SBK Schweiz<br />
BAG-Impfkampagne<br />
Pflegefachpersonen<br />
machen mit<br />
Mit Franziska von Arx, Michèle<br />
Giroud und Patrick Hässig beteiligen<br />
sich auch Pflegefachpersonen<br />
an der Informationskampagne des<br />
Bundesamtes für Gesundheit<br />
(BAG) zur Covid-19-Impfung. In<br />
den in dieser Zeitschrift publizierten<br />
Inseraten sagen sie, wieso sie<br />
sich als Pflegefachpersonen impfen<br />
lassen. Franziska von Arx ist<br />
Präsidentin der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für Intensivmedizin<br />
(SBK-Kollektivmitglied), Michèle<br />
Giroud Präsidentin der Schweizerischen<br />
Interessengemeinschaft<br />
für Anästhesiepflege<br />
(SBK-Fachverband), der bekannte<br />
ehemalige Radiomoderator<br />
Coronavirus<br />
ICH WERDE<br />
MICH<br />
IMPFEN<br />
LASSEN.<br />
Franziska von Arx,<br />
diplomierte Expertin Intensivpflege,<br />
möchte sich impfen lassen, um mit<br />
gutem Beispiel für ihre Mitarbeitenden<br />
und ihre Familie voranzugehen und<br />
einen Beitrag zur Eindämmung der<br />
Pandemie zu leisten.<br />
Informieren auch Sie sich unter<br />
bag-coronavirus.ch/impfung oder<br />
058 377 88 92 und treffen Sie Ihre<br />
persönliche Impfentscheidung.<br />
Franziska von Arx ist geschäftsführende Präsidentin der<br />
Schweizerischen Gese lschaft für Intensivmedizin.<br />
Patrick Hässig ist Pflegefachmann HF. Ziel der Kampagne, die<br />
auch vom SBK mitgetragen wird, ist, die Menschen umfassend und transparent<br />
über die Covid-19-Impfung zu informieren (s. auch Inserat S. 7).<br />
IO MI FARÒ<br />
VACCINARE.<br />
Patrick Hässig,<br />
infermiere diplomato, è convinto<br />
dell’utilità delle vaccinazioni e vuole<br />
proteggersi dalle conseguenze<br />
gravi di una malattia COVID-19.<br />
Informatevi su<br />
ufsp-coronavirus.ch/vaccinazione<br />
o telefonando allo 058 377 88 92<br />
e prendete la vostra decisione<br />
personale di vaccinazione.<br />
ASI Svizzera<br />
Diese Informationskampagne wird unterstützt durch folgende Organisationen:<br />
HighEnd_RZ_BAG_Inserat_CoVi_Impfen_InfoHub_Arx_Ph03_210x297_co_dfi.indd 1 15.02.21 10:05<br />
Campagna di vaccinazione dell’UFSP<br />
Con il sostegno di due infermiere<br />
e un infermiere<br />
Michèle Giroud, Franziska von Arx e<br />
Patrick Hässig, due infermiere e un<br />
infermiere sostengono pubblicamente<br />
la campagna informativa dell’Ufficio<br />
federale della sanità pubblica<br />
(UFSP) sulla vaccinazione contro il<br />
Covid. Nei tre annunci pubblicati in<br />
questa edizione, esprimono le loro opinioni e dicono perché il<br />
personale infermieristico dovrebbe farsi vaccinare. Michèle Giroud è presidente<br />
della Federazione svizzera delle infermiere e degli infermieri anestesisti (FSIA,<br />
un’associazione specializzata dell’ASI), Franziska von Arx è presidente della Società<br />
svizzera di medicina intensiva (membro collettivo dell’ASI) e Patrick Hässig,<br />
infermiere SSS, è un ex presentatore radiofonico molto conosciuto nella Svizzera<br />
tedesca. L’obiettivo della campagna dell’UFSP, sostenuta anche dall’ASI, è<br />
di informare la popolazione in modo completo e trasparente sulla vaccinazione<br />
contro il Covid (vedi p. 97).<br />
Campagna di informazione patrocinata dalle seguenti organizzazioni:<br />
HighEnd_RZ_BAG_Inserat_CoVi_Impfen_InfoHub_Haessig_Ph03_210x297_co_dfi.indd 3 15.02.21 10:11<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
101
SBK-ASI Info<br />
St. Gallen / Thurgau / Appenzell<br />
Wahlempfehlung<br />
Unterstützen Sie Susan Danubio<br />
zVg<br />
Am 7. März 2021 werden in der Stadt Kreuzlingen die VertreterInnen<br />
der Schulbehörde neu gewählt. Zu den KandidatInnen gehört auch Susan<br />
Danubio, langjähriges Mitglied der Sektion St. Gallen/Thurgau/<br />
Appenzell. Susan Danubio arbeitet als Pflegeexpertin APN in der Genossenschaft<br />
Alterszentrum Kreuzlingen. Nebenamtlich ist sie im<br />
Vorstand der Spitex Region Kreuzlingen, ausserdem engagiert sie sich<br />
im Verein für Pflegewissenschaft (Gerontologie). Seit fünf Jahren ist<br />
Susan Danubio Mitglied der Sekundarschulbehörde Kreuzlingen. Neben<br />
der ordentlichen Behördenarbeit ist sie Ansprechpartnerin für<br />
eines der Schulzentren und nimmt Einsitz in verschiedenen Kommissionen<br />
(Bau, Medien und Informatikanwendung, Lehrerwahl). Als<br />
Präsidentin der Berufswahlkommission setzt sie sich zudem für das<br />
duale Bildungssystem und die Betriebstage ein. Susan Danubio ist<br />
verheiratet und Mutter von drei Kindern. Geben Sie am 7. März Susan<br />
Danubio Ihre Stimme!<br />
www.sbk-sg.ch<br />
Die Pflegeexpertin APN<br />
Susan Danubio engagiert<br />
sich nicht nur für die<br />
Pflege, sondern auch für<br />
eine Schule, die die Individualität<br />
stärkt und auf<br />
das Leben vorbereitet.<br />
St. Gallen / Thurgau / Appenzell<br />
Nachruf<br />
Abschied von<br />
Claudia Knöpfel<br />
Kellenberger<br />
Anfang Jahr erreichte<br />
uns die traurige Nachricht<br />
vom plötzlichen Hinschied<br />
von Claudia Knöpfel.<br />
Völlig überraschend riss sie<br />
eine Krankheit mitten aus dem<br />
Leben. Wir sind tief betroffen.<br />
Mit Claudia Knöpfel verliert die<br />
Sektion St. Gallen/Thurgau/Appenzell<br />
eine aktive Berufsfrau,<br />
die sich mit grossem Engagement für die Berufsbildung<br />
und die Berufsentwicklung eingesetzt hat. Die<br />
Verknüpfung von Theorie und Praxis lagen ihr am<br />
Herzen; entsprechend waren ihre verschiedenen<br />
Tätigkeits felder gelagert.<br />
Fast dreissig Jahre war Claudia Knöpfel in der Sektion<br />
aktive Delegierte. Wir haben ihre sachlichen und spezifischen<br />
Inputs in bildungspolitisch relevanten Themen<br />
stets sehr geschätzt. Uns bleiben die vielen gemeinsamen<br />
Fahrten an die Delegiertenversammlung<br />
des SBK in bester Erinnerung. Wir werden Claudia<br />
Knöpfel und ihren stillen Humor sehr vermissen.<br />
zVg<br />
Claudia Knöpfel<br />
Kellenberger<br />
15.5.1965 bis 12.1.2021<br />
Bern<br />
Basisseminar Leadership Langzeitpflege<br />
Vom Pflege- zum Führungsprofi<br />
Neu bietet die Sektion Bern für Fachpersonen Gesundheit EFZ ein<br />
«Basisseminar Leadership Langzeitpflege» an, das ganz auf die<br />
Bedürfnisse und Kompetenzen dieser Berufsgruppe ausgerichtet<br />
ist. Gerade die Fachpersonen Gesundheit EFZ haben oft in Langzeitinstitutionen<br />
eine Führungsposition inne; eine entsprechende<br />
Ausbildung ist daher unerlässlich.<br />
Bereits im Januar gestartet ist das ebenfalls neue «Basisseminar<br />
Leadership» für dipl. Pflegefachpersonen HF/FH. Der Kurs wurde<br />
kurzerhand und sehr erfolgreich in ein Hybridseminar umgewandelt:<br />
Wo möglich fand Präsenzunterricht statt, wo nicht, wurde<br />
per Zoom unterrichtet. Diese ersten Erfahrungen haben uns<br />
gezeigt, dass auch für zukünftige Seminare ein Hybridmodell<br />
möglich ist.<br />
Weitere Infos finden Sie auf www.sbk-be.ch/kurse<br />
Zentralschweiz<br />
Hauptversammlung<br />
Schriftliche Abstimmung<br />
Der Vorstand der Sektion Zentralschweiz hat entschieden,<br />
die diesjährige Hauptversammlung schriftlich<br />
durchzuführen. Mitglieder der Sektion haben bereits ein<br />
Schreiben mit den entsprechenden Informationen und<br />
dem Link zur Online-Abstimmung erhalten. Wer brieflich<br />
abstimmen möchte, wird gebeten, die Unterlagen bei<br />
der Sektion anzufordern.<br />
Der Vorstand wird die verschiedenen Geschäfte am<br />
10. März 2021 ab 19 Uhr über Zoom vorstellen. Die Mitglieder<br />
haben dann auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen.<br />
Die Zugangsdaten werden nach der Anmeldung<br />
kommuniziert. Die Abstimmung läuft bis am 24. März<br />
um 20 Uhr. Nutzen Sie die Möglichkeit – bestimmen Sie<br />
die Ausrichtung der Sektion mit und geben Sie Ihre<br />
Stimme ab.<br />
Informationen unter www.sbk-zentralschweiz.ch.<br />
Anmeldeschluss: 5. März (nachträgliche Anmeldungen<br />
sind in Absprache mit der Sektion möglich).<br />
102 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
SBK-Interessengruppen treffen sich<br />
Corona-Hinweis: Bitte überprüfen Sie rechtzeitig, ob die IG-Treffen durchgeführt werden.<br />
AG / BE / BS / SO / Oberwallis: IG Nephrologie: Daten 2021 offen, Kontakt Ursula Dietrich,<br />
Tel. 031 632 63 63, ursula.dietrich@insel.ch, www.ig-nephrologie.ch.<br />
AG / SO: Freiberufliche Wochenbett: Kontakt Nicole Toffol, wochenbett@hotmail.com,<br />
Tel. 077 455 11 16.<br />
IG Freiberufliche Pflegefachfrauen/-fachmänner Aargau-Solothurn: 8. 3., 10. 5., 6 .9.,<br />
8.11. 2021, Careum Aarau, Kontakt Laura Keller, Tel. 079 221 35 01,<br />
laura.keller@hin.ch.<br />
BS / BL: IG Freiberufliche: 10. 6., 21.10. 2021, 14 bis 17 Uhr, Felix Platter Spital, Basel,<br />
Kontakt Waltraud Walter, 079 416 17 83, walter.muttenz@gmail.com.<br />
IG Gerontologie: Kontakt Susanne Frank, info@sbk-bsbl.ch.<br />
BE: IG ambulante Wochenbettbetreuung: 27. 4., 24. 8., 26.10. 2021, Restaurant Ochsen,<br />
Münsigen, Kontakt Daniela Bösiger, Tel. 078 819 20 79, 3boesis@bluewin.ch,<br />
www.wochenbettbetreuung-bern.ch.<br />
IG Freiberufliche Pflegefachpersonen Bern und Umgebung: 11. 5., 19. 8., 2.11. 2021,<br />
19 Uhr, Zähringerstrasse, Bern, Kontakt Maria Ninck, Tel. 079 780 25 50,<br />
info@spitex-bethlehem.ch, www.freiberufliche-pflege.ch.<br />
IG Diabetesfachpersonen: Am 22. 4., 24. 8., 28.10., 5.11. 2021, Kontakt Ursula Steffen,<br />
ursula.steffen@spitalfmi.ch.<br />
IG Palliative Care: Kontakt Daniel Emmenegger, Tel. 031 632 80 09,<br />
daniel.emmenegger.bern@bluewin.ch.<br />
IG Spitex Jura Bernois / Groupement pluriprofessionnel aide-soins-prévention<br />
du Jura Bernois: Contact Viviane Houlmann, Tel. 032 487 69 12 ou 079 304 20 87,<br />
vivianehoulmann@bluewin.ch.<br />
GR: IG Freiberufliche Pflegefachfrauen/-fachmänner: Kontakt Gudrun Bendel,<br />
Tel. 079 127 53 56, elmogud@hotmail.de.<br />
IG Onkologie: Am 5. 5., 7. 7., 8.9., 3.11. 2021, Kontakt Nicole Bieler, 081 256 67 32,<br />
nicole.bieler@ksgr.ch, Ignazia Graf-Giger, 081 254 85 10, graf-giger@bluewin.ch,<br />
Diana Malin, 081 720 06 20, dianamaline@icloud.com.<br />
IG Freizeit: Kontakt Ursula Bächler, Tel. 081 252 37 32, carl@bluewin.ch.<br />
IG Langzeitpflege: Kontakt Livia Umiker, 081 258 45 84, livia.umiker@srk-gr.ch.<br />
IG Ausbildungsbegleitende: Kontakt Sonja Schmidt, 081 861 10 00,<br />
sonja.schmidt@cseb.ch, Beatrice Trüb, 081 851 80 64, trueb.beatrice@spital.net.<br />
Ostschweiz / GR: IG Wochenbett: Kontakt Sylvia Schönenberger, Tel. 078 720 87 05,<br />
sylvia.schoenenberger@thurweb.ch.<br />
SG / TG / AR / AI: IG Spitex: Siehe www.sbk-sg.ch.<br />
Junger SBK: Kontakt: jungersbk@sbk-sg.ch.<br />
Pflege age+: Kontakt: facci.bruno@bluewin.ch.<br />
Ticino: Consultare il sito www.asiticino.ch.<br />
Zentralschweiz: IG geriatrische Pflege*: 18. 5., 24. 8., 16.11. 2021, 18 − 20 Uhr.<br />
IG Pflegeexpertinnen/Pflegeexperten*: 8. 3., 9. 6., 2. 9., 1.12. 2021, 18 − 20 Uhr.<br />
IG Freiberufliche Psychiatrie*: 11. 3., 16. 6., 16. 9., 25.11. 2021, 18.30 − 21 Uhr.<br />
IG Freiberufliche Pflegefachfrauen Wochenbett*: 10. 6., 7.9., 11.11. 2021, jeweils<br />
19.30 − 21.30 Uhr, ausser 10. 6. (18.30 − 20.30 Uhr).<br />
IG Freiberufliche Pflegefachfrauen/-fachmänner: 4. 3., 10. 6., 9. 9., 2.12. 2021<br />
PR-Kommission: www.sbk-zentralschweiz.ch>kommissionen>pr-kommission.<br />
*Ort: Geschäftsstelle SBK Zentral schweiz.<br />
ZH/Ostschweiz: IG Nephrologie: Kontakt Christa Gisler, Tel. 044 266 33 76,<br />
christa.gisler@kispi.uzh.ch, www.ig-nephrologie.ch.<br />
ZH / GL / SH: IG Freiberufliche: Am 9. 3., 11. 5., 14. 9., 9.11. 2021, 16 −18 Uhr, OTZ,<br />
Jupiterstrasse 42, Zürich (Eingang via Kluspark, Asylstr. 130), Kontakt Antonia<br />
Hübscher Metesi, a.metesi@hotmail.ch, 079 762 30 95, www.freiberufliche.ch.<br />
IG Freiberufliche Wochenbett: Am 30. 3., 29. 6., 28. 9. 2021,<br />
Kontakt igwochenbett@gmail.com.<br />
Valais<br />
Remise des prix 2020<br />
Un travail extraordinaire<br />
La section est heureuse d’annoncer<br />
que le Prix ASI Valais 2020 pour le<br />
Bas-Valais a été attribué à Cloé<br />
Chumpitaz pour son travail intitulé:<br />
«Interventions infirmières auprès<br />
de patients schizophrènes<br />
dans les processus de rétablissement.»<br />
La section la félicite chaleureusement<br />
et lui souhaite tout le succès<br />
possible dans sa carrière professionnel.<br />
Cloé Chumpitaz et Jenny Xu, secrétaire<br />
générale de la section valaisanne.<br />
Wallis<br />
Preisverleihung 2020<br />
Herausragende<br />
Arbeit<br />
Die Sektion Wallis hat auch 2020<br />
herausragende Abschlussarbeiten<br />
ausgezeichnet. Für das Oberwallis<br />
wurde die Diplomarbeit von<br />
Rebecca Schäfers gewürdigt. Sie<br />
hatte sich dem Thema «Wirkung<br />
von hundegestützten Interventionen<br />
auf DemenzpatientInnen in<br />
Alters-und Pflegeheimen» gewidmet.<br />
Die Sektion gratuliert Rebecca<br />
Schäfers herzlich und wünscht ihr<br />
viel Erfolg in ihrer beruflichen<br />
Laufbahn.<br />
Rebecca Schäfers und Jenny Xu,<br />
Generalsekretärin der Sektion Wallis.<br />
màd<br />
zVg<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
103
SBK-ASI Info<br />
Fribourg<br />
Freiburg<br />
Une prestation pour les membres<br />
La boîte à masques<br />
Qui n’a jamais eu au fond d’un sac<br />
ou dans une poche un masque de<br />
protection écrasé, en boule, sale ou<br />
chiffonné? Il existe pourtant une solution<br />
simple et pratique pour transporter<br />
vos masques en toute sécurité: la boîte<br />
à masques. La section Fribourg en a<br />
réalisé une avec un dessin humoristique<br />
et un slogan empreint d’optimisme,<br />
en français et en allemand.<br />
N’hésitez pas à passer commande à<br />
info@asi-sbk-fr.ch avec la mention du<br />
nombre de boîtes et de la langue souhaitée.<br />
Prix: 5 francs/pièce, frais de port<br />
inclus.<br />
Les sections de l’ASI peuvent mutualiser les commandes afin<br />
d’obtenir des prix intéressants. E-mail à: pro@boite-a-masque.ch<br />
ou www.ma-boite-a-masque.ch<br />
idred.ch<br />
La boîte à masque, utile, pas chère et<br />
sympathique – à commander pour vous<br />
et vos amis.<br />
Bestellen Sie die nützliche, hübsche<br />
Masken-Aufbewahrungsbox für sich und<br />
ihre FreundInnen.<br />
Angebot für unsere Mitglieder<br />
Maskenbox<br />
Wir kennen das alle: Unsere Maske<br />
liegt zerdrückt, zerknittert und<br />
schmutzig ganz unten in unserer<br />
Tasche. Mit der praktischen Maskenbox<br />
der Sektion Freiburg lässt sich das vermeiden.<br />
Bedruckt ist die Box mit einer<br />
Illustration und dem Spruch «Zusammenstehen<br />
– Weitergehen» resp. «Mains<br />
dans la mains nour irons plus loin».<br />
Bestellen Sie die Box direkt unter<br />
info-@sbk-asi-fr.ch. Vergessen Sie nicht,<br />
die gewünschte Anzahl und Sprache<br />
anzugeben. Preis: 5 Franken pro Stück,<br />
inkl. Porto.<br />
Es besteht auch die Möglichkeit, dass mehrere Sektionen<br />
zu sammen eine Sammelbestellung aufgeben, um die Boxen zu<br />
einem günstigeren Tarif zu kaufen. In diesem Fall schreiben<br />
Sie eine E-Mail an pro@boite-a-masque.ch oder bestellen Sie<br />
online auf www.ma-boite-a-masque.ch.<br />
Martin Glauser<br />
Genève<br />
Bourses de formation<br />
En exclusivité pour les membres de la section<br />
Un nouveau programme de bourses est proposé exclusivement aux membres de<br />
la section, financé par la Fondation Cyrill Lydiard. Les étudiants et étudiantes<br />
en soins infirmiers ont ainsi la possibilité de recevoir une bourse d’études pour<br />
faire leur formation. Il en va de même pour les infirmières et infirmiers qui<br />
désirent poursuivre leurs études postgrades en sciences infirmières ou faire une<br />
spécialisation clinique.<br />
Pour obtenir davantage d’informations et les conditions à remplir, il suffit d’envoyer un e-mail<br />
à la section genevoise: asigeneve@asi-ge.ch<br />
Les membres de la section genevoise<br />
peuvent faire une demande de bourse.<br />
Vaud<br />
Màd<br />
Défense des conditions de travail<br />
Demande de valorisation de la profession<br />
post-Covid<br />
Au cours de ces derniers mois, plusieurs rencontres ont eu lieu<br />
avec la conseillère d’Etat Rebecca Ruiz et des cadres de la Direction<br />
générale de la santé. La section a eu la possibilité de faire<br />
part de la situation sur le terrain telle qu’elle est relayée par ses<br />
membres. Elle a fait part de ses demandes et attentes, en particulier<br />
en matière de sécurité du personnel soignant et de revalorisation<br />
de la profession infirmière, notamment via la création de la<br />
fonction et du rôle d’infirmier/infirmière cantonal-e. Ces discussions<br />
ont été constructives et devraient être suivies de réalisations<br />
concrètes.<br />
Des membres vaudois ont fait valoir leur voix.<br />
104 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Willkommen im SBK!<br />
Bienvenue à l’ASI!<br />
Benvenuti nell’ASI!<br />
178<br />
neue Mitglieder<br />
nouveaux membres<br />
nuovi membri<br />
SBK Schweiz<br />
ASI Suisse<br />
ASI Svizzera<br />
Pflege wirkt!<br />
Werden Sie Mitglied<br />
Mit jedem neuen Mitglied wird<br />
der SBK stärker. Der Berufsverband<br />
engagiert sich für den Pflegeberuf<br />
und bietet seinen Mitgliedern viele<br />
nützliche Dienstleistungen wie<br />
Rechtsschutz oder Stipendien an.<br />
Für Pflegestudierende in der Grundausbildung<br />
(FH/HF) ist die Mitgliedschaft<br />
während der Ausbildung<br />
sogar gratis. Überzeugen Sie Ihre<br />
Kolleginnen und Kollegen von den<br />
Vorteilen einer SBK-Mitgliedschaft.<br />
Infos und Anmeldung unter<br />
www.sbk-asi.ch<br />
Le pouvoir infirmier<br />
Rejoignez «votre» ASI<br />
La force de frappe de l’ASI augmente<br />
avec chaque nouvel affilié. Pour cette<br />
raison, il vaut la peine de motiver ses<br />
collègues infirmiers à y adhérer. L’ASI<br />
défend les intérêts de la profession<br />
et offre à ses membres des prestations<br />
gratuites, par exemple la protection<br />
juridique ou des bourses d’études.<br />
Chaque nouveau membre est bienvenu.<br />
Et l’adhésion est gratuite pour<br />
les étudiants durant toute leur<br />
formation!<br />
Info et inscription sur<br />
www.sbk-asi.ch<br />
La forza delle infermiere<br />
Unitevi all’ASI<br />
Ogni nuovo affiliato contribuisce<br />
a rendere più forte l’ASI. Per questo<br />
motivo vale la pena motivare<br />
i vostri colleghi infermieri a farne<br />
parte. L’ASI difende gli interessi<br />
della professione e offre ai propri<br />
membri servizi gratuiti, come la<br />
protezione giuridica o borse di studio.<br />
Ogni nuovo membro è il benvenuto.<br />
E per gli studenti l’adesione è<br />
gratuita per tutta la durata della loro<br />
formazione!<br />
Formulario e informazioni su<br />
www.sbk-asi.ch<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
105
Bildung | Formation | Formazione<br />
Fort- und Weiterbildung<br />
Das Angebot des SBK für<br />
die nächsten Monate<br />
Formation continue<br />
L’offre de l’ASI pour<br />
les prochains mois<br />
Formazione continua<br />
L’offerta dell’ASI per<br />
i prossimi mesi<br />
Viele der hier aufgeführten Weiterbildungen<br />
haben das e-log-Label. Sie finden sie in<br />
der Agenda auf e-log.ch.<br />
Registrieren Sie sich<br />
und erhalten Sie log-Punkte und<br />
ein Zertifikat für alle besuchten Weiterbildungen.<br />
e-log ist für SBK-Mitglieder kostenlos.<br />
Corona-Pandemie<br />
Die Sicherheitsmassnahmen in Zusammenhang mit der Corona-<br />
Pandemie gelten weiterhin. Wir empfehlen Ihnen deshalb, auf den<br />
Webseiten der jeweiligen Veranstalter zu überprüfen, ob respektive<br />
in welcher Form ein Anlass stattfindet.<br />
Basel Stadt / Basel Land<br />
Leimenstrasse 52, 4051 Basel<br />
Telefon 061 272 64 05<br />
info@sbk-bsbl.ch<br />
www.sbk-bsbl.ch<br />
Palliative Care B1 – 2021<br />
Daten folgen 2021 / 10 Tage<br />
Kosten: Fr. 2300.– (Fr. 3100.–)*<br />
Palliative Care A2<br />
Modul 1 (3 Tage): 14. / 15./16. April 2021<br />
Modul 2 (2 Tage): 6. und 7. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 1150.– (Fr. 1550.–)*<br />
Geschlechterspezifische Unterschiede<br />
in der Medizin und mögliche<br />
Auswirkungen auf die Behandlung von<br />
Frauen<br />
7. Juni 2021, 9 bis 17 Uhr<br />
Kosten: Fr. 230.– (Fr. 310.–)*<br />
Polypharmazie im Alter<br />
27. September 2021, 9 bis 17 Uhr<br />
Kosten: Fr. 230.- (Fr. 310.-)*<br />
Epidemiologie, Risikofaktoren und<br />
Prävention von Suiziden<br />
25. Oktober 2021, 9 bis 17 Uhr<br />
Kosten: Fr. 230.– (Fr. 310.–)*<br />
Bern<br />
Monbijoustrasse 30, 3011 Bern<br />
Telefon 031 380 54 71<br />
weiterbildung@sbk-be.ch<br />
www.sbk-be.ch/kurse<br />
Anatomie, Physiologie und Pathophiologie:<br />
Gastrointestinaltrakt<br />
Kurs 21/156: 25.3.2021<br />
Kosten: Fr. 230.– (Fr. 340.–)*<br />
Freiberufliche Pflege im Kanton Bern<br />
Kurs 21/840: 1.4.2021<br />
Kosten: Fr. 115.– (Fr. 170.–)*<br />
Infusionstherapie für dipl. Pflegefachpersonen<br />
HF/FH (inkl. Theorie PVK)<br />
Kurs 21/126: 1.4.2021, 0,5 Tage<br />
Kosten: Fr. 115.– (Fr. 170.–)*<br />
Infusionstherapie für Fachpersonen<br />
Gesundheit EFZ (inkl. Theorie PVK)<br />
Kurs 21/128: 7.4.2021, 0,5 Tage<br />
Kosten: Fr. 115.– (Fr. 170.–)*<br />
Let’s Speak Krankenkasse:<br />
Psychiatrische Pflegediagnostik und<br />
Bedarfserhebung<br />
Kurs 21/136: 9.4.2021<br />
Kosten: Fr. 230.– (Fr. 340.–)*<br />
Finanzielle Pensionsplanung richtig<br />
gemacht<br />
Kurs 21/786: 12.4.2021, 0,5 Tage<br />
Kosten: Fr. 115.– (Fr. 170.–)*<br />
Workshop: Präsentationstechnik<br />
Kurs 21/734: 12.4.2021, 0,5 Tage<br />
Kosten: Fr. 145.– (Fr. 195.–)*<br />
Pflegeprozess aufgefrischt<br />
Kurs 21/181: 14. + 15.4.2021<br />
Kosten: Fr. 460.– (Fr. 680.–)*<br />
Angst- und Zwangsstörungen<br />
Kurs 21/143: 19.4.2021<br />
Kosten: Fr. 230.– (Fr. 340.–)*<br />
Umgang mit suchterkrankten<br />
Menschen im Langzeitbereich<br />
Kurs 21/138: 20.4.2021<br />
Kosten: Fr. 230.– (Fr. 340.–)*<br />
Medizinisches Rechnen für Fachpersonen<br />
Gesundheit EFZ<br />
Kurs 21/762: 22.4.2021, 0,5 Tage<br />
Kosten: Fr. 115.– (Fr. 170.–)*<br />
Fachtagung: Aggression und Gewalt<br />
in Gesundheitsinstitutionen –<br />
Inputs für den Berufsalltag<br />
Donnerstag, 10. Juni 2021<br />
Kosten: Fr. 195.– (Fr. 265.–)*<br />
Detaillierte Informationen unter:<br />
www.sbk-be.ch,<br />
weiterbildung@sbk-be.ch,<br />
Telefon 031 380 54 71<br />
106 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
Pflegediagnosen und -diagnostik<br />
Kurs 21/180: 28.4. + 6.5.2021<br />
Kosten: Fr. 460.– (Fr. 680.–)*<br />
St. Gallen / Thurgau / Appenzell<br />
Kolumbanstrasse 2, 9008 St. Gallen<br />
Telefon 071 223 43 66/69<br />
info@sbk-sg.ch<br />
www.sbk-sg.ch<br />
Umgang mit Medikamenten<br />
Kurs 410 A: 26.3./28.4./18.6./25.8./15.9.2021<br />
Kosten: Fr. 1050.– (Fr. 1400.–)*<br />
Wiedereinstieg in das Berufsfeld<br />
Pflege<br />
(14 Kurstage, Module einzeln buchbar)<br />
Dieser Kurs für Wiedereinsteiger-<br />
Innen wird vom Bund und den Kantonen<br />
SG, TG, AR finanziert,<br />
sofern die Kriterien für einen<br />
Wiedereinstieg in die Langzeitpflege<br />
erfüllt sind.<br />
Start: 30. März 2021, St. Gallen<br />
Kosten gesamt: Fr. 2940.– (Fr. 3920.–)*<br />
Detailliertes Programm auf:<br />
www.sbk-sg.ch oder telefonisch<br />
unter 071 223 43 66<br />
Pflegetechnische Verrichtungen<br />
Kurs 101 B: 30./31.3.2021<br />
Kosten: Fr. 420.– (Fr. 560.–)*<br />
Interprofessionelle Teams – Wie<br />
kann die Rolle der FaGe kompetent<br />
und wirksam ausgeübt werden?<br />
Kurs 520A: 7. April 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–)*<br />
Umgang mit schwierigen Wunden<br />
und Wundheilstörungen<br />
Kurs 436 A: 19. April 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–)*<br />
Notfallsituationen in Akut- und<br />
Langzeitpflege<br />
Kurs 445 S: 26. April 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–) *<br />
Gesundheits- und Bildungspolitik<br />
Kurs 103 A: 27. April 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–)*<br />
Beizeiten Vorsorgen<br />
Patientenverfügung/Vorsorgeauftrag<br />
Kurs 472 A: 3.Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 130.– (Fr. 170.–)*<br />
Dementia Care: Zertifikatskurs<br />
mit Pflicht- und Wahlmodulen<br />
Pflichtmodule 301 A – 305 A:<br />
ab 25.05.2021<br />
Wahlmodule 306 A – 311 A:<br />
ab 3.9.2021<br />
Informationen auf: www.sbk-sg.ch<br />
Lebendig und effizient gestaltete Sitzungen<br />
– Wunsch oder Wirklichkeit?<br />
Führungsaufbaukurs Modul 2<br />
Kurs 642 A: 4. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–) *<br />
Wundversorgung chronischer Wunden<br />
Kurs 430 A: 5./6. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 420.– (Fr. 560.–) *<br />
Demenz-Neurokognitive Störungen<br />
(NCD)<br />
Kurs 301 S: 25. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–) *<br />
Zentralschweiz<br />
Denkmalstrasse 1, 6006 Luzern<br />
Telefon 041 310 80 55<br />
info@sbk-zentralschweiz.ch<br />
www.sbk-zentralschweiz.ch<br />
Geriatrische Riesen<br />
Kurs WE2 / 21: 11. März 20201<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–)*<br />
Geriatrisches Assessment<br />
Kurs WE3 / 21: 18. März 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–)*<br />
(Wieder-) Einstieg in die<br />
Langzeitpflege<br />
Kurs WE 2021: ab März oder April,<br />
jeweils am Donnerstag in Luzern.<br />
Detaillierte Informationen unter:<br />
www.sbk-zentralschweiz.ch/Kurse<br />
oder 041 310 80 55<br />
Dieser Kompaktkurs wird von Bund<br />
und Kantonen mitfinanziert.<br />
Emotionale, kognitive und verhaltensbezogene<br />
Komponenten bei Demenz<br />
Kurs 21/104: 22. April 2021<br />
Kosten: 210.– (280.–)*<br />
Gewaltfreie Kommunikation I<br />
Kurs 21 / 104: 28. April 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–)*<br />
Aromatherapie<br />
Kurs 21/115: 5. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 220.– (Fr. 290.–)*<br />
Führungsverantwortung im<br />
Arbeitsteam<br />
Kurs WE8/21: 6. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–)*<br />
Gewaltfreie Kommunikation II<br />
Thema Ärger<br />
Kurs 21/105: 26. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 210.– (Fr. 280.–)*<br />
Berufs- und Bildungspolitik<br />
Kurs WE7/21: 27. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 180.– (Fr. 280.–)*<br />
Zürich / Glarus / Schaffhausen<br />
Sonnenbergstrasse 72<br />
8603 Schwerzenbach<br />
Telefon 043 355 30 40<br />
info@sbk-zh.ch<br />
www.sbk-zh.ch<br />
Möglichkeiten der Kognitiven<br />
Training Therapie<br />
Kurs 1–21: 24. März 2021<br />
Kosten: Fr. 235.– (Fr. 320.–)*<br />
Wundbehandlung:<br />
Workshop Kompressionstherapie<br />
Wundmanagement Aufbaumodul 2<br />
Kurs 1–21: 29. März 2021<br />
Kosten: Fr. 280.– (Fr. 400.–)*<br />
Wiedereinstieg in die Pflege<br />
11-tägiger, praxisorientierter<br />
Kompaktkurs für WiedereinsteigerInnen<br />
(zusätzliche Wahlmodule<br />
möglich).<br />
Detaillierte Informationen unter:<br />
www.sbk-zh.ch, info@sbk-zh.ch<br />
oder Telefon 043 355 30 40.<br />
Anerkennung ausländischer<br />
Pflegediplome durch das<br />
Schweizerische Rote Kreuz<br />
Stufe Dipl. Pflegefachpersonen<br />
Beginn: jeweils Januar und Juni<br />
Stufe FaGE<br />
Beginn: jeweils im August<br />
Detaillierte Informationen unter:<br />
www.sbk-zh.ch, info@sbk-zh.ch<br />
oder Telefon 043 355 30 40.<br />
Pflegetechnische Verrichtungen<br />
Kurs WE6 / 21: 29. April 2021<br />
Kosten: Fr. 260.– (Fr. 330.–)*<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
107
Bildung | Formation | Formazione<br />
RAI – BESA Bedarfsabklärungsinstrumente<br />
Pflichtmodul Wiedereinstieg in die Pflege<br />
Kurs 1–21: 14. April 2021<br />
Kosten: Fr. 200.– (Fr. 270.–)*<br />
Sicherheit erlangen in den pflegetechnischen<br />
Verrichtungen<br />
Wahlmodul Wiedereinstieg in die Pflege<br />
Kurs 1–21: 4. / 5. und 25. / 26. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 1040.– (Fr. 1320.–)*<br />
Umgang mit Aggression und Gewalt<br />
Kurs 1–21: 19. Mai 2021<br />
Kosten: Fr. 235.– (Fr. 320.–)*<br />
Diabetes mellitus<br />
Wahlmodul Wiedereinstieg in die Pflege<br />
Kurs 1-21: 1./2. Juni 2021<br />
Kosten: Fr. 400.– (Fr. 540.–)*<br />
Menschen mit Demenz: Herausfordernde<br />
Pflegesituationen<br />
Pflichtmodul Wiedereinstieg in die Pflege<br />
Kurs 1-21: 7./8. und 28. Juni 2021<br />
Kosten: Fr. 600.– (Fr. 810.–)*<br />
Neu: Richtig verhandeln<br />
Kurs 1-21: 10. Juni 2021<br />
Kosten: Fr. 200.– (Fr. 270.–)*<br />
Entfaltung der persönlichen<br />
Ausdrucksmöglichkeiten<br />
Kurs 1-21: 14. Juni 2021<br />
Kosten: Fr. 200.– (Fr. 270.–)*<br />
Espace Compétences<br />
Route de Grandvaux 14, 1096 Cully<br />
téléphone 021 799 92 60<br />
info@espace-competences.ch<br />
www.espace-competences.ch<br />
Actualisation et approfondissement<br />
en soins des plaies – Infirmière<br />
Durée: 3.5 jours / Dates: 12 mars, 23 avril,<br />
4 juin 2021, Validation: 18 juin 2021,<br />
de 9h à 10h30<br />
Prix: Fr. 1560.– (Fr. 1300.–)*<br />
Collaborateur des services techniques<br />
de la santé, du social et du socio-éducatif<br />
Durée: 11 jours / Démarrage: 12 mars 2021<br />
Prix: Fr. 4620.– (3850.–)*<br />
Actualisation professionnelle en soins<br />
infirmiers et homologation de diplôme<br />
Durée: 24 jours / Démarrage : 15 mars 2021<br />
Prix: Fr. 5480.–<br />
Actualisation et approfondissement<br />
en soins des plaies – ASSC<br />
Durée: 2.5 jours / Dates : 18 mars, 4 juin 2021,<br />
Validation: 18 juin 2021 [de 9h à 10h30]<br />
Prix: Fr. 1134.– (945.–)*<br />
Retraitement des endoscopes et<br />
prévention des infections associées<br />
aux soins<br />
Durée: 3.5 jours / Dates : 25 mars, 22 avril,<br />
20 mai 2021 - Examen écrit: 24 juin 2021<br />
Prix: Fr. 840.–<br />
Responsable d’équipe – Leadership &<br />
Management de proximité (Brevet<br />
fédéral)<br />
Durée: 26.5 jours / Démarrage: 29 mars 2021<br />
Prix: Fr. 8775.–<br />
Clinique généraliste ou à option<br />
Durée: 60 jours / Démarrage: 31 mars 2021<br />
Prix: Fr. 22’440.– (18’700.–)*<br />
Option à choix: diabétologie, généraliste,<br />
médecine intégrative, personne<br />
âgée, oncologie, réadaptation – réhabilitation,<br />
santé mentale et psychiatrie<br />
Durée: 24 jours / Démarrage: 31 mars 2021<br />
Prix: Fr. 9240.– (7700.–)*<br />
Spécificité à choix: diabétologie,<br />
généraliste, médecine intégrative,<br />
personne âgée, oncologie, réadaptation<br />
– réhabilitation, santé mentale<br />
et psychiatrie<br />
Durée: 11 jours / Démarrage: 31 mars 2021<br />
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108 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche 03 2021
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Organisation<br />
Fachverbände<br />
Associations spécialisées<br />
ASIST Schweizer Vereinigung der Pflegefachfrauen /-männer<br />
für Gesundheit am Arbeitsplatz<br />
ASIST Association suisse des infirmières de santé au travail<br />
Co-Présidente: Maryama El hamouyi-Inani<br />
Co-Président: Simon Delachaux<br />
info@asist.ch, www.asist.ch<br />
Curacasa Fachverband Freiberufliche Pflege Schweiz<br />
Association suisse des infirmières indépendantes<br />
Président: Gérard Villarejo<br />
Tel. 079 759 18 52, gerard.villarejo@curacasa.ch<br />
www.curacasa.ch<br />
LangzeitSchweiz Schweizer Fachverband für<br />
Langzeitpflege und -betreuung<br />
Soins de longue durée Suisse Association suisse<br />
des soins de longue durée<br />
Präsidentin: Simone Bertogg<br />
Tel. 077 506 74 26, info@langzeitschweiz.ch<br />
www.langzeitschweiz.ch<br />
SIGA Schweizerische Interessengemeinschaft für<br />
Anästhesiepflege<br />
FSIA Fédération suisse des infirmières et infirmiers<br />
anesthésistes<br />
Präsidentin: Michèle Giroud<br />
Tel. 041 926 07 65, info@siga-fsia.ch, www.siga-fsia.ch<br />
Notfallpflege Schweiz<br />
Soins d’urgence Suisse<br />
Präsidentin: Petra Tobias<br />
Tel. 041 926 07 63, info@notfallpflege.ch<br />
www.notfallpflege.ch, www.soins-urgence.ch<br />
SNS Swiss Nursing Students<br />
Co-Präsidium: Charlène Bonjour, Larissa Staub<br />
mail@swissnursingstudents.ch<br />
www.swissnursingstudents.ch<br />
www.facebook.com/SwissNursingStudents<br />
SVS Schweizerische Vereinigung der Stomatherapeutinnen<br />
und Stomatherapeuten<br />
ASS Association suisse des stomathérapeutes<br />
Präsidentin: Jolanda Baumann<br />
jolanda.baumann@bluewin.ch, www.svs-ass.ch<br />
Kollektivmitglieder<br />
Membres collectifs<br />
BSS Berufsverband Schweizerischer Still- und<br />
Laktationsberaterinnen<br />
ASCL Association suisse des consultantes en lactation<br />
et allaitement maternel<br />
Präsidentin: Luzia Felber<br />
Tel. 077 533 97 01, office@stillen.ch, www.stillen.ch<br />
FPFP Fachgesellschaft Pflege Forensische Psychiatrie<br />
(Schweiz)<br />
Präsident: Michael Lehmann, michael.lehmann@stgag.ch<br />
IGRP Interessengemeinschaft Rehabilitationspflege<br />
Präsidentin: Claudia Gabriel, www.igrp.ch<br />
SGI Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin<br />
SSMI Société Suisse de Médecine Intensive<br />
Präsidentin: Franziska von Arx, www.sgi-ssmi.ch<br />
SVPOL Schweizerische Vereinigung des Pflegepersonals für<br />
Operations-Lagerungen<br />
Präsident: Zelimir Kovacevic, www.svpol.ch<br />
VFP Schweizerischer Verein für Pflegewissenschaft<br />
APSI Association Suisse pour les sciences infirmières<br />
Präsidentin: Iren Bischofberger, www.vfp-apsi.ch<br />
Interessengruppen<br />
Groupes d’intérêts communs<br />
IG Akutgeriatrie<br />
Präsidentin: Ursula Gallizzi, Tel. 044 363 14 54,<br />
info@igakutgeriatrie.ch, www.igakutgeriatrie.ch<br />
IG Swiss ANP / GIC Suisse ANP – Advanced Nursing Practice<br />
Präsidentin: Therese Hirsbrunner<br />
info@swiss-anp.ch, www.swiss-anp.ch<br />
Assemblée suisse romande des infirmières / iers<br />
cliniciennes / iens (ASRIC), Présidente: Cristina Henry<br />
cristina.henry@avasad.ch, www.asric-site.ch<br />
Schweizerische IG für Diabetesfachberatung (SIDB)<br />
GIC des infirmières et infirmiers-conseil en diabétologie<br />
(GICID)<br />
Präsidentin: Claudia Huber, claudia.huber@sidb-gicid.ch<br />
www.sidb-gicid.ch<br />
Fachexperten /-innen Infektionsprävention und<br />
Berater /-innen Spitalhygiene (fibs)<br />
Präsidentin: Marie-Theres Meier, Tel. 044 255 57 34<br />
marie-theres.meier@usz.ch, www.fibs.ch<br />
Spécialistes Infirmiers en Prévention de l’Infection (SIPI)<br />
Présidente: Laetitia Qalla-Widmer<br />
laetitia.qalla-widmer@chuv.ch, www.sipi.ch<br />
GIC des infirmières spécialisées en médecines alternatives<br />
et complémentaires de Suisse romande et italienne (ISMAC)<br />
Présidente: Catherine Leuba, tél. 079 378 39 12<br />
catherine.leuba@ismac.ch, www.ismac.ch<br />
IG Nephrologische <strong>Krankenpflege</strong><br />
Präsidentin: Ursula Dietrich, ursula.dietrich@insel.ch<br />
www.ig-nephrologie.ch<br />
Schweizerische Interessengruppe für Operationspflege<br />
(SIGOP)<br />
Soins infirmiers domaine opératoire Suisse (SIDOPS)<br />
Co-Présidence: Estelle Donguy, Fatma Hayoun,<br />
www.sigop-sidops.ch<br />
Schweizerische IG Pflegeinformatik (IGPI)<br />
GIC Informatique dans les soins infirmiers (GICI)<br />
Präsident: Lucien Portenier, Tel. 077 416 34 94<br />
lucienportenier@gmail.com, www.swissnurse.ch<br />
Schweizerische Interessengruppe<br />
WundspezialistInnen IGWS<br />
Präsidentin: Judith Soto Chételat, Tel. 079 567 88 51,<br />
info@ig-wundspezialisten.ch, www.ig-wundspezialisten.ch<br />
LGB Lehrpersonen der Berufsbildung Gesundheit Schweiz<br />
Präsidentin: Regula Tobler, regula.tobler@balgrist.ch<br />
03 2021 <strong>Krankenpflege</strong> | Soins infirmiers | Cure infermieristiche<br />
113
Organisation<br />
Schweizer<br />
Berufsverband der<br />
Pflegefachfrauen und<br />
Pflegefachmänner<br />
Association suisse<br />
des infirmières et<br />
infirmiers<br />
Associazione svizzera<br />
infermiere e infermieri<br />
Präsidentin / Présidente:<br />
Sophie Ley, Monthey VS<br />
Vizepräsident / Vice-président:<br />
Franz Elmer, Bibern SH<br />
Geschäftsstelle / Secrétariat central:<br />
Choisystrasse 1, Postfach, 3001 Bern<br />
Tel. 031 388 36 36, info@sbk-asi.ch<br />
www.sbk-asi.ch<br />
www.facebook.com/sbk.asi<br />
Geschäftsführerin / Secrétaire générale:<br />
Yvonne Ribi<br />
Berufsentwicklung / Développement<br />
professionnel:<br />
Christine Bally<br />
Roswitha Koch<br />
Dienstleistungen Mitglieder /<br />
Prestations aux membres:<br />
Sébastien Bourquin<br />
Ruth Hostettler<br />
Pierre-André Wagner<br />
Centre de formation<br />
Espace Compétences:<br />
14, Route de Grandvaux<br />
1096 Cully<br />
Tél. 021 799 92 60<br />
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Aargau / Solothurn<br />
Laurenzenvorstadt 129, 5000 Aarau<br />
062 822 33 60, Mo. – Fr. 8 – 12 Uhr und<br />
13 – 17 Uhr<br />
info@sbk-agso.ch, www.sbk-agso.ch<br />
Rechts- und Berufsfragen: 062 822 33 43,<br />
Mo. bis Do., jeweils 13 – 17 Uhr<br />
Leiter Geschäftsstelle: Erik Grossenbacher<br />
Co-Präsidium: Sigrun Kuhn,<br />
Claudia Hofmann<br />
Basel-Stadt/Basel-Landschaft<br />
Leimenstrasse 52, 4051 Basel<br />
061 272 64 05, Mo. – Fr. 8.00 – 11.45 Uhr,<br />
Mo., Do. 13 – 15 Uhr<br />
info@sbk-bsbl.ch, www.sbk-bsbl.ch<br />
Rechts-, Lohn- und Laufbahnberatung für<br />
Mitglieder: nach Vereinbarung<br />
Leiter Geschäftsstelle: Vojin Rakic<br />
Präsident: Daniel Simon<br />
Bern<br />
Monbijoustrasse 30, 3011 Bern<br />
Mo. – Fr. 8.30 – 12, 13 – 17 Uhr<br />
www.sbk-be.ch<br />
Mitgliederbetreuung: Elisabeth Möri und<br />
Daniela Aeschbacher, 031 380 54 64,<br />
verband@sbk-be.ch<br />
Bildung: Esther Kauz Krebs, 031 380 54 70,<br />
weiterbildung@sbk-be.ch<br />
Stellenvermittlung: Tanja Mäder,<br />
031 380 54 60, stellenvermittlung@sbk-be.ch<br />
Rechts- und Lohnberatung:<br />
Andrea Frost-Hirschi, Mo., Di. 8.30 – 12 Uhr,<br />
13 – 17 Uhr; Mi. 8.30 – 12 Uhr<br />
Mitglieder: 031 380 54 61 (Rechtsberatung),<br />
031 380 54 64 (Lohnberatung)<br />
Nichtmitglieder: 0900 31 61 61<br />
(Fr. 3.90 /Min. ab Festnetz, erste Minute gratis)<br />
Sozialpartnerschaft: Christina Schumacher<br />
und Tamara Jacquemai, 031 380 54 69<br />
Geschäftsführerin: Flurina Schenk<br />
Präsidentin: Manuela Kocher Hirt<br />
Fribourg<br />
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1762 Givisiez, 026 341 96 60<br />
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Secrétariat: Catherine Ndarugendamwo<br />
Co-présidence: Gilberte Cormorèche,<br />
Béatrice Rouyr<br />
Genève<br />
Av. Cardinal Mermillod 36, 1227 Carouge<br />
022 301 51 00, lu 14 – 17 h, je 10 – 12 h<br />
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Secrétariat: Isabelle Lenzi<br />
Présidente: Patricia Borrero<br />
Graubünden<br />
La Nicca Strasse 17, 7408 Cazis,<br />
081 353 53 79, Mo. – Do. 8.30 – 11.30 Uhr<br />
oder n. V.<br />
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Sekretariat: Hany Küttel<br />
Juristische Beratung: Nina Tinner<br />
Geschäftsleitende Präsidentin:<br />
Renate Rutishauser<br />
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Rue de Flandres 5, 2000 Neuchâtel<br />
032 968 13 51, lu et je 8 h 30 – 16 h 30,<br />
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Secrétaire générale: Anne Guyot,<br />
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Secrétaire administrative: Carine Racine<br />
Présidente: Isabelle Gindrat<br />
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Sekretariat: Brigitte Osterwalder<br />
Rechtsberatung: Edith Wohlfender<br />
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Geschäftsleitung: Edith Wohlfender<br />
Präsidentin: Barbara Dätwyler Weber<br />
Ticino<br />
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Segretaria: Antonella Cinesi<br />
Presidente: Luzia Mariani-Abächerli<br />
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Secrétariat administratif: Evelyne Oggier<br />
Secrétaire générale: Jenny Xu<br />
Président: Marco Volpi<br />
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STC Swiss Total Care AG / Hauptstrasse 57 / 9422 Staad<br />
T 044 523 74 96 / info@swisstotalcare.ch / www.swisstotalcare.ch
Schaffen Sie<br />
mehr<br />
Zeit<br />
für die Pflege.<br />
Avoir<br />
plus de<br />
temps<br />
pour les soins.<br />
Arbeiten Sie intelligenter, schneller und sicherer.<br />
Durch die vollständige lntegration von automatisierten<br />
Vorgängen in den täglichen Arbeitsablauf der<br />
Pflegekraft kann dies erreicht werden. Sichere<br />
Verabreichung von Medikamenten, Messung der<br />
Vitalfunktionen und Kardiodiagnostik. All dies<br />
vereint in einem Workflow.<br />
Das ist es, was AMiS-PRO möglich macht. Auch<br />
für Ihr Haus.<br />
Travaillez plus intelligemment, plus vite et plus<br />
sûrement. L’intégration complète des processus<br />
automatisés dans le déroulement quotidien du<br />
travail de l’infirmier permet d’atteindre cet objectif.<br />
L’administration de médicaments en toute sécurité,<br />
la mesure des fonctions vitales et le diagnostic<br />
cardiaque combinés dans le flux de travail.<br />
Ca, c’est ce que AMiS-PRO rend possible. Aussi<br />
pour votre établissement.<br />
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