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Taxi Times Berlin - Oktober 2017

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ANTRIEB Die Akkus

ANTRIEB Die Akkus reichen im Leaf für bis zu 380 Kilometer und sind unterflur eingebaut. BERLINS MÜLLER KANN’S BESSER Berlins Regierender Bürgermeister will Berliner Taxiunternehmer beim Kauf eines E-Taxis finanziell unterstützen. Wir zeigen die möglichen Kandidaten. Was die Bundesregierung kann, kann ich auch – nur besser und zielstrebiger. Das dachte sich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und berief seinen eigenen Berliner Dieselgipfel ein. Zu dieser Runde war auch das Taxigewerbe eingeladen. Detlev Freutel vom TVB nahm daran stellvertretend für das Taxi-Gremium teil. Er konnte sich über die Entschlossenheit Müllers freuen, denn am Ende der Gesprächsrunde wurde vom Berliner Senat ein Acht-Punkte-Papier verkündet, in dem unter anderem die finanzielle Unterstützung für diejenigen Berliner Taxibetriebe zugesagt wird, die sich in nächster Zeit ein Taxi mit Elektroantrieb zulegen wollen (genauer Wortlaut siehe nebenstehender Kasten). Wer sich also demnächst in Berlin ein reines Elektro- oder Wasserstoff-Taxi zulegen will, bekommt bis zu 8.000 Euro Zuschuss. Die exakten Förderbedingungen will der Senat zeitnah bekanntgeben. Die versprochene Förderung soll ab dem Zeitpunkt gewährt werden, an dem der Berliner Senat den Doppelhaushalt beschließen wird – vermutlich Anfang Dezember 2017. PRODUKTIONSSTOPP BEI DER B-KLASSE B250 E Der finanzielle Anreiz ist also durchaus lukrativ, die Auswahl taxitauglicher Modelle ist allerdings sehr beschränkt. Die B-Klasse 250 electric drive wird seit dem 3. Quartal nicht mehr produziert. Der Tesla verfügt nach Aussagen diverser Funkwerkstätten über kein abgreifbares analoges Geschwindigkeitssignal, weshalb es auch trotz Lockerung des Eichrechts durch die Bundesregierung kein grünes Licht für den Taxi-Einsatz von der Konformitätsbewertungsprüfstelle geben könnte. Genaueres dazu können Sie in der Oktober-Ausgabe der deutschlandweiten Taxi Times DACH nachlesen. Somit bleiben derzeit nur die Modelle Mirai, eNV 200 und Leaf, jeweils von Toyota und der Ioniq von Hyundai übrig, für die Intax ein Taxipaket entwickelt hat. Der Mirai ist ein Brennstoffzellenfahrzeug und hat eine Reichweite von 500 Kilometern. Der Tankvorgang dauert drei Minuten, die Anzahl an in Berlin verfügbaren Wasserstofftankstellen ist allerdings noch sehr dürftig. Der Anschaffungspreis liegt auf dem Niveau eines Tesla S. Deutlich günstiger sind der Nissan eNV 200 (ein Achtsitzer) und der Leaf (etwa so groß wie ein VW Golf) .Der Achtsitzer kostet knapp unter 30.000 Euro, der Leaf etwa 27.000 Euro, jeweils netto. Bei beiden Modellen lohnt es sich, Ab April 2018 kommt der neue EnV 200. noch bis zum Jahreswechsel zu warten, dann werden sie völlig neu überarbeitet sein und dank einer leistungsstärkeren Batterie (von 24 auf 40 kWh) auch eine Reichweite von rund 280 bzw. 380 Kilometern nach NEFZ-Zyklus erzielen. Der ebenfalls neue E-Motor im Leaf leistet 150 PS und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 144 km/h. jh VW-KONZERNCHEF MÜLLER LOCKT MIT BIS ZU 10.000 EURO PRÄMIE Volkswagens Konzernchef Matthias Müller antwortet auf staatliche und kommunale Elektro-Förderungen mit Kaufanreizen für Diesel-Fahrzeuge mit Euro-6-Motor – wenn dafür gleichzeitig Modelle mit Euro 1-4 eingetauscht oder verschrottet werden. Die als „Umweltprämie“ deklarierte Vergünstigung beträgt beim Touran 6.000 Euro (Werbung Seite 35). Käufern eines Passat oder eines Sharan wird jeweils 8.000 Euro Umweltprämie gewährt. Über 4.000 Euro freuen dürfen sich Käufer eines Caddy Life. Für den Multivan gibt es sogar 10.000 Euro Prämie. Wer sich für einen Caddy TGI (Erdgas) entscheidet, bekommt eine Zukunftsprämie in Höhe von 5.000 Euro. Auch die Berliner Mercedes-Niederlassungen locken mit Nachlässen. Sie nennen ihre Vergünstigung über 5.000 Euro „Eintauschprämie“ und koppeln diese mit einer Finanzierung zu einem effektiven Jahreszins von nur 2,95 Prozent. Das Angebot ist zeitlich begrenzt und gilt bei Bestellung und Übernahme des Fahrzeuges bis 31.12.2017 und nur, solange der Vorrat reicht. FOTO: Nissan 30 OKTOBER/ 2017 TAXI

KOLUMNE NICHT VERHAFTET Ich weiß nicht, wie mein erster Frisörbesuch für mich war. Aber auch die erste Taxifahrt erleben manche Kinder sicherlich als waghalsiges Unterfangen mit ungewissem Ausgang. FOTO: pixabay.com / Bess-Hamiti Manchmal verschlägt es mich während der Nacht in die Außenbezirke, von denen aus der Rückweg in die Innenstadt leidlich lang und je nach Wochentag auch ohne große Aussichten auf weitere Aufträge ist. Die langen breiten Straßen durch die Wald- und Gewerbegebiete der Stadt bis zur Ringbahn, wo man höhere Chancen hat, versehntlich einen Fuchs auf der Motorhaube als einen Fahrgast im Fond umherzukutschieren. In diesem Fall die Landsberger. Schön zu fahren, immerhin keine 30er-Zonen, aber nachts halt auch der Inbegriff einer ländlichen Idylle mit Lichtverschmutzung. Ikea, Baumarkt, Lagerhallen und ein paar Wohnblocks, die die Straße mehr vom Leben abschirmen als welches hinzuzufügen. Nix los. Wie erwart … eine Hand! Winker! Ein junger oder wenigstens jung gebliebener Vater mit einem vielleicht vierjährigen Mädchen an seiner Seite. Er erkundigt sich kurz, ob ich einen Kindersitz dabei hätte, fragt, ob wir es mit einem Zehner bis an die ungefähr achte Querstraße von hier schaffen würden. – „Locker.“ Er wendet sich seinem Kind zu und erklärt, dass sie jetzt in das Auto einsteigen würden. Das sieht das kleine Mädchen allerdings etwas anders und weicht ängstlich zurück. Ich verstehe es gut, denn für Vierjährige muss ich aussehen wie der böse Zwillingsbruder vom Weihnachtsmann, und bösen Zwillingen traut man nicht, für das Wissen muss man nicht einmal vier werden! Ich versuche, ein freundlicheres Gesicht aufzusetzen, dem Blick der Kleinen nach schlägt das aber wohl grotesk fehl. Sie will ganz eindeutig eher hier auf der Straße übernachten, notfalls überwintern, aber in dieses Auto einsteigen? Niemals! Naja, ich will auch nicht wissen, was ich bei meinem ersten, sagen wir: Frisörbesuch für einen Aufstand gemacht habe. Papa erklärt der Tochter behutsam, dass alles o.k. ist, und ich warte noch damit, die Uhr anzuschalten. Nicht, dass es doch nicht klappt. Würde ja zum Rest der Nacht passen. Was kann der Fahrer eines uniformierten Autos in den Augen einer Vierjährigen sein, wenn er keinen Feuerwehrschlauch dabei hat? Nach einer knappen Minute guten Zuredens krabbelt sie auf den Kindersitz, bleibt aber skeptisch und wachsam. Sie hat Angst und versucht sich auf die Umgebung einen Reim zu machen und das Auto von oben bis unten zu scannen. Ich will eigentlich helfen, aber ich habe keine Ahnung, wovor sie solche Angst hat. Nach zwei sichtbar angespannten Minuten fasst sie augenscheinlich allen Mut zusammen und fragt ihren Vater in vorsichtigem Flüsterton: „Papa, ist das ein Polizeiauto?“ Ich beiße mir auf die Lippen, ich kann mir das Lachen kaum verkneifen. Dass ihr bisheriges Unbehagen daher rührte, dass sie glaubte, sie wäre jetzt verhaftet, oder was Kinder sonst so denken, wenn sie in ein Polizeiauto einsteigen sollen … darauf wäre ich nie gekommen. Andererseits fahre ich ja schon ein uniformiertes Auto mitten in der Nacht. Was soll ich in den Augen einer Vierjährigen denn bitte sein, wenn ich schon offensichtlich keinen Feuerwehrschlauch dabei habe? Dass ich tatsächlich einfach durch die Gegend fahre, um Leute wie ihren Papa oder sie heimzubringen, findet sie am Ende ganz in Ordnung. Tatsächlich überlegt sie, ob sie wirklich aussteigen will. Nach schon reichlich professionell-abfälligem „Ja, ok, ich komme!“ verschwindet sie mit Papa in einem jener Häuser, die die Straße sonst eher abschirmen vom Leben. sash TAXI OKTOBER/ 2017 31

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