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Quality Engineering 02.2020

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:: Management Zündstoff

:: Management Zündstoff für Diskussionen Der Begriff „Sicherheitsrelevante Merkmale“ sorgt häufig für Verwirrung bei Technikern und Ingenieuren. Denn: „Sicherheitsrelevant“ sind nicht nur Merkmale, die Sicherheitsfunktionen betreffen. Und was als „besonderes Merkmal“ gekennzeichnet wird, ist nicht automatisch sicherheitsrelevant. Für Entwickler und Qualitäter sind so genannte „sicherheitsrelevante Merkmale“ absolute Redflags ihres Arbeitslebens. Die sicherheitsrelevanten Merkmale werden auch gerne mal „besondere Merkmale“ genannt, auch wenn schon diese beiden Begriffe nicht abschließend deckungsgleich sind. „Sicherheitsrelevante Merkmale“ sind nur ein Teil der „besonderen Merkmale“, zumindest nach den üblichen Standards der Automobilindustrie. Umschrieben und erwähnt werden sie in diesen industriellen Vorgaben und Standards an verschiedenen Stellen, wie zum Beispiel in der IATF 16949 (Ziffern 8.3.3.3 ff.) oder dem VDA Band 6.1. Sie sind entweder in Dokumenten (wie Spezifikationen) als solche beschrieben oder aber in Zeichnungen entsprechend gekennzeichnet. Die deutschen Gesetze hingegen kennen diese Begriffe nicht, sie sind nicht legaldefiniert. Alles was Recht ist Regelmäßige Beiträge zu rechtlichen Themen liefert Reusch Rechtsanwälte, www.reuschlaw.de Der Autor: Daniel Wuhrmann In der produktbezogenen juristischen Beratung von Industrieunternehmen besteht ein großer Umfang der Arbeit in der direkten Abstimmung mit Ein- und Verkauf, Entwicklung, Produktion und vor allem auch mit den Qualitätsbereichen. Das Auftauchen sicherheitsrelevanter Merkmale fungiert oft als Zündkapsel für teils unwirkliche (juristische) Diskussionen, vor allem aber für meist hektische Betriebsamkeit bei Technikern und Ingenieuren. Rechtliche Relevanz von FMEA ist oft unbekannt An deren Ende stehen meist Risikobewertungen (FMEA), von denen eigentlich keiner so wirklich weiß, was denn nun „richtig“ oder „falsch“ und vor allem inwiefern rechtlich relevant ist. Das ist sowohl in der klassischen Qualitätsarbeit für NIO-Teile als auch in der Abwägung hinsichtlich etwai- ger Maßnahmen im Markt (bis hin zu Rückrufen) eine äußerst unangenehme Situation für alle Beteiligten. Aber auch schon in der Produktentstehungsphase ist aus meiner Sicht die Fehleinordnung von Merkmalen als „sicherheitsrelevant“ kritisch, da sich hieran erhebliche Aufwände im Produktentwicklungsprozess anschließen. Einteilung der Merkmale wird zu selten hinterfragt Ausgangspunkt für die Charakterisierung ist in den Zulieferindustrien in der Regel die originäre Einteilung der Merkmale durch den Kunden oder aber des eigenen Unternehmens – und diese werden zu selten hinterfragt. Basis hierfür und auch für die eigene Arbeit in nachgelagerten Prozessen kann nur ein gleichartiges Verständnis des Begriffs sein. Doch wie ist dieses zu schaffen? Meine Meinung lautet: indem man mit dem kleinsten gemeinsamen und insoweit unumstößlichen Nenner beginnt, dem Gesetz. Hieran anschließend können individuell Erweiterungen des Begriffsinhalts erfolgen. Diese sollten aber stets abgestimmt und dokumentiert sein. Paragraph 3 des Produktsicherheitsgesetzes hilft weiter Geht man von der deutschen gesetzlichen Vorgabe aus – was für ein in Deutschland herstellendes und/oder Produkte in Verkehr gebendes Unternehmen absolut nachvollziehbar und richtig ist – dann hilft § 3 Produktsicherheitsgesetz. Danach darf ein Produkt nur dann auf dem Markt bereitgestellt werden, wenn es die für es geltenden besonderen gesetzlichen Anforderungen erfüllt (CE Konformität) – wenn und soweit es solche gibt – und wenn es bei bestimmungsgemäßer oder vorhersehbarer Verwendung die Sicherheit und Gesundheit von Personen nicht gefährdet. Die Sicherheitsrelevanz als solche ist also auf das Produkt und seinen Verwendungszweck ausgerichtet – mit dem Ziel, keine unzulässige Gefährdung zu begründen. Folglich ist es beispielsweise nicht (primär) relevant, ob das Produkt in eine Funktion gelangt, die für die Sicherheit sorgen soll. Kurzgefasst: „Sicherheitsrelevant“ sind nicht nur Merkmale, die Sicherheitsfunktionen betreffen. Und was als „besonderes Merkmal“ gekennzeichnet wird, ist nicht automatisch sicherheitsrelevant. Geht man von diesem Basisverständnis aus, wird auch die Abgrenzung von unternehmenseigenen Definitionen der Begrifflichkeiten seitens der Kunden einfacher. ■ 18 Quality Engineering 02.2020

Neustart, aber richtig Auf ihrem Karriereweg haben Mitarbeiter in den vergangenen Jahren zunehmend ihr Heil in Startups gesucht – entweder, um dort einen Job zu bekommen, oder um selbst zu Gründern zu werden. Doch typische Fehler verhindern häufig den wirtschaftlichen Erfolg. Oft beginnen Startups relativ schnell und erfolgreich. Aber der nächste Schritt, aus der Startup-Idee heraus ein funktionierendes Wirtschaftsunternehmen zu machen, bereitet häufig Probleme. Die Gründe: • Startups haben zwar oft eine gute technische Idee, aber der gesamtwirtschaftliche Hintergrund fehlt. Es geht um Fragen wie zum Beispiel: Wie mache ich ein Produkt fertigungsreif? Was und wen brauche ich, um an den Markt zu kommen? • Die Startup-Gründer suchen sich häufig nicht professionelle Partner beziehungsweise Mitarbeiter, die diese Fragen beherrschen. Stattdessen umgeben sie sich mit ihrer bisherigen Community aus Wissenschaft und Studium, weil sie hier einen schnellen Zugang zu gleichen Denkmustern und relativ günstigen Gehaltsstrukturen haben. • Die Investoren, Geldgeber oder Verbände unterstützen die Startup-Unternehmen leider oft nur oberflächlich, weil sie entweder von dem Produkt und dem angesprochenen Markt nichts verstehen oder selbst zu sehr in der wissenschaftlichen Welt beheimatet sind. • Meist bestehen die Startups aus zwei oder mehr Gründern, die sich zwar anfangs sehr einig sind. Allerdings kann es etwa bei nicht eintretendem wirtschaftlichen Erfolg zu Verunsicherungen über den richtigen Weg kommen, zu Diskussionen, die den Geschäftsablauf hemmen und dann zu Trennungen führen. • In der Phase der Verunsicherung holt man sich Berater ins Haus, geht zu Tagungen, schließt sich Verbänden an, führt Meetings ohne Ende oder gibt auf. Was tun, damit es nicht so weit kommt? • Startups sollten sich Investoren suchen, die von ihrem Geschäft etwas verstehen, aus ihrer Branche kommen und sich auch verpflichten, die Firmen über den rein finanziellen Aspekt hinaus zu unterstützen. Diese Unterstützung sollte sowohl in Sache als auch Person definiert werden. • Für das weitere Wachstum brauchen Startups Mitarbeiter, die aus der Praxis kommen – zum Beispiel in Marketing, Personal oder Finanzen. Sie sollten Ausbildungs-, Studien- und Forschungswelt hinter sich lassen, natürlich mit Ausnahme der fachlichen Aspekte und Kontakte. • Wichtig ist, Verantwortung abzugeben, Personal & Karriere Die Beratungsgruppe wirth + partner informiert regelmäßig über Personal und Karriere, www.wirth-partner.com Der Autor: Stefan Wirth um sich auf das eigene Know-how und Produkt konzentrieren zu können. • Wenn nötig, sollten sich Startups Berater suchen, die aus der Praxis kommen und die Situation von KMU kennen, die aber nicht aus der Großindustrie oder dem Verbandswesen stammen. • Bei mehreren Partnern ist es wichtig, von Anfang an klare Organisations- und Verantwortungsstrukturen zu definieren, um Streitigkeiten vorzubeugen. • Die Gründer sollten sich von Träumereien verabschieden. Am Schluss zählt nur der wirtschaftliche Erfolg. ■ Supply Chain 4.0 Profitable Lieferkette durch digitales Qualitätsmanagement + Direkte Kommunikation + Reibungslose Prozesse + Durchgängigkeit Ihrer Daten Unser webbasiertes iqs Supply Chain Quality Center unterstützt Mehr Informationen zur Sie effektiv und nachhaltig bei der Erreichung Ihrer Qualitätsziele – mit einer durchgängigen Lieferantenkommunikation, die Supply Chain 4.0 finden Sie in unserem Whitepaper: ideal für die Praxis ausgelegt ist. Nutzen Sie die Digitalisierung als Wettbewerbsvorteil und revolutionieren auch Sie Ihre Supply www.iqs.de Chain, auf deren Qualität Sie und Ihr Kunde sich verlassen können. Quality Engineering 02.2020 19

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