GCD P30917 - Naxos Music Library
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habe? Wie etwa T’amo mia vita oder Vorrei baciarti o<br />
Filli?<br />
c: Nein, ich beziehe mich auf Ihre Fähigkeit, ein ganzes<br />
Universum von Gefühlen und Seelenzuständen<br />
in einer einzigen Note, in einem chromatischen<br />
Schritt oder in einer Dissonanz zusammenzufassen,<br />
eine Welt, die uns allein die Musik eröffnen kann.<br />
C: Sie sind wohl immer darauf aus, Komplimente zu<br />
machen... aber ich muss schon sagen, dass Sie das<br />
Wesentliche erfasst haben. Musik ist für mich gleichbedeutend<br />
mit Gefühl... Erinnern Sie sich, wie viele<br />
Zuhörer geweint haben, als sie das Lamento hörten,<br />
das Arianna zur Begleitung eines Violenconsorts<br />
sang?<br />
c: Bedaure, Maestro, aber ich war nicht dabei... Ich<br />
stamme aus einem anderen Jahrhundert.<br />
C: Stimmt ja, Sie sind ja ein Moderner. Haben Sie es<br />
sich deswegen herausgenommen, meine Stücke<br />
durcheinanderzubringen?<br />
c: Ich habe überhaupt nichts durcheinandergebracht,<br />
Maestro, ich habe nur ein paar Ideen zu den<br />
von Ihnen verfassten Noten hinzugefügt.<br />
C: Ja, sicher, und trotzdem läuft es darauf hinaus,<br />
dass meine Komposition nicht mehr wiederzuerkennen<br />
ist!<br />
c: Das kommt mir aber nicht so vor... Haben Sie die<br />
Aufnahme angehört?<br />
C: Bisher tatsächlich nicht, aber ich bin mir sicher,<br />
dass Sie meine Musik verpfuscht haben. Sie haben<br />
bestimmt Schlaginstrumente eingesetzt!<br />
c: Ich habe in der Tat ein Schlagzeug verwendet...<br />
17<br />
DEUTSCH<br />
C: Da haben wir es! Ich kann diese Art von Lärm<br />
nicht gutheißen und will ihn in meiner Musik nicht<br />
hören. Warum hätte ich sonst in meinem Orfeo<br />
genau aufgelistet, welche Instrumente gespielt werden<br />
sollen, wenn hinterher jeder doch alles einsetzt,<br />
wonach ihm der Sinn steht?<br />
c: Sie haben ja recht... Also, im Orfeo habe ich mich<br />
an Ihre Anweisungen gehalten.<br />
C: Na Gott sei Dank. Aber bei dieser Aufnahme<br />
scheint das nicht der Fall zu sein!<br />
c: Es ist eben so, dass Ihre Musik etwas Modernes an<br />
sich hat, etwas Neuartiges und Innovatives, das<br />
einen dazu bringt, wagemutig zu werden und über<br />
das Gewohnte hinauszugehen.<br />
C: Sicher, meine Vorstellung ist es ja gerade, die<br />
Musik zu modernisieren, das habe ich immer gesagt<br />
und auch geschrieben. A propos – was halten Sie<br />
eigentlich von meinem Lamento della ninfa? Finden<br />
Sie es zu gewagt?<br />
c: Dieses Stück gefällt mir am allerbesten! Ich finde,<br />
es ist ein Prolog zur modernen Musik.<br />
C: Und wie führen Sie es auf? Wie machen es die<br />
anderen? Obwohl ich ja meine Auffassung in gut lesbaren<br />
Lettern aufgeschrieben haben, in der Vorrede<br />
zu diesem Stück...<br />
c: Hören Sie sich unsere Version einfach einmal an,<br />
und sagen Sie mir dann, ob ich Ihrer Vorstellung<br />
nahegekommen bin.<br />
C: ... Ist das etwa auch mit Schlagzeug?<br />
c: Nein, hier habe ich ein Saxophon hinzugefügt.<br />
C: Ach, eines dieser modernen Instrumente!