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100 Jahre Caritas der Diözese St. Pölten

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Solidarisch denken leben handeln

Solidarische

Solidarische Caritas Solidarisch. Seit 100 Jahren Die Caritas will mehr Liebe in die Welt bringen und Solidarität mit denen, die Hilfe brauchen. Seit 100 Jahren sind wir dafür unterwegs. Die Formen haben sich über die Jahrzehnte verändert. Auftrag und Anspruch sind dieselben geblieben. Der Begriff Solidarität beschreibt quer durch alle Bereiche der Caritas, worauf es uns ankommt. Wir sind nicht die Einzigen, die diesen vielschichtigen Begriff verwenden. Daher soll hier kurz geklärt werden, was wir mit den Worten „Solidarität“ und „solidarisch“ meinen und wie wir dabei bewusst Akzente setzen. Wir sitzen im selben Boot Solidarität entsteht, wenn wir einsehen, wie sehr wir Menschen miteinander verbunden sind: Ich bin nicht allein auf der Welt und was andere tun oder erleiden, betrifft auch mich. Wer das erkennt, sagt dann womöglich: „Wir sitzen doch letztlich alle im selben Boot.“ Das heißt auch: Wenn es irgendwo ein Loch hat, gehen wir alle gemeinsam unter. Wenn die Ruderer nicht genug zu essen kriegen, kommen wir bald nicht mehr weiter. Wenn der Steuermann unkundig ist, erreichen wir das Ziel nicht. Im selben Boot zu sitzen, heißt auch, dass jede/jeder für die Lösung der gemeinsamen Probleme mitverantwortlich ist und jede/jeder das Ihre/Seine beitragen kann und soll und muss. Dieses „Boot“ kann jede Situation sein, in der deutlich wird, dass ich mit anderen Menschen zusammenhänge und uns ein Problem gemeinsam herausfordert. Derzeit ist das weltweit beim Thema Klimawandel deutlich spürbar. Positiv gesehen liegt also in der gemeinsamen Betroffenheit von einer Situation die Chance, miteinander mit vereinten Kräften diese Situation für alle gut zu meistern. Dem entspricht die bewusst gewählte Haltung der Solidarität. Sie ist die alternative Möglichkeit zum Egoismus und seinen Versuchen, sich abzuschotten und alleine gut durchzukommen, egal was aus den anderen wird. Grundlage für die Solidarität ist die Anerkennung der Würde, der Freiheit und der Rechte jedes Menschen von Beginn seines Lebens an. Diese Anerkennung gebührt allen Menschen gleich, unbeeinflusst von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Nation, einem Geschlecht, einer Hautfarbe, einem Glauben, einer sexuellen Orientierung oder welche Merkmale auch immer dazu verwendet werden mögen, Menschen auszuschließen als solche, die nicht zu „uns“ gehören und „uns“ nichts angehen. Solidarität hält daran 8

fest, dass alle Menschen zu einem großen Wir zusammengehören. Über alle Unterschiede hinweg solidarischen Zusammenhalt zu leben, ist für die Menschheit mindestens ebenso wichtig wie das menschliche Streben nach Unabhängigkeit. Ausgerichtet auf soziale Gerechtigkeit Solidarität will soziale Gerechtigkeit erreichen. Dazu verbünden sich Menschen untereinander, die von derselben Not oder Schwierigkeit betroffen sind oder in der Gesellschaft diskriminiert und an den Rand gedrängt werden. Sie sind miteinander solidarisch, unterstützen einander und treten gemeinsam für Veränderungen bzw. ihre Rechte ein. So verstanden, konnte Solidarität auch als Kampfbegriff der Arbeiterklasse verwendet werden. Ebenso stellen sich Menschen, die mehr Möglichkeiten im Leben haben, aus Solidarität bewusst an die Seite solcher Menschen, die in ihren Lebensmöglichkeiten eingeschränkt sind oder von anderen eingeschränkt werden. Solidarisch sein bedeutet hier, sich dafür einzusetzen, dass andere zu ihrem Recht kommen bzw. sich ihre Situation verbessert. Wer schon einmal auf die Solidarität anderer angewiesen war, weiß wohl, dass sie dann besonders guttut, wenn der solidarische Beistand nicht von oben herab kommt, sondern ehrlich vermittelt: Du bist ein Mensch wie wir und wir Menschen sorgen füreinander. Glaubwürdig wird das dadurch, dass die solidarische Sorge für andere so angelegt wird, dass sie die Betroffenen dazu befähigt, ihre Angelegenheiten (wieder) selbst in die Hand zu nehmen. Solidarität als politisches Handeln will dabei nicht nur aktuell die Situation verbessern, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen und Mechanismen verändern. Das Ziel ist, Ungerechtigkeit und Unterdrückung, Ausgrenzung und Diskriminierung strukturell zu überwinden und allen Menschen die Entfaltung ihrer Lebensmöglichkeiten und die Teilhabe an der Gesellschaft zu sichern. „Einer für alle und alle für einen“ Der Spruch stammt aus dem Roman „Die drei Musketiere“ des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas von 1844. Immer noch topaktuell fasst dieses Motto zusammen, was Solidarität meint: Solidarität ist eine Haltung, in der Menschen darauf achten, dass niemand unter die Räder kommt – alle für einen – und eine Haltung, in der Einzelne sich einsetzen und notfalls dem Rad in die Speichen fallen, wenn es andere zu überrollen droht: einer für alle. Wobei es selbstverständlich auch heißt: eine für alle und alle für eine etc. 9

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