50 Jahre im Dienste Deutschlands - MTU Aero Engines
50 Jahre im Dienste Deutschlands - MTU Aero Engines
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<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Dachauer Straße 665<br />
80995 München • Deutschland<br />
Tel. +49 89 1489-0<br />
Fax +49 89 1489-5<strong>50</strong>0<br />
www.mtu.de<br />
Intelligente Winzlinge<br />
Sommer/Herbst 2005<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Dienste</strong><br />
<strong>Deutschlands</strong><br />
■ Technik + Wissenschaft ■ Produkte ■ Anekdoten<br />
Flugzeug-Power für<br />
Traumschiffe<br />
Luftsprung<br />
über die Ozeane
Inhalt<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />
Im Jubiläumsjahr feiert auch die Partnerschaft der Militärs und<br />
der <strong>MTU</strong> <strong>50</strong>-jähriges Bestehen. Das Unternehmen und seine<br />
Vorgängergesellschaften standen der Truppe von ihrer Geburtsstunde<br />
an zur Seite. Zu jeder Zeit konnten sich die Kommandierenden<br />
darauf verlassen, mit den neuesten Antriebsund<br />
Reparaturtechnologien, innovativen Instandhaltungspaketen<br />
und individuellem Kundenservice versorgt zu werden.<br />
Seite 4<br />
Flugzeug-Power<br />
für Traumschiffe<br />
Innen edel ausgestattet, bestechen<br />
Yachten von außen<br />
durch elegante Windschnittigkeit.<br />
Die auf Gasturbinen<br />
spezialisierte <strong>MTU</strong>-Tochter<br />
Vericor liefert die richtige<br />
Power dafür.<br />
Seite 40<br />
Luftsprung über die Ozeane<br />
2 REPORT<br />
Intelligente Winzlinge<br />
Mit Hochdruck arbeiten <strong>MTU</strong>-<br />
Forscher an der Entwicklung<br />
innovativer Technologien, um<br />
die Strömungsverhältnisse an<br />
Triebwerksschaufeln zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />
Seite 20<br />
Non-Stop von Tokio nach Los Angeles - diesen Luxus nehmen<br />
täglich Tausende von Flugreisenden in Anspruch. Genehmigt<br />
werden die langen Überwasserstrecken nur, wenn bei einem<br />
Triebwerksausfall sichergestellt ist, dass die Maschine innerhalb<br />
einer best<strong>im</strong>mten Zeit einen Landeplatz erreicht. ETOPS<br />
legt die Bedingungen fest.<br />
Seite <strong>50</strong><br />
Titelthema<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>Deutschlands</strong> 4 - 19<br />
Technik + Wissenschaft<br />
Intelligente Winzlinge<br />
Gefährliches Eis<br />
Rissprüfung – in einer Sekunde zum Ergebnis<br />
<strong>MTU</strong> Global<br />
Global News<br />
Die neue Maintenance<br />
Kunden + Partner<br />
Schub für Europa<br />
Eine Frage des Antriebs<br />
Produkte<br />
Rundum-Service ohne Zeitverzug<br />
Flugzeug-Power für Traumschiffe<br />
Genau nach Plan<br />
Reportagen<br />
Anekdoten<br />
20 - 21<br />
22 - 23<br />
24 - 25<br />
26 - 27<br />
28 - 29<br />
30 - 33<br />
34 - 35<br />
36 - 39<br />
40 - 43<br />
44 - 45<br />
Testgiganten für die Sicherheit 46 - 49<br />
Luftsprung über die Ozeane <strong>50</strong> - 53<br />
<strong>MTU</strong> News<br />
Impressum<br />
54 - 55<br />
55<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
als die Bundeswehr und damit einer der<br />
wichtigsten Kunden der <strong>MTU</strong> vor einem halben<br />
Jahrhundert ins Leben gerufen wurde,<br />
standen ihr viele Bundesbürger zunächst<br />
skeptisch gegenüber. Zu frisch waren die<br />
Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg.<br />
Heute wissen wir: Mit der Bundeswehr verbindet<br />
sich die längste Friedensphase der<br />
deutschen Geschichte.<br />
Natürlich können die Soldaten ihrem Auftrag<br />
nur mit leistungsfähigem Gerät gerecht werden.<br />
Was die Luftfahrtantriebe betrifft, so<br />
hatte die Bundeswehr von Beginn an die<br />
<strong>MTU</strong> und ihre Vorgängergesellschaften an<br />
ihrer Seite. Diese Tradition besteht weiter.<br />
Für fast alle Fluggeräte der Luftwaffe, der<br />
Marine und des Heeres sind wir, die <strong>MTU</strong>,<br />
der Systempartner.<br />
Wir stellen nicht nur das Material zur Verfügung<br />
und halten es instand, sondern führen<br />
auch Schulungen und Beratungen durch.<br />
Wann <strong>im</strong>mer die Bundeswehr Wünsche hatte,<br />
konnte sie sicher sein: Die <strong>MTU</strong> kümmert<br />
sich darum. Das soll so bleiben.<br />
Unsere über Jahrzehnte gewachsene Zusammenarbeit<br />
basiert auf zwei Säulen – der<br />
Kompetenz des industriellen Partners und<br />
gegenseitigem Vertrauen. Ohne das wäre<br />
eine so erfolgreiche Kooperation über so<br />
viele <strong>Jahre</strong> nicht möglich gewesen.<br />
Diese Zusammenarbeit hat die <strong>MTU</strong> auch zu<br />
dem gemacht, was sie in der zivilen Triebwerkswelt<br />
ist: führend in wesentlichen Antriebsbereichen.<br />
Unsere heutige Leistungsfähigkeit<br />
in der zivilen Turbinen- und Verdichtertechnologie<br />
geht auf Erfahrungen und<br />
Know-how aus militärischen Programmen<br />
zurück.<br />
Wir sind uns bewusst, dass wir das in uns<br />
gesetzte Vertrauen jeden Tag neu verdienen<br />
müssen. Wir wollen uns auf Erreichtem nicht<br />
ausruhen, sondern Neues schaffen. Mit dem<br />
Kooperativen Modell ist uns das einmal mehr<br />
gelungen. Im Rahmen dieser Kooperation arbeiten<br />
die Bundeswehr und die <strong>MTU</strong> bei der<br />
Instandhaltung noch effizienter zusammen<br />
und setzen international neue Standards.<br />
Was sich in <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n bewährt hat, gilt heute<br />
mehr denn je: Wo die <strong>MTU</strong> und die Bundeswehr<br />
Hand in Hand zusammenarbeiten, entsteht<br />
doppelter Schub – zum Wohle beider<br />
Seiten.<br />
Allen Angehörigen der deutschen Streitkräfte<br />
gratuliere ich recht herzlich zum <strong>50</strong>-jährigen<br />
Bestehen der Bundeswehr. Uns allen wünsche<br />
ich eine erfolgreiche, gemeinsame Zukunft.<br />
Ihr<br />
Udo Stark<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
REPORT 3
Titelthema<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienste</strong><br />
<strong>Deutschlands</strong><br />
4 REPORT<br />
Odilo Mühling<br />
Man hört sie lange, bevor man sie sieht. In Sichtweite zischen sie mit ohrenbetäubendem<br />
Lärm über einen hinweg und verschwinden schneller, als sie gekommen sind. Die Kampfjets<br />
der Bundeswehr sind wendige Kraftpakete und können <strong>im</strong> Ernstfall brandgefährlich werden.<br />
Diesen Fall haben die Starfighter, Phantoms, Tornados und Eurofighter unter schwarz-rot-goldenem<br />
Kommando bisher nicht erlebt. Vielmehr tragen sie dazu bei, die längste deutsche<br />
Friedensphase zu sichern. Ihre Power erhalten sie von Antrieben made in Germany - made by<br />
<strong>MTU</strong>.<br />
Im Jubiläumsjahr der Bundeswehr feiert auch<br />
die Partnerschaft der Militärs und der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> <strong>50</strong>-jähriges Bestehen. Der<br />
Münchner Triebwerkshersteller und seine<br />
Vorgängergesellschaften standen der Truppe<br />
von ihrer Geburtsstunde an zur Seite. Zu<br />
jeder Zeit konnten sich die Kommandierenden<br />
darauf verlassen, mit den neuesten<br />
Antriebs- und Reparaturtechnologien, innovativen<br />
Instandhaltungspaketen und individuellem<br />
Kundenservice versorgt zu werden.<br />
In den zurückliegenden Jahrzehnten brachten<br />
<strong>MTU</strong>-Antriebe nicht nur die Kampfjet-<br />
Generationen in die Luft sondern sorgten<br />
auch bei den Hubschraubern, Militärtransportern<br />
und Seeaufklärern unter deutschem<br />
Kommando für die richtige Power. Klangvolle<br />
Namen wie Starfighter, Phantom, Tornado,<br />
Eurofighter, Breguet Atlantic, Transall und<br />
Tiger zieren die Geschichte der Bundeswehr<br />
genauso wie die der <strong>MTU</strong>.<br />
An der Seite ihres Hauptkunden entwickelte<br />
sich das Unternehmen zu <strong>Deutschlands</strong> führendem<br />
Triebwerkshersteller und einer wichtigen<br />
Branchengröße weltweit. Technologisch<br />
spielt das Unternehmen ganz vorne<br />
mit. Ihre Paradedisziplinen – Niederdruckturbinen-<br />
und Hochdruckverdichter-Technologien<br />
sowie Triebwerksregelungen – hat sie in<br />
der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit<br />
der Bundeswehr zur Blüte getrieben. Um die<br />
Anforderungen erfüllen zu können, musste<br />
die <strong>MTU</strong> <strong>im</strong>mer wieder neue Wege gehen –<br />
zum Wohle der Truppe und zum Wohle des<br />
Unternehmens, das weltweit über 7.400 Mitarbeiter<br />
beschäftigt und in Deutschland rund<br />
7.000 Hightech-Arbeitsplätze sichert.<br />
Historischer Rückblick<br />
Die Entstehung der Bundeswehr und die Wiederbelebung<br />
des deutschen Triebwerksbaus<br />
fallen in die gleiche Zeit: Am 12. November<br />
1955 erhielten 101 Freiwillige ihre Ernennungsurkunden<br />
und gingen als die ersten<br />
Soldaten der Bundeswehr in die Geschichte<br />
ein.<br />
Dieser Tag markierte das Ende einer Entwicklung,<br />
die etwa fünf <strong>Jahre</strong> zuvor begonnen<br />
hatte. 19<strong>50</strong> hatten westliche Alliierte die<br />
Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik<br />
angeregt, um der drohenden kommunistischen<br />
Gefahr mit einer gemeinsamen europäischen<br />
Armee Paroli zu bieten.<br />
Dem Drängen der Westmächte trug die deutsche<br />
Regierung unter Konrad Adenauer <strong>im</strong><br />
Oktober 19<strong>50</strong> Rechnung. Der Bundestagsabgeordnete<br />
Theodor Blank wurde zum „Bevollmächtigten<br />
des Bundeskanzlers für die<br />
mit der Vermehrung der alliierten Truppen<br />
zusammenhängenden Fragen“ ernannt und<br />
mit dem Aufbau der Bundeswehr betraut.<br />
Fünf <strong>Jahre</strong> später ging aus dem „Amt Blank“<br />
das deutsche Verteidigungsministerium hervor;<br />
<strong>im</strong> gleichen Jahr wurde Deutschland als<br />
souveräner Staat in die NATO aufgenommen.<br />
1954 erwachten <strong>im</strong> Süden <strong>Deutschlands</strong> die<br />
Triebwerksaktivitäten zu neuem Leben. Die<br />
amerikanische Besatzungsmacht hatte nach<br />
Kriegsende alle Luftfahrtaktivitäten <strong>im</strong> Allacher<br />
Werk gestoppt und die Produktionsstätte<br />
für die Instandsetzung von Heeres-<br />
Fahrzeugen genutzt. Diese Ära ging 1954 zu<br />
Ende, als die BMW Studiengesellschaft für<br />
Triebwerksbau GmbH gegründet wurde und<br />
ihre Arbeit aufnahm; drei <strong>Jahre</strong> später ging<br />
sie in der BMW Triebwerksbau GmbH auf. In<br />
Deutschland hatte die Zeitrechnung der<br />
Triebwerksproduktion wieder eingesetzt.<br />
Hauptkunde der Münchner Triebwerksbauer<br />
wurde die Luftwaffe. Die Zusammenarbeit<br />
begann mit der Instandsetzung von Lycoming-Kolbenflugmotoren<br />
des leichten Verbindungsflugzeugs<br />
Piaggio sowie des<br />
Orenda-Antriebs der Kampfflugzeuge Sabre V<br />
und Sabre VI. Die Lycoming-Motoren wurden<br />
viele <strong>Jahre</strong> in München betreut. Mit dem<br />
Orenda-Auftrag erhielten die Ingenieure erstmals<br />
nach dem Krieg die Möglichkeit, sich<br />
wieder mit modernen Strahltriebwerken zu<br />
beschäftigen. Das Orenda war der modernste<br />
Strahlantrieb seiner Zeit.<br />
Mit der F-86 Sabre hielt der Jet-Antrieb Einzug in die<br />
noch junge Bundeswehr.<br />
REPORT 5
Meilensteine<br />
Titelthema<br />
Starfighter<br />
Ende der <strong>50</strong>er-<strong>Jahre</strong> überzog der Kalte Krieg<br />
die Welt mit seinem dauerhaften Bedrohungsszenario.<br />
Die weltpolitische Großwetterlage<br />
erforderte die Beschaffung eines Kampfflugzeugs,<br />
das zu Höchstleistungen fähig ist: Es<br />
sollte nicht nur schnell am Einsatzort in großer<br />
Flughöhe sein, sondern auch genug<br />
Power haben, um mit jedem gegnerischen<br />
Flugzeug mithalten zu können. Die deutsche<br />
Wahl fiel auf den amerikanischen Starfighter.<br />
An der Ausschreibung hatte sich auch die<br />
französische Mirage beteiligt, die sich dem<br />
Paradepferd der US-Luftwaffe allerdings<br />
geschlagen geben musste. Um das J79-<br />
Triebwerk des US-Jets kümmerte sich die<br />
BMW Triebwerksbau GmbH, die von General<br />
Electric die Lizenz erworben hatte. Mit dem<br />
J79 fiel in Deutschland der Startschuss zur<br />
modernen Triebwerksproduktion in Großserie.<br />
Obwohl sich der Antrieb <strong>im</strong> Einsatz bewährte,<br />
war die Truppe mit den Überholintervallen<br />
nicht zufrieden. In München machte man<br />
sich – in Abst<strong>im</strong>mung mit dem Lizenzgeber –<br />
an eine Opt<strong>im</strong>ierung und schaffte eine Verdoppelung<br />
der vorgeschriebenen Inspektionszeiträume.<br />
Die Verbesserungen kamen<br />
auch dem J79-17 zugute, das die Phantom in<br />
die Luft bringt. Triebwerk und Flugzeug stehen<br />
<strong>im</strong>mer noch <strong>im</strong> Einsatz.<br />
19<strong>50</strong><br />
Theodor Blank wurde vom damaligen Bundeskanzler<br />
Konrad Adenauer auf Drängen der Alliierten mit<br />
dem Aufbau einer Bundeswehr beauftragt. Das Amt<br />
Blank war der Vorgänger des heutigen Verteidigungsministeriums.<br />
Das <strong>im</strong> 2. Weltkrieg weitgehend zerstörte Werk<br />
Allach der BMW Flugmotoren wurde zur Geburtsstätte<br />
der BMW Triebwerksbau, der Vorgängerin der<br />
heutigen <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. Dort ist nach wie vor<br />
der Stammsitz.<br />
Mit dem Beitritt der Bundesrepublik zur NATO erhielt<br />
auch die deutsche Triebwerksindustrie die Möglichkeit<br />
eines Neuanfangs.<br />
Länger <strong>im</strong> Einsatz<br />
Von 600 auf 1.200 Stunden: Innerhalb kurzer<br />
Zeit ist es der <strong>MTU</strong> in den 70er-<strong>Jahre</strong>n<br />
gelungen, die Einsatzfähigkeit des Phantom-II-Antriebs,<br />
J79-17A, zu verlängern<br />
und das Grundüberholungsintervall zu verdoppeln.<br />
„600 Stunden waren dem Auftraggeber<br />
zu kurz. Je kürzer die Intervalle<br />
sind, umso teurer wird das System“, erläutert<br />
Albert Maier, Technischer Kundenbetreuer<br />
des J79-Programms. Der <strong>MTU</strong>ler<br />
erinnert sich, dass insgesamt 198 Triebwerks-Verbesserungsprogrammeaufge-<br />
Die Bundeswehr – der bedeutendste Kunde des<br />
militärischen Bereichs der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> –<br />
erhielt ihren Namen und das prägende Wappen<br />
am 1. April 1956.<br />
legt wurden, um Geräte- und Bauteile-<br />
Standzeiten sowie Betriebssicherheit und<br />
Wirtschaftlichkeit des Systems zu erhöhen<br />
– mit Erfolg.<br />
In Deutschland begann die Geschichte der<br />
Phantom II 1969: Die Bundesregierung hatte<br />
sich entschieden, die Luftwaffe zunächst<br />
mit 88 Aufklärungsflugzeugen des<br />
Typs RF-4E Phantom II auszustatten. Die<br />
Jets sollten die Fiat G 91 und die Aufklärungsversion<br />
des Starfighters ablösen.<br />
Von Beginn an wurde Service bei der BMW Triebwerksbau<br />
groß geschrieben. Dazu gehörte selbstverständlich<br />
auch der Einsatz „vor Ort“.<br />
1972 wurden weitere 175 Maschinen des<br />
Typs F-4F beschafft und der Triebwerksauftrag<br />
an die <strong>MTU</strong> vergeben. Insgesamt<br />
wurden 448 J79-17A-Antriebe gebaut und<br />
an McDonnell Douglas nach St. Louis, USA,<br />
geliefert, wo sie in die Zelle integriert wurden.<br />
Die <strong>MTU</strong> fertigte die Antriebe als<br />
Lizenznehmer des amerikanischen Herstellers<br />
General Electric. Flugzeug und<br />
Triebwerk, das bis heute von der <strong>MTU</strong> betreut<br />
wird, sind nach wie vor <strong>im</strong> Einsatz.<br />
1954 1955<br />
1956 1957<br />
Ende <strong>50</strong>er-<strong>Jahre</strong><br />
Der Starfighter brachte nicht nur modernste Technik<br />
nach Deutschland, er sorgte auch dafür, dass die<br />
beteiligte Industrie lernen konnte, wie Großserie<br />
funktioniert.<br />
6 REPORT REPORT 7
Titelthema<br />
Transall und Breguet Atlantic<br />
Der Starfighter war nicht das einzige<br />
Beschaffungsprogramm zum damaligen Zeitpunkt:<br />
Die Luftwaffe entschied sich für den<br />
Transporter C-160 Transall und die Marine<br />
verstärkte ihre Reihen mit dem Seeaufklärer<br />
und U-Boot-Jäger Breguet Br.11<strong>50</strong> Atlantic.<br />
Beide Flugzeuge waren Neuentwicklungen,<br />
die auf die Bedürfnisse der deutschen und<br />
französischen Streitkräfte zugeschnitten<br />
wurden. In Punkto Kapazität, Flugdauer und<br />
Reichweite schlugen sie alle herkömmlichen<br />
Maschinen um Längen; für die Power sorgte<br />
die Propellerturbine Tyne, der damals stärkste<br />
Antrieb seiner Art in der westlichen Welt.<br />
Be<strong>im</strong> Tyne kam die zweite Vorgängergesellschaft<br />
der <strong>MTU</strong> – die MAN Turbomotoren<br />
GmbH – zum Zuge, die die verlässlichen<br />
Rolls-Royce-Triebwerke in Lizenz fertigte. Bis<br />
heute hat es nur wenige Ausfälle gegeben.<br />
Heute steuern die Maschinen <strong>im</strong>mer öfter<br />
Länder außerhalb des NATO-Gebietes an, um<br />
die deutschen Truppen mit Nachschub zu<br />
versorgen. Die kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen in<br />
den Einsatzgebieten Afrikas und Asiens sind<br />
für Flugzeug und Triebwerke Extrembedingungen<br />
und stellen enorme Anforderungen an<br />
sie. Die deutschen Soldaten erfüllen mit<br />
ihnen auch humanitäre Missionen in Katastrophengebieten.<br />
Seit Beginn liefert die<br />
Transall Lebensmittel, Zelte und Medikamente<br />
in von Erdbeben verwüstete Landstriche<br />
oder in die Hungerzonen Afrikas; die<br />
Breguet Atlantic hat geholfen, unzähligen<br />
Schiffbrüchigen das Leben zu retten. Die<br />
Instandhaltungsspezialisten der <strong>MTU</strong> garantieren<br />
mit ihrem Know-how, dass alle Missionen<br />
zuverlässig und sicher erfüllt werden<br />
können.<br />
8 REPORT REPORT 9<br />
CH-53<br />
Die dritte Teilstreitkraft des Bundes – das<br />
Heer – wurde 1970 Partner der <strong>MTU</strong>. Da sich<br />
die Transportleistungen erhöht hatten und<br />
die bestehende Hubschrauber-Flotte den<br />
Anforderungen nicht mehr gerecht wurde,<br />
musste neues Gerät beschafft werden. Man<br />
entschied sich für den schweren Sikorsky-<br />
Hubschrauber CH-53, der von zwei T64<br />
angetrieben wird. Der Triebwerkszuschlag<br />
ging wieder an die MAN, die den GE-Antrieb<br />
seit 1966 auf Lizenzbasis fertigte. Das T64<br />
steht heute noch <strong>im</strong> Einsatz und wird von der<br />
<strong>MTU</strong> betreut. Auf Bitte der Truppe und in<br />
Abst<strong>im</strong>mung mit dem Lizenzgeber wird seit<br />
zwei <strong>Jahre</strong>n in München ein umfangreiches<br />
Modifikationsprogramm durchgeführt, um<br />
Triebwerk und Hubschrauber für Einsätze<br />
unter kl<strong>im</strong>atischen Extrembedingungen fit zu<br />
machen – mit Erfolg. In diesem Jahr wird die<br />
Opt<strong>im</strong>ierung der letzten T64 abgeschlossen.<br />
Anfang 60er-<strong>Jahre</strong> 1966-69 1969<br />
1970 1971<br />
1973<br />
Die Transall ist <strong>im</strong>mer noch das Rückgrat der Lufttransporterflotte<br />
der Bundeswehr. Erst der Airbus<br />
A400M wird sie in dieser Aufgabe ablösen.<br />
Schon Mitte der sechziger <strong>Jahre</strong> war klar, dass für<br />
den Starfighter – und in einigen Rollen auch für die<br />
Phantom – ein Ersatz benötigt wird. Das war die<br />
Geburtsstunde des Tornados mit seinen zwei Triebwerken<br />
RB199.<br />
Die Transall – das<br />
Arbeitspferd der Luftwaffe<br />
– verlässt sich bei<br />
ihren Einsätzen, die oft<br />
genug zivilen Zwecken<br />
dienen, auf ihre zwei<br />
robusten, zuverlässigen<br />
Tyne-Triebwerke.<br />
Auch bei der Seeraumüberwachung<br />
setzt das<br />
Tyne in der Breguet<br />
Atlantic Maßstäbe bezüglich<br />
Zuverlässigkeit<br />
und Leistungsfähigkeit.<br />
1969 tauchte ein neues Logo am Triebwerksh<strong>im</strong>mel<br />
auf; die <strong>MTU</strong> wurde gegründet. Bis heute haben die<br />
drei Buchstaben Bestand.<br />
Mehr Power<br />
Als der Sikorsky-Hubschrauber CH-53 vor<br />
vierzig <strong>Jahre</strong>n das erste Mal abhob, ging es<br />
<strong>im</strong> Steigflug weiter: Der Transporthubschrauber<br />
entwickelte sich zu einem der<br />
erfolgreichsten Helikopter der westlichen<br />
Welt. Seit über drei Jahrzehnten setzt die<br />
Bundeswehr auf das Schwergewicht, das<br />
von zwei T64-Triebwerken in die Luft gebracht<br />
wird. Bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in<br />
München werden derzeit 46 Antriebe auf<br />
den modernsten Stand gebracht.<br />
Die Opt<strong>im</strong>ierung wurde vom Bundesamt<br />
für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in<br />
Auftrag gegeben, um den Hubschrauber für<br />
extreme kl<strong>im</strong>atische und geografische<br />
Der CH-53 kommt <strong>im</strong>mer wieder bei einer Vielzahl<br />
humanitärer Hilfsflüge zum Einsatz. Er ist hochflexibel<br />
und bärenstark.<br />
Was die Transall für die Luftwaffe ist, das ist der Hubschrauber CH-53 für das Heer. Auch hierbei sorgte die<br />
<strong>MTU</strong> von Anfang an für den sicheren Einsatz der zwei Triebwerke des Typs T64.<br />
Bedingungen – wie sie beispielsweise in<br />
Afghanistan herrschen – fit zu machen.<br />
Die Triebwerke müssen auch in „Hot and<br />
High“-Situationen zuverlässig arbeiten und<br />
auf ihre Leistung kommen, damit der<br />
Hubschrauber mit voller Nutzlast fliegen<br />
kann. Weiterer Vorteil der Modernisierung:<br />
Die Materialerhaltungskosten werden<br />
sinken, ist sich das Bundesverteidigungsministerium<br />
sicher.<br />
Die Opt<strong>im</strong>ierung des GE-Antriebs erfolgt<br />
<strong>im</strong> Rahmen turnusmäßig stattfindender<br />
Grundüberholungen und verhilft der neuen<br />
T64-100-Version zu 300 kW mehr Leistung;<br />
das Basistriebwerk T64-7 kommt<br />
max<strong>im</strong>al auf 2.929 kW. Erreicht wird die<br />
Steigerung durch eine erhöhte Verbren-<br />
Die Phantom mit ihren zwei Triebwerken J79 kam<br />
anfänglich als Aufklärer bei der Luftwaffe zum<br />
Einsatz, später auch als Jagdbomber und Jäger.<br />
nungstemperatur unter Einsatz neu entwickelter<br />
Turbinenschaufeln. An Heißtagen<br />
steht dem Triebwerk eine um 23 Prozent<br />
höhere Wellenleistung als dem Vorgängermodell<br />
zur Verfügung. Um den Verschleiß<br />
durch angesaugten Sand zu verringern<br />
wurden die Hubschrauber zusätzlich mit<br />
Sandabscheidern ausgerüstet.<br />
„Wir freuen uns sehr, dass wir dem Bund<br />
ein attraktives Gesamtpaket anbieten<br />
konnten“, erklärte Dr. Stefan Weingartner,<br />
Leiter Militärische Programme bei der<br />
<strong>MTU</strong>, „es reicht von der Neuteilbeschaffung<br />
über die Grundüberholung und<br />
Bauteilmodifikation bis hin zu Testläufen.“<br />
Das Projekt wird in diesem Jahr abgeschlossen.<br />
Mit der Aufnahme der Bundesrepublik in die UNO<br />
verstärken sich die Einsätze der Bundeswehr für<br />
Blauhelm-Missionen.
Titelthema<br />
Tornado<br />
In der zweiten Hälfte der 60er-<strong>Jahre</strong> begann<br />
die Suche nach einem Nachfolger für die<br />
Phantom und den Starfighter. Das Profil war<br />
ambitioniert: Der neue Jet sollte <strong>im</strong> Tiefflug<br />
und mit hoher Waffenzuladung weit ins gegnerische<br />
Gebiet vorstoßen, jedes gegnerische<br />
Radar unterfliegen und den Flug möglichst<br />
vollautomatisch dem Geländeprofil folgend<br />
absolvieren können. Trotz hohem Abfluggewichts<br />
durch Kraftstoff und Waffen<br />
sollte die Maschine mit einer kurzen Startund<br />
Landebahn auskommen.<br />
Für das Triebwerk bedeutete das: Es musste<br />
kompakt sein, eine Schubumkehr haben und<br />
durfte nur relativ wenig Kraftstoff verbrauchen;<br />
das Flugzeug sollte damit eine möglichst<br />
lange Distanz schaffen. Die Überlegungen<br />
liefen auf nationaler Ebene an, bekamen<br />
aber bald eine europäische D<strong>im</strong>ension. Großbritannien,<br />
Italien und Deutschland strengten<br />
schließlich das damals größte europäi-<br />
sche Beschaffungsprogramm der militärischen<br />
Luftfahrt an – den Tornado.<br />
In die Luft gebracht wird die Maschine von<br />
zwei RB199-Triebwerken, die sich durch ein<br />
hohes Nebenstromverhältnis von eins auszeichnen.<br />
Das RB199 ist dreiwellig ausgelegt<br />
und sehr kompakt. Als weltweit einziges<br />
militärisches Triebwerk hat es einen integrierten<br />
Schubumkehrer, der besonders kurze<br />
Landestrecken zulässt. Die internationale<br />
Managementfirma Turbo-Union kümmert<br />
sich um das Triebwerk und heute in erster<br />
Linie um deren Instandhaltung. An ihr ist die<br />
<strong>MTU</strong> mit 40 Prozent beteiligt; weitere Partner<br />
sind Rolls-Royce und die italienische<br />
Avio.<br />
Für die <strong>MTU</strong> ist das RB199-Programm von<br />
besonderer Bedeutung: Der Militärantrieb<br />
fungierte als Geburtshelfer des Unternehmens<br />
in seiner heutigen Form. Um ihn realisieren<br />
zu können, bündelten die Da<strong>im</strong>ler-<br />
Benz AG und die MAN AG ihre Triebwerks-<br />
aktivitäten und gründeten 1969 die Motorenund<br />
Turbinen-Union München GmbH, kurz:<br />
<strong>MTU</strong> München. Bei der Entwicklung des<br />
Antriebs agierte die <strong>MTU</strong> erstmals als gleichberechtigter<br />
Partner in einem international<br />
besetzten Konsortium, das sich mit einem<br />
Neubauprogramm befasste. Sie übernahm<br />
die Verantwortung für mehrere neu zu entwickelnde<br />
Baugruppen – mit allen Unabwägbarkeiten<br />
und Risiken, aber auch Chancen.<br />
Das Kalkül ging auf: Das RB199 hat sich zu<br />
einem der stärksten militärischen Programme<br />
des Unternehmens entwickelt und die<br />
weltweit anerkannte Verdichterkompetenz<br />
der <strong>MTU</strong> begründet. Die Erkenntnisse flossen<br />
ins Nachfolgeprogramm EJ200 ein, wurden<br />
veredelt und schließlich auf den zivilen<br />
Bereich übertragen.<br />
Um Luftwaffe und Marine die Einführungsund<br />
anfängliche Nutzungsphase des Triebwerks<br />
so problemlos wie möglich zu gestal-<br />
ten, entsandte die <strong>MTU</strong> Verbindungsleute zu<br />
den Geschwadern. Die Technischen Berater<br />
– kurz: Tec Reps genannt – standen den Soldaten<br />
rund um die Uhr mit Rat und Tat zur<br />
Seite und lösten auftretende Probleme<br />
schnell und unbürokratisch.<br />
Da die beiden Teilstreitkräfte erstmals<br />
Instandsetzungsaktivitäten am Triebwerk<br />
selbstständig durchführten, benötigten die<br />
Geschwader eigene Prüfstände. Den Bedürfnissen<br />
entsprechend entwickelten und errichteten<br />
die Münchner Triebwerksspezialisten<br />
Feldprüfstände, auf denen komplette<br />
Prüf- und Abnahmeläufe des RB199 gefahren<br />
werden konnten. Die Wirkung: Die Einsatzbereitschaft<br />
der Flugzeuge von Luftwaffe<br />
und Marine erhöhte sich deutlich. Die Testzellen<br />
sind heute noch in Betrieb – zum<br />
Beispiel bei den Geschwadern in Jagel,<br />
Nörvenich und Lechfeld.<br />
1975-79 1979 1986<br />
1989 1991<br />
1992<br />
Die von der <strong>MTU</strong> entwickelten Feldprüfstände ermöglichen<br />
es der Luftwaffe, das Tornado-Triebwerk<br />
RB199 direkt be<strong>im</strong> Geschwader auf Herz und Nieren<br />
zu testen. Das gibt der Truppe größere Flexibilität.<br />
Der PAH1 ist ein aus dem zivilen Bo105 abgeleiteter<br />
Panzerabwehrhubschrauber. Seine Muskeln sind zwei<br />
2<strong>50</strong>-<strong>MTU</strong>-C20B-Gasturbinen.<br />
Mitte der achtziger <strong>Jahre</strong> wurde die Notwendigkeit für<br />
einen Luftüberlegenheitsjäger der Extraklasse <strong>im</strong>mer<br />
dringlicher. Die vier Nationen Großbritannien, Italien,<br />
Spanien und Deutschland hoben den Eurofighter mit<br />
seinen zwei Triebwerken EJ200 aus der Taufe.<br />
Ein Ereignis, das längst in die Geschichtsbücher der<br />
Welt Einzug gehalten hat: Die deutsche Teilung geht<br />
zu Ende; die ehemaligen Streitkräfte der DDR wurden<br />
in die Bundeswehr integriert.<br />
Auch der Alpha-Jet beteiligte sich <strong>im</strong>mer wieder an<br />
Auslandseinsätzen; 1991 wurden 18 Maschinen nach<br />
Erhac in der Türkei verlegt.<br />
Die Marineflieger nutzten ebenfalls die Leistungsfähigkeit<br />
des Tornados – beispielsweise bei der<br />
Überwachung des Embargos gegen das ehemalige<br />
Jugoslawien.<br />
10 REPORT REPORT 11
Titelthema<br />
Mister <strong>MTU</strong><br />
Wird bei der Bundeswehr ein neuer Triebwerkstyp<br />
eingeführt, entsendet die <strong>MTU</strong><br />
technische Berater zu den Geschwadern,<br />
die der Truppe vor Ort mit Rat und Tat zur<br />
Seite stehen. Bernd Kraisy war einer von<br />
ihnen: Als Tec Rep hat er in den <strong>Jahre</strong>n<br />
1978 bis 1984 die Einführung des Tornados<br />
begleitet. Heute arbeitet er als Senior<br />
<strong>MTU</strong>-Repräsentant bei Pratt & Whitney in<br />
East Hartford, USA.<br />
Herr Kraisy, wo waren Sie eingesetzt?<br />
Mein Weg hat mich quer durch die Republik<br />
geführt und auch ins Ausland. Bis auf<br />
Bremgarten war ich bei allen deutschen<br />
Geschwadern, die damals den Tornado<br />
bekommen haben.<br />
Wie haben Sie die Geschwader unterstützt?<br />
Die Aufgabenstellung war vielfältig: Ich<br />
habe die Triebwerksbetreuung überwacht,<br />
bei technischen Schwierigkeiten beraten,<br />
technische Änderungen vermittelt und erklärt,<br />
sowie die technische Einweisung von<br />
Piloten, Fluglehrern, Technikern und der<br />
Prüfstands-Mannschaften übernommen.<br />
Wenn Not am Mann war und ein wichtiges<br />
Teil benötigt wurde, bin ich auch schon<br />
mal nach München gefahren, um Ersatzteile<br />
zu holen oder Teile zur Reparatur zur<br />
<strong>MTU</strong> zu bringen. Von Lechfeld aus war das<br />
damals kein Problem.<br />
Haben noch andere <strong>MTU</strong>-Kollegen bei<br />
den Geschwadern gearbeitet?<br />
Ja, in der Regel waren wir pro Geschwader<br />
zwei Tec Reps. Unterstützt wurden wir von<br />
einem Mechanikerstab. Das konnten bis<br />
zu 16 Kollegen sein, die die Triebwerke zerlegt,<br />
montiert und getestet haben.<br />
Wie sind Sie von der Truppe aufgenommen<br />
worden?<br />
Sehr gut. Von Anfang an waren wir <strong>MTU</strong>ler<br />
voll integriert und wurden auch zu gemeinsamen<br />
Aktivitäten nach Dienstschluss eingeladen.<br />
Wir hießen zwar „Berater“, haben<br />
aber eigentlich die Marschrichtung vorgegeben,<br />
da wir die Triebwerke ja am besten<br />
kannten. Für die Soldaten war man als Tec<br />
Rep <strong>im</strong>mer Mister <strong>MTU</strong>. Besonders stolz<br />
bin ich auf den Rang Oberleutnant der<br />
Reserve, den ich in dieser Zeit erwerben<br />
konnte.<br />
War das RB199 ein besonderes<br />
Triebwerk?<br />
Ja natürlich, denn für die <strong>MTU</strong> war der<br />
Tornado-Antrieb das erste Entwicklungsprogramm<br />
nach dem Krieg. Das RB199<br />
war zudem der erste Antrieb, der mit einer<br />
modernen Triebwerksregelung (Fly-by-<br />
Wire) ausgestattet wurde. Das hat die<br />
Piloten anfangs misstrauisch gemacht und<br />
wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten,<br />
damit sie ihr vertrauten.<br />
Was war für Sie am spannendsten?<br />
Wohl die aufregendste Aufgabe war, wenn<br />
wir Übungsflüge überwacht haben und<br />
während des Fluges Online-Daten übermittelt<br />
bekamen. Drücke, Temperaturen<br />
und Drehzahlen wurden von uns am Boden<br />
überwacht und mussten sofort bewertet<br />
werden. Die Entscheidungen, ob<br />
weitergeflogen oder abgebrochen wird<br />
oder welche Manöver die nächsten sind,<br />
mussten schnell erfolgen. Das war manchmal<br />
– <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes –<br />
trouble shooting und sehr spannend.<br />
Hubschrauber für das Heer<br />
In den 70er-<strong>Jahre</strong>n drehte sich die Rüstungsspirale<br />
<strong>im</strong>mer schneller. Die NATO-Streitkräfte<br />
sahen sich einer erdrückenden Überlegenheit<br />
russischer Panzerverbände gegenüber<br />
und mussten handeln: Das deutsche Heer<br />
setzte auf Hubschrauber als wirksames Gegenmittel.<br />
Die Helikopter verfügen über spezielle<br />
Zielerfassungs- und -bekämpfungssysteme<br />
gegen Panzer und ähnliche Ziele. Die<br />
Wahl des Heeres fiel auf den Panzerabwehrhubschrauber<br />
PAH1 und damit auf die <strong>MTU</strong>:<br />
Als der Hubschrauber auf Basis des Bo105<br />
beschafft wurde, war klar, dass die Münchner<br />
den Zuschlag erhalten. Sie produzierten<br />
den Allison-Antrieb 2<strong>50</strong>-C20 in Lizenz und<br />
zeichneten für die komplette Instandhaltung<br />
verantwortlich. Die Bezeichnung der Gasturbine<br />
trug die Handschrift des Unternehmens:<br />
2<strong>50</strong>-<strong>MTU</strong>-C20B.<br />
Be<strong>im</strong> Nachfolgemodell Tiger spielt das<br />
Münchner Unternehmen wieder eine Hauptrolle.<br />
Für den MTM380-Antrieb des deutschfranzösischen<br />
Gemeinschaftsprojekts wurde<br />
die Programmgesellschaft MTM aus der<br />
Taufe gehoben. An ihr waren die <strong>MTU</strong> und die<br />
französische Turbomeca zu gleichen Teilen<br />
beteiligt. Später stieß die britische Rolls-<br />
Royce dazu. Die neue Triebwerksversion<br />
erhielt den Namen MTR390 und wird von der<br />
<strong>MTU</strong>, Turbomeca und von Rolls-Royce gebaut.<br />
Die ersten Helikopter verließen 2002<br />
die Werkshallen. Mittlerweile wird an einer<br />
leistungsstärkeren Antriebsversion – dem<br />
MTR390 Enhanced – gearbeitet; bei dem die<br />
spanische ITP mit von der Partie ist. Die<br />
ersten Exportkunden heißen Spanien und<br />
Australien.<br />
1995 1999 2000<br />
2001 2002<br />
2002<br />
Mitte der neunziger <strong>Jahre</strong> war Bosnien <strong>im</strong> Rahmen<br />
der KFOR-Einsätze ein Schwerpunkt der deutschen<br />
Streitkräfte.<br />
Der Besuch von Maschinen fremder Geschwader auf<br />
deutschen Plätzen – hier ein britischer Tornado – ist<br />
seit Jahrzehnten Gang und Gäbe. Da die Maschinen<br />
und vor allem die Triebwerke identisch sind, gibt es<br />
dabei technisch keinerlei Probleme.<br />
Nicht mehr ungewöhnlich: Soldatinnen können inzwischen<br />
in allen Teilstreitkräften der Bundeswehr<br />
Dienst tun, beispielsweise auch als Pilotin.<br />
Im Rahmen von Enduring Freedom leistet die<br />
Bundeswehr nach wie vor solidarische Hilfe. Das<br />
gilt für alle drei Teilstreitkräfte.<br />
In Afghanistan ist der CH-53 unermüdlich <strong>im</strong> Einsatz.<br />
Hier sorgt erstmals die von der <strong>MTU</strong> leistungsgesteigerte<br />
Version des T64-Antriebs für mehr Kraft und<br />
Ausdauer.<br />
Hubschrauber bieten<br />
eine völlig neue Art der<br />
Panzerbekämpfung; sie<br />
nutzen die dritte D<strong>im</strong>ension.<br />
Der PAH1 war der<br />
erste seiner Art für das<br />
Heer, noch aus einem<br />
Zivilhubschrauber abgeleitet.<br />
Ein reinrassiger Vertreter<br />
seiner Zunft, opt<strong>im</strong>iert<br />
zum Einsatz gegen<br />
Panzerverbände – der<br />
Tiger mit zwei MTR390-<br />
Antrieben.<br />
2002 erhält das Heer seine ersten Panzerabwehrhubschrauber<br />
der neuesten Generation – den Tiger<br />
mit zwei MTR390-Antrieben.<br />
12 REPORT REPORT 13
Titelthema<br />
2003 2003<br />
2004<br />
Das Kooperative Modell – hier die Unterzeichnung der<br />
Verträge mit dem damaligen Vorsitzenden der <strong>MTU</strong>-<br />
Geschäftsführung Dr. Klaus Steffens (rechts) – wurde<br />
mit dem Eurofighter und seinem Triebwerk Realität.<br />
Es opt<strong>im</strong>iert die Abläufe und spart erhebliche Kosten<br />
und Zeit.<br />
Das T64 wurde von der <strong>MTU</strong> deutlich modifiziert, um<br />
speziell unter widrigen Bedingungen mehr Leistung<br />
und höhere Zuverlässigkeit zu haben.<br />
Ein wichtiger Meilenstein <strong>im</strong> Eurofighter-Programm:<br />
Die Unterzeichnung zur Beschaffung von Tranche 2.<br />
Rechts Hartmut Tenter, der für das Triebwerkskonsortium<br />
Eurojet den Vertrag unterschrieb.<br />
14 REPORT REPORT 15<br />
Eurofighter<br />
Anfang der 80er-<strong>Jahre</strong> schlug die Stunde des<br />
Eurofighters. Da sowohl die US-Streitkräfte<br />
als auch die russischen Militärs über deutlich<br />
leistungsfähigere Jagdflugzeuge verfügten<br />
als die Europäer, sahen sich die Verbände gezwungen,<br />
nachzuziehen. Aus gutem Grund:<br />
In Deutschland trug die Phantom die Hauptlast<br />
der Luftüberlegenheitsjagd, in Italien<br />
war es der Starfighter und auch die Maschinen<br />
der Briten waren den gestiegenen Anforderungen<br />
nicht mehr gewachsen. Ein<br />
neuer Jäger musste her – der Eurofighter.<br />
Der Beschluss fiel 1986: Großbritannien,<br />
Deutschland, Italien und Spanien beschafften<br />
den Eurofighter. Das Programm entwickelte<br />
sich zum größten Beschaffungsprojekt der<br />
europäischen Nachkriegsgeschichte. Für<br />
Flugzeug und EJ200-Triebwerke wurden wieder<br />
eigene Managementfirmen gegründet.<br />
Um den Antrieb kümmert sich die Eurojet<br />
Turbo GmbH, an der das Gründungsmitglied<br />
<strong>MTU</strong> mit 33 Prozent beteiligt ist. Mit Niederund<br />
Hochdruckverdichter sowie der komplexen<br />
digitalen Regelung übernahm der deutsche<br />
Branchenpr<strong>im</strong>us die Verantwortung für<br />
wesentliche Schlüsselkomponenten.<br />
Der Eurofighter ist das modernste Jagdflugzeug<br />
seiner Klasse und zeichnet sich durch<br />
besondere Agilität aus. Dazu verhelfen ihm<br />
zwei EJ200-Triebwerke, die besonders schubstark,<br />
schnell ansprechend und <strong>im</strong> Verhältnis<br />
sehr leicht sind - Schub-Gewichts-Verhältnis:<br />
9:1. Die hohen Leistungsanforderungen können<br />
nur durch den Einsatz neuester Triebwerkstechnologien<br />
erfüllt werden. Unter<br />
anderem werden Blisks verwendet. Bei diesen<br />
Bauteilen sind Scheiben und Schaufeln<br />
integral aus einem Stück gefertigt. Das macht<br />
sie sehr leicht und belastbarer als herkömm-<br />
2004 2004<br />
2005<br />
Leistung auf höchstem Niveau: Dem bei der Luftwaffe<br />
<strong>im</strong> Einsatz stehenden Eurofighter wird selbst von<br />
erfahrenen amerikanischen Piloten großer Respekt<br />
gezollt. Es gibt weltweit kaum Vergleichbares.<br />
Nach intensiven, zeitaufwändigen Diskussionen einigen<br />
sich sieben Nationen auf die Beschaffung des<br />
neuen Militärtransporters A400M – darunter Deutschland<br />
mit 60 Maschinen. Der Antrieb TP400-D6 wird<br />
für alle Nationen exklusiv bei der <strong>MTU</strong> in Ludwigsfelde<br />
endmontiert.<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> Bundeswehr sind auch <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>MTU</strong> an der<br />
Seite ihres größten Einzelkunden. Diese enge Verbindung<br />
ist einer der Schlüssel zum Erfolg von <strong>Deutschlands</strong><br />
führendem Triebwerkshersteller.
Titelthema<br />
Ein europäisches Meisterstück erster Güte ist das Viernationen-Triebwerk EJ200 für den Eurofighter. Die <strong>MTU</strong> ist dabei der deutsche Partner.<br />
liche Modelle. Da es anfangs keine Reparaturverfahrenfür<br />
dieseBauteile gab, entwickelten<br />
die <strong>MTU</strong>-Spezialisten ein weltweit einzigartiges<br />
Herstellungsverfahren, das Lineare<br />
Reibschweißen. Das Besondere: Die Schaufeln<br />
werden einzeln auf die Scheibe geschweißt,<br />
was Reparaturen beziehungsweise<br />
den Austausch beschädigter Schaufeln erst<br />
möglich macht. Mittlerweile steht das Verfahren<br />
schon <strong>im</strong> Serieneinsatz.<br />
Auch bei der Instandhaltung des Eurofighter-<br />
Antriebs geht die <strong>MTU</strong> neue Wege. Die Betreuung<br />
erfolgt gemeinsam mit der Bundeswehr<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Kooperativen Modells<br />
an nur mehr einem Ort – bei der <strong>MTU</strong> in<br />
München. Das neue Instandhaltungskonzept<br />
ist so überzeugend, dass es auf andere<br />
Triebwerke ausgeweitet werden soll.<br />
Ende des vergangenen <strong>Jahre</strong>s fiel mit der<br />
Entscheidung für die Beschaffung der zweiten<br />
Eurofighter-Tranche ein wichtiger Beschluss,<br />
der den Fortbestand des Programms sichert.<br />
Die <strong>MTU</strong> stattet die Maschinen der zweiten<br />
Tranche mit einer neuen digitalen Regelung<br />
aus. Das neuentwickelte Gerät – die DECMU<br />
(Digital Engine Control and Monitoring Unit)<br />
– übern<strong>im</strong>mt neben der Regelung die komplette<br />
Überwachung des Triebwerks. Die<br />
Kontrolleinheit trägt maßgeblich zur Einsatzopt<strong>im</strong>ierung<br />
des Jägers bei, erleichtert<br />
Wartung und Instandhaltung und spart der<br />
Truppe Zeit und Kosten.<br />
Praktisch nur eine Platine muss getauscht werden und schon wird aus einer DECU (Digital<br />
Engine Control Unit) eine DECMU (Digital Engine Control and Monitoring Unit). Die EJ200-<br />
Triebwerke der Tranche 2 erhalten die von der <strong>MTU</strong> entwickelte DECMU serienmäßig.<br />
Kooperatives Modell<br />
Mit dem Kooperativen Modell haben die<br />
Bundeswehr und die <strong>MTU</strong> ein innovatives<br />
Instandhaltungskonzept entwickelt, das<br />
weltweit einmalig ist. Die Vereinbarung<br />
regelt die gemeinsame Betreuung des<br />
Eurofighters und seiner Ausrüstung. Der<br />
Vorteil: Im Vergleich zu früheren Waffensystemen<br />
werden bis zu 20 Prozent des<br />
Systemzuschlags, der unter anderem die<br />
Instandhaltungskosten einschließt, eingespart.<br />
Kernpunkt des Konzepts ist die Konzentration<br />
der Arbeiten an einem Ort: Das<br />
EJ200-Triebwerk wird nur mehr bei der<br />
<strong>MTU</strong> in München betreut. Das verhindert<br />
Doppelkapazitäten, garantiert eine opt<strong>im</strong>ale<br />
Ressourcennutzung, spart Zeit und<br />
Kosten. Obwohl die Instandhaltung unter<br />
der Regie und Verantwortung der Industrie<br />
läuft, bleibt die Luftwaffe in den Gesamtprozess<br />
eng eingebunden.<br />
Seit Anfang des <strong>Jahre</strong>s 2003 arbeiten<br />
Soldaten und <strong>MTU</strong>ler Seite an Seite zu-<br />
sammen. Die Bundeswehrangehörigen kamen<br />
von verschiedenen Verbänden aus<br />
dem ganzen Bundesgebiet nach München<br />
und sind mittlerweile in nahezu allen<br />
Bereichen der EJ200-Instandsetzung tätig.<br />
Die Zusammenarbeit hat sich für die<br />
Zukunft empfohlen. Sie ist so erfolgreich,<br />
dass das Kooperative Modell auf andere<br />
Luftfahrtantriebe der Bundeswehr ausgedehnt<br />
werden soll; <strong>im</strong> Visier haben die<br />
Partner den Tornado-Antrieb RB199.<br />
16 REPORT REPORT 17
Titelthema<br />
Stärkste Propellerturbine<br />
<strong>im</strong> Westen<br />
Das neueste Beschaffungsprojekt der Luftwaffe<br />
– wiederum eine europäische Gemeinschaftsaktion<br />
– ist der Transporter A400M<br />
von Airbus. Der langen Tradition folgend ist<br />
die <strong>MTU</strong> als einziger deutscher Triebwerkshersteller<br />
Programmpartner des Triebwerks<br />
TP400-D6. Um Kosten zu sparen, sind die<br />
beteiligten Unternehmen übereingekommen,<br />
europaweit nur eine Endmontagelinie einzurichten<br />
– und zwar bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde.<br />
Mit rund 11.000 Wellen-PS wird der A400M-<br />
Antrieb die mit Abstand stärkste Propeller-<br />
turbine der westlichen Welt sein. Mit ihr kann<br />
der Militärtransporter, der die Transall ablösen<br />
soll, flexible und sichere Missionen<br />
sowie extreme Einsatzprofile fliegen. Das waren<br />
wichtige Argumente für einen Propellerund<br />
gegen einen Strahlantrieb.<br />
Ausschlaggebend waren auch die hohe<br />
Wirtschaftlichkeit sowie die Aussicht, mit<br />
Propellern Fluggeschwindigkeiten zu erreichen,<br />
die <strong>im</strong> Bereich von Strahlflugzeugen<br />
liegen. Die Bundeswehr und sieben weitere<br />
nationale Streitkräfte erhalten mit der<br />
Kombination A400M/TP400-D6 ein hochmodernes,<br />
extrem flexibles und wirtschaftliches<br />
Fluggerät, das über Jahrzehnte das Rückgrat<br />
der Transporterflotte bilden wird.<br />
Für die Bundeswehr und die <strong>MTU</strong> ist das<br />
TP400-D6 derzeit die Krönung ihrer traditionsreichen,<br />
jahrzehntelangen Zusammenarbeit.<br />
Mit ihm beweisen die Partner einmal<br />
mehr: Wo die Bundeswehr und die <strong>MTU</strong><br />
Hand in Hand zusammenarbeiten, entsteht<br />
doppelter Schub – zum Wohle beider Seiten.<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Odilo Mühling gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-2698<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
TP400-D6<br />
Bauart: 3-Wellen-Turboprop<br />
Leistung: +11.000 WPS in Seehöhe, eingebautes Triebwerk<br />
spez. Kraftstoffverbrauch: opt<strong>im</strong>iert für unterschiedliche Missionen<br />
Max. Propellerdrehzahl: +840 1/min<br />
Druck-/Verdichtungsverhältnis: 25<br />
Gewicht: ca. 1.800 kg (trocken)<br />
Länge: 3.<strong>50</strong>0 mm (Triebwerksgesamtlänge)<br />
Propellerdurchmesser: 5.300 mm, 8 Rotorblätter aus Verbundwerkstoff<br />
18 REPORT REPORT 19
Technik + Wissenschaft<br />
Intelligente Winzlinge<br />
Nicole Geffert<br />
Im Antrieb der Zukunft steckt Intelligenz auf engstem Raum: Micro<br />
Electro Mechanical Systems (MEMS) heißen die stark miniaturisierten<br />
Systeme, die elektronische und mechanische Bestandteile vereinen.<br />
Im Einsatz dieser Mikrosysteme sehen Experten der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />
<strong>Engines</strong> großes Potenzial, Triebwerkskomponenten, insbesondere<br />
Verdichter, weiter zu opt<strong>im</strong>ieren. Im „Smart Compressor“ soll durch<br />
aktive Strömungsbeeinflussung unter anderem der Wirkungsgrad verbessert<br />
werden.<br />
Verdichter der heutigen Generation sind für<br />
best<strong>im</strong>mte Drehzahlen ausgelegt und für<br />
häufig auftretende Betriebszustände, zum<br />
Beispiel den Reiseflug, opt<strong>im</strong>iert. „Damit der<br />
Verdichter auch in Lastbereichen außerhalb<br />
des Auslegungspunktes, etwa bei schnellen<br />
Schubänderungen in Teillast, einwandfrei<br />
funktioniert, müssen die Konstrukteure derzeit<br />
noch Kompromisse bei Wirkungsgrad<br />
und Gewicht in Kauf nehmen“, erklärt <strong>MTU</strong>-<br />
Ingenieur Hugo Pfoertner, Referent Triebwerksüberwachung<br />
<strong>im</strong> Center Entwicklung<br />
und Werkstoffe.<br />
Die <strong>MTU</strong>-Spezialisten haben es sich deshalb<br />
zum Ziel gesetzt, den Betriebsbereich der<br />
Verdichter-Beschaufelung so zu erweitern,<br />
dass auf derartige Kompromisse künftig verzichtet<br />
werden kann. Ein möglicher Ansatz:<br />
Mikrosysteme werden auf der Schaufeloberfläche<br />
platziert, um die Strömung <strong>im</strong><br />
Verdichter aktiv zu beeinflussen. Im Idealfall<br />
könnte der Einsatz von MEMS <strong>im</strong> Triebwerk<br />
der Zukunft einzelne Schaufeln oder sogar<br />
komplette Verdichterstufen überflüssig<br />
machen. Für den Kunden hätte das einen<br />
entscheidenden Vorteil: weniger Gewicht<br />
und damit geringerer Kraftstoffverbrauch.<br />
Um diese Vision Realität werden zu lassen,<br />
arbeiten die Spezialisten der <strong>MTU</strong> unter<br />
anderem <strong>im</strong> europäischen ADVACT-Programm,<br />
in dem Potenziale fortschrittlicher<br />
Aktuatorik in Triebwerken untersucht werden.<br />
ADVACT gehört zum 6. EU-Forschungsrahmenprogramm<br />
und ist in einzelne Arbeitspakete<br />
aufgeteilt. „Die <strong>MTU</strong> übern<strong>im</strong>mt eine<br />
führende Rolle in der Anwendung der<br />
Mikrosystemtechnik in Triebwerken und leitet<br />
das MEMS-Arbeitspaket, in dem auch die<br />
Triebwerkshersteller Snecma Moteurs und<br />
Rolls-Royce sowie Forschungseinrichtungen<br />
und Hochschulen mitwirken“, so Dr. Sven-<br />
Jürgen Hiller, Projektleiter und Entwicklungsingenieur<br />
<strong>im</strong> Center Entwicklung und Werkstoffe.<br />
Gemeinsames Ziel der Partner: Bis<br />
2007 sollen Labormuster von mit MEMS<br />
bestückten Schaufeln <strong>im</strong> Windkanal getestet<br />
werden.<br />
Dr. Frank Grauer, Technologie-Programmleiter<br />
Triebwerkssysteme <strong>im</strong> Center Entwicklung<br />
und Werkstoffe der <strong>MTU</strong>, beschreibt einen<br />
der innovativen Lösungsansätze: „Teile der<br />
Schaufel enthalten miniaturisierte Einrichtungen,<br />
die mittels erzwungener Schwingungen<br />
dünner Membranen pulsierende Luft-<br />
Intelligente Lösung zur Lärmreduktion: Ein aktiver<br />
Stator mit Membran, die elektronisch angesteuert<br />
wird und Gegenschall erzeugt.<br />
ströme erzeugen und so gezielt die Strömungsverhältnisse<br />
an der Schaufel beeinflussen.“<br />
Was sich s<strong>im</strong>pel anhört, ist in der<br />
Umsetzung äußerst kompliziert. So müssen<br />
die Ingenieure vorab eine Reihe von Fragen<br />
klären. Zum Beispiel, ob jede oder nur einzelne<br />
Schaufeln mit MEMS bestückt, an welcher<br />
Stelle die MEMS platziert und mit welcher<br />
Frequenz sie angesteuert werden müssen.<br />
Außerdem sollen zusätzlich zu den Stellgliedern<br />
(Aktuatoren), die entsprechende Eingriffe<br />
ermöglichen, auch Sensoren, die eine<br />
Strömungsinstabilität frühzeitig erkennen, in<br />
den Verdichter integriert werden.<br />
„Beides gibt es bereits in konventioneller<br />
Bauweise, vor allem die Aktuatoren sind aber<br />
noch viel zu groß“, erläutert Grauer. „Die<br />
Miniaturisierung erlaubt dagegen Eingriffe direkt<br />
an der Quelle der Strömungsinstabilität,<br />
ohne die globalen Strömungsverhältnisse zu<br />
beeinträchtigen.“ Besonders zu schaffen<br />
machen den intelligenten Winzlingen noch<br />
die extremen Randbedingungen in einem<br />
Triebwerk, zum Beispiel die hohen Temperaturen.<br />
Die MEMS für höhere Temperaturbereiche<br />
werden aus Siliziumcarbid hergestellt<br />
und können Temperaturen bis zu 5<strong>50</strong><br />
Grad Celsius standhalten. „Deshalb müssen<br />
wir uns derzeit mit den MEMS-Applikationen<br />
<strong>im</strong> vorderen Bereich des Verdichters bewegen,<br />
wo es noch nicht so heiß ist“, ergänzt<br />
Grauer.<br />
� Spritzgegossene Teile einer Mikroturbine aus Zirkoniumoxid:<br />
Düsenplatte, Gehäuse, Welle, Rotor und Zahnrad<br />
- hier <strong>im</strong> Größenvergleich zu einer Büroklammer.<br />
Mikroventile in MEMS-Technologie werden schichtweise aufgebaut. Dieses Mikroventil dient zur aktiven<br />
Strömungsbeeinflussung. Der Pfeil zeigt die Strömungsrichtung.<br />
Die Integration von Sensorik, Mikro-Computern<br />
und Aktuatorik auf engstem Raum eröffnet<br />
noch weitere Möglichkeiten. So forschen<br />
die <strong>MTU</strong>-Experten an neuartigen Regelungsund<br />
Überwachungsmethoden. „Eine weitere<br />
Anwendung für MEMS sehen wir in intelligenten<br />
Monitoring-Systemen, mit denen sich<br />
schon kleinste Schäden <strong>im</strong> Triebwerk frühzeitig<br />
lokalisieren und bewerten lassen“, sagt<br />
Heinz-Werner Seibel, Systemingenieur Regelung,<br />
Überwachung und Geräte <strong>im</strong> Center<br />
Erprobung/Regelung. Mittels der ausgeklügelten<br />
Elektronik ließen sich darüber hinaus<br />
Prinzip „Active Flow Control“ durch „Zero Flow Device“<br />
Referenz-Sensor Fehler-Sensor<br />
Aktuator<br />
20 REPORT REPORT 21<br />
U∞<br />
kritische Betriebszustände <strong>im</strong> Triebwerk<br />
erkennen und vermeiden – mit dem Ziel,<br />
die Lebensdauer der Bauteile zu erhöhen,<br />
Instandhaltungsintervalle zu verlängern<br />
und damit Fly-by-hour-Konzepte zu unterstützen.<br />
analog/<br />
digital<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Dr. Frank Grauer gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-6156<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
MEMS ermöglichen die Integration von Sensorik und Aktuatorik zur aktiven Strömungskontrolle<br />
– hier am Beispiel einer Tragfläche.<br />
V I<br />
digital/<br />
analog<br />
analog/<br />
digital<br />
Digitaler Signal Prozessor<br />
LMS-adaptive FIR-Filter
Technik + Wissenschaft<br />
Gefährliches Eis<br />
Unter den wetterbedingten Störungen der Fliegerei gehört die Eisbildung zu einer der unangenehmsten: Am Flügel<br />
verschlechtert sie die Flugeigenschaften und <strong>im</strong> Triebwerk kann sie schwere Beschädigungen verursachen. Bevor<br />
Luftfahrtantriebe fliegen dürfen, müssen sie deshalb in Icing-Tests ihre Belastbarkeit unter Beweis stellen. Das<br />
PW6000 hat die Eisprüfung <strong>im</strong> vergangenen Jahr planmäßig abgelegt und bestanden. Anfang Dezember 2004 hob es<br />
mit dem Airbus A318 pünktlich zum Erstflug ab.<br />
Ähnlich wie der Vogelschlagtest gehört die<br />
Icing-Prüfung zum Standard jeder Triebwerkszulassung.<br />
Vorgeschrieben von der<br />
Federal Aviation Administration (FAA) muss<br />
ein Triebwerk <strong>im</strong> Rahmen dieses Tests beweisen,<br />
dass es bei sehr kalten, unangenehmen<br />
Wetterbedingungen zuverlässig arbeitet. „Zur<br />
Eisbildung am Triebwerk kann es beispielsweise<br />
be<strong>im</strong> Landeanflug in einer Höhe von<br />
etwa 2.000 Metern kommen, wenn es sehr<br />
stark schneit oder Eisregen herrscht“, erklärt<br />
Ulrich Pfaffenberger<br />
Oskar Schnell, PW6000-Programmleiter bei<br />
der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. „Diese Situation<br />
muss getestet werden, denn <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten<br />
Fall vereisen Teile am Triebwerkseingang und<br />
am Fan.“ Die Folgen können fatal sein:<br />
Verändern sich die Einströmbedingungen<br />
kommt es <strong>im</strong> Triebwerk zu Druckabfall und<br />
schl<strong>im</strong>mstenfalls zur schlagartigen Druckumkehr;<br />
das Triebwerk beginnt zu pumpen, was<br />
schwere Beschädigungen – Schaufelverlust<br />
und Triebwerksbrand – nach sich ziehen<br />
kann. Lösen sich Eisbrocken und gelangen<br />
ins Triebwerk, können sie Schaufeln beschädigen<br />
und Einschläge in den Verdichterwänden<br />
zurücklassen – die Folge wäre starker<br />
Leistungsabfall.<br />
Da Icing-Tests unter realen Bedingungen am<br />
Flügel eines Flugzeugs zu riskant sind, werden<br />
die Bedingungen auf Höhenprüfständen<br />
am Boden s<strong>im</strong>uliert. Pratt & Whitney betreibt<br />
eine solche Testzelle in East Hartford,<br />
Connecticut, USA. Im März vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>s wurde das PW6000 auf die eisige<br />
Probe gestellt. In einem Raum, der in etwa<br />
die Ausmaße einer mittelgroßen Montagehalle<br />
hat, werden die kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen<br />
auf Reiseflughöhe erzeugt. Riesige Kühlanlagen<br />
sorgen für die richtigen Druck- und<br />
Temperaturverhältnisse – bis zu -20 Grad<br />
Celsius – denen das Triebwerk ausgesetzt<br />
wird. Über Düsen am Triebwerkseingang wird<br />
Eisregen produziert, der in den Einlauf<br />
gespritzt wird. Das Eis, das sich an den Fanschaufeln<br />
und Statoren bildet, darf den Triebwerkslauf<br />
nicht beeinträchtigen. Schnell:<br />
„Der Antrieb darf nicht pumpen. In der Regel<br />
ist damit der FAA-Test bestanden.“<br />
Die Testläufe auf dem Höhenprüfstand stehen<br />
am Ende einer gut zweijährigen Entwicklungs-<br />
und Erprobungsarbeit, in der Bauteile<br />
und Eigenschaften <strong>im</strong>mer wieder untersucht,<br />
verändert und verbessert werden. „Gerade<br />
Problembereiche wie das Icing verlangen<br />
nach geradliniger Ingenieursleistung – das ist<br />
Physik pur“, erklärt Schnell. Die beiden neuralgischen<br />
Stellen am Triebwerk, an denen<br />
Eisanfall am wahrscheinlichsten ist und die<br />
größte Gefahr darstellt, sind den Ingenieuren<br />
bestens bekannt: Es sind der Lufteinlass <strong>im</strong><br />
schmalen Bereich zwischen Ummantelung<br />
und Rotorblatt sowie die Verstrebungen, die<br />
das Fangehäuse mit dem Kerntriebwerk verbinden.<br />
Aufwändige Installationen – hier ein Wassereinspritz-System – sind erforderlich, um Tests wie Vereisung<br />
durchführen zu können.<br />
Für beide Stellen wurden hochwirksame<br />
Verfahren entwickelt, die den Eisansatz verhindern<br />
oder bereits bestehendes Eis entfernen.<br />
„An die Stelle zwischen Umhüllung und<br />
Fan leiten wir Heißluft aus dem Verdichter,<br />
die in kürzester Zeit jedes Eis zum Schmelzen<br />
bringt“, erläutert Schnell. Die Funktionstüchtigkeit<br />
der kleinen, von außen nicht<br />
sichtbaren Heizrohre – <strong>im</strong> Fachjargon De-<br />
Icing Devices genannt – wird ebenfalls <strong>im</strong><br />
Rahmen der Icing-Tests überprüft. Auch für<br />
die Verstrebungen hat man eine passende<br />
Lösung gefunden: „Wir versehen die Vorderkanten<br />
mit nicht leitenden Materialien aus<br />
Keramik oder Kohlefasern, an denen sich Eis<br />
erst gar nicht ansetzt“, so Schnell.<br />
Den Icing-Check auf dem Höhenprüfstand<br />
hat das PW6000 mit Bravour bestanden.<br />
Einen Monat später wurde es dem nächsten<br />
Härtetest ausgesetzt – dem Vogelschlag.<br />
Auch hier gab es Höchstnoten von den FAA-<br />
Prüfern.<br />
Leistungsdaten PW6000<br />
Startschub<br />
Bypass-Verhältnis<br />
Gesamt Druck-Verhältnis<br />
Gewicht<br />
Durchmesser (Fan-Spitze)<br />
Länge<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Oskar Schnell gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-6069<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
98,3 kN/22.100 lbs<br />
5,0<br />
26,1<br />
2.290 kg/5.0<strong>50</strong> lbs<br />
1.435 mm/56,5 in.<br />
2.743 mm/108 in.<br />
22 REPORT REPORT 23
Technik + Wissenschaft<br />
Rissprüfungen sind bei neuen und reparierten<br />
Triebwerksteilen, die generell sehr hohen<br />
Sicherheitsstandards unterliegen, unverzichtbar.<br />
Sie werden durchgeführt, um die<br />
Oberflächen von Bauteilen auf Materialfehler<br />
hin zu untersuchen und Beschädigungen in<br />
geringer Tiefe unterhalb der Oberfläche aufzuspüren.<br />
Mit den zur Verfügung stehenden<br />
Verfahren können die Anforderungen zwar<br />
abgedeckt werden; Handhabung und Wirtschaftlichkeit<br />
verlangen aber nach leistungsfähigeren<br />
Methoden. Hinzu kommt, dass <strong>im</strong><br />
Triebwerksbereich zur Verlängerung der<br />
Lebensdauer hochbeanspruchter Teile zunehmend<br />
Beschichtungen eingesetzt werden,<br />
die partiell eine direkte Rissprüfung mit<br />
„klassischen“ Methoden unmöglich machen.<br />
Hier werden häufig zusätzliche, kostspielige<br />
Arbeitsschritte wie Reinigungs- oder Entschichtungsverfahren<br />
notwendig.<br />
Mit der induktiv angeregten Thermografie<br />
wurde – beruhend auf einem <strong>MTU</strong>-Patent –<br />
in einem firmenübergreifenden Projekt unter<br />
Beteiligung von Siemens, der EADS und weiterer<br />
Partner eine Methode mit hoher<br />
Aussagekraft entwickelt, die den Verzicht auf<br />
chemische Zusatzstoffe ermöglicht. „Mit der<br />
Induktionsthermografie können verdeckte<br />
Risse, die mit der Farbeindringmethode prinzipbedingt<br />
nicht nachweisbar sind, sichtbar<br />
gemacht werden. Risse unter Schichten oder<br />
geschlossene Risse können dargestellt werden.<br />
Auch tritt das problematische Hintergrundfluoreszieren<br />
an gestrahlten oder gelaufenen<br />
Bauteilen nicht auf“, erläutert Dipl.-<br />
Rissprüfung –<br />
in einer<br />
Sekunde<br />
zum Ergebnis<br />
Uwe Kreissig<br />
Der zunehmende Einsatz hochkomplexer, form- und belastungsopt<strong>im</strong>ierter<br />
Bauteile erfordert in der Rissprüfung die<br />
Schaffung innovativer Methoden. Mit der Induktionsthermografie<br />
ist unter der Führung der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> ein patentiertes<br />
Verfahren entwickelt worden, das auf chemische<br />
Hilfsstoffe verzichtet, hochpräzise Ergebnisse liefert und die<br />
Wirtschaftlichkeit verbessert.<br />
Mit FEM-S<strong>im</strong>ulation berechnetes Temperaturbild. Die Störstelle<br />
durch einen Riss wird durch die Unterbrechung des gelben Streifens<br />
ersichtlich.<br />
Ing. Günter Zenzinger, Projektleiter bei<br />
<strong>Deutschlands</strong> führendem Triebwerkshersteller.<br />
Voraussetzung ist die elektrische Leitfähigkeit<br />
des zu prüfenden Bauteils.<br />
Während übliche Verfahren der Rissprüfung<br />
meist auf Farbeindringung, Magnetisierung<br />
und Wirbelstromtechnik basieren, kommt bei<br />
der Induktionsthermografie eine Kombination<br />
aus Wirbelstromanregung und Thermografie<br />
zum Einsatz: Mittels eines hochfrequenten<br />
Wirbelstroms erfolgt die gezielte<br />
Erwärmung des Prüfteils. Gleichzeitig wird die<br />
Temperaturänderung der Bauteiloberfläche<br />
thermografisch erfasst. Störungen der elektrischen<br />
Leitfähigkeit, wie sie von Rissen verursacht<br />
werden, verändern die Dichte sowie<br />
den Verlauf des Wirbelstroms und somit das<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Günter Zenzinger gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-<strong>50</strong>72<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
24 REPORT REPORT 25<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
<strong>50</strong>0<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Grauwert =200/1-40 norm =100/1-20 norm =<strong>50</strong>/1-11 norm<br />
0 <strong>50</strong><br />
100 1<strong>50</strong> 200 2<strong>50</strong><br />
Wärmebild. An den Rissflanken können keine<br />
Ströme fließen, wodurch kein Wärmeeintrag<br />
anfällt. Am Rissende kommt es zu einer<br />
Konzentration der Wirbelstromdichte und<br />
folglich zu einem erhöhten Wärmeeintrag,<br />
der durch die hochauflösende Thermografiekamera<br />
unbestechlich festgehalten wird.<br />
Die erfassten Thermografie-Bildsequenzen<br />
werden durch speziell entwickelte Auswertealgorithmen<br />
aufbereitet, so dass Rissanzeigen<br />
sicher von Störeinflüssen separiert werden<br />
können.<br />
Wird die Technik lokal angewendet – so an<br />
hochbelasteten Schaufelfüßen, an denen mit<br />
einem „Schuss“ geprüft werden kann – ist<br />
ein extrem schneller Ablauf der Prüfung von<br />
rund einer Sekunde pro Bauteil möglich.<br />
Durch die vollautomatische Auswertung und<br />
Pixel<br />
Der Riss <strong>im</strong> Bauteil wurde klar lokalisiert, die Abweichung von den zulässigen Normbereichen ist deutlich ersichtlich.<br />
Dokumentation verbessert sich die Wirtschaftlichkeit<br />
erheblich. Der Verzicht auf<br />
chemische Hilfsstoffe senkt nicht nur die<br />
Kosten; auch die Emission gesundheitsschädlicher<br />
Dämpfe am Arbeitsplatz unterbleibt<br />
und die aufwändige Entsorgung verbrauchter<br />
Chemikalien entfällt.<br />
Identifizierte Anwendungsfelder sind die<br />
Schaufelblätter <strong>im</strong> Verdichter- und Turbinenbereich,<br />
geschweißte rotationssymmetrische<br />
Bauteile aber auch die Prüfung von Wafern in<br />
der Mikrochipfertigung. Die Einführung der<br />
Induktionsthermografie als Ergänzung der<br />
bestehenden Rissprüftechniken ist sowohl in<br />
der Fertigung als auch in der Maintenance in<br />
Planung. „Perspektivisch werden sich die<br />
Kostenvorteile der Methode positiv auf die<br />
Preise von neuen und reparierten Trieb-<br />
Eine automatisierte Anlage kann die Produktivität in der Rissprüfung von Verdichterschaufeln erheblich verbessern.<br />
Der Roboter entn<strong>im</strong>mt die Verdichterschaufel aus<br />
dem Magazin.<br />
Die Schaufel wird erwärmt, mit der Thermografiekamera<br />
aufgenommen und geprüft.<br />
werksbauteilen auswirken“, sind sich die Entwickler<br />
des Verfahrens sicher.<br />
Um die Leistungsfähigkeit dieser Technologie<br />
noch zu steigern, hält Dr. Joach<strong>im</strong> Bamberg,<br />
Repräsentant Neue Zerstörungsfreie Prüfverfahren,<br />
weitere Arbeiten in der S<strong>im</strong>ulation<br />
von Wirbelstrom- und Temperaturfeldern, der<br />
Automatisierung und in der Bildverarbeitung<br />
für erforderlich. Sein Blick in die Zukunft: „In<br />
den weiteren Ausbaustufen der Methode<br />
wird sich auch das Einsatzspektrum außerhalb<br />
derLuftfahrtindustriedeutlich erweitern.“<br />
Die geprüfte Schaufel wird wieder <strong>im</strong> Magazin<br />
abgelegt.
<strong>MTU</strong> Global<br />
GL BALNEWS<br />
<strong>MTU</strong> erhält<br />
Supplier Award<br />
And the winner is... die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>.<br />
Für Topqualität, Topliefertreue und Topprozessopt<strong>im</strong>ierung<br />
hat das Unternehmen den<br />
Supplier Award 2004 von Pratt & Whitney<br />
erhalten. „Die <strong>MTU</strong>-Mitarbeiter geben <strong>im</strong>mer<br />
ihr Bestes, um alles möglich zu machen“,<br />
lobte James A. Davenport, Director Procurement<br />
International Operations, bei Pratt &<br />
Whitney.<br />
Das Gehe<strong>im</strong>nis des <strong>MTU</strong>-Erfolgs: Seit <strong>Jahre</strong>n<br />
erreicht der deutsche Triebwerkshersteller<br />
eine Pünktlichkeitsrate von 97 bis 100 Prozent.<br />
Diesen Wert der Liefertreue verdankt<br />
die <strong>MTU</strong> den kurzen Kommunikationswegen.<br />
Bei der Qualität hat man es geschafft,<br />
Reklamationen auf ein Min<strong>im</strong>um zu reduzieren.<br />
Seit Monaten gab es für das amerikanische<br />
Partnerunternehmen keinen Anlass,<br />
etwas zurückzuweisen. Bei den Prozessen<br />
hat Pratt & Whitney die ständige Verbesserung<br />
der <strong>MTU</strong> am meisten beeindruckt.<br />
Alle Kundenforderungen wurden erfüllt oder<br />
sogar übertroffen.<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Canada will<br />
Qualitätssiegel<br />
Die kanadische Tochtergesellschaft der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, die <strong>MTU</strong> Maintenance Canada,<br />
lässt in diesem Jahr ihr Qualitätsmanagementsystem<br />
nach der Norm AS9110 zertifizieren.<br />
Seit Januar durchleuchten sieben<br />
Mitarbeiter des Standard Council of Canada<br />
den Betrieb in Vancouver. Im August rechnet<br />
man mit einem erfolgreichen Abschluss.<br />
26 REPORT<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Zhuhai <strong>im</strong> Aufwind<br />
Für die <strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai geht es<br />
weiter bergauf. Das Unternehmen hat<br />
sich zur Nummer eins des chinesischen<br />
Instandhaltungsgeschäfts entwickelt und<br />
peilt jetzt die Spitzenposition auf dem<br />
gesamten asiatischen Markt an. Wie gut<br />
die <strong>MTU</strong>-Tochter ist, beweist die Ehrung<br />
der international renommierten amerikanischen<br />
Fachzeitschrift Aviation Week:<br />
Das Fachblatt kürte die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Zhuhai zur „Asia-Pacific Independent<br />
MRO Operation of the Year 2004“.<br />
Ein weiterer Erfolg stellte sich Ende vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>s ein: Nach erfolgreichem<br />
Audit erhielten die Instandhalter die internationale<br />
Umwelt-Zertifizierung nach<br />
ISO14001.<br />
In Zhuhai werden seit 2004 alle chinesischen<br />
Airlines betreut, die das V2<strong>50</strong>0 einsetzen;<br />
zunehmend an Bedeutung gewinnen<br />
die Triebwerke der CFM56- Baureihe.<br />
Pratt & Whitney feiert 80. Geburtstag<br />
Der amerikanische Triebwerkshersteller<br />
und strategische Partner der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />
<strong>Engines</strong> hat in diesem Jahr Grund zu<br />
feiern: Das Unternehmen wird 80 <strong>Jahre</strong><br />
<strong>MTU</strong> AENA und<br />
Ramgen arbeiten<br />
zusammen<br />
Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> North America und<br />
die Ramgen Power Systems entwickeln gemeinsam<br />
neue Verdichtertechnologien – und<br />
zwar auf höchstem Niveau. Ramgens Spezialität<br />
sind Überschallverdichter mit Hochleistungs-Hybridrotoren,<br />
die ein besonders<br />
hohes Stufendruckverhältnis erreichen. Zur<br />
Validierung dieser Komponente wird die<br />
amerikanische <strong>MTU</strong>-Tochter in Connecticut,<br />
USA, zusammen mit Ramgen-Ingenieuren die<br />
Detailkonstruktion für einen Prüfstand erarbeiten.<br />
Die Partner wollen schon bald neue<br />
Projekte in Angriff nehmen.<br />
alt. Begangen wird das Jubiläum intern und<br />
extern mit Veranstaltungen für Mitarbeiter,<br />
Kunden und Partner. Die Koordination<br />
der weltweiten Feierlichkeiten liegt in<br />
ASSB-Portfolio wächst<br />
Die Airfoil Services Sdn. Bhd. (ASSB) hat<br />
zwei neue Reparaturprogramme <strong>im</strong> Portfolio:<br />
Das Joint-Venture der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> und<br />
der Lufthansa Technik repariert seit Neuestem<br />
Laufschaufeln von Niederdruckturbinen<br />
der Triebwerkstypen V2<strong>50</strong>0 und CF6-80.<br />
Bei der Einführung des neuen V2<strong>50</strong>0-Programms<br />
wurden die Kollegen <strong>im</strong> malaiischen<br />
Händen des ehemaligen General und heutigen<br />
Executive Vice President Military<br />
<strong>Engines</strong> von Pratt & Whitney, Lloyd „Fig“<br />
Newton.<br />
Kuala Lumpur tatkräftig von den Experten<br />
der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover unterstützt;<br />
be<strong>im</strong> CF6-80 war die Lufthansa Technik<br />
Mentor. Beide Verfahren wurden vor ihrem<br />
Einsatz in Hannover und Hamburg auf Herz<br />
und Nieren geprüft.<br />
REPORT 27
<strong>MTU</strong> Global<br />
Die neue Maintenance<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Canada<br />
28 REPORT<br />
Vericor Power Systems<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance do Brasil<br />
Dr. Matthias Funk<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance Hannover<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />
Pratt & Whitney Canada – Customer Service Center Europe<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> (Hauptsitz der <strong>MTU</strong> Maintenance)<br />
Ceramic Coating Center<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai<br />
Airfoil Services<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance-Gruppe hat seit August vergangenen <strong>Jahre</strong>s einen neuen Steuermann: Bernd Kessler übernahm<br />
die Leitung des rund 2.000 Mann starken Bereichs. Der neue <strong>MTU</strong>-Geschäftsführer für den Instandhaltungsbereich<br />
kennt die Branche und das IGT-Geschäft seit 20 <strong>Jahre</strong>n. Er hat weltweite Erfahrung in der zivilen und militärischen<br />
Instandsetzung sowie <strong>im</strong> Aftermarket-Business des Geschäftsreise- und Passagierverkehrs – in der Entwicklung, <strong>im</strong><br />
Qualitätsmanagement und der Fertigung. Seine Devise für die <strong>MTU</strong> Maintenance lautet: profitables Wachstum.<br />
Für seine neue Aufgabe bei <strong>Deutschlands</strong> führendem<br />
Triebwerkshersteller hat sich Kessler<br />
viel vorgenommen: Bis zum Jahr 2009 will er<br />
den Umsatz des zivilen <strong>MTU</strong>-Instandhaltungsgeschäfts<br />
verdoppeln und den Marktanteil<br />
von fünf auf sieben Prozent erhöhen.<br />
„Ein hohes Niveau haben wir schon erreicht.<br />
Wir wollen aber noch besser werden. Unser<br />
Ziel ist es, unsere Zuverlässigkeit zu erhöhen,<br />
die Qualität unserer Leistungen und Produkte<br />
weiter zu verbessern sowie die<br />
Unterstützung vor Ort zu intensivieren – und<br />
das alles zu vernünftigen Preisen.“<br />
Die neue Strategie umfasst alle Maintenance-Standorte.<br />
Kessler nennt drei Stoßrichtungen:<br />
Zum einen das Wachstum <strong>im</strong><br />
Kerngeschäft Luftfahrtantriebe und Industriegasturbinen<br />
und hier vor allem bei Triebwerkstypen,<br />
die <strong>im</strong> Markt bereits fest etabliert<br />
sind – dazu gehören die CFM56- und<br />
CF34-Familien sowie die V2<strong>50</strong>0. Weiterhin<br />
der konsequente Ausbau der Hochtechnologie-Reparaturverfahren<br />
bei der Instandsetzung<br />
sowie die Instandhaltung von Anbauteilen.<br />
Hier gilt eine einfache Formel: Zuverlässige<br />
Bauteile und zuverlässige Reparaturen<br />
garantieren zuverlässige Einsatzzeiten.<br />
Bei Reparaturverfahren kann man der <strong>MTU</strong><br />
nichts vormachen; hier ist das Unternehmen<br />
weltweit Vorreiter und unschlagbar. Kessler:<br />
„Unsere weltweit führende Position gilt es zu<br />
halten und auszubauen.“<br />
In der Praxis bedeutet das: Verringerung der<br />
Durchlaufzeiten, Erhöhung der Liefertreue<br />
und Verbesserung der Zuverlässigkeit.<br />
Oberstes Ziel ist die Zufriedenheit des Kunden<br />
und daher ein kompromissloser Kundenfokus<br />
in allen Bereichen und auf allen<br />
Ebenen. Hierzu gehören unter anderem ein<br />
Field Service, der dem Kunden weltweit 24<br />
Stunden täglich an 365 Tagen <strong>im</strong> Jahr zur<br />
Verfügung steht, sowie die ständige Erreichbarkeit.<br />
Interne Opt<strong>im</strong>ierungspotenziale<br />
sieht Kessler vor allem in einer nachhaltigen<br />
Der Maintenance-Chef, Bernd Kessler (rechts), legte selbst Hand an bei der Instandsetzung<br />
eines V2<strong>50</strong>0-Moduls.<br />
Reduzierung des Umlaufvermögens und hier<br />
insbesondere in einem konsequenten Forderungsmanagement.<br />
Begleitet werden diese<br />
Maßnahmen von einem einheitlichen, alle<br />
Standorte umfassenden kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess. Das Potenzial ist vorhanden.<br />
Es gilt die Erfahrungen der einzelnen<br />
Standorte zusammenzuführen, um die Qualität<br />
und Zuverlässigkeit der Produkte und<br />
Dienstleistungen nachhaltig zu verbessern.<br />
Dies gilt insbesondere für die Zusammenarbeit<br />
mit dem Standort München. Hier ist das<br />
Zentrum für die Entwicklung neuer Reparaturverfahren<br />
sowie das über Jahrzehnte aufgebaute<br />
Know-how für Anbaugeräte – ein<br />
wichtiger Grundstein für die Realisierung des<br />
Wachstumspotenzials <strong>im</strong> Reparatur- und Anbauteilegeschäft.<br />
Priorität eins – nicht nur zu Beginn eines jeden<br />
Management-Meetings – hat die Sicherheit<br />
am Arbeitsplatz für alle Mitarbeiter, wo-<br />
bei die Verantwortung des Unternehmens<br />
nicht am Werkstor aufhört. Kessler: „Auch<br />
nur ein einziger Unfall eines Mitarbeiters sei<br />
es während der Arbeit oder auf dem Weg<br />
dorthin ist ein Unfall zu viel!“<br />
Bei seinem Wechsel zur <strong>MTU</strong> haben Kessler<br />
von Anfang an drei Dinge sehr beeindruckt:<br />
ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein, hohe<br />
Fachkompetenz und die eindrucksvollen<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg <strong>MTU</strong> Maintenance Canada <strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai <strong>MTU</strong> Maintenance do Brasil<br />
Technologieprozesse innerhalb der gesamten<br />
<strong>MTU</strong>-Gruppe. „Das ist wohl die beste<br />
Basis, die man für zukünftige Erfolge haben<br />
kann.“<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Dr. Matthias Funk gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-6667<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
REPORT 29
Kunden + Partner<br />
Schub<br />
für Europa<br />
30 REPORT<br />
Ulrich Pfaffenberger<br />
Was mit dem Tyne-Triebwerk des Militär-Transporters Transall und des See-Aufklärers Breguet Atlantic<br />
begonnen hat, gipfelt heute in der gemeinsamen Arbeit am TP400-D6: Die deutsche <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
und die französische Snecma Moteurs* bringen be<strong>im</strong> Antrieb des neuen Airbus-Militärtransporters A400M<br />
einmal mehr ihre Kompetenzen ein, um Spitzentechnologie für Europa zu schaffen. Beide sind sich in der<br />
Vergangenheit bei militärischen und zivilen Projekten <strong>im</strong>mer wieder begegnet und haben an Meilensteinen<br />
des Triebwerksbaus mitgewirkt.<br />
* Bei Drucklegung stand der neue Firmenname noch nicht fest.<br />
Der A400M ist eines der ehrgeizigsten<br />
Projekte, mit denen sich der europäische<br />
Flugzeugbau derzeit befasst. Es geht um ein<br />
europäisches Produkt für europäische Streitkräfte:<br />
Deutschland, Frankreich, Großbritannien,<br />
Spanien, Belgien, Luxemburg und der<br />
Türkei soll ab 2009 ein neuer Militär-Transporter<br />
zur Verfügung stehen. Seit internationale<br />
Einsätze zunehmen – Friedensmissionen<br />
und humanitäre Einsätze - wächst der Bedarf<br />
an angemessenem Fluggerät, der von vorhandenen<br />
Flotten nicht gedeckt werden<br />
kann.<br />
Der neue Airbus-Transporter steht und fällt<br />
mit seinem Antrieb: Die vier Triebwerke pro<br />
Maschine müssen unter verschiedensten,<br />
zum Teil extremen Bedingungen, zuverlässig<br />
ihre Leistung bringen. Nach einigem Hin und<br />
Her erhielt das Konsortium EuroProp<br />
International (EPI), zu dem neben der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> und Snecma Moteurs auch<br />
Rolls-Royce und die spanische ITP gehören,<br />
von Airbus den Triebwerkszuschlag. Die führenden<br />
Branchenakteure der alten Welt steuern<br />
das Beste aus ihren Technologieschmieden<br />
bei und vereinigen <strong>im</strong> TP400-D6 das<br />
Höchstmaß europäischer Spitzentechnologie.<br />
„Den Leistungsdaten zufolge wird es das<br />
stärkste Turboprop-Triebwerk sein, das jemals<br />
in der westlichen Welt gefertigt wurde“,<br />
macht Dr. Uwe Klossowski, TP400-D6-Programmleiter<br />
bei der <strong>MTU</strong>, deutlich.<br />
„Die Zusammenarbeit der beiden Triebwerksspezialisten<br />
Snecma und <strong>MTU</strong> erfolgt“, so<br />
Robert Salminger, Leiter Neue Triebwerks-<br />
programme bei der <strong>MTU</strong>, „sowohl <strong>im</strong><br />
Tagesgeschäft als Partner in gemeinsamen<br />
Programmen als auch bei der Grundlagenforschung<br />
und Technologie-Entwicklung.“<br />
Beide Hersteller haben großes Interesse<br />
daran, zukunftsweisende neue Technologien,<br />
die ökonomischen und ökologischen Fortschritt<br />
bedeuten, anzustoßen und zu nutzen.<br />
Salminger: „Um für Europa Wettbewerbsgleichheit<br />
zu schaffen, werden Forschungsprogramme<br />
von der Europäischen Union<br />
gefördert. Dass die europäischen Hersteller<br />
dabei kooperieren, hat eine lange Tradition.“<br />
Ein zukunftsweisendes, deutsch-französisches<br />
Technologieprojekt ist Clean. Der<br />
„Component validator for environmentally<br />
friendly aero engine“ ist Bestandteil der<br />
„Efficient and Environmentally Friendly <strong>Aero</strong><br />
Engine“ (EEFAE)-Technologieplattform der<br />
Europäischen Union. Unter der Programmleitung<br />
der <strong>MTU</strong> und der technischen Leitung<br />
von Snecma Moteurs ist Clean in den letzten<br />
vier <strong>Jahre</strong>n von sieben Partnern konzipiert,<br />
entwickelt und gebaut worden. Zielsetzung<br />
ist es, Schlüsselkomponenten zu entwickeln,<br />
die den Wirkungsgrad künftiger Triebwerke<br />
erhöhen und gleichzeitig Schadstoffausstoß<br />
und Treibstoffverbrauch verringern. Kernstück<br />
des <strong>MTU</strong>-Triebwerkskonzepts ist der<br />
Wärmetauscher. „Es sind Technologien wie<br />
diese, von denen in der Zukunft alle Beteiligten<br />
profitieren“, sagt Andreas Danier, Projektleiter<br />
Neue Militärische Triebwerksprogramme<br />
bei der <strong>MTU</strong>. „Hier geht es darum,<br />
Europas technologische Spitzenstellung zu<br />
sichern.“<br />
REPORT 31
Kunden + Partner<br />
Ein Blick zurück<br />
Die Annalen der <strong>MTU</strong>-Snecma-Kooperation<br />
lesen sich wie die Chronik der europäischen<br />
Luftfahrt: 1968 schlossen sich die beiden<br />
französischen Triebwerkshersteller Snecma<br />
Moteurs und Turbomeca – Turbomeca gehört<br />
heute zur Snecma Group–zu einer Interessengemeinschaft<br />
zusammen, um das Larzac04,<br />
den Antrieb des Kampf- und Trainingsflugzeugs<br />
Alpha Jet, zu entwickeln. 1975 wurden<br />
die <strong>MTU</strong> und KHD mittels Kooperationsverträgen<br />
für den Serienbau des Triebwerks mit<br />
ins Boot geholt. Vorangegangen war die<br />
gemeinsame Arbeit am Wellenleistungstriebwerk<br />
Tyne Mk 21/22.<br />
Auch <strong>im</strong> kommerziellen Luftfahrtbereich kam<br />
es Mitte des vergangenen Jahrhunderts zum<br />
deutsch-französischen Gleichschritt: „In<br />
Deutschland gelang der <strong>MTU</strong> der Einstieg ins<br />
zivile Geschäft ebenfalls über internationale<br />
Kooperationen. Ende der 60er-<strong>Jahre</strong> beteiligte<br />
General Electric die <strong>MTU</strong> und Snecma<br />
Moteurs an der Produktion des CF6, der zivilen<br />
Ableitung des TF-39-Triebwerks. Aus<br />
einer anfänglichen Beteiligung an der Lizenzfertigung<br />
wurde eine Risk-and-Revenue-<br />
Sharing-Partnerschaft“, erzählt Dr. Anton<br />
Binder, Leiter Zivile Programme bei <strong>Deutschlands</strong><br />
führendem Triebwerkshersteller.<br />
Heute engagieren sich beide Unternehmen<br />
gemeinsam an verschiedenen Projekten:<br />
Unter dem Dach der MTR entwickeln und<br />
bauen sie gemeinsam mit dem englischen<br />
Das Tyne war eines der ersten Programme, bei<br />
dem Snecma Moteurs und die <strong>MTU</strong> eng zusammenarbeiteten.<br />
32 REPORT<br />
Snecma Group<br />
Die französische Snecma Group, deren<br />
Wurzeln bis ins Jahr 1907 reichen, hat<br />
ihren Hauptsitz in Paris und ist mit<br />
Niederlassungen, Tochterfirmen und Beteiligungen<br />
in 22 Ländern auf fünf Kontinenten<br />
vertreten.<br />
Das Unternehmen ist auf Antriebs- und<br />
Ausrüstungssysteme spezialisiert und bedient<br />
namhafte Kunden aus der zivilen<br />
und militärischen Luftfahrt, der Helikopter-Branche<br />
sowie aus der Weltraum- und<br />
Verteidigungsindustrie. Ihr Portfolio umfasst<br />
unter anderem Antriebstechnologien<br />
für Flugzeuge, Hubschrauber,<br />
Raketen und Satellitenträger aber auch<br />
Triebwerksgondeln, Landesysteme, Ver-<br />
Der deutsch-französische Trainer Alpha Jet erhielt<br />
das Larzac04 von Turbomeca/Snecma als Antrieb.<br />
Die <strong>MTU</strong> war mit <strong>im</strong> Boot.<br />
bundmaterial und umfangreiche Dienstleistungen.<br />
Geschäftspartner der <strong>MTU</strong><br />
sind die Tochtergesellschaften Snecma<br />
Moteurs und Snecma Services, die zusammen<br />
mit drei weiteren Tochtergesellschaften<br />
<strong>im</strong> Geschäftszweig Antriebssysteme<br />
tätig sind.<br />
2003 haben rund 40.000 Snecma-Mitarbeiter<br />
einen <strong>Jahre</strong>sumsatz in Höhe von<br />
6,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Ende<br />
Oktober 2004 gab Snecma Pläne zur<br />
Fusion mit dem französischen Technologiekonzern<br />
Sagem bekannt, der neben<br />
dem Kommunikationsbereich auch in der<br />
Sicherheits- und Verteidigungsbranche<br />
aktiv ist.<br />
Von Anfang an Partner: Turbomeca/Snecma Moteurs<br />
und die <strong>MTU</strong> be<strong>im</strong> Tiger-Antrieb MTR390.<br />
Partner das MTR390. Dieses Triebwerk<br />
bringt den deutsch-französischen Kampfhubschrauber<br />
Tiger in die Luft. Be<strong>im</strong> „European<br />
Technology Acquisition Program“ (ETAP) geht<br />
es um die Identifikation und Bewertung von<br />
Nachfolgetechnologien für Kampfflugzeuge.<br />
„Bei den militärischen Projekten sind wir uns<br />
aufgrund übergeordneter Ziele etwas näher“,<br />
berichtet Salminger. „Im zivilen Bereich sind<br />
die Kontakte aufgrund der unterschiedlichen<br />
Partner General Electric und Pratt & Whitney<br />
schwächer ausgeprägt.“<br />
Die zivile deutsch-französische Achse beruht<br />
<strong>im</strong> Wesentlichen auf dem CF6, dem umsatzstärksten<br />
zivilen Programm der <strong>MTU</strong>, und<br />
dem GP7000, dem Antrieb für den Mega-<br />
Airbus A380. Hier sind die <strong>MTU</strong> und Snecma<br />
Moteurs über ihre Partner Pratt & Whitney<br />
und General Electric an der Entwicklung beteiligt.<br />
Mit dem GP7000 entsteht eine neue<br />
Triebwerksfamilie für den Langstreckenbereich,<br />
deren Modelle für neue Flugzeugtypen<br />
von Airbus und Boeing konzipiert sind.<br />
Drittes Projekt <strong>im</strong> Bunde und jüngster Sproß<br />
der deutsch-französischen Kooperation ist<br />
das Ceramic Coating Center SA (CCC) <strong>im</strong><br />
französischen Châtellerault. Dieses <strong>50</strong>/<strong>50</strong>-<br />
Joint Venture haben die <strong>MTU</strong> und Snecma<br />
Services gegründet, um ihre Fertigungskompetenz<br />
be<strong>im</strong> Aufbringen keramischer Schichten<br />
auf hochbelastete Bauteile zu erweitern.<br />
Beschichtet werden Turbinenschaufeln der<br />
Triebwerke CF6, CFM56, M88 und des<br />
GP7000.<br />
Jahrzehntelange Zusammenarbeit auch <strong>im</strong> CF6-<br />
Programm. Die <strong>MTU</strong> ist an der Hochdruckturbine<br />
beteiligt.<br />
Be<strong>im</strong> CCC in Frankreich sorgen erfahrene Spezialisten für das perfekte Aufbringen von keramischen<br />
Schutzschichten auf Turbinenschaufeln.<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Robert Salminger gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-4696<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
Snecmas ziviler Bestseller - das CFM56. Die <strong>MTU</strong><br />
bietet Komplettservice bei der Instandhaltung.<br />
Auch in Zukunft zusammen: Snecma Moteurs und<br />
die <strong>MTU</strong> sind Partner be<strong>im</strong> GP7000.<br />
REPORT 33
Kunden + Partner<br />
Eine Frage des Antriebs<br />
34 REPORT<br />
Eine Ära geht zu Ende: Als erste Fluglinie weltweit hat die Lufthansa 1972 Boeing 747-Maschinen als<br />
Frachter eingesetzt. Nach über 30 <strong>Jahre</strong>n <strong>im</strong> <strong>Dienste</strong> der Kranich-Airline werden die Flugzeuge jetzt ausgemustert.<br />
Die Frachttochter Lufthansa Cargo stellt ihre komplette Flotte auf Boeing MD-11 um und verspricht<br />
sich davon wirtschaftliche Vorteile. Effizienzsteigerungen erwartet man auch von den modernen<br />
CF6-80-Antrieben, die die MD-11-Maschinen in die Luft bringen.<br />
Der Generationenwechsel ist vollzogen: Seit<br />
Anfang 2005 besteht die Lufthansa Cargo-<br />
Flotte ausschließlich aus Frachtern eines einzigen<br />
Typs – der Boeing MD-11F mit je drei<br />
CF6-80C2-Triebwerken von General Electric,<br />
an denen die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> <strong>im</strong> Bereich<br />
der Hochdruckturbinen beteiligt ist. Die letzten<br />
vier der ehemals elf von der Lufthansa-<br />
Frachttochter betriebenen Boeing 747-200 –<br />
einige von ihnen mit der charakteristischen<br />
Klappnase – sind verkauft worden. Der bisherige<br />
747-Flottenchef Jörg Wolkenhauer<br />
spricht vielen Piloten aus der Seele: „Es tut<br />
weh, dass die 747 rausgeht.“<br />
Andreas Spaeth<br />
Ein Leistungsvergleich spricht allerdings eine<br />
deutliche Sprache: „Die MD-11 ist das beste<br />
und wirtschaftlichste Flugzeug“, betont Vorstandschef<br />
Jean-Peter Jansen, „wir wollen<br />
mit der Vereinheitlichung Komplexität abbauen,<br />
Treibstoff sparen und die Lärmemission<br />
verringern.“ Für die 747-200F mit ihren lauten<br />
General Electric CF6-<strong>50</strong>-Triebwerken<br />
zahlte die Gesellschaft zuletzt in Frankfurt<br />
erhöhte Gebühren; ab 2009 hätte sie damit<br />
auf europäischen Flughäfen gar nicht mehr<br />
landen dürfen. Die MD-11F mit ihren modernen<br />
Antrieben ist erheblich leiser und gehört<br />
zur fortschrittlichsten Lärmkategorie.<br />
Thema Gewicht: Die Frachtjumbos konnten<br />
zwar 20 Tonnen mehr Zuladung fliegen als<br />
die MD-11, die 85 Tonnen transportieren<br />
kann, verbrauchten aber auch 20 Prozent<br />
mehr Kerosin. Auch bei der Reichweite lässt<br />
die MD-11 ihre Boeing-Schwester hinter sich:<br />
Die geringere Reichweite der Frachtjumbos<br />
erlaubte nur Nonstop-Flüge von achteinhalb<br />
Stunden Dauer, während die MD-11 rund<br />
zehn Stunden in der Luft bleiben kann. „Die<br />
MD-11-Frachter haben sich bei Lufthansa<br />
Cargo als kosten- und umwelteffiziente Flugzeuge<br />
erwiesen“, lobt Vorstandschef Jansen.<br />
Die 747F ist bei Lufthansa Geschichte.<br />
Die fünf zusätzlich als Ersatz für die 747F<br />
benötigten Exemplare des Dreistrahlers zu bekommen,<br />
war nicht einfach, denn die MD-11<br />
wird seit fünf <strong>Jahre</strong>n nicht mehr gebaut. Die<br />
beiden letzten von insgesamt 200 in Long<br />
Beach/Kalifornien gebauten Exemplare<br />
kamen Anfang 2001 zu Lufthansa Cargo. Als<br />
Passagierflugzeug wurde die MD-11, eine<br />
gestreckte Version der erfolgreichen DC-10<br />
aus den 1970er-<strong>Jahre</strong>n, nie ein Verkaufsschlager;<br />
um so erfolgreicher aber ist das<br />
von den später mit Boeing fusionierten<br />
McDonnell Douglas-Werken auf den Markt<br />
gebrachte Flugzeug als Frachter.<br />
Mangels werksneuer Exemplare bediente<br />
sich Lufthansa Cargo gebrauchter Passagierflugzeuge<br />
und ließ sie zu Frachtern umbauen<br />
– ein in der Branche weit verbreitetes und<br />
kostengünstiges Verfahren. Die ab Ende<br />
1990 erstmals ausgelieferte MD-11 gehört<br />
keineswegs zum alten Eisen. Selbst wenn es<br />
noch werksneue Exemplare gäbe – der mit<br />
rund zehn Millionen Dollar zu Buche schlagende<br />
Umbau ist wesentlich günstiger als ein<br />
Neuflugzeug: Frisch aus dem Werk kostet ein<br />
Großraumfrachter heute zwischen 80 und<br />
100 Millionen Dollar, eine wie neu hergerichtete<br />
umgebaute MD-11-Version dagegen insgesamt<br />
rund 30 Millionen Dollar.<br />
Die CF6-Triebwerksfamilie mit ihrem hohen<br />
Nebenstromverhältnis hat seit ihrer Einführung<br />
1971 mehr Flugstunden absolviert als<br />
jedes andere Triebwerk dieser Kategorie:<br />
etwa 260 Millionen. General Electric entwickelt<br />
diesen Antrieb ständig weiter – etwa<br />
mit neuen Hochdruckturbinen und Brennkammern<br />
mit sehr geringen Emissionen. „Die<br />
Ein CF6-Triebwerk <strong>im</strong> Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover.<br />
In der MD-11 können 85 Tonnen Fracht in die Luft gehen.<br />
werden noch weit ins 21. Jahrhundert hinein<br />
<strong>im</strong> Einsatz sein“, sagt Elisabeth Jordan von<br />
der <strong>MTU</strong>-Vertretung be<strong>im</strong> Hersteller General<br />
Electric in Ohio. Die heute in rund 1.900<br />
Flugzeugen weltweit fliegenden CF6-80C2-<br />
Versionen wurden 1985 erstmals eingesetzt<br />
und sind heute für elf Typen von Großraumflugzeugen<br />
zertifiziert. Sogar der amerikanische<br />
Präsident setzt auf die bewährten Triebwerke:<br />
Sie sorgen für Schub in der Air Force<br />
One, einer modifizierten Boeing 747-400.<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Elisabeth Jordan gerne zur Verfügung:<br />
+1 513 552-2643<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
REPORT 35
Produkte<br />
Rundum-Service ohne<br />
Zeitverzug<br />
36 REPORT<br />
Nicole Geffert<br />
Ivaylo Krastev sitzt in seinem Büro, den Blick auf den Monitor seines Computers geheftet. Vom benachbarten<br />
Flughafen Hannover-Langenhagen startet eine Maschine. Den unverwechselbaren Sound n<strong>im</strong>mt der Ingenieur der <strong>MTU</strong><br />
Maintenance Hannover nur am Rande war; Krastevs Konzentration gilt dem Engine Condition Monitoring. Das System<br />
ermöglicht die kontinuierliche Überwachung der physikalischen Parameter von Triebwerken während des Fluges. Es ist<br />
ein neuer Baustein des Total Engine Care (TEC)-Pakets.<br />
Neuer Service für <strong>MTU</strong>-Kunden: Mit<br />
dem Engine Condition Monitoring werden<br />
Triebwerksdaten während des Fluges<br />
kontinuierlich überwacht.<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover ist auch<br />
Spezialist in der Instandsetzung des<br />
CF6-80, das unter anderem den Airbus<br />
A310 antreibt.<br />
Mit TEC opt<strong>im</strong>iert die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover in Langenhagen ihren Kundenservice.<br />
Das Rundum-Sorglos-Paket aus Maintenance,<br />
Repair & Overhaul, der Bereitstellung<br />
eines Ersatztriebwerks über e.pool services<br />
sowie Logistik und Versand wurde um einen<br />
vierten Baustein erweitert: Engine Condition<br />
Monitoring (ECM). Das innovative System<br />
bietet <strong>MTU</strong>-Kunden unter anderem eine präzisere<br />
Maintenance-Planung und zuverlässige<br />
Triebwerksleistungen.<br />
Die Parameter – zum Beispiel Druck, Temperatur<br />
und Vibrationen - zeigen, wie es um die<br />
„Gesundheit“ eines Triebwerks steht. Treten<br />
Abweichungen auf, kann dies zu einem Triebwerksschaden<br />
führen. Ein frühzeitiges Erkennen<br />
dieser „Trends“ verhindert diese Entwicklung<br />
und hilft, eine kritische Situation <strong>im</strong><br />
Flugbetrieb sowie eine kostspielige Überholung<br />
des Triebwerks zu vermeiden.<br />
Wie funktioniert ECM? Die Rohdaten aus<br />
dem Triebwerk werden vom Flugzeug über<br />
Funk an einen Service-Provider übertragen.<br />
Dieser bereitet die Daten auf und stellt sie<br />
der <strong>MTU</strong> sowie deren Kunden, die den<br />
Service der Hannoveraner Maintenance-Spezialisten<br />
in Anspruch nehmen, nach <strong>MTU</strong>-<br />
Freigabe über das E-Business-Portal der <strong>MTU</strong><br />
zur Verfügung, und zwar rund um die Uhr.<br />
„Jeder Kunde kann sich nach Eingabe eines<br />
Passworts selbst ein Bild von den Daten seiner<br />
Triebwerke machen“, erklärt Krastev.<br />
Anlieferung eines Triebwerks <strong>im</strong> Shop.<br />
Airlines sind per Gesetz zum Trendmonitoring<br />
verpflichtet. Jeder Triebwerkshersteller<br />
hält hierfür ein eigenes System bereit.<br />
Airlines, die in ihrer Flotte mehrere Triebwerkstypen<br />
fliegen, müssen folglich mit verschiedenen<br />
Systemen arbeiten. Hier genießen<br />
<strong>MTU</strong>-Kunden einen wichtigen Vorteil:<br />
<strong>MTU</strong>s ECM vereint alle Systeme. Der Kunde<br />
benötigt lediglich einen PC mit Internetzugang,<br />
um eine volle Übersicht über seine<br />
Triebwerkstypen zu haben; eine spezielle<br />
Software ist nicht erforderlich.<br />
Krastev vergleicht auf seinem Monitor die<br />
Parameter eines Triebwerks und entdeckt<br />
eine Unregelmäßigkeit. Die Umdrehungszahlen<br />
übersteigen die Grenzwerte. Vibrationen<br />
REPORT 37
Produkte<br />
38 REPORT<br />
e.pool services<br />
und Leistungsverluste sind die Folge.<br />
„Vermutlich Vogelschlag“, lautet seine erste<br />
Diagnose. Das Flugzeug ist auf dem Weg von<br />
Chicago nach New York. Umgehend informiert<br />
der <strong>MTU</strong>-Ingenieur seinen Ansprechpartner<br />
bei der betroffenen Airline und teilt<br />
ihm seine Beobachtung mit. „Wir sprechen<br />
Empfehlungen aus“, sagt Krastev, „die Entscheidung,<br />
welche Maßnahme zu ergreifen<br />
ist, trifft der Kunde.“ Dieser reagiert umgehend<br />
und veranlasst, dass das beschädigte<br />
Triebwerk nach Landung der Maschine am<br />
Zielflughafen New York inspiziert wird.<br />
Ergebnis: Der Schaden ist zu groß, um das<br />
Triebwerk am Flügel zu reparieren. Es wird<br />
demontiert, um es nach Hannover in den<br />
Shop transportieren zu lassen.<br />
In der Zwischenzeit hat die Airline Jaap<br />
Beijer, einen der Customer Program Manager<br />
der <strong>MTU</strong> kontaktiert, um die nächsten<br />
Schritte abzust<strong>im</strong>men. Über die 24-Stunden-Rufbereitschaft<br />
„Aircraft On Ground“<br />
(AOG), die den <strong>MTU</strong>-Kunden 365 Tage <strong>im</strong><br />
Jahr zur Verfügung steht, hat ihn die Airline<br />
schnell erreicht. Beijer bespricht mit dem<br />
Kunden unter anderem, wie der Transport<br />
organisiert und welche Reparaturen durchgeführt<br />
werden sollen. Kurze Zeit später<br />
erreicht ihn der Auftrag des Kunden per E-<br />
Mail. Da die Airline mit den Hannoveranern<br />
einen Total-Engine-Care-Vertrag abgeschlossen<br />
hat, profitiert sie nun auch von den drei<br />
anderen Bausteinen: Maintenance, Repair &<br />
Overhaul, die Bereitstellung eines Ersatztriebwerks<br />
über e.pool services sowie Logistik,<br />
Transport und Versand.<br />
Beijer erkundigt sich, wie die Auslastung <strong>im</strong><br />
Shop aussieht. Die Mannschaft reagiert flexibel:<br />
In drei Tagen kann es losgehen. Mit seinen<br />
Kollegen aus der Logistik klärt er, welche<br />
Ersatzteile umgehend bestellt werden müssen.<br />
Wieder greift er zum Hörer. Diesmal<br />
wählt er die Nummer von e.pool services.<br />
„Steht ein Ersatztriebwerk zur Verfügung?“<br />
Auf eine positive Antwort muss er nicht lange<br />
warten. Sein Kollege Lars Munstermann,<br />
Administration Manager bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover, wurde bereits per E-Mail<br />
von der Airline informiert. „Unseren e.pool-<br />
Kunden sichern wir eine garantierte Verfüg-<br />
Instandhaltung,<br />
Überholung und<br />
Reparatur von<br />
Triebwerken<br />
Flotten-Management<br />
und<br />
Beratungsdienstleistungen<br />
TEC<br />
Total Engine Care<br />
Unterstützung<br />
durch Ersatz-<br />
Triebwerke<br />
Logistische<br />
Dienstleistungen<br />
Service-Integration ist der Schlüssel zum Erfolg: „Service aus einer Hand“<br />
Zustandsüberwachung<br />
von<br />
Triebwerken<br />
(ECM)<br />
e.pool services;<br />
Leasing von<br />
Triebwerken<br />
Unterstützung durch Expertenwissen<br />
V2<strong>50</strong>0 CF6-80 CF6-<strong>50</strong> CFM56-3 CFM56-7 CF34<br />
Vorbereitungen für einen V2<strong>50</strong>0-Testlauf auf dem Prüfstand (oben) der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover und die<br />
Einlastung des Triebwerks auf die Flowline (links).<br />
barkeit von Triebwerken zu“, sagt Munstermann.<br />
Im Ersatztriebwerks-Pool hält die <strong>MTU</strong><br />
alle Triebwerkstypen ihrer Kunden bereit:<br />
V2<strong>50</strong>0, CF6-<strong>50</strong>, CF6-80C2, CFM56-3,<br />
CFM56-7 sowie CF34.<br />
Das Ersatztriebwerk für die Airline in New<br />
York kann sofort versandfertig gemacht und<br />
verschickt werden. Nachdem alle erforderlichen<br />
Papiere wie Vertragsunterlagen, Versicherungszertifikate<br />
und Frachtdokumente<br />
vorliegen, wird der Spediteur beauftragt, um<br />
das Ersatztriebwerk zum Frankfurter Flughafen<br />
zu transportieren. Von dort wird es<br />
nonstop nach New York geflogen. Das<br />
beschädigte Triebwerk, das mittlerweile<br />
demontiert ist, wird unverzüglich mit der<br />
nächsten Maschine nach Amsterdam geflogen,<br />
wo der Lkw wartet, um es nach<br />
Hannover zu bringen. Im Shop steht die<br />
Mannschaft bereit. Sobald das Triebwerk<br />
repariert ist, wird es nach Rücksprache mit<br />
dem Kunden wieder gegen das Ersatztriebwerk<br />
ausgetauscht. Ein reibungsloser Ablauf<br />
ohne Zeitverzug – den die Hannoveraner für<br />
ihre Kunden aber noch toppen wollen.<br />
„Der Trend geht eindeutig in Richtung Full-<br />
Service-Anbieter“, sagt Ulf Godehardt, Marketing-Direktor<br />
bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover. ECM n<strong>im</strong>mt dabei eine Schlüsselfunktion<br />
ein und ist ein weiterer Schritt zum<br />
intelligenten System. „Mit ECM lassen sich<br />
Schäden frühzeitig erkennen und damit größere<br />
und kostspielige Folgeschäden verhindern“,<br />
verdeutlicht er. „Für den Kunden sind<br />
kleine, geplante Instandsetzungsintervalle<br />
besser als ein Großschaden mit ungeplanten<br />
Ersatzteil-Pool<br />
für Triebwerksanbauteile;<br />
Lagerung und<br />
Versand<br />
Liegezeiten.“ Zudem könne rechtzeitig ein<br />
Ersatztriebwerk bereitgestellt werden. „Für<br />
unsere Kunden bedeutet das: weitere Zeitund<br />
Kostenersparnisse sowie zuverlässige<br />
Triebwerksleistungen und Flüge“, resümiert<br />
Godehardt.<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Ulf Godehardt gerne zur Verfügung:<br />
+49 511 7806-365<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
REPORT 39
Produkte<br />
Flugzeug-Power für<br />
Traumschiffe<br />
40 REPORT<br />
Elisabeth Wagner<br />
High-Speed-Luxusyachten stehen für exklusiven Komfort ebenso wie für Technologie auf<br />
höchstem Niveau. Dazu gehören Antriebe mit Spitzenleistung. Gefordert sind max<strong>im</strong>ale<br />
Leistung auf kleinstem Raum, Min<strong>im</strong>alwerte bei Gewicht und Geräuschentwicklung. Die<br />
Vericor Power Systems, eine Tochtergesellschaft der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, ist in diesem anspruchsvollen<br />
Geschäft ganz vorne mit dabei. Ihr Erfolgsrezept ist der Transfer von Triebwerkstechnologie<br />
aus der Luftfahrt in den marinen Bereich.<br />
„Was wir bauen, das sind nicht einfach nur<br />
Superyachten. Es sind Bühnen, auf denen<br />
unsere Kunden ihr Leben inszenieren können<br />
wie nach einem selbst verfassten Skript“, so<br />
beschreibt Millennium Super Yachts, Hersteller<br />
luxuriöser Mega-Yachten, seine Design-<br />
Philosophie. Von außen betrachtet wirken<br />
die marinen Luxusgefährte schick, ultramodern<br />
und wie <strong>im</strong> Windkanal gestylt. Im<br />
Inneren verbreiten edle Hölzer, Marmor,<br />
Granit, Gold, Kristall und wertvolle Textilien<br />
das Flair eines traditionsreichen Grand-<br />
Hotels. In großzügigen Kabinen bieten die<br />
größten Yachten bis zu zehn Personen private<br />
Rückzugsmöglichkeiten. Komfortable Salons,<br />
Foyers, Lounges und Sonnendecks konkurrieren<br />
mit gepolsterten Sesseln, Sofas<br />
und Liegen um die Gunst der Passagiere.<br />
Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der die<br />
eleganten schw<strong>im</strong>menden Unterkünfte zu<br />
Lieblingsobjekten überwiegend männlicher<br />
Millionäre und Milliardäre macht: die Lust an<br />
der Geschwindigkeit, an der Beschleunigung,<br />
an der Macht über so viele PS.<br />
Je höher die Geschwindigkeit, je rasanter die<br />
Beschleunigung einer dieser Königinnen der<br />
Meere, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass ein Antrieb von Vericor Power<br />
Systems dahinter steckt. Die Tochtergesellschaft<br />
der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, <strong>Deutschlands</strong><br />
führendem Triebwerkshersteller, vertreibt<br />
Industriegasturbinen, deren Technologie von<br />
Flugzeugtriebwerken abgeleitet ist.<br />
Die Vision der Vericor-Unternehmensgründer<br />
ging auf: Der Transfer der Honeywell-Gasturbinen-Technologie<br />
vom Luftfahrt- ins Marine-<br />
Kombinierter Diesel-/Gasturbinenantrieb mit<br />
einer Vericor-Gasturbine des Typs TF<strong>50</strong> in der Yacht<br />
Detroit Eagle.<br />
REPORT 41
Produkte<br />
Ein Schiff der Superlative hinsichtlich Leistung und Design: die 118 Wally Power.<br />
geschäft, kombiniert mit der Kompetenz der<br />
<strong>MTU</strong> in Vertrieb und Service, brachte der TF-<br />
Serie von Vericor eine führende Marktposition<br />
ein. Inzwischen sind weltweit mehr als<br />
<strong>50</strong>0 Gasturbinen der Serie TF <strong>im</strong> Einsatz.<br />
Beliebt sind sie vor allem be<strong>im</strong> Militär: Bei<br />
der US-Marine kommen die Turbinen beispielsweise<br />
auf dem US-amerikanischen<br />
Landungsschiff LCAC zum Einsatz. Auf<br />
Touren bringen sie auch die Tarnkappen-Korvette<br />
der königlich-schwedischen Marine.<br />
42 REPORT<br />
Das 73 Meter lange Kriegsschiff ist für Radar<br />
kaum auszumachen.<br />
Auf ihre Markterfolge bei Luxusyachten sind<br />
die Vericor-Manager stolz. „Das ist ein vergleichsweise<br />
kleiner, aber sehr feiner und in<br />
jeder Hinsicht aufregender Markt“, sagt Vertriebsleiter<br />
Tony Wilcoxson. „Es ist ein Markt,<br />
in dem sich Käufer und Hersteller nur mit<br />
einem zufrieden geben: den besten und<br />
schnellsten Yachten der Welt.“<br />
Warum werden Gasturbinen als Schiffsantriebe<br />
eingesetzt? Laut Tom Bray, Vericor-<br />
Geschäftsführer, zählt in erster Linie das hervorragende<br />
Verhältnis von Leistung und<br />
Gewicht. Zudem lassen sich die Turbinen<br />
kombinieren, sowohl miteinander als auch<br />
mit Dieselaggregaten. Das bringt neben Redundanz<br />
und hoher Verlässlichkeit ein Max<strong>im</strong>um<br />
an Power: Die TF40 bringt eine<br />
Leistung von 4.600 PS, die TF<strong>50</strong> schafft<br />
5.600 PS. Werden zwei TF<strong>50</strong> kombiniert,<br />
ergibt das eine gewaltige Antriebskraft von<br />
Unternehmensporträt<br />
Vericor Power Systems wurde 1999<br />
als Joint Venture der <strong>MTU</strong> und des<br />
US-Unternehmens Honeywell gegründet.<br />
Seit 2002 ist Vericor eine<br />
hundertprozentige Tochter der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>,<strong>Deutschlands</strong> führendem<br />
Triebwerkshersteller. Der Unternehmenssitz<br />
befindet sich in<br />
Alpharetta in der Nähe von Atlanta,<br />
Georgia. Vericor beschäftigt 35 Mitarbeiter.<br />
Das Unternehmen liefert Industriegasturbinen<br />
und Paketlösungen für<br />
Kunden aus dem Marinegeschäft und<br />
anderen Industriebereichen. Vericor<br />
besitzt die Exklusivrechte für <strong>MTU</strong>-<br />
Gasturbinen <strong>im</strong> Leistungsbereich<br />
von 0,5 bis 15 Megawatt, und bietet<br />
dafür die komplette Wertschöpfungskette<br />
an: Von der Entwicklung<br />
über die Produktion bis hin zur<br />
Lieferung, Installation und Instandsetzung<br />
kommt alles aus einer Hand.<br />
etwa 11.200 PS. Die hohe Zuverlässigkeit und<br />
der modulare Aufbau reduzieren den Instandhaltungsaufwand:<br />
Er ist deutlich geringer<br />
als bei herkömmlichen Schiffsmotoren.<br />
Und so ist Vericor <strong>im</strong>mer wieder dabei, wenn<br />
Träume wahr werden. Der Vorläufer der<br />
TF<strong>50</strong>-Gasturbine, die TF40, ließ die Yacht<br />
„Gentry Eagle“ 1989 in Weltrekordzeit über<br />
den Atlantik „fliegen“. Und als 15 <strong>Jahre</strong> später,<br />
2004, die 46 Meter lange Millennium-<br />
Yacht „The World is Not Enough“ zur schnellsten<br />
Luxusyacht der Welt gekürt wurde, sorgten<br />
ebenfalls Vericor-Gasturbinen für den<br />
richtigen Antrieb.<br />
Während die automobile Spitzentechnik der<br />
Formel 1 auf wenige Berufsrennfahrer und<br />
abgesperrte Rennstrecken beschränkt ist,<br />
Flugzeugtechnik für Luxusyachten: die TF<strong>50</strong>.<br />
stehen den marinen High-Speed-Kapitänen<br />
die Meere offen. Leise tuckern Schiffe wie<br />
die Detroit Eagle, die Sussoro oder eine der<br />
Mangusta-Yachten mit ihren Dieselmotoren<br />
aus dem Hafen. Draußen, mit sicherem Abstand,<br />
heißt es dann, wann <strong>im</strong>mer man es<br />
eilig hat: „Turbinen an“ und es geht mit bis zu<br />
60 Knoten, gut 110 Stundenkilometern, über<br />
das Wasser.<br />
Das Neueste und vielleicht Aufregendste,<br />
was derzeit die Yachtmagazine der Welt bevölkert<br />
und die Phantasien der Yacht-Kapitäne<br />
anregt, ist die „118 Wally Power“ der italienischen<br />
Reederei Wally Yacht, bisher<br />
bekannt für die Herstellung exklusiver Segelyachten<br />
mit Spitzentechnologie. Die drei<br />
TF<strong>50</strong> an Bord sind in weniger als zwei<br />
Minuten hundert Prozent einsatzbereit und<br />
erzeugen mit geballten knapp 17.000 PS<br />
Geschwindigkeiten bis zu 65 Knoten beziehungsweise<br />
120 Kilometer pro Stunde.<br />
Damit soll die 118 Fuß (etwa 40 Meter) lange<br />
Wally Power nicht nur technische Höchstmarken<br />
knacken. Die für manchen gewöhnungsbedürftige<br />
Rumpfform sorgt dafür,<br />
dass Höchstgeschwindigkeiten noch bei<br />
Windstärken möglich sind, die andere<br />
Yachten längst zum Zurückschalten zwingen.<br />
Die Wally Power besticht auch bei der<br />
Ausstattung und demonstriert, dass exklusive<br />
Ausstrahlung und sachliche Schlichtheit<br />
durchaus vereinbar sind. Luxus ist hier nicht<br />
durch kunstvolle Ausstattung definiert, sondern<br />
durch Form und Funktion. Der Akzent<br />
liegt auf Klarheit und Großzügigkeit. Große<br />
Glasfenster und gläserne Fronten vermitteln<br />
das Gefühl, dem Wasser ganz nahe zu sein.<br />
Erfüllen wird sich der Traum vom flotten<br />
Yacht-Zuhause mit „New Yorker Loft<br />
Feeling“, wie es der Wally-Gründer Luca<br />
Bassani in einem Interview einmal sagte, nur<br />
für wenige besonders gut Betuchte. Aber<br />
auch anschauen und träumen kann schön<br />
sein. Für Vericor ist das Herstellen von Antrieben,<br />
die solche Traumschiffe auf Touren<br />
bringen, eine tolle Herausforderung.<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Tony Wilcoxson gerne zur Verfügung:<br />
+1 770 569-8806<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
REPORT 43
Produkte<br />
Genau nach Plan<br />
Für die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, die als Risikopartner<br />
der beiden Allianz-Partner General<br />
Electric und Pratt & Whitney maßgeblich am<br />
GP7200-Programm beteiligt ist, bedeutet<br />
das: Die Entwicklungsarbeiten sind weitestgehend<br />
abgeschlossen. Was jetzt vor dem<br />
Beginn der Serienfertigung noch folgen<br />
könnte, wären kleinere Modifikationen, die<br />
sich nach Auswertung der Flugtests ergeben.<br />
Wolfgang Gärtner, Leiter des GP7000-Programms<br />
bei <strong>Deutschlands</strong> führendem Triebwerkshersteller,<br />
rechnet nicht mit unangenehmen<br />
Überraschungen. Dafür waren die<br />
Ergebnisse der bisherigen Erprobung, die mit<br />
den ersten Bodentestläufen <strong>im</strong> März 2004<br />
44 REPORT<br />
Ach<strong>im</strong> Figgen<br />
Das GP7200 fliegt – allerdings noch nicht als Antrieb des Mega-Airbus A380, für den es best<strong>im</strong>mt ist, sondern unter<br />
der Tragfläche einer Boeing 747-100. Anfang Dezember 2004 hob der „fliegende Prüfstand“ erstmals ab. Damit ist das<br />
Zulassungsprogramm des von der Engine Alliance entwickelten Turbofans in eine entscheidende Phase getreten.<br />
begann und an der insgesamt neun Entwicklungstriebwerke<br />
beteiligt sein werden, zu<br />
positiv: Die hohen Anforderungen von Airbusund<br />
Kundenseite bezüglich Treibstoffverbrauch,<br />
Gewicht und Schadstoffemissionen<br />
können erfüllt werden. Auch die Einhaltung<br />
der strengen Lärmgrenzwerte am Londoner<br />
Flughafen Heathrow ist gewährleistet. Der<br />
besonders kritische und wichtige „Fan Blade<br />
Out“-Test wurde <strong>im</strong> November 2004 erfolgreich<br />
absolviert. Hier wird ein Fan-Blatt bei<br />
voller Drehzahl abgesprengt.<br />
Wenngleich während vorangegangener Testläufe<br />
aufgetretene Probleme in der zweiten<br />
Stufe der Hochdruckturbine eine Modifika-<br />
tion der Schaufeln erforderlich machten, ist<br />
Engine-Alliance-Chef Bruce Hughes zuversichtlich,<br />
den gesteckten Zeitplan einhalten<br />
zu können. Er sieht die Zulassung <strong>im</strong> dritten<br />
Quartal 2005, den ersten Flug als Antrieb<br />
des A380 <strong>im</strong> November dieses <strong>Jahre</strong>s und<br />
die Indienststellung bei Emirates <strong>im</strong> Oktober<br />
2006 vor.<br />
Längst hat bei der <strong>MTU</strong> und den anderen am<br />
GP7200-Programm beteiligten Unternehmen<br />
– neben General Electric und Pratt & Whitney<br />
noch Snecma Moteurs sowie Techspace<br />
<strong>Aero</strong> – die Produktion der elf so genannten<br />
„Compliance <strong>Engines</strong>“ begonnen – jener<br />
Triebwerke, mit denen die Kombination von<br />
Technische Daten des GP7270<br />
Startschub *)<br />
Schub <strong>im</strong> Reiseflug<br />
Nebenstromverhältnis<br />
Druckverhältnis<br />
Länge<br />
Fandurchmesser<br />
Größter Durchmesser<br />
Anzahl der Stufen<br />
Niederdruckverdichter<br />
Hochdruckverdichter<br />
Hochdruckturbine<br />
Niederdruckturbine<br />
Zelle und Antrieb zugelassen wird. Als erster<br />
A380 soll die Seriennummer MSN009 mit<br />
dem GP7200, für das sich bislang neben<br />
Emirates auch Air France, FedEx und das<br />
Leasingunternehmen ILFC entschieden haben,<br />
ausgerüstet werden.<br />
Der Münchner Triebwerksbauer steuert zu<br />
dem Antrieb des Mega-Airbus die komplette<br />
Niederdruckturbine sowie das Turbinenzwischengehäuse<br />
bei und fertigt Schaufeln<br />
und Scheiben der Hochdruckturbine.<br />
Im Sinne der Kunden<br />
311 kN/70.000 lbs<br />
56 kN/12.633 lbs<br />
8,7<br />
43,9<br />
4.7<strong>50</strong> mm/187 in.<br />
2.960 mm/116 in.<br />
3.160 mm/124 in.<br />
*) gefordert bei Indienststellung; zugelassen wird<br />
das GP7200 zunächst für 340 kN/76.<strong>50</strong>0 lbs<br />
Schub, 2006 dann für 363 kN/81.<strong>50</strong>0 lbs<br />
5<br />
9<br />
2<br />
6<br />
Wie viel ein Triebwerk kostet, bemisst sich<br />
nicht allein am Preis, den die Fluggesellschaft<br />
bei der Anschaffung zu zahlen hat.<br />
Das Ziel der Entwickler muss es sein, die so<br />
genannten Lebenswegkosten so niedrig wie<br />
möglich zu halten. Dabei spielt zunächst einmal<br />
ein geringer spezifischer Treibstoffverbrauch<br />
eine Rolle. Hier hat das GP7200, wie<br />
die Tests sowohl auf den Prüfständen als<br />
auch in der Luft gezeigt haben, die Airbus-<br />
Vorgaben nicht nur erfüllt, sondern sogar<br />
leicht übertroffen, so dass das Triebwerk<br />
nach Einschätzung der Engine Alliance in diesem<br />
Punkt etwa 0,5 Prozent besser abschneiden<br />
wird als die Konkurrenz.<br />
Auch ein sinnvolles Instandhaltungskonzept<br />
hilft bei der Reduzierung der Lebenswegkosten.<br />
So ist es be<strong>im</strong> GP7200 beispielsweise<br />
ohne Probleme möglich, den Fan zu<br />
demontieren. Bei einer Beschädigung <strong>im</strong><br />
Hochdruckbereich muss dann nicht gleich<br />
das ganze Triebwerk verschickt werden –<br />
was bei einem Fandurchmesser von fast drei<br />
Für die Flugerprobung wird das linke Innentriebwerk einer Pratt & Whitney-eigenen Boeing 747 durch ein<br />
GP7200 ersetzt.<br />
Metern auch gar nicht mit jedem Flugzeug<br />
möglich wäre. Zudem können Ersatztriebwerke<br />
ohne Fan auf Vorrat gehalten werden,<br />
was die Lagerkosten reduziert.<br />
Im Sinne der Kunden, weil Kosten sparend,<br />
ist darüber hinaus die Möglichkeit der<br />
Verdichterreinigung am Flügel: Bei diesem<br />
Verfahren werden Ablagerungen, die sich <strong>im</strong><br />
Laufe der Zeit <strong>im</strong> Hochdruckverdichter<br />
ansammeln und dessen Leistung beeinträchtigen,<br />
mittels Wasser und Reinigungsmittel<br />
bei laufendem Triebwerk entfernt.<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Odilo Mühling gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-2698<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
Das GP7200 ist Garant dafür, dass der A380 die hohen<br />
Anforderungen hinsichtlich Treibstoffverbrauch,<br />
Gewicht und Schadstoffemissionen erfüllen kann.<br />
REPORT 45
Reportagen<br />
Testgiganten für die<br />
Sicherheit<br />
46 REPORT<br />
Uwe Kreissig<br />
Im nordwestlichen Teil des Werksgeländes der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde herrscht seit<br />
knapp einem Jahr rege Bautätigkeit: Stück für Stück wächst Westeuropas größter Serienprüfstand für Propellertriebwerke<br />
in den H<strong>im</strong>mel. Auf ihm werden die TP400-D6-Serientriebwerke des neuen Militärtransporters A400M getestet.<br />
Mit modernster Technik ausgestattet ist die Testzelle ein weiterer Glanzpunkt in der Prüfstandsgeschichte der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>.<br />
„Wir liegen voll <strong>im</strong> Plan: Der Prüfstand soll<br />
Ende Juli 2005 fertig gestellt sein, so dass<br />
wir <strong>im</strong> Spätsommer mit dem ersten Testlauf<br />
des stärksten westlichen Turboprops die<br />
Anlage in Betrieb nehmen können“, erklärt<br />
Dipl.-Ing. Wilfried Stöcker, Testing-Spezialist<br />
in Ludwigsfelde. Die Triebwerke werden unter<br />
anderem auf ihre Leistung, ihr Schwingungsverhalten,<br />
Strömungsabriss, Vibrationen<br />
und Beschleunigung getestet. Bis<br />
2007/2008 für die Entwicklung und Zerti-<br />
Der größte seiner Art in Europa – der Prüfstand<br />
des TP400-D6 – entsteht bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde.<br />
fizierung genutzt, wird die Anlage, die vom<br />
kanadischen Unternehmen MDS errichtet<br />
wird, später als Serienprüfstand für das<br />
TP400-D6 dienen. Die in Ludwigsfelde endmontierten<br />
Serientriebwerke durchlaufen<br />
dann einen sechs- bis siebenstündigen Abnahmetest,<br />
bevor sie zum Einbau nach<br />
Sevilla zur EADS CASA geschickt werden. In<br />
Ludwigsfelde denkt man bereits weiter: Der<br />
neue Prüfstand, der mit einer Wasserbremse<br />
ausgestattet ist, bietet mit seiner Auslegung<br />
auf 20 Megawatt Wellenleistung Spielraum,<br />
ihn auch für Industriegasturbinen kleinerer<br />
Leistung zu nutzen.<br />
Die Ludwigsfelder Testzelle ist ein weiteres<br />
Highlight in der über 90-jährigen Prüfstandsgeschichte<br />
der <strong>MTU</strong>: 1918 brummten <strong>im</strong><br />
Münchner BMW-Werk die ersten Kolbenmotoren<br />
auf spartanischen Prüfständen. Nach<br />
kurzer Unterbrechung, bedingt durch den<br />
Versailler Vertrag, wurde 1923 wieder mit<br />
der Fertigung von Flugmotoren begonnen<br />
und man erreichte <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg den<br />
größten Ausstoß. Damals verließen bis zu<br />
1.000 Motoren pro Monat das Werk der<br />
BMW Flugmotorenbau GmbH, für die die entsprechenden<br />
Testeinrichtungen zur Verfügung<br />
standen.<br />
Bei der <strong>MTU</strong> in München steht ein Entwicklungsprüfstand,<br />
bei dem auch große zivile Triebwerke auf<br />
Herz und Nieren getestet werden können.<br />
� Auf einem „Doppelprüfstand“ konnten gleich zwei<br />
Kleingasturbinen des Typs BMW6022 nebeneinander<br />
getestet werden. So s<strong>im</strong>ulierte man den Einsatz in<br />
einem Hubschrauber.<br />
Neun <strong>Jahre</strong> nach Kriegsende nahm die damalige<br />
BMW Studiengesellschaft den Triebwerksbau<br />
in München wieder auf und neue<br />
Prüfstände in Betrieb. Die Triebwerksindustrie<br />
und das Testing hatten sich verändert -<br />
das Zeitalter der Turbojets und Turboprops<br />
war angebrochen. Für die Prüfstandstechno-<br />
REPORT 47
Reportagen<br />
Ein CFM56-7 <strong>im</strong> Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover.<br />
logie bedeutete das: Aus einfachen Testboxen<br />
für Kolbenmotoren aus der Pionierzeit<br />
der Fliegerei wurden neue Bauformen entwickelt,<br />
die auf das Gesamtsystem Triebwerk,<br />
dessen Komponenten und die einzelnen<br />
Bauteile zugeschnitten wurden. Diese<br />
Entwicklung geht weiter: Prüfstände werden<br />
permanent technologisch perfektioniert, um<br />
mit dem Triebwerksbau Schritt zu halten.<br />
„Unsere umfassenden Kompetenzen <strong>im</strong><br />
Testen werden wir weiter ausbauen. Nur so<br />
können wir das gesamte Spektrum von der<br />
Entwicklung aller Komponenten bis hin zur<br />
Serienreife von Flugtriebwerken erhalten“,<br />
erklärt Kurt Scheidt, Leiter Erprobung zivile<br />
Triebwerke der <strong>MTU</strong>.<br />
Die Anforderungen an einen Prüfstand sind<br />
unverändert die weitestgehende Nachbil-<br />
48 REPORT<br />
Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />
mit einem JT15D.<br />
dung der Einsatzrealität sowie die Aufnahme,<br />
Verarbeitung und Dokumentation möglichst<br />
aller aussagekräftigen Messdaten. Trotz aufwändiger<br />
S<strong>im</strong>ulationssoftware ist die Relevanz<br />
von Prüfstandsversuchen in jüngerer<br />
Zeit weiter gestiegen. „Die kurzen Entwicklungszeiten,<br />
die technologische Ausreizung<br />
vieler Komponenten und die Heranführung<br />
des Gesamtsystems Triebwerk an physikalische<br />
Grenzen, um die Wirtschaftlichkeit zu<br />
steigern, machen intensive Testreihen unverzichtbar.<br />
Anders ließen sich technologische<br />
Verbesserungen nicht in die Serie überführen“,<br />
urteilt Hans-Rüdiger Deubert, Leiter<br />
Erprobung Triebwerksprogramme der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in München.<br />
Für die Triebwerkserprobungen stehen am<br />
Unternehmenssitz in München vier Entwick-<br />
Mit proDAS in die Zukunft<br />
Mit der Entwicklung von proDAS (professional<br />
Data Acquisition System) setzt die<br />
<strong>MTU</strong> gemeinsam mit dem kanadischen<br />
Projektpartner MDS auf den neuesten<br />
Standard in der Datenerfassung. Bereits<br />
installiert ist das System am Prüfstand 2 in<br />
München.<br />
proDAS verfügt über eine Echtzeitdatenerfassung<br />
(Erfassungsrate 2000 Hz), die<br />
unter Linux läuft, während die übrigen<br />
Komponenten unter Windows betrieben<br />
werden. MDS, einer der führenden Anbieter<br />
von Gasturbinenprüfständen, vermarktet<br />
das fortschrittliche System, das 2001<br />
Höhenprüfstand der Universität Stuttgart, der intensiv<br />
von der <strong>MTU</strong> genutzt wird.<br />
lungsprüfstände für zivile und militärische<br />
Antriebe bereit. Das Quartett wird von Komponenten-<br />
und Bauteileprüfständen ergänzt.<br />
Für besondere Untersuchungen greift<br />
<strong>Deutschlands</strong> führender Triebwerkshersteller<br />
auf den Höhenprüfstand des Instituts für<br />
Luftfahrtantriebe an der Universität Stuttgart<br />
zurück. Dort kann der übliche S<strong>im</strong>ulationsbereich<br />
erheblich erweitert und damit noch<br />
näher an die Realität herangeführt werden.<br />
So lassen sich Flughöhen bis 20 Kilometer,<br />
Fluggeschwindigkeiten bis Mach 2,2 und<br />
Temperaturen von unter –60 Grad Celsius<br />
bis 180 Grad Celsius in Druckbereichen von<br />
0,05 bis 3 bar s<strong>im</strong>ulieren.<br />
Um die letzte Lücke zwischen Bodenprüfstand<br />
und Serienanwendung zu schließen,<br />
werden bei den OEM’s „Flying Testbeds“ wie<br />
konzipiert und ab 2002 entwickelt wurde,<br />
weltweit.<br />
In naher Zukunft werden auch die übrigen<br />
<strong>MTU</strong>-Entwicklungsprüfstande mit proDAS<br />
arbeiten. Der neue Ludwigsfelder Prüfstand<br />
für das TP400-D6 wird von Beginn an mit<br />
diesem System ausgerüstet. „Längerfristig<br />
planen wir auch den Einsatz auf den Serienprüfständen<br />
der <strong>MTU</strong>. Die Vorteile von<br />
proDAS wie Datenqualität, Visualisierung<br />
und Automation sprechen einfach für<br />
sich“, erklärt Dr. Walter Möhres, Leiter<br />
Software/Support bei der <strong>MTU</strong>.<br />
Auch „fliegende Prüfstände“ kommen zum Einsatz – hier ein PW6000 unter dem Flügel einer Boeing 720.<br />
zum Beispiel ältere Boeing 747-Maschinen<br />
genutzt, bei denen ein Standardantrieb<br />
gegen das Testtriebwerk getauscht oder dieses<br />
zusätzlich angebracht wird. Ein weiterer<br />
Testakteur ist der Freiprüfstand, der vor<br />
allem zur Schubmessung, bei Korrelationsläufen<br />
und damit zur Kalibrierung geschlossener<br />
Prüfstände verwendet wird. Zusätzlich<br />
werden dort Einflüsse durch Seitenwind<br />
untersucht sowie Schubumkehrs<strong>im</strong>ulationen<br />
und Lärmmessungen durchgeführt.<br />
Einfacher in der Ausstattung gehalten sind<br />
Serienprüfstände, die Domäne der <strong>MTU</strong><br />
Freiprüfstände – hier mit einem GP7000 – sind in<br />
den USA durchaus üblich.<br />
Maintenance-Gruppe. Auf diesen Anlagen<br />
werden umfassende Funktionsprüfungen<br />
und Leistungsmessungen durchgeführt und<br />
rund 100 Messwerte erfasst. „Anhand der<br />
gewonnenen Daten kann der Zustand eines<br />
instand gesetzten Triebwerks genau best<strong>im</strong>mt<br />
werden; Prognosen für den weiteren<br />
Lebensweg sind ablesbar“, erläutert Thomas<br />
Michaelis, Prüfstandschef bei der <strong>MTU</strong><br />
Maintenance Hannover. Um den Kunden<br />
geringste Durchgangszeiten zu bieten, betreiben<br />
die <strong>MTU</strong>-Instandhalter an ihren<br />
Standorten Langenhagen, Ludwigsfelde,<br />
Vancouver und Zhuhai die notwendigen An-<br />
Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai mit einem<br />
V2<strong>50</strong>0.<br />
lagen vor Ort. Militärische Antriebe werden<br />
auf fünf Prüfständen in München getestet.<br />
Für nähere Informationen stehen Ihnen<br />
Hans-Rüdiger Deubert (Prüfstände<br />
München) und Dr. Jörg Suttan (Prüfstände<br />
Ludwigsfelde) gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-2332 (H.-J. Deubert)<br />
+49 3378 824-281 (Dr. J. Suttan)<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
Prüfstand der <strong>MTU</strong> in Ludwigsfelde für Industriegasturbinen<br />
der LM-Baureihe von General Electric.<br />
REPORT 49
Anekdoten<br />
Luftsprung<br />
über die Ozeane<br />
<strong>50</strong> REPORT<br />
Andreas Spaeth<br />
Fast drei Viertel der Erdoberfläche ist von Ozeanen bedeckt. Die meisten Langstreckenflüge<br />
führen über Wasser und verlaufen reibungslos. Was passiert aber bei einem Triebwerksausfall<br />
fernab jedes Landeplatzes? Seit gut 20 <strong>Jahre</strong>n gibt es für Überwasserstrecken mit zweistrahligen<br />
Jets spezielle Regelungen – namens ETOPS. Sie erlauben zeit- und kerosinsparende<br />
Routen, die bis zu dreieinhalb Stunden vom nächsten Flughafen entfernt liegen. Möglich<br />
macht das die zuverlässige Triebwerkstechnologie von heute.<br />
Das Tropenparadies Midway liegt so einsam<br />
wie kaum ein Flecken sonst auf dem Globus,<br />
wie geschaffen für Robinson Crusoe und<br />
Freitag: Aus den endlosen Weiten des<br />
Pazifischen Ozeans ragt ein 6,2 Quadratkilometer<br />
flaches Landstück als Teil eines<br />
Korallenatolls heraus; 15 Kilometer schneeweiße<br />
Strände erheben sich aus dem türkisblauen<br />
Wasser und gehen <strong>im</strong> Inselinneren in<br />
üppige tropische Vegetation über.<br />
Der Name Midway passt, befindet sich das<br />
Atoll doch beinahe in der Mitte zwischen der<br />
US-Westküste und Tokio. Etwa 4.<strong>50</strong>0 Kilometer<br />
östlich liegt San Francisco, 3.<strong>50</strong>0<br />
Kilometer weiter westlich erreicht man Tokio.<br />
In einem Umkreis von rund 1.800 Kilometern<br />
gibt es keinen weiteren Quadratmeter Land.<br />
Seit der Schließung des Marine-Stützpunktes<br />
1993 fristet das Atoll ein beinahe vergessenes<br />
Dasein, spielt aber plötzlich in der<br />
aktuellen Diskussion <strong>im</strong> Weltluftverkehr eine<br />
entscheidende Rolle: Angesichts der Pläne<br />
der US-Behörden, den Flugplatz Midway aus<br />
Kostengründen zu schließen, fürchten die<br />
Fluggesellschaften um ihre lukrativsten<br />
Strecken. Der Grund: Die 2.437 Meter lange<br />
Hauptlandebahn des Inselflughafens ist für<br />
mögliche Ausweichlandungen auf vielbeflogenen<br />
Pazifikrouten seit langem von entscheidender<br />
Bedeutung.<br />
Grönland bietet ETOPS-Landeplätze.<br />
Iwoj<strong>im</strong>a<br />
Guam<br />
Magadan<br />
Petropavlovsk<br />
Yuzhno Sakhalinsk<br />
King Salmon<br />
Vancouver<br />
Cold Bay<br />
Sapporo<br />
Shemya<br />
Seattle<br />
Tokio<br />
Midway<br />
San Francisco<br />
Wake<br />
Anchorage<br />
Honolulu<br />
Nach der ETOPS-Regel müssen die Flugrouten über den Pazifik innerhalb der roten Kreise liegen. Nur so<br />
können betroffene Maschinen in max<strong>im</strong>al 207 Minuten einen Ausweichlandeplatz erreichen.<br />
Ein unverzichtbarer Ausweichlandeplatz in den Weiten des Pazifiks: die Insel Midway.<br />
REPORT 51
Anekdoten<br />
Zweistrahler wie der Airbus A330 sind heute Alltag auf Überwasserrouten.<br />
„Wenn Midway geschlossen wird, müssten<br />
unsere Flüge von Tokio nach Los Angeles,<br />
San Francisco und Honolulu eine viel nördlichere<br />
Route nehmen“, klagt Rob Henderson,<br />
Sprecher der japanischen Fluggesellschaft<br />
All Nippon Airways (ANA), „das würde bis zu<br />
eine Stunde mehr Flugzeit und bis zu zehn<br />
Prozent höhere Kosten bedeuten.“ Continental<br />
Airlines plant eine Route von Nagoya nach<br />
Honolulu – ohne Midway würde daraus allerdings<br />
nichts. „Dann müssten unsere Boeing<br />
767-Jets eine komplizierte Zickzack-Route<br />
fliegen, um in der Nähe von Mikronesien zu<br />
bleiben“, so Continental-Sprecher Rahsaan<br />
Johnson, „und so viel Extra-Kerosin tanken,<br />
dass wir Passagiere und Fracht zurücklassen<br />
müssten, lohnt sich nicht.“<br />
52 REPORT<br />
Die entscheidende Größe in dieser Diskussion<br />
ist ETOPS. Die Abkürzung steht für<br />
„Extended Twin Operations“ und bezeichnet<br />
die strenge Regel, dass sich zweistrahlige<br />
Verkehrsflugzeuge heute max<strong>im</strong>al 207<br />
Minuten Flugzeit weit – gerechnet mit der<br />
Kraft eines verbleibenden Triebwerks - vom<br />
nächsten Landeplatz über den Ozean hinauswagen<br />
dürfen, also fast dreieinhalb Flugstunden<br />
vom Land entfernt.<br />
Begonnen hat der Trend einst über dem<br />
Nordatlantik: Anfang der 80er-<strong>Jahre</strong> wollte<br />
die US-Gesellschaft TWA ihre kostengünstigere,<br />
zweistrahlige Boeing 767 von Amerika<br />
nach Europa einsetzen anstelle der bis dahin<br />
üblichen drei- oder vierstrahligen Maschinen<br />
wie der Lockheed TriStar oder der Boeing<br />
747. Bis dahin galt eine Regel der US-Luftfahrtbehörde<br />
FAA aus dem Jahr 1953, nach<br />
der zwe<strong>im</strong>otorige Verkehrsflugzeuge stets in<br />
max<strong>im</strong>al 60 Minuten in der Lage sein mussten<br />
einen Landeplatz anzusteuern. Die<br />
damals üblichen Kolbenmotoren schafften<br />
es kaum, selbst den Katzensprung von Irland<br />
nach Neufundland zuverlässig zu fliegen;<br />
Pannen waren an der Tagesordnung, aber bei<br />
vier Motoren kein Problem. Für die meisten<br />
europäischen Airlines galt damals eine ICAO-<br />
Regelung, nach der 90 Minuten oder etwa<br />
1.280 Kilometer Entfernung vom nächsten<br />
Flugplatz für Zwe<strong>im</strong>otorige vorgeschrieben<br />
waren. Auch dann noch wäre mit der Boeing<br />
767 oder dem Airbus A310 ein Umweg ent-<br />
lang der Ausweichflughäfen Keflavik (Island),<br />
Kangerlussuaq (Grönland) und Goose Bay<br />
(Kanada) unvermeidlich gewesen.<br />
Dann kam das Jahr 1984: TWA durfte zunächst<br />
die Frist auf 90 und bald auf 120 Minuten<br />
ausdehnen; später erlaubten die kanadischen<br />
Behörden Air Canada sogar 138<br />
Minuten mit einer speziell ausgerüsteten<br />
Boeing 767.<br />
Anfangs gab es unter Piloten Proteste, doch<br />
bald zeigte sich, dass moderne Triebwerke<br />
eine unvergleichliche Zuverlässigkeit lieferten:<br />
Lag das Risiko eines doppelten Triebwerksausfalls<br />
bei Kolbenmotoren statistisch<br />
bei einem Fall pro acht Millionen Flugstunden,<br />
so passiert dies bei einem heutigen Jet<br />
Anforderungen<br />
an ETOPS-fähige<br />
Passagierflugzeuge<br />
• Verbesserte Zuverlässigkeit der<br />
Triebwerke durch höhere Instandhaltungsstandards<br />
• Verstärkte Kühlung der Avionik-<br />
Instrumente unterhalb des<br />
Cockpits<br />
• Verbesserte Feuer-Unterdrückung<br />
<strong>im</strong> Frachtraum bis zu157 Minuten<br />
• Zusätzliche hydraulische Not-<br />
Stromquelle für die Cockpit-<br />
Instrumente<br />
• Hilfsturbine (APU) muss während<br />
des Fluges in Betrieb gesetzt<br />
werden können<br />
• Zusätzliche Treibstoffreserve<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance macht Triebwerke ETOPS-tauglich.<br />
rechnerisch einmal pro zehn Milliarden Flugstunden.<br />
Inzwischen ist der kostensparende<br />
und wirtschaftlichere Einsatz von Twin Jets<br />
wie dem Airbus A330 oder der Boeing 777<br />
über dem Atlantik zum Alltag geworden; die<br />
Boeing 777 dominiert mittlerweile auch viele<br />
Pazifik-Strecken. Innerhalb von 24 Stunden<br />
führen heute 125 verschiedene Fluggesellschaften<br />
auf der ganzen Welt etwa 1.100 Flüge<br />
unter ETOPS-Bedingungen durch. Fast <strong>im</strong>mer<br />
ohne Komplikationen.<br />
Im März 2003 musste allerdings eine Boeing<br />
777 nach einem Triebwerksausfall genau 192<br />
Minuten den einmotorigen Flug über dem<br />
Pazifik bis zur sicheren Landung in Kona auf<br />
Hawaii fortsetzen – der längste durch eine<br />
technische Panne bedingte einmotorige Jetflug<br />
in der Geschichte der Luftfahrt. Bis<br />
dahin hatte die 777-Familie rund 400.000<br />
Flüge hinter sich, und dies war erst der dritte<br />
Zwischenfall auf einem ETOPS-Flug, der<br />
eine vorzeitige Landung erforderte. Fazit: Die<br />
strengen Auflagen für ETOPS-Flüge (siehe<br />
Kasten) haben sich bewährt.<br />
„Die Hersteller haben die heutigen Triebwerke<br />
wesentlich ausfallsicherer konstruiert“,<br />
erklärt Christoph Zederer, Senior<br />
Manager Engineering bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover. „Der Trend geht dahin,<br />
ganze Teilflotten von Flugzeugen ETOPS-<br />
tauglich zu machen, um sie flexibel einsetzen<br />
zu können“, so Zederer. Eine Entwicklung,<br />
die sich vor allem bei jenen Jets zeigt, die in<br />
der Hand von Leasingfirmen sind und häufiger<br />
den Betreiber wechseln.<br />
In Hannover werden Triebwerke des Typs<br />
V2<strong>50</strong>0 für längere Überwasserflüge be<strong>im</strong><br />
A320 fit gemacht; auch GE CF6-80C-Aggregate<br />
für Boeing 767-300ER-Jets der Air<br />
Canada gingen bereits durch die <strong>MTU</strong>-<br />
Modifikation. Zederer: „Wichtige Verbesserungen<br />
zur Erhöhung der Ausfallsicherheit<br />
unter ETOPS-Bedingungen sind etwa eine<br />
opt<strong>im</strong>ierte Kühlung der Triebwerksschaufeln<br />
oder Modifikationen von hydromechanischen<br />
und elektrischen Regeleinheiten.“ Das alles<br />
geschieht gemäß des Mottos der unter<br />
Piloten kursierenden scherzhaften Übersetzung<br />
von ETOPS: „<strong>Engines</strong> turn or passengers<br />
sw<strong>im</strong>“ – entweder das Triebwerk dreht<br />
sich oder die Passagiere müssen schw<strong>im</strong>men.<br />
Für nähere Informationen steht Ihnen<br />
Sabine Biesenberger gerne zur Verfügung:<br />
+49 89 1489-2760<br />
Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />
Internet unter www.mtu.de/report<br />
REPORT 53
<strong>MTU</strong> News<br />
Eurofighter: Grünes Licht für Tranche 2<br />
Die Vertragsunterzeichnung der zweiten<br />
Tranche des Eurofighters wirkt sich positiv<br />
auf die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> aus. Bis 2012 wird<br />
der deutsche Triebwerkshersteller und<br />
EJ200-Programmpartner <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Eurojet-Konsortiums 147 komplette Antriebe<br />
für die deutsche Luftwaffe produzieren. Für<br />
die gesamte Tranche 2 liefert die <strong>MTU</strong> 519<br />
Nieder- und Hochdruckverdichter-Baugruppen<br />
sowie 519 Regelungs- und Überwachungseinheiten<br />
an die vier Partnernationen.<br />
„Die Unterzeichnung sichert unserem Unternehmen<br />
die Fortführung eines der wichtigsten<br />
Zukunftsprogramme“, kommentierte Dr.<br />
Stefan Weingartner die Besiegelung der<br />
Tranche 2. Der Leiter Militärische Programme<br />
bei der <strong>MTU</strong> erklärte, dass der Auftrag<br />
einen Umsatz in Höhe von mehr als 670<br />
Millionen Euro generiert und am Standort<br />
Besuch aus<br />
Saudi-Arabien<br />
EineExpertengruppe der Royal Saudi Air Force<br />
(RSAF) hat Mitte April die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
in München besucht. Angeführt von Major<br />
Abdullah Ali Al Omari und Oberst Herbert<br />
Hardt, Nutzungsleiter Tornado bei der Luftwaffe,<br />
wurde die Delegation von Dr. Stefan<br />
Weingartner, Leiter Militärische Programme,<br />
begrüßt.<br />
Im Mittelpunkt der Gespräche standen Customer<br />
Support-Leistungen, Steigerungsmöglichkeiten<br />
der Triebwerkszuverlässigkeit RB199<br />
sowie die digitale elektronische Regelungseinheit<br />
(DECU 2020) die bei der RSAF am<br />
Tornado erprobt werden soll.<br />
54 REPORT<br />
Hartmut Tenter, rechts <strong>im</strong> Bild, unterschrieb als<br />
Managing Director der Eurojet den Vertrag.<br />
München rund 600 Mitarbeiter auslastet.<br />
Ab der zweiten Tranche erhalten die EJ200-<br />
Triebwerke eine neue Regelung. Die bisherige<br />
digitale Regelungseinheit DECU (Digital<br />
Engine Control Unit) wird unter der Federführung<br />
der <strong>MTU</strong> zu einer Regelungs- und<br />
Überwachungseinheit DECMU (Digital Engine<br />
Die IGT-Sparte der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-<br />
Brandenburg hat ihr weltweites Betätigungsfeld<br />
erweitert und zwei Langzeitkunden in<br />
Thailand gewonnen. Für den Energieerzeuger<br />
Rojana Power werden LM6000PC-Industriegasturbinen<br />
(IGT) betreut – Vertragsdauer:<br />
sieben <strong>Jahre</strong>. Die gleiche Laufzeit wurde mit<br />
Sahacogen vereinbart. Der börsennotierte,<br />
unabhängige Energieversorger lässt von den<br />
Ludwigsfeldern zwei LM6000-Gasturbinen<br />
betreuen.<br />
Der Eurofighter steht bei der Luftwaffe bereits <strong>im</strong><br />
aktiven Truppendienst.<br />
Control and Monitoring Unit) umfunktioniert.<br />
„Das neue System gehört weltweit zum<br />
Besten, was der Markt zu bieten hat. Damit<br />
beweisen wir erneut die hohe Kompetenz,<br />
die wir in diesem Bereich haben“, freut sich<br />
Franz Buckl, Leiter Erprobung und Regelung<br />
bei der <strong>MTU</strong>.<br />
Neue Kunden für die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Die Challenger ist ein weit verbreiteter Business-Jet,<br />
der unter anderem durch eine besonders geräumige<br />
Kabine besticht.<br />
Der dritte Neukunde <strong>im</strong> Bunde ist Flight<br />
Options. Für das US-amerikanische Unternehmen<br />
hält die <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-<br />
Brandenburg fünf <strong>Jahre</strong> lang die CF34-Triebwerke<br />
von elf Challenger 601-Maschinen instand.<br />
Die LM6000 ist die leistungsstärkste Industriegasturbine,<br />
die bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />
instand gesetzt wird.<br />
Premiere bei der<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover hat <strong>im</strong> vergangenen<br />
Jahr ihre erste Umwelterklärung<br />
vorgelegt. Das 24-Seiten-Werk resultiert aus<br />
einem erstmals durchgeführten Audit nach<br />
der ISO-Norm 14001 sowie der europäischen<br />
EG-Öko-Audit-Verordnung. „Mit erlangter<br />
Zertifizierung haben wir es jetzt schriftlich:<br />
Wir erfüllen den internationalen Standard<br />
und arbeiten nach einem zertifizierten Umweltmanagementsystem“,<br />
erklärt Ferdinand<br />
Exler, Geschäftsführer der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover.<br />
Tiger lässt die<br />
Muskeln spielen<br />
Die Entwicklung des neuen Tiger-Antriebs<br />
MTR390E läuft nach Zeitplan: Ende des vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>s unterzeichneten die Verteidigungsminister<br />
Spaniens und Frankreichs in<br />
Toulouse die Instructions to Proceed für den<br />
neuen Eurocopter Tiger HAD und das<br />
MTR390 Enhanced und brachten damit die<br />
Entwicklung des um 14 Prozent leistungsstärkeren<br />
Antriebs auf den Weg. Für die<br />
Industrie unterschrieben Eurocopter Tiger,<br />
MTR, ITP, Sagem und Indra Systemas.<br />
Der neue Antrieb wird von einem neuen<br />
Konsortium mit Namen MTRI gebaut, das<br />
neben den bisherigen MTR-Partnern den<br />
spanischen Triebwerkshersteller ITP umfasst.<br />
Die ersten MTR390E-Serientriebwerke<br />
sollen Ende 2009 an Spanien gehen.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Michael Hauger<br />
Leiter Unternehmenskommunikation<br />
Chefredaktion:<br />
Sabine Biesenberger<br />
Anschrift:<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Dachauer Straße 665<br />
80995 München • Deutschland<br />
Tel. +49 89 1489-2760<br />
Fax +49 89 1489-4303<br />
E-Mail: sabine.biesenberger@muc.mtu.de<br />
Internet: www.mtu.de<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Ach<strong>im</strong> Figgen, Dr. Matthias Funk, Nicole Geffert, Uwe Kreissig, Odilo Mühling,<br />
Ulrich Pfaffenberger, Andreas Spaeth, Martina Vollmuth, Elisabeth Wagner<br />
Grafik & Layout:<br />
Manfred Deckert<br />
Sollnerstraße 73<br />
81479 München • Deutschland<br />
Tel. +49 89 30728287<br />
Nachweise:<br />
Titelseite: Eurofighter, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 2-3: Forschungszentrum Karlsruhe, <strong>MTU</strong> Friedrichshafen, Andreas Spaeth,<br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 4-19: Bundeswehr, EADS, Eurocopter, Eurofighter, NATO,<br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 20-21: Forschungszentrum Karlsruhe, Institut d'Electronique de Microélectronique et<br />
de Nanotechnologie (Entwicklung: IEMN-CNRS), Snecma Group, Technische<br />
Universität Berlin (Institut für Luft- und Raumfahrt), Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 22-23: Airbus, Pratt & Whitney, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 24-25: Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 26-27: Pratt & Whitney, Ramgen, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 28-29: Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 30-33: EADS, Snecma Group, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 34-35: Lufthansa, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 36-39: EADS, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 40-43: Marc Greichen, Guido Grugnola, Gilles Martin-Raget, <strong>MTU</strong> Friedrichshafen<br />
S. 44-45: EADS, GE Aircraft <strong>Engines</strong>, Pratt & Whitney, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 46-49: MDS <strong>Aero</strong> Support Corporation, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. <strong>50</strong>-53: EADS, NASA, Andreas Spaeth, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
S. 54-55: Eurofighter, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Druck:<br />
Becker Werbeproduktion<br />
Zwieselstraße 7A<br />
83410 Laufen/Salzach • Deutschland<br />
Tel. +49 8682 9564-0<br />
Texte mit Autorenvermerk geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Für unverlangtes Material wird keine Haftung übernommen.<br />
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