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OCEAN7 2011-04

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Alexandra Schöler ist Schriftstellerin, Schauspielerin und Weltumseglerin in einem Wharram-Katamaran. Sie schreibt über den Erfinder des Schiffes, mit dem sie gemeinsam mit ihrem Mann Peter und dem - damals - kleinen Sohn Finn erfolgreich die Welt umrundete.

86 2 3 1 4 plagten

86 2 3 1 4 plagten Tabarly: der Uranium-Kiel(!) seiner Pen Duick VI war der Rennleitung sehr suspekt, erst kurz vor dem Starttag bekam Éric grünes Licht für die Teilnahme. Leider gab es dann weiter oben Probleme: seine Pen Duick VI war das erste Whitbread-Schiff mit Mastbruch. Die bis dahin klar in Front liegende Pen Duick nahm darauf unter Notrigg Kurs auf Rio de Janeiro. In der Zwischenzeit wurde in der Schweiz bereits ein neuer Titanium-Mast gefertigt, der mit einem französischen KC-135 Armeetransportflugzeug nach Brasilien sollte. Leider war der 82-Fuß-Mast länger als der Laderaum und deshalb wurde so lange gekürzt, bis sich die Luke schließen ließ. Trotz dieses Reparaturstopps kamm Pen Duick VI zwei Tage vor dem Start zur zweiten Etappe in Cape Town an – mit einer neuen Rekordleistung für diese Strecke. Die nächste Etappe hatte es in sich. Im Indischen Ozean beutelten Stürme die Flotte und forderten ihren Tribut: Paul Waterhouse von der Yacht Tauranga und Dominique Guilet von Export 33 gingen über Bord und konnten nicht mehr gerettet werden. Selbst die 65-Fuß große Sayula wurde flach aufs Wasser gelegt, fast die gesamte Crew verletzte sich bei diesem „Touchdown“. Éric Tabarly spielte auf der harten Strecke sein Können voll aus und setzte ein markantes Etmal von 305 Meilen. Er kam als erster in Sydney an, aber es war Sayula II, die sich den Etappensieg nach berechneter Zeit holte. Mit jeder einlaufenden Yacht wurde die Schadensliste länger: Great Britain II hatte den Besanmast verloren, der polnischen Yacht Otago, mit einer Crew aus Werftarbeitern aus Gdansk, fehlte die Topsektion des Besanmastes, die englische Adventure schafft e es trotz Ruderproblemen ins Ziel. Neue Etappe, neue Chancen. Mit neuem Mut gingen die verbliebenen 15 Yachten an die Startlinie zur dritten Teilstrecke Cape Town–Sydney. Bei der britischen Adventure wechselten Skipper und Crew, denn das von der Navy gesponserte Abenteuer lief unter dem Motto „Überlebenstraining“, deshalb sollten möglichst viele Leute die Möglichkeit bekommen, Kopf und Kragen zu riskieren. Tabarly wurde weiterhin vom Pech verfolgt: am 30. Dezember, nur zwei Tage nach dem Start, verlor er zum zweiten Mal den Hauptmast und gab auf. Vom Schicksal verfolgt war auch Great Britain II. Bernie Hocking war bereits anfangs der ersten Etappe bei einem nächtlichen Squall über Bord gegangen, konnte damals aber rechtzeitig wieder an Bord geholt werden. Im Südozean blies es jedoch mit Windstärke 5, als es wieder Mann-über-Bord- 1 Der Siegeryacht 1973: Sayula II, eine Swan ab Stange. 2 Peter Blake im damals üblichen Ölzeug auf Heath’s Condor 1977–78. 3 Nach fünf Anläufen 1990 endlich am Ziel: Peter Blake. 4 Glamour-Siegerehrung 1986: Pierre Fehlmann und Lady Diana. 5 Steinlager II alias Big Red ist nicht zu bremsen: Jagd auf Merit (mit Pierre Fehlmann).

Regatta 87 Alarm gab. Trotz einer zweistündigen Suche im aufgewühlten Meer blieb Hocking diesmal verschwunden. Die kampfmäßig trainierte Militärcrew um Blyth trägt den Schock gefasst … und segelte noch härter. Jetzt lag der „Everest“ der Segelprüfung vor der Regattatruppe. Bis zu diesem Zeitpunkt ließ sich die Zahl der Fahrtensegler, die Kap Hoorn umrundet hatten, an zwei Händen abzählen. Mit der ersten Whitbread verdoppelte sich diese Zahl schlagartig. Beim Kap wartete die HMS Endurance, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Einzelne Macho-Crews sahen das als Warmduscher- Maßnahme an, andere fanden es höchst positiv. Auch die Adventure hätte auf den Auftritt der Endurance viel lieber verzichtet. Das Kriegsschiff feuerte eine Salutsalve zu Ehren der segelnden Kollegen – und perforierte damit ausgerechnet das Gross der Adventure. Rio, wir kommen! Das Kap zeigte sich einmal nicht von seiner stürmischen Seite, trotzdem waren wohl alle Teilnehmer heilfroh, endlich Kurs Nord mit Ziel Rio de Janeiro nehmen zu können. Das Ölzeug, gummierter Regenschutz aus Baumwolle, war vom heutigen Hightech-Ölzeug so weit entfernt wie eine Buschtrommel von einem Smartphone. Pünktlich zum berühmten Karneval traf die Flotte am Zuckerhut ein. Allen voran die Red Barets der Great Britain II. Gefeierte Helden, Landgang, Samba in den Straßen, viel nackte weibliche Haut … Beim Start zur letzten Etappe wurde eine Neuheit eingeführt. Um in Portsmouth eine medienwirksame Gruppenankunft zu erzielen, sollten die Teilnehmer gestaffelt ins Rennen gehen, die kleinen zuerst, dann die größeren Yachten. Chay Blyth und seine Mannen holten sich nach insgesamt 144 Tagen (die neue Rekordmarke für Weltumsegler) die Ehre des „First Ship Steinie 2 good Alicante – Auftritt der Glorreichen Vor und zum Start der 10. Ausgabe der Volvo Ocean Race versammeln sich vom 1. bis 5. November 2011 die Legenden der vergangenen Rennen. Das fünftägige Programm sieht zwei Regatten vor, die Eröffnung des VOR-Museums, Events und Partys. Höhepunkt wird dann der Start zur ersten Etappe sein. In Alicante sind bei Redaktionsschluss folgende Yachten zur „Legend Reunion“ gemeldet: GREAT BRITAIN II, 1973/77/81/85/89. Die 77 Fuß lange Maxi-Ketch ist die einzige Yacht, die an fünf aufeinanderfolgenden Regatten teilnahm. Unter Sir Chay Blyth benötigte sie als schnellste Yacht 144 Renntage. Vier Jahre später setzte sie unter Skipper Rob James mit 134 Tagen einen neuen Rekord. Mit Blyth segelte sie 1981 nochmals um die Welt, diesmal als United Friendly. Als Norsk Data GB startete sie zum 4. Mal, bei ihrem 5. und letzten Auftritt hieß sie With Integrity. Aufgrund ihrer glorreichen Vergangenheit wurde sie nach ihrer Rennkariere unter dem Namen Whitbread Heritage bekannt. COPERNICUS, 1977. Die polnische Yacht war mit 45 Fuß das kleinste Boot der ersten Whitbread*. Gebaut auf der Stogi Werft in Gdansk mit tatkräftiger Unterstützung der Mitglieder des «Stal Gdynia Yacht Klub», meisterte sie das Rennen um die Welt ohne große Probleme. Sie ist auch heute noch der ganze Stolz des Yachtclubs, welcher sie mit Unterstützung von Delphia Yachts in allen Ehren hält. *die französische Contessa war mit 32 Fuß noch kleiner, segelte aber nur zwei Etappen mit GAULOISES III, 1977. Der Aluminiumschooner aus der reichen Yachtflotte von Eric Tabarly ging 1977 mit Skipper Eric Loiseau an den Whitbread-Start. Die Klipperstevenyacht nahm danach noch in der 1. Route du Rhum (1978) und als Chacaral auch in der 1. Vendée Globe Challenge (1989) teil. Für Alicante wird sie von der Familie Viant gechartert, die bereits 1973 mit der Yacht Grand-Louis an der Whitbread startete. Da alle anderen WRTW-Yachten wie Japy-Hermès und Kriter IX nicht verfügbar waren, entschied man sich für Tabarlys Yacht, gegen die man vor 30 Jahren selbst im Wettstreit erlag. BERGE VIKING, 1981. Die rot-weiß-blaue Swan 57 feiert dieses Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Olympiagewinner Peder Lunde Jr. (Gold im Flying Dutchman 1960 in Rom, Silber im Star 1968 in Mexiko) erreichte bei der ersten Etappe mit Rang 4 die beste Platzierung, am Schluss wurde sie achter bei 29 Teilnehmern. Nach dem Rennen überließ Hauptsponsor Bergesen die Yacht der Norvegian Sailing School zur Ausbildungszwecken. Dann kaufte Morten Sig. Bertensen, damals CEO der Bergesen Group, das Schiff wieder zurück, ließ sie bei Nautor generalüberholen und unternahm daraufhin mit seiner Familie weite Reisen. CHARLES JOURDAN, 1989. Diese Yacht machte Schlagzeilen als sie auf der 3. Etappe von Fremantle nach Auckland einen Wal rammte, der ein 3 x 1 Meter langes Leck in die Bordwand reisst. Zum Glück über der wasserlinie und Skipper Alain Gabbay schaffte es, das angeschlagenen Schiff trotzdem nach Neuseeland zu bringen. Heute gehört die Yacht einer schwedischen Familie, die unter dem Namen Royal Blue in Skandinavien erfolgreich Regatten segelt. In Alicante wird sich Charles Jourdan zur Feier des Events wieder im Original Racing-Look der Whitbread 1989 präsentieren. ROTHMANS, 1989. Die 80-Fuß-Sloop duellierte sich im Whitbread-Rennen des öfteren mit Merit – ein Privatduell zwischen Zigarettenmarken. Rothmans beendete das 89-90 Race mit Lawrie Smith auf dem 4. Schlussrang. Heute gehört die Yacht einer 16-köpfigen skandinavischen Eignergemeinschaft, die sie perfekt in Schuss hält. Rothmans mischt auch noch kräftig auf den Regattabahnen mit, 2003 holte sie sich den Sieg im heiß umkämpften Round Gotland Race in Schweden. In Alicante trifft sie auf alte Bekannte und wird mit Charles Jourdan und Steinlager II die Klingen kreuzen. STEINLAGER II, 1989. Die Dominator-Ketch des Rennens 89/90 wechselte danach drei Mal den Besitzer und wird seit 2003 von einer Schweizer Eignergruppe gehegt und gepflegt. Gleich nach dem ersten großen Refit machte sie 2006 an der Rolex Middle Sea Race Furore, als sie die gesamte Strecke in Führung lag und sich erst auf den letzten Meilen gegen einen brandneuen Bruce-Farr- Racer mt Francesco de Angelis (AC-Team Prada Luna Rossa) am Steuer geschlagen geben musste. Auf dem Amwindkurs hatte die 35 Tonnen verdrängende One Off Ketch wenig Chancen.

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