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2-2023 REISE & PREISE

POLEN POLENS MONDÄNER N

POLEN POLENS MONDÄNER N Ob flache oder steile Küsten, ob weiße Strände oder grüne Ufer, ob stilles Haff, ob windumtostes Meer: Im nordpolnischen Pommern zeigt sich die Ostsee immer wieder anders. Zum perfekten Urlaubsziel wird die Region dank eleganter Hotels und Promenaden. Naturund kulturelle Schätze warten auf Entdeckung. VON CARSTEN HEINKE Beharrlich schiebt die Ostsee lange, flache Wellen an den breiten Strand von Łeba, einen von unzähligen an Polens Küste. Über 500 Kilometer erstrecken sich die sandbedeckten Ufer. »Die schönsten Abschnitte liegen für mich in Pomorze«, meint Janosz, der sich hier erholt. Auf Polnisch klingt schon der Name der Region nach Urlaub. »Po more« (am Meer) nannten sie die alten Ostseeslawen. Auch die Kaschuben haben sie geprägt. Bis heute lebt das kleine Volk mit seinen bunten Fischerkähnen und Fachwerkhäusern in weiten Teilen Pommerns. Vorbei an hohen Dünen sowie Kiefernwald stapfen wir durch weißen Pulversand. Janosz nutzt den nassen, festen Streifen gleich am Wasser für eine Spritztour mit dem Fahrrad. Es ist der kürzeste und wohl auch angenehmste Weg durch die Natur zwischen dem Wandersandgebirge des Slowinzischen Nationalparks und dem Kurort Łeba. Ganzer Stolz des ehemaligen Fischerdorfes ist das »Schlösschen«, heute Luxushotel. Richtig schick und elegant wird es weiter östlich, wo Pommerns Hauptstadt Gdańsk (Danzig) mit Gdynia (Gdingen) und Sopot (Zoppot) zur Metropolregion Trójmiasto (Dreistadt) verschmilzt. In Gdynia bummeln wir durch edle Villenviertel, sehen Schiffe aller Art. Der mondänste Ort, an dem man Sonne, Meer und Seeluft seit langer Zeit für Kuren nutzt, ist Sopot. Auch Gdańsk punktet mit wirklich tollen Stränden und einem attraktiven Stadtseebad in Brzeźno. Für einen reinen Badeurlaub ist das vielseitige Pommern jedoch viel zu schade. Denn Gelegenheiten zum Aktivsein und Entdecken gibt es zur Genüge. Südlich von Gdańsk beginnt das waldig-hügelige Seenland der Kaschubischen Schweiz. Dahinter liegt die Tucheler Heide, Polens größtes Waldgebiet. Von dort ist es nicht weit bis an die Weichsel. Ihr malerisches Delta lässt sich bestens bei einer Paddeltour erkunden. 74 REISE-PREISE.de 2-2023

ORDEN rnsteinsammeln gekürt wird, Stegna mit adretter Fachwerkkirche Danzigs Vergangenheit (1683) und schiefen als Hansestadt ist allgegenwärtig Fischer Der Pier von Sopot ist der längste der gesamten Ostsee, er ragt gut 500 Meter ins Meer hinaus Café am Langen Markt in der Altstadt von Danzig GDAŃSK (DANZIG) Königsweg und Hanseschätze Wenn die Morgensonne auf die Motława und die reich verzierten Prunkfassaden all der Bürgerburgen, Kirchen und Paläste scheint, funkelt das Herz der Hansemetropole in denselben warmen Farben wie das »Gold der Ostsee«. Das Geschäft mit Bernstein wie der Handel überhaupt brachten großen Reichtum. Eine der ersten Adressen für die Waren war die Uferstraße zwischen Fluss und Speicherinsel. Beherrscht wird sie vom Wahrzeichen der Stadt, dem imposanten, derzeit in Renovierung befindlichen Krantor aus dem Jahre 1444. In der frisch sanierten Großen Mühle (von 1350) am Radaunekanal erzählt das Bernsteinmuseum (€ 6,80) die Geschichte des begehrten Schatzes aus dem Meer. In der Mariacka (Frauengasse) mit ihren prachtvollen hohen, schmalen Bauten wimmelt es noch heute von Bernsteinschmuckgeschäften – neben Kneipen, Cafés und Restaurants. Am Ende der engen Straße thront die gewaltige gotische Basilika St. Marien, eine der größten Backsteinkirchen der Welt. Von ihrem Turm (€ 3,40) bietet sich ein wunderbarer Rundblick. Zwischen dem Hohen und dem Grünen Tor drängt sich Baukunst aus Jahrhunderten. Im Krieg zerstört und später wieder aufgebaut, hat vieles seinen alten Glanz zurückerobert. TIPP Wer abends gepflegt essen gehen möchte: Auf moderne Fischküche spezialisiert ist das »Zafishowani« an der Motława nahe dem Krantor (z. B. Seeteufel für € 27). Für neues Leben auf dem alten Werftgelände sorgen das Europäische Zentrum der Solidarność (€ 6,40 mit Audioguide), das Museum des Zweiten Weltkriegs (€ 6) in einem spektakulären Bau sowie das 2021 eröffnete Kunstmuseum »NOMUS« (€ 3,40). In die einstigen Werk- und Lagerhallen sind coole Clubs (www.b90.pl) und Galerien, Party- und Event-Locations eingezogen. Angesagte Stadtteile sind auch Wrzeszcz (wo Günter Grass geboren wurde und aufwuchs) und das grüne, schicke Oliwa, von dem aus man per Rad (https:// wypozyczalniarowerowgdansk.pl, € 11/Tag) oder zu Fuß sehr gut und schnell nach Sopot kommt. Nett gebettet Gdańsk: +++ Der einstige Sitz der preußischen Eisenbahnverwaltung von 1900 wurde zum »Craft Beer Central Hotel« mit Restaurant im Industrie-Chic und Brauerei (Podwale Grodzkie 4, https://central hotelgdansk.pl, +48-58-351 0910; EZ/DZ € 96). Online DZ ab € 80, Booking.com. ++++ Das moderne, stylische Hotel »Puro« findet sich auf der frisch sanierten Speicherinsel (Stągiewna 26, https://puro hotel.pl, +48-58-563 5000; EZ/DZ € 134). Online DZ ab € 124, Booking.com. Łeba: FLAIR ++++ Das legendäre Schlösschen direkt am Strand wurde zum eleganten Hotel »Zamek« (Sosnowa 1, https://zamekleba.pl, +48-59-863-5120; EZ/DZ € 220 ÜF + Parken). 2-2023 REISE-PREISE.de 75 Fotos: Endless Travel. Michael Brooks / Alamy Stock Photo; Carsten Heinke

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