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der motor – Sonderausgabe Nautik 2021 – Kommunikation für die Branche

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Vitamine

Vitamine für den Motor Moderne Motoren sind im Vergleich zu früher echte High-Tech Aggregate, die deutlich mehr können, als die vergleichsweise einfachen „Vorfahren“. Sie sind aber auch sensibler und haben einem höheren Anspruch an die Qualität der Betriebsstoffe. Ein Anspruch, auf den sich deren Hersteller aber auch die Nutzer einstellen müssen. Additive helfen, dem gerecht zu werden. Was + Warum? Additive (lat. additivum = hinzugeben, beiliegend) sind Zusatzstoffe, die zum eigentlichen Betriebsstoff also dem Kraftstoff oder dem Motor- oder Getriebeöl hinzugefügt werden. Sie helfen, die Qualität des Betriebsstoffes sicherzustellen, sie zu verbessern und bestimmte Eigenschaften zu garantieren. Sie werden entweder bereits herstellerseitig beigemischt, oder können vom Endkunden beigegeben werden. Bei Treibstoffen machen Additive am Gesamtvolumen nur einen vergleichsweise geringen Anteil aus. Sie sollen helfen z.B. die Klopffestigkeit oder die Verbrennung zu verbessern, sollen zur Reinigung der Kraftstoffanlage, der Ventile und des Brennraumes beizutragen, die Lagerfähigkeit des Brennstoffes verbessern oder werden z.B. als Biozid hinzugefügt, um die Kontaminierung mit Bakterien (z.B. „Dieselpest“) zu verhindern. Bei Ölen hingegen kann der Anteil der Additive sogar bis zu 25 bis 30 Prozent betragen. So sind z.B. Additive zur Erhöhung der Druck- und Scherfestigkeit des Öls unerlässlich. Aber auch der Korrosionsschutz, der Schutz vor Alterung oder der zur Verhinderung der Bildung von Schaum spielt eine wichtige Rolle. Ohne entsprechende Additive kann selbst ein hochwertiges Grundöl seinen anspruchsvollen Aufgaben beim Betrieb eines modernen Motors nicht gerecht werden. Marketing oder „Must have“? Die Wirkung von Additiven wird von selbsternannten „Sparfüchsen“ oft angezweifelt, und nicht selten wird als eigentlicher Zweck hier lediglich die Gewinnmaximierung der Hersteller unterstellt. „Alles schon herstellerseitig drin weitere Zugabe sinnlos…“ lautet eine der oft vertretenen Meinungen zum Thema. David Kaiser, Chef-Chemiker des Additiv- und Schmierstoffherstellers Liqui Moly aus Ulm, kennt diese Gerüchte: „Da Additive natürlich den Preis des Betriebsstoffes erhöhen, werden sie oft von den Mineralölgesellschaften selber nur in dem Maße beigegeben, wie es für die Einhaltung der Normen notwendig ist“, erklärt Kaiser. „Dabei richten sich die Hersteller nach einem Standard-Anwendungsprofil, das z.B. vorsieht, dass ein Kraftstoff binnen 90 Tagen abhängig von 12 Ausgabe 2/2021

den Lagerbedingungen verbraucht wird. Bei Booten, die z.B. lange im Winterlager liegen oder nur selten genutzt werden, verlassen wir dieses Profil aber häufig, sodass eine z.B. Verbesserung der Eigenschaften mit einem Additiv, dass die Lagerfähigkeit des Kraftstoffes über einen längeren Zeitraum gewährleistet, durchaus sinnvoll ist“, so Kaiser. Ablagerungen und Rückstände an einem Injector im Gegensatz dazu das saubere Pendant. Oben im Vergleich zu unten deutlich zu sehen: Die unzureichende Einspritzung des verschmutzten Injectors in den Brennraum. Doch nicht nur als Langezeit-Bestandteil des Betriebsstoffes kommen Additive zum Einsatz. Auch zur kurzzeitigen Pflege können sie als „chemisches Werkzeug“ und Problemlöser eingesetzt werden. So kann z.B. direkt vor dem Ölwechsel ein Additiv als dafür sorgen, dass der Motor vom Ölschlamm befreit und gespült wird. Dieses Additiv verbleibt nur sehr kurz im Motor und wird mit dem alten Öl wieder entfernt. Andere Additive reinigen das Kraftstoffsystem von Ablagerungen und Rückständen, die bei der Verbrennung entstehen. Diese Rückstände lagern sich z.B. an den Einspritzdüsen ab, sodass eine saubere und effiziente Einspritzung des Kraftstoffes verhindert wird. Die Legende, dass solche Additive eher schädlich sind, da die Ablagerungen, Verschmutzungen im Motor über die Zeit dazu beitragen, den Motor und dessen verschlissenen Bauteile „abzudichten“ verweist David Kaiser ins Märchenland: „Als erstes sollte man sich einmal vor Augen halten, dass kein Ingenieur einen Motor daraufhin konstruiert, das er verschmutzt ist“, so Kaiser schmunzelnd und fügt hinzu: „…und wer sich einmal die harten verkrusteten Verbrennungsrückstände z.B. an Ventilen oder Kolbenringen angesehen hat, der begreift schnell, dass hier gar nichts dichtet, sondern eher das Gegenteil der Fall ist.“ Liqui Molys Chefchemiker stellt aber auch klar: „Der Einsatz von Additiven hilft zwar z.B. Kraftstoff zu sparen und den Verschleiß zu minimieren dies aber immer im Vergleich von einem älteren Motor zu einem neuen Motor. Hier können Additive z.B. durch einen Reinigungseffekt schon relativ kurzfristig nach wenigen Betriebsstunden einen spürbaren, positiven Effekt erreichen wie z.B. ruhigeren Motorlauf, mehr Drehmoment oder besseres Startverhalten. Die Verbesserung der Eigenschaften eines neuen Motors kann aber über die bloße Zugabe von Additiven nicht erreicht werden.“ Getestet und geprüft Zahlreiche unabhängige Tests haben die positiven Auswirkungen bestätigt: So lautete z.B. im Jahr 2007 das Resümee der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) nach einjährigem Test mit Liqui Moly Additiven: Drei Prozent reduzierter Verbrauch, geringerer Schadstoffausstoß, weniger Reparaturen bei gleichzeitig im Ganzen eingesparten Kosten. Hier „spulten“ sieben Omnibusse rund 440.000 Testkilometer ab. Wäre der komplette Fuhrpark mit dem Additiv befüllt worden, hätten sich danach auch der CO2-Ausstoß um 335 Tonnen im Jahr senken lassen. Auch in Zusammenarbeit mit anderen unabhängigen Institutionen wie z.B. dem TÜV, aber auch in zahlreichen Praxisanwendungen überprüfen die Liqui Moly Techniker ihre Entwicklungen regelmäßig. Qualitätsunterschiede Wie beim Kraftstoff gibt es auch bei den Additiven qualitative Unterschiede. „Auch Additive müssen Standards einhalten. Bei den großen Markenherstellern ist das i.d.R. auch kein Problem“, so David Kaiser. „Allerdings tummeln sich auch vereinzelt Produkte und sog. ‚Wundermittel‘ z.B. aus Fernost auf dem Markt, von deren Einsatz man besser absehen sollte“, weiß der erfahrene Chemiker und warnt: „Hier drohen Gesundheitsgefahren für den Anwender, die Wirkstoffe sind in Bezug auf die Umweltverträglichkeit problematisch, oder aber das Additiv ist sehr aggressiv und entfernt vielleicht die Verschmutzungen im Motor, die Dichtungen aber unter Umständen auch gleich mit, sodass Motorschäden drohen“ Text: Christian Schneider / Fotos: Liqui Moly, AdobeStock Ausgabe 2/2021 13