Reportage: Mobiler Hospizdienst Autorin Lydia Steininger Marina Schmidt-Schmidberger, Regionalkoodinatorin „Wer beschäftigt sich freiwillig mit dem Tod?“ Nicht nur zeitlich wird den Hospiz-MitarbeiterInnen viel abverlangt. Sie müssen sich mit Themen auseinandersetzen, die andere lieber vermeiden – Tod, Trauer und Sterben: „Wer beschäftigt sich denn gerne mit dem Tod? Und das freiwillig?“, bekommen sie zu hören. Oft haben die Freiwilligen selbst Schicksalsschläge erlebt, die sie dazu motivieren, in der Hospizarbeit tätig zu sein. Oder sie wollen etwas von ihrem schönen Leben weitergeben. So unterschiedlich wie die Motivation der Ehrenamtlichen ist auch die Begleitung der Betroffenen. Die meisten Hospiz-Freiwilligen besuchen die Menschen zu Hause; Adelheid Heindl begleitet Sterbende auf einer Palliativstation. Insgesamt 340 Personen wurden im Jahr 2018 vom Mobilen Hospizdienst der Diözese St. Pölten begleitet. „Jede Begleitung ist anders“, sagt Marina Schmidt-Schmidberger. Sie ist eine von sieben RegionalkoordinatorInnen der Caritas St. Pölten und für Lilienfeld zuständig. „Manchmal dauert unsere Begleitung mehrere Jahre und manchmal auch nur eine Woche.“ Es gehe oft darum, ein Stückchen Normalität in den Alltag zu bringen. „In der Regel wünschen sich die Patienten in der letzten Lebensphase auch keine unerfüllbaren Dinge, sondern Kleinigkeiten wie zum Beispiel ein letztes Red Bull“, weiß Schmidt-Schmidberger. Freiraum zum Trauern Adelheid Heindl hat in ihrer Arbeit viel gelernt: „Es gibt so viel, was die Betroffenen in ihrer letzten Lebensphase beschäftigt. Meistens ist es gar nicht ihr bevorstehender Tod oder die Krankheit, sondern die Sorge um die Angehörigen, wie zum Beispiel die Angst um die alleinerziehende Tochter.“ Besonders belastend werden von vielen Hospiz-MitarbeiterInnen die Trauer 46
und der Tod von Kindern und Jugendlichen empfunden. Nicht nur deshalb gibt es das Angebot der regelmäßigen Supervision. Darüber hinaus treffen sich die Freiwilligen einmal im Monat, um sich auszutauschen, Fragen zu besprechen und sich als Team gegenseitig zu stärken. Auch heute findet so ein Treffen statt. Acht Ehrenamtliche aus der Region Lilienfeld setzen sich im Sesselkreis zusammen. In der Mitte liegen viele bunte Farbfotos, die Schmidt-Schmidberger vorbereitet hat. Jede/jeder der Freiwilligen soll zu einem Bild sagen, was sie/ihn beschäftigt. Eine Freiwillige hebt ein Foto mit einem Tor auf. „Wir wissen nicht, was uns hinter dem Tor des Todes erwartet“, sagt sie. Es ist ruhig im Zimmer, während die Hospiz-MitarbeiterInnen einander andächtig zuhören. Dieses Gruppentreffen entlastet und bietet die Chance, das Erlebte im geschützten Rahmen zu verarbeiten. Von todernster Stimmung bis zu ausgelassenem Humor, vom unendlichen Schmerz beim Verlust einer geliebten Person bis zum Witz über Lebermetastasen – beim Mobilen Hospizteam hat alles seinen Platz. Lydia Steininger 47
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