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OCEAN7 2011-04

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Alexandra Schöler ist Schriftstellerin, Schauspielerin und Weltumseglerin in einem Wharram-Katamaran. Sie schreibt über den Erfinder des Schiffes, mit dem sie gemeinsam mit ihrem Mann Peter und dem - damals - kleinen Sohn Finn erfolgreich die Welt umrundete.

52 1 2 3 Es war an einem

52 1 2 3 Es war an einem Nachmittag im Dezember 2004, als ich einen ungewöhnlichen Anruf bekam. Am Apparat war mein maledivischer Chef, Herr Ali Nordeen, und er fragte mich: „Do you want a whale?“ Diese kurze Frage war der Beginn einer langen Geschichte. Als Meeresbiologe, der die Biologische Station auf der Malediveninsel Kuramathi leitet, war ich an diesem Angebot natürlich interessiert. Das war die einmalige Gelegenheit, einen kompletten Wal zu bekommen und ich antwortete daher: „Yes please, I want the whale“. Entdeckung, 9. Dezember 2004. An diesem Tag driftet ein toter Wal an das Riff der Insel Molhadhoo in einem der nördlichsten Atolle der Malediven. Der Wal ist elf Meter lang und circa 20 Tonnen schwer. Nachdem die Fischer dieser Insel erfahren, dass die Biologische Station Kuramathi an diesem Wal interessiert ist, ziehen sie den Wal beim nächsten Hochwasser an den Strand. Dort entfernen sie Fleisch und Fett und zerteilen das Skelett fachgerecht in drei Teile. Sie heben oberhalb der Springtiden Hochwasserline eine Grube aus und bestatten das riesige Skelett mit den anhaftenden Weichteilen im Korallensand. Hier wird der Wal für die kommenden fünf Jahre ruhen. diese Schatzsuche besonders interessant, weil ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, ob es sich bei dem vergrabenen Meeresbewohner um einen Wal oder einen Walhai handelt. Für maledivische Fischer ist beides „bodumas“, ein großer Fisch. Als nach langer Grabarbeit die ersten Knochen zum Vorschein kommen, ist klar, dass es sich um einen Wal handelt. Ein Walhai hätte, da er zu den Haien zählt, keine Knochen, sondern ein Knorpel skelett. Der freigelegte Schädel klärt schließlich auch die Frage, welche Walart wir hier vor uns haben: Es ist der größte aller Zahnwale, ein Pottwal, Physeter macrocephalus. Nachdem das gesamte Skelett freigelegt ist, wird seine Lage fotografisch dokumentiert und jeder Knochen nummeriert. Anschließend werden alle Knochen in Holzkisten gelegt und zum nächsten Bootssteg transportiert. Von dort werden sie per Schiff zu ihrem endgültigen Bestimmungsort gebracht, der Meeresbiologischen Station Kuramathi. Exhumierung, 20. bis 22. Februar 2010. Ein kleines Team reist von Kuramathi zur Fischerinsel Molhadoo. Die Fischer führen uns zu der Stelle, wo sie vor fünf Jahren den Wal vergraben haben. Sie haben dort in die Rinde eines Baumes 9.12.2004 eingeritzt, das Datum der Strandung. Diese Zeichen sind immer noch gut zu sehen. Wie in klassischen Filmen über Schatz inseln beginnen sie hier zu graben. Wir sind ja tatsächlich dabei, einen biologischen Schatz zu heben. Für mich ist 5

SERVICE 53 1 Bergung. Das exhumierte Walskelett wird fotografiert, gesäubert und alle Knochen werden nummeriert. 2 verpackung. Für den Abtransport werden die Knochen sorgfältig in Holzkisten verladen. 3 handarbeit. Schließlich wird das massive Schädelskelett vollständig freigelegt. 4 gewissenhaft. Mit größter Vorsicht wird der schwere Schädel aus seinem temporärem Grab gehoben. 5 interesse. Dieser einheimische Junge war fasziniert von den riesigen Knochen und wollte vom Autor alles über Wale erfahren. 6 transport. Der Schädel und alle anderen Knochen wurden von den Fischern entlang des Strandes und durch unwegsames Gelände zum nächsten Bootssteg gebracht. Hermann Melvilles „Moby Dick“ ist wohl der berühmteste Pottwal. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, bei der ein mächtiger Pottwal-Bulle das Walfang-Schiff Essex samt Besatzung versenkte. In unserem Fall ist es umgekehrt: Wahrscheinlich hat die Kollision mit einem Schiff „Schneewittchen“ das Leben gekostet. 4 6

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