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Titelthema: Bartagamen

Titelthema Tiere aus

Titelthema Tiere aus Gegenden mit rötlichem Boden zeigen auch in der Natur eine rötliche Färbung. Diese ist durch Auswahlzucht in der Terraristik noch verstärkt worden. Foto: A. Kwet Die Bartagamen können ihren Aufwärmprozess durch die Steuerung der Reflexionseigenschaften der Haut beschleunigen Foto: F. Krönke Helligkeit, UV-Licht, Kalzium und Vitamin D Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt bei der Haltung von Bartagamen ist die kontinuierliche und ausreichend hoch dosierte Versorgung mit UV- B-Licht in Verbindung mit der Gabe von Kalzium (und nicht einem Kalk-Vitamin-Präparat; McWilliams 2005) und ausreichend hohen Temperaturen. Es reicht aus, dass bereits eine dieser Komponenten unterdosiert ist, um die sogenannten Stoffwechselbedingten Knochenerkrankungen (MDB, Metabolic Bone Disease) auszulösen (Diehl et al. 2017; Oonincx et al. 2013; Raiti 2012; Oonincx et al. 2010; Cannon 2003; McWilliams 2005). Dies ist ein Komplex von Erkrankungen, der unterschiedliche Symptomatiken vereint – wie 16

Titelthema Wenn es Bartagamen zu heiß wird, öffnen sie das Maul zur Unterstützung der Thermoregulation Foto: A. Kwet beispielsweise Schwäche, Störungen des Gastrointestinaltrakts, verringertes Wachstum, neurologische Störungen, Knochenbrüche, Knochendeformationen oder weiche Knochen –, die alle auf die genannten Ursachen zurückzuführen sind. UV-B-Licht ist essentiell für den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel, d. h. für die Photobiosynthese des Vitamins D 3 , welches u. a. eine wichtige Rolle für Aufbau und Entwicklung der Knochen spielt. Grundsätzlich kann Vitamin D 3 auf zwei unterschiedlichen Wegen in den Organismus gelangen: von außen, über die Nahrung, oder es wird vermittelt durch UV-B-Strahlung in der Haut gebildet. Bei Reptilien sind beide Typen sowie Kombinationen hieraus realisiert. Das Vitamin D 3 wird in unterschiedlichen Formen entweder im Fettgewebe oder in der Leber und vermutlich auch in Muskelgewebe gespeichert. Untersuchungen an Bartagamen haben gezeigt, dass eine Zuführung von Vitamin D 3 über die Nahrung, selbst in hohen Dosen, nicht zu einem Anstieg des gespeicherten D 3 geführt haben. Mit anderen Worten: Eine UV-B-Bestrahlung in ausreichend hoher Stärke ist (über-)lebenswichtig. Darüber hinaus konnte in diesem Zusammenhang gezeigt werden, dass Vitamin D 3 gespeichert wird, um Phasen des UV-B-Mangels – in der Untersuchung waren es 2,5 Monate – überbrücken zu können. Die Autoren verweisen darauf, das die Kapazität des D 3 -Speichers einerseits von externen Variablen wie Qualität und Quantität von Nahrung und UV-B-Strahlung abhängt und andererseits artspezifisch ist, sich also diesbezügliche Eigenheiten von Bartagamen nicht für Landschildkröten oder andere Reptilien generalisieren lassen (Oonincx et al. 2013, 2010). UV-Licht übt sowohl einen positiven Einfluss auf physiologische als auch psychische Prozesse der Tiere aus, und es konnte an unterschiedlichen Reptilienarten gezeigt werden, dass diese Tiere intensivere Farben, ein größeres Verhaltensrepertoire zeigten, besser fraßen, reproduktiv erfolgreicher und insgesamt gesünder waren (Adkins et al. 2003). Eine Untersuchung verschiedener UV-B-emittierender Lichtquellen aus dem Jahr 2011 hat gezeigt, dass keines der vier verwendeten Produkte – trotz einer täglich 14-stündigen Beleuchtungsdauer über einen Zeitraum von 11 Wochen – zu einer ausreichend hohen Vitamin-D 3 -Konzentration im Blut juveniler Tiere geführt hat (Kroenlein et al. 2011). Diese Untersuchung ist mittlerweile 10 Jahre alt, und der technische Fortschritt ist rasch. Was ich hiermit vor allem für Neueinsteiger zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass ein Produkt leider nicht immer hält, was es verspricht, und dass die Entwicklung auf dem Weg zu einer „perfekten“ künstlichen UV-B-Quelle noch nicht zu Ende gegangen ist, also immer wieder neue Produkte auf den Markt kommen, deren Nützlichkeit noch erwiesen werden muss. 17

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