Aufrufe
vor 7 Monaten

Bock E-Paper 2023 KW47

14 FoKus

14 FoKus Bock Spannende Packages für Gruppen - beispielsweise mit Eisstockschiessen! Jetzt Plätze sichern! KÄSE, HÜTTENSTIMMUNG, EISBAHN UND MEHR 2. NOVEMBER BIS 31. DEZEMBER 2023 HERRENACKER SH | WWW.BOCKALP.CH SUV CROSSOVER MUSTANG MACH-E SONDERKONDITIONEN AB LAGER ERHÄLTLICH Themen-Vorschau Freizeit Das grosse Schaffhauser Kerzenziehen in der Life Hall geht in die nächste Runde. Zwischen Sand und Dünen bei 35 Grad Vier Tage, fünf Etappen: Der Schaffhauser Roberto Maggi meisterte die Herausforderung von 100 Kilometern durch die Wüste beim «100km del Sahara». Der Läufer berichtet von dem aussergewöhnlichen Abenteuer, das er mit dem Gesamtsieg krönte. LAUFSPORT TEMBAINE (TN) Lara Gansser 100 Kilometer durch die Sahara – dieser Herausforderung stellte sich der Schaffhauser Roberto Maggi. Vom 28. Oktober bis 4. November nahm er am Etappenlauf «100km del Sahara» durch die tunesische Wüste teil. Mit seiner Endzeit von 8:49 Stunden erreichte er den ersten Rang in der Gesamtwertung. Im Gespräch mit dem «Bock» berichtet der ambitionierte Hobbyläufer von der Erfahrung, bei 35 Grad durch die Wüste zu laufen, den schmerzhaften Blasen an den Füssen sowie dem geselligen Leben im Zeltlager. Keine spezifische Vorbereitung Dem Laufsport verfallen ist Roberto Maggi im Jahr 2009. Bis auf den Unterbruch von zweieinhalb Jahren nahm der Läufer der WhatsApp Runners Schaffhausen in dieser Zeit regelmässig an Wettkämpfen teil. 2010 finishte er seinen ersten von mittlerweile 15 Marathons (42,195 Kilometer). Was hat den 52-Jährigen dazu bewogen, sich nach zahlreichen Strassen- und Trailläufen nun auf das Abenteuer im Wüstensand einzulassen? «Ich mache keinen Marathon zweimal», erzählt er. So nahm er im Februar dieses Jahres am «Maratona sulla sabbia», einem Strandmarathon in Italien, teil. Schnell entfachte seine Begeisterung für das Laufen auf Sand und er befasste sich weiter mit dem «Projekt Wüste». «Ich kannte sowohl Zitoway, den italienischen Veranstalter des Sahara-Marathons, sowie Carlos Ultrarun, der auf Instagram darüber berichtet hatte, und adventure-travel.info», erzählt er. Kaum war er zurück in der Schweiz, meldete er sich an. Spezifisch vorbereitet hat sich Roberto Maggi nicht. «Wichtig war mir einzig, dass ich Trailläufe und mehr Höhenmeter ins Training einplante. Zudem baute ich mehr langsame Einheiten ein.» 50 bis 60 Kilometer läuft er pro Woche, viele davon mit seinen Laufkolleginnen und -kollegen von den WhatsApp Runners. Vier Tage, fünf Etappen Acht Monate später war es so weit: Am Freitag, 27. Oktober, reiste Roberto Maggi nach Mailand, wo sich die gesamte Gruppe tags darauf mit dem Veranstalter traf und gemeinsam nach Tunesien flog. Von Tunis ging es weiter nach Hammamet und am Sonntag stand die lange Reise in die Oasenstadt Douz auf dem Programm. «Am Montag wurden wir von dort mit mehreren 4×4-Fahrzeugen ins Camp beim Mont Tembaine gebracht», erzählt der Sportler. Im dortigen Wüstencamp befand sich in den kommenden vier Tagen das Zentrum des «100km del Sahara», übernachtet wurde in komfortablen Zelten. Die erste von insgesamt fünf Etappen war bereits am Montagabend angesetzt. Roberto Maggi setzte sich zum Ziel, diese 12 Kilometer defensiv anzugehen, um erste Erfahrungen auf dem Wüstenboden zu sammeln und Kräfte zu sparen. «Die Sicht in der Nacht war eine grosse Herausforderung», berichtet er. «Doch noch schlimmer waren die Blasen an den Füssen, die ich am nächsten Tag hatte.» Dies trotz der Vorbereitungen, welche der Läufer getroffen hatte: «Ich liess meinen Trailschuh mit Gamaschen aufrüsten, damit kein Sand reinkommt.» Doch leider hatte das nicht funktioniert. Nachdem er die Blasen verarztet hatte, galt es, die Strategie zu ändern: «Ab Tag zwei lief ich mit dem zweiten Trailschuh, den ich dabeihatte, und stülpte jeweils Strümpfe von meiner Partnerin darüber.» Wie auch die Frage nach der Ausrüstung sei es von Bedeutung gewesen, die Verpflegung im Voraus zu planen: «An den offiziellen Verpflegungsstellen konnte man sich mit Wasser, Datteln und Orangen und isotonischen Getränken verpflegen. Pflicht war es, zusätzlich mindestens einen Liter Wasser mitzunehmen.» Er selbst hat zudem auf Gels gesetzt. Tagsüber hat man sich im Camp verpflegt, wo es neben italienischem Essen auch viele tunesische Spezialitäten gab. «Das Essen war richtig fein – auch wenn ich anfangs noch vorsichtig war, da ich keine Magenprobleme riskieren wollte.» Neben einer Bobbahn und einem Pool gab es im Camp einen Aufenthaltsbereich, um zwischen den Etappen im Schatten zu ruhen. «In unseren Zelten war es tagsüber brütend heiss», berichtet er. Ab Tag zwei geführt Am Dienstag stand der erste Halbmarathon auf dem Plan. Und obwohl Roberto Maggi nicht mit dem Ziel nach Tunesien gereist war, den Etappenlauf zu gewinnen, «Ich habe mich nicht spezifisch auf die Wüste vorbereitet» Roberto Maggi Gesamtsieger «100km del Sahara» habe er schnell gemerkt, dass er es unter die Top 5 schaffen kann. So erlief er sich an diesem Tag einen Vorsprung von acht Minuten. «Ich wusste: Je schneller ich heute laufe, desto mehr Erholungszeit habe ich vor der Doppeletappe.» Denn der dritte Lauftag startete mit einem Halbmarathon am Morgen und endete mit 10 Kilometern am Abend – von da an versuchte der Schaffhauser seine Führungsposition zu halten. Zum Gelände sagt er: «Grösstenteils lief man auf Sand, doch auch Geröllwege und Dünen gehörten dazu.» Damit sich niemand verlief, waren die Strecken mit Fahnen ausgesteckt. «Dies lässt teils die Wahl, ob man den direktesten Weg nimmt oder den, wo schon ein Fahrzeug darüber gefahren ist und man weniger einsackt.» Am Donnerstag galt es, die letzte Etappe über 32 Kilometer zu bewältigen. «Trotz des Sands und der völlig anderen Belastung war ich weiterhin zügig unterwegs – wohl auch da es wenig Höhenmeter hatte», berichtet Maggi. Die letzte Etappe absolvierte er in 2:49 Stunden – womit er sich mit einem Gesamtvorsprung von sieben Minuten souverän den ersten Rang sicherte. Doch er gibt sich bescheiden: «Es war ein Amateurrennen. Und schlussendlich gehörte ein bisschen Glück dazu und es kam mir zugute, dass sich einige Läufer verletzten oder Magenverstimmungen hatten.» Temperaturen um die 35 Grad Neben der körperlichen Höchstleistung, welche Roberto Maggi in der Sahara an den Tag legte, bleibt ihm vor allem die Erfahrung rund um das Rennen in Erinnerung. «Die Wüste, die Temperaturen, der Sand, die Nächte im Zelt, die Top-Organisation und die vielen Bekanntschaften – das kann ich alles nur hervorheben.» Unter den rund 70 Läuferinnen und Läufern habe es neben vielen Italiener:innen unter anderem Teilnehmende aus Argentinien, Norwegen oder der Ukraine gehabt. Tagsüber erreichten die Temperaturen um die 35 Grad. «Das war machbar. Einerseits da die Etappen relativ kurz gehalten sind und andererseits da man bis auf den Tag mit der Doppeletappe relativ lange Ruhepausen hatte.» In diesen galt: Genug König der Wüste: Roberto Maggi von den WhatsApp Runners Schaffhausen lief beim Vier-Tages- Etappenlauf «100km del Sahara» zum Sieg. Bilder: zVg. Rund 70 Läuferinnen und Läufer stellten sich der Herausforderung in der Wüste – alternativ zu den 100 Kilometern wurde auch 50km-Walking angeboten. trinken, die Blasen an den Füssen verarzten, abkühlen im Pool und genug schlafen. «Speziell war auch, dass es in der Wüste kein Internet gab.» So wurden die Ranglisten jeweils von Hand geschrieben und hingen dann jeweils einige Stunden nach dem Lauf aus. Abgerundet wurde die Woche mit einer schicken Abschieds-Gala mit dem tunesischen Tourismusbüro, bei welcher die schnellsten Läuferinnen und Läufer mit Pokal und Medaille geehrt wurden. Zuoberst auf dem Podest: Roberto Maggi aus Schaffhausen – der damit seinem ersten Wüstenlauf den krönenden Abschluss verlieh. Marathon des Sables als Fernziel Nach dem Lauf ist vor dem Lauf: Das nächste grosse Ziel hat der passionierte Sportler bereits vor Augen: 2025 oder 2026 will er sich an den Marathon des Sables wagen, einen anspruchsvollen Etappen-Ultramarathon über 250 Kilometer. «Der Sahara-Marathon war ein Herantasten», so der 52-Jährige. «Der Marathon des Sables ist nochmal ein ganz anderes Kaliber mit über 1000 Teilnehmenden, bei dem man alles in Eigenregie organisieren muss.» Neben einer intensiven Vorbereitung ist der Wettkampf mit grossen Kosten verbunden. «Es wäre schön, wenn ich einen oder zwei Sponsoren finde.» Die richtige Ausrüstung war wichtig: Es galt, die optimale Taktik zu finden, damit möglichst wenig Sand in die Schuhe kommt. Die drei schnellsten Herren des «100km del Sahara»: Roberto Maggi (Mitte) sicherte sich den Gesamtsieg vor Davide Gasparini (l.) und Manuel Stasia. Die Läuferinnen und Läufer nach dem Startschuss. Im Hintergrund ist das Wüstencamp mit den Zelten zu sehen, wo sich das Zentrum des Laufs befand.

weitere Ausgaben