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50 Jahre im Dienste Deutschlands - MTU Aero Engines

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<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Dachauer Straße 665<br />

80995 München • Deutschland<br />

Tel. +49 89 1489-0<br />

Fax +49 89 1489-5<strong>50</strong>0<br />

www.mtu.de<br />

Intelligente Winzlinge<br />

Sommer/Herbst 2005<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Dienste</strong><br />

<strong>Deutschlands</strong><br />

■ Technik + Wissenschaft ■ Produkte ■ Anekdoten<br />

Flugzeug-Power für<br />

Traumschiffe<br />

Luftsprung<br />

über die Ozeane


Inhalt<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />

Im Jubiläumsjahr feiert auch die Partnerschaft der Militärs und<br />

der <strong>MTU</strong> <strong>50</strong>-jähriges Bestehen. Das Unternehmen und seine<br />

Vorgängergesellschaften standen der Truppe von ihrer Geburtsstunde<br />

an zur Seite. Zu jeder Zeit konnten sich die Kommandierenden<br />

darauf verlassen, mit den neuesten Antriebsund<br />

Reparaturtechnologien, innovativen Instandhaltungspaketen<br />

und individuellem Kundenservice versorgt zu werden.<br />

Seite 4<br />

Flugzeug-Power<br />

für Traumschiffe<br />

Innen edel ausgestattet, bestechen<br />

Yachten von außen<br />

durch elegante Windschnittigkeit.<br />

Die auf Gasturbinen<br />

spezialisierte <strong>MTU</strong>-Tochter<br />

Vericor liefert die richtige<br />

Power dafür.<br />

Seite 40<br />

Luftsprung über die Ozeane<br />

2 REPORT<br />

Intelligente Winzlinge<br />

Mit Hochdruck arbeiten <strong>MTU</strong>-<br />

Forscher an der Entwicklung<br />

innovativer Technologien, um<br />

die Strömungsverhältnisse an<br />

Triebwerksschaufeln zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Seite 20<br />

Non-Stop von Tokio nach Los Angeles - diesen Luxus nehmen<br />

täglich Tausende von Flugreisenden in Anspruch. Genehmigt<br />

werden die langen Überwasserstrecken nur, wenn bei einem<br />

Triebwerksausfall sichergestellt ist, dass die Maschine innerhalb<br />

einer best<strong>im</strong>mten Zeit einen Landeplatz erreicht. ETOPS<br />

legt die Bedingungen fest.<br />

Seite <strong>50</strong><br />

Titelthema<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>Deutschlands</strong> 4 - 19<br />

Technik + Wissenschaft<br />

Intelligente Winzlinge<br />

Gefährliches Eis<br />

Rissprüfung – in einer Sekunde zum Ergebnis<br />

<strong>MTU</strong> Global<br />

Global News<br />

Die neue Maintenance<br />

Kunden + Partner<br />

Schub für Europa<br />

Eine Frage des Antriebs<br />

Produkte<br />

Rundum-Service ohne Zeitverzug<br />

Flugzeug-Power für Traumschiffe<br />

Genau nach Plan<br />

Reportagen<br />

Anekdoten<br />

20 - 21<br />

22 - 23<br />

24 - 25<br />

26 - 27<br />

28 - 29<br />

30 - 33<br />

34 - 35<br />

36 - 39<br />

40 - 43<br />

44 - 45<br />

Testgiganten für die Sicherheit 46 - 49<br />

Luftsprung über die Ozeane <strong>50</strong> - 53<br />

<strong>MTU</strong> News<br />

Impressum<br />

54 - 55<br />

55<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

als die Bundeswehr und damit einer der<br />

wichtigsten Kunden der <strong>MTU</strong> vor einem halben<br />

Jahrhundert ins Leben gerufen wurde,<br />

standen ihr viele Bundesbürger zunächst<br />

skeptisch gegenüber. Zu frisch waren die<br />

Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg.<br />

Heute wissen wir: Mit der Bundeswehr verbindet<br />

sich die längste Friedensphase der<br />

deutschen Geschichte.<br />

Natürlich können die Soldaten ihrem Auftrag<br />

nur mit leistungsfähigem Gerät gerecht werden.<br />

Was die Luftfahrtantriebe betrifft, so<br />

hatte die Bundeswehr von Beginn an die<br />

<strong>MTU</strong> und ihre Vorgängergesellschaften an<br />

ihrer Seite. Diese Tradition besteht weiter.<br />

Für fast alle Fluggeräte der Luftwaffe, der<br />

Marine und des Heeres sind wir, die <strong>MTU</strong>,<br />

der Systempartner.<br />

Wir stellen nicht nur das Material zur Verfügung<br />

und halten es instand, sondern führen<br />

auch Schulungen und Beratungen durch.<br />

Wann <strong>im</strong>mer die Bundeswehr Wünsche hatte,<br />

konnte sie sicher sein: Die <strong>MTU</strong> kümmert<br />

sich darum. Das soll so bleiben.<br />

Unsere über Jahrzehnte gewachsene Zusammenarbeit<br />

basiert auf zwei Säulen – der<br />

Kompetenz des industriellen Partners und<br />

gegenseitigem Vertrauen. Ohne das wäre<br />

eine so erfolgreiche Kooperation über so<br />

viele <strong>Jahre</strong> nicht möglich gewesen.<br />

Diese Zusammenarbeit hat die <strong>MTU</strong> auch zu<br />

dem gemacht, was sie in der zivilen Triebwerkswelt<br />

ist: führend in wesentlichen Antriebsbereichen.<br />

Unsere heutige Leistungsfähigkeit<br />

in der zivilen Turbinen- und Verdichtertechnologie<br />

geht auf Erfahrungen und<br />

Know-how aus militärischen Programmen<br />

zurück.<br />

Wir sind uns bewusst, dass wir das in uns<br />

gesetzte Vertrauen jeden Tag neu verdienen<br />

müssen. Wir wollen uns auf Erreichtem nicht<br />

ausruhen, sondern Neues schaffen. Mit dem<br />

Kooperativen Modell ist uns das einmal mehr<br />

gelungen. Im Rahmen dieser Kooperation arbeiten<br />

die Bundeswehr und die <strong>MTU</strong> bei der<br />

Instandhaltung noch effizienter zusammen<br />

und setzen international neue Standards.<br />

Was sich in <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n bewährt hat, gilt heute<br />

mehr denn je: Wo die <strong>MTU</strong> und die Bundeswehr<br />

Hand in Hand zusammenarbeiten, entsteht<br />

doppelter Schub – zum Wohle beider<br />

Seiten.<br />

Allen Angehörigen der deutschen Streitkräfte<br />

gratuliere ich recht herzlich zum <strong>50</strong>-jährigen<br />

Bestehen der Bundeswehr. Uns allen wünsche<br />

ich eine erfolgreiche, gemeinsame Zukunft.<br />

Ihr<br />

Udo Stark<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

REPORT 3


Titelthema<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>im</strong> <strong>Dienste</strong><br />

<strong>Deutschlands</strong><br />

4 REPORT<br />

Odilo Mühling<br />

Man hört sie lange, bevor man sie sieht. In Sichtweite zischen sie mit ohrenbetäubendem<br />

Lärm über einen hinweg und verschwinden schneller, als sie gekommen sind. Die Kampfjets<br />

der Bundeswehr sind wendige Kraftpakete und können <strong>im</strong> Ernstfall brandgefährlich werden.<br />

Diesen Fall haben die Starfighter, Phantoms, Tornados und Eurofighter unter schwarz-rot-goldenem<br />

Kommando bisher nicht erlebt. Vielmehr tragen sie dazu bei, die längste deutsche<br />

Friedensphase zu sichern. Ihre Power erhalten sie von Antrieben made in Germany - made by<br />

<strong>MTU</strong>.<br />

Im Jubiläumsjahr der Bundeswehr feiert auch<br />

die Partnerschaft der Militärs und der <strong>MTU</strong><br />

<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> <strong>50</strong>-jähriges Bestehen. Der<br />

Münchner Triebwerkshersteller und seine<br />

Vorgängergesellschaften standen der Truppe<br />

von ihrer Geburtsstunde an zur Seite. Zu<br />

jeder Zeit konnten sich die Kommandierenden<br />

darauf verlassen, mit den neuesten<br />

Antriebs- und Reparaturtechnologien, innovativen<br />

Instandhaltungspaketen und individuellem<br />

Kundenservice versorgt zu werden.<br />

In den zurückliegenden Jahrzehnten brachten<br />

<strong>MTU</strong>-Antriebe nicht nur die Kampfjet-<br />

Generationen in die Luft sondern sorgten<br />

auch bei den Hubschraubern, Militärtransportern<br />

und Seeaufklärern unter deutschem<br />

Kommando für die richtige Power. Klangvolle<br />

Namen wie Starfighter, Phantom, Tornado,<br />

Eurofighter, Breguet Atlantic, Transall und<br />

Tiger zieren die Geschichte der Bundeswehr<br />

genauso wie die der <strong>MTU</strong>.<br />

An der Seite ihres Hauptkunden entwickelte<br />

sich das Unternehmen zu <strong>Deutschlands</strong> führendem<br />

Triebwerkshersteller und einer wichtigen<br />

Branchengröße weltweit. Technologisch<br />

spielt das Unternehmen ganz vorne<br />

mit. Ihre Paradedisziplinen – Niederdruckturbinen-<br />

und Hochdruckverdichter-Technologien<br />

sowie Triebwerksregelungen – hat sie in<br />

der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit<br />

der Bundeswehr zur Blüte getrieben. Um die<br />

Anforderungen erfüllen zu können, musste<br />

die <strong>MTU</strong> <strong>im</strong>mer wieder neue Wege gehen –<br />

zum Wohle der Truppe und zum Wohle des<br />

Unternehmens, das weltweit über 7.400 Mitarbeiter<br />

beschäftigt und in Deutschland rund<br />

7.000 Hightech-Arbeitsplätze sichert.<br />

Historischer Rückblick<br />

Die Entstehung der Bundeswehr und die Wiederbelebung<br />

des deutschen Triebwerksbaus<br />

fallen in die gleiche Zeit: Am 12. November<br />

1955 erhielten 101 Freiwillige ihre Ernennungsurkunden<br />

und gingen als die ersten<br />

Soldaten der Bundeswehr in die Geschichte<br />

ein.<br />

Dieser Tag markierte das Ende einer Entwicklung,<br />

die etwa fünf <strong>Jahre</strong> zuvor begonnen<br />

hatte. 19<strong>50</strong> hatten westliche Alliierte die<br />

Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik<br />

angeregt, um der drohenden kommunistischen<br />

Gefahr mit einer gemeinsamen europäischen<br />

Armee Paroli zu bieten.<br />

Dem Drängen der Westmächte trug die deutsche<br />

Regierung unter Konrad Adenauer <strong>im</strong><br />

Oktober 19<strong>50</strong> Rechnung. Der Bundestagsabgeordnete<br />

Theodor Blank wurde zum „Bevollmächtigten<br />

des Bundeskanzlers für die<br />

mit der Vermehrung der alliierten Truppen<br />

zusammenhängenden Fragen“ ernannt und<br />

mit dem Aufbau der Bundeswehr betraut.<br />

Fünf <strong>Jahre</strong> später ging aus dem „Amt Blank“<br />

das deutsche Verteidigungsministerium hervor;<br />

<strong>im</strong> gleichen Jahr wurde Deutschland als<br />

souveräner Staat in die NATO aufgenommen.<br />

1954 erwachten <strong>im</strong> Süden <strong>Deutschlands</strong> die<br />

Triebwerksaktivitäten zu neuem Leben. Die<br />

amerikanische Besatzungsmacht hatte nach<br />

Kriegsende alle Luftfahrtaktivitäten <strong>im</strong> Allacher<br />

Werk gestoppt und die Produktionsstätte<br />

für die Instandsetzung von Heeres-<br />

Fahrzeugen genutzt. Diese Ära ging 1954 zu<br />

Ende, als die BMW Studiengesellschaft für<br />

Triebwerksbau GmbH gegründet wurde und<br />

ihre Arbeit aufnahm; drei <strong>Jahre</strong> später ging<br />

sie in der BMW Triebwerksbau GmbH auf. In<br />

Deutschland hatte die Zeitrechnung der<br />

Triebwerksproduktion wieder eingesetzt.<br />

Hauptkunde der Münchner Triebwerksbauer<br />

wurde die Luftwaffe. Die Zusammenarbeit<br />

begann mit der Instandsetzung von Lycoming-Kolbenflugmotoren<br />

des leichten Verbindungsflugzeugs<br />

Piaggio sowie des<br />

Orenda-Antriebs der Kampfflugzeuge Sabre V<br />

und Sabre VI. Die Lycoming-Motoren wurden<br />

viele <strong>Jahre</strong> in München betreut. Mit dem<br />

Orenda-Auftrag erhielten die Ingenieure erstmals<br />

nach dem Krieg die Möglichkeit, sich<br />

wieder mit modernen Strahltriebwerken zu<br />

beschäftigen. Das Orenda war der modernste<br />

Strahlantrieb seiner Zeit.<br />

Mit der F-86 Sabre hielt der Jet-Antrieb Einzug in die<br />

noch junge Bundeswehr.<br />

REPORT 5


Meilensteine<br />

Titelthema<br />

Starfighter<br />

Ende der <strong>50</strong>er-<strong>Jahre</strong> überzog der Kalte Krieg<br />

die Welt mit seinem dauerhaften Bedrohungsszenario.<br />

Die weltpolitische Großwetterlage<br />

erforderte die Beschaffung eines Kampfflugzeugs,<br />

das zu Höchstleistungen fähig ist: Es<br />

sollte nicht nur schnell am Einsatzort in großer<br />

Flughöhe sein, sondern auch genug<br />

Power haben, um mit jedem gegnerischen<br />

Flugzeug mithalten zu können. Die deutsche<br />

Wahl fiel auf den amerikanischen Starfighter.<br />

An der Ausschreibung hatte sich auch die<br />

französische Mirage beteiligt, die sich dem<br />

Paradepferd der US-Luftwaffe allerdings<br />

geschlagen geben musste. Um das J79-<br />

Triebwerk des US-Jets kümmerte sich die<br />

BMW Triebwerksbau GmbH, die von General<br />

Electric die Lizenz erworben hatte. Mit dem<br />

J79 fiel in Deutschland der Startschuss zur<br />

modernen Triebwerksproduktion in Großserie.<br />

Obwohl sich der Antrieb <strong>im</strong> Einsatz bewährte,<br />

war die Truppe mit den Überholintervallen<br />

nicht zufrieden. In München machte man<br />

sich – in Abst<strong>im</strong>mung mit dem Lizenzgeber –<br />

an eine Opt<strong>im</strong>ierung und schaffte eine Verdoppelung<br />

der vorgeschriebenen Inspektionszeiträume.<br />

Die Verbesserungen kamen<br />

auch dem J79-17 zugute, das die Phantom in<br />

die Luft bringt. Triebwerk und Flugzeug stehen<br />

<strong>im</strong>mer noch <strong>im</strong> Einsatz.<br />

19<strong>50</strong><br />

Theodor Blank wurde vom damaligen Bundeskanzler<br />

Konrad Adenauer auf Drängen der Alliierten mit<br />

dem Aufbau einer Bundeswehr beauftragt. Das Amt<br />

Blank war der Vorgänger des heutigen Verteidigungsministeriums.<br />

Das <strong>im</strong> 2. Weltkrieg weitgehend zerstörte Werk<br />

Allach der BMW Flugmotoren wurde zur Geburtsstätte<br />

der BMW Triebwerksbau, der Vorgängerin der<br />

heutigen <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. Dort ist nach wie vor<br />

der Stammsitz.<br />

Mit dem Beitritt der Bundesrepublik zur NATO erhielt<br />

auch die deutsche Triebwerksindustrie die Möglichkeit<br />

eines Neuanfangs.<br />

Länger <strong>im</strong> Einsatz<br />

Von 600 auf 1.200 Stunden: Innerhalb kurzer<br />

Zeit ist es der <strong>MTU</strong> in den 70er-<strong>Jahre</strong>n<br />

gelungen, die Einsatzfähigkeit des Phantom-II-Antriebs,<br />

J79-17A, zu verlängern<br />

und das Grundüberholungsintervall zu verdoppeln.<br />

„600 Stunden waren dem Auftraggeber<br />

zu kurz. Je kürzer die Intervalle<br />

sind, umso teurer wird das System“, erläutert<br />

Albert Maier, Technischer Kundenbetreuer<br />

des J79-Programms. Der <strong>MTU</strong>ler<br />

erinnert sich, dass insgesamt 198 Triebwerks-Verbesserungsprogrammeaufge-<br />

Die Bundeswehr – der bedeutendste Kunde des<br />

militärischen Bereichs der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> –<br />

erhielt ihren Namen und das prägende Wappen<br />

am 1. April 1956.<br />

legt wurden, um Geräte- und Bauteile-<br />

Standzeiten sowie Betriebssicherheit und<br />

Wirtschaftlichkeit des Systems zu erhöhen<br />

– mit Erfolg.<br />

In Deutschland begann die Geschichte der<br />

Phantom II 1969: Die Bundesregierung hatte<br />

sich entschieden, die Luftwaffe zunächst<br />

mit 88 Aufklärungsflugzeugen des<br />

Typs RF-4E Phantom II auszustatten. Die<br />

Jets sollten die Fiat G 91 und die Aufklärungsversion<br />

des Starfighters ablösen.<br />

Von Beginn an wurde Service bei der BMW Triebwerksbau<br />

groß geschrieben. Dazu gehörte selbstverständlich<br />

auch der Einsatz „vor Ort“.<br />

1972 wurden weitere 175 Maschinen des<br />

Typs F-4F beschafft und der Triebwerksauftrag<br />

an die <strong>MTU</strong> vergeben. Insgesamt<br />

wurden 448 J79-17A-Antriebe gebaut und<br />

an McDonnell Douglas nach St. Louis, USA,<br />

geliefert, wo sie in die Zelle integriert wurden.<br />

Die <strong>MTU</strong> fertigte die Antriebe als<br />

Lizenznehmer des amerikanischen Herstellers<br />

General Electric. Flugzeug und<br />

Triebwerk, das bis heute von der <strong>MTU</strong> betreut<br />

wird, sind nach wie vor <strong>im</strong> Einsatz.<br />

1954 1955<br />

1956 1957<br />

Ende <strong>50</strong>er-<strong>Jahre</strong><br />

Der Starfighter brachte nicht nur modernste Technik<br />

nach Deutschland, er sorgte auch dafür, dass die<br />

beteiligte Industrie lernen konnte, wie Großserie<br />

funktioniert.<br />

6 REPORT REPORT 7


Titelthema<br />

Transall und Breguet Atlantic<br />

Der Starfighter war nicht das einzige<br />

Beschaffungsprogramm zum damaligen Zeitpunkt:<br />

Die Luftwaffe entschied sich für den<br />

Transporter C-160 Transall und die Marine<br />

verstärkte ihre Reihen mit dem Seeaufklärer<br />

und U-Boot-Jäger Breguet Br.11<strong>50</strong> Atlantic.<br />

Beide Flugzeuge waren Neuentwicklungen,<br />

die auf die Bedürfnisse der deutschen und<br />

französischen Streitkräfte zugeschnitten<br />

wurden. In Punkto Kapazität, Flugdauer und<br />

Reichweite schlugen sie alle herkömmlichen<br />

Maschinen um Längen; für die Power sorgte<br />

die Propellerturbine Tyne, der damals stärkste<br />

Antrieb seiner Art in der westlichen Welt.<br />

Be<strong>im</strong> Tyne kam die zweite Vorgängergesellschaft<br />

der <strong>MTU</strong> – die MAN Turbomotoren<br />

GmbH – zum Zuge, die die verlässlichen<br />

Rolls-Royce-Triebwerke in Lizenz fertigte. Bis<br />

heute hat es nur wenige Ausfälle gegeben.<br />

Heute steuern die Maschinen <strong>im</strong>mer öfter<br />

Länder außerhalb des NATO-Gebietes an, um<br />

die deutschen Truppen mit Nachschub zu<br />

versorgen. Die kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen in<br />

den Einsatzgebieten Afrikas und Asiens sind<br />

für Flugzeug und Triebwerke Extrembedingungen<br />

und stellen enorme Anforderungen an<br />

sie. Die deutschen Soldaten erfüllen mit<br />

ihnen auch humanitäre Missionen in Katastrophengebieten.<br />

Seit Beginn liefert die<br />

Transall Lebensmittel, Zelte und Medikamente<br />

in von Erdbeben verwüstete Landstriche<br />

oder in die Hungerzonen Afrikas; die<br />

Breguet Atlantic hat geholfen, unzähligen<br />

Schiffbrüchigen das Leben zu retten. Die<br />

Instandhaltungsspezialisten der <strong>MTU</strong> garantieren<br />

mit ihrem Know-how, dass alle Missionen<br />

zuverlässig und sicher erfüllt werden<br />

können.<br />

8 REPORT REPORT 9<br />

CH-53<br />

Die dritte Teilstreitkraft des Bundes – das<br />

Heer – wurde 1970 Partner der <strong>MTU</strong>. Da sich<br />

die Transportleistungen erhöht hatten und<br />

die bestehende Hubschrauber-Flotte den<br />

Anforderungen nicht mehr gerecht wurde,<br />

musste neues Gerät beschafft werden. Man<br />

entschied sich für den schweren Sikorsky-<br />

Hubschrauber CH-53, der von zwei T64<br />

angetrieben wird. Der Triebwerkszuschlag<br />

ging wieder an die MAN, die den GE-Antrieb<br />

seit 1966 auf Lizenzbasis fertigte. Das T64<br />

steht heute noch <strong>im</strong> Einsatz und wird von der<br />

<strong>MTU</strong> betreut. Auf Bitte der Truppe und in<br />

Abst<strong>im</strong>mung mit dem Lizenzgeber wird seit<br />

zwei <strong>Jahre</strong>n in München ein umfangreiches<br />

Modifikationsprogramm durchgeführt, um<br />

Triebwerk und Hubschrauber für Einsätze<br />

unter kl<strong>im</strong>atischen Extrembedingungen fit zu<br />

machen – mit Erfolg. In diesem Jahr wird die<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der letzten T64 abgeschlossen.<br />

Anfang 60er-<strong>Jahre</strong> 1966-69 1969<br />

1970 1971<br />

1973<br />

Die Transall ist <strong>im</strong>mer noch das Rückgrat der Lufttransporterflotte<br />

der Bundeswehr. Erst der Airbus<br />

A400M wird sie in dieser Aufgabe ablösen.<br />

Schon Mitte der sechziger <strong>Jahre</strong> war klar, dass für<br />

den Starfighter – und in einigen Rollen auch für die<br />

Phantom – ein Ersatz benötigt wird. Das war die<br />

Geburtsstunde des Tornados mit seinen zwei Triebwerken<br />

RB199.<br />

Die Transall – das<br />

Arbeitspferd der Luftwaffe<br />

– verlässt sich bei<br />

ihren Einsätzen, die oft<br />

genug zivilen Zwecken<br />

dienen, auf ihre zwei<br />

robusten, zuverlässigen<br />

Tyne-Triebwerke.<br />

Auch bei der Seeraumüberwachung<br />

setzt das<br />

Tyne in der Breguet<br />

Atlantic Maßstäbe bezüglich<br />

Zuverlässigkeit<br />

und Leistungsfähigkeit.<br />

1969 tauchte ein neues Logo am Triebwerksh<strong>im</strong>mel<br />

auf; die <strong>MTU</strong> wurde gegründet. Bis heute haben die<br />

drei Buchstaben Bestand.<br />

Mehr Power<br />

Als der Sikorsky-Hubschrauber CH-53 vor<br />

vierzig <strong>Jahre</strong>n das erste Mal abhob, ging es<br />

<strong>im</strong> Steigflug weiter: Der Transporthubschrauber<br />

entwickelte sich zu einem der<br />

erfolgreichsten Helikopter der westlichen<br />

Welt. Seit über drei Jahrzehnten setzt die<br />

Bundeswehr auf das Schwergewicht, das<br />

von zwei T64-Triebwerken in die Luft gebracht<br />

wird. Bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in<br />

München werden derzeit 46 Antriebe auf<br />

den modernsten Stand gebracht.<br />

Die Opt<strong>im</strong>ierung wurde vom Bundesamt<br />

für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in<br />

Auftrag gegeben, um den Hubschrauber für<br />

extreme kl<strong>im</strong>atische und geografische<br />

Der CH-53 kommt <strong>im</strong>mer wieder bei einer Vielzahl<br />

humanitärer Hilfsflüge zum Einsatz. Er ist hochflexibel<br />

und bärenstark.<br />

Was die Transall für die Luftwaffe ist, das ist der Hubschrauber CH-53 für das Heer. Auch hierbei sorgte die<br />

<strong>MTU</strong> von Anfang an für den sicheren Einsatz der zwei Triebwerke des Typs T64.<br />

Bedingungen – wie sie beispielsweise in<br />

Afghanistan herrschen – fit zu machen.<br />

Die Triebwerke müssen auch in „Hot and<br />

High“-Situationen zuverlässig arbeiten und<br />

auf ihre Leistung kommen, damit der<br />

Hubschrauber mit voller Nutzlast fliegen<br />

kann. Weiterer Vorteil der Modernisierung:<br />

Die Materialerhaltungskosten werden<br />

sinken, ist sich das Bundesverteidigungsministerium<br />

sicher.<br />

Die Opt<strong>im</strong>ierung des GE-Antriebs erfolgt<br />

<strong>im</strong> Rahmen turnusmäßig stattfindender<br />

Grundüberholungen und verhilft der neuen<br />

T64-100-Version zu 300 kW mehr Leistung;<br />

das Basistriebwerk T64-7 kommt<br />

max<strong>im</strong>al auf 2.929 kW. Erreicht wird die<br />

Steigerung durch eine erhöhte Verbren-<br />

Die Phantom mit ihren zwei Triebwerken J79 kam<br />

anfänglich als Aufklärer bei der Luftwaffe zum<br />

Einsatz, später auch als Jagdbomber und Jäger.<br />

nungstemperatur unter Einsatz neu entwickelter<br />

Turbinenschaufeln. An Heißtagen<br />

steht dem Triebwerk eine um 23 Prozent<br />

höhere Wellenleistung als dem Vorgängermodell<br />

zur Verfügung. Um den Verschleiß<br />

durch angesaugten Sand zu verringern<br />

wurden die Hubschrauber zusätzlich mit<br />

Sandabscheidern ausgerüstet.<br />

„Wir freuen uns sehr, dass wir dem Bund<br />

ein attraktives Gesamtpaket anbieten<br />

konnten“, erklärte Dr. Stefan Weingartner,<br />

Leiter Militärische Programme bei der<br />

<strong>MTU</strong>, „es reicht von der Neuteilbeschaffung<br />

über die Grundüberholung und<br />

Bauteilmodifikation bis hin zu Testläufen.“<br />

Das Projekt wird in diesem Jahr abgeschlossen.<br />

Mit der Aufnahme der Bundesrepublik in die UNO<br />

verstärken sich die Einsätze der Bundeswehr für<br />

Blauhelm-Missionen.


Titelthema<br />

Tornado<br />

In der zweiten Hälfte der 60er-<strong>Jahre</strong> begann<br />

die Suche nach einem Nachfolger für die<br />

Phantom und den Starfighter. Das Profil war<br />

ambitioniert: Der neue Jet sollte <strong>im</strong> Tiefflug<br />

und mit hoher Waffenzuladung weit ins gegnerische<br />

Gebiet vorstoßen, jedes gegnerische<br />

Radar unterfliegen und den Flug möglichst<br />

vollautomatisch dem Geländeprofil folgend<br />

absolvieren können. Trotz hohem Abfluggewichts<br />

durch Kraftstoff und Waffen<br />

sollte die Maschine mit einer kurzen Startund<br />

Landebahn auskommen.<br />

Für das Triebwerk bedeutete das: Es musste<br />

kompakt sein, eine Schubumkehr haben und<br />

durfte nur relativ wenig Kraftstoff verbrauchen;<br />

das Flugzeug sollte damit eine möglichst<br />

lange Distanz schaffen. Die Überlegungen<br />

liefen auf nationaler Ebene an, bekamen<br />

aber bald eine europäische D<strong>im</strong>ension. Großbritannien,<br />

Italien und Deutschland strengten<br />

schließlich das damals größte europäi-<br />

sche Beschaffungsprogramm der militärischen<br />

Luftfahrt an – den Tornado.<br />

In die Luft gebracht wird die Maschine von<br />

zwei RB199-Triebwerken, die sich durch ein<br />

hohes Nebenstromverhältnis von eins auszeichnen.<br />

Das RB199 ist dreiwellig ausgelegt<br />

und sehr kompakt. Als weltweit einziges<br />

militärisches Triebwerk hat es einen integrierten<br />

Schubumkehrer, der besonders kurze<br />

Landestrecken zulässt. Die internationale<br />

Managementfirma Turbo-Union kümmert<br />

sich um das Triebwerk und heute in erster<br />

Linie um deren Instandhaltung. An ihr ist die<br />

<strong>MTU</strong> mit 40 Prozent beteiligt; weitere Partner<br />

sind Rolls-Royce und die italienische<br />

Avio.<br />

Für die <strong>MTU</strong> ist das RB199-Programm von<br />

besonderer Bedeutung: Der Militärantrieb<br />

fungierte als Geburtshelfer des Unternehmens<br />

in seiner heutigen Form. Um ihn realisieren<br />

zu können, bündelten die Da<strong>im</strong>ler-<br />

Benz AG und die MAN AG ihre Triebwerks-<br />

aktivitäten und gründeten 1969 die Motorenund<br />

Turbinen-Union München GmbH, kurz:<br />

<strong>MTU</strong> München. Bei der Entwicklung des<br />

Antriebs agierte die <strong>MTU</strong> erstmals als gleichberechtigter<br />

Partner in einem international<br />

besetzten Konsortium, das sich mit einem<br />

Neubauprogramm befasste. Sie übernahm<br />

die Verantwortung für mehrere neu zu entwickelnde<br />

Baugruppen – mit allen Unabwägbarkeiten<br />

und Risiken, aber auch Chancen.<br />

Das Kalkül ging auf: Das RB199 hat sich zu<br />

einem der stärksten militärischen Programme<br />

des Unternehmens entwickelt und die<br />

weltweit anerkannte Verdichterkompetenz<br />

der <strong>MTU</strong> begründet. Die Erkenntnisse flossen<br />

ins Nachfolgeprogramm EJ200 ein, wurden<br />

veredelt und schließlich auf den zivilen<br />

Bereich übertragen.<br />

Um Luftwaffe und Marine die Einführungsund<br />

anfängliche Nutzungsphase des Triebwerks<br />

so problemlos wie möglich zu gestal-<br />

ten, entsandte die <strong>MTU</strong> Verbindungsleute zu<br />

den Geschwadern. Die Technischen Berater<br />

– kurz: Tec Reps genannt – standen den Soldaten<br />

rund um die Uhr mit Rat und Tat zur<br />

Seite und lösten auftretende Probleme<br />

schnell und unbürokratisch.<br />

Da die beiden Teilstreitkräfte erstmals<br />

Instandsetzungsaktivitäten am Triebwerk<br />

selbstständig durchführten, benötigten die<br />

Geschwader eigene Prüfstände. Den Bedürfnissen<br />

entsprechend entwickelten und errichteten<br />

die Münchner Triebwerksspezialisten<br />

Feldprüfstände, auf denen komplette<br />

Prüf- und Abnahmeläufe des RB199 gefahren<br />

werden konnten. Die Wirkung: Die Einsatzbereitschaft<br />

der Flugzeuge von Luftwaffe<br />

und Marine erhöhte sich deutlich. Die Testzellen<br />

sind heute noch in Betrieb – zum<br />

Beispiel bei den Geschwadern in Jagel,<br />

Nörvenich und Lechfeld.<br />

1975-79 1979 1986<br />

1989 1991<br />

1992<br />

Die von der <strong>MTU</strong> entwickelten Feldprüfstände ermöglichen<br />

es der Luftwaffe, das Tornado-Triebwerk<br />

RB199 direkt be<strong>im</strong> Geschwader auf Herz und Nieren<br />

zu testen. Das gibt der Truppe größere Flexibilität.<br />

Der PAH1 ist ein aus dem zivilen Bo105 abgeleiteter<br />

Panzerabwehrhubschrauber. Seine Muskeln sind zwei<br />

2<strong>50</strong>-<strong>MTU</strong>-C20B-Gasturbinen.<br />

Mitte der achtziger <strong>Jahre</strong> wurde die Notwendigkeit für<br />

einen Luftüberlegenheitsjäger der Extraklasse <strong>im</strong>mer<br />

dringlicher. Die vier Nationen Großbritannien, Italien,<br />

Spanien und Deutschland hoben den Eurofighter mit<br />

seinen zwei Triebwerken EJ200 aus der Taufe.<br />

Ein Ereignis, das längst in die Geschichtsbücher der<br />

Welt Einzug gehalten hat: Die deutsche Teilung geht<br />

zu Ende; die ehemaligen Streitkräfte der DDR wurden<br />

in die Bundeswehr integriert.<br />

Auch der Alpha-Jet beteiligte sich <strong>im</strong>mer wieder an<br />

Auslandseinsätzen; 1991 wurden 18 Maschinen nach<br />

Erhac in der Türkei verlegt.<br />

Die Marineflieger nutzten ebenfalls die Leistungsfähigkeit<br />

des Tornados – beispielsweise bei der<br />

Überwachung des Embargos gegen das ehemalige<br />

Jugoslawien.<br />

10 REPORT REPORT 11


Titelthema<br />

Mister <strong>MTU</strong><br />

Wird bei der Bundeswehr ein neuer Triebwerkstyp<br />

eingeführt, entsendet die <strong>MTU</strong><br />

technische Berater zu den Geschwadern,<br />

die der Truppe vor Ort mit Rat und Tat zur<br />

Seite stehen. Bernd Kraisy war einer von<br />

ihnen: Als Tec Rep hat er in den <strong>Jahre</strong>n<br />

1978 bis 1984 die Einführung des Tornados<br />

begleitet. Heute arbeitet er als Senior<br />

<strong>MTU</strong>-Repräsentant bei Pratt & Whitney in<br />

East Hartford, USA.<br />

Herr Kraisy, wo waren Sie eingesetzt?<br />

Mein Weg hat mich quer durch die Republik<br />

geführt und auch ins Ausland. Bis auf<br />

Bremgarten war ich bei allen deutschen<br />

Geschwadern, die damals den Tornado<br />

bekommen haben.<br />

Wie haben Sie die Geschwader unterstützt?<br />

Die Aufgabenstellung war vielfältig: Ich<br />

habe die Triebwerksbetreuung überwacht,<br />

bei technischen Schwierigkeiten beraten,<br />

technische Änderungen vermittelt und erklärt,<br />

sowie die technische Einweisung von<br />

Piloten, Fluglehrern, Technikern und der<br />

Prüfstands-Mannschaften übernommen.<br />

Wenn Not am Mann war und ein wichtiges<br />

Teil benötigt wurde, bin ich auch schon<br />

mal nach München gefahren, um Ersatzteile<br />

zu holen oder Teile zur Reparatur zur<br />

<strong>MTU</strong> zu bringen. Von Lechfeld aus war das<br />

damals kein Problem.<br />

Haben noch andere <strong>MTU</strong>-Kollegen bei<br />

den Geschwadern gearbeitet?<br />

Ja, in der Regel waren wir pro Geschwader<br />

zwei Tec Reps. Unterstützt wurden wir von<br />

einem Mechanikerstab. Das konnten bis<br />

zu 16 Kollegen sein, die die Triebwerke zerlegt,<br />

montiert und getestet haben.<br />

Wie sind Sie von der Truppe aufgenommen<br />

worden?<br />

Sehr gut. Von Anfang an waren wir <strong>MTU</strong>ler<br />

voll integriert und wurden auch zu gemeinsamen<br />

Aktivitäten nach Dienstschluss eingeladen.<br />

Wir hießen zwar „Berater“, haben<br />

aber eigentlich die Marschrichtung vorgegeben,<br />

da wir die Triebwerke ja am besten<br />

kannten. Für die Soldaten war man als Tec<br />

Rep <strong>im</strong>mer Mister <strong>MTU</strong>. Besonders stolz<br />

bin ich auf den Rang Oberleutnant der<br />

Reserve, den ich in dieser Zeit erwerben<br />

konnte.<br />

War das RB199 ein besonderes<br />

Triebwerk?<br />

Ja natürlich, denn für die <strong>MTU</strong> war der<br />

Tornado-Antrieb das erste Entwicklungsprogramm<br />

nach dem Krieg. Das RB199<br />

war zudem der erste Antrieb, der mit einer<br />

modernen Triebwerksregelung (Fly-by-<br />

Wire) ausgestattet wurde. Das hat die<br />

Piloten anfangs misstrauisch gemacht und<br />

wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten,<br />

damit sie ihr vertrauten.<br />

Was war für Sie am spannendsten?<br />

Wohl die aufregendste Aufgabe war, wenn<br />

wir Übungsflüge überwacht haben und<br />

während des Fluges Online-Daten übermittelt<br />

bekamen. Drücke, Temperaturen<br />

und Drehzahlen wurden von uns am Boden<br />

überwacht und mussten sofort bewertet<br />

werden. Die Entscheidungen, ob<br />

weitergeflogen oder abgebrochen wird<br />

oder welche Manöver die nächsten sind,<br />

mussten schnell erfolgen. Das war manchmal<br />

– <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes –<br />

trouble shooting und sehr spannend.<br />

Hubschrauber für das Heer<br />

In den 70er-<strong>Jahre</strong>n drehte sich die Rüstungsspirale<br />

<strong>im</strong>mer schneller. Die NATO-Streitkräfte<br />

sahen sich einer erdrückenden Überlegenheit<br />

russischer Panzerverbände gegenüber<br />

und mussten handeln: Das deutsche Heer<br />

setzte auf Hubschrauber als wirksames Gegenmittel.<br />

Die Helikopter verfügen über spezielle<br />

Zielerfassungs- und -bekämpfungssysteme<br />

gegen Panzer und ähnliche Ziele. Die<br />

Wahl des Heeres fiel auf den Panzerabwehrhubschrauber<br />

PAH1 und damit auf die <strong>MTU</strong>:<br />

Als der Hubschrauber auf Basis des Bo105<br />

beschafft wurde, war klar, dass die Münchner<br />

den Zuschlag erhalten. Sie produzierten<br />

den Allison-Antrieb 2<strong>50</strong>-C20 in Lizenz und<br />

zeichneten für die komplette Instandhaltung<br />

verantwortlich. Die Bezeichnung der Gasturbine<br />

trug die Handschrift des Unternehmens:<br />

2<strong>50</strong>-<strong>MTU</strong>-C20B.<br />

Be<strong>im</strong> Nachfolgemodell Tiger spielt das<br />

Münchner Unternehmen wieder eine Hauptrolle.<br />

Für den MTM380-Antrieb des deutschfranzösischen<br />

Gemeinschaftsprojekts wurde<br />

die Programmgesellschaft MTM aus der<br />

Taufe gehoben. An ihr waren die <strong>MTU</strong> und die<br />

französische Turbomeca zu gleichen Teilen<br />

beteiligt. Später stieß die britische Rolls-<br />

Royce dazu. Die neue Triebwerksversion<br />

erhielt den Namen MTR390 und wird von der<br />

<strong>MTU</strong>, Turbomeca und von Rolls-Royce gebaut.<br />

Die ersten Helikopter verließen 2002<br />

die Werkshallen. Mittlerweile wird an einer<br />

leistungsstärkeren Antriebsversion – dem<br />

MTR390 Enhanced – gearbeitet; bei dem die<br />

spanische ITP mit von der Partie ist. Die<br />

ersten Exportkunden heißen Spanien und<br />

Australien.<br />

1995 1999 2000<br />

2001 2002<br />

2002<br />

Mitte der neunziger <strong>Jahre</strong> war Bosnien <strong>im</strong> Rahmen<br />

der KFOR-Einsätze ein Schwerpunkt der deutschen<br />

Streitkräfte.<br />

Der Besuch von Maschinen fremder Geschwader auf<br />

deutschen Plätzen – hier ein britischer Tornado – ist<br />

seit Jahrzehnten Gang und Gäbe. Da die Maschinen<br />

und vor allem die Triebwerke identisch sind, gibt es<br />

dabei technisch keinerlei Probleme.<br />

Nicht mehr ungewöhnlich: Soldatinnen können inzwischen<br />

in allen Teilstreitkräften der Bundeswehr<br />

Dienst tun, beispielsweise auch als Pilotin.<br />

Im Rahmen von Enduring Freedom leistet die<br />

Bundeswehr nach wie vor solidarische Hilfe. Das<br />

gilt für alle drei Teilstreitkräfte.<br />

In Afghanistan ist der CH-53 unermüdlich <strong>im</strong> Einsatz.<br />

Hier sorgt erstmals die von der <strong>MTU</strong> leistungsgesteigerte<br />

Version des T64-Antriebs für mehr Kraft und<br />

Ausdauer.<br />

Hubschrauber bieten<br />

eine völlig neue Art der<br />

Panzerbekämpfung; sie<br />

nutzen die dritte D<strong>im</strong>ension.<br />

Der PAH1 war der<br />

erste seiner Art für das<br />

Heer, noch aus einem<br />

Zivilhubschrauber abgeleitet.<br />

Ein reinrassiger Vertreter<br />

seiner Zunft, opt<strong>im</strong>iert<br />

zum Einsatz gegen<br />

Panzerverbände – der<br />

Tiger mit zwei MTR390-<br />

Antrieben.<br />

2002 erhält das Heer seine ersten Panzerabwehrhubschrauber<br />

der neuesten Generation – den Tiger<br />

mit zwei MTR390-Antrieben.<br />

12 REPORT REPORT 13


Titelthema<br />

2003 2003<br />

2004<br />

Das Kooperative Modell – hier die Unterzeichnung der<br />

Verträge mit dem damaligen Vorsitzenden der <strong>MTU</strong>-<br />

Geschäftsführung Dr. Klaus Steffens (rechts) – wurde<br />

mit dem Eurofighter und seinem Triebwerk Realität.<br />

Es opt<strong>im</strong>iert die Abläufe und spart erhebliche Kosten<br />

und Zeit.<br />

Das T64 wurde von der <strong>MTU</strong> deutlich modifiziert, um<br />

speziell unter widrigen Bedingungen mehr Leistung<br />

und höhere Zuverlässigkeit zu haben.<br />

Ein wichtiger Meilenstein <strong>im</strong> Eurofighter-Programm:<br />

Die Unterzeichnung zur Beschaffung von Tranche 2.<br />

Rechts Hartmut Tenter, der für das Triebwerkskonsortium<br />

Eurojet den Vertrag unterschrieb.<br />

14 REPORT REPORT 15<br />

Eurofighter<br />

Anfang der 80er-<strong>Jahre</strong> schlug die Stunde des<br />

Eurofighters. Da sowohl die US-Streitkräfte<br />

als auch die russischen Militärs über deutlich<br />

leistungsfähigere Jagdflugzeuge verfügten<br />

als die Europäer, sahen sich die Verbände gezwungen,<br />

nachzuziehen. Aus gutem Grund:<br />

In Deutschland trug die Phantom die Hauptlast<br />

der Luftüberlegenheitsjagd, in Italien<br />

war es der Starfighter und auch die Maschinen<br />

der Briten waren den gestiegenen Anforderungen<br />

nicht mehr gewachsen. Ein<br />

neuer Jäger musste her – der Eurofighter.<br />

Der Beschluss fiel 1986: Großbritannien,<br />

Deutschland, Italien und Spanien beschafften<br />

den Eurofighter. Das Programm entwickelte<br />

sich zum größten Beschaffungsprojekt der<br />

europäischen Nachkriegsgeschichte. Für<br />

Flugzeug und EJ200-Triebwerke wurden wieder<br />

eigene Managementfirmen gegründet.<br />

Um den Antrieb kümmert sich die Eurojet<br />

Turbo GmbH, an der das Gründungsmitglied<br />

<strong>MTU</strong> mit 33 Prozent beteiligt ist. Mit Niederund<br />

Hochdruckverdichter sowie der komplexen<br />

digitalen Regelung übernahm der deutsche<br />

Branchenpr<strong>im</strong>us die Verantwortung für<br />

wesentliche Schlüsselkomponenten.<br />

Der Eurofighter ist das modernste Jagdflugzeug<br />

seiner Klasse und zeichnet sich durch<br />

besondere Agilität aus. Dazu verhelfen ihm<br />

zwei EJ200-Triebwerke, die besonders schubstark,<br />

schnell ansprechend und <strong>im</strong> Verhältnis<br />

sehr leicht sind - Schub-Gewichts-Verhältnis:<br />

9:1. Die hohen Leistungsanforderungen können<br />

nur durch den Einsatz neuester Triebwerkstechnologien<br />

erfüllt werden. Unter<br />

anderem werden Blisks verwendet. Bei diesen<br />

Bauteilen sind Scheiben und Schaufeln<br />

integral aus einem Stück gefertigt. Das macht<br />

sie sehr leicht und belastbarer als herkömm-<br />

2004 2004<br />

2005<br />

Leistung auf höchstem Niveau: Dem bei der Luftwaffe<br />

<strong>im</strong> Einsatz stehenden Eurofighter wird selbst von<br />

erfahrenen amerikanischen Piloten großer Respekt<br />

gezollt. Es gibt weltweit kaum Vergleichbares.<br />

Nach intensiven, zeitaufwändigen Diskussionen einigen<br />

sich sieben Nationen auf die Beschaffung des<br />

neuen Militärtransporters A400M – darunter Deutschland<br />

mit 60 Maschinen. Der Antrieb TP400-D6 wird<br />

für alle Nationen exklusiv bei der <strong>MTU</strong> in Ludwigsfelde<br />

endmontiert.<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> Bundeswehr sind auch <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>MTU</strong> an der<br />

Seite ihres größten Einzelkunden. Diese enge Verbindung<br />

ist einer der Schlüssel zum Erfolg von <strong>Deutschlands</strong><br />

führendem Triebwerkshersteller.


Titelthema<br />

Ein europäisches Meisterstück erster Güte ist das Viernationen-Triebwerk EJ200 für den Eurofighter. Die <strong>MTU</strong> ist dabei der deutsche Partner.<br />

liche Modelle. Da es anfangs keine Reparaturverfahrenfür<br />

dieseBauteile gab, entwickelten<br />

die <strong>MTU</strong>-Spezialisten ein weltweit einzigartiges<br />

Herstellungsverfahren, das Lineare<br />

Reibschweißen. Das Besondere: Die Schaufeln<br />

werden einzeln auf die Scheibe geschweißt,<br />

was Reparaturen beziehungsweise<br />

den Austausch beschädigter Schaufeln erst<br />

möglich macht. Mittlerweile steht das Verfahren<br />

schon <strong>im</strong> Serieneinsatz.<br />

Auch bei der Instandhaltung des Eurofighter-<br />

Antriebs geht die <strong>MTU</strong> neue Wege. Die Betreuung<br />

erfolgt gemeinsam mit der Bundeswehr<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Kooperativen Modells<br />

an nur mehr einem Ort – bei der <strong>MTU</strong> in<br />

München. Das neue Instandhaltungskonzept<br />

ist so überzeugend, dass es auf andere<br />

Triebwerke ausgeweitet werden soll.<br />

Ende des vergangenen <strong>Jahre</strong>s fiel mit der<br />

Entscheidung für die Beschaffung der zweiten<br />

Eurofighter-Tranche ein wichtiger Beschluss,<br />

der den Fortbestand des Programms sichert.<br />

Die <strong>MTU</strong> stattet die Maschinen der zweiten<br />

Tranche mit einer neuen digitalen Regelung<br />

aus. Das neuentwickelte Gerät – die DECMU<br />

(Digital Engine Control and Monitoring Unit)<br />

– übern<strong>im</strong>mt neben der Regelung die komplette<br />

Überwachung des Triebwerks. Die<br />

Kontrolleinheit trägt maßgeblich zur Einsatzopt<strong>im</strong>ierung<br />

des Jägers bei, erleichtert<br />

Wartung und Instandhaltung und spart der<br />

Truppe Zeit und Kosten.<br />

Praktisch nur eine Platine muss getauscht werden und schon wird aus einer DECU (Digital<br />

Engine Control Unit) eine DECMU (Digital Engine Control and Monitoring Unit). Die EJ200-<br />

Triebwerke der Tranche 2 erhalten die von der <strong>MTU</strong> entwickelte DECMU serienmäßig.<br />

Kooperatives Modell<br />

Mit dem Kooperativen Modell haben die<br />

Bundeswehr und die <strong>MTU</strong> ein innovatives<br />

Instandhaltungskonzept entwickelt, das<br />

weltweit einmalig ist. Die Vereinbarung<br />

regelt die gemeinsame Betreuung des<br />

Eurofighters und seiner Ausrüstung. Der<br />

Vorteil: Im Vergleich zu früheren Waffensystemen<br />

werden bis zu 20 Prozent des<br />

Systemzuschlags, der unter anderem die<br />

Instandhaltungskosten einschließt, eingespart.<br />

Kernpunkt des Konzepts ist die Konzentration<br />

der Arbeiten an einem Ort: Das<br />

EJ200-Triebwerk wird nur mehr bei der<br />

<strong>MTU</strong> in München betreut. Das verhindert<br />

Doppelkapazitäten, garantiert eine opt<strong>im</strong>ale<br />

Ressourcennutzung, spart Zeit und<br />

Kosten. Obwohl die Instandhaltung unter<br />

der Regie und Verantwortung der Industrie<br />

läuft, bleibt die Luftwaffe in den Gesamtprozess<br />

eng eingebunden.<br />

Seit Anfang des <strong>Jahre</strong>s 2003 arbeiten<br />

Soldaten und <strong>MTU</strong>ler Seite an Seite zu-<br />

sammen. Die Bundeswehrangehörigen kamen<br />

von verschiedenen Verbänden aus<br />

dem ganzen Bundesgebiet nach München<br />

und sind mittlerweile in nahezu allen<br />

Bereichen der EJ200-Instandsetzung tätig.<br />

Die Zusammenarbeit hat sich für die<br />

Zukunft empfohlen. Sie ist so erfolgreich,<br />

dass das Kooperative Modell auf andere<br />

Luftfahrtantriebe der Bundeswehr ausgedehnt<br />

werden soll; <strong>im</strong> Visier haben die<br />

Partner den Tornado-Antrieb RB199.<br />

16 REPORT REPORT 17


Titelthema<br />

Stärkste Propellerturbine<br />

<strong>im</strong> Westen<br />

Das neueste Beschaffungsprojekt der Luftwaffe<br />

– wiederum eine europäische Gemeinschaftsaktion<br />

– ist der Transporter A400M<br />

von Airbus. Der langen Tradition folgend ist<br />

die <strong>MTU</strong> als einziger deutscher Triebwerkshersteller<br />

Programmpartner des Triebwerks<br />

TP400-D6. Um Kosten zu sparen, sind die<br />

beteiligten Unternehmen übereingekommen,<br />

europaweit nur eine Endmontagelinie einzurichten<br />

– und zwar bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde.<br />

Mit rund 11.000 Wellen-PS wird der A400M-<br />

Antrieb die mit Abstand stärkste Propeller-<br />

turbine der westlichen Welt sein. Mit ihr kann<br />

der Militärtransporter, der die Transall ablösen<br />

soll, flexible und sichere Missionen<br />

sowie extreme Einsatzprofile fliegen. Das waren<br />

wichtige Argumente für einen Propellerund<br />

gegen einen Strahlantrieb.<br />

Ausschlaggebend waren auch die hohe<br />

Wirtschaftlichkeit sowie die Aussicht, mit<br />

Propellern Fluggeschwindigkeiten zu erreichen,<br />

die <strong>im</strong> Bereich von Strahlflugzeugen<br />

liegen. Die Bundeswehr und sieben weitere<br />

nationale Streitkräfte erhalten mit der<br />

Kombination A400M/TP400-D6 ein hochmodernes,<br />

extrem flexibles und wirtschaftliches<br />

Fluggerät, das über Jahrzehnte das Rückgrat<br />

der Transporterflotte bilden wird.<br />

Für die Bundeswehr und die <strong>MTU</strong> ist das<br />

TP400-D6 derzeit die Krönung ihrer traditionsreichen,<br />

jahrzehntelangen Zusammenarbeit.<br />

Mit ihm beweisen die Partner einmal<br />

mehr: Wo die Bundeswehr und die <strong>MTU</strong><br />

Hand in Hand zusammenarbeiten, entsteht<br />

doppelter Schub – zum Wohle beider Seiten.<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Odilo Mühling gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-2698<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

TP400-D6<br />

Bauart: 3-Wellen-Turboprop<br />

Leistung: +11.000 WPS in Seehöhe, eingebautes Triebwerk<br />

spez. Kraftstoffverbrauch: opt<strong>im</strong>iert für unterschiedliche Missionen<br />

Max. Propellerdrehzahl: +840 1/min<br />

Druck-/Verdichtungsverhältnis: 25<br />

Gewicht: ca. 1.800 kg (trocken)<br />

Länge: 3.<strong>50</strong>0 mm (Triebwerksgesamtlänge)<br />

Propellerdurchmesser: 5.300 mm, 8 Rotorblätter aus Verbundwerkstoff<br />

18 REPORT REPORT 19


Technik + Wissenschaft<br />

Intelligente Winzlinge<br />

Nicole Geffert<br />

Im Antrieb der Zukunft steckt Intelligenz auf engstem Raum: Micro<br />

Electro Mechanical Systems (MEMS) heißen die stark miniaturisierten<br />

Systeme, die elektronische und mechanische Bestandteile vereinen.<br />

Im Einsatz dieser Mikrosysteme sehen Experten der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />

<strong>Engines</strong> großes Potenzial, Triebwerkskomponenten, insbesondere<br />

Verdichter, weiter zu opt<strong>im</strong>ieren. Im „Smart Compressor“ soll durch<br />

aktive Strömungsbeeinflussung unter anderem der Wirkungsgrad verbessert<br />

werden.<br />

Verdichter der heutigen Generation sind für<br />

best<strong>im</strong>mte Drehzahlen ausgelegt und für<br />

häufig auftretende Betriebszustände, zum<br />

Beispiel den Reiseflug, opt<strong>im</strong>iert. „Damit der<br />

Verdichter auch in Lastbereichen außerhalb<br />

des Auslegungspunktes, etwa bei schnellen<br />

Schubänderungen in Teillast, einwandfrei<br />

funktioniert, müssen die Konstrukteure derzeit<br />

noch Kompromisse bei Wirkungsgrad<br />

und Gewicht in Kauf nehmen“, erklärt <strong>MTU</strong>-<br />

Ingenieur Hugo Pfoertner, Referent Triebwerksüberwachung<br />

<strong>im</strong> Center Entwicklung<br />

und Werkstoffe.<br />

Die <strong>MTU</strong>-Spezialisten haben es sich deshalb<br />

zum Ziel gesetzt, den Betriebsbereich der<br />

Verdichter-Beschaufelung so zu erweitern,<br />

dass auf derartige Kompromisse künftig verzichtet<br />

werden kann. Ein möglicher Ansatz:<br />

Mikrosysteme werden auf der Schaufeloberfläche<br />

platziert, um die Strömung <strong>im</strong><br />

Verdichter aktiv zu beeinflussen. Im Idealfall<br />

könnte der Einsatz von MEMS <strong>im</strong> Triebwerk<br />

der Zukunft einzelne Schaufeln oder sogar<br />

komplette Verdichterstufen überflüssig<br />

machen. Für den Kunden hätte das einen<br />

entscheidenden Vorteil: weniger Gewicht<br />

und damit geringerer Kraftstoffverbrauch.<br />

Um diese Vision Realität werden zu lassen,<br />

arbeiten die Spezialisten der <strong>MTU</strong> unter<br />

anderem <strong>im</strong> europäischen ADVACT-Programm,<br />

in dem Potenziale fortschrittlicher<br />

Aktuatorik in Triebwerken untersucht werden.<br />

ADVACT gehört zum 6. EU-Forschungsrahmenprogramm<br />

und ist in einzelne Arbeitspakete<br />

aufgeteilt. „Die <strong>MTU</strong> übern<strong>im</strong>mt eine<br />

führende Rolle in der Anwendung der<br />

Mikrosystemtechnik in Triebwerken und leitet<br />

das MEMS-Arbeitspaket, in dem auch die<br />

Triebwerkshersteller Snecma Moteurs und<br />

Rolls-Royce sowie Forschungseinrichtungen<br />

und Hochschulen mitwirken“, so Dr. Sven-<br />

Jürgen Hiller, Projektleiter und Entwicklungsingenieur<br />

<strong>im</strong> Center Entwicklung und Werkstoffe.<br />

Gemeinsames Ziel der Partner: Bis<br />

2007 sollen Labormuster von mit MEMS<br />

bestückten Schaufeln <strong>im</strong> Windkanal getestet<br />

werden.<br />

Dr. Frank Grauer, Technologie-Programmleiter<br />

Triebwerkssysteme <strong>im</strong> Center Entwicklung<br />

und Werkstoffe der <strong>MTU</strong>, beschreibt einen<br />

der innovativen Lösungsansätze: „Teile der<br />

Schaufel enthalten miniaturisierte Einrichtungen,<br />

die mittels erzwungener Schwingungen<br />

dünner Membranen pulsierende Luft-<br />

Intelligente Lösung zur Lärmreduktion: Ein aktiver<br />

Stator mit Membran, die elektronisch angesteuert<br />

wird und Gegenschall erzeugt.<br />

ströme erzeugen und so gezielt die Strömungsverhältnisse<br />

an der Schaufel beeinflussen.“<br />

Was sich s<strong>im</strong>pel anhört, ist in der<br />

Umsetzung äußerst kompliziert. So müssen<br />

die Ingenieure vorab eine Reihe von Fragen<br />

klären. Zum Beispiel, ob jede oder nur einzelne<br />

Schaufeln mit MEMS bestückt, an welcher<br />

Stelle die MEMS platziert und mit welcher<br />

Frequenz sie angesteuert werden müssen.<br />

Außerdem sollen zusätzlich zu den Stellgliedern<br />

(Aktuatoren), die entsprechende Eingriffe<br />

ermöglichen, auch Sensoren, die eine<br />

Strömungsinstabilität frühzeitig erkennen, in<br />

den Verdichter integriert werden.<br />

„Beides gibt es bereits in konventioneller<br />

Bauweise, vor allem die Aktuatoren sind aber<br />

noch viel zu groß“, erläutert Grauer. „Die<br />

Miniaturisierung erlaubt dagegen Eingriffe direkt<br />

an der Quelle der Strömungsinstabilität,<br />

ohne die globalen Strömungsverhältnisse zu<br />

beeinträchtigen.“ Besonders zu schaffen<br />

machen den intelligenten Winzlingen noch<br />

die extremen Randbedingungen in einem<br />

Triebwerk, zum Beispiel die hohen Temperaturen.<br />

Die MEMS für höhere Temperaturbereiche<br />

werden aus Siliziumcarbid hergestellt<br />

und können Temperaturen bis zu 5<strong>50</strong><br />

Grad Celsius standhalten. „Deshalb müssen<br />

wir uns derzeit mit den MEMS-Applikationen<br />

<strong>im</strong> vorderen Bereich des Verdichters bewegen,<br />

wo es noch nicht so heiß ist“, ergänzt<br />

Grauer.<br />

� Spritzgegossene Teile einer Mikroturbine aus Zirkoniumoxid:<br />

Düsenplatte, Gehäuse, Welle, Rotor und Zahnrad<br />

- hier <strong>im</strong> Größenvergleich zu einer Büroklammer.<br />

Mikroventile in MEMS-Technologie werden schichtweise aufgebaut. Dieses Mikroventil dient zur aktiven<br />

Strömungsbeeinflussung. Der Pfeil zeigt die Strömungsrichtung.<br />

Die Integration von Sensorik, Mikro-Computern<br />

und Aktuatorik auf engstem Raum eröffnet<br />

noch weitere Möglichkeiten. So forschen<br />

die <strong>MTU</strong>-Experten an neuartigen Regelungsund<br />

Überwachungsmethoden. „Eine weitere<br />

Anwendung für MEMS sehen wir in intelligenten<br />

Monitoring-Systemen, mit denen sich<br />

schon kleinste Schäden <strong>im</strong> Triebwerk frühzeitig<br />

lokalisieren und bewerten lassen“, sagt<br />

Heinz-Werner Seibel, Systemingenieur Regelung,<br />

Überwachung und Geräte <strong>im</strong> Center<br />

Erprobung/Regelung. Mittels der ausgeklügelten<br />

Elektronik ließen sich darüber hinaus<br />

Prinzip „Active Flow Control“ durch „Zero Flow Device“<br />

Referenz-Sensor Fehler-Sensor<br />

Aktuator<br />

20 REPORT REPORT 21<br />

U∞<br />

kritische Betriebszustände <strong>im</strong> Triebwerk<br />

erkennen und vermeiden – mit dem Ziel,<br />

die Lebensdauer der Bauteile zu erhöhen,<br />

Instandhaltungsintervalle zu verlängern<br />

und damit Fly-by-hour-Konzepte zu unterstützen.<br />

analog/<br />

digital<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Dr. Frank Grauer gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-6156<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

MEMS ermöglichen die Integration von Sensorik und Aktuatorik zur aktiven Strömungskontrolle<br />

– hier am Beispiel einer Tragfläche.<br />

V I<br />

digital/<br />

analog<br />

analog/<br />

digital<br />

Digitaler Signal Prozessor<br />

LMS-adaptive FIR-Filter


Technik + Wissenschaft<br />

Gefährliches Eis<br />

Unter den wetterbedingten Störungen der Fliegerei gehört die Eisbildung zu einer der unangenehmsten: Am Flügel<br />

verschlechtert sie die Flugeigenschaften und <strong>im</strong> Triebwerk kann sie schwere Beschädigungen verursachen. Bevor<br />

Luftfahrtantriebe fliegen dürfen, müssen sie deshalb in Icing-Tests ihre Belastbarkeit unter Beweis stellen. Das<br />

PW6000 hat die Eisprüfung <strong>im</strong> vergangenen Jahr planmäßig abgelegt und bestanden. Anfang Dezember 2004 hob es<br />

mit dem Airbus A318 pünktlich zum Erstflug ab.<br />

Ähnlich wie der Vogelschlagtest gehört die<br />

Icing-Prüfung zum Standard jeder Triebwerkszulassung.<br />

Vorgeschrieben von der<br />

Federal Aviation Administration (FAA) muss<br />

ein Triebwerk <strong>im</strong> Rahmen dieses Tests beweisen,<br />

dass es bei sehr kalten, unangenehmen<br />

Wetterbedingungen zuverlässig arbeitet. „Zur<br />

Eisbildung am Triebwerk kann es beispielsweise<br />

be<strong>im</strong> Landeanflug in einer Höhe von<br />

etwa 2.000 Metern kommen, wenn es sehr<br />

stark schneit oder Eisregen herrscht“, erklärt<br />

Ulrich Pfaffenberger<br />

Oskar Schnell, PW6000-Programmleiter bei<br />

der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. „Diese Situation<br />

muss getestet werden, denn <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten<br />

Fall vereisen Teile am Triebwerkseingang und<br />

am Fan.“ Die Folgen können fatal sein:<br />

Verändern sich die Einströmbedingungen<br />

kommt es <strong>im</strong> Triebwerk zu Druckabfall und<br />

schl<strong>im</strong>mstenfalls zur schlagartigen Druckumkehr;<br />

das Triebwerk beginnt zu pumpen, was<br />

schwere Beschädigungen – Schaufelverlust<br />

und Triebwerksbrand – nach sich ziehen<br />

kann. Lösen sich Eisbrocken und gelangen<br />

ins Triebwerk, können sie Schaufeln beschädigen<br />

und Einschläge in den Verdichterwänden<br />

zurücklassen – die Folge wäre starker<br />

Leistungsabfall.<br />

Da Icing-Tests unter realen Bedingungen am<br />

Flügel eines Flugzeugs zu riskant sind, werden<br />

die Bedingungen auf Höhenprüfständen<br />

am Boden s<strong>im</strong>uliert. Pratt & Whitney betreibt<br />

eine solche Testzelle in East Hartford,<br />

Connecticut, USA. Im März vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>s wurde das PW6000 auf die eisige<br />

Probe gestellt. In einem Raum, der in etwa<br />

die Ausmaße einer mittelgroßen Montagehalle<br />

hat, werden die kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen<br />

auf Reiseflughöhe erzeugt. Riesige Kühlanlagen<br />

sorgen für die richtigen Druck- und<br />

Temperaturverhältnisse – bis zu -20 Grad<br />

Celsius – denen das Triebwerk ausgesetzt<br />

wird. Über Düsen am Triebwerkseingang wird<br />

Eisregen produziert, der in den Einlauf<br />

gespritzt wird. Das Eis, das sich an den Fanschaufeln<br />

und Statoren bildet, darf den Triebwerkslauf<br />

nicht beeinträchtigen. Schnell:<br />

„Der Antrieb darf nicht pumpen. In der Regel<br />

ist damit der FAA-Test bestanden.“<br />

Die Testläufe auf dem Höhenprüfstand stehen<br />

am Ende einer gut zweijährigen Entwicklungs-<br />

und Erprobungsarbeit, in der Bauteile<br />

und Eigenschaften <strong>im</strong>mer wieder untersucht,<br />

verändert und verbessert werden. „Gerade<br />

Problembereiche wie das Icing verlangen<br />

nach geradliniger Ingenieursleistung – das ist<br />

Physik pur“, erklärt Schnell. Die beiden neuralgischen<br />

Stellen am Triebwerk, an denen<br />

Eisanfall am wahrscheinlichsten ist und die<br />

größte Gefahr darstellt, sind den Ingenieuren<br />

bestens bekannt: Es sind der Lufteinlass <strong>im</strong><br />

schmalen Bereich zwischen Ummantelung<br />

und Rotorblatt sowie die Verstrebungen, die<br />

das Fangehäuse mit dem Kerntriebwerk verbinden.<br />

Aufwändige Installationen – hier ein Wassereinspritz-System – sind erforderlich, um Tests wie Vereisung<br />

durchführen zu können.<br />

Für beide Stellen wurden hochwirksame<br />

Verfahren entwickelt, die den Eisansatz verhindern<br />

oder bereits bestehendes Eis entfernen.<br />

„An die Stelle zwischen Umhüllung und<br />

Fan leiten wir Heißluft aus dem Verdichter,<br />

die in kürzester Zeit jedes Eis zum Schmelzen<br />

bringt“, erläutert Schnell. Die Funktionstüchtigkeit<br />

der kleinen, von außen nicht<br />

sichtbaren Heizrohre – <strong>im</strong> Fachjargon De-<br />

Icing Devices genannt – wird ebenfalls <strong>im</strong><br />

Rahmen der Icing-Tests überprüft. Auch für<br />

die Verstrebungen hat man eine passende<br />

Lösung gefunden: „Wir versehen die Vorderkanten<br />

mit nicht leitenden Materialien aus<br />

Keramik oder Kohlefasern, an denen sich Eis<br />

erst gar nicht ansetzt“, so Schnell.<br />

Den Icing-Check auf dem Höhenprüfstand<br />

hat das PW6000 mit Bravour bestanden.<br />

Einen Monat später wurde es dem nächsten<br />

Härtetest ausgesetzt – dem Vogelschlag.<br />

Auch hier gab es Höchstnoten von den FAA-<br />

Prüfern.<br />

Leistungsdaten PW6000<br />

Startschub<br />

Bypass-Verhältnis<br />

Gesamt Druck-Verhältnis<br />

Gewicht<br />

Durchmesser (Fan-Spitze)<br />

Länge<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Oskar Schnell gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-6069<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

98,3 kN/22.100 lbs<br />

5,0<br />

26,1<br />

2.290 kg/5.0<strong>50</strong> lbs<br />

1.435 mm/56,5 in.<br />

2.743 mm/108 in.<br />

22 REPORT REPORT 23


Technik + Wissenschaft<br />

Rissprüfungen sind bei neuen und reparierten<br />

Triebwerksteilen, die generell sehr hohen<br />

Sicherheitsstandards unterliegen, unverzichtbar.<br />

Sie werden durchgeführt, um die<br />

Oberflächen von Bauteilen auf Materialfehler<br />

hin zu untersuchen und Beschädigungen in<br />

geringer Tiefe unterhalb der Oberfläche aufzuspüren.<br />

Mit den zur Verfügung stehenden<br />

Verfahren können die Anforderungen zwar<br />

abgedeckt werden; Handhabung und Wirtschaftlichkeit<br />

verlangen aber nach leistungsfähigeren<br />

Methoden. Hinzu kommt, dass <strong>im</strong><br />

Triebwerksbereich zur Verlängerung der<br />

Lebensdauer hochbeanspruchter Teile zunehmend<br />

Beschichtungen eingesetzt werden,<br />

die partiell eine direkte Rissprüfung mit<br />

„klassischen“ Methoden unmöglich machen.<br />

Hier werden häufig zusätzliche, kostspielige<br />

Arbeitsschritte wie Reinigungs- oder Entschichtungsverfahren<br />

notwendig.<br />

Mit der induktiv angeregten Thermografie<br />

wurde – beruhend auf einem <strong>MTU</strong>-Patent –<br />

in einem firmenübergreifenden Projekt unter<br />

Beteiligung von Siemens, der EADS und weiterer<br />

Partner eine Methode mit hoher<br />

Aussagekraft entwickelt, die den Verzicht auf<br />

chemische Zusatzstoffe ermöglicht. „Mit der<br />

Induktionsthermografie können verdeckte<br />

Risse, die mit der Farbeindringmethode prinzipbedingt<br />

nicht nachweisbar sind, sichtbar<br />

gemacht werden. Risse unter Schichten oder<br />

geschlossene Risse können dargestellt werden.<br />

Auch tritt das problematische Hintergrundfluoreszieren<br />

an gestrahlten oder gelaufenen<br />

Bauteilen nicht auf“, erläutert Dipl.-<br />

Rissprüfung –<br />

in einer<br />

Sekunde<br />

zum Ergebnis<br />

Uwe Kreissig<br />

Der zunehmende Einsatz hochkomplexer, form- und belastungsopt<strong>im</strong>ierter<br />

Bauteile erfordert in der Rissprüfung die<br />

Schaffung innovativer Methoden. Mit der Induktionsthermografie<br />

ist unter der Führung der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> ein patentiertes<br />

Verfahren entwickelt worden, das auf chemische<br />

Hilfsstoffe verzichtet, hochpräzise Ergebnisse liefert und die<br />

Wirtschaftlichkeit verbessert.<br />

Mit FEM-S<strong>im</strong>ulation berechnetes Temperaturbild. Die Störstelle<br />

durch einen Riss wird durch die Unterbrechung des gelben Streifens<br />

ersichtlich.<br />

Ing. Günter Zenzinger, Projektleiter bei<br />

<strong>Deutschlands</strong> führendem Triebwerkshersteller.<br />

Voraussetzung ist die elektrische Leitfähigkeit<br />

des zu prüfenden Bauteils.<br />

Während übliche Verfahren der Rissprüfung<br />

meist auf Farbeindringung, Magnetisierung<br />

und Wirbelstromtechnik basieren, kommt bei<br />

der Induktionsthermografie eine Kombination<br />

aus Wirbelstromanregung und Thermografie<br />

zum Einsatz: Mittels eines hochfrequenten<br />

Wirbelstroms erfolgt die gezielte<br />

Erwärmung des Prüfteils. Gleichzeitig wird die<br />

Temperaturänderung der Bauteiloberfläche<br />

thermografisch erfasst. Störungen der elektrischen<br />

Leitfähigkeit, wie sie von Rissen verursacht<br />

werden, verändern die Dichte sowie<br />

den Verlauf des Wirbelstroms und somit das<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Günter Zenzinger gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-<strong>50</strong>72<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

24 REPORT REPORT 25<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

<strong>50</strong>0<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Grauwert =200/1-40 norm =100/1-20 norm =<strong>50</strong>/1-11 norm<br />

0 <strong>50</strong><br />

100 1<strong>50</strong> 200 2<strong>50</strong><br />

Wärmebild. An den Rissflanken können keine<br />

Ströme fließen, wodurch kein Wärmeeintrag<br />

anfällt. Am Rissende kommt es zu einer<br />

Konzentration der Wirbelstromdichte und<br />

folglich zu einem erhöhten Wärmeeintrag,<br />

der durch die hochauflösende Thermografiekamera<br />

unbestechlich festgehalten wird.<br />

Die erfassten Thermografie-Bildsequenzen<br />

werden durch speziell entwickelte Auswertealgorithmen<br />

aufbereitet, so dass Rissanzeigen<br />

sicher von Störeinflüssen separiert werden<br />

können.<br />

Wird die Technik lokal angewendet – so an<br />

hochbelasteten Schaufelfüßen, an denen mit<br />

einem „Schuss“ geprüft werden kann – ist<br />

ein extrem schneller Ablauf der Prüfung von<br />

rund einer Sekunde pro Bauteil möglich.<br />

Durch die vollautomatische Auswertung und<br />

Pixel<br />

Der Riss <strong>im</strong> Bauteil wurde klar lokalisiert, die Abweichung von den zulässigen Normbereichen ist deutlich ersichtlich.<br />

Dokumentation verbessert sich die Wirtschaftlichkeit<br />

erheblich. Der Verzicht auf<br />

chemische Hilfsstoffe senkt nicht nur die<br />

Kosten; auch die Emission gesundheitsschädlicher<br />

Dämpfe am Arbeitsplatz unterbleibt<br />

und die aufwändige Entsorgung verbrauchter<br />

Chemikalien entfällt.<br />

Identifizierte Anwendungsfelder sind die<br />

Schaufelblätter <strong>im</strong> Verdichter- und Turbinenbereich,<br />

geschweißte rotationssymmetrische<br />

Bauteile aber auch die Prüfung von Wafern in<br />

der Mikrochipfertigung. Die Einführung der<br />

Induktionsthermografie als Ergänzung der<br />

bestehenden Rissprüftechniken ist sowohl in<br />

der Fertigung als auch in der Maintenance in<br />

Planung. „Perspektivisch werden sich die<br />

Kostenvorteile der Methode positiv auf die<br />

Preise von neuen und reparierten Trieb-<br />

Eine automatisierte Anlage kann die Produktivität in der Rissprüfung von Verdichterschaufeln erheblich verbessern.<br />

Der Roboter entn<strong>im</strong>mt die Verdichterschaufel aus<br />

dem Magazin.<br />

Die Schaufel wird erwärmt, mit der Thermografiekamera<br />

aufgenommen und geprüft.<br />

werksbauteilen auswirken“, sind sich die Entwickler<br />

des Verfahrens sicher.<br />

Um die Leistungsfähigkeit dieser Technologie<br />

noch zu steigern, hält Dr. Joach<strong>im</strong> Bamberg,<br />

Repräsentant Neue Zerstörungsfreie Prüfverfahren,<br />

weitere Arbeiten in der S<strong>im</strong>ulation<br />

von Wirbelstrom- und Temperaturfeldern, der<br />

Automatisierung und in der Bildverarbeitung<br />

für erforderlich. Sein Blick in die Zukunft: „In<br />

den weiteren Ausbaustufen der Methode<br />

wird sich auch das Einsatzspektrum außerhalb<br />

derLuftfahrtindustriedeutlich erweitern.“<br />

Die geprüfte Schaufel wird wieder <strong>im</strong> Magazin<br />

abgelegt.


<strong>MTU</strong> Global<br />

GL BALNEWS<br />

<strong>MTU</strong> erhält<br />

Supplier Award<br />

And the winner is... die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>.<br />

Für Topqualität, Topliefertreue und Topprozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

hat das Unternehmen den<br />

Supplier Award 2004 von Pratt & Whitney<br />

erhalten. „Die <strong>MTU</strong>-Mitarbeiter geben <strong>im</strong>mer<br />

ihr Bestes, um alles möglich zu machen“,<br />

lobte James A. Davenport, Director Procurement<br />

International Operations, bei Pratt &<br />

Whitney.<br />

Das Gehe<strong>im</strong>nis des <strong>MTU</strong>-Erfolgs: Seit <strong>Jahre</strong>n<br />

erreicht der deutsche Triebwerkshersteller<br />

eine Pünktlichkeitsrate von 97 bis 100 Prozent.<br />

Diesen Wert der Liefertreue verdankt<br />

die <strong>MTU</strong> den kurzen Kommunikationswegen.<br />

Bei der Qualität hat man es geschafft,<br />

Reklamationen auf ein Min<strong>im</strong>um zu reduzieren.<br />

Seit Monaten gab es für das amerikanische<br />

Partnerunternehmen keinen Anlass,<br />

etwas zurückzuweisen. Bei den Prozessen<br />

hat Pratt & Whitney die ständige Verbesserung<br />

der <strong>MTU</strong> am meisten beeindruckt.<br />

Alle Kundenforderungen wurden erfüllt oder<br />

sogar übertroffen.<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Canada will<br />

Qualitätssiegel<br />

Die kanadische Tochtergesellschaft der <strong>MTU</strong><br />

<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, die <strong>MTU</strong> Maintenance Canada,<br />

lässt in diesem Jahr ihr Qualitätsmanagementsystem<br />

nach der Norm AS9110 zertifizieren.<br />

Seit Januar durchleuchten sieben<br />

Mitarbeiter des Standard Council of Canada<br />

den Betrieb in Vancouver. Im August rechnet<br />

man mit einem erfolgreichen Abschluss.<br />

26 REPORT<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Zhuhai <strong>im</strong> Aufwind<br />

Für die <strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai geht es<br />

weiter bergauf. Das Unternehmen hat<br />

sich zur Nummer eins des chinesischen<br />

Instandhaltungsgeschäfts entwickelt und<br />

peilt jetzt die Spitzenposition auf dem<br />

gesamten asiatischen Markt an. Wie gut<br />

die <strong>MTU</strong>-Tochter ist, beweist die Ehrung<br />

der international renommierten amerikanischen<br />

Fachzeitschrift Aviation Week:<br />

Das Fachblatt kürte die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Zhuhai zur „Asia-Pacific Independent<br />

MRO Operation of the Year 2004“.<br />

Ein weiterer Erfolg stellte sich Ende vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>s ein: Nach erfolgreichem<br />

Audit erhielten die Instandhalter die internationale<br />

Umwelt-Zertifizierung nach<br />

ISO14001.<br />

In Zhuhai werden seit 2004 alle chinesischen<br />

Airlines betreut, die das V2<strong>50</strong>0 einsetzen;<br />

zunehmend an Bedeutung gewinnen<br />

die Triebwerke der CFM56- Baureihe.<br />

Pratt & Whitney feiert 80. Geburtstag<br />

Der amerikanische Triebwerkshersteller<br />

und strategische Partner der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />

<strong>Engines</strong> hat in diesem Jahr Grund zu<br />

feiern: Das Unternehmen wird 80 <strong>Jahre</strong><br />

<strong>MTU</strong> AENA und<br />

Ramgen arbeiten<br />

zusammen<br />

Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> North America und<br />

die Ramgen Power Systems entwickeln gemeinsam<br />

neue Verdichtertechnologien – und<br />

zwar auf höchstem Niveau. Ramgens Spezialität<br />

sind Überschallverdichter mit Hochleistungs-Hybridrotoren,<br />

die ein besonders<br />

hohes Stufendruckverhältnis erreichen. Zur<br />

Validierung dieser Komponente wird die<br />

amerikanische <strong>MTU</strong>-Tochter in Connecticut,<br />

USA, zusammen mit Ramgen-Ingenieuren die<br />

Detailkonstruktion für einen Prüfstand erarbeiten.<br />

Die Partner wollen schon bald neue<br />

Projekte in Angriff nehmen.<br />

alt. Begangen wird das Jubiläum intern und<br />

extern mit Veranstaltungen für Mitarbeiter,<br />

Kunden und Partner. Die Koordination<br />

der weltweiten Feierlichkeiten liegt in<br />

ASSB-Portfolio wächst<br />

Die Airfoil Services Sdn. Bhd. (ASSB) hat<br />

zwei neue Reparaturprogramme <strong>im</strong> Portfolio:<br />

Das Joint-Venture der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> und<br />

der Lufthansa Technik repariert seit Neuestem<br />

Laufschaufeln von Niederdruckturbinen<br />

der Triebwerkstypen V2<strong>50</strong>0 und CF6-80.<br />

Bei der Einführung des neuen V2<strong>50</strong>0-Programms<br />

wurden die Kollegen <strong>im</strong> malaiischen<br />

Händen des ehemaligen General und heutigen<br />

Executive Vice President Military<br />

<strong>Engines</strong> von Pratt & Whitney, Lloyd „Fig“<br />

Newton.<br />

Kuala Lumpur tatkräftig von den Experten<br />

der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover unterstützt;<br />

be<strong>im</strong> CF6-80 war die Lufthansa Technik<br />

Mentor. Beide Verfahren wurden vor ihrem<br />

Einsatz in Hannover und Hamburg auf Herz<br />

und Nieren geprüft.<br />

REPORT 27


<strong>MTU</strong> Global<br />

Die neue Maintenance<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Canada<br />

28 REPORT<br />

Vericor Power Systems<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance do Brasil<br />

Dr. Matthias Funk<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance Hannover<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />

Pratt & Whitney Canada – Customer Service Center Europe<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> (Hauptsitz der <strong>MTU</strong> Maintenance)<br />

Ceramic Coating Center<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai<br />

Airfoil Services<br />

Die <strong>MTU</strong> Maintenance-Gruppe hat seit August vergangenen <strong>Jahre</strong>s einen neuen Steuermann: Bernd Kessler übernahm<br />

die Leitung des rund 2.000 Mann starken Bereichs. Der neue <strong>MTU</strong>-Geschäftsführer für den Instandhaltungsbereich<br />

kennt die Branche und das IGT-Geschäft seit 20 <strong>Jahre</strong>n. Er hat weltweite Erfahrung in der zivilen und militärischen<br />

Instandsetzung sowie <strong>im</strong> Aftermarket-Business des Geschäftsreise- und Passagierverkehrs – in der Entwicklung, <strong>im</strong><br />

Qualitätsmanagement und der Fertigung. Seine Devise für die <strong>MTU</strong> Maintenance lautet: profitables Wachstum.<br />

Für seine neue Aufgabe bei <strong>Deutschlands</strong> führendem<br />

Triebwerkshersteller hat sich Kessler<br />

viel vorgenommen: Bis zum Jahr 2009 will er<br />

den Umsatz des zivilen <strong>MTU</strong>-Instandhaltungsgeschäfts<br />

verdoppeln und den Marktanteil<br />

von fünf auf sieben Prozent erhöhen.<br />

„Ein hohes Niveau haben wir schon erreicht.<br />

Wir wollen aber noch besser werden. Unser<br />

Ziel ist es, unsere Zuverlässigkeit zu erhöhen,<br />

die Qualität unserer Leistungen und Produkte<br />

weiter zu verbessern sowie die<br />

Unterstützung vor Ort zu intensivieren – und<br />

das alles zu vernünftigen Preisen.“<br />

Die neue Strategie umfasst alle Maintenance-Standorte.<br />

Kessler nennt drei Stoßrichtungen:<br />

Zum einen das Wachstum <strong>im</strong><br />

Kerngeschäft Luftfahrtantriebe und Industriegasturbinen<br />

und hier vor allem bei Triebwerkstypen,<br />

die <strong>im</strong> Markt bereits fest etabliert<br />

sind – dazu gehören die CFM56- und<br />

CF34-Familien sowie die V2<strong>50</strong>0. Weiterhin<br />

der konsequente Ausbau der Hochtechnologie-Reparaturverfahren<br />

bei der Instandsetzung<br />

sowie die Instandhaltung von Anbauteilen.<br />

Hier gilt eine einfache Formel: Zuverlässige<br />

Bauteile und zuverlässige Reparaturen<br />

garantieren zuverlässige Einsatzzeiten.<br />

Bei Reparaturverfahren kann man der <strong>MTU</strong><br />

nichts vormachen; hier ist das Unternehmen<br />

weltweit Vorreiter und unschlagbar. Kessler:<br />

„Unsere weltweit führende Position gilt es zu<br />

halten und auszubauen.“<br />

In der Praxis bedeutet das: Verringerung der<br />

Durchlaufzeiten, Erhöhung der Liefertreue<br />

und Verbesserung der Zuverlässigkeit.<br />

Oberstes Ziel ist die Zufriedenheit des Kunden<br />

und daher ein kompromissloser Kundenfokus<br />

in allen Bereichen und auf allen<br />

Ebenen. Hierzu gehören unter anderem ein<br />

Field Service, der dem Kunden weltweit 24<br />

Stunden täglich an 365 Tagen <strong>im</strong> Jahr zur<br />

Verfügung steht, sowie die ständige Erreichbarkeit.<br />

Interne Opt<strong>im</strong>ierungspotenziale<br />

sieht Kessler vor allem in einer nachhaltigen<br />

Der Maintenance-Chef, Bernd Kessler (rechts), legte selbst Hand an bei der Instandsetzung<br />

eines V2<strong>50</strong>0-Moduls.<br />

Reduzierung des Umlaufvermögens und hier<br />

insbesondere in einem konsequenten Forderungsmanagement.<br />

Begleitet werden diese<br />

Maßnahmen von einem einheitlichen, alle<br />

Standorte umfassenden kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess. Das Potenzial ist vorhanden.<br />

Es gilt die Erfahrungen der einzelnen<br />

Standorte zusammenzuführen, um die Qualität<br />

und Zuverlässigkeit der Produkte und<br />

Dienstleistungen nachhaltig zu verbessern.<br />

Dies gilt insbesondere für die Zusammenarbeit<br />

mit dem Standort München. Hier ist das<br />

Zentrum für die Entwicklung neuer Reparaturverfahren<br />

sowie das über Jahrzehnte aufgebaute<br />

Know-how für Anbaugeräte – ein<br />

wichtiger Grundstein für die Realisierung des<br />

Wachstumspotenzials <strong>im</strong> Reparatur- und Anbauteilegeschäft.<br />

Priorität eins – nicht nur zu Beginn eines jeden<br />

Management-Meetings – hat die Sicherheit<br />

am Arbeitsplatz für alle Mitarbeiter, wo-<br />

bei die Verantwortung des Unternehmens<br />

nicht am Werkstor aufhört. Kessler: „Auch<br />

nur ein einziger Unfall eines Mitarbeiters sei<br />

es während der Arbeit oder auf dem Weg<br />

dorthin ist ein Unfall zu viel!“<br />

Bei seinem Wechsel zur <strong>MTU</strong> haben Kessler<br />

von Anfang an drei Dinge sehr beeindruckt:<br />

ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein, hohe<br />

Fachkompetenz und die eindrucksvollen<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg <strong>MTU</strong> Maintenance Canada <strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai <strong>MTU</strong> Maintenance do Brasil<br />

Technologieprozesse innerhalb der gesamten<br />

<strong>MTU</strong>-Gruppe. „Das ist wohl die beste<br />

Basis, die man für zukünftige Erfolge haben<br />

kann.“<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Dr. Matthias Funk gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-6667<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

REPORT 29


Kunden + Partner<br />

Schub<br />

für Europa<br />

30 REPORT<br />

Ulrich Pfaffenberger<br />

Was mit dem Tyne-Triebwerk des Militär-Transporters Transall und des See-Aufklärers Breguet Atlantic<br />

begonnen hat, gipfelt heute in der gemeinsamen Arbeit am TP400-D6: Die deutsche <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

und die französische Snecma Moteurs* bringen be<strong>im</strong> Antrieb des neuen Airbus-Militärtransporters A400M<br />

einmal mehr ihre Kompetenzen ein, um Spitzentechnologie für Europa zu schaffen. Beide sind sich in der<br />

Vergangenheit bei militärischen und zivilen Projekten <strong>im</strong>mer wieder begegnet und haben an Meilensteinen<br />

des Triebwerksbaus mitgewirkt.<br />

* Bei Drucklegung stand der neue Firmenname noch nicht fest.<br />

Der A400M ist eines der ehrgeizigsten<br />

Projekte, mit denen sich der europäische<br />

Flugzeugbau derzeit befasst. Es geht um ein<br />

europäisches Produkt für europäische Streitkräfte:<br />

Deutschland, Frankreich, Großbritannien,<br />

Spanien, Belgien, Luxemburg und der<br />

Türkei soll ab 2009 ein neuer Militär-Transporter<br />

zur Verfügung stehen. Seit internationale<br />

Einsätze zunehmen – Friedensmissionen<br />

und humanitäre Einsätze - wächst der Bedarf<br />

an angemessenem Fluggerät, der von vorhandenen<br />

Flotten nicht gedeckt werden<br />

kann.<br />

Der neue Airbus-Transporter steht und fällt<br />

mit seinem Antrieb: Die vier Triebwerke pro<br />

Maschine müssen unter verschiedensten,<br />

zum Teil extremen Bedingungen, zuverlässig<br />

ihre Leistung bringen. Nach einigem Hin und<br />

Her erhielt das Konsortium EuroProp<br />

International (EPI), zu dem neben der <strong>MTU</strong><br />

<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> und Snecma Moteurs auch<br />

Rolls-Royce und die spanische ITP gehören,<br />

von Airbus den Triebwerkszuschlag. Die führenden<br />

Branchenakteure der alten Welt steuern<br />

das Beste aus ihren Technologieschmieden<br />

bei und vereinigen <strong>im</strong> TP400-D6 das<br />

Höchstmaß europäischer Spitzentechnologie.<br />

„Den Leistungsdaten zufolge wird es das<br />

stärkste Turboprop-Triebwerk sein, das jemals<br />

in der westlichen Welt gefertigt wurde“,<br />

macht Dr. Uwe Klossowski, TP400-D6-Programmleiter<br />

bei der <strong>MTU</strong>, deutlich.<br />

„Die Zusammenarbeit der beiden Triebwerksspezialisten<br />

Snecma und <strong>MTU</strong> erfolgt“, so<br />

Robert Salminger, Leiter Neue Triebwerks-<br />

programme bei der <strong>MTU</strong>, „sowohl <strong>im</strong><br />

Tagesgeschäft als Partner in gemeinsamen<br />

Programmen als auch bei der Grundlagenforschung<br />

und Technologie-Entwicklung.“<br />

Beide Hersteller haben großes Interesse<br />

daran, zukunftsweisende neue Technologien,<br />

die ökonomischen und ökologischen Fortschritt<br />

bedeuten, anzustoßen und zu nutzen.<br />

Salminger: „Um für Europa Wettbewerbsgleichheit<br />

zu schaffen, werden Forschungsprogramme<br />

von der Europäischen Union<br />

gefördert. Dass die europäischen Hersteller<br />

dabei kooperieren, hat eine lange Tradition.“<br />

Ein zukunftsweisendes, deutsch-französisches<br />

Technologieprojekt ist Clean. Der<br />

„Component validator for environmentally<br />

friendly aero engine“ ist Bestandteil der<br />

„Efficient and Environmentally Friendly <strong>Aero</strong><br />

Engine“ (EEFAE)-Technologieplattform der<br />

Europäischen Union. Unter der Programmleitung<br />

der <strong>MTU</strong> und der technischen Leitung<br />

von Snecma Moteurs ist Clean in den letzten<br />

vier <strong>Jahre</strong>n von sieben Partnern konzipiert,<br />

entwickelt und gebaut worden. Zielsetzung<br />

ist es, Schlüsselkomponenten zu entwickeln,<br />

die den Wirkungsgrad künftiger Triebwerke<br />

erhöhen und gleichzeitig Schadstoffausstoß<br />

und Treibstoffverbrauch verringern. Kernstück<br />

des <strong>MTU</strong>-Triebwerkskonzepts ist der<br />

Wärmetauscher. „Es sind Technologien wie<br />

diese, von denen in der Zukunft alle Beteiligten<br />

profitieren“, sagt Andreas Danier, Projektleiter<br />

Neue Militärische Triebwerksprogramme<br />

bei der <strong>MTU</strong>. „Hier geht es darum,<br />

Europas technologische Spitzenstellung zu<br />

sichern.“<br />

REPORT 31


Kunden + Partner<br />

Ein Blick zurück<br />

Die Annalen der <strong>MTU</strong>-Snecma-Kooperation<br />

lesen sich wie die Chronik der europäischen<br />

Luftfahrt: 1968 schlossen sich die beiden<br />

französischen Triebwerkshersteller Snecma<br />

Moteurs und Turbomeca – Turbomeca gehört<br />

heute zur Snecma Group–zu einer Interessengemeinschaft<br />

zusammen, um das Larzac04,<br />

den Antrieb des Kampf- und Trainingsflugzeugs<br />

Alpha Jet, zu entwickeln. 1975 wurden<br />

die <strong>MTU</strong> und KHD mittels Kooperationsverträgen<br />

für den Serienbau des Triebwerks mit<br />

ins Boot geholt. Vorangegangen war die<br />

gemeinsame Arbeit am Wellenleistungstriebwerk<br />

Tyne Mk 21/22.<br />

Auch <strong>im</strong> kommerziellen Luftfahrtbereich kam<br />

es Mitte des vergangenen Jahrhunderts zum<br />

deutsch-französischen Gleichschritt: „In<br />

Deutschland gelang der <strong>MTU</strong> der Einstieg ins<br />

zivile Geschäft ebenfalls über internationale<br />

Kooperationen. Ende der 60er-<strong>Jahre</strong> beteiligte<br />

General Electric die <strong>MTU</strong> und Snecma<br />

Moteurs an der Produktion des CF6, der zivilen<br />

Ableitung des TF-39-Triebwerks. Aus<br />

einer anfänglichen Beteiligung an der Lizenzfertigung<br />

wurde eine Risk-and-Revenue-<br />

Sharing-Partnerschaft“, erzählt Dr. Anton<br />

Binder, Leiter Zivile Programme bei <strong>Deutschlands</strong><br />

führendem Triebwerkshersteller.<br />

Heute engagieren sich beide Unternehmen<br />

gemeinsam an verschiedenen Projekten:<br />

Unter dem Dach der MTR entwickeln und<br />

bauen sie gemeinsam mit dem englischen<br />

Das Tyne war eines der ersten Programme, bei<br />

dem Snecma Moteurs und die <strong>MTU</strong> eng zusammenarbeiteten.<br />

32 REPORT<br />

Snecma Group<br />

Die französische Snecma Group, deren<br />

Wurzeln bis ins Jahr 1907 reichen, hat<br />

ihren Hauptsitz in Paris und ist mit<br />

Niederlassungen, Tochterfirmen und Beteiligungen<br />

in 22 Ländern auf fünf Kontinenten<br />

vertreten.<br />

Das Unternehmen ist auf Antriebs- und<br />

Ausrüstungssysteme spezialisiert und bedient<br />

namhafte Kunden aus der zivilen<br />

und militärischen Luftfahrt, der Helikopter-Branche<br />

sowie aus der Weltraum- und<br />

Verteidigungsindustrie. Ihr Portfolio umfasst<br />

unter anderem Antriebstechnologien<br />

für Flugzeuge, Hubschrauber,<br />

Raketen und Satellitenträger aber auch<br />

Triebwerksgondeln, Landesysteme, Ver-<br />

Der deutsch-französische Trainer Alpha Jet erhielt<br />

das Larzac04 von Turbomeca/Snecma als Antrieb.<br />

Die <strong>MTU</strong> war mit <strong>im</strong> Boot.<br />

bundmaterial und umfangreiche Dienstleistungen.<br />

Geschäftspartner der <strong>MTU</strong><br />

sind die Tochtergesellschaften Snecma<br />

Moteurs und Snecma Services, die zusammen<br />

mit drei weiteren Tochtergesellschaften<br />

<strong>im</strong> Geschäftszweig Antriebssysteme<br />

tätig sind.<br />

2003 haben rund 40.000 Snecma-Mitarbeiter<br />

einen <strong>Jahre</strong>sumsatz in Höhe von<br />

6,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Ende<br />

Oktober 2004 gab Snecma Pläne zur<br />

Fusion mit dem französischen Technologiekonzern<br />

Sagem bekannt, der neben<br />

dem Kommunikationsbereich auch in der<br />

Sicherheits- und Verteidigungsbranche<br />

aktiv ist.<br />

Von Anfang an Partner: Turbomeca/Snecma Moteurs<br />

und die <strong>MTU</strong> be<strong>im</strong> Tiger-Antrieb MTR390.<br />

Partner das MTR390. Dieses Triebwerk<br />

bringt den deutsch-französischen Kampfhubschrauber<br />

Tiger in die Luft. Be<strong>im</strong> „European<br />

Technology Acquisition Program“ (ETAP) geht<br />

es um die Identifikation und Bewertung von<br />

Nachfolgetechnologien für Kampfflugzeuge.<br />

„Bei den militärischen Projekten sind wir uns<br />

aufgrund übergeordneter Ziele etwas näher“,<br />

berichtet Salminger. „Im zivilen Bereich sind<br />

die Kontakte aufgrund der unterschiedlichen<br />

Partner General Electric und Pratt & Whitney<br />

schwächer ausgeprägt.“<br />

Die zivile deutsch-französische Achse beruht<br />

<strong>im</strong> Wesentlichen auf dem CF6, dem umsatzstärksten<br />

zivilen Programm der <strong>MTU</strong>, und<br />

dem GP7000, dem Antrieb für den Mega-<br />

Airbus A380. Hier sind die <strong>MTU</strong> und Snecma<br />

Moteurs über ihre Partner Pratt & Whitney<br />

und General Electric an der Entwicklung beteiligt.<br />

Mit dem GP7000 entsteht eine neue<br />

Triebwerksfamilie für den Langstreckenbereich,<br />

deren Modelle für neue Flugzeugtypen<br />

von Airbus und Boeing konzipiert sind.<br />

Drittes Projekt <strong>im</strong> Bunde und jüngster Sproß<br />

der deutsch-französischen Kooperation ist<br />

das Ceramic Coating Center SA (CCC) <strong>im</strong><br />

französischen Châtellerault. Dieses <strong>50</strong>/<strong>50</strong>-<br />

Joint Venture haben die <strong>MTU</strong> und Snecma<br />

Services gegründet, um ihre Fertigungskompetenz<br />

be<strong>im</strong> Aufbringen keramischer Schichten<br />

auf hochbelastete Bauteile zu erweitern.<br />

Beschichtet werden Turbinenschaufeln der<br />

Triebwerke CF6, CFM56, M88 und des<br />

GP7000.<br />

Jahrzehntelange Zusammenarbeit auch <strong>im</strong> CF6-<br />

Programm. Die <strong>MTU</strong> ist an der Hochdruckturbine<br />

beteiligt.<br />

Be<strong>im</strong> CCC in Frankreich sorgen erfahrene Spezialisten für das perfekte Aufbringen von keramischen<br />

Schutzschichten auf Turbinenschaufeln.<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Robert Salminger gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-4696<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

Snecmas ziviler Bestseller - das CFM56. Die <strong>MTU</strong><br />

bietet Komplettservice bei der Instandhaltung.<br />

Auch in Zukunft zusammen: Snecma Moteurs und<br />

die <strong>MTU</strong> sind Partner be<strong>im</strong> GP7000.<br />

REPORT 33


Kunden + Partner<br />

Eine Frage des Antriebs<br />

34 REPORT<br />

Eine Ära geht zu Ende: Als erste Fluglinie weltweit hat die Lufthansa 1972 Boeing 747-Maschinen als<br />

Frachter eingesetzt. Nach über 30 <strong>Jahre</strong>n <strong>im</strong> <strong>Dienste</strong> der Kranich-Airline werden die Flugzeuge jetzt ausgemustert.<br />

Die Frachttochter Lufthansa Cargo stellt ihre komplette Flotte auf Boeing MD-11 um und verspricht<br />

sich davon wirtschaftliche Vorteile. Effizienzsteigerungen erwartet man auch von den modernen<br />

CF6-80-Antrieben, die die MD-11-Maschinen in die Luft bringen.<br />

Der Generationenwechsel ist vollzogen: Seit<br />

Anfang 2005 besteht die Lufthansa Cargo-<br />

Flotte ausschließlich aus Frachtern eines einzigen<br />

Typs – der Boeing MD-11F mit je drei<br />

CF6-80C2-Triebwerken von General Electric,<br />

an denen die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> <strong>im</strong> Bereich<br />

der Hochdruckturbinen beteiligt ist. Die letzten<br />

vier der ehemals elf von der Lufthansa-<br />

Frachttochter betriebenen Boeing 747-200 –<br />

einige von ihnen mit der charakteristischen<br />

Klappnase – sind verkauft worden. Der bisherige<br />

747-Flottenchef Jörg Wolkenhauer<br />

spricht vielen Piloten aus der Seele: „Es tut<br />

weh, dass die 747 rausgeht.“<br />

Andreas Spaeth<br />

Ein Leistungsvergleich spricht allerdings eine<br />

deutliche Sprache: „Die MD-11 ist das beste<br />

und wirtschaftlichste Flugzeug“, betont Vorstandschef<br />

Jean-Peter Jansen, „wir wollen<br />

mit der Vereinheitlichung Komplexität abbauen,<br />

Treibstoff sparen und die Lärmemission<br />

verringern.“ Für die 747-200F mit ihren lauten<br />

General Electric CF6-<strong>50</strong>-Triebwerken<br />

zahlte die Gesellschaft zuletzt in Frankfurt<br />

erhöhte Gebühren; ab 2009 hätte sie damit<br />

auf europäischen Flughäfen gar nicht mehr<br />

landen dürfen. Die MD-11F mit ihren modernen<br />

Antrieben ist erheblich leiser und gehört<br />

zur fortschrittlichsten Lärmkategorie.<br />

Thema Gewicht: Die Frachtjumbos konnten<br />

zwar 20 Tonnen mehr Zuladung fliegen als<br />

die MD-11, die 85 Tonnen transportieren<br />

kann, verbrauchten aber auch 20 Prozent<br />

mehr Kerosin. Auch bei der Reichweite lässt<br />

die MD-11 ihre Boeing-Schwester hinter sich:<br />

Die geringere Reichweite der Frachtjumbos<br />

erlaubte nur Nonstop-Flüge von achteinhalb<br />

Stunden Dauer, während die MD-11 rund<br />

zehn Stunden in der Luft bleiben kann. „Die<br />

MD-11-Frachter haben sich bei Lufthansa<br />

Cargo als kosten- und umwelteffiziente Flugzeuge<br />

erwiesen“, lobt Vorstandschef Jansen.<br />

Die 747F ist bei Lufthansa Geschichte.<br />

Die fünf zusätzlich als Ersatz für die 747F<br />

benötigten Exemplare des Dreistrahlers zu bekommen,<br />

war nicht einfach, denn die MD-11<br />

wird seit fünf <strong>Jahre</strong>n nicht mehr gebaut. Die<br />

beiden letzten von insgesamt 200 in Long<br />

Beach/Kalifornien gebauten Exemplare<br />

kamen Anfang 2001 zu Lufthansa Cargo. Als<br />

Passagierflugzeug wurde die MD-11, eine<br />

gestreckte Version der erfolgreichen DC-10<br />

aus den 1970er-<strong>Jahre</strong>n, nie ein Verkaufsschlager;<br />

um so erfolgreicher aber ist das<br />

von den später mit Boeing fusionierten<br />

McDonnell Douglas-Werken auf den Markt<br />

gebrachte Flugzeug als Frachter.<br />

Mangels werksneuer Exemplare bediente<br />

sich Lufthansa Cargo gebrauchter Passagierflugzeuge<br />

und ließ sie zu Frachtern umbauen<br />

– ein in der Branche weit verbreitetes und<br />

kostengünstiges Verfahren. Die ab Ende<br />

1990 erstmals ausgelieferte MD-11 gehört<br />

keineswegs zum alten Eisen. Selbst wenn es<br />

noch werksneue Exemplare gäbe – der mit<br />

rund zehn Millionen Dollar zu Buche schlagende<br />

Umbau ist wesentlich günstiger als ein<br />

Neuflugzeug: Frisch aus dem Werk kostet ein<br />

Großraumfrachter heute zwischen 80 und<br />

100 Millionen Dollar, eine wie neu hergerichtete<br />

umgebaute MD-11-Version dagegen insgesamt<br />

rund 30 Millionen Dollar.<br />

Die CF6-Triebwerksfamilie mit ihrem hohen<br />

Nebenstromverhältnis hat seit ihrer Einführung<br />

1971 mehr Flugstunden absolviert als<br />

jedes andere Triebwerk dieser Kategorie:<br />

etwa 260 Millionen. General Electric entwickelt<br />

diesen Antrieb ständig weiter – etwa<br />

mit neuen Hochdruckturbinen und Brennkammern<br />

mit sehr geringen Emissionen. „Die<br />

Ein CF6-Triebwerk <strong>im</strong> Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Hannover.<br />

In der MD-11 können 85 Tonnen Fracht in die Luft gehen.<br />

werden noch weit ins 21. Jahrhundert hinein<br />

<strong>im</strong> Einsatz sein“, sagt Elisabeth Jordan von<br />

der <strong>MTU</strong>-Vertretung be<strong>im</strong> Hersteller General<br />

Electric in Ohio. Die heute in rund 1.900<br />

Flugzeugen weltweit fliegenden CF6-80C2-<br />

Versionen wurden 1985 erstmals eingesetzt<br />

und sind heute für elf Typen von Großraumflugzeugen<br />

zertifiziert. Sogar der amerikanische<br />

Präsident setzt auf die bewährten Triebwerke:<br />

Sie sorgen für Schub in der Air Force<br />

One, einer modifizierten Boeing 747-400.<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Elisabeth Jordan gerne zur Verfügung:<br />

+1 513 552-2643<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

REPORT 35


Produkte<br />

Rundum-Service ohne<br />

Zeitverzug<br />

36 REPORT<br />

Nicole Geffert<br />

Ivaylo Krastev sitzt in seinem Büro, den Blick auf den Monitor seines Computers geheftet. Vom benachbarten<br />

Flughafen Hannover-Langenhagen startet eine Maschine. Den unverwechselbaren Sound n<strong>im</strong>mt der Ingenieur der <strong>MTU</strong><br />

Maintenance Hannover nur am Rande war; Krastevs Konzentration gilt dem Engine Condition Monitoring. Das System<br />

ermöglicht die kontinuierliche Überwachung der physikalischen Parameter von Triebwerken während des Fluges. Es ist<br />

ein neuer Baustein des Total Engine Care (TEC)-Pakets.<br />

Neuer Service für <strong>MTU</strong>-Kunden: Mit<br />

dem Engine Condition Monitoring werden<br />

Triebwerksdaten während des Fluges<br />

kontinuierlich überwacht.<br />

Die <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover ist auch<br />

Spezialist in der Instandsetzung des<br />

CF6-80, das unter anderem den Airbus<br />

A310 antreibt.<br />

Mit TEC opt<strong>im</strong>iert die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Hannover in Langenhagen ihren Kundenservice.<br />

Das Rundum-Sorglos-Paket aus Maintenance,<br />

Repair & Overhaul, der Bereitstellung<br />

eines Ersatztriebwerks über e.pool services<br />

sowie Logistik und Versand wurde um einen<br />

vierten Baustein erweitert: Engine Condition<br />

Monitoring (ECM). Das innovative System<br />

bietet <strong>MTU</strong>-Kunden unter anderem eine präzisere<br />

Maintenance-Planung und zuverlässige<br />

Triebwerksleistungen.<br />

Die Parameter – zum Beispiel Druck, Temperatur<br />

und Vibrationen - zeigen, wie es um die<br />

„Gesundheit“ eines Triebwerks steht. Treten<br />

Abweichungen auf, kann dies zu einem Triebwerksschaden<br />

führen. Ein frühzeitiges Erkennen<br />

dieser „Trends“ verhindert diese Entwicklung<br />

und hilft, eine kritische Situation <strong>im</strong><br />

Flugbetrieb sowie eine kostspielige Überholung<br />

des Triebwerks zu vermeiden.<br />

Wie funktioniert ECM? Die Rohdaten aus<br />

dem Triebwerk werden vom Flugzeug über<br />

Funk an einen Service-Provider übertragen.<br />

Dieser bereitet die Daten auf und stellt sie<br />

der <strong>MTU</strong> sowie deren Kunden, die den<br />

Service der Hannoveraner Maintenance-Spezialisten<br />

in Anspruch nehmen, nach <strong>MTU</strong>-<br />

Freigabe über das E-Business-Portal der <strong>MTU</strong><br />

zur Verfügung, und zwar rund um die Uhr.<br />

„Jeder Kunde kann sich nach Eingabe eines<br />

Passworts selbst ein Bild von den Daten seiner<br />

Triebwerke machen“, erklärt Krastev.<br />

Anlieferung eines Triebwerks <strong>im</strong> Shop.<br />

Airlines sind per Gesetz zum Trendmonitoring<br />

verpflichtet. Jeder Triebwerkshersteller<br />

hält hierfür ein eigenes System bereit.<br />

Airlines, die in ihrer Flotte mehrere Triebwerkstypen<br />

fliegen, müssen folglich mit verschiedenen<br />

Systemen arbeiten. Hier genießen<br />

<strong>MTU</strong>-Kunden einen wichtigen Vorteil:<br />

<strong>MTU</strong>s ECM vereint alle Systeme. Der Kunde<br />

benötigt lediglich einen PC mit Internetzugang,<br />

um eine volle Übersicht über seine<br />

Triebwerkstypen zu haben; eine spezielle<br />

Software ist nicht erforderlich.<br />

Krastev vergleicht auf seinem Monitor die<br />

Parameter eines Triebwerks und entdeckt<br />

eine Unregelmäßigkeit. Die Umdrehungszahlen<br />

übersteigen die Grenzwerte. Vibrationen<br />

REPORT 37


Produkte<br />

38 REPORT<br />

e.pool services<br />

und Leistungsverluste sind die Folge.<br />

„Vermutlich Vogelschlag“, lautet seine erste<br />

Diagnose. Das Flugzeug ist auf dem Weg von<br />

Chicago nach New York. Umgehend informiert<br />

der <strong>MTU</strong>-Ingenieur seinen Ansprechpartner<br />

bei der betroffenen Airline und teilt<br />

ihm seine Beobachtung mit. „Wir sprechen<br />

Empfehlungen aus“, sagt Krastev, „die Entscheidung,<br />

welche Maßnahme zu ergreifen<br />

ist, trifft der Kunde.“ Dieser reagiert umgehend<br />

und veranlasst, dass das beschädigte<br />

Triebwerk nach Landung der Maschine am<br />

Zielflughafen New York inspiziert wird.<br />

Ergebnis: Der Schaden ist zu groß, um das<br />

Triebwerk am Flügel zu reparieren. Es wird<br />

demontiert, um es nach Hannover in den<br />

Shop transportieren zu lassen.<br />

In der Zwischenzeit hat die Airline Jaap<br />

Beijer, einen der Customer Program Manager<br />

der <strong>MTU</strong> kontaktiert, um die nächsten<br />

Schritte abzust<strong>im</strong>men. Über die 24-Stunden-Rufbereitschaft<br />

„Aircraft On Ground“<br />

(AOG), die den <strong>MTU</strong>-Kunden 365 Tage <strong>im</strong><br />

Jahr zur Verfügung steht, hat ihn die Airline<br />

schnell erreicht. Beijer bespricht mit dem<br />

Kunden unter anderem, wie der Transport<br />

organisiert und welche Reparaturen durchgeführt<br />

werden sollen. Kurze Zeit später<br />

erreicht ihn der Auftrag des Kunden per E-<br />

Mail. Da die Airline mit den Hannoveranern<br />

einen Total-Engine-Care-Vertrag abgeschlossen<br />

hat, profitiert sie nun auch von den drei<br />

anderen Bausteinen: Maintenance, Repair &<br />

Overhaul, die Bereitstellung eines Ersatztriebwerks<br />

über e.pool services sowie Logistik,<br />

Transport und Versand.<br />

Beijer erkundigt sich, wie die Auslastung <strong>im</strong><br />

Shop aussieht. Die Mannschaft reagiert flexibel:<br />

In drei Tagen kann es losgehen. Mit seinen<br />

Kollegen aus der Logistik klärt er, welche<br />

Ersatzteile umgehend bestellt werden müssen.<br />

Wieder greift er zum Hörer. Diesmal<br />

wählt er die Nummer von e.pool services.<br />

„Steht ein Ersatztriebwerk zur Verfügung?“<br />

Auf eine positive Antwort muss er nicht lange<br />

warten. Sein Kollege Lars Munstermann,<br />

Administration Manager bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Hannover, wurde bereits per E-Mail<br />

von der Airline informiert. „Unseren e.pool-<br />

Kunden sichern wir eine garantierte Verfüg-<br />

Instandhaltung,<br />

Überholung und<br />

Reparatur von<br />

Triebwerken<br />

Flotten-Management<br />

und<br />

Beratungsdienstleistungen<br />

TEC<br />

Total Engine Care<br />

Unterstützung<br />

durch Ersatz-<br />

Triebwerke<br />

Logistische<br />

Dienstleistungen<br />

Service-Integration ist der Schlüssel zum Erfolg: „Service aus einer Hand“<br />

Zustandsüberwachung<br />

von<br />

Triebwerken<br />

(ECM)<br />

e.pool services;<br />

Leasing von<br />

Triebwerken<br />

Unterstützung durch Expertenwissen<br />

V2<strong>50</strong>0 CF6-80 CF6-<strong>50</strong> CFM56-3 CFM56-7 CF34<br />

Vorbereitungen für einen V2<strong>50</strong>0-Testlauf auf dem Prüfstand (oben) der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover und die<br />

Einlastung des Triebwerks auf die Flowline (links).<br />

barkeit von Triebwerken zu“, sagt Munstermann.<br />

Im Ersatztriebwerks-Pool hält die <strong>MTU</strong><br />

alle Triebwerkstypen ihrer Kunden bereit:<br />

V2<strong>50</strong>0, CF6-<strong>50</strong>, CF6-80C2, CFM56-3,<br />

CFM56-7 sowie CF34.<br />

Das Ersatztriebwerk für die Airline in New<br />

York kann sofort versandfertig gemacht und<br />

verschickt werden. Nachdem alle erforderlichen<br />

Papiere wie Vertragsunterlagen, Versicherungszertifikate<br />

und Frachtdokumente<br />

vorliegen, wird der Spediteur beauftragt, um<br />

das Ersatztriebwerk zum Frankfurter Flughafen<br />

zu transportieren. Von dort wird es<br />

nonstop nach New York geflogen. Das<br />

beschädigte Triebwerk, das mittlerweile<br />

demontiert ist, wird unverzüglich mit der<br />

nächsten Maschine nach Amsterdam geflogen,<br />

wo der Lkw wartet, um es nach<br />

Hannover zu bringen. Im Shop steht die<br />

Mannschaft bereit. Sobald das Triebwerk<br />

repariert ist, wird es nach Rücksprache mit<br />

dem Kunden wieder gegen das Ersatztriebwerk<br />

ausgetauscht. Ein reibungsloser Ablauf<br />

ohne Zeitverzug – den die Hannoveraner für<br />

ihre Kunden aber noch toppen wollen.<br />

„Der Trend geht eindeutig in Richtung Full-<br />

Service-Anbieter“, sagt Ulf Godehardt, Marketing-Direktor<br />

bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Hannover. ECM n<strong>im</strong>mt dabei eine Schlüsselfunktion<br />

ein und ist ein weiterer Schritt zum<br />

intelligenten System. „Mit ECM lassen sich<br />

Schäden frühzeitig erkennen und damit größere<br />

und kostspielige Folgeschäden verhindern“,<br />

verdeutlicht er. „Für den Kunden sind<br />

kleine, geplante Instandsetzungsintervalle<br />

besser als ein Großschaden mit ungeplanten<br />

Ersatzteil-Pool<br />

für Triebwerksanbauteile;<br />

Lagerung und<br />

Versand<br />

Liegezeiten.“ Zudem könne rechtzeitig ein<br />

Ersatztriebwerk bereitgestellt werden. „Für<br />

unsere Kunden bedeutet das: weitere Zeitund<br />

Kostenersparnisse sowie zuverlässige<br />

Triebwerksleistungen und Flüge“, resümiert<br />

Godehardt.<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Ulf Godehardt gerne zur Verfügung:<br />

+49 511 7806-365<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

REPORT 39


Produkte<br />

Flugzeug-Power für<br />

Traumschiffe<br />

40 REPORT<br />

Elisabeth Wagner<br />

High-Speed-Luxusyachten stehen für exklusiven Komfort ebenso wie für Technologie auf<br />

höchstem Niveau. Dazu gehören Antriebe mit Spitzenleistung. Gefordert sind max<strong>im</strong>ale<br />

Leistung auf kleinstem Raum, Min<strong>im</strong>alwerte bei Gewicht und Geräuschentwicklung. Die<br />

Vericor Power Systems, eine Tochtergesellschaft der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, ist in diesem anspruchsvollen<br />

Geschäft ganz vorne mit dabei. Ihr Erfolgsrezept ist der Transfer von Triebwerkstechnologie<br />

aus der Luftfahrt in den marinen Bereich.<br />

„Was wir bauen, das sind nicht einfach nur<br />

Superyachten. Es sind Bühnen, auf denen<br />

unsere Kunden ihr Leben inszenieren können<br />

wie nach einem selbst verfassten Skript“, so<br />

beschreibt Millennium Super Yachts, Hersteller<br />

luxuriöser Mega-Yachten, seine Design-<br />

Philosophie. Von außen betrachtet wirken<br />

die marinen Luxusgefährte schick, ultramodern<br />

und wie <strong>im</strong> Windkanal gestylt. Im<br />

Inneren verbreiten edle Hölzer, Marmor,<br />

Granit, Gold, Kristall und wertvolle Textilien<br />

das Flair eines traditionsreichen Grand-<br />

Hotels. In großzügigen Kabinen bieten die<br />

größten Yachten bis zu zehn Personen private<br />

Rückzugsmöglichkeiten. Komfortable Salons,<br />

Foyers, Lounges und Sonnendecks konkurrieren<br />

mit gepolsterten Sesseln, Sofas<br />

und Liegen um die Gunst der Passagiere.<br />

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der die<br />

eleganten schw<strong>im</strong>menden Unterkünfte zu<br />

Lieblingsobjekten überwiegend männlicher<br />

Millionäre und Milliardäre macht: die Lust an<br />

der Geschwindigkeit, an der Beschleunigung,<br />

an der Macht über so viele PS.<br />

Je höher die Geschwindigkeit, je rasanter die<br />

Beschleunigung einer dieser Königinnen der<br />

Meere, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass ein Antrieb von Vericor Power<br />

Systems dahinter steckt. Die Tochtergesellschaft<br />

der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, <strong>Deutschlands</strong><br />

führendem Triebwerkshersteller, vertreibt<br />

Industriegasturbinen, deren Technologie von<br />

Flugzeugtriebwerken abgeleitet ist.<br />

Die Vision der Vericor-Unternehmensgründer<br />

ging auf: Der Transfer der Honeywell-Gasturbinen-Technologie<br />

vom Luftfahrt- ins Marine-<br />

Kombinierter Diesel-/Gasturbinenantrieb mit<br />

einer Vericor-Gasturbine des Typs TF<strong>50</strong> in der Yacht<br />

Detroit Eagle.<br />

REPORT 41


Produkte<br />

Ein Schiff der Superlative hinsichtlich Leistung und Design: die 118 Wally Power.<br />

geschäft, kombiniert mit der Kompetenz der<br />

<strong>MTU</strong> in Vertrieb und Service, brachte der TF-<br />

Serie von Vericor eine führende Marktposition<br />

ein. Inzwischen sind weltweit mehr als<br />

<strong>50</strong>0 Gasturbinen der Serie TF <strong>im</strong> Einsatz.<br />

Beliebt sind sie vor allem be<strong>im</strong> Militär: Bei<br />

der US-Marine kommen die Turbinen beispielsweise<br />

auf dem US-amerikanischen<br />

Landungsschiff LCAC zum Einsatz. Auf<br />

Touren bringen sie auch die Tarnkappen-Korvette<br />

der königlich-schwedischen Marine.<br />

42 REPORT<br />

Das 73 Meter lange Kriegsschiff ist für Radar<br />

kaum auszumachen.<br />

Auf ihre Markterfolge bei Luxusyachten sind<br />

die Vericor-Manager stolz. „Das ist ein vergleichsweise<br />

kleiner, aber sehr feiner und in<br />

jeder Hinsicht aufregender Markt“, sagt Vertriebsleiter<br />

Tony Wilcoxson. „Es ist ein Markt,<br />

in dem sich Käufer und Hersteller nur mit<br />

einem zufrieden geben: den besten und<br />

schnellsten Yachten der Welt.“<br />

Warum werden Gasturbinen als Schiffsantriebe<br />

eingesetzt? Laut Tom Bray, Vericor-<br />

Geschäftsführer, zählt in erster Linie das hervorragende<br />

Verhältnis von Leistung und<br />

Gewicht. Zudem lassen sich die Turbinen<br />

kombinieren, sowohl miteinander als auch<br />

mit Dieselaggregaten. Das bringt neben Redundanz<br />

und hoher Verlässlichkeit ein Max<strong>im</strong>um<br />

an Power: Die TF40 bringt eine<br />

Leistung von 4.600 PS, die TF<strong>50</strong> schafft<br />

5.600 PS. Werden zwei TF<strong>50</strong> kombiniert,<br />

ergibt das eine gewaltige Antriebskraft von<br />

Unternehmensporträt<br />

Vericor Power Systems wurde 1999<br />

als Joint Venture der <strong>MTU</strong> und des<br />

US-Unternehmens Honeywell gegründet.<br />

Seit 2002 ist Vericor eine<br />

hundertprozentige Tochter der <strong>MTU</strong><br />

<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>,<strong>Deutschlands</strong> führendem<br />

Triebwerkshersteller. Der Unternehmenssitz<br />

befindet sich in<br />

Alpharetta in der Nähe von Atlanta,<br />

Georgia. Vericor beschäftigt 35 Mitarbeiter.<br />

Das Unternehmen liefert Industriegasturbinen<br />

und Paketlösungen für<br />

Kunden aus dem Marinegeschäft und<br />

anderen Industriebereichen. Vericor<br />

besitzt die Exklusivrechte für <strong>MTU</strong>-<br />

Gasturbinen <strong>im</strong> Leistungsbereich<br />

von 0,5 bis 15 Megawatt, und bietet<br />

dafür die komplette Wertschöpfungskette<br />

an: Von der Entwicklung<br />

über die Produktion bis hin zur<br />

Lieferung, Installation und Instandsetzung<br />

kommt alles aus einer Hand.<br />

etwa 11.200 PS. Die hohe Zuverlässigkeit und<br />

der modulare Aufbau reduzieren den Instandhaltungsaufwand:<br />

Er ist deutlich geringer<br />

als bei herkömmlichen Schiffsmotoren.<br />

Und so ist Vericor <strong>im</strong>mer wieder dabei, wenn<br />

Träume wahr werden. Der Vorläufer der<br />

TF<strong>50</strong>-Gasturbine, die TF40, ließ die Yacht<br />

„Gentry Eagle“ 1989 in Weltrekordzeit über<br />

den Atlantik „fliegen“. Und als 15 <strong>Jahre</strong> später,<br />

2004, die 46 Meter lange Millennium-<br />

Yacht „The World is Not Enough“ zur schnellsten<br />

Luxusyacht der Welt gekürt wurde, sorgten<br />

ebenfalls Vericor-Gasturbinen für den<br />

richtigen Antrieb.<br />

Während die automobile Spitzentechnik der<br />

Formel 1 auf wenige Berufsrennfahrer und<br />

abgesperrte Rennstrecken beschränkt ist,<br />

Flugzeugtechnik für Luxusyachten: die TF<strong>50</strong>.<br />

stehen den marinen High-Speed-Kapitänen<br />

die Meere offen. Leise tuckern Schiffe wie<br />

die Detroit Eagle, die Sussoro oder eine der<br />

Mangusta-Yachten mit ihren Dieselmotoren<br />

aus dem Hafen. Draußen, mit sicherem Abstand,<br />

heißt es dann, wann <strong>im</strong>mer man es<br />

eilig hat: „Turbinen an“ und es geht mit bis zu<br />

60 Knoten, gut 110 Stundenkilometern, über<br />

das Wasser.<br />

Das Neueste und vielleicht Aufregendste,<br />

was derzeit die Yachtmagazine der Welt bevölkert<br />

und die Phantasien der Yacht-Kapitäne<br />

anregt, ist die „118 Wally Power“ der italienischen<br />

Reederei Wally Yacht, bisher<br />

bekannt für die Herstellung exklusiver Segelyachten<br />

mit Spitzentechnologie. Die drei<br />

TF<strong>50</strong> an Bord sind in weniger als zwei<br />

Minuten hundert Prozent einsatzbereit und<br />

erzeugen mit geballten knapp 17.000 PS<br />

Geschwindigkeiten bis zu 65 Knoten beziehungsweise<br />

120 Kilometer pro Stunde.<br />

Damit soll die 118 Fuß (etwa 40 Meter) lange<br />

Wally Power nicht nur technische Höchstmarken<br />

knacken. Die für manchen gewöhnungsbedürftige<br />

Rumpfform sorgt dafür,<br />

dass Höchstgeschwindigkeiten noch bei<br />

Windstärken möglich sind, die andere<br />

Yachten längst zum Zurückschalten zwingen.<br />

Die Wally Power besticht auch bei der<br />

Ausstattung und demonstriert, dass exklusive<br />

Ausstrahlung und sachliche Schlichtheit<br />

durchaus vereinbar sind. Luxus ist hier nicht<br />

durch kunstvolle Ausstattung definiert, sondern<br />

durch Form und Funktion. Der Akzent<br />

liegt auf Klarheit und Großzügigkeit. Große<br />

Glasfenster und gläserne Fronten vermitteln<br />

das Gefühl, dem Wasser ganz nahe zu sein.<br />

Erfüllen wird sich der Traum vom flotten<br />

Yacht-Zuhause mit „New Yorker Loft<br />

Feeling“, wie es der Wally-Gründer Luca<br />

Bassani in einem Interview einmal sagte, nur<br />

für wenige besonders gut Betuchte. Aber<br />

auch anschauen und träumen kann schön<br />

sein. Für Vericor ist das Herstellen von Antrieben,<br />

die solche Traumschiffe auf Touren<br />

bringen, eine tolle Herausforderung.<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Tony Wilcoxson gerne zur Verfügung:<br />

+1 770 569-8806<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

REPORT 43


Produkte<br />

Genau nach Plan<br />

Für die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, die als Risikopartner<br />

der beiden Allianz-Partner General<br />

Electric und Pratt & Whitney maßgeblich am<br />

GP7200-Programm beteiligt ist, bedeutet<br />

das: Die Entwicklungsarbeiten sind weitestgehend<br />

abgeschlossen. Was jetzt vor dem<br />

Beginn der Serienfertigung noch folgen<br />

könnte, wären kleinere Modifikationen, die<br />

sich nach Auswertung der Flugtests ergeben.<br />

Wolfgang Gärtner, Leiter des GP7000-Programms<br />

bei <strong>Deutschlands</strong> führendem Triebwerkshersteller,<br />

rechnet nicht mit unangenehmen<br />

Überraschungen. Dafür waren die<br />

Ergebnisse der bisherigen Erprobung, die mit<br />

den ersten Bodentestläufen <strong>im</strong> März 2004<br />

44 REPORT<br />

Ach<strong>im</strong> Figgen<br />

Das GP7200 fliegt – allerdings noch nicht als Antrieb des Mega-Airbus A380, für den es best<strong>im</strong>mt ist, sondern unter<br />

der Tragfläche einer Boeing 747-100. Anfang Dezember 2004 hob der „fliegende Prüfstand“ erstmals ab. Damit ist das<br />

Zulassungsprogramm des von der Engine Alliance entwickelten Turbofans in eine entscheidende Phase getreten.<br />

begann und an der insgesamt neun Entwicklungstriebwerke<br />

beteiligt sein werden, zu<br />

positiv: Die hohen Anforderungen von Airbusund<br />

Kundenseite bezüglich Treibstoffverbrauch,<br />

Gewicht und Schadstoffemissionen<br />

können erfüllt werden. Auch die Einhaltung<br />

der strengen Lärmgrenzwerte am Londoner<br />

Flughafen Heathrow ist gewährleistet. Der<br />

besonders kritische und wichtige „Fan Blade<br />

Out“-Test wurde <strong>im</strong> November 2004 erfolgreich<br />

absolviert. Hier wird ein Fan-Blatt bei<br />

voller Drehzahl abgesprengt.<br />

Wenngleich während vorangegangener Testläufe<br />

aufgetretene Probleme in der zweiten<br />

Stufe der Hochdruckturbine eine Modifika-<br />

tion der Schaufeln erforderlich machten, ist<br />

Engine-Alliance-Chef Bruce Hughes zuversichtlich,<br />

den gesteckten Zeitplan einhalten<br />

zu können. Er sieht die Zulassung <strong>im</strong> dritten<br />

Quartal 2005, den ersten Flug als Antrieb<br />

des A380 <strong>im</strong> November dieses <strong>Jahre</strong>s und<br />

die Indienststellung bei Emirates <strong>im</strong> Oktober<br />

2006 vor.<br />

Längst hat bei der <strong>MTU</strong> und den anderen am<br />

GP7200-Programm beteiligten Unternehmen<br />

– neben General Electric und Pratt & Whitney<br />

noch Snecma Moteurs sowie Techspace<br />

<strong>Aero</strong> – die Produktion der elf so genannten<br />

„Compliance <strong>Engines</strong>“ begonnen – jener<br />

Triebwerke, mit denen die Kombination von<br />

Technische Daten des GP7270<br />

Startschub *)<br />

Schub <strong>im</strong> Reiseflug<br />

Nebenstromverhältnis<br />

Druckverhältnis<br />

Länge<br />

Fandurchmesser<br />

Größter Durchmesser<br />

Anzahl der Stufen<br />

Niederdruckverdichter<br />

Hochdruckverdichter<br />

Hochdruckturbine<br />

Niederdruckturbine<br />

Zelle und Antrieb zugelassen wird. Als erster<br />

A380 soll die Seriennummer MSN009 mit<br />

dem GP7200, für das sich bislang neben<br />

Emirates auch Air France, FedEx und das<br />

Leasingunternehmen ILFC entschieden haben,<br />

ausgerüstet werden.<br />

Der Münchner Triebwerksbauer steuert zu<br />

dem Antrieb des Mega-Airbus die komplette<br />

Niederdruckturbine sowie das Turbinenzwischengehäuse<br />

bei und fertigt Schaufeln<br />

und Scheiben der Hochdruckturbine.<br />

Im Sinne der Kunden<br />

311 kN/70.000 lbs<br />

56 kN/12.633 lbs<br />

8,7<br />

43,9<br />

4.7<strong>50</strong> mm/187 in.<br />

2.960 mm/116 in.<br />

3.160 mm/124 in.<br />

*) gefordert bei Indienststellung; zugelassen wird<br />

das GP7200 zunächst für 340 kN/76.<strong>50</strong>0 lbs<br />

Schub, 2006 dann für 363 kN/81.<strong>50</strong>0 lbs<br />

5<br />

9<br />

2<br />

6<br />

Wie viel ein Triebwerk kostet, bemisst sich<br />

nicht allein am Preis, den die Fluggesellschaft<br />

bei der Anschaffung zu zahlen hat.<br />

Das Ziel der Entwickler muss es sein, die so<br />

genannten Lebenswegkosten so niedrig wie<br />

möglich zu halten. Dabei spielt zunächst einmal<br />

ein geringer spezifischer Treibstoffverbrauch<br />

eine Rolle. Hier hat das GP7200, wie<br />

die Tests sowohl auf den Prüfständen als<br />

auch in der Luft gezeigt haben, die Airbus-<br />

Vorgaben nicht nur erfüllt, sondern sogar<br />

leicht übertroffen, so dass das Triebwerk<br />

nach Einschätzung der Engine Alliance in diesem<br />

Punkt etwa 0,5 Prozent besser abschneiden<br />

wird als die Konkurrenz.<br />

Auch ein sinnvolles Instandhaltungskonzept<br />

hilft bei der Reduzierung der Lebenswegkosten.<br />

So ist es be<strong>im</strong> GP7200 beispielsweise<br />

ohne Probleme möglich, den Fan zu<br />

demontieren. Bei einer Beschädigung <strong>im</strong><br />

Hochdruckbereich muss dann nicht gleich<br />

das ganze Triebwerk verschickt werden –<br />

was bei einem Fandurchmesser von fast drei<br />

Für die Flugerprobung wird das linke Innentriebwerk einer Pratt & Whitney-eigenen Boeing 747 durch ein<br />

GP7200 ersetzt.<br />

Metern auch gar nicht mit jedem Flugzeug<br />

möglich wäre. Zudem können Ersatztriebwerke<br />

ohne Fan auf Vorrat gehalten werden,<br />

was die Lagerkosten reduziert.<br />

Im Sinne der Kunden, weil Kosten sparend,<br />

ist darüber hinaus die Möglichkeit der<br />

Verdichterreinigung am Flügel: Bei diesem<br />

Verfahren werden Ablagerungen, die sich <strong>im</strong><br />

Laufe der Zeit <strong>im</strong> Hochdruckverdichter<br />

ansammeln und dessen Leistung beeinträchtigen,<br />

mittels Wasser und Reinigungsmittel<br />

bei laufendem Triebwerk entfernt.<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Odilo Mühling gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-2698<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

Das GP7200 ist Garant dafür, dass der A380 die hohen<br />

Anforderungen hinsichtlich Treibstoffverbrauch,<br />

Gewicht und Schadstoffemissionen erfüllen kann.<br />

REPORT 45


Reportagen<br />

Testgiganten für die<br />

Sicherheit<br />

46 REPORT<br />

Uwe Kreissig<br />

Im nordwestlichen Teil des Werksgeländes der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde herrscht seit<br />

knapp einem Jahr rege Bautätigkeit: Stück für Stück wächst Westeuropas größter Serienprüfstand für Propellertriebwerke<br />

in den H<strong>im</strong>mel. Auf ihm werden die TP400-D6-Serientriebwerke des neuen Militärtransporters A400M getestet.<br />

Mit modernster Technik ausgestattet ist die Testzelle ein weiterer Glanzpunkt in der Prüfstandsgeschichte der <strong>MTU</strong><br />

<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>.<br />

„Wir liegen voll <strong>im</strong> Plan: Der Prüfstand soll<br />

Ende Juli 2005 fertig gestellt sein, so dass<br />

wir <strong>im</strong> Spätsommer mit dem ersten Testlauf<br />

des stärksten westlichen Turboprops die<br />

Anlage in Betrieb nehmen können“, erklärt<br />

Dipl.-Ing. Wilfried Stöcker, Testing-Spezialist<br />

in Ludwigsfelde. Die Triebwerke werden unter<br />

anderem auf ihre Leistung, ihr Schwingungsverhalten,<br />

Strömungsabriss, Vibrationen<br />

und Beschleunigung getestet. Bis<br />

2007/2008 für die Entwicklung und Zerti-<br />

Der größte seiner Art in Europa – der Prüfstand<br />

des TP400-D6 – entsteht bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde.<br />

fizierung genutzt, wird die Anlage, die vom<br />

kanadischen Unternehmen MDS errichtet<br />

wird, später als Serienprüfstand für das<br />

TP400-D6 dienen. Die in Ludwigsfelde endmontierten<br />

Serientriebwerke durchlaufen<br />

dann einen sechs- bis siebenstündigen Abnahmetest,<br />

bevor sie zum Einbau nach<br />

Sevilla zur EADS CASA geschickt werden. In<br />

Ludwigsfelde denkt man bereits weiter: Der<br />

neue Prüfstand, der mit einer Wasserbremse<br />

ausgestattet ist, bietet mit seiner Auslegung<br />

auf 20 Megawatt Wellenleistung Spielraum,<br />

ihn auch für Industriegasturbinen kleinerer<br />

Leistung zu nutzen.<br />

Die Ludwigsfelder Testzelle ist ein weiteres<br />

Highlight in der über 90-jährigen Prüfstandsgeschichte<br />

der <strong>MTU</strong>: 1918 brummten <strong>im</strong><br />

Münchner BMW-Werk die ersten Kolbenmotoren<br />

auf spartanischen Prüfständen. Nach<br />

kurzer Unterbrechung, bedingt durch den<br />

Versailler Vertrag, wurde 1923 wieder mit<br />

der Fertigung von Flugmotoren begonnen<br />

und man erreichte <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg den<br />

größten Ausstoß. Damals verließen bis zu<br />

1.000 Motoren pro Monat das Werk der<br />

BMW Flugmotorenbau GmbH, für die die entsprechenden<br />

Testeinrichtungen zur Verfügung<br />

standen.<br />

Bei der <strong>MTU</strong> in München steht ein Entwicklungsprüfstand,<br />

bei dem auch große zivile Triebwerke auf<br />

Herz und Nieren getestet werden können.<br />

� Auf einem „Doppelprüfstand“ konnten gleich zwei<br />

Kleingasturbinen des Typs BMW6022 nebeneinander<br />

getestet werden. So s<strong>im</strong>ulierte man den Einsatz in<br />

einem Hubschrauber.<br />

Neun <strong>Jahre</strong> nach Kriegsende nahm die damalige<br />

BMW Studiengesellschaft den Triebwerksbau<br />

in München wieder auf und neue<br />

Prüfstände in Betrieb. Die Triebwerksindustrie<br />

und das Testing hatten sich verändert -<br />

das Zeitalter der Turbojets und Turboprops<br />

war angebrochen. Für die Prüfstandstechno-<br />

REPORT 47


Reportagen<br />

Ein CFM56-7 <strong>im</strong> Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Hannover.<br />

logie bedeutete das: Aus einfachen Testboxen<br />

für Kolbenmotoren aus der Pionierzeit<br />

der Fliegerei wurden neue Bauformen entwickelt,<br />

die auf das Gesamtsystem Triebwerk,<br />

dessen Komponenten und die einzelnen<br />

Bauteile zugeschnitten wurden. Diese<br />

Entwicklung geht weiter: Prüfstände werden<br />

permanent technologisch perfektioniert, um<br />

mit dem Triebwerksbau Schritt zu halten.<br />

„Unsere umfassenden Kompetenzen <strong>im</strong><br />

Testen werden wir weiter ausbauen. Nur so<br />

können wir das gesamte Spektrum von der<br />

Entwicklung aller Komponenten bis hin zur<br />

Serienreife von Flugtriebwerken erhalten“,<br />

erklärt Kurt Scheidt, Leiter Erprobung zivile<br />

Triebwerke der <strong>MTU</strong>.<br />

Die Anforderungen an einen Prüfstand sind<br />

unverändert die weitestgehende Nachbil-<br />

48 REPORT<br />

Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />

mit einem JT15D.<br />

dung der Einsatzrealität sowie die Aufnahme,<br />

Verarbeitung und Dokumentation möglichst<br />

aller aussagekräftigen Messdaten. Trotz aufwändiger<br />

S<strong>im</strong>ulationssoftware ist die Relevanz<br />

von Prüfstandsversuchen in jüngerer<br />

Zeit weiter gestiegen. „Die kurzen Entwicklungszeiten,<br />

die technologische Ausreizung<br />

vieler Komponenten und die Heranführung<br />

des Gesamtsystems Triebwerk an physikalische<br />

Grenzen, um die Wirtschaftlichkeit zu<br />

steigern, machen intensive Testreihen unverzichtbar.<br />

Anders ließen sich technologische<br />

Verbesserungen nicht in die Serie überführen“,<br />

urteilt Hans-Rüdiger Deubert, Leiter<br />

Erprobung Triebwerksprogramme der <strong>MTU</strong><br />

<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in München.<br />

Für die Triebwerkserprobungen stehen am<br />

Unternehmenssitz in München vier Entwick-<br />

Mit proDAS in die Zukunft<br />

Mit der Entwicklung von proDAS (professional<br />

Data Acquisition System) setzt die<br />

<strong>MTU</strong> gemeinsam mit dem kanadischen<br />

Projektpartner MDS auf den neuesten<br />

Standard in der Datenerfassung. Bereits<br />

installiert ist das System am Prüfstand 2 in<br />

München.<br />

proDAS verfügt über eine Echtzeitdatenerfassung<br />

(Erfassungsrate 2000 Hz), die<br />

unter Linux läuft, während die übrigen<br />

Komponenten unter Windows betrieben<br />

werden. MDS, einer der führenden Anbieter<br />

von Gasturbinenprüfständen, vermarktet<br />

das fortschrittliche System, das 2001<br />

Höhenprüfstand der Universität Stuttgart, der intensiv<br />

von der <strong>MTU</strong> genutzt wird.<br />

lungsprüfstände für zivile und militärische<br />

Antriebe bereit. Das Quartett wird von Komponenten-<br />

und Bauteileprüfständen ergänzt.<br />

Für besondere Untersuchungen greift<br />

<strong>Deutschlands</strong> führender Triebwerkshersteller<br />

auf den Höhenprüfstand des Instituts für<br />

Luftfahrtantriebe an der Universität Stuttgart<br />

zurück. Dort kann der übliche S<strong>im</strong>ulationsbereich<br />

erheblich erweitert und damit noch<br />

näher an die Realität herangeführt werden.<br />

So lassen sich Flughöhen bis 20 Kilometer,<br />

Fluggeschwindigkeiten bis Mach 2,2 und<br />

Temperaturen von unter –60 Grad Celsius<br />

bis 180 Grad Celsius in Druckbereichen von<br />

0,05 bis 3 bar s<strong>im</strong>ulieren.<br />

Um die letzte Lücke zwischen Bodenprüfstand<br />

und Serienanwendung zu schließen,<br />

werden bei den OEM’s „Flying Testbeds“ wie<br />

konzipiert und ab 2002 entwickelt wurde,<br />

weltweit.<br />

In naher Zukunft werden auch die übrigen<br />

<strong>MTU</strong>-Entwicklungsprüfstande mit proDAS<br />

arbeiten. Der neue Ludwigsfelder Prüfstand<br />

für das TP400-D6 wird von Beginn an mit<br />

diesem System ausgerüstet. „Längerfristig<br />

planen wir auch den Einsatz auf den Serienprüfständen<br />

der <strong>MTU</strong>. Die Vorteile von<br />

proDAS wie Datenqualität, Visualisierung<br />

und Automation sprechen einfach für<br />

sich“, erklärt Dr. Walter Möhres, Leiter<br />

Software/Support bei der <strong>MTU</strong>.<br />

Auch „fliegende Prüfstände“ kommen zum Einsatz – hier ein PW6000 unter dem Flügel einer Boeing 720.<br />

zum Beispiel ältere Boeing 747-Maschinen<br />

genutzt, bei denen ein Standardantrieb<br />

gegen das Testtriebwerk getauscht oder dieses<br />

zusätzlich angebracht wird. Ein weiterer<br />

Testakteur ist der Freiprüfstand, der vor<br />

allem zur Schubmessung, bei Korrelationsläufen<br />

und damit zur Kalibrierung geschlossener<br />

Prüfstände verwendet wird. Zusätzlich<br />

werden dort Einflüsse durch Seitenwind<br />

untersucht sowie Schubumkehrs<strong>im</strong>ulationen<br />

und Lärmmessungen durchgeführt.<br />

Einfacher in der Ausstattung gehalten sind<br />

Serienprüfstände, die Domäne der <strong>MTU</strong><br />

Freiprüfstände – hier mit einem GP7000 – sind in<br />

den USA durchaus üblich.<br />

Maintenance-Gruppe. Auf diesen Anlagen<br />

werden umfassende Funktionsprüfungen<br />

und Leistungsmessungen durchgeführt und<br />

rund 100 Messwerte erfasst. „Anhand der<br />

gewonnenen Daten kann der Zustand eines<br />

instand gesetzten Triebwerks genau best<strong>im</strong>mt<br />

werden; Prognosen für den weiteren<br />

Lebensweg sind ablesbar“, erläutert Thomas<br />

Michaelis, Prüfstandschef bei der <strong>MTU</strong><br />

Maintenance Hannover. Um den Kunden<br />

geringste Durchgangszeiten zu bieten, betreiben<br />

die <strong>MTU</strong>-Instandhalter an ihren<br />

Standorten Langenhagen, Ludwigsfelde,<br />

Vancouver und Zhuhai die notwendigen An-<br />

Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai mit einem<br />

V2<strong>50</strong>0.<br />

lagen vor Ort. Militärische Antriebe werden<br />

auf fünf Prüfständen in München getestet.<br />

Für nähere Informationen stehen Ihnen<br />

Hans-Rüdiger Deubert (Prüfstände<br />

München) und Dr. Jörg Suttan (Prüfstände<br />

Ludwigsfelde) gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-2332 (H.-J. Deubert)<br />

+49 3378 824-281 (Dr. J. Suttan)<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

Prüfstand der <strong>MTU</strong> in Ludwigsfelde für Industriegasturbinen<br />

der LM-Baureihe von General Electric.<br />

REPORT 49


Anekdoten<br />

Luftsprung<br />

über die Ozeane<br />

<strong>50</strong> REPORT<br />

Andreas Spaeth<br />

Fast drei Viertel der Erdoberfläche ist von Ozeanen bedeckt. Die meisten Langstreckenflüge<br />

führen über Wasser und verlaufen reibungslos. Was passiert aber bei einem Triebwerksausfall<br />

fernab jedes Landeplatzes? Seit gut 20 <strong>Jahre</strong>n gibt es für Überwasserstrecken mit zweistrahligen<br />

Jets spezielle Regelungen – namens ETOPS. Sie erlauben zeit- und kerosinsparende<br />

Routen, die bis zu dreieinhalb Stunden vom nächsten Flughafen entfernt liegen. Möglich<br />

macht das die zuverlässige Triebwerkstechnologie von heute.<br />

Das Tropenparadies Midway liegt so einsam<br />

wie kaum ein Flecken sonst auf dem Globus,<br />

wie geschaffen für Robinson Crusoe und<br />

Freitag: Aus den endlosen Weiten des<br />

Pazifischen Ozeans ragt ein 6,2 Quadratkilometer<br />

flaches Landstück als Teil eines<br />

Korallenatolls heraus; 15 Kilometer schneeweiße<br />

Strände erheben sich aus dem türkisblauen<br />

Wasser und gehen <strong>im</strong> Inselinneren in<br />

üppige tropische Vegetation über.<br />

Der Name Midway passt, befindet sich das<br />

Atoll doch beinahe in der Mitte zwischen der<br />

US-Westküste und Tokio. Etwa 4.<strong>50</strong>0 Kilometer<br />

östlich liegt San Francisco, 3.<strong>50</strong>0<br />

Kilometer weiter westlich erreicht man Tokio.<br />

In einem Umkreis von rund 1.800 Kilometern<br />

gibt es keinen weiteren Quadratmeter Land.<br />

Seit der Schließung des Marine-Stützpunktes<br />

1993 fristet das Atoll ein beinahe vergessenes<br />

Dasein, spielt aber plötzlich in der<br />

aktuellen Diskussion <strong>im</strong> Weltluftverkehr eine<br />

entscheidende Rolle: Angesichts der Pläne<br />

der US-Behörden, den Flugplatz Midway aus<br />

Kostengründen zu schließen, fürchten die<br />

Fluggesellschaften um ihre lukrativsten<br />

Strecken. Der Grund: Die 2.437 Meter lange<br />

Hauptlandebahn des Inselflughafens ist für<br />

mögliche Ausweichlandungen auf vielbeflogenen<br />

Pazifikrouten seit langem von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

Grönland bietet ETOPS-Landeplätze.<br />

Iwoj<strong>im</strong>a<br />

Guam<br />

Magadan<br />

Petropavlovsk<br />

Yuzhno Sakhalinsk<br />

King Salmon<br />

Vancouver<br />

Cold Bay<br />

Sapporo<br />

Shemya<br />

Seattle<br />

Tokio<br />

Midway<br />

San Francisco<br />

Wake<br />

Anchorage<br />

Honolulu<br />

Nach der ETOPS-Regel müssen die Flugrouten über den Pazifik innerhalb der roten Kreise liegen. Nur so<br />

können betroffene Maschinen in max<strong>im</strong>al 207 Minuten einen Ausweichlandeplatz erreichen.<br />

Ein unverzichtbarer Ausweichlandeplatz in den Weiten des Pazifiks: die Insel Midway.<br />

REPORT 51


Anekdoten<br />

Zweistrahler wie der Airbus A330 sind heute Alltag auf Überwasserrouten.<br />

„Wenn Midway geschlossen wird, müssten<br />

unsere Flüge von Tokio nach Los Angeles,<br />

San Francisco und Honolulu eine viel nördlichere<br />

Route nehmen“, klagt Rob Henderson,<br />

Sprecher der japanischen Fluggesellschaft<br />

All Nippon Airways (ANA), „das würde bis zu<br />

eine Stunde mehr Flugzeit und bis zu zehn<br />

Prozent höhere Kosten bedeuten.“ Continental<br />

Airlines plant eine Route von Nagoya nach<br />

Honolulu – ohne Midway würde daraus allerdings<br />

nichts. „Dann müssten unsere Boeing<br />

767-Jets eine komplizierte Zickzack-Route<br />

fliegen, um in der Nähe von Mikronesien zu<br />

bleiben“, so Continental-Sprecher Rahsaan<br />

Johnson, „und so viel Extra-Kerosin tanken,<br />

dass wir Passagiere und Fracht zurücklassen<br />

müssten, lohnt sich nicht.“<br />

52 REPORT<br />

Die entscheidende Größe in dieser Diskussion<br />

ist ETOPS. Die Abkürzung steht für<br />

„Extended Twin Operations“ und bezeichnet<br />

die strenge Regel, dass sich zweistrahlige<br />

Verkehrsflugzeuge heute max<strong>im</strong>al 207<br />

Minuten Flugzeit weit – gerechnet mit der<br />

Kraft eines verbleibenden Triebwerks - vom<br />

nächsten Landeplatz über den Ozean hinauswagen<br />

dürfen, also fast dreieinhalb Flugstunden<br />

vom Land entfernt.<br />

Begonnen hat der Trend einst über dem<br />

Nordatlantik: Anfang der 80er-<strong>Jahre</strong> wollte<br />

die US-Gesellschaft TWA ihre kostengünstigere,<br />

zweistrahlige Boeing 767 von Amerika<br />

nach Europa einsetzen anstelle der bis dahin<br />

üblichen drei- oder vierstrahligen Maschinen<br />

wie der Lockheed TriStar oder der Boeing<br />

747. Bis dahin galt eine Regel der US-Luftfahrtbehörde<br />

FAA aus dem Jahr 1953, nach<br />

der zwe<strong>im</strong>otorige Verkehrsflugzeuge stets in<br />

max<strong>im</strong>al 60 Minuten in der Lage sein mussten<br />

einen Landeplatz anzusteuern. Die<br />

damals üblichen Kolbenmotoren schafften<br />

es kaum, selbst den Katzensprung von Irland<br />

nach Neufundland zuverlässig zu fliegen;<br />

Pannen waren an der Tagesordnung, aber bei<br />

vier Motoren kein Problem. Für die meisten<br />

europäischen Airlines galt damals eine ICAO-<br />

Regelung, nach der 90 Minuten oder etwa<br />

1.280 Kilometer Entfernung vom nächsten<br />

Flugplatz für Zwe<strong>im</strong>otorige vorgeschrieben<br />

waren. Auch dann noch wäre mit der Boeing<br />

767 oder dem Airbus A310 ein Umweg ent-<br />

lang der Ausweichflughäfen Keflavik (Island),<br />

Kangerlussuaq (Grönland) und Goose Bay<br />

(Kanada) unvermeidlich gewesen.<br />

Dann kam das Jahr 1984: TWA durfte zunächst<br />

die Frist auf 90 und bald auf 120 Minuten<br />

ausdehnen; später erlaubten die kanadischen<br />

Behörden Air Canada sogar 138<br />

Minuten mit einer speziell ausgerüsteten<br />

Boeing 767.<br />

Anfangs gab es unter Piloten Proteste, doch<br />

bald zeigte sich, dass moderne Triebwerke<br />

eine unvergleichliche Zuverlässigkeit lieferten:<br />

Lag das Risiko eines doppelten Triebwerksausfalls<br />

bei Kolbenmotoren statistisch<br />

bei einem Fall pro acht Millionen Flugstunden,<br />

so passiert dies bei einem heutigen Jet<br />

Anforderungen<br />

an ETOPS-fähige<br />

Passagierflugzeuge<br />

• Verbesserte Zuverlässigkeit der<br />

Triebwerke durch höhere Instandhaltungsstandards<br />

• Verstärkte Kühlung der Avionik-<br />

Instrumente unterhalb des<br />

Cockpits<br />

• Verbesserte Feuer-Unterdrückung<br />

<strong>im</strong> Frachtraum bis zu157 Minuten<br />

• Zusätzliche hydraulische Not-<br />

Stromquelle für die Cockpit-<br />

Instrumente<br />

• Hilfsturbine (APU) muss während<br />

des Fluges in Betrieb gesetzt<br />

werden können<br />

• Zusätzliche Treibstoffreserve<br />

Die <strong>MTU</strong> Maintenance macht Triebwerke ETOPS-tauglich.<br />

rechnerisch einmal pro zehn Milliarden Flugstunden.<br />

Inzwischen ist der kostensparende<br />

und wirtschaftlichere Einsatz von Twin Jets<br />

wie dem Airbus A330 oder der Boeing 777<br />

über dem Atlantik zum Alltag geworden; die<br />

Boeing 777 dominiert mittlerweile auch viele<br />

Pazifik-Strecken. Innerhalb von 24 Stunden<br />

führen heute 125 verschiedene Fluggesellschaften<br />

auf der ganzen Welt etwa 1.100 Flüge<br />

unter ETOPS-Bedingungen durch. Fast <strong>im</strong>mer<br />

ohne Komplikationen.<br />

Im März 2003 musste allerdings eine Boeing<br />

777 nach einem Triebwerksausfall genau 192<br />

Minuten den einmotorigen Flug über dem<br />

Pazifik bis zur sicheren Landung in Kona auf<br />

Hawaii fortsetzen – der längste durch eine<br />

technische Panne bedingte einmotorige Jetflug<br />

in der Geschichte der Luftfahrt. Bis<br />

dahin hatte die 777-Familie rund 400.000<br />

Flüge hinter sich, und dies war erst der dritte<br />

Zwischenfall auf einem ETOPS-Flug, der<br />

eine vorzeitige Landung erforderte. Fazit: Die<br />

strengen Auflagen für ETOPS-Flüge (siehe<br />

Kasten) haben sich bewährt.<br />

„Die Hersteller haben die heutigen Triebwerke<br />

wesentlich ausfallsicherer konstruiert“,<br />

erklärt Christoph Zederer, Senior<br />

Manager Engineering bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Hannover. „Der Trend geht dahin,<br />

ganze Teilflotten von Flugzeugen ETOPS-<br />

tauglich zu machen, um sie flexibel einsetzen<br />

zu können“, so Zederer. Eine Entwicklung,<br />

die sich vor allem bei jenen Jets zeigt, die in<br />

der Hand von Leasingfirmen sind und häufiger<br />

den Betreiber wechseln.<br />

In Hannover werden Triebwerke des Typs<br />

V2<strong>50</strong>0 für längere Überwasserflüge be<strong>im</strong><br />

A320 fit gemacht; auch GE CF6-80C-Aggregate<br />

für Boeing 767-300ER-Jets der Air<br />

Canada gingen bereits durch die <strong>MTU</strong>-<br />

Modifikation. Zederer: „Wichtige Verbesserungen<br />

zur Erhöhung der Ausfallsicherheit<br />

unter ETOPS-Bedingungen sind etwa eine<br />

opt<strong>im</strong>ierte Kühlung der Triebwerksschaufeln<br />

oder Modifikationen von hydromechanischen<br />

und elektrischen Regeleinheiten.“ Das alles<br />

geschieht gemäß des Mottos der unter<br />

Piloten kursierenden scherzhaften Übersetzung<br />

von ETOPS: „<strong>Engines</strong> turn or passengers<br />

sw<strong>im</strong>“ – entweder das Triebwerk dreht<br />

sich oder die Passagiere müssen schw<strong>im</strong>men.<br />

Für nähere Informationen steht Ihnen<br />

Sabine Biesenberger gerne zur Verfügung:<br />

+49 89 1489-2760<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>im</strong><br />

Internet unter www.mtu.de/report<br />

REPORT 53


<strong>MTU</strong> News<br />

Eurofighter: Grünes Licht für Tranche 2<br />

Die Vertragsunterzeichnung der zweiten<br />

Tranche des Eurofighters wirkt sich positiv<br />

auf die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> aus. Bis 2012 wird<br />

der deutsche Triebwerkshersteller und<br />

EJ200-Programmpartner <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Eurojet-Konsortiums 147 komplette Antriebe<br />

für die deutsche Luftwaffe produzieren. Für<br />

die gesamte Tranche 2 liefert die <strong>MTU</strong> 519<br />

Nieder- und Hochdruckverdichter-Baugruppen<br />

sowie 519 Regelungs- und Überwachungseinheiten<br />

an die vier Partnernationen.<br />

„Die Unterzeichnung sichert unserem Unternehmen<br />

die Fortführung eines der wichtigsten<br />

Zukunftsprogramme“, kommentierte Dr.<br />

Stefan Weingartner die Besiegelung der<br />

Tranche 2. Der Leiter Militärische Programme<br />

bei der <strong>MTU</strong> erklärte, dass der Auftrag<br />

einen Umsatz in Höhe von mehr als 670<br />

Millionen Euro generiert und am Standort<br />

Besuch aus<br />

Saudi-Arabien<br />

EineExpertengruppe der Royal Saudi Air Force<br />

(RSAF) hat Mitte April die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

in München besucht. Angeführt von Major<br />

Abdullah Ali Al Omari und Oberst Herbert<br />

Hardt, Nutzungsleiter Tornado bei der Luftwaffe,<br />

wurde die Delegation von Dr. Stefan<br />

Weingartner, Leiter Militärische Programme,<br />

begrüßt.<br />

Im Mittelpunkt der Gespräche standen Customer<br />

Support-Leistungen, Steigerungsmöglichkeiten<br />

der Triebwerkszuverlässigkeit RB199<br />

sowie die digitale elektronische Regelungseinheit<br />

(DECU 2020) die bei der RSAF am<br />

Tornado erprobt werden soll.<br />

54 REPORT<br />

Hartmut Tenter, rechts <strong>im</strong> Bild, unterschrieb als<br />

Managing Director der Eurojet den Vertrag.<br />

München rund 600 Mitarbeiter auslastet.<br />

Ab der zweiten Tranche erhalten die EJ200-<br />

Triebwerke eine neue Regelung. Die bisherige<br />

digitale Regelungseinheit DECU (Digital<br />

Engine Control Unit) wird unter der Federführung<br />

der <strong>MTU</strong> zu einer Regelungs- und<br />

Überwachungseinheit DECMU (Digital Engine<br />

Die IGT-Sparte der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-<br />

Brandenburg hat ihr weltweites Betätigungsfeld<br />

erweitert und zwei Langzeitkunden in<br />

Thailand gewonnen. Für den Energieerzeuger<br />

Rojana Power werden LM6000PC-Industriegasturbinen<br />

(IGT) betreut – Vertragsdauer:<br />

sieben <strong>Jahre</strong>. Die gleiche Laufzeit wurde mit<br />

Sahacogen vereinbart. Der börsennotierte,<br />

unabhängige Energieversorger lässt von den<br />

Ludwigsfeldern zwei LM6000-Gasturbinen<br />

betreuen.<br />

Der Eurofighter steht bei der Luftwaffe bereits <strong>im</strong><br />

aktiven Truppendienst.<br />

Control and Monitoring Unit) umfunktioniert.<br />

„Das neue System gehört weltweit zum<br />

Besten, was der Markt zu bieten hat. Damit<br />

beweisen wir erneut die hohe Kompetenz,<br />

die wir in diesem Bereich haben“, freut sich<br />

Franz Buckl, Leiter Erprobung und Regelung<br />

bei der <strong>MTU</strong>.<br />

Neue Kunden für die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Berlin-Brandenburg<br />

Die Challenger ist ein weit verbreiteter Business-Jet,<br />

der unter anderem durch eine besonders geräumige<br />

Kabine besticht.<br />

Der dritte Neukunde <strong>im</strong> Bunde ist Flight<br />

Options. Für das US-amerikanische Unternehmen<br />

hält die <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-<br />

Brandenburg fünf <strong>Jahre</strong> lang die CF34-Triebwerke<br />

von elf Challenger 601-Maschinen instand.<br />

Die LM6000 ist die leistungsstärkste Industriegasturbine,<br />

die bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />

instand gesetzt wird.<br />

Premiere bei der<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Hannover<br />

Die <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover hat <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr ihre erste Umwelterklärung<br />

vorgelegt. Das 24-Seiten-Werk resultiert aus<br />

einem erstmals durchgeführten Audit nach<br />

der ISO-Norm 14001 sowie der europäischen<br />

EG-Öko-Audit-Verordnung. „Mit erlangter<br />

Zertifizierung haben wir es jetzt schriftlich:<br />

Wir erfüllen den internationalen Standard<br />

und arbeiten nach einem zertifizierten Umweltmanagementsystem“,<br />

erklärt Ferdinand<br />

Exler, Geschäftsführer der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Hannover.<br />

Tiger lässt die<br />

Muskeln spielen<br />

Die Entwicklung des neuen Tiger-Antriebs<br />

MTR390E läuft nach Zeitplan: Ende des vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>s unterzeichneten die Verteidigungsminister<br />

Spaniens und Frankreichs in<br />

Toulouse die Instructions to Proceed für den<br />

neuen Eurocopter Tiger HAD und das<br />

MTR390 Enhanced und brachten damit die<br />

Entwicklung des um 14 Prozent leistungsstärkeren<br />

Antriebs auf den Weg. Für die<br />

Industrie unterschrieben Eurocopter Tiger,<br />

MTR, ITP, Sagem und Indra Systemas.<br />

Der neue Antrieb wird von einem neuen<br />

Konsortium mit Namen MTRI gebaut, das<br />

neben den bisherigen MTR-Partnern den<br />

spanischen Triebwerkshersteller ITP umfasst.<br />

Die ersten MTR390E-Serientriebwerke<br />

sollen Ende 2009 an Spanien gehen.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Michael Hauger<br />

Leiter Unternehmenskommunikation<br />

Chefredaktion:<br />

Sabine Biesenberger<br />

Anschrift:<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Dachauer Straße 665<br />

80995 München • Deutschland<br />

Tel. +49 89 1489-2760<br />

Fax +49 89 1489-4303<br />

E-Mail: sabine.biesenberger@muc.mtu.de<br />

Internet: www.mtu.de<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Ach<strong>im</strong> Figgen, Dr. Matthias Funk, Nicole Geffert, Uwe Kreissig, Odilo Mühling,<br />

Ulrich Pfaffenberger, Andreas Spaeth, Martina Vollmuth, Elisabeth Wagner<br />

Grafik & Layout:<br />

Manfred Deckert<br />

Sollnerstraße 73<br />

81479 München • Deutschland<br />

Tel. +49 89 30728287<br />

Nachweise:<br />

Titelseite: Eurofighter, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 2-3: Forschungszentrum Karlsruhe, <strong>MTU</strong> Friedrichshafen, Andreas Spaeth,<br />

Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 4-19: Bundeswehr, EADS, Eurocopter, Eurofighter, NATO,<br />

Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 20-21: Forschungszentrum Karlsruhe, Institut d'Electronique de Microélectronique et<br />

de Nanotechnologie (Entwicklung: IEMN-CNRS), Snecma Group, Technische<br />

Universität Berlin (Institut für Luft- und Raumfahrt), Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 22-23: Airbus, Pratt & Whitney, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 24-25: Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 26-27: Pratt & Whitney, Ramgen, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 28-29: Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 30-33: EADS, Snecma Group, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 34-35: Lufthansa, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 36-39: EADS, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 40-43: Marc Greichen, Guido Grugnola, Gilles Martin-Raget, <strong>MTU</strong> Friedrichshafen<br />

S. 44-45: EADS, GE Aircraft <strong>Engines</strong>, Pratt & Whitney, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 46-49: MDS <strong>Aero</strong> Support Corporation, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. <strong>50</strong>-53: EADS, NASA, Andreas Spaeth, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

S. 54-55: Eurofighter, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Druck:<br />

Becker Werbeproduktion<br />

Zwieselstraße 7A<br />

83410 Laufen/Salzach • Deutschland<br />

Tel. +49 8682 9564-0<br />

Texte mit Autorenvermerk geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Für unverlangtes Material wird keine Haftung übernommen.<br />

REPORT 55

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