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mav 01-02.2019

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TRENDTechnologieschaufenster Japan Japans Leitmesse meldet neue Rekordzahlen – Branche boomt, doch auch die Unsicherheiten wachsen Jimtof unter guten Rahmenbedingungen Zumindest im Hochtechnologiebereich ist Japan neben Deutschland die Großmacht unter den Werkzeugmaschinenherstellern weltweit. Nach einer kleinen Schwächephase konnte das Land in den vergangenen zwei Jahren wieder klare Zuwächse verzeichnen. Doch zum Jahreswechsel deuteten sich vermehrt Bremsspuren an. Umso wichtiger, dass die Tokioter Leitmesse Jimtof mit neuen Rekordzahlen und aufgefrischtem Hallenkonzept für Stimulation sorgte. Autor: Dr. Frank-Michael Kieß ■■■■■■ Es waren gute Zahlen, die der japanische Branchenverband JMTBA (Japan Machine Tool Manufacturers’ Association) im Vorfeld des bedeutendsten Zerspaner-Events des Landes, der Jimtof 2018, vermeldete: Im Jahr 2017 war der Auftragseingang um 31,7 % auf ein 10-Jahres-Hoch von 1,645 Billionen Yen (13,2 Milliarden Euro) geklettert. „Das ist ein Rekordniveau“, freut sich JMTBA-Präsident Masayoshi Amano. „Und das Momentum hat sich auch in den ersten neun Monaten des Jahres 2018 fortgesetzt.“ Seit 2017 hätten die Investitionen in Ausrüstung deutlich angezogen, vor allem in den Bereichen Industrierobotik, Elektronikindustrie, elektrische und autonome Fahrzeuge – nicht zuletzt auch stimuliert durch staatliche Steueranreize. Werkzeugmaschinengeschäft auf hohem Niveau Auftragseingang japanische Werkzeugmaschinenindustrie (in Millionen Yen): 2017 wurde ein 10-Jahres-Hoch von 1,645 Billionen Yen (13,2 Milliarden Euro) erreicht. Ob die noch im Herbst für 2018 prognostizierten 1,85 Billionen Yen erreicht werden, ist angesichts jüngster Zahlen offen. Quelle: JMTBA Dies führte 2017 im Inland zu einem Auftragsplus von 18,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Ungleich stärker war noch mit 41,2 % das Wachstum der Aufträge aus dem Ausland, die zum japanischen Werkzeugmaschinengeschäft einen Anteil von um die 60 % beitragen. Zum einen hätten sich die europäischen Märkte Zug um Zug erholt, zum anderen habe man eine starke Nachfrage aus Nordamerika verzeichnet. Entsprechend zeigten sich die Verbandsvertreter zuversichtlich, für 2018 eine weitere Steigerung des Auftragseingangs um 12,4 % auf 1,85 Billionen Yen prognostizieren zu können. Allerdings hinterlassen wachsende weltpolitische Unsicherheit und drohende Handelskonflikte ihre Spuren. Hatte man im Oktober bereits eine Seitwärtsbewegung verzeichnet, so schrumpfte der Auftragseingang im November um 17 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Und für 2019 hat JMTBA-Chairman Yukio Iimura Mitte Januar einen Rückgang um 12 % in Aussicht gestellt. Die Hauptrisiken seien Handelshemmnisse und Lieferschwierigkeiten auf Komponentenseite. Doch auch Einzeleffekte wie die Entscheidung von Apple, die iPhone- Produktion zu drosseln, in der viel japanische Fertigungsausrüstung Einsatz findet, könnten ins Kontor schlagen. Besucherrekord auf der Jimtof Für positive Effekte hat dagegen die 29. Auflage der japanischen Zerspaner-Leitmesse Jimtof (Japan Inter - national Machine Tool Fair) im November gesorgt, die erneut mit Rekordzahlen aufwartete. 153 103 Besucher strömten an sechs Tagen auf das Tokioter Messegelände Tokyo Big Sight, noch einmal 3,7 % mehr als bei der Vorveranstaltung vor zwei Jahren. Dabei stieg der Anteil des Besucher aus Übersee um 11 % auf 12 791 – was zeigt, dass die Bemühungen der Veranstalter, den internationalen Charakter der Messe zu stärken, Früchte tragen. Das Motto der Jimtof hieß diesmal „Connect by technology of the future“. „Wir stehen an der Schwelle zum vierten industriellen Zeitalter“, stellte Iimura klar. Das bedeute einem Wendepunkt sowohl für die Gesellschaft wie auch für die Fertigung. Auf der Messe wolle man deutlich machen, dass die Vernetzung von Werk- 28 Januar/Februar 2019

Yukio Iimura, Chairman JMTBA (li. neben Präsident Masayoshi Amano): „Wir stehen an der Schwelle zum vierten industriellen Zeitalter.“ Bild: JMTBA zeugmaschinen nicht länger schwierig ist. Zu diesem Zweck hatten 72 Hersteller ihre Exponate auf der Messe in einer Smart Factory zusammengeschlossen, in der der Status von rund 300 Maschinen in Echtzeit auf Displays abrufbar war. In diese digitalisierte Welt gelte es nun Trendtechnologien wie Automation und additive Fertigung mit einzubinden. Automation schon deshalb, weil Japan wie kaum ein anderes Land mit den Problemen der Überalterung und des Fachkräftemangels konfrontiert sei. Additive Fertigung, weil sie nach Einschätzung von Japans Branchenvertretern allmählich die Gewichte zulasten der traditionellen Fertigungsverfahren verschieben wird – zunächst hauptsächlich in Bereichen wie dem Werkzeug- und Formenbau, der Medizintechnik und der Luftfahrt, wo sie hoch funktionalisierte und Leichtbauprodukte ermögliche. Diesen Punkt stellte auch der Vertreter des japanischen Wirtschaftsministeriums anlässlich der Messeeröffnung heraus. „Die Einführung von 3D-Druckern in die Serienproduktion wird zu einer dramatischen Ressourceneinsparung führen“, erklärte Akimasa Ishikawa, Parliamentary Vice-Minister of Economy, Trade and Industry. Neue Hallenstruktur Die Zahl der Jimtof-Aussteller übertraf 2018 erstmals die 1000er-Marke: 1085 Unternehmen aus 21 Ländern zeigten ihre neuesten Produkte und Lösungen, 12 % mehr als 2016. Auf dem vor zwei Jahren erweiterten Messegelände standen ihnen zwölf Hallen zur Verfügung, die diesmal grundlegend neu strukturiert worden waren. Dabei zogen die Veranstalter wohl auch Lehren aus der Vergangenheit: Vor zwei Jahren hatte man in der neuen Halle 7 vornehmlich Aussteller aus Übersee zusammengeführt. Nicht alle Besucher hatten ihren Weg dorthin gefunden und die ausstellenden Unternehmen hatten zum Teil deutlich weniger Kontakte verzeichnet. „Diesmal haben wir die Hallenstruktur komplett verändert“, so Iimura. Um den Charakter der Jimtof als internationale Messe stärker zum Ausdruck zu bringen, habe man die Hersteller nach Kategorien sortiert. „In gewisser Weise spiegelt das auch die Wünsche vieler Aussteller wider.“ So sind beispielsweise Firmen wie Horn oder Haimer wieder in die West-Hallen zurückgekehrt, in denen die Großen der Werkzeugbranche präsent sind. Und der Spannmittelspezialist Hainbuch trat im Umfeld bedeutender Werkzeugmaschinenhersteller auf. In Halle 7 tummelten sich diesmal vor allem Messtechnikanbieter, die sich über großen Besucherandrang freuen konnten – befeuert zum einem durch die bereits erwähnte Industrie-4.0-Installation, zum anderen durch die unmittel - bare Nachbarschaft zum Branchenriesen DMG Mori, der diesmal auf der Jimtof eine eigene Halle 8 bezogen hatte. ■ Japan Machine Tool Builders’ Association (JMTBA) www.jmtba.or.jp/english Jimtof www.jimtof.org/en Akimasa Ishikawa, Parliamentary Vice-Minister of Economy, Trade and Industry: „Die Einführung von 3D-Druckern in die Serienproduktion wird zu einer dramatischen Ressourceneinsparung führen.“ Bild: JMTBA Januar/Februar 2019 29

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