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Beschaffung aktuell 04.2023

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» BÜCHER Unter die Lupe genommen Es ist nicht alles gut, was glänzt Das spannend geschriebene Schwarzbuch zweier Journalisten der New York Times wirft ein überaus kritisches Licht auf die weltweit führende Unternehmensberatung. Nach ihren Recherchen machen die Folgewirkungen der McKinsey-Beratung die Welt keineswegs zu einem „better place“. Bild: Econ Der 1. März 2023 dürfte als besonderer Tag in die Geschichte der weltweit führenden Strategieberatung McKinsey eingehen. Aus einer völlig überraschenden E-Mail der Senior-Partner an das Netzwerk der 44.000 ehemaligen McKinsey-Mitarbeiter weltweit geht laut Titelstory des Handelsblattes hervor, dass das Beratungshaus selbst nach der richtigen Strategie für die kommenden Jahre sucht. In der Mail heißt es „Unser Geschäftsmodell passt nicht mehr für die Zwecke einer modernen Firma“. Erstaunlich selbstkritisch wird darauf hingewiesen, dass das Geschäftsmodell schon seit einer Dekade Schwarzbuch McKinsey. Die fragwürdigen Praktiken der weltweit führen- nicht mehr überprüft worden sei. Dies macht deutlich, dass die Beratungspraktiken der Vergangenheit offenbar den Unternehmensberatung. Walt Bogdanich, Michael Forsythe. Econ Verlag. Berlin 2022, nicht mehr so recht tragen. 495 Seiten, 24,99 Euro, Dabei scheint auf den ersten Blick bei ISBN 9783430210355 McKinsey alles in bester Ordnung zu sein: Die Mitarbeiterzahl stieg auf mittlerweile 45.000 in 65 Ländern, und der Jahresumsatz wuchs auf 15 Mrd. Dollar in 2021 (in 2022 dürfte es noch einiges mehr gewesen sein). Leider gibt es aber keine Informationen über Rentabilität und Free Cash Flow des Beratungshauses. Aufhorchen lässt die Tatsache, dass gerade in jüngster Zeit von den McKinsey-Oberen nicht bestätigte Berichte über anstehende Stellenstreichungen in der Wirtschaftspresse kursieren . Aufwändige Recherchearbeit Dass wohl bei McKinsey doch nicht alles Gold ist, was glänzt, macht das vorliegende Buch, mehr als deutlich. Die beiden preisgekrönten Investigativ- Journalisten der New York Times, Walt Bogdanich und Michael Forsythe, haben Hunderte von Interviews geführt, Zehntausende von aufschlussreichen vertraulichen Dokumenten erhalten und zeichnen – typisch für ein Schwarzbuch – sehr kritisch das Porträt eines Unternehmens, das in scharfem Widerspruch zu seinem Image steht und dringend einen tatsächlich gelebten Purpose benötigt. McKinsey propagiert wohlklingende Handlungsmaximen, schafft es dann aber nicht, diesen im harten Wettbewerb um Beratungsmandate gerecht zu werden. Die Autoren haben sich vor diesem Hintergrund auf die Darstellung von Missständen fokussiert. Sie greifen Skandale auf, in die McKinsey direkt oder indirekt involviert war, weisen aber etwas zu einseitig die Schuld den Beratern zu und vergessen dabei deren Auftraggeber. Sie behandeln ausführlich die Verwicklungen von McKinsey in die amerikanische Opiodkrise, für die das Beratungshaus rund 600 Mio. Dollar in einem Vergleich ohne juristisches Schuldeingeständnis zahlte. Interessante Analysen Anhand zahlreicher konkreter Beispiele, in denen die Journalisten Ross und Reiter nennen, gehen sie der Frage nach, wie McKinsey in den vergangenen Jahren gearbeitet hat, und welche Folgewirkungen die Beratungsepisoden hatten. Keineswegs führte die teure Beratung in allen Fällen dazu, dass die beratenen Unternehmen auf den Pfad nachhaltig erfolgreicher Strategien geleitet wurden. Zu oft ging es den Beratern um Kurzfristeffekte durch radikales Cost-Cutting insbesondere durch Personalentlassungen. Die mittelfristigen Folgewirkungen für die Stakeholder der beratenen Unternehmen wurden dabei nicht beachtet mit desas - tö sen Konsequenzen. Die Lektüre des Buches ist lohnend. Sie dürfte McKinsey-Fans nicht schmecken und sie bestätigt die Vorbehalte der McKinsey-Skeptiker. Prof. Dr. Robert Fieten wissenschaftlicher Berater der Beschaffung aktuell, Köln 64 Beschaffung aktuell » 04 | 2023

BÜCHER « Umdenken Die Illusionen der Green Economy, die Wunschvorstellung einer Energiewende und ein ungebrochener Glaube an technische Antworten auf Zukunftsfragen: Der grüne Kapitalismus hat Konjunktur. Doch er kann sein Versprechen, Ökonomie und Ökologie zu versöhnen, nicht halten. Es erweist sich als unmöglich, die ökologische Krise im Rahmen einer Wachstumsund Plünderungsökonomie zu überwinden. Das Karussell aus Naturzerstörung, Beschleunigung und Aufrüstung dreht sich weiter. Wigbert Tocha analysiert das Dilemma und skizziert Auswege aus den Verstrickungen des „Immermehr, immer schneller“. Das ökologisch vorgegebene Maß zu halten und die Grenzen des Wachstums zu respektieren ist überlebenswichtig. Dabei muss sich das alte „Small is beautiful“ der Ökobewegung angesichts der Zumutungen einer Globalisierung, die im 21. Jahrhundert mit immer härteren Bandagen ausgetragen wird, neu bewähren. Unerlässlich sind regional aufgestellte und gemeinwohlorientierte Ökonomien mit dem Ziel eines „Genug für alle“ – und einem Verständnis von Lebensqualität, das Zeitwohlstand und Empathie in unserer Beziehung zur Natur in das Zentrum rückt. Herausforderungen Die Liste ist lang: Chinas Machtstreben transformiert die Weltwirtschaft, der Klimawandel zwingt zum wirtschaftlichen Umdenken, und die Corona-Pandemie hinterlässt mit stark gestiegenen Staatsschulden und einer Abkehr vom jahrzehntelangen Globalisierungsprozess unerwartet tiefe Spuren. Globale Entwicklungen wie diese fordern die deutsche Wirtschaft heraus. Doch damit nicht genug: Hierzulande scheint der Wohnungsmarkt außer Kontrolle, das Bargeld, einst der Deutschen liebstes Zahlungsmittel, verliert zunehmend an Bedeutung, und die Digitalisierung schickt sich an, zusammen mit dem demographischen Wandel das wirtschaftliche Miteinander grundlegend zu verändern. All dies geschieht gleichzeitig, vieles beeinflusst einander. Die Dinge scheinen komplex, sind es auch. Und trotzdem ist es für Bürger, Unternehmen und Staat zentral, sie zu verstehen, um kompetent entscheiden zu können. Dieser zweite Band der Reihe möchte genau dazu beitragen, indem er in insgesamt sieben Beiträgen die skizzierten Entwicklungen allgemein verständlich erläutert. Wandel Wie es gelingt, dass der Einkauf der Zukunft bestmöglich performt und das mit Mitarbeitenden, die als Unternehmensgestalter agieren, zeigt die Einkaufsexpertin Tanja Dammann-Götsch anhand verschiedener Faktoren wie Digitalisierung, Purpose, Agilität, Human Touch, Homeoffice und Co. auf. Mit praktischen Anleitungen sowie anhand von Beispielen erklärt sie, wie sich der Einkauf modern, strategisch und innovativ gestalten lässt. Dabei liegt der Fokus auf den Menschen und kreativen Lösungen im Einkauf. Sie beantwortet Fragen, wie: Welche Mitarbeitenden braucht der Einkauf der Zukunft? Welche Kompetenzen zeichnen diese aus? Welche Art der Führung brauchen Einkäufer in Zukunft? Ziel ist es, den Einkauf souverän und langfristig für die Zukunft aufzustellen. Ein stabil aufgestellter Einkauf ist in der Lage, mit Krisensituationen umzugehen. Zudem hat er keine Defizite in der Digitalisierung, ist innovativ, stellt sich als attraktiver Arbeitgeber auf und kann so auch in Zeiten des Fachkräftemangels gute Mitarbeitende finden und binden. Durch eine Zukunftsausrichtung gelingt es ebenfalls, sich mit der Globalisierung und den großen kommenden Themen in puncto Sustainability gewinnbringend auseinanderzusetzen. Grüne Gier. Warum die Blütenträume des Öko-Kapitalismus nicht reifen. Wigbert Tocha Oekom Verlag, München, 2022 Softcover, 216 Seiten, 20,00 € ISBN 978–3–96238–377–0 Herausgeforderte Wirtschaft Chinas Aufstieg, Post-Corona- Ökonomie, Klimawandel Manuel Rupprecht (Hrsg.) W. Kohlhammer, Stuttgart, 2021 Kartoniert, 178 Seiten, 29,00 € ISBN 978–3–17–039961–7 Der Einkauf im Wandel Jetzt souverän, innovativ und krisenfest die Zukunft gestalten Tanja Dammann-Götsch Wiley-VCH, Weinheim, 2023 Hardcover, 336 Seiten, 26,99 € ISBN: 978–3–527–51125–9 Beschaffung aktuell » 04 | 2023 65

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