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mav 01-02.2019

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TRENDTechnologieschaufenster Japan Bert Kleinmann, Geschäftsführer, Matsuura Machinery GmbH „Automatisieren ist das Gebot der Stunde“ Mit neuen 5-Achs-Maschinen und smarten Automationslösungen hat Matsuura die beherrschenden Trends auf der Jimtof 2018 in Tokio reflektiert. Woher die Nachfrage kommt und wohin die technologische Entwicklung geht, darüber haben wir mit Deutschland- Geschäftsführer Bert Kleinmann auf der Messe gesprochen. Das Interview führte: Dr. Frank-Michael Kieß ■■■■■■ mav: Wenn Sie die Trends auf der Jimtof 2018 betrachten, welche Technologien waren besonders gefragt? Kleinmann: Ungebrochen steigt die Nachfrage nach 5-Achs-Technologie, auch in Japan. Ein ganz großes Thema ist auch die Automation. Haben wir vor einigen Jahren noch über den Fachkräftemangel in den hoch industrialisierten Staaten gesprochen, so hat das Ganze inzwischen eine globale Breite angenommen, und es ist auch hier ein viel diskutierter Punkt. Somit sind alle Aspekte der Automatisierung von hohem Interesse – Palettenautomatisierung, Teileautomatisierung, je nach Anforderung und Losgrößen, je nach Werkstücken und Prozess sehen wir eine hohe Nachfrage nach mann - armem und mannlosem Betrieb. Das ist im Moment das Gebot der Stunde: Automatisieren, in welcher Form auch immer. mav: Matsuura ist da gut aufgestellt? Kleinmann: Wir sind seit Jahrzehnten in der Palettenautomatisierung erfolgreich. Aber auch wir müssen uns dem ausdifferenzierten Markt der Automatisierung und den Anforderungen stellen. Das bedeutet ein erhöhtes Interesse an Roboterautomatisierung, und da gibt es eine Menge neuer Herausforderungen für uns, auch bei kleinen und mittleren Betrieben. Auch in unseren angestammten Marktsegmenten Maschinenbau, Luftfahrt, Feinmechanik, Optik gibt es ein zwingendes Erfordernis zur Automatisierung. Die Programmierung von Robotern wird immer einfacher und sicherer, und die Handhabungstechnik immer intelligenter. Das führt dazu, dass auch die Automatisierung relativ kleiner Losgrößen bei wechselnden Anforderungen immer interessanter wird. mav: Die Integration und das Teachen von Robotern wird besser unterstützt als in der Vergangenheit? Kleinmann: Natürlich wird das Teachen immer besser unterstützt. Da sehen wir einen Markt von einfachsten Anforderungen bis hin zu komplexesten Anforderungen mit sehr wechselnder Teilestruktur. Das ist alles mehr oder weniger lösbar. Dir Frage ist, wie wirtschaftlich es ist. Aber der Zwang, sich in diese Richtung zu begeben, ist bei allen Kunden und in allen Regionen und Marktsegmenten hoch. mav: Welcher Anteil der Maschinen, die Sie ausliefern, ist denn automatisiert? Kleinmann: Das können wir schwer messen, weil wir in großen Teilen der Welt einen dezentralen Vertrieb haben. Regionale Vertriebspartner nehmen ihrerseits kundenspezifische Automatisierungen vor und viele Kunden automatisieren selbst im Zuge eines Retrofit. Wir bereiten heutzutage nahezu jede Maschine in Bezug auf Schnittstellen zur Teileautomatisierung vor. Und die Palettenautomatisierung machen wir seit Jahrzehnten, da würde ich sagen, in Europa gehen fast die Hälfte der Maschinen so in den Markt. Darunter viele einfache, smarte Palettenautomatisierungen mit kleinen Palettenspeichern, die sehr übersichtlich angeordnet sind, die wenig komplex in der Handhabung sind und die vom Preis-Leistungs-Verhältnis in einem Gefüge liegen, in dem wir bislang nicht nicht so intensiv im Markt vertreten waren. Auch kleinste Unternehmen wenden sich solchen Lösungen zu, die in puncto Palettenmanagement und Arbeitsvorbereitung noch relativ übersichtlich sind und so auch in relativ einfache Fertigungsstrukturen integriert werden können. mav: Das heißt, die Einstiegshürde ist niedriger geworden? Kleinmann: Wir haben die Einstiegshürde für Palettenautomatisierung in unserem Produktportfolio deutlich nach unten gezogen. Das ist für die japanischen Fertigungsunternehmen wichtig, aber auch für alle anderen. Bei einfachen, smarten Paletten - automatisierungen an dafür vorbereiteten 5-Achs-Maschinen sehen wir im Moment die größte Wachstumsdynamik. mav: Welche Rolle spielte das Thema Internet of Things (IoT) auf der Messe? Kleinmann: Die Prozesse in der Maschine, den Bearbeitungsprozess und die Bearbeitungsparameter zu erfassen und daraus Schlüsse zu ziehen, war ein ganz wesentliches Thema. Das andere Thema war die Fertigungssteuerung sowie das Entnehmen von Daten aus den einzelnen Maschinen, um die Fertigung organisieren und planen zu können. mav: Viele Hersteller bieten hier Konnektorboxen zum Anschluss der Maschinen ans Netz an. Sie auch? Kleinmann: Natürlich. Wir stützen uns dabei stark auf unseren Partner Fanuc, der das technisch ermöglicht, aber auch eine Cloud organisiert, der man Vertrauen schenken kann und die hinreichend sicher ist. Hier in 24 Januar/Februar 2019

„Bei einfachen, smarten Palettenautomatisierungen an dafür vorbe - reiteten 5-Achs- Maschinen sehen wir im Moment die größte Wachstumsdynamik.“ Japan ist Fanuc damit schon in der Lage, IoT vollumfänglich anzubieten. In Europa müssen wir noch etwas warten, bis die Cloud entsprechend vorbereitet ist. mav: Fanuc hat mit Field ja ein sehr weit reichendes IoT-Konzept entwickelt, mit Edge-Rechnern an der Maschine und weiteren Netzwerkschichten darüber. Inwieweit gehen Sie das mit? Kleinmann: Ich denke, da reden die Kunden noch ein Wörtchen mit. Nicht alle wollen, dass ein externes Unternehmen Zugang zu ihrem Netzwerk erhält, und viele wollen ihre Daten nicht in die Cloud geben. mav: Wird die Bereitschaft steigen, wenn man mehr positive Effekte sieht? Kleinmann: Das denke ich schon. Aber dennoch glaube ich, dass Fertigungstechnologie ein hohes ideelles und technisches Gut eines Unternehmens ist, mit dem man sehr vorsichtig umgehen wird. mav: Auf der AMB im Herbst hat der deutsche Werkzeugmaschinenverband VDW die Datenschnittstelle Umati lanciert. Hier in Tokio war das kaum ein Thema – im Gegensatz zu MT Connect, wie schon vor zwei Jahren ... Kleinmann: Mein Zugang zu Aktivitäten des VDW ist eingeschränkt. MT Connect ist eine Schnittstelle, die vor allem in den USA sehr bedeutsam ist. Und da die meisten japanischen Werkzeugmaschinenhersteller eine relativ hohe Exportquote in die USA haben, auch wir, ist die Adaptierung dieser Schnittstelle zwingend erforderlich, für die meisten exportorientierten japanischen Werkzeugmaschinenhersteller. mav: Also wird es ein Stück weit vom deutschen Markt abhängen, inwieweit sich die japanischen Hersteller dem VDW-Standard zuwenden? Kleinmann: Ja, das wird man sehen. mav: Immerhin war Fanuc als unterstützender Partner mit im Boot ... Kleinmann: Wer rund 300 000 Steuerungen im Jahr baut, der sollte dabei sein. Oder andersherum gesagt, man sollte nicht vorpreschen, ohne den größten Player in diesem Bereich mitgenommen zu haben. Wir reden ja nicht nur von Steuerungen, sondern auch von Robotik und Automation. Und da sollte Fanuc nicht außen vor bleiben. Bert Kleinmann, Geschäfts - führer Matsuura Machinery GmbH: „Mit der MX-850 haben wir auch die größte Maschine der MX-Baureihe mit einem Vierfach-Palettenwechsler ausgestattet.“ Bild: mav/Kieß Januar/Februar 2019 25

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