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Taxi Times Berlin - Oktober 2017

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GREMIUM

GREMIUM Taxigewerbe trifft Verkehrsexperten. Gruppenfoto vor dem Meinungsaustausch. POLITISCHE UNTERSTÜTZUNG Der Berliner Mobilitätsmarkt steht vor großen Umwälzungen, denen Politik, Verwaltung und Taxigewerbe nur gemeinsam begegnen können. Das Taxigremium traf sich deshalb mit der Berliner Verkehrsverwaltung. Anfang September waren Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner, Matthias Horth, Abteilungsleiter ÖPNV und Hermann Blümel, Abteilung Verkehrspolitik, zu Gast beim Taxigremium Berlin. Sitzungsgastgeber und BZP-Vizepräsident Hermann Waldner begrüßte die Besucher in seiner „Startup-freien Zone“ und gab einen kurzen Abriss der Entwicklung des Geländes in der Persiusstraße vom VEB-Taxi-Betriebshof bis hin zum heutigen Taxi-Zentrum mit seinem Rund-um-Service-Angebot für das Berliner Taxigewerbe. TD-Chef Ertan Ucar thematisierte das Problem der wachsenden Zahl von Mietwagen aus dem Umland (derzeit etwa 800), die sich in Berlin illegal bereithielten und von Uber mit Aufträgen versorgt würden. Seit Jahresbeginn sei Uber mit UberX zurück. Unsere Ordnungsbehörde sei machtlos, da diese Mietwagen im Umland konzessioniert sind. Das Taxigremium bemühe sich seit Wochen vergeblich um ein Gespräch mit der zuständigen Behörde im Landkreis Dahme-Spreewald (LDS). Ucar bat Kirchner deshalb darum, die Problematik bei Gesprächen in Brandenburg anzusprechen. Kirchner versicherte, dies mit Landrat Loge zu besprechen, schlug aber zugleich vor, das Problem in Berlin selbst in die Hand zu nehmen. Wer Gesetze verletze, müsse zur Rechenschaft gezogen werden. Die Polizei habe das Recht, diese Fahrzeuge zu kontrollieren. Dazu will Kirchner seinen Vorgänger Christian Gaebler miteinbeziehen, der heute Staatssekretär für Inneres ist. Zentralenbesuch: Hermann Waldner (r.) erklärt die Vermittlungstechnik. VON KFZ-HERSTELLERN GETÄUSCHT Innungs-Chef Leszek Nadolski trug die Sorgen der Dieselfahrer vor. Sie seien von den Herstellern getäuscht worden und müssten nun mit Fahrverboten rechnen. Der Umstieg auf Elektroantrieb scheitere am mangelnden Angebot und an der Eichverordnung, nicht an der Motivation der Unternehmer. Zudem sei bereits ein Viertel der 8.000 Berliner Taxis mit Hybrid- bzw. Erdgasantrieben unterwegs – die es aber für bestimmte Fahrzeugtypen, z. B. Großraumtaxis, oft nicht gibt. Er wollte wissen, was dem Taxigewerbe in Berlin droht. Er könne keine verbindlichen Zusagen machen, so Kirchner, doch „Berlin will Fahrverbote verhindern“. Das entscheiden aber nicht Politiker, sondern Richter. Ausnahmegenehmigungen für Taxis gebe es keine, FOTO: Taxi-Gremium 14 OKTOBER/ 2017 TAXI

GREMIUM Die Köpfe des Taxigremiums (v.l.n.r.): Leszek Nadolski und Rolf Feja („Innung“ des Berliner Taxigewerbes e. V.), Ahmad Vahdati und Ertan Ucar (Taxi Deutschland Berlin e. V. – TD) und Detlev Freutel (Taxiverband Berlin, Brandenburg e. V. – TVB) FOTO: Taxi-Gremium Fahrverbote würden immer nur begrenzte Abschnitte betreffen, dort, wo die Messwerte das verlangten. Diese Strecken seien dann, vergleichbar mit Sperrungen wegen Baustellen, zu umfahren. Es ginge nicht um ein Fahrverbot für die gesamte Umweltzone. Als dritten und letzten Punkt sprach TVB-Chef Detlev Freutel die Laderechte von Berliner Taxis am Flughafen BER an. Die kürzliche Sperrung des Flughafens Tegel habe das Thema wieder in die Öffentlichkeit gebracht. So langsam sollten sich die Verantwortlichen verständigen. Der persönliche Wunsch Freutels ist als Verhandlungsbasis zu verstehen, hat aber nicht gerade die besten Chancen, sich durchzusetzen: zwei getrennte Taxihalten, eine für Berliner Taxis für Fahrgäste nach Berlin, eine für LDS-Taxis für alle anderen Fahrziele. Kirchner stimmte zu, dass Berliner Taxis am BER Laderechte erhalten müssten, fragte aber die Runde: „Was haben wir zu bieten?“ Das Taxigewerbe im LDS verlange eine Gegenleistung. Wäre ein gemeinsames Pflichtfahrgebiet eine Lösung? Wie könne dann ausgeschlossen werden, dass 4.000 LDS-Taxis die Stadt überschwemmten? Regelmäßige lange Leerfahrten seien aus ökologischer Sicht jedenfalls nicht zu verantworten. Das Taxigremium solle Kirchner Vorschläge machen, die er gerne in die Gespräche mit dem Landkreis einbringen wolle. Bisher deutete nichts darauf hin, dass dort jemand ein Interesse habe, den Streit eskalieren zu lassen. Am Ende des Treffens mahnte Staatssekretär Kirchner die Gewerbevertreter eindringlich, die Anbieter digitaler Dienste ernstzunehmen. Was gerade passiert, sei nur der Anfang. Viele große Konzerne seien am Berliner Personenbeförderungsmarkt interessiert. Da sei viel Kapital im Spiel, daher sei die Gegenwehr nicht leicht. Hermann Waldner bestätigte das, sieht es allerdings ganz unaufgeregt. Die Taxizentrale sei mit vielen Mitbewerbern und den großen Verkehrsträgern in Gesprächen. Das sei alles noch vertraulich, doch gebe es vielversprechende Ansätze für Kooperationen. Im Frühjahr 2018 sei endlich auch eine Taxi-Sharing-App für die Berliner Taxiflotte verfügbar, so dass Ride-Sharing mit dem Taxi eine interessante Alternative bieten wird. sb SYMBOLFOTO: depositphotos.com TAXI OKTOBER/ 2017 15

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