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Beschaffung aktuell 06.2022

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Namhafter Round Table

Namhafter Round Table zum Thema 3D-Druck Additive Fertigung und die Lieferkette Bild: Airbus Defence and Space Der Einsatz von 3D-Druck bei Airbus Defence and Space ermöglicht es unter anderem, das Gewicht von Komponenten zu reduzieren. Der Hersteller von 3D-Druckern und Produktionssystemen Stratasys hat eine Diskussionsrunde mit Vertretern von General Motors, Siemens Mobility sowie Airbus Defence and Space veranstaltet. Die Teilnehmer berichteten dabei über ihre Erfahrungen mit der additiven Fertigung in den vergangenen zwei Jahren. »Manchmal kann ein sehr kleines Teil zu langen Verzögerungen führen.« Octavio Pichardo Romero, General Motors Die Vorteile des 3D-Drucks bzw. der additiven Fertigung (Additive Manufacturing, AM) sind inzwischen weithin bekannt. Weniger bekannt ist jedoch ihre wachsende Bedeutung in der globalen Supply Chain. Die jüngsten Unterbrechungen in den Lieferketten haben Schwachstellen aufgezeigt. Hier hat die additive Fertigung für einige Hersteller den entscheidenden Unterschied gemacht. Mit General Motors, Siemens Mobility und Airbus Defence and Space kamen auf Einladung des 3D-Druck-Experten Stratasys drei internationale Unternehmen zusammen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Ihnen zufolge, ist der 3D-Druck von einer Technologie für die Entwicklung von Prototypen und Sonder- teilen nicht nur in die Serienfertigung vorgedrungen, sondern er ist auch zu einer treibenden Kraft in der strategischen Entwicklung geworden. Kleine Teile mit großer Bedeutung für die Produktion Die Werke von General Motors in Mexiko nutzen den 3D-Druck seit vielen Jahren für die Herstellung von Produktionsteilen für Fahrzeuge, darunter Metallteile für die Cadillac V-Serie. Im vergangenen Jahr nutzte das Unternehmen die additive Fertigung jedoch auch für die Herstellung von Ersatzteilen für die eigene Montagelinie, um sicherzustellen, dass die Produktion zügig fortgesetzt werden konnte, wenn Teile ausgetauscht werden mussten. „Als die Lieferketten während der Pandemie unterbrochen wurden, war es sehr schwierig, eine Reihe kleiner, aber wichtiger Teile zu bekommen”, erklärt 44 Beschaffung aktuell » 06 | 2022

FERTIGUNGSTECHNIK « Octavio Pichardo Romero, Senior Manager im General-Motors-Produktionswerk San Luis Potosi in Mexiko. „Ein solches Teil befand sich in unserer Lackiererei, wo die Bakelitbuchsen einer großen Anlage zum Bewegen von Lkw-Fahrgestellen regelmäßig ausgetauscht werden mussten. Diese müssen eine Isolierung von 200 A und 300 V gewährleisten, sind also Spezialteile.“ Die normale Lieferzeit dieser Komponenten beträgt zwei bis drei Monate ab Bestellung und sie halten etwa vier Monate, sodass ein regelmäßiger Austausch üblich ist. „Um einen Stillstand der Anlage zu vermeiden, arbeiteten wir mit dem Lieferanten zusammen, wählten das richtige Material und haben die Ersatzteile 3D-gedruckt”, fährt Pichardo Romero fort. „So sind wir in der Lage, das Bauteil innerhalb von fünf Stunden zu drucken und vermeiden die Schließung von Produktions - linien, die rund 1000 USD pro Stunde kosten würde.” Der General-Motors-Manager ergänzt: „Ein weiteres Beispiel war die Entwicklung eines Getriebes, für welches ein spezieller Steckschlüssel für den Verschluss benötigt wurde. Da die Konstruktion neu war, gab es keine kommerzielle Lösung, welche das richtige Drehmoment liefern konnte. Die herkömmliche Herstellung eines solchen Produkts kann Monate dauern. Wieder in Zusammenarbeit mit dem OEM- Lieferanten konnten wir es mit einem Hightech-Industriematerial additiv fertigen und hatten es innerhalb weniger Stunden in den Händen.” Manchmal kann selbst ein sehr kleines Teil zu langen Verzögerungen führen: „Einmal brauchten wir Passstifte für ein Fließband. Wegen Covid betrugen die Lieferzeiten aus den USA vier bis sechs Wochen, und aus Japan hätten wir zehn bis zwölf Wochen warten müssen. Jetzt können wir sie in zwanzig Minuten drucken“, so Pichardo Romero. „Diese und andere Beispiele haben unsere Produktion gesichert. Die Technologie hat uns dazu gebracht, unsere Lieferketten zu überdenken und zu überlegen, wie wir mehr Teile vor Ort produzieren können.” »Wir setzen AM auch ein, um die Produkt- und Personensicherheit zu erhöhen.« Barbara Bergmeier, Airbus Defence and Space Bei Siemens Mobility wurde der 3D-Druck auf andere Weise eingesetzt, um pandemiebedingte Unterbrechungen der Lieferkette zu umgehen: „Bei Siemens produzieren wir zertifizierte 3D-gedruckte Metallund Polymerteile für unsere Kunden auf der ganzen Welt, vor allem im Bahnbereich”, erklärt Philip Emmerling, Business Development Additive Manufacturing bei Siemens Mobility. „Die 3D-Drucktechnologie ist für uns sehr wichtig bei der Wartung von Zügen, wobei unser Ziel darin besteht, On-Demand-Druck für maßgeschneiderte Produktlösungen durchzuführen. Jetzt setzen wir AM zur Optimierung der Lieferkette ein, insbesondere im Bereich der Instandhaltung, wo schnelle und zuverlässige Lösungen für Ersatzteile gefragt sind. In diesem Sinne agieren wir ähnlich wie Octavio in Mexiko.“ Vom „Digital Depot“ in Dortmund aus, werden Inspektionen an Zügen durchgeführt, während sie noch in Betrieb sind. Wartungsarbeiten können geplant und Teile bestellt werden, bevor der Zug in das Depot kommt. „Die Herausforderung besteht in der Planung, Bestellung und Beschaffung von Ersatzteilen, aber genau hier bietet die additive Fertigung viele Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen Lieferströmen“, sagt Emmerling. „Für uns war AM die perfekte Lösung. Die Technologie ist sehr schnell und skalierbar. Wir haben Drucker auf der ganzen Welt. Man braucht nicht viel Platz, keine große Produktionshalle und keinen großen Maschinenpark – und genau das war der Ausgangspunkt unserer Idee, ein globales 3D-Druck- Netzwerk aufzubauen.“ Im Mittelpunkt dieses Netzes steht das Kompetenzzentrum, welches für Forschung und Entwicklung, Engineering und die Konstruktion von Bauteilen zuständig ist. „Jeder ‚Satelite‘ ist mit dem Kompetenzzen- Die GM-Werke in Mexiko nutzen den 3D-Druck seit Jahren für die Herstellung von Produktionsteilen. Im vergangenen Jahr wurde er jedoch auch für die Ausrüstung der Montagelinie genutzt. Netzwerk für den 3D-Druck bietet viele Vorteile Bild: General Motors Beschaffung aktuell » 06 | 2022 45

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