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Haus der offenen Tür Stephanus-Haus Borchen Mühlenweg 1 ...

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<strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>offenen</strong> Tür<br />

<strong>Stephanus</strong>-<strong>Haus</strong> <strong>Borchen</strong><br />

Mühlenweg 1<br />

33178 <strong>Borchen</strong><br />

Tel.: 05251-388163<br />

mail@hot-borchen.de<br />

www.hot-borchen.de<br />

1


Konzeption für das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>offenen</strong> Tür<br />

im <strong>Stephanus</strong>-<strong>Haus</strong> <strong>Borchen</strong><br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

1. Wer sind wir?<br />

2. Was wollen wir?<br />

3. Welche Voraussetzungen haben wir?<br />

4. Wo leben und arbeiten wir?<br />

5. Was steht an?<br />

6. Was leisten wir für wen?<br />

6.1. Die offene Treffpunktarbeit<br />

6.2. Einzelfallhilfe und Beratung<br />

6.3. Kursprogramm<br />

6.4. Gruppenarbeit<br />

6.5. Projektarbeit<br />

6.6. Freizeiten<br />

6.7. Betreuung<br />

6.8. Ferienprogramm<br />

6.9. Zusammenwirken von Jugendarbeit und Schule<br />

6.10. Schulung und Begleitung von Ehrenamtlichen<br />

6.11. Arbeit mit Praktikanten<br />

7. Mit wem arbeiten wir zusammen?<br />

8. Wie stellen wir uns in <strong>der</strong> Öffentlichkeit dar?<br />

9. Wie überprüfen wir unsere Arbeit?<br />

10. Wie geht es weiter?<br />

2


1. Wer sind wir?<br />

Verortung<br />

Das <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>offenen</strong> Tür (nachfolgend HOT genannt) im <strong>Stephanus</strong>-<br />

<strong>Haus</strong> <strong>Borchen</strong> ist eine evangelische Einrichtung <strong>der</strong> <strong>offenen</strong> Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendarbeit.<br />

Als Träger fungiert die Ev.-Luth. <strong>Stephanus</strong>-Kirchengemeinde <strong>Borchen</strong>,<br />

die nach § 75 (3) KJHG (Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfegesetz) zu den<br />

anerkannten Trägern <strong>der</strong> freien Jugendhilfe gehört.<br />

Das HOT besteht seit 1976. In 1977 wurde diese Einrichtung vom<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Modellprojekt <strong>der</strong> <strong>offenen</strong><br />

Arbeit anerkannt und seit dieser Zeit vom Land NRW geför<strong>der</strong>t. Im<br />

November 1977 kam es zur Anstellung <strong>der</strong> ersten hauptamtlichen<br />

Fachkraft. Seit 1980 bis heute verfügt das HOT über drei Vollzeitstellen<br />

für sozialpädagogische Fachkräfte.<br />

In <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Borchen</strong> war und ist das HOT die einzige offene<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendfreizeitstätte, die von Fachkräften professionell<br />

geführt und unterhalten wird.<br />

2. Was wollen wir?<br />

Leitlinien, Selbstverständnis und Wirkungsziele<br />

Wir verstehen das HOT als Freizeit-, Begegnungs- und Bildungszentrum<br />

für Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 6 bis 27<br />

Jahren. Unsere Arbeit orientiert sich an den Handlungsmaximen des<br />

KJHG (siehe §§ 1und 11 SGB VIII) und des neuen Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendför<strong>der</strong>ungsgesetzes NRW (3. AG-KJHG - KJFÖG). Unsere<br />

Bemühungen sind darauf ausgerichtet mit dazu beizutragen, positive<br />

Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien zu schaffen.<br />

Unser pädagogisches Wirken begreifen wir als integralen Bestandteil<br />

des kirchlichen Dienstes, <strong>der</strong> kirchengemeindlichen Arbeit und <strong>der</strong><br />

evangelischen Jugendarbeit. Dabei stellt die Präambel unserer<br />

Arbeitsverträge eine zentrale Richtschnur dar: „Der kirchliche Dienst ist<br />

durch den Auftrag <strong>der</strong> Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat<br />

bestimmt.“<br />

Folgende Leitlinien / Wirkungsziele bestimmen unser pädagogisches<br />

Handeln:<br />

Offen sein für alle, unabhängig von sozialer Lage, Konfession,<br />

Geschlecht und kultureller Herkunft.<br />

Die Interessen, Bedürfnisse, Fragen und Probleme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche stehen im Mittelpunkt.<br />

3


Die Stabilisierung <strong>der</strong> Persönlichkeit, die <strong>der</strong> Ich-Stärkung dient<br />

und Selbständigkeit, eigenverantwortliche Lebensplanung und<br />

geschlechtsspezifische Identität för<strong>der</strong>t.<br />

Die Einbindung in soziale Gruppen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftsfähigkeit und Integration.<br />

Die Entwicklung persönlicher, sozialer und auch wirtschaftlicher<br />

Perspektiven, die Sinngebung und Orientierung ermöglicht. Offene<br />

Arbeit bietet Zeit und Raum, sich mit Fragen <strong>der</strong><br />

Lebensbewältigung zu befassen.<br />

Die anregende Gestaltung von Freizeit und freier Zeit.<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Realität, die Konflikte verarbeiten<br />

und den Horizont erweitern hilft.<br />

Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Partizipation im Innenbereich (HOT) und<br />

sozialen Umfeld, um Ausgrenzungs- und<br />

Destabilisierungsprozessen entgegenzuwirken und das<br />

Bewusstsein für gesellschaftliche Mitverantwortung und soziales<br />

Engagement zu schärfen.<br />

Partnerschaft und Parteinahme: Entwicklung einer<br />

partnerschaftlichen Beziehungskultur und Übernahme einer<br />

öffentlichen Anwaltsfunktion für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche.<br />

Mit <strong>der</strong> <strong>offenen</strong> Arbeit bezeugt unsere Kirche ihre diakonische<br />

Verantwortung, junge Menschen in dem schwierigen Prozess ihrer<br />

Lebensbewältigung aufzusuchen, partnerschaftlich zu begleiten und zu<br />

stärken. Für uns ist die offene Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit ein Zeugnis von<br />

<strong>der</strong> Wahrheit des Evangeliums. Sie wird sichtbar im Respekt vor <strong>der</strong><br />

Würde des Menschen und im Öffnen von Türen, Herzen und Händen.<br />

Als pädagogisch Handelnde und Christen bemühen wir uns um<br />

Authentizität, denn Glauben und Leben, Reden und Handeln stellen für<br />

uns eine Einheit dar.<br />

Der mit unserem kirchlichen Dienst verbundene Auftrag äußert sich in<br />

folgenden Essentials o<strong>der</strong> Wesensmerkmalen:<br />

Offene Arbeit verkündet die Liebe Gottes, indem sie jungen<br />

Menschen hilft, zu einem für sie sinnvollen und lebenswerten<br />

Leben zu finden.<br />

Offene Arbeit verkündet die befreiende Liebe Gottes, indem sie<br />

junge Menschen befähigt, ungerechte persönliche und<br />

gesellschaftliche Zwänge beim Namen zu nennen und sie nach<br />

Möglichkeit zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Offene Arbeit verkündet die persönliche Zuwendung Gottes, indem<br />

sie sich als persönliche Hilfe für den Einzelnen versteht. Von daher<br />

sind Seelsorge, Beratung und Hilfen zur Lebensbewältigung ihre<br />

Inhalte.<br />

4


Offene Arbeit verkündet die Solidarität Gottes mit den Armen, den<br />

Zöllnern und Sün<strong>der</strong>n, indem sie Partei ergreift für Schwache,<br />

Hilflose und Sprachlose und sie zur Artikulierung, Organisierung<br />

und Solidarisierung ihrer Bedürfnisse und Interessen ermutigt.<br />

3. Welche Voraussetzungen haben wir?<br />

Personelle, sachliche, finanzielle und sonstige<br />

Rahmenbedingungen und Strukturen<br />

Über einen Zeitraum von 30 Jahren haben sich Betriebs- und<br />

Organisationsstrukturen herausgebildet, die in quantitativer und<br />

qualitativer Hinsicht einen hohen fachlichen Standard ausweisen und<br />

professionelles Handeln ermöglichen.<br />

Personal<br />

Auf 3 Vollzeitstellen sind 4 hauptamtliche Fachkräfte im Pädagogenteam<br />

tätig. Ihre Qualifikationen reichen von Diplom-Sozialarbeiterin über<br />

Diplom-Sozialpädagogin bis zu Diplom-Pädagogen. Die Stelleninhaber<br />

verfügen somit über Fachhochschul- und Universitätsabschlüsse. Drei<br />

Mitarbeiter haben zusätzlich die kirchliche Aufbauausbildung zum<br />

Gemeindepädagogen absolviert. Weiterhin hat eine Mitarbeiterin die<br />

Ausbildung zur Telefonseelsorgerin abgeschlossen.<br />

Die Hauptamtlichen werden unterstützt durch ein Honorarkräfteteam von<br />

zurzeit 8 Personen.<br />

Im technischen Bereich sind 2 Reinigungskräfte mit 24 Stunden und 1<br />

haustechnischer Dienst mit 19,25 Stunden im Einsatz.<br />

Zudem engagiert sich ein Team von Ehrenamtlichen, das zurzeit aus 30<br />

jungen Menschen im Alter von 14-25 Jahren besteht.<br />

Raumprogramm<br />

Das HOT befindet sich im Kellergeschoss des <strong>Stephanus</strong>-<strong>Haus</strong>es, in<br />

dem noch ein Gemeindezentrum und ein Tagungs- und Freizeitbetrieb<br />

untergebracht sind.<br />

Zum HOT gehören das Jugendcafé, 2 Spiel- und Aktionsräume, 2<br />

Werkräume, 2 Gruppenräume, 1 Materialraum, 1 Kegelbahn mit<br />

Vorraum, 2 Büros und 2 WC-Anlagen. Für bestimmte Veranstaltungen<br />

werden gelegentlich auch Räume und die Säle des Gemeindezentrums<br />

im Erdgeschoss belegt.<br />

Bis auf eine kleine Wiese an <strong>der</strong> gegenüber dem <strong>Haus</strong> gelegenen Kirche<br />

gibt es keine nennenswerte Außenfläche. Dafür können wir aber den<br />

Sportplatz Hessenberg, <strong>der</strong> in unmittelbarer Nähe liegt, unter Berücksichtigung<br />

des Trainings- und Spielbetriebes des SC <strong>Borchen</strong> mit<br />

nutzen.<br />

5


Finanzielle Ausstattung<br />

Die jährlichen Betriebskosten (Personal- und Sachkosten) werden mit<br />

öffentlichen und kirchlichen Mitteln sowie mit erwirtschaften Einnahmen<br />

finanziert. Mit den Zuschüssen des Landes NRW und des Kreises<br />

Pa<strong>der</strong>born werden nur die Fachkräfte geför<strong>der</strong>t (fachkraftbezogene<br />

För<strong>der</strong>pauschalen). Die nach Abzug <strong>der</strong> Landes- und Kreismittel und<br />

sonstigen Einnahmen verbleibenden Kosten werden von <strong>der</strong> Kommune<br />

<strong>Borchen</strong> und <strong>der</strong> Evangelischen Kirchengemeinde zu jeweils 50 % getragen.<br />

Diese Finanzierungsabsprache zwischen Kommune und Kirche<br />

wurde von 1980 bis 2005 praktiziert. Ab 2006 beteiligt sich die Kommune<br />

<strong>Borchen</strong> mit einem jährlichen Festzuschuss an den Betriebskosten.<br />

Die prozentualen Finanzierungsanteile ergeben auf <strong>der</strong> Grundlage des<br />

Verwendungsnachweises für 2005 folgendes Bild:<br />

Kreis Pa<strong>der</strong>born 26,71 %<br />

Kommune <strong>Borchen</strong> 26,65 %<br />

Evang. Kirchengemeinde 26,65 % (Trägeranteil)<br />

Land NRW 9,98 %<br />

Sonstige Einnahmen 10,01 %.<br />

Die zukünftige Finanzierung <strong>der</strong> HOT-Betriebskosten bereitet uns große<br />

Probleme.<br />

o Das Land NRW hat sich in den letzten Jahren immer mehr aus <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung zurückgezogen, von 37,8 % (1998) auf 9,98 % (2005),<br />

bezogen auf die jährlichen Betriebskosten.<br />

o Das seit Anfang 2005 gültige Kin<strong>der</strong>- und Jugendför<strong>der</strong>ungsgesetz<br />

in NRW sieht keine Struktur- bzw. Grundför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>offenen</strong><br />

Arbeit vor. Es favorisiert die befristete Projektför<strong>der</strong>ung. Das im<br />

KJFÖG-NRW für den Kin<strong>der</strong>- und Jugendför<strong>der</strong>plan ausgewiesene<br />

jährliche Finanzvolumen von 96 Mio. € wurde von <strong>der</strong> jetzigen<br />

Landesregierung auf 75 Mio. € bis 2010 reduziert.<br />

o Die kommunalen <strong>Haus</strong>halte befinden sich seit einiger Zeit in <strong>der</strong><br />

Krise. So hat <strong>der</strong> Kreis Pa<strong>der</strong>born seinen Zuschuss in den letzten<br />

zwei Jahren um jeweils 10 % kürzen müssen.<br />

o Die Evangelische Kirche ist mit einer tief greifenden Finanzproblematik<br />

konfrontiert (Rückgang <strong>der</strong> Kirchensteuereinnahmen und<br />

öffentlichen Zuwendungen). So haben die Ev. Jugendzentren im<br />

Kirchenkreis Pa<strong>der</strong>born für 2006 einen Sparbeitrag von 40000 €<br />

umzusetzen; davon muss unsere Einrichtung allein schon 17000 €<br />

aufbringen.<br />

Öffnungszeiten<br />

Die wöchentliche Öffnungszeit beträgt 35 Stunden und verteilt sich auf 5<br />

Tage:<br />

6


Montag von 13.00-19.00 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 13.00-20.00<br />

Uhr und Freitag von 14.00-22.00 Uhr.<br />

Zusätzliche Öffnungszeiten bieten wir in den Ferien für die<br />

Vormittagsbetreuung, an einigen Vormittagen für das Frühstückskino<br />

und gelegentlich an Wochenenden für beson<strong>der</strong>e Aktionen und<br />

Veranstaltungen an.<br />

Organisationsformen und Kommunikationsebenen<br />

Reflexion, Bewertung und Fortschreibung des Programms, Informationsund<br />

Erfahrungsaustausch, Beratung und Begleitung <strong>der</strong> Jugendhilfe und<br />

Jugendarbeit im öffentlichen und kirchlichen Raum sowie<br />

jugendpolitische Interessenvertretung sind die zentralen Inhalte <strong>der</strong><br />

Kommunikations- und Organisationsstrukturen, in denen wir uns seit<br />

Jahren bewegen.<br />

Im Binnenbereich zählen dazu<br />

• regelmäßige Dienstbesprechungen, Teamsitzungen und Klausuren<br />

• die Einbindung in die Gesamtbelegschaft des <strong>Stephanus</strong>-<strong>Haus</strong>es<br />

• die beratende Mitarbeit im Presbyterium unserer Kirchengemeinde<br />

• das HOT-Kuratorium, das sich als unsere Arbeit begleitendes<br />

Gremium 1984 konstituierte und die Verbindung zur Kommune<br />

<strong>Borchen</strong> institutionalisierte.<br />

Im Außenbereich agieren wir durch (beratende) Mitgliedschaft und<br />

Mitarbeit vor allem in folgenden Wirkungszusammenhängen:<br />

• Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Häuser <strong>der</strong> <strong>offenen</strong> Tür in Stadt und Kreis<br />

Pa<strong>der</strong>born (HOT-AG)<br />

• Arbeitskreis <strong>der</strong> evangelischen Jugendzentren im Kirchenkreis<br />

Pa<strong>der</strong>born<br />

• Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft Offene Türen NRW<br />

(ELAGOT)<br />

• Regionaler und Synodaler Jugendausschuss des Kirchenkreises<br />

Pa<strong>der</strong>born<br />

• Schul-, Kultur- und Jugend- und Sportausschuss des<br />

Gemein<strong>der</strong>ates <strong>Borchen</strong> (seit 1990)<br />

• Jugendhilfeausschuss des Kreises Pa<strong>der</strong>born (seit 1989<br />

Vertretung <strong>der</strong> HOT-AG).<br />

4. Wo leben und arbeiten wir?<br />

Der Sozialraum <strong>Borchen</strong> – örtliche Strukturen,<br />

Entwicklungen und Problemanzeigen<br />

Unsere Arbeit nimmt den Sozialraum, die Lebenswelt von Kin<strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen in den Blick. Dabei betrachten wir ihre Entwicklungsbedingungen<br />

und setzen uns mit den Entwicklungshemmnissen und -chancen<br />

für ihr Aufwachsen auseinan<strong>der</strong>.<br />

7


Die Sozialraumorientierung verhilft zu einer ganzheitlichen Sichtweise,<br />

die ein Mehr an Verständniszugängen för<strong>der</strong>t, Beziehungen,<br />

Gesellungsformen und Verhaltensweisen in ihrer Ursache-Wirkung-<br />

Relation zutreffen<strong>der</strong> beleuchtet und Ansatzpunkte für Interaktion und<br />

Prävention (Programmdiversifikation, Hilfen, Innovationen) bietet.<br />

Die nachstehende Beschreibung unseres Gemeinwesens erhebt keinen<br />

Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist skizzenhaft angelegt und markiert<br />

einige Indikatoren und Entwicklungslinien, die die Lebenslage in <strong>der</strong><br />

Gemeinde <strong>Borchen</strong> bestimmen und beeinflussen.<br />

<strong>Borchen</strong> ist trotz seiner Nähe zur Kreisstadt und expansiven Mittelstadt<br />

Pa<strong>der</strong>born (von Nordborchen 5 km entfernt) noch stark ländlich strukturiert.<br />

Der dörfliche Charakter und <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong> bäuerlichen Landwirtschaft<br />

(157 Voll- und Nebenerwerbsbetriebe in 2001) auf das Dorfbild<br />

sind in allen fünf Ortsteilen nicht zu übersehen.<br />

Seit 1975 (kommunale Gebietsreform) stieg die Einwohnerzahl kontinuierlich<br />

an, von 9.089 auf heute 13.303 mit Hauptwohnsitz in <strong>Borchen</strong><br />

(Stand: Dezember 2004). Die Siedlungsschwerpunkte liegen in Nordund<br />

Kirchborchen. Hier wohnen mit 7.971 Einwohnern knapp 60 % <strong>der</strong><br />

Bevölkerung (Etteln: 1.945 Einwohner, Alfen: 1.940 EW, Dörenhagen:<br />

1.452 EW). Die Bevölkerungsentwicklung ist auf eine intensive Wohnbaulandpolitik<br />

<strong>der</strong> Gemeinde zurückzuführen. So entstanden im letzten<br />

Jahrzehnt zahlreiche Neubaugebiete um die alten Ortskerne herum.<br />

Hinzu kommt, dass das nahe gelegene Pa<strong>der</strong>born als Arbeits- und<br />

Wirtschaftsstandort (Fachhochschule, Universität, EDV-Betriebe, Sitz<br />

großer öffentlicher Verwaltungen, etc.) für die Entscheidung, in <strong>Borchen</strong><br />

zu bauen und ansässig zu werden, von erheblicher Bedeutung ist.<br />

<strong>Borchen</strong> selbst bietet nur relativ wenige Arbeitsplätze (1.574 in 1999)<br />

und weist ein negatives Pendlersaldo auf. So waren in 1999 von den<br />

4.278 Arbeitnehmern (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte), die in<br />

<strong>Borchen</strong> lebten, nur 666 (15,57 %) auch in <strong>Borchen</strong> beschäftigt. 3.612<br />

(84,43 %) waren Auspendler. An Einpendlern verzeichnete <strong>Borchen</strong> 908<br />

Arbeitnehmer. Das Pendlersaldo lag somit bei – 2.704.<br />

Bei den in <strong>Borchen</strong> vorhandenen Arbeitsplätzen rangiert <strong>der</strong> Dienstleistungssektor<br />

(31 %) an erster Stelle, gefolgt vom verarbeitenden<br />

Gewerbe (21 %), Baugewerbe (19,5 %) und Handel (13,5 %).<br />

In jedem Ortsteil gibt es eine Grundschule. Im Schuljahr 2005/2006<br />

besuchten insgesamt 693 Kin<strong>der</strong> die fünf Grundschulen. Neben dem<br />

Betreuungsangebot am Vormittag (Schule von acht bis eins) an 4<br />

Grundschulen praktizieren die beiden Grundschulen in Nord- und<br />

Kirchborchen auch eine Nachmittagsbetreuung (bis 16.00 bzw. 16.30<br />

Uhr) im Rahmen des 13-plus-P-Programms.<br />

8


Die Altenauschule als Verbundschule im Sekundarbereich I (ab 7.<br />

Klasse die Bildungsgänge „Sekundarstufe 1“ und „Fachoberschulreife“)<br />

mit 459 Schülern (2005/2006) ist neben <strong>der</strong> anthroposophisch<br />

ausgerichteten Rudolf-Steiner-Schule (Waldorf-Gesamtschule) die<br />

einzige weiterführende Schule am Ort. Viele Jugendlichen aus <strong>Borchen</strong><br />

besuchen Realschulen und Gymnasien in Pa<strong>der</strong>born.<br />

<strong>Borchen</strong> ist durch ein vielfältiges Vereinsleben gekennzeichnet. In den<br />

12 Sportvereinen mit rund 4.200 Mitglie<strong>der</strong>n sind 1.300 Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche bis 18 Jahre aktiv. Rund 2.000 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche bis<br />

18 Jahre gehören ca. 60 Vereinen an, die in den Bereichen Kultur, Musik<br />

und Freizeit Jugendarbeit leisten. Verbandliche Jugendarbeit bieten auch<br />

die Katholische und Evangelische Kirche. (Zahlen aus Agenda-Vorlage<br />

2001)<br />

Die Altersstruktur zum Stichtag 31.12.2004 zeigt folgendes Bild (Zahlen<br />

in Klammern - Stichtag 30.09.2001):<br />

Die Gesamtgruppe <strong>der</strong> 0-21-Jährigen / Jahrgänge 2004-1983 (2001-<br />

1980) lag bei 3.778 Einwohnern (3.757) und machte einen Anteil von<br />

28,39 % (28,95 %) an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung von 13.303 (12.974) aus.<br />

Die Altersstufen in differenzierter Darstellung:<br />

0-2 Jahre / 2004-2002 (2001-1999): 438 (458)<br />

3-5 Jahre / 2001-1999 (1998-1996): 474 (536)<br />

6-9 Jahre / 1998-1995 (1995-1992): 731 (684)<br />

10-14 Jahre / 1994-1990 (1991-1987): 887 (887)<br />

15-17 Jahre / 1989-1987 (1986-1984): 550 (524)<br />

18-21 Jahre / 1986-1983 (1983-1980): 698 (668)<br />

22-25 Jahre / 1982-1979: 598<br />

22-29 Jahre / 1982-1975 (1979-1972): 1.174 (1.221)<br />

Tendenziell haben wir es mit einer rückläufigen Geburtenentwicklung zu<br />

tun, wenn man die Gruppe <strong>der</strong> 0-5-Jährigen betrachtet. In <strong>der</strong> Altersgruppe<br />

<strong>der</strong> 6-21-Jährigen, die auch die überwiegende Mehrheit unserer<br />

Besucher ausmachen, zeigt sich eine recht stabile Entwicklung mit einer<br />

leicht positiven Tendenz.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> 0-2-Jährigen mit den 3-5-Jährigen (Kin<strong>der</strong>gartenjahrgänge)<br />

verdeutlicht die rückläufige Geburtenentwicklung, allerdings<br />

in einem gemäßigten Tempo und verlangsamt durch die Ausweisung von<br />

Neubaugebieten:<br />

September 2001: - 78 Kin<strong>der</strong> / 14,55 %<br />

Dezember 2002: - 50 Kin<strong>der</strong> / 10,00 %<br />

Dezember 2004: - 36 Kin<strong>der</strong> / 7,59 %<br />

9


Mittelfristig werden wir uns auf geburtenschwächere Jahrgänge<br />

einstellen müssen, da auch unsere Gemeinde Wachstumsgrenzen<br />

unterworfen ist. Zudem führte die zweijährige Diskussion (2002-2003)<br />

<strong>der</strong> Gemeindeentwicklungsziele 2010 - Lokale Agenda 21 u.a. zu <strong>der</strong><br />

einvernehmlichen Option bzw. Zielsetzung, die Gesamteinwohnerzahl in<br />

den nächsten zehn Jahren nicht über 14.000 anwachsen zu lassen.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> großen Familien mit drei und mehr Kin<strong>der</strong>n lag Anfang<br />

2003 mit 387 von insgesamt 2417 Familienverbänden bei 16,01 %, eine<br />

Quote, die dem Durchschnitt des Kreises Pa<strong>der</strong>born entspricht. Von den<br />

70 ausländischen Familien fielen 13 in die Kategorie „drei und mehr<br />

Kin<strong>der</strong>“.<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> allein Erziehenden nimmt auch in <strong>Borchen</strong> zu. Anfang<br />

2003 wurden 263 allein Erziehende gezählt (10,9 % <strong>der</strong><br />

Familienverbände).<br />

Zum Stichtag 31.12.2002 lebten 368 Personen mit einer fremden<br />

Staatsbürgerschaft (2,8 %) und 847 Personen mit doppelter<br />

Staatsbürgerschaft (6,4 %) in <strong>Borchen</strong> (Gesamteinwohnerzahl: 13.156).<br />

Ende 2004 waren von den insgesamt 4.376 Einwohnern im Alter von 0-<br />

25 Jahren 111 Auslän<strong>der</strong> (2,54 % dieser Altergruppe). Dieser geringe<br />

Anteil spiegelt sich auch in unserer Besucherstruktur wie<strong>der</strong>.<br />

Am 31.12.2004 waren 64 Personen im Alter von 15-24 Jahren bei <strong>der</strong><br />

Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet, 6 15-19-Jährige und 58 20-24-<br />

Jährige. Ende 2002 gehörten 78 Personen dieser Altergruppe zu den<br />

offiziell erfassten Arbeitslosen. Auch unsere Erfahrungen aus vielen<br />

Beratungsgesprächen belegen, dass die Suche nach Ausbildungsplätzen<br />

sich heute zunehmend schwieriger gestaltet.<br />

79 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche (0-17 Jahre) lebten Anfang 2003 von <strong>der</strong><br />

Sozialhilfe, das entspricht 2,6 % dieser Altersgruppe (insgesamt 3.032).<br />

Die Auswirkungen des ab 2005 geltenden „Arbeitslosengeldes II“<br />

(Zusammenführung <strong>der</strong> Sozialhilfe mit <strong>der</strong> Arbeitslosenhilfe) können<br />

zurzeit noch nicht zahlenmäßig dargestellt werden.<br />

Die Statistik <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfe des Kreises Pa<strong>der</strong>born gibt<br />

Aufschluss über das Ausmaß <strong>der</strong> Jugendkriminalität bei den 14-20-<br />

Jährigen. In 2004 traten 53 Jugendliche aus <strong>Borchen</strong> (4,46 % <strong>der</strong> Altersgruppe)<br />

strafrechtlich in Erscheinung, in 2005 sind 41 (3,4 %) straffällig<br />

geworden. Die Kriminalitätsquote in <strong>Borchen</strong> liegt seit 2000 deutlich<br />

unter <strong>der</strong> Durchschnittsquote des Kreises Pa<strong>der</strong>born (2005: 6,1 %).<br />

10


5. Was steht an?<br />

Wahrnehmungen, Beobachtungen und<br />

Bedarfsanzeigen aus pädagogischer Sicht<br />

Unsere Gesellschaft ist seit einiger Zeit einem tief greifenden Strukturund<br />

Wertewandel unterzogen. Traditionelle Milieus und Primärbeziehungen<br />

(Familie, etc.) zeigen Auflösungserscheinungen. Gescheiterte<br />

Beziehungen (Trennungen, Scheidungen) nehmen auffällig zu mit in <strong>der</strong><br />

Regel negativen Auswirkungen auf den Nachwuchs. Die herkömmlichen<br />

Sinnstiftungsagenturen, wie zum Beispiel die beiden großen Kirchen,<br />

haben bei vielen Menschen ihre Überzeugungskraft verloren, sie erreichen<br />

sie nicht mehr.<br />

Die Arbeitswelt präsentiert sich als unbekannte Größe im Blick auf ein<br />

gesichertes Einkommen. Die Gleichung Berufsqualifikation = fester<br />

Arbeitsplatz geht immer weniger auf. „Lebenslanges Lernen“ ist angesagt.<br />

Die hohe Arbeitslosigkeit – und das schon seit Jahren -, die Zunahme<br />

von Minijobs, befristeten Arbeitsgelegenheiten und Aushilfen bei<br />

gleichzeitigem Lohndumping sprechen eine deutliche Sprache. Die<br />

Neigung von Unternehmen, in Deutschland zu investieren und neue,<br />

qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen, scheint spürbar gebremst zu sein.<br />

Dagegen gewinnen die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland<br />

und <strong>der</strong> Import billiger Arbeitskräfte die Oberhand, eine Marschrichtung,<br />

die für große Teile <strong>der</strong> Wirtschaft zum dominierenden Handlungsmotiv<br />

geworden ist.<br />

Die Mediatisierung und Computerisierung unserer Lebenswelt schreiten<br />

unaufhaltsam voran und ersetzen häufig die direkte Kommunikation. Sie<br />

erobern zusehends unseren Alltag und beeinflussen unseren Lebensstil.<br />

Das, was früher durch Tradition und Erfahrung Wert und Gültigkeit<br />

besaß und den Menschen Orientierung gab, verblasst heute immer<br />

mehr. Pluralisierung und Individualisierung haben in unser Leben Einzug<br />

gehalten. Die von den Medien unterstützte Botschaft „Es ist (fast) alles<br />

möglich. Du hast nur für dich zu sorgen, alles an<strong>der</strong>e ist zweitrangig.“ ist<br />

zur herrschenden Lebensphilosophie geworden.<br />

Allerdings scheitern viele Menschen bei <strong>der</strong> Umsetzung dieser Botschaft.<br />

Ihr berechtigter Wunsch nach Sicherheit, Zufriedenheit und Glück geht<br />

nicht in Erfüllung. Dagegen stehen die oben genannten Rahmenbedingungen<br />

und Entwicklungen.<br />

Auch unsere Landgemeinde ist von diesem radikalen Struktur-, Einstellungs-<br />

und Verhaltenswandel betroffen. Sie ist ja Teil dieser Welt.<br />

Die Auswirkungen auf Kin<strong>der</strong>, Jugendliche, junge Erwachsene und ihre<br />

Familien stellen sich unterschiedlich dar.<br />

11


Wir beobachten den Verlust an Orientierungen und Werte vermittelnden<br />

Personen und Institutionen. Die offensichtliche Unsicherheit, sein<br />

eigenes Leben zu planen, ihm Sinn zu geben und erreichbare Ziele zu<br />

setzen, die einhergeht mit Erfahrungen des Versagens, verstärkt die<br />

intensive Suche nach Anerkennung, Geborgenheit und überzeugenden<br />

Lebensentwürfen.<br />

Jugendliche wünschen sich glaubwürdige Gesprächspartner, Wegbegleiter<br />

und Unterstützer. Sie organisieren sich in Cliquen bzw. Gruppen von<br />

Gleichaltrigen mit gleichen Interessen, um u.a. auch das zu finden, was<br />

ihnen Elternhaus, Schule und Betrieb vorenthalten: aufmerksame<br />

Zuwendung, Zuspruch und Orientierung.<br />

Wir beobachten Verhaltensauffälligkeiten (z.B. ADS), Sprachdefizite und<br />

die Abnahme sozialer Kompetenzen. Wir beobachten die zunehmende<br />

Neigung von Eltern, ihre Erziehungsaufgaben an<strong>der</strong>en Menschen und<br />

Institutionen zu übertragen.<br />

Dafür gibt es verschiedene Gründe, zum Beispiel<br />

o das Gefühl, überfor<strong>der</strong>t zu sein, das eigene Kind angemessen zu<br />

erziehen und eine ausgewogene Balance zwischen Regeln und<br />

Freiheit zu halten,<br />

o <strong>der</strong> Stress bzw. die enorme Belastung vor allem für allein<br />

Erziehende und berufstätige Eltern als Doppelverdiener, <strong>Haus</strong>halt,<br />

Familie und Beruf in einen harmonischen Einklang zu bringen,<br />

o Gleichgültigkeit o<strong>der</strong> fehlende Anteilnahme,<br />

o die Einstellung, Kin<strong>der</strong> eher als Störfaktor denn als Bereicherung<br />

anzusehen, Gespräche und Konfliktregulierung als lästig zu<br />

empfinden,<br />

o das bittere Eingeständnis, selbst nicht zu wissen, wo <strong>der</strong> Sinn des<br />

Lebens liegt.<br />

Wir beobachten einen seit Jahren wachsenden Betreuungsbedarf als<br />

Folge des ökonomischen Drucks, den Lebensunterhalt zu sichern, als<br />

Folge gescheiterter Partnerschaften, als Folge des Wunsches von<br />

Müttern, wie<strong>der</strong> berufstätig zu werden.<br />

Auch hier gilt:<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche wünschen ungeteilte Aufmerksamkeit, liebevolle,<br />

partnerschaftliche Zuwendung, Personen, die ihnen Halt geben und<br />

Grenzen aufzeigen, beglückende Gemeinschaftserlebnisse.<br />

Wir beobachten, dass Kin<strong>der</strong> und Jugendliche Freiräume benötigen, um<br />

ihren entwicklungsbedingten Interessen und Bedürfnissen nachgehen zu<br />

können. Sie wollen eigenständig ihre Umwelt erforschen,<br />

experimentieren, kommunizieren, Neues erleben, ihre Rolle finden, sich<br />

selbst und An<strong>der</strong>e entdecken, ohne gleich wie<strong>der</strong> mit Ratschlägen o<strong>der</strong><br />

12


Bevormundungen durch Elternhaus und Schule eingedeckt o<strong>der</strong><br />

konfrontiert zu werden.<br />

Sie wünschen sich Treffpunkte und Anlaufstellen (indoor und outdoor),<br />

kind- und jugendgerechte Freizeitangebote, die ihnen das Gefühl geben,<br />

erwünscht zu sein und selbst sein zu können.<br />

Diese Wünsche und Bedürfnisse lassen sich deutlich an den Ergebnissen<br />

zahlreicher Jugendforen, Jugendversammlungen und Arbeitskreise<br />

ablesen, die zwischen 1997 und 2003 unter Mitwirkung <strong>der</strong> HOT-<br />

Fachkräfte in <strong>Borchen</strong> stattgefunden haben.<br />

Wir beobachten, wie stark Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Schule, Ausbildung und Arbeitswelt zusetzen. Wir beobachten, wie<br />

belastbar sie sind, wie sie mit Enttäuschungen, Frustrationen und<br />

Erfahrungen des Scheiterns umgehen o<strong>der</strong> wie bei ihnen schon durch<br />

kleine Erfolge neue Kräfte frei gesetzt werden.<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche wünschen sich auch hier Hilfestellungen und<br />

Ansprechpartner, die zuhören, Zeit haben und sie ermutigen.<br />

Wir beobachten, dass Jugendliche bereit sind, Verantwortung zu übernehmen<br />

und sich unentgeltlich für An<strong>der</strong>e einzusetzen.<br />

Sie wünschen sich Betätigungsfel<strong>der</strong>, die ihnen sinnvoll erscheinen, die<br />

ihre Fähigkeiten ansprechen, die ihnen einen Zugewinn an Erfahrung<br />

und Wertschätzung ermöglichen.<br />

6. Was leisten wir für wen?<br />

Arbeitsbereiche, Programmschwerpunkte,<br />

Zielgruppen, Handlungsziele und Arbeitsprinzipien<br />

6.1. Der offene Treffpunkt<br />

Das Jugendcafé mit seinen angrenzenden Spielzonen (Billard, Play-<br />

Station, Flipper, Kicker, Tischtennis, Kegeln) ist <strong>der</strong> Mittelpunkt unserer<br />

Einrichtung. Hier geschieht offene Treffpunktarbeit, die zu unserem<br />

Kerngeschäft gehört. Sie ist nie<strong>der</strong>schwellig angelegt nach dem Motto<br />

„Je<strong>der</strong>/jede ist willkommen“.<br />

Unsere Besucher sollen sich in erster Linie wohl fühlen und angenommen<br />

wissen. Sie sollen einen Teil ihrer freien Zeit in unserem Zentrum<br />

verbringen, indem sie miteinan<strong>der</strong> spielen, kommunizieren, sich entspannen,<br />

an<strong>der</strong>e Leute kennen lernen, neue Erfahrungen sammeln, Anregungen<br />

erhalten und die Anspannungen und Mühen des Alltags ein wenig in<br />

den Hintergrund drängen.<br />

Wir bemühen uns um eine Atmosphäre, die auf Vorbehalte verzichtet,<br />

Einschränkungen auf das notwendige Maß reduziert, Kommunikations-<br />

13


und Spielfreude för<strong>der</strong>t und die Besucherpersönlichkeit in den Blick<br />

nimmt.<br />

Wir laden Kin<strong>der</strong> und Jugendliche dazu ein, unsere Ressourcen<br />

(Personal, Räume, Zeit, etc.) aktiv zu nutzen und sich anzueignen. Wir<br />

diskutieren mit ihnen über Verbesserungen / Verän<strong>der</strong>ungen und nehmen<br />

ihre Vorschläge auf. Wir setzen „weiche“ Vorgaben für ein gutes<br />

Miteinan<strong>der</strong> und handeln gemeinsam „Spielregeln“ aus, die, wenn sie<br />

wie<strong>der</strong>holt missachtet werden, Konsequenzen vorsehen.<br />

Unser Konzept geht auf. In den letzten Jahren frequentierten durchschnittlich<br />

100-120 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche regelmäßig den <strong>offenen</strong><br />

Treffpunkt (über einen längeren Zeitraum an mindestens 2 Tagen in <strong>der</strong><br />

Woche). Diese Stammbesucher treten vornehmlich in Cliquen o<strong>der</strong><br />

Freundeskreisen auf.<br />

2005 registrierten wir sogar 141 Stammbesucher, 100 Jungen und 41<br />

Mädchen. Der Anteil <strong>der</strong> Aussiedler ist mit 29,1 % (41 Jug.) recht hoch.<br />

Nur 5 Jugendliche besitzen eine fremde o<strong>der</strong> doppelte Staatsbürgerschaft.<br />

95 % <strong>der</strong> Stammbesucher wohnen in Nord- und Kirchborchen. Diese<br />

Ortsteilzugehörigkeit überrascht nicht weiter, wenn man die zentrale<br />

Lage unseres Zentrums bedenkt, das auf <strong>der</strong> „Grenze“ zwischen Nordund<br />

Kirchborchen liegt. Hier bestätigt sich auch, dass Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche Freizeitangebote vor allem in ihrem Nahraum wahrnehmen.<br />

Unter den Stammbesuchern stellen die Schüler mit 105 Personen (76<br />

Haupt-, 19 Real-, 1 Gesamtschüler, 9 Gymnasiasten) die größte Gruppierung<br />

dar, gefolgt von 22 Auszubildenden, 11 Vollzeit-Berufsschülern<br />

und 3 Arbeitslosen.<br />

Die Altersstruktur ergibt folgendes Bild:<br />

10-13 Jahre: 46, 14-15 Jahre: 34, 16-17 Jahre: 32, 18-21 Jahre: 29.<br />

Es fällt auf, dass die Treffpunktbesucher ein breites Spektrum sozialer<br />

Provenienz wi<strong>der</strong>spiegeln und nicht ausschließlich einer sozialen Gruppierung<br />

o<strong>der</strong> Schicht zugeordnet werden können. Diese sozial ausgewogene<br />

Mischung, die übrigens ein Abbild <strong>der</strong> Sozialstrukturen in unserer<br />

Gemeinde ist, wirkt sich positiv auf die Besucher und das Geschehen im<br />

HOT-Betrieb aus.<br />

Weiterhin ist positiv festzuhalten, dass viele Aussiedlerjugendliche<br />

unsere Einrichtung aufsuchen. Sie bleiben nicht unter sich, sie schotten<br />

sich nicht ab, wie es sonst oft zu sehen ist. Ihre lange Verweildauer<br />

sowie ihre freundschaftlichen Kontakte und Beziehungen zu den<br />

„Einheimischen“ unseres Zentrums, die über das HOT hinausreichen,<br />

bestärken uns in <strong>der</strong> Annahme, dass unsere Integrationsarbeit Früchte<br />

trägt.<br />

14


Nicht zuletzt beobachten wir seit einiger Zeit eine kontinuierlich<br />

wachsende Anzahl von Kin<strong>der</strong>n im Grundschulalter (2004-2005: etwa<br />

30 Kin<strong>der</strong>), die zwei- bis dreimal in <strong>der</strong> Woche ihre Freizeit im <strong>offenen</strong><br />

Treffpunkt organisieren. Viele kennen uns als Mitglie<strong>der</strong> von Gruppen<br />

und Projekten o<strong>der</strong> als Teilnehmer von Kursen, also von festen<br />

Angeboten, die einmal wöchentlich stattfinden. Für manche – und das<br />

trifft auch auf etliche Jugendliche zu – scheint das HOT zur zweiten<br />

Heimat geworden zu sein. Hier wird ein Entwicklungstrend deutlich, <strong>der</strong><br />

sich möglicherweise in Zukunft verstärken wird. Verschiedene Erklärungen<br />

bieten sich an, Gründe, die oft nur in ihrer Kombination o<strong>der</strong><br />

Bündelung Handlungsrelevanz haben.<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Eltern:<br />

Mangelndes Zeitbudget (unterschiedliche Gründe), sich den Kin<strong>der</strong>n zu<br />

widmen, das beruhigende Gefühl und die Erfahrung, im HOT einen<br />

qualifizierten Partner anzutreffen.<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>:<br />

Das Wissen um unsere Öffnungszeiten (täglich ab 13.00 bzw. 14.00<br />

Uhr), die kein Verein o<strong>der</strong> sonstige Freizeitinstanz in <strong>Borchen</strong> anbietet,<br />

<strong>der</strong> Geselligkeits- und Erlebnischarakter unseres Treffpunktes, den die<br />

Kin<strong>der</strong> spüren und <strong>der</strong> sie fasziniert, das Gefühl, erwünscht und willkommen<br />

zu sein, und die Erfahrung, dass im HOT „immer was los ist“.<br />

6.2. Einzelfallhilfe und Beratung<br />

Eine Grundfunktion offener Arbeit besteht darin, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

mit ihren Meinungen, Wünschen und Anliegen ernst zu nehmen, ihnen<br />

zuzuhören, ihre Sensibilitäten, Stärken und Schwächen zu erkennen,<br />

ihnen offen und empathisch zu begegnen. Vertrauen stellt sich nicht von<br />

selbst ein. Der Prozess <strong>der</strong> Vertrauensbildung erfor<strong>der</strong>t Zeit, Energie und<br />

Glaubwürdigkeit, um tragfähige Beziehungen im pädagogischen Alltag<br />

aufbauen zu können.<br />

Partnerschaftliche Beziehungsarbeit ist für uns ein wesentlicher Schlüssel<br />

dafür, Kin<strong>der</strong> und Jugendliche zu verstehen, ihre Ängste und<br />

Beschwernisse, ihre Hoffnungen, Sehnsüchte und Zukunftsvorstellungen<br />

zu begreifen und Mittel zu finden, ein Stück des Weges gemeinsam zu<br />

gehen. Wir praktizieren diesen Ansatz, <strong>der</strong> über unsere Rolle als<br />

„Freizeitanimateure“ hinausgeht. Wir stellen fest, dass Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche sich uns gegenüber öffnen, uns als Gesprächspartner<br />

sehen, <strong>der</strong> es ehrlich mit ihnen meint, <strong>der</strong> gezielt nach seiner Meinung<br />

gefragt, um seinen Rat gebeten wird.<br />

Wir freuen uns über die zahlreichen Vertrauensbeweise, da sie uns die<br />

Richtigkeit unserer Vorgehensweise vor Augen führen. Wir sind uns aber<br />

auch <strong>der</strong> Verantwortung bewusst, Antworten und Hilfestellungen zu<br />

15


geben o<strong>der</strong> Perspektiven aufzuzeigen, die Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

wirklich weiterhelfen.<br />

In diesem Kontext geschehen Einzelfallhilfe und Beratung. Sie sind nicht<br />

aufgesetzt, nicht ausgeschriebene thematische Veranstaltungen,<br />

son<strong>der</strong>n Ausdruck einer langwierigen Beziehungsarbeit. Die Gesprächsthemen<br />

und Handlungsbedarfe kreisen um Fragen und Problemstellungen,<br />

die Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in ihrer jeweiligen Entwicklungs- und<br />

Lebensphase haben: Familie, Schule, Ausbildung, Arbeitswelt,<br />

Freundschaft, Partnerschaft, Abhängigkeiten, etc.. Viele Anliegen<br />

können in Einzel- und Gruppengesprächen geklärt werden. In wenigen<br />

Fällen werden an<strong>der</strong>e soziale Dienste hinzugezogen.<br />

Anzumerken bleibt noch die hohe personelle Kontinuität in unserem<br />

Fachkräfteteam, die in Kin<strong>der</strong>- und Jugendfreizeitstätten eher die<br />

Ausnahme ist: 3 Kolleginnen und Kollegen mit 19 bzw. 15 Dienstjahren<br />

und 1 Kollegin mit sechsjähriger Dienstzeit.<br />

Diese Kontinuität und <strong>der</strong> Zufall, dass alle Fachkräfte in <strong>Borchen</strong> wohnen<br />

und leben, kann im Blick auf das Hintergrundwissen über den Sozialraum<br />

und auf das pädagogische Wirken nicht hoch genug eingeschätzt<br />

werden. Kurzum: „Man“ kennt uns mit unseren Vorzügen und „Macken“.<br />

„Man“ weiß, wer wir sind, was wir wollen und können. Wir wissen ein<br />

wenig über die Sozialstrukturen, Kommunikationsebenen und Lebensverhältnisse<br />

im Ort. Wir kennen herrschende Meinungen und manchmal<br />

ihre Träger. Es sind nicht wenige Familien, die bereits in <strong>der</strong> zweiten<br />

Generation das HOT „durchlaufen“.<br />

6.3. Kursprogramm - Kreativität, Musik und Nachhilfe<br />

Mit jährlich 50 bis 70 Kursangeboten, die in <strong>der</strong> Regel eine Laufzeit von<br />

mehreren Wochen bis Monaten haben, möchten wir<br />

‣ kreative Techniken und Fähigkeiten vermitteln und stärken,<br />

‣ musikalische Grundkenntnisse weitergeben und<br />

‣ Hilfestellungen für die Bewältigung schulischer Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

bieten.<br />

Im Kreativbereich ist es uns ein Anliegen,<br />

‣ mit kunsthandwerklichen Techniken (zum Beispiel Töpfern,<br />

Brandmalerei, Weben, Batiken) und ihren Materialien vertraut zu<br />

machen,<br />

‣ die Sinne für Formgebung, Farbe und Ausdruck zu schärfen und<br />

‣ Interesse für selbst gefertigte Produkte (Spielzeug,<br />

<strong>Haus</strong>haltsgegenstände, Schmuck) zu wecken.<br />

Die Musikkurse zielen darauf ab,<br />

‣ das musikalische Verständnis zu för<strong>der</strong>n,<br />

16


‣ Noten zu erlernen und spielerisch umzusetzen sowie<br />

‣ ein Instrument wie Sopranflöte, Altflöte o<strong>der</strong> Gitarre zu<br />

beherrschen.<br />

Die Nachhilfen, die wir nachfrageorientiert zurzeit in den Fächern<br />

„Mathematik“ und „Englisch“ anbieten, dienen dazu,<br />

‣ individuelle Schwächen gezielt aufzuarbeiten,<br />

‣ Hilfen für die Erstellung <strong>der</strong> <strong>Haus</strong>aufgaben zu geben und<br />

‣ selbständiges Lernen einzuüben.<br />

Die Kreativ- und Flötenkurse richten sich überwiegend an Kin<strong>der</strong> im Alter<br />

von 6 - 12 Jahren. Gitarrenkurse und Nachhilfeangebote sprechen 12-<br />

18-Jährige an. An den 53 Kursen in 2005 beteiligten sich 309 Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche. Aus räumlichen und pädagogischen Gründen ist die<br />

Teilnehmerzahl in den Kursen begrenzt, sie variiert zwischen 4 bis 8<br />

Plätzen.<br />

In diesem Arbeitsbereich setzen wir insbeson<strong>der</strong>e Honorarkräfte mit<br />

entsprechenden Qualifikationen ein.<br />

Abschließend ist anzufügen, dass unser Kursprogramm seit Jahrzehnten<br />

einen großen Zuspruch erfährt, und die anhaltend hohe Nachfrage aus<br />

Kapazitätsgründen nicht immer befriedigt werden kann. Unbestritten<br />

gehört auch dieser Programmschwerpunkt zu den Aushängeschil<strong>der</strong>n<br />

unseres Zentrums.<br />

6.4. Gruppenarbeit<br />

Mit den „Schlümpfen“ (7-9 Jahre), „Smarties“ (8-9 Jahre), „Wilden<br />

Strolchen“ (9-11 Jahre) und „Hot Dogs“ (10-12 Jahre) sind zurzeit vier<br />

Kin<strong>der</strong>gruppen aktiv. Den Gruppen gehören jeweils 10 bis 13 Kin<strong>der</strong> an.<br />

Sie treffen sich wöchentlich für 1,5 Stunden in den Gruppenräumen.<br />

Angeleitet und begleitet werden sie von zwei Fachkräften und<br />

Ehrenamtlichen.<br />

In <strong>der</strong> Gruppenarbeit steht vor allem das Gemeinschaftserlebnis im<br />

Vor<strong>der</strong>grund. Mit Spielen, kreativen Aktionen, Geschichten erzählen,<br />

Ausflügen, Turnieren und sportlicher Betätigung sollen<br />

‣ Spaß und Freude vermittelt,<br />

‣ das Gemeinschaftsgefühl gestärkt,<br />

‣ soziale Eigenschaften wie Rücksichtnahme, gegenseitiger Respekt<br />

und Hilfsbereitschaft entwickelt und geför<strong>der</strong>t,<br />

‣ <strong>der</strong> friedliche Umgang mit Spannungen und Konflikten eingeübt<br />

und<br />

‣ Alternativen für die Freizeitgestaltung in und mit <strong>der</strong> Familie<br />

aufgezeigt werden.<br />

17


Zwei Kin<strong>der</strong>gruppen bestehen schon seit 2001 bzw. 2002 fast in <strong>der</strong><br />

gleichen Zusammensetzung ihrer Mitglie<strong>der</strong>. Die beiden an<strong>der</strong>en wurden<br />

im Jahre 2004 gegründet und aufgebaut, um dem wachsenden<br />

Gruppeninteresse von Kin<strong>der</strong>n und Eltern Rechnung zu tragen.<br />

Vielleicht ist es die Atmosphäre einer großen Familie, die unsere<br />

Gruppen so attraktiv macht. Mit Sicherheit können wir annehmen, dass<br />

<strong>der</strong> Erlebnis- und Erfahrungsgehalt und die Eigendynamik des<br />

Gruppenlebens Bedürfnisse ansprechen und zur Entfaltung bringen, die<br />

die Herkunftsfamilie nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend abdeckt. In diesem<br />

Sinne übernimmt unsere Gruppenarbeit eine Familien ergänzende und<br />

unterstützende Funktion.<br />

6.5. Projektarbeit<br />

Auch wenn unsere Projekte gruppenähnliche Strukturen aufweisen, so<br />

unterscheiden sie sich von den oben beschriebenen Gruppen durch ihre<br />

eingegrenzte Thematik, den vorgegebenen Zeitrahmen o<strong>der</strong> den<br />

erweiterten Aktionsradius.<br />

Die Kin<strong>der</strong>bibelwoche wird seit 1987 einmal jährlich durchgeführt. Sie<br />

lädt Kin<strong>der</strong> im Alter von 6-10 Jahren ein, an vier Vormittagen in den<br />

Osterferien eine ausgewählte Geschichte aus dem Alten o<strong>der</strong> Neuen<br />

Testament kennen zu lernen.<br />

In Kleingruppen und mit spielerischen, musikalischen und kreativen<br />

Methoden nähern sich die Kin<strong>der</strong> dem biblischen Thema. Durch den<br />

ständigen Bezug auf den Alltag und die Erlebenswelt werden den<br />

Kin<strong>der</strong>n Verständnisbrücken gebaut, die helfen, den Sinn <strong>der</strong> biblischen<br />

Erzählungen zu erschließen. In je<strong>der</strong> Geschichte gibt es eine Identifikationsfigur,<br />

gespielt von einer Fachkraft, die den Spannungsbogen hält,<br />

den gesponnenen Faden wie<strong>der</strong> aufnimmt und so die Kin<strong>der</strong> durch die<br />

Tage führt. Die Andachten, die den jeweiligen Tag einläuten, das<br />

Frühstück und schöpferische Pausen sind ebenfalls feste Programmelemente.<br />

Den Abschluss bildet <strong>der</strong> Familiengottesdienst am Sonntag, in<br />

dessen Mittelpunkt das Thema <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>bibelwoche steht. Für das<br />

Projekt Kin<strong>der</strong>bibelwoche, an <strong>der</strong> durchschnittlich 35 bis 40 Kin<strong>der</strong><br />

teilnehmen, zeichnet ein Team verantwortlich, das aus zwei Fachkräften,<br />

einem/einer Pfarrer/in und vielen Ehrenamtlichen besteht.<br />

Das Zirkusprojekt „Luftballon“ startete im Januar 2002 und zieht bis<br />

heute 8-13-Jährige in seinen Bann. Das Projekt setzt an <strong>der</strong><br />

Begeisterung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> für die Zirkuswelt an und nimmt ihre natürliche<br />

Spielfreude und ihren Bewegungsdrang auf.<br />

Wöchentliche Trainingseinheiten, gemeinsame Erlebnistage mit<br />

Übernachtung und öffentliche Auftritte sollen dazu beitragen,<br />

18


‣ künstlerische Darstellungsformen und –techniken, wie zum<br />

Beispiel Jonglieren, Akrobatik, Clownerie, Stelzenlaufen und<br />

Einradfahren, kennen zu lernen und einzuüben,<br />

‣ Zirkusgeschichten zu entwickeln und phantasievoll zu spielen und<br />

dabei die erlernten Fähigkeiten und Rollen einzubringen und zu<br />

einer konzeptionellen und handlungsorientierten Einheit werden zu<br />

lassen,<br />

‣ das Selbstbewusstsein über sein eigenes Können zu stärken,<br />

‣ das Gruppen- bzw. Wir-Gefühl zu för<strong>der</strong>n und Leistung o<strong>der</strong> Erfolg<br />

auch als Resultat gemeinsamer Anstrengungen zu begreifen sowie<br />

‣ an<strong>der</strong>e Menschen mit seinen Darbietungen zu erfreuen und die<br />

Scheu vor Inszenierungen im öffentlichen Raum abzulegen.<br />

Die Projektgruppe, <strong>der</strong> durchschnittlich 15-20 Kin<strong>der</strong> angehören, trifft<br />

sich einmal wöchentlich für 1,5 Stunden in <strong>der</strong> Turnhalle <strong>der</strong> Grundschule<br />

Kirchborchen. Angeleitet wird sie von einer Honorarkraft<br />

(Pädagogin und Puppenspielerin) und einer Fachkraft aus unserem<br />

Team.<br />

In 2004 hat das Zirkusprojekt mit drei öffentlichen Veranstaltungen auf<br />

sich aufmerksam gemacht. Das selbst entwickelte Zirkusmärchen<br />

„Dornröschen“ wurde beim 2. Pa<strong>der</strong>borner Zeltsommer <strong>der</strong> Freien<br />

Kulturszene Pa<strong>der</strong>born in einem großen Zirkuszelt und im Rahmen des<br />

Kulturprogramms des <strong>Borchen</strong>er Kulturkreises in <strong>der</strong> Altenauschule<br />

<strong>Borchen</strong> aufgeführt. Des Weiteren gestalteten unsere Zirkuskin<strong>der</strong> einen<br />

Familiennachmittag im <strong>Stephanus</strong>-<strong>Haus</strong>. Im letzten Jahr trat <strong>der</strong> Zirkus<br />

Luftballon beim <strong>Borchen</strong>er Adventsmarkt auf. Zurzeit laufen die<br />

Vorbereitungen für eine Aufführung beim diesjährigen Pa<strong>der</strong>borner<br />

Zeltsommer.<br />

Mit „Lollipop“ lief im Mai 2004 ein neues Projekt an, das Kin<strong>der</strong> im Alter<br />

von 7-11 Jahre anspricht. Es ist als Tanzprojekt konzipiert, das das<br />

musikalische Interesse <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und ihr Bedürfnis, diesem Ausdruck<br />

zu verleihen, zum Ausgangspunkt nimmt.<br />

Es zielt darauf ab,<br />

‣ Spaß und Freude am Tanzen zu vermitteln,<br />

‣ zu beliebten Popsongs eigene Tänze zu entwickeln,<br />

auszuprobieren und als Gruppenperformance einzustudieren,<br />

‣ Musikgefühle und -assoziationen in Körpersprache umzusetzen,<br />

‣ tänzerische Bewegungsabläufe zu koordinieren und zu einer<br />

stilvollen und ausdrucksstarken Einheit werden zu lassen sowie<br />

‣ die Konsumentenrolle abzulegen und gegen ein aktives, Musik<br />

interpretierendes Verhalten einzutauschen.<br />

Einmal wöchentlich (90 Minuten) treffen sich unter <strong>der</strong> choreographischen<br />

Anleitung von zwei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen 10 Kin<strong>der</strong><br />

19


im HOT. Die Reserveliste interessierter Kin<strong>der</strong> ist lang, aber unsere<br />

Aufnahmekapazitäten sind begrenzt.<br />

Im ersten Jahr trat „Lollipop“ vor Eltern, Geschwistern und HOT-<br />

Besuchern auf. 2005 stand <strong>der</strong> Schritt in die Öffentlichkeit an: Im Februar<br />

glänzte „Lollipop“ mit tänzerischen Aufführungen beim HOT-Kin<strong>der</strong>karneval<br />

und beim Kin<strong>der</strong>karneval des Karnevalsvereins Nordborchen in<br />

<strong>der</strong> Gemeindehalle. Mit einem weiteren Auftritt im Rahmen <strong>der</strong> Sportlerehrung<br />

durch die Gemeinde <strong>Borchen</strong> in <strong>der</strong> Altenauschule konnte<br />

„Lollipop“ seinen Bekanntheitsgrad steigern. Auch in diesem Jahr wirkte<br />

„Lollipop“ bei <strong>der</strong> großen Kin<strong>der</strong>veranstaltung des Karnevalsvereins mit.<br />

Ein weiteres Projekt stellt die seit den 80er Jahren bestehende Fußball-<br />

Arbeitsgemeinschaft (AG) für Jugendliche ab 12 Jahren dar. Sie ist offen<br />

angelegt und verzichtet auf die bei an<strong>der</strong>en Angeboten (zum Beispiel<br />

Kursprogramm) üblichen Anmeldeformalitäten.<br />

Im Gegensatz zum Vereinssport mit seinen Verhaltensregeln, standardisierten<br />

Abläufen und <strong>der</strong> Leistungsorientierung, die unbestritten ihre<br />

Berechtigung haben, orientiert sich unsere Fußball-AG stärker an<br />

folgenden Zielen,<br />

‣ Jugendliche auf nie<strong>der</strong>schwelligem Niveau für eine sportliche<br />

Betätigung zu begeistern,<br />

‣ eine lockere Atmosphäre mit wenigen Grundregeln zu schaffen,<br />

‣ einen fairen und motivierenden Kräfte- und Talentvergleich zu<br />

ermöglichen,<br />

‣ und Alltagsfrustration, Ärger und Wut ein zivilisiertes Ventil zu<br />

geben.<br />

Neben den wöchentlichen Trainingseinheiten (75 Minuten) in <strong>der</strong><br />

Turnhalle <strong>der</strong> Grundschule Kirchborchen, die von einer Fachkraft<br />

begleitet werden, beteiligt sich unsere Fußball-AG auch an Turnieren für<br />

Jugendzentrumsmannschaften (2 Turniere in 2004).<br />

Über zwei Jahrzehnte registrieren wir ein anhaltend großes Interesse an<br />

diesem Sportprojekt. In 2004 fühlten sich insgesamt 33 Jugendliche im<br />

Alter von 12-22 Jahre angesprochen, davon 18 Jugendliche aus Aussiedlerfamilien.<br />

Die durchschnittliche Teilnahme am wöchentlichen<br />

Training liegt bei 12-13 Personen. Die Mehrheit <strong>der</strong> AG-Mitglie<strong>der</strong><br />

rekrutiert sich aus den Stammbesuchern unseres Zentrums. Ca. 60 %<br />

von ihnen gehören keinem Fußballverein an. Aber auch die Vereinsmitglie<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Fußball-AG bestätigen unsere Praxis, eine sinnvolle<br />

Alternative zum Vereinssport aufgebaut zu haben, die sich ergänzend<br />

und nicht konkurrierend versteht.<br />

Abschließend können wir feststellen, dass die Projektarbeit mit Kin<strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen ein zentraler Baustein in unserem Programmgefüge<br />

ist. Mit ihr erproben wir an<strong>der</strong>e Methoden und Zugänge, Interessen und<br />

20


Bedürfnisse zur Geltung zu bringen, Themen in religiöser, künstlerischer<br />

o<strong>der</strong> sportlicher Hinsicht zu verankern und zu vertiefen sowie neue<br />

Erfahrungen zu vermitteln. Unsere Projektarbeit hat sich bewährt. Sie<br />

genießt bei Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und ihren Eltern ein hohes Ansehen<br />

und ist damit ein weiteres Markenzeichen unserer Einrichtung.<br />

6.6. Freizeiten<br />

Jugendfreizeiten bzw. Jugendcamps gehören seit Bestehen unseres<br />

Zentrums zum Standardprogramm. Die Ferienfreizeit für Kin<strong>der</strong> wurde<br />

erst im Jahre 1998 eingeführt.<br />

Seit einigen Jahren praktizieren wir ein Altersstufenkonzept, nach dem<br />

Freizeitenangebote für 8-12-Jährige, 13-15-Jährige und 16-20-Jährige<br />

entwickelt und realisiert werden. Die Vorteile dieser Struktur liegen in<br />

einer altershomogeneren Zusammensetzung, in <strong>der</strong> Fokussierung auf<br />

dem Alter entsprechende Bedürfnislagen, in <strong>der</strong> Angebotsvielfalt und in<br />

<strong>der</strong> Durchlässigkeit (Eigenwerbung für die nächst höhere Altersstufe).<br />

Mit unseren Freizeiten verbinden wir folgende Ziele,<br />

‣ Erholung und Entspannung fernab von Elternhaus und Schule<br />

‣ För<strong>der</strong>ung von Gruppenerlebnissen durch Spiel, Sport und<br />

Kreativität<br />

‣ Heranführung an und Einblick in die Geschichte, Sitten,<br />

Lebensweisen und Kultur frem<strong>der</strong> Regionen und Län<strong>der</strong> im Sinne<br />

eines interkulturellen Verständnisprozesses<br />

‣ Sensibilisierung für den jeweiligen Naturraum und seine<br />

ökologischen Zusammenhänge<br />

‣ Einüben von Verhaltensregeln und strukturierten Tagesabläufen,<br />

die für das Zusammenleben in einer großen Gemeinschaft<br />

notwendig sind<br />

‣ För<strong>der</strong>ung sozialer Kompetenzen und <strong>der</strong> Bereitschaft,<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Die Resonanz auf die Freizeitenangebote unseres <strong>Haus</strong>es bewegt sich<br />

seit Jahren auf einem hohen Level. Manche Freizeiten waren bereits<br />

nach dem ersten Anmeldetag ausgebucht.<br />

Die diesjährige 8-tägige Kin<strong>der</strong>freizeit führte schon im neunten Jahr zur<br />

Nordseeinsel Pellworm, die mitten im „Nationalpark Schleswig-Holsteinisches<br />

Wattenmeer“ liegt. Durchschnittlich nehmen 34-36 Kin<strong>der</strong> (8-12<br />

Jahre) teil, die von einem Team aus zwei hauptamtlichen Fachkräften<br />

und fünf bis sechs ehrenamtlichen Freizeithelfern begleitet werden.<br />

Das Ziel des 16-tägigen Jugendcamps für 13-15-Jährige war von 2003-<br />

2005 eine große Campinganlage in Le Grau du Roi an <strong>der</strong> südfranzösischen<br />

Mittelmeerküste, die an das Naturschutzgebiet „Camargue“<br />

angrenzt. Im Durchschnitt beteiligten sich 38-40 Jugendliche an diesem<br />

Camp mit Selbstversorgung. Das Leitungsteam bestand aus zwei<br />

21


hauptamtlichen Fachkräften, drei Ehrenamtlichen und zwei Köchen.<br />

Neue Schwerpunkte (siehe u.a. Punkt 6.9), die stärkere Präsenz im<br />

Jugendcafé (Wegfall einer Zivildienststelle im <strong>Stephanus</strong>-<strong>Haus</strong>) und eine<br />

Neuorganisation <strong>der</strong> Arbeitszeiten zwangen uns, die Jugendfreizeit auf 8<br />

Tage zu verkürzen. So fuhren wir in diesem Jahr mit 25 Jugendlichen auf<br />

die Nordseeinsel Sylt. Diese Insel steuern wir auch in den nächsten zwei<br />

Jahren mit <strong>der</strong> Jugendfreizeit für 13-15-Jährige an.<br />

Die seit 2002 angebotene Segelfreizeit auf dem Ijsselmeer in Holland ist<br />

auf die älteren Jugendlichen (ab 16 Jahren) zugeschnitten. Durchschnittlich<br />

25 Jugendliche begeistern sich für dieses Freizeiterlebnis, das sie für<br />

acht Tage auf den engen Raum eines Plattbodenschiffes zusammenführt<br />

und die Weite des Meeres und den Reiz <strong>der</strong> nordfriesischen Inseln<br />

spüren lässt. Das Leitungsteam bilden <strong>der</strong> Pfarrer unserer Kirchengemeinde<br />

und vier Ehrenamtliche.<br />

Der Markt <strong>der</strong> Freizeitenanbieter ist groß. Vereine, Jugendverbände,<br />

Kirchen und <strong>der</strong> kommerzielle Jugendtourismus konkurrieren um die<br />

Gunst von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen. Wir behaupten uns auf diesem<br />

Markt, weil das Konzept, die Rahmenbedingungen, die Leistungen und<br />

<strong>der</strong> Preis überzeugen. Vor allem aber sind es die persönliche Note des<br />

Engagements <strong>der</strong> Leitungen, die kommunikative Dichte und <strong>der</strong> nachhaltig<br />

wirkende Erlebnischarakter, die unsere Freizeiten auszeichnen<br />

und so begehrenswert machen.<br />

6.7. Betreuung<br />

Auch in <strong>Borchen</strong> hat <strong>der</strong> Betreuungsbedarf eine signifikante Dimension<br />

erreicht. Er wird insbeson<strong>der</strong>e von Familien mit berufstätigen Eltern und<br />

allein Erziehenden artikuliert, die sich adäquate Rahmenbedingungen für<br />

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wünschen. In <strong>der</strong> Schulzeit wird<br />

diesem Bedarf von den hiesigen Grundschulen mit entsprechenden Angeboten<br />

(Schule von Acht bis Eins, 13-plus-P) weitestgehend Rechnung<br />

getragen. In <strong>der</strong> Ferienzeit dagegen stellten sich bis Ende <strong>der</strong> 90er Jahre<br />

größere „Versorgungsprobleme“ bei den betr<strong>offenen</strong> Eltern ein.<br />

Um diese Notlage zu beseitigen, starteten wir in den Sommerferien 1999<br />

mit unserer Vormittags- und Übermittagsbetreuung für Kin<strong>der</strong> von 6-12<br />

Jahren. In den ersten zwei Jahren lief unser Angebot über vier Wochen,<br />

von 2001 bis 2005 umfasste es die vollen sechs Ferienwochen (montags<br />

bis freitags von 8.00-15.00 Uhr).<br />

Die Resonanz war überwältigend: Von 2001 bis 2005 wurden im<br />

Jahresdurchschnitt 80 Kin<strong>der</strong> im HOT betreut. Der Betreuungszeitraum<br />

pro Kind variierte je nach Elternbedarf zwischen einigen Tagen und<br />

mehreren Wochen. Auf Wunsch <strong>der</strong> Eltern dehnten wir unsere Ferienbetreuung<br />

ab 2003 auf die zweiwöchigen Herbstferien aus. Auch hier<br />

22


zeigte sich in den letzten drei Jahren mit durchschnittlich 50 teilnehmenden<br />

Kin<strong>der</strong>n ein hohes Nachfrageverhalten.<br />

Das Betreuungsprogramm setzt sich aus mehreren Bausteinen<br />

zusammen, als da sind Kreativ-, Spiel- und Sporteinheiten, Turniere,<br />

Dorferkundungen, Phantasie- und Musikwettbewerbe, Malaktionen, das<br />

tägliche Frühstück sowie ein Ruhe- und Rückzugsraum. Ein kleiner<br />

Mittagsimbiss kann gegen eine geringe Gebühr zusätzlich bestellt<br />

werden. Die pädagogische Begleitung <strong>der</strong> zu betreuenden Kin<strong>der</strong><br />

gewährleisten eine hauptamtliche Fachkraft, eine Honorarkraft und<br />

einige Ehrenamtliche. Die tägliche Aufnahmekapazität liegt aus<br />

pädagogischen Gründen bei maximal 25 Kin<strong>der</strong>n.<br />

Unsere Betreuung zielt darauf ab,<br />

‣ die berufstätigen Eltern zu entlasten,<br />

‣ den beteiligten Kin<strong>der</strong>n eine entspannte und erlebnisreiche<br />

Ferienzeit zu ermöglichen,<br />

‣ ihre Spielfreude und Phantasie anzuregen,<br />

‣ ihre künstlerischen und kreativen Fähigkeiten zu för<strong>der</strong>n,<br />

‣ das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und soziales Verhalten in <strong>der</strong><br />

Gruppe einzuüben.<br />

Die mittlerweile achtjährige Ferienbetreuung im HOT ist für viele Eltern<br />

aus <strong>Borchen</strong> zu einer verlässlichen, kalkulierbaren Größe geworden. Sie<br />

und ihre Kin<strong>der</strong> können in <strong>der</strong> Ferienzeit mit uns rechnen, wenn es<br />

darum geht, Erwerbstätigkeit, Urlaub und Versorgung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu<br />

planen und aufeinan<strong>der</strong> abzustimmen.<br />

6.8. Ferienprogramm<br />

Neben den Freizeiten und <strong>der</strong> Betreuung organisiert das HOT schon seit<br />

Jahrzehnten für die daheim gebliebenen Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

Ferienaktivitäten. In den 80er und 90er Jahren waren es vor allem <strong>der</strong><br />

einwöchige, thematisch angelegte „Ferienspaß“ (zum Beispiel „In fünf<br />

Tagen um die Welt“, „Steinzeit“, „Rittertum“ o<strong>der</strong> „Es spukt im <strong>Stephanus</strong>-<strong>Haus</strong>“),<br />

Ausflüge in Freizeitparks und Kreativwerkstätten.<br />

Seit 1999 beteiligt sich das HOT an den kommunalen Sommerferienspielen,<br />

die die Gemeinde <strong>Borchen</strong> 1998 einführte mit dem Ziel,<br />

möglichst viele lokale Vereine und Institutionen in die Planung und<br />

Durchführung eines attraktiven Ferienprogramms für 6-14-Jährige<br />

einzubinden.<br />

Mit durchschnittlich 8-10 Angeboten hat unser Zentrum erheblich zum<br />

Erfolg dieser Ferienspiele beigetragen. Tagesausflüge zu Freizeitparks,<br />

Themenzentren (z.B. Atlantis, Sea Life, Zeche Zollern), Karl-May-Spielen<br />

und Natursehenswürdigkeiten (z.B. Adlerwarte, Externsteine, Zoos),<br />

Kreativwerkstätten und so genannte Frühstückskinos stellten bisher das<br />

Spektrum unserer Ferienveranstaltungen dar.<br />

23


Unsere Angebote fanden in <strong>der</strong> Regel einen großen Zuspruch. Die<br />

pädagogische Begleitung realisieren die hauptamtlichen Fachkräfte.<br />

Auch in diesem Programmsegment kommen Ehrenamtliche zum<br />

Einsatz.<br />

Wir sehen diese Aktivitäten als sinnvolle Programmergänzung an. Sie<br />

dienen dazu,<br />

‣ erholsame und kurzweilige Ferienerlebnisse zu ermöglichen,<br />

‣ den Bildungshorizont auf Neugier weckende, spannende und<br />

unterhaltsame Weise ein wenig zu erweitern und<br />

‣ Anregungen für die eigene Freizeitgestaltung zu geben.<br />

6.9. Zusammenwirken von Jugendarbeit und Schule<br />

Im Kontext <strong>der</strong> Pisa-Studien mit ihren Folgeuntersuchungen, die dem<br />

deutschen Bildungssystem schlechte Noten (u.a. Begünstigung <strong>der</strong><br />

sozialen Auslese) erteilten, und <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen Notwendigkeit,<br />

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, wurden<br />

die Bemühungen, die Schule zu reformieren, erheblich verstärkt. Es kam<br />

zu diversen Betreuungsformen, Schulen wurden zu <strong>offenen</strong> Ganztagsschulen,<br />

Schulgesetze und -erlasse regelten entsprechende Umsetzungen,<br />

<strong>der</strong> Bund legte ein Investitionsprogramm mit dem Titel „Zukunft<br />

Bildung und Betreuung“ auf. Als Partner für die Entwicklung einer „neuen<br />

Lernkultur“ zur Unterstützung und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler wurde die Jugendhilfe mit in das Boot geholt.<br />

Der Kooperation von Schule und Jugendhilfe kommt heute eine große<br />

Bedeutung zu. Geht es doch darum, Bildung, Betreuung und Erziehung<br />

in gemeinsamer Verantwortung mit zu gestalten und dabei die jeweiligen<br />

Kompetenzen und Ressourcen effektiv einzubringen. Diese Partnerschaft<br />

folgt keinem Selbstzweck, son<strong>der</strong>n dient dazu, neben und mit <strong>der</strong><br />

Familie die für einen gelingenden Lebensweg von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

för<strong>der</strong>lichen Rahmenbedingungen und Inhalte zu setzen, im Sinne<br />

<strong>der</strong> Chancengleichheit, gesellschaftlichen Integration und <strong>der</strong> Entwicklung<br />

einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.<br />

Auch unsere Einrichtung stellte sich dieser Herausfor<strong>der</strong>ung. So wurde<br />

mit <strong>der</strong> Altenauschule <strong>Borchen</strong> das Projekt „<strong>Haus</strong>aufgabenbetreuung<br />

plus“ konzipiert, das im September 2005 startete und bis zum Ende des<br />

Schuljahres 2005/2006 lief. 13-15 HauptschülerInnen aus den 5. und 6.<br />

Klassen kamen an 4 Tagen (Montag-Donnerstag) für jeweils 3 Stunden<br />

(13.00-16.00 Uhr) in das HOT. Schwerpunkte <strong>der</strong> Betreuung waren die<br />

<strong>Haus</strong>aufgabenhilfe, Angebote zur Freizeitgestaltung und Hilfen zur<br />

Alltagsstrukturierung. Ebenso gehörten die Elterngespräche und <strong>der</strong><br />

24


kontinuierliche Austausch mit den Lehrkräften <strong>der</strong> Altenauschule zum<br />

Projektstandard.<br />

Die Projektziele sind folgen<strong>der</strong>maßen zu beschreiben:<br />

‣ Hilfestellungen, die <strong>Haus</strong>aufgaben selbständig zu bewältigen,<br />

‣ Vermittlung von Arbeitsplänen zur Selbstkontrolle im Blick auf die<br />

erledigten und noch zu leistenden <strong>Haus</strong>aufgaben,<br />

‣ Anregungen für die eigene Freizeitgestaltung,<br />

‣ För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kreativen Fähigkeiten und Stärkung <strong>der</strong> natürlichen<br />

Spielfreude,<br />

‣ För<strong>der</strong>ung des Gemeinschaftsgefühls und sozialer<br />

Verhaltensweisen und<br />

‣ Stärkung des Selbstwertgefühls.<br />

Für die Begleitung <strong>der</strong> Schülergruppe zeichnete eine pädagogische<br />

Fachkraft aus dem HOT-Team verantwortlich. Bei <strong>der</strong> Projektphase <strong>der</strong><br />

<strong>Haus</strong>aufgabenhilfe wurde sie von einer weiteren Kraft auf Honorarbasis<br />

unterstützt.<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> Projektteilnehmer traf die Schule. Die Verbindlichkeit<br />

<strong>der</strong> Projektteilnahme regelte ein von den Erziehungsbeauftragten, <strong>der</strong><br />

Schule und dem HOT unterzeichneter Vertrag.<br />

Die Auswertung des knapp einjährigen Projektes fiel bei allen Beteiligten<br />

positiv aus. Die Partner kamen überein, das Betreuungsprojekt mit den<br />

erprobten Gestaltungselementen im Schuljahr 2006/2007 fortzusetzen.<br />

6.10. Schulung und Begleitung von Ehrenamtlichen<br />

Auch professionelle, hauptamtlich betriebene Jugendarbeit ist auf die<br />

Mitwirkung von Ehrenamtlichen angewiesenen. Erst recht, wenn sie wie<br />

unser Zentrum ein breit gefächertes, verschiedene Zielgruppen ansprechendes<br />

Programm vorhalten und umsetzen will. Von daher gehört es<br />

schon seit Jahrzehnten zu unserem konzeptionellen Selbstverständnis,<br />

<strong>der</strong> Gewinnung, Schulung und Begleitung von Ehrenamtlichen beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit zu schenken. Ein zweiter Grund für die Verankerung<br />

und Kontinuität dieses Arbeitsschwerpunktes liegt darin, Jugendlichen<br />

Möglichkeiten des sozialen Engagements aufzuzeigen und<br />

anzubieten.<br />

Im Rahmen von gezielten Mitarbeiterschulungen und so genannten<br />

Teamertreffen qualifizieren wir die Jugendlichen für ihren pädagogischen<br />

Einsatz in Gruppen, thematischen Projekten, Kin<strong>der</strong>- und Jugendfreizeiten,<br />

bei Tagesveranstaltungen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung. Die Schulungseinheiten<br />

thematisieren zum Beispiel gruppendynamische, spielpädagogische,<br />

sozialisations- und rollentheoretische Erkenntnisse,<br />

Konflikte wahrnehmende und regulierende Kriterien und Methoden,<br />

Grundlagen aus dem Kin<strong>der</strong>- und Jugendrecht o<strong>der</strong> kreative, kunsthandwerkliche<br />

Techniken. Bei „Schnuppereinsätzen“ erhalten die Jugendli-<br />

25


chen Gelegenheit, das Arbeitsfeld kennen zu lernen und auf die<br />

persönliche Eignung zu testen.<br />

Im letzten Jahr engagierten sich 35 junge Leute im Alter von 15 bis 24<br />

Jahren bei verschiedenen Aktivitäten unserer Einrichtung. Das ist eine<br />

erfreulich hohe Beteiligung von jungen Menschen. Sie sind bereit und<br />

willens, soziale Verantwortung zu übernehmen, sich unentgeltlich für die<br />

Gemeinschaft einzusetzen, über den Glauben ins Gespräch zu kommen<br />

und sich an religiösen Kommunikationsprozessen zu beteiligen. In<br />

diesem Arbeitsbereich kooperieren wir sehr eng mit unserer Kirchengemeinde.<br />

In früheren Jahren begleiteten die GemeindepfarrerInnen und<br />

HOT-Pädagogen gemeinsam die Konfirmandenarbeit (Einführungswochenende,<br />

Unterricht und Freizeit bzw. Konficamp) und die Ausbildung<br />

von konfirmierten Jugendlichen zu Teamern, die zum Beispiel beim<br />

Unterricht nachfolgen<strong>der</strong> Konfirmandenjahrgänge mitarbeiteten.<br />

Ab diesem Jahr erproben wir ein neues Konzept. Die pädagogische<br />

Ausbildung aller Ehrenamtlichen und Teamer obliegt dem HOT-Team.<br />

Für die Konfirmandenarbeit und die theologische Qualifizierung <strong>der</strong><br />

Ehrenamtlichen, die in diesem Arbeitsbereich mitwirken wollen, sind jetzt<br />

die PfarrerInnen allein zuständig. Des Weiteren bieten wir mit den so<br />

genannten Jugendteams den Ehrenamtlichen eine Plattform, sich zu treffen,<br />

sich besser kennen zu lernen, miteinan<strong>der</strong> ins Gespräch zu kommen,<br />

Erfahrungen auszutauschen, Aktuelles aus <strong>der</strong> Kirchengemeinde<br />

und dem HOT zu hören o<strong>der</strong> ein gemeinsames Projekt zu planen. Die<br />

Jugendteams, die sich in regelmäßigen Abständen im HOT treffen,<br />

werden von einem Pfarrer und einem Pädagogen begleitet.<br />

Wir sind dankbar für das hervorragende Engagement <strong>der</strong> vielen jungen<br />

Leute im HOT und in <strong>der</strong> Kirchengemeinde. Einige von ihnen halten uns<br />

schon seit Jahren die Treue. Wir fühlen uns verpflichtet, auch weiterhin<br />

anregende Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass ehrenamtliche<br />

Praxis Jugendliche überzeugt und für ihre persönliche Entwicklung eine<br />

attraktive, sinnvolle Alternative sein kann.<br />

6.11. Arbeit mit Praktikanten<br />

Das Berufsfeld <strong>der</strong> <strong>offenen</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit mit seinem<br />

Stellenwert in <strong>der</strong> Jugendhilfe nimmt im Ausbildungsplan <strong>der</strong> hiesigen<br />

Fachhochschule (Sozialarbeit / Sozialpädagogik) und Berufskollegs<br />

(Fachschule für Sozialpädagogik) keinen großen Raum ein. Umso<br />

wichtiger ist es, StudentInnen und SchülerInnen <strong>der</strong> betreffenden<br />

Fachrichtungen einen Einblick in dieses umfangreiche Arbeitsfeld zu<br />

ermöglichen. Seit gut zwei Jahrzehnten absolvieren angehende SozialpädagogInnen<br />

und ErzieherInnen sechs- bis siebenwöchige Praktika in<br />

unserer Einrichtung (pro Jahr ein Praktikum). In den letzten Jahren sind<br />

es vornehmlich SchülerInnen des Helene-Weber-Berufskolleg in<br />

26


Pa<strong>der</strong>born gewesen, die eine Erzieherausbildung, zum Teil in<br />

Kombination mit <strong>der</strong> allgemeinen Hochschulreife, durchlaufen. Neben<br />

den grundlegenden und trägerspezifischen Informationen über die<br />

Offene Arbeit (Strukturen, Personal, Finanzierung, Zielgruppen,<br />

gesetzliche Regelungen, Konzeptionen, etc.) sammeln „unsere“<br />

Praktikanten wichtige Erfahrungen in <strong>der</strong> praktischen Arbeit vor Ort. Sie<br />

werden eingesetzt in den Kin<strong>der</strong>gruppen, in <strong>der</strong> kreativen Kursarbeit, in<br />

themenzentrierten Projekten und im <strong>offenen</strong> Bereich des Jugendcafés.<br />

Wir gewährleisten eine kontinuierliche Anleitung und Beratung durch<br />

eine Fachkraft, so dass eine Reflexion <strong>der</strong> vom Praktikanten begleiteten<br />

pädagogischen Prozesse möglich ist, die Hilfestellungen in <strong>der</strong> Didaktik<br />

und Methodik sowie Verbesserungsvorschläge mit einschließt.<br />

Die finanziellen Voraussetzungen für die Beschäftigung von Jahrespraktikanten<br />

im Anerkennungsjahr sind bei uns nicht gegeben.<br />

7. Mit wem arbeiten wir zusammen?<br />

Über die in Punkt 3. beschriebenen „Organisationsformen und<br />

Kommunikationsebenen“ hinaus haben sich für pädagogische Aktivitäten,<br />

jugendpolitische Fragestellungen im Sozialraum / Gemeinwesen<br />

sowie für beson<strong>der</strong>e Dienstleistungen und speziellen Beratungsbedarf<br />

immer wie<strong>der</strong> Kooperationsverhältnisse entwickelt, die je nach Zweck<br />

zeitlich begrenzt o<strong>der</strong> dauerhaft angelegt sind.<br />

Mit <strong>der</strong> Ev-Luth. <strong>Stephanus</strong>- Kirchengemeinde <strong>Borchen</strong> verbindet das<br />

Fachkräfteteam nicht nur das Anstellungs- und Trägerverhältnis. Es<br />

gehört zu unserem Selbstverständnis, lebendiger, integraler Teil des<br />

kirchengemeindlichen Lebens zu sein. Daraus erwuchsen konkrete<br />

Formen professioneller Zusammenarbeit, wie zum Beispiel in <strong>der</strong> Begleitung<br />

<strong>der</strong> Konfirmanden, in <strong>der</strong> Gewinnung und Ausbildung von Ehrenamtlichen<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mitarbeit bei unseren jährlichen Kin<strong>der</strong>bibelwochen.<br />

Auch die aktive Beteiligung an den Gemeindefesten und die<br />

Mitwirkung in zu bestimmten Themen und Problemstellungen eingerichteten<br />

Arbeitskreisen sind hier zu nennen.<br />

Die Kommune <strong>Borchen</strong> sehen wir nicht nur als Zuschussgeber und<br />

För<strong>der</strong>er unseres Zentrums. Es gehört zu unserem Selbstverständnis als<br />

Bürger und als Fachkräfte einer großen Jugendhilfeeinrichtung in dieser<br />

Gemeinde, den Blick auf den Sozialraum und seine Bedingungen für das<br />

Aufwachsen von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen zu richten und uns an<br />

Diskussionen und Initiativen zur Verbesserung <strong>der</strong> Rahmenstrukturen<br />

konstruktiv zu beteiligen. So entstanden konkrete Partnerschaften, wie<br />

zum Beispiel das Projekt einer Skateranlage in Kirchborchen, die<br />

Mitarbeit beim „<strong>Borchen</strong>er Freizeitatlas“, die Beteiligung an den<br />

kommunalen Sommerferienspielen o<strong>der</strong> die Mitwirkung bei <strong>der</strong> „Lokalen<br />

Agenda 21 - Gemeindeentwicklungsziele 2010“ in Form von gemeinsam<br />

27


verantworteten Jugendforen und -veranstaltungen. In diesem<br />

Zusammenhang sollte auch <strong>der</strong> Arbeitskreis „Offene Jugendtreffs in<br />

Alfen, Dörenhagen und Etteln“ Erwähnung finden, <strong>der</strong>, von einer HOT-<br />

Fachkraft mo<strong>der</strong>iert, Vertreter des kommunalen Fachausschusses,<br />

lokaler Vereine und Institutionen sowie des Kreisjugendamtes zusammenführte<br />

mit dem Ziel, Vorschläge für die Trägerschaft, Konzeption und<br />

finanzielle Ausstattung von dezentralen Treffs in den genannten<br />

Ortsteilen zu entwickeln.<br />

Den Kreis Pa<strong>der</strong>born verstehen wir nicht nur als Zuschussgeber und<br />

zentralen Träger <strong>der</strong> öffentlichen Jugendhilfe mit Planungsverantwortung.<br />

Es gehört zu unserem Selbstverständnis, den fachlichen<br />

Austausch mit Jugendamt und Jugendpolitik zu führen und zu pflegen,<br />

die Offene Arbeit aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Praxis darzustellen und die<br />

Bemühungen um eine bedarfsgerechte und qualitätsorientierte<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe auf Kreisebene mit<br />

unseren Möglichkeiten zu unterstützen. So engagieren wir uns im<br />

„Qualitätszirkel Offene Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit“, <strong>der</strong> für den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Wirksamkeitsdialog ein neues Berichtswesen entwirft sowie als<br />

Bindeglied zwischen <strong>der</strong> politischen Ebene (Jugendhilfeausschuss des<br />

Kreises, Land) und <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Jugendfreizeitstätten (Träger, Fachkräfteteams)<br />

fungiert und somit für einen kontinuierlichen Dialog zur<br />

Qualitätsentwicklung dieses Arbeitsfeldes Sorge trägt. Des Weiteren sind<br />

wir über die HOT-AG Mitglied in <strong>der</strong> vom Jugendhilfeausschuss beschlossenen<br />

„Arbeitsgemeinschaft Jugend“ (nach § 78 SGB VIII), die<br />

sich im Sommer 2006 mit Vertretern <strong>der</strong> freien Träger aus <strong>der</strong> Jugendverbandsarbeit<br />

und <strong>der</strong> Offenen Arbeit konstituierte und in die Ausarbeitung<br />

eines kommunalen Kin<strong>der</strong>- und Jugendför<strong>der</strong>plans für den Kreis<br />

Pa<strong>der</strong>born einbezogen wird.<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene des Kirchenkreises Pa<strong>der</strong>born agieren wir in <strong>der</strong><br />

Trägerkonferenz <strong>der</strong> Evangelischen Jugendzentren, die die Debatte um<br />

die Zukunft kirchlicher Arbeitsfel<strong>der</strong> und Dienstleistungen mit inhaltlichen<br />

Beiträgen zur Positionierung und finanziellen Absicherung <strong>der</strong> <strong>offenen</strong><br />

Jugendarbeit in evangelischer Trägerschaft begleitet.<br />

Pädagogische Wirkungszusammenhänge entwickelten sich im Arbeitsschwerpunkt<br />

„Betreuung“. Seit 2001 kooperieren wir mit dem För<strong>der</strong>verein<br />

<strong>der</strong> Betreuten Schule an <strong>der</strong> Grundschule Nordborchen, <strong>der</strong> unser<br />

Angebot <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung in den Sommer- und Herbstferien mit<br />

„seinen“ Kin<strong>der</strong>n dankbar in Anspruch nahm. Die institutionellen<br />

Kontakte zur Altenauschule <strong>Borchen</strong> verdichteten sich mit dem Schuljahr<br />

2005/2006 in dem Projekt „<strong>Haus</strong>aufgabenbetreuung plus“ zu einer<br />

aktiven Partnerschaft.<br />

Darüber hinaus kooperieren wir punktuell mit Abteilungen aus dem<br />

Kreisjugendamt (Allgemeine Soziale Dienste, Jugendgerichtshilfe) und<br />

mit Beratungsdiensten an<strong>der</strong>er Träger, wenn es darum geht, im Rahmen<br />

28


<strong>der</strong> Einzelfallhilfe den betreffenden Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und Familien<br />

Perspektiven zu eröffnen.<br />

Seit zwei Jahren besteht eine Zusammenarbeit mit dem<br />

Jugendmigrationsdienst <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt, <strong>der</strong> im Rahmen seines<br />

Projektes „Migrantinnen und Migranten in Ausbildung (MIA)“ Sprechstunden<br />

in unserem Zentrum abhält und sich für die Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungs-<br />

und Beschäftigungschancen jugendlicher MigrantInnen<br />

einsetzt.<br />

Für bestimmte Tagesveranstaltungen o<strong>der</strong> Events gehen wir auch<br />

größere Aktionsbündnisse ein. Zuletzt beim Jugendevent „Kick off 2006“,<br />

das wir anlässlich <strong>der</strong> Fußballweltmeisterschaft in Deutschland<br />

gemeinsam mit <strong>der</strong> Ev. Kirchengemeinde, dem Kath. Pastoralverbund<br />

<strong>Borchen</strong>, dem Amt für Jugendarbeit des Kirchenkreises Pa<strong>der</strong>born, <strong>der</strong><br />

Malteser Jugend und den Christlichen Pfadfin<strong>der</strong>n aus <strong>Borchen</strong> planten<br />

und durchführten.<br />

Die von uns eingegangenen Kooperationen bzw. Arbeitszusammenhänge<br />

haben sich bewährt, da sie in einem Verständnis von gleichberechtigter<br />

Partnerschaft Kompetenzen und Ressourcen zielgerichtet<br />

bündelten und effektiv zur Geltung brachten.<br />

Jugendarbeit, Schule und Träger <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe sind heute<br />

stärker denn je auf eine Zusammenarbeit angewiesen, im Sozialraum<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen und im regionalen Kontext. Bei <strong>der</strong> Wahl<br />

unserer auf Kooperation angelegten Maßnahmen sind folgende<br />

Maßstäbe und Kriterien ausschlaggebend: Handlungsbedarf, unsere<br />

Leistungsgrenzen, Partnerprofil (Kompetenzen), Zeitrahmen und<br />

Aufwand. Sowohl in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit An<strong>der</strong>en als auch in<br />

unserem ganzen sozialpädagogischen Wirken lassen wir uns von <strong>der</strong><br />

Frage leiten: „Werden die Lebensperspektiven von Kin<strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen verbessert, wird die Entwicklung ihrer Persönlichkeit in<br />

sozialer, emotionaler und kultureller Hinsicht geför<strong>der</strong>t?“<br />

8. Wie stellen wir uns in <strong>der</strong> Öffentlichkeit dar?<br />

Dreimal im Jahr erscheint ein Heft (A 5-Format) mit dem aktuellen HOT-<br />

Programm für die Zeiträume Januar bis April, Mai bis September und<br />

Oktober bis Dezember. In einer Auflage von ca. 1300 Exemplaren wird<br />

das Programmheft an den <strong>Borchen</strong>er Grundschulen und in den hiesigen<br />

Geschäften und Geldinstituten ausgelegt.<br />

Im Gemeindebrief unserer Kirchengemeinde, <strong>der</strong> viermal im Jahr<br />

herausgegeben wird, informieren wir regelmäßig mit Text und Bild über<br />

abgeschlossene Maßnahmen, personelle Entwicklungen und neue<br />

Vorhaben.<br />

Eine Tageszeitung veröffentlicht regelmäßig in ihrer Lokalausgabe unter<br />

<strong>der</strong> Rubrik „Terminkalen<strong>der</strong>“ unser Wochenprogramm.<br />

29


Seit Anfang 2005 präsentieren wir uns mit einer eigenen Homepage –<br />

www.hot-borchen.de – auch im Internet.<br />

Veranstaltungshinweise und Berichte über Freizeiten, Projekte und<br />

Turniere werden gelegentlich in den Tageszeitungen abgedruckt, die wir<br />

selbst o<strong>der</strong> Redakteure verfassen.<br />

Ebenso beteiligen wir uns an dem jährlich von <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Borchen</strong><br />

herausgegebenen „Veranstaltungskalen<strong>der</strong> für den Bereich <strong>der</strong><br />

Gemeinde <strong>Borchen</strong>“, in dem Vereine, Kirchengemeinden und soziale<br />

Institutionen ihre Vorhaben in Kurzform und nach einem bestimmten<br />

Raster (Datum, Beginn, Ortsteil, Veranstaltungsbezeichnung und -ort<br />

sowie Veranstalter) präsentieren.<br />

In <strong>der</strong> im März 2006 von <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Borchen</strong> herausgegebenen<br />

Broschüre „Kin<strong>der</strong>betreuung in <strong>Borchen</strong>“ stellte sich auch unsere<br />

Einrichtung vor.<br />

Es ist immer unser Bestreben gewesen, verschiedene Informations- und<br />

Werbungsträger - vorhandene o<strong>der</strong> selbst entwickelte - zu nutzen, um<br />

uns mit unserem Programm einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu<br />

machen. Die bisher erprobten Öffentlichkeitswege und medialen Mittler<br />

haben sich bewährt.<br />

9. Wie überprüfen wir unsere Arbeit?<br />

Die sozialpädagogische Arbeit mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen ist ein<br />

sensibler Prozess, <strong>der</strong> nicht ausschließlich nur in Eckdaten, Messwerten<br />

o<strong>der</strong> Kennziffern ausgedrückt werden kann. Nach dem Erfolg o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Effektivität pädagogischen Wirkens zu fragen, bedeutet sich zu<br />

vergegenwärtigen, welche Komponenten, Kriterien und Maßstäbe für die<br />

Begründung, Entwicklung und Reflexion pädagogischer Handlungen<br />

o<strong>der</strong> Angebote ausschlaggebend sind. Nach unserem Verständnis sind<br />

es die Teilnehmerorientierung (bedarfsgerecht), die Sozialraumorientierung<br />

(situationsgerecht), die Trägerorientierung (konzeptionsund<br />

profilgerecht), die Orientierung am öffentlichen Träger <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe (gesetzliche Vorgaben, För<strong>der</strong>richtlinien und politische<br />

Programme) und die Vergewisserung <strong>der</strong> eigenen Ressourcen<br />

(personelle, finanzielle und materielle Ausstattung).<br />

Das von uns gesetzte Ziel, die Qualität unserer Arbeit zu überprüfen, zu<br />

sichern und weiterzuentwickeln, versuchen wir auf folgenden Ebenen zu<br />

erreichen:<br />

‣ im ständigen Austausch mit den Zielgruppen bzw. Besuchern<br />

durch Gespräche und Befragungen zu Interessen und<br />

Bedürfnissen, so zum Beispiel auf den monatlichen Jugendversammlungen<br />

o<strong>der</strong> bei dem wöchentlichen Meeting mit den<br />

Jugendsprechern,<br />

30


‣ in <strong>der</strong> regelmäßigen Teamkommunikation durch Sitzungen und<br />

Tagesklausuren, die <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> laufenden Praxis und <strong>der</strong><br />

Konzeption zukünftiger Maßnahmen dienen,<br />

‣ in <strong>der</strong> Fortbildung des Fachkräfteteams zu speziellen<br />

pädagogischen Fragestellungen, Problemanzeigen o<strong>der</strong> auch<br />

neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

(Wahrnehmung von Angeboten des Fachverbandes ELAGOT, <strong>der</strong><br />

Jugendämter und <strong>der</strong> HOT-Arbeitsgemeinschaft),<br />

‣ im Austausch mit dem Träger unserer Einrichtung durch<br />

regelmäßige Dienstbesprechungen und die beratende Mitarbeit im<br />

Presbyterium,<br />

‣ im Austausch mit dem Jugendamt und <strong>der</strong> Jugendpolitik durch die<br />

Mitarbeit in Gremien, Arbeitskreisen und Arbeitsgemeinschaften<br />

(wie zum Beispiel Kuratorium, Qualitätszirkel o<strong>der</strong> „AG Jugend“)<br />

sowie den jährlichen Verwendungsnachweis gegenüber dem<br />

öffentlichen Träger <strong>der</strong> Jugendhilfe, <strong>der</strong> auf einem neuen<br />

Berichtswesen basiert, das zu einer größeren Transparenz und<br />

einem institutionalisierten Wirksamkeitsdialog über die Leistungen<br />

und die Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>offenen</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit<br />

führen wird, und<br />

‣ nicht zuletzt im Austausch mit unseren Kooperationspartnern durch<br />

die Reflexion und Fortentwicklung gemeinsam verantworteter<br />

Projekte.<br />

Wir sind uns bewusst, dass auch unser Arbeitsfeld einem ständigen<br />

Wandel unterliegt, da es Teil dieser Gesellschaft ist und mit ihren<br />

Verän<strong>der</strong>ungen und Auswirkungen insbeson<strong>der</strong>e für Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche „hautnah“ konfrontiert wird.<br />

Von daher sind wir bereit, nicht nur unser bewährtes Programm zu<br />

verbessern, son<strong>der</strong>n auch neue Wege zu gehen, ohne die unter Punkt 2.<br />

formulierten Essentials aufzugeben.<br />

10. Wie geht es weiter?<br />

Die offene Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit ist ein unaufgebbarer Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfe. Sie hat mit dazu beigetragen, Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

Anregungen für ihre persönliche Entwicklung zu geben und Perspektiven<br />

für ihren weiteren Lebensweg aufzuzeigen. Sie überzeugt vor allem mit<br />

ihrem Angebot beständiger, verlässlicher und akzeptieren<strong>der</strong> Beziehungen<br />

angesichts eines sozialen Umfeldes, das sich zunehmend durch<br />

Unverbindlichkeit, Beziehungslosigkeit und Desorientierung „auszeichnet“.<br />

Aber auch ihre Trägervielfalt (kommunale, kirchliche und<br />

weitere freie Träger) als Ausdruck des Subsidiaritätsprinzips ist ein<br />

Garant dafür, dass Orientierungen und Werte vermittelt werden und<br />

Profile erkennbar sind.<br />

31


Mit dieser grundsätzlichen Positionierung zum Stellenwert <strong>der</strong> Offenen<br />

Arbeit bekunden wir unsere Bereitschaft, auch weiterhin attraktive,<br />

bedarfsorientierte und verschiedene Gruppierungen ansprechende<br />

Angebote vorzuhalten. Die Grundfunktionen unserer Einrichtung, wie die<br />

offene Treffpunktarbeit, die Einzelfallhilfe und Beratung, die Gruppenund<br />

Projektarbeit, das Kursprogramm und die Schulung und Begleitung<br />

von Ehrenamtlichen, bleiben erhalten. Die Betreuung in den Ferien und<br />

die Projektkooperation mit <strong>der</strong> Altenauschule werden wir fortsetzen und<br />

den aktuellen Erfor<strong>der</strong>nissen anpassen. Für die Zukunft dieser Arbeitsschwerpunkte<br />

gilt es, die aktuelle Diskussion um die Einführung <strong>der</strong><br />

Offenen Ganztagsgrundschule in einigen <strong>Borchen</strong>er Ortsteilen und die<br />

schulpolitische Option <strong>der</strong> Umwandlung von Hauptschulen in Ganztagsschulen<br />

im Blick zu halten und gegebenenfalls neue Beteiligungsformen<br />

zu entwickeln.<br />

Darüber hinaus werden wir auch weiterhin den engen Kontakt mit<br />

unserer Kommune pflegen, um gemeinsam über die Lebenslage von<br />

Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen zu beraten und bei Bedarf Initiativen zu<br />

ergreifen, wenn unsere Mitwirkung erbeten wird. Gleiches gilt für die<br />

an<strong>der</strong>en Partner <strong>der</strong> öffentlichen Jugendhilfe und <strong>der</strong> Kirchen.<br />

Die Zukunft <strong>der</strong> Offenen Arbeit und damit auch unserer Einrichtung<br />

hängt entscheidend davon ab, ob angesichts leerer Kassen im<br />

öffentlichen und kirchlichen Bereich die finanzielle Grundsicherung <strong>der</strong><br />

laufenden Betriebskosten gelingt. Die professionelle Arbeit unseres<br />

Zentrums ist nicht zum Nulltarif zu haben; auch im Sektor sozialer<br />

Dienstleistungen hat Qualität ihren Preis. Unseren Bemühungen um<br />

Wirtschaftlichkeit und sparsames <strong>Haus</strong>halten sind eindeutig Grenzen<br />

gesetzt.<br />

Wenn die öffentlichen Zuschussgeber und die Kirche als Träger und<br />

Finanzgemeinschaft sich uneingeschränkt zu diesem Arbeitsfeld<br />

bekennen, dann müssen sie auch Ja sagen zu einer soliden, verlässlichen<br />

und planbaren För<strong>der</strong>ung und Finanzierung.<br />

<strong>Borchen</strong>, den 21. Februar 2007<br />

Auf <strong>der</strong> Abschlussklausur des Teams <strong>der</strong> pädagogischen Fachkräfte am<br />

25.10.06 wurde die Konzeption in <strong>der</strong> vorliegenden Fassung fertig gestellt<br />

und vom Presbyterium <strong>der</strong> Ev.-Luth. <strong>Stephanus</strong>-Kirchengemeinde<br />

<strong>Borchen</strong> (Träger <strong>der</strong> Einrichtung) auf seiner Sitzung am 21.02.07 beraten<br />

und zustimmend zur Kenntnis genommen.<br />

Pädagogenteam:<br />

Berna Schupp-Winterkamp, Martina Hayn, Kerstin Hayn, Friedel Schupp<br />

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