126 einfache Hilfs- und Anlernberufe - Arbeitsmarktservice Österreich
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der Arbeitsuche zu helfen. Große Teams <strong>und</strong> vor allem<br />
der engere Kontakt mit vielen fremden Menschen (Angestellten,<br />
K<strong>und</strong>Innen) sind für sie unangenehm. Man wird<br />
für sie nicht ein Großraumbüro aussuchen, sondern eine<br />
Tätigkeit, bei der sie in kleineren Teams arbeitet <strong>und</strong> wenig<br />
fremde Personen zu Gesicht bekommt. Wenn die Frau<br />
nichts gegen Nachtdienste <strong>und</strong> eine eher unregelmäßige<br />
Arbeitszeit einzuwenden hat, käme die Arbeit am Flughafen<br />
(wenn eine entsprechende Einstellungsmöglichkeit<br />
besteht) für sie in Frage. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig<br />
es ist, auch verschiedene Varianten ein <strong>und</strong> derselben<br />
Gr<strong>und</strong>tätigkeit zu kennen.<br />
Natürlich konnte diese Gliederung nicht immer durchgehalten<br />
werden, vor allem, weil die entsprechenden „Berufscluster“<br />
schwer methodisch abzusichern sind. In manchen<br />
Fällen schien es daher sinnvoller, eine andere Einteilung<br />
sozusagen als „Primärschlüssel“ zu verwenden, nämlich<br />
hinsichtlich der bei der Ausübung des Berufs verwendeten<br />
Materialien <strong>und</strong> den gr<strong>und</strong>sätzlichen Zusammenhang<br />
des Berufs innerhalb eines größeren Ganzen. So sind Berufe,<br />
die im Bereich der B<strong>und</strong>esbahnen angesiedelt sind,<br />
allein schon wegen der speziellen Aufnahmebedingungen<br />
zumeist in einem eigenen Abschnitt behandelt.<br />
• keinerlei Voraussetzungen im Lesen, Schreiben <strong>und</strong><br />
Rechnen gegeben sind;<br />
• diesbezüglich geringe Voraussetzungen bestehen (<strong>einfache</strong><br />
Gr<strong>und</strong>rechenaufgaben im Sinne von Addition <strong>und</strong><br />
Division zumeist im Zahlenraum von 1-100, Entziffern<br />
<strong>einfache</strong>r Beschreibungen <strong>und</strong> Hinweistafeln, Anfertigen<br />
kurzer Notizen, wobei zumeist nur ein Teil der genannten<br />
Kenntnisse erforderlich ist);<br />
• gute Gr<strong>und</strong>kenntnisse im Lesen, Schreiben <strong>und</strong> Rechnen<br />
erforderlich sind (Rechnungen im Zahlenraum bis<br />
1000, Messen, Zählen, Lesen relativ komplizierter Texte<br />
<strong>und</strong> Formulare, Schreiben längerer Notizen <strong>und</strong> Formulare.<br />
Zum Teil sind dies jedoch durchaus Kenntnisse, über<br />
die auch ein Abgänger/eine Abgängerin der Allgemeinen<br />
Sonderschule verfügt).<br />
Was kann nun, abschließend betrachtet, eine derartige Beschreibung<br />
für die berufliche Integration von Menschen<br />
mit einer Lern- <strong>und</strong> geistigen Behinderung bringen, wo<br />
kann sie helfen? Es ist klar, dass dieser Leitfaden eine genaue,<br />
individuelle Analyse von Berufsmöglichkeiten nicht<br />
ersetzen kann, zu unterschiedlich sind die einzelnen (betriebsinternen)<br />
Gegebenheiten, zu komplex ist die Interessenslage<br />
der arbeitsuchenden Personen. Trotzdem meinen<br />
wir ein Instrument entwickelt zu haben, das zumindest<br />
einen ersten Überblick über verschiedene Möglichkeiten<br />
(von denen hier keinesfalls alle erschöpfend behandelt<br />
werden konnten) bietet <strong>und</strong> vielleicht hilft, eine erste<br />
konkretere Zielvorstellung für die arbeitsuchende Person<br />
zu schaffen. Sicherlich gibt es auch die Möglichkeit, bestimmte<br />
Fertigkeiten (seien es Kulturtechniken, seien es<br />
bestimmte handwerkliche Fähigkeiten) vorweg zu üben<br />
<strong>und</strong> – vor allem in den Schulen <strong>und</strong> im Bereich von Be-<br />
schäftigungseinrichtungen für Menschen mit einer Behinderung<br />
– entsprechende Trainingsmaßnahmen zu setzen.<br />
Daher sollten sich neben Menschen mit einer Behinderung<br />
auch deren Eltern, sowie LehrerInnen an den Sonderschulen<br />
<strong>und</strong> schließlich BetreuerInnen in Beschäftigungs- <strong>und</strong><br />
Rehabilitationseinrichtungen angesprochen fühlen.<br />
Natürlich sind wir uns dessen bewusst, dass mit diesem<br />
Band die bestehenden Möglichkeiten, Personen mit einer<br />
Behinderung verschiedene Berufe nahe zu bringen, noch<br />
nicht erschöpft sind.<br />
Abschließend möchten wir es nicht versäumen, uns bei<br />
all jenen zu bedanken, die uns bei unserer Arbeit an diesem<br />
Projekt unterstützt haben. Wir wollen dabei nicht einzelne<br />
Personen hervorheben. Ein besonderer Dank gebührt<br />
jedoch den Betrieben, in denen wir unsere Erhebungen<br />
durchgeführt haben, sowie den Mitarbeitern, die Bereit<br />
waren, uns ihre Erfahrungen im Beruf mitzuteilen, obwohl<br />
sie dadurch unvermeidlich in ihrer Arbeit gestört<br />
wurden.<br />
Alfred Schabmann<br />
Christian Klicpera<br />
* Im deutschen Sprachraum wird vielfach der Begriff „Lernbehinderung“<br />
noch immer recht uneinheitlich verwendet. Hier ist<br />
die Behinderung von Personen gemeint, die nach internationalen<br />
Klassifikationen (z.B. ICD-1O der WHO) als Menschen mit einer<br />
leichten geistigen Behinderung bezeichnet werden. Wir verwenden<br />
diese Bezeichnung (zusammen mit der Bezeichnung „leichte geistige<br />
Behinderung“) deshalb, um die Erschwernisse herauszustellen, mit<br />
denen viele jener Personen konfrontiert sind, für die bisher im österreichischen<br />
Schulsystem der Besuch der Allgemeinen Sonderschule<br />
für günstig erachtet wurde.<br />
Im Zuge einer Aktualisierung (Stand 2006) wurden vom <strong>Arbeitsmarktservice</strong><br />
<strong>Österreich</strong> Berufsspezialisierungen <strong>und</strong> Berufsuntergruppen<br />
hinzugefügt <strong>und</strong> die Broschüre an die Anforderungen des<br />
Gleichstellungsgesetzes angepasst.<br />
Eine umfassende Information zu den verschiedensten Berufen <strong>und</strong><br />
Aus-/<strong>und</strong> Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es auch auf der Homepage<br />
des AMS unter http://www.ams.at unter Berufsinfo/Weiterbildung.<br />
Bettina Huber