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oho #3 - Das Magazin des Fürstentums Liechtenstein

Das neue Liechtenstein-Magazin nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise. In den Rubriken Kultur/Genuss, Natur/Freizeit, Wirtschaft/Bildung sowie Staat/Fürstenhaus gewähren wir Ihnen Einblick in die kleinen und grossen Geschichten des Mikrokosmos Liechtenstein. Der Themenschwerpunkt in dieser Ausgabe ist das Kulturleben im Fürstentum Liechtenstein.

Das neue Liechtenstein-Magazin nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise. In den Rubriken Kultur/Genuss, Natur/Freizeit, Wirtschaft/Bildung sowie
Staat/Fürstenhaus gewähren wir Ihnen Einblick in die kleinen und grossen Geschichten des Mikrokosmos Liechtenstein. Der Themenschwerpunkt in dieser Ausgabe ist das Kulturleben im Fürstentum Liechtenstein.

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«PFUI SPINNE?» Nein, dieser Ausdruck <strong>des</strong> Ekels würde Holger Frick<br />

niemals über die Lippen kommen. Während bei manchen die haarigen<br />

Achtbeiner Angst und Panik auslösen, üben sie auf den 36-jährigen Balzner<br />

eine geradezu magische Anziehungskraft aus. «Besonders spannend<br />

finde ich, dass Spinnen die Welt völlig anders erleben als wir. Während<br />

bei uns Menschen die Wahrnehmung hauptsächlich visuell abläuft, geschieht<br />

dies bei Spinnen über Vibrationen.» Als äusserst reizvoll empfindet<br />

er zudem, dass über Spinnen noch relativ wenig bekannt sei. Zwar<br />

würden in den Medien regelmässig die klassischen Horrorgeschichten<br />

aufgewärmt, die faszinierende Seite der Spinnen bleibe aber unerwähnt.<br />

«So gibt es Arten, bei denen die Männchen zur Paarungszeit vor den<br />

Weibchen tanzen. Andere ahmen den Duft weiblicher Nachtfalter nach,<br />

um die Männchen anzulocken und sie mit Lassos zu fangen. Wieder andere<br />

haben unglaublich geformte Köpfe, die an Elefantenschädel und<br />

Froschköpfe erinnern, Höcker, Stiele oder Hörner haben.» Diese Vielfalt<br />

beeindruckt ihn.<br />

Ein weiterer Aspekt seiner Leidenschaft für Spinnentiere sei der wissenschaftliche,<br />

erläutert Frick: «Es warten noch viele Arten auf ihre Entdeckung,<br />

die Stammesgeschichte der Spinnen ist sehr lang und zum Teil völlig<br />

unklar.» Holger Frick ging selbst schon als Entdecker in die Geschichte<br />

ein. 2009 erlangte er internationale Bekanntheit, als er auf der Alp Flix in<br />

Graubünden eine neue Spinnenart fand und sie auf den Namen «Zamonische<br />

Zwergspinne» taufte – benannt nach dem fiktiven Kontinent Zamonien<br />

aus den Romanen von Walter Moers. Wissenschaft dürfe eben auch eine<br />

unterhaltsame Seite haben, lacht Frick. 2012 beschrieb er dann in Italien<br />

eine weitere bisher unbekannte Zwergspinnenart (Diplocephalus guidoi)<br />

und benannte sie nach seinem inzwischen verstorbenen Grossvater, «<strong>des</strong>sen<br />

Faszination für die Natur auf mich abgefärbt hat».<br />

Bekannter Spinnenforscher und begeisterter Comicleser:<br />

Holger Frick aus Balzers in <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Bild: Jean-Jacques Ruchti<br />

Eine Spinne, die ausschliesslich in <strong>Liechtenstein</strong> lebt, wurde bisher nicht<br />

gefunden, mit 550 bis 600 Spinnenarten verfügt das kleine Fürstentum<br />

aber über eine immense Artenvielfalt. Der Grund dafür ist, dass in <strong>Liechtenstein</strong><br />

sehr viele verschiedene Höhenstufen auf kleinstem Raum zu finden<br />

sind und entsprechend viele verschiedene Habitate pro Höhenlage anzutreffen<br />

sind.<br />

Zu den grössten in <strong>Liechtenstein</strong> ansässigen Arten gehören die Wespenspinne,<br />

die Gartenkreuzspinne und die Gerandete Jagdspinne mit einer<br />

Körperlänge von rund 2 Zentimetern. Die kleinsten Exemplare<br />

sind mit freiem Auge hingegen kaum zu erkennen. So misst die<br />

Zwergspinne Glyphesis servulus nur 1 Millimeter Körperlänge. Gift<br />

produzieren übrigens alle heimischen Spinnen. «Aber nur wenige<br />

können die Haut eines Menschen durchdringen. Die Bisse sind in der<br />

Regel nicht gefährlicher als Wespenstiche», gibt Frick Entwarnung.<br />

Eine Welt ohne Spinnen kann sich der Biologe nicht vorstellen, auch wenn<br />

diese Vorstellung für jeden Phobiker paradiesisch klinge. «Ohne Spinnen<br />

sähe es bei uns ziemlich ungemütlich aus. Sie stehen in der Nahrungskette<br />

ebenso wie Wölfe oder Adler ganz oben und zählen in der nördlichen Hemisphäre<br />

zu den wichtigsten Raubtieren überhaupt.» So fressen allein die<br />

Spinnen in <strong>Liechtenstein</strong> Tausende Tonnen Insekten pro Jahr. «<strong>Das</strong> ergäbe<br />

eine 10 bis 20 Zentimeter dicke Schicht», rechnet Frick vor. Auch keine<br />

schöne Vorstellung. Selbst für Arachnophobiker nicht.<br />

Gelbe Spinne<br />

Vierfleck Kreuzspinne<br />

Wespenspinne<br />

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