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Taxi Times Berlin - Oktober 2017

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ALLES ÜBER HITLER Warum

ALLES ÜBER HITLER Warum immer wieder Hitler? Ist über den nicht schon alles gesagt? Kann man den nicht mal ruhen lassen? Leider nein, das Böse übt ungeahnte Faszination aus. Täglich irren Touristen durch die Wilhelmstraße auf der Suche nach dem Führerbunker und der Reichskanzlei. Das Bedürfnis nach dem Grusel an Original-Nazi-Schauplätzen ist ungebrochen. Im Internet kann sich jeder informieren, auch über Hitler. Allerdings wird dort jede Menge Unsinn verbreitet. Von einem privaten History Channel wurde eine „Doku-Serie“ über die abenteuerliche Flucht Hitlers mit einem U-Boot nach Argentinien verbreitet. Selbst für diesen Quatsch fanden sich nicht wenige, die ihn glaubten. Gewissermaßen aus stets aktuellem Anlass hat der Historiale e. V. im Berlin Story Bunker am Anhalter Bahnhof eine Dokumentation mit dem Titel „Hitler – wie konnte es geschehen“ eröffnet. Auf drei Etagen mit 2.500 Quadratmetern werden mehr als 330 Tafeln mit rund 2.300 Abbildungen über Hitler und sein „tausendjähriges“ Reich gezeigt. Das ist viel Holz. Ein Rundgang dauert leicht zwei Stunden. Mit weniger ist „alles über Hitler“ nicht zu machen. Von seiner für damalige Begriffe „unziemlichen“ Herkunft (uneheliches Kind der Maria Schicklgruber, aufgewachsen in der Pflegefamilie Hiedler, die sich später Hitler nannte) bis zur endgültigen Verklappung seiner sterblichen Überreste in einem Nebenflüsschen der Elbe im Jahr 1970 (!) werden vor allem sein Aufstieg zum Parteichef und die zwölf Jahre seiner Alleinherrschaft in teils wirklich grauenhaften Bildern und erläuterndem Text dargestellt. Touristen auf der Suche nach dem Nazi-Grusel kommen an einem Original-Schauplatz (Bunker) auf ihre Kosten. Aber nicht vordergründig unterhaltsam wie im Horrorfilm, sondern durch umfassende, wohlrecherchierte Informationen. Dieses Grauen hat wirklich stattgefunden. Die Frage, wie das geschehen konnte, bleibt unbeantwortet. Darüber muss jeder selber nachdenken. Genug Material dafür hat man nach dem Gang durch die Dokumentation. wh Dokumentation „Hitler – wie konnte es geschehen“ im Berlin Story Bunker am Anhalter Bahnhof Schöneberger Str. 23a, 10963 Berlin Geöffnet täglich 10–19 Uhr, letzter Einlass 18 Uhr Eintritt 12 Euro, Schüler und Studenten 9 Euro LESERTIPP BERLIN VOM RAND BETRACHTET Berlin, die historische Mitte, die Amüsierviertel, da kennt man sich aus. In dem Buch „Am Rand von Berlin – Ein Kaleidoskop“ hat Reiner A. W. Peters zwanzig Örtlichkeiten rings um Berlin in kurzen Artikeln mit vielen Bildern beschrieben. Das Buch blickt vom Rand auf Berlin. Dort gibt es ungeahnte Perlen, nicht nur für Heimatkundler. Über Erkner erfährt man beispielsweise neben der Siedlungsgeschichte des Ortes, dass dort die Wiege des Kunststoffzeitalters steht. In der 1861 von Julius Rüttgers gegründeten ersten Teerdestillationsanlage Europas wurde 1909 erstmals ein härtbares Phenolharz entwickelt. Nach seinem Erfinder Leo Baekeland wurde es „Bakelite“ genannt. Lichtschalter, Telephone und das Gehäuse des Volksempfängers, auch bekannt als „Goebbelsschnauze“, wurden aus dem immer etwas unangenehm riechenden, schwarzen Kunststoff gemacht. Später kam auch das „Duroplast“ für die Trabbis aus Erkner. Noch ein Beispiel? Warum gibt es nördlich von Berlin ein „Hobrechtsfelde“? Ab der Mitte des 19. Jahrhundert bekam das stark wachsende Berlin eine damals völlig neuartige Kanalisation, das berühmte Radialsystem. An den Enden der langen Rohrleitungen, die aus der Stadt führten, wurden Rieselfelder angelegt. Die mussten bedient und bewirtschaftet werden. Dafür wurden Arbeitskräfte und Bauern angesiedelt. Eine dieser kleinen Ansiedlungen wurde nach dem Planer und Erbauer der Berliner Kanalisation benannt – James Hobrecht. Das Buch ist wegen seiner kurzen Texte eine ideale Pausenlektüre. Es bietet reichlich Gesprächsstoff für die langen Kotelett-Touren an den Stadtrand. wh Reiner A. W. Peters Am Rand von Berlin – Ein Kaleidoskop Berlin Story Verlag 16,95 € FOTO: Berlin Story Verlag, Wilfried Hochfeld / Taxi Times 32 OKTOBER/ 2017 TAXI

TOURISTENTIPP 344 BETTEN, 40 BARRIEREFREIE ZIMMER... ... und hoffentlich viele Taxi-Aufträge. An der Otto-Braun- Ecke Mollstraße hat im Frühjahr ein neues Hotel der Kette Hampton by Hilton aufgemacht. FOTOS: Wilfried Hochfeld / Taxi Times, Hampton by Hilton (2) Mit einem Taxi-Tag wollte man das Hotel „Hampton by Hilton Berlin City Centre Alexanderplatz“ bei den Taxifahrern bekannt machen. Das ist nicht recht gelungen, denn trotz breiter Ankündigung bei Taxi Berlin und in den sozialen Medien erschien kaum ein Kollege. Schade eigentlich. Die Geschäftsführung hatte sich einige Mühe gegeben, den Taxifahrern etwas zu bieten. Es gab Kaffee und andere Getränke, Sandwiches und leckere Köfte-Bällchen in Tomatensoße. Exklusive Hotelführungen mit interessanten Hintergrundinformationen wären möglich gewesen und eine Tüte mit Geschenken wäre auch drin gewesen. Warum kommt da keiner? Keine Zeit für eine Kaffeepause? Kein Interesse an berufsspezifischer Heimatkunde? Schwellenangst? Das sind doch alles Vorbehalte, die man beim Berliner Taxifahrer gar nicht vermutet. Der gilt als weltoffen, neugierig und wenig schüchtern. Wenn das Management einlädt, kann man da ruhig hingehen, auch wenn das Hotel noch so fein ist. Wer Einladungen wiederholt nicht wahrnimmt, wird irgendwann nicht mehr eingeladen. Wollen wir das? Ich finde es nützlich, als Taxifahrer die Etablissements, zu denen ich die Leute fahre, ein wenig zu kennen. Wann hat man schon mal Gelegenheit, ein Hotelzimmer von innen zu sehen? Außerdem fördert jedes Gespräch zwischen Taxifahrern und Hotelmenschen das gegenseitige Verständnis. Für alle Nichtgekommenen: Unter den weltweit 2.500 Hotels der Kette ist das neue Hampton by Hilton mit 344 Betten eins der größten. Auf eine Sterne-Zertifizierung hat man bewusst verzichtet. Trotzdem ist der Standard beachtlich. Die Zimmer sind großzügig und geschmackvoll eingerichtet. Die Betten sind üppige 1,20 Meter breit. So was gilt woanders als Doppelbett. Fast alles, was sonst extra kostet, ist hier mit im Preis: Frühstück, WLAN, Computer-Arbeitsplätze, Fitnessraum. Es gibt eine Bar, aber kein À-la-carte Restaurant. Verhungern muss keiner. Der 24-Stunden-Service kann kleine Mahlzeiten zaubern. 40 Zimmer sind barrierefrei. Es gibt 24 Autostellplätze mit drei Tesla-Ladestationen. Die riesige Lobby war während meines kurzen Besuchs mit regem, sehr entspanntem Touristen-Leben erfüllt. Das Haus ist überaus familienfreundlich. Kinder und Jugendliche unter 18 (!) Jahren wohnen und frühstücken mit ihren Eltern umsonst mit. Die Übernachtung kostet ab 84,- Euro in Nebenzeiten, sonst eher 100, 119 Euro. Architektonisch fügt sich das große Haus in die Umgebung ein. Die schmalen Fenster der Nachbarhäuser werden hier durch teils durchsichtige Alu-Blenden simuliert. Das ist hübsch und praktisch. Sie lassen Licht rein und halten den Lärm draußen. Die Adresse ist Otto-Braun-Straße 69 (zwischen Mollstraße und Wadzeckstraße), 10787 Berlin (Mitte). wh TAXI OKTOBER/ 2017 33

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