Links Rechts - Ev. Stephanus Kirchengemeinde Borchen
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Aufbruch mit Hindernissen …<br />
Vor über 15 Jahren: Wir hatten uns<br />
entschieden aufzubrechen. Ich<br />
war auf die Pfarrstelle in <strong>Borchen</strong><br />
gewählt worden. Im November zogen wir<br />
mit drei kleinen Kindern um. Das Haus<br />
war noch nicht fertig; es war ein einziges<br />
Chaos. Am Sonntag nach dem Umzug<br />
mussten wir noch einmal zurück in unsere<br />
alte Gemeinde im Ruhrgebiet: Abschied<br />
feiern. Es war ein bewegender Tag. So<br />
viele liebe Menschen haben wir hinter<br />
uns gelassen! Es zerriss mir fast das Herz.<br />
„Warum machen wir das eigentlich?“ Ein<br />
paar Mal schoss mir dieser Gedanke an<br />
jenem Tag durch den Kopf. Vom<br />
fröhlichen Mut zum Aufbruch keine Spur.<br />
Weil wir noch ein paar Dinge aus unserem<br />
alten Haus mitnehmen wollten, lieh<br />
mein Vater uns sein Auto. Nach dem Fest<br />
lud mein Mann die Sachen in unser Auto;<br />
in das andere lud ich unsere Kinder und<br />
die vielen Geschenke, die wir an diesem<br />
Abschiedstag bekommen hatten. Das<br />
Auto war randvoll!<br />
Im Autobahnkreuz Wünnenberg-Haaren<br />
passierte es. Vaters Auto blieb stehen.<br />
Mein Mann war schon vor gefahren.<br />
Handys hatten wir noch nicht. So machte<br />
ich die Warnblinkanlage an und hielt<br />
an dem düsteren Novemberabend den<br />
Daumen raus. Ein Auto nach dem anderen<br />
fuhr vorbei. Ich konnte es verstehen.<br />
Niemand wollte bei diesem Wetter aufgehalten<br />
werden. Unsere Kinder schauten<br />
derweil angstvoll aus dem Fenster. Ich<br />
versuchte sie zu beruhigen. Innerlich aber<br />
dachte ich: „Passt irgendwie! Eigentlich<br />
18<br />
Angedacht<br />
<strong>Links</strong><br />
wollte ich doch gar nicht weg aus dem<br />
Ruhrgebiet. Das hier bringt es noch mal<br />
zum Ausdruck..“<br />
Nach einer halben Ewigkeit hielt ein<br />
VW-Käfer. Der dunkelhaarige junge Mann<br />
stieg aus und schaute in unser Auto.<br />
Unsere Kinder rissen die Augen auf. „Wo<br />
kommt ihr denn her?“ Der junge Mann<br />
mit türkischem Akzent lachte: „Alles voller<br />
Kinder und Blumensträuße …“ Ich berichtete<br />
kurz. „Na, dann wollen wir mal“, sagte<br />
mein Helfer in der Not. „Ich bringe euch<br />
am besten nach Hause; dann können erst<br />
einmal die Kinder ins Bett und Sie können<br />
dann einen Abschleppwagen bestellen.“<br />
Die Idee war gut. Wir quetschten die<br />
Kinder in den Käfer, ihre Kuscheltiere und<br />
Taschen nahmen sie auf den Schoß. Bis<br />
vor die Tür brachte uns der junge Mann.<br />
Ich war ihm so dankbar und erzählte ihm<br />
die Geschichte vom barmherzigen Samariter.<br />
Der war schließlich auch ein Fremder<br />
gewesen. „Eine schöne Geschichte“, sagte<br />
der Mann, „aber es war ganz selbstverständlich,<br />
dass ich Ihnen geholfen habe.“<br />
Ich werde den Fremden von damals<br />
nicht vergessen. Er hat mehr für uns getan<br />
als uns mit seinem Auto zu transportieren.<br />
Er hat mir das Vertrauen zurückgegeben,<br />
dass ich immer und überall Menschen<br />
finde werde, die uns im Aufbruch helfen.<br />
Gott hat seine Finger überall im Spiel!<br />
Solches Vertrauen in Ihren Aufbrüchen<br />
wünsche ich Ihnen!<br />
Christel Weber