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Titelthema: Dachschildkröten

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TitelthemaAuch Panzerteile von in Sammellagern verendeten Pangshura, vornehmlich P. tecta, haben in China noch einen gutenHandelswertinsofern, als bei letzteren der „4. Wirbelschild (Vertebrale)vorn, zum 3. Vertebrale hin, zugespitzt“ ist, hingegen beiden großwüchsigen das „4. Vertebrale mit breiter Naht andas davorgelegene 3. grenzt“. Sowohl Wermuth & Mertens(1961) wie auch etwa Schleich & Kästle (2002) habendiesen Unterschied zeichnerisch gut veranschaulicht.Aber auch die kleinwüchsigen Kachuga-Arten mussten inder Geschichte der Systematik einige Veränderungen hinnehmen:Wermuth & Mertens (1961) etwa führten K. tectanoch in zwei Unterarten, nämlich K. t. tecta und K. t. tentoria.Sie unterscheiden die beiden Formen, indem tecta amHals deutliche Längsstreifen zeigt und ihr „2. Wirbelschild(Vertebrale) meist länger als das 3.“ ist. Bei K. tecta tentoriasind die „Streifen am Hals nur ganz schwachangedeutet; 2. Vertebrale meistkürzer als das 3.“ AktuellistPangshura tentoria als eigene Art anerkannt, mit drei Unterarten:K. t. tentoria, K. t. circumdata und K. t. flaviventer (Baruah,Devi & Sharma 2016, siehe auch TFTSG 2021). Aberauch dieser heute aktuelle Stand der Nomenklatur stehtauf etwas wackeligen Beinen. Das unterschiedliche Habitat(K. tentoria eher in größeren und kleineren Fließgewässern,K. tecta mehr in stehenden bzw. nur langsam fließenden Gewässern),die Tatsache, dass wir keine Intergrades im Fallsympatrischer Vorkommen kennen, das sehr verschiedeneAussehen sowie die wenig erforschten Aspekte wie Unterschiedein Paarungsverhalten, Gelegeanzahl, Eianzahl undEigrößen scheinen die Unterteilung bislang zu rechtfertigen.VorkenntnisseDie profunden Asien-Kenner fürSchildkröten, die Brüder Donund Edward O. Moll, haben dieSchildkrötenfauna des Kontinentsüber Jahrzehnte eingehendstudiert und festgehalten, ichwerde hier wiederholt auf ihreErkenntnisse zurückkommen.Unter anderem haben Moll,Matson & Krehbiel (1981) dieunvergleichlichen Farbveränderungenan Kopf und Vorderbeinender männlichen Vertreterder heutigen Batagur (P. PraschagKopf von Pangshura smithii smithii14

TitelthemaIn größeren, tieferen Flüssen leben die Weibchen von Pangshura sylhetensiset al. 2007; R. Praschag 2022) studiert. „Sie schließen, dassdieser Prozess hormonell kontrolliert scheint und mit derFortpflanzungsperiode der Art korreliert“ (Moll & Moll2004). Bei der (damaligen) Callagur borneoensis fiel ihnenauf, dass dunkelbraune bis graue Männchen in der Paarungszeitihren Carapax langsam umfärben und am Kopfeine weiße Färbung, blaue Augen und am Schädeldacheinen orangeroten Fleck für diese Zeit entwickeln. Hingegenverbleiben die Weibchen das ganze Jahr über in ihrerunauffälligen braungrauen Färbung. „Die Autoren vermuten,dass die wahrscheinlichste Funktion des Farbwechselsist, dass die Weibchen die Männchen der eigenen Art vondenen der sympatrischen Flussschildkröte [Batagur baska]unterscheiden können, deren Männchen einen analogen,aber jahrestzeitlich entgegengesetzten Farbwechsel durchlaufen”.Derart farblich auffallende Männchen können infließendem Wasser leichter von Weibchen erkannt werdenals nur durch Geruchsstoffe. „Sie vermuten, dass in solchenHabitaten visuelle Signale effektiver sind als olfaktorische,die sich schnell verteilen und in der starken Strömung ihrerheimatlichen Flüsse davontreiben würden“ (Moll & Moll2004). Auch einige Arten von Pangshura haben auffallende,wenn auch nicht so veränderbare Kopffärbungen und-zeichnungen; vielleicht sind diese ähnlich begründet?„Trotz all dieser Eigenschaften gehören die Flussschildkrötennoch immer zu den unbekanntesten Wirbeltierartender Welt – ignoriert gleichermaßen von Süßgewässerbiologenwie Herpetologen“. Und weiterhin: „Unglücklicherweisesind die Flussschildkröten aber niemals ignoriertworden von Menschen, die sie oder ihre Eier in diesem proteinbedürftigenTeil der Welt als Nahrung schätzen, oderals Bestandteil für traditionelle Medizin. Obst (1986) hatdiese Schidkröten als mit größeren Wasserkörpern assoziierteingeordnet. Flussschildkröten sind exzellente Schwimmerund Taucher, die ausgedehnte Bereiche von Flüssenund Seen nutzen. Einige Arten sonnen sich, während anderedas Wasser nur zum Nisten verlassen. Alle Vertreterfressen hauptsächlich oder ausschließlich im Wasser (z. B.Riesenweichschildkröten – Chitra –, Asiatische Flussschildkröten– Kachuga – und Zentralamerikanische Flussschildkröten– Dermatemys)“ (Moll & Moll 2004).Als Terrarianer, nicht als Systematiker, würde ich Pangshurafast mit den amerikanischen Höckerschildkröten derGattung Graptemys vergleichen: wegen ihrer Schönheit,ihrer Farbenpracht, ihrer bizarren Formen, ihrem Verhalten,ihren bevorzugten Habitaten und ihrem Sexualdimorphismus.„Viele in Flüssen lebenden Schildkröten zeigeneinen Sexualdimorphismus in Größe und Panzerproportionen;die Weibchen ausgeprägter schwimmender Artenwerden gewöhnlich größer als die Männchen. Die nordamerikanischenLandkarten-Höckerschildkröten (Graptemys),Weichschildkröten (Apalone) und die asiatischenDachschildkröten (Kachuga) stellen Extreme dieser Entwicklungdar, aber sie ist auch bei vielen anderen Gruppenweit verbreitet, wenn auch manchmal weniger auffällig“.Und weiter: „Die meisten auf Flüsse spezialisierten Schildkrötenlegen relativ große Gelege aus kleinen, ledrigenEiern und haben eher kurze Inkubationszeiten, viele produzieren(vermutlich) mehrere Gelege während einer klardefinierten Fortpflanzungssaison, sie nisten gemeinschaft-15

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